Aktuelle Podcastfolgen
👉 Und hier geht’s zu den täglichen Podcast-Kurzfolgen
Ukraine: Mutige Unternehmer sind bald gefragt
Erfahren Sie im Gespräch mit Igor Dykunskyy und Olga Ianushevych, warum die Ukraine trotz der Kriegsfolgen ein attraktiver Markt bleibt und welche Chancen sich für mutige Unternehmer bieten. Entdecken Sie die Perspektiven für den Wiederaufbau und das wirtschaftliche Potenzial des Landes.
Ein Gespräch mit Igor Dykunskyy und Olga Ianushevych
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Die Ukraine ist ein Land mit einem riesigen Markt und einer Bevölkerung von rund 46 Millionen und damit ein attraktives Land für beinahe jedes Geschäft. Doch seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine leidet die Wirtschaft extrem unter den Kriegsfolgen. Prognosen zufolge wird die Wirtschaftsleistung 2022 um mehr als ein Drittel schrumpfen, doch die Ukraine hofft auf einen schnellen Wiederaufbau nach dem Krieg.
Heute wollen wir uns mal einen Ausblick in die Zukunft gönnen, wenn Frieden eingekehrt ist und sich das Land wieder im Aufbau befindet. Welche Chancen und Möglichkeiten bietet die Ukraine für Unternehmer heute und nach Kriegsende?
Über die besondere Lage in der Ukraine reden wir in diesem Sonderpodcast mit den Rechtsanwälten Igor Dykunskyy und Olga Ianushevych der Kanzlei DLF. Seit über 15 Jahren berät Herr Dykunskyy erfolgreich deutschsprachige Wirtschaftsunternehmen in der Ukraine. Die Rechtsanwälte geben uns einen interessanten Einblick, wie man in der Ukraine unkompliziert und schnell ein Unternehmen gründen kann und von welchen steuerlichen Vorteilen man dabei profitieren kann.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Wie muss man sich das Leben in der Ukraine (vor dem Krieg) vorstellen?
Ein Sprichwort sagt: „Die Ukraine ist wie Borschtsch. Es gibt so viele Varianten, wie es Köche gibt.“ Denn die Ukraine ist ein buntgemischtes Land. Schon seit Jahrhunderten leben dort neben den ethnischen Ukrainern, Krimtataren, Polen, Juden, Russen, Ungarn, Armenier, Griechen, Deutsche und viele andere. Nach den Angaben der letzten Volkszählung leben es in der Ukraine 33 000 Deutsche.
Die offizielle Amtssprache ist ukrainisch, wobei die Mehrheit der Einwohner auch russisch beherrscht.
Die Ukraine ist bekannt für seine schönen bewaldeten Gebirge und die Schwarzmeerküste. Auch Kiew mit seinem historischen Zentrum ist sehenswert und bei Touristen beliebt. Besonders bekannt ist die Sophienkathedrale, die Besucher mit einer goldenen Kuppel sowie Mosaiken und Fresken aus dem 11. Jahrhundert beeindruckt.
Die Lebenshaltungskosten sind im europäischem Vergleich extrem niedrig, was nicht zuletzt daran liegt, dass die ukrainische Währung Hrywnjas gegenüber dem Euro extrem an Wert verloren hat (aktuell: 1 € = 31 UAH).
Auch eine Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist sehr günstig und kostet jeweils weit unter 1 €. Weil eine Fahrt mit dem Taxi so günstig ist, fahren viele in Großstädten wie Kiew lieber mit dem Taxi, als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Von Stadt zu Stadt reist es sich am besten mit dem Zug, der sehr günstig ist und zuverlässig fährt.
Sie sind Digitaler Nomade und es zieht Sie eher an die Wärme? Dann erfahren Sie hier mehr zu Chile.
Wie ist die wirtschaftliche Lage aktuell?
Das Land befand sich vor Kriegsbeginn im Prozess der marktwirtschaftlichen Transformation und der Annäherung an europäische Strukturen.
Doch die russische Invasion hat die aufsteigende Wirtschaft abrupt gestoppt. Durch die Zerstörung wichtiger Infrastruktur, die Blockade der Seehäfen und den massiven Verlust von Arbeitskräften durch Flucht oder Einberufung bricht die Wirtschaft massiv ein. Besonders betroffen sind die Branchen Landwirtschaft und Metallurgie. Der Finanzsektor zeigt sich bis jetzt jedoch erstaunlich robust.
Auch das Investitionsklima im Land wurde nachhaltig gestört, sodass viele Projekte eingestellt oder verschoben wurden.
Zahlreiche Unternehmen wurden durch den Krieg in die Flucht getrieben. Daher beschloss die ukrainische Regierung ein Relokalisierungsprogramm. So konnten bis Mitte Mai 2022 bereits 510 Betriebe in den vergleichsweise sicheren Westen des Landes umgesiedelt werden. Dadurch erhält die ukrainische Wirtschaft und das Investitionsgeschehen positive Impulse.
Insgesamt rechnet die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 30 Prozent für das Jahr 2022. Das EBRD prognostiziert für 2023 einen Anstieg des BIP um 25 %, wenn der Krieg noch dieses Jahr beendet wird. Je nachdem, wie der Krieg weiterhin verläuft, können sich diese Prognosen natürlich verändern.
Für welche Unternehmen ist die Ukraine als Standort interessant?
Dass die Ukraine als Kornkammer Europas gilt, weiß mittlerweile sicher jeder aus den zahlreichen Schlagzeilen. Dank der fruchtbaren Schwarzmeerböden trug der Agrarsektor im Jahr 2021 10,6 Prozent zum BIP bei.
Großes Potenzial besteht außerdem im Bereich erneuerbare Energien, da veraltete Kohlekraftwerke sowie Atomenergie ersetzt werden sollen.
Ein besonders interessanter Sektor ist die IT-Branche. Im Jahr 2021 war der Export der IT Dienstleistungen um 36 Prozent gestiegen.
Um günstige Bedingungen für die weitere Entwicklung und Förderung der IT-Branche zu schaffen, wurde in der Ukraine 2020 ein Projekt namens „Diia City" ins Leben gerufen. Dieses Gesetz trat am 1. Januar 2022 in Kraft und sieht spezielle Rechts- und Steuerregelung für diese Unternehmen vor.
Brauche ich eine Aufenthaltsgenehmigung in der Ukraine?
Alle EU Bürger und Schweizer können sich ohne Visum für 90 Tage innerhalb von 180 Tagen in der Ukraine aufhalten. Wer beabsichtigt, innerhalb von 180 Tagen länger als 90 Tage in der Ukraine zu bleiben, muss eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: eine vorübergehende oder dauerhafte Aufenthaltserlaubnis.
Die vorübergehende Aufenthaltserlaubnis wird in der Regel für eine Gültigkeitsdauer von einem Jahr erteilt und kann auch nach Ablauf verlängert werden. Diesen Aufenthaltstitel können Personen im Zusammenhang mit einer Berufstätigkeit in der Ukraine erwerben. Auch Gesellschafter und Gründer einer ukrainischen Gesellschaft, deren Anteil mindestens EUR 100.000 beträgt, können eine solche Genehmigung beantragen.
Die Ausstellung der vorübergehenden Aufenthaltsgenehmigung erfolgt durch den ukrainischen Migrationsdienst innerhalb von 15 Tagen nach der Einreichung der erforderlichen Unterlagen.
Die dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung wird am häufigsten aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen zu ukrainischen Bürgern oder Einwanderern beantragt. Eine andere Möglichkeit diesen unbegrenzten Aufenthalt zu erwerben, ist eine ausländische Investition von mindestens $100.000 (ausländische Währungen gemäß offiziellem Wechselkurs) in die ukrainische Wirtschaft.
Die beste Option eine solche Investition zu tätigen, ist die Gründung einer Gesellschaft und in deren Stammkapital den Betrag in Höhe von mindestens USD 100.000 in einer ausländischen Währung einzuzahlen.
Als ersten Schritt muss man einen Antrag auf Einwanderungserlaubnis bei einem ukrainischen Konsulat oder einer ukrainischen Botschaft stellen. Wenn diese erteilt wurden ist und man eingereist ist, hat man 5 Werktage Zeit die dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung in der Ukraine zu beantragen.
Der Antrag wird zunächst vom ukrainischen Migrationsamt geprüft, was bis zu 1 Jahr dauern kann. In der Regel findet die Überprüfung jedoch innerhalb von 3 bis 6 Monaten statt.
Wie (schnell) kann man in der Ukraine ein Unternehmen gründen?
In der Ukraine ist die GmbH ukrainischen Rechts die häufigste Unternehmensrechtsform. Die Vorteile einer ukrainischen GmbH sind, dass kein Mindeststammkapital erforderlich ist, die persönliche Haftung der Gesellschafter eingeschränkt ist und die Gründungsfristen kurz sind.
Der Gründungsprozess einer ukrainischen Gesellschaft gestaltet sich sehr schnell und unkompliziert. Die Registrierung einer GmbH und ihre Eintragung ins ukrainische Handelsregister kann innerhalb von 24 Stunden erledigt werden. Bis eine Gesellschaft handlungsfähig ist, dauert es 10 bis 14 Tage.
Die Registrierung einer GmbH kann sogar durch einen Bevollmächtigten vorgenommen werden, ohne dass Sie als Investor anwesend sein müssen.
Zum Zeitpunkt der Registrierung muss ein ukrainischer Staatsangehöriger oder ein Ausländer mit ukrainischer Aufenthaltsgenehmigung als Geschäftsführer auftreten. Ungefähr 2 bis 3 Wochen nach der Registrierung kann auch eine ausländische Person als Geschäftsführer bestellt werden.
Als ausländischer Gesellschafter bzw. Geschäftsführer der GmbH müssen Sie zunächst eine Steuernummer in der Ukraine beantragen, welche in der Regel innerhalb von 5 Werktagen erteilt wird. Nach der Unterzeichnung der Satzung über die Registrierung der GmbH erfolgt die staatliche Registrierung. Ein Bankkonto lässt sich in nur 5 Minuten problemlos eröffnen.
Lesen Sie hier mehr zu Unternehmensgründung USA.
Wie sind die Steuern in der Ukraine?
Das ukrainische Steuerrecht ist im Vergleich zum deutschen recht einfach und übersichtlich. Das Fundament bilden Einkommensteuergesetz, das Gewinnsteuergesetz und das Umsatzsteuergesetz.
Die Umsatzsteuer liegt derzeit bei 20 %, aber nicht alle Unternehmen sind müssen diese Steuer bezahlen. Erst ab einem Umsatz von 1 Million UAH (Griwna) pro Kalenderjahr wird die Umsatzsteuer veranlagt.
Für ukrainische und ausländische Unternehmen, die in der Ukraine ihrer Geschäftstätigkeit nachgehen, kommt eine Körperschaftsteuer von 18 % zum Tragen. Unter bestimmten Umständen ist diese jedoch deutlich niedriger. Unternehmen, die in der Ukraine keine steuerlichen Residenten sind, werden nur mit 15 % besteuert. Zudem hat die Ukraine mit ca. 75 Ländern Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen, sodass in Verbindung mit bestimmten Einkünften von Nichtresidenten in der Ukraine ein niedrigerer Steuersatz angewendet werden kann.
Unternehmen mit Ansässigkeit in Diia City können in besonderen Bedingungen von einer reduzierten Körperschaftsteuer von 9 % profitieren.
Anfang 2012 wurde, mit dem Ziel kleine und mittelständische Unternehmen zu unterstützen, in der Ukraine ein vereinfachtes Besteuerungssystem eingeführt. Einzelunternehmer, juristische Person und Agrarbetriebe können diese besondere Besteuerung wählen, die abhängig von der Anzahl der im Unternehmen beschäftigten Arbeitnehmer, Höhe des Umsatzes pro Jahr und Art der Tätigkeit ist (4 Gruppen). Gesellschaften können dann wählen, entweder 5 % Einheitssteuer ohne Mehrwertsteuer, oder 3 % Einheitssteuer plus 20 % Mehrwertsteuer zu bezahlen.
In der Ukraine muss außerdem eine Militärabgabe von 1,5 % geleistet werden.
Was spricht für eine Geschäftstätigkeit in der Ukraine?
Auch schon vor dem Krieg wurde die Ukraine von Unternehmern und Investoren mit Skepsis betrachtet. Trotzdem gibt es Investoren, die den Schritt gewagt haben und von zahlreichen Vorteilen profitieren.
Und vor allem nach dem Krieg braucht das Land für den Wiederaufbau mutige Investoren. Die ukrainische Regierung kündigte schon nach Kriegsausbruch Investitionsprojekte in der Logistik, der Nahrungsmittelbranche und Wohnungsbau an.
Damit kommen wir zum ersten Vorteil für Investoren. Die Regierung Großinvestoren vorübergehend (bis 1.Januar 2035) die Möglichkeit, von der Entrichtung der Körperschaftsteuer befreit zu werden. Nach Beginn des Investitionsprojekts kann die Befreiung für 5 Jahre geltend gemacht werden, wenn die Verpflichtungen im Rahmen des Investitionsvertrages erfüllt werden.
Ein weiterer Pluspunkt ist das schon erwähnte vereinfachten Steuersystem, mit dem Unternehmen einiges an Steuern sparen können. Auch das Verwaltungssystem gestaltet sich einfach und unkompliziert. Zahlreiche Verwaltungsdienstleistungen und Terminvergaben können online erledigt werden, was viel Zeit und Nerven spart.
Eine Geschäftstätigkeit in der Ukraine ist außerdem von Vorteil für Unternehmer, da die Lohnkosten sehr niedrig sind. Das durchschnittliche Gehalt in der Ukraine liegt bei umgerechnet etwa 406 € netto.
Zudem kommen auch viele ausländische Unternehmer in das Land, um ihre Geschäftsideen hier zu testen.
Kontaktdaten und Links:
Igor Dykunskyy und Olga Ianushevych
Homepage: www.dlf.ua/de/
E-Mail: igor.dykunskyy@dlf.ua
Telefon: +380 44 384 24 54
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Visum Thailand Beantragen: Diese verschiedenen Visa gibt es
Auswandern nach Rumänien: Alles was du wissen musst
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Das Leben als digitaler Nomade
Kommt die BRICS Währung? Zukunftsprognose und Potenzial
Warum eine gemeinsame BRICS Währung als Ersatz für den US-Dollar unrealistisch ist
Dubai - sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht
Timestamps
00:00:18 - Begrüßung und Vorstellung Frau Ianushevych und Herr Dykunskyy
00:04:31 - Wie geht es vor Ort mit dem Krieg in der Ukraine? Wie sieht die Wirtschaft aus?
00:08:44 - Welche Branchen sind in der Ukraine erfolgreich?
00:11:06 - Wie ist das Leben in der Ukraine
00:16:28 - Wie ist die Infrastruktur, Strom, Internet, ÖV?
00:18:25 - Unternehmensgründung in der Ukraine
00:21:55 - Aufenthaltsgenehmigung in der Ukraine
00:25:31 - Für welche Unternehmer ist die Ukraine interessant?
00:28:18 - Steuersystem in der Ukraine
00:37:01 - Gesundheits- und Schulsystem in der Ukraine
00:39:03 - Positiver Ausblick in die Zukunft nach Kriegsende
00:40:21 - Kategorie: Kurze Frage, kurze Antwort
00:42:12 - Kontaktdaten, Verabschiedung
Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP 36: Ukraine: Mutige Unternehmer sind bald gefragt
Ein Gespräch mit Igor Dykunskyy und Olga Ianushevych
Perspektive Ausland – Der Podcast für Unternehmer und Freiberufler die es ins Ausland zieht, egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmen-Gründung oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.
00:00:18 - Begrüßung und Vorstellung Frau Ianushevych und Herr Dykunskyy
Daniel: Also die Ukraine, wenn man das Land hört, also viele Leute haben sich jetzt vielleicht das erste Mal richtig mit dem Land beschäftigt, oder sind ja noch dabei. Generell, wenn wir jetzt über die Ukraine so die Fakten, die man so kennt: Man weiß, hat ungefähr die Hälfte der Einwohner von Deutschland, so grob gesehen 44 Mio ungefähr, es gibt die Schwarz Meer Küste, das das wissen viele. Es gibt so ein paar besondere Sehenswürdigkeiten, von denen viele schon mal gehört haben, die Sophien Kathedrale zum Beispiel, oder auch diese wunderschöne Einkaufsstraße, deren Namen man so schwer aussprechen kann, Khreschatyk oder so ähnlich. Also man hat gehört, dass ist die Kornkammer von Europas, Vielen war das nicht so klar, jetzt ist das plötzlich klar geworden, aber in Zukunft wird es eben auch in Nachschlagewerken stehen und in den Köpfen sein, das war / ist der jüngste Krieg in Europa und das kommt eben mit dazu zu dem, was wir gehört haben. So wir haben heute, wir freuen uns sehr, dass wir in einem Podcast die Frau Ianushevych haben und den Herr Dykunskyy. Vielleicht beginnen wir einfach so, dass sie sich beide kurz vorstellen und dann steigen wir in das Thema zusammen ein.
Olga: Hallo zusammen, sehr geehrter Herr Taborek, sehr geehrte Zuschauer und Zuhörer. Ich heiße Olga Ianushevych und ich bin eine Juristin, bei DLF Rechtsanwälte der Ukraine. Ich arbeite dort schon ein bisschen mehr als ein einhalb Jahren. Und bin mit den Fragen von Körperschaftsrechte, Gesellschaftsrechte durch Arbeitsrecht beschäftigt ja und unser Unternehmen hat vorwiegend mit, also die Kunden aus deutschsprachigen Ländern, aber auch von den anderen Ländern Europas und auch aus der USA und China, also von der ganzen Welt eigentlich. Ja, und wir sind froh, dass wir jetzt ja hier öffnen, also und so für die Zuschauer vertreten könnten.
Daniel: Sehr schön, eine Frage interessiert uns trotzdem noch, wo haben Sie denn so wunderbar Deutsch gelernt?
Olga: Ach, ich lerne Deutsch seit erster Klasse und ich habe noch 2 Jahre in Deutschland studiert. In Frankfurt an der Oder, an der Universität Viadrina und danke für das Kompliment.
Daniel: Schön, dann vielen Dank für die Vorstellung, jetzt gehen wir zum Herrn Dikunysky.
Igor: Hallo zusammen! Mein Name ist Igor Dykunskyy. Ich bin Managing Partner der der Anwaltskanzlei DLF Rechtsanwälte. Meine Kollegin, Olga hat schon heute uns kurz vorgestellt. Kann man zusammenfassen, dass wir deutschsprachige und englischsprachige Mandaten in der Ukraine vertreten. Also wir haben fast gar keine ukrainische Mandanten in dem Sinne aus der europäischen Tochtergesellschaften. Das heißt, wir verstehen die Mentalität der deutschen Unternehmen, die in der Ukraine vertreten sind. Wir verstehen, was hier auf sie zukommt und wie wir ihre Herausforderungen hier die Ukraine lösen können ja, auf dem rechtlichen Regeln. Wir haben auch sogenannte German Desk, Olga und ich gehören auch dazu und auch andere Anwälte. Also wir unterstützen gerne alle Geschäftsleute Investoren, die bereit sind, sehr niederzulassen beziehungsweise schon Geschäfte erfolgreich machen.
Daniel: Ja, vielen Dank, aber von ihnen wollen wir auch gerne wissen warum können sie so gut Deutsch?
Igor: Schwierig zu sagen, also auch von der ersten Klasse gelernt. In Stuttgart, Wien, Göttingen, Augsburg studiert überall, aber seit 15 Jahren also berate ich vorwiegend deutschsprachige Unternehmen, das heißt also jeden Tag redest du.
00:04:31 - Wie geht es vor Ort mit dem Krieg in der Ukraine? Wie sieht die Wirtschaft aus?
Daniel: Klasse, dann würde uns niemand verzeihen, wenn wir jetzt in einem Podcast zu tun, als gäbe es gerade keinen Krieg, oder? Deswegen ein, zwei, dire paar Fragen müssen wir einfach mal ganz kurz mit erwähnen, also vielleicht die wichtigste Frage wie geht es ihnen selber gerade? Sind sie gerade sind sie an einem sicheren Ort und fühlen sich einigermaßen sicher und gut gerade?
Igor: Alle unsere Kollegen also sie sind in Sicherheit. Ja, also wir sind eigentlich schon zerstreut, natürlich nicht im Büro im Kiew. Einige Kollegen sind in Kiew und der Verteidigung zum Beispiel, ja, wir machen auch ziemlich viel im Bereich humanitäre Hilfe für die Ukraine. Versuchen jetzt auch die Anfragen unserer Mandaten zu bearbeiten. Obwohl in den ersten 2 Wochen das war wirklich so ganz, ganz ruhig auf, gar keine Anfragen, die hatten auch keine Zeit dafür. Ja, einige Kollegen sind umgezogen in die West Ukraine, Olga sitzt jetzt in Deutschland auch, also mit ihren drei Kindern, ja, und deswegen ist eine Herausforderung für das ganze Land, aber unser Team hat das hier ziemlich gut gemeistert, ja, was die Familie angeht.
Daniel: Ja, das freut uns natürlich zu hören jetzt, die gibt es ja eine ganze Menge, sie haben ja selber gesagt, Sie beraten Deutsche für eigentlich fast ausschließlich deutsche Mandanten, in der Ukraine. Wie gehts denn da diesen deutschsprachigen Mandanten zur Zeit? Also wie wie? Wie hart betrifft die das jetzt? Also kann man sich das so vorstellen, dass alle jetzt im Betrieb geschlossen haben und niemand mehr da ist oder und nichts mehr läuft oder was passiert da eigentlich jetzt momentan gerade in der Wirtschaft?
Igor: Nee, also ich, ich glaube es ist unterschiedlich, also was wir jetzt in der Westukraine hinbekommen, also auch die es gibt sehr viele Automobilzulieferer hier in der Ukraine, ja auch unser Unternehmen und in der Ukraine, also in der Westukraine also diese diese Werke laufen auch in Kolomyia, glaube nur die ersten 2 Wochen hat man nicht gearbeitet oder ist einer der Automobilzulieferer deutschen Automobilzulieferer vertreten. Aber jetzt die arbeiten, die Leute ganz normal auch also das Werk in Luzk, das ist nicht weit von der Weißrussischen Grenze, hat die Arbeit aufgenommen und das heißt so, wir kämpfen eigentlich auf unterschiedlichen Fronten auch wirtschaftlichen, ja im Westen auch. Auch die Steuerzahlen als Land, als die Wirtschaft, als Business. Und wir müssen auch unser Staat also dadurch unterstützen, aber das ist unterschiedlich. Also es gibt so ganz gravierende Fälle in der Ostukraine, Industrielles zum Beispiel der Hersteller von den bekannten Oreo Süßigkeiten und das ganze Werk zerstört. Es gibt auch andere leider schlimme Fälle, aber in der West Ukraine fühlen wir uns hier sicher ja und was ich hier mitbekomme so. Natürlich also es gibt auch viele IT Unternehmen hier in der in der Ukraine, ja, die sind auch also ich würde sagen also fast ja so einen großen Dingen unbetroffen ja, weil die haben das anders natürlich. Also das ganze Geschäft läuft anders wie die Produktion, aber das ist so von der Region heraus unterschiedliche.
Daniel: Jetzt hatten sie in Bezug auf ihre Mandantschaft ja schon angesprochen Automobilindustrie, jetzt gerade auch noch über IT Unternehmen gesprochen. Die Mandanten, oder die Unternehmen aus dem deutschsprachigen Bereich, die vorzugsweise jetzt in die Ukraine gekommen sind und da sind, gibt es da außer der Automobilindustrie noch andere so typische Industriezweige, die sich in der Ukraine da so sesshaft gemacht haben und erfolgreich tätig sind? Was ist denn das, was sind das so für Branchen? Übrigens, wenn du keinen unserer interessanten Podcast mehr verpassen willst, dann klicke jetzt gleich auf Abo und besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com, da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.
00:08:44 - Welche Branchen sind in der Ukraine erfolgreich?
Igor: Haben wir schon erwähnt, ja, die Landwirtschaft ist so bekannt und den Anbau von Weizen, ja, also sonst auch so, um die Verarbeitung ja Viehzucht oder Schweinezucht, Hühnerfleisch ja wir produzieren sehr viel von dem. Und da auch diese anderen Nischen sind in der Ukraine so ganz, ganz verbreitet ja. Wir sind auch im Bereich Lohnveredelung, also auch Zulieferer Textilindustrie in dem Fall, aber auch zum Beispiel Lebensmittel, also Verarbeitung von Lebensmitteln wie Fisch, ja in der Ukraine. Von Hamburg zum Beispiel wurde eingeführt und hier verarbeitet und dann weiter ausgeführt. Es gibt so ziemlich viele Branchen und das so sogenannte neue Gesetz, also noch verabschiedet letztes Jahr über die Unterstützung von Gross-Investoren ab 20 Mio €, mindestens 80 Arbeitsplätze und natürlich also auch überdurchschnittliches Gehalt. Alle diese Themen also wurden noch letztes Jahr ganz gut entwickelt. Ja, und wir waren auf dem sind immer noch auf dem guten Wege. Auch das Gesetz über die Industrie Parks, ja und auch andere Themen, also die werden ja so meiner Meinung nach, nach dem Sieg der Ukraine in diesem Krieg also wird die Wirtschaft liberalisiert. Und da es wird denn hoffentlich mehr ausländische Unternehmen in die Ukraine kommen.
Daniel: Ja, das ist durchaus ein ganz wichtiges Thema, denke ich, da wird es hoffentlich dann auch einige Wiederaufbauprogramme geben und bestimmt auch ein Thema dann für einen zweiten Podcast dann. Jetzt das Leben in der Ukraine. Wie stellt man sich das jetzt mal abgesehen von dieser schrecklichen Situation, jetzt gerade, aber normalerweise, wie würden sie jetzt das Leben in der Ukraine im Vergleich zu anderen europäischen Ländern beschreiben? Also, wenn sich jemand entscheidet, dahin zu ziehen, wohnt in der Ukraine, was erwartet ihn und was wird ihm vielleicht fehlen?
00:11:06 - Wie ist das Leben in der Ukraine?
Igor: Ich glaube das am besten redet man in diesem Fall mit den Expats in der Ukraine. Aber wir haben viele Mandaten, auch Freunde in der Ukraine, die Ausländer sind. Wir haben schon seit 2008, seit dieser Bischofswiese gemerkt, dass die Expats oder Ausländer die Ukraine nicht verlassen wollen, also das war also wirklich interessant. Kiew, Lwiw, Odessa, Tscherniwzi oder auch meine Heimatstadt Iwano-Frankiwsk und diese Städte verändern sich, also ich spreche nicht von kleinen Dörfern oder kleinen Bezirksstädten, ja, aber hier boomt das Leben ja und zudem natürlich gibt es die sogenannte Auslandszuschüsse ja und auch im Jahr 2018 viele wollten damals die Uhren nicht verlassen, wurde aber gezwungen, weil ihre Stellen abgeschafft wurden. Aber auch nach dem Kriegsausbruch im Jahr 2014/2015 war das ziemlich, also das waren keine gute Zeit für die ukrainische Wirtschaft, also wir haben wirklich so glaube, 20 Prozent unseres Bruttoinlandsprodukts verloren. Sehr große Inflation gab es damals, aber in den letzten Jahren schon wieder gab es diese Wiederaufbau, der Wachstum ja, und wir haben immer mehr ausländische Geschäftsleute hier bekommen, auch Privatpersonen, also digitale Nomaden, die haben verstanden, dass in Kiew zum Beispiel man kann man ganz gut leben kann, man kann gutes Geld verdienen, wenn man für ausländische Unternehmen arbeitet, aber zudem bekommt man noch so ein besseres, interessantes Leben. Ja, wir haben auch Mandant aus Frankfurt oder aus München. Die haben gesagt also, wir fühlen sich, die haben sich in Kiew sicherer gefühlt, als zum Beispiel in Frankfurt, ja im Stadtzentrum ja und also das war auch interessant für mich, weil eigentlich also je deutschen Städte sind sicherlich sicher, aber dieses dieser Vergleich also war ein auch eine Entdeckung für mich. Und immer mehr IT-Unternehmen also sind in der Ukraine gekommen. Auch Privatleute, zum Beispiel Lwiew ist ganz interessant oder von dieser Kultur her und auch viele Restaurants, das ganze Leben ist anders. Ja, also meiner Meinung nach, wenn wir zum Beispiel in Deutschland oder Österreich so schöne Länder vergleichen aber die er zu ruhig sind, ja aus meiner Sicht.
Olga: Wie Igor schon gesagt hat, wir haben einen stark entwickeltes Bereich vom IT Industrie und meiner Meinung nach hat diese Entwicklung in dieser Branche das ganze Leben in der Ukraine beeinflusst, also ganz stark beeinflusst und jetzt hier in Deutschland kann ich das bemerken. Zum Beispiel sind bei uns in der Ukraine sehr viele Lösungen per online Dienstleistungen gefunden, Verwaltungsdienstleistung zum Beispiel. Wir haben ein großes Plattform, das Dia heißt und durch diese Plattform kann man die ganze Liste von verschiedenen Verwaltungs Dienstleistungen bekommen, sowohl diese Leistungen sind für die natürliche, als auch für juristische Personen zugänglich und man kann dort zum Beispiel soziale Hilfe beim Geburt des Kindes bekommen und sogar sich als Einzel-Unternehmer registrieren lassen und sogar eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung mit Mustersatzung auch registrieren. Und eigentlich geht es viel viel schneller, als vermute ich in Deutschland. Zum Beispiel habe ich auch bei den Banken bemerkt. Bei uns dauert die Bankkonto Eröffnung circa 2 bis 5 Minuten maximal und wir können schon eine Karte bekommen mit Pins und das alles, was dazugehört und in Deutschland habe ich zirka eine halbe Stunde das Bankkonto eröffnet, danach wurde mir per Post zuerst die Pins verschickt und danach noch die Karte selbst. Also das war für mich so eine überraschung, weil ich nach der Ukraine das nicht erwartet habe das in so einem entwickelten Land, irgendwie solche Dinge so lange dauern ja und eigentlich ich verstehe jetzt, warum das vielleicht wirklich unser IT Entwickler sie sind wirklich stark und sie arbeiten nicht mehr nur bei den ausländischen Unternehmen und Tochtergesellschaft dann, sondern auch bei beim Staat, also Gott sei Dank. Also ich, ich denke das in diesem Sinne die Ausländer sich in der Ukraine auch wohl fühlen.
00:16:28 - Wie ist die Infrastruktur, Strom, Internet, ÖV?
Daniel: Danke, das war eine gute Zusammenfassung. Wir kommen dann nochmal zu sprechen, auf das auf den Prozess der Unternehmensgründung. Generell, also die Infrastruktur, wenn man sagt, also ich, ich würde jetzt in die Ukraine gehen. Ich möchte da leben, ich möchte da mein Unternehmen gründen, investieren, also Infrastruktur, die ich vorfinde, ist gut. Wie siehts aus, also generell, wenn wir nochmal sagen: Internet, Strom, Öffentliche Verkehrsmittel? Das ist immer das, was so angesprochen wird. Wie würden Sie das sehen, Herr Dykunskyy?
Igor: Internet funktioniert bei uns ganz, so unter diesen Bedingungen. Überall ja, alles funktioniert also. Sie haben öffentlichen Verkehr erwähnt, also ich würde vorschlagen, in dem Fall also haben wir im Kiew auch die U-Bahn, aber zum Beispiel so viele Ausländer, die profitieren davon, dass die Taxikosten bei uns wirklich niedrig sind. Ist nicht so, das ist auch ganz, ganz praktisch. Ja, es gibt da so Züge zwischen ukrainischen Städten, Nachtzüge meistens, weil die Entfernungen auch größer sind, natürlich auch Flugverbindungen, ja also nicht so gut wie zum Beispiel in Deutschland. Ja, dass man also von kleinen Städten, also also von Köln, zum Beispiel nach München oder mindestens 3 / 4 mal fliegen kann, aber trotzdem, dass diese Möglichkeiten bestanden früher. Aber meistens wir werden die Zugfahrten bevorzugt und dann natürlich so innerhalb der Stadt Taxi-Fahrten. Aber ja, aber eigentlich also kommt drauf an, wo die Ausländer sich niederlassen wollen, weil natürlich so als IT Entwickler oder Software Developer, kann man überall arbeiten, wenn es um eine Produktion geht oder zum Beispiel um Viehzucht, so im kleinen Ausmaß auf ja, dann muss man natürlich auch die anderen Faktoren berücksichtigen.
00:18:25 - Unternehmensgründung in der Ukraine
Daniel: Vielleicht steigen wir jetzt mal direkt in das Thema Unternehmensgründung ein. Die Frau Ianushevych hatte ja schon erwähnen, dass Thema Unternehmensgründung, sehr modern organisiert alles wahrscheinlich online dann über diese Plattform machbar. Gibt es generell noch was zu sagen also bei der Beantragung, oder bei der Gründung eines Unternehmens, Eintragungen in Register und so weiter und sofort was gibt es für typische Gesellschaftsformen und mit welcher Zeit und mit welchen Kosten ungefähr man sich rechnen, bis mein Unternehmen operativ tätig sein kann?
Igor: In jedem Fall muss man auf Fakten setzen, dass Ausländer nicht unbedingt in die Ukraine kommen sollen, für die Firmengründung. Natürlich lässt sich alles auch mit einer Vollmacht erledigen. Die werden also appostiliert und zum Beispiel in Deutschland oder in Österreich in der Schweiz Vollmacht können wir alle Handlungen hier vor Ort vornehmen ja, wir beantragen dann eine Steuernummer in der Ukraine für die Privatperson, natürliche Person und dann erfolgt die Eintragung der Gesellschaft im ukrainischen Handelsregister. Das Ganze erfolgt ziemlich schnell, auch immer auf die Eröffnung eines Bankkontos ja würde vorschlagen, wenn wir auch einschätzen, wenn wir auch die Beantragung einer ukrainischen Steuernummer berücksichtigen, dann innerhalb von maximal 10 höchstens so 14 Werktagen kann alles erfolgen, dann ist die Gesellschaft handlungsfähig, Aber viel wichtiger ist in diesem Fall nicht die Frist, innerhalb welcher die Gesellschaft eingetragen wird, beziehungsweise handlungsfähig, sondern das sie auch operativ tätig wird. Ja, also zum Beispiel die Vertretung, die die Befugnisse des Geschäftsführers müssen klar definiert werden. Ja, die Gesellschaft dann also keine Probleme haben, wenn es um den Abschluss von bestimmten Verträgen geht, ja, wer oder das sogenannte Vieraugenprinzip Rat definiert wird, das ist viel wichtiger, wie unsere Erfahrung zeigt.
Daniel: Gibt es denn, also braucht man einen lokalen Geschäftsführer oder kann eine im Ausland wohnende Personen Geschäftsführer sein? Wie ist das in der Ukraine?
Igor: Ja, am Anfang braucht man einen ukrainischen Geschäftsführer. Obwohl letztes Jahr gab es auch Gesetzesänderungen. Das heißt auch Ausländer können jetzt bei der Firmen Gründung, können Sie zum Geschäftsführer bestellt werden. Ja, im Auftrag eines Arbeitsvertrags handeln, aber auch die Beantragung einer Arbeitserlaubnis beziehungsweise eine Aufenthaltsgenehmigung besonders in Corona Zeit und das war auch wichtig, dass man eine vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung hat, weil er noch im März beziehungsweise auch bis April 2020 gab es Einschränkungen in Bezug auf die Einreise in die Ukraine und nur die Ausländer, die über eine vorübergehende oder eine permanente auf einer Genehmigung verfügten ja durften das problemlos machen.
Daniel: Jetzt haben Sie gerade die Aufenthaltsgenehmigung angesprochen. Gibt es da verschiedene Aufenthaltsgenehmigungs-Arten, die man beantragen kann? Also wie schwierig ist das? Kann man abgelehnt werden oder was muss man was muss man für Anforderungen erfüllen, um die Aufenthaltserlaubnis in der Ukraine zu bekommen? Wie lange läuft die?
00:21:55 - Aufenthaltsgenehmigung in der Ukraine
Igor: Hier sprechen wir von 2 Aufenthaltsgenehmigungen, von 2 Arten, vorübergehender und von permanente Aufenthaltsgenehmigung. Permanente Aufenthaltsgenehmigung wird in dem Falle erteilt, wenn der Ausländer eine Investition von mindestens $100.000 geleistet hat, in in die ukrainische Wirtschaft, das heißt es wird eine ukrainische Gesellschaft gegründet, wird das Stammkapital in Höhe von mindestens $100000 eingezahlt und danach erfolgt die Beantragung einer sogenannten Immigrations-Genehmigung und erst dann erfolgt die Beantragung einer permanenten Aufenthaltsgenehmigung. Das ganze Verfahren kann bis zu einem Jahr dauern. Ja, aber dann hat der Ausländer eine permanente, das heißt unbegrenzte, uneingeschränkte Aufenthaltsgenehmigung. Ja natürlich, also man muss mindestens hunderttausend Dollar investieren natürlich. Dieses Geld kann man zum Beispiel auch für die für den Erwerb einer Immobilie verwenden. Ja, und auf diese Weise kann man auch in der Ukraine Geschäfte machen, beziehungsweise davon profitieren, dass die Preise noch vor dem Krieg immer so gestiegen sind, beziehungsweise besonders, wenn wir von den Neubauten sprechen. Die vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung wird beantragt, wenn man einen rechtlichen Grund dafür hat und meistens nach der Beantragung einer Arbeitserlaubnis, oder als Gesellschafter beziehungsweise Gründer einer ukrainischen Gesellschaft und mindestens hunderttausend Euro in Stamm Kapital eingezahlt hat, dann kann man auch die vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung beantragen.
Daniel: Und jetzt hatten wir ja schon am Anfang mal ganz kurz über das Thema digitale Nomaden auch gesprochen. Also es könnte jetzt einfach sein, dass jemand sagt, ich arbeite im Internet weltweit und ich möchte gerne auch mal diese Gegend kennenlernen, ich möchte gerne mal eine Zeit lang in der Ukraine wohnen, leben, von dort aus Arbeiten. Ist das möglich, dass dann jemand längere Zeit, als sozusagen ein Teil seines digitalen Nomaden Lebens in der Ukraine dann hat oder wie ist das? Was gibt es dafür Aufenthaltsmöglichkeiten? Normalerweise 3 Monate, wahrscheinlich ein normales Visum, oder wie läuft das? Was gibt es da für Aufenthaltsmöglichkeiten hier?
Igor: Die Einwohner von Deutschland, bzw. Österreich oder der Schweiz, die dürfen sich innerhalb von 90 Tagen aufhalten, innerhalb von 180 Tagen. Das heißt, man darf also diese Obergrenze nicht überschreiten, aber wenn sie sich hier in der Ukraine als Einzelunternehmer zum Beispiel eintragen lassen, eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen, dann können Sie hier auch das ganze Jahr bleiben und es wird auch nicht kontrolliert, wie viele Tage tatsächlich in der Ukraine verbracht wurden. Wir haben auch Mandanten, die das wie gesagt, so erfolgreich machen, sind zufrieden, genießen das Leben in Lwiw oder in Kiew, oder haben genossen ja, in Lwiw immer noch ja, weil jetzt gibt es hier keine großen Auswirkungen des Krieges und diese Möglichkeit besteht. Das heißt, aufgrund der erteilten Aufenthaltsgenehmigung können sich Ausländer hier in der Ukraine aufhalten und können auch weiter für ihre deutsche beziehungsweise österreichische Unternehmen tätig sein.
Daniel: Und diese Aufenthaltsgenehmigung dann, die ist für immer für ein Jahr befristet oder wie läuft das? Und dann muss sie wieder verlängert werden?
Igor: Ja, in diesem Fall ja, für ein Jahr, also wenn das hier wird problemlos verlängert.
00:25:31 - Für welche Unternehmer ist die Ukraine interessant?
Daniel: Ok. Was würden Sie denn jetzt zum Beispiel sagen, wo sehen Sie das größte Potenzial, wenn jetzt jemand sagt, ich möchte in die Ukraine kommen oder einfach auf der Suche ist, sich verschiedene Länder anschaut, was hätte denn die Ukraine interessantes zu bieten für Leute, die investieren wollen, die geschäftlich tätig sein wollen?
Igor: Ok. Also ich glaube, in diesem Fall würden wir, wir müssen auch trennen, so Privatpersonen zum Beispiel, die dann so 100.000 oder $300.000 Dollar haben und in die Ukraine kommen. Es gibt ziemlich gute Möglichkeiten beim Investment in ukrainische Immobilien, besteht immer noch diese Möglichkeit, obwohl im Moment die staatlichen Register nicht zugänglich sind. Bei Krieg Ausbruch hat man also die Register dann gesperrt. Ja, und man kann in diesem Falle so die Immobilien nicht erwerben, aber zumindest kann man in die Ukraine kommen, nach Lwiew oder nach W? oder Uschorod ja kann man sich umschauen und wickelt den Eindruck bekommen, wie das hier alles läuft. Ja und jetzt sieht man schon so viele Neubauten. Ja, es gibt also wirklich so diese Möglichkeiten zu investieren, nachdem der Krieg vorbei ist oder wir in dem Falle gewonnen haben und kann man schon den ersten Eindruck bekommen beziehungsweise sich eine Location ja aussuchen. Die zweite Möglichkeit es gibt also auch Ausländer, die in die Ukraine kommen und versuchen also hier ihre Geschäftsideen ja zu testen. Weil erstens solche Städte wie Iwano-Frankiwsk oder Tschernowitz sind nicht auf dem Radar, von anderen Geschäftsleuten. Und zum Beispiel so Zustellung von Lebensmitteln, ja oder auch Zustell-Dienste, diese Städte kann man hier ganz gut testen und dann oder ihn Geschäftsmodell übernehmen.
Daniel: Auch interessant. Dann interessiert unser Zuschauer Zuhörer, auch mich persönlich das Steuersystem mal zu verstehen von der Ukraine jetzt auch im Vergleich im Wettbewerb zu anderen europäischen Ländern. Also was für Steuern erwarten mich? Wir haben in der Regel die Einkommensteuerm die Körperschaftsteuer. Gibt es noch andere Steuern zum Beispiel die es in der Ukraine gibt?
00:28:18 - Steuersystem in der Ukraine
Olga: Was Körperschaftsteuer angeht, gibt es ja also einen Basissteuersatz 18%, aber bei verschiedenen unterschiedlichen Tätigkeitsarten gibt es auch kleinere Steuersätze. Ja sogar nur 3%, 5% und so viel und so weiter, wenn es um ein vereinfachtes Steuersatz geht, vereinfachtes Besteuerung, dann ist zum Beispiel in der Ukraine eine populäre dritte Gruppe von Einzelunternehmer oder die Agrars können auch diese Steuern nutzen. Hier sind also 2 Möglichkeiten, entweder 5% Einheitliche Steuer oder 3% der einheitlichen Steuer plus Umsatzsteuer 20%. Und während des Krieges sind eigentlich sehr wichtige Änderungen angefangen, anlässlich dieses Vereinfachten Steuersystmes, und zwar können die Unternehmer und Unternehmen, die bis 10 Milliarden Hrywnja Einkunft haben, können sie dieses auch diese vereinfachte Besteuerung beantragen und in diesem Fall können sie alle nur 2% der Steuer bezahlen, weil unter normalen Umständen ist dieser vereinfachte System nur für solche Unternehmer oder Unternehmen zugänglich, die bis 7000000 Hrywnja Einkommen also ein Fünftel haben, also das ist schon eine Liberalisierung der Wirtschaft für Unternehmen in diese Kriegs Zeit. Und das ist sehr wichtig, wie die Staat uns auch unterstützen kann und man muss aber diese Vereinfachtes System beantragen und sie wird also ne, also wer wollte das machen, der sollte zum Beispiel zum 1. April dieses System beantragen. Also dann trifft es zum nächsten Quartal, also Vierteljahr in Kraft. Dann, es gibt also noch wichtige Frage von Einkommensteuer, die auch Basissteuersatz 18% haben. Wir haben auch schon seit 2014 Militärgebühr, die 1,5% beträgt. Ja was noch so wichtig ist, zum Beispiel wie gesagt für diese IT Branche wurde bei uns ganz neues Rechts- und Steuerrechtliches Régime eingeführt.
Daniel: Hier stehen einem Unternehmen aber 2 verschiedene Varianten zur Auswahl, was die Besteuerung der Erträge betrifft.
Olga: Entweder sie ein normaler Körperschaftsteuer 18% zahlen oder werden sie 9% von verschiedenen, also bestimmten Geschäfts-Operationen bezahlen bei uns. Es gibt auch sehr viele Vorteilen die Residenten von DIIA City auch angeboten sind. Ja zum Beispiel ihre Dividenden sie, wenn sie 2 Jahre keine Dividenden ausschütten, werden dann diese Dividenden in nicht versteuert. Es gibt sehr viele Arbeitsnehmer, als DIIA City Arbeitnehmer profitieren. Zum Beispiel können Sie statt normaler Einkommensteuer in Höhe von 18% nur ein 5% Steuer bezahlen, also Einkommensteuer. Und in dem Sinne wurde auch durch die Einführung dieses Rechts-Regimes sozusagen graue Zonen legalisiert. Was die IT Branche angeht, hatten wir vor der Krieg einen wichtigen Entwurf für einen neue Gesetzgebung. Und zwar, geht es um die Residenz für digitale Nomaden - gedacht eigentlich vor allem für IT-Spezialisten aus der ganzen Welt die Resident in der Ukraine sein möchten. Ja, und das ist wirklich eine sehr Perspektive und attraktive Möglichkeit.
Daniel: Vielen Dank jetzt habe ich nochmal ein 2 Nachfragen also diese DIIA City wie kann man sich das vorstellen? Ist das eine Region, in der ich dann mich ansiedeln muss und wohnen muss und das Büro sein muss oder ist das nur ein virtuelles Konzept? Nein, das ist keine spezielle Region sozusagen. Mann kann dann sein Büro in Kiew haben und in Kiew wohnen oder wie läuft das dann?
Olga: Um Resident von Diia-City zu werden, muss man als Resident der Ukraine vorher schon registriert sein. Also das ist nur für die für die Residenten von der Ukraine zulässig? Dann muss man mindestens 9 Arbeitnehmer haben. Und die Mitarbeiter müssen einen Durchschnittslohn von 1200 € haben. Wenn man diese Anforderungen erfüllt, kann man den Status der speziellen Residenz beantragen. Man kann das ganze online beantragen durch diese Plattform. Man kann diesen Residentschaft beantragen und das läuft dauert circa 10 Minuten. Ja und genau vor dem Krieg startete, startet eigentlich diese Möglichkeit. Und die ersten haben diese Residenzen schon registriert. Und jetzt auch während des Krieges haben sie sogar auch einige Vorteile. Weil eigentlich vorläufig können sie ja nicht alle Anforderungen der Residenten erfüllen. Also aktuell müssen Sie keine Berichte und keine Steuer-Erklärungen abgeben? Sie können also einfach ruhig weiterarbeiten, egal wo Sie gerade auf der Welt sind und können die günstige Steuern in Anspruch nehmen, aber später dann die Anforderungen erfüllen, wenn das wieder möglich ist.
00:37:01 - Gesundheits- und Schulsystem in der Ukraine
Daniel: Also vielen Dank bisher hier her. Die Zeit neigt sich auch jetzt ganz langsam dem Ende zu. Wahrscheinlich gibt es noch eine ganze Menge, was man erzählen kann. Jetzt eine wichtige Frage, Familien mit Kindern, die Fragen immer nach dem Gesundheitssystem. Und noch die Frage: Gibt es ausländische Schulen?
Igor: Es gibt Deutsche Schulen. Auch mein Sohn besucht diese Schule und ich hoffe, auch vom September wird das wieder dort unterrichtet. Im Moment macht er das alles von online natürlich. Aber es gibt auch deutsche und englische Schulen das ist kein Problem. Deutsche Schulen gibt es, so weit ich weiss, nur in Kiew. Was das Gesundheitssystem angeht, ja also ukrainische Zahnärzte ja, die machen ihre Arbeit sehr gut, ja natürlich, wir sprechen meistens von privaten Kliniken. Natürlich ist es in der Regel viel billiger im Vergleich zu Deutschland oder zu Österreich. So wie das früher von anderen osteuropäischen Ländern angeboten wurde. Auch viele arabische Kunden kommen auch in die Ukraine und profitieren davon, dass sie hier sich operieren lasse oder sich behandeln lassen.
00:39:03 - Positiver Ausblick in die Zukunft nach Kriegsende
Daniel: Ja, und bevor wir jetzt gleich zum letzten Teil dieser Folge kommen, gibt uns Herr Dykunskky noch einen positiven Ausblick in die Zukunft.
Igor: Ja ich gehe davon aus viele haben schon über die Ukraine gehört beziehungsweise viele sind mindestens einmal hier gewesen. Viele waren auch hier, weil Sie auch Geschäfte machen möchten. Ja letztes Jahr gab es auch schon den ersten Direkt-Flug von arabischen Ländern in die Ukraine - da geht es auch um Geschäfte. Die Leute waren wirklich sehr beeindruckt, wie gut alles bei uns läuft. Ja und ich bin zuversichtlich, also nach dem Kriegsende wird das ganze Land sehr gut wieder aufgebaut gemeinsam mit westlicher Unterstützung. Aber das wird dann ein ganz anderes Land sein. Ich denke auch das die Ukraine in den Fokus der Welt gekommen ist wird sich möglicherweise sehr gut auswirken. Also hofft man natürlich, dass hoffentlich bald dieser Krieg zu Ende ist
00:40:21 - Kategorie: Kurze Frage, kurze Antwort
Daniel: Ja das hoffen wir alle. Ich würde jetzt zu meiner Lieblingskategorie kommen. Kurze Frage & kurze Antwort. Erste Frage: "Wenn man nur ganz kurz Zeit hat in der Ukraine, vielleicht nur einen Tag, was muss man unbedingt gesehen haben?"
Olga: Dass historisches Zentrum, dass dies zum Beispiel ist, sehr attraktiv. Da gibt es meine mein Lieblingskathedralen. Die St. Michael Kathedrale und die St. Sophia Kathedrale stehen einander gegenüber. Ja, und das ist eine ein symbolischer Platz zwischen diesen beiden Kirchen und der symbolisiert die Einigung der Ukraine.
Daniel: Klasse, dann frage ich den Herrn Dykunskky "Welches Gericht, wenn ich da in den Restaurants unterwegs bin, muss ich unbedingt einmal getestet haben?"
Igor: Ja, Borscht ist bekannt und super und ja, ganz bekannt ist soviel ich weiß.
Daniel: Genau so ist das ich liebe es auch sehr. "Welchen Fehler muss man unbedingt vermeiden, wenn man in der Ukraine ist?"
Igor: Momentan würde ich nicht vorschlagen, Russland zu unterstützen. Das ist ein wirklich schwieriges Thema für uns.
Daniel: Ja, das ist natürlich nachvollziehbar. "Was ist die schönste Jahreszeit?"
Igor: Für mich immer der Monat MAI.
Daniel: Ja, das habe ich mir schon fast gedacht. Ja, die letzte Frage: "Wie können Sie interessierte Mandanten am besten erreichen?"
00:42:12 - Kontaktdaten, Verabschiedung
Igor: Wir haben unsere Webseite, www.dlf.ua. Also wir versuchen hier und mit Broschüren die man downloaden kann, unsere Mandanten beziehungsweise potenzielle Mandanten über viele Themen zu informieren.
Daniel: Dann vielen herzlichen Dank für ihre Zeit. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht.
Igor: Vielen Dank für die Einladung.
Daniel: Wir wünschen Ihnen eine gute Zeit und dass es ihnen und ihrer Familie allen Freunden gut geht und natürlich bald wieder Ruhe ins Land und Frieden ins Land eingekehrt. Vielen Dank.
Olga: Danke schön und herzlich willkommen nach dem Krieg in der Ukraine.
Daniel: Unbedingt, ich freu mich schon.
Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben
Erfahren Sie, wie der Non Dom Status in UK, Irland, Malta und Zypern Multimillionären erhebliche Steuervorteile bietet. Entdecken Sie die Hintergründe und aktuellen Schlagzeilen rund um prominente Fälle wie den britischen Finanzminister Rishi Sunak und seine Frau.
Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Das Wort Non Dom tauchte in letzter Zeit immer wieder in den Schlagzeilen auf, vor allem im Zusammenhang mit Multimillionären und UK Abgeordneten. So geriet der britische Finanzminister Rishi Sunak stark unter Druck, da seine Frau als indische Milliardärstochter kaum Steuern gezahlt haben soll, indem Sie den Non Dom Status nutzte.
Insgesamt leben in Großbritannien rund 100.000 Non Dom Steuerzahler. Und auch in Irland, Malta und Zypern locken mit der Steuerfreiheit als Non Dom. Da stellt sich die Frage, ob man sich den Steuersonderstats rechtmäßig zunutze machen darf.
Darüber sprechen wir in unserem aktuellen Podcast mit dem Steuerexperten Sebastian Sauerborn. Es geht darum, für wen der Non Dom Status interessant ist, welche Steuervorteile er bietet und welches Land dafür am besten geeignet ist.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Was ist Non Dom?
Zunächst einmal: Woher kommt der Begriff “Non Dom” eigentlich? Der Non Dom Status ist im Prinzip ein Relikt aus der britischen Kolonialzeit. Eingeführt wurde der steuerliche Sonderstatus im 18. Jahrhundert vom britischen Premierminister und blieb seitdem rechtlich gültig.
Und was heißt jetzt Non Dom? Non Dom ist die Abkürzung für Non-Domicile.
Das betrifft Personen, die ihren Wohnsitz in einem Land haben, der aber nicht ihr Lebensmittelpunkt (domicile) ist. Nach britischem Verständnis ist dieses “Domicile” der Geburtsort des Vaters. Das heißt, Non Doms sind Menschen, die ihren Wohnsitz in ein Land verlegen, in dem sie (oder ihr Vater) nicht geboren wurden.
Ein alternativer und auch häufig verwendeter Begriff ist die “Remittance Basis of Taxation”, auch Überweisungsklausel-Besteuerung genannt. Die Bezeichnung kommt daher, weil nur Auslandseinkünfte im Wohnsitzland versteuert werden müssen, die dorthin überwiesen (remitted) oder dort verbraucht wurden.
Welche Steuervorteile bietet der Non Dom Status?
Mit einem Wohnsitz in einem Non Dom Staat sind alle Auslands-Einkommensarten, die nicht Ergebnis der Arbeit in Ihrem Wohnsitzstaat sind und im Ausland verbleiben, von der persönlichen Besteuerung (Einkommensteuer, Kapitalertragsteuer usw.) befreit. Die Voraussetzung dafür ist auch, dass sich die Quelle des Einkommens nicht in Ihrem Wohnsitzstaat befindet.
Steuerbefreit sind also: Mieten, Provisionen, Kapitalerträge, Zinsen und Lizenzeinnahmen. Auch für Leistungen/ Arbeiten, die im Ausland erbracht wurden und keinen Bezug zum Wohnsitzland haben, müssen Sie keine Einkommensteuer bezahlen.
Zudem können Sie Bestandsvermögen, das heißt Vermögen, was bereits vor dem Umzug in den Wohnsitzstaat bestand, jederzeit steuerfrei überweisen. Hierbei müssen Sie allerdings beachten, dass auf dieses Konto keine weiteren Zuflüsse verbucht werden.
Das heißt, es müssen nur Auslandseinkünfte, die auf ein Konto im Wohnsitzland ausbezahlt oder dort verwendet werden, versteuert und in der Steuererklärung angegeben werden.
Hier erfahren Sie mehr über die Wegzugsteuer in Deutschland.
Für wen eignet sich der Non Dom Status?
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass sich der Non Dom Status für Personen eignet, die privat und geschäftlich viel international unterwegs sind und Auslandseinkünften von über 250.000 € erzielen. Das wichtigste Kriterium ist, dass Sie in der Lage sind, im Ausland passive Einkünfte zu erzielen.
Das heißt für jemanden, der gern das ganze Jahr über am gleichen Ort ist, ist dieser Status eher ungeeignet oder sogar nachteilig.
In welchen Ländern gibt es den Non Dom Status?
Wie schon erwähnt ist der Non Dom Status ganz klar eine britische Erfindung. Daher findet man diesen Non-Dom Status auch in allen Ländern, die unter britischem Einfluss oder britischer Herrschaft standen.
Das wären in Europa folgende: Irland, Malta und Zypern.
Der Non Dom Status ist zwar in den einzelnen Ländern leicht unterschiedlich geregelt, aber im Grundsatz sagt er immer das Gleiche aus.
Schauen wir uns mal die kurz die Länder im Vergleich an.
Non Dom in Großbritannien - Ist das immer noch steuerlich attraktiv?
Der Sonderstatus Non Dom hat schon seit Jahrhunderten zahlreiche Wohlhabende aus den Kolonialgebieten, Russland, China und dem Nahen Osten auf die Insel gelockt. Die Steuerfreiheit und unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis in Großbritannien geriet in den letzten Jahren allerdings zunehmend in Kritik, sodass im Juli 2015 einige Änderungen beschlossen wurden. Seitdem haben sämtliche Personen, die in dem Vereinigten Königreich geboren wurde, keinen Anspruch mehr auf diesen Sonderstatus.
Eine weitere Änderung betrifft die Dauer des Sonderstatus. So ist der Non Dom Status unbeschränkt nur noch 7 Jahre lang möglich, ist also nur noch temporär. Danach muss man zur Aufrechterhaltung des Status sehr hohe Gebühren bezahlen. Ab 12 Jahren sind das 30.000 £ und ab 17 Jahren bis zu 90.000 £.
Außerdem ist der Umzug nach Großbritannien seit dem Brexit sehr kompliziert geworden, da jeder EU-Bürger seitdem ein Visum braucht und die Visa Optionen recht beschränkt sind. Als Unternehmer müssen Sie mindestens 2 Millionen investieren, um die Visa Karte bzw. ein entsprechendes Visum zu erhalten. Für Auswanderer, die verhältnismäßig geringe Einkünfte erzielen und die Einnahmen aus einem T-Shirt-Business oder Spotify Einnahmen versteuern müssen, lohnt sich dies dementsprechend als langfristige Option eher nicht.
Der Non Dom Status in den UK lohnt sich also vor allem für diejenigen, die nur für eine begrenzte Zeit nach einem steuergünstigen Wohnsitz suchen.
Zusätzlich gibt es noch eine weitere interessante Möglichkeit in Großbritannien, den sogenannten “Overseas Workday Relief”.
Was ist der Overseas Workday Relief?
Der Overseas Workday Relief (OWD) ist besonders interessant für Berufstätige, die in Großbritannien leben und dort eine Festanstellung haben und ihr Einkommen teilweise oder komplett im Ausland erwirtschaften. In diesem Fall kann der Arbeitgeber das im Ausland erworbene Einkommen auf ein Auslandskonto überweisen, für das keine Steuern oder Sozialabgaben geleistet werden müssen. Dank Visa Kreditkarte und Co. sind die Gelder am Wohnort dann trotzdem problemlos verfügbar.
Der Grenzwert für das steuerfreie Einkommen liegt bei sagenhaften 80 Prozent. Das heißt, mindestens 20 % ihres Einkommens muss in Großbritannien versteuert werden.
Non Dom in Irland - Was spricht dafür und dagegen?
Irland ist als Non Dom Land besonders für Personen interessant, die laufend hohe Erträge erzielen, die keinen Bezug zu Irland haben. Durch Gründung einer strategisch gestalteten Auslandsgesellschaft können Sie Umsätze und Gewinne steuerfrei vereinnahmen.
Das kommt insbesondere für US-Unternehmer infrage. Wenn Sie zum Beispiel eine steuerfreie LLC in den USA haben und in Irland leben, können Sie deren Gewinne komplett steuerfrei vereinnahmen. Lernen Sie mehr über die Gründung einer LLC.
Welchen Vorteil bietet Irland gegenüber Großbritannien? In Irland gibt es keine zeitliche Begrenzung des Non Dom Status und auch keine Pauschalbesteuerung. Außerdem können Sie als irischer Non Dom auch britische Erträge unter der Remittance Basis als steuerfreie Erträge verbuchen.
Und natürlich besticht Irland mit seiner atemberaubenden Natur, günstigen Mieten und einer geringen Körperschaftsteuer von 12,5 %. Wenn Sie mehr über Irland erfahren wollen, lesen Sie unseren Beitrag über Irland.
Non Dom in Malta - Die Nr. 1 unter den Non Dom Ländern?
Aus steuerlicher Perspektive hat Malta unter allen Non Dom Ländern die Nase vorne. Gesetzlich orientiert sich die Non Dom Regelung Maltas an der von Großbritannien. Das heißt, das Auslandseinkommen ist dann steuerfrei, solange es nicht in Malta verwertet wird.
Da kommen wir schon zu dem ersten Vorteil in Malta: Im Gegensatz zu den anderen Non Dom Ländern müssen sie in Malta in der Steuererklärung nicht ihr Welteinkommen deklarieren, sondern nur das Einkommen, mit dem sie ihren Lebensunterhalt in Malta bestreiten.
Da diese Angaben jedoch schwer zu kontrollieren sind, wurde 2018 eine pauschale Mindeststeuer von 5.000 € eingeführt.
Diese ist aber nicht mehr relevant, wenn sie den Non Dom Status mit einer maltesischen Gesellschaft oder schottischen Holding kombinieren, da diese Mindeststeuer dann schon über die Einkommensteuer bezahlt wurde. Wieviel in Malta Steuern Selbstständige zahlen, kommt also unter anderem auf die Unternehmens-Strukturen an.
Abgesehen davon können Sie sogar ausländische Kapitalerträge steuerfrei nach Malta ausschütten, da diese nicht unter die “Remittance Basis” Taxation fallen.
Ein weiterer Pluspunkt von Malta ist, dass es keine zeitliche Begrenzung für den Non Dom Status gibt. Um diesen Sonderstatus in Malta zu erhalten, müssen sie sich mindestens 183 Tage im Jahr in Malta aufhalten.
In Malta gibt es keine gesetzlich verankerten Controlled Foreign Company-Rules (CFC-Rules), das heißt sie können in Malta problemlos Offshore-Holdings gründen.
Aber bevor Sie sich für einen Umzug nach Malta entscheiden, denken Sie daran, dass Malta mit einer Größe von Hamburg eine sehr kleine Insel ist. Die Beengtheit, das fehlende Grün und die sengende Sommerhitze kann ist nicht unbedingt für jeden etwas. Andererseits sprechen die vielen Sonnenstunden, die geringen Lebenshaltungskosten, das stabile Finanzsystem und die englische Sprache deutlich für die kleine Insel.
Non Dom in Zypern - Welche Vorteile bietet die Insel?
Zypern lockt mit seinem herrlichen Wetter, dem türkisblauen Meer und die Herzlichkeit seiner Einwohner nicht nur zahlreiche Touristen, sondern auch Auswanderer und Digitale Nomaden (Wenn am Leben als Digitaler Nomade interessiert sind, berichtet “Extrem Nomade” Christoph Heuermann mehr in unserem Podcast).
Außerdem ist Englisch neben Griechisch offizielle Amtssprache, sodass die knapp 900.000 Einwohner fast perfekt Englisch sprechen.
Andererseits wird die Insel von vielen auch mit Misstrauen betrachtet und es kommt oft die Frage auf, ob nach Zypern auswandern Nachteile hat, aufgrund des türkisch-griechischen Konflikt und der staatlichen Finanzkrise 2013. Über Nacht wurden etliche Anleger von der bankrotten Regierung enteignet und verloren große Summen. Die Landesbank Berlin AG fasste in ihrem Jahresbericht 2013 beispielsweise zusammen, dass die Zypern-Krise ebenso zu Unsicherheiten geführt habe wie die anhaltenden Spekulationen über ein weiteres Rettungspaket für Griechenland. Doch mittlerweile steht Zypern finanziell wieder besser da und Behörden und Politiker versuchen ihr Image wieder zu verbessern. Daher wurde Mitte 2015 das Non Dom System eingeführt.
Den Non Dom Status auf Zypern kann man für 17 Jahre bekommen und man muss sich dafür nur mindestens 60 Tage im Jahr auf der Insel aufhalten.
Mit diesem Status profitieren Sie von einigen Steuervorteilen. Die Kapitalsteuer beträgt lediglich 12,5 % und auf Erträge aus Aktien und Zinsen zahlst Du keinerlei Steuern (Vergleich Deutschland: bis 27,9 % Steuern). Solange das Einkommen unter 19.500 Euro pro Jahr liegt, entfallen darauf auch keine Steuern.
Ein weiterer Vorteil ist, dass Zypern keine Steuerdaten an andere Staaten übermittelt, sofern Sie ihren steuerlichen Wohnsitz hier haben. Damit ist für das Auswandern Zypern für viele eine interessante Option.
Wie vorgehen, um den Non Dom Status zu erwerben?
Die erste und wichtigste Frage, die man sich stellen sollte: Wo will ich eigentlich leben?
Das heißt: Was passt zu mir? Welches Klima brauche ich? Ist das Land gut erreichbar? Und wenn man Familie hat, sollte man das natürlich auch berücksichtigen. Zum Beispiel, wo gibt es gute internationale Schulen? Wenn ich Homeschooling machen will, wo ist das erlaubt?
Am Ende sollte nicht allein die steuerliche Planung der einzig bestimmende Faktor für die Wohnsitzverlagerung sein, sondern auch Ihre persönlichen Präferenzen.
Danach sollte der Umzug in einen der Non-Dom-Staat sorgfältig geplant werden. In manchen Fällen macht es Sinn schon vor dem Umzug einen größeren Betrag in das gewählte Land zu überweisen, damit sie es dann dort steuerfrei beziehen können und schon mal für einen bestimmten Zeitraum die Lebenshaltungskosten gedeckt sind beziehungsweise über ein längere Zeit ausreichend Geld auf der Visa Card verfügbar ist.
Außerdem muss man sich möglicherweise eine neue Bank und einen Vermögensverwalter suchen, die sich mit den Besonderheiten des Non Dom Status auskennen.
Falls Sie noch eine deutsche oder Schweizer Gesellschaft haben, müssen Sie sich überlegen, ob Sie diese verkaufen oder in eine Holding-Gesellschaft einbringen wollen und was dann die steuerlichen Konsequenzen sind.
Am besten ist es sich individuell beraten zu lassen und sich mal darüber zu informieren, ob der Non Dom Status überhaupt für mich geeignet ist.
Wo Sie als Non Dom noch gut leben können ist z.B. Costa Rica, Thailand, Dubai, Bulgarien oder Andorra.
Mehr Informationen zu vielen anderen Ländern erfahren Sie auf unserem Podcast Perspektive Ausland, unserem Artikel zu aktuellen Themen auf unserem Blog, und unseren Websites Wohnsitzausland, Auslandsunternehmen oder Stmatthew.
Lesen Sie übrigens auch: Lastenausgleichsgesetz - Sollte man die Gerüchte ernst nehmen? Wie kann man sich schützen?
Kontaktdaten und Links:
Sebastian Sauerborn
Homepage: www.wohnsitzausland.com
E-Mail: hello@stmcorporate.group
Telefon: +44 20 3151 0582
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Leben und arbeiten in Thailand: Das sollten Sie unbedingt wissen
Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Auswandern in die USA: Auf ins Land der unbegrenzten Freiheit!
Passives Einkommen mit Immobilien aufbauen - So geht’s
Die überdachende Besteuerung bei Umzug von Deutschland in die Schweiz
Steuerfahndung, Hausdurchsuchung: Das müssen Sie wissen
Das Leben in der Schweiz als Deutscher: Diese Dinge sollten Sie bei einem Umzug beachten
Auswandern nach Costa Rica und Belize: Welches Land ist besser für Auswanderer?
Einbürgerung: Der Weg zur Schweizer Staatsbürgerschaft
Der Ruhestand in der Schweiz: Ein Paradies für deutsche Rentner
Auswandern nach Italien: La Dolce Vita im Süden genießen
Auswandern nach Rumänien: Alles was du wissen musst
Welcher Staat weltweit funktioniert am besten?
Was steckt hinter den 16 Fragen, die das Finanzamt Auswanderern stellt?
Remote Arbeiten: Die 18 besten ortsunabhängigen Jobs
Was ist ein Perpetual Traveler?
Quellensteuer Schweiz: Was Deutsche in der Schweiz wissen müssen
Auswandern als Rentner
Wohnsitz: Anmeldung, Abmeldung, Ummeldung
4 Alternativen zu Dubai für Auswanderer
Visum Thailand Beantragen: Diese verschiedenen Visa gibt es
Costa Rica schafft die Territorialbesteuerung ab
Thailand besteuert Auslandseinkünfte ab 2024
Portugal schafft NHR-Status 2024 ab
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Luxusleben im Ausland mit 1000 Euro: So gelingt das sorgenfreie Leben
Australien: Das beliebteste Auswanderland für Millionäre
Steuern auf Bitcoin, Etherium und Co. in Schweiz: Eine prägnante Übersicht
Timestamps
00:00:18 - Begrüßung, Einleitung, Was ist der Non Dom Status?
00:03:47 - In welchen Ländern gibt es den Non Dom Status?
00:06:31 - Warum die Kontentrennung (accounts segregation) so wichtig ist!
00:09:55 - Kann ich mir Geld leihen, um eine Besteuerung zu vermeiden?
00:12:10 - Wie kann ich als Unternehmer vom Non Dom Status profitieren?
00:18:42 - Gibt es einen Mindestaufenthalt beim Non Dom Status?
00:22:46 - Wie lange ist der Non Dom Status gültig?
00:24:57 - Wird es den Non Dom Status in Zukunft noch geben?
00:29:20 - Gibt es einen Informationsaustausch in Bezug auf OECD?
00:32:48 - Wie bekommt man den Non Dom Status und ist es kompliziert diesen zu beantragen?
00:35:57 - Kann ich als Non Dom Immobilien erwerben?
00:37:19 - Non Dom Status in Großbritannien
00:45:48 - Overseas Workday Relief: Kann ich auch im Homeoffice arbeiten, wenn es zum Beispiel wegen Corona Reisebeschränkungen gibt?
00:47:12 - Was spricht für oder gegen Irland als Non Dom Staat?
00:48:21 - Malta als Non Dom Land
00:53:28 - Was ist in Zypern anders in Bezug auf den Non Dom Status?
00:57:48 - Welches Non Dom Land ist die beste Wahl für Krypto-Trading?
01:00:41 - Steuern als Non Dom aufs Traden und Investieren
01:07:58 - Wie unterscheiden die Finanzbehörden ausländische und inländische Einkünften?
01:13:30 - Erfolgreich Non Dom werden, wie geht das?
01:17:26 - Kontaktdaten, Verabschiedung
Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland: Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben
Perspektive Ausland Perspektive Ausland der Podcast Für Unternehmer und Freiberufler dies ins Ausland zieht, egal ob Steuerplanung, Auslands, Firmen, Gründungen oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.
00:00:23 - Begrüßung, Einleitung, Was ist der Non Dom Status?
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Heute sprechen wir über den Non Dom Status. Dieses Thema taucht ja immer häufiger in Schlagzeilen auf und deshalb wollen wir uns heute mal mit den wichtigsten Fragen beschäftigen, die zu diesem Thema aufkommt. Beginnen wir gleich mal mit der ersten Frage. Was ist denn der Non Dom Status? Und wo kommt der Begriff eigentlich?
Sebastian: Das ist eine sehr gute Frage. Genau also der Non Dom Status ist eigentlich eine Abkürzung für Non Domicite, also der alternative Begriff ist die sogenannte remmitance Basis of Taxation. Wir werden jetzt gleich beide Begriffe erklären. Grundsätzlich ist der Non Dom Status etwas, was für viele anachronistisch heutzutage wirkt. Es ist tatsächlich etwas, das aus Großbritannien kommt und sich bereits vor einigen hundert Jahren dort entwickelt hat, nämlich genau im 18. Jahrhundert, letztlich vom britischen König eingeführt wurde. Um nämlich hier ausländische Investoren nach Großbritannien zu locken und sie zu animieren, in Großbritannien zu investieren, dort zu leben, Geld auszugeben und einen hoch Staat aufzubauen und so weiter und sofort. Und der hatte ihnen damals zugesagt, dass sie, wenn sie dies tun, auf ihre Auslands-Einkünfte keine Steuern bezahlen müssten. Das war dann auch interessant für möglicherweise Personen, die in den Kolonien hohe Einkünfte haben. Also mal angenommen, jemand hatte jetzt eine Zucker Plantage irgendwo und kam nach Großbritannien, dann wurden diese einen künftigen Großbritannien steuerlich freigestellt. Es ist also schon, sagen wir mal etwas, das es seit vielen hundert Jahren gibt und in der Theorie wird das also so erklärt man unterscheidet also beim steuerlichen Status letztlich zwischen Residenz, also der Ansässigkeit wo wohne ich? Wo ist mein Lebensmittelpunkt, wo ist mein Ort des gewöhnlichen Aufenthaltes und wo ist mein Domicile, wo es also mein Steuer Domizil? Nach britischem Verständnis ist dieses Domicile der Geburtsort des Vaters. Ob das jetzt Sinn macht oder nicht, ich meine in der Bibel hört man ja, dass Josef aufgefordert wurde, vom Kaiser Augustus in den Geburtsort des Vaters zurückzukehren, um hier an der Volkszählung teilzunehmen. Es ist so eine ähnliche Sache, der Geburtstag des Vaters ist signifikant. Übrigens ja auch in der Schweiz, ganz interessant, in der Schweiz ist der Bürgerort ist auch der Geburtsort des Vater. Und ein ähnliches Modell liegt also hier vor, das heißt also jemand, der jetzt nicht Brite ist, hat natürlich in der Regel eine Domicil, nämlich einen Geburtsort des Vaters, der nicht in Großbritannien ist. Und für all diese Personen gilt, dass sie diesen Non-Dom Status nutzen können. Also mal ganz platt gesagt alle Ausländer übrigens auch Personen, die die britische Staatsbürgerschaft im Nachhinein erwerben. Allerdings niemand, der in Großbritannien geboren ist. Also als Beispiel: 2 meiner Kinder sind ja Großbritannien geboren. Obwohl die also einen deutschen Pass haben, könnten diese normalerweise den Non Domicile Status nutzen. Weil sie aber hier geboren sind, werden sie ihn nie nutzen können in Großbritannien. Das geht nicht.
00:03:47 - In welchen Ländern gibt es den Non Dom Status?
Daniel: Außer Großbritannien gibt es ja noch einige weitere Länder, in denen man auch den Non-Dom Status nutzen kann. Warum ist das überhaupt so? Und was haben eigentlich alle diese Länder gemeinsam?
Sebastian: Also es ist letztlich eine britische Erfindung. Und demnach findet man diesen Non-Dom Status auch in allen Ländern, die letztlich unter britischem Einfluss, unter britischer Herrschaft standen. Und da haben wir ja in Europa folgende: Irland, Malta und Zypern und demnach haben alle diese Länder auch einen sogenannten Non-Dom Status, der in allen Ländern leicht unterschiedlich geregelt ist, aber der im Grundsatz immer das Gleiche aussagt. Wer dort lebt, für den sind Auslandseinkünfte steuerfrei, oder anders gesagt, es müssen nur die Auslandseinkünfte in dem Wohnsitzland versteuert werden, die man dorthin entweder überweist oder dort aber verbraucht und daher auch eben der fachlich korrekte Begriff der sogenannten remittance Basis, das heißt also remittance ist ja die Ausschüttung, die Auszahlung. Das heißt, wenn eine Auszahlung erfolgt auf ein Konto am Wohnsitz Staat, in dem ich Non-Dom Steuerzahler bin, dann kommt es zu einer Remittance und auf diese Remittances muss ich dann in dem Land Steuern bezahlen. Wohlgemerkt trifft dies allerdings nur für Einkommen zu. Das heißt natürlich jetzt, wenn ich irgendwo ein Sparkonto habe, ganz platt gesagt n Sparkonto dann steuerfrei überweisen. Aber habe ich zum Beispiel Kapitalerträge, Dividenden oder sonstwas die ich steuerfreien Ausland empfangen habe, dann darf ich diese nicht in meinem Wohnsitzland überweisen. Beziehungsweise alles, was ich überweise, muss ich eben dann dort zu den ganz normalen Steuersätzen versteuern. Wenn ich mich selbst anhöre, klingt es abartig kompliziert.
Daniel: Also ich muss ehrlich sagen, beim Zuhören sind wir jetzt zu mindestens 10-20 Fragen aufgepoppt, also du hast es sehr gut erklärt, aber trotzdem, obwohl du das gut erklärt hast, komm natürlich eine Menge Fragen. Also ich fang mal mit einer Frage an. Übrigens wenn du keinen unserer interessanten Podcasts mehr verpassen willst, dann klicke jetzt gleich auf Abo und besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.
00:06:31 - Warum die Kontentrennung (accounts segregation) so wichtig ist
Daniel: Wir fangen mal mit einer Frage an. Also zum Beispiel du hast jetzt den speziellen Fall geschildert: Ich habe bevor ich also in ein Land ziehe, habe ich schon ein Sparkonto zum Beispiel. Was passiert denn, wenn ich auf diesem Sparkonto zum Beispiel jetzt Kapitalerträge habe? Das heißt ich habe, nehmen wir mal ein Beispiel, ich habe ein Konto mit 1000,00€ im Ausland, ein Sparkonto und jetzt bekomme ich da, hab ich da Kapital Erträge und jetzt überweise ich mir von diesem Konto 10000€. So was wird jetzt damit gemacht? Da könnte man theoretisch sagen 10000€, da sind ja theoretisch auch Kapital Erträge drin, also ist zum Teil Kapitalertrag, zum Teil wars vorher schon da. Wie wird denn sowas dann gehändelt? Muss ich zum Beispiel, wenn ich meinen Non-Dom Status beantragen muss ich mich dann nackig machen, also muss ich das sozusagen einmal alles ausfüllen und sagen was habe ich vorher, oder in dem Moment an Besitz gehabt, an Vermögen gehabt? Oder wie läuft das?
Sebastian: Ja, das ist eine sehr gute Frage. Also du hast völlig recht, die Situation die du jetzt beschrieben hast, die muss man auf jeden Fall vermeiden. Man muss also vor dem Umzug eine sogenannte Accounts segregation durchführen, also eine Kontentrennung. Man muss sich also vor dem Umzug überlegen, ok, ich habe hier Bestandsvermögen, also Vermögen, was bereits vor dem Umzug bestand und wir reden hier nur von Barvermögen ja, also ist das das trifft jetzt nicht zu auf Immobilien, die ich davor hatte oder auf Aktien die, die mir schon vorher gehören, sondern tatsächlich Barvermögen. Wenn ich von diesem Barvermögen mir in Zukunft dann Geld überweisen möchte in mein Wohnsitzland, dann muss ich akribisch darauf achten, dass auf dieses Konto keine weiteren Zuflüsse verbucht werden. Das heißt auf dieses Konto dürfen dann keine weiteren Kapitalerträge fließen, die müssen auf ein anderes Konto fließen. Das hat folgenden Grund, mal angenommen ich habe die von dir beschriebenen 100.000 auf dem Konto vor dem Umzug, das ist als sogenanntes Clean Kapitel. Dieses Geld kann ich jederzeit in mein Non-Dom Wohnsitzland überweisen und muss nicht befürchten, darauf Steuern zahlen zu müssen. Jetzt werden auf dieses Konto 10.000€ Kapitalerträge verbucht. Ich überweise mir jetzt im gleichen Jahr von diesem Konto 12000,00€ nach England, wo ich lebe. Dann könnte ja der gesunde Menschenverstand sagen, naja vor dem Umzug lagen auf diesem Konto 100.000, ich überweise mir 12000 also kommen diese 12000 ja von meinem Bestandsvermögen mit 200.000 also werden die von dort überwiesen. Das sehen die Steuerbehörden in diesen Staaten leider anders. Die sagen, die Definition ist, dass Einkünfte immer zuerst überwiesen werden. Das heißt, wenn ich mir also vom besagten Konto wo jetzt 110000 drauf sind, hunderttausend Platten um 10000 Kapitalerträge, 12000 überweise. Dann sagt die britische oder maltesische Steuerbehörde, gut du hast jetzt 10000 von Kapitalerträgen überwiesen. Die musst du ganz regulär in Großbritannien oder wo du halt lebst versteuern und die 2000 kommen dann von Bestandsvermögen, die sind dann natürlich nicht mehr zu versteuern.
00:09:55 - Kann ich mir Geld leihen, um eine Besteuerung zu vermeiden?
Daniel: Ok, jetzt versucht man ja immer schlauer zu sein als vielleicht die Finanzbehörde und sagte jetzt ok, wie ist es denn, wenn ich mir Geld leihe? Also ich hab da jetzt inzwischen 110000, also hunderttausend war Bestandsvermögen, Zehntausend Kapitalerträge. Und kann ich mir Geld leihen, zum Beispiel borgen, was ich vor habe wieder zurückzubezahlen?
Sebastian: Absolut, man kann sich selbstverständlich Geld leihen, wobei natürlich hier die sagen wir mal die Steuerbehörden relativ empfindlich mittlerweile reagieren. Also es war bis vor einigen Jahren zum Beispiel möglich zu sagen, dass man sich von einer nicht britischen Bank zum Beispiel eine Hypothek besorgt hat und für diese Hypothek eine Anzahlung machen konnte mit seinem ausländischen Einkünften und das ist mittlerweile zum Beispiel nicht mehr möglich. Also es ist natürlich möglich, du kannst dir von irgendjemandem, du kannst dir auch von einem Briten Geld leihen also ein Darlehen sind ja keine Einkünfte. Wenn du allerdings dazu übergehst, zum Beispiel der Person zunächst dann von deinem Auslandseinkünften irgendwas zu geben als Sicherheit oder als Anzahlung oder ich meine, du könntest ja sagen du hast jetzt einen reichen Onkel in Deutschland und du sagst jetzt, du kannst mal folgendes machen, ich schieb dir mal eben hier 100.000 Auslandseinkünfte rüber, kannst du mir die mal weiterleiten und wir deklarieren die dann hier als Darlehen. Also sowas ist alles nicht möglich. Es ist auch zum Beispiel nicht möglich zu sagen jetzt, ich hab das Auslandskonto, eine Kreditkarte und verwende die, das ist genauso wenig möglich.
Daniel: Beziehungsweise möglich ist es ja, es würde ja theoretisch nur zu einer Besteuerung führen.
Sebastian: Was ich meine mit möglich, es ist nicht möglich dies steuerschonend im Rahmen des Non-Dom Status zu machen. Selbstverständlich ist es technisch möglich und man kann dann einfach, schlicht und ergreifend, wie gesagt, man kann alles hier natürlich ausschütten, man kann alles hier verwenden, es hat halt immer dann steuerliche Konsequenzen. Das heißt, er muss dann in der Steuererklärung eben erklären, ich habe hier von meinem Auslandseinkommen soundsoviel ausgeschüttet, rebitet ja und da muss ich ganz normal Steuern darauf zahlen, also selbstverständlich kann man das machen, aber steuerschonend ist es eben nicht möglich.
00:12:10 - Wie kann ich als Unternehmer vom Non Dom Status profitieren?
Daniel: Das Grundprinzip also, dass alle Auslandseinkünfte dann steuerfrei sind, wenn sie nicht in das Wohnsitzland ausgeschüttet oder dort verbraucht werden, ist in allen Non-Dom Staaten gleich. Dennoch gibt es kleine, feine Unterschiede zwischen den Ländern, auf welche wir dann gleich noch eingehen. Zuerst wollen wir aber nochmal durch ein Beispiel das Prinzip genauer veranschaulichen. Kannst du uns vielleicht mal ein konkretes Beispiel nennen für einen Unternehmer? Ich bin jetzt ein Unternehmer und ich suche jetzt ne Möglichkeit von dem Non-Dom Status zu profitieren. Was sind die konkreten Schritte und wie ist die Herangehensweise und wie profitiere ich dann konkret von diesem Non-Dom Status, den ich dann erhalte?
Sebastian: Ja, das können wir gerne machen. Also folgendes, grundsätzlich als Unternehmer ist es natürlich mal wichtig zu verstehen, dass letztlich das Unternehmen sich in einem anderen Land befinden muss als der Wohnsitz Staat. Denn wir reden ja die ganze Zeit von ausländischen Einkünften. Wenn ich also in Großbritannien lebe und eine britische Limited betreibe und da ein Unternehmen führe, dann habe ich ja inländische Einkünfte, denn das Unternehmen ist in Großbritannien, Ich bin in Großbritannien, also das sind inländische Einkünfte. Das wird mir also überhaupt nichts bringen. Was ich also brauche, ist die Kombination zwischen Wohnsitz Staat und Unternehmen in 2 verschiedenen Ländern. Also klassisches Beispiel: Wir haben das ja auch bei uns schön beschrieben. Man lebt in London und hat in Malta eine Gesellschaft. Ja, also ich lebe in London, wir müssen jetzt gleich mal auf Brexit, dann natürlich auch eingehen, denn es ist ja nicht mehr so einfach nach Großbritannien zu ziehen. Aber um es zu vereinfachen, ich lebe in London, habe eine Gesellschaft in Malta. Diese Gesellschaft in Malta bezahlt bekanntlicherweise 5% Körperschaftsteuer effektiv und der Rest dieses Gewinnes, diese 95000€, die dann übrig bleiben, die erhalte ich dann komplett steuerfrei, das heißt, ich zahle insgesamt also auf einen Gewinn von 100.000, 5% Körperschaftsteuer in Malta, weder bezahle ich Kapitalertragsteuer, noch zahle ich Einkommensteuer. Ich muss dieses Einkommen nicht mal in Großbritannien auf der Steuererklärung melden, ich bekomme 95000€ ausbezahlt auf mein nicht-britisches Konto, kann ein Konto sein, in der Schweiz und Österreich, in Deutschland oder sonst irgendwo anders, darf einfach nicht Großbritannien sein und kann dann mit diesem Geld machen, was ich will, wenn ich es nach Großbritannien ausschütte, um meine Lebenshaltungskosten zu bezahlen oder ein Haus zu kaufen oder hier mit dem Porsche herum zu fahren, dann muss ich natürlich diese Einkünfte in Großbritannien versteuern. Anderenfalls sind sie komplett steuerfrei.
Daniel: Also hätte zum Beispiel für mich als Unternehmer dann ein Vorteil, wenn ich soviel wie möglich Geld oder meines Gewinns wieder reinvestieren will um mein Business voranzutreiben. Steht mir also in dem Sinn, dann bei dieser Konstellation mein gesamter Gewinn, meine gesamten Einnahmen zur Verfügung um weiter zu investieren oder zum Ausgeben muss ich nach Malta fahren und kannst dort sozusagen verkloppen und verbrauch mein Geld, auch das wäre eine Möglichkeit. Aber das haben wir verstanden, wenn mein Wohnsitz in Großbritannien wäre, kann ich es dort nur dann ausgeben, wenn ich es auch versteuere.
Sebastian: Moment also, ich meine Malta gibt es ja nicht viel zum ausgeben, also man muss sich natürlich fragen, für wen eignet sich dieser Status? Ob es sich jetzt für Personen eignet, die jetzt hier 365 Tage am gleichen Fleck kleben und keinerlei wirtschaftlich oder anderweitige Interesse im Ausland haben, das wage ich zu bezweifeln. Ja, also das ist für Personen gedacht, die international aufgestellt sind, die viel reisen, ein Ferienhaus in Spanien haben, Ferienhaus in Frankreich haben, sich dort viel aufhalten, auch dann dort konsumieren, die also sagen können in dem Land, wo ich wohne, in Großbritannien sei es zum Beispiel jetzt unserem Beispiel, gebe ich mich relativ wenig Geld aus, oder aber ich gebe Geld aus hier zum Beispiel aus meinem Bestandsvermögen, was schon vor dem Umzug bestand oder aber ich hab halt hier eine Limited, bei der ich angestellt bin, so eine Service Limited, wo ich der einzige Angestellte bin, die stellt dann meiner Firma in Malta jeden Monat Rechnungen von 5000 Pfund und davon lebe ich dann in England. Das versteuere ich dann ganz normal, da sind alle glücklich Steuerbehörden und und so weiter und das wars. Das was im Ausland läuft, muss ich hier nicht angeben. Also das ist der Personenkreis, an den sich das im Grunde richtet. Wenn jetzt jemand hier nie im Ausland ist, sozusagen in seinem Konsum auf seinen Wohnsitz Staat beschränkt ist, oder was auch immer, man kann ja auch sagen zum Beispiel ok, ich bin nicht interessiert am konsumieren, aber ich kauf halt mit dem Geld jetzt zum Beispiel Immobilien in Deutschland, könnte ich ja machen. Aber wer jetzt kein Interesse hat oder keine Möglichkeiten hat, die Mittel im Ausland dann auszugeben, für den ist dieser Status wahrscheinlich nicht das richtige. Und wir hatten solche Mandanten, also wir hatten Mandaten, die haben gesagt, naja ok, also ich weiß nicht was ich mit meinem Geld im Ausland machen soll. Das bringt mir ja nichts, wenn ich es nicht an meinem Wohnsitz Staat ausgeben kann, was soll ich denn mit dem ganzen Geld machen? Und es bringt mir nichts jetzt hier im Ausland mit Immobilien in ausländische Assats oder sonstwas zu investieren. Ich will das bei mir hier ausgeben und ich brauche das Geld zum Leben. Und dann bringt das ja alles nichts und so ist es dann auch. Ich mag mich erinnern, an einen Fall, an einen Mandanten, der hatte sein Unternehmen verkauft, der hatte auch einen ordentlichen Erlös erzielt. Aber jetzt dann nicht so so viel, dass jetzt die Kapitalerträge dort wirklich sagen wir mal im Überfluss gesprudelt hätten, also er war in der Lage, wenn er das Geld aus dem Verkauf angelegt hat, im Jahr 50000€ oder so zu generieren an Kapitalerträgen und dieses Geld hat er natürlich zum Leben gebraucht als Privatier. Und da habe ich dann natürlich ein Problem ja, denn wenn ich die gesamten Erträge, die ich erwirtschafte, zum Leben brauche und daher zum Beispiel an den Wohnsitzstaat Malta, Irland, Großbritannien ausschütten muss, dann bringt mir das Ganze natürlich nichts.
00:18:42 - Gibt es einen Mindestaufenthalt beim Non Dom Status?
Daniel: Jetzt sind wir beim Zuhören schon wieder neue Fragen gekommen, also du hast vorhin erwähnt jemand, der an seinem Wohnsitzstaat klebt und nicht so viel durch die Gegend reist sozusagen und hier ein Ferienhaus hat und dort, was weiß ich dann sein Business macht weltweit ist denn der Non Dom Status an eine Mindestaufenthaltsdauer in dem jeweiligen Land geknüpft?
Sebastian: Also grundsätzlich ist es natürlich so, die meisten Länder außerhalb von Deutschland und das sind insbesondere die Angelsächsisch geprägten Länder haben eine relativ einfache Methode die Tax residents, also die Ansässigkeit im steuerlichen Sinne zu definieren und meistens wird es über einen einfachen Präsenz-Test gemacht. Also wie viele Tage war ich in dem Land, wenn ich jetzt zum Beispiel in Irland im Haus habe und dann in Irland eine Steuererklärung einreichen, dann wird gefragt, wie viele Tage ich dort in dem Land, in Irland mich in dem entsprechenden Steuerjahr aufgehalten habe. Wenn ich dort angebe, dass sich dort weniger als 183 Tage war, dann ist es in Irland eigentlich egal, das hat dort keinerlei negative Konsequenzen. Das heißt dann einfach ok, du bist hier kein Tax resident und unter normalen Umständen, außer natürlich die die Abwesenheit war jetzt bedingt durch Geschäftsreisen, also ein Fernfahrer, zum Beispiel aus Irland, der jetzt 200 Tage oder 300 Tage im Jahr außerhalb von Irland sich aufhält, weil er Fernfahrer ist, ist er natürlich trotzdem dort Tax Resident, weil dort sein Haus sich befindet, sich seine Familie befindet und so weiter und sofort, ganz klar. Aber anderenfalls würde man sagen, na ja also man ist halt dort nicht Tax Resident dann. Aber den Iren wäre das im Grunde egal, die wollen halt im Grunde dann keine Steuern haben. Was ich damit sagen will, den einzelnen Ländern und den Non-Dom Staaten ist es eigentlich völlig egal, wie lange man sich dort aufhält oder nicht ja, das kratzt die relativ wenig. Die Frage ist halt einfach, wenn ich mich dort nicht aufhalten, wo halte ich mich dann auf? Also mal angenommen, ich möchte jetzt in Großbritannien London sein, halte mich da eigentlich nicht wirklich auf ok. Dann kann es sein, ich bin auf Reisen. Wie gesagt Reisen haben wir eben schon gesagt, da ist das Geschäft privater Natur, sind im Grunde letztlich egal. In Großbritannien ist dann meine einzige Wohnung, selbst wenn ich auf Reisen bin, bin ich dann dort resident. Aber wenn ich jetzt, wenn ich mich jetzt anderweitig irgendwo aufhalte, kann es dann sein, dass ich möglicherweise dort eine Steuerpflicht auslöse. Das heißt also, mal angenommen, ich ziehe aus Deutschland weg nach Großbritannien und halte mich in Großbritannien auf, heißt dies im Umkehrschluss die sich tatsächlich mich laufend dann in Deutschland aufhalte und dann wäre die Sache natürlich relativ witzlos, dann dann bin ich ja weiter in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig. Also was ich sagen will, ist, den Ländern, wo man Non-Dom ist, ist es relativ egal, wieviel Zeit man dort verbringt oder nicht aber es ist halt eine Frage, wo man sich sonst noch auffällt. Und man muss sehr vorsichtig sein, dass man eben nicht dort einen Lebensmittelpunkt oder eine unbeschränkte Steuerpflicht anderweitig auslöst, durch die man dort steuerpflichtig werden würde. Bekanntes Beispiel Boris Becker, der hat gesagt er wohnt in Monaco. In Wirklichkeit war er die ganze Zeit in München. Ja, also wie gesagt den Monegassen ist es völlig egal, wie lange er sich dort aufhält wirklich. Aber denen in München ist nicht egal, oder in Deutschland ist es wichtiger. Das ist eigentlich die Sache, auf die man achten muss und vor allen Dingen, was man halt jetzt nicht machen könnte ist ist zu sagen, jetzt interessiert sich das deutsche Finanzamt für mich und fragt mich, wo ich jetzt steueransässig bin, in einem bestimmten Jahr, wo ich angeblich in Großbritannien gewohnt habe, dann kann ich nicht davon ausgehen, dass mir die britische Steuerbehörde eine Ansässigkeitsbescheinigung ausstellt, außer ich kann zeigen, dass ich dort wirklich ansässig war. Das heißt also, man wird in den Ländern, um die es geht, nie ein Problem haben, aber möglicherweise in anderen Ländern, wo ich mich stattdessen aufgehalten habe.
00:22:46 - Wie lange ist der Non Dom Status gültig?
Daniel: Ist verständlich, nachvollziehbar, aber jetzt ergibt sich automatisch noch eine zweite Frage. Jetzt haben wir also gesagt ok, also eine Frist oder ne Mindestaufenthaltsdauer in dem Land, in dem ich den Status habe, ist jetzt weniger der kritische Punkt. Jetzt aber die zweite Frage für wie lange, also ist die zeitliche Begrenzung des Status selber gegeben? Das heißt, wenn ich den jetzt beantragen und bekomme, habe ich den auf Lebenszeit oder ist der begrenzt?
Sebastian: Hier sind wir tatsächlich wieder in den Bereich, wie die verschiedenen Länder diesen Status auslegen und verwalten? Also man muss sagen, dass in Großbritannien der Non-Dom Status natürlich kontrovers immer wieder diskutiert wird. Großbritannien ist ein großes Land, ist eine große Volkswirtschaft, und das ist jetzt kein Land, anders wie Irland oder Malta oder Zypern, die eben stark auf Steuer Optimierung auch angewiesen sind, damit überhaupt jemand hin zieht ja, sondern ist natürlich ein großes Land auch mit den üblichen politischen Parteien und üblichen politischen Querelen. Und der Non-Dom Status ist natürlich dort seit vielen Jahren in der Kritik, sollte schon mehrfach abgeschafft werden, wurde auf jeden Fall in den in den letzten Jahren und Jahrzehnten mehrfach eingeschränkt und daher muss man sagen, dass in Großbritannien die Regelung eigentlich am Striktesten ist. Dort ist der Non-Dom Status für maximal 17 Jahre zu verwenden. Danach ist man automatisch deemed domiciled, also dann hat man automatisch seinen domicile in Großbritannien. Nach 7 Jahren wird dann in Großbritannien auch schon eine Pauschalsteuer fällig. Die ist zunächst 30000 Pfund im Jahr und geht dann hoch auf 60000. Das heißt, wenn ich den Status dann weiter verwenden möchte, muss ich dann diese Pauschalsteuer bezahlen, damit ich dies weiter tun kann. So jetzt kann ich natürlich sagen ok wenn ich 1000000 verdiene an ausländischen Kapitalerträge sind 30000 auf 60000 auch nicht. Verdiene ich aber nur 200000, dann sieht es halt schon anders aus. In Malta und Irland gibt es keinerlei Beschränkungen, was die Dauer anbelangt. In Zypern ist der Non-Dom Status ebenfalls auf 17 Jahre beschränkt.
00:24:57 - Wird es den Non Dom Status in Zukunft noch geben?
Daniel: Jetzt ist es für uns noch interessant zu erfahren, wie Sebastian mit dem Hintergrund seiner Expertise die Zukunft des Non-Dom Status einschätzt. In der Europäischen Union ist dieses Prinzip ja nicht sehr beliebt. Wird es in Zukunft noch den Non-Dom Status geben?
Sebastian: Der Non-Dom Status ist jetzt natürlich ein Status, ein sogenannter exempt Status. Ja, das heißt, wenn wir uns Malta zum Beispiel anschauen, die niedrige Körperschaftsteuer. Nicht den Non-Dom Status, sondern die Körperschaftsteuern, dann sind ja hier in Malta die Einkommen eines Unternehmens nicht steuerfrei, sondern mit einer sehr niedrigen Steuer besteuert, aber sie werden besteuert. Damit bin ich also EU-rechtlich immer fein raus, denn möglicherweise kann dann kein anderes Land diese Einkünfte nochmal besteuern, weil sie eben schon in Europa besteuert sind. So das bezieht sich jetzt wohlgemerkt auf die Einkünfte einer Körperschaft. Ähnlich ist es natürlich auch bei natürlichen Personen ja, das heißt grundsätzlich Einkünfte zu haben, die nirgendwo besteuert werden, ist möglicherweise im Kontext der internationalen Steuer-Gesetzgebung nicht nur innerhalb der EU, sondern auch OECD, würde ich sagen, immer mehr verpönt. Es geht also eher dahin, dass man sagt, wenn überhaupt, werden Einkünfte mit einem geringen Steuersatz versteuert. Aber dann kann ich eben immer hochhalten, Ich habe diese Einkünfte versteuert, die sind nicht steuerfrei. Da kann dann auch kein anderer Staat, möglicherweise Besteuerungsrecht erheben. Wir haben das jetzt ja gesehen bei Portugal beim NHR Status, wohlgemerkt das ist kein Non-Dom Status, denn Portugal ist kein Non-Dom Land, aber die haben eine ähnlichen exampt Status. Früher waren diese Einkünfte steuerfrei, mittlerweile wird in Portugal auch eine Steuer erhoben von 10% auf die Einkünfte. Das klingt zwar zunächst mal negativ, aber auf der anderen Seite kann ich dann immer sagen, dieses Einkommen ist versteuert und mit einer vorteilhaften niedrigen Steuer. Aber ich kann dann gegenüber allen EU Behörden, genüber Deutschland sagen, hier meine Rente zum Beispiel aus Deutschland habe ich versteuert mit 10%, dann darf Deutschland diese Rente nicht mehr versteuern. Und das ist ein bisschen das Problem beim Non-Dom Status und wir haben deswegen auch gerade, was Deutschland anbelangt im Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland-Großbritannien, Deutschland-Zypern, Deutschland-Malta und Deutschland-Irland immer große Einschränkungen was den Non Dom Status anbelangt. Ja, also grundsätzlich bei deutschen Einkünften bringt mir der Non-Dom Status überhaupt nichts, denn ich muss dann, wenn diese Einkünfte nicht in meinem Wohnsitzland besteuert kann diese komplett und vollständig in Deutschland versteuern. Dieses Recht hat sich Deutschland im DBA zugesichert. Aber nicht nur Deutschland ist hier zu erwähnen, auch zum Beispiel die Schweiz. Ja, also wenn ich Gewinne aus einer Schweizer Gesellschaft bekomme, dann muss ich eine horrende Quellensteuer in der Schweiz bezahlen in Höhe von 35%. Wenn ich in London bin, bekomme ich diese nicht zurück. Das heißt auch bei Schweizer Gesellschaften, also wenn ich jetzt Kapitalträger aus der Schweiz bekomme in Form von Dividenden ist der Non-Dom Status komplett ungeeignet und sogar negativ. Also das sind so die Punkte. Also zum Beispiel, lebe ich jetzt in Portugal und habe einen exempt Status, dann zahl ich 10% Steuern in Portugal da drauf, muss aber die 35% in der Schweiz nicht bezahlen. Also sieht zunächst mal durch die 10% wie was schlechtes aus oder wenn ich in Portugal lebe und ich zahle 10% Steuern auf Dividenden einer deutschen AG, dann kann Deutschland die 25% Kapitalertragsteuer nicht einbehalten, weil ich schon 10% bezahlt habe, also insgesamt sehen die 10% im ersten Schritt negativ aus, aber wenn man sich genau anschaut, ist bei manchen Sachverhalten die 10%, die Portugal erhebt, dem Non-Dom Status überlegen. Jetzt was Deutschland anbelangt, gerade wenn ich jetzt als Einzelunternehmer hier eine GmbH besitze, dann kann ich natürlich sagen ok, ich gründe jetzt ne Holding in Malta oder Luxemburg, packe dort meine GmbH rein und kann dannn möglicherweise die Gewinnausschüttung da auch steuerfrei vereinnahmen. Es gibt ja klar es gibt ja schon Lösungen, aber ist natürlich kompliziert, ja, ist ganz klar.
00:29:20 - Gibt es einen Informationsaustausch in Bezug auf OECD?
Daniel: Also gut, dass du diese verschiedenen Länder grad erwähnt hast. Das ist vielleicht auch ein guter Punkt, um unsere Zuhörer und Zuschauer darauf hinzuweisen, dass in den einen einigen der nächsten folgen wir ganz konkret, ja über Malta auch über Portugal sprechen werden und dort halt dann auch nochmal konkret solche Informationen nachzuhören oder nachzusehen sind. Jetzt gibt es vielleicht noch was Spezielles zu beachten. Wenn ich jetzt London bin in Bezug auf OECD also der Informationsaustausch, gibt es da irgendwelche Dinge, die ich wissen muss, die wichtig sind zu beachten?
Sebastian: Ja, also im Hinblick auf den internationalen Informationsaustausch ist natürlich der Non-Dom Status ideal. Denn mal angenommen, wenn ich jetzt ein Konto eröffne für eine Offshore Gesellschaft oder ein Konto eröffne oder Depot eröffne im Ausland, wo es ja mittlerweile überall Informationsaustausch gibt und ich gebe dort meine britische oder irische oder maltesische Steuernummer an und meine Adresse, wo ich wohne, dann kann mir ja der Informationsaustausch komplett egal sein. Denn es ist ja in diesen Ländern legal, solche Konten zu führen und solche Einkünfte steuerfrei zu vereinnahmen. Ja, das heißt selbst wenn es da zum Informationsaustausch kommt, ich bin ja weder verpflichtet, meine Auslands Einkünfte der Regierung zu melden oder in der Steuererklärung aufzuführen. Ja, also, ich muss ja nur die melden, die ich mir in meinem Wohnsitzland ausschütte oder remitte. Alles was ich sonst noch im Ausland hab, muss ich ja dort nicht angeben. Also deswegen für solche, im Kontext des Informationsaustausches, ist der Non Dom Status ideal, weil ich hab da komplett nichts zu befürchten und muss da komplett auch überhaupt nichts beachten. Eine Sache möchte ich nochmal sagen, also ich hatte eben gerade eben schon gesagt die Auslandseinkünfte muss man nirgendwo erklären. Das heißt, wenn ich in Großbritannien lebe zum Beispiel, einen Non-Dom Status habe und dann Auslandseinkünfte habe und dort was weiß ich wie viel verdiene, die aber jetzt nicht überweise nach Großbritannien. Ich muss davon nichts in der Steuererklärung erwähnen. Ich muss in der Steuererklärung nur erwähnen, was ich nach Großbritannien überwiesen habe, nicht aber, was sonst noch im Ausland ist alles. So jetzt muss man aber natürlich wissen ist ja ganz klar, wenn ich jetzt dort, sagen wir mal, in einer wunderbaren Wohnung in Chelsea oder Maifair lebe, habe vielleicht 10000 von Mietkosten im Monat und ich reiche jährlich meine Steuererklärung als Non-Dom ein und geben dort an, dass ich weder Geld nach Großbritannien überwiesen habe, noch habe ich eine Beschäftigung in Großbritannien, die irgendwie nur annähernd zu viel bezahlt, dass ich mir diese Wohnung leisten könnte, dass dann diese ganze Sache relativ verdächtig aussieht. Und dann muss ich davon ausgehen, dass sich die britische oder irische oder maltesische Steuerbehörde an an mich wendet und dann wissen will und prüfen will anhand meiner konkreten Kontoauszüge und ähnlichen Unterlagen, wie sich das dann alles genau verhält, wie ich mir das leisten kann, was ich so an Ausgaben verhalten habe und so weiter und sofort. Das heißt also, man muss immer davon ausgehen, dass man geprüft wird. Muss deshalb akribisch genau Unterlagen einbehalten, Kontoauszüge führen, diese Kontentrennung betreiben, wie wir sie besprochen. Auch wenn ich meine, dass es nie jemand anschaut. Das kann also relativ schnell passieren, dass jemand kommt und sich dafür interessiert.
00:32:48 - Wie bekommt man den Non Dom Status und ist es kompliziert diesen zu beantragen?
Daniel: Grundsätzlich ist es interessant zu wissen, wie man überhaupt den Non-Dom Status bekommt. Ist es kompliziert, diesen zu beantragen und braucht man in diesem Prozess professionelle Hilfe?
Sebastian: Also wir helfen Mandanten natürlich in den verschiedenen Ländern, sich hier entsprechend bei den Steuerbehörden zu registrieren. Wie gesagt man muss in den einzelnen Steuererklärungen dann angeben hinterher, dass man Non-Dom ist. Man muss auch angeben, wieviel man dann in das Land übertragen hat. In manchen Ländern oder bzw. in Großbritannien gibt es eben eine maximal Zeit, in dem man den Status nutzen kann. Wir helfen natürlich Mandanten dabei, wir helfen mit, die Steuererklärung auszufüllen. Wir helfen bei der Registrierungen, um diesen Status dann nutzen zu können. Das sind alles Dinge, die wir übernehmen. Man kann das natürlich, man kann immer alles selbst machen ja, ist ja ganz klar, aber es ist gerade bei diesen Themen eben wichtig, gerade wenn es um hohe Beträge geht, dass man die fachmännisch dann korrekt ausarbeitet.
Daniel: Und ist es aber in der Tat so, also ich muss diesen Non-Dom Status nicht beantragen, wenn ich meinen Wohnsitz nehme, in dem Land oder wie ich es grad vielleicht so rausgehört habe, wenn ich meine erste Steuererklärung dann einreiche?
Sebastian: Also nicht nur, wenn man die erste Steuererklärung einreicht, es gibt gewisse Fristen, indem dann diese steuerliche Registrierung gemacht werden muss. Also in der Regel darf man damit nicht länger als 3 Monate nach Ende eines Steuerjahres warten. Das heißt also, man macht die Registrierung nicht, also muss sie nicht unbedingt machen, wenn man dorthin zieht ja das heißt, wenn jetzt jemand dorthin zieht, zum Beispiel nach Großbritannien, ist es nicht wichtig, dass sich dort sofort hier steuerlich entsprechend mit dem richtigen Status erfassen lässt. Ja, das kann er auch erst nach Ablauf des ersten Steuerjahres machen. Aber dann muss er das machen. Er hat dann also, Steuern in Großbritannien endet am 5. April. Er hat bis zum 5. September Zeit, sich entsprechend steuerlich zu registrieren. Und wie gesagt, wir machen das und helfen natürlich auch dann bei der Steuererklärung, wobei man nochmal, man muss sagen, es ist also ganz wichtig zu verstehen, alles, was im Ausland passiert, wird nicht in der Steuererklärung erfasst. Ja, also man muss nicht davon ausgehen, dass man jetzt hier komplett kompliziert wie zum Beispiel in den USA die Jahresabschlüsse aller Firmen mit beilegen muss, an denen man beteiligt ist, die Kontoauszüge und sagen muss das gehört jetzt mir. Also man sagt zur Auslandssituation überhaupt nichts. Man macht in der Steuererklärung 2 Angaben, wenn man da ist. Erstens wieviel Bestandsvermögen habe ich übertragen, was ja steuerfrei ist, wenn die richtigen Vorkehrungen getroffen wurden und zweitens welche Einkünfte habe ich in mein Wohnsitzland übertragen, die dann steuerpflichtig werden. Ja, das sind die einzigen beiden Angaben, die man letztlich als Non-Dom machen muss in der Steuererklärung, alles andere interessiert den Staat nicht. Wenn meine Erklärungen dann scheinbar nicht kohärent ist und keinen Sinn macht, dann wird es möglicherweise zu einer Prüfung kommen ja, aber ansonsten nicht.
00:35:57 - Kann ich als Non Dom Immobilien erwerben?
Daniel: Aber kann ich denn als Non-Dom im Land zum Beispiel selber Immobilien erwerben? Kann ich jetzt zum Beispiel mir einfach ein paar hunderttausend überweisen und davon Immobilie kaufen, dann hab ich ja keine Miete zu bezahlen zum Beispiel?
Sebastian: Absolut, kann man auch machen.
Daniel: Und da gibt es also keine Einschränkung und hat das irgendwelche steuerlichen Auswirkungen? Also ich stelle mir jetzt zum Beispiel vor, nehmen wir mal an, ich kaufe eine Immobilie für 1.000.000 und die ist jetzt nach 2 Jahren plötzlich 1 Komma, keine Ahnung 1,5 Millionen wert, weil die Immobilienpreise gestiegen sind, bezahle ich dafür Steuern?
Sebastian: Nein, ich bezahle keine Steuern. Also wie gesagt, ich kann natürlich Auslandseinkommen jederzeit überweisen und dann darauf dann Steuern bezahlen um die Immobilie zu erwerben, will ich die Immobilie natürlich von steuerfreien Geld überweisen, dann muss es sich dabei um Bestandsvermögen handeln, was bereits vor meinem Umzug bestanden hat. Früher hatte man gesagt, gerade was Großbritannien anbelangt, dass man im Grunde die Immobilie kaufen soll, bevor man umzieht. Da muss man mittlerweile sagen, es ist vielleicht nicht mehr der beste Rat, den mittlerweile ist die Grunderwerbsteuer für Ausländer in Großbritannien erhöht worden. Ja, das heißt, ich zahle jetzt als Ausländer einige Prozentpunkte mehr an Grunderwerbsteuer, wenn ich dort ein Haus kaufe. Damit ist es möglicherweise besser, das Haus erst zu kaufen, wenn ich dort wohne oder aber ich sag mal halt ok gut, ich meine die paar Prozent Grunderwerbsteuer ist eben auch egal ok. Ist auch klar.
00:37:19 - Non Dom Status in Großbritannien
Daniel: Gut, jetzt haben wir eine ganze Menge schon von dir gehört, Sebastian generell zum Non Dom Status, aber jetzt würde ich gerne nochmal dich ganz konkret zu den einzelnen Ländern fragen, weil wir hatten ja schon gesehen, es gibt so den einen oder anderen Unterschied zwischen den Ländern und mitunter kommt es ja genau auf die Feinheiten an, wenn sich jetzt jemand entscheiden möchte, vielleicht was ist für mich das passende Wohnsitzland. Vielleicht beginnen wir nochmal mit Großbritannien. Gibt es jetzt noch irgendwelche Unterschiede, Feinheiten, die man kennen muss, was den Non-Dom Status in Großbritannien betrifft?
Sebastian: Ja, also grundsätzlich muss man natürlich wissen, dass der Umzug nach Großbritannien seit Brexit extrem kompliziert geworden ist, ja, also, es ist leichter, nach in die USA, nach Kanada oder nach Australien umzuziehen, als nach Großbritannien aufgrund der Visa Vorschriften, die es gibt. Es gibt praktisch für Großbritannien nur sehr beschränkte Visa Optionen. Also für Unternehmer, die nach Großbritannien ziehen wollen, die müssen mindestens 2 Millionen hier investieren. Ok, wenn das mal vergleicht mit den USA, Investoren-Visum wird schon 30000 ausreichen, dann ist es natürlich hanebüchend. Wenn man jetzt hier einen Arbeitgeber hat, der einen sponsert oder so und dann entsprechend hier mit dem Home Office letztlich die Home Office, also das Innenministerium, eigentlich jetzt hier entsprechend als Sponsor registriert ist, dann sieht es natürlich anders aus. Ja, was die großen Arbeitgeber natürlich sind, aber grundsätzlich jetzt für den Unternehmer für den Freiberufler es ist extrem schwierig geworden nach Großbritannien umziehen. Daher würde ich fast sagen, dass für die meisten diese Sache unerschwinglich ist. Allerdings gibt es natürlich immer relativ viele Mandanten, die haben aus irgendwelchen Gründen, sich noch das Bleiberecht in Großbritannien besorgt oder die sind verheiratet mit einem Britten oder sonst irgendwas. Die können das nach wie vor relativ einfach machen mit dem Umzug und könnte dann auch den Status in Anspruch nehmen. Also hierzu möchte ich zunächst einmal wiederholen, der Non-Dom Status ist unbeschränkt 7 Jahre lang nutzbar, danach muss ich dann pauschal Steuer bezahlen von 30000 Pfund, die geht dann nach 12 Jahren auf 60000 Pfund hoch und nach 17 Jahren kann ich den Status nicht mehr verwenden, das ist letztlich die wichtigste Beschränkung in Großbritannien, die man zu beachten hat. Es gibt in Großbritannien auf der anderen Seite eine Reihe von interessanten Steuersparmodellen, also in der letzten Finanzkrise in der letzten Rezession hat die Regierung hier ein Steuersparmodell für Non-Dom Steuerzahler eingeführt, die ja normalerweise ihre Mittel nicht nach Großbritannien überweisen dürfen. Das also diese Non-Dom Steuerzahler hier in britische Unternehmen investieren dürfen, auch mit ihrem ausländischen Geld, ohne dass das steuerliche Konsequenzen hat und müssen dann die Erträge auch hier nicht versteuern, so lange diese Erträge dann wieder zurück ins Ausland fließen oder in ein Unternehmen sage ich mal der gleichen Gattung wieder reinvestiert werden. Das heißt also, das kann interessant sein für Non-Dom Steuerzahler. Ansonsten muss man sagen, wie gesagt die Einschränkung hier mit den 7 Jahren, die ist natürlich relativ groß. Man muss auch wissen, wenn man hier lebt, das dass Einkünfte aus Irland nicht vom Non-Dom Status her abgedeckt sind. Das heißt, wenn ich eine irische Limited habe, gelten diese als inländische Einkünfte in dem Zusammenhang und nicht als ausländische Einkünfte und sind damit nie steuerfrei. Also man kann nicht eine Limited in Irland gründen und dann dies machen. Drittens und letztens wollte ich anbringen, dass Großbritannien es sehr genau nimmt, wo potenzielle Auslands Gesellschaften geleitet werden. Wenn ich also diese besagte Malta Gesellschaft aus unserem Beispiel vorhin habe, dann muss ich hundertprozentig darauf achten, dass die Geschäftsführung nicht von Großbritannien ausgeübt wird, wenn ich dort lebe. Ich brauche einen Geschäftsführer, und das darf kein Erfüllungsgehilfe sein, kein Treuhänder kein Nomine, kein Steuerberater. Ich muss mir einen festangestellten Geschäftsführer suchen, der ein normales Gehalt bekommt, der auf das Konto der Gesellschaft zeichnungsberechtigt ist, ansonsten wird dieses Einkommen als britisches Einkommen gewertet. Ganz wichtiger Punkt.
Daniel: Ok gut und ein anderer Punkt, der vielleicht für mich auch noch interessant wäre, wenn man sich für ein Land in interessiert und ich denke da hat Großbritannien vielleicht auch ein paar Pluspunkte ist natürlich auch die Lebenskultur selbst ne Lifestyle also ich denke, das spricht zum Beispiel schon wieder dann für die Insel, oder?
Sebastian: Ja, also gut genau. Also natürlich im Vergleich zu den anderen Inseln ist Großbritannien natürlich sehr weltläufig. Es gibt hervorragende Schulen, es gibt ein ausgezeichnetes Kulturangebot. Es ist ein relativ großes Land, natürlich im Vergleiche zu Malta und Zypern und so. Also jeder kann sich vorstellen, irgendwie in London zu leben, es ist ne riesen Stadt, größte Stadt Europas, das sind die Vorteile von Großbritannien ganz deutlich. Aber wie gesagt, die Visum Situation ist tatsächlich doch höchst problematisch und man muss dann sehen, wie man damit umgehen kann. Eine spezifische Sache nochmal, die jetzt in Großbritannien hinsichtlich Non Dom Status sehr interessant ist, ist der sogenannte Overseas Workday Relief. Das ist also folgendes, es ist sehr beliebt, zum Beispiel in der Private Equity und Hedgefonds Branche. Da ist es ja so, dass doch Mitarbeiter, die bei diesem Hedgefonds oder Private Equity Firmen angestellt sind, in Großbritannien in London leben, in London arbeiten und auch unwahrscheinlich viel auf Reisen sind. Wir haben im Mandanten, die weit über 200 Tage im Jahr, also natürlich nicht zu Corona Zeiten, aber ansonsten wirklich weit über 200 Tage im Jahr unterwegs waren. Und da gibt es ein sehr interessantes Feature, was man nutzen kann in Großbritannien und das funktioniert wie folgt. Also man lebt in Großbritannien. Man hat einen britischen Arbeitgeber. Wenn man für diesen britischen Arbeitgeber sich im Ausland aufhält, sagen wir mal man ist immer 80% der Arbeitszeit im Ausland oder auch 50% oder auch 40%. Dann kann der Arbeitgeber, den Teil des im Ausland letztlich bezahlten oder verdienen Gehaltes, also den Anteil meiner Arbeitszeit im Ausland verbracht habe, kann er dann auf ein Auslandskonto überweisen und kann mir dieses Brutto überweisen. Also das heißt, er muss keine Steuern und Sozialabgaben dafür abführen. Das funktioniert für maximal 3 Jahre. Also nur mal ein Beispiel, jemand verdient hunderttausend und ist 60% seiner Arbeitszeit, also von 10 Tagen 6, von 5 Tagen 3 im Ausland. Also der verlässt London am Montag, kommt Donnerstag zurück, total normal, machen extrem viele Leute. Dann kann er also der Arbeitgeber 60% des Gehaltes Sozialversicherungs frei und steuerfrei auszahlen. Das heißt der Arbeitgeber bezahlt mir also dann von den Hunderttausend 60000 auf mein Konto im Ausland aus. Ich darf das wiederum nicht nach UK reinbringen, ist natürlich klar, weil ansonsten wird es steuerpflichtig und auf die restlichen 40% zahle ich dann ganz normal britische Steuern und Sozialabgaben. Das Ganze funktioniert für maximal 3 Jahre und natürlich kann nur bis 80% des Gehaltes auf diese Art und Weise ausgeschüttet werden. Das heißt also wer hunderttausend verdient, der könnte maximal 80000 so erhalten, der Rest muss immer versteuert werden, also ein gewisser Anteil muss immer versteuert werden.
Daniel: Da hab ich gleich noch eine spezielle Fragen. Man versucht ja immer, das es klingt ja erstmal großzügig was du grad sagst, aber man will ja dann immer noch mehr oder so. Jetzt stelle ich mir vor, ich bin also jetzt von einer Firma angeheuert, im Ausland, sag mal ein Beispiel Land, wo würde ich jetzt als UK Mitarbeiter hin vermietet werden, so in welches Land zum Beispiel?
Sebastian: Also ich werde nicht vermietet, also vermieten geht nicht.
Daniel: Na gut, aber ich bin halt dort tätig.
Sebastian: Also du bist dann auf Geschäftsreise, du bist nicht vermietet. Also das sind Leute, die reisen natürlich hin und her. Weil ich meine, eins darf natürlich nicht passieren, du darfst natürlich auf keinen Fall so viel Zeit in einem Land verbringen, im Ausland, das ist dann dort steuerpflichtig bist.
Daniel: Ok gut.
Sebastian: Das heißt, das sind Leute, die reisen von Deutschland nach Frankreich, nach Malta, in die USA und zurück und nach Asien, hin und her.
00:45:48 - Overseas Workday Relief: Kann ich auch im Homeoffice arbeiten, wenn es zum Beispiel wegen Corona Reisebeschränkungen gibt?
Daniel: So jetzt bin ich also eigentlich, wäre ich da immer unterwegs und jetzt durch die Coronazeit muss ich das im Home-Office machen. So jetzt würde ich natürlich jetzt würde ich mal versuchen drauf ankommen lassen kann ich denn dann für die Zeit wo ich jetzt eigentlich diese Tätigkeit ohne Corona im Ausland gemacht hätte und dann von dieser von diesen Steuervorteilen profitieren würde? Kann ich das in irgendeiner Art und Weise dann für mich geltend machen? Weil ich kann ja nichts dafür, dass sie jetzt wegen Corona von mir aus das Land nicht verlassen darf oder vielleicht gibt es da irgendwelche Einreise Ausreise Regeln.
Sebastian: Nein, kann man nicht, tatsächlich nur möglich, wenn ich tatsächlich im Ausland gearbeitet habe.
Daniel: Man muss physisch das Land verlassen haben. Dazu ist es interessant zu erfahren, dass es 2 Möglichkeiten gibt, das in die Wege zu leiten.
Sebastian: Einmal kann das der Arbeitgeber für mich im Vorfeld beantragen, was meiner Meinung nach der beste Weg ist. Der andere Weg ist das natürlich dort der Arbeitgeber das gut nicht macht, dann kann jeder Arbeitnehmer über den Lohnsteuer Ausgleich, das ist dann die Steuererklärung, die zu viel gezahlten Steuern zurückfordern. Was natürlich jetzt, ein langwieriger Weg ist dann.
Daniel: Aber ich brauch als Arbeitnehmer dann auch ein zweites Konto, auf das diese Gelder eingezahlt werden. Das muss ja dann im Ausland bleiben das Geld.
Sebastian: Also ich kann dann, wenn ich aus Deutschland bin und ein deutsches Konto habe oder ich kann Ihren Controller of Shock rund oder sowas sagen es darf nur nicht auf ein neues Konto fließen.
00:47:12 - Was spricht für oder gegen Irland als Non Dom Staat?
Daniel: Jetzt hast du ja Irland schon erwähnt, vielleicht gehen wir da gleich mal nach Irland und gucken wir uns mal an was gibt es denn da? Was spricht für Irland oder was spricht gegen Irland? Wie sieht's da aus?
Sebastian: Ja, also Irland, in Irland ist der Non Dom Status sehr vorteilhaft. Ja also wie gesagt, es gibt keine zeitlichen Beschränkungen. Im Gegenteil, die Iren haben sogar im Rahmen der letzten Finanzkrise/Rezension den Non Dom Status auch nochmal erweitert. Die haben nämlich dann gesagt, dass auch Einkünfte aus britischen Gesellschaften unter den Nondom-Status fallen. Ja also gerade eben hatten wir gesagt, in Großbritannien ist das nicht der Fall, was Einkommen aus irischen Gesellschaft anbelangt. So das heißt also, wer in Irland wohnt und zum Beispiel eine Gesellschaft in Großbritannien hat, die ihm Dividenden ausschüttet, diese Dividenden sind in Irland komplett steuerfrei unter den üblichen Bedingungen. Das heißt, dass sie dort nicht ins Land eingebracht werden ect. Also der Nondom- Status in Irland ist absolut zu empfehlen, ist also sehr vorteilhaft.
Daniel: Und wer sich ansonsten noch für das Leben auf der Insel interessiert, der sollte sich den Podcast zu Irland ansehen oder anhören genau.
Sebastian: Sollte nicht zu viel erwarten.
00:48:21 - Malta als Non Dom Land
Daniel: Wollen mal nicht zu viel verraten, jetzt an der Stelle. Malta? Wie sieht es denn da aus? Also was spricht für Malta was spräche dagegen? Also dagegen, klang ja schon bissl raus, also die Insel hat im Vergleich zu Großbritannien jetzt nicht soviel zu bieten. Also wer das braucht eine große Stadt und vielleicht viele Freizeitangebote oder wer einfach den Puls des Lebens spüren will, ist Malta vielleicht eher weniger geeignet. Aber ich bin gespannt, was spräche denn dafür, den Nondom-Status in Malta zu beantragen?
Sebastian: Also wie gesagt auch in Malta ist der Nondom-Status extrem offen. Das heißt also, man kann ihn unbegrenzt nutzen. Wir hatten schon in einer anderen Podcast Episode angesprochen, dass die irischen Steuerbehörden nicht sehr zimperlich sind und auch sehr unangenehm sein können. Die maltesischen Steuerbehörden im Gegenzug zu meiner Erfahrung nach sehr gesprächsbereit und sehr kulant ja, Das heißt, hier wird der Non Dom meiner Meinung nach in Ruhe gelassen. Meiner Erfahrung nach will ich sagen. Wichtig zu verstehen in Malta sind 2 Dinge. So wir hatten ja vorhin gesagt, dass Auslandseinkünfte, die ins Land überwiesen werden, versteuert werden müssen. Im Wohnsitzland Bestandsvermögen aber nicht. So Malta hat jetzt die interessante Regelung, dass Einkünfte nach einem Jahr zu Bestandsvermögen werden und damit steuerfrei ins Land ausgezahlt werden können. Also ein Beispiel, ich lebe in Malta und bin Nondom. Ich habe Kapitalerträge aus Dividenden aus einem ausländischen Depot, in Höhe von hunderttausend Euro in 2000 sagen wir mal 2022. Überweise ich mir jetzt diese Beträge in 2022 auf ein maltesisches Konto oder gebe die in Malta aus, werden diese Erträge in Malta steuerpflichtig und müssen dort ganz normal versteuert werden. Überweise ich mir diese erst in 2023 sind sie zu meinem Bestandsvermögen geworden und ich kann sie in Malta ausgeben.
Daniel: Das klingt echt attraktiv, da gibt es gar keine Frage.
Sebastian: Das klingt attraktiv, aber der Zyniker wird natürlich sagen, was willste denn in Malta machen, da kannst du nichts ausgeben. Gutes Shopping gibt es nicht, gute Restaurants gibt es nicht. Okay, du kannst dir deine Hütte kaufen. Die sind überteuert und naja, der Standard ist fragwürdig.
Daniel: Ja gut, oder ein Restaurant aufmachen wenn du sagst, gute Restaurants gibts nicht, muss man halt eins auf machen.
Sebastian: Also genau das ist ja, der ist ja der Catch twentytwo. Du kannst es zwar nach Malta überweisen, aber die Frage ist für was? Ein teures Auto willst du auch nicht, dass wird wirklich zu Schrott gefahren, wenn du es irgendwo parkst. Also ich meine wie gesagt, aber das ist so ein bisschen zynisch natürlich ja. Aber also ich sage mal für Personen, die jetzt in der Situation sind, wie der Mandant, von dem wir vorhin gesprochen haben, ja. Die jetzt letztlich laufend kleine Kapitalerträge erwirtschaften und die zum Leben brauchen, für die kann es interessant sein, weil die müssen zwar ein Jahr überbrücken, von dem Sparen aber können dann letztlich anfangen, von ihren laufenden Kapitalerträgen zu leben, also für den Fall ist es tatsächlich interessant. Ja, also wenn ich meine Kapitalerträge für das tägliche Leben tatsächlich benötige, dann ist es interessant. Und ein anderer wichtiger Punkt zu Malta ist der, das ja Malta aufgrund von ausländischem Druck hier eine Minimalsteuer für Non Doms eingeführt hat, in Höhe von 5000€. Das heißt also Non Doms, müssen jetzt minimal ähnlich wie diese Flat Tax in Großbritannien, die dort 30000 Pfund ist, in Malta mindestens 5000€ an Steuern bezahlen. In der Regel ist das aber kein Problem, aus folgendem Grund. Also für uns das übliche Setup was wir normalerweise Mandanten empfehlen ist, man zieht nach Malta um. Man gründet dort eine maltesische Gesellschaft, bei der ist man dann angestellt, bei der ist man Geschäftsführer. Bei der bekommt man ein festes Gehalt, was möglicherweise nur 2000 / 3000€ sind, damit Miete bezahlen kann und so weiter und sofort. Damit habe ich ja schon meine 5000 Steuern in Malta bezahlt. Das heißt, das kann mir im Grunde genommen dann egal sein. Dass mag ja jetzt auf den ersten Blick abschreckend klingen, aber für die überwiegende Mehrheit der Mandanten, die haben ja dort eine Gesellschaft mit der sie dann auch Rechnungen schreiben. An Kunden in Europa, in Deutschland und Österreich. Und wie gesagt, dort lassen ie sich anstellen. Dann haben Sie Holding- Gesellschaften, damit sie dann die Gewinne aus der Gesellschaft steuerfrei vereinnahmen können. Ganz oben stehen die schottische Holding. Also das heißt, normalerweise in der Realität sind diese 5000€ komplett irrelevant, weil die werden ohnehin bezahlt, normalerweise über die Einkommensteuer auf das maltesische Gehalt.
Daniel: Auch interessant, also sollte man auf dem Radar haben, wenn es zu jemandem passt. Also Malta hat dann auch doch einiges Interessantes zu bieten.
Sebastian: Malta, definitiv also wir haben ja auch schon über Wohnsitz Malta gesprochen. Malta ist natürlich höchst interessant, wenn ich jetzt tatsächlich eben ein Unternehmen aufbauen möchte, um hier dann was zum Beispiel mal der Ausländer betreiben ich das meiste selbst.
00:53:28 - Was ist in Zypern anders in Bezug auf den Non Dom Status?
Daniel: Und die Kinder können beim nächsten Herr der Ringe als Komparsen dienen. Kommen wir jetzt noch zum letzten der Non Dom Staaten, nämlich Zypern. Hier wurde ja der Non Dom Status erst 2015 eingeführt. Und es gibt auch spezielle Unterschiede im Vergleich zu den anderen Non Dom Staaten.
Sebastian: Zunächst muss man ja sagen, das Veräußerungserlöse in Zypern auf Wertpapiere, ja tatsächlich Wertpapiere, also verbriefte Wertpapiere, für Aktien Bons und so weiter und sofort auch dazu alles, was wir in der Börse kaufen können beim Broker kaufen kann, ja nicht, aber zum Beispiel Crypto, da kommen gleich dazu, diese grundsätzlich in Zypern ohnehin steuerfrei sind. Also Veräußerungs Erlöse sind ohnehin steuerfrei. Es gibt in Zypern eine wichtige Kapitalertragsteuer. Und das ist eben auch alles, was zypriotische Immobilien anbelangt, aber ansonsten auf Wertpapiere zahlt auch der, der regulär Domicite Steuerzahler in Zypern ganz normal keine Steuern auf solche Veräußerungserlöse und demnach natürlich auch der Non Daumen Steuerzahler. Wo jetzt der Non Dom Steuerzahler tatsächlich sparen kann in Zypern sind Dividenden und Zinserträge anders als in den anderen Staaten spielt hier keine Rolle, ob die von einer zypriotische Gesellschaft stammen oder ob diese von einer ausländischen Gesellschaft stammen. Ob diese auf ein zypriotisches Konto fließen oder nicht, die können also dorthin fließen oder auch nicht. In Zypern gibt es eine sogenannte Special Defence Charge (Sdc). Das ist eine Steuer, die in Zypern steuerpflichtige Person auf passive Einkünfte, wie sie es nennen, Dividenden Zinsen bezahlen müssen. Das sind 17% also nicht unerheblich, also wie eine Abgeltungsteuer praktisch. Der Non Dom Steuerzahler muss diese nicht bezahlen. Also das heißt, der in Zypern lebt und Dividendeneinkünfte hat oder Zinserträge hat, der ist da steuerlich von dieser SBC komplett befreit. Man muss jetzt allerdings aber sagen, dass andere Einkünfte hier möglicherweise nicht betroffen sind und ich sage möglicherweise, da die Rechtslage manchmal recht unklar zu sein scheint. Also ein gutes Beispiel dafür, dass Krypto und wir kommen nachher auch dazu noch mal, wenn wir über Krypto dann allgemein sprechen und Status, aber Einkünfte aus Kryptowährungen fallen in Zypern, nicht unter den Non Dom Status. Jedenfalls ist, so die aktuelle Meinung das ändert sich ja laufend, aber aktuell ist die Meinung so, da es sich eben nicht um ein Wertpapier handelt also nicht um ein verbrieftes, meinen verbrieften Titel handelt, findet hier keine Steuerbefreiung statt das heißt also in Zypern wäre Einkommensteuer hier möglicherweise zu bezahlen, ein einfacher ab weg wäre hier, dass man zum Beispiel eine zyprische Gesellschaft gründet. Die zahlt dann zwar auch zur 5%, aber da man ja deine Dividenden Einkünfte steuerfrei vereinnahmen kann. wäre das alles, was man bezahlt. Aber auch andere Dinge muss man jetzt bedenken also ich meine, wenn ich in London lebe und ich bekomme eine Provision ausgezahlt von 1 Mio in Dubai zum Beispiel ist dies in London komplett steuerfrei. Das würde nicht unter dem zypriotischen Non Dom Status fallen. Natürlich, ich könnte das wiederum in eine Kapitalgesellschaft packen, das sind halt alles die Lösungswege ja oder wenn ich in Malta oder in Irland, London bin, da kann ich zum Beispiel... ...nach Hongkong möglicherweise gehen dort ein paar Tage arbeiten mit einem speziellen Vertrag oder in Dubai und bekomme dafür monatlich 10.000 ausbezahlt als Gehalt steuerfrei. Das wäre dort möglich, in diesen Ländern. In Zypern wäre das nicht steuerfrei. Also, das heißt der Non Dom Status hat dort gegenüber den anderen Staaten tatsächlich Einschränkungen. Die Frage ist, inwieweit in der Realität, diese tatsächlich wichtig sind, dann die meisten Mandanten haben ohnehin am Ende Dividendenerträge die sie bekommen von Gesellschaften irgendwo. Ja also vielleicht die Krypto Sache ist noch dass was es für viele Mandanten hier sozusagen die ganze Sache etwas negativ darstellt in Zypern. Aber die anderen Regelungen sind möglicherweise sehr gut verträglich.
00:57:48 - Welches Non Dom Land ist die beste Wahl für Krypto-Trading?
Daniel: Ok gut zu wissen, jetzt hattest du ja schon mehrfach in der Erklärung jetzt das Thema Krypto angerissen und vielleicht ist es wirklich gut für unsere Zuschauer und Zuhörer jetzt nochmal das Thema Krypto, also steuerliche Betrachtung von Krypto Erträgen gleich auf den Besitz von Kryptowährung in den einzelnen Non Dom Staaten kurz durchzugehen, einfach um, um zu sehen wo gibt es Vorteile, wo gibt es Nachteile? Was wäre jetzt die beste Wahl, wenn man in dem Bereich tätig sein möchte?
Sebastian: Genau also Zypern, haben wir ja gerade eben schon besprochen, da mach ich das noch kurz weiter. In Zypern wie gesagt ist es so, dass die momentane Rechtsauffassung ist, dass Krypto Erträge, also jedweder Krypto Verdienst, da es sich ja nicht um ein Wertpapier in dem klassischen Sinne handelt, auch in Zypern nicht steuerfrei sind. Das heißt also, man kann wie gesagt den Umweg gehen und eine Gesellschaft gründen, in Zypern den Ertrag, dann in Zypern entsprechend versteuern mit 12,5% Körperschaftsteuer, die Dividenten sind dass steuerfrei. So wandelt man die Krypto Erträge also dann um in Stelle in Dividenden, Kapitalerträge, die dann als Non Dom im Prinzip auch steuerbefreit sind. Also das wäre möglich. Ansonsten gilt für Kryptowährungen keine Steuerbefreiung. Wie siehts in den anderen Ländern aus? In Großbritannien ist es relativ klar. Das hat die britische Regierung ganz klar so definiert. Die britische Steuerbehörde hat hier ein Schreiben herausgegeben schon 2019, wo sie gesagt hat, dass sämtliche Erträge aus Kryptowährung nicht über den Non Dom Status abgerechnet werden können. Das heißt also, wer in Großbritannien lebt und dort Erträgen hat aus Kryptowährung, und der muss diese dort ganz herkömmlich versteuern Kapitalertragsteuer auf Veräußerungserlöse und wenn er es gewerblich macht, dann eben mit der entsprechenden Einkommensteuer. So sieht die Situation in Großbritannien aus. In Malta und in Irland verhält es sich so, dass es dort auch keine hundert Prozent klare Aussage gibt der Behörden. Ist also eine sich entwickelnde Situation. Aber so allgemein sind die Kollegen dort der Meinung, dass letztlich, wenn Kryptowährungen getauscht werden in Fiat und dieser Tausch findet über eine Börse statt, die nicht in Irland beziehungsweise im Malat befindet, dann ist der Ertrag steuerfrei. Alles, was sowieso in Kryptowährung gehandelt wird, ist sowieso generell dann auch unterfällt dann dem Non Dom Status und ist somit auch steuerfrei. Es ginge also nur letztlich um den Betrag, der getauscht wird. Das heißt also, ich kann über das Geld verfügen auch als Fiat oder nicht? Dafür müsste ich dann tauschen in einer Börse, die nicht in Malta oder in in Irland ist, was eigentlich relativ einfach ist.
01:00:41 - Steuern als Non Dom aufs Traden und Investieren
Daniel: Wunderbar noch eine andere wichtige Frage. Also ich ich entscheide mich für eines der genannten Länder, möchte dort wohnen und meine Tätigkeit oder ich finanziere meinen Lebensunterhalt, weil ich trade oder investiere, Investments mache, wie wird das betrachtet? Wie wirkt sich das steuerlich aus, wenn es meine einzige Einkommensquelle ist, mit der ich mein Leben finanziere, aber es findet ja außerhalb des jeweiligen Non Dom Status statt?
Sebastian: Das ist eine sehr gute Frage. Also in der Tat wir haben sehr viele Mandanten, zum Beispiel heutzutage Softwareentwickler sind und sich sagen naja, eigentlich hab ich keine Lust mehr auf Software Projekte. Ich will eigentlich jetzt hier hauptberuflich Krypto Traden oder ETS Traden oder oder Aktien Traden oder Währung Traden machen macht ja also jedenfalls ich will mein Beruf im Grunde niederlegen und jetzt eigentlich mich aufs Trading konzentrieren, wie man so schön sagt und dann liegt er nahe legen, dass ich sage ok. Also ich geh einfach in eines dieser Länder, ziehen dorthin um, eröffne mir ein Konto bei irgendeinem Broker im Ausland. Damit sind meine Mittel im Ausland, meine Gewinne sind aus dem Ausland, die Gewinne sind passiv, ist ja alles wunderbar, dann müßte es ja alles steuerfrei sein und das ist definitiv nicht der Fall. Also weder in Großbritannien noch in Irland noch in Malta, noch in Zypern ist es möglich mit dem Non Dom Status gewerblich hier zu Traden. Also wenn es eine gewerbliche Tätigkeit ist, dann wird das ganz normal lokal mit Einkommensteuer im Grunde belegt werden. Nicht mal Kapitalertragsteuer, die vielleicht noch erträglich wäre, sondern mit Einkommensteuern. So jetzt ist die Frage was ist gewerblich? Ich stelle mal eine Gegenfrage: Was ist nicht gewerblich? Was erlaubt ist, ist Vermögensverwaltung. Also ich darf als Non Dom mein vermögen verwalten, das ist also keine gewerbliche Tätigkeit, da entsteht kein steuerliches Risiko. Vermögensverwaltung heißt, wenn ich da einmal die Woche reinschauen, mir mal so anschaue, wie sich die Kurse entwickeln, ja und dann vielleicht den ein oder anderen Verkauf mache und das war es. Als Vermögensverwaltung zählt ganz sicherlich nicht, wenn ich zu Hause in meiner Wohnung in London oder Malta jeden Tag 8 Stunden sitze, dort 6 Monitore habe, vor mir, und den ganzen Tag letztlich hier am Traden bin, das ist sicherlich nicht Vermögensverwaltung. Das ist gewerbliches Trading. Es gibt die sogenannten Badges of Trade in allen 4 Ländern. Das heißt, es ist im Grunde ein Test oder es ist eine Reihe von Tests, die im Grunde gemacht werden, wo man prüft, ist es eine gewerbliche Tätigkeit oder nicht! Da gibt es eine ganze Anzahl. Wir wollen jetzt hier nur auf die einfachsten Fälle eingehen. Die wichtigste Frage ist der hat diese Person einen Beruf, oder hat sie kein Beruf? Ich will ein Beispiel sagen wir haben einen Mandanten, der ist Pilot bei der Lufthansa. Der hat den Wohnsitz in ein entsprechendes Land verlegt und der Traded natürlich jetzt dann steuerfrei, weil er Vermögensverwaltung macht, denn er ist ja im Vollzeit Beruf nachweislich bei der Lufthansa angestellt als Pilot. Also ganz klar, was er dann nebenher macht, da hat er vielleicht eine Stunde Zeit am Tag oder so, das läuft dann natürlich ganz klar unter unter Vermögensverwaltung. Man schaut sich die Einkommen an, jemand generiert, wenn ich jetzt ein Business habe, was mir im Jahr 250.000 Dividenden generiert, die ich ganz normal ver steuere und dann treff dich ein bisschen und mach dann 50.000 dann ist es auch klar, dass das Vermögensverwaltung ist ja und keine gewerbliche Tradingtätigkeit. Aber alles, was im Grunde dahin geht. Dass das, dass ich keinen anderen Beruf habe, dass ich das mit sehr mit öffentlich damit sehr viel Zeit verbringe, dass mein Einkommen dadurch überproportional letztlich darauf beruht, des deutet alles darauf hin, dass das Trading ist. Auch eine gewisse Regelmäßigkeit ja, das sind also sage jeden Tag von 8 bis um 5 sitz ich vorm Computer. Auch alles das ist ein Hinweis darauf, dass letztlich gewerblich ist und wie gesagt die gewerbliche Tätigkeit bedeutet dann, dass diese gesamten Einkünfte daraus in dem entsprechenden Land mit Einkommensteuer ganz normal als Gewerbe letztlich anzumelden sind. Was kann man dagegen machen? Man kann natürlich eine Gesellschaft gründen. In Zypern ist es relativ einfach. Man gründet Gesellschaft, die man selbst leiten kann. Dort zahlen um 12,5% Steuern, die Dividenden steuerfrei. In Malta ist es auch relativ einfach, denn in Malta kann ich eine Gesellschaft gründen, die bezahlt 5% Steuern, dann mach eben die Gesellschaft letztlich das Trading, ja nicht ich im eigenen Namen, sondern Trading im Rahmen der Gesellschaft. Zahl darauf 5% Steuern, Gewinne können dann wieder steuerfrei über den Non Dom Status vereinnahmt werden. Etwas anders sieht es dann aus in Großbritannien und Irland, wo im Grunde dann hier tatsächlich Substanz im Ausland vorhanden sein muss, Geschäftsführer und so weiter und sofort, damit ich das hier glaubhaft machen kann, das heißt, eine lokale Firma könnte ich nicht gründen. Ich könnte eine Firma im Ausland gründen, und ich muss dann natürlich schauen, dass diese Firma tatsächlich auch dann ein Geschäftsführer hat, der tatsächlich angestellt also nicht, dass ich alles mache; was also natürlich sehr viel schwieriger, dann in der Darstellung, dann ist. Ich kann es einmal daran erinnern, der Markt tatsächlich also professioneller moderner Trader. Der hat da glaub ich mehrere Fonds gehabt er selbst hatte in Monaco gelebt, ist dann nach London umgezogen, hatte aber in Singapur ein komplettes Back Office mit Personen mit Tradern und so weiter und sofort, der kann sich immer noch besuchen. Meine Firma ist in Singapur, da habe ich Leute, die machen das alles aber so für den für die Einzelperson, die so am liebsten alles gerne selbst macht die selbst Trades mal hier auf den Overhead nicht will, jetzt irgendwie Firma im Grunde zu haben. Für die sieht es schwierig aus in den Non Dom Staaten.
Daniel: Wie sieht es denn hierbei aber mit der Kontrolle aus? Wird oft kontrolliert und welche Konsequenzen hat Falschverhalten?
Sebastian: Natürlich so, dass da sehr viel läuft, ja, nach dem Motto wo kein Kläger da kein Richter. Also natürlich in der Realität ist es so, dass dort sehr viele Leute genau das machen, was ich ehrlich nicht tun dürfen. Wir haben auch selbst Mandanten, die das tun trotz besserer Belehrung durch uns, aber wenn es halt dann mal zu Überprüfung kommt ja was bei non doch es immer möglich ist, in einigen Ländern mehr als in anderen. Dann werden diese Dinge dann zum Problem, also man muss wenigstens wissen was man tut, ist dann nicht im Sinne des Erfinders und wenn der Erfinder dann drauf kommt, dann gibt es halt dann was auf den Popo ja, aber ich sag mal klar also viele machen das natürlich und verlassen sich darauf, dass da nichts rauskommt. Aber wie gesagt also normal, mann erklärt ja in der Steuererklärung in keinem der Länder legt man seine Auslands Einkünfte auf und es ist ja nicht so, dass ich sage ok also ich hab hier ein Depot bei der und der Bank bei dem und dem Broker da ist soviel drauf ja also, das ist ja im Prinzip mal grundsätzlich weis ja der Staat nicht, was ich da habe. Es gibt natürlich Informationsaustausch und solche Dinge heutzutage, wie gesagt werden wir angesprochen hast, ist im Grunde für Non Doms völlig unschädlich ist ja. Aber eben jetzt kommt mal so ein Informationsaustausch zustande und da werden jetzt große Gewinne verbucht. Könnte es dann mal die Steuerbehörde möglicherweise interessieren was da abgeht!
01:07:58 - Wie unterscheiden die Finanzbehörden ausländische und inländische Einkünften?
Daniel: Also unsere Position ist ja ganz klar. Wir würden niemanden dazu ermuntern, Dinge zu tun, die gegen das geltende Recht und Gesetz verstößt, aber man muss ja trotzdem mal nachgefragt haben was passiert? Ok gut, dann stecken wir jetzt mal den Radius noch ein bisschen größer. Wir haben jetzt kurz zu Trading und Investment gesprochen, wenn ich mich also daraus finanziere. Generell ich wohne jetzt in einem der angegebenen Länder oder einen der besprochenen Länder und hab ne Auslands Firma, zum Beispiel eine LLC in den USA oder wo auch immer eine andere Auslands Gesellschaft arbeitet. Für Auftraggeber in anderen Ländern. Meine ausländische Firma fakturiert an die Auftraggeber in anderen Ländern. Ich arbeite aber ums Internet von meinem Non Dom Wohnsitz aus. Und jetzt habe ich natürlich Erträge, die landen auf dem Konto auf einem Auslandskonto meiner Auslands-Gesellschaft und jetzt bin ich der Meinung, dass interessiert jetzt das Land nicht, in dem ich wohne, weil die Firma im Ausland mein Kunde ist, im Ausland das Geld bleibt. Das Einzige ist, ich sitz am Computer und benutze das Internet in dem Land. So, wie sieht es das lokale Finanzamt?
Sebastian: Genau das, das ist der Grund, warum wir jetzt gerade eben hier übers Trading und Investing gesprochen haben. Im Grunde genommen wird es sehr ähnlich gesehen. Ja also wenn ich in London lebe und eine Tätigkeit habe, die ich dort lokal ausführe jeden Tag 10 Stunden lang. Ich sage jetzt mal Softwareentwicklung, dann sind die Erträge aus dieser Tätigkeit dort zu versteuern. Denn wie gesagt die Tätigkeit hat er dann einen Bezug zu Großbritannien, denn die Tätigkeit wird ja dort ausgeübt. Also würde die Steuerbehörde sagen, das sind lokale Einkünfte, das sind keine ausländischen Einkünfte. Und der Non Dom Status zählt nur für ausländische Einkünfte. Und das ist in allen Non Dom Staaten das Gleiche. Jetzt kann man natürlich folgendes machen, also mal angenommen ich lebe in Großbritannien, ich habe eine ausländische Gesellschaft und ich gründe dann noch eine weitere Gesellschaft lokal zum Beispiel in in England, eine Limited und lass mich dort anstellen und diese Limited macht einen Vertrag mit meiner Auslandsgesellschaft und leiht mich an die Auslandsgesellschaft aus, für jeden Monat 3000 € und die 3000 € werden mir als Gehalt ausbezahlt, die versteuer ich ganz normal in Großbritannien. Damit habe ich den Behörden signalisiert hier ich verdiene 3000 € im Monat als Entwickler, des wird hier voll versteuert, das ist das, was ich kriege und der Rest bleibt ja dann komplett im Ausland und somit ist jetzt das Problem entschärft. Man gründet also eine Service Limited letztlich, die einen dann anstellt. Das ist wichtig in Großbritannien, Irland. In Malta und in Zypern würden wir ja sowieso lokale Gesellschaften gründen, machen wir ja schon heute in Malta, da sind die Regeln leicht anders. Also in Malta passiert genau das Gleiche. In Malta gründe ich eine lokale Gesellschaft. Dort werde ich dann angestellt als Geschäftsführer für einen relativ geringen Obulus, für 2 bis 3000€. Damit ist dann meine maltesische Tätigkeit, die ich dann vor Ort in Malta in meiner Wohnung erledigen, für die Firma letztendlich bezahlt und der Rest geht dann als Dividende ins Ausland steuerfrei. Zypern ist das gleiche, in Zypern kann ich eine Gesellschaft gründen, die zahlt dann 12,5% Steuern die Dividenden wiederum sind steuerfrei. Das kann ich da genauso machen. Und in Irland würde es ebenfalls funktionieren. Das heißt natürlich wiederum es ist zusätzlicher Aufwand notwendig. Viel wichtiger allerdings ist, vor allen Dingen aus britischer Sicht und die Briten sind dort besonders genau im Grunde sind alle Länder genau das gleiche. Die Auslandsfirma muss tatsächlich einen wirklichen Geschäftsführer haben, wenn ich die Geschäfte der Gesellschaft leite in Großbritannien oder in Irland, dann ist die Gesellschaft komplett dort steuerpflichtig, so (in Malta ist die Körperschaftsteuer effektiv 5% in Zypern 12,5% in Irland. 12,5%) also ich meine, selbst wenn die Gesellschaft dort ja steuerpflichtig wäre, wäre es jetzt im Grunde genommen ja weniger ein Problem, aber das Problem ist eben insbesondere in Großbritannien und in Irland, dass sich die Dividenden dann nicht ins Ausland verschieben kann, sondern dass die dann in Großbritannien oder im Irland dann versteuert werden. Also deswegen, ich darf dort kein Geschäftsführer sein und in dem Land, ich brauche tatsächlich jemand außerhalb, der das dann tatsächlich macht für mich. Also ganz wichtig immer, insbesondere in UK und Irland, wenn man dort lebt und man hat Auslandsgesellschaften, muss definitiv sicherstellen, dass die nicht von mir selbst geleitet werden.
Daniel: OK, war ein klares Wort. Wir haben es verstanden und es ist letztendlich ja so wie erwartet, aber man fragt halt trotzdem immer noch mal nach. Jetzt stell ich mir einfach vor der ein oder andere Zuschauer Zuhörer hat es jetzt alles verfolgt und möchte jetzt diesen Non Dom Status in einem der Länder haben. Was rätst du jetzt, weil man sollte ja immer alles idealerweise Plan voll angehen, also in welchen Schritten würdest du jetzt empfehlen, diese Sache anzugehen? Also wie sollte man das planen? Was macht man als erstes und so weiter und sofort, damit das auch das Ganze auch erfolgreich wird am Ende?
Übrigens, wenn du keinen unserer interessanten Podcast mehr verpassen willst, dann klicke jetzt gleich auf Abo und Besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.
01:13:30 - Erfolgreich Non Dom werden, wie geht das?
Sebastian: Also zunächst mal ganz wichtig halte ich immer die Frage wo will ich eigentlich wirklich leben? Die steuerlichen Überlegungen sollten zwar Teil dieser Planung sein, aber nicht das auch Schlangen Kriterium, denn es hatte keinen Sinn, irgendwo keine Steuern zu zahlen, aber todunglücklich zu sein. Das heißt, wenn jemand Non Dom werden möchte und wirklich auch diesen Status leben möchte und dann tatsächlich auch sich in dem Land aufhalten möchte und dort leben auf und möchte wieder Weise mit Familie. Das ist es natürlich extrem wichtig, dass man sich dort wohlfühlt und dieser tatsächlich vorstellen kann. Das heißt, das ist die erste Überlegung, wie man machen sollte, was passt zu mir, wo mag ich das Klima, wo manche Leute, was ist für mich gut erreichbar? Familiär, wo gibt es möglicherweise richtigen Schulen oder ich mach Homeschooling wo kann ich das machen? Zum Beispiel in Zypern nicht erlaubt Homeschooling im Alter auch nicht erlaubt übrigens ja wo wo passe ich hin, wo passt meine Familie, was passt zu mir? Sonst ist die erste Frage, die ich mir stellen sollte. Dann gibt es, was die Umzugsfrage anbelangt, einige wichtige Schritte, die man natürlich vorher beachten muss. Wir hatten ja schon vorhin gesagt, dort hat es einige Punkte betreffend Konto, Trennung usw die man beachten muss, das heißt diese Vorbereitung muss ich treffen, möglicherweise muss ich mir eine neue Bank suchen also wir wissen zum Beispiel von den Schweizer Banken Credit Swiss und UPS, die haben eigene Abteilungen für Non Dom Steuerzahler ja, wo die genau darauf vorbereitet sind. Auch diese Kontentrennung erst Kapitalträger viele Korn gebucht werden müssen, dass ich zum Beispiel als jemand, der in Großbritannien lebt. Natürlich keine britischen Aktien haben sollte, weil das ja keine Auslandseinkünfte, das heißt dann Steuern drauf bezahlen als jemand, der in Irland wurden, keine irischen und so weiter und sofort das heißt, sie sind darauf eingestellt und vorbereitet. Das heißt möglicherweise muss ich meine Bank und Vermögen zu weitersuchen, der sich damit auskennt oder ich muss mich eben selbst damit dann beschäftigen. Viele NonDOM machen das natürlich so, dass sie dann schon vor dem Umzug eine Immobilie kaufen. Wie gesagt, Wir hatten die Nachteile im Fall von musst handeln und eben angesprochen andere Mandanten eröffnen. Vor dem Umzug ein Konto in dem Land und überweisen dann dort erstmal bestimmten Betrag hin. Ne hunderttausend vielleicht, wenn sie dann von denen sie dann erstmal leben können, weil wenn ich vor dem Umzug Geld dahin überweisen bin ich ja noch außerhalb des Steuersystems und das musst du natürlich auch nirgendwo gemeldet werden und angegeben werden. Insofern könnte ich sagen ok bevor ich nach England umziehe, überweis ich schon mal 250.000 dahinter kann ich in den ersten 2 Jahren mal davon leben so das sind also alles solche Schritte, die man natürlich genau planen muss.
Möglicherweise geht es weiter. Möglicherweise hat mir vorhin schon gesagt, wenn ich jetzt deutsche Beteiligung habe, dann ist es der Non Dom Status grundsätzlich ungeeignet. Ich muss dann diese also im Holding Gesellschaften einbringen. Möglicherweise macht es auch Sinn wie zu verkaufen, wenn ich aus Deutschland wegziehen, dann falle ich in der Regel unter die beschränkte erweiterte Steuerpflicht, wenn ich Non Dom bin. Also da gibt es ne Menge von Dingen, die zu berücksichtigen sind, wenn man in einem dieser Länder umzieht und da muss man dann auf jeden Fall diese Sache genau planen. Ich würde raten, mal einen Beratungstermin über unsere Webseiten zu buchen und man kann sich dann mal hier konkret über den Non Dom Status unterhalten, über die Optionen unterhalten kann dann auch klären, ob das überhaupt geeignet ist für mich ja also, es gibt ja etliche Situationen, auch wo es absolut nicht geeignet ist, wenn ich nicht in der Lage bin, passive Einkünfte im Ausland zu generieren, weil ich hier einen Job habe als Softwareentwickler, wo ich 8 Stunden vorm Bildschirm sitzen muss. In dem Land, in dem ich lebe. Dann ist möglicherweise der Non Dom Status nicht für mich geeignet, ist ganz klar. Das sind alles Dinge, die muss man genau besprechen muss, man genau planen. Das heißt zunächst Beratungsgespräch und dann wird sich das wahrscheinlich in so ein gewisses kleines Beratungsprojekt erweitern, bis die ganze Frage endlich geklärt sind und bis er dann tatsächlich den Umzug dann machen kann.
01:17:26 - Kontaktdaten, Verabschiedung
Daniel: Okay, ja, Vielen Dank du, was sehr informativ. Jetzt, wenn einer unsere Zuhörer Zuschauer noch weitere Fragen hat, wie kann er an Informationen kommen, wie kann er dich erreichen? Was empfiehlst du?
Sebastian: Also wie gesagt, das Einfachste ist zu unserer Website zu gehen und ein Beratungsgespräch zu buchen und dort dann alles weitere im Beratungsgespräch zunächst einmal zu klären. Das wäre das Erste, was ich empfehle. Der Website Link ist hier unten in der Beschreibung des Videos drin, da können Sie einfach hingehen und sich den Link dann heraussuchen.
Daniel: Also dann vielen Dank und bis zur nächsten Folge von Perspektive AUSLAND. Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Für welche Unternehmen bleibt Luxemburg interessant?
Erfahren Sie, warum Luxemburg trotz seiner Größe ein attraktiver Standort für Unternehmen bleibt. Entdecken Sie die steuerlichen Vorteile und anderen Gründe, warum Firmen wie Amazon hier ansässig sind.
Zu Gast: Joram Moyal
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Luxemburg, das zweit-kleinste Land in der Europäischen Union, hat einiges zu bieten. In den Schlagzeilen stand es häufig, weil bestimmte steuerliche Gestaltungen möglich macht(t)en, dass Unternehmen mit Sitz in Luxemburg und Geschäftsaktivitäten in Europa in großem Umfang Steuern sparen. So wurde im Frühjahr 2022 bekannt, dass der Online-Händler Amazon in seiner Europazentrale in Luxemburg für das Jahr 2021 wieder einmal keine Steuern zahlen musste.
Aber Luxemburg tut alles dafür, den Fokus auf andere Vorteile des Fürstentums im Herzen Europas zu lenken und will das Image des Steuerparadieses abschütteln. Daher sind viele steuerlichen Gestaltungen auch nicht mehr attraktiv, sinnvoll oder möglich.
Daher stellt sich die Frage: Was spricht noch für den Standort Luxemburg? Darüber sprechen wir mit dem Rechtsanwalt Joram Moyal, der schon seit 22 Jahren in Luxemburg lebt und arbeitet.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Was erwartet mich in Luxemburg?
Der Zwergstaat Luxemburg ist eigentlich ein Riese, denn die Größe Luxemburgs entspricht etwa dreimal der Fläche Berlins. Mit seinen 630.000 Einwohnern ist das Land relativ dicht besiedelt. Die Bevölkerung ist wirklich multi-kulti da etwa 170 verschiedene Nationalitäten in dem kleinen Land leben. Nach Luxemburg auswandern kommt also von den Menschen her, eher dem Auswandern in eine Weltmetropole nahe, auch wenn Sie höchstwahrscheinlich in einem Dorf leben.
Die Sprache der meisten Luxemburger ist Luxemburgisch („Lëtzebuergesch“), aber auch Französisch und Deutsch gehört zu den Amtssprachen. Das heißt gesprochen wird oft in Luxemburgisch und geschrieben wird dann auf Französisch.
Das Großherzogtum gilt als wirtschaftlich und politisch äußerst stabil. Außerdem zeichnet es sich durch ein exzellentes Sozialsystem und ein staatlich finanziertes Gesundheitssystem aus.
Luxemburg ist auch das erste Land weltweit, in dem der öffentliche Nahverkehr für alle kostenlos ist. Inbegriffen sind alle Fahrten mit Zügen, Straßenbahnen und Bussen.
Jobsuchende können sich ebenfalls über das hohe pro Kopf Einkommen, vergleichbar mit der Schweiz, freuen.
Sie sehen, ein Lebensmittelpunkt in Luxemburg hat einige Vorteile für Expats und Auswanderer. Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, empfehlen wir Ihnen, sich auch mit Auswandern Luxemburg Erfahrungen zu beschäftigen. So können Sie von Tipps anderer Deutscher profitieren, die diesen Schritt schon gewagt haben und sowohl das Lebensgefühl als auch die Formalitäten gut kennen.
Warum hat Luxemburg als Unternehmensstandort an Attraktivität verloren?
Man hört immer öfter in letzter Zeit “Luxemburg ist nicht mehr das, was es einmal war”. Das liegt unter anderem daran, dass der Druck von der EU und anderen europäischen Ländern groß ist und es immer wieder in der Kritik steht in Bezug auf Steuerdumping.
Aber auch die luxemburgische Regierung hat sich gewandelt und möchte nicht mehr “grau sein” sondern eine weiße Weste haben.
Dementsprechend wurden einige Maßnahmen ergriffen und bestimmte Gesetze verschärft. So wurden wirksame Verfahren eingeführt, um gemäß EU-Vorschriften die Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung entgegenzuwirken. Das bedeutet, dass ein großes Portfolio an Informationen eingeholt wird, wenn jemand eine Firma gründen will. Was natürlich den Prozess der Firmengründung deutlich verlängert und erschwert.
Auch das Eröffnen eines Bankkontos ist nicht mehr so einfach wie früher. So müssen Sie bei jeder Bank beispielsweise einen Business Plan oder eine Website vorweisen.
Wollen Sie eine Gesellschaft in Luxemburg gründen, muss diese auch angemessen kapitalisiert sein. Die Gesellschaft muss die Substanz-Erfordernisse erfüllen, um nachzuweisen, dass das Unternehmen tatsächlich effektiv vor Ort geführt wird. Dazu gehört Personal und Büro-Räumlichkeiten in Luxemburg, eine E-Mail-Adresse allein reicht nicht. Und Mieten und Personalkosten sind in Luxemburg verhältnismäßig hoch.
Für wen ist Luxemburg doch noch als Unternehmensstandort interessant?
Auch wenn Luxemburg nicht mehr so attraktiv ist wie vor 20 Jahren, hat das kleine Land doch noch einiges zu bieten.
Luxemburg zeichnet sich als einer der führenden Wirtschaftsstandorte Europas aus, ist strategisch günstig gelegen und verfügt über eine moderne Infrastruktur. Dadurch haben Unternehmen Zugang zu einem Markt mit 500 Millionen Verbrauchern.
Außerdem ist die Regierung sehr offen gegenüber Innovationen und fördert Start-ups, vor allem in der Fintech-Branche.
Das technologiefreundliche und regulatorische Umfeld macht Luxemburg zu einem idealen Standort für Fintech-Unternehmen. Die Regulierungsbehörden verfügen über eine langjährige Erfahrung bei der Zulassung und Regulierung von Finanzinstituten. Auch beim Beantragen einer E-Money Lizenz ist die Finanzaufsicht (CSSF) sehr aufgeschlossen und pragmatisch.
Ein weiterer Vorteil ist die Nähe zu den zahlreichen ansässigen Fintech-Unternehmen und potenziellen Kunden.
Luxemburg ist immer noch ein erstklassiger Standort für den internationalen Fondsbetrieb. Mit seiner Richtlinie für Manager alternativer Investmentfonds (AIFMD) gilt das Großherzogtum als gut regulierter Hub in der Investmentbranche.
Gerade für Institute aus Deutschland, Frankreich oder Belgien kann Luxemburg hier im Vergleich zu Irland mit seiner Nähe punkten. Auch sprachlich und kulturell fühlt man sich in Luxemburg vielleicht besser aufgehoben. Zudem finden Sie vor Ort hoch qualifiziertes und mehrsprachiges Personal.
Der sogenannte Specialized Investment Fund („SIF“) ist besonders vorteilhaft, da dieser von der Kapitalsteuer, der Einkommensteuer auf qualifizierte Erträge und der Quellensteuer auf Dividenden befreit sind. Dieser Fond erfordert aber ein Stammkapital von mindestens 1.250.000 €.
Eine andere Möglichkeit sind immer noch die Luxemburger Holdinggesellschaften, für die ein Mindestkapital von 30.000 € erbracht werden muss. Für diese müssen sie keine Kapitalertragsteuern zahlen und profitieren von einer ermäßigten Quellensteuer.
Welche Steuern zahlt man in Luxemburg?
Luxemburg auswandern Steuern sparen. Stimmt das noch? Luxemburg gilt schon lange nicht mehr als Steueroase. Doch kann man in Luxemburg vielleicht immer noch Steuern sparen? Hier ein paar Daten, Zahlen und Fakten zur Besteuerung in Luxemburg und dem Steuerrecht in Luxemburg.
Luxemburg hat mit 17 % die niedrigste Mehrwertsteuer von allen EU-Mitgliedstaaten.
Steuersatz Luxemburg Einkommensteuer: Die luxemburgische Einkommensteuer ist progressiv und liegt zwischen 0 und 42 % , je nach Steuerklasse.
Sie können jedoch über einen Fond für die private Vermögensverwaltung, den Société de Gestion de Patrimoine Familial („SPF“), Steuern sparen. Er kann in jeder Rechtsform gegründet werden und ist von der Einkommensteuer, der Vermögensteuer und der kommunalen Gewerbesteuer befreit.
Hochqualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland haben Anspruch auf eine besondere Steuerregelung als Impatriate. Wenn Sie in Luxemburg einen Wohnsitz haben und ein Jahresgehalt von mindestens 50.000 € haben, können Sie bestimmte Aufwendungen wie Umzug, Miete, Nebenkosten und Heimatbesuche in der Steuererklärung steuerlich geltend machen.
In Luxemburg ansässige Unternehmen und Arbeitgeber werden von der Steuerverwaltung auf ihre weltweiten Einkünfte hin besteuert und gebietsfremde Unternehmen nur auf das Einkommen aus Luxemburg. Der Körperschaftsteuersatz liegt zwischen 15 und 17 %, je nach Einkünften des Unternehmens.
Unter bestimmten Voraussetzungen können Sie jedoch eine Steuerbefreiung für einen Teil des Gewinns bekommen, wenn Sie ein Unternehmen oder Produkte haben, die zur Entwicklung und strukturellen Verbesserung der Wirtschaft beitragen.
Wie Sie sehen, ist die Steuerbehörde Luxemburg nicht allzu sehr zu fürchten, wenn man die richtigen Wege kennt. Wir empfehlen aber eine Steuerberatung, bevor Sie nach Luxemburg umziehen.
SOPARFI, wie funktioniert diese Unternehmens-Gestaltung, für wen lohnt sich diese Gesellschaftsform noch?
Diese Gestaltungsform war lange Zeit der Schlager in der Angebotsliste von Anwälten und Steuerkanzleien.
Die „Société de participations financières“ (kurz: SOPARFI) gibt es seit 1990. Der Vorteil dieser Gesellschaftsform ist, dass sie Investoren erlaubt, Beteiligungen in luxemburgischen oder ausländischen Unternehmen zu verwalten und zu verwerten, ohne dass es zu einer Doppelbesteuerung kommt.
Gesetzlich möglich ist das über die sogenannte Mutter-Tochter-Richtlinie in der EU sowie die bilateral verhandelten Doppelbesteuerungsabkommen weltweit.
Allerdings ist es heute nicht mehr so einfach eine SOPARFI zu gründen und die Kosten sind in den letzten Jahren schnell angestiegen. Dies liegt einerseits an den Anti-Geld-Wäsche Regeln und andererseits an den höheren Verwaltungskosten bei spezialisierten Dienstleistungsanbietern. Unten finden Sie die Kontaktdaten von Rechtsanwalt Joram Moyal, der Ihnen gerne als direkter Ansprechpartner zur Seite steht.
Kontaktdaten und Links:
Joram Moyal
Homepage: https://moyal-simon.com/de/
E-Mail: info@moyal-simon.com
Telefon: +352 28 80 18
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Dubai – sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht
Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Die überdachende Besteuerung bei Umzug von Deutschland in die Schweiz
Steuerfahndung, Hausdurchsuchung: Das müssen Sie wissen
Italien - Wein, Sonne, wenig Steuern
Auswandern in die USA: Auf ins Land der unbegrenzten Freiheit!
Quellensteuer Schweiz: Was Deutsche in der Schweiz wissen müssen
Was steckt hinter den 16 Fragen, die das Finanzamt Auswanderern stellt?
Welcher Staat weltweit funktioniert am besten?
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Ist die Schweiz der neue Tech-Start-up-Hub in Europa?
Portugal schafft NHR-Status 2024 ab
Timestamps
00:00:00 - Einleitung
00:06:01 - Kann man Luxemburg mit der Schweiz vergleichen?
00:08:03 - Vorstellung Herr Moyal
00:09:06 - Öffentlicher Transport ist kostenlos
00:10:05 - Welche Sprache spricht man in Luxemburg?
00:17:52 - Große Unternehmen in Luxemburg aus aller Welt: Was macht Luxemburg so attraktiv?
00:25:35 - Wovon lebt Luxemburg und warum ist der Finanzsektor in Luxemburg so groß?
00:27:38 - Für wen ist Luxemburg steuerlich attraktiv?
00:33:03 - Gibt es Quellensteuern in Luxemburg?
00:35:04 - Keine Steuervorteile ohne angemessene Wirtschaftstätigkeit - wird sich diesbezüglich etwas in Luxemburg ändern?
00:37:29 - Ist Luxemburg für Investmentfonds ein besserer Standort als Irland?
00:48:52 - Wie ist Luxemburg zu Kryptowährung eingestellt?
00:48:52 - Wie ist die Zusammenarbeit mit den Behörden bei e-money Lizenzen?
00:37:59 - Findet man gutes Personal in Luxemburg?
00:56:11 - Mindestlohn in Luxemburg
00:58:08 - Bekommt man in Luxemburg ohne Probleme eine Mehrwertsteuernummer?
01:00:36 - Das steuerliche Umfeld in Luxemburg ist weniger restriktiv
01:03:13 - Luxemburg liegt nicht am Meer, aber liegt günstig zentral in Europa
01:05:14 - Kurz nachgefragt: Luxemburg
01:10:19 - Kontaktdaten Joram Moyal & Verabschiedung
Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP 34: Für welche Unternehmen bleibt Luxemburg interessant?
Zu Gast: Joram Moyal
Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast Für Unternehmer und Freiberufler dies ins Ausland ziehen, egal ob Steuerplanung, Auslands, Firmen, Gründungen oder Lifestyle Fragen hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn. Jetzt reden wir heute über Holding Gesellschaften in Luxemburg.
00:28 - Einleitung
Daniel: Das tun wir. Also über Holding-Gesellschaften und natürlich auch generell, was es für Gründe geben könnte, vielleicht Luxemburg als Wohnsitz zu wählen, ist ja immerhin nicht unattraktiv. Also ich hab und gerade zum Beispiel gelesen, dass Luxemburg der erste Staat weltweit ist, der ein kostenfreies Personenbeförderungsangebot hat. Das heißt, man kann im ganzen Land kostenlos Bus, Bahn, Zug, was auch immer da fährt, benutzen, zum Beispiel. Also könnte auch ein interessantes Wohnsitzland sein. Aber da müssen wir heute den Herrn Moyal mal dazu fragen.
Sebastian: Vor allen Dingen, weil es natürlich, sag ich mal, nah an Deutschland ist, oder so. Das heißt, wenn man jetzt irgendwo nicht abgeschnitten sein will von Freunden und Familie, dann ist es wahrscheinlich einfacher, als wenn man irgendwo hin zieht, wo man erst dann hinfliegen muss, umständlich ja.
Daniel: Genau so ist es. Ja also, ich bin ja selber schon mal in Luxemburg gewesen. Bei manchen Preisen ist mir kurz das Gesicht eingefroren, andere Dinge sind wieder erstaunlich preiswert, zum Beispiel Kaffee oder ich glaub, ich hab gelesen, Sekt ist steuerfrei.
Sebastian: Tja, na dann.
Daniel: Man muss mit jemandem reden, der dort wohnt. Das werden wir heute auch machen, um zu sehen, was kommt unterm Strich raus, also wie wie ist das Leben, was kann man dort verdienen, was wird einem abgeknöpft vom Staat an Steuern? Was gibt es für Förderungen? Und so weiter und so fort. Also ich bin gespannt, eben auch mal über das Thema, SOPARFI zu reden. Ist das im Trend oder gibt es andere interessante steuerliche Gründe?
Sebastian: Ja genau also, ich meine vor allen Dingen interessant wie gesagt, es ist ja Luxemburg als Holding Standort und es ist sicherlich für viele ja auch ein Thema, ja, also mal angenommen, du wohnst irgendwo in Spanien und hast Beckham Law Status oder sonst irgendwas, brauchst aber noch eine Europäische Holding Gesellschaft und dann ist ja doch Luxemburg auch vom Rechtssystem her jetzt näher vielleicht als jetzt eine limited in Malta oder sowas ja.
Daniel: Das ja, aber auf der anderen Seite merken wir ja gerade, dass gerade die Europäische Kommission alle solche, besonders solche Länder wie zum Beispiel Luxemburg wie zum Beispiel Malta auch auf dem Kieker hat und dort die Daumenschrauben anzieht und sich dort möglicherweise auch was ändert. Also ich entscheide mich möglicherweise für ein interessantes Land, wo es heute noch günstige steuerliche Regelungen gibt und bin da kaum angekommen und dann kracht sozusagen mein Kartenhaus wieder zusammen, weil es doch nicht funktioniert. Also zum Beispiel heute morgen hab ich im Fernsehen gesehen, sind ja gerade Diskussionen in der Europäischen Kommission, all denen europäischen Ländern, die goldene Pässe anbieten und da wurde Malta übrigens auch erwähnt, ist in einem Würgegriff gerade. Also Bulgarien ist kurz vorm Einknicken. Wegen den Russen hier oder was? Unter anderem, aber generell mit Bulgarien redet man auch schon sehr lange, aber mit Malta hat man jetzt zum Beispiel ganz stolz verkündet juhu, wir haben es geschafft, dass die maltesische Regierung hat uns zugesagt, wenigstens als ersten kleinen Schritt, jetzt Russen keinen keine Staatsbürgerschaft mehr zu geben, aber hat auch gleich wieder der, wer war das eigentlich? Der Justiz...? Ich komme mit den Europäischen Kommissions-Titeln immer so durcheinander, aber der "Justiz Oberste" da in der Europäischen Kommission hat gesagt: Wir wollen mehr von Malta, das ist nur der erste kleine Schritt.
Sebastian: Tja. Und die Weißrussen wahrscheinlich auch mit eingeschlossen, ja?
Daniel: Genau Belarus und Russland. Genau, und deswegen muss man immer sehen. Aber wir werden uns zwar über Luxemburg unterhalten, möglicherweise ein schöner Standort, aber vielleicht muss man sich ja auch nach Ländern umschauen, die weiter weg sind, außerhalb der Grenzen der EU.
Sebastian: Ja klar, aber ich denke, wie gesagt also als EU Holding Gesellschaft ist Luxemburg auf jeden Fall interessant. Dinge, die uns jetzt natürlich heute interessieren, sind so die typischen Sachen, wie zum Beispiel Quellensteuer. Wir hatten das ja schon erwähnt, zum Beispiel als wir zum Thema Portugal die Folge aufgenommen haben. Du lebst in Portugal, du kannst Dividenden steuerfrei vereinnahmen. Aber ich meine, wäre natürlich dann im Quell-Staat, also wo die Dividende ausgeschüttet wird, Quellensteuer veranschlagt wird. Da ist natürlich die Freude nur halb so groß. Deswegen ist natürlich eine interessante Frage hier bei Luxemburg und ich meine, dass es geht. Also mir hat das ein Anwalt mal beschrieben, dass es machbar ist. Obwohl Luxemburg Quellensteuer hat. Aber da gibt es wohl die Möglichkeit, auf die Quellensteuer zu verzichten. Und das ist der interessante Punkt.
06:01 - Kann man Luxemburg mit der Schweiz vergleichen?
Daniel: Sebastian und ich haben uns grad schon so ein bisschen warm gesprochen über das Thema Luxemburg. Luxemburg als Standort. Ich bin zweimal in Luxemburg gewesen
Joram: Schade. Kommen sie öfters, schönes Land, schöne Stadt.
Daniel: Und ich hab vorhin gerade gesagt, das ist für mich auch so ein bissel, also es hat mir sehr gut gefallen, muss man sagen, dort alles sehr sauber, aufgeräumt. Hat mich ein bisschen an die Schweiz manchmal erinnert, wobei es natürlich, wobei die Berge dann dort schon wieder gefehlt haben. Aber von der Sauberkeit, Ordentlichkeit und so weiter und sofort, also hat mich schon beeindruckt.
Joram: Also mit der Schweiz vergleicht man uns noch gerne, was den Finanzstandort angeht. Aber Luxemburg ist eigentlich ein guter Mix zwischen Frankreich, Deutschland und Belgien, je nachdem, wo sie in der Region sind. auch von der von der Atmosphäre in den Städten ist es sehr französisch, belgisch lastig, vielsprachig, Multi-kulturell, weil wir haben Ausländeranteile Luxemburg Stadt von 70%. Alle Luxemburger sind durchmischt. Sie haben keinen typischen Luxemburger! Nein, also ein typischer Luxemburger hat eine portugiesische Mutter, einen italienischen Großvater, polnischen Vater oder einen französischen Vater meistens. Und dann alle Sprachen werden zu Hause gesprochen, aber die Kinder reden aber dann in der Schule, ob sie schwarz, grün oder weiß sind, reden dann alle Luxemburgisch zusammen. Also es ist schon ein großer Mix und ist ganz anders als die Schweiz. In der Schweiz haben sie die Deutschen, die Italiener und die mischen sich dann auch nicht. Und hier sind wir eben sehr klein und sehr vermischt, was das angeht. Das Land selbst, es ist klein. Ich meine, Sie fahren von West nach Ost, fahren Sie auf der Autobahn, in 20 Minuten sind Sie von der deutschen Grenze in Frankreich. Aber es ist schon doch ein bisschen mehr zu entdecken. Also Sie haben, wir haben eine Luxemburger Schweiz, das ist eine wunderschöne Wandergegend, weiter oben in Ösling, nennt sich das. Also in den Ardennen, in der Eifel, also in der Luxemburger Eifel. Ich glaub, die richigen Luxemburger würden jetzt mit dem Hammer auf mich draufhauen und sagen, ne das ist ja Ösling. Sie haben wunderbare Weinberge unten an der Mosel. Die haben auch ne Art Ruhrgebiet, das ist im an der französischen Grenze, in Esch. Da haben wir auch einen Teil von der Uni und viele Start-Ups dort sitzen, auch viel Kultur und Konzerte. Ich war vorgestern auf einem schönen Konzert in der Rockhal in Esch. Also sie haben eigentlich schon viel zu entdecken. Es ist klein, aber fein und ich meine, es ist keine Stadt wie Berlin oder Frankfurt, aber es ist doch für die Sie haben eigentlich doch hier viel kulturell zu tun und und doch auch Abwechslung. Und sie sind mit dem Zug in 2 Stunden in Paris auch nicht unterschätzen.
09:06 - Öffentlicher Transport ist kostenlos
Sebastian: Ja und ich glaube, der Herr Taborek hat gerade eben gesagt, also Nahverkehr oder generell eigentlich öffentlicher Verkehr, öffentlicher Transport ist kostenlos.
Joram: Ist kostenlos. Also sie können auch mit dem Zug von der deutschen Grenze an die Französische Grenze fahren. Sie können mit dem Bus fahren, wohin Sie möchten. Das ist alles kostenlos, und es wird auch genutzt.
Daniel: Kling gut.
Joram: Also die Politik der Luxemburger Regierung ist seit einigen Jahren eben den Autoverkehr aus der Stadt heraus zu drängen. Sie kriegen ja kaum noch ein Parkplatz, ist schrecklich, aber gut. Die Busse und die Tram, wir haben jetzt auch eine Tram, das hatten wir lange nicht, da sind die Luxemburger auch ganz stolz eine Straßenbahn, wo sie dann... das ist ganz praktisch, die fährt durch die ganze Stadt, steigen Sie ein, wo sie wollen. Das ist eigentlich ganz praktisch und wird auch benutzt, das ist einfach. Ist kostenlos, was soll ich denn mit dem Auto irgendwo hinfahren? Krieg ich eh keinen Parkplatz. Ich persönlich, ich fahr mach alles mit dem Fahrrad in Luxemburg, auch wenn es ein bisschen hügelig ist. Aber es ist auch eines der schönen und guten Vorteile in Luxemburg, dass das. Und hat eben auch noch hohe Lebensqualität.
10:05 - Welche Sprache spricht man in Luxemburg? Sebastian: Ja. Und wie ist es mit den Sprachen in Luxemburg? Also ich meine, ich war selbst auch schon mehrmals in Luxemburg, zum Teil wird ja Deutsch gesprochen hatte, zum Teil wird Französisch gesprochen. Ist das regional oder wie muss man sich das vorstellen?
Joram: Also es ist schon regional. Also Luxemburg Stadt ist das Internationalste in Luxemburg. Also früher, ich bin seit 22 Jahren in Luxemburg, Luxemburg Stadt wurde eigentlich immer nur auf Französisch eigentlich gesprochen, weil die meisten Leute aus Frankreich gekommen und hier arbeiten. Mittlerweile hört man in der Stadt selbst, also die unterschiedlichsten Sprachen und sogar fast mehr Englisch als Französisch. Die Sprache der Luxemburger ist Luxemburgisch. Ich kann auch (sagt etwas auf Luxemburgisch). Das ist die Sprache der Luxemburger, das ist die Sprache, die auch die Luxemburger unter sich alle zusammen fügt. Allerdings sind die Luxemburger selbst auch eine Minderheit hier in Luxemburg und nicht nur unter der arbeitenden Bevölkerung. Die ist aber auch unter der Bevölkerung, die hier lebt. In der Regel wird, wenn ich zum Beispiel mit dem Anwaltskollegen auf Luxemburgisch ich rede, würde ich im Nachhinein eine Email auf Französisch schreiben. Und die Standard Sprache oder das, was bei uns Hochdeutsch ist, in Deutschland, ist hier Französisch. Würde ihm dann eine Email auf Französisch schreiben, das ist höflicher. Und die meisten Luxemburger, auch wenn sich das langsam verändert, können das dann auch. Also früher war das, jetzt ist es mehr, weil das Luxemburgische schreiben wird auch mittlerweile geleert. Aber eigentlich ist die Hauptsprache Französisch. Deutsch geht auch, ja sicher. Jeder Luxemburger kann deutsch, aber meistens ist doch so im Umgang, wenn dann ein paar Ausländer dabei sind, da wird eher französisch gesprochen. Klar, wenn nur Deutsche da sind wir auf Deutsch gesprochen.
12:03 - Vorstellung Herr Moyal**
Daniel: Jetzt finde ich das Klasse, dass wir so voll schon mitten im Thema sind, trotzdem für unsere Zuhörer und Zuschauer würd ich gerne jetzt nochmal Ihnen die Gelegenheit geben, Herr Moyal, das sie sich jetzt zu Beginn zum Thema Luxemburg nochmal vorstellen. Sie sind ja Gast heute bei uns und wir sprechen über das zweitkleinste Land in der Europäischen Union. Wie sie ja selber schon in in Ihrer Kurz-Vorstellung geschrieben haben, soll es etwa 170 verschiedene Nationalitäten geben, die in diesem winzig, Entschuldigung winzigs klein, aber in diesem kleinen Land wohnen und sie haben selber schon gesagt viele, viele Ausländer also das war eine schöne Vorstellung. Aber jetzt wollen wir sie auch noch mal vorstellen. So also wer sind sie und was tun Sie in Luxemburg?
Joram: Gut, Ich meine, das ist ja auch nicht ganz unwichtig. Mein Name ist Moyal. Ich bin ursprünglich aus Deutschland, aus Trier, aus der Grenzregion hier, bin seit 22 Jahren in Luxemburg in verschiedenen Kanzleien untergekommen und habe eine eigene Kanzlei in Luxemburg, die nennt sich M&S Law mit mehreren Partnern hier. Wir sind um die 20 Personen in in Luxemburg Stadt, machen überwiegend Wirtschaftsrecht und Wirtschaftsprozessrecht in Luxemburg. Wir sind eine typische mittelständische Kanzlei. Unsere Kanzlei selbst ist sehr nach Deutschland orientiert, auf dem deutschen Markt orientiert. Bei uns spricht jeder in der Kanzlei Deutsch. Typischerweise sind die Anwälte in Luxemburg aus Frankreich-ständig und werden eher wenig Deutsch reden. Sie finden auch echte Luxemburger als Anwälte. Das ist aber wieder so eine Besonderheit in Luxemburg, die Luxemburger Anwälte, denen ist der Beruf irgendwann zu anstrengend und die gehen dann in die Verwaltung oder ins Ministerium. Eine ehemalige Praktikantin von mir ist jetzt Justizministerin.
Sebastian: Ah ja, das spricht ja für Sie.
Joram: Nein, nein, also das war in meiner Anfangszeit, also das spricht wenig für mich. Ich hab irgendwann mal, das war meine Anfangszeit, da war ich selbst ganz grün hinter den Ohren. Aber das ist einfach, also einfach die typischen Luxemburger, also einige machen klar hier ihre eigenen Kanzleien auf, aber die typischen Luxemburger gehen nach ner Zeit dann, weil eben auch die Angebote so gut sind von den Ministerien, die gehen typischerweise in die Ministerien. Und die Anwaltschaft, die sie in Luxemburg haben, die setzt sich eben auch zum großen Teil eben aus nicht echten Luxemburgern zusammen. Was kann ich ihnen noch über mich sagen? Ich hab einen nicht sehr deutschen Namen. Das merkt man dann nicht, ich werde dann immer gelobt. Ach sie können aber gut Deutsch. Meine Mutter ist Deutsche und mein Vater kam aus Israel und deswegen ist mein Name nicht typisch deutsch. Ist eben so. Ja, und eben seit 22 Jahren, also mein erster Beruf war hier in meinem Erster Beruf war hier Also ich bin direkt nach dem Studium nach Luxemburg gekommen und hab dann nochmal Luxemburger Staatsexamen quasi gemacht, um mich dann als Advocat ala Cour, so heißt das hier, niederzulassen. Und dann hab ich mich noch als Rechtsanwalt, weil ich ja die Zulassung hatte, auch noch zugelassen in Deutschland und irgendwann habe ich dann noch englisches Arbeitsexamen gemacht und bin auch noch als Solicitor zugelassen in England. Ich bin aber zu 90% in Luxemburg tätig, kann ab und zu mal für englische Mandanten als Solicitor Ausweise beglaubigen, das mache ich dann ab und zu, aber ich bin ein also... trotzdem, auch wenn es für deutsche Ohren ein bisschen also nicht typisch anhört, ist mein Werdegang eigentlich eher typisch für Luxemburg. Also ich bin nicht der einzige, der viele Sprachen sprichst irgendwie, auch nicht der einzige mit mehreren Zulassungen, das ist eigentlich eher gang und gäbe hier in Luxemburg.
Sebastian: Wie hat es denn nach Luxemburg dann verschlagen von Deutschland aus? Was war denn der Grund für sie dort dann nach Luxemburg umzuziehen, rein Karriere oder persönlich?
Joram: Also ich würde ihnen gern was Abenteuerliches erzählen. Das kann ich. Ich kann ihnen von Kollegen, die hier auch eine Kanzlei haben, also bei manchen ist es Karriere, bei manchen ist es na ja die Liebe, die einem nach Luxemburg zieht, oder jene Regionen. Bei mir ist es ganz profan. Ich komm aus der Gegend, ich komme aus Trier ursprünglich und in meinem Interessengebiet war, naja Trier ist an sich eine wunderschöne Stadt, aber wirtschaftlich ist da relativ wenig und ich wollte immer gerne international arbeiten, mit mehreren Sprachen arbeiten und das war in Trier leider nicht möglich. Und Luxemburg ist sehr interessant, ist eine Hauptstadt, sie machen hier als Anwalt Sachen, die sie auch in Frankfurt, in der Großkanzlei oder Hamburg eher selten zu sehen kriegen und wir haben ständig mit richtig großen interessanten Fällen und Mandanten zu tun. Also es war dann nicht das Geld und nicht die Steuern, das war schon eher das Thema, was mir nach Luxemburg da gezogen hat, dass ich dann hier eine Möglichkeit habe, mehrsprachig zu arbeiten, also die Gerichtssprache ist auf Französisch. Wir arbeiten überwiegend auf Französisch, was Gerichtssachen angeht, im Advisory Bereich, Verträge und ähnliches, aber nur auf Englisch. Das haben Sie, das ist in Deutschland nicht, also das würden Sie in Deutschland eher selten hinkriegen, dass sie so mehrsprachig arbeiten und das hat mich nach Luxemburg gezogen und deswegen habe ich dann auch direkt nach dem Studium, da ich aus familiären Gründen aus Trier nicht wegkam, mir einen Job in Luxemburg gesucht und nicht in Frankfurt oder in Paris, oder in London.
17:52 - Große Unternehmen in Luxemburg aus aller Welt: Was macht Luxemburg so attraktiv?
Sebastian: Da sind wir glaube ich, auch schon beim Thema. Also ich meine, wir hatten jetzt gerade erwähnt, sie haben da mit sehr großen Mandaten zu tun, und dafür ist ja Luxemburg auch bekannt, ja vielleicht auch so. In den letzten 10-15 Jahren vielleicht zum Teil auch negativ. Wir wissen ja, das große amerikanische Unternehmen, die nicht ihre europäischen Niederlassungen in Irland haben, haben ihre europäische Präsenz dann oder sogar weltweite Präsenz außer Amerika in Luxemburg. Bekanntes Beispiel sind ja Amazon, Microsoft gehört dazu, PayPal gehört dazu. Also Luxemburg ist ja schon in Europa, wenn nicht weltweit, ein sehr bedeutender Standort für Holding Gesellschaften, aber auch jetzt nochmal um einen alternative Investmentfonds, Beteiligungsgesellschaften zu strukturieren. Würden Sie das auch so beschreiben?
Joram: Obwohl der Markt hat sich schon verändert in den letzten Jahren. Also das, was Luxemburg war, als ich in in Luxemburg angefangen habe und was Luxemburg heute beruflich ist, das sind 2 Welten. Also das hat sich sehr verändert. Also früher hat man immer so gescherzt, Luxemburg ist so die Möglichkeit für belgische Zahnärzte ihr Geld zu verstecken. Das ist, das war mal, das ist so 80er Jahre. Da hat sich Luxemburg sehr gewandelt und auch diese Holding Strukturen, das wird immer weniger und auch immer weniger interessant, da eben auch der Druck von den anderen Ländern kommt auf kleine Länder wie Luxemburg, aber auch Zypern oder Malta, die spüren das ja auch. Aber auch, dass die Luxemburger Regierung schon seit einigen Jahren auch dahinter steckt. Also ich hatte einmal ein Panel, mit dem mit dem Wirtschaftsminister, war ich dabei, und der hatte dann auch gesagt Naja, Luxemburg möchte nicht mehr "grau" sein, sondern möchte eine weiße Weste, also weiß sein und möchten ganz gerne vorne dabei sein, um zu zeigen, dass man, wenn man Luxemburg investiert, ist es eben nichts, kein Shady Business, sondern in Luxemburg ist alles sauber. Und es gab einige Skandale, die werden auch aufgearbeitet. Und was ich von der Praxis eben sehe, ist eben die Art und Weise, wie wir arbeiten, die Art und Weise, wie die Mandanten kommen, das ist ganz anders als wie man sich das vorstellt. Also die Fragen wie Geldwäsche Vorschriften, die werden ganz hoch gesetzt. Das haben deutsche Kollegen oder französischen Kollegen kennen das gar nicht. Also wir müssen für jeden Mandanten, also ein großes Portfolio an Informationen einholen, um sicherzugehen, dass wir hier niemandem helfen, dass er Geldwäsche betreibt. Erzählen sie das mal einem deutschen Kollegen, was er denn bei einem Mandaten für Informationen einnehmen muss, um überhaupt für den arbeiten zu können, das ist eben in Luxemburg ist das eben ganz stark. Und auch diese Praxis mit den Tax rulings, da sprechen Sie darauf an, was vor einigen Jahren, also vor einigen Jahren noch gang und gäbe war das wurde ja auch ganz ganz abgeschafft, oder ist eben sehr sehr schwierig, heutzutage noch einen Tax ruling zu halten und die gelten dann eben auch nicht bis ultimo, sondern auch nur für einen gewissen Moment. Also da gibt es schon einiges an Regelungen die hier eingebracht worden sind, viel natürlich auch aufgrund der Skandale und viel auch gezwungenermaßen von europäischer Seite. Aber na gut, ich denke, es tut Luxemburg auch gut, aus dieser Schmuddelecke rauszukommen und ich denke Luxemburg, also aus der internen Luxemburger Sicht denke ich, ist Luxemburg schon längst draußen aus der Schmuddelecke, aber gut der Ruf klebt noch ein bisschen dran, quasi es ganz früher, dann eben doch es zu einfach gemacht haben. Aber stimmt schon, ich mein im Vergleich ist Luxemburg ein kleines Land, die können eben viel einfacher steuerattraktive Modelle großen Firmen anbieten als Deutschland oder Frankreich zum Beispiel. Deswegen sind Amazon ist nicht hier, weil, weil die Landschaft so schön ist oder weil es vielsprachig ist, sondern weil es eben steuerlich attraktiv ist und zweitens weil sie eben vielsprachige Mitarbeiter hier kriegen. Aber na, da fragt man sich, was zuerst da war, die Henne oder das Ei? Ist die Vielsprachigket hier, weil Luxemburg so attraktiv ist oder weil eben so viele internationale Firmen hier sind. Microsoft genauso, paypal ist einer der ersten E-Banks in Europa und die haben sich eben in Luxemburg ansässig gemacht. Paypal ist übrigens eine richtige Bank und die haben eine echte Bankenlizenz in Luxemburg. Aber es stimmt schon, ich meine Luxemburg ist so erfolgreich nicht, weil es so schön ist, sondern weil es eben attraktive Steuer-Modelle für große Unternehmen hat, die dadurch eben insgesamt weniger Steuern zahlen.
Sebastian: Damit haben sie ja jetzt einen Trend angesprochen, der glaube ich jetzt hier weltweit und auch in der Europäischen Union natürlich hier jetzt so durchsetzt nach und nach, auch in Ländern wie Malta oder Irland usw auch durch die ganzen Initiativen, sag ich mal durch die OECD, oder durch die EU, ob es jetzt BEPS ist, ob es jetzt die verschiedenen Maßnahmen, gegen die Steuervermeidung ist und so weiter. Also damit bestätigt sich im Grunde, dass Luxemburg letztlich hier im Trend liegt und im Grunde solche Modelle nicht mehr zeitgemäß sind.
Joram: Ja, ich meine, Luxemburg ist ja auch, ich meine, als ich angefangen habe in Luxemburg, haben wir Holding Gesellschaften nach und nach gegründet. Ich hab für die Kanzleien, in denen ich gearbeitet habe, brauchten wir ein Bankkonto, ruf mal schnell bei der Bank an, ich brauche ein Bankkonto für die und die Firma und in 5 Minuten haben Sie das Bankkonto gehabt. Das das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.
Sebastian: Das es so schnell geht.
Joram: Nein, aber ich mein ist ja auch, ist auch richtig, dass es so einfach nicht mehr ist. Ich meine, das war einfach viel zu einfach damals, aber das ist jetzt auch schon lange her. Ich mein heutzutage ein Bankkonto aufgeben für eine Firma, für eine Holding vor allen Dingen. Das ist so gut wie unmöglich. Luxemburg selbst steuert mehr einerseits in die Fonds Richtung, also Fonds sind ja schon seit langer Zeit einer der Schwergewichte in Luxemburg. Die meisten Fonds in Europa sind, glaube ich neben Irland, in Luxemburg oder vielleicht in Luxemburg sogar mehr als in Irland. Das ist so der attraktivste Sterling Point, glaube ich in letzter Zeit in Luxemburg und damit sind wir auch immer mehr beschäftigt, in diesen verschiedenen Fond Strukturen aufzubauen oder kleinere Strukturen aufzubauen oder eben auch Startups werden eben, gerade im Finanzsektor, Start-ups werden uneimlich gefördert in Luxemburg. Und wir haben eben auch Menschen aus aller Herren Länder jetzt hier, die dann ihre eigenen Startups aufsetzen, aber meistens im Bereich, im Fond Bereich, Finanzsektor mit neuen Ideen. Ich meine, Luxemburg ist nicht Berlin, aber die Nische, die ich dann eben sehe, ist eben Startups im Finco Bereich oder Dienstleistungen im Bereich von Cryptocurrencies oder ähnliches. Das ist das, was ich dann auch öfters hier sehe, worauf sich dann Luxemburg versucht zu spezialisieren, also nicht Startups im allgemeinen Bereich, dass sie dann irgendwelche Haushaltsmittel hier herstellen oder für die Entertainment Industrie, sondern eben Start-ups spezialisiert auf Finco, dass sehe ich hier häufig. Jetzt habe ich den Faden verloren.
Sebastian: Gar nicht, nein alles gut.
25:35 - Wovon lebt Luxemburg und warum ist der Finanzsektor in Luxemburg so groß?
Daniel: Wir haben ja bereits einiges über die Landschaft und Unternehmen in Luxemburg gehört. Jetzt wäre es mal interessant zu wissen, wovon Luxemburg eigentlich hauptsächlich lebt und wie sich das entwickelt hat. Wir wissen ja, dass der Finanzsektor eine sehr große Rolle in Luxemburg spielt. Herr Moyal erklärt uns dazu jetzt auch, wieso dieser Sektor so groß wurde.
Joram: Luxemburg hatte damals, also wenn sie in die Geschichte schauen, ich mein Luxemburg hat damals einen Gründer der Montanunion und vor hundert Jahren war Luxemburg eben auch ein großer wichtiger, im Süden vom Land haben sie noch die, die ArcelorMittal hat ja auch ihren Sitz hier. Die Arbeit damals, das war ein ganz wichtiger Sektor, das war der wichtigste Geldbringer für Luxemburg, das war die Kohle oder die Eisen. Wie nennt man das? Die Eisen Minen im Süden, aber das ist ja, wissen Sie ja selber, ich meine, das ist wie im Ruhrgebiet, das ist alles weggefallen oder viel weniger wichtig. Wenn aber, klar geb ich Ihnen Recht, wenn der Finanzplatz Luxemburg nicht wäre, da wäre in Luxemburg wenig. Also da hätten sie den Weinbau wunderschön, so ein bisschen Montanunion und die Landschaft. Und die echten Luxemburger, vielleicht kann ich da noch mal vom Anfang zurückgreifen, als sie mich gefragt haben, welche Sprache wird dann gesprochen? Na, also Luxemburg ist auch noch sehr ländlich, also wenn sie aus Luxemburg Stadt rausfahren, also hier 5 Minuten hinter Luxemburg da haben sie eben auch viele Kühe auf der Weide und viel Landwirtschaft. Ja, das ist dann auch je mehr sind im Norden fahren ich meine, da wird auch kaum Französisch gesprochen, die reden dann eben alle auch nur Luxemburgisch untereinander. Das ist dann eben so wie wie auf der deutschen Seite im Hunsrück oder auf der Eifel.
27:38 - Für wen ist Luxemburg steuerlich attraktiv?
Daniel: Jetzt bin ich trotzdem verwirrt Herr Moyal, weil sie hatten vorhin erwähnt, dass die luxemburgische Regierung eigentlich nicht mehr, sag ich mal, will gern eine weiße Weste haben oder keine graue Weste. So, womit überzeugen Sie mich jetzt als Unternehmer nach Luxemburg zu kommen und dort mal ein Unternehmen zu gründen, wenn es nicht Steuersparmodelle sind?
Joram: Nein, es gibt natürlich, ich meine steuerlich ist es akttraktiv, immer noch attraktiv. Aber wir sind kein Dubai. Es ist nicht mehr so einfach, wie vor 20 Jahren, aber wir sind immer noch steuerlich attraktiver als in anderen Ländern.
Daniel: Was bedeutet attraktiv also, wenn sie das vielleicht mal ganz kurz unseren Zuschauern, Zuhörern erklären können? Was ist der attraktive, steuerlich attraktiver Punkt von Luxemburg?
Joram: Also der steuerliche attraktivste Punkt. Es wird sehr schwer, wenn Sie Privatpersonen sind. Also wenn Privatpersonen, die also Mittelständler sind, der versucht sein Geld zu sparen und dann nach Luxemburg zu gehen, das ging vielleicht früher, das wird zu teuer werden. Also da geben sie mehr Geld aus um ihre Struktur aufzubauen, um Steuern zu sparen, als es sich am Ende lohnt. Die Steuersparmodelle die sie in Luxemburg haben, die sind eher auf größere Unternehmen gerichtet. Zum Beispiel, fang ich bei den größten an, die Fonds. Die Fonds sind steuerlich transparent, die werden dann in Luxemburg auch nicht besteuert. Und das ist der größte Handy Point. Also wenn Sie ein großes Private Equity Unternehmen sind, ein großer Fonds, dann setzen Sie den Fonds in Luxemburg auf und die Strukturen darunter, weil sie dann hier so gut wie keine Steuern bezahlen. Dann andere Möglichkeit sind immer noch die Luxemburger Holding Gesellschaften, allerdings unter der Prämisse, dass sie immer auch entsprechend Substanz haben. Früher ging viel über Briefkastenfirmen, das gibt es auch noch, das geht auch noch für manche Länder, aber es wird immer schlechter und immer weniger, also sogenannte SOPARFIs, SOciété de PARticipations FInanciéres, Beteiligungsgesellschaften, indem sie dort ihre deutschen, Französischen oder sonstwas, Polnischen Gesellschaften reinpacken das sehen sie immer noch öfters, meistens auch mit Immobilien-Gesellschaften, die drin stecken. Oder auch, das haben wir jetzt gehabt SOPARFIs mit ukrainischen Gesellschaften, Ukrainische Fabriken, das ist jetzt alles nicht so schön. Die dann aufgrund der Doppelbesteuerungsabkommen eben nur in der Ukraine zum Beispiel oder in Deutschland besteuert werden und dann hier auf dem Level dann nicht mehr, aufgrund des Schachtelprivilegs, was wir in Luxemburg haben. Also das ist nach wie vor attraktiv, allerdings ist es weniger attraktiv. Naja, es ist nicht mehr so einfach aufzusetzen, weil sehr schwer ist, ein Bankkonto aufzumachen. Es ist sehr schwer, die Substanz Erfordernisse der anderen Ländern zu erfüllen. Also es ist nicht Luxemburg, die diese Substanz Erfordernisse aufsetzen, sondern die anderen Länder. Also die schauen, dass sie dann eben hier auch Personal haben und Büro Räumlichkeiten haben und Luxemburg ist auch sehr teuer, auch wenn es ein kleines Land ist. Also sie haben hier Lebensunterhaltungskosten wie in einer deutschen Großstadt, München oder ähnliches und entsprechend sind auch die Gehälter und entsprechend müssen sie eben auch für Miete bezahlen und entsprechend müssen sie auch ihre Mitarbeiter bezahlen, damit sie eben entsprechend Substanz haben. Und das ist eben, für einen Zahnarzt lohnt sich das nicht.
Sebastian: Ja, das ist klar ja, also ich meine, das ist ja auch ein Punkt, den wir ja immer rauf und runter beten, auch auf unseren Webseiten. Also ich meine ohne Substanz, sind ja solche Modelle grundsätzlich überhaupt nicht möglich und wenn man natürlich da für jemand, der jetzt was weiß ich so 100 bis 200 Tausend Gewinn oder sowas macht oder 500000 Gewinn wahrscheinlich auch noch, lohnt sich das ja alles sowieso nicht. Weil wie wir schon gesagt haben die Strukturkosten sind so hoch, dann kann ich ja gleich Steuern bezahlen in einem anderen Land. Also ich meine das würde natürlich erst mal keinen Sinn machen und das Ganze lohnt sich natürlich sowieso immer nur unter der Prämisse, dass dass man da schon ziemlich dass man schon ziemlich substanziell natürlich dann auch hier Umsätze und Gewinne hier dann fahren kann. Das ist ganz klar. Wir haben jetzt relativ viele Mandanten, die jetzt gar nicht in Deutschland leben, sondern eben viele Mandanten, die in verschiedenen Ländern leben und da verschiedene Sonder-Stati haben, also zum Beispiel in Spanien, Beckham Law oder NHR Status in Portugal, Non Doms in Irland / UK, Malta, Zypern in diesen Ländern. Das heißt, sie haben eigentlich jetzt gar nicht hier die Probleme mit ihrem Wohnsitzstaat, hinsichtlich von Einkünften, weil die ohnehin Auslandseinkünfte steuerfrei vereinnahmen können. Wie sieht denn das aus zum Beispiel bei luxemburgischen Holdinggesellschaften mit der Quellensteuer? Gibt es Quellensteuern in Luxemburg, oder wie muss man sich das vorstellen?
33:03 - Gibt es Quellensteuern in Luxemburg?
Joram: Wissen Sie was der Vorteil von Luxemburg ist mit der Quellensteuer? Sie haben immer Möglichkeiten das woanders in Abzug zu bringen und gerade, wenn sie eine Holding Gesellschaft haben und vom Schachtelprivileg profitieren, zahlen sie eben, wird dann die Quellensteuer, soweit ich in Erinnerung habe, dann davon entsprechend verringert. Aber da können Sie mich jetzt nicht drauf festnageln. Aber eine Quellensteuer von 15% gibt es nicht. Was Interessantes für diese ganzen Offshore Mandanten, die sowieso keine Steuern zahlen, das ist eine Luxemburger SPF. Das ist quasi eine Offshore in Luxemburg, die von allen Doppelbesteuerungsabkommen ausgenommen ist. Also kann von keinem Doppelbesteuernabkommen profitieren. Allerdings wirds in Luxemburg nicht besteuert, also ganz gering besteuert. Sie zahlen Steuern aufs Kapital, wenn Sie in Euro Kapital haben, zahlen sie 0 Komma keine Ahnung 3% oder 0,5% im Jahr an einer Jahressteuer. Das ist das, was viel von solchen Mandanten, von denen sie gerade erzählt haben also HNWI, die eben auch ihr Geld in bestimmten Strukturen haben möchten und die selbst persönlich von der Steuerpflicht, weil sie sonst wo leben, ausgenommen sind. Also die SPF, die hat naja, bis vor 2 Wochen auch gut mit Russischen Mandanten funktioniert, aber auch mit polnischen Mandaten, die das gerne benutzt haben oder eben mit Mandanten, die belegen eben, wo Sie steuerbefreit sind.
35:04 - Keine Steuervorteile ohne angemessene Wirtschaftstätigkeit - wird sich diesbezüglich in Luxemburg etwas ändern?
Daniel: Jetzt will die EU-Kommission, will ja, dass in allen europäischen Ländern Gesellschaften ohne angemessene Wirtschaftstätigkeit, dort keine Steuervorteile mehr erhalten sollen. Sa gibt es ja extreme Vorhaben, wobei man natürlich immer noch definieren muss, was ist eigentlich eine angemessene Wirtschaftstätigkeit? Ne, das ist ja immer so ne Definitionsfrage. Aber machen Sie sich da jetzt Sorgen über den Standort oder macht Luxemburg sich Sorgen, dass dort vielleicht sich einiges in Zukunft ändern müsste?
Joram: Absolut. Ich meine, das ist ja schon seit einigen Jahren so und Luxemburg ist ja schon länger... ich meine, das kommt ja nicht von heute auf morgen sowas, und Luxemburg ist, das ist jedenfalls unser Eindruck, schon länger dabei, den Karren in eine andere Richtung zu lenken und eben von diesen typischen Steuerspar-Modellstrukturen wegzukommen und alles mehr in Richtung Fond Gesellschaften, regulierte Strukturen zu gehen, die ja steuerlich immer noch attraktiv sind, die aber - nicht von diesen Maßnahmen so betroffen sind, weil sie da eben keine „eine Person" dahinter haben, die eine Gesellschaft hat und direkt zurückzuführen ist auf diese eine Person, die dann weniger Steuern zahlt, sondern die ihre Steuern spart, indem sie ihre Gesellschaft, also ihre finanziellen Mittel in einem Fond hinein setzt. Und dadurch eben viel weniger Steuern zahlt, aber der Fonds ist eben auch viel komplexer und viel schwerer zu handhaben und auch viel regulierter. Die anderen Strukturen sind ja alle nicht reguliert. Also es geht Richtung regulierte Strukturen, die nicht von diesen Maßnahmen betroffen sind, komplex regulierte Strukturen, die dann steuerlich immer noch aktiv sind, aber eben nicht für jeden.
Sebastian: Wie gesagt, das ist ja glaube ich auch allgemein bekannt, dass eben Luxemburg für Investmentfonds ein sehr interessanter Standort ist. Da gibt es ja auch andere Standorte, zum Beispiel jetzt mal in der EU, Irland, die sich da besonders hervortun, vor allen Dingen jetzt nach Brexit das einzige englischsprachige Land ist in der EU. Wo sehen sie jetzt den Vorteil für den Investmentfonds, den in Luxemburg zu strukturieren, gegenüber Irland?
37:29 - Ist Luxemburg für Investmentfonds ein besserer Standort als Irland?
Joram: Ja, die Ähnlichkeiten zwischen Irland und Luxemburg sind schon da. Luxemburg ist auf dem Kontinent, Irland ist weiter weg. Die Dokumentation in Luxemburg wird auch alles auf Englisch gemacht, also dann gerade in dem Fond Bereich gibt es keine Pflicht, das auf Französisch oder auf Deutsch zu machen. Also die Amtssprachen in Luxemburg sind Deutsch, Französisch und Luxemburgisch und Gesellschaftsunterlagen müssen entweder auf Deutsch oder auf Französisch sein. Bei Fonds ist das anders. Das können Sie alles auf Englisch aufsetzen, insofern wär eben auch die Konkurrenz zu Irland. Steuerlich ist es sicher ähnlich in Irland wie in Luxemburg. Also die Fonds zahlen eben ihre Registrierungsgebühren, die Standard Gebühren bei der Finanzaufsicht, auch die die Haltungskosten, aber zahlen eben auch keine Steuern. Der Vorteil Luxemburg gegenüber Irland sind vielleicht, also damit macht Luxemburg immer gerne Werbung, sind die kurzen Wege zur Finanzaufsicht. Also die Finanzaufsicht ist auch immer sehr reaktiv, weil die ja auch ein Interesse daran haben, die Fonds reinzubringen. Vielleicht, und das hofft jedenfalls Luxemburg, das Luxemburg eben auch der seriösere Standort gegenüber Irland ist. Weil sie eben auch so sehr darauf drängen, dass eben die ganzen Geldwäschevorschriften eingehalten werden und eben quasi als "EU Schweiz" dastehen und vom Know-how ist vielleicht, na gut da will ich Irland jetzt nicht auf die Füße treten. Ich glaube, es ist schon sehr ähnlich, aber die Wege nach Luxemburg sind einfach kürzer für jemand in Europa, als nach Irland zu gehen und eben auch die Vielsprachigkeit. Da wo sie in Irland nur mit Englisch weiter kommen, kommen Sie in Luxemburg eben auch mit anderen Sprachen weiter, obwohl dann auch die Dokumentation in der Regel auf Englisch ist. Das ist ja in Ordnung, das ist ja auch besser, also sie müssen nicht auf Französisch sein oder auf Deutsch, sondern kann auf Englisch sein, kann natürlich auch auf Deutsch sein. Das können Sie in Irland zum Beispiel nicht machen. Sie können kein Fond auf Deutsch aufsetzen oder auf Französisch. Das geht in Luxemburg eben. Die Wege sind kurz und die Flexibilität in gewissen Maßen. Aber na gut, die Wege sind kurz und sie können kurz bei der CSSF anrufen oder vorbeigehen. Da kenn ich mich jetzt nicht in Irland aus. Irland hat sicher auch seine Selling Points. Aber Na gut, nach Luxemburg können Sie mit dem Auto fahren.
Sebastian: Na gut, es sind ja auch oft mal Punkte, sind jetzt eher weicher. Also zum Beispiel, was weiß ich, die Amerikaner fühlen sich in Irland wohler möglicherweise. Das ist jetzt reine Spekulation eben, weil es eben angelsächsisches Rechtssystem ist, weil Englisch die Sprache ist, weil es da traditionell über Jahrhunderte gewachsene Beziehungen zu Irland gibt, während vielleicht sich Deutsche und Kontinentaleuropäer in Luxemburg besser aufgehoben fühlen aufgrund der Mehrsprachigkeit, europäisches Rechtssystem und ich meine das sind ja oftmals Faktoren ja auch dann, sag ich mal die Optik von außen, was da möglicherweise für Investoren, ja dann ein wichtiger Punkt ist. Wie das Ganze irgendwie dann strukturiert wird, ja also ich denke.. Sind die Kosten, also jetzt mal so, es gibt ja Länder, also zum Beispiel, jeder weiß zum Beispiel in London sind die Anwaltskosten sehr hoch, sag ich jetzt mal und in den USA auch, sag ich jetzt mal so ganz lapidar, die Honorare einmal so ganz vereinfacht. Würde man sagen, dass so ein so ein Standort Luxemburg vergleichbar ist mit Irland hinsichtlich der legal fees wie Deutschland oder ein teurer Standort ist? Wie muss man sich das vorstellen?
Joram: Luxemburg ist glaube ich, ein teurer Standort von den legal fees, aber nicht so teuer wie die USA oder England.
Sebastian: Okay.
Joram: Also wir freuen uns immer, wenn wir Mandanten aus der USA oder England haben.
Sebastian: Ich glaub, da freut sich jeder. Ich mein, das ist klar, also da kann jeder gut mithalten mit der USA.
Joram: Mal ein Vergleich also, wenn wir, also es unterscheidet sich auch von Kanzleien. Du kannst sagen, wenn sie zu einer Großkanzlei gehen, haben sie natürlich andere fees, als wenn sie in der mittelgroßen Kanzlei gehen. Das ist auch klar. Aber die fees in Luxemburg sind hoch. Also wenn sie nach nach Münster gehen, zahlen sie sicher andere fees, aber in Münster werden sie auch keinen Fonds aufsetzen, als wenn sie nach Luxemburg. Also die fees sind hier in Luxemburg schon höher. Sind eben vergleichbar mit fees, die sie in Düsseldorf oder München oder in Frankfurt zahlen, das ist jetzt schon vergleichbar. Aber nicht das, was in London oder New York zahlen würden.
42:02 - In Luxemburg leben und eine Gesellschaft gründen - wie funktioniert das?
Daniel: Wir wollen jetzt etwas detaillierter auf das Gründen einer Gesellschaft in Luxemburg eingehen. Wie läuft der Prozess ab? Wie lange dauert es überhaupt, eine Gesellschaft zu gründen und gibt es Hürden? Im selben Zusammenhang wollen wir auch Fragen, wie der Wohnsitzwechsel vonstatten geht und was man beachten muss.
Patrick: Dividenden sind besteuert für physische Personen. Das heißt, da liegen sie bei 10%. Allerdings gibt es hier eine Gestaltungsmöglichkeit, eventuell bei einer Holding Gesellschaft in Andorra. Die Holding Gesellschaft wäre befreit von diesen 10%. Die physische Person hinter der Holding Gesellschaft ist befreit von den Dividenden, die sie von der Andorranischen Holding erhält. Das heißt, es gibt keine Gestaltungsmöglichkeit. Wenn die Dividenden allerdings direkt aus dem Ausland an die physische Person kommen, dann sind wir bei 10%. Dadurch, dass eine gewisse Quellenbesteuerung normalerweise insbesondere bei den Ländern ohne DBA bereits im Ursprungsland besteht, wird diese natürlich anerkannt und es kommt dann meistens nicht zu diesen 10%, solange die Quellenbesteuerung bei 10 % oder darüber im Ausland bereits besteht.
Joram: Wenn Sie in Luxemburg leben wollen und keine EU Bürger sind, dann brauchen Sie einen Aufenthaltstitel. Ist einfach so. Und Aufenthaltstitel brauchen Sie jetzt, um hier zu leben. Um eine Gesellschaft zu gründen, müssen sie kein Luxemburger sein und müssen nicht in Luxemburg leben. Können aus Südafrika eine Gesellschaft hier gründen und die auch halten, kein Problem. Das geht für eine Holding Gesellschaft. Wenn sie jetzt tatsächlich ein Auto Handel in Luxemburg gründen wollen oder jemand / eine Gesellschaft die Import Export betreibt, dann brauchen sie eine Handelsermächtigung vom Wirtschaftsministerium. Die ist aber relativ leicht zu erhalten, sie müssen dann zeigen, dass sie kein Krimineller sind, dass keine Insolvenz in der Vergangenheit hatten. Auch ihre Ausbildungen müssen sie nachweisen. Und wenn die Unterlagen vollständig sind, kriegen sie innerhalb von 2 Wochen eine Antwort. Ja hier ist deine Handelsermächtigung, du darfst hier arbeiten, du darfst ist hier Import-Export betreiben, du darfst die Rechnung ausstellen oder was auch immer. Man macht Dienstleistungen, Beratungen, Startup hier aufmachen, das geht also. Das Problem ist dann eher für nicht Europäer die Aufenthaltsgenehmigung zu kriegen. Die sie kriegen, also wir hatten letztens jemanden aus dem Iran gehabt, für den haben wir eine Aufenthaltsgenehmigung und Handelsermächtigung erhalten. Das ging inhaltlich, ging das relativ gut durch, hat einfach nur so seine 2-3 Monate gedauert, weil die beim Integrationsministerium, beim Ausländer Amt würde mal in Deutschland sagen, einfach viel viel länger brauchen, viel zu viel zu tun haben, anders als das Wirtschaftsministerium, was eben darauf geschult ist.
Sebastian: Aber das geht ja auch noch 2 - 3 Monate für jemanden aus Iran ist ja nicht, also ich meine, total unvorstellbar.
Joram: Nein, nein. Gut, Ich meine, wir hatten ihn ja auch entsprechend vorbereitet, der hatte ja eine eigene Firma gegründet, da war auch in Europa schon unterwegs, um hier ein selbstständiges Unternehmen zu gründen. Musste ein Businessplan vorweisen, zeigen, dass es auch nachhaltig ist, was er tut. Klar, die Vorbereitung musste natürlich auch gut sein, aber dann geht es eben auch durch. Aber das dauert dann so beim Migrations Ministerium dauert das dann so seine 2-3 Monate, das es durch ist. Wir haben viele Mandanten aus den USA in dem Bereich, die dann ihre Arbeiter, mal schnell ihre Informatiker, mal schnell nach Luxemburg schicken wollen. Die sagen ja, können wir in 2 Wochen anfangen, da müssen wirsagen ne, in 2 Wochen geht das nicht. Wir müssen die Aufenthaltsgenehmigung kriegen und das dauert eben seine 2 Monate.
Sebastian: Das ist ja dann ein Schengen Visum oder? Das heißt es gibt natürlich dann auch gleichzeitig Zugang zu allen anderen Schengen Staaten.
Joram: Jein also, das ist ein Schengen Visum, klar. Also jemand der eine Aufenthaltsgenehmigung in Luxemburg hat, der kann natürlich überall in Europa reisen, darf aber nicht überall in Europa leben oder arbeiten. Genau, aber da gibt es viele Möglichkeiten, wie man sich in Luxemburg niederlässt. Sei es aufgrund eines eigenen Business, sei es aufgrund von privaten Gründen, weil Luxemburg ihm so gut gefällt oder weil er in Luxemburg Verwandte hat. Oder weil er in Luxemburg sein Business hat oder weil er sein Business in Deutschland, Frankreich, in den Niederlanden hat und Luxemburg als Basis haben möchte, um durch die verschiedenen Länder reisen zu können. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich in Luxemburg niederzulassen.
Sebastian: Aber wenn du jetzt mal, ich weiß nicht, Ich will jetzt hier nicht zu sehr ins Detail gehen. Aber der Mandant, über den wir sprechen, zum Beispiel aus Iran, ist ein gutes Beispiel. Also warum wählt sich jemand aus Iran spezifisch jetzt Luxemburg aus? Sie hatten vorhin beschrieben Luxemburg will ja Fintech Start-ups vor allen Dingen gerne anziehen auch. Jetzt was macht die Start-ups Szene in Luxemburg interessant gerade auch im Fintech Bereich, was jetzt zum Beispiel Deutschland oder andere Länder nicht bieten können?
46:46 - Ist Luxemburg ein interessanter Standort für FinTech?
Joram: Na gut, das bei ihm war jetzt eine FinTech Frage auch, also er hat hier FinTech Startup gehabt oder gegründet. Die Nähe, es gibt ja verschiedene Hubs in verschiedenen Bereichen hier, die Nähe zu den anderen Unternehmen, der Austausch zu den anderen Startups, die alle eben auch in diesem FinTech Bereich sind. Das war glaube ich das Ausschlaggebende auch so seine Bekanntschaft zu anderen, die eben in diesem Bereich Fintech Fond Bereich tätig sind. Die Nähe zu den potenziellen Kunden, die Fonds und ähnliches. Eben auch dort sein, wo eben auch die Kunden sind, also das ist das attraktive. Für den waren jetzt nicht die Steuern ausschlaggebend, sondern eben der Bereich. Die Nähe zur Finanzindustrie. Aber auch die Nähe zu Paris, auf der einen Seite Frankfurt, auf der anderen Seite Amsterdam. Das er eben auch seine Produkte die er in Luxemburg entwickelt, dort eben auch vertreiben kann. Das überhaupt gar nichts mit Iran zu tun gehabt, kam eben nur aus dem Iran, also in seinem Bereich...
Daniel: Dann hätte er wahrscheinlich auch sein Unternehmen nicht gründen können, im Prinzip, also in dem Moment, wenn man Unternehmen gründet, gibt es ja einige solcher Länder, da ist ja nicht bloß der Iran dabei, da wird man schon Schwierigkeiten bekommen. Habe übrigens gestern, das war interessant, mit einem Kollegen gesprochen, das ist jetzt aus Russland auch ganz viele große Unternehmen, ihre Mitarbeiter schnell aussiedeln, jetzt zum Beispiel selbst in Länder wie die Türkei und so weiter und sofort oder für ihre Mitarbeiter versuchen also auch Niederlassung, dann dort freiberufliche, teilweise gewerbliche Tätigkeit oder sowas zu bekommen. Aber jetzt haben wir über fintech gesprochen, was mich noch mal interessieren würde zu Luxemburg. Wie ist denn Luxemburg, also der Staat Luxemburg, die Regierung zur Kryptowährung eingestellt? Gibt es da irgendwelche Tendenzen? Wo geht es hin?
48:52 - Wie ist Luxemburg zu Kryptowährung eingestellt?
Joram: Ja. Also da brauch ich eine Glaskugel, also Luxemburg hatte oder die Finanzaufsicht hat auch letztens noch mal was veröffentlicht zum Umgang mit Kryptowährungen, das Kryptowährungen auch reguliert werden sollen also in die Richtung geht es. Wir haben ja einige, im Moment ist es ja auch unreguliert, also wir haben ja auch einige Kryptos geborgt, wir haben auch eine Bitstamp zum Beispiel, an denen sie Kryptos handeln können, die auch von der Finanzaufsicht zugelassen sind. Also Luxemburg hat da schon einen, sagen wir mal, einen offenen Zugang zu. Allerdings, wir haben auch einige Mandanten in dem Bereich, die auch interessiert waren in Luxemburg. Was machen wir aber dann am Ende, das eher in osteuropäischen EU Ländern gemacht haben, weil das für sie dann einfacher war als in Luxemburg. Luxemburg drängt eben, das hab ich ja von Anfang an gesagt, eben auch die weiße Weste zu bewahren und hat eben da auch einige Auflagen was Kryptos angeht. Also das hier eben auch hier also alle Geldwäsche Regeln eingehalten werden und von der technischen Dokumentation auch alles so nachgewiesen werden muss, dass eben auch kein, dass die Einlagen oder die Kryptos eben dadurch geschützt sind und das ist eben dann noch ein sehr, sehr schwerer Prozess für Kryptos, aber wenn sie mich, da bin ich jetzt wahrscheinlich jetzt wieder zu sehr im Detail, aber wenn sie mich allgemein nach Kryptos fragen. Stimmt das schon, dass Luxemburg hier sehr eine offene und interessierte Richtung einschlägt. Aber ich glaub, das ist bei allen Ländern so, ich meinen EU-weit geht es ja auch in Richtung, dass die Kryptos reguliert werden sollen und eben auch vielleicht als Handlungsmittel der Zukunft gelten sollen. Aber wir selbst als Kanzlei sind schon öfters mit Kryptos konfrontiert worden, im Finco Bereich, Dienstleistungen für Kryptowährungen, aufsetzen von Kryptowährungen. Allerdings bisher auch in einem, na ja, es ist eben noch nicht richtig raus, zwar schon seit ein paar Jahren draußen, ist noch nicht richtig reguliert. Was sind Kryptos eigentlich? Ist es eine Wärung, sind es Tokens? Was ist das überhaupt? Wir haben auch Fonds hier, die in Kryptos investieren. Das haben wir auch. Also es gibt viel um Kryptowährung herum, Dienstleistungen um Kryptowährungen herum. Es gibt auch Kryptowährungen, die hier aufgesetzt worden sind, aber anders als zum Beispiel Island oder die Tschechische Republik haben sie eben hier, Luxemburg ist jetzt nicht ein Standort, wo sie sagen können, ja klar, Kryptowährungen kommt aus Luxemburg, sondern eher so die Dienstleistung oder der Investment Bereich im Zusammenhang mit Krypto. Das werden Sie eher in Luxemburg finden als Kryptowährung, die in Luxemburg aufgesetzt worden.
Sebastian: Wir haben jetzt den ein oder anderen Mandanten, die zum Beispiel Unternehmen gegründet haben, die dann E-Money Licenses haben oder andere Finanzdienstleistungen, Finanzdienstleistung-Lizenzen letztlich erworben haben. Wie ist so die Zusammenarbeit mit den Behörden in Luxemburg? Und wenn ich die E Money Lizenz beantragen möchte für ein Unternehmen, ist Luxemburg dafür ein guter Standort? Kann ich das einigermaßen, ich meine, wir wissen alle, das geht 6 Monate bis ich das habe. Aber ist Luxemburg hier, ich kann wieder, aber ich sage, ich kann jetzt Irland relativ gut, ist da der Regulator aufgeschlossen? Wie ist das das so?
52:38 - Wie ist die Zusammenarbeit mit den Behörden bei e-Money Lizenzen?
Joram: Ja, halbes Jahr mindestens, aber Luxemburg ist sehr aufgeschlossen. Also das gehört ja auch zu den fintech Bereich dazu. E-Money auf jeden Fall, oder Dienstleistungen im Bereich zu E-Money oder Payment Dienstleistungen, da ist Luxemburg sehr aufgeschlossen und versucht das auch schon seit Jahren zu forcieren. Ich meine Paypal war eines der ersten und die machen kein E-Money zum Beispiel. Also sie sind eine richtige Bank, aber die E-Money Lizenz selbst ist ja eine kleine Bank und da hat Luxemburg auch ein Interesse daran, die hier nach Luxemburg zu ziehen und da ist eben die Finanzaufsicht, die CSSF sehr aufgeschlossen. Also am besten ist es natürlich, hier zum Anwalt zu kommen, zu dem Anwalt Ihrer Wahl, müssen ja nicht immer zu den Big Four gehen, die sind ja auch noch da. Und dann, dass ein bisschen vorbereiten, ein Meeting mit der CSSF mit der Finanzaufsicht aufzusetzen. Das Projekt vorzustellen und hier mit der CSSF, mit der Finanzaufsicht an der Hand eben dieses E-Money Projekt durchzuführen. Also wenn man die Finanzaufsicht von Anfang an einbindet, helfen die einem auch, sagen einem auch in welche Richtung man gehen soll und da sind die Wege doch sehr sehr kurz. Also nicht so, dass sie hier im stillen Kämmerlein etwas vorbereiten und dann zu Finanzaufsicht gehen, wie zu einem Richter und hoffen, vielleicht nehmen Sie das vielleicht nicht. Das ist nicht, sondern die Finanzaufsicht nimmt einen an der Hand und hilft einem auch das Projekt durchzuführen, dass es eben auch durchgeht. Gerade im E-Money Bereich auch.
Sebastian: Und das Personal, was ich brauche zum Beispiel kompetente Officers mit den notwendigen Hintergründen, also was weiß ich, CFO oder sowas, finde ich dann auch in Luxemburg, nehme ich an?
54:36 - Findet man gutes Personal in Luxemburg?
Joram: Das finden sie auch in Luxemburg! Aber die anderen suchen sie ja auch.
Sebastian: Ja, klar.
Joram: Ja, da ist Luxemburg doch ja gut, das gibt es auch. Aber da kommen wir wieder zu einer anderen Frage zurück naja, das wird auch teuer werden, weil die sind eben alle gefragt und jeder sucht einen kompetenten CFO. Viele werden einfach und dadurch wächst Luxemburg ja auch, deswegen ist Luxemburg so international, viele werden kommen, immer aus dem Ausland. Ich habe hier einen tollen Russen, der das machen kann, komm wir bringen Ihnen hier nach Luxemburg und der macht uns den CFO. Bevor ich dann jetzt hier jemanden Luxemburg suche, den ich dann woanders abwerben muss. Klar gibts das auch. Wir in unserer Praxis sehen öfters, dass die dann neu eingestellt aus dem Ausland kommen, hier nach Luxemburg gezogen werden, die dann woanders aufgenommen haben. Vielleicht auch, weil die Mandanten, die wir haben, das nicht von Scratch, wie man auf Neudeutsch sagt, also einfach nur so, auf der grünen Wiese erfinden, sondern schon ihre Erfahrungen woanders gesammelt haben und auch ihre kompetenten Mitarbeiter haben und diese dann nach Luxemburg bringen, die das dann machen. Also es ist eher selten, dass sie jemanden haben, der das von 0 aufsetzt und dann noch seinen CFO und CEO suchen muss. Die haben meistens ihre Leute, die das machen. Aber klar der Markt ist also, also Luxemburg ist voll von kompetenten Leuten, die nur in diesem Bereich arbeiten, die auch alle sehr gut bezahlt werden. Die müssen Sie auch finden, aber sie sind ja nicht der Einzige, der die sucht.
56:11 - Mindestlohn in Luxemburg
Daniel: Sehr gut bezahlt werden, ist noch ein interessantes Stichwort für mich. Ich hab gelesen und konnte es kaum glauben, Luxemburg hat in der ganzen EU den höchsten Mindestlohn. Und wenn man so Mindestlöhne schon mal gehört hat von anderen europäischen Staaten, korrigieren sie mich, Ich glaub es immer kaum noch, aber der Mindestlohn ist wohl bei ungelernten Facharbeiter bei 2250,00€.
Joram: Das stimmt und das sind die ungelernten.
Daniel: Das ist also schon schon interessant und Sebastian hat ja vorhin auch von oder sie ja auch davon gesprochen Substanz aufzubauen. Da versteht man auch, dass das wirklich eine ganz schöne Herausforderung in Luxemburg Substanz aufzubauen. Also ich muss für nen Facharbeitern, für den einfachsten Facharbeiter, Mindestlohn von 2700€ nennen. Da gibt es Länder, da kann ich, wenn ich eine Firma dort gründe, halbtags einen Geschäftsführer einstellen. Jetzt aber nochmal eine andere Sache. Wir haben also schon über ein paar Dinge gesprochen, die relativ einfach sind oder auch Herausforderungen darstellen und haben gesagt also Firma gründen für einen EU Bürger kein Problem. Wir haben gesehen, Bankkonto ist ein Problem wie in vielen Ländern auch, also ein Bankkonto zu eröffnen, kann für bestimmte Gesellschaftsformen schon eine Herausforderung sein.
Joram: Also es ist eine Herausforderung für die Holding Gesellschaften. Für Holding Gesellschaften ohne Substanz, für die erst ja. Für Holding Gesellschaften mit Substanz, aber auch...
Daniel: Der Autohändler, den sie angesprochen haben, der wird sein Konto kriegen, wenn er handeln will, aber andere Gesellschaften schwieriger. Fachkräfte haben wir auch gesagt, also Mitarbeiter könnte schwierig werden, muss ich aus dem Ausland vielleicht mitbringen. Krypto haben Sie angesprochen. Aber wie sieht es denn mit einer Mehrwertsteuer Nummer aus? In einigen Ländern ist es schwierig, eine Mehrwertsteuer Nummer zu bekommen.
58:08 - Bekommt man in Luxemburg ohne Probleme eine Mehrwertsteuernummer?
Joram: Kein Problem. Steuernummer, also Sie machen eine Firma auf, beantragen die Mehrwertsteuer Nummer und die wird Ihnen auch erteilt. Worauf die Mehrwertsteuer, also es sind 2 Finanzämter, für die Mehrwertsteuer ist ein anderes Finanzamt als für die allgemeinen Steuer. Die Mehrwertsteuer, des Mehrwertsteuer Finanzamt, das Administration de l'enregistremen. Die schauen aber auch danach, wenn sie eine Mehrwertsteuer haben, kontrollieren sie auch, ob sie darauf tatsächlich Substanz haben und auch tatsächlich in Luxemburg sind. Also sie können nicht eine Gesellschaft gründen und sagen ja, ich hab jetzt hier Gesellschaft oder eine Briefkasten-Firma oder ähnliches und dann beantragen sie eine Steuernummer. Die kriegen Sie auch direkt. Aber kurz danach kommt da noch jemand von der Steuer vorbei und schaut nach. Na ja, sind sie dann auch wirklich da oder nicht? Und ist das überhaupt ein reales Geschäft? Wird hier überhaupt Import, Export, Handel oder was weiß ich betrieben? Also da wird schon nachgeschaut. Sie kriegen die Mehrwertsteuer Nummer leicht, aber es wird eben auch drauf geschaut, ob dann hier auch das Geschäft, was hier betrieben wird, reell ist. Sie kriegen sie nicht, naja oder doch, sie kriegen sie auch wenn sie keine Handelsermächtigung haben, weil nicht jeder braucht eine Handelsermächtigung. Aber wenn das ein Betrieb ist, der eine Handelsermächtigung braucht wie Import Export, dann wird es eben auch nochmal geprüft, aber die Mehrwertsteuer Nummer zu erhalten, ist relativ leicht.
Daniel: Gut, ich hab fast alles.
Sebastian: Eine Sache noch. Wir hatten jetzt schon mehrfach Mandanten, für die hat es sich als attraktiv herausgestellt, nach Luxemburg umzuziehen. Und zwar jetzt nicht direkt, vielleicht, weil die Steuern in Luxemburg für natürliche Personen günstiger sind, aber weil einfach das steuerliche Umfeld weniger restriktiv ist als in Deutschland zum Beispiel. Ich denke vor allen Dingen an Dinge wie die Hinzurechnungsbesteuerung, CFC Rules usw, die ja doch nach meinem Verständnis wenigstens, natürlich gibt es die in Luxemburg, aber die sind dort vorteilhafter geregelt. Das heißt zum Beispiel allein der Besitz einer Auslandsgesellschaft, führt jetzt nicht wie in Deutschland gleich zu einem massiven Problem mit der Finanzverwaltung und so könnte möglicherweise Luxemburg ein interessanter Wohnsitz sein, auch wenn jetzt die Steuersätze möglicherweise jetzt nicht besonders tief sind, aber einfach um sich hier entfalten zu können unternehmerisch, sehen Sie das genauso?
01:00:36 - Das steuerliche Umfeld in Luxemburg ist weniger restriktiv - Ein Vorteil vor allem für Unternehmer
Joram: Ja, absolut. Auch die, was wir eben auch von Mandanten mitkriegen oder auch selber im Vergleich dann sehe, wo ich auch schon seit 22 Jahren hier bin, dass sie eben auch viel mehr Möglichkeiten haben Ausgaben steuerlich geltend zu machen, die sie eben in anderen Ländern nicht so einfach geltend machen würden oder Geld machen könnten. Also, da sind die Steuerbehörden doch flexibler bisher als es in anderen Ländern ist, aber da spreche ich eben auch nicht aus dem Nähkästchen, sondern eher aus dem, was mir von von Mandanten mitgeteilt wird, die eben aus Frankreich oder aus Deutschland hingezogen sind oder aus anderen Ländern und sagen. Und eben der Vorteil, dass sie eben auch viel mehr, nicht nur von den Ausgaben, aber auch viel mehr von den Steuern in diesen anderen Ländern bezahlen können, wie zum Beispiel also das Schachtelprivileg, vielmehr also nutzen können, was in anderen Ländern nicht so einfach ist.
Sebastian: Genau und es ist eben natürlich gerade, wenn ich aus Deutschland komme praktisch mit dem Auto erreichbar. Ich muss jetzt nicht einen großen Umzug planen, wie was weiß ich nach Malta oder irgendwie sonst wohin, sondern ist da, ich kann den Kontakt mit Freunden und Familie und so, das ist natürlich für viele ein großer Vorteil und natürlich auch ich sage mal von der Kultur her doch sehr ähnlich und sprachlichen möglicherweise ja auch.
Joram: Kommt darauf an, wohin sie ziehen, weil ich meine die Franzosen gehen eher in den Süden, die Deutschen gehen eher in den Norden. Es geht ja in den Norden relativ weit hoch, also die Mandanten aus Nordrhein Westfalen die setzen sich gerne, lassen sich gerne oben in Ösling nieder, direkt hinter der deutschen Grenze, also angrenzend zu der Eifel. Und ja das stimmt schon also sich niederzulassen in Luxemburg ist recht einfach. Sie kommen mit dem Auto überall hin, hab zum Beispiel auch einen Mandant, die betreiben Geschäft in der Türkei einerseits, andererseits in ganz Europa, die haben Tabak Großhandel in Belgien, in den Niederlanden, in Deutschland und in Frankreich. Die haben selbst kein Geschäft in Luxemburg. Konkret haben Sie keine Geschäfte in Luxemburg, die haben sich aber in Luxemburg niedergelassen, weil sie von Luxemburg alle diese Länder am besten erreichen können und Luxemburg genau zentral in der Mitte liegt von von wo aus sie eben die anderen Länder alle wunderbar erreichen können oder eben auch die Kunden hier hinkommen können.
Daniel: Schade nur, dass Luxemburg eben keinen Meer hat, sonst wäre es wirklich ideal.
01:03:13 - Luxemburg liegt nicht am Meer, aber liegt günstig zentral in Europa
Joram: Wirklich schade ja, kein Meer. Aber wir haben einen kleinen Flughafen und der Flughafen ist eigentlich, also von Luxemburg aus können Sie wirklich, das ist auch einer der Vorteile. Also wir gehen immer in Frankfurt zum Flughafen, dann sind sie ewig lange unterwegs, also um da erst mal nach Frankfurt zu kommen, sondern um dort wegzufliegen. Und Luxemburg, der Flughafen ist klein und fein und sie haben eben jeden Tag Flüge nach Frankfurt. Paris, gut Frankfurt könnte man mit dem Auto hinfahren, nach Genf, nach Zürich, nach Mailand. Gut Paris fahren sie mit dem Zug, sind sie schneller, Lissabon haben sie 4 oder 5 Flüge am Tag, weil wir viele Portugiesen haben, die hier leben. Also sie kommen gut auch mit dem Flugzeug hin und auch mit dem Flugzeug weg nach Luxemburg oder eben auch, naja nach Frankreich kommen so gut mit dem Zug, nach Deutschland kommst du nicht gut mit dem Zug, das ist eher schwierig. Aber nach Frankreich kommen sie, also Paris wie gesagt 2 Stunden mit dem Zug. Das ist eigentlich super, da können sie morgens hin und abends zurück, da können SIe sogar zum Mittagessen hinfahren. Oder Belgien. Ich meine Belgien, unser Ikea liegt direkt hinter der Grenze in Belgien. Also wenn ich bei Ikea was kaufen will, da fahr ich grad nach Belgien eine Viertelstunde und kauf dort die Möbel, die ich bräuchte oder die man so braucht, wenn sie hier einkaufen gehen würden. Also Belgien oder Brüssel sind sie in 2 Stunden, Maastricht sind sie in anderthalb Stunden, Köln sind in 2 Stunden oder 2 Stunden und 20, Frankfurt ist auch nicht so weit weg. Also das ist schon, also da ist Luxemburg gut gelegen, aber wir haben kein Meer. Unser Meer ist die belgische Küste, La Cote Belge. Und da fahren sie eben, da fahren sie 3 Stunden hin. Da finden Sie, wenn die Luxemburger Meer sehen wollen, dann fahren Sie entweder an die belgische Küste oder runter nach Nizza, an die Côte d’Azur, aber das ist weiter weg. Schön ok Haben wir alles durch?
01:05:14 - Kurz nachgefragt: Bestes Essen, Sehenswürdigkeit & welchen Fehler muss ich unbedingt vermeiden
Daniel: Ja, alles so weit durch. Die Zeit ist auch rum. Ich hab noch 3 ganz kurze Fragen zum Schluss, die wir immer so stellen und dann am Ende würden sie nochmal ganz kurz sagen wie Mandanten oder Interessenten sie am besten erreichen können. Aber kommen wir jetzt mal zu der zu unserer Rubrik: Kurz nachgefragt. Ich bin im Restaurant in Luxemburg. Welches typische Gericht soll dich einmal bestellt und gegessen haben?
Joram: Naja, Luxemburg hat typische Luxemburger Gerichte, das schon. Luxemburger Küche ist eher deutsch. Gromperekichelcher müssten sie bestellen, das sind Kartoffelpuffer. Ansonsten, was ein typisches Luxemburger Gericht ist, was eigentlich ein französisches Gericht ist, das sind die Königspasteten. Das wird in Luxemburg, ich mein, das ist ein französisches Gericht, das gibt es auch in Deutschland. Aber das ist so, das wird in den typische Luxemburger Restaurants eigentlich auch immer wieder angeboten, das müssten sie essen. Und als Nachtisch nehmen sie einen portugiesischen Nachtisch, weil wir eine riesengroße portugiesische Minderheit haben, da nehmen sie Pasteis de Nata, kleine Küchlein, die sie eben, die eigentlich für Portugal typisch sind, aber das ist auch mittlerweile eine typischer Luxemburger Nachtisch, weil den kriegen Sie da in jeder Bäckerei.
Daniel: Ok gut, werden wir probieren das nächste Mal. Dann welche Sehenswürdigkeiten muss ich unbedingt gesehen haben?
Joram: Gëlle Fra, das ist also Luxemburg Stadt, das ist ein Denkmal für die Unabhängigkeit Luxemburgs, was nach dem Ersten Weltkrieg, glaube ich aufgestellt worden ist, aber vielleicht doch 20er Jahre. Das ist so eine Statue, die in Luxemburg Stadt steht und bei dieser bei dieser relativ hohen Statue auf einen wunderschönen Platz dort dahinter haben sie eben einen wunderschönen Blick auf die Ober und untere Stadt um diese Statue herum. Und diese Statue repräsentiert eigentlich auch für die Luxemburger so den Widerstand gegen die deutsche Besatzung damals. Also soweit ich die Luxemburg Geschichte kenne, ich bin nicht der Experte, wurde diese damals irgendwie von den Nazis entfernt und daraufhin hat sich eben auch viel Widerstand, ist da so die der Luxemburger Widerstand gegen die deutsche Besatzung wurde dadurch ausgelöst. Weiß ich jetzt nicht so genau. Aber das ist so eins der, also nicht die Statue an sich, aber die Gegend drumherum ist ganz schön, weil sie da ein wunderbaren Blick auf die unter und Oberstadt haben. Ansonsten Luxemburg an sich, eine schöne Wanderung durch die Luxemburger Schweiz. Das Müllerthal, das ist auch sehr schön.
Daniel: Okay schön dann, diesen Fehler muss ich unbedingt vermeiden in Luxemburg.
Joram: In den Restaurants deutsch reden.
Daniel: Ok, das ist doch mal ein Hinweis. Schwierig, aber ok.
Joram: Also man kann davon ausgehen, dass in Luxemburg jeder Deutsch kann. Also Luxemburg Stadt, das ist sehr französisch geprägt. Oder man muss davon ausgehen, wir sind ja in Luxemburg, Luxemburgisch ist eine Amtssprache, ich mach jetzt überall gehe ich mit einer Selbstverständlichkeit hin und rede Deutsch, das wird vielleicht auch bei manchen sauer, also wenn sie dann so erstmal also, dass wenn sie in Luxemburg leben würden, dann müssen sie eben auch die Luxemburger ernst nehmen, die Sprache ernst nehmen. Dann sagen sie eben nicht "Guten Tag, hier ist der Herr Müller", sondern sagen sie: "Moin, wie geht et?" Also versuchen sie anzufangen mit der Luxemburger Sprache anzufangen, und dann kommen sie eben auch viel besser, werden sie auch viele netter wahrgenommen, als wenn sie dann direkt so wie man es immer schon gewohnt ist, auf Deutsch reingeht. Man muss schon da versuchen, wenn man in Luxemburg lebt such sich auch ein bisschen zu integrieren und darauf nicht direkt alles versuchen. Auch wenn die Luxemburger alle Deutsch verstehen, dann richtig auf Deutsch reinzugehen, sondern auch so oder nicht Tschüss sagen und Auf Wiedersehen, sondern "Äddi", dass man da so ein bisschen die Luxemburger auch ernst nimmt und die Luxemburger Sprache ernst nimmt. Keiner verlangt von ihnen, dass sie richtig Luxemburgisch können, aber das wird ihnen sicher einiges an Sympathien gewinnen, wenn sie eben da auch die Luxemburger Sprache bei den Luxemburger ernst nehmen.
01:10:19 - Kontaktdaten Joram Moyal & Verabschiedung
Daniel: Ok, dann die Schlussfrage. Wie erreichen Sie Interessenten am besten?
Joram: Übers Internet. Ich weiß jetzt nicht, inwiefern ich hier noch so Kontaktdaten von mir eingeblendet werden.
Sebastian: Die werden eingeblendet.
Joram: Ja übers Internet, per Email am besten. Wenn Sie meine Webseite dort einblenden. Da finden sie mich über die Webseite, können Sie mich direkt kontaktieren. Anrufen, wenn ich nicht kann, rufe ich zurück.
Sebastian: Sehr schön.
Daniel: Klasse. Vielen herzlichen Dank, Herr Moyal.
Sebastian: Herzlichen Dank Herr Moyal.
Joram: Kommen sie vorbei. Wir sind direkt, wir sind in der Innenstadt oder nicht in der Innenstadt, aber wir sind im Stadtzentrum direkt gegenüber vom alten Stadion. Kommen sie vorbei, klingeln, dann lade ich sie zum Kaffee ein.
Sebastian: Sehr gern wär auch interessant.
Joram: Wunderbar.
Daniel: Schönen Tag
Joram: Ja gerne, Tschüss.
Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland. Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren-Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.
Digitale Nomaden - Arbeitsplatz irgendwo, Finanzamt nirgendwo?
Erfahre, wie du als digitaler Nomade arbeiten und reisen kannst, ohne an einen festen Ort gebunden zu sein. Vom Sofa zum Café in Lissabon und weiter nach Bali – entdecke die Freiheit des ortsunabhängigen Arbeitens nach der Pandemie.
Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Jetzt, wo das Reisen nach der zweijährigen Pandemie wieder einfacher möglich ist, kommt bei vielen das Fernweh wieder hoch. Warum also nicht das Notwendige mit dem Schönen verbinden und Digital Nomade werden? Heute noch mit dem Laptop auf dem Sofa, morgen in einem Cafe in Lissabon und nächsten Monat in einem Co-Working-Space auf Bali. Oder besser zwischen Palmen auf einer Hängematte arbeiten in Thailand oder Costa Rica? Für die einen klingt das vielleicht nach einem Traum, für andere ist das schon die Realität.
Doch so “lustig wie das Zigeunerleben” auch sein kann, stößt ein Digital Nomade auch immer wieder auf Herausforderungen. Denn ein Bankkonto eröffnen oder eine Firma gründen, ist ohne offiziellen Wohnsitz gar nicht so einfach. Auch die Frage: “Steuern zahlen oder nicht und wenn ja, dann wo?”, ist ohne einen zuverlässigen Steuer Guide und gute Steuertipps nicht einfach so zu beantworten.
Diese Fragen und noch mehr beantwortet Sebastian Sauerborn in unserem aktuellen Podcast. Er hat schon viele Digital Nomaden erfolgreich beraten und berichtet von seiner Erfahrung zum Thema Digital Nomad Steuern und mehr.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Abmelden am Wohnsitz und beim Finanzamt - Zahle ich dann keine Steuern mehr?
Sie wollen Ihre Heimat und Ihre alte Arbeitswelt verlassen und ein “Leben in Freiheit” führen? Das ist der Traum vom Digital Nomadentum. Doch kann man sich wirklich einfach nur abmelden und ist von der Steuerpflicht befreit? Ganz so einfach ist das leider nicht.
Damit Sie nicht mehr in ihrem Heimatland steuerpflichtig sind, müssen Sie wirklich ”alle Leinen lösen”. Denn Sie müssen dem Finanzamt glaubhaft nachweisen können, dass Sie wirklich ihren Lebensmittelpunkt ins Ausland verlegt haben. Dafür sollten Sie Ihre Wohnung in Deutschland kündigen oder dauerhaft vermieten, Fahrzeuge abmelden und Verträge und Mitgliedschaften auflösen.
“Arbeitsplatz nirgendwo und (deutsches) Finanzamt irgendwo” geht also nur, wenn Sie sich komplett von Ihrer Heimat lösen. Das heißt allerdings nicht, dass Sie gar nicht mehr steuerpflichtig sind. Das ist gesetzlich nicht möglich. Denn steuerpflichtig sind Sie mit ihrem Welteinkommen grundsätzlich dort, wo auch ihr Lebensmittelpunkt ist. Dafür reicht es auch, wenn Sie sich weniger als 183 Tage dort aufhalten.
Steuerfrei ist also legal nicht möglich. Die gute Nachricht ist jedoch, Sie können die Steuerbelastung enorm reduzieren! Um als Digitaler Nomade Steuern zu sparen, sollte Sie sich einen Lebensmittelpunkt an einem Ort mit günstigen Steuergesetzen suchen. Dazu gehören Länder wie Malta, Portugal oder Irland.
Wie ist das jetzt genau mit der 183-Tage Regel?
Die 183-Tage Regel ist wohl die bekannteste unter allen Digital Nomaden. Aber was hat es damit auf sich?
Die 183 Tage Regel besagt, dass man (Steuer-)Resident in einem Land wird, wenn man sich dort für 183 oder auch mehr Tage pro Kalenderjahr aufhält. Rechnet man 1 und 1 zusammen, folgt daraus, dass man sich nicht in 2 Ländern je 183 Tage aufhalten kann, außer in seltenen Ausnahmen wie z. B. Schaltjahren.
Allerdings führt diese Regel bei vielen Weltreisenden und Digital Nomaden zu einem gravierenden Missverständnis. Denn die Regel besagt umgekehrt nicht, dass man kein Steuerresident eines Landes wird, wenn man sich weniger als 182 Tage in diesem aufhält.
Denn in welchem Land man schlussendlich steuerpflichtig ist, wird über zwei andere Kriterien definiert. Und zwar:
1. Wo ist das Zentrum deiner persönlichen und wirtschaftlichen Interessen? und
2. Falls du verheiratet bist, wo hält sich dein Ehepartner und deine Kinder auf?
Vielleicht denkt jetzt der ein oder andere, wer wird das schon kontrollieren und sich sagen, wo kein Kläger ist, da ist auch kein Richter. Und ja, in vielen Ländern wird es wahrscheinlich auch keine Kontrollen geben, wie viele Tage genau man sich pro Jahr dort aufgehalten hat.
Trotzdem lohnt es sich auch, als Digital Nomade alles gut zu durchdenken und seine Aufenthalte im Voraus zu planen, um etwaige Probleme zu vermeiden.
Wie lange kann ich mich in einem Land aufhalten, ohne einen Wohnsitz auszulösen?
Man kann sich in den wenigsten Ländern mehr als 183 Tage aufhalten, ohne einen Aufenthalt beantragen zu müssen.
Es ist wichtig, im Voraus zu planen und einige Fragen zu klären. Was werde ich verdienen? Wie werde ich arbeiten? Wie lange werde ich mich dort aufhalten? Gibt es ein Visum für digitale Nomaden? Wenn Sie das im Voraus abklären, können Sie vermeiden, in dem jeweiligen Land einen steuerlichen Wohnsitz auszulösen.
Die Faustregel für Digital Nomaden lautet: Je öfter man den Ort wechselt, desto besser!
Allerdings sollte man sich besser vor Einreise genau mit den Gesetzen des jeweiligen Landes auseinandersetzen, da es auch Länder mit strengeren Regeln gibt.
Warum es sich lohnt, trotzdem irgendwo eine “Base” zu haben?
Es ist ja ganz klar, auch als digitaler Nomade muss man von irgendwas leben. Abgesehen davon braucht auch ein Weltenbummler mindestens eine Bank und eine Kreditkarte. Und manche Digital Nomaden wollen vielleicht auch eine Firma gründen.
All das geht viel einfacher, wenn man einen offiziellen Wohnsitz hat. Denn bei jeder Firmengründung und bei jeder Kontoeröffnung müssen Sie mindestens eine Adresse und in vielen Fällen auch eine Steuernummer angeben.
Was sind jetzt die wichtigsten Schritte, erfolgreicher Digital Nomade zu werden?
Haben Sie das Ziel: Heimat verlassen und Digital Nomade konkret ins Auge gefasst? Haben Sie vielleicht auch schon ein Land als “Base” ausgewählt? Dann für Sie hier nochmal die wichtigsten Schritte, die Sie jetzt machen müssen.
Wählen Sie Ihren Aufenthaltsort sorgfältig aus und überprüfen Sie, ab wann eine Steuerpflicht ausgelöst wird.
Überlegen Sie sich, ob es für Ihre Situation sinnvoll ist, eine Firma zu gründen und wenn ja, welche Gesellschaftsform für Sie infrage kommt.
Umsatzsteuer-Planung: Wenn Sie Waren oder Dienstleistungen in die EU verkaufen, müssen Sie Mehrwertsteuer bezahlen, auch wenn Ihr Unternehmen im Ausland sitzt. Bei persönlich erbrachten Leistungen sieht das wieder anders aus, die sind in der EU umsatzsteuerfrei, wenn sie diese im Ausland erbringen.
Planen Sie die Abmeldung von Ihrem Wohnsitz und kündigen Sie alles
Lassen Sie sich zu den Themen Wegzugsteuern, steuerliche Optimierung, Firmengründung etc. beraten.
Denken Sie immer daran: Planung das A und O!
Kontaktdaten und Links:
Sebastian Sauerborn
Homepage: www.wohnsitzausland.com
E-Mail: hello@stmcorporate.group
Telefon: +44 20 3151 0582
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Dubai – sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht
Leben und arbeiten in Thailand: Das sollten Sie unbedingt wissen
Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Auswandern in die USA: Auf ins Land der unbegrenzten Freiheit!
Italien - Wein, Sonne, wenig Steuern
Wie man's richtig macht: USA Unternehmensgründung
Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben
Auswandern nach UK post Brexit
Das Leben in der Schweiz als Deutscher: Diese Dinge sollten Sie bei einem Umzug beachten
Auswandern nach Italien: La Dolce Vita im Süden genießen
Visum Thailand Beantragen: Diese verschiedenen Visa gibt es
Die überdachende Besteuerung bei Umzug von Deutschland in die Schweiz
Die Vorratsgesellschaft und ihre Vorteile
Auswandern nach Costa Rica und Belize: Welches Land ist besser für Auswanderer?
4 Alternativen zu Dubai für Auswanderer
Einbürgerung: Der Weg zur Schweizer Staatsbürgerschaft
Der Ruhestand in der Schweiz: Ein Paradies für deutsche Rentner
Gold Zuhause lagern - Was es zu beachten gibt
Gold lagern im Ausland - was Sie wissen müssen
Was ist ein Perpetual Traveler?
Was steckt hinter den 16 Fragen, die das Finanzamt Auswanderern stellt?
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Zahlen zu deutschen Auswanderern
Geld ins Ausland senden
Wohnsitz: Anmeldung, Abmeldung, Ummeldung
Work and Travel: Arbeiten und Reisen im Ausland
Paraguay - Neue Einwanderungsbestimmungen
Umzug ins Ausland: Checkliste für Auswanderer
Wohnung mieten in der Schweiz als Deutscher
Quellensteuer Schweiz: Was Deutsche in der Schweiz wissen müssen
Thailand besteuert Auslandseinkünfte ab 2024
Timestamps
00:24 - Begrüßung, Einleitung
02:09 - Was sind typische Fragen, die Digital Nomaden bei einer Beratung haben?
02:45 - Kann man sich einfachem am Wohnsitz und beim Steueramt abmelden?
07:21 - Warum es vielleicht doch besser ist irgendwo einen Wohnsitz/ eine Base u haben
11:58 - Mit welchen Kosten muss man rechnen, wenn ich legal Digital Nomade werden will?
15:50 - Wie lange kann ich mich in einem Land aufhalten, ohne einen Wohnsitz auszulösen?
19:00 - Welche Branchen sind am besten geeignet für Digital Nomaden?
20:24 - Gibt es das ideale Alter für Digital Nomaden?
21:48 - Wichtig für Unternehmer: Denken Sie bei ihrer Planung an die Exit Tax
23:49 - Eine persönliche Einschätzung: Wird es in Zukunft eine Besteuerung nach Staatsangehörigkeit geben?
27:07 - Wie kann man das richtig planen, wenn man Digital Nomade werden will?
31:23 - Verabschiedung
Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP33: Digitale Nomaden - Arbeitsplatz irgendwo, Finanzamt nirgendwo?
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:24 - Begrüßung, Einleitung, typische Fragen, die Mandanten bei einer Beratung haben
Daniel: Herzlich willkommen bei Perspektive Ausland. Heute sprechen wir über digitale Nomaden und da geht es nicht nur um so eine einfache Frage, wie was sind digitale Nomaden? Sondern wollen vielmehr da in die Tiefe einsteigen. Viele, wenn sie an das Wort digitale Nomaden denken, sagen ahh am Strand chillen, nebenbei noch Geld verdienen, leben können, wo man will. Man hört auch so diese Sätze: "als digitaler Nomade hat man den Luxus, nichts zu besitzen." Das wäre die neue Freiheit sozusagen. Aber es gibt Schattenseiten, über die man auch sprechen muss heute, das heißt digitale Nomaden, wenn sie sich für den Lebensstil entscheiden, sind mit Fragen konfrontiert, an die man so als normaler Mensch gar nie denkt. Also zum Beispiel ist heute die einfachste Sache, vielleicht mal schnell ein Bankkonto zu eröffnen, zumindest also von normalen Menschen, der in ganz normalen wohnt und vielleicht ein Arbeitsverhältnis hat. Solche Aspekte wie Krankenversicherungen macht man sich normalerweise ja keine Gedanken, wenn man irgendwo ganz normal ordentlich in Deutschland, Österreich und der Schweiz wohnt, Schulbildung oder vielleicht auch an die Zukunft zu denken. wie sieht es mit meiner Rente aus? So als digitaler Nomade, so schön wie die Freiheit ist, gibt es eine ganze Menge Dinge, die man beachten muss und auch Dinge, die überraschenderweise passieren, hätte man sie nur vorher richtig geplant und sich vorher mal mit jemandem darüber unterhalten. Und das wollen wir jetzt mal machen. Das heißt steigen wir vielleicht mal so ein. Sebastian, Du kennst ja eine ganze Menge von Menschen, die als digitaler Nomade leben, gelebt haben oder vielleicht gerade damit anfangen wollen. Und ja, deswegen vielleicht mal so die erste Frage was sind so die typischen Fragen, mit denen sich Mandanten, so diese typischen digitalen Nomaden an dich wenden?
02:09 - Was sind typische Fragen, die Digital Nomaden bei einer Beratung haben?
Sebastian: Ja also, das ist sehr gute Frage. Die typischen Fragen eigentlich die Mandanten haben ist natürlich, wie es sich steuerlich dann tatsächlich verhält, ob man dann wirklich nirgendwo Steuern bezahlen muss, ob man zum Beispiel dann bei einer Rückkehr, möglicherweise nach Deutschland hier vom Finanzamt in Regress genommen werden kann? Fragen sind, welche Gesellschaftsformen bieten sich hier an? Wie ist die Umsatzsteuerliche Thematik grundsätzlich in Dienstleistungen, die man erbringt? Wie lange darf ich mich in dem Land aufhalten, ohne dort einen Lebensmittelpunkt oder einen Ort der Besteuerung auszulösen und so weiter und sofort? Ja, also das sind so die üblichen, die typischen Fragen, die so natürlich digitale Nomaden dann haben.
02:45 - Kann man sich einfachem am Wohnsitz und beim Steueramt abmelden?
Daniel: Würde man jetzt vielleicht, wenn man sich nur ganz oberflächlich damit beschäftigt, gar nie auf die Idee kommen, dass das so ein großes Problem sein könnte, weil man stellt sich einfach so vor, als ich meld mich jetzt einfach ab, geh da auf das Einwohneramt, sagt ich wohne nicht mehr hier. Sag mal dem Finanzamt Bescheid, ich lebe nicht mehr hier und dann wurde ich einfach woanders. Ist es nicht so?
Sebastian: Genau, also genau so ist wie du sagst, aber der digitale Nomade wohnt ja per Definition nirgendwo. Also der digital Nomade ist ja letztlich der und ich verwende jetzt den politisch inkorrekten Begriff, der Zigeuner aus dem Lied "Lustig ist das Zigeunerleben". Ist ein uraltes Lied, da kommt das schon im ersten Vers vor, brauchen dem Kaiser keinen Zins zu geben, brauchen keine Steuern zu zahlen. Das ist ja per Definition der digitale Nomade, also so ein bisschen ein Vagabund, ein vagrant, wie man auf Englisch sagt, der eigentlich überall und nirgends ist. Und keinen festen Wohnsitz hat und daher auch nirgendwo Steuern bezahlen muss. So ist zumindest der Wunschgedanke, aber unsere Gesellschaft und auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die sich ja mehr und mehr auch internationalisieren, sind darauf natürlich einfach nicht ausgelegt. Also versuch mal zu einer Bank zu gehen und zu sagen ich, ich hab keine Adresse, ich wohne nirgends, ich möchte aber ein Konto haben oder versuchen eine Firma zu gründen und zu sagen ich bin Wohnsitzlos. Dann klopfen die dir vielleicht auf den Rücken und sagen, du Kerl bist obdachlos, oder so und geben dir vielleicht noch einen Kaffee mit, aber schicken dich dann raus, weil Leute ohne Wohnsitz kommen nicht sehr weit in der heutigen Gesellschaft.
Daniel: Was rätst du jetzt? Bleiben wir mal bei diesem Punkt, den du gerade gesagt hast. Hast du da eine Empfehlungen, wenn ich mich jetzt an dich wende und sag hier, ich bin digitaler Nomade. Ich hab folgendes Problem, ich möchte das gut planen und ich habe vor mich abzumelden an meinem Wohnsitz. Ich warte auch meinem Finanzamt sozusagen ein Kündigungsschreiben senden, ich will nicht mehr euer Kunde sein und bin nicht mehr in dem Land steuerpflichtig. Was rätst du jetzt jemanden in dem Fall? Übrigens wenn du keinen unserer interessanten Podcast mehr verpassen willst, dann klicke jetzt gleich auf Abo und Besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.
Sebastian: Ich möchte mal einen Schritt weiter gehen. Es ist ja auch so, dass man heutzutage bei der Kontoeröffnung Ausland eine Steuernummer angeben muss. Klar, welche Steuernummer gibt man an? Also nach dem Motto, ich lebe nirgendwo ich bin nirgendwo steuerpflichtig, wenn man das der Bank sagt Ich bin nirgendwo steuerpflichtigen, dann zeigen die einem den Vogel und schließen das Konto und das wars. Das heißt, es klingt alles wunderbar, schön und gut, aber es ist immer nur der Wunsch, der Vater des Gedanken. Denn in der Realität lässt sich der digital Nomaden-Status de jure nicht umsetzen, de facto schon und da kommen wir jetzt gleich dazu. Aber de jure ist es nicht möglich. Viele Mandanten machen dann den Fehler, dass sie zum Beispiel aus Deutschland wegziehen und sagen ok, ich meine, ich gründe jetzt noch eine Firma, ich eröffne jetzt noch irgendwo ein Bankkonto oder wenn ich irgendwo ein Adressnachweis vorlegen musste, dann halt noch die deutsche Adressen, die deutsche Steuernummer. Das ist natürlich fatal, denn es gibt ja mittlerweile einen Informationsaustausch. Und wenn ich jetzt also mal angenommen irgendwo ein Konto im Ausland eröffne und angebe, das ist meine deutsche Adresse, weil ich keine anderen Adresse hab, weil ich keine andere deutsche Steuernummer habe, dann fängt ja diese Bank an, dann munter meine Einkünfte ans Deutsche Finanzamt zu melden, jedes Jahr. So und dann muss ich erstmal den Behörden erklären in Deutschland, wo ich denn dann nun wohne. Denn ich habe ja und wir wissen ja wie das ist bei der Kontorröffnung, bei der Kontoeröffnung mache ich ja eine rechtsverbindliche Aussage, wo ich wohne. Wenn ich dort eine bewusste Falschangabe mache, dann fällt es schon unter, letztlich so geht es in Richtung Geldwäsche, also das heißt, es ist eine Straftat oder wenigstens eine Ordnungswidrigkeit auf Formularen von Banken falsche Angaben zu machen. Da kommt das Finanzamt zu mir und sagt du hast hier letztlich angegeben, nicht unter Eid, aber im Grunde genommen verbindlich, dass du in Deutschland wohnst. Auf deiner Steuererklärung hast du aber Null rein geschrieben oder hast gar keine eingereicht. Also da stimmt, wo ist denn nun tatsächlich dein Wohnsitz, wo zahlst du Miete? Zeig mal den Mietvertrag, zeig mal dein Gehalt, deine Gehaltsabrechnung zeig mir die Steuererklärung von dem Land. Wenn man die Nachweise nicht bringen kann, ist natürlich das Risiko relativ hoch, dass dann das heimatliche Finanzamt sagt OK, dann bist du hier steuerpflichtig. Natürlich kann ich dann sagen, das ist mir egal, denn ich will ja nie mehr nach Deutschland zurück. Das kann natürlich die Attitude zu sein, wenn das wirklich so ist, dann mag es vielleicht funktionieren, aber die meisten Mandanten wollten natürlich nicht hier auf Kriegsfuß stehen mit dem Heimat-Finanzamt insbesondere dann nicht, wenn es zum Beispiel das Deutsche ist.
07:21 - Warum es vielleicht doch besser ist irgendwo einen Wohnsitz/ eine Base zu haben
Daniel: In der Tat. Jetzt sucht man natürlich immer noch nach einer vernünftigen Lösung. Also wir haben jetzt festgestellt, also auf der einen Seite, wenn ich als digitaler Nomade leben will, deswegen sprechen wir auch zuerst jetzt darüber. Also mein Leben, auch wenn es weniger kostet im Ausland, aber das kostet mich Geld. Ich muss in irgendeiner Art und Weise ja meinen Cappuccino bezahlen, meine Unterkunft. Ich brauche eine Bank, und ich brauche eine Kreditkarte also gerade dieser wichtige essentielle Punkt ist schon ein heikles Thema. Wir hatten jetzt vor kurzem auch einen Podcast mit der Frau Bergmann von Estland und da haben wir darüber gesprochen, dass es dort zum Beispiel relativ einfach ist, sich als sogenannter digitaler Nomade zu registrieren. Auf der Webseite der Regierung steht sogar, werden sie digitaler Nomade. Also war für mich auch interessant, das so zu lesen. Aber wäre das aus deiner Sicht so unter den Top-Möglichkeiten, was du Mandanten oder Interessenten empfehlen würdest oder hast du da noch andere Pfeile im Köcher? Also was könnte man tun, wenn man jetzt legal die Möglichkeit haben will, ein Bankkonto zu eröffnen und halt dieses Thema mit dem Finanzamt vom Tisch haben möchte?
Sebastian: Naja, die E-Residency in Estland ist für alle möglichen Dinge interessant, insbesondere natürlich eine estnische Firma zu verwalten, aber steuerlich hat hier keinerlei Implikationen. Hier geht es jetzt tatsächlich um Steuerrecht. Das heißt also, dass wär jetzt keine geeignete Lösung. Was aber tatsächlich eine geeignete Lösung wäre, ist natürlich zu sagen ok, ich bin möglicherweise defacto digital Nomade. Also ich meine, wir haben viele Mandanten, die in Deutschland leben. Die mehr als 200 oder 250 Tage im Jahr geschäftlich auf Reisen sind, ganz normal in Meetings, ganz normal geschäftlich in den USA sind in Asien sind, die hin und her jetten, die die Wochenende oder noch weniger Zeit in Deutschland verbringen. Wir haben Mandanten, die leben in Großbritannien, die Familie in Großbritannien, aber da sind die ganze Woche in Deutschland zum Arbeiten. Das sind Vorstände bei irgendwelchen Banken. Also das heißt, wie lange ich mich in einem Land aufhalte tatsächlich, hat noch nicht, was wirklich damit zu tun, ob ich dort ansässig bin oder nicht.
Daniel: Somit kann man zwar auf der einen Seite laufend die Welt bereisen, andererseits empfiehlt Sebastian aber doch, sich in einem Land eine Basis aufzubauen, weil das doch einige steuerliche Angelegenheiten erleichtert. Dabei ist aber folgendes zu beachten.
Sebastian: Meine Empfehlung ist tatsächlich irgendwo eine Base zu haben, wo man steuerlich gemeldet ist, wo man tatsächlich eine Wohnung mietet, also keine virtuelle Adresse, sondern eine tatsächliche Wohnung mietet. Ein Land, in dem man möglicherweise sich auch aufhält. Möglicherweise gründet man dort eine Firma, möglicherweise bezahlt einem diese Firma ein kleines Gehalt, was man dort auch versteuert, so dass man eine Steuererklärung einreichen kann, Steuern bezahlt, eine Steuernummer hat, eine steuerliche Ansässigkeitsbescheinigung bekommt des Staates, möglicherweise sozialversichert, krankenversichert ist. Und wie gesagt, es gibt auch in Deutschland Viele in Deutschland lebende Personen, die das ganze Jahr unterwegs sind beruflich. Denk mal an Fernfahrer! Aber das heißt nicht, dass ich dann an dieses Land gefesselt bin, aber in diesem Land habe ich dann eben die einzige Wohnung weltweit, die ich dauerhaft anmiete, wo meine Sachen drin stehen, wo ich Verbrauchsrechnungen für nachweisen kann und insofern wird es mit diesem Set up extrem schwierig sein für jede Finanzbehörde, für jede Bank, mir nachzuweisen, dass ich dort nicht wirklich lebe. Ja, das das nicht mein Wohnsitz ist unter der Voraussetzung, dass ich nirgendwo anders einen Wohnsitz habe selbstverständlich. Dann ist der Fall schon wieder schwieriger. Das heißt also, wenn ich sozusagen mich nicht über den Negativ-Beweis definiere als Digital Nomade, sondern über den positiv-Beweis. Also wenn ich mich nicht so definieren, dass ich sage ich bin nirgendwo steuerpflichtig, dann sage absolut ich bin kein digitaler Nomade. Ich wohne in Malta, Portugal, Irland, was weiß ich wo, wo es steuergünstig ist. Da gibt es ja einige Länder auf unserer Webseite, da haben wir viel dazu geschrieben. Und kann dann die notwendigen Dokumente auf den Tisch knallen: Steuernummer, Sozialversicherungskarte, ID-Karte, Mietvertrag, Verbrauchsrechnung, Kontoauszüge, Ansässigkeitsbescheinigung, Steuererklärung, Gehaltszettel und so weiter und sofort. Dann muss erstmal jemand beweisen, dass es nicht so ist und das wird dann schon extrem schwierig dieser Beweis, insbesondere wenn ich mich natürlich innerhalb der EU bewege, wo jetzt aufenthaltsrechtlich ja nicht viel zu machen ist. Malta zum Beispiel ist im Schengen-Raum, da kann ich ohne Ausweis ein und aus reisen, Portugal ebenso Schengen, Spanien Schengen. Also es gibt ja etliche Länder in der Europäischen Union, die sich hier anbieten und im Grunde genommen ist das, das richtige Setup.
11:58 - Mit welchen Kosten muss man rechnen, wenn ich legal Digital Nomade werden will?
Daniel: Klingt nachvollziehbar. Jetzt wird das natürlich aber mit Kosten verbunden sein. Also jetzt, wenn man jetzt so an den einen oder anderen Bericht über digitale Nomaden denkt, die man im Fernsehen sieht, hat man ja manchmal so eher den Eindruck, da geht man so in ein Land, wo die Lebenskosten niedrig sind und dann also die Balance, also so wenig wie möglich arbeiten so viel wie möglich am am Strand sitzen, was ja nicht auf jeden zutreffen muss. Einige werden auch dort wahrscheinlich 24 Stunden rund um die Ohr an ihr Business, an ihre Firma denken. Aber jetzt mit welchen Kosten sollte jetzt zum Beispiel jemanden, der so ein Setup, wie du es gerade beschrieben hast, plant, um das wirklich legal alles auf stabile Füße zu stellen? Was muss er da und ungefähr rechnen?
Sebastian: Also grundsätzlich natürlich, wir sind ja da relativ pessimistisch, ja bewusst relativ pessimistisch und raten Leuten auf jeden Fall ab, solche Experimente zu machen, wenn sie nicht tatsächlich komfortabel leben können. Wie gesagt, das hat ja keinen Sinn, unnötige Risiken einzugehen, um dann nur ein Taschengeld zu haben oder genauso viel Kosten zu haben, wie wenn ich Steuern in Deutschland bezahle. Das würde ja nichts bringen. Aber ich, ich denke mal, wenn man so im 6-stelligen Bereich verdient, sagen wir mal so 150 - 200000 mindestens, so als Digital Nomade realistisch. Also die Kosten sind ja im Grunde zunächst mal eine Wohnung, die man sich leisten muss, also in den meisten Ländern, Malta wie ich eben gesagt habe, Malta, Zypern auch Irland, Portugal wird man zwischen 1000 - 1500 für eine akzeptable Wohnung zahlen müssen.
Daniel: Damit aus Behörden Sicht auch alles anerkannt wird und überzeugt, sollte man einige Dinge meiden.
Sebastian: Es ist ganz wichtig, jetzt hier nicht irgendwie so in eine WG zu ziehen oder sowas ja, weil das glaubt dann sowieso keiner oder hier mein Freund hat ein Haus und und so weiter und sofort. Also diese ganzen Geschichten, die funktionieren alle nicht. Also Mietvertrag unter fremden Dritten, wo ich jeden Monat einen Tausender bezahl, das klingt schon mal gut. Und dann natürlich die anderen Kosten, also ich meine alles mit Firmengründungen und so, das wird ja dann schon wieder optional. Das hängt ein bisschen davon ab, wie man eigentlich aufgestellt ist. Also, wenn ich jetzt zum Beispiel in einem Land lebe wie Malta oder auch Irland, dann kann ich ja ganz legal zum Beispiel jetzt Einnahmen aus Affiliate Marketing von Google oder sowas, legal steuerfrei im Ausland vereinnahmen. Da brauch ich nicht mal eine Firma dazu. Also man muss sich überlegen, ob eine Firma tatsächlich notwendig ist. Viele digitale Nomaden haben ja Kunden in der Europäischen Union, in Deutschland, Unternehmen und so. Viele können ja auch den Kunden gar nicht sagen, dass sie digital Nomaden sind. Wenn die Kunden wüssten, dass die jetzt dort irgendwo in Kambodscha sich aufhalten oder so, dann würden die die Hände dem Kopf zusammenschlagen. Daher soll oftmals so der Anschein noch gegeben werden, dass das einigermaßen optisch seriös ist und man dann zum Beispiel eine Gesellschaft hat in einem glaubwürdigen Staat, der eine Rechnung schreiben kann. Und das ist eben auch wieder eine wichtige Frage, also erwarten meine Kunden das oder kann ich einfach im persönlichen Namen Rechnungen schreiben oder kann ich einfach zum Beispiel eine amerikanische LLC gründen, die Rechnungen schreibt? All das sind Fragen, die man natürlich klären muss. Aber ich sage mal so Firmengründung, Firmen-Setups machen, sagen wir mal, wenn man das Richtig machen will, wenn wir das machen würden dann zwischen 3000 und 5000. Und die weiteren Kosten wie gesagt, das sind dann alles variable Kosten, das hängt vom Einzelfall ab. Mancher wird sich vielleicht ein Gehalt zahlen wollen, in dem Land, wenn er jetzt dort eine Steuererklärung einreichen will. In so Ländern wie Malta und Irland bietet sich ja auch ein Non-Dom Status an, kann man auch machen, aber da muss man dann wirklich im Detail überlegen, ob das dann sinnvoll ist oder nicht. Und danach richten sich natürlich auch die Kosten. Aber wie gesagt, es ist auf jeden Fall gewisser Aufwand notwendig, wenn man sich ihn nicht leisten kann, dann müßte man die Entscheidung infrage stellen, als Digital Nomade leben zu wollen. Dann ist es vielleicht nicht die richtige Entscheidung.
15:50 - Wie lange kann ich mich in einem Land aufhalten, ohne einen Wohnsitz auszulösen?
Sebastian: Absolut. Also ich meine ein ganz wichtiger Punkt ist natürlich wie lang kann ich mich jetzt irgendwo aufhalten? Es gibt ja auch beim digitalen Nomaden ganz unterschiedliche Naturelle. Der eine ist eben doch jemanden, der eher sesshaft ist. Der will eigentlich jetzt gar nicht hier, also durch die Welt tingeln. Und da muss ich natürlich sagen, muss man sehr vorsichtig sein. Also ich kann jetzt de facto im Grunde in den wenigsten Ländern mich mehr als 183 Tage aufhalten, dort möglicherweise jeden Tag am Laptop sitzen, 8 Stunden arbeiten, ohne dass es irgendwelche steuerlichen Implikationen hat. Natürlich in Dubai oder so geht es. In Ländern wie den Bahamas oder so, sicherlich auch Tahiti, Süd Polynesien, das würde alles gehen, aber in den meisten anderen Ländern, wenn man dort sich jetzt aufhält, über mehrere Monate, möglicherweise dort arbeitet, egal ob das jetzt beim eigenen Unternehmen ist, hat es möglicherweise steuerliche Konsequenzen. Das heißt, da muss man also sehr genau planen und sich im Vorfeld damit auseinandersetzen: was werde ich hier verdienen, wie werde ich arbeiten, wie lange werde ich mich dort aufhalten und muss natürlich darauf achten, dass man dort keinen steuerlichen Wohnsitz in diesem Land auslöst. Also wie gesagt, die 183 Tage sind so eine ganz harte Regel. Die kennt jeder, aber es gibt natürlich auch andere Regeln. Also, wenn ein Steuerberater oder Rechtsanwalt zum Beispiel in einem Land schon mehr als 30 Tage arbeitet, je nachdem in welchem Setup, er geht zum Beispiel in ein Regus-Büro oder sowas rein, ist dann möglicherweise bereits eine Betriebsstätte ausgelöst und er muss möglicherweise dann das dort verdiente Geld schon dort versteuern. Also da muss man sich sehr detailliert mit den steuerlichen Gegebenheiten des Ziel-Landes auseinandersetzen. Ganz klar gilt natürlich hier, wo kein Kläger, da kein Richter! So denken viele Mandanten. Und in gewisser Weise muss man sagen, ist ja auch so. Also wer wird schon jemals diesbezüglich überprüft werden? Aber hier geht es ja darum, was korrekt zu machen ist. Und sicherlich wenn jemand jetzt mal länger als 183 Tage irgendwo ist, vielleicht machen 140 Tage nichts aus und 150 Tage auch nichts aber definitiv gibt es Personen und wir haben Mandanten, die in Spanien zum Beispiel von der Polizei beobachtet worden, die mit dem eigenen Auto in Mallorca rum gefahren sind. Was jetzt hier ein sehr auffälliges Auto war, muss ich sagen. Offiziell digitale Nomaden waren, aber am 183. Tag hat die Polizei das Auto beschlagnahmt und dann konnte er es für Hunderttausend da raus kaufen, weil er es hätten importieren müssen. Zusätzlich hatten sie ein Verfahren am Bein wegen Steuerhinterziehung. Also es kommt ganz drauf an, auf den Einzelfall, wo man ist, wo man sich befindet und was da genau passiert. Das heißt sicherlich, je öfter man natürlich den Ort wechselt, desto besser ist es. Aber wie gesagt, es gibt in anderen Ländern manchmal strengere Regeln, als man sich möglicherweise vorstellt. Gerade wenn es um Personen geht, die vielleicht relativ wohlhabend sind und das auch gerne zeigen möchten.
19:00 - Welche Branchen sind am besten geeignet für Digital Nomaden?
Daniel: Du hast jetzt zum Beispiel angeführt Rechtsanwalt oder Steuerberater. Gibt es denn jetzt aus deiner Sicht so typische Businessfälle, in denen es vielleicht auf der einen Seite besonders einfach ist, das umzusetzen? Oder gibt es vielleicht auch irgendwelche Branchen, wo du sagst, da kommen noch andere Komplikationen hinzu, dass man in dieser Branche als digitaler Nomade unterwegs ist im Ausland?
Sebastian: Die typischen Mandanten sind natürlich Mandanten, die jetzt irgendwo im Internet-Bereich tätig sind, also von Software-Entwicklern über die ganzen kreativen Berufe, bis hin zu Personen, die Webseiten betreiben, affiliate Marketing machen, natürlich ganz stark auch Personen, die im Krypto Bereich investiert sind oder auch Trading machen. Da gibt es einige Kandidaten, die hier in Frage kommen. Ich glaube nicht, dass man sagen kann, dass hier per se eine gewisse Branche jetzt sich besonders im Risiko befinden würde. Also es ist natürlich wie immer, wie ich eben schon gesagt habe zu beachten, löse ich dort einen steuerlichen Wohnsitz aus, da muss ich natürlich beachten, dass manche Branchen in manchen Ländern möglicherweise reglementiert sind. Wobei wie gesagt, da ist mir jetzt persönlich nichts bekannt.
Daniel: Du hattest den Steuerberater erwähnt und in dem Sinne musste ich mich gerade fragen, mitunter gibt es ja auch Länder, in denen bestimmte Berufe Zulassungs-/ Genehmigungspflichtig sind. Also ich weiß nicht, ob da schon mal was vorgekommen sind, ob da was passieren kann, wenn ich mal als Steuerberater oder Rechtsanwalt in einem anderen Land, dann mich sehr lange aufhalte und von dort aus, auch wenn es nur online ist, in einem bestimmten Berufsstand arbeite. Also das wäre auch eine Frage, die ich mir jetzt stellen würde, wo ich auch noch nichts darüber gelesen habe, im Internet jetzt, was digitalen Nomaden betrifft.
Sebastian: Ja, guter Punkt. Also sicherlich wäre man dazu leistungsmäßig wahrscheinlich betroffen, aber ich denke mal beim digitalen Nomaden, der will ja jeglichen lokalen Foot Print vermeiden, das heißt, Ich denke mal da würde kein Digital Nomade hier lokal eine Zulassung irgendwo anstreben. Also ich denke die ganzen zulassungspflichtigen Berufe, die würden das komplett vermeiden und natürlich auch vermeiden wollen, dort eine Betriebsstätte auszulösen.
20:24 - Gibt es das ideale Alter für Digital Nomaden?
Daniel: Mal ne ganz andere Frage, weil du jetzt relativ viele Menschen kennst, die das machen gibts so das ideale Alter digitaler Nomade zu werden oder sagst du also oberhalb von keine Ahnung 50 oder sowas lieber die Finger davon lassen? Was ist so der ideale Menschentyp auch generell, was muss man denn für Eigenschaften mitbringen? Also muss man besonders mutig oder leichtsinnig sein. oder keine Ahnung? Was hast du da für Erfahrungen vielleicht zu dem Punkt?
Sebastian: Ja, da gibt es sehr interessante Erfahrung. Also natürlich sind es überwiegend junge Leute unter 30, die daran Interesse haben, aber ich hatte auch schon eine Mandantin, die war in den 70er Jahren. Die hatte mehrere Mietobjekte in Deutschland und hat gesagt, ich will alles verkaufen und aus Deutschland raus. Ich kauf mir eine Yacht und um die Welt segeln jetzt, als digitale Nomadin. Da gibt es tatsächlich alle möglichen Typen von Menschen, die sich dazu entschließen.
21:48 - Wichtig für Unternehmer: Denken Sie bei ihrer Planung an die Exit Tax
Daniel: Besonders für Unternehmer, die Deutschland verlassen wollen, hat Sebastian noch einen wichtigen Aspekt parat, der nicht außer Betracht gelassen werden sollte.
Sebastian: Wenn man Deutschland und auch andere Länder verlässt, gibt es ja jetzt in vielen Ländern wie in Deutschland seit vielen Jahren möglicherweise eine Exit Tax eine sogenannte Wegzug-Steuer. Da muss man also genau aufpassen, inwieweit einem die betrifft. Denn wie gesagt wenn man dort ein Unternehmen hat oder auch im Ausland an Kapitalgesellschaften beteiligt ist, würde diese Wegzug-Steuer dann zu zahlen sein, wenn man Deutschland verlässt und die kann relativ happig sein. Denn die Bewertung, die das Finanzamt anwendet bei Kapitalgesellschaften, die sind schon sehr großzügig, daher ist das also unbedingt zu beachten. Manchmal ist noch gar nicht so frei, wie man denkt. Man möchte Deutschland verlassen, kann aber Deutschland nicht verlassen, weil man es sich nicht leisten kann. Und da hat man natürlich ein Problem, da muss man auch auf jeden Fall dran denken. Ein anderer Punkt der Wichtig ist, die Rückkehr. Wenn man jetzt natürlich die Situation hat, das man jetzt relativ schnell zurückkehrt, zum Beispiel nach Deutschland und dann in dieser Zeit sehr viel Geld verdient hat, kann natürlich leicht der Eindruck entstehen, dass es sich hier eigentlich um eine Umgehung handelt. Dass man eigentlich niemals vorhatte, sein Wohnsitzland, sein ursprüngliches Wohnsitzland tatsächlich zu verlassen, sondern dass man eigentlich nur, sagen wir mal eine temporäre Abwesenheit angestrebt hat, Weltreise zum Beispiel, wodurch man ja nicht die unbeschränkte Steuerpflicht im Wohnsitzstaat verliert. Also wer heute eine Weltreise antritt, die 2 Jahre dauert, der ist während diesen ganzen 2 Jahren nach wie vor unbeschränkt steuerpflichtig an seinem Wohnsitz-Staat. Es ist also was anderes zu sagen, ich bin mal temporär abwesend, auf Reisen oder ich melde mich tatsächlich ab und bin tatsächlich woanders steuerpflichtig. Das ist ein wichtiger Unterschied und unter Umständen gerade wenn die Abwesenheit nur wenige Jahre sind, muss man das den Behörden erklären, wenn man zurückkehrt.
23:49 - Eine persönliche Einschätzung: Wird es in Zukunft eine Besteuerung nach Staatsangehörigkeit geben?
Daniel: Jetzt gibt es ja noch so eine andere Sache, die eventuell das digitale Nomadentum verbittern oder versalzen könnten je nachdem, und zwar wir reden ja jetzt immer davon, dass man nach einem tatsächlichen Wohnsitz besteuert wird. Es gibt ja aber auch Bestrebungen, die Menschen nicht mehr nach dem Wohnsitz zu besteuern, sondern eigentlich nach ihrem Geburtsort oder nach ihrer Staatsangehörigkeit. Wird sich das durchsetzen. Was ist deine persönliche Einschätzung und wie wird sich das letztendlich auf das digitale Nomadentum auswirken?
Sebastian: Hundertprozentig, also das sind natürlich, das sind schon Überlegungen gibt es schon sehr lange, vor allem bei den Grünen in Deutschland, für die das ja der feuchte Traum ist, wenn hier eine Besteuerung nach Nationalität erfolgen könnte, wie in den Vereinigten Staaten natürlich schon heute der Fall ist. Ich kann es mir nicht vorstellen, es würde ja krass gegen EU-Recht verstoßen, ja, es wäre ja unmöglich, mit EU-Recht zu vereinbaren. Es müssten alle Staaten in der EU entsprechend das gleiche einführen. Ich könnte mir schon vorstellen, dass dies passieren wird. Ich kann mir aber genauso vorstellen, dass die kleinen Länder, auch vor allem die EU Länder dann entsprechende Maßnahmen ergreifen, um dem Ganzen hier was entgegenzusetzen. Ich meine, ich kann ja alle möglichen Sachen machen. Ich kann ja sagen ok die Einkommensteuer ist 50%. Aber der Steuerfreibetrag ist hunderttausend, also ich hab ja viele Möglichkeiten als Staat, letztlich hier den effektiven Steuersatz zu steuern. Man sieht es ja an so Beispielen wie Malta. Malta hat die den höchsten Körperschaftssteuersatz in der EU und durch einen Trick wird es dann zum tiefsten, effektiven Körperschaftssteuersatz in der EU gemacht. Also, das heißt ich denke immer kleinen Staaten wird was Kreatives Einfallen. Mir ist klar, dass das natürlich hier tatsächlich ein Traum ist für viele Politiker, die Steuerpflicht an die Staatsangehörigkeit zu binden. Muss man sehen, was daraus wird also ich halt jetzt persönlich noch für etliche Jahre. Aber ich kann es mir vorstellen natürlich so wie die Dinge entwickeln, dass irgendwann kommen wird, denn man muss ja sehen, dass die Steuer Pyramide in der Spitze extrem dünn wird. Es gibt ja in Deutschland dann nur relativ wenig, also ein paar Hunderttausend vielleicht eine geringe Anzahl, eine geringe Millionen Anzahl von Personen, die tatsächlich sehr gut verdienenden, sagen wir mal im sechsstelligen Bereich. So wenn jetzt hier jedes Jahr von denen 5000 wegziehen, aus Deutschland, was ja die Realität ist, dann ist es ja in Bezug auf die Steuer Pyramide, sind ja nicht die unteren 5000, aus den unteren 5000, da wo die Steuer Pyramide sehr breit ist, die wegziehen, sondern die Spitze wird immer mehr verdünnt. Die Steuereinnahmen sacken immer mehr zusammen. Also für die Staaten ist natürlich diese ganze EU Freizügigkeit ein extremes Problem. Auch generell natürlich die Mobilität der Leute, die durch Corona noch weiter verschärft wurde, denn auf einmal kann ich ja nun tatsächlich überall arbeiten und keiner wird sich mehr fragen, können wir nicht persönliches Meeting machen? Ich will es nicht er Zoom, oder so was! Ich kann mir vorstellen, dass das für die Staaten relativ schnell bedrohlich wird und dass dort sicherlich gewisse Überlegungen stattfinden. Aber ich halte es trotzdem noch für relativ weit entfernt.
Daniel: Ok ja, aber man muss ja manchmal auch über die Zukunft sprechen und wie es weitergeht, obwohl wir nicht in die Glaskugel schauen können, aber trotzdem ist immer gut vorbereitet zu sein.
Sebastian: So siehts aus!
27:07 - Wie kann man das richtig planen, wenn man Digital Nomade werden will?
Daniel: Wenn jetzt einer oder der andere unserer Zuhörer/ Zuschauer sagt Jawoll, also ich bin jetzt schon dicht davor, ich hab da schon vielleicht ein konkretes Land ins Auge gefasst oder bin gerade dabei mein Business zu digitalisieren, so dass ich also in Zukunft wirklich online arbeiten kann. Was wäre jetzt deine Empfehlung für die Herangehensweise? Also was wären so die nächsten Schritte?
Sebastian: Es hängt stark davon ab, wie die laufenden Einkünfte tatsächlich zusammengesetzt sind, ob die laufenden Einkünfte jetzt letztlich hauptsächlich daraus bestehen, dass ich irgendwo an einem Strand in einem Café, im Starbucks sitze und am Computer sitze und schreibe, programmiere oder sonstwas, das ist mal eine Sache. Dann gibts völlig andere Personen, die bekommen passive Einkünfte, sag ich jetzt mal, also Provisionen, möglicherweise haben die ein e-Commerce und so weiter und sofort, also, die letztlich ein Unternehmen brauchen, irgendwo ein Unternehmen haben und darüber dann Einkünfte generieren. Diese Fragen werden beeinflussen, wo ich mich am besten anmelde steuerlich und wo ich auch dann möglicherweise ein Unternehmen gründe. Also, wir hatten ja schon einige der meiner Meinung nach sinnvollen Staaten genannt. Unternehmensformen wie gesagt gibt es dann auch einige, also die US LLC kann sinnvoll sein. Eine maltesische Gesellschaft kann sinnvoll sein und andere Gesellschaftsformen natürlich auch. Auch diese erfordern immer heutzutage eine mögliche Substanz. Und da braucht man andere Personen, die da involviert sind. Also man muss sich tatsächlich überlegen, wie man das gestalten möchte und je komplexer eben die Einkommenssituation ist, desto wichtiger ist die Gestaltung. Ein anderer wichtiger Punkt ist zum Beispiel auch die Umsatzsteuer-Planung. Wir wissen ja, dass wenn ich heutzutage in die EU Waren oder Dienstleistungen, auch digitaler Natur verkaufe, wird dort in der EU Mehrwertsteuer fällig. Die kann ich nicht umgehen, auch nicht mit einer Gesellschaft in Belize, dann wird halt die Gesellschaft in Belize Umsatzsteuerlich erfasst. Ich kann also nicht davon ausgehen, dass ich Umsatzsteuer-mäßig irgendwas einsparen kann, wenn das also mein Ziel wäre, so nach dem Motto, Ich habe Endverbrauch jetzt hab ich 20% mehr Marge, weil ich keine Umsatzsteuer berechnen muss, das ist eine Fehlkalkulation. Auf der anderen Seite gibt es natürlich Tätigkeiten, also wenn ich zum Beispiel live-Coachings mache über Zoom oder auch wir haben Mandanten, die machen Coaching und die machen dann große Zoom-Meetings, also die haben Events, wo möglicherweise hunderte von Kunden teilnehmen, die zahlen. Wenn ich das außerhalb der EU mache, ist das alles komplett umsatzsteuerfrei, denn es ist eine persönliche erbrachte Leistung, keine digital erbrachte Leistung. Ich muss es natürlich dann vom richtigen Ort aus möglicherweise machen, ansonsten wird möglicherweise dort Umsatzsteuer fällig, aber unwahrscheinlich, wenn ich es ein und zweimal von dort mache. Also das sind einige Beispiele von Überlegungen. Also für die steuerliche Optimierung muss ich also diese Dinge alle tatsächlich berücksichtigen und es hilft dann sicherlich mal auch sich beraten zu lassen. Also wir bieten Beratungen für Digital Nomaden an. Auf unserer Webseite kann man dort ein entsprechendes Gespräch buchen. Oftmals schließt sich daran dann auch eine erweiterte Beratung an. Mehrere Stunden vielleicht, wo es darum geht, das Ganze dann korrekt zu strukturieren. Das ist meistens nicht in einer Stunde natürlich machbar, oder sich anderweitig beraten zu lassen von einem Rechtsanwalt oder Steuerberater, der sich damit entsprechend auskennt. Also die Planung ist das wichtigste, angefangen von der Planung, welche steuerlichen Konsequenzen möglicherweise der Wegzug zuhause hat, also im Herkunftsland. Wir hatten schon angesprochen, Thema Wegzugsteuern, zum Beispiel. Also wir hatten schon oftmals Mandanten, die gedacht haben, ich hab eine GmbH in Deutschland und ich hab da einen Geschäftsführer und ich kann dann wegziehen und kann dann die Gewinne steuerfrei vereinnahmen aus der GmbH. Also die GmbH versteuert in Deutschland, die Gewinne mit Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer und der Nettogewinn kann dann an mich steuerfrei ausgeschüttet werden. Das ist natürlich absolut nicht so, denn deutsche Einkünfte müssen immer versteuert werden. Und wenn ich nicht nachweisen kann, dass die Einkünfte versteuert worden sind, dann hat Deutschland ein Besteuerungsrecht und besteuert die Einkünfte. Also das sind alles Dinge, die man berücksichtigen muss, die man planen muss, damit das Ganze nicht zum Warcraft hier wird.
31:23 - Verabschiedung
Daniel: Also vielen Dank, da haben wir viel dazugelernt.
Sebastian: Wunderbar.
Daniel: Vielen Dank! Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Gold: Warum immer mehr in Singapur kaufen und lagern
Erfahren Sie, warum immer mehr Menschen physisches Gold in Singapur kaufen und lagern. Schützen Sie Ihr Vermögen in Krisenzeiten, inspiriert durch aktuelle globale Ereignisse wie Russlands Einmarsch in die Ukraine.
Ein Gespräch mit Gregor Gregersen
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Wie häufig in Krisen steigt auch aktuell wieder das Interesse an Besitz von physischem Gold. Es ist nur natürlich, dass der Wunsch besteht, mühsam erworbenes Vermögen zu schützen. Russlands Einmarsch in die Ukraine hat einmal mehr aufgeschreckt und lässt viele über die Sicherheit Ihres Vermögens nachdenken.
Obwohl WEF Präsident Klaus Schwab persönlich nicht gesagt hat “Sie werden nichts mehr besitzen und dennoch glücklich sein”, ist dennoch klar, dass unser traditionelles Finanz- und Anlagesystem nicht mehr lange in der Form fortbestehen wird, wie wir es kennen. Krisen wie eine Pandemie oder ein Krieg wirken hier beschleunigend auf die von den Größen aus Politik und Wirtschaft immer wieder erwähnten überfälligen Transformationsprozesse. Hinzu kommt das Bedürfnis der Staaten, die Lasten der Pandemie und jetzt auch der Folgen des Ukraine-Konflikts auf die Bürger abwälzen. Dafür benutzen Regierungen wie immer das Werkzeug der „Vermögensabschöpfung“. Sollte es hart auf hart kommen, wird nicht selten auch auf das Mittel der Zwangsenteignung zurückgegriffen. Die Gesetzgebungen der meisten europäischen Länder geben das her und in letzter Zeit wurden auch Gesetze nachgebessert oder neue Vorlagen zur Diskussion eingebracht.
Da war es nur naheliegend, dass wir mit einem Experten einmal darüber sprechen wollten, wie man heute auf möglichst sichere Art und Weise einen Teil seines Vermögens in physischem Gold anlegen kann.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Welche Vorteile bietet physisches Gold als Anlage?
In einem Satz ausgedrückt: Gold behält seinen Wert auch während oder nach politischen und sozialer Umwälzungen, Kriegen und Naturkatastrophen. Kauft man Barren oder Münzen, besitzt man ein physisches Gut, dass auch in Zeiten von Krisen und Inflation erhalten bleibt und sogar als Zahlungsmittel genutzt werden kann. Auch im Falle eines völligen Zusammenbruchs einer Währung bleibt physisches Gold wertbeständig.
Papier-Gold - Warum dies kein geeigneter Vermögensschutz ist?
Viele Anleger folgen Ihren Finanzberatern und legen einen Teil Ihres Vermögens in Gold an. Allerdings besitzen viele dieser Anleger kein physisches Gold und können wahrscheinlich im Falle eines Finanzcrashs oder einer Krise nicht mehr auf Ihr Vermögen zugreifen.
Was gehört eigentlich zum sogenannten Papier-Gold bzw. nicht-physischen Gold? Eine Form sind Gold-Zertifikate. Vorteile von Gold-Zertifikaten sind, dass sie zu günstigeren Konditionen als physisches Gold erhältlich sind und auch schnell liquidiert werden können. Andererseits erwerben Sie mit einem Zertifikat eine Schuldverschreibung. Das heißt, geht die Bank, bei der Sie ein Gold-Zertifikat haben, pleite, ist auch ihr Vermögen weg.
Dann gibt es noch die sehr bekannten und beliebten Exchange Traded Commodities (ETCs) wie z. B.: Xetra Gold und EUWAX Gold II. Bei einer Investition in Gold-ETCs partizipieren Sie 1:1 an der Entwicklung des Goldpreises.
Gold-ETCs sind zwar durch Gold hinterlegt, man sollte aber bedenken, dass die Deckung nicht nur mit physisch vorhandenem Gold erfolgt.
Auch aus rechtlicher Perspektive sind ETCs Schuldverschreibungen, sodass Sie als Anleger bei einer Insolvenz ihr Kapital verlieren. Ein weiteres Problem ist, dass es z.B. im Rahmen einer Krise und einer hohen Nachfrage nach Gold zu einer Lieferknappheit kommen kann.
Andere Möglichkeiten in Gold zu investieren sind Goldminen-Aktien und ETFs. Der größte Nachteil hierbei ist, dass Sie kein physisches Gold erwerben und auch keinen Anspruch auf Lieferung des Goldes haben. Außerdem sind Sie bei einer solchen Investition nicht nur von der Entwicklung des Goldpreises abhängig, sondern auch von der globalen Wirtschaftslage und regulatorischen Bedingungen der Goldförderung.
Letztendlich ist nur physisches Gold greifbar und steht ihnen jederzeit zur Verfügung. Zusätzlich sind Sie vor einer Enteignung Ihres Vermögens geschützt, wenn Sie Edelmetalle wie Gold oder Silber besitzen. Entscheidend dabei ist unter anderem die richtige Aufbewahrung.
Steuerfreie Geldanlage
Unter bestimmten Voraussetzungen ist die Anlage von physischem Gold in der Europäischen Union (EU) von der Mehrwertsteuer und Einkommensteuer befreit.
Wenn Sie ihr Vermögen in reinem physischem Gold anlegen, können Sie also einiges an Steuern sparen. Anlagegold wurde im Umsatzsteuergesetz (UStG) von der Mehrwertsteuer befreit, sodass Sie die 19 Prozent Mehrwertsteuer sparen.
Sie sind auch von der Abgeltungsteuer (25 %) befreit, wenn Sie physisches Gold erwerben und das Gold für mindestens ein Jahr behalten. Daher müssen Sie als Anleger nicht befürchten, ihren Gegenwert nicht zurückzuerhalten.
Warum Gold in Singapur und nicht in der Schweiz einlagern?
Sie möchten Ihr Vermögen außerhalb des Bankensystems sicher verwahren? Dann sollten Sie es an einem sicheren Ort im Ausland lagern. Innerhalb Europas sind die Schweiz und Liechtenstein beliebte Länder für den Vermögensschutz. Beide Länder haben die Vorteile, dass Sie einen umfassenden Datenschutz bieten. Außerdem ist die Schweiz bekannt für ihre politische und wirtschaftliche Stabilität. Allerdings ist die Schweiz, obwohl nicht in der EU, doch stark mit der Europäischen Union vernetzt, was Auswirkungen auf das Bankengeheimnis in der Schweiz hatte.
Daher ist es sinnvoll, andere Standorte außerhalb Europas in Betracht zu ziehen. Denn selbst Schweizer Großbanken, wie die UBS, haben einen Gold-Tresor in Singapur.
Singapur gilt schon seit mehreren Jahrzehnten als attraktiver Finanzplatz und ist einer der wichtigsten Handelszentren Asiens.
Welche Vorteile bietet Singapur? Die Inselrepublik besitzt eine stabile, parlamentarische Demokratie und fest-verankerte Eigentumsrechte. Zudem gibt es in Singapur keine Kapitalertrags- und Mehrwertsteuer auf Edelmetalle.
Der Stadtstaat gilt unter vielen Goldanlegern nicht zuletzt wegen seiner Distanz zu Europa als attraktives Goldlager. Da der Staat nicht an die europäische Gesetzgebung gebunden ist, sind Sie als Anleger bei einer Systemkrise vor einer Enteignung besser geschützt.
Zudem ist Gold Einlagern in der Schweiz teuer als in Singapur. Im Gegensatz dazu wird in Europa der Ruf nach Zentralisierung immer lauter, sodass auch der politische Druck auf die Schweiz diesbezüglich wächst.
Ist das Einlagern von Gold in Singapur günstiger? Sie können ihr Vermögen in einem singapurischen Unternehmen wie Silver Bullion sicher und zu fairen Preisen einlagern. Bei Silver Bullion bezahlen Sie anstelle eines Prozentpreises einen Festpreis pro Unze Gold. Was bedeutet das? Wenn der Goldpreis steigt, dann sinkt der Prozentsatz je Unze des Lagerpreises.
Ein weiterer Vorteil in der Singapur ist, dass keine automatisierten Meldungen an die Heimatbehörden gesendet werden (OECD). Wenn Sie in Singapur Gold erwerben, erfolgt erst ab einem Wert von 20.000 SGD (entspricht etwa 13.000 €) eine Information an die singapurischen Behörden.
Welche Sicherheiten habe ich bei Kauf und Lagerung in Singapur?
Möchten Sie Ihre Edelmetalle in Singapur einlagern, erhalten Sie gemäß singapurischem Recht authentifizierte Eigentumsrechte. Das Unternehmen, das die Edelmetalle einlagert, fungiert lediglich als Vermittler, sodass der Kunde Eigentümer des Edelmetalls ist und nicht Gläubiger. Das garantiert Ihnen, dass Sie auch im Falle einer Insolvenz des Lageranbieters Anspruch auf ihr eingelagertes Vermögen haben und nur Sie persönlich Zugriff auf ihren Lagerbestand haben.
Sollte es in einer Krisensituation zu einer westlichen Verstaatlichung von Gold kommen, unterliegen die meisten Händler und Lager dem europäischen oder US-amerikanischem Recht. Bei Edelmetall-Lagern wie Silver Bullion gilt jedoch nur das singapurische Gesetz.
Bei Unternehmen wie Silver Bullion erhalten Sie im Safe House außerdem eine persönlich zugeordnete Parzelle, sodass ihr Vermögen dem entsprechenden Lagerplatz zuzuordnen ist.
Zu diesem Zweck hat Silver Bullion auch das ausgeklügelte S.T.A.R. Storage System entwickelt. So wird unter anderem allen Kunden eine Liste mit allen Parzellen-Eigentümern zur Verfügung gestellt. Somit wird sichergestellt, dass keine Parzelle an mehrere Kunden verkauft werden kann.
Viermal pro Jahr finden zusätzlich externe Audits statt, bei denen ungefähr 30 Prozent des gelagerten Goldes und Silbers getestet werden. Zudem findet dreimal jährlich eine Zertifizierung von Bureau Veritas statt, was weltweit in der Goldindustrie Standard ist. Zusätzlich wird auch eine Finanzprüfung kombiniert mit einer Inventarpüfung durch Ernst & Young LLP vorgenommen.
Alle Edelmetalle, die eingelagert werden sollen, werden vollständig getestet. Außer es kommt direkt aus der Raffinerie, dann wird nur ein gewisser Prozentsatz getestet. Für die Prüfung wird das DUX-Testverfahren angewendet. DUX steht für: Dichte, Ultraschall und X-Ray (Röntgen). Durch die Kombination dieser 3 Testverfahren, bei denen unterschiedliche physikalische Eigenschaften gemessen werden, sind die Ergebnisse sehr zuverlässig. Die Ergebnisse können Kunden über eine Test-ID einsehen.
Außerdem bietet Silver Bullion einen umfassenden Versicherungsschutz, bei dem ihr eingelagertes Vermögen sogar gegen Diebstahl, Insidergeschäfte und mysteriöses Verschwinden abgesichert ist.
Konto eröffnen und schon ab 6.000 € Kaufpreis starten
Ein Konto können Sie direkt und unkompliziert über die Website von Silver Bullion eröffnen.
Einfach gesagt: Gold einlagern lohnt sich ab einem Goldbarren (100 g). Denn um Gold einzulagern, muss es natürlich ein ganzer Goldbarren sein. Derzeit liegt der Wert für einen Goldbarren a 100 g bei etwas mehr als 5.600 € (Stand: 30.05.2022). Das heißt, ab einer Mindestinvestition von 6.000 € lohnt es sich darüber nachzudenken in Singapur Gold zu kaufen und einzulagern.
Kontaktdaten und Links:
Gregor Gregerson
Homepage: www.silverbullion.com.sg
E-Mail: sales@silverbullion.com.sg
Telefon: +65 6011 0448
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Steuerfahndung, Hausdurchsuchung: Das müssen Sie wissen
Leben und arbeiten in Thailand: Das sollten Sie unbedingt wissen
Auswandern in die USA: Auf ins Land der unbegrenzten Freiheit!
Gold lagern im Ausland - was Sie wissen müssen
Wie kann ich durch ein Unternehmen in den USA ein Visum erhalten?
Gold Zuhause lagern - Was es zu beachten gibt
Enteignung durch SAG Gesetz: Direktzugriff auf Ihr Vermögen?
Geld ins Ausland senden
Ruhestand in der Schweiz: Ein Paradies für deutsche Rentner
Immobilien beleihen zur Kapitalbeschaffung
Kommt die BRICS Währung? Zukunftsprognose und Potenzial
Timestamps
00:00:23 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Gregor Gregerson
00:06:18 - Wie 2008 die Geschäftsidee zum Goldlagerservice langsam reifte
00:10:18 - Warum in Krisen physisches Gold wertvoller wird als “Papier-Gold”
00:12:12 - Was hat das Vertrauen in den Dollar mit dem Goldpreis zu tun?
00:13:08 - Unternehmensstart und erste Kunden 2009 - heute 600 Mio. € im Lager
00:16:54 - Gibt es noch den Goldstandard / die Golddeckung?
00:24:42 - Droht bald wieder Gold-Besitz-Verbot? Wie sicher ist Singapur?
00:32:06 - Datenschutz und der automatische Informationsaustausch / OECD
00:33:35 - Stimmt es, was man über die Strenge der Polizei in Singapur hört?
00:39:47 - Bleibt physisches Gold weiter in Trend? - ein Blick in die Zukunft
00:41:07 - Wie wird Gold-Echtheit und Lagerbestand kontrolliert und zertifiziert?
00:45:39 - Vererben, Verschenken, Beleihen des physischen Goldes - wie?
00:48:04 - Gold mit Bitcoin kaufen oder gegen Krypto verkaufen - möglich?
00:49:48 - Und wenn ich schon Gold besitze? Nach Singapur schaffen?
00:52:08 - Kredit-Service inklusive - wie kann ich mein Geld als Kreditsicherheit nutzen?
00:57:00 - Wie lege ich 100.000 € an und kann ich auch mit 10.000 € starten?
00:59:28 - Warum nach Singapur, wenn die Schweiz als Goldlager so nah ist?
01:02:28 - Welche anderen Edelmetalle lohnen sich - und warum?
01:06:08 - Besser halten oder lieber handeln - Gregors Tipp?
01:07:21 - Wie man einfach und schnell ein Konto eröffnet?
01:10:17 - Ab welcher Summe lohnt sich Einlagern in Singapur?
Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland: Gold EP32: Warum immer mehr in Singapur kaufen und lagern
Ein Gespräch mit Gregor Gregersen
Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler, die es ins Ausland zieht, egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung oder Lifestyle Fragen, hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.
00:23 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Gregor Gregerson
Herzlich willkommen bei Perspektive Ausland. Heute ist Gregor Gregersen unser Gast. Mit ihm sprechen wir über das physische Einlagern von Gold, Silber und anderen Edelmetallen. Das ist ja für einige unserer Zuhörer und Zuschauer ein interessantes Thema. Zu Beginn erzählt uns Gregor aber erst einmal, wie er selber nach Singapur gekommen ist und was ihn dann dort auf seine Unternehmensidee gebracht hat.
Gregor: Ja, also die Geschichte, die ist bisschen länger. Ich bin Deutscher ursprünglich, habe auch lange Zeit in Italien gelebt, bin dann nach USA verreist, hab dann in den USA gelebt. 2006 bin ich wieder nach Deutschland zurück, weil ich meine Green Card nicht bekommen hab in USA. Das war mit einer der Gründe und hab dann in Deutschland gearbeitet als Business Intelligence Consaltant, hab auch ganz gut verdient, habe allerdings 80 % Steuern bezahlt. Also so habe ich es zumindest gesehen. Mein Arbeitgeber hat mir ungefähr 97 oder so Prozent an Mehrwertsteuern, Pension usw auch so geben, also 197 fließt vom Arbeitgeber, ich hab hundert bekommen. Von den hundert mussten dann aber erstmal 48 oder so nochmal, also das Holding-Tax weggesteckt werden. Das hieß, dass ich ungefähr 52 bekommen hab und von den 52, wenn ich etwas im Laden kauf, dann gab es eine 19 prozentige Mehrwertsteuer. Wenn man das alles aufaddiert, hatte ich also noch so 40€ oder so, von den 197 und wenn ich das in die Bank steck, dann gibt es Zinsen, Steuern auf Zinsen und so weiter. Also da ich jetzt von den USA gekommen bin, hab ist mir das alles ziemlich hoch vorgekommen. Und ich hab auch versucht, in Deutschland selbstständig zu sein. Das Problem war, dass mir in Deutschland gesagt wurde, dass das praktisch eine Art und Weise ist, Steuern zu hinterziehen oder zu optimieren, wenn ich nicht mindestens 3 Kunden hätte und im Business Consulting Bereich hätte ich halt nur einen gehabt, darum konnte das nicht machen. Dann habe ich mir gesagt ok, was gibt es denn noch so für Plätze auf der Welt, die ich mir anschauen kann? Und dann habe ich meine Ferien, wo wir ziemlich viele haben in Deutschland also zusammengesteckt ja, 5 Wochen und hab dann Reisen um die Welt gemacht mit meinem Backpacking und hab mir verschiedene Länder angeschaut und da bin ich auf Singapur gestoßen. Und in Singapur, da gab es ein Buch, was ich sehr, sehr empfehlen würde. Das heißt: "From Third World to First" World, also von der Dritten Welt auf die erste Welt und das wurde vonLee Kuan Yew geschrieben. Das ist praktisch der Vater vom modernen Singapur, der ist 1965 Premierminister geworden und hatte es dann bis 89 praktisch und hat das Land also komplett geprägt. Und das Land, das basiert sich sehr, sehr stark auf Meritocracy und Pragmatismus sozusagen. Gut, dann habe ich das Buch zum Großteil gelesen, bin nach Deutschland zurück, und hab mir gesagt ja, ich zieh nach Singapur, weil wir das Land so gefällt. Hab das meinem Arbeitgeber gesagt, habe ihn gefragt, sag mal, lass uns doch eine Filiale in Singapur aufmachen. Da war er nicht so beeindruckt, aber ich habe gesagt, ich zieh trotzdem hin, da sagt er, Ok. Ja, und dann bin ich hergezogen nach Singapur. Hab auch gleich eine Personalised Employment Pass bekommen. Also ich durfte praktisch, weil ich mehr als so 5000€ verdient hatte, pro Monat in Deutschland, habe ich praktisch automatisch eine Arbeitserlaubnis in Singapur bekommen. Das war damals so.
Sebastian: Das ist aber nicht mehr so, oder?
Gregor: Leider nicht mehr. Das ist alles schwieriger geworden.
Sebastian: Wie alles in der Welt, ja?
Gregor: Ja, damals ging das noch, und mein deutscher Arbeitgeber meinte dann, sag mal, ich hätte Projekte für dich. Du könntest doch von Singapur aus an den Projekten arbeiten. Da habe ich gesagt ja, das kann ich machen und mein Arbeitgeber hat mir die 197 geschickt, die ich halt beschrieben hab und ich hab praktisch die ganzen 197 direkt kassiert. Der Singapurianische Staat hat gesagt, wenn du es in Deutschland verdienst, dann interessiert mich das nicht. Und darum bin ich praktisch von 80 % Steuern fast auf 0 gegangen, vom gleichen Arbeitgeber. Und drum weiß ich auch, dass diese Nummer echt diese Nummer ist, weil ich auf einmal nur, indem ich den Standort gewechselt hab, konnte ich mir jetzt aussuchen, arbeite ich jetzt halb so viel. Also nur 6 Monate pro Jahr und verdient doppelt so viel oder aber möchte ich jetzt viermal so viel verdienen heute, oder wie mache ich es. Also das war so diese tolle Erfahrung. Allerdings war mein Visum nur für 6 Monate gültig, weil die Arbeit, die galt in Singapur nicht als eine lokale Arbeit. Das hieß, ich musste mir eigentlich einen lokalen Job suchen, damit ich meinen PR, meine Personal Residency Card bekommen kann. Das ist so 'ne Art Green Card in Singapur und dann habe ich einen Job bei der Commerzbank angenommen, als Senior Data Architect, also Computersysteme und so weiterzubauen für Banken. Und hab einen singapurinaischen Arbeitsvertrag bekommen und das Erste, was die Commerzbank gemacht hat, die hat mich nach Frankfurt zurückgeschickt als Ausländer praktisch in Deutschland, mit einem ausländischen Arbeitsvertrag, musste also auch singapurianische Steuern zahlen. Mit Bonus ist, dass ich jetzt in Deutschland arbeite und das war 2008. Und 2008 ist ja dann "Lehmann Brothers" bankrott gegangen und ich war praktisch, ich hab von den Trainingrooms in den Button habe ich halt durch das Nachfolgen von der Bankruptcy von Lehman Brothers so richtig internen mitbekommen und da wurde mir praktisch bewusst, wie fragil eigentlich unser Finanzsystem ist.
06:18 - Wie 2008 die Geschäftsidee zum Goldlagerservice langsam reifte
Gregor: Und als ich da stand und mir meinen Kopf gekratzt hab, sind viele Leute losgegangen und haben ein physisches Gold und Silber gekauft und ich habe auch so ein Buch Investing in Gold und Silber von Mike Malony gelesen und zu der Zeit und habe ich mir gedacht ja, das macht eigentlich ganz viel Sinn. Und was für mich sehr beeindruckend war, ist 2008 ist der Silber und Goldpreis weiter und weiter gefallen. Aber was du verstehen musst, was gefallen ist, ist der Papierpreis von Gold, weil ein Großteil des Goldes, das man kauft usw., wo Leute denken, dass sie Gold besitzen, die haben eigentlich nur eine Preis Exposure, also da ist kein physisches Gold dahinter.
Daniel: Also Sie meinen jetzt Zertifikate oder Derivate zum Beispiel?
Gregor: Genau also die meisten oder auch Savings Accounts usw. Die sind meistens mit einem Future Kontrakt bei der Chicago Mercantile Exchange gedeckt und die wiederum haben nur so 3 bis 4 % an physischem Metall, was da ist. Das heißt, wenn man diesen kleinen Text liest, dann wird jemanden bewusst, dass man niemals an das Gold kommen kann, weil das Gold meistens gar nicht da ist.
Daniel: Übrigens, wenn du keinen unserer interessanten Podcasts mehr verpassen willst, dann klicke jetzt gleich auf Abo und besuche uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com, da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.
Sebastian: Also das heißt, wir reden jetzt hier von dem offiziellen Goldpreis, den man ja oft auch in den Nachrichten hört, eine feine Unze Gold kostet X und Silber kostet Y, also du redest von diesem Preis?
Gregor: Genau und dieser Preis, der wird jetzt in Comics zum Beispiel in den USA mit bestimmt. Dann geht es nach Tokyo und dann später geht es nach London und damit wird der Preis praktisch gesetzt. Aber was so wichtig ist mit diesem, was man verstehen muss, ist, wenn ich es ein physisches Metall kaufe, also ich sag mal, ich kauf hunderttausend Euro an Gold, physisch, dann würde ich als Händler, wenn ich jetzt das decken möchte, hunderttausend Euro an Plus Positionen also kaufen sozusagen. Aber diesen Future Exchanges kann man ohne Probleme auch shorten, also man kann jetzt mit 100.000 €, kann man sich weitere 900.000 Euro von nicht existierendem Gold erzeugen, was man dann verkauft. Das heißt, wenn man jetzt als physischer Käufer hunderttausend kauft, geht es um hundert 1000 hoch. Wenn ein Banker kommt und jetzt mit Hunderttausend dagegen setzt, ist das eine Million als Papier, das man dagegen setzen kann. Das heißt der Preis an Gold und Silber ist eigentlich nicht von der physischen Nachfrage und Supply and Demand gesetzt, sondern es ist ein Preis, der einfach von diesem Feature Exchanges gesetzt wird und kann drum leicht hin und her bewegt werden, ohne dass das mit den physischen unbedingt viel zu tun hat. In der Krise in 2008 ist Silber zum Beispiel, was ja noch viel kleiner ist, 200-mal kleiner als der Marktwert Gold. Das heißt, das ist noch viel einfacher zu bewegen und Silber ist auf 9,50 Dollar gesunken wegen der Krise, aber wenn man physisches haben wollte, konnte man das kaum bekommen. Und wenn man es dennoch versucht, auf einem zweiten Markt, Secondary Market zu bekommen, waren es um die $36 oder so. Und dieser Unterschied zwischen 9,5 $ und $36, das war der Premium, den Zahlen musste, damit man das physische hat und nicht diese Counter-Party Risk hat, die man bekommt, wenn man jetzt das Papier hat, wo am Endeffekt nichts dahintersteckt, wenn die Bank bankrott geht. Und das war die Erfahrung, wo mir einfach bewusst geworden ist, dass die Probleme, die die Krise 2008 erzeugt hat. Dass man zu viele Schulden hat, dass die Banken miteinander zu stark verkoppelt sind, das ist zu viel Leverage gibt im System. Diese Probleme, sind ja alle größer geworden und dass wir darum noch eine viel größere Krise haben werden, irgendwann, und wenn diese Krise kommt, dann lohnt es sich, dass man physisches Metall hat.
10:18 - Warum in Krisen physisches Gold wertvoller wird als “Papier-Gold”
Sebastian: Da muss ich kurz einhaken, nur kurz eine Verständnisfrage. Ich bin nicht so firm in diesen Themen. Also wenn ich jetzt zum Beispiel mal deine Webseite anschaue, die ich jetzt hier offen hab, wo ich halt Gold auch dann kaufen kann, das dann bei dir einlagern kann, dann ist also der Preis den du hier für dieses physische Gold verlangst, also für die Barren, für die Münzen usw, der steht also in keinerlei Korrelation zu dem, was der offizielle Goldpreis ist, ja? Das heißt, er ist also möglicherweise komplett abgekoppelter Preis, entweder höher oder tiefer oder sonst irgendwas?
Gregor: Nee, nee, nee, es ist der gleiche. Solange ich das Telefon abheben kann und sag mal ein Kunde kauft 1000000 € an Gold, solange ich das Telefon abheben kann und auch wieder 1000000 € kaufen kann an physisches Metall, ist der Preis derselbe. Das Problem ist, wenn man eine Krise kommt, dann kaufen Leute das physische Metall und es gibt kein physisches Metall mehr zum Kaufen.
Sebastian: Ach so, verstanden. Ok.
Gregor: Das ist das Problem. Also in normalen Zeiten ist es genau der gleiche Preis oder fast der gleiche, aber in einer Krise, wenn hundert Leute das Metall haben wollen, aber nur 5 können das Metall haben, dann sind halt die anderen 95 Leute die zu spät sind, die treiben den physischen Preis dann hoch. Aber der "Papier-Preis", der der wird ja mit diesen Future Contracts gemacht. Das heißt, es gibt diese Abspaltung und das passiert halt nur in einer Krise. Und wenn die Krise sich wieder erholt, dann wird es wieder ein normaler Preis. Aber wenn die Krise so schlimm wird, dass ich das nicht wieder fängt, dann wird man halt ein Riesenunterschied haben, weil diejenigen, die das physische Metall haben, die haben das dann halt im Besitz und diejenige, die Papier haben, wo kein Metall dahinter ist, die haben das Risiko, dass das dann 0 wert ist. Genauso wie in Griechenland, als die Krise war und die Leute nicht mehr an ihre Bankautomaten ran konnten, an ihr Geld. Das gleiche Konzept, nicht.
12:12 - Was hat das Vertrauen in den Dollar mit dem Goldpreis zu tun?
Daniel: Ist nicht noch ein zusätzliches Risiko ja auch die Bewertung, also höher oder niedriger Bewertungen, als von der Währung, oder? Das ist ja noch ein zusätzliches Risiko, was man auch bedenken muss, gerade in Krisenzeiten.
Gregor: Genau und das ist mit einer der Hauptgründe, warum wir sehr viele amerikanische Kunden haben, zum Beispiel, weil einfach die Angst da ist, dass der amerikanische Dollar an Wert verfallen wird oder dass junge Leute einfach nicht mehr das Vertrauen in den US-Dollar haben.
Und wenn das passieren würde, dann ist es traditionell so, dass ein Staat eigentlich sich wieder eine neue Währung erzeugen muss und die neue Währung? Die wird normalerweise von Gold, Silber und anderen wertvollen Gegenständen gedeckt, damit man das Vertrauen wieder erzeugt und darum haben wir halt viele Amerikaner, die suchen sich einen sicheren Ort außer USA. Das ist normalerweise die Schweiz oder Singapur, wo man physisches Gold speichern kann.
13:08 - Unternehmensstart und erste Kunden 2009 - heute 600 Mio. € im Lager
Daniel: Jetzt bist du nach Singapur, also zurückgekommen. Und warst du jetzt der Erste, der jetzt diese Idee hatte, oder gab es da schon einige und du musstest besser sein als die andere?
Gregor: Ich wollte eigentlich nur selber etwas Silber kaufen. In Frankfurt konnte ich nichts bekommen. Ich hab eine Kilo Barre im Gift Shop von der Europäischen Zentralbank bekommen, musste dann in Deutschland 19 % Steuern drauf zahlen. Habs nach Singapur gebracht und in Singapur nochmal 7 % Steuern zahlen, weil das damals so war, das es noch ne Steuer gab, das ist jetzt weg auf Silber und Gold. Und ich wollte das einfach verstehen, wie das alles funktioniert mit Import Duties usw und dann war ich jetzt also in Singapur wieder und hab jetzt ein so ein Boolean Dealer oder Edelmetall Handel gesucht der auch Silber hatte, und es gab niemanden. Dann habe ich gesagt ok, wenn es niemanden gibt, dann schau ich doch mal, wie ich eine Firma starten kann, die die Mehrwertsteuer wieder zurück "claimen" kann, also die registert ist, sagt man in Singapur und wie ich dass Silber jetzt besorgen kann. Nachdem sich die Krise wieder etwas erholt hatte, bis Mitte 2009 habe ich es geschafft Silber nach Singapur zu bekommen von USA und habe es praktisch unter das Bett gesteckt. Jetzt, weil mein Hintergrund ist Soft Advertmend, da habe ich mir die Silver Bullion Webseite, die sie gesehen haben, die hab ich damals gebaut. Und damals war es so, ich war eigentlich die einzige Webseite in Südostasien, wo ich Life Inventory hatte und live golden Silver prices. Und drum sah die website eigentlich ziemlich professionell aus, damals zu der Zeit 2009. Allerdings hatte ich das Silber unter meinem Bett und wenn ein Kunde von uns kauft dann habe ich ihn am Bahnhof praktisch getroffen und der Kunde hat mir dann 5000€ Äqivalente gegeben und ich habe ihm 4 Barren an Silver gegeben und damit hat das alles angefangen. Ich hab das so gemacht, weil ich mir nicht sicher war, ob ich vielleicht nur der einzige war in Singapur, dar diese Silber haben wollte. Aber zu der Zeit gab es Leute wie Jim Rogers, Roberts Kyosaki usw, die also auch stark auf Silber waren. Darum gab es auch in Singapur ziemlich viele Leute, die Silber kaufen wollten. Und das waren dann praktisch meine ersten Kunden und damit haben wir "Silver Bullion" aufgebaut und nach ungefähr einer halben 1000000 € an Verkäufen am Bahnhof ist immer praktisch bewusst geworden. Ok, es lohnt sich, hier zu investieren, auch ein Büro zu haben, Office Hilfe zu bekommen und das dann mit aufzubauen und seitdem sind wir also gewachsen und gewachsen und wir haben jetzt in Eurotrans um die 850 Millionen Euro verkauft in Gold und Silber. Momentan sind wir also bei ungefähr 200 Millionen Euro an Verkäufen und ungefähr 600 Millionen Euro an Gold und Silber, was wir jetzt für Kunden international in unserem Lager aufbewahren.
Sebastian: Der Goldpreis, wenn man sich mal den Goldpreis anschaut, jetzt nicht schon Silberpreise, dann hab ich jetzt nicht so vor mir, zum Beispiel in 2001 anschaut, da war bei $250 und jetzt in den letzten 20 Jahren ist er gestiegen auf heute fast $1800. Ich habe mir gerade den Kurs von heute angeschaut, pro Unze. Was ist der Grund dafür? Ist der Grund, dass das Geld weniger wert wird, oder was ist der Grund? Oder ist das Gold teurer geworden?
Gregor: Ich würde sagen, ein bisschen beides, aber der Hauptgrund ist, dass das Geld einfach an Wert verliert. Man muss es so verstehen. Bis 1971 war der US-Dollar ja mit Gold gedeckt.
Sebastian: Der sogenannte Goldstandard nennt man das so?
Gregor: Der Goldstandard, genau und wenn ein Value mit Gold gedeckt ist und man das Geld für Gold austauschen kann, dann ist der Staat praktisch, ist sehr schwierig, für einen Staat Geld zu drucken und auszugeben und Schulden zu machen.
Sebastian: Weil er immer gleichzeitig parallel wurde so viel Gold irgendwo in Fortnox oder sonst irgendwas an Lager haben muss.
16:54 - Gibt es noch den Goldstandard / die Golddeckung?
Gregor: Weil die Leute wenn, die das Gefühl haben, es wird zu viel Geld gedruckt, dann können sie einfach das Geld eintauschen für Gold und damit wird der Staat praktisch unter Kontrolle gehalten und das ist nicht so viel Geld ausgegeben wird. Die USA hatten das Problem, dass sie in 1933 und 30 Jahren waren sie in der Depression und Roosevelt wollte aus der Depression raus. Und dann hat er gesagt ja, wir müssen jetzt tüchtig Geld ausgeben und so weiter und diese Golddeckung, die funktioniert nicht so gut, aber wir müssen die Gold-Deckung beibehalten, weil wir ja das als Kredibilität des Dollars brauchen. Drum machen wir es einfach so, wir machen das illegal für amerikanische Staatsbürger Gold zu besitzen. Damit hat Roosevelt im 5. April 1932 dann gesagt ihr habt 2 Wochen euer Gold zum Staat einzutauschen, wenn ihr das nicht macht, gibt es bis zu 10 Jahre Haft oder $10000 an Strafe und das war 1932 natürlich viel mehr als heute. Das heißt praktisch, Gold ist wie Kokain geworden. Und es war kein Gesetz, was durch den Senat gegangen ist. Das halt einfach der Präsident entschlossen, wie "exekutive Order" und das war also 1933, da war es illegal für Amerikaner Gold zu besitzen. Jetzt war es aber noch legal für andere Staaten, Gold auszutauschen, also Frankreich, England usw. Die haben alle US-Dollar gehabt und die hatten immer noch das Recht, die US-Dollar gegen Gold einzutauschen. Als die 50er, 60er und dann 70er Jahre gekommen sind, hat die USA mehr und mehr Geld gedruckt. Der Vietnamkrieg usw ist, das war alles sehr kostspielig und dann hat Frankreich gesagt, ja ihr Druck zu viel Geld. Hier sind eure Dollar, gibt uns mal das Gold USA und daraufhin hat dann der Präsident Nixon gesagt „Scheiße“, jetzt wollen die unser Gold, jetzt stoppen wir das einfach. Ab 71 ist der US-Dollar nicht nur mit Gold gekoppelt und bis dahin war der Wert von US-Dollar also so um die $25 pro Unze. Von 1971 ist er dann praktisch wieder frei gehandelt worden und dann ist natürlich der Preis erst mal richtig hochgegangen und das Vertrauen in den US-Dollar ist heruntergegangen. Die Frage war ja dann für eine ziemlich lange Zeit, ist der Dollar noch was wert, oder nicht? Vielleicht erinnern sich paar von den Hörern auch, Anfang 80er Jahren sind die Zinsen in der USA auf 21% hoch. Die Fed Reserve Rate an der Chairman Volcker sind 21% hoch, weil die Leute den US-Dollar nicht mehr vertraut haben. In den 70er Jahren hat der amerikanische Staat Preiskontrollen gemacht, hat gesagt also eine Tomate darf nur so viel Kosten und so weiter, also eine Venezuela-artige Geschichte fast, aber der Chairman VOlcker hat dann gesagt Nein, der US-Dollar ist eine starke Währung. Jetzt ziehen wir die Zinsen so hoch wie das ziehen müssen, das war 21% zu der Zeit, damit die Welt weiß der US-Dollar stark.
Daniel: Und das hat ja durchaus gut funktioniert. Seitdem war der Dollar durchgehend eine starke Währung mit Relevanz im Welthandel. Seit 2010 spätestens 2020 sinkt aber das Vertrauen in den Dollar.
Gregor Die USA sind einfach verrückt geworden mit dem Geld drucken. Also man muss es sich mal so vorstellen, bis 1981, wenn der Volcker geworden ist. Da hatte die USA um die 400 Milliarden US-Dollar an Schulden, also die USA brauchte 195 Jahre um 400 Milliarden Schulden aufzubauen. Jetzt gehen wir 2021 und die USA macht das jetzt in 50 Tagen, also wo wir vorher 195 Jahre brauchten, die gleiche Menge an Geld wird jetzt in 50 Tagen in Defizite erzeugt. Das heißt es wird 1360-mal mehr Schulden erzeugt, als noch vor 40 Jahren und dann denkt eine normale Person sich natürlich ja irgendwie wie kann das denn so weitergehen und was sind überhaupt diese Dollar, die ich jetzt bekomme? Wenn ich jetzt pro Monat $4000 bezahlt bekommen und die drucken zu viel, sollte ich jetzt nicht $8000 bezahlt werden? Und das ist ja eine legitime Frage und wenn sie so viel Geld drucken, warum gehen die Preise nicht hoch? Und die Antwort dahinter ist, die Preise gehen nur hoch, wenn Leute anfangen, die Waren zu beantragen, also die Dollar auszugeben für Waren.
Gregor: Solange das nicht passiert, tut sich da nicht viel, aber wenn Leute anfangen, diese Zykology sich ändert, dann ist das praktisch der Tod einer Währung. Heutzutage ist es halt so, dass die meisten Leute, die kriegen die Dollar und stecken sie in Aktienmärkte und darum gehen die Aktienmärkte immer wieder hoch. Weil die Frage ist, wenn wir eine Coronakrise haben und die reale Ökonomie am Boden steckt, warum gehen die Stock Markets dann weiter um weiter hoch? Und das ist mit die Antwort, weil so viel Geld gedruckt wird und das Geld zum Großteil in diese Aktien geht.
Sebastian: Aber andere Assetklassen gehen ja auch hoch, gerade in den USA, wenn man sich das anschaut. Und es ist weltweit ähnlich, denke ich mal, aber auch zum Beispiel Immobilien oder auch landwirtschaftliche Flächen sind ja auch exorbitant im Preis gestiegen.
Gregor: Genau und das ist also mit einer langen Antwort, warum der Goldpreis natürlich jetzt hochgeht und was mich immer wundert ist, warum der Goldpreis nur so leicht angestiegen ist. Im Gegensatz zu den Mengen an Gold, das gedruckt wird und das hat alles, was mit der Psychologie zu tun, weil die Leute einfach noch nicht in einem Krisenmodus ist. Um zu sagen, jetzt traue ich den US-Dollar nicht, jetzt muss ich etwas anderes haben und wenn sie anfangen, sich überlegen, was das andere ist, dann ist oft Gold und Silber ein Teil von da, wo sie hingehen und dann wird der Preis natürlich noch viel stärker steigern.
Sebastian: Und das ist ja glaub ich ein guter Punkt, den du angesprochen hast. Ja und deshalb heißt es ja auch Fiatwährung, weil im Grunde das ganze System darauf basiert, dass wir Vertrauen haben, dass wir Glauben habe man an den Staat, an die Macht des Staates, an die Durchsetzungsfähigkeit des Staates und so weiter und sofort. Und dass der sich das niemals erlauben kann, letztlich glauben wir, hoffen wir, dass diese Wirtschaftskraft aufrechterhalten werden kann, ja, also weil wir im Grunde nicht dran glauben, dass das Ganze nicht zusammenbrechen kann. Deswegen bricht es nicht zusammen, weil wir uns ja dann so verhalten, als würde es nicht zusammenbrechen. Wenn wir uns dann auf einmal alle so verhalten würden, als würde es zusammenbrechen morgen, dann würde das ganze Ding auch zusammenbrechen.
Gregor: Genau und das wird auf Englisch »Normalcy Bias« genannt, dass wir einfach davon ausgehen, dass heute genauso ist wie morgen und damit geht es weiter. Und was ich oft gerne als Beispiel zeige, wenn jetzt Leute im Kino sitzen und 2 oder 2 Leute stehen auf und rennen Richtung Ausgang, dann werden Leute vielleicht ein bisschen nervös, aber wahrscheinlich läuft keiner mit. Aber wenn jetzt 7 oder 8 Leute aufstehen und alle Richtung Ausgang rennen, dann gibt es bestimmt einen neunten, der mitläuft, weil da vielleicht mal eine Bombe ist oder eine Schlange oder irgendwas anderes. Und sobald der neunte mitläuft, wird auch der 10. Mitlaufen und dann der 11. und der 12. und dann laufen alle raus. Das ist also alles etwas mit Psychologie und wenn man diesen Schwellenwert erreicht, dann kann man das kaum mehr stoppen. Geschichte zeigt uns, dass es immer wieder und normalerweise dauert es um die 80 bis 100 Jahre. Ray Dalio hat es sehr gut beschrieben, dass diese Reserve Currencys normalerweise existieren und dann von irgendeiner anderen abgelöst wird. Und diese Periode, wenn man von einer Reserve Currency, wie dem US-Dollar auf eine andere geht, dann ist das immer 'ne schwierige Transitionsphase. Und das sind immer die Phasen, wo es sich also lohnt, in etwas sicherer und etwas altmodisch und sag mal wie Gold oder Silber, kann vielleicht auch Bitcoin sein? Aber Gold, Silber “ist halt so das Sichere” sagt man. Hat sich zumindest die letzten 5000 Jahre bewährt.
24:42 - Droht bald wieder Gold-Besitz-Verbot? Wie sicher ist Singapur?
Daniel: Jetzt hast du ja schon vorhin die Geschichte des Gold-Verbots in den USA angesprochen, ich würde jetzt gerne deswegen auch mal wieder in den praktischen Teil überwechseln. Also ich geh mal davon aus, die meisten Zuhörer und Zuschauer hören jetzt deswegen zu, weil sie sich wirklich dafür interessieren und weil für sie Gold besitzen eine echte Option auch ist. Dennoch liest man immer wieder mal in den Medien. Droht wieder mal das Ende des privaten Goldbesitzes? Droht ein Gold-Verbot? Manche sagen, das ist Panikmache. Andere behaupten, es gibt schon Vorzeichen dafür. Ich stelle mir einfach mal so vor. Ich würde in Deutschland wohnen, kaufe jetzt Gold, was im Ausland gelagert ist, zum Beispiel eben in Singapur. Jetzt ist die Frage, ist es dort sicher? Also es könnte ja auch in Singapur zum Beispiel jetzt die Regierung auch ein Gold-Besitz-Verbot aussprechen beziehungsweise in Deutschland wird es ausgesprochen. Und die Frage ist, wenn ich jetzt bei dir Gold kaufe, meldest du das an das zum Beispiel so wie ein Bankkonto, was ich im Ausland hätte, ja auch meldet an das deutsche Finanzamt und dann kriege ich eine Aufforderung, mein Gold in Singapur rauszurücken? Also das sind auch verschiedene Fragen, die einem natürlich dann durch den Sinn gehen. Also die Sicherheit, oder die Wahrung meines Eigentumsrechtes an Gold in Singapur. Das würde mich wirklich interessieren, wie du und wie auch die Gesetze des Landes das momentan absichern?
Gregor: Ich glaub, es gibt 2 Antworten. Die Frage als Erste ist, was ist die Wahrscheinlichkeit, dass Singapur Gold nationalisiert und das zweite Teil ist, was ist die Wahrscheinlichkeit, dass wenn Deutschland oder USA Gold nationalisiert, dass das Singapurische gespeicherte Gold nach Deutschland oder USA zurückkehrt? Ich fang vielleicht mit diesem Punkt erstmal an. Als wir die Firma aufgebaut haben, mit Silver bullion haben wir das Gold und das Silber zuerst bei einer Third Party gespeichert. Bei einem von den großen Speicherunternehmen, die weltweit operieren, die in Singapur speichern und haben dann ein Standard Vortrag also für Storage Lager-Vertrag bekommen und es gab 2 große Probleme mit diesem Vertrag von meiner Hinsicht. Das erste war das Mysterious Disappearance nicht mit gelegt haben, als wenn das Gold aus mysteriösen Gründen verschwindet, war es nicht mit versichert, das ist natürlich ein Problem. Das zweite Problem war, dass der Vertrag sagte, dass wenn irgendein Staat das Gold nationalisierte, konfisziert oder anders an sich nimmt, dann muss ich den das Lager praktisch, habe ich keinen Rekurs dafür, also ich muss sich damit abfinden. Dass, was jetzt erschreckend war, ist, wenn jemand jetzt dein Gold in Singapur speichert und den USA oder Deutschland sagen, gib mir das Gold, dann möchte ich eigentlich, dass das Lager nur nach Singapur Gesetz sich bezieht, aber nicht auf deutsche und amerikanische Gesetz. Sonst brauchst du es ja gar nicht erst nach Singapur schicken. Das war praktisch der Grund, warum wir unser eigenes Lager aufgebaut haben, weil diese globalen, diese großen Firmen sind einfach Firmen, die immer auf amerikanisches Gesetz auf jeden Fall, wie wahrscheinlich auch europäisches Gesetz folgen müssen. Genauso wie eine Bank, wenn die USA eine französische Bank, die jetzt mit Kuba zum Beispiel arbeitet, wenn USA sagt, du musst mir jetzt 3 Milliarden Euro zahlen, weil ich Kuba nicht mag, dann muss die französische Bank das Geld zahlen, weil USA sonst sie aus dem Swift System rausschmeißt. Und diese Interdependenz, diese globale Interdependenz, die wollten wir nicht haben. Wir wollen also nur Singapur sein, sodass wir praktisch nicht amerikanischen, europäischen Gesetz jetzt direkt folgen müssen. Wir müssen nur singapurianisches Gesetz folgen und das ist auch so etwas, was bei uns anders ist, als bei den meisten Großlagern. Jetzt, was "reporten" wir? USA hat ein Agreement, hat ein FATCA, das sagt ihren Bürger vielleicht was. In Europa gibt es die OECD Standards usw. Das sind praktisch Standards, wie wenn man ein Konto jetzt zum Beispiel in einem dritten Land aufmacht, wie die Daten jetzt an das Land des Citizens zurückgemeldet werden. Bei FATCA ist es zum Beispiel so, dass Amerika praktisch alle Datenflut geschickt werden.
Sebastian: Können wir kurz vielleicht hier einfügen, in Europa und eigentlich im Rest der Welt außer den USA, die USA nehmen daran nicht teil, gibt es den OECD, den Common Reporting Standard. Ist ja auch ein weit verbreitetes Thema, wo letztlich dann Banken dazu verpflichtet sind, Kontobewegungen, Kontodaten letztlich jährlich an eine zentrale Stelle zu melden, die dann wiederum an die Finanzämter der Kontoinhaber weitergeleitet werden. Also was passiert ist letztlich, dass die Banken werden letztlich zu Erfüllungsgehilfen, der lokalen Finanzbehörden.
Gregor: Genau und jetzt wird die Frage, sind wir eine Bank oder sind mir nicht eine Bank aus Hinsicht von FATCA zum Beispiel. Jetzt, man muss die Definition anschauen, was eine Bank ist? Die amerikanische Definition ist sehr weit, sehr breit. Die sagt jeder, der in Commodity dealt, kann als Bank angesehen werden. Also die amerikanische Definition ist so breit, dass praktisch Waren mit als Indikator genutzt werden kann, wenn jemand eine Ware verkauft, dass man als Bank gesehen wird. Singapur und USA in dem Agreement mit Singapore, ist diese Definition beschränkt worden. So das draufsteht, dass man nur an DC in Commodity Futures, also Futures die jetzt in Future Exchange gehandelt werden, dich als Bank betreiben. Also im Klartext, was das bedeutet, ist, dass wir praktisch als Gold-Händler nicht als Bank angesehen werden und da wir nicht aus Bank angesehen werden, sind wir jetzt nicht Teil von diesem Reporting System. Und das singapurianische Gesetz und da fallen wir mit AMK LWC Regeln und so weiter, also wir müssen also wissen, wer unser Kunde ist und Background Check machen und so weiter. Aber wir müssen keine Daten automatisch an Drittländern oder auch Singapur schicken. Um jetzt auf den ersten Teil der Frage nochmal zurückzukommen, was ist die Wahrscheinlichkeit, dass Singapur Gold nationalisiert? Da würde ich sagen, die Wahrscheinlichkeit ist sehr, sehr niedrig, weil Singapur erstens sehr reich ist, das Land. Zweitens, weil das Land der ganze Reichtum wurde, praktisch auf Vertrauen gebaut, Vertrauen, dass die Investoren in Singapur haben, dass die Firmen, die nach Singapur ziehen, internationale Firmen kommen, alle wegen dieses Vertrauens. Wenn Singapur Gold nationalisieren würde, dann würden sie sich praktisch selbst in den Fuß schießen, weil dieses Vertrauen dann verloren gegangen wäre. Das heißt, Singapur ist reich, darum brauchen Sie es nicht zu machen. B) Wenn sie es machen würden, dann würde es fast ein ökonomischer Suizid sein. Drittens: Singapur ist sehr gut verteidigt, also singapurianische Armee wird als eine mittelgroße Armee eingestuft, also innerhalb 3 Wochen können sie 960000 Truppen nationalisieren, also bisschen wie die Schweiz. Wir haben zweieinhalb Jahre Wehrpflicht, bis man 40 Jahre alt ist, muss man jetzt 2 Wochen pro Jahr nochmal zur Armee zurück, also die sind gut verteidigt.
32:06 - Datenschutz und der automatische Informationsaustausch / OECD
Daniel: Einfach nochmal, damit wir das nochmal ganz klar für die Zuhörer und Zuschauer klarmachen. Also es erfolgt auf der einen Seite die Identifizierung des Kunden, ähnlich wie bei einer Bank, das heißt neuer Customer wie auch immer, also im Prinzip da gibt es den Onboarding-Verfahren wahrscheinlich, dass man das seine Adressbestätigung oder auch an Ausweis-Dokument vorlegen muss. Das ist richtig so?
Gregor: Genau, ja.
Daniel: Auf der anderen Seite gibt es aber keinen automatischen Informationsaustausch. Ist das eigentlich schon mal, so ne Frage, kommt das vor, dass vielleicht mal eine Anfrage von einem Finanzamt irgendeines Landes kommt, die sagen: wir haben gehört Kunde X hat ein Depot bei Ihnen, bitte teilen Sie uns mit wie viel da drin liegt? Kommt so was vor?
Gregor: Also wir haben zum Beispiel mal eine Anfrage gekriegt vom amerikanischen Gericht, weil einer der Kunden bankrott gegangen ist und die Krediter wollten jetzt Zugriff auf das Gold haben und dann haben wir halt den Kunden geschrieben und haben gesagt ja, diese Anfrage ist da, was sollen wir machen? Und der Kunde hat gesagt, ja verkauft das Gold und schickt es dem Gericht. Also das war praktisch die Antwort dahinter. Wenn eine Anfrage kommt, dann können wir praktisch mit singapurinaischen Gesetz gehen und sagen ok, sagt uns was oder geh zum singapurianischen Gerichtssystem, um das Gold zu bekommen. Wenn es etwas ist, was jetzt mit Kriminalität oder so zu tun hat, dann ist es meist eine andere Sache. Dann geht es immer relativ schnell, dass die singapurianische Polizei da mit involviert sind, das hatten wir so aber noch nicht.
33:35 - Stimmt es, was man über die Strenge der Polizei in Singapur hört?
Sebastian: Die sind auch relativ streng, oder? Also ich meine, wir haben vor kurzem auch mal hier eine Podcast-Folge aufgenommen mit einem Anwalt, der dort auch in Singapur Firmen macht und der hat auch gesagt, dass Singapur auch auf jeden Fall und ich sag jetzt gar nicht im negativen Sinn, ja durchaus auch ein »Law and Order Staat« ist. Also die nehmen das sehr, also die nehmen Vorschriften so sehr ernst und die sind da wenig zimperlich.
Gregor: Ja und Nein. Also ich habe jetzt lange Zeit in den USA gelebt. Und wenn Sie in den USA gelebt haben, wissen Sie, wie schlimm es ist, mit einem Glas Bier oder Wein irgendwo erwischt zu werden.
Sebastian: Natürlich, auf jeden Fall.
Gregor: Also Singapur ist viel relaxter als USA, auf jeden Fall. Und Singapur hat auch den höchsten Freedom Index, wenn es um ökonomischen Frieden geht. Was mir in Singapur gut gefällt, es gibt nicht viele Gesetze in Singapur. Es ist nur, dass die Gesetze, die werden durchgezogen. Das ist so mit der Unterschied. Da habe ich mal so ein bisschen gefragt, was passiert jetzt, wenn ich mit rot über die Straße gehe. Das sind so die kleinen Sachen nicht und es ist eigentlich ganz locker, die Leute genau und mit rot über die Straße. Was man oft hört, ist der Kaugummi.
Sebastian: Genau der legendäre Kaugummi ja.
Gregor: Der Legendäre Kaugummi. Dann muss man aber die History von Singapur bisschen verstehen, weil Singapur war ja eigentlich ein drittes Weltland, also es war sehr, sehr arm. Die Leute, die haben in Hütten gelebt, mit ihren "Chicken" zusammen, also mit ihren Hühnern usw. und Schweinen und dann hat sich der Staat schnell industrialisiert und haben diese Hochhäuser gebaut und so weiter und dann sind diese Bauern praktisch mit ihren Hühnern mit und Schweine in ihre Räume gegangen und sie wurden praktisch von einem Staat auf diese neue Welt geschaffen. Ind dann fragt man mich immer, warum gibt es in Singapur diese Schilder, die sagen, man darf nicht im Aufzug pinkeln? Und der Grund ist, es gab wirklich Leute, die ihm Aufzug pinkeln. Und es gab Leute, die Schweine mit in ihren Räumen hatten usw, weil das war einfach diese alte Generation. Und mit dem Kaugummi war es so, dass sich Leute oft den Spaß gemacht haben, einen Kaugummi auf Sensoren zu stecken, in den Zügen und damit das gedeckt haben und dann hat Singapur einfach gesagt Ok, das war's jetzt, keine Kaugummis mehr. Und um das klarzustellen, es ist kein Problem, Kaugummi nach Singapur zu bringen, also als Tourist und so weiter. Das Problem ist nur, wenn man große Mengen bringt und dann versucht das zu verkaufen, aber es ist ein altes Gesetz, was einfach da ist und das war einfach, weil die Leute wirklich so Sachen gemacht haben damals. Also Singapur ist in kürzester Zeit vom sehr armen Staat in einen reichen Staat hat er sich verwandelt und es gab einfach diese Leute, die da nicht etwas seltsam benommen haben.
Sebastian: Ich komm mal eben hier zu dem Thema, was wir gerade eben besprochen haben, also Informationsaustausch also OECD, Reporting Standards oder auch FATCA in den USA. Also es ist ja schon so, dass letztlich diese Sache mit dem Gold auf jeden Fall ja auch als ein Schlupfloch jetzt bekannt ist, zumindest bei OECD Reporting Standards und wobei man eindeutig sagen muss, es geht nicht darum jetzt hier jetzt sage ich mal Erträge aus illegalen oder kriminellen Aktivitäten zu verstecken, darum geht es ja gar nicht. Sondern es geht einfach nur darum, dass man wie gesagt aus Sorge vor einem möglichen Kollaps oder nicht mal Kollaps einfach nur einer weiteren Finanzkrise usw. möglicherweise Gold, physisches Gold irgendwo auf der sicheren Seite haben möchte, was auf keinen Fall von irgendjemand konfisziert oder anderweitig hier angefasst werden kann und dann definitiv jetzt nicht möchte, dass hier der Staat zum Beispiel weiß. was ich hier besitze. Die meisten kaufen ja sowieso das Gold von ihrem versteuerten Einkommen. Also ich meine ist ja nicht jetzt, wo jetzt die Herkunft der Mittel wirklich infrage gestellt. Siehst du, dass es dort in Zukunft auf so eine OECD oder auch bei den Amerikanern, Initiativen und Maßnahmen, geben wird, um daran was zu ändern? Um einfach zu sagen ok, ich meine, man sieht es ja immer wieder mal anderen Dingen, jetzt zum Beispiel auch bei Kryptowährungen, die momentan absolut nicht reguliert sind. Gold ist natürlich viel älter als Wertanlage, ist mir schon klar. Aber Kryptowährung wird es ja mit Sicherheit zu werden, dass es nach und nach reguliert werden wird. Wie siehst du das bei Gold und Edelmetallen auch so oder glaubst du, dass es wirklich im Grunde langfristig eine interessante Alternative ist, um jetzt zum Beispiel vertraulich hier Wert tatsächlich, ich sag jetzt mal, zu bunkern oder irgendwo sicher zu lagern?
Gregor: Ja, also der Kunde muss natürlich immer selbst verstehen, was er jetzt machen muss, um mit den Gesetzen faktisch im Klaren zu stehen, jetzt für den Kunden selber. Es ist halt einfach so, dass wir nichts weiterleiten als Informationen, aber der Kunde muss natürlich sicherstellen, dass er jetzt, wenn er in Deutschland lebt, dass er auch deutschen Gesetzen usw. mitverfolgt. Im Falle von USA muss man zum Beispiel verstehen, dass wir haben mit mehreren Steuerberatern gesprochen, und je nachdem, mit wem man spricht, haben wir andere Meinungen bekommen. Weil bei uns ist es so, dass wenn man Gold speichert, dann speichert man das physische Barren. Also es ist nicht wie ein Finanzprodukt, wo man jetzt ein Papier hat, sondern es ist immer ein physischer Barren, mit einer Nummer, einer Seriennummer.
Und das macht es etwas anderes. Je nach Justiz, usw. In den USA ist es oft so, dass man sagt ja, aber wenn man das von deinem verkaufen kann, dann sollte man das vielleicht als finanzielles Instrument ansehen und dann jetzt auch zu behandeln. Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit, man kann auch Gold kaufen und das einfach in ein Schließfach stecken. Und jetzt Gold, das in einem Schließfach ist, ist das ein Produkt, was man jetzt reporten muss, oder nicht? USA sagt Nein. Also, die RS zum Beispiel, die sagt ganz klar, eine Safe Deposit Box ist nicht ein finanzieller Account. Das heißt, jedes Land hat seine eigenen Gewissheiten usw. und Eigenheiten und dann geht es halt bis Hintergrund etwas besser zu verstehen. Ich weiß nicht, was der letzte Status in Deutschland ist, darüber müssen sich dann die Kunden dann nochmal etwas genauer befassen.
39:47 - Bleibt physisches Gold weiter in Trend? - ein Blick in die Zukunft
Sebastian: Aber da mal glaubst du, dass ich das möglicherweise verschärfen wird in Zukunft? So wie ist so dein Gefühl da, wir können natürlich nicht wissen, dass da irgendwas kommt, du hast ja Erfahrungen in dem Bereich? Glaubst du, dass da die Daumenschrauben angezogen werden, oder ist es so, dass man auch in Zukunft davon ausgehen kann, dass es weiterhin so bleiben wird, nach deiner Einschätzung?
Gregor: Also ich gehe davon aus, dass die Steuern höher und höher werden. Ich gehe davon aus, dass Auslands-Deutsche irgendwann auch so besteuert werden, als ob sie in Deutschland leben, weil das die einfachste Lösung ist für Politiker. Wir geben ja auch in Deutschland sehr viel mehr Geld aus, als reinkommt. Die ganzen Pensionen müssen irgendwie bezahlt werden. Und ich glaub, bis es einen Meinungswechsel gibt, wird es vielleicht erst schlimmer werden, als besser. Was in der Zwischenzeit mit Gold passiert und so weiter. Ich glaube, einen Goldbarren zu haben oder unters Bett zu stecken ist nie was Verkehrtes. Wenn wir mal schauen, wenn es Krieg gibt, wenn es Krisen gibt und so weiter, es hat Leuten immer wieder geholfen. So war es auch in der Weimarer Republik, nicht? Wenn in Deutschland usw., 1923, die Leute, die ein bisschen Gold hatten, die waren ok. Das heißt, ich sehe Gold als eine Art Versicherung, Vermögensversicherungen an.
41:07 - Wie wird Gold-Echtheit und Lagerbestand kontrolliert und zertifiziert?
Daniel: Weil du das gerade sagst. Mir kam jetzt gerade noch der Punkt Versicherung oder Sicherung in den Sinn. Du hast vorhin gesagt, von der rechtlichen Situation her, sei es sicher in Singapur. Wenn ich jetzt zu meinem Edelmetallhändler gehe und dort eine Silbermünze, eine Goldmünze, oder auch viele Silbermünzen kaufe, habe ich diese physisch in der Hand und weiß das ist eine echte Münze? Mir kam die Frage auf, wenn ich es bei dir einlagere, wer garantiert mir, dass das Goldbarren wo da mein Name drauf steht, auch echt sind zum Beispiel? Also, wie prüft ihr die Echtheit? Wie ist das gesichert?
Gregor: Bei uns ist es so, alles, was in das Lager kommt, wird entweder voll getestet, das heißt jeder Barren oder wenn es direkt von der Raffinerie kommt, dann werden ein gewisser Prozentsatz davon getestet. Wir sind es relativ unique in der Hinsicht, dass wir diese Testmethoden-Systeme gebaut haben. Wir haben 5 Testmethoden, einmal Density, wo das Gewicht und die Größe der Barren getestet werden. Das ist mit der einfachste. Dann haben wir die X-Ray spectography. Das bedeutet, X-Ray wird auf die Barren geschossen, um die Surface Composition, also die Metallstruktur zu bekommen. Wir haben Electro conductivity, wo wir Elektrizität durchlaufen müssen.
Gregor: Silber zum Beispiel ist das Metall, was die höhere Conducter ist von allen Metallen, das heißt, es ist einfach das zu testen. Magnetismus ist ein anderes Testsystem und Ultraschall. Das sind also so 5 verschiedene Tests. Wir machen normalerweise 3 Tests, um absolut sicher zu sein, dass es echtes Gold ist. Damit können wir praktisch garantieren, dass das Gold und das Silber, was wir auf Lager haben, auch echtes Gold ist und wenn es irgendein Problem ist, ersetzen wir das Gold und als Firma haben wir jetzt um die 30 Millionen Euro als unser eigenes Inventar an Gold und Silber, was wir ohne irgendwelche Schulden, also selbst besitzen.
Daniel: Also wenn ich jetzt auf deine Webseite gehe und ich möchte jetzt physisches Gold Silber oder ein anders Metall besitzen, dann stell ich mir jetzt auf deiner Website in Basket zusammen. Und dann wird bereits von dir eingelagertes Silber, Gold oder ein anderes Edelmetall, was schon im Lager physisch da ist, das wird sozusagen jetzt mit meinem, das ist vorher geprüft, das ist sicher, das hat den ganzen Test schon durchlaufen und das wird jetzt auf meinen Namen geändert, eigentlich wird so nur der Besitzer innerhalb deines Lagers geändert, ist das richtig? Also es wird kein neues Silber und Gold angekauft, wenn ich jetzt bei dir welches bestelle, sondern es wird bereits vorhandenes Edelmetall auf meinen Namen umgeschrieben. Wie wird denn das dann geprüft? Also gibt es dann irgendwie so eine Art Inventur einmal im Jahr oder mehrmals im Jahr also zu sagen, dass der Bestand, den ihr jetzt in eurem Lager habt, dass ich mich auch darauf verlassen kann? Wird da von Dritten geprüft oder zertifiziert, und gibt es da Berichte, die man als Eigentümer bekommt?
Gregor: Da gibt es 3 Komponenten dazu. Das Erste ist, wir haben viermal pro Jahr haben wir ein Auditor Check, wo jeweils um die 30% des Goldes und Silbers getestet werden. Dreimal pro Jahr wird das durch Bureau Veritas getestet. Das ist so ein Standard in der Gold Industrie, das ist eine Firma, die diese Tests macht und einmal pro Jahr wird das durch Ernst&Young getestet, unser Finanzprüfer. Und da 30 % getestet wird, nach einem Test wird normalerweise ein Seal draufgelegt, sodass dann das nächste Mal eine andere Barre mit getestet wird. Damit wird praktisch das ganze Inventar mit durchgetestet. Zweitens haben wir eine »pass-to-Owner-Ship«- Liste, also wir haben eine Inventarliste, wo alle Barren mit Nummer aufgelistet werden und daneben ist ein Anonymous ID von den Kunden, der diese Barren besitzt. Damit kann praktisch jeder nachvollziehen, wem diese Barren gehören. Die zweite Frage ist natürlich, wie kann ich sicherstellen, dass jetzt diese nur an Person 1 verkauft wurde und nicht auch an Person 2 und 3 und 4? Und das wird praktisch durch die »pass to ownership«-Liste gemacht. Drittens kriegen Kunden auch ein Foto von dem Barren, was sie dann auch online sehen können und was man noch dazu sagen muss, wenn ein Kunde einen Barren kauft, dann verkaufen wir die Barren über eine Invoice, also eine Quittung, sagt man auf Deutsch. Das bedeutet, dass diese Barren nicht mehr auf unserer Bilanz ist, sondern das wurde jetzt von unserer Bilanz als private Property vom Kunden jetzt gezählt.
45:39 - Vererben, Verschenken, Beleihen des physischen Goldes - wie?
Daniel: Das ist noch ein ganz wichtiger Hinweis, was du gerade gesagt hast. Habe ich denn die Möglichkeit, mein bei dir eingelagertes Gold jetzt zum Beispiel auf eine andere Person umzuschreiben? Also nehmen wir mal an, ich habe jetzt da einen bestimmten Betrag Gold oder Silber oder ein anderes Edelmetall gekauft. Es gehört mir physisch in deinem Lager und da kann ich sozusagen auch von meinem Goldbestand Depot was auf den Sebastian sein Goldbestand Depot dann zum Beispiel, wenn wir denn eins hätten bei dir dann umschreiben?
Gregor: Das geht leider nicht so einfach wegen AML-KYC Regeln vom Staat. Das heißt, wir können immer nur Geld von einem Konto bekommen, das Geld wieder an das Konto zurückschicken. Wobei nicht ein Konto, sondern vom gleichen Besitzer zum gleichen Eigentümer. Allerdings gibt es eine andere Option. Wir haben ein pier to pier Landing System, also ein Kunde, kann sein Gold benutzen, um einen Kredit von anderen Kunden zu bekommen und damit wird es zum Beispiel möglich, in diesem Beispiel was sie gesagt haben, dass Kunde A 100.000€ an Gold hat und sich einen Kredit von Kunden B nimmt. Der kann dann über diese 50.000€ verfügen. Das ist möglich, aber das Gold direkt von Kunde A auf Kunde B zu überschreiben, können wir nicht machen.
Daniel: Und wie sieht's denn aus jetzt aus in so einem Fall. Nehmen wir mal an, ein Besitzer verstirbt leider, da muss ja auch der Besitz übertragen werden. Also da muss es ja im Prinzip auch Möglichkeiten geben, über ein Testament oder in anderen Situationen, dass ich jemanden mein Gold schenken möchte, oder dieses übertragen will.
Gregor: Das geht, also man kann auch, wenn man jetzt ein Einzelkonto hat und man macht jetzt ein Joint Konto, mit seiner Frau zum Beispiel oder so, oder seinem Sohn, dann kann man das auch transferieren, also innerhalb der Familie, also aus familiären Gründen und so weiter, geht das schon, aber wir können, weil wir keine Bank sind, können wir nicht von einer Drittperson zu einer Drittperson den Transfer machen, das können wir nicht. Aber ja, für diese Fälle auf jeden Fall schon. Dass jetzt Kinder zum Beispiel mit hineinkommen usw. und auch wenn man jetzt ein Einzelkonto hat und man verstirbt, dann kann man praktisch sagen, wer jetzt Recht auf dieses Konto hat in diesem Fall. Also, das ist schon mit geregelt.
48:04 - Gold mit Bitcoin kaufen oder gegen Krypto verkaufen - möglich?
Daniel: Ok und kann ich zum Beispiel das Gold, Silber oder anderes Edelmetalle bei dir mit Bitcoin kaufen? Frage 1 und Frage B wenn ich es wieder verkaufe, kann ich direkt Bitcoin wieder zurückbekommen und wenn ja gibt es da irgendwelche Beschränkungen, von mir aus in der Höhe des Finanztransfers?
Gregor Die Antwort ist ja, also machen wir. Sie können Gold bei uns mit Bitcoin kaufen. Sie können auch Gold wieder für Bitcoins zurückverkaufen, also das geht. Der Höchstwert, ich glaube, wir sind momentan bei einer viertel Millionen pro Tag oder so, also relativ hoch.
Sebastian: Und wie ist es mit Cash? Also zum Beispiel jetzt so mittlerweile in Deutschland kann man jetzt nur noch Gold kaufen für weniger als 2000€ mit Bargeld. Gibt es da irgendwelche Beschränkungen bei euch, was jetzt den Kauf mit Bargeld anbelangt?
Gregor: In Singapur ist es eigentlich kein Problem, aber wenn man über 20000 Singapur Dollar das sind so um die 13000€ kauft, dann wird das gemeldet, aber es wird nur in Singapur gemeldet praktisch an die Polizei usw.? Das geht sonst nirgendwo hin.
Sebastian: Also das heißt, wenn ich bei dir mehr kaufe als jetzt mit 13.000 Singapur Dollar cash? Wie viel ist 13000 Singapur Dollar eigentlich?
Gregor: Ne, es also 20.000 Singapur Dollar, das sind 13.000 Euro.
Sebastian: Ah, Entschuldigung. Dann würde das gemeldet bei der Polizei, okay ist klar. Das macht Sinn.
Daniel: Also in Deutschland wird es ab 2000€ gemeldet, also bis unter 2000€ kann ich meldefrei kaufen und in Singapur wären es dann ungefähr 13.000€, wobei es nur an die Behörden in Singapur gemeldet wird.
Gregor: Das hört sich immer gefährlich an, aber es ist eigentlich keine große Sache.
49:48 - Und wenn ich schon Gold besitze? Nach Singapur schaffen?
Sebastian: Und Gregor, wie ist das jetzt bei euch? Jetzt mal angenommen, jemand hat schon Gold, ja jemand hat schon physisches Gold und der hört sich jetzt hier den Podcast an, der sagt ja, das ist super Sache, also was der Gregor hier macht, klasse, das klingt nach einer tollen Sache, kann der schon bestehendes Gold, was er schon besitzt bei euch Einlagern oder kann man nur Gold einlagern oder Edelmetalle, die auch bei euch gekauft werden?
Gregor: Ja ja, das ist kein Problem. Also man kann existierendes Golds zu uns hereinbringen. Wir nennen das einen Transfer-in, wenn das passiert, dann checken wir das Gold. Wir haben auch so eine Prozedur wo die Tests gemacht werden unter CCTV Camera usw., skinny temp the evident banks. Damit das alles klar dokumentiert ist und dann gehst du bei uns ins Lager und dann wird es bei uns gespeichert. Wir kaufen das dann auch jederzeit wieder. Können das auch als Value benutzen, um jetzt ein Loan zu bekommen und so weiter. Also, das ist kein Problem. Wir haben auch viele Kunden, die das gemacht haben, auch von anderen Film usw. Sie können auch das Gold wieder herausnehmen. Also wenn jetzt unser Rückkaufpreis jetzt ihnen nicht gefällt, dann brauchen Sie es uns nicht zu verkaufen. Sie können uns auch aus dem Lager herausnehmen, zu billigen Rates, sodass man also nicht bei uns jetzt gebunden ist, dass man das nicht mehr rausbekommt, ja. Bei uns, also meine Philosophie ist immer, dass das Wichtige ist Vertrauen herzustellen, das ist immer die wichtigste Sache und das war auch mit der Grund von unserem Wachstum, glaube ich. Das ist das Vertrauen, dass man Kunden langfristig hat usw. Das ist einfach das wichtigste und darum versuche immer ein System zu bauen, dass der Kunden niemals das Gefühl hat, dass er jetzt irgendwie bei uns alle im Gefängnis steckt sozusagen mit dem.
Sebastian: Ja, das klingt sehr gut also, der also das heißt, man hat im Grunde die volle Flexibilität. Man kann bei euch bestehendes Gold einlagern, man kann, auch wenn man möchte, aus irgendeinem Grund das Gold bei euch herausholen und woanders einlagern. Es gibt verschiedene Zahlungsmöglichkeiten. Jetzt hast du gerade eben angesprochen, schon mehrfach, diese Sachen mit den Loans, das könnte glaube ich auch nochmal vielleicht interessant sein. Kannst du da nochmal dazu was sagen, das heißt im Grunde genommen, wenn ich Gold bei euch habe, als Sicherheit hinterlegt. Dann kann ich darauf letztlich auf eine bestimmte Summe, zu einem bestimmten Loan to Value, ein Darlehen dann erhalten.
52:08 - Kredit-Service inklusive - wie kann ich mein Geld als Kreditsicherheit nutzen?
Gregor: Ja, vor 7 Jahren ungefähr hat das angefangen. Ein Kunde hat gesagt, ich hab ungefähr hunderttausend Euro bei euch mit Gold. Ich brauche jetzt etwas Geld, ich möchte mein Gold nicht verkaufen. Kann ich einen Loan haben, wenn ich ein Darlehen haben will und die Antwort war nein, weil wir hatten jetzt, wir waren keine Bank. Wir konnten das nicht so arrangieren. Dann sind wir zu einer Bank. Dann war das aber alles sehr kompliziert und unflexibel. Und uns ist dann bewusst geworden, dass im Singapurischen Gesetz ist es möglich, dass wir praktisch als eine Art Escrow sind. Also wir sind ein Mittelsmann zwischen einem Kunden, der das Geld verleiht und einem Kunden, der praktisch sich das Geld dann leiht. Wir stellen sicher, dass das Gold bei uns ist und dass die Euro oder Singapur Dollar, oder US-Dollar, die jetzt verliehen werden, die müssen auch bei uns sein. Die Kunden kennen sich nicht direkt, sondern kennen sich durch die ID Nummer, die dort ist. Und sie können jetzt zum Beispiel sagen, ich hab hunderttausend Euro an Gold, ich möchte 50000,00 € Loan haben und ich biete 3% an. Und der Verleiher, der sagt ja, ich hab 50000,00€ ich bin bereit das zu verleihen für ein Jahr, sag ich mal, ich möchte aber 4%. Und wenn man auf unsere Website geht, da gibt es die Loan Segmente, da kann man all die verschiedenen Borrow requests und landing offers sehren und wenn jetzt der eine Kunde sagt, Ok machen wir dreieinhalb und der andere Kunde stimmt zu, dann wird damit ein Vertrag gemacht. Und dann wird dieser Loan praktisch zu dreieinhalb Prozent durchgeführt. Der Durchschnitts-Loan bei uns ist 3,7%, also ist relativ niedrig und wir verdienen ein halbes Prozent daran.
Daniel: Also der Loan-Geber ist in jedem Fall dann von euch ein anderer Kunde. Das heißt nicht ihr und keine Bank, sondern ein Kunde, der beispielsweise auch ein Depot hat, ein Edelmetall-Depot bei euch. Der sagt, ich würde zusätzlich, bin ich auch noch bereit, weil ich hab das Geld, ich würde es jemanden geben und er benutzt eure Plattformen mehr oder weniger dann als Kontakt-Plattform.
Gregor: Genau, das ist mehr als Kontakt-Plattform, weil wir das ganze Risiko praktisch handeln, ist eine Art Peer-to-peer Secure Landing. Das System hat fast 400 Mio. Singapur Dollar, also 280 Mio. € jetzt schon gemacht. Weil letztes Jahr hatten wir um die 80 Mio. € pro Jahr. Wir haben fast 10.000 Lohns gehabt. Hast du im Durchschnitt passieren so 6 bis 7 Loans pro Tag jetzt. Und das System hat sich sehr gut bewährt jetzt in den letzten fünf bis sechs Jahren.
Letztes Jahr ist es um 72 % gewachsen. Um das Ganze nochmal sicherzumachen. Also, du musst verstehen, wir haben normalerweise 200 % Collateral. Die Loans, sie können einen Monat kurz sein 6 Monate, 12 Monate oder 24 Monate und wenn im Ablauf des Lohns, wenn der Wert des Goldes oder Silbers auf 125 % fällt, dann machen wir eine Art Margin-Call. Wir sagen dann, das geht ziemlich niedrig jetzt und falls es 110 % erreicht, dann verkaufen wir das Silber und Gold, um sicher zu sein, dass der Verleiher immer sein Prinzipal und seine Zinsen praktisch bekommt, so das System sehr sicher ist. Falls etwas schiefgeht, haben wir auch noch einen Found. Weil es kann ja passieren, dass jetzt jemand sich schon 50.000 € ausgeliehen hat, und muss das Geld jetzt wieder bis zum 1. August bei uns haben. Jetzt wird das aber durch die Bank verspätet und vielleicht kommt es erst am 4. August an, das ist ja dann schon eigentlich ein Default, also 3 Tage zu spät. Dann haben wir praktisch einen Sweeper Found, das ist praktisch Geld, das da ist, dass wir der Person, die das Geld jetzt verspätet hat, geben als einen eintägigen Loan, um sicherzustellen, dass sein Counter Party das Geld rechtzeitig bekommt und wir nehmen dann dafür ein Prozent Verspätungszuschlag.
Wie gesagt, ja und damit wird dieser Found halt größer. Und damit stellen wir sicher, dass das System halt und auch immer stark und stabil bleibt. Und mit diesen 10000 Lohns hatten wir noch nie einen Default, also wir haben noch nie, nicht rechtzeitig bezahlt, weil es so gut wie kein Risiko damit gibt. Das Problem, was wir haben ist, weil das System so sicher ist, haben wir jetzt eigentlich viel mehr Geld im System als Leute, die dieses Geld jetzt benutzen möchten?
Gregor: Normalerweise ist das das Gegenteil ist, was dieses Thema heute haben. Also uns fehlen die Borrowers, also die Leute, die Geld leihen möchten
57:00 - Wie lege ich 100.000 € an und kann ich auch mit 10.000 € starten?
Daniel: Jetzt, weil wir gerade beim Thema Geld sind. Ich habe jetzt ein Depot also ein Edelmetall Depot bei euch für 100.000 €. Nehmen wir mal so eine fiktive Größe an. Was kostet mich das pro Jahr?
Gregor: Das kommt ein bisschen darauf an, ob es Gold oder Silber ist. Gold ist immer billiger. Komplettservice Silber braucht man fast hundertmal mehr Lagerplatz um es zu speichern (lagern). Normalerweise in der Industrien nimmt man in der Industrie einen Prozentsatz. Wir nehmen keinen Prozentsatz, wir nehmen eine Fixed Dollar Menge pro Unze, das sind nur 7 USD pro Goldunze. Und das ist so ungefähr 0,4% pro Jahr, das mit Voll-Versicherungen. Wenn sich jetzt Gold verdoppelt, dann geht es auf 0,2% runter. Bei Silber ist es so um die 0,16 € oder so. Wenn Silber jetzt um die $23 ist, dann sprechen wir von so 0,7% oder so pro Jahr. Der Grund, dass wir das zu machen können ist - wir haben ja unser eigenes Lager.
Und wenn es darum geht, Metalle zu speichern, dann gibt es um die variablen Kosten. Für uns ist es die Versicherung. Allerdings haben wir eine sehr gute Versicherungen, weil wir noch nie ein Problem hatten, sind die Kosten einfach ziemlich niedrig. Und es gibt eben den Lager-Preis. Und der Lager-Preis ist oft der größere Posten. Drum machen wir das einfach so, dass wir diesen Fixpreis haben. Und viele Kunden mögen das, weil sie gehen natürlich davon aus, dass Gold und Silber im Wert hochgeht und wenn er hochgeht, dann geht die Prozentzahl der Kosten runter. Im Gegensatz zu der Schweiz sind wir zum Beispiel besser und billiger.
Sebastian: Ist das einer der Gründe, jetzt also die Kosten - warum jetzt zum Beispiel auch Kunden aus Europa bei euch Gold einlagern oder was ist so das Feedback, das du bekommst? Warum kommen Kunden jetzt spezifisch zu euch? Ich meine, ihr seid jetzt ja aus europäischer Sicht gesehen weit weg. Ich könnte ja auch mein Gold einlagern, wenn ich wollte. Bei einem vergleichbaren Anbieter, ja eben in der Schweiz, oder in London kann man das sicherlich auch machen. Das heißt, wenn ich jetzt außerhalb von Deutschland - oder in der EU, die Sachen einlagern will. Warum also kommen die Kunden zu euch nach Singapur? Ich meine, wir haben jetzt hier eindrücklich deine Leistungen beschrieben und die sind schon alle natürlich sehr beeindruckend, aber was ist so spezifisch für Kunden aus Europa aus Deutschland wie bei euch einlagern, was geben die euch als Gründe an, warum kommen die zu euch?
59:28 - Warum nach Singapur, wenn die Schweiz als Goldlager so nah ist?
Gregor: Also wir haben mehr und mehr Kunden, die einfach nicht in der Schweiz sein möchten, die lieber etwas anderes möchten. Und traditionell gab es halt immer die Schweiz oder gab es Hongkong. Es gab USA, es gab London, und es gibt Singapur. USA und London sind viele Kunden nicht mehr so scharf darauf, wegen der ganzen Schulden und anderen Geschichten. Hongkong ist natürlich jetzt diese ganze Geschichte mit China usw. ist jetzt nicht mehr so interessant als Speicherplatz. Das heißt, es bleibt noch Singapur und die Schweiz.
Sebastian: Wir wissen ja gerade bei den Deutschen, dass ja die Sprache schon ein wichtiger Punkt ist. Natürlich können viele zwar Englisch, ja aber trotzdem gerade, wenn es um das Eingemachte geht. Und Geld ist ja immer das Eingemachte. Das ist schon natürlich, man spricht lieber Deutsch. Ich weiß nicht, wie viele deutschsprachige Mitarbeiter hast du denn überhaupt?
Gregor Also, wir können Deutsch.
Sebastian: Also deswegen wie gesagt, wir haben ja auch oft mit Mandaten zu tun und ich meine natürlich, Singapur hat 'ne super Reputation, aber viele würden natürlich immer sagen, 'ne ist weit weg und dann auch kein deutsch. Deswegen ist interessant, dass einige sagen, ich möchte eigentlich nicht in der Schweiz sein. Großbritannien und USA kann ich verstehen, viele haben da Angst, die machen Schulden, am Ende wird mein Gold konfisziert. Aber mit der Schweiz, das hat mich schon etwas überrascht, man kann natürlich immer sagen OK, die Schweiz ist teuer oder die zocken einen ab.
Preis ist ein Punkt, ja, aber wahrscheinlich ist man, wenn es um Sicherheit geht, nicht unbedingt so preissensibel. Also was denkst du, ist der Grund, warum die nicht in der Schweiz sein wollen.
Gregor: Also es gibt Leute, die jetzt viel Geld haben. Die möchten oft Schweiz und Singapur, weil sie halt meinen, ich möchte nicht all mein Geld nur in einen Platz oder nur in den anderen tragen. Das Zweite bei uns ist es halt so, wir haben halt Services, wie das Peer-to-peer-Landing oder das Testen von dem Metall, ... Und die Art und Weise, wie wir speichern und so weiter, das ist halt ziemlich spezifisch, wie wir das machen und es gibt auch in der Schweiz oft nicht so die Art und Weise, wie wir das machen.
Sebastian: Aber dann ist es letztlich spezifisch euer Unternehmen, das heißt, wenn du jetzt angenommen, du machst ein Lager in auf in der Schweiz oder so, dann würden die dort auch zu euch kommen. Das hat also nicht unbedingt etwas zu tun, mit dem Standort Singapur.
Gregor: Ja, wobei wir würden in der Schweiz nicht aufmachen, weil unsere Philosophie ist, nur in Singapur zu sein. Unsere Kunden denken in dieser Art und Weise. Wenn ich jetzt, ...ein Lager in der Schweiz hätte und ein Lager in Singapur. Dann müsste ich ja, dass den Gesetzen von beiden Staaten folgen, weil ich jetzt dort Lager hab. Darum was unsere Kunden gerne hätten ist eine Firma, die nur in der Schweiz ist. Eine Firma, die nur in Singapur ist, weil damit hat man dann einmal den Counter Party Risk nur auf ein Land begrenzt. Das ist also, was wir was aufziehen. Und zweitens ich würde sagen Singapur wie schon gesagt haben, hat einfach eine gute Reputation und, und es geht vielleicht auch etwas einfacher momentan noch mit Bitcoin in Singapur gegenüber der Schweiz.
Sebastian: Ja, das sind sehr interessante Punkte.
01:02:28 - Welche anderen Edelmetalle lohnen sich - und warum?
Daniel: Jetzt vielleicht nur ganz kurz nochmal folgendes. Du bietest ja auch besondere Metalle an. Also wir haben ja im Prinzip über Gold und Silber, also bestimmte Edelmetalle gesprochen. Jetzt, gibt es bei dir auch die Rubrik von Metallen, die typischerweise in Elektrofahrzeugen verwendet werden. Was gibt es dazu zu sagen, siehst du da einen Trend? Siehst du da besondere Wertsteigerungs-Optionen vielleicht für die Zukunft?
Gregor: Ja, auf jeden Fall.
Wir haben das vor 4 Jahren angefangen, da war ich auf einer Konferenz in USA, die spezifisch über das Thema Metalle war und die Art von Metallen für die Elektroautos und so weiter und da war es eigentlich ganz klar, dass Kobalt und Nickel sehr viel mehr gefragt werden künftig.. Wobei man allerdings versucht, so weit wie möglich weg vom Kobalt und mehr und mehr Richtung Nickel zu gehen, weil Nickel ist das Metall, wo die Elektrizität auch gespeichert wird und Kobalt ist meistens nur das Metall, das dann sicherstellt, dass das Ganze nicht explodiert.
Desto mehr Nickel man haben kann, mit einer besseren Konstruktion, desto weniger Kobalt, desto billiger wird die Batterie und desto leichter und desto mehr Energie kann man speichern. Und da ist halt Nickel sehr, sehr interessant und für die Batterien braucht man eine Art von Nickel, das ist die Class 1 Nickel, die halt sehr rein ist und ungefähr nur 30 % der Nickel Förderung hat, hat diese Reinheit.
Gregor: Und es lohnt sich normalerweise nicht, reines Nickel auf diesen höheren Reinheits-Status zu bringen, weil der Preis von Nickel zu niedrig ist, damit sich das lohnt. Als wir angefangen haben, waren Nickel um die $12.000 pro Tonne. Jetzt ist es um die $24.000 pro Tonne. Wenn wir jetzt mal zurückgehen zu 2008 oder 2009 war Nickel $52.000 pro Tonne und das war im Zeitalter als China sehr viel gebaut hatte. Danach sind die Preise auch von Stahl und anderen zurückgegangen. Aber Nickel war bei $52.000. Und jetzt sind wir in der Situation, wo das Durchschnitts-Auto, also elektrisches Auto halt sehr, sehr große Mengen an Nickel braucht. Und die Produktion, die geht so schnell nicht hoch, aber die Nachfrage geht halt rasant hoch. Darum ist es eigentlich ganz klar, dass langfristig die Preise weiter hochgehen und was uns gibt bewusst geworden war, dass es zu der Zeit, als wir dieses Produkt noch nicht angefangen hatten, Nickel zu speichern, gab es keine gute Methode, in Nicole zu investieren.
Man konnte Minen kaufen usw oder man konnte Future Contracts kaufen. Aber bei Future Contracts ist es so, dass die jede 3 Monate verfallen. Das heißt, jede 3 Monate müssen wir einen neuen Kontrakt verkaufen und da verliert man immer so ein Prozent oder so und das heißt pro Jahr, wenn man das langfristig macht, verliert man um die 4% durch diese Future Contracts. Und so haben wir uns gedacht, es macht doch viel mehr Sinn, dass ich mir von den Chicago m. exhanges immer 70 Tonnen Nickel liefern lasse.
Mir das dann einlagere, entweder in 2 Tonnen so großen Containern oder Barren die 250 Kilo sind und das dann den Kunden anbiete und dann kann ich das ungefähr zu 1 Prozent pro Jahr machen, also einem Viertel der Kosten. Und darum haben wir gesagt, wenn wir das für einen Barren Gold machen können, dann können wir das auch für eine Tonne Nickel machen.
Und es ist zwar erst mal ein Nischenmarkt. Aber wir haben jetzt schon 500 Tonnen oder sogar über 600 Tonnen, die wir jetzt speichern. Also Nickel hat sich gut bewährt bis jetzt.
01:06:08 - Besser halten oder lieber handeln - Gregors Tipp?
Daniel: Kann ich mir eigentlich bei dir so ein so eine Art Alarm speichern, wenn ich jetzt Gold oder Silber gelagert habe und kann dann zum Beispiel sagen, wenn der Preis über einen bestimmten Wert nach unten rauscht, dann bei einem bestimmten Preis ich automatisch verkaufen möchte?
Gregor: Das haben wir momentan nicht, könnten wir vielleicht aber machen. Aber es ist halt so, wenn ein Kunde jetzt gern verkaufen möchte, dann sind wir nicht die beste Adresse, weil das kann man billiger mit einer Bank machen.
Das sind wir immer ganz offen, das auch so zu sagen. Weil bei uns ist es meistens so, es lohnt sich, das langfristig zu haben und als Sicherheit gegen eine Krise. Ich bin aber ich spreche aber immer gern um den Gold Silver Ratio, weil der Preis zwischen Gold und Silber variiert halt immer wieder. Und wenn man das so ein bisschen mit verfolgt, dann kann man eigentlich ganz gut fit machen, langfristig, weil er immer wieder zwischen 50 und 80 schwingt.
Und wenn halt Gold sehr billig ist gegenüber Silber, dann kaufst du halt Gold und wenn Silber billig ist, dann kauft man das. Oder man macht einen Switch. Aber das passiert nur einmal alle 3 bis 4 Jahre. Dann schicken wir E-Mails raus und sagen hey, überleg dir mal einen Switch zu machen.
01:07:21 - Wie man einfach und schnell ein Konto eröffnet?
Daniel: Und jetzt nehmen wir mal an, Zuschauern oder Zuhörern, denen gefällt das jetzt, was sie hier gehört, haben und sie sagen ja, ich würde jetzt gern Kunde werden bei Gregor. Nehmen wir mal an, jemand hat hunderttausend Euro.
Also ich hab jetzt einen bestimmten Betrag zum Anlegen. Hast du eine Empfehlung? Also ich meine wie man das jetzt aufteilt in Gold, Silber, Palladium, Platin und so weiter? Ich bin mal gespannt, deine Empfehlung zu hören.
Gregor: Also ich bin momentan ein Fan von Silber. Also wegen dieser Gold & Silber Ralation. Also um das kurz zusammenzufassen. In der Natur gibt es ungefähr 16 Unzen Silber zu jeder vorhandenen Unze Gold. Also ein Verhältnis 16 zu 1. Und historisch war das auch auf der Exchange so der Wert.
Also für 16 Unzen Silber bekam man ungefähr eine Unze Gold im Durchschnitt. Heutzutage ist der Wert ungefähr 80 zu 1. Das hat verschiedene Gründe und es variiert in den letzten 40 Jahren immer wieder zwischen 50 und 80 hin und her. Wir haben auf der Website, eine Grafik, wo man die Preise sieht. Man kann auch selber seine Regeln einstellen wie was passiert, wenn ich bei 50 verkaufe und so weiter, was würde passieren?
Da kann ein bisschen herumspielen und kannst dir das ausrechnen? Aber eine grobe Regel ist praktisch, dass, wenn der Ratio jetzt über 65 ist, also momentan bei 80, dann lohnt es sich Silber zu kaufen - und zwar mehr als Gold. Und bei 80 würde ich jetzt eigentlich ein Grossteil an Silber kaufen. Nickel ist auch sehr interessant, weil ich glaube wir wissen momentan alle, dass das Elektroauto noch mehr und mehr gefragt werden und es gibt nicht genügend Nickel.
Persönlich würde ich jetzt vielleicht 2 Drittel Silber machen und ein Drittel Nickel oder so.
Und was wir vielleicht noch erzählen kann. Wir bauen jetzt ja ein neues Lager, weil wir haben keinen Platz mehr im alten Lager. Dass neue Lager das wird 15.000 Tonnen Silber Kapazität sein. Es wird höchstwahrscheinlich das größte Lager weltweit.
Daniel: Klasse! Wenn jetzt einer unserer Zuschauer Zuhörer mit Dir in Kontakt treten möchte. Was empfiehlst du ihm als nächsten Schritt? Wie kann er sich informieren, am besten, beziehungsweise wie kommt er in Kontakt?
Gregor: Also das Bestes ist immer bei uns zur Webseite zu kommen, also silverbullion.com. Man kann auch im Google Silver Singapur eingeben.
Wir stehen bei Google ganz oben dran. Ja und dann kann man eigentlich von dort auch gleich ein Konto aufmachen. Wir haben den Abi zum Beispiel, der kann auch gut Deutsch sprechen. Man kann uns auch auf Deutsch schreiben. Wir werden auf Deutsch zurückschreiben, das ist alles kein Problem. Wir haben auch noch einen youtube Channel Sbtv, wo wir auch Reportagen usw machen. Der Hauptkontakt ist von der Website dort sieht man eigentlich alles.
01:10:17 - Ab welcher Summe lohnt sich Einlagern in Singapur?
Daniel: Ok. Klasse! Vielleicht noch eine letzte Frage. Was ist die Mindestinvestitionssumme, die ich benötige, um bei dir ein Konto zu eröffnen? Also ab wann macht es Sinn? Ab welchem Betrag geht es los?
Gregor: Ich würde so sagen irgendwie um die 6000 €, es kommen ein bisschen darauf an was, der aktuelle Wert von einem Goldbarren ist, weil es muss immer ein ganzer Barren sein, und das ist so um die 6.000 €.
Daniel: Macht Sinn. Klasse.
Sebastian: Super, sehr gut, das alles. Danke Gregor. Faszinierend!
Gregor: Vielen Dank. Machts gut.
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland. Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn Ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den ABONNIEREN Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.
Pro & Contra: Weiter in Russland Geschäfte machen
Seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine stehen europäische Unternehmen unter Druck, ihre Geschäfte in Russland zu überdenken. Erfahren Sie die Vor- und Nachteile, warum einige bleiben und andere sich zurückziehen.
Ein Gespräch mit Thomas Brand
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine wird fast täglich über eine Verschärfung von Sanktionen gesprochen und gleichzeitig auch das Ausmaß der Abhängigkeit Europas von Russland sichtbar. Zahlreiche Konzerne haben sich, teils aufgrund der öffentlichen Stimmung oder aus Überzeugung, bereits vorauseilend aus Russland zurückgezogen oder ihre Geschäfte vorübergehend auf Eis gelegt. Trotzdem haben nicht alle deutschen oder europäischen Unternehmen Russland den Rücken gekehrt. Doch der öffentliche Druck auf diese Unternehmen ist groß.
Über die besondere Lage in Russland reden wir in diesem Sonderpodcast mit dem Rechtsanwalt Thomas Brand. Er lebt schon seit über 20 Jahren in Russland und gibt uns einen Einblick in die russische Sichtweise. Es ist natürlich nur eine Momentaufnahme, denn die Lage kann sich ständig ändern.
In dieser Sondersendung geht es darum, was dafür oder auch dagegen sprechen könnte, aktuell in Russland Geschäfte fortzuführen oder neu zu beginnen.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Wie treffen die Sanktionen den russischen Normalbürger? Wie ist die Stimmung vor Ort?
Im Restaurant und den Lebensmittelläden sind die Preise im Moment noch relativ unverändert. Aber in den Shopping-Malls sind schon über 70% der Läden mit bekannten ausländischen Brands geschlossen. Dazu gehören unter anderem Hugo Boss, Hermès, Adidas, Puma und Nike. Das heißt, die Menschen vor Ort geben richtig viel Geld aus und kaufen schnell noch das, was da ist.
Wenn es um Autos geht, machen sich die Sanktionen jetzt schon sehr bemerkbar. Viele Autobesitzer versuchen noch irgendwie schnell an Ersatzteile zu kommen, da es ja ein Export-/ Importstopp für Autos und Ersatzteile geben soll.
Viele Russen haben natürlich Angst um ihren Arbeitsplatz, da viele ausländische Unternehmen ihre Geschäfte einfrieren.
Ansonsten ist die Stimmung noch relativ ruhig. Das mag daran liegen, dass das russische Volk recht krisenerprobt ist und nicht so schnell in Panik verfallen.
Welche Branchen sind in Russland vertreten?
Die Wirtschaft Russlands basiert vor allem auf dem Handel- und Dienstleistungssektor.
Andere wichtige Branchen sind die IT-Branche und Maschinenbau. Daher besteht ein großes Interesse an westlicher Technologie und Know-how.
Auch der Absatz von pharmazeutischen Produkten ist seit 2016 stark gestiegen, da viele Russen großen Wert auf ihre Gesundheit legen. Es wundert nicht, dass so auch die Pharmaindustrie ein vielversprechender Sektor in Russland ist und deutsche Investoren und Unternehmen angezogen hat.
Russland, mit seinen fast 145 Millionen Einwohnern, bietet auch den größten Markt für landwirtschaftliche Produkte in Europa. Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Produkten steigt, sodass auch die Landwirtschaftsbranche ein interessanter Markt für ausländische Investoren ist.
Welchen Status haben deutsche Produkte in Russland?
“Made in Germany” ist auch in Russland der absolute Renner. Das Vertrauen in die Qualität deutscher Produkte ist sehr groß, denn sie gelten als robust, langlebig und praktisch “unkaputtbar”.
Zu den bevorzugten deutschen Gütern zählen Autos, Autoteile, Maschinen, chemische Produkte und Elektrotechnik.
Auch wenn die deutschen Produkte sehr viel teurer sind, als die chinesischen, setzen doch viele Unternehmen lieber auf die deutschen Produkte. Das liegt auch daran, dass der Service und die Ersatzteilversorgung bei deutschen Produkten ausgezeichnet ist.
Wie sind die Steuern in Russland?
War es steuerlich bisher eigentlich attraktiv, ein Unternehmen in Russland zu haben?
Der russische Gewinnsteuer (ähnlich der deutschen Körperschaftsteuer) beträgt 20%.
Ausländische Unternehmen können aber auch von den sogenannten Sonderwirtschaftszonen profitieren. Das sind 15 ausgewählten Regionen, in denen regionale Investitionsprojekte realisiert werden können.
Nach Realisierung eines Investitionsprojekts beträgt der Steuersatz des föderativen Anteils statt 20 % für 10 Jahre 0 %.
Anfang 2021 wurden auch eine Reihe von Steuervergünstigungen für IT-Unternehmen eingeführt, um die IT-Branche für Investoren und Start-Ups interessanter zu machen. So wurde die Gewinnsteuer von 20 % auf 3% gesenkt und auch bei den Sozialabgaben gibt es deutliche Vergünstigungen.
Welche Steuern zahlt man als Privatperson in Russland?
Die Vermögensteuer in Russland wird regional erhoben, liegt aber maximal bei 2,2 %. Der allgemeine Steuersatz auf Einkommen für Steuerausländer liegt bei 30 %. Bei hoch qualifizierten Spezialisten liegt diese jedoch nur zwischen 13 und 15 %, je nach Einkommen. Personen mit Wohnsitz in Russland zahlen auch 13 % Einkommensteuer oder 15 % ab gewissen Summen.
Es ist nicht einfach, den russischen Markt so schnell zu verlassen
In Russland werden im Moment mehrere Gesetzesentwürfe diskutiert, die ausländischen Firmen den Rückzug erschweren sollen.
Eines dieser Gesetze soll verhindern, dass ausländischen Unternehmen und deren Tochtergesellschaften grundlos beziehungsweise aus politischen Gründen ihre Tätigkeit einstellen. Sollten sich die Unternehmen dennoch zurückziehen, könnten Sie unter Fremdverwaltung gestellt werden oder enteignet werden. Die Fremdverwaltung kann zunächst für drei Monate eingeführt werden und um weitere drei Monate verlängert werden.
Das soll aber nur für Unternehmen gelten, die mehr als 100 Mitarbeiter oder einer Milliarde Umsatz haben.
Der Rückzug aus Russland ist auch nicht mit dem Abschließen der Geschäftsstelle erledigt. Es folgt ein monatelanger, komplizierter Prozess.
Was spricht dafür, doch weiter Geschäfte in Russland zu machen?
Laut der Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) waren vor dem Krieg gegen die Ukraine ungefähr 3.650 deutsche Firmen in Russland aktiv und das hat(te) gute Gründe.
Schon allein durch die geografische Nähe Russlands zu Europa, ist es ein interessantes Land für Unternehmer und Investoren.
Wenn Sie eine Produktionsstätte in Russland haben oder eröffnen möchten, profitieren Sie auch von der dem Konsumverhalten und der hohen Kaufkraft der russischen Bevölkerung. Denn nur im europäischen Teil Russlands leben über 100 Millionen Menschen und 15 Millionen davon im Ballungszentrum Moskau.
Durch den Verfall des Rubels sinken auch die Kosten für Investitionsprojekte in Euro, die Bau- und Lohnkosten. Außerdem bietet Russland seit einigen Jahren eine sehr gute Infrastruktur.
Außerdem können Sie von den Steuervergünstigungen auf regionalen Investitionsprojekte oder in der IT-Branche profitieren.
Einige Unternehmen wägen auch ab, einerseits den Sanktionen und Entscheidungen anderer Unternehmen zu folgen - und gleichzeitig Ihre Verantwortung ihren Arbeitnehmern, Kunden und Geschäftspartnern gegenüber. Besonders Unternehmen, welche zum Beispiel Nahrungsmittel und Kleidung produzieren oder in irgendeiner Form in diesen Branchen zuliefern, sind so zum Schluss gekommen, das Land nicht zu veranlassen.
Was spricht dagegen?
Im Moment ist die Lage sehr angespannt und der öffentliche Druck ist groß. Wie im Podcast schon berichtet, muss man Eines immer bedenken. Die Realität vor Ort unterscheidet sich oft von dem, was einzelne Medien berichten.
Ob es sich letztendlich lohnt in Krisenzeiten in Russland zu bleiben oder dort ein Geschäft aufzubauen, kommt sicher auf die individuellen Gegebenheiten an. Um die gegenwärtige Lage besser abschätzen zu können, lohnt sich sicher auch eine individuelle Beratung.
Einiges gilt aber grundsätzlich - unabhängig von der aktuellen Krise. Wenn Sie in Betracht ziehen, in Russland Geschäfte zu machen, ist die erste Voraussetzung das Beherrschen der russischen Sprache. Das kann für den einen oder anderen ein Hindernis sein.
Zudem ist es in Russland eher schwierig, qualifiziertes Fachpersonal zu finden. Das liegt unter anderem an dem praxisfernen russischen Ausbildungssystem. Das bedeutet, dass viele Unternehmen ihre russischen Mitarbeiter zuerst schulen müssen.
Auch die russische Mentalität kann bei der Zusammenarbeit mit russischen Geschäftspartnern und Mitarbeitern für Deutsche oder Europäer eine Herausforderung sein. Wo der russische Geschäftspartner auf kurzfristigen Gewinne bei minimalem Einsatz aus ist, ist der Deutsche eher an Planung, Organisation und langfristigen Gewinnen interessiert. Das Positive an der russischen Mentalität ist allerdings: Die haut so schnell nichts um!
Abschließend kann man sagen, ein Unternehmen in Russland zu gründen und zu führen ist kein “Russisch Roulette”. Wichtig ist vor allem, dass sie die rechtlichen und kulturellen Besonderheiten beachten und die Sprache beherrschen.
Kontaktdaten und Links:
Thomas Brand
Homepage: www.bbpartners.ru/
E-Mail: thomas.brand@bbpartners.de
Telefon: +7 (495) 662 33 65
Sebastian Sauerborn
Homepage: www.wohnsitzausland.com
E-Mail: hello@stmcorporate.group
Telefon: +44 20 3151 0582
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Firma in IRLAND gründen –Steuern niedrig, Hürden hoch
Italien - Wein, Sonne, wenig Steuern
Wie man's richtig macht: USA Unternehmensgründung
Gold Zuhause lagern - Was es zu beachten gibt
Gold lagern im Ausland - was Sie wissen müssen
Timestamps
00:00:18 - Begrüßung und Vorstellung Thomas Brand
00:04:26 - Unternehmen in Russland: Wie ist die Stimmung?
00:05:16 - Welche Branchen sind in Russland vertreten?
00:08:45 - Haben die europäischen Unternehmen das kommen sehen, oder hat es sie kalt erwischt?
00:09:48 - Wie treffen die Sanktionen den russischen Normalbürger?
00:14:17 - Wie wirken sich die Sanktionen gegen Russland auf Deutschland und Europa aus?
00:18:28 - Die russische Sichtweise und Hintergründe zu der aktuellen Lage
00:18:28 - Wie sehr hängen die deutschen Unternehmen an Russland?
00:24:29 - Wie kann man das verstehen- warum setzt Russland die positiven Entwicklungen der letzten Jahrzehnte aufs Spiel?
00:29:03 - Die Wertvorstellungen, Denkweise und Ansichten des russischen Volkes
00:34:35 - Haltung Europas gegenüber Russland: Welchen Einfluss hat der Umgang der EU auf das russische Handeln?
00:36:53 - Würden Sie jetzt jemandem eher abraten oder empfehlen nach Russland zu gehen und ein Unternehmen zu gründen?
00:40:00 - Welchen Status haben deutsche Produkte in Russland?
00:41:45 - Steuern & Krypto in Russland
00:43:42 - Lohnkosten in Russland
00:45:06 - Gibt es auch ausländische Unternehmen, die in Russland in der Landwirtschaftsbranche tätig sind?
00:49:36 - Essen in Russland, Anreise, Verabschiedung
Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP 31: Pro & Contra: Weiter in Russland Geschäfte machen
Ein Gespräch mit Thomas Brand
Perspektive Ausland – Der Podcast für Unternehmer und Freiberufler die es ins Ausland zieht, egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmen-Gründung oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.
00:00:18 - Begrüßung und Vorstellung Thomas Brand
Thomas: Also ich hab meine Karriere auch bei einer Großkanzlei begonnen, bei Clifford Chance, in 99 und bin dann für die nach Moskau gegangen als junger nicht Paralegal, aber Associate und war dann bis 2004 bei Clifford. Dann bin ich gewechselt zu Rödl & Partner. Das war auch für mich sehr gut, weil ich da im Prinzip von Anfang an Managing Partner war für Russland. Da war eine ganz kleine Einheit, wir waren zu fünft oder sechst, 2 Anwälte. Und dann habe ich das in 5 Jahren mit einem anderen Kollegen, Wirtschaftsprüfer Andre Scholz bis auf 200 Leute gebracht und knapp 30 Anwälte. Also das war eigentlich eine top Erfolgsgeschichte, für die noch im Büro in Kasachstan aufgemacht, in Weißrussland und in Sankt Petersburg. So und dann war aber irgendwann so ein bisschen der Spaß vorbei, weil das ist schon letztendlich ein Familienunternehmen, beherrscht von den Wirtschaftsprüfern und dann habe ich mich 2009 selbstständig gemacht und die Kanzlei Brandt & Partner gegründet und uns gibt es seit knapp 13 Jahren. Wir haben noch eine Buchhaltungsfirma, die KBK Accounting, da machen wir also das komplette Outsourcing für die Mandanten. Das ist eine Full Service Kanzlei, Gesellschaftsrecht, Steuerrecht, Immobilienrecht, General Commercial litigation und Arbeitsrecht, so ganz kurz zusammengefaßt. Wir beraten im Prinzip zu hundert Prozent ausländischen Mandanten und ganz selten mal irgendeinen Russen, der irgendwas im Ausland braucht oder auch lokal Beratung und das sind die Ausnahmefälle. Ich bin zwar deutscher Anwalt, gebürtiger Kölner, hab in Bonn studiert, aber praktiziere schon seit 20 Jahren, kann noch deutsches Recht und wenn irgendeine Frage zum deutschen Recht kommt, dann geht das an Kollegen in Deutschland, die sich wie sich da besser auskennen. Ach so und wir sind als Kanzlei hier unabhängig. In Moskau sind wir 2 Partner, Valeria Khmelevskaya und ich. Valeria ist Juristin und Steuerberaterin. Sie ist auch stellvertretende Vorsitzende der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer, ist auch im Steuer Komitee. Ich war auch im Vorstand einige Jahre und viele Jahre habe ich das Rechtskomitee geleitet und bin glaube ich seit 14 Jahren immer Stellvertreter. Also außer den 4 Jahren Vorsitzender, mehr kann man nicht sein laut Satzung. Also wir sind ganz gut verdrahtet, eine Lösungs-Community auch international also wir sind Mitgliedskanzlei von CBBL Lawyers, kennen sie vielleicht, also das größte deutschsprachige Kanzlei Netzwerk weltweit!
Sebastian: Ja, das kenn ich ja.
Thomas: Und ich glaube, das stimmt sogar, es ist nicht nur PR, es ist auch wirklich ein tolles Netzwerk. Wir sind aber auch sonst in anderen Netzwerken, also keine Exklusivität, relativ gut verdrahtet für internationale Geschichten. Und alle meine Kollegen hier, die Anwälte sprechen Deutsch und Englisch, kommen alle aus internationalen Kanzleien oder sind schon lange bei bei mir und verstehen das internationale Geschäft und auch die sozusagen ethischen berufsrechtlichen Standards und auch die kulturellen Besonderheiten. Deswegen, glaube ich, haben wir eine ganz gute Nische besetzt bisher. Jetzt ist natürlich eine schwierige Station. Ich weiß nicht, ob sie auf lawyer.com gelesen haben, wie viel internationale Kanzleien sich hier zurückziehen. Aber eigentlich sind wir schon so ganz gut positioniert und bekannt und hier mit unseren 10-12 Anwälten plus die ganzen Steuerberater und Buchhalter, also insgesamt knapp 30 Leute. Sind wir jetzt auch nicht ganz "piselig" winzig, aber auch nicht riesig groß und ja, ein Großteil unserer Mandaten ist mittelständisch, aus den verschiedensten Industriebereichen, aber auch Großkonzerne auch börsennotierte Unternehmen. Jetzt haben wir in den letzten 2 Wochen viele Anfragen auch von neuen Mandaten, Interessanterweise, zu den Sanktionen zu Personalmaßnahmen, aber auch laufendes Geschäft natürlich.
00:04:26 - Unternehmen in Russland: Wie ist die Stimmung?
Sebastian: Ich stelle mir vor, dass bei ihnen ja gerade momentan die Telefone heiß laufen müssen, also, das sie ja auch bestehende Mandanten dann sicherlich fragen, was sollen wir jetzt machen? Was passiert mit unseren Assets, was passiert mit unserem Unternehmen, sollen wir schließen, sollen wir weiter machen? Also ich ich kann mir ja vorstellen, dass es jetzt momentan für sie relativ hektisch ist. Ist es so?
Thomas: Es geht, also ich hab schon viel telefoniert und gestern am ersten Tag im Büro auch relativ hektisch aber es ist erstaunlicherweise jetzt keine Panik da. Also auch bei den Mandanten, die jetzt hier sind. Gerade die Mittelständler die lesen natürlich auch alle Zeitungen, aber die sehen auch, wie ist die Realität hier. Das sind schon unterschiedliche Bilder, die da entstehen, also das was man sieht und praktisch hier vor Ort hat und erfährt und das was man in der Zeitung liest. Ich glaube das ist eine wichtige Differenzierung.
00:05:16 - Welche Branchen sind in Russland vertreten?
Sebastian: Was sind denn, wenn ich fragen darf, um Beispiel mal so so typische Mandanten, die sie jetzt haben und welche Branchen sind, die jetzt dann zum Beispiel tätig dort in Russland? Was sind das so für Unternehmen?
Daniel: Übrigens wenn du keinen unserer interessanten Podcast mehr verpassen willst, dann klicke jetzt gleich auf Abo und Besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.
Thomas: Ganz, ganz unterschiedlich, also ich hab gestern mit einem Mandanten zusammengesessen. Das ist ein Chemie Spezial Logistiker. Und die Informationen über die Sanktionen die liest der auch selber. Also ich sehe mich jetzt auch nicht so als der Sanktionen Informationskanal! Da berichten andere, auch die AHK, also es geht hier schon um Rechtsberatung. Und dann auch im B2C Bereich kam vorgestern hier Nachricht raus, also EU Sanktionen erweitert, beziehen sich auch auf so High-Tech und ich war eben mit dem Mandanten Mittagessen und interessanterweise sagt die Zentrale in Deutschland ja wir liefern jetzt nicht mehr wegen der Sanktionen. Aber wenn man diese Sanktion mal genauer liest, also die Zollnomenklatur Nummern für die Produkte, da fallen, deren Produkte gar nicht drunter. Aber die sagen trotzdem "Stopp", beziehungsweise die haben auch schon vor dieser Erweiterung der Sanktionen "Stopp" gesagt. Rein aus Gründen der öffentlichen Meinung. Viele Mandanten im Maschinenbau, in der Landwirtschaft. Die hatten super Ergebnisse im letzten Jahr. Die sind auch relativ ruhig, also die Sanktionen betreffen die nicht. Und ja, die haben, so wird's schon ein bisschen unruhig und dann gibt es ja devisenrechtliche Regelungen, die jetzt auch alle treffen, uns auch: Zwangskonvertierung der Euro Beträge, die nach Russland kommen, aller Beträge, die seit 1. Januar hier ankommen. Aber das ist eigentlich auch nicht so schlimm. Haben wir halt die Euro, die wir hatten, seit Anfangs Jahr umgetauscht in Rubel. Wir müssen sowieso Gehälter in Rubel zahlen und Strom und Internet und davon geht die Welt jetzt auch nicht unter. Ansonsten können wir Rechnungen stellen ins Ausland auch Geld bekommen die meisten Banken sind eben nicht vom Swift ausgeschlossen. Das sind nur 7 oder 8 Banken. Und dummerweise habe ich einen oder sogar 2 Mandanten, der sagte er könnte jetzt nicht mehr zahlen. Und doch können Sie. Der eine hat es dann geschafft. Der andere seine Bank, die führen die Zahlungen trotzdem nicht aus. Ja, also schon interessant, Verstoß gegen wahrscheinlich den Bankvertrag, einfach Willkürlichkeit, Zahlungen leisten. So Mandanten, ja Automobilzulieferer, da siehts schon ein bisschen schwieriger aus. Einer unserer Mandanten, die waren eigentlich sehr gut im Geschäft, also Automobilindustrie ist jetzt relativ tot und da gibt es wohl auch intern Diskussionen, sagen ja hier zu machen oder so ja. Es gibt ja auch relativ viele, sag ich jetzt einfach mal so "Hitzköpfe" in den Zentralen. Die so im Voraus einen Gehorsam, dann alles dicht machen wollen, obwohl es überhaupt gar keinen Grund gibt. Und der Großteil der Mandanten - Unternehmen sind aber viel rationaler und das schätze ich sehr. Ich guck mir ab, ohne auf Moral und Politik zu gucken, wie es der Markt, kann man Geschäfte machen? Die haben auch Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern hier, gegenüber den Menschen. Und die meisten sehen das eigentlich ziemlich rational, aber nicht alle.
00:08:45 - Haben die europäischen Unternehmen das kommen sehen, oder hat es sie kalt erwischt?
Daniel: Was mich mal interessieren würde, sie sitzen, ja dort im Prinzip im Brennpunkt jetzt sozusagen und auch die deutschen Unternehmen oder die EU Unternehmen: Hat sie das wirklich kalt erwischt, oder hat man das irgendwie kommen sehen und haben sich da einige schon vorher vorbereitet?
Thomas: Nein, Ich glaube, das hat alle kalt erwischt. Wobei kalt erwischt, was ja uns hier auszeichnet, auch die Russen und die Mentalität, sind alle sehr Krisenerprobt. Also die Russen jetzt auch in dieser Situation, die verfallen nicht in Panik. Also seit ich hier bin, seit 1999, als immer noch die Achtundneunziger, neunundneunziger Rubel Krise stattfand. Wir haben eigentlich alle 5 Jahre hier irgendeine irgendeinen Hammer und wenn es hier bergab geht, dann sitzen wir zu Hause, trinken Tee und fliegen nicht mehr an die Côte d'Azur und das Leben geht auch weiter. Also die haben eine viel größere Ruhe und psychische Stabilität würde ich sagen, als die Deutschen, die schon irgendwie in Ohnmacht fallen, wenn es kein Klopapier mehr gibt.
00:09:48 - Wie treffen die Sanktionen den russischen Normalbürger?
Sebastian: Wie muss man das sich jetzt vor Ort vorstellen? Jetzt so diese westlichen Sanktionen, wie treffen die dem Normalbürger oder treffen die den überhaupt nicht? Ich meine gut, ich kann mir vorstellen, vielleicht kriegen Sie keine US Dollar mehr aus dem Geldautomat, aber wie hat sich das ausgewirkt, auf den Normalbürger in Russland, diese Sanktionen?
Thomas: Also Ich war in den letzten 4 Wochen in der Toskana, in meinem Haus und bin seit erst seit Donnerstagnacht wieder hier und hab mich jetzt im letzten wieviel Stunden sind es, 48 Stunden, eigentlich nur zwischen Kanzlei, Zuhause und Supermarkt bewegt und im im Restaurant war ich hier. Ich wohne direkt im Zentrum, fußläufig von der Kanzlei, 15 Minuten vom roten Platz entfernt. Und hier ist eigentlich alles sehr ruhig, die Sonne scheint. Im Supermarkt war ich ganz erstaunt, die Preise waren fast unverändert. Es war alles da. Im Restaurant waren die Preise auch bisher unverändert oder unmerklich verändert. Also scheint hier erstmal alles relativ normal. Auch bei der Einreise alles normal. Und ich hab aber heut zum Beispiel, war meine Vermieterin da, ich muss der die Miete zahlen, die kriegt die eben in bar. Und die sagte ja, jetzt hat sie mit ihrem Auto ein Problem gehabt und es gibt ja jetzt Importverbot oder Exportverbot auch auf Fahrzeuge, Ersatzteile. Und ich sagte ja, Sie war jetzt in der Werkstatt, da schlagen sich wohl die Leute die Köpfe ein. Wahnsinnige Schlangen, weil jetzt alle noch irgendwelche Teile und so haben wollen. Also ich glaube schon, dass ich die die Sanktionen ausdrücken. Ich war jetzt noch nicht in ner großen Shopping Mall, aber was ich gehört auch von Bekannten, da geben die Leute schon richtig Geld aus und kaufen noch das, was noch da ist. Und ja, hier Leica Kameras, die so ein Flagship-Store in GUM haben, die machen am Montag zu. Der Kollege sagte mir, da sind schon 70% der Läden, also all die Luxury Brands, die haben alle zu. geben. Der Rubel hat unheimlich an Wert verloren. Was aber ja inner-russisch, wenn man nur auf Rubel Basis kauft, ja eigentlich egal ist. Da spielt die Inflation eine Rolle und die Preissteigerungen und die wird so oder so kommen, also wird zu einer Art Verarmung führen, einer zeitweiligen, ich glaube, das ist ganz logisch. Was sonst noch passieren wird? Mal schauen. Viele haben auch Angst um ihren Arbeitsplatz. Die meisten ausländischen Unternehmen, die im Moment ihr Geschäft einfrieren, machen das zeitweilig und unter Fortzahlung der Bezüge, weil das anders zu machen ist durchaus, sag ich mal, auch nicht ohne. Weil es Positionen gibt, der russischen Regierung der Behörden quasi grundlose Einstellungen von Aktivitäten als vorsätzlichem Bankrott zu sehen. Dann gibt es noch den Gesetzesentwurf im Moment, der ist allerdings noch in der öffentlichen Diskussion. Dann eben die ausländischen Unternehmen und deren Tochtergesellschaften hier unter Fremdverwaltung stellen zu können und enteignen zu können, wenn die nichts machen. Da ist aber erstmal die gute Nachricht: Das gilt nur für Unternehmen ab 100 Mitarbeitern oder einer Milliarde Umsatz. Ja, das heißt den Großteil der kleineren ausländischen Vertriebsgesellschaften trifft das gar nicht, Größere dann schon. Also, wenn sie eine Produktion haben oder so und dann einfach sagen, wir machen jetzt nichts mehr und die Diskussion hatte ich mit einem großen Fensterprofil-Hersteller, der unser Mandant ist und die 600 Leute haben in der Produktion. Wo die Eigentümer Familie gesagt hat, so aber ja jetzt Pause und eigentlich verkaufen die im Moment noch sehr gut und wenn die ihre Rohstoffe PVC weiterhin bekommen, haben die eigentlich keinen Grund aufzuhören. Unser Spezial Logistiker, der ist gerade auf Chemie spezialisiert und auf PVC und der sagte ja, wenn die Grundversorgung aus Deutschland und Europa nicht mehr steht, dann gibts schon immer Wege auch über China, an Material zu kommen. Und die haben jetzt entschieden, erstmal nichts zu machen, ist auch richtig aus rechtlicher Sicht und sich aber sozusagen vorzubereiten, wenn tatsächlich die Lieferwege und die Versorgung gekappt wird, dass sie dann in Betriebsferien gehen oder Arbeitszeitverkürzung machen, so wie VW das zum Beispiel macht hier. Die haben ihre Werke mit über 6000 Mitarbeitern in die Betriebsferien geschickt, aber eben nicht grundlos, sondern weil jetzt die, zumindest wird es so gesagt, die Versorgung mit Teilen unterbrochen ist, also gerade so wegen der logistischen Wege. Auch teilweise wirkt es sich auf die deutschen Produktionsstandorte teilweise aus, die sind ja auch geschlossen, glaube ich in Leipzig und Dresden, hier die Zulieferteile aus der Ukraine, irgendwelche Kabelstränge, oder so.
00:14:17 - Wie wirken sich die Sanktionen gegen Russland auf Deutschland und Europa aus?
Daniel: Aber das ist natürlich jetzt eine interessante Sache, die sie gerade ansprechen, weil da wird ja momentan auch in Deutschland und wahrscheinlich also das ist da wo ich das verfolge und ansonsten europaweit immer diskutiert: Wen treffen die Sanktionen letztendlich härter, Russland oder die Europäer selber? Und Putin hat ja da in seiner letzten Ansprache schon mal seine Meinung zumindest zu dem Thema gesagt. Er hat ja gesagt, der ganze Planet wird letztendlich darunter leiden, unter dem, was da gerade passiert, aber ich weiß nicht wie sehen Sie das jetzt? Sie haben jetzt mit einigen deutschen Unternehmen gesprochen und davon sind ja einige, welche die wie sie gerade gesagt haben, dort auch Zulieferer, zum Beispiel Industrie, selber herstellen und letztendlich sind wir alle vernetzt, das heißt fast jedes Unternehmen wird irgendwelche Teile aus dem Ausland beziehen meistens auch aus Europa, dann wird vielleicht weiterverarbeitet, wird wiederum auch bestimmte Dinge produzieren dort und vielleicht nach Europa verkaufen. Sie haben jetzt gesagt also es gibt schon einige Dinge zu spüren in Russland. Aber wie sehen Sie das? Sie haben da vielleicht doch einen besseren Überblick, mit Sicherheit einen besseren als ich jetzt. Wie trifft das aus Ihrer Sicht Europa und Deutschland?
Thomas: Also ich bin ja kein Ökonom, also ist auch nur ich bin Zeitungsleser und aufgeweckter Mitbürger, der auch, weil er aus einer Journalisten Familie kommt, gern und viel Zeitung liest. Also natürlich ist die Wirtschaft vernetzt, aber Russland ist natürlich schon schwerpunktmäßig in Industrien tätig oder im Bereich tätig auch Exporteur, die vielleicht auch für Deutschland nicht so bedeutend sind. Also klar, Öl und Gas, andere Ressourcen Windkraft, Militär, bisschen auch IT und so, aber auch Weizen. Aber was Hochtechnologie angeht, ist jetzt eher ein Einkaufsmarkt und nicht Verkaufsmarkt, aber dass da Interdependenzen da sind, ist ja ganz klar. Und alleine in Deutschland hängen ja auch irgendwie mehr wie hunderttausend Arbeitsplätze letztendlich an Russland. Also für mich ist es ganz klar, dass das für niemanden gut ist, was passiert und die Sanktionen und deswegen muss es ja auch möglichst schnell Frieden geben und dann ist die Frage wie lange bleiben die Sanktionen aufrechterhalten? Also ist es sozusagen wie eine Gefängnisstrafe, auf Angriffskrieg stehen 10 Jahre Sanktionen, oder werden die Sanktionen zurückgedreht, wenn es einen Friedensvertrag gibt zwischen der Ukraine und Russland? Weiß keiner, ne. Mit dem Iran geht das ja schon ziemlich lange so, oder auf hohem Niveau und dann mal wieder ein bisschen weniger hohem Niveau so und ich glaube, das ist nicht gut für Europa und vielleicht sogar schlechter für Europa als für Russland. Weil klar, also der westliche Block das sind keine Ahnung 1,5 Milliarden Leute, da sind allein China und Indien mehr, abgesehen von dem arabischen Raum, Afrika, Südamerika. Und das wird auch in der in der russischen Presse, gerade im ersten Kanal im Fernsehen, das guck ich auch manchmal, teilweise ganz interessant, teilweise auch schon ziemlich krass, was da für Talk Shows laufen also auch so, dass ich dann abschalte. Die sagen, also der Westen die paar Mannequins, wir haben viele Freunde noch, international also nicht nur Nordkorea und Venezuela. Also für mich ist Russland ein europäisches Land, europäische Kultur. Und die meisten, 70% der Einwohner, der Russen leben ja auch vor dem Ural, die wenigsten im asiatischen Teil, aber der Großteil der Fläche ist in Asien und das vielleicht weder europäisch noch asiatisch war. Ich sag jetzt für mich ist es ziemlich europäisch, aber deswegen, also mein ukrainischer Kollege der in Kiew gesessen hat, mit dem hab ich eben noch geschrieben, der wünscht sich natürlich, dass Russland verreckt und zum nächsten Nordkorea wird. Es ist sehr emotional, das kann ich auch verstehen. Er ist mit seiner Familie in die West Ukraine geflüchtet und so seine Kanzlei ist dicht, der organisiert im Moment Hilfstransporte und so. Dass der echt sauer und verbittert ist, ist logisch. Aber ich hoffe es erstens nicht, weil ich glaube das ist schlecht für Gesamteuropa. Ist vielleicht für die Amerikaner gut, aber für uns nicht.
00:18:28 - Die russische Sichtweise und Hintergründe zu der aktuellen Lage
Daniel: Hierzu versucht Thomas Brandt uns jetzt einmal die russische Sichtweise dieser ganzen Situation sowie die Hintergründe dazu zu beschreiben.
Thomas: Ich habe ihm auch gesagt, das ist natürlich alles *** der Krieg. Und es hätte vermutlich schon einen Weg gegeben, das zu verhindern. Auch wenn mein Blick auf die Dinge ist, das hatten wir auch dabei schon gesagt, der Putin oft genug gesagt: rote Linie, Ukraine, Nato geht überhaupt nicht. Im Westen hat ihn keiner ernst genommen, "Ja ja, lass den mal reden, die werden ja schon nicht die Ukraine überfallen", ohne die Russen richtig zu kennen und das sind halt keine Sonntagsredner, so wie viele im Deutschen Bundestag, die ja immer so viel erzählen aber da merkst du ja, die labern nur, machen aber nichts. So sind die Russen eben nicht. Und deswegen war auch ein bisschen meine Sorge jetzt, wenn die Sanktionen zu sehr mit zu viel und wenn Russland wirklich in der Ecke stehen? Also ich glaube jetzt nicht, dass sie Selbstmörder sind und dann auf den roten Knopf drücken, aber ich hab schon so ein bisschen so ein ungutes Gefühl. Hört doch mal auf damit ne, also nicht nur um die Russen nicht komplett zu demütigen, aber auch wegen der eigenen Sicherheit. Und das hab ich dem Ivo auch gesagt, also wir Deutschen, 2 Weltkriege, Russland zweimal überfallen. Die Russen noch von Napoleon und Schweden überfallen worden. Also wir Deutschen haben nach dem Zweiten Weltkrieg, haben eine zweite Chance bekommen, obwohl wir so unglaubliches Leid über ganz Europa gebracht haben und dass das würde ich den Russen, der der jungen Generation auch wünschen, das jetzt nicht die Russen als Volk, dann auch als Staat für die nächsten hundert Jahre so abgestempelt sind und gebrandmarkt sind und so ne völlige Russen-Phobie herrscht, sondern dass sie auch nur zweite Chance bekommen. OK, bei Adolf war sehr tief einfach der war dann weg, weil er sich im Bunker erschossen hat. Das wird Putin nicht machen und das ist die Frage. Ich glaube das sollte kommen, wird auch irgendwie kommen, hoffe ich, wobei er auch schon die letzten Jahre nein nicht nur nach der Krim Geschichte und dem Umsturz in der Ukraine war ja schon so eine gewisse auch Abneigung, die war davor auch da. Also das habe ich immer, auch die ganzen Jahre davor, war mir das extrem unangenehm, wenn ich zum Beispiel nach Deutschland einreise aus Russland, irgendeiner Passkontrolle und dann da meine russischen Kollegen oder Geschäftsleute von den deutschen Grenzbeamten so wie der letzte Dreck behandelt werden, so ja: wo ist ihr Rückflugticket, haben Sie Geld? Wer sind sie? Das waren gestandene Geschäftsleute, reiche Leute, Kulturschaffenden, was auch immer. Das ist so eine, also bei vielen einfach so, also nicht bei allen, aber so ein Bild, doch so eine gewisse, also ein Ur-Misstrauen und Abneigung gegen das Russische und das das tut mir wirklich in der Seele weh, weil ich bin hier sehr willkommen, ich fühle mich hier sehr wohl. Die Russen, also ich spreche natürlich auch die Sprache, ich komm mit den Russen extrem gut aus. Die haben nen super Humor. Ich fühle mich hier einfach wohl und werd auch überhaupt nicht schlecht behandelt, im Gegenteil. Und ich habe jetzt so ein bisschen das Gefühl, das ist natürlich sehr subjektiv, so nach dem Motto die wenigen Familien Ausländer werden jetzt noch noch besser behandelt. Also sind ja auch Viele weg.
00:18:28 - Wie sehr hängen die deutschen Unternehmen an Russland?
Daniel: Ich war ja selber ein paar Jahre im Iran. Da ist mir aufgefallen, dass unwahrscheinlich viele deutsche Unternehmer, die im Iran tätig sind und dort sind ja die Sanktionen auch heftig, gerade jetzt, in den letzten Jahren nochmal heftig angezogen wurden und trotzdem die deutschen Unternehmer, die dort geblieben sind, die hängen wirklich mit ihrem Herzen an dem Land, an den Menschen dort, an den Möglichkeiten Geschäfte zu machen. Wie ist denn das in Russland? Also, die deutschen oder europäischen Unternehmer, bleiben wir jetzt gleich mal im deutschsprachigen Bereich. Wie empfinden die jetzt dort so, wie sehr hängen die dort an dem Land?
Thomas: Ich glaub schon, dass sie auch an ihrem anderen Aktivitäten hängen, weil alles in allem haben die meisten doch sehr gute Erfahrungen hier. Sowohl mit dem Markt und der Rechtsordnung mit den Mitarbeitern. Klar, gibt es auch immer mal negative Stories, aber das Groß meiner Mandanten, die machen hier super Geschäfte. Der Rechtsrahmen hat sich absolut gut entwickelt und deswegen haben sich viele hier auch wirklich sichtlich wohlgefühlt, gut gearbeitet. Und jetzt abgesehen auch von dem Ganzen, ich glaube da ist so ein bisschen Hoffnungsschimmer für die deutsch-russischen Beziehungen. Die sind, ja nicht nur wirtschaftlich, sondern die sind auch kulturell und vor allen Dingen zwischenmenschlichen. Es gibt die Deutsch-Russen, die jetzt viel in Deutschland sind, aber auch wieder viele zurückgekehrt sind. Es gibt unheimlich viele zwischenstaatliche Ehen und deswegen, die Brücken werden nie komplett abbrechen. Ich sehe mich jetzt auch wieder, weiter habe ich immer schon auch als Brückenbauer, haben einen Rückschritt gemacht und versuche nach vorn zu blicken. Wie gesagt also, das ist jetzt alles noch ganz frisch und wie sich die Lage entwickelt, auch unsere Kanzlei schwer zu sagen. Also, wir haben eigentlich die letzten anderthalb Monate genug zu tun gehabt und wie es jetzt wird, weiss ich nicht. Ob wir vom Rückzug der internationalen Kanzleien profitieren, glaub ich eher nicht, weil die doch eine andere Mandanten Struktur hatten, also viele auch russische Staatsunternehmen, Großkonzerne bei ihrem internationalen Geschäft beraten haben, weniger Mittelstand. Und wir wären ja keine Kandidaten für russische Großkonzerne. Und aber mal sehen, also Ruhe bewahren und abwarten und mehr kann man auch gar nicht machen. Also wir sind sowieso relativ aktiv, was Veranstaltungen, Vorträgen und Newslets´s angeht. Und jetzt so einen Sanktions-Ticker aufzulegen und alle, die einem lesen, das bringt glaub ich auch nichts. Also ich glaube, wir sind weiterhin so fleißig, wie wir bisher waren oder vielleicht machen wir auch so ein bisschen mehr und wir machen ja auch themenspezifisch jetzt ein paar Sachen wenn Märkte in Bewegung sind, also distressed Assets. Es wird ja auch dann doch viel verkauft Auch in Deutschland war ja der M&A-Markt im letzten Jahr oder (20)19 (20)20 ist ja gewachsen, also wenn Krise sind, ist auch immer eine günstige Bewegung drin, müssen wir abwarten.
00:24:29 - Wie kann man das verstehen- warum setzt Russland die positiven Entwicklungen der letzten Jahrzehnte aufs Spiel?
Sebastian: Sie hatten das jetzt auch schon in ihren Darstellungen, sind sie auch schon zum Teil darauf eingegangen. Wenn man jetzt, sagen wir mal, Russland von außen betrachten, dann über die letzten 20 bis 30 Jahre und und ich hab selbst relativ viel zu tun gehabt. Ich hatte relativ viele Freelancer im Software Entwicklungsbereich, eigentlich aus Russland auch aus anderen osteuropäischen Ländern wie die Ukraine und Weißrussland schon seit letztem Jahr 2000. Ich bin immer noch mit relativ vielen Leuten in Kontakt. Man hat aber doch eigentlich das Gefühl, dass dort das Land sich eigentlich positiv entwickelt, natürlich gabs auch mal Rückschritte. Auch international gab es immer wieder mal Spannung, aber so im Großen und Ganzen hat sich das als positive Volkswirtschaft entwickelt und auch gesellschaftlich ist das ein bedeutender Wirtschaftsstandort gewesen oder ist es immer noch. Die Oligarchen waren überall in Europa präsent, vor allen Dingen auch in Großbritannien und an an der Côte d’Azur und eigentlich ging es allen Recht gut. Was man, glaube ich hier sehr schwer versteht, ist warum eigentlich diese ganze Entwicklung vor 30 Jahren oder 40 Jahren aufs Spiel zu setzen und das eigentlich so mit einem Handstreich zu zerstören, indem man jetzt dort die Ukraine angreift. Was war die / Wo ist da die Rationalität dahinter? Können Sie das erklären?
Thomas: Also ich glaub schon, dass man es erklären kann, wenn man sich die letzten 30 Jahre, also der Sowjetunion, die Rede Putin´s im Bundestag, auch die ganzen Protokolle, Gesprächsprotokolle zwischen Gorbatschow und Genscher und wer alles noch getagt hat, sich ansieht, wo es um die Osterweiterung nicht Osterweiterung ging, die dann doch sich erweitert hat. Russland war lange Jahre schwach, ist aber erstarkt, auch dank Putin, auch dank der Wirtschaft. Und meines Erachtens nach, gibt es auf jeden Fall eine positive Entwicklung. Ich kann mich erinnern, als ich 99 nach Moskau kram, wie es jetzt ist, also Moskau ist eine moderne, weltoffene, pulsierende Stadt, ist eine tolle Stadt. Ich glaube, der Westen hat nicht wirklich gesehen, dass die Hand, die aus dem Osten gereicht wurde, eigentlich nie angenommen wurde von Europa. Die Russen sind da praktisch, standen da vor verschlossenen Türen. Also was jetzt auch der Lawrow, der Außenminister sagt und die Sprecher, das mag vielleicht ein bisschen absurd klingen, aber ich finde es nicht ganz absurd, sondern man kann schon glaub ich darüber reflektieren. Sie haben gesagt ja, wir verhindern jetzt mit dieser Aktion eigentlich, dass es später zum viel schlimmeren Krieg kommt und zwar eine Auseinandersetzung zwischen Russland und der Nato. Wenn die Ukraine in der Nato ist und die Nato wirklich an Russland grenzt, dann da irgendwas passiert an der Grenze und dann der Verteidigungsfall eintritt und dann macht's "bumms, bumms" und fertig ist. Ich glaube, die wollten einfach die Warnungen, die immer wiederholten Aussagen von Putin "rote Linie, das geht gar nicht, Ukraine kann nicht in die Nato", die Reaktion von Stoltenberg und so: "Ja, ist ein souveränes Land, müssen sie selber entscheiden". Ich glaube, das war ein Fehler, die hätten einfach sagen müssen, "Ja okay, wir verstehen, dass es auch russische Sicherheitsinteressen gibt". Machen wir euch zum Finnland oder Schweden oder Österreich und das wäre es gewesen. Ich glaube das ist das Kalkül: Angriff ist die beste Verteidigung. Wir wollen das nicht, wenn die uns überhaupt nicht zuhören und gar nicht bewegen, dann wird jetzt ein Pflock eingeschlagen. Die Russen sind ja schon auch Schachspieler und Strategen, das größte Land der Erde. Weil, viele denken ja, du spinnst ja, aber ich sag, das ist kein Aggressor-Staat. Und wenn man sich die Geschichte anguckt, klar gab es immer auch Kriege und so, aber jetzt im Vergleich mit Amerika ist das glaube ich eine ganz andere Kategorie. Jetzt nicht nur, wenn man den Verteidigungshaushalt sich anschaut und die Anzahl der Militärbasen weltweit, aber auch ganz aktuell, bei wieviel Wahlen haben sich die Russen eingemischt, bei wie vielen die Amerikaner? Wie viel Regierungsumsturz Versuche gab es, oder Umstürze gab es durch die Amerikaner, wie viel durch die Russen? So und ich glaube, die fühlen sich wirklich bedroht vom Westen, von den Amerikanern. Und die sagen ganz klar, die Amerikaner haben langfristig die Strategie, Russland zu zerschlagen, nicht in 10 Jahren nicht 50 aber langfristig. Und so ganz absurd finde ich das nicht, die Vorstellung so und dagegen stemmen sich die Russen. Die wollen nicht fremdbestimmt sein. Das ist ein großes Land. Es ist eine Atommacht, und die wollen nicht fremdbestimmt sein. Sie wollen selbstbestimmt sein. Deswegen haben die jetzt einen Pflock eingeschlagen. Und was sollen wir da sagen, wenn wir jetzt die nächsten 20/30 Jahre zurückgeworfen werden, ist uns egal, uns ist es das wert. Wir haben jetzt unsere Souveränität verteidigt.
00:29:03 - Die Wertvorstellungen, Denkweise und Ansichten des russischen Volkes
Daniel: Herr Brandt gibt uns jetzt noch etwas mehr Einblick in die Wertvorstellungen, Denkweise und Ansichten des russischen Volkes?
Thomas: Ja, die Russen auch viel leidensfähiger, als der Westen. Hier spielt ja das Individuum eine ganz andere Rolle, der Wert des Individuums. Haben wir auch in der Corona Krise gesehen. Ich tu das gar nicht als gut oder schlecht bewerten. Mein Leben ist mir auch wert so und zwar hier sind auch wahnsinnig viele Leute gestorben, ne über Monate diese 800000 Tote und bei relativer Impfabneigung, Misstrauen auch gegenüber diesem staatlichen Impfstoff und auch Masken und so immer so auf Halbmast. Also nicht besonders diszipliniert und die haben im Prinzip diese Opfer hingenommen. Und die Russen, auch aus ihrer Geschichte heraus, die haben einfach eine größere Opferbereitschaft für ihr Land, für sozusagen das Kollektiv. Was bei uns ganz anders im Bewusstsein ist, also immer der Freiheit des Einzelnen, mit der Einzelnen, das Leben und die haben einen ganz anderen Abwägungsprozess und ich glaube, der betrifft auch jetzt die politischen Fragen. Naja, dann muss halt die nächste Generation wieder irgendwie "Borschtsch" essen, kann nicht bei McDonald's essen. Wobei Burger King, der Burger King Franchisenehmer hat jetzt gesagt: " Ne, der macht nicht zu".
Sebastian: Hab ich gehört, ja, die gibt es noch.
Thomas: Und ja, die/ wir denken in ganz anderen Zeit-Kategorien, also politisch auch. Da sind die nächsten 30 Jahre "Wurst". Wenn wir das jetzt machen, dann wissen alle: "Don´t mess with Russia". Wenn ihr uns zu nah kommt, dann knallt es und nicht nur als Rhetorik, sondern als reale Handlungen und das unterscheidet auch glaube ich die Russen von den Europäern, weniger von den Amerikaner. Die Europäer, das ist ja reine Rhetorik, die können da gar nichts machen und deswegen sind sie auch so psychisch auf diese Sanktionen fixiert, weil sie eigentlich hilflos sind. Das ist ein Ausdruck der Hilflosigkeit. Und die Russen handeln und schlagen Pflöcke ein und deswegen auch diese Aktion. Die natürlich extrem traurig und schlimm ist und ich bin schon eigentlich Pazifist und würde wünschen, dass das möglichst schnell ein Ende findet. Aber das ist so der logische Hintergrund. Das heißt, die nehmen das in Kauf für für quasi ein höheres Ziel, wenn es denn ein höheres Ziel ist, Erhalt der Staatlichkeit, der Souveränität und der Sicherheit des Landes. Also ich glaube nicht, dass das irgendein Käse ist, ja was schnelles für eine Drohung, denn die Nato ist ein Verteidigungsbündnis. Also warum gibt es die Nato überhaupt noch, wenn man das historisch anschaut als Gegengewicht zum Warschauer Pakt. Den Osten gab es gar nicht mehr, kann man viel drüber diskutieren. Ich bin kein Politologe oder so, aber dass die Russen sich bedroht gefühlt haben durch die NATO Osterweiterung, weniger jetzt durch die EU Erweiterung. Na ja, wobei ich mich auch frage warum muss Europa jetzt sagen, ok jetzt Grenzen frei und Georgien auch und so, das ist für mich alles so, das muss man auch noch warten. Aber wie gesagt, ich glaube, das die Russen sich wirklich, vielleicht nicht bedroht direkt fühlen, aber vielleicht bedroht führen, aber auf jeden Fall, dass das deren Sicherheit beeinträchtigt, diese ganze Thematik und das kann ich nachvollziehen. Deswegen kann ich auch den Schritt nachvollziehen wobei ich glaube, man hätte es vielleicht doch auf diplomatischem Wege hin kriegen können oder müssen. Das ist aber schwer zu beurteilen, da ist ja soviel auch hinter den Kulissen gelaufen, was man gar nicht weiß. Aber ich hab das so verstanden, dass das letzte nicht so eine Art Deadlock war, die Ukrainer nicht wollten, die Russen dann auch nicht wollten und dann, als der Selenskyj noch anfing, Atomwaffen bauen. Da haben die Russen gesagt so jetzt reicht's, zack entmilitarisieren. Mit diesem Entnazifizieren das ist natürlich irgendwie, das habe ich gar nicht so ganz verstanden. Das ist jetzt meine und das ist relativ viel im im russischen Fernsehen auch wird darüber gesprochen, auch über diesen Genozid, dass die Russen da in der Ostukraine, und das ist ja auch, wenn man die OECD Berichte liest, schreibt natürlich keiner drüber. Da gab es auch schon viele Angriffe und auch viele, viele tote Zivilisten, durch Angriffe der ukrainischen Armee. Schreibt aber im Westen natürlich keiner darüber. Wie über so viele andere Sachen auch nicht, deswegen freie Presse. Ja, so ist die Lage. Und jetzt wir als Wirtschaftsanwälte, wir hoffen natürlich, dass der russische Markt weiterhin doch Ziel für europäische Unternehmen bleibt. Der flächenmäßig größte Staat, der zahlenmäßig, einwohnermäßig größte Stadt Europas, mit nicht nur Natur-Ressourcen, aber auch Human Resources, also gerade auch im IT-Bereich. Wir haben vorhin gesagt, wir haben auch eine ganze Reihe von Mandaten, die hier Dependenzen haben, die IT-Entwicklung machen, aber auch und hatten wir gerade in den letzten vier/ fünf Monaten auch zwei Beratungsprojekte, die mit ganz vielen Freelancern hier gearbeitet haben und relativ unstrukturiert mit teilweise Risiken und wir haben dann vor der Umstrukturierung ein bisschen beraten, wie die ihre Zusammenarbeit mit diesen Freelancern rechtlich sicher gestalten können. Das ist ein hoch gebildetes Volk, belesen wie fast kein anderes. Und ja, ich glaube, ich werde es wahrscheinlich nicht mehr erleben, aber ich bin relativ sicher: " The best is here to come", also ich glaube schon an eine große Zukunft Russlands.
00:34:35 - Haltung Europas gegenüber Russland: Welchen Einfluss hat der Umgang der EU auf das russische Handeln?
Daniel: Jetzt kommt Herr Brandt noch einmal auf die Haltung Europas gegenüber Russland zu sprechen und vor allem auf die Frage, welchen Einfluss der Umgang der EU mit Russland auch auf das russische Handeln hat.
Thomas: Und jetzt diese innenpolitisch, die Entwicklung der Zivilgesellschaft, also ich glaube schon, dass es eine Entwicklung gab und wie es in dem Westen dargestellt wird, ist auch ein bisschen einseitig, wobei beim russischen Intellektuellen redet auch mit den sogenannten Oppositionellen ist alles ganz, ganz schlimm. Natürlich haben wir hier nicht so Freiheit wie im Westen. Der innere Kampf, der hat auch ein bisschen mit den äußeren oder den Versuchen äußerer Einflüsse zu tun. Also wenn man sich das NGO Gesetz anschaut, foreign Agents Act, denn es ja in Amerika schon seit den 30er Jahren gibt und als sie dann hier eingeführt wurde haben alle geschrien, boah die Russen. Da habe ich mal ein bisschen, weil ich da auch einen Artikel dazu geschrieben habe, recherchiert und da stieß ich auf diesen foreign Agents Act, der im Prinzip genau dasselbe regelt. Also wieder eben 2 Maßstäbe, wenn die Russen das machen ist es schlimm, wenn die Amis das machen, ist es ja im Namen des Guten. So und ich sage mal der innere Krieg gegen Einflüsse von außen, die versuchen das russische System zu destabilisieren, den gab es und den gibt es, und das kann ich auch nachvollziehen also so wie ich auch das NGO Gesetz nachvollziehen kann, dass sie eben sagen ja, wir wollen keine ausländischen Organisationen, die womöglich noch vom Staat oder von der CIA direkt finanziert werden, um hier irgendwie eine Meinung zu organisieren, die eigentlich gar nicht russisch ist. Da könnten wir ja Abende über Abende privat zusammensitzen. Ich versuche nur beide Seiten so ein bisschen zu verstehen und im Westen ist aus meiner Sicht diese Fähigkeit oder der Wille, die andere Seite zu verstehen, relativ beschränkt und das ist, glaube ich nie gut und das wusste auch sogar schon Willy Brandt, als er irgendwann in den 70er Jahren die Politik der kleinen Schritte und sagte die Wahrheit hat immer 2 Seiten, so ideen mäßig, so hab ich das gerade im Kopf. So siehts aus.
00:36:53 - Würden Sie jetzt jemandem eher abraten oder empfehlen nach Russland zu gehen und ein Unternehmen zu gründen
Daniel: Jetzt ist eben wirklich die Frage. Wenn jetzt heute ein Mandant zum Herrn Sauerborn kommt und sagt also Russland? Würde Sie jetzt gerade in dieser Situation jemanden empfehlen lieber abzuwarten erstmal noch, oder durchaus jetzt zu sagen: Ok, also der ganze Gründungs-, Etablierungsprozess, der nimmt eh eine bestimmte Zeit in Anspruch und dann bis dahin haben wir wieder Ruhe in der Kiste, oder wie gehen sie momentan vor? Auch mit mit Unternehmen, die vielleicht nehmen wir mal an, im Dezember letzten Jahres zu ihnen gekommen sind und gesagt haben Herr Brand, wir haben da was von Russland. Was raten Sie jemanden, in so einem Umfeld?
Thomas: Wir beraten keine natürlichen Personen, die nach Russland kommen, oder nur noch in Ausnahmefällen und ich seh jetzt auch Russland nicht wie vielleicht England oder Südafrika oder keine Ahnung, Spanien als Land, wo ein Europäer jetzt hingeht, um mal auszuwandern, um ein neues Leben zu starten. Das fängt allein schon mit der Sprache an, also wenn sie kein Russisch können und hier irgendwie sich ein neues Leben aufbauen wollen und Chef waren, das funktioniert ja gar nicht. Also es gibt aber zum Beispiel relativ viele Deutsch-Russen, also die nen russischen Hintergrund haben, die lange in Deutschland gelebt haben und dann jetzt Geschäfte in Russland machen auf Kleinunternehmer Niveau. Das sind aber auch nicht unsere Mandanten, weil wir beraten Wirtschaftsunternehmen, die investieren. Also natürlich ist der Markt groß und interessant, aber das hängt natürlich vom spezifischen Produkt und den Markt ab, also westliche Technologie, Know-how, Maschinen Anlagenbau warum sind sie so erfolgreich in Russland? Weil hier viel produziert wird und dafür westliche Anlagen, Maschinen und Know-how benötigt werden. Wenn wir jetzt über reine Absatz Thematik reden, also B2C, hat natürlich auch riesiges Potential. Es gibt ja auch viele landwirtschaftliche Unternehmen etc. pp., allein 3600 deutsche Unternehmen, aus allen Bereichen. und die größtenteils sehr gute Geschäfte machen; des Steuersystems, also Gewinnsteuer 20%, da gibt es Sonderwirtschaftszonen für produzierende Unternehmen. Für IT Unternehmen wurde jetzt gerade die Gewinnsteuer auf 0 reduziert, für die nächsten 3 Jahre. Wenn man hier investiert, einen Spezial Investitionsvertrag abschließt mit der Regierung, ist man verpflichtet, bestimmte Mindest-Investitionen zu leisten, Arbeitsplätze zu schaffen. Da hat man zum Teil wirklich tolle Vergünstigungen, die auch richtig Geld dann in die Kasse spülen oder die man nicht ausgeben muss, besser gesagt. Als Individuum, ich zahle hier, ich hab hier bis letztes Jahr, ich hab nur eine Tax Rate, 13% Flat, also während alle meine Anwaltskollegen, keine Ahnung 50% zahlen, hab ich hier die letzten Dekaden 13% gezahlt, können Sie sich ausrechnen, was da über bleibt. Jetzt sind sei anderthalb Jahren bisschen erhöht auf 15% für große Gehälter, also alles was über 30000€ ist noch im alten Kurs, alles drunter mir 13 weiterhin alles drüber mit 15, 2% mehr ist immer noch wahnsinnig wenig. Das heißt es ist im Prinzip schon so eine Art Steueroase, kann man fast sagen.
00:40:00 - Welchen Status haben deutsche Produkte in Russland?
Daniel: So wie ist denn die Einstellungen zu deutschen Produkten eigentlich im Land? Also es gibt jetzt Länder, in denen man deutsche Produkte liebt und auch vorzugsweise kauft, welche Absatzchancen haben denn deutschen Produkte im Land?
Thomas: Also Made in Germany, ist ja absolut auch der Renner. Also Vertrauen in die die Qualität der Produkte und es spielt auch nämlich auf chinesische Produkte eine große Rolle, also im Industriebereich, weil das ist erstens ein anderes Preissegment, also eigentlich ja teurer und schwerer zu verkaufen, aber viele Unternehmen sagen, und das höre ich auch immer wieder von meinem Mandanten, die obwohl ihre Produkte teurer sind als Chinesische besser verkaufen, weil die Deutschen echt gut sind im After Sales Bereich, also Service, Ersatzteilversorgung etc. pp. Und das machen die Chinesen im Prinzip nicht. Die schmeißen ihre Produkte über einen Zaun und wenn es kaputt ist, sagen Sie ja, kauft doch ein Neues und ja, das spielt auch eine große Rolle. Deutschland genießt einen guten Ruf für die deutschen Produkte, jetzt aber auch nicht immer. Also ist jetzt nicht so, dass der Ruf jetzt völlig glänzend ist. Es gibt noch immer wieder schlechte PR und teilweise auch begründet, weil deutsche Produkte sind auch nicht immer hundert Prozent, ist ja auch klar, aber im Grunde haben sind sie hier willkommen, auch geachtet und unsere Meinung wird gehört und also das wird geschätzt, also auch das Know How, die Ideen, wie macht ihr das in Europa? Und das sehen wir ja auch schon. Die Modernisierung der letzten Jahre, da hat Russland auch teilweise Deutschland glaube ich überholt, also das Steuerwesen ist deutlich entschlackt worden, es geht alles online. Da sind die Russen, lernen relativ schnell, also nicht so schnell wie die Chinesen. Also das Know How ist auf jeden Fall ein Fakt hier.
00:41:45 - Steuern & Krypto in Russland
Daniel: Um die Zahlen von von der Steuer nochmal ganz kurz festzunageln. Also wir haben keine Gewerbesteuer in Russland, das ist das, was ich verstanden habe. Es gibt eigentlich nur die Körperschafts-ähnliche Gewinnsteuer und die ist bei 20, dann habe ich gesehen gibt es noch Sonderwirtschaftszonen 15,5%, falls das noch aktuell ist oder 0%, haben Sie jetzt gesagt für IT. Ist im IT Bereich alles umfasst, also wie sieht es denn eigentlich mit FinTech Unternehmen aus, zum Beispiel?
Thomas: Krypto ist ein ganz schwieriges Thema, also hier gibt es diese, relativ viele auch diese Krypto Schöpfer. Ja, ich bin da kein Spezialist, und das ist im Moment in der Gesetzgebung auch relativ umkämpft auch. Also Kryptowährungen als solche, lassen wir sie zu, lassen wir sie nicht zu? Da gibt es 2 Meinungen, die einen sagen ja, die anderen ne verbieten, andere sagen ja reguliert zulassen. Ich glaube im Moment ist eher die Tendenz: nicht zuzulassen. Und was das KryptoMind angeht, da gibt es hier wohl auch immer sehr viele so schwarze Keller, wo KryptoMind betrieben wird und da gab es auch, da habe ich letztens einen Artikel gelesen, weil die Tarife für Privatnutzer und industrielle Nutzer sind unterschiedlich und da haben viele einfach schwarz privat ge-mint und dann den Privat-Tarif bezahlt und sind dann irgendwann von den Stromkonzernen, den Stromanbietern zur Kasse gebeten worden, weil es ja eine gewerbliche Tätigkeit war. Aber mehr weiß ich dazu auch nicht. Ich glaube, das ist im Moment noch so einen Graubereich und ansonsten gibt es aber wie gesagt relativ viele Steuervergünstigungen, auch Vergünstigungen für Kreditaufnahmen für KMUS. Es gab im Zusammenhang mit der Pandemie auch eine Absenkung der Sozialabgaben für KMU von 30 auf 15%. Und das sollte man sich immer im Einzelfall anschauen. Ich habe auch viele Mandanten, denen ist das relativ schnuppe, also die gehen nicht in Sonderwirtschaftszonen und für die ist es gar nicht interessant. Die machen auch nach dem normalen Modell, also mit den Steuern, die es so gibt, hier gute Geschäfte.
00:43:42 - Lohnkosten in Russland
Daniel: Wie ist denn das jetzt vergleichsweise? Also wir hatten jetzt erst vor vor ein paar Tagen eine Aufnahme und haben uns mal mit der Türkei beschäftigt, auch als einen interessanten Standort für Unternehmen, natürlich auch wegen der Verkehrsanbindung, aber dort war unter anderem auch ein Argument, die niedrigen Personalkosten. Jetzt haben Sie gesagt, also in Russland gibt es gut ausgebildetes junges Personal, ist die eine Sache. Aber wir wären denn jetzt Lohnkosten zum Beispiel in Russland für ein Unternehmen, was dahin geht und einstellt?
Thomas: Also ich bin kein professioneller Personalberater. Ich glaube, das es nicht Falsch ist zu sagen, in Moskau ist das Gehaltsniveau relativ hoch. Auch das Bruttoinlandsprodukt von Moskau ist ja sehr hoch, auch auf dem europäischen Vergleich. Also Russland ist kein Billiglohnland mehr. Das ändert sich vielleicht jetzt durch den Rubel-Verfall. Ich glaube es aber langfristig nicht. Das heißt, hier kommt eigentlich keiner mehr hin, nur weil es hier billige Löhne gibt. Die gibt es ja auch gar nicht, vielleicht billiger als in Deutschland, aber nach meiner Beobachtung ist das nie ein wirkliches Argument für ein Investitionsprojekt und es nimmt ja auch glaube ich im internationalen Vergleich eher ab, diese Betrachtungen, dass man irgendwo produziert, weil die Lohnkosten niedriger sind. Also, meines Erachtens ist das ein Punkt bei der Investitionsplanung, der in der Kategorie in den letzten Jahren überall eigentlich abgerutscht ist.
00:45:06 - Gibt es auch ausländische Unternehmen, die in Russland in der Landwirtschaftsbranche tätig sind?
Sebastian: Wir wissen jetzt ja auch zum Beispiel jetzt wieder hier durch die Krise ist das ja wieder offenbar geworden, dass ja Russland auch landwirtschaftlich ein sehr wichtiger Produzent ist für ganz diverse landwirtschaftliche Produkte. Also ich kann mich zum Beispiel daran erinnern, ich habe ja auch lange Zeit in den USA gelebt, lange Zeit in Texas. Da hatte ich mit jemandem zusammengearbeitet, der hat damals, das war 2012/ 2013, glaub ich, so 600 Jungkühe, Black Angus Jungkühe nach Russland geschickt, wo jemand dann dort begonnen hatte, so einer Rinderzucht mehr oder weniger aufzubauen. Haben Sie Mandanten, die landwirtschaftlichen Bereich tätig sind?
Thomas: Ja, haben wir. Also das eine ist, wie gesagt, das ist eine große deutsche Agrar-Genossenschaft. Die haben hier Produktion, für die wir dann den Steuerprozess im Großen führen, aber auch andere Beratungsfragen. Dann haben wir noch einen Mandanten, wobei die sind eigentlich keine Mandanten mehr, die sind zu selbstständig. Das ist der größte russisch-deutsche Milchproduzent und dann im landwirtschaftlichen Bereich was haben wir denn noch? Also wir haben noch paar. Ja, aber Landwirtschaft ist ein riesiges Thema, aber es ist natürlich so ein bisschen wie, als würde ich das vergleichen mit der Bauwirtschaft. Das ist doch eigentlich lokales Geschäft und die Russen haben da auch dank der europäischen Sanktionen oder der Gegen-Sanktionen, das war ja ein Embargo von landwirtschaftlichen Produkten, die Russland gegen die eu verhängt hat. Also keine polnischen Äpfel, deutscher Käse und italienische Pasta mehr. Das hat der Landwirtschaft einen riesigen Schub gegeben. Früher habe ich hier noch keine Ahnung, brasilianisches Steak gekauft und japanische Melonen und jetzt ist das alles vor Ort produziert und das hängt auch ein bisschen damit zusammen, dass die unternehmerische Mentalitäten sich ein bisschen geändert hat und die Russen angefangen haben, langfristiger zu denken, was Investitionen und Return on Investment angeht. Und Landwirtschaft ist da ja ein bisschen langsamer und da haben die Russen sozusagen eher ihren eigenen Markt zurückerobert, so ein bisschen und sind nicht nur noch Absatzmarkt, sondern wieder Nettoexporteur. Jetzt gerade wenn sich die Weizen-Thematik anschauen, Ukraine, Russland hat glaub ich 30% der Weltmarktproduktion, also Russland ist gerne wieder Nettoexporteur und jetzt ist der Exportstopp für Weizen und das kann auch noch Auswirkungen haben. Aber auch auf Afrika, aber auch in Italien haben sie alle schon geschrien, alles wird teurer. Aber Landwirtschaft ist nach wie vor, glaube ich, immer auch noch an Bereich, der interessant ist.
Sebastian: Russland jetzt, ich sag mal, einer der Profiteure, auch sag ich jetzt mal vom vom Klimawandel jetzt, wenn man das mal so sagen darf, weil ja viele der Flächen eben im Osten des Landes, die jetzt momentan noch nicht für Landwirtschaft nutzbar sind, weil es schlicht und ergreifend zu kalt ist, sich erwärmen, in Zukunft, dann dort entsprechend eingesetzt werden können. Ja, und ist ein weiterer Grund, dass man hoffen kann, dass diese Krise sich jetzt relativ schnell hier zu einem relativ friedlichen Ende kommt. Wir haben ohnehin schon in vielen Teilen der Welt Lebensmittelknappheit und Versorgungsknappheit und eben mein Verständnis ist, dass Russland ein wichtiger Player ist, in dem Bereich, der auch gebraucht wird.
Thomas: Also wenn Sie sich die Kontinentalbewegungen anschauen der nächsten hundert Millionen Jahre sozusagen, auf jeden Fall ein Grundstück in Sibirien kaufen, weil das ist dann noch da. Der Rest ist jetzt ziemlich ziemlich abgespeckt dann. Ja also, das kann ich jetzt nicht beurteilen, aber was den Klimawandel angeht, Permafrost, das ist schon auch eine Gefahr, die von Russland ausgeht, weil der Co 2 der in den Permafrostböden gebunden ist, der dann freigesetzt wird, so wie ich verstanden habe. Wenn der Permafrost auftaut, das kann schon auch negative Folgen fürs Weltklima haben, oder hat es glaub ich sogar schon. Und Russland ist schon sehr, nach wie vor auf fossile Brennstoffe orientiert, auch wenn sie vielleicht in den nächsten Jahren weniger Öl und Gas nach Europa verkaufen, dann kaufens die Inder oder / und die Chinesen. Man muss ja auch sagen, das ist ihr gutes Recht. Und natürlich ist Klimawandel blöd. Ich glaub, man könnte oder man sollte und man wird irgendwann alles hundert Prozent aus erneuerbaren Energie machen können, aber wir im Westen können ja den Indern, den Chinesen jetzt sagen, ja macht das jetzt mal auch sofort. Wir haben seit der Industrial Revolution, fing ja eigentlich in England an, der ganze Käse, die Welt verpestet im Westen. Die anderen haben auch ein Recht auf ihre Entwicklung auf ihrer Zeitschiene, deswegen schwieriges Thema.
00:49:36 - Essen in Russland, Anreise, Verabschiedung
Daniel: Eine Frage habe ich an Sie noch? Was ist ihr Lieblingsgericht in Russland?
Thomas: Ne, also ganz ganz ehrlich, ich stehe auf mediterrane Küche. Nein, also ganz im Ernst, meine Freundin ist ja Italienerin, Bologneserin und ich bin ja viel in meinem Haus in der Toskana, also ich liebe italienische Küche. Russisch ist mir oft ein bisschen zu schwer, zu fettig, aber hier gibts auch nette Gerichte, also viele Suppen, aber auch Fleischgerichte, aber jetzt nicht so, dass ich sage.. Ich kauf mir auch gerne mal ein Kilo Kaviar, schwarzen Kavier, den krieg ich hier zu ganz und Preisen, aber ansonsten bin ich kein großer Liebhaber der russischen Küche.
Sebastian: Wunderbar, also war ein sehr interessantes Gespräch, Herr Brand. Das war also sehr, sehr faszinierend das so zu hören aus erster Hand, ja nur ich denk einfach faszinierend.
Daniel: Ja, interessant.
Thomas: Freut mich und wie gesagt also im Moment müssten sie mit dem PKW kommen oder über Istanbul fliegen, wie ich. Das war, ist eine super Airline. Das war eine gute Verbindung Bologna-Istanbul, Istanbul-Moskau. Der Flieger war auch voll. Ansonsten gab es ja viele Flüge. London-Moskau, oder auch Griechenland wird ja auch angeflogen nicht nur Zypern. Wenn sie dann irgendwann mal nicht mehr mit dem Auto kommen müssten, also wann die Lufträume wieder geöffnet werden. Ich glaube, man muss sich mal ein Bild machen als Westeuropäer von Russland. Ich sag mal so wer Lissabon und Moskau nicht gesehen hat, der ist eigentlich kein richtiger Europäer, weil das ist sozusagen die Spanne. Ist eine tolle Stadt wirklich, kulturell unheimlich viel zu bieten und ich lebe sehr gern hier.
Sebastian: OK. Danke fürs Gespräch, schönes Wochenende bis dahin, ne.
Daniel: Vielen Dank.
Podcastl: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Andorra - niedrige Steuern, Skifahren und in 2 Stunden am Meer
Entdecken Sie Andorra - das Land der niedrigen Steuern, atemberaubender Skigebiete und Europas höchstgelegenen Golfplatz auf 2.250 Metern Höhe. Ein Paradies für Skifahrer und Golfer gleichermaßen.
Ein Gespräch mit Patrick Müller
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Spielen Sie gerne Golf? Dann erwartet Sie in Andorra der höchstgelegene Golfplatz Europas auf sage und schreibe 2.250 Metern Höhe. Fahren Sie gerne Ski? Auch das geht in Andorra. Und nicht nur das, Andorra hat das höchstgelegene Skigebiet Südeuropas.
Sie sehen also, Andorra hat einiges zu bieten. Wollen Sie Ihren Wohnsitz nach Andorra verlegen, profitieren Sie insbesondere auch von sehr niedrigen Steuern auf Unternehmensgewinne und Einkommen.
Der Steuerexperte Patrick Müller lebt schon seit 9 Jahren in Andorra und gibt uns einen kleinen Einblick in das Leben vor Ort. Erfahren Sie mehr über das Leben in Andorra, Lebenshaltungskosten und die steuerlichen Vorteile Andorras. Und natürlich berichten wir auch, was die kleinen Freuden des Lebens kosten, wie zum Beispiel ein Kaffee oder Espresso.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Wie kommt man überhaupt nach Andorra?
Hisst die Flaggen und auf nach Andorra. Nein, das geht leider nicht, denn der kleine Staat liegt fast 2000 Meter über dem Meer inmitten der Pyrenäen, zwischen Spanien und Frankreich.
Nach Andorra kommt man am besten mit dem Auto, da das Land selbst keinen Flughafen hat. Man fliegt nach Barcelona oder nach Toulouse und ist dann in 2 Stunden an der Grenze. Es ist also nicht ganz so abgelegen, wie man denkt.
Mittlerweile gibt es auch zweimal wöchentlich eine Flugverbindung von Madrid nach La Seu d'Urgell. Dieser kleine Ort liegt direkt an der andorranischen Grenze. Außerdem ist auch eine weitere Flugverbindung mit Palma de Mallorca in Planung. Die verbesserte Anbindung ist sicher auch für Geschäftsreisende interessant.
Was erwartet mich in Andorra?
Die Amtssprache in Andorra ist Katalanisch, gesprochen wird jedoch eher Spanisch. Das liegt daran, dass die Bevölkerung in Andorra bunt gemischt ist. Es leben sehr viele Portugiesen, Spanier und andere Ausländer in diesem kleinen Staat. Das Zusammenleben zwischen den verschiedenen Kulturen gestaltet sich sehr angenehm. Die Kultur ähnelt der in Spanien, ist also sehr mediterran.
Die Andorraner sind sehr freundlich und familienorientiert. Es ist sehr sicher und es gibt praktisch keine Kriminalität. Aufgrund der niedrigen Kriminalitätsrate gehört Andorra zu den Top 5 der sichersten Länder der Welt. Man kann seine Kinder also beruhigt draußen spielen lassen.
Was die Sauberkeit und Infrastruktur betrifft, wird man positiv überrascht, wenn man nach Andorra kommt.
Andorra ist auch einzigartig aufgrund seiner natürlichen Gebirgslage. Die außergewöhnlich reine Luft in den Bergen sorgt für eine optimale Lebensqualität, sodass Andorra weltweit führend in der Lebenserwartung ist. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 83,5 Jahren. Nach Andorra auszuwandern, wird Ihnen also ein langes, gesundes Leben bescheren.
Und wenn Sie mal genug von den Bergen haben und ans Meer fahren wollen, ist das auch kein Problem. Mit dem Auto können Sie in zwei bis zweieinhalb Stunden an die Costa Brava fahren.
Das Schulsystem in Andorra
Als Eltern in Andorra haben Sie die Qual der Wahl, wenn es um die Entscheidung geht in welche Schule ihre Kinder besuchen sollen. Denn an Schulen fehlt es wirklich nicht. Es gibt 3 offizielle Schulsysteme: ein andorranisches, ein spanisches und ein französisches. Diese öffentlichen Schulen sind komplett kostenlos. Zusätzlich gibt es noch private englische Schulen, die aber kostenpflichtig sind. Die Schulpflicht für die Kinder in Andorra besteht vom 6. bis 16. Lebensjahr.
Die beliebtesten Sportarten in Andorra sind Fußball, Basketball und natürlich der Wintersport. Das Besondere in Andorra ist, dass die Kinder in der Schule das Ski Equipment und einen Skipass bekommen. Sie können im Winter also während der Schulzeit Ski fahren.
In den letzten Jahren ist ja auch das Homeschooling immer beliebter geworden. Besteht diese Möglichkeit in Andorra auch? In Andorras Schulen ist Präsenzpflicht. Eltern können Ihre Kinder aber auch im Ausland einschulen und müssen dann nur einen Nachweis erbringen, dass die Kinder an einer Schule angemeldet sind.
Wohnsitz nach Andorra verlegen
Sie möchten nach Andorra auswandern und sich durch den Erwerb einer passiven Residenz in Andorra steuerliche Vorteile sichern? Oder erwägen Sie einen Wohnsitz und Steuerdomizil in Kombination mit Ihrer Firmengründung in Andorra? Beides ist möglich.
Andorra hat zwei verschiedene Arten der Aufenthaltserlaubnis: die aktive Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis für Firmengründer und die passive Residenz mit Wohnsitz und Aufenthaltsgenehmigungen ohne Erwerbstätigkeit in Andorra.
Wenn Sie eine Firmengründung in Betracht ziehen, bietet die aktive Residenz einige Vorteile. Dafür müssen Sie jedoch einige Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehört unter anderem, dass Sie sich mindestens 183 Tage im Jahr ständig in Andorra aufhalten. Auch müssen Sie in die andorranischen Sozialversicherung einzahlen, dafür haben Sie auch Zugang zum andorranischen, französischen und spanischen Gesundheitssystem.
Für den ganzen Prozess der Firmengründung, Eröffnung eines andorranischen Bankkontos und der Anmeldung für die Aufenthaltserlaubnis müssen Sie ungefähr 12 Wochen rechnen.
Falls Sie sich in Andorra niederlassen wollen, ohne ein aktives Unternehmen zu führen, ist die passive Residenz in Andorra eine Option für Sie. Zum Erwerb dieser Aufenthaltserlaubnis müssen Sie eine Investition von 350.000 € tätigen, indem Sie zum Beispiel eine Immobilie erwerben. Ihre passiven Einkünfte werden dann in Andorra versteuert und sie genießen steuerliche Vorteile.
Lebenshaltungskosten und Mietpreise
Summa summarum sind die Kosten für die Lebenshaltung in Andorra vergleichbar mit Deutschland.
Die Mietpreise liegen im Durchschnitt bei 12 - 15 € pro Quadratmeter. Ein großer Vorteil in Andorra sind auch die niedrigen Kosten für Versorgungsleistungen. Die Stromkosten gehören zu den niedrigsten in Europa und die Wasserversorgung ist kostenlos.
Die Lebensmittelpreise sind verhältnismäßig günstig und ähneln denen in Spanien. Alkohol ist aufgrund der Sonderbesteuerung sehr günstig. Sie können also ihren Wein oder ihr Bier im doppelten Sinne in vollen Zügen genießen. Auch ein Tässchen Kaffee erhält man zu einem erschwinglichen Preis von 1,20 €. Ein Besuch im Restaurant kostet zwischen 10 und 30 € für zwei Personen.
Einkommensteuer und Steuervorteile in Andorra
Obwohl Andorra keine Steueroase mehr ist, hat Andorra viel niedrigere Steuern als der europäische Durchschnitt.
Die andorranische Einkommensteuer ist mit maximal 10 % eine der niedrigsten in ganz Europa. Bei einem Einkommen bis 24.000 € liegt sie bei 0% und ein Einkommen ab 40.000 € wird dann mit 10 % besteuert.
Ein weiterer steuerlicher Vorteil in Andorra ist, dass keine Steuern auf Erbschaft oder Schenkungen erhoben werden.
Die andorranische Besteuerung kommt auch Unternehmen zugute, denn der Körperschaftsteuersatz liegt bei 10 Prozent. Unter bestimmten Umständen kann dies auch auf 2% reduziert werden.
Damit ist Andorra sowohl für große Konzerne, mittelständische Unternehmen und Freiberufler ein attraktiver Standort.
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Andorra - niedrige Steuern, Skifahren und in 2 Stunden am Meer
Dubai - sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht
Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben
Passives Einkommen mit Immobilien aufbauen - So geht’s
Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Die überdachende Besteuerung bei Umzug von Deutschland in die Schweiz
Auswandern nach Uruguay - die „Schweiz Südamerikas“
Wohnung mieten in der Schweiz als Deutscher
Der Ruhestand in der Schweiz: Ein Paradies für deutsche Rentner
Remote Arbeiten: Die 18 besten ortsunabhängigen Jobs
Welcher Staat weltweit funktioniert am besten?
Auswandern nach Rumänien: Alles was du wissen musst
Was ist ein Perpetual Traveler?
Gründe zum Auswandern: Wichtige Faktoren für den Neuanfang im Ausland
Nach Südamerika Auswandern: 7 Erfolgstipps
Vorteile von Homeschooling für Auswanderer
Portugal schafft NHR-Status 2024 ab
Timestamps
00:00:22 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Patrick Müller
00:03:14 - Andorra-Geografie, Lage
00:06:52 - Andorra-Wie lange braucht man ans Meer?
00:07:31 - Welche Sprache spricht man in Andorra?
00:08:03 - Was bedeutet es, Andorraner zu sein?
00:11:22 - Andorra - Wirtschaft, Banken
00:13:51 - Andorra ein Land für Telearbeit, Freelancer?
00:16:42 - Wie kann man Einwohner/ Unternehmer in Andorra werden?
00:21:35 - Passiver Resident in Andorra
00:22:28 - Steuern auf Dividenden in Andorra
00:23:30 - Residenz erhalten über eine Firmengründung - Die Firma muss in Andorra aktiv sein
00:28:36 - Digital Assets und Krypto - Wie wird das in Andorra momentan besteuert?
00:34:53 - Wie gestaltet sich der Gründungsprozess? Eher schwierig, oder einfach?
00:37:59 - In Andorra Residenz erhalten - Wie lange dauert das und was kostet das?
00:42:25 - Mindestlohn, Kosten für die Firmengründung
00:45:17 - Aktive oder passive Residenz in Andorra - Gibt es Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Ländern?
00:53:14 - Steuern in Andorra
00:59:34 - Gibt es Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Andorra und anderen Ländern?
01:01:09 - Was fallen sonst noch für Kosten an? - Mietpreise, Immobilien, Lebensmittel, Kaffee, Tabak, Alkohol
01:06:37 - Leben in Andorra: Lebensqualität, Schulsystem - Ist es für Familien geeignet?
01:11:17 - Wie sieht die Entwicklung aus: Behält Andorra seinen Sonderstatus als kleines Land mit vielen steuerlichen Vorteilen?
01:19:57 - Max Frisch´s Buch „Andorra”- Gibt es einen Zusammenhang mit dem Land?
01:23:34 - Wie wird man in Andorra als “Ausländer” behandelt? Wieviele Deutsche leben in Andorra?
01:25:10 - Das Essen in Andorra
01:27:07 - Kontaktdaten Patrick Müller
Kontaktdaten und Links:
Patrick Müller
Homepage: www.andorra-solutions.com/de/staff/patrick-mueller/
E-Mail: pmueller@andorra-solutions.com
Telefon: +376 866 770
Sebastian Sauerborn
Homepage: www.wohnsitzausland.com
E-Mail: hello@stmcorporate.group
Telefon: +44 20 3151 0582
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP30: Andorra - niedrige Steuern, Skifahren und in 2 Stunden am Meer
Zu Gast: Patrick Müller
Perspektive Ausland – Der Podcast für Unternehmer und Freiberufler dies ins Ausland ziehen, egal ob Steuerplanung, Auslands, Firmengründungen oder Lifestyle Fragen hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn. Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:22 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Patrick Müller
Daniel: Heute sprechen wir ja über den größten der sogenannten Zwerg Staaten. Es gibt einige Besonderheiten, was an was Andorra betrifft, obwohl es ein Fürstentum ist, gibt es ja zum Beispiel 2 ausländische Würdenträger, die das gemeinsame Staatsoberhaupt dann darstellen. Es hat die höchstgelegene Hauptstadt auf europäischen Boden, wenn man so will. Ich hab auch gelesen den höchstgelegenen Golfplatz, also für die Golf Spieler. Manche suchen ja das höchstgelegene Ski Resort. Aber wer mal ganz weit oben Golf spielen will, den soll man auch finden in Andorra. Aber wir wollen heute ja noch über ganz andere Dinge sprechen. Wir wollen auch die über die Bedingungen heute sprechen, die man vorfindet, wenn man seinen Wohnsitz dahin verlegen will, oder ein Unternehmen vielleicht gründen will. Wie sieht das Ganze steuerlich aus und darüber haben wir heute einen Experten eingeladen auf dem Gebiet, Patrick Müller. Stellen sie sich doch bitte selbst zuerst unseren Zuhörern und Zuschauern einmal vor.
Patrick: Gut, einen schönen Guten Morgen. Mein Name ist Patrick Müller. Ich bin seit dem Jahr 2013 in Andorra. Und bin aktuell Partner einer Steuerkanzlei und bin spezialisiert auf internationales Steuerrecht und Unternehmensstrategie. Ich bin so knapp 10 Jahren mittlerweile in Andorra und bin damals aus verschiedenen Gründen, hatte selbst ein Unternehmen gehabt, mit Standbein in verschiedenen Ländern. Und bin aus diesem Grund, da ich relativ schon vor 10 Jahren Remote aus dem Home Office arbeiten konnte, bin ich dann aufgrund Liebe zum Wintersport und natürlich den interessanten Steuern dann 2013 nach Andorra gezogen. Hab dort, abgesehen von meinen eigenen Tätigkeiten ein gewisses Potential erkannt. Es gab dann auch eine Gesetzesänderung im Jahr 2012 konkret und ab diesem Zeitpunkt hatte sich Andorra den Ausgangs-Investition zu hundert Prozent Beteiligung jetzt geöffnet. Das heißt Unternehmen von nicht Residenten bis zu diesem Zeitpunkt waren begrenzt auf 51% ausländisches Kapital. Und mit diesem Gesetz ging überhaupt erst sag ich mal diese Nachfrage aus dem Ausland los und hab in dem Moment diese Möglichkeit erkannt. Ich hab dann mit deiner Steuerkanzlei zu diesem Zeitpunkt kollaboriert und bin jetzt Partner mit meiner eigenen Kanzlei, seit ungefähr 2 Jahren.
03:14 - Andorra- Geografie, Lage
Daniel: Ok, klasse, vielen Dank. Also wir freuen uns, dass Sie heute hier sind. Und dann haben wir natürlich eine ganze Menge Punkte oder Fragen, die wir mit Ihnen jetzt besprechen können. Vielleicht fangen wir mal so an. Also wie können sich unsere Zuschauer und Zuhörer denn Andorra vorstellen, wenn sie noch nicht dort gewesen sind? Kann man das mit Liechtenstein vergleichen? Lichtenstein zum Beispiel hat ungefähr 38000 Einwohner. Die Größe kennt man auch so ungefähr. Der ein oder andere ist ja dann doch eher schon mal in Liechtenstein vorbeigefahren, wenn er in Deutschland oder Österreich oder vor allem natürlich der Schweiz wohnt. Zumindest mal zum Skifahren vielleicht dahin gefahren ist. Aber jetzt Andorra, wer da noch nicht vorbeigefahren ist, wie kann man sich das vorstellen?
Patrick: Ich sag immer aus deutscher Sicht, das macht vielleicht weniger Sinn für die Spanier, die Franzosen. Aber ich denke, aus deutscher Sicht kann man Andorra als die Schweiz des Südens bezeichnen. Warum? Wir haben Berge. Es ist ein Land, das scheint zumindestens organisiert. Es ist sauber. Man ist überrascht, wenn man aus Südfrankreich oder aus Spanien kommt. Dieser drastische Wandel bezüglich Infrastruktur, die Straßen, Sauberkeit. Ja, man merkt das eben alles gut organisiert ist. Es ist von den Leuten her, sag ich mal hat man eine gewisse Freundlichkeit, die man antrifft. Es ist auch mediterran, also es ist Süden. Wir sind wirklich eher angelehnt an die spanische Kultur, katalanische Kultur als zum Beispiel an die Franzosen. Und das merkt man in der Küche, man kann sehr gut essen. Aber ist hat auch gewisse Nachteile, vielleicht in dem Sinne für uns Deutschstämmige oder für uns aus dem Einkauf Sachsen Bereich, die natürlich eine gewisse Bürokratie vor Ort dann finden und dementsprechend damit kämpfen müssen. Das heißt dann, es ist schön, ein Umfeld zu haben mit einer mediterranen Kultur, mit Bergen. Allerdings haben wir auch gewisse Nachteile in dem Sinne und für diese Nachteile muss man etwas Geduld mitbringen. Jeder, der schon mal in Spanien ein Projekt hatte, der kennt das. Es kann längere Zeit dauern. Die Behörden sind bürokratisch und dementsprechend muss man da etwas Geduld mitbringen. Geografisch, glaub ich kennen wahrscheinlich die Zuhörer den Namen. Andorra liegt zwischen Frankreich und Spanien, ungefähr zweieinhalb Stunden weg von Barcelona. Man kommt am besten hin mit dem Auto. Man fliegt nach Barcelona oder nach Toulouse und ist dann in 2 Stunden an der Grenze und es ist relativ angenehm die Fahrt. Das heißt, es ist nicht so abgelegen, wie man denken möchte. Andorra selbst hat keinen Flughafen. Das heißt, sie müssen entweder nach Barcelona, wie ich gesagt habe oder es gibt doch mittlerweile eine kleine Flugverbindung nach La Seu d'Urgell. Das ist ein kleiner Ort direkt vor der an andorranischen Grenze. Der hat mittlerweile Verbindungen mit Madrid. Und es werden Verbindungen kommen mit Palma de Mallorca. Sehr interessant auch für viele Deutsche und Paris. Das heißt, die Anbindung verbessert sich und dementsprechend erwarten wir auch einen gewissen Zuwachs, aufgrund der verbesserten Logistik.
06:52 - Andorra- Wie lange braucht man ans Meer?
Daniel: Jetzt stellen wir uns mal vor, es wäre jetzt Sommer und sie würden sich jetzt ins Auto setzen und sagen ich fahr mal an den Strand. Wie lange sind sie unterwegs?
Patrick: An den Strand brauchen Sie ungefähr, ich sag mal, wenn man nach Barcelona fahren oder südlich von Barcelona, die Costa Brava, die ist wahrscheinlich besser bekannt bei den Zuhörern, müssen Sie so ungefähr zweieinhalb Stunden rechnen. Es ist gut möglich, dass man in Andorra im Frühjahr wegfährt. Man sieht noch, das Weiß auf den Bergen, Schnee und innerhalb von zweieinhalb Stunden sind Sie am Strand und haben dann 23-24 Grad im Frühjahr.
07:31 - Welche Sprache spricht man in Andorra?
Sebastian: Und die Sprache, Herr Müller, die gesprochen wird, ist also Katalanisch, ist die Amtssprache?
Patrick: Katalanisch ist die Amtssprache. Allerdings sind wir so gemischt, dass sag ich mal zwischen Portugiesen, Spaniern, Andorraner und verschiedenen Ausländern, meistens Spanisch genutzt wird. Das heißt die Behörden, alle Formulare sind auf Katalanisch, das ist ganz klar, Schilder etc. Allerdings wird mehr Spanisch gesprochen als Katalanisch.
08:03 - Was bedeutet es Andorraner zu sein?
Sebastian: Interessant. Und jetzt ist ja doch bei diesen kleinen Ländern oft so und wir haben jetzt schon auch mit mehreren, sag ich jetzt mal Experten zu kleineren Ländern gesprochen. Ich sag mal nachgeholt oder Malta oder sowas aber auch andere. Ich denke mal Länder mit kleiner Bevölkerung. Wir kennen das auch aus der Schweiz, die haben ja doch ein sehr großes Selbstbewusstsein. Die setzen sich vehement für ihre Unabhängigkeit ein und haben eine sehr ausgeprägte eigene Identität. Was einem, wenn man es im großen Land wie Deutschland oder USA kommt, dann vielleicht oft auch verwundert oder man es sogar mit einer gewissen Arroganz vielleicht belächelt. Ist das in Andorra das gleiche? Ist da eine sehr starke Identität, was es bedeutet Andorranisch zu sein? Wie sehen Sie es?
Patrick: Sie müssen sich vorstellen, dass wir ja 79000 Einwohner haben, von denen sind 38000 Andorranisch. Davon würde ich sagen, ist gut mittlerweile ein Drittel zugewandert über die letzten Jahrzehnte und in Andorra geboren. Das heißt, das sind meistens dann eventuell Kinder von einem portugiesischen Ehepaar von einem spanischen Ehepaar, die dann den Andorranischen Pass bekommen, aufgrund der Geburt in Andorra. Das heißt, ur-stämmige Andorraner , gibt es vielleicht weniger als 30000.
Sebastian: Verrückt, wahnsinnig.
Patrick: Das heißt natürlich, dass dieses, sag ich mal Selbstbewusstsein oder was heißt es Andorraner zu sein. Das finden Sie vielleicht nur bei einem kleinen Teil der Bevölkerung, in dem Sinne. Wir sind sehr, also die andorranische Kultur ist sehr an der katalanischen Kultur angelehnt. Ich sage jetzt nicht absichtlich Katalanisch wegen Spanien und dem Unabhängigkeitsgefühl das die Katalanen haben und weiterhin haben. Aber es ist wirklich so, dass aufgrund der geografischen Lage, ist die Anlehnung an Katalonien ist ist viel, viel größer, wie ich eben schon gesagt hab, als an Frankreich. Und diese Identität ist ähnlich. Andorra ist ja ein unabhängiges Land. Das heißt, wir haben nicht dieses politische Problem, dass die Katalanen haben. Aber ganz klar von der Kultur ist es sehr sehr ähnlich. Aber wie gesagt, wir haben diese Subkulturen, Spanier, Portugiesen, insbesondere. Also man wird überrascht sein, wieviel Portugiesisch man auf der Straße hört. Insbesondere sag ich mal die Arbeiter in den Shops im Tourismus, haben sie sehr viel Portugiesen. Und die haben so ihre kleine Community innerhalb Andorras. Und das heißt man hat nicht so diesen Druck aus politischen Gründen wie in Katalonien, das die Sprache etwas, vielleicht manchmal gepuscht wird wegen dem Unabhängigkeitsgefühl. Das ist eben in Andorra nicht der Fall. Das heißt, es ist ein angenehmes Zusammenleben zwischen verschiedenen Kulturen. Die sind zwar alle mediterran, also die Spanier, das sind die Katalanen ist die ur-stämmigen Andorraner und Portugiesen. Aber wie gesagt, es gibt keine ausgeprägte Identität, oder das wird nicht gepusht, und das ist sehr angenehm, denk ich mal.
Sebastian: Interessant.
11:22 - Andorra- Wirtschaft, Banken
Daniel: Wenn jetzt ich zum Beispiel, bleiben wir mal beim Fürstentum Liechtenstein, wenn ich da durch die Straßen fahre, da sehe ich, was eigentlich wirtschaftlich dort dominiert. Das ist das Bankwesen, was man dort hat. Oder da sehe ich Unternehmen wie Hilti, oder auch Unternehmen der Pharmabranche… Was würde ich in Andorra sehen? Also was dominiert dort die Wirtschaft? Was ist da die Einnahmequelle? Also zum Beispiel, wenn man so Lichtenstein sieht, die haben das Bankwesen und die haben ein Skigebiet, so zum Beispiel. Das ist das, was dort läuft. Was läuft in Andorra?
Patrick: Andorra ist weiterhin gut über 60% vom Tourismus abhängig und das sieht man sofort. Das heißt, sie fahren in Andorra rein: Wir haben das größte Skigebiet in Südeuropa. Und das heißt, wir haben über 210 Kilometer Pisten das ist Grandvalira. Dann gibt es Vall Nord. Das sind 2 große Skigebiete und der Tourismus ist allgegenwärtig. Das heißt viele kommen übers Wochenende, auch Ausflügler im Sommer insbesondere. Dann haben wir dieses Duty Free Shopping. Das wird immer weniger, aufgrund wir haben vor 10 Jahren war der Unterschied immer noch bei weit über 50%, für Tabak, für Benzin. Das passt sich immer mehr an, das wird immer mehr harmonisiert mit der EU. Allerdings haben wir weiterhin viele Ausflügler und ich sag der Tourismus dominiert ganz klar. Ansonsten das Bankwesen ist am schrumpfen. Es ist ganz klar, dass bis vor der Finanzkrise war das Bankensystem aufgrund vom Bankgeheimnis und natürlich aufgrund von Bewegungen von Geldern et cetera, Depots, Auslandskonten. Da war das Bankwesen natürlich weiterhin, würde ich sagen, bei weit über 30/35% Inlandsprodukt prozentual. Aber mittlerweile durch die Konsolidierung, durch die Weißgeldstrategie, durch die Vorgaben der OECD, sind wir mittlerweile an dem Punkt, dass die Banken immer kleiner werden und es kommt auch zu Merger. Das heißt, wir hatten bis letztes Jahr 5 Banken in Andorra und diese werden dieses Jahr Merger zu Treiber. Das heißt, wir werden am Ende von 2022 wird es nur noch drei Banken in Andorra geben.
13:51 - Andorra- ein Land für Telearbeit, Freelancer?
Daniel: Jetzt hat der, ich glaube, der Finanzminister, heißt der Herr Jover, glaube ich, wenn ich es richtig ausspreche, von Andorra, der hat ja jetzt in Bezug auf die Pandemie und die immensen Einnahmeausfälle durch den Tourismus, gesagt, das war nachzulesen, gesagt: Andorra wäre doch auch ein tolles Land für Telearbeit, Home Office aus der Ferne. Das heißt, man müsse anstelle auf Tourismus zu setzen, versuchen mehr Leute ins Land zu bringen, die dann dort wohnen und am Computer arbeiten. Ist das so? Also ist das sowas, wollen wir das bestätigen?
Patrick: Das ist wirklich so, aber wie gesagt die Hauptträger der Andorranischen Wirtschaft letztendlich sind immer noch der Tourismus und waren der Handel. Ich sag mal Tabak, Alkohol, alles, was steuerfrei, Duty Free war. Und das hat Ausflügler getrieben, wiederum verbunden mit dem Tourismus und das Bankenwesen und eben diese 3 sind momentan bedroht. Ich würde sagen, insbesondere der Tourismus. Wir sind natürlich abhängig vom Schnee, hauptsächlich der Wintertourismus. Wir gehen davon aus, wie auch in den Alpen, dass es innerhalb der nächsten 10 Jahre schlagartig weniger Schneefall geben wird oder die Temperaturen werden wärmer, wie wir das alle wissen. Dementsprechend versucht sich die andorranische Regierung anders zu positionieren, und eben Andorra besser zu verkaufen an alle die, die ja eben diese Möglichkeit haben, aber aufgrund von Home Office, wie Sie sagen, Remote Working den Wohnsitz zu verlagern. Und das haben die gewaltig, seit der Pandemie. Seit ungefähr Mitte 2020 sehen wir diese Entwicklung, dass wirklich zu bewerben, teilweise hat sich das Volumen von Residenten fast verdoppelt, verdreifacht seit diesem Zeitpunkt. Und die Pandemie ist ein Ausschlaggeber. Und die andorranische Regierung versucht sich noch besser zu positionieren für diese Arten von Residenten. Man versucht eventuell interessantere Residenz Möglichkeiten zu geben. Man versucht zum Beispiel, gewisse digitale Assets besser abzuwickeln, zu besteuern. Das Thema Krypto liegt dem Parlament vor. Es kommt eventuell ein neues Gesetz für Digital Access. Das heißt, es gibt zahlreiche Initiativen, um diesen Wandel auszunutzen, um neue Residenzen nach Andorra zu ziehen und dementsprechend eine andere Einnahmequelle, insbesondere durch Steuern natürlich dann für das Land zu erzeugen.
16:42 - Wie kann man Einwohner/ Unternehmer in Andorra werden?
Daniel: Andorra ist also ein wunderschönes, kleines Land zwischen Frankreich und Spanien, das durchaus ein gutes Ziel zum Auswandern sein kann. Auch Spanien und Portugal haben ja Programme für wohlhabende Ausländer und gewähren Steuervorteile und Vergünstigungen, um wohlhabende Menschen anzulocken. Da gibt es das Beckham Law in Spanien und den NHR-Status in Portugal, über die wir ja bereits einen Podcast gemacht haben. Den Link hierzu finden Sie in der Videobeschreibung. Heute wollen wir uns mal über Andorra unterhalten und sehen, für wen sich Andorra lohnt und wie man Einwohner oder Unternehmer in diesem Land werden kann.
Patrick: Andorra positioniert sich ganz klar in der gleichen Linie, eben zum Beispiel Portugal kennt er gut. Portugal ist eine gewisse Konkurrenz für Andorra. Dass dieser Non-Habitual Resident Status den Andorra, nein Entschuldigung, den Portugal anbietet. Seit ich glaub 2009 besteht diese Art von Residenz Typ. Und Andorra seit 2012 bietet 2 verschiedene Typen an. Das ist die aktive Residenz durch Firmengründungen und dann die passive Residenz für Vermögende, die mindestens 350000€ in Andorra investieren. Und diese Residenzen, insbesondere die erste aktive Residenz, trägt gut ungefähr zu 60/70% der neuen Residenten bei. Diese insbesondere durch diese Firmen Gründung Option ohne größere Investition, ist sehr beliebt und dadurch haben wir einen gewissen Zufluss gehabt, wie gesagt, insbesondere durch die Pandemie und es werden sehr viele Firmen gegründet. Wir haben letztes Jahr einen Zuwachs gehabt von über 10% an neu gegründeten Firmen netto. Und dadurch die Firmengründung anläuft, einen über die eine Beteiligung von mindestens 25% in dieser Firma, dann den Antrag auf eine aktive Residenz. Das ist derzeit, sag ich mal, das was am meisten Zufluss nach Andorra treibt, weil es gibt keine Möglichkeit, sich als Freelancer niederzulassen. Das ist ein kleines Handicap, dass im Zuge dieser neuen Gesetzesänderung für Digital Assets und für junge Entrepreneur aus dem Tax Sektor, wird es wahrscheinlich eine eine alternativen Residenz geben, die sich auf diese Freelancer fokussiert. Weil derzeit können sie als Berufstätiger nur über eine Firmengründung nach Andorra. Es gibt gewisse Ausnahmen, wie zum Beispiel Ärzte, Architekten, Regulierte Berufe sag ich mal. Und diese, die müssen keine Firma gründen, aber alles andere, was sich in Andorra niederlassen will als Berufstätiger, muss eben über die Firmengründung die Residenz beantragen.
Sebastian: Bevor wir jetzt mal gleich hier zu den konkreten Steuersätzen kommen, möchte ich jetzt noch mal kurz unsere Zuhörer und Zuschauer nochmal auch darauf hinweisen. Dass, das natürlich ein sehr wichtiger Punkt ist mit der Firmengründung. Wir haben ja eben gesprochen über Spanien und Portugal. Was ich sage, trifft aber auch zu für alle anderen Länder, die im Grunde genommen Stati haben, wo man bestimmte Einkünfte steuerfrei vereinnahmen kann, also auch alle London Länder: UK, Irland, Zypern, Malta. Es ist so, dass die Voraussetzungen in diesen Ländern ist, dass die Einkünfte, die man hat, mehr oder weniger passive Einkünfte sind. Das heißt, ich darf zum Beispiel nicht nach Spanien ziehen oder nach Portugal ziehen, wenn ich Trader bin. Ob ich jetzt mit Aktien, ETF oder Krypto handle und dann dort jeden Tag letztlich mal Abruf Trading mache vor Ort, dann kann ich letztlich diese "exempt Staaten" wie Beckham Law und NHR nicht nutzen. Denn ich wäre dann dort gewerblich tätig und müsste in dem Fall die Einkünfte dort komplett versteuern mit der lokalen Einkommensteuer. Daher, wenn wir jetzt eine Struktur haben wie in Andorra, das Gleiche ist natürlich auch in Malta und Zypern in gewisser Weise möglich, wo ich eine Gesellschaft gründe, die dann günstig besteuert ist. Zu den Steuersätzen kommen wir sicherlich gleich. Dann kann ich eben dort vor Ort, dann in Andorra als Trader zum Beispiel mich tatsächlich aufhalten, tatsächlich Traden und habe nicht dieses Problem, dass sie Einkünfte passiv sein müssen. Das können im Grunde ja gewerbliche Einkünfte sein. Deswegen ist es ein sehr wichtiger Punkt.
21:35 - Passiver Resident in Andorra
Patrick: Also man kann es schon so strukturieren. Sie können natürlich als passiver Resident, ohne Firmengründung nach Andorra ziehen. Sie tätigen diese Investition von 350000€. Ungefähr 90% unserer Kunden kaufen eine Immobilie, die können Sie ja natürlich dann auch selbst nutzen. Und die passiven Einkünfte werden in Andorra versteuert und sie genießen gewisse Vorteile. Insbesondere zum Beispiel: Wir haben bei Aktien / Börsen Geschäften haben wir eine Freistellung. Das heißt, wenn sie weniger als 25% des Kapitals des jeweiligen Wertes halten, das ist an der Börse normalerweise immer gegeben, sind sie steuerbefreit auf diese Veräußerungsgewinne von den Aktien.
22:28 - Steuern auf Dividenden in Andorra
Sebastian: Und Dividenden?
Patrick: Dividenden sind besteuert für physische Personen. Das heißt, da liegen sie bei 10%. Allerdings gibt es hier eine Gestaltungsmöglichkeit, eventuell bei einer Holding Gesellschaft in Andorra. Die Holding Gesellschaft wäre befreit von diesen 10%. Die physische Person hinter der Holding Gesellschaft ist befreit von den Dividenden, die sie von der Andorranischen Holding erhält. Das heißt, es gibt keine Gestaltungsmöglichkeit. Wenn die Dividenden allerdings direkt aus dem Ausland an die physische Person kommen, dann sind wir bei 10%. Dadurch, dass eine gewisse Quellenbesteuerung normalerweise insbesondere bei den Ländern ohne DBA bereits im Ursprungsland besteht, wird diese natürlich anerkannt und es kommt dann meistens nicht zu diesen 10%, solange die Quellenbesteuerung bei 10 % oder darüber im Ausland bereits besteht.
23:30 - Residenz erhalten über eine Firmengründung - Die Firma muss in Andorra aktiv sein
Sebastian: Ja, aber ich denke die Option also, was sie gerade eben genannt haben mit der Firmengründung, wo ich jetzt nicht hier natürlich investieren muss. Also ich muss sagen unsere Mandanten, die meisten Mandaten die wir haben, sind eher so die die Unternehmer-Typen, sag ich jetzt mal. Ich würde sagen die meisten von denen würden es bevorzugen, eine Firma zu gründen, als dort eine Immobilie zu kaufen. Weil ja die Immobilie einen ja schon bindet und man möchte ja vielleicht sagen ich möchte das mal machen für 5 Jahre oder 10 Jahre oder so und ich möglicherweise möchte ich keine Immobilie kaufen oder hätten gar nicht das Kapital dazu. Also ich denke die Firmengründung, was sie davor besprochen haben, ist sicherlich für viele Mandanten die interessantere Option.
Patrick: Genau, man kann natürlich die Firmengründung als, sag ich mal, als Eintrittstor nutzen, um dann natürlich seine passiven Einkünfte auch andauernd zu versteuern. Es geht hier darum, die Residenz Karte zu erhalten über eine Firmengründung. Voraussetzung für die Firmengründung und für die Unterhaltung dieser Residenz ist natürlich, dass die Firma aktiv ist. Was heißt aktiv? Das heißt, die Firma muss einen Zweck haben, der entweder zum Handel oder zu Dienstleistung dient. Das heißt, wir können keine Holdinggesellschaft gründen, die dann eine aktive Residenz gewährleistet. Es muss eine Handelsgesellschaft sein.
Sebastian: Ja, aber wenn ich jetzt zum Beispiel, also man angenommen ich wäre Trader oder würde jetzt mit ETF Aktien und oder sowas traden und ich würde sagen ok, ich lass mich in den Andorra nieder und die Firma macht dann oder ist diejenige, die diese Trading Geschäfte tätigt, dann wären ja die Bedingungen erfüllt, oder?
Patrick: Nein, das ist eben der kleine Unterschied. Wenn das mit ihrem Eigenkapital geschieht oder mit dem Eigenkapital der Firma, dann ist es eben keine wirtschaftliche Aktivität als solches. Andorra würde das nicht anerkennen. Sie können natürlich eine Firma gründen, die ihre Aktien hält oder sich selbst. Die hat nie Aktien. Meistens ist es so, weil wir halt eben diese Steuerbefreiung auf die Veräußerungsgewinne nur bei physischen Personen haben, das es dann interessanter ist die Aktien auf ihrem eigenen Namen zu behalten, von der Steuerbefreiung bei den Veräußerungsgewinnen zu profitieren und die Firma hat eine Aktivität, das können Beratungs-Dienstleistungen sein, das kann Handel sein, dass kann ein E-Commerce sein. Viele Kunden sind tatsächlich in dieser Situation, dass die passiven Einkünfte deutlich im Schwergewicht liegen und das hat eben oftmals eine wirtschaftlicher Aktivität, ja geringfügig, aber sie besteht und diese Tür zu Firmengründungen dann öffnet und sie müssen ein Minimum, würde ich sagen von total 60/70 Tausend €. Das will die Einwanderungsbehörde sehen, weil aufgrund des Mindestlohns in Andorra erwartet die Einwanderungsbehörde ungefähr das Volumen vom 2/ 2,5 dem Mindestlohn in Andorra, als Lebensunterhalt Standard Basis und das erklärt dieses Volumen von ungefähr 60000€. Damit die Firma nicht in den Augenschein der Einwanderungsbehörde fällt und gesagt wird, hier besteht eine Scheinfirma, die existiert nur, um die Residenz zu holen, das heißt, ein Mindestvolumen sollte vorhanden sein.
Sebastian: Sagen wir, wir würden die Firma gründen, die Firma würde möglicherweise eine geringe Beratungstätigkeit ausführen, oder auch nicht, oder eine größere Beratungstätigkeit oder irgendeine andere Tätigkeit. Wenn ich jetzt zum Beispiel hier einen mein eigenes Vermögen verwaltet, dann würde ich das dann wahrscheinlich persönlich machen um die Firma würde meine Beratungstätigkeiten abwickeln.
Patrick: Ganz genau, es gibt tatsächlich viele Fälle. Wir haben natürlich aufgrund von Krypto diese Situation oft. Man sollte natürlich nicht allzu viel improvisieren, sondern eine reale Tätigkeit sein. Es soll da auch idealerweise natürlich an Dritte fakturiert werden. Sie können natürlich auch aus Verrechnungspreis Gesichtspunkten. ist es nicht ideal. Aber sie können natürlich auch eigene Unternehmen fakturieren, wenn sie ins Ausland, wenn sie nach Andorra ziehen und benötigen, eine gewisse Aktivität dann gibt es diese Möglichkeiten. Das haben wir oft habe oft. Allerdings soll, wenn man hier diese Gesichtspunkte betrachten, Verrechnungspreise und das ist halt eben eine reale Aktivität ist. Das wird jetzt selten überprüft, allerdings ist schon möglich, dass die Einwanderungsbehörde sagt OK wir schauen wir uns die Bilanz an und Gewinn- Verlustrechnung von diesem Unternehmen, und da wird vielleicht nur 20000€ im Jahr fakturiert, das ist etwas niedrig, dazu hat die Person Schulden, bezahlt die Sozialversicherungsgebühr nicht monatlich und vielleicht erneuern wir dann diese Residenz nicht mehr. Das kann passieren, also man sollte nicht zu sehr ans Limit kommen. Das ist ganz klar.
28:36 - Digital Assets und Krypto - Wie wird das in Andorra momentan besteuert?
Sebastian: Das macht ja natürlich absolut Sinn, ist ja ganz klar. Jetzt hatten sie ja gerade eben schon gesagt es gibt dort möglicherweise Gesetzesinitiativen zum Thema Digital Assets und Krypto. Wie wird das in Andorra momentan besteuert? Also mal angenommen, ich lebe jetzt momentan in Andorra und ich habe also Krypto Assets und habe dort auch gewisse Erträge dann aus diesen Veräußerungen. In vielen Ländern ist es ja heutzutage so, dass die Rechtslage möglicherweise ungeklärt ist. Wiederum bekennen ja, Portugal hat sich ja jetzt zum Krypto Paradies letztlich in den letzten Jahren hier entwickelt, weil dort aufgrund der unklaren Rechtslage und Honorar Abgangssteuern auf Krypto-Erträge fällig werden. Wie ist es in Andorra?
Patrick: In Andorra ist es wichtig, dass wir auch hier in einer Situation sind, wo die Gesetzeslage noch relativ offen ist. Das heißt, wir sind eben bei einem neuen Gesetz, das liegt im Parlament. Ich denke, das wird bis Anfang nächsten Jahres, wird das abgesegnet werden und dann werden wir konkrete Punkte haben, insbesondere zu verschiedenen Mechanismen wie man Krypto reinvertiert, Staking, etc. Allerdings aktuell ganz einfach ist es so, dass wenn sie eine Kryptowährung verkaufen und dann Gewinn Verluste werden gegengerechnet und lediglich fallen 10% Besteuerung auf den Netto Veräußerungsgewinn an. Selbst wenn diese Kryptowährung in eine andere Kryptowährung getauscht wird. Also das geht nicht nur Krypto und Fiat, sondern auch zwischen verschiedenen Kryptos. Dieser Veräußerungsgewinn wird berechnet und es fallen 10% auf den Gewinn ab.
Sebastian: Also 10% könnte man sagen ist natürlich für viele ein akzeptabler Wert, ein akzeptabler Betrag, ist ja klar. Vor allen Dingen, wenn man jetzt die Situation in anderen Ländern anschaut. Vor allen Dingen wenn wir zum Beispiel, mal angenommen, man würde es in Zypern machen und man hätte in Zypern jetzt ist ja auch die, die die Lage unklar. Zypern wird ja oft empfohlen, zum Beispiel, dass man dann hier eine Gesellschaft gründet, Dividenden sind steuerfrei und so weiter und sofort und dann trotzdem 12,5% bezahlen. Das heißt, hier sagen Sie jetzt in in Andorra momentan 10%, also das wäre ein Betrag, der für viele akzeptabel wäre.
Patrick: Genau, ich denke, es ist besser wenig zu bezahlen als gar nicht zu bezahlen, das ist ganz klar. Es ist natürlich auch schwierig, sage ich ganz ehrlich, für die andorranischen Behörden da überhaupt mit zu kommen. Aber letztendlich denke ich sollte man ehrlich sein. Man muss natürlich das Welteinkommen in Andorra versteuern. Und es gibt natürlich aufgrund der Bankbewegungen gibt es ganz klare Indizien. Wenn ich natürlich zwischen einem Exchange und meinem andorranischen Bankkonto Bewegungen machen, das ist ganz klar, worauf es hinausläuft und dementsprechend wird das ordentlich deklariert. Und ich denke, hier wird es aufgrund dieser Staking Situation und verschiedenen Mechanismen, ohne jetzt in Details zu gehen, wird es wahrscheinlich noch Verbesserungs-Initiativen geben, aufgrund dieser neuen Gesetzeslage. Es ist offen, wie das genau aussehen wird, aber ich denke, da von 2023 wissen wir dann mehr. Auf jeden Fall würde es noch etwas interessanter.
Sebastian: Also eher noch interessanter. Also, das heißt nochmal kurz zusammengefasst. Das heißt, wenn ich jetzt also wir selbst mehr oder weniger hauptberuflich als Krypto Trader unterwegs wäre, dann könnte ich sagen, ich lebe in Andorra, ich gründe eine Firma. Die Firma macht Beratungsdienstleistungen. Krypto Trading mache ich privat, zahle 10% und die Gesellschaft bezahlt eben Körperschaftsteuer. Da kommen wir sicherlich gleich noch drauf und wie das ist. Auf die Einkünfte aus meiner Beratungstätigkeit und dann hätte ich im Grunde einen rechtssicheren Status mit einem günstigen Steuersatz, um diese Aktivitäten hier zu vereinnahmen und die Gewinne aus diesen Aktivitäten zu vereinnahmen.
Patrick: Genau. Man muss natürlich wieder im Compliance mitspielen, das möchte ich auch in dem Zuge erwähnen. Andorra hat sehr strenge Compliance Vorgaben. Dementsprechend muss man sich darauf vorbereiten, auf maximale Transparenz. Diese Bewegung, wenn man eventuelle Krypto schon seit Jahren betreibt und da gab es x Bewegungen, ist es wichtig, dass man Nachweise mitbringt, weil wenn es zu einem Cash out kommen sollte, über ein andorranisches Konto. Dann sind wir natürlich in der Situation, wenn es ab gewisse Beträge wird es natürlich dann zu Compliance Anfragen kommen. Und zu dem Zeitpunkt muss man diese Transparenz mitbringen und eventuell dokumentieren x Jahre, wie hat sich das entwickelt? Darauf sollte man vorbereitet sein und da ist Andorra sehr, sehr strikt, und das wird auch so bleiben. Wir haben wie gesagt 3 Banken. Und es gibt eine gewisse Risiko Vermeidungsstrategie, Risk avoidance. Und es kann gut sein, dass wenn der Grund der Kunde im Vorfeld sich präsentiert, als hauptsächlich Krypto Trading, anstatt Geschäftsmann, ist es gut möglich, dass die Bank sagt, das möchten wir uns gerne anschauen und machen eventuell Pre-Compliance, dass wir eventuell sogar Schwierigkeiten haben, das Geschäftskonto zu eröffnen. Das heißt, man muss eine gewisse Transparenz von Anfang an mitbringen, sonst gibt es eventuell später böse Überraschungen. Die Alternative wäre, dass man eben Konten betreibt in anderen Ländern, Estland etc., Deutschland, die sag ich mal aufgrund des großen Bankensystems natürlich mehr Spielraum haben, auch teilweise als Krypto friendly betrachtet werden. Das wäre die Alternative, dass man sagt OK, ich bringe meine Kryptos nicht nach Andorra, sondern habe ein Nicht-Residenten Konto in Estland und mach meine Crash outs dort. Dann können sie natürlich Überweisung tätigen nach Andorra, im gewissen Rahmen, das ist vollkommen legitim und der Compliance Aufwand wäre etwas reduzierter. Dann möchte ich darauf hinweisen, das ist ein wichtiger Punkt.
34:53 - Wie gestaltet sich der Gründungsprozess? Eher schwierig, oder einfach?
Sebastian: Ja, also wir kennen das aus anderen Ländern. Ich sag mal zum Beispiel Malta. Man denkt ja oft so als Laie, dass man sagt: Na ja, also, ich sag jetzt mal Andorra eine Steueroase, da sind sie ja ganz scharf drauf. Da kann ich am besten noch mit dem Koffer und dem Bargelde da ankommen. Ist natürlich überhaupt nicht so. Also, je kleiner das Land, desto schwieriger die Compliance. Das ist meine Erfahrung und sie werden sicherlich zustimmen. Das kann man komplett vergessen, es ist eher strenger als in Deutschland und anderen großen Ländern.
Patrick: Ganz klar, man muss sich auf diesen Punkt gefasst machen, und das ist einer der Punkte, der am meisten Zeit benötigt im Prozess auf der Firmengründung Compliance bei der Bank müssen Sie mindestens von 2 - 3 Wochen ausgehen. Und da sollte man sich darauf vorbereiten.
Daniel: Ist es denn generell, wenn ich jetzt ein Unternehmen gründe, in Andorra der Gründungsprozess ist der aufwendig und schwierig? Und ist es für mich, wenn ich ein Unternehmen in Andorra gründe generell schwierig oder einfach ein Bankkonto zu eröffnen, wenn wir gerade bei dem Thema sind.
Patrick: Die Gründung an sich bedarf ungefähr 12 Wochen, müssen Sie rechnen. Das heißt, das ist schon relativ aufwendig. Es gibt 2 oder 3 Prozesse, die wir zum Beispiel in vielen anderen Ländern nicht haben. Das ist einmal die Auslands Investitionsgenehmigung. Das heißt, man muss sich präsentieren als zukünftiger Aktionär Gesellschafter, Profil, Führungszeugnisse, erwarteter Umsatz, erwartete Gewinne. Und muss dann quasi dieses Dossier das bereiten wir vor, bei der Regierung abgeben und die Regierung studiert wirklich. Das ist eine Formalität, aber es wird trotzdem geprüft. Im Normalfall zu 99,5% wird das genehmigt und sie können das Unternehmen dann gründen. Erst zu dem Zeitpunkt kontaktieren wir die Bank, präsentieren das Dossier, gehen durch das Compliance, öffnen ein Gründungskonto und dann wird die Firma gegründet, gegründet beim Notar. Das ist der regulären Prozess. Dann dauert es noch mal 2 -3 Wochen bis die Firma eingeschrieben ist und ab dem Zeitpunkt können sie dann eine Betriebsstätte anmelden. Das ist nochmal ein etwas separater Prozess. Das heißt, sie brauchen in Andorra eine reale Betriebsstätte mit Substanz, sag ich mal. Das heißt, es muss ein physischer ,ein Büro, das kann bei ihnen zuhause sein. Das kann ein Co-working sein, den wir auch selbst betreiben. Das heißt, die Firma muss an einem physischen Standort angemeldet werden. Und gleichzeitig können Sie die Residenz beantragen, das heißt ungefähr ab der neunten Woche machen sie dann die Betriebsstätte und die Residenz, das sie dann in der 12. Woche wirklich dann auch die Residenz und die Firma komplett gegründet haben.
37:59 - In Andorra Residenz erhalten- wie lange dauert das und was kostet das?
Daniel: Jetzt hatten sie ja schon erwähnt, dass der Residenz Status dann aber wieder mir entzogen werden kann. Also es ist schon doch im Vergleich zu anderen Ländern mit einem gewissen Risiko behaftet. Das heißt bekomm ich die Residenz dann wirklich in Verbindung mit einer Firmengründung immer nur für 12 Monate? Wird das in Kalenderjahren dann geregelt, oder wie läuft denn das? Oder gibt es dann auch die Möglichkeit der Optionen, das vielleicht auf mehrere Jahre in einem Zug zu verlängern in Zukunft? Vielleicht können sie dazu noch ein bisschen was erklären.
Patrick: Genau, es ist richtig, dass die Residenz beim ersten Mal nur für ein Jahr gültig ist, dann muss sie erneuert werden. Das ist zwar eine Formalität. Das dauert vielleicht nur 3 Wochen, bis sie die Erneuerung haben, aber die Behörden schauen sich nochmal das ganze Dosier an. Da kommen wir wieder zurück auf den Punkt: hat die Firma Umsatz? Sie müssen keine Gewinne fahren, sie können natürlich, ein neugegründetes Unternehmen kann natürlich Verluste haben, das ist kein Problem. Aber die Migrationsbehörde schaut sich schon das Profil etwas an. Werden Sozialversicherungsbeiträge bezahlt? Das sind gewisse Punkte und letztendlich auch die die Anwesenheit. Wir sind natürlich hier an der kritischen Frage der Permanenz. 183 Tage werden offiziell von der Einwanderungsbehörde gefordert. Ich sage offiziell. Es ist schwer das zu kontrollieren und es wird auch nicht genau auf den Tag kontrolliert, aber es ist schon möglich, dass die Einwanderungsbehörde eventuell eine Anfrage startet. Dass man entweder telefoniert zum Zeitpunkt der Erneuerung, ob man sie antrifft oder ihnen eventuell auch im Extremfall einen Besuch abstattet. Das natürlich nicht so angenehm, muss man aber keine Angst dafür haben. Da klingelt jemand, kommt an die Tür und sagt: Hallo, Herr Sauerborn, sind sie zu Hause? Ja, ich bin hier. Wir kommen nur "Guten Tag" sagen und wir sind dann wieder weg. Es mag lächerlich erscheinen. Aber es wird teilweise immer noch so, sag ich mal, manuell kontrolliert. Das gibts.
Daniel: Vielleicht können wir bei ein paar Punkten, die sie gerade genannt haben, noch ein bissel mehr konkret werden. Also wir haben jetzt den Zeitraum der Gründung ist also dauert 12 Wochen haben wir gesagt. Da haben wir schon mal eine Zahl, weil unsere Zuhörer und Zuschauer lieben natürlich immer Zahlen und Fakten. So also wir kennen uns ungefähr die Zeit. Jetzt haben Sie gesagt, man muss zum Beispiel seine Sozialversicherungsbeiträge bezahlen. Man muss einen gewissen Umsatz haben. Können wir dort nochmal einfach ein paar Zahlen an die Wand nageln? Also zum Beispiel mit welchen Kosten ist jetzt so dieses ganze Paket verbunden? Also ich muss jetzt wieviel Sozialversicherungs, wie sind die Sozialversicherungsbeiträge, Krankenversicherungsbeiträge etc, also was ist das, was kostet mich letztendlich die Residenz? Wenn man so will, also wenn ich diese Firmengründung fahre und dann halt das Unternehmen mit allen Beiträgen und Abgaben, die ich liefern muss am Laufen halte?
Patrick: Für die aktive Residenz gibt es 4 Hauptkriterien. Sie müssen mit der Firmen Gründung 21% mindestens am Kapital halten. Sie können rein theoretisch sich auf einer bereits bestehenden Gesellschaft beteiligen mit mindestens 21%. Diese Möglichkeit gibt es auch, meistens werden allerdings Firmen dann neu gegründet. Dann müssen Sie in die Sozialversicherung als selbstständiger Geschäftsführer bezahlen Sie 458€ derzeit monatlich. Dann müssen Sie 15000€ Kaution hinterlegen. Die kriegen Sie wieder zurück. Aber die sind hinterlegt und dann gibt es keine Zinsen, die liegen bei der andorranischen Regierung. Und die kriegen sie erst dann wieder zurück, wenn sie Andorra verlassen, wenn sie die Residenz abgeben. Das ist ein wichtiger Punkt. Und vierter Punkt hab ich schon mich daraufhin bezogen, als Geschäftsführer müssen sie natürlich aktiv das Unternehmen leiten und sie können jetzt kein Angestellter sein. Sie können nicht nur Gesellschafter oder Aktionär sein, das heißt, sie müssen immer leitender Geschäftsführer des Unternehmens sein. Das sind die 4 Punkte.
42:25 - Mindestlohn, Kosten für die Firmengründung
Daniel: Und was ist das Mindestgehalt? Was dann sagen wir mal über die Lohnabrechnung und letztendlich mehr ausbezahlt werden muss?.
Patrick: Das Mindestgehalt ist ungefähr 2,5 des Mindestlohns und da sind wir ungefähr. 2,5 Mal des Mindestlohns sind wir ungefähr bei 2500 bis 3000€. Da kommen wir wieder zurück auf den Punkt, man sollte ein gewisses Volumen haben, dass man sich ein ordentliches Gehalt bezahlen kann und mit diesem ordentlichen Gehalt natürlich in Andorra leben kann. So betrachtet das die Einwanderungsbehörde.
Daniel: Ok.
Sebastian: Absolut vielleicht hier nochmal ein Kommentar. Das ist natürlich absolut wichtig zu verstehen. Das natürlich mit einem solchen Umzug gewisse Aufwände verbunden sind finanzieller Art und eben das dann auch in der Lage sein muss, dann in Andorra einen gewissen Lebensstandard zu haben, Substanz aufbauen, das wir schon gesagt haben. Also, das hat natürlich keinen Sinn für jemanden das zu machen, der jetzt sozusagen möglicherweise ein Freelancer ist, aber hier nur relativ gering verdient. Also das muss natürlich schon jemand sein, der hier auf jeden Fall Zeppelin im höheren sechsstelligen Bereich verdient, damit sich das lohnt. Ansonsten hat es natürlich keinen Sinn.
Patrick: Es ist schon richtig, dass abgesehen jetzt von der Firmengründung, das ist ein Aufwand. Sie müssen natürlich die Firma unterhalten. Das heißt, das machen wir gerne, das ist aber trotzdem dieser Kostenpunkt pro Monat. Dann haben Sie die Sozialversicherungen eben. Sie haben zwar eine Deckung, sind abgedeckt in Spanien, Frankreich, Portugal, Andorra, diesen 4 Ländern. Aber klar, mittlerweile durch die Immobilien Situation und das ist auch ein wichtiger Punkt geworden. Früher konnte man ne kleine Wohnung mieten und da war der Quadratmeterpreis eventuell bei 8 - 10€. Heutzutage sind wir bei 13 - 15€ pro Quadratmeter. Und das ist natürlich dann mittlerweile auch schon ein gewisser Kostenpunkt. Kleine Wohnungen sind auch schwierig zu finden. Von daher ist es ganz wichtig: ich muss kommen mit einem Startkapital von um die 20 - 25000€. Weil alleine die 15000,00€ Kaution werden hinterlegt, die bekommen sie wieder zurück, aber es sind natürlich weg. 3000€ Mindestkapital an einer SL das ist die GmbH in Andorra. Mit diesen 3000€ können sie natürlich sofort arbeiten, innerhalb der gmbh. Und dann Gebühren, Honorare et cetera. Das ist so ungefähr das Startkapital, das man mitbringen sollte. Monatliche Kosten: zwischen Buchhaltung, Sozialversicherung, Miete würde ich mal schätzen mindestens 1500 - 2000€. Das müssen sie so ungefähr kalkulieren.
45:17 - Aktive oder passive Residenz in Andorra- Gibt es Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Ländern?
Sebastian: Genau und ein anderer wichtiger Punkt, den sie da schon angesprochen haben vorhin bei der Einwanderungsbehörde, die möglicherweise an die Tür klopft. Es ist natürlich wichtig zu sagen heutzutage, und das geht jetzt nicht für eine Dauer. Das gilt, das gilt für jeden, der ins Ausland umzieht und wir beten das herunter, mehr oder weniger wie eine Litanei an ganz vielen Stellen auch auf unserer Webseite. Also der Umzug muss ein tatsächlicher Umzug sein und man muss das tatsächlich so leben. Das heißt, wenn man Familie hat, wenn man Kinder hat dann müssen die mit umziehen. Dann muss wirklich tatsächlich die Familie dort leben, man muss sich da aufhalten. Man kann natürlich geschäftlich reisen, also ich meine, wir haben jetzt Mandanten, die sind laufend geschäftlich unterwegs bei Terminen im Ausland, USA, Asien und so weiter und sofort, ist ja klar. Aber, ich meine es muss schon gelebt sein und es muss schon der wirkliche Wohnsitz sein, weil ansonsten bekommt man nicht nur in Andorra die Probleme. Das sind vielleicht die geringsten Probleme, sondern eben auch in anderen, im Herkunftsland. Also wir kennen immer wieder, dass Mandaten aus Deutschland wegziehen. Die werden nach 3 Jahren oder so nochmal konfrontiert von der deutschen Steuerbehörde, und da wird genau gefragt wo hast du dich denn tatsächlich aufgehalten in den letzten 3 Jahren? Schick mir mal eine Excel Liste, wo jeder Tag letztlich vermerkt ist, der Aufenthalt. Und man kann nicht irgendetwas erfinden. Und wenn man da natürlich hier nicht nachweisen kann, dass waren dann seinen neuen Wohnsitz in Andorra war, sondern tatsächlich zum Beispiel sag jetzt mal wie Boris Becker, der angeblich immer noch in Monaco war, die ganze Zeit in München sich aufgehalten hat. Dann hat man natürlich ein Problem ja. Und ein größeres Problem dann in Deutschland wahrscheinlich als in Andorra. Also das muss man wirklich leben heutzutage, also irgendwie so eine Scheinkonstruktion zu haben, das funktioniert gar nicht.
Patrick: Genau, das ist natürlich nicht so, die Residenz muss real und effektiv sein. Das ist der Hauptpunkt hier. Es ist, wie sie sagen, richtig, dass man sich weniger sorgen sollte, um die Andorranische Einwanderungsbehörde. Wie gesagt die macht manuelle Prüfungen, kommt an die Tür klopft, ruft kurz an. Das kann man regeln, das kann man besprechen. Man kann Nachweise bringen, Stromrechnungen, Wasser, Kreditkartenabrechnungen und da gibt es eine gewisse Kulanz. Es hängt immer vom Fall ab es kommt, es wird teilweise etwas subjektiv behandelt. Das ist richtig, aber es wird niemand des Landes verwiesen. Das das möchte ich auch ganz klar deutlich machen. Es gibt natürlich auch alternative Möglichkeiten und man wird in einem Extremfall, wird man natürlich nicht sofort die Residenz komplett verlieren, sondern man wird eine alternative Möglichkeit haben. Das sind passive Residenzen, das sind Sub-Typen, auf die ich vielleicht jetzt nicht eingehen möchte, aber die dann die Möglichkeit geben, nur 90 Tage offiziell in Andorra zu verbringen und sie können weiterhin die Firma betreiben. Also da gibt es Möglichkeiten, sie werden auf keinen Fall die Residenz verlieren, in dem Sinne. Aber der wichtige Punkt hier ist eben das, was sie gesagt haben im Ursprungsland, insbesondere jetzt Deutschland, Spanien, Frankreich, unsere Nachbarn hier. Wenn Sie einen Steuer Wohnsitz von Spanien nach Andorra verlegen wird es natürlich zu einer gewissen Aufmerksamkeit kommen bei den Behörden. Das ist ganz klar. Je nach Einkommen, je nach Steuer-Profil, das ist ganz klar. Und das heißt, es muss sauber gemacht werden. Es muss real sein und was immer interessant ist für die Deutschen ist das eben viele kommen über die Balearen kommen von der Costa Blanca kommen von der Costa Brava. Weil, wenn sie schon mehr als 183 Tage außerhalb von Deutschland verbringen und viel Zeit in Spanien verbringen und Andorra ist ja gar nicht so weit weg von Spanien, ist da eine gute Kommunikation eine Kombinationsmöglichkeit da. Das heißt, man kann sich durchaus vorstellen, dass man in Deutschland den Steuer Wohnsitz aufgibt. Man verbringt ja eh schon gewisse Zeit außerhalb von Deutschland und man etabliert Steuer Wohnsitz in Andorra, verbringt dort auch idealerweise 183 Tage. Allerdings gibt es die Möglichkeit, dann zu korrigieren mit Spanien. Dass man sagt OK, ich bin vorsichtig in Spanien, ich vermeide 183 Tage in Spanien, hab dort keine wirtschaftlichen Interessen und versuche so nah wie möglich an die 183 Tage in Andorra ranzukommen. Das ist eine ideale Kombination oder auch mit jedem anderen Drittland. Die Realität ist wirklich so. Also die meisten Kunden verbringen hier knapp 183 Tage. Und der Rest wird meistens entweder in Spanien, in England, in Frankreich oder in anderen Drittländern verbracht. Das ist so. Und das ist, denke ich mal eine interessante Kombination, wie wir eben gesagt haben wir sind zweieinhalb Stunden vom Strand weg, das heißt, man kann die Berge mit mit der Küste kombinieren und ich würd sagen ungefähr 50-60% der Deutschen haben wirklich ein zweites Standbein und halten sich an die Spielregeln. Und das ist natürlich wichtig, dass die, die sich viel in Spanien bewegen, sich natürlich an die Spielregeln der Steuerresidenz halten. Das ist ganz klar.
Sebastian: Also wir kennen genau dieses Modell, was sie jetzt gerade beschreiben auch aus Malta. Also wir haben zum Beispiel Mandanten, die sind 2 Wochen in Malta, dann 10 Tage zum Beispiel in Deutschland beschäftigt, dann wieder 2 Wochen Malta, dann wieder 10 Tage in Deutschland oder in Österreich. Ja, also, das ist ja absolut auch so machbar und man muss natürlich auch nicht 183 Tage am Stück irgendwo verbringen. Sondern in der Regel bietet sie es oft an, sind ja auch die Gegensätze oftmals positiv. Ja, das ist ja auch das Schöne, also gerade wenn man heute gern Skifahren. Und jetzt hoffen alle, das es da immer noch Schnee gibt.. Ja, sie hatten da schon Zweifel ausgedrückt, aber hoffen wir mal, das ist weiter Schnee gibt. Da kann man ja gerade im Winter dort relativ viel Zeit verbringen und dann die Vorteile nutzen und im Sommer vielleicht dann wandern gehen.
Patrick: Ganz genau, das ist eine ideale Kombinationsmöglichkeit und so würde ich es auch sehen. Eine reale, effektive Residenz, das ist ganz klar das ist der Hauptpunkt, aber mit zahlreichen Gestaltungsmöglichkeiten. Ob das jetzt vom vom Lebensstil ist, dass man sagt OK, man verbringt Zeit in anderen Ländern oder auf den Erstattungsmöglichkeiten, da sind wir nicht größer darauf eingegangen, aber es gibt auch die Möglichkeit, wie wir das bereits angedeutet haben. Es gibt auch Möglichkeiten mit Malta. Das ist ein Steuer Traum. Es gibt Möglichkeiten mit Dubai. Das heißt eventuell ein Unternehmer, der viel in Asien Interessen hat, hat ein Unternehmen in Dubai, möchte aber eine gewisse Zeit in Europa verbringen. Da gibt es interessante Möglichkeiten, da Dubai zum Beispiel Dividendenlos. Dubai nach Andorra wäre auch wieder zu 0% aufgrund dieser Holding Struktur. Die haben das Steuer Abkommen auch auf dass es gewisse Rechtssicherheit gibt. Ähnlich wäre es mit Malta. Malta ist ja durch dieses simplitation System, funktioniert etwas anders, aber auch da haben wir eine Holding Möglichkeit. Und dementsprechend ließe sich das auch gut kombinieren, wenn man ein wirtschaftliches Standbein in Dubai. Vereinigte Arabische Emirate allgemein oder in Malta hätte und aber gleichzeitig aufgrund Interessen, Lebensmittelpunkt sich viele in Westeuropa aufhält, dann wäre es natürlich interessant, das mit einer Residenz in Andorra zu kombinieren.
53:14 - Steuern in Andorra
Daniel: Zusammengefasst ermöglicht einem also der aktive oder passive Residenz Status eine Besteuerung nach andorranischen Steuerrecht, was vergleichsweise sehr günstig sein kann. Wir wollen daher einmal darüber sprechen, welche Steuern es in Andorra gibt und welche nicht.
Patrick: Dann fangen wir am besten bei dem an, was es nicht gibt. Es gibt keine Schenkungs- Erbschaftsteuer, es gibt keine Vermögenssteuer. Dann die Einkommensteuer liegt bei einem maximalen Satz von 10%. Allerdings haben wir hier zahlreiche Vorteile. Das heißt, wir können zum Beispiel auf Einkommen aus nicht selbstständiger Arbeit, können wir bis zu, dazu gehört auch das Einkommen aus selbstständiger Arbeit für die eigene Firma, können wir bis zu 24000€ Freibetrag mitbringen. Von 24000€ Gehalt auf 40000, diese 16000 sind nur mit 5% versteuert. Das heißt, hier haben wir einen relativ großen Spielraum bei einem Gehalt von bis zu 40000. Vor Abzügen, weil auch auf die Sozialversicherung zum Beispiel, die man als Selbständiger bezahlt, sind natürlich abziehbar etc.. Das heißt, wir sind effektiv bei einem Steuersatz von circa 2 - 3% bei einem Gehalt von 40000. Das ist die Einkommensteuer. Ab 40000 sind es dann 10%. Und dabei bleibt es auch. Das heißt, hier gibt es Gestaltungsmöglichkeiten, dass man eben sagt ok, ich zieh mir ein Gehalt von 40000€. Und ab den 40000€ zum Beispiel, lass ich mir dann die Dividenden auszahlen von der Gesellschaft Damit sind wir bei der Körperschaftsteuer, das sind 10%. Es gibt eine Ausnahme für Software, Lizenzgebühren, Royalties, auf Patente. Wenn diese Software oder dieses Patent mit wesentlicher Substanz in Andorra entwickelt wird, was heißt das? Das heißt, wenn Sie zum Beispiel einen Ingenieur, Software Engineer Softwareentwickler in Andorra anstellen oder sie selbst dieser sind, dann können Sie aufgrund dieser Entwicklung vor Ort können Sie dieses Patent Box Regime beantragen, so wie wir das hier nennen und die Unternehmensbesteuerung Körperschaftsbesteuerung geht von 10% auf 2%.
Sebastian: Und diese Patent Box sind, ist also auch konform mit den OECD Vorgaben, die ja viele Patent Box Regelungen im Grunde nichtig gemacht hat.
Patrick: Genau, das ist ein wichtiger Punkt. Deswegen auf die die Substanz Auflage. Vorher gab es keine Substanz Auflage und es gab auch die Möglichkeit, dass man zum Beispiel Marken mit einbringt. Das gibt es nicht mehr, es geht nur noch um wirklich Mehrwert, der in Andorra geschafft wird. Das heißt, Sie müssen absolut der Regierung Vorlagen, Beweise bringen, dass sie wirklich muss, speziell beantragt werden. Dass sie wirklich Arbeitskraft und Substanz in dem Sektor, der zu diesem Mehrwert beiträgt, tatsächlich in Andorra haben. Das muss natürlich beantragt werden. Das dauert auch, das kann bis zu 6 Monate dauern, muss genehmigt werden. Erst dann kriegen sie, auch nur auf diese Arten von Einnahmen, das geht nur um die Royalties, um die Lizenzgebühren. Wenn sie zum Beispiel eine Firma haben, die Software Service anbietet und Dienstleistungen fakturieren, wird das Buchhalterisch so getrennt, dass diese 2% wirklich nur auf die Royalties anfallen und nicht auf die Dienstleistung.
Daniel: Also Dienstleistung wäre normalerweise Dienstleistungen bei Software der größte Teil bei einer Software Dienstleistung ist ja wieder die Maintenance und die Weiterentwicklung und die Updates normalerweise. Also die fallen dann trotzdem schon mit runter also letztendlich, ist meine sind das wahrscheinlich solche Leistung wie Hosting, also wenn ich jetzt noch ein Server Rechenzentrum betreibe und dort die die Software hoste und das auch berechne, das wird dann zum Beispiel rausgerechnet. So hab ich das verstanden. Oder Installationen? Ich installiere die Software zum Beispiel. Aber das ist ein interessantes Konzept, könnte durchaus in der Softwareentwicklungs Branche den ein oder anderen dahinziehen. Ist spannend. So waren das jetzt schon alle interessanten Punkte? Wir wollten sie ja nicht unterbrechen, also bis jetzt hat es sich spannend angehört, aber gibt es beizusteuern, noch mehr zu sagen jetzt, weil der der Bierdeckel ist noch nicht ganz voll?
Patrick: Ja, wir waren bei dem, was es nicht gibt, dann werden wir bei der Einkommensteuer dann mal Körperschaftsteuer und dann gibt es natürlich hier zahlreiche Ausnahmen und interessante Möglichkeiten. Also Ausnahme. Ich glaube, die wichtigste Ausnahme, die haben wir schon angesprochen, dass ist Artikel 5 k bei uns, das ist eben die Veräußerungsgewinne auf börsennotierten Werten. Das heißt, die müssen gehandelt werden. Das können sein: Aktien, ETF´s, Fonds, da gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Es gibt auch Derivate von diesen Produkten. Alles, was börsennotiert ist, ist in dem Sinne befreit von der Besteuerung auf den Veräußerungsgewinn, solange sie nicht mehr als 25% am Kapital beteiligt sind. Das denke ich mal ist für den normalen Sterblichen immer der Fall. Und das ist wirklich interessant. Also da haben wir wirklich auch dann viele viele, insbesondere passive Residenten, die das ausnutzen und das ist sehr interessant. Dividenden haben wir natürlich dann nicht diesen Vorteil es sei denn, wir würden das über der Holding strukturieren. Aber ist sehr oft so, dass die Quellenbesteuerung je relativ bereits über 10% liegt. Das heißt, das macht auch dann selten Sinn. Dann haben wir mit der Quellenbesteuerung zu kämpfen, als mit der ordentlichen Besteuerung. Wir sind natürlich freigestellt von der andorranischen Besteuerung, wenn die Quellenbesteuerung immer bei 10% oder darüber liegt.
59:34 - Gibt es Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Andorra und anderen Ländern?
Sebastian: Ja, sie haben völlig recht. Also ich meine, ich kenne es. Gibt es ein DBA zwischen Andorra und USA zum Beispiel?
Patrick: Nein, und das wird wahrscheinlich auch noch ein Jahrzehnt dauern.
Sebastian: Das heißt zum Beispiel bei US Dividenden zum Beispiel hatte ich damals gleich 30%. Ja also ich meine, das heißt, da musst du dann einfach sagen ok für jemanden der jetzt eine Anlage Strategie fährt, die jetzt auch Dividendenerträgen basiert ist, müsste man sich fragen, ob es dann sinnvoll ist oder nicht das in Andorra zu machen, oder wie man das entsprechend über eine Gesellschaft oder oder oder was auch immer dann strukturieren kann, aber wie gesagt oder möglicherweise eine Auslandsgesellschaft, wenn überhaupt möglich. Aber ich ich sehe schon ein bisschen Probleme, ich meine sicherlich auch wenn man jetzt zum Beispiel die Schweiz anschaut. In der Schweiz, bei Schweizer Dividenden, ich meine 35 Prozent Verrechnungssteuer fällig. Ja also das scheint mir ein genauso großes Problem zu sein.
Patrick: Ja, hier gibt es mit Sicherheit Gestaltungsmöglichkeiten über eine Gesellschaft, eine Holding. Aber gut, das musste man sich anschauen. Lohnt sich das? Inwiefern ist mein Depot auf Dividenden ausgelegt? Und heutzutage ist das ja immer weniger der Fall.
Sebastian: Ja, eben genau. Absolut, da stimme ich Ihnen zu. Also die meisten Mandanten sind ja heute auf Veräußerungserlöse aus, weil die Kurse sich so positiv entwickelt haben und sich weiter positiv entwickeln. Also ich stimme völlig zu, aber eben wer auf Dividenden aus ist, der muss sich extra damit auseinandersetzen, das kann kompliziert werden. Kann man auch steueroptimiert machen, ganz klar.
01:01:09 - Was fallen sonst noch für Kosten an? - Mietpreise, Immobilien, Lebensmittel, Kaffee, Tabak, Alkohol
Patrick: Ja. Ansonsten denke ich, haben wir das dann soweit relativ gut zusammengefasst. Es gibt natürlich bezüglich Gebühren, da werden wir immer gefragt okay, was bezahle ich ansonsten. Also, es ist ja nicht nur alles Steuern und abgesehen von Sozialversicherungen, abgesehen von den Steuern, was fällt da sonst an Kosten für mich an? Das ist richtig, dass es gibt eine Gebühr, die wird erhoben vom Handelsregister und oder die Handelskammer als solches. Und das sind ungefähr 400€ für eine kleine GmbH. Das wird berechnet aus verschiedenen Kriterien, zum Beispiel Quadratmeter Büro. Wo befindet sich die Betriebsstätte, Aktivität et cetera? Aber da sind wir im Durchschnitt bei ungefähr 4 - 500€ jährlich, die man dann nochmal separat für eine GmbH bezahlt und das ist wirklich alles. Also daher haben wir in dem Sinne keine Überraschungen, wie oft vielleicht an anderen Standorten Business Licence oder das ist damit abgedeckt. Und als physische Person bezahlt man kommunale Gebühren, nenn ich das mal. Und wir sind ja aufgeteilt in Andorra, in 7 verschiedene Parròquies und das sind sag mal auf deutsch Pfarreien, glaube ich, sag ich mal. Und das sind das ist immer noch so ein bisschen religiös von damals angelehnt, aber es sind Distrikte in dem Sinne und jeder Distrikt fand dann nochmal ne Kommunale Besteuerung. Die liegt dann ungefähr bei 80 - 120€ im Jahr für die Person. Also es sind sehr humane Gebühren in dem Sinne. Immobilien ist auch vielleicht interessant zu wissen. Ist natürlich für Andorra momentan auch vielleicht eine interessante Investitionsmöglichkeit, da wir großen Zuwachs haben an Bevölkerung, geografisch begrenzt sind. Hier wird viel gebaut momentan. Es ist einfach so, es fehlen Wohnungen. Und Veräußerungsgewinne zum Beispiel auf Immobilien sind praktisch nach 12 - 13 Jahren sind die von progressiv ab 13% bis auf Null. Das heißt wenn man die Immobilie hält, ab 12 Jahren 13 Jahren sind sie bei fast Null. Das ist natürlich auch eine interessante Strategie, eventuell insbesondere im Vergleich mit Spanien und da wäre es interessant. Wir haben viele Kunden, Krypto insbesondere, die möchten sich diversifizieren, möchte etwas aus den Krypto raus und investieren in Immobilien. Das haben wir sehr viel und ist natürlich interessant als Resident hier. Einmal über die passive Residenz, können Sie natürlich in Immobilien investieren und das mit den 350000€ dann kombinieren. Und natürlich auch allgemein. Der Wohnungsmarkt wird sich denke ich weiterhin positiv entwickeln. Wir brauchen Wohnungen. Der Mietmarkt ist sehr, sehr beschränkt momentan und da sind interessante Möglichkeiten.
Daniel: Interessant und jetzt vielleicht, wenn man gerade den den Kostenblock, den sie gerade erwähnt haben, nochmal abschließen mit einer ganz banalen Frage. Also ich sag mal als ich das letzte Mal in Venedig war und einen Espresso und ein Wasser bestellt hab, hab ich fast Gesichtslähmung bekommen würde ich die auch in Andorra bekommen? Also wenn man jetzt mal so rein die Lebenshaltung, wenn man so Monaco oder sowas mit anderen Ländern vergleicht, also was kostet so mein tägliches Leben?
Patrick: Preislich sind wir weit, weit, weit entfernt von Monaco, das ist ganz klar. Sie müssen sich bei den Immobilien glaube ich, sind wir ein Vielfaches mindestens ums 3/4/5 fache entfernt, das ist ganz klar. Konkrete Preise. Fangen bei den Immobilien an. Ungefähr der momentane Quadratmeter liegt bei circa 3000-3300 Quadratmeter Kaufpreis Wohnfläche. Mietpreis haben bereits erwähnt, liegt ungefähr bei 12 - 15€. Ist relativ hoch aktuell, das war noch anders bis vor einem Jahr. Die Lebenshaltungskosten sind ungefähr ähnlich wie in Barcelona, würde ich sagen. Was kostet ein Kaffee? Kaffee kostet immer noch 1,20€. Der Kaffee geht auch nicht großartig, der wird nicht großartig teurer, das ist, das ist ein Basis Produkt hier in im Mittelmeer und dementsprechend ja. Ansonsten Alkohol ist relativ günstig. Wir haben ja diese Sonderbesteuerung, haben wir jetzt eben nicht davon geredet, ist wahrscheinlich nicht so interessant. Es sei denn, man konsumiert dann ja Wein, Bier sehr günstig. Ganz klar ähnlich wie in Spanien, teilweise günstiger und dann ja Lebensmittelpreise ungefähr wie Barcelona total sind wir noch deutlich günstiger. Die Franzosen kaufen Lebensmittel hier, kommen am Wochenende. Das ist schon interessant. Also wirklich nur die Immobilien, da merkt man es schon, da zieht es an. Die Inflation lag im Januar bei 3,3%. In Spanien deutlich höher auch in Deutschland und dementsprechend verhältnismäßig günstig, würde ich sagen.
01:06:37 - Leben in Andorra: Lebensqualität, Schulsystem - Ist es für Familien geeignet?
Daniel: Gehen wir jetzt einmal weg von Steuerfragen, Lebenshaltungskosten und Immobilienpreisen. Wie wir ja immer wieder betonen, sollte man bei einer Wohnsitz Verlagerung ja wirklich umziehen und zwar im Idealfall mit seiner ganzen Familie. Hier wird es also mal interessant zu wissen, wie das Schulsystem in Andorra ist und wie das allgemeine Leben dort so abläuft.
Patrick: Andorra, obwohl es ein relativ kleines Land ist, sind ja wie gesagt nur knapp 80000 Einwohner. Hat in dem Sinne 3 offizielle Schulsysteme und dann die zusätzlichen Privatschulen.
Daniel: Gibt es Schulpflicht eigentlich?
Patrick: Es gibt eine Schulpflicht, auch Präsenzpflicht, wie man das mittlerweile seit der Pandemie kennt. Dass man darauf hinweisen muss, präsent sein. Die 3 Schulsysteme, das ist das andorranische System. Hauptsächlich basierend auf katalanischer Sprache, das Spanische und das Französische. Das Französisch natürlich interessant, insbesondere für die Ausländer, ja, die vielleicht nicht gerade aus Deutschland kommen also viele Nichteuropäer, die nicht spanischsprachig sind. Normalerweise wird das Französische gewählt. Deutsch Ist natürlich, wenn es eine gewisse Anlehnung gibt. Viele gehen meistens auf das British, das sind dann die Privatschulen. Abgesehen von den 3 kommen dann zu den privaten, es gibt es einmal die British School und dann gibt es die International School. Das ist so ein Mix, hauptsächlich angelehnt englischsprachig, spanischsprachig. Und das wären die 2 privaten Alternativen. Das heißt an Schulen fehlt es wirklich nicht. Die öffentlichen Schulen sind komplett kostenlos, gratis. Man hat sogar Ski, das ist vielleicht interessant für die Zuhörer, sie können Skifahren, innerhalb der Schule. Sie kriegen das Equipment dazu, sie kriegen Skipass. Und das wird dann meistens einen Tag der Woche im Winter geht man morgens Skifahren mit den Schulen. Das ist ganz interessant. Mann sieht dann immer die Kindergruppen. Das heißt vom Umfeld her, vom Schulsystem, Bildungssystem, denke ich ist es ideal, bis zu dem Zeitpunkt Universität. Dann ist natürlich meistens so auch die Andorraner gut 70% der Andorraner studiert im Ausland. Es gibt zwar eine Universitat d'Andorra, die gibts. Allerdings klar, die Studiengänge sind begrenzt und viele gehen ins Ausland. Aber für die Kinder ist sehr familienfreundlich. Wir haben ja fast keine Kriminalität in dem Sinne und absolut sicher. Das ist natürlich, wenn sie jetzt Sevilla, Malaga, Barcelona oder auch in Südfrankreich - das hat natürlich ein ganz anderes Umfeld. Die Kinder können spielen, frei rumlaufen, da macht sich keiner Sorgen, muss sich ständig umschauen und es gibt wirklich keine Kriminalität in dem Sinne. Das heißt für Familien ist es eigentlich ideal. Hm, deutschsprachige ja muss man sich halt eben entscheiden mache ich doch lieber Spanisch oder Englisch und Spanisch wird überall unterrichtet, genauso wie Katalan. Ist natürlich dann nicht offensichtlich die Entscheidung. Allerdings Lebensqualität für Familien ideal.
Daniel: Okay. Jetzt gibt es ja Leute, die Deutschland verlassen, weil sie eigentlich der Schulpflicht entfliehen wollen, weil sie ihre Kinder wirklich viel lieber im Homeschooling oder online in einer Online-Schule anmelden wollen. Also müsste man jetzt aus dem, was sie gesagt haben, ganz klar sagen dann bitte kommt nicht nach Andorra.
Patrick: Es ist wirklich so, dass eine Präsenzpflicht besteht. Es gibt die Möglichkeit, die Kinder im Ausland einzuschulen. Diese Möglichkeit gibt es, obwohl die Kinder Resident in Andorra sind. Wenn sie aber eingeschult werden, zum Beispiel im Internat et cetera. Ob die Präsenzpflicht dann geprüft wird? Klar, wenn es natürlich alternative Schulmodelle sind, die nicht mehr diese Präsenzpflicht beanspruchen. Ich denke, das müsste man prüfen, ob es diese Möglichkeit gebe, aber prinzipiell können sie die Kinder an einer Auslandsschule anmelden. Das ist möglich. Sie müssen nur einen Nachweis bringen, dass formell eine Anmeldung bestellt. Ob das geprüft wird, ob diese Schule Präsenzpflicht hat, daran möchte ich zweifeln. Das wäre, eventuell nur eine Alternative dazu.
01:11:17 - Wie sieht die Entwicklung aus: Behält Andorra seinen Sonderstatus als kleines Land mit vielen steuerlichen Vorteilen?
Sebastian: Klingt ja alles sehr interessant also was mir jetzt gefällt, muss ich sagen, in Andorra ist es klingt sehr als eine realistische, pragmatische Lösung, auch jetzt gerade mit Familie und so weiter. Ich habe ja auch selbst einige Kinder. Ja, also ich bin auch mehrfach mit dem umgezogen. Also ich glaube es ist eine konkrete Möglichkeit, dort auch tatsächlich zu leben und auch sich einer hohen Lebensstandards zu erfreuen und wunderbar der Kaffee ist auch noch bezahlbar. Jetzt ist wie sehen Sie die strategische Entwicklung von Andorra? Wir kennen das ja von anderen kleinen Ländern. Andorra ist jetzt auch kein EU-Mitglied, das doch von anderen von großen Ländern erheblicher Druck auf diese Länder ausgeübt wird. Es gibt dann schwarze Listen und man droht hier seitens der EU oder OECD alle möglichen Vorteile zu entziehen. Also, wir haben das erst vor kurzem wieder erlebt, wo der FinCEN dann hier Malta zum Beispiel auf die schwarze Liste wegen irgendwas gesetzt hat, weil dort angeblich Geldwäscherei Gefahren bestanden. Wie groß ist der Druck auf Andorra und wie weit glauben sie, dass Andorra hier nach wie vor diesen Sonderstatus als ein kleines Land mit vielen Vorteilen, auch steuerlicher Natur aufrechterhalten kann? Oder ist es in Gefahr, sehen Sie das da realistisch was sich zusammenbraut?
Patrick: Also es gibt 2 wichtige Momente in den letzten sag ich mal 15 Jahren. Und das ist einmal zum Zeitpunkt der Finanzkrise, kam ja ein gewaltiger Druck auf generelle Steuerparadiese weltweit. Aus diesem Anlass hat sich natürlich Andorra dann durch zahlreiche Reformen und Veränderungen dann entwickelt und Steuersystem überhaupt eingeführt. Das war ja erst zu dem Zeitpunkt 2012. Wir hatten ja vorher, wir hatten bis zu 2015 effektiv keine Einkommensteuer gehabt. Das heißt, diese radikalen Reformen fielen alle im Rahmen der Finanzkrise und deren Auswirkungen. Und seit daher besteht ein Steuersystem, das den OCDE Richtlinien und insbesondere an Spanien angelehnt ist und daher gehen wir davon aus, dass im Zuge der weiteren DBA´s, die unterschrieben werden. Wir sind momentan mit Frankreich, Spanien, in Liechtenstein, Luxemburg, Portugal et cetera et cetera. Wie sind bei 8 DBA´s momentan. Und das wird sich weiterentwickeln, das gibt dem Ganzen eine gewisse Rechtssicherheit. Dann, der zweite Punkt ist PEB´s. Andorra hat das PEB´s Protokoll unterschrieben. Daraufhin auf diese Substanzveränderungen, bezüglich Patent Regime, zum Beispiel Patent Box Regime. Überhaupt dadurch, dass Andorra überhaupt erst seit 2012/2013 an diesem Spiel der Auslandsgesellschaften teilnimmt, haben die ganz andere Regeln, als vielleicht noch viele andere Länder, die das ganze seit Jahrzehnten betreiben. Und die Substanzauflagen, die wir hier in Andorra bereits jetzt haben: physisches Büro real, effektive, Residenzen et cetera, Vorgehen gegen Schein-Residenzen. Alles, das kommt ja eben auf diesem Druck, wie sie sagen, und das machen wir hier schon seit jetzt knapp 10 Jahren. Das heißt, der Druck war in der Vergangenheit. Andorra hat sich radikal angepasst und ich denke, daraufhin haben wir eine Basis geschafft. Dass der Druck in der Zukunft unwahrscheinlich noch zu mehr Veränderungen führen könnte. Ich gehe aber jetzt allgemein von den, wenn wir jetzt sagen ok, wir sind im Vergleich mit Bulgarien. mit Ungarn mit vielen Ost-Ländern mit vielen EU-Mitgliedern auf einem Niveau bezüglich Körperschaftsteuer. Wir haben natürlich erhebliche Vorteile bei der Einkommensteuer. Alleine darauf basierend gehe ich davon aus, dass die EU weiterhin intern mit Sicherheit mehr Druck ausüben wird als auf Andorra, weil wir uns seit 10 Jahren enorm angepasst haben und nehmen an diesen Entwicklungen teil. Letztendlich, glaube ich, kommt es aber darauf hinaus: Andorra ist a small Player, wirklich in diesem in diesem Feld. Und ist auch nicht unbedingt so, dass außer Spanien und Frankreich ein wesentliches Interesse zum Beispiel seitens der EU besteht, noch mehr Reformen jetzt so zu pushen. Das macht glaube ich wenig Sinn. Das ist der Punkt Steuern. Dann, der Punkt Fakten, Compliance, Geldwäsche. Da gab's einen zweiten, sag ich mal historischen Moment in der Geschichte. Das war 2015. Sie hatten erwähnt FinCEN. FinCEN hat interveniert bei einer andorranischen Bank, das war die BPA, in 2015 das war im März. Und da gabs Kapitalverkehrskontrollen. Da hat die Welt auf dem Kopf gestanden. Wir sind kleines Land dann 5 Bomben zu dem Zeitpunkt und die Bank wurde abgewickelt, wurde gesäubert und seit diesem Zeitpunkt besteht dann der Nachfolger, das ist die Vall Bank. Man hat sich an die Protokolle gehalten und man hat sofort reagiert. Auf diese FinCEN Intervention und seit daher ist das Compliance so strikt geworden. Besteht eine so starke Orientierung nach Weissgeld Strategie, dass ich bezweifeln möchte, dass es auch hier zu weiteren Druck kommen könnte. Weil die Banken so Risk Avoidance und konservativ aufgestellt sind, das ist es schwer, sich vorzustellen, das es hier zu weiteren Inzidenzen kommen könnte die nochmal ein Auslöser geben würden für mehr Druck auf das kleine andorranische Finanzsystem.
Sebastian: Übrigens ich hatte nicht Finn Center eben bei Malta gemeint, sondern FATF ja, die ja eben hier diese schwarze Liste haben, also ebeT Financial Action Task Force. Aber eben wie über die FinCEN Intervention hatten Daniel und Ich vorhin gesprochen, wo Andorra dann auf einmal groß in den News war. Das kleine Andorra wird jetzt hier von FinCEN aus den USA, ja Financial Crimes Enforcement Authority untersucht. Das war sicherlich spannend. Ist sehr interessant, was sie sagen, also es erinnert mich so ein bisschen an die Maßnahmen, die Lichtenstein ergriffen hat schon vor etlichen Jahren. Die jetzt ja auch mittlerweile hier einen vorbildlich transparent sind im Hinblick jetzt auf zum Beispiel Stiftungen, ja die jetzt auch komplett mit. sag ich jetzt mal, von den deutschen Behörden anerkannt werden, wo Informationsaustausch usw stattfindet. Und ich glaube eben die Dinge, die sie jetzt gerade erwähnt haben, also hier im Grunde eine Strategie zu haben, die voll auf Compliance und Transparenz basiert und im Grunde zu sagen, es gibt steuerliche Vorteile. Aber um diese zu erfüllen, muss man sich jemand ganz klar an Regeln halten Substanz, Präsenz, keine Briefkasten-Gesellschaften das sind so die entscheidenden Punkte und das sind ja eigentlich genereller globale Trends, die wir ja schon seit langem feststellen und das wird auch sicherlich in Zukunft weiter so sein. Und eben Länder wie Andorra, ich glaube, die sich dann hier die dann hier aktiv eine Rolle spielen, bieten natürlich dann für viele wohlhabende Bürger aus der EU auch tatsächlich eine rechtssichere Alternative, was Residenz oder möglicherweise Firmengründungen anbelangt.
Patrick: Genau ich denke Andorra hat sich da mit Sicherheit auf der Zukunftsseite positioniert, musste es halt, weil eben die Spielregeln seit den letzten 10 Jahren oder 15 Jahren ganz anders sind als vorher. Als New Player muss man sich an die neuen Regeln halten, deswegen ist es relativ strikt hier, aber es ist die Zukunft, weil alle andere Standorte müssen sich dem anpassen und das wird das gleiche hinauslaufen.
Sebastian: Ja, sehe ich genau so.
01:19:57 - Max Frisch´s Buch "Andorra”- Gibt es einen Zusammenhang mit dem Land?
Daniel: Jetzt haben wir noch eine andere Frage an den Herrn Müller: also was ist denn ihre Meinung zu Max Frisch Buch "Andorra"? Kann man ja auch im im Youtube diesen alten Film sehen, zum Beispiel dazu.
Sebastian: Steht ja auf der Liste, die jeder Abiturient in Deutschland lesen muss.
Patrick: Ich bin mit 19 Jahren bin ich aus Deutschland weg. Ja, das merkt man vielleicht schon, ich habe gewisse Lücken im Deutsch sprechen und ich glaube..
Sebastian: Ihr Deutsch ist hervorragend.
Patrick: Also ich kann mich nicht erinnern es gelesen zu haben. Ich kenn es und war auf dann auch neugierig. O.k Andorra? Ich glaub es ist ein Drama vor einem Schweizer Schriftsteller und ich kenn ganz wenig, aber ich glaub es es geht um Diskriminierung und Anders sein und multikulturellen Gesellschaften. Ob das akzeptiert wird oder nicht und hat überhaupt nichts mit Andorra zu tun, spielt auch nicht in Andorra, sondern es geht eher ja, man hat den Phantasienamen Andorra benutzt. Vielleicht wusste der lieber Herr Frisch gar nicht das Andorra überhaupt existiert. Es gibt auch die Andorianer, kenne sie vielleicht vom Raumschiff Enterprise. Diese blauen Männchen und da hat wahrscheinlich auch niemanden begriffen, da gibt es ein Land, das heißt Andorra. Es wird immer wieder ein Witz gemacht davon und aber ich glaub bezüglich Multikulti, Anders sein, wie ich eben schon erwähnt hab also wir sind ein Land hier von 80000 Einwohnern. Und knapp, ich glaub 53 oder 54% sind Residenten, sind keine nationalen Andorraner und ich glaub allein das sagt schon genügend aus. Wir sind sehr gemischt. Wir haben eben gesagt, viele Spanier, Franzosen, Portugiesen. Dann kommen die Argentinien. Wir haben mittlerweile mehr Argentinier als Engländer. Das heißt, wir haben noch so ein bisschen südamerikanischen Touch hier und dann viele gehen sind auch stark vertreten also ich denk mal an Multikulti fehlts auf keinen Fall. Toleranz versteht mehr als genug. Katalan wird niemandem erzwungen. Das ist auch ein wichtiger Punkt, weil viele denken immer das ist alles Katalanisch, da muss ich Katalanisch lernen. Ein bisschen Katalan lernen, ein bisschen Respekt haben vor der Kultur, aber ich glaub, das ist die Basis. Überall kann einem geholfen werden mit etwas Englisch, mit etwas Spanisch, mit etwas Französisch. Und ja, das ist wirklich eine Multikulti Gesellschaft in dem Sinne und also an Toleranz fehlt es auf keinen Fall.
Sebastian: Naja, also wie gesagt, Max Frisch hatte ja eigentlich dieses Stück, dieses Theaterstück ja über die Schweiz geschrieben, aber weil es eben so ein Gleichnis im Grunde sein wollte, wollte er dort die Schweiz nicht wirklich erwähnen. Sondern er hat sich irgendein anderes Land ausgesucht und hat aus einem Grund dann hier Andorra letztlich als den Schauplatz für dieses Theaterstück ausgewählt. Und ja interessante Sache, aber wie gesagt, ich hoffe die die die Andorraner heißt es korrekt, ja. Die Andorianer sind die sind die Raumschiff Enterpreise Leute, ja? Der Andorraner fühlt sich dann nicht auf den Schlips getreten und dann ich glaub sie sind da gar nicht mit gemeint.
01:23:34 - Wie wird man in Andorra als “Ausländer” behandelt? Wieviele Deutsche leben in Andorra?
Patrick: Naja, hier zur Beziehung Schweiz, ich weiß ja nicht wieviel Schweizer, "Schwyzer" Zuschauer ihr habt, aber ist ja nicht böse gemeint. Und ich kenn ja die Schweiz sehr gut und hab selbst auch mit der Schweiz gearbeitet und wir haben auch viele Schweizer übrigens die meistens passive Residenten sind, aber Ich kenne so ein bisschen diesen deutschen Komplex in der Schweiz.
Sebastian: Genau, genau.
Patrick: Vielleicht ist da eine gewisse Wahrheit auch dran, aber es ist wirklich nicht so, dass man hier als Deutscher anders behandelt wird, oder anders, das haben wir hier nicht. Eher im Gegenteil, die Deutschen sind im mediterranen Spanien Italien vielleicht wirklich, da gibt es politische Gründe. Aber in Spanien, da sind die Deutschen wirklich gut angesehen. Und dann vermittelt, man verbindet immer noch diese alten Werte mit den Deutschen. Das heißt, wenn sie eine Wohnung suchen etc, merkt man das schon, also diesen Respekt. Also wir haben da eher das gegenteilige Problem, als vielleicht in der Schweiz, wenn das wirklich existiert. Also da denke ich, sind die Deutschen sehr willkommen und sind auch wenige. Ich hab gestern nochmal auf die Statistik geguckt, es sind nur 212 Deutsche momentan in Andorra angemeldet.
Sebastian: Wahnsinnig, das sind ja echt wenige.
Patrick: Und ich glaub wir haben einen Kundenstamm von 70 oder 80, also da haben wir schon einen relativ hohe Marktanteil.
Sebastian: Ja, da sind sie ja schon, das ist ja schon fast hier ja, das ist schon definitiv Marktführer.
01:25:10 - Das Essen in Andorra
Daniel: Toll. Jetzt, unsere Zeit ist ja jetzt schon, wir sind ja fast schon zum Ende gekommen, aber trotzdem noch ne kleine Frage vielleicht. Wenn ich jetzt mal kurz in Andorra vorbeischaue. Gibt es denn irgendwas, wenn ich mal ins Restaurant Essen gehe, was ich unbedingt mal probiert haben sollte oder weil sie haben das so Multikulti gibt es da gar keine typische andorranische Küche?
Patrick: Doch, gibt es. und die ist stark an die Pyrenäen angelegt. Wird sind natürlich hier etwas deftiger aufgestellt aufgrund ja, so kalt wird es ja nicht, aber trotzdem haben wir mal kaltes Wetter und Schnee ist ganz klar und dann wird ein bisschen deftiger gegessen. Und da haben wir die Trinschat, das schreibt sich TRINXAT. Und das ist so ein Art Kohl mit Speck und Kartoffeln und relativ deftig. Hört sich vielleicht jetzt nicht so toll an, aber wenn man es probiert, ist das super lecker. Und das isst man in Bordas. Bordas, das sind so alte Ställe, wo man früher Vieh gehalten hat und die sind dann umgebaut zu Restaurants. Und das ist sehr interessant, da sitzt man wirklich sehr urig, wie im Stall und wir haben überhaupt sehr viel Rustikales. Das sehen wir, wir haben hier das Holz überall bearbeit, vieles dekoriert mit Stein und Holz und fühlt sich so ein bisschen urig an. eher rustikal. Und das sind wirklich auf jeden Fall, wenn man nach Andorra kommt. In einer Borda ein Trixat zu essen und es gibt gute Weine, nicht andorranische, wir trinken dann die spanischen und einen schönen Rotwein dazu und wunderbar.
Daniel: Ok, klasse. Ja, also war sehr informativ, hat uns viel Spaß gemacht, mit ihnen das Gespräch zu führen. Ich bin auch mit meinen Fragen jetzt soweit durch. ich weiß nicht, ob der Sebastian noch ne Frage hat?
Sebastian: Nein, ich bin ich bin durch.
01:27:07 - Kontaktdaten Patrick Müller
Daniel: Ja, dann bleibt noch eine wichtige Sache zum Schluß. Interessierte Mandanten, Interessenten: Wie kann man sie am besten erreichen, wenn man mit jetzt doch noch die ein oder andere Frage hat zum Thema?
Patrick: Genau, sie können uns natürlich prinzipiell, alle Kontaktinformationen werden denke ich eventuell unter diesem Podcast stehen. Ansonsten unser Portal: Andorra Solutions haben wir auch in deutscher Sprache und sie können uns gerne telefonisch erreichen, per E-Mail. Jegliche Kontaktinformationen sind dann natürlich auf unserer Website.
Daniel: Genau und wir blenden sie natürlich auch am Ende mit ein. Sehr schön, vielen Dank.
Patrick: Ich danke Ihnen.
Sebastian: Sehr interessant.
Patrick: Dann wünsch ich noch einen schönen Tag und liebe Grüße aus Andorra.
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland. Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens wenn ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.
Firma in IRLAND gründen –Steuern niedrig, Hürden hoch
Erfahren Sie, warum Irland trotz neuer Initiativen zur Gewinnverlagerung eine attraktive Option für Firmengründungen bleibt. Entdecken Sie die Vorteile des 12,5% Körperschaftsteuersatzes und die Auswirkungen des Brexit auf englischsprachige Unternehmen in Europa.
Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Initiativen zur Einschränkung der Gewinnverlagerung ins steuergünstige Ausland machen Irland mit seinem günstigen Körperschaftsteuersatz von 12,5% zu einer guten Alternative. Nach Brexit ist Irland das einzige englischsprachige Land in Europa. Wie unproblematisch ein Wohnsitzwechsel nach Irland und ein Leben dort ist, haben Sie in unserer Folge „Leben in IRLAND – Rückständig, aber steuerlich attraktiv“ gehört.
Neben dem bekannten Non-Dom Status von Irland gibt es dort noch weitere Vorteile. Welche Hürden Ihnen allerdings bevorstehen, wie hoch diese sind, und wie Sie die bewältigen können, erfahren Sie von dem Steuerexperten Sebastian Sauerborn.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Die irische Bevölkerung
Die Iren sind sehr freundlich und halten selbst im Nieselregen gerne ein Schwätzchen mit Ihnen. Auch kann es passieren, dass der Ortspfarrer „unangemeldet“ vorbeikommt und eine Tasse Tee mit Ihnen trinkt. Geburt, Taufe und Beerdigungen sind immer ein Grund zum Feiern, und eine Hochzeit „im kleinen Kreis“ gibt es nicht; die Iren wissen, wie man feiert.
Irisches Bier und Irischer Whiskey
Das irische „Nationalgetränk“ ist Guinness. Wenn Ihnen das nicht schmeckt, finden Sie in manchen Irish Pubs außer Guinness eventuell noch amerikanische Biere. Irischer Whiskey hat einen typisch milden Geschmack und unterscheidet sich auch durch ein zusätzliches „e“ von Schottischem Whisky. Bekannte Irische Whiskeys sind der samtweiche Jameson, der milde Tullamore Dew und der einzigartige rauchige und peated Connemara, der dem schottischen Whisky ähnelt.
Was ist Common Law?
Das Rechtssystem des Common Law ist Europäern weniger bekannt, wird aber in englischsprachigen Ländern, auch den USA angewandt. „Common” bedeutet so viel wie gemeinsam, gewöhnlich, üblich und bezieht sich auf die ursprüngliche Form, wie wir als Menschen miteinander leben und arbeiten. Es ist das „Law of the Land“ und steht im Gegensatz zum „Law of the Sea“. Die Rechtsprechung im Common Law bezieht sich auf Präzedenzfälle und auf die besonderen Umstände, das Besondere einer Person oder eines Falles.
Großzügige staatliche Förderungen
Irland hat keine natürlichen Ressourcen und ist auf Auslandsinvestition angewiesen. Gründen Sie als Ausländer ein Unternehmen in Irland und schaffen fünf Jobs, erhalten Sie vom irischen Staat 100.000 € Förderung. Eine Briefkastenfirma funktioniert nicht, die Iren wollen ein Büro und festangestellte Mitarbeiter sehen. Bevor Sie Ihre irische Ltd. gründen, sollten Sie sich mit allen substanziellen Anforderungen auseinandersetzen.
Irland und die USA
Die gute Beziehung zwischen Irland und den USA haben wir bereits in unserer ersten Folge über Irland angesprochen. In vielen amerikanischen Städten finden Sie Büros des irischen Wirtschaftsministeriums für die Standortentwicklung. Die ausgeprägten Verbindungen können auch Ihnen bei Ihrer Expansion in die USA behilflich sein. Nutzen Sie Irland als Sprungbrett. Der US-Immobilienmarkt bietet z.B. sehr lukrative Möglichkeiten.
Lesen Sie auch: Immobilien beleihen zur Kapitalbeschaffung
Die globale Mindestbesteuerung
Auch Irland hat die globale Mindestbesteuerung von 15% Körperschaftsteuer akzeptiert. Wie in unserer Folge zu Malta als Unternehmensstandort erklärt, ist diese nur für Unternehmen mit mehr als 750 Millionen Euro Umsatz relevant und betrifft nicht die kleineren Unternehmen. Anders sind die Firmengründungen in Bulgarien. Wer in Bulgarien Unternehmen gründen will, zahlt pauschal auf Gewinne 10% Körperschaftsteuer und anschließend weitere 5% auf die Gewinnentnahme. DBA Irland Deutschland gilt natürlich auch. Eine flat tax gibt es in Irland nicht.
Gesellschaftsformen in Irland
In Irland verhält es sich ähnlich wie in Malta, denn beide Länder waren unter britischer Herrschaft, und Sie finden auch heute noch britische Strukturen in beiden Ländern vor. In unserer Folge „LTD, PLC, LLP & Co – welche UK Firma gründen nach dem Brexit?“ erklären wir die unterschiedlichen Gesellschaftsformen. Mehr Informationen spezifisch der PLC erfahren Sie hier. Bekanntlich ist die Gründung einer UK Limited mit Niederlassung in der EU nicht mehr möglich, und das ist, wo Irland ins Spiel kommt, wenn Sie an solch einer Konstellation Interesse haben. Das Stammkapital ist ebenfalls gering, wie in Großbritannien.
Lesen Sie auch: Wieso eine Genossenschaft gründen?
Der Gründungsvorgang
In Großbritannien können Sie die Gründung voll elektronisch durchführen, in Malta werden die handschriftlich unterzeichneten Dokumente per Kurier geschickt. In Irland können Sie Ihre Unterschriften einscannen und hochladen. Nach manueller Prüfung dauert es nur noch wenige Tage, bis Ihre Gesellschaft eingetragen ist.
Was Sie konkret beachten müssen
In Irland ist ein richtiges Büro mit echten Mitarbeitern und einem echten Geschäftsführer unerlässlich. Das können Sie oder einer Ihrer Geschäftspartner sein, aber es muss korrekt laufen. Es darf niemand sein, der in vielen anderen Unternehmen ebenfalls beteiligt ist; die Iren nehmen das sehr ernst, und das Finanzamt kann so viele Fragen stellen, wie wenn Sie eine Offshore Firma gründen würden.
Die irische Finanzbehörde
Die Anforderungen an die Buchhaltung in Irland sind wie überall in der EU. Allerdings ist die irische Finanzbehörde sehr viel strenger als die in Großbritannien. Gründen Sie eine Firma in Irland, müssen Sie bereits nach Einreichen der ersten Jahresabschlüsse mit einer Prüfung rechnen. Sie müssen Ihre Unterlagen sehr genau aufarbeiten und unbedingt die Fristen einhalten. Reichen Sie Ihren Jahresabschluss nur einen Tag zu spät ein, sind Sie für die folgenden zwei Jahre testatpflichtig und müssen Ihre Jahresabschlüsse zusätzlich von einem Wirtschaftsprüfer prüfen lassen. Iren reden am liebsten mit anderen Iren, und daher raten wir Ihnen zu einem Steuerberater mit irischer Nationalität.
Informationen zur EU-Insolvenz in Irland finden Sie hier.
Mögliche Konsequenzen bei inkorrekter Buchführung
Unterläuft Ihnen versehentlich ein Fehler in der Buchhaltung, müssen Sie in Irland erfahrungsgemäß nicht mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Ihr Name könnte auf der schwarzen Liste der Tax-Dodges veröffentlicht werden, und wenn Sie Ihre Strafe schnell bezahlen, sollte der Fall auch relativ schnell erledigt sein. Einigen Unternehmern wurden in kritischen Fällen oftmals ihre Umsatzsteuernummer, auch im Nachhinein aberkannt.
Welche Branchen lohnen sich in Irland?
Wie das Guinness zu Irland gehört, verhält es sich auch mit dem Wetten. Diese alte Branche ist in Irland traditionell verankert und viele Leute wetten. Irland freut sich über junge Unternehmer, die nach Irland ziehen und vor Ort ein Team aufbauen. Die typischen Branchen sind Tech und Engineering, aber auch der Pferdesport ist in Irland weit verbreitet. Ebenfalls interessant ist die E-Money Lizenz, die die irischen Türen zum Handeln mit Krypto öffnet.
Auf unserem Podcast Perspektive Ausland finden Sie mehr Informationen zur Unternehmensgründung und Wohnsitz in Luxemburg, Türkei und Ukraine, Schweiz, Bulgarien, Chile und vielen anderen Ländern.
Lesen Sie auch: Lastenausgleichsgesetz - Sollte man die Gerüchte ernst nehmen? Wie kann man sich schützen?
Kontaktdaten und Links:
Sebastian Sauerborn
Homepage: www.wohnsitzausland.com
E-Mail: hello@stmcorporate.group
Telefon: +44 20 3151 0582
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Auswandern nach UK post Brexit
Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Steuerfahndung, Hausdurchsuchung: Das müssen Sie wissen
Unternehmer in der Türkei - Markt mit Potenzial und Haus am Strand
Ihr Firmensitz & Büroservice
9 internationale Steuertipps für Startup-Gründer
Achtung Firmengründung Irland: 7 wichtige Steuerfakten, die Gründungsagenturen verschweigen
Das Ende der Holding-Gesellschaft?
Welche Vorteile bietet die E-Residency in Estland?
Bulgarien als Wirtschaftsstandort
Müssen Sie Ihr Vermögen vor einem drohenden Lastenausgleich schützen?
Endlich Klarheit bei internationalen Steuerfragen
Finanzamt England: Alles was Sie zu HMRC wissen sollten
Tschechien ist kein Niedrigsteuerland, hat aber andere Vorteile
Steuerfahndung - Was dürfen die überhaupt und was nicht?
Warum deutsche Unternehmer die Türkei lieben - Vorteile überwiegen Risiken
Der schnellste Weg zum finanziellen Neustart: Insolvenz in Irland
Auswandern in die USA: Auf ins Land der unbegrenzten Freiheit!
Unternehmensstandort Rumänien: Der Geheimtipp für Unternehmen jeder Größe
Keine Briefkastenfirmen mehr in Luxemburg - Was bleibt interessant für Unternehmen?
Warum Sie im steuergünstigen Ausland leben müssen
Firma gründen in der Schweiz als Deutscher
Holding Gesellschaft in Luxemburg gründen (SOPARFI)
LTD, LP & PLC: Macht nach Brexit eine UK-Gesellschaft noch Sinn?
Gold Zuhause lagern - Was es zu beachten gibt
USA - Firmengründung - LLC, LP oder C-Corporation?
9 Fakten zum Tod der klassischen Offshorefirma
Die 7 größten Vorteile einer Genossenschaft
Nach UK umziehen & Non-Dom werden: Wie Sie den steuerlichen Wohnsitz nach UK verlegen
Alternative zu Dubai: Die nördlichen Emirate & Ras Al Khaimah
Was sind die historischen, politischen und kulturellen Ursachen für den Brexit?
Brexit: Erstattung von UK-Mehrwertsteuer & Einfuhrzöllen bei Retouren
Nach England auswandern im “Post-Brexit-Zeitalter”
Als Ausländer ein Girokonto in England eröffnen - So geht's
In diese US-Metropolen zieht es deutsche Auswanderer
Haus in Schottland kaufen als Ausländer: Praktische Tipps und Anleitung
Englische Limited Partnership gründen
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Bulgarien als zukünftiger Unternehmensstandort
Steuergestaltung mit internationalen Holding-Gesellschaften
Dubai - sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht
Ist die Schweiz der neue Tech-Start-up-Hub in Europa?
Großbritannien: Höhere Körperschaftsteuer ab 01.04.2023 - aber nicht für alle!
Alles was Sie zur Firmengründung in Singapur wissen müssen
Remote Arbeiten: Die 18 besten ortsunabhängigen Jobs
Als Freiberufler nach Nordzypern ziehen: Das sollten Sie wissen
Timestamps
00:00 - Begrüßung, Einleitung & Résumé – die Menschen in Irland
06:46 - Irisches Bier und irischer Whiskey
10:15 - Kulinarisches Irland
13:45 - Irlands Position nach Brexit
15:33 - Spezialdeals und staatliche Förderung
22:10 - Bleibt die niedrige Körperschaftsteuer in Irland?
25:08 - Investition nach Irland bringen
30:15 - Finde ich qualifizierte Mitarbeiter in Irland?
31:49 - Welche Gesellschaftsformen gibt es in Irland?
34:10 - Wie läuft die Gründung ab?
36:50 - Mit der irischen Steuerbehörde ist nicht gut Kirschenessen
39:51 - Wann sollte ich meinen Wohnsitz nach Irland verlegen?
44:22 - Als Geschäftsführer vor Ort sein
47:10 - Welche Branchen sich in Irland lohnen und die rechtlichen Unterschiede
50:34 - Mögliche Konsequenzen bei inkorrekter Buchführung
55:49 - Habe ich die passende Geschäftsidee für Irland?
58:24 - Mit welchem Schritt fängt mein Weg nach Irland an?
Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP 29: Firma in IRLAND gründen – Steuern niedrig, Hürden hoch
Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung, Einleitung & Résumé - die Menschen in Irland
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ich bin Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew. Wir haben ja bereits im ersten Podcast zu Irland eine ganze Menge über Land und Leute, sowie das Leben in Irland erfahren. Wir möchten jetzt nochmal kurz ein Résumé ziehen und dann gleich auf die Unternehmensgründung in Irland eingehen.
Ich bin bei der letzten Aufnahme, zu Irland, bin ich immer so, das war immer wie so eine heiße und eine kalte Dusche für mich, denn es waren immer wieder Dinge, die mich auf der einen Seite begeistert haben, Irland als Wohnsitz, und dann kamen wieder so Dinge, die mich ganz schön zum Nachdenken gebracht haben. Das war so die Höhen und Tiefen. Aber heute wollen wir uns über Irland unterhalten und . . .
Sebastian: Was hat Dich so zum Nachdenken gebracht? Was war für Dich eine kalte Dusche?
Daniel: Dieses: Ein schreckliches und furchtbares Wetter, es regnet, und wer gerne depressiv sein möchte oder so, . . .Einmal das Wetter, dann hast Du gesagt, die Lebensumstände wie in den 50er Jahren in Deutschland, also nicht die Lebensumstände, sondern sagen wir mal die Infrastruktur, oder vor allem die ländliche Gegend. Es erscheint manchmal ein bisschen zurückgeblieben. Es waren schon einige Dinge drin, wo ich dachte: Warum machen wir eigentlich die Aufnahme? Denn eigentlich machen wir die Aufnahme ja schon, weil wir Gäste, also Zuhörer und Zuschauer ja auch motivieren wollen, vielleicht doch zu überlegen, nach Irland zu ziehen.
Sebastian: Mir hat es gefallen in Irland.
Daniel: Wärst Du ein Reisebüroveranstalter, hättest Du Dir wahrscheinlich mit der Aufnahme zum Wohnsitz die Kunden vergrault, oder? Aber wir wollen ja keine Reisen verkaufen, sondern wir wollen ja Unternehmer oder digitale Nomaden realistisch beraten, wo sie hingehen können. Und sie sollen die Überraschung lieber bei uns im Podcast erleben, als wenn sie dahingezogen sind und dann dort wohnen.
Sebastian: Absolut, das sehe ich genauso. Wie gesagt, ich muss es nochmal sagen, mir hat Irland sehr gut gefallen. Ich bin ja alter Pfadfinder, ich war im Prinzip von 12 oder 15 Jahren bei den Pfadfindern, als ich jung war, ich mag diese abenteuerlichen Verhältnisse. Aber wenn jemand etwas erwartet wie in Deutschland, dann darf er absolut nicht nach Irland ziehen, das ist ganz klar. Wie gesagt, was wir noch gar nicht besprochen hatten das letzte Mal, waren die Menschen. Die Menschen sind natürlich sehr jovial, die halten gern ein Schwätzchen. Ich habe ja, wie gesagt in so einem großen Herrenhaus gewohnt am Ortsrand, und mein Weg, ich hatte kein Auto, ich habe mir immer mal wieder ein Auto gemietet, aber ich bin dann zu Fuß zum Tante-Emma-Laden gelaufen in dem Ort. Das war ein Weg zu Fuß vielleicht von 15 Minuten. Es war klar, da siehst Du so diesen Deutschen, der erstmal einen Kopf größer ist alle hier, die da wohnen, und dann ist er alleinerziehender Vater mit sechs Kindern, da waren die Leute schon sehr neugierig. Oftmals ist man einfach auf dem Weg zum Supermarkt stehengeblieben und hat mit jemandem ein Schwätzchen angefangen. Es ging dann leicht mal eine Stunde lang oder so. Möglicherweise im Nieselregen stehst Du dann da mitten im Ort und unterhältst dich. Die waren sehr neugierig, wollten wissen, wer ich bin, was ich mache und so weiter. So etwas ganz Eigenes erlebt man in vielen Ländern heutzutage nicht mehr, viele Leute leben heute komplett in ihrer völlig eigenen Welt und würden nie auf die Idee kommen, jemanden auf der Straße anzusprechen und den in ein Gespräch zu verwickeln. Es geht wirklich nur noch in solchen ländlichen Gebieten. Aber die waren sehr freundlich, haben mich und meine Kinder dort sehr willkommen geheißen, und wir hatten von Anfang an das Gefühl, dort voll dazuzugehören. Neben ein paar Polen waren wir die einzigen Ausländer am Ort. Mit Sicherheit die einzigen Deutschen, von denen die jemals gehört haben, dass die nach Irland gezogen sind. Klar, da gibt es viele Deutsche Touristen, hatte ich ja gesagt, aber was macht jetzt der Deutsche? Warum zieht der hierhin, gerade hier zu uns aufs Kaff? Das war schon interessant.
Daniel: Wegen dem schönen Haus, haben wir ja gehört.
Sebastian: Ja, wegen dem Haus. Aber es waren auch so Sachen, der Ortspfarrer, der ist unaufgefordert mehrmals zu mir gekommen, ist auf seinem Fahrrad zu mir geradelt. Einfach so am Nachmittag, ich habe von zu Hause aus gearbeitet, kam er da einfach hat und hat einen Tee mit mir getrunken und ein Schwätzchen gehalten. Eine Wärme und eine Freundlichkeit, und auch eine Art, jemanden willkommen zu heißen, was ich so nirgendwo anders erlebt habe. Ich habe ja schon in mehreren Ländern gewohnt. Insofern, die Menschen haben viel Party gemacht, jede Beerdigung ist ein Grund, eine Party zu machen und Bier zu trinken, andere Dinge wie Geburt, Taufe, Hochzeit sowieso. Diese gigantischen Feste, jede Hochzeit in Irland, da kommen mindestens 250 Leute. Eine Hochzeit im kleinen Kreis gibt es nicht. Es ist alles immer ein Mordsevent. Der letzte Großcousin wird noch eingeflogen aus England oder Amerika, um dabei zu sein. Wie man feiert, wissen sie garantiert, die Iren.
06:46 - Irisches Bier und irischer Whiskey
Daniel: Bevor wir dann über die Unternehmens- und Gesellschaftsgründung zu sprechen kommen, da ist eine Sache, die ich noch vergessen habe zu fragen im Podcast zum Wohnsitz Irland: Gibt es eine spezielle Whiskey- oder Biersorte, die Du da allen wärmsten ans Herz legst?
Sebastian: Das ist ganz witzig, absolut! Man muss sagen, dass die absolute, überwiegende Mehrheit der Iren trinken natürlich Guinness, das ist ja klar. Das ist wirklich das absolute Nationalgetränk. Ich persönlich bin kein Guinness-Fan, und als ich in Deutschland aufgewachsen bin, da gab es in jeder deutschen Bar ein sogenanntes irisches Bier, das hieß Kilkenny. Das ist natürlich kein irisches Bier, denn in Irland kennt Kilkenny keine Sau, Du kannst es nirgendwo kaufen. Das ist einfach so eine deutsche Erfindung, die dann so verkauft wurde, als wäre sie irisch. Ich war enttäuscht, ich habe gedacht, ich finde dort verschiedene Biersorten außer Guinness, vielleicht Kilkenny, aber was sie außer Guinness noch verkauft haben, sind die amerikanischen Biere wie Budweiser, Carling, Coors Light und solche Sachen. Das ist in jeder Bar, in jeder Kneipe genau das Gleiche. Wenn man was anderes trinken will als Guinness, dann ist man dort relativ schlecht bedient, muss man sagen.
Whiskey ist ein ganz guter Punkt. Man muss natürlich sagen, klar, jeder kennt Scotch Whiskey, aber es gibt auch sehr bekannte irische Whiskey-Marken, wie zum Beispiel Jameson. Jameson ist so ein irischer Whiskey, und die haben natürlich dort auch angefangen, vor allen in den letzten 20 Jahren, diesen Whiskey zu vermarkten. Der irische Whiskey ist, ich sage mal milder als der schottische Whiskey. Der schottische Whiskey hat ja schon zum Teil so eine besondere Schärfe, also schon relativ feurig. Der irische Whiskey ist generell, kann man sagen, würde ich mal so ganz pauschal sagen, ich bin kein Whiskey-Profi, aber kenne ja auch Schottland ganz gut, ist so ein bisschen weicher. Die großen Marken sind Jameson, Tullamore Dew ist eine andere große Marke. Mein Favorit von irischem Whiskey heißt Connemara. Der schmeckt so peat, der hat so einen Torf-Geschmack. Das sind auch in Schottland meine Lieblings Whiskeys, weil die bei der Herstellung entsprechend diesem Rauch ausgesetzt sind, schmecken die dann danach. Also das ist mein Tipp: Bei Bier kommt man am Guinness nicht vorbei, wenn man Guinness nicht mag – Pech. Cider wird auch viel getrunken, aber Whiskey ist ganz interessant.
10:15 - Kulinarisches Irland
Daniel: Über die irische Küche haben wir schon gesprochen, das fangen wir jetzt nicht nochmal an das Thema.
Sebastian: Es gibt ja, wie gesagt, auch in Irland jetzt mehrere Michelin-Star-Restaurants, also solche Sterne-Restaurants, ich glaube so fünf oder sechs. Ich glaube, ich habe alle besucht, und auf jeden Fall hervorragend, diese hochwertige Küche, die letztlich lokale Zutaten nimmt. Man muss sich vorstellen, die irischen Gewässer sind unglaublich reich an Meeresfrüchten. Von Jakobsmuscheln bis zu allen möglichen anderen Sachen, kann man dort alles finden, und in einer Frische, die ganz erstaunlich ist. Lachs natürlich, klar, und gute Restaurants sind dort wirklich eine Freude. Da gibt es auch diese typischen irischen Anekdoten. Ich kann mich an ein Restaurant erinnern, bei dem ich war, da war eine Gruppe von Engländern, es war ein Michelin-Sterne-Restaurant in Dublin, und da war eine Gruppe von Engländern, die haben bestellt. Dann hat ein Engländer nach Pommes gefragt, worüber der Chefkoch natürlich empört war, und hat dann die ganze Truppe vor die Tür gesetzt. Das hat es bis in die Zeitung geschafft. So eine typische, irische Anekdote: hitzköpfig und rechthaberisch und so, das sind so die Iren, wie man sie sich vorstellt.
Daniel: Was Du gerade erzählt hast, erinnert mich an etwas, was ich erlebt habe, aber genau umgekehrt. Ich habe im McDonald’s vor mir eine ältere Dame gesehen, die nach einem Kännchen Kaffee gefragt hat. Das hat den Verkäufer natürlich ratlos gemacht. Übrigens interessant, wie das heute bei uns anfängt, ich kann mich an einige gute Geschäftstermine erinnern, man will eigentlich über Geschäftliches reden, aber man fängt an über Essen, Trinken oder den letzten Urlaub zu sprechen.
Sebastian: Ja, absolut, genau. Das Restaurant, von dem wir gerade gesprochen haben, das war Thornton‘s, das ist inzwischen geschlossen, der Chef war eben Kevin Thornton, und ich erinnere mich, als ich dort war, das war jemand, normalerweise wenn Du in ein Restaurant gehst mit einem Michelin Stern, dann ist ja der Chef, der da ausgezeichnet wurde, oftmals nicht mehr in dem Restaurant, sondern der hat irgendjemand anderes, der die eigentliche Küche macht, aber der war wirklich immer da und hat alle Gäste immer begrüßt und gefragt, wie es geht und so weiter. Ich kann mir gut vorstellen, wie der dort rausgekommen ist und jemand, der Pommes bestellt hat, vor die Tür gesetzt hat. Ganz interessante Kontroverse. Das steht sogar, wenn Du Dir das anschaust, diese Geschichte, die ich gerade erzählt habe, die steht sogar in dem Wikipedia Artikel über das Restaurant drin.
13:45 - Irlands Position nach Brexit
Daniel: Kommen wir jetzt mal zu dem ernsteren Teil unseres heutigen Podcast, wir wollten uns ja unterhalten über Irland als Standort für Unternehmensgründung. Es muss ja eine ganze Menge Gründe dafür geben, seine Gesellschaft in Irland zu gründen. Immerhin sind ja mit die größten Konzerne der Welt in Irland vertreten und haben dort mittlerweile sogar ihre Head Offices oder mindestens Dependenzen angemeldet. Wir wollen darüber sprechen, was macht den Reiz aus, in Irland eine Gesellschaft zu gründen? Was gibt es für Gesellschaftsformen überhaupt in Irland, die in Frage kommen? Wie sieht es aus nach dem Brexit? Hat sich da irgendwas geändert und so weiter? Vielleicht fangen wir generell mal ganz langsam an und steigen in das Thema ein: Wie würdest Du, Sebastian, kurz am Anfang mal zusammenfassen, warum ist Irland ein interessanter Standort für eine Gesellschaftsgründung?
Sebastian: Zunächst mal muss man, wenn man die jüngste Vergangenheit sich anschaut, das Ganze im Kontext Brexit betrachten. Mit Brexit ist jetzt ja Irland jetzt das einzige Land in der Europäischen Union, was englischsprachig ist und auch das einzige Land, was im Grunde nach dem sogenannten Common Law, also dem sogenannten Gewohnheitsrecht im Grunde rechtlich organisiert ist, während wir ja in allen anderen europäischen Ländern, inklusive Malta übrigens auch, eher ein Rechtssystem haben, was dem Code Civil entspricht, also BGB und so weiter, sage ich mal.
15:33 - Spezialdeals und staatliche Förderung
Daniel: Da muss ich mal ganz kurz einhaken. Der eine oder andere mag vielleicht sagen: „Das Common Law hat auch gewisse Risiken“, weil da sagt man ja: „Recht ist, was der Richter spricht“, das sogenannte Richter-Recht, oder auch das Gewohnheitsrecht. Ist das jetzt ein Vorteil oder ein Nachteil? Kannst Du das vielleicht mal ganz kurz gegenüberstellen, warum? Du hast es als Vorteil genannt?
Sebastian: Ich habe es als Vorteil, insbesondere für europäische Unternehmer nicht unbedingt, aber für amerikanische Unternehmen, die natürlich jetzt dort eine Gesellschaft gründen, hat es gewisse Vorteile, weil sie das natürlich kennen, diese Art von Recht. Amerikanisches Recht, ein anglikanisches Rechtssystem, ist ja auch Common Law, aber Du hast natürlich völlig Recht, für die meisten Europäer ist das Common Law ja ungewöhnlich. Es fängt ja schon damit an, dass im Grunde irgendwelche Verträge, selbst irgendwelche popeligen Mietverträge 50 Seiten lang sind, da wirklich jedes Detail in dem Vertrag definiert wird, da man sich nicht auf ein Mietrecht oder Sonstiges in besonderer Weise berufen kann. Jedes Detail wird dort geregelt. Ist für uns eher unangenehm, aber ich sage mal, für amerikanische Konzerne war das natürlich ein wichtiger Punkt, ein anderer wichtiger Punkt ganz klar waren die steuerlichen Vergünstigungen. Jeder weiß, dass Irland 12,5% Körperschaftsteuer hat, aber selbstverständlich haben diese amerikanischen Gesellschaften nie 12,5% Steuern bezahlt, sondern die Steuern, die sie bezahlt haben, haben sich bewegt in einem Bereich von 1% bis 2%. Deswegen sind die nach Irland gekommen, die haben Spezialdeals ausgehandelt mit der irischen Regierung, ähnlich, was auch in Luxemburg passiert ist, aber in Irland schon viel früher. Apple war eins der ersten, die das gemacht haben, haben dann dort letztlich ihr gesamtes, weltweites Geschäft außerhalb der USA in Irland konzentriert. Das machen die sogar so extrem, die amerikanischen Konzerne, dass es zum Beispiel bis heute in Irland keine Apple-Shops gibt, weil die im Grunde zeigen wollen, aufgrund der steuerlichen Vereinbarung, dass der gesamte Umsatz von außerhalb von Irland letztlich gemacht wird. Das ist eine ganz verrückte Anekdote.
Wir müssen uns daran erinnern an Dinge wie Double-Irish oder Double-Irish with a Dutch Sandwich und diese Strukturen, die mittlerweile ja alle nicht mehr erlaubt sind. Das waren gleichzeitig auch Strukturen, die vom amerikanischen IRS (Internal Revenue Service), von der amerikanischen Steuerbehörde zugelassen war, und insofern konnte man also legal diese Steuerschlupflöcher nutzen und 1% bis 2% an Steuern bezahlen. Es war wiederum nicht möglich, dieses Geld zurückzubringen in die USA, weil die USA hatten damals, jetzt haben sie es, aber damals hatten sie kein territoriales Steuersystem. Das heißt, wir wissen das ja, zum Beispiel in der Europäischen Union, wenn ich in Deutschland eine Gesellschaft habe, die eine französische Tochtergesellschaft hat, dann werden Steuern der Gesellschaft in Frankreich bezahlt, in Deutschland fallen keine Steuern mehr an, eben die Mutter-Tochter-Richtlinie, gab es bis vor Kurzem in den USA nicht, so eine Struktur.
Das heißt, die ganzen amerikanischen Konzerne haben also wirklich tonnenweise Cash, Milliarden um Milliarden in Irland letztlich gehortet, sie konnten sie nicht an die Aktionäre ausschütten. In den USA aber konnten sie dann Entwicklung und so weiter finanzieren. Ist zum Beispiel viel von der Entwicklung von den ganzen großen Konzernen, auch jetzt bei Google und so, findet außerhalb von den USA statt. Google ist ja auch bekannt dafür, die haben sehr viele Mitarbeiter in Großbritannien, oder zum Beispiel auch in der Schweiz, wo die wirklich tausende von Mitarbeitern in der Entwicklung haben, weil sie dafür eben dieses Geld verwenden können. Mittlerweile hat sich das geändert, mittlerweile kann man in die USA ausschütten.
Aber das war letztlich der Ursprung und auch dieses, sage ich mal, hat dazu geführt, dass Irland dann in gewisser Weise in Verruf geraten ist. Was Irland dann zusätzlich gemacht hat, was ja Luxemburg nie gemacht hat, ist dann die Körperschaftsteuer eigentlich auch die Körperschaftsteuer auch für kleine Unternehmen gesenkt. Luxemburg zum Beispiel hat Körperschaftsteuer 13%, das heißt für kleine Unternehmen uninteressant. Aber Irland hat dann die Körperschaftsteuer auf 12,5% abgesenkt. Das heißt, auch wenn man kein amerikanischer Konzern war und nicht 1% oder 2% bezahlt hat, konnte man dann doch 12,5% bezahlen, was natürlich auch sehr gering ist im Vergleich in Europa. Das war natürlich dann wiederum für viele ein Ansporn, dort ein Unternehmen zu gründen.
Warum hat Irland das gemacht? Wir hatten schon in dem letzten Podcast schon darüber gesprochen, dass Irland keinerlei natürliche Ressourcen hat und im Grunde auf Auslandsinvestition angewiesen ist. Das heißt, sie sind darauf angewiesen, dass Ausländer ins Land kommen, Unternehmen gründen, Jobs schaffen und das dient als Anreiz, diese tiefe Körperschaftsteuer. Es gibt noch jede Menge andere Anreize, also staatliche Förderung, ist exzellent. Es gibt sehr großzügige Förderungspakete, die jeder in Anspruch nehmen kann, unter der Voraussetzung, dass Jobs geschaffen werden. Und wir reden wirklich da um, ich glaube, man muss fünf Jobs schaffen, und hat 100.000 € Förderung zu bekommen vom irischen Staat. Also große Beträge, konnte auch ein ausländischer Unternehmer bekommen. Aber wie gesagt, da musst Du diese Jobs schaffen. Was nicht funktioniert, ist eine Briefkastenfirma zu haben oder irgend so einen Nominee-Direktor, irgendjemand, der nur so scheinbar Geschäfte macht. Was die Iren sehen wollen, ist wirklich Büro, Mitarbeiter, festangestellte Mitarbeiter da drinnen, das ist extrem wichtig für die Iren, damit man von den Vorteilen dort profitieren kann.
22:10 - Bleibt die niedrige Körperschaftsteuer in Irland?
Daniel: Du hattest vorhin gesagt, 12,5% Körperschaftsteuer, dass wir schon mal so einen Wert haben, das ist ja schon mal ein erster Fakt, der vielleicht für den einen oder anderen interessant sein könnte, dort eine Gesellschaft zu gründen. Trotzdem eine Frage von mir: Die 12,5%, sind die fix, wackeln die? Denn normalerweise immer so in der EU, europäische Länder, die besonders günstige Steuerkonditionen anbieten, eigentlich immer ungerne gesehen werden, und man irgendwie versucht, Gleichheit herzustellen. Wenn ich mich richtig entsinne, habe ich da auch was gelesen, dass diese 12,5% sogar unter Kritik stehen bei der EU.
Sebastian: Ganz klar, natürlich EU-weit ist es in der Kritik. Man weiß jetzt ja auch ohnehin, es gab jetzt ja vor Kurzem hier die große Entscheidung zum globalen Mindeststeuersatz von 15%. Auch Irland hat diese akzeptiert, aber wie wir ja auch schon in der Podcast Episode zu Malta besprochen haben, die Malta-Gesellschaft zum Beispiel ist es letztlich nur relevant für Unternehmen, die mehr als 750 Millionen Euro Umsatz machen. Für alle anderen ist das nicht relevant. Ganz klar, Irland ist unter Druck von der Europäischen Union. Ich glaube nicht, dass die Europäische Union hier wirklich fordert von Irland, was zu ändern, denn die wissen ja selbst, jeder ist letztlich daran interessiert, dass es den einzelnen Ländern gut geht, auch die Europäische Union ist daran interessiert, dass es Irland gut geht. Es hat ja keinen Sinn, ständig irgendwelche Bailouts machen zu müssen, und wie gesagt, Irland hat wenig Ressourcen. Man muss ja auch sagen, ein Land, das bis vor Kurzem in bitterer Armut war, ich hatte je gesagt, es ist immer noch rückständig heute, aber es war ja doch tatsächlich bis vor wenigen Jahrzehnten, bis Apple angekommen ist und bis das alles losgegangen ist in Irland, da hat man ja von diesem Celtic Tiger gesprochen, wo das Ding dann wirklich explodiert ist, war das ja doch ein Land, das sehr arm war. Mit das ärmste Land in Europa, und diese Armut kommt natürlich von der Unabhängigkeit von Großbritannien, die die Iren sich erkämpft hatten, und das hat denen natürlich die wirtschaftliche Grundlage entzogen und hat zu, ich sage mal fast zu einem halben Jahrhundert an Armut geführt.
Da dann herauszukommen, also was ich sagen will, ist, dass die Europäische Union hat das Interesse, dass es Irland gut geht, aber was sehr genau kontrolliert wird und verlangt wird von Irland seitens der Europäischen Union ist, dass eben diese Bedingungen, von denen ich gerade eben gesprochen habe, knüppelhart eingehalten werden. Das heißt, wer dort eine Firma gründet, der muss wirklich dort vor Ort sein, der muss dort vor Ort leben, der muss dort vor Ort Angestellte haben, ansonsten zahlt der in Irland die 12,5%, sondern muss 25% bezahlen.
25:08 - Investition nach Irland bringen
Daniel: Gut zu wissen, da werden wir nachher noch ein bisschen mehr ins Detail einsteigen. Aber jetzt, es geht ja darum, was macht den besonderen Reiz von Irland aus? Für wen ist Irland ein interessanter Unternehmensstandort? Ich fasse nochmal zusammen: Wir haben das Rechtssystem, das ist Common Law, besonders für die Unternehmen, die sich damit auskennen, mag das interessant sein. Wir haben die 12,5% Körperschaftsteuer. Was gibt es sonst noch, was dafür sprechen könnte, dass ich als Unternehmer meine Gesellschaft in Irland gründe? Haben wir noch weitere Gründe?
Sebastian: Es kommt natürlich jetzt stark darauf an, was die Gesellschaft macht. Ich hatte ja schon gesagt, es gibt großzügige staatliche Förderungen, also wer dort wirklich vorhat, dort ein Unternehmen zu gründen mit etlichen Mitarbeitern, der wird in wenigen Ländern in Europa eine bessere staatliche Förderung finden als dort, und auch eine sehr aktive Mitarbeit. In Irland gibt es zum Beispiel ein Programm, wo die Iren selbst aufgefordert werden, ihre Freunde und Familie im Ausland dazu anzuhalten, nach Irland zu expandieren, oder in Irland ein Unternehmen zu gründen, wofür dann auch die Iren, die angesprochen werden, da eine Belohnung erhalten, einen Bonus erhalten. Das ist ein ganz zentraler Punkt, externe Investitionen nach Irland zu bringen. Wie gesagt, wer dort etwas vorhat, der kann da auf jeden Fall mit großzügigen Förderungen rechnen. Das ist ein Punkt.
Dann hat sich natürlich durch Jahrzehnte amerikanischer Präsenz da durch große Unternehmen wie Google, Facebook, Microsoft und so weiter, hat sich ein echter Hub entwickelt, was Softwareentwicklung und Technologie betrifft. Sehr viele Spezialisten, Experten sind aus ganz Europa nach Irland gezogen. Da gibt es eine sehr ausgeprägte Startup-Kultur, und jeder, der in der Branche ist, natürlich mit allem, was dazugehört, auch mit den entsprechenden Kontakten in die Investment Szene mit Events, mit Links nach Amerika. Es gibt viele Anwaltskanzleien in Dublin, die haben ein Büro in Dublin und das zweite Büro nicht etwa in London, sondern in San Francisco. Der Link in die USA ist ganz stark ausgeprägt und für viele Gründer liegt ja dann Amerika doch näher als die USA, gerade wenn es um Venture-Kapital geht, ist ja doch eigentlich eher die Frage: Wo gehe ich zuerst hin, bevor ich in die USA gehe? Wie gesagt, in Irland sind da sehr direkte Verbindungen vorhanden.
Ich war mal eingeladen beim amerikanischen Botschafter in Irland zu einem Event, zu einem Startup-Event, es ist ganz unwahrscheinlich, was da von irischer Seite, auch von Regierungsseite investiert wird. Die Iren haben zum Beispiel Vertreter für die Standortentwicklung in ganz vielen amerikanischen Städten. Das heißt, wenn man als irischer Unternehmer zum Beispiel sagen würde: „Ich will in die USA expandieren“, dann wenden die sich an Iren, der Ire redet am liebsten mit anderen Iren, obwohl sie auch Englisch sprechen. Die haben tatsächlich in vielen amerikanischen Städten Büros des irischen Wirtschaftsministeriums, die sich dort drum kümmern, irische Unternehmen dort zu helfen, die dort was vorhaben. Ganz ausgeprägte Links. Wie gesagt, das kann jeder nutzen, der dort ein Unternehmen gründen will, diese Infrastruktur und diesen Link in die USA. Jeder, der in den USA etwas machen will, der sollte sich überlegen, ob Irland dafür nicht ein geeignetes Sprungbrett ist.
Dann gab es natürlich jetzt gerade in den letzten 10 bis 15 Jahren interessante Entwicklungen in dem Bereich von Lizenzierung, also zum Beispiel Electronic Money Licence, dann Dinge wie auch Krypto sind dort einige Unternehmen vertreten. Soweit ich weiß, hat zum Beispiel Coinbase eine europäische Lizenz in Irland. Dann haben wir Dinge wie, ist natürlich ein sehr großer Finanzstandort und ist durch Brexit im Grunde noch größer geworden für alternative Investmentfonds und solche Dinge, die auch steuerlich dann wieder günstig sind.
Es gibt tatsächlich viele Branchen, die interessant sind, in Irland anzusiedeln, aber wie gesagt immer mit dem Ziel, dort tatsächlich selbst hinzuziehen oder dort wirklich etwas aufbauen zu wollen vor Ort mit Mitarbeitern. Nicht irgendwie nur eine Briefkastenfirma, das hassen die Iren, da kommt man in Irland nicht sehr weit.
30:15 - Finde ich in Irland qualifizierte Mitarbeiter?
Daniel: Man kann also sagen, dass Irland sich für Unternehmer dann steuerlich lohnen kann, wenn man sich auf der Insel niederlässt und auch lokale Mitarbeiter beschäftigt. Dann gibt es sogar Förderpakete und Steuervergünstigungen. Aber ist es denn einfach, für sein Unternehmen in Irland qualifizierte Mitarbeiter zu finden?
Sebastian: Eine gute Frage, das ist natürlich wie überall, also auch in Irland herrscht natürlich extreme Personalknappheit, was qualifizierte Mitarbeiter in vielen Bereichen anbelangt, das ist tatsächlich so. Das Gleiche ist ja auch in Malta im Grunde, dort wird ja sehr viel rekrutiert von den Unternehmen dann in Europa in Deutschland und so, und beides sind Standorte, sowohl Malta als auch Irland, wo sich doch gerade junge Leute aus Deutschland und ähnlichen Ländern vorstellen können, eine gewisse Zeit zu leben. Erstmal ist es englischsprachig, Malta hat den Vorteil des guten Wetters, da kann man so ein bisschen Party machen. Irland hat ja doch ein durch und durch ein positives Image, gerade in Deutschland. Man denkt jede deutsche Stadt hat mindestens einen irischen Pub, einen Irish Pub, wenn nicht sogar mehr als eins. Jeder kann sich vorstellen, mal eine gewisse Zeit in Dublin zu leben, und insofern sind natürlich diese Rekrutierungsmaßnahmen, die die irischen Unternehmen im nordeuropäischen Ausland betreiben notwendig, aber auch meistens sehr erfolgreich.
31:49 - Welche Gesellschaftsformen gibt es in Irland
Daniel: Jetzt interessiert sich also ein Unternehmer, eine Gesellschaft zu gründen in Irland. Welche Gesellschaftsformen können wir denn empfehlen?
Sebastian: Grundsätzlich in Irland wiederum, das Gleiche haben wir schon bei Malta besprochen. Irland war natürlich Jahrhunderte lang unter britischer Kontrolle, bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts war Irland letztlich Teil des UK, und entsprechend ist natürlich das gesamte Recht letztlich mehr oder weniger sehr ähnlich wenigstens, wie auch das englische Recht, und das gilt auch für das Gesellschaftsrecht. Das heißt, man hat letztlich die gleichen Gesellschaftstypen in Irland, die man auch in England hat. Es gibt die Limited, es gibt die Public Limited, es gibt LPs. Die LLP zum Beispiel wurde in England erst in den 2000er Jahren eingeführt worden, die gibt es noch nicht in Irland, soll aber irgendwann kommen. Es gibt Personengesellschaften, wie gesagt LPs, also es gibt ähnliche Gesellschaftstypen, wie im UK auch. Und die sind dann auch ähnlich organisiert. Es gibt einen Company Secretary überall, die Begriffe sind letztlich alle die gleichen. Man sollte vielleicht nochmal an der Stelle kurz darauf eingehen, dass ja seit Brexit im Grunde die Gesellschaften mit Niederlassung nicht mehr gegründet werden können in Großbritannien. Was ich damit meine, ist die typische deutsche Limited, wo ein Unternehmer eine Limited in England gegründet hat, die dann in England nicht aktiv ist, eine deutsche Niederlassung hat und gemäß EU-Recht im Grunde genommen nur in Deutschland Steuern bezahlen muss und in England nichts einreicht. Dieses Modell ist ja nach Brexit nicht mehr möglich, ist aber natürlich nach wie vor mit einer irischen Limited möglich. Das heißt, wer jetzt auf Teufel komm raus die UG nicht mag und eine Limited als Rechtsform verwenden möchte, kann natürlich dies mit einer irischen Limited weiter tun.
34:10 - Wie läuft die Gründung ab?
Daniel: Du hattest gesagt, dass eigentlich durch diese frühere Verwaltung durch Großbritannien es dort im Wesentlichen die gleichen Rechtsformen gibt. Wenn man aber den Gründungsaufwand, den Gründungsablauf mal vergleicht, also viele kennen sich vielleicht aus, weil sie das schon mal gemacht haben oder nachgelesen haben, wie einfach und schnell es geht, im UK eine Limited oder eine PLC zu gründen. Wie läuft das in Irland ab?
Sebastian: In Irland ist es ähnlich wie in Malta, dass dieser hohe Grad der Automatisierung bei der Firmengründung, wie er ja in Großbritannien existiert definitiv nicht existiert. Erst vor Kurzem, also vor einem Jahr ungefähr hat das irische Handelsregister CRO, hat die Registration Office ein neues System eingeführt. Damit ist es jetzt auch möglich, elektronische Unterschriften, beziehungsweise gescannte Unterschriften zu verarbeiten. Früher musste man ähnlich wie in Malta die Unterlagen unterschreiben und dann dort per Kurier hinschicken, was natürlich dann dazu geführt hat, dass das Ganze ziemlich lange ging. Heute geht das alles per Scan und E-Mail oder Upload besser gesagt, und somit würde ich sagen, ist, was die Geschwindigkeit anbelangt folgendes Ranking im Grunde genommen zutreffend: UK mit Abstand das Schnellste, Malta mit Abstand das Langsamste und Irland ist so in der Mitte. Man kann sagen, man kann die irische Limited gründen innerhalb von einer Woche. Es ist so, dass selbst wenn man die Unterlagen hochgeladen hat, dann wird es immer noch händisch geprüft von einem Mitarbeiter in Irland, und je nachdem, wie überlastet die sind, dauert das dann halt zwei Tage, drei Tage oder fünf Tage, manchmal auch zehn Tage, bis die Firma eingetragen ist, selbst wenn man schon elektronisch alle Unterschriften hochladen konnte. Irland steht da bei den drei Ländern irgendwo in der Mitte, aber immer noch deutlich langsamer und komplizierter als in Großbritannien.
Daniel: In Großbritannien ist ja ein besonderer Reiz bei den Limiteds die Gestaltung vom Haftungskapital und Stammkapital ist. Ist das in Irland vergleichbar?
Sebastian: Ja, das ist in Irland genau das Gleiche. Auch typisch in Irland, dass eine Gesellschaft 1 € Stammkapital hat, total normal.
36:50 - Mit der irischen Finanzbehörde ist nicht gut Kirschenessen
Daniel: Jetzt wollen wir noch etwas wissen, nämlich welche Anforderungen an die Buchhaltung auf einen Unternehmer in Irland zukommen. Wir wissen ja noch aus dem Podcast zur Unternehmensgründung in Großbritannien, dass das Finanzamt dort recht entspannt arbeitet. Wie sieht es aber in Irland aus? Und müssen ausländische Unternehmer hier etwas Besonderes beachten?
Sebastian: Die Anforderungen an die Buchhaltung sind ähnlich, wie man sich das vorstellen muss überall in der EU, das heißt, man muss natürlich ganz normale Buchhaltung machen, Belege aufbewahren, Umsatzsteueranmeldung einreichen und so weiter. Die englischen Steuerbehörden sind sehr relaxed. Ich habe in der ganzen Zeit in England seit 2006 mit hunderten von Mandanten weniger als eine Handvoll Betriebsprüfungen erlebt, in Irland ist praktisch jeder unserer Mandanten geprüft worden innerhalb kürzester Zeit, also schon nach einem Jahr. Die ersten Jahresabschlüsse werden eingereicht, und es kommt schon zur Prüfung. Also die sind in Irland sehr unangenehm, sehr streng, sehr genau. Man hat nichts zu befürchten, wenn man alles korrekt macht, ist ja sowieso klar, aber es geht jetzt gar nicht darum, etwas nicht korrekt zu machen, es geht eher darum, dass man entsprechend dann auch definitiv die richtigen Unterlagen so aufbereitet haben muss, dass man nachweisen kann, dass man alles korrekt gemacht hat. Man muss sehr genau die Unterlagen aufbereiten und mindestens den gleichen Standard erfüllen wie in Deutschland. Die Iren sind extrem streng, was zum Beispiel solche Fristen anbelangt. Wenn der Jahresabschluss nur einen Tag zu spät eingereicht ist, hat man für die nächsten zwei Jahre Testatpflicht. Du musst dann Deine Jahresabschlüsse zusätzlich vom Wirtschaftsprüfer prüfen lassen, was mindestens pro Jahr 10.000 € kostet. Zusätzlich. Das ist eine sehr unangenehme Steuerbehörde, die Iren, zur Arbeit, besonders als Ausländer. Ich hatte ja vorhin schon gesagt, die Iren sind da in gewisser Weise, haben Vorteile Ausländern gegenüber, meiner Erfahrung nach, ist es sehr stark ausgeprägt, ähnlich wie bei den Maltesern. Wenn man dort niemanden hat, der tatsächlich ein Ire ist, als Steuerberater zum Beispiel, also irischer Nationalität, dann hat man da verloren bei der Steuerbehörde, die nehmen einen auseinander. Die wollen tatsächlich nur mit einem Iren sprechen, und wenn Du kein Ire bist, dann hast Du Pech gehabt, dann bist Du Freiwild.
39:51 - Wann sollte ich meinen Wohnsitz nach Irland verlegen?
Daniel: Zum Thema Wohnsitz nochmal. Du hattest es schon mehrmals angesprochen, dass immer wieder unsere Empfehlung ist, jemand, der eine Gesellschaft in Irland gründet und von den steuerlichen Vorteilen wirklich profitieren will, sollte seinen Wohnsitz verlagern nach Irland. Muss ich das vorher machen? Welche Zeit habe ich? Verlege ich erst meinen Wohnsitz nach Irland oder macht es Sinn, jetzt die Firma zu gründen? Wie lange lasse ich mir dann Zeit, um meinen Wohnsitz zu verlagern? Entstehen mir daraus Nachteile oder Vorteile, wenn ich, sagen wir mal erst im zweiten Jahr oder nach sechs Monaten meinen Wohnsitz verlagere? Vielleicht kannst Du da unsere Zuschauer und Zuhörer noch ein bisschen mehr informieren.
Sebastian: Man kann davon ausgehen, dass man ohne irischen Wohnsitz kein Konto bekommt in Irland, was heute relativ egal ist, man kann ja zu einer Online Bank gehen, aber die traditionellen irischen Banken machen kein Konto auf, und man bekommt keine Umsatzsteuer-Identnummer. Außer man lebt dort, kann man die Firma nicht aktiv benutzen. Das heißt nicht, dass man als Eigentümer selbst dahin umziehen muss. Man kann natürlich dort auch über eine Personalsuche jemanden finden, den man dann dort anstellt. Aber wohlgemerkt, das darf nicht irgendein Treuhand-Geschäftsführer sein, der schon bei hundert anderen Firmen drinsteht. Das muss jemand sein, der auf der Payroll ist, der richtig bezahlt wird, also sagen wir mal 5.000 € im Monat, und der der einzige ist, der auf das Konto zeichnungsberechtigt ist. Das wird alles nachgeprüft bei der Umsatzsteuer-Registrierung. Wenn diese Dinge nicht vorhanden sind, dann wird man weder eine VAT Nummer bekommen, und ein Konto wird man auch nicht bekommen.
Die meisten Mandanten, die Unternehmertypen sind und nicht dort einen Geschäftsführer anstellen wollen, heißt es konkret, dorthin umzuziehen. Oder aber, wenn es mehrere Gründer sind, zieht einer dorthin, zieht einer nach Irland um. Aber das ist so der Standard, ohne den es im Grunde genommen nicht funktioniert. Ich hatte ja vorhin gesagt, gerade wenn Ausländer involviert sind in Unternehmen, man davon ausgehen kann, dass spätestens nach einem Jahr die Betriebsprüfung in Irland vor der Tür steht. Wenn man es irgendwie schafft, die Firma für die VAT zu registrieren, kann man davon ausgehen, dass einem die VAT danach aberkannt wird, auch rückwirkend, wenn man nicht die Nachweise erbringen kann, von denen ich gerade gesprochen habe. Das heißt, dass tatsächlich jemand vor Ort ist in Irland, der dort lebt, der ein richtiges Gehalt von der Firma bekommt, der dort tatsächlich die Wertschöpfung für das Unternehmen in Irland erbringt.
Also, nochmal dreißig Minuten hier in unserem Gespräch zurück: Die Iren wollen, dass man Leute vor Ort einstellt. Die geben deswegen Unternehmern günstige Steuersätze und Förderungen, weil sie für ihre irische Bevölkerung Jobs brauchen, und dafür sind sie auf die Unternehmer angewiesen. Wer das nicht erfüllen will, der kann es vergessen in Irland.
Daniel: Klarer kann man es nicht ausdrücken.
Sebastian: So hoch sind die Auflagen jetzt auch nicht, aber es braucht eben mindestens eine Person, und die muss es tatsächlich sein. Die darf natürlich nicht bei zig anderen Unternehmen wieder involviert sein, denn dann ist es nicht glaubwürdig, dass sie dort die Wertschöpfung vornimmt.
Daniel: Ich finde es gut, dass Du es nochmal so ganz klar auf den Punkt gebracht hast. Man findet ja im Internet eine ganze Reihe von Anbietern oder Webseiten, die zumindest auf der Webseite den Eindruck entstehen lassen, ich klick mir da mal schnell eine Online Bestellung zusammen, bestelle mir eine irische Limited, bestelle mir dazu noch eine VAT Nummer und ein Bankkonto, und es entsteht zumindest auf den Webseiten oder auf dem Bestellformular der Eindruck, das wäre alles völlig problemlos möglich, auch ohne, dass ich dort vor Ort wohne. Deswegen war es wirklich sehr hilfreich, auch für Zuhörer oder Zuschauer, dass dem nicht so ist.
44:22 - Als Geschäftsführer vor Ort sein
Sebastian: Wir kennen auch Szenarien, wo zum Beispiel jemand tatsächlich in Irland gewohnt hat, und dann war der bei mehreren Gesellschaften Geschäftsführer, hatte für mehrere, sage ich mal Freunde und Bekannte Unternehmen gegründet, war dann der Geschäftsführer, der war wirklich vor Ort und hat da wirklich gelebt mit Familie und so weiter, aber auch dort ist das alles nach hinten losgegangen. Die haben das dann angeschaut und gesagt: „Wie soll das denn funktionieren? Die Firma macht 1 Million Umsatz, Du bist ja auch noch bei fünf anderen Firmen drin, wie funktioniert das konkret? Schick mir mal einen Auszug von den E-Mails, die Du geschickt hast im letzten halben Jahr, ich möchte mal sehen, wie Du die Verträge angebahnt hast, ich möchte sehen, wie Du Zollpapiere ausgefüllt hast, will mal Bestellformulare sehen, möchte mal sehen, wie Waren verschifft worden sind und so weiter.“ Also sehr konkrete Dokumentation wollen die dafür sehen, dass das passiert. Wie gesagt, zum Teil gab es Fälle, wo dann die Umsatzsteuer-Identnummer für die letzten zwei Jahre aberkannt wurde. Wenn man jetzt Lieferanten hat aus der Europäischen Union, die entsprechend diese Umsatzsteuer wiederum bei ihrer eigenen Umsatzsteuer beim deutschen Finanzamt melden, und auf einmal ist die komplett ungültig für die letzten zwei Jahre. Dann kann man davon ausgehen, dass man Feuer unter dem Dach hat. Dann müssen nämlich komplett die Lieferanten in Deutschland die deutsche Umsatzsteuer rückwirkend für zwei Jahre abführen auf diese Leistung. Das hat sehr weitreichende Konsequenzen.
Zu uns ist mal jemand gekommen, der wurde am Ende kein Mandant, aber der hat gesagt, ihm wäre genau das passiert. Da gab es Forderungen gegen ihn seitens seiner Lieferanten in Höhe von 150.000 €, die er dann ihnen zahlen musste und auch bezahlt hat, weil Reverse Charging rückwirkend nicht mehr möglich war. Das hat schwerwiegende Konsequenzen. Wer mal eben nicht vor Ort ist in Irland und tatsächlich das Geschäft als eine Person betreibt, die dort in Irland ganz normal lebt, oder entsprechend natürlich dort ein Team hat, und ein mitarbeitendes auch. Wir haben das ja auch wunderbar beschrieben bei uns, es gibt ja diese Nihil Obstat Gestaltung, wie wir sie beschrieben haben. Genau das Gleiche wird man in Irland dann machen müssen.
47:10 - Welche Branchen sich in Irland lohnen und die rechtlichen Unterschiede
Daniel: Eine Frage noch, die mir gerade kommt, Sebastian, gibt es zum Beispiel irgendwelche Branchen, wo ich vielleicht eher vorsichtig sein sollte, mir Irland als Unternehmensstandort auszuwählen? Es gibt ja immer so bestimmte Länder, die sind prädestiniert, wie wir zum Beispiel schon besprochen hatten, Malta ist gut, wenn ich mit Krypto etwas machen will oder Online Casino, Online Gaming oder sowas. Aber manchmal muss man ja auch die andere Frage stellen: Ist vielleicht für bestimmte Geschäfte, für bestimmtes Business ein Land eher mit Vorsicht zu bewerten? Gibt es da was zu Irland zu erzählen?
Sebastian: Man muss auf jeden Fall in Irland sich ganz genau anschauen und sich anwaltlich dazu beraten lassen, wie die rechtliche Situation tatsächlich ist. Wir wissen zum Beispiel, dass das Thema Betting, also Wetten in Irland relativ relaxed gehandhabt wird. Und dass man zum Beispiel auch eine Lizenz bekommen kann für ein Bet-Unternehmen mit sehr geringen Auflagen, weil das Thema in Irland traditionell ein Thema ist, was viele Leute machen, und was eine sehr alte Sache ist, eine sehr alte Branche. Da wurde relativ nichts dran geändert, aber man darf da nicht irgendwelche Annahmen treffen, sondern sich tatsächlich dort vor Ort anwaltlich beraten lassen.
Mir ist ein Beispiel eingefallen von einem Mandanten, der vor Brexit über Großbritannien Nahrungsergänzungsmittel aus den USA importiert und dann wieder in die EU eingeführt und dort verkauft hat. Wir reden jetzt von irgendwelchen völlig harmlosen Vitamin-Pillen, pflanzliche Potenzmittel, irgend so ein Zeug, auch in Großbritannien absolut kein Problem. Der hat gedacht: „Jetzt kommt Brexit, dann lasse ich das Ganze einfach über Irland einführen, ist ja alles sehr ähnlich und so, die gleiche Mentalität, das wird schon stimmen.“ Pustekuchen. Das Zeug kam in Dublin an, und dann ist die Polizei zu uns ins Büro gekommen, beziehungsweise der Zoll. Die Rezeptionistin des Büros, ich war natürlich gerade nicht da, hat mich dann fast unter Tränen angerufen und hat mir gesagt: „Hier steht die Polizei, die wollen jemanden sprechen für das Unternehmen.“ Ich habe dann mit denen gesprochen, konnte das soweit aufklären, dann musste aber der Mandant, der in Österreich gewohnt hat, dort anreisen, genau erklären, was er da gemacht hat, weil nämlich diese Mittel in Irland tatsächlich als Medizin eingestuft wurden und nicht als Nahrungsergänzungsmittel, was er zuvor nicht nachgeprüft hatte, weil er einfach dachte: „Gut, okay, wenn es überall legal ist, kann es auch da legal sein.“ Er musste dann dort auftauchen, musste sich dort befragen lassen, er konnte sie überzeugen, dass es ein Fehler war, ein Irrtum, und dass er nicht irgendwelche kriminellen Machenschaften im Schilde führt. Aber die haben diese Ware dann im Wert von 500.000 € vernichtet. Die haben das nicht einmal zurückgeschickt nach Amerika oder so, sondern die haben die ganze Palette eingestampft. Ohne anwaltliche Beratung, was solche Themen anbelangt, geht es definitiv nicht.
50:34 - Mögliche Konsequenzen bei inkorrekter Buchführung
Daniel: Gut, dass wir darüber gesprochen haben. Die Strenge der Finanzamtmitarbeiter, die Du beschrieben hast, gut, auf der einen Seite, hast Du gesagt, man kann ja alles richtig machen, dann hat man nichts zu befürchten, aber man kann ja auch aus Versehen Fehler gemacht haben, obwohl man sich die größte Mühe gegeben hat. Die Frage ist dann immer: Wie sind die Folgen? Wenn zum Beispiel der Betriebsprüfer etwas findet und unabhängig davon, ich habe es nicht mit Absicht falsch gemacht, es hat sich ein Fehler eingeschlichen. Was gibt es für Folgen, mit denen ich rechnen muss, wenn die Betriebsprüfer beispielsweise etwas finden?
Sebastian: Meiner Erfahrung nach ist es schon so, dass nicht unbedingt mit straffälligen Konsequenzen zu rechnen ist. Es scheint mir schon, meine Erfahrung nach in Irland, da muss die Latte relativ hoch liegen, und selbst bei Mandanten; ich kann mich an einen Fall erinnern, da hatten Mandanten einen ehrlichen Fehler gemacht, weil der hat irgendwie ein Produkt über eine irische Firma verkauft, was so eine Aufarbeit mit Kreditkarte war, das ist eigentlich ohne Mehrwertsteuer, aber weil es dann ohne Mehrwertsteuer ist, ist er dann nicht vorzugsteuerabzugsberechtigt und so weiter. Er hat da jedenfalls einen Fehler gemacht und hat dann ungefähr 80.000 € nachzahlen müssen. Das war ein größerer Mandant, das war eine internationale Firmengruppe, und die hatten top Anwälte, das war nicht so eine Klitsche, will ich jetzt mal sagen. Mit was die gedroht haben, ist, dass man auf der schwarzen Liste der Tax Dodges veröffentlicht wird, also Leute, die ihre Steuern nicht richtig bezahlen. Da gibt es im Internet eine Liste, wo der Firmenname veröffentlicht wird und möglicherweise sind die Strafen, die dann bezahlt werden höher als [unverständlich] Das wird dann so escalated in verschiedenen Stufen. Wenn man das sehr schnell bezahlt, dann geht das alles mehr oder weniger glimpflich aus, wenn man sich mehr Zeit lässt mit dem Zahlen, dann gibt es möglicherweise noch mehrere Strafen drauf, dann möglicherweise zu Ermittlungen dann und so. Da muss man dann schon aufpassen, aber es ist nicht so, dass sofort mit straffälligen Konsequenzen gedroht wird. Was ein typischer Fall ist, was ich mehrfach erlebt habe ist, dass die Umsatznummer aberkannt wird, einfach so, die sagen dann: „Okay, wir erlauben jetzt erstmal nicht, das Geschäft weiterzuführen,“ und das ist ja genau die Konsequenz von der Aberkennung der Umsatzsteuernummer, Du bist jetzt erstmal blockiert, das war’s, und dann kannst Du selbst schauen, was Du machst. Das ist ja schon Strafe genug, wie ich es ja schon vorhin beschrieben habe in dem Fall, dieses einen möglichen Mandanten. Es gibt auch andere Beispiele, und wie gesagt, da muss man sehr genau sein in Irland. Reicht man zum Beispiel den Jahresabschluss ins Handelsregister nur einen Tag zu spät ein, dann ist die Firma für die nächsten zwei Jahre danach testatpflichtig. Das heißt, dass die Bilanz nicht nur vom Steuerberater angefertigt, sondern auch von einem Wirtschaftsprüfer geprüft werden muss. Das sind zunächst mal finanzielle Konsequenzen, denn jeder Wirtschaftsprüfer verlangt mindestens 10.000 € dafür. Das sind so Dinge, die Iren sind da schon sehr kleinkariert, will ich mal sagen. Die erinnern mich in vieler Hinsicht ein bisschen an die Schweiz. Man denkt ja auch immer so als Nicht-Schweizer, dass die Schweizer das El Dorado sind für, sage ich mal Steuerverkürzer und Leute, die es mit der Buchhaltung nicht so genau nehmen. Das ist ja absolut nicht so. Die Schweiz146 ist extrem genau, was solche Dinge anbelangt. Die schauen extrem genau hin, gerade bei Ausländern, die da involviert sind, ähnlich ist es in Irland auch. Man kann definitiv nicht meinen, dass nur, weil es ein kleines Land, was einen gewissen Ruf hat, dass dort alles so ganz einfach funktioniert und man sich dort einfach aus der Affäre ziehen kann und die Sachen nicht genau machen muss. Das ist meiner Erfahrung nach absolut nicht so.
55:19 - Habe ich die passende Geschäftsidee für Irland?
Daniel: Gut zu wissen. Wenn der eine oder der andere unserer Zuhörer oder Zuschauer wegen bestimmter Vorteile, die wir hier besprochen haben, seien es die 12,5% Körperschaftsteuer, sei es der gute Whiskey oder das Guinness oder was auch immer, jemandem gefallen hat und er möchte jetzt eine Gesellschaft in Irland gründen. Was empfiehlst Du? Was wären jetzt die nächsten Schritte? Für mich ist das ein interessanter Standort, vielleicht auch gerade die Vorteile, die Du erwähnt hast, der gute Einstieg in Geschäfte mit den USA, es waren ja eine ganze Reihe von Vorteilen, die dafür sprechen können, mich für Irland als Unternehmensstandort zu entscheiden. Was wäre jetzt aus Deiner Sicht der nächste logische Schritt?
Sebastian: Man muss sich als erstes fragen, ob man überhaupt da reinpasst und da hinpasst. Was die Behörden gerne sehen, was die Banken gerne sehen, was Anwälte gerne sehen, was Steuerberater gerne sehen, sind gerade solche Tax Startups. Junge Unternehmer, die dort hinziehen, die Fremdkapital haben, die dort ein Team aufbauen, die dort Software entwickeln oder irgendeine App haben oder irgend so was, das ist für die Iren sicherlich das Traumszenario. Dann wird man durch offene Türen laufen, dort wird man vom Botschafter empfangen werden, wie ich es vorhin gesagt habe, dort stehen einem alle Türen offen. Das ist sicherlich in einem Bereich Tech ein sehr guter Standort dafür, immer unter der Voraussetzung, dass man tatsächlich plant, dort Mitarbeiter einzustellen und bis dahin selbst dort wohnt und das Geschäft tatsächlich dort vor Ort betreibt. Das sind so die richtigen Kandidaten dafür. Alles andere, gut, ich habe gesagt Tech, es gibt natürlich auch noch viele andere interessante Branchen. Ich hatte mal einen Mandanten, die haben solche Vitaminpillen für Pferde hergestellt, und Irland ist natürlich ein riesiger Markt für Reiten, für Pferde, Pferdesport und so, also gigantisch groß. Und das ist auch etwas, wenn man sich in dem Bereich wäre es auch interessant. Es ist natürlich nur ein Beispiel. Es gibt sicherlich eine Reihe von Branchen, die dort interessant sind. Meiner Erfahrung nach sind es eben Branchen, die im Grunde schon mit Engineering, mit Tech, vielleicht auch wissenschaftlich, medizinische Entwicklung, Biotech und so weiter zu tun haben, das passt da rein, und damit wird man sich dort auch viele Freunde machen.
58:24 - Mit welchem Schritt fängt mein Weg nach Irland an?
Daniel: Okay, jetzt denke ich, ich passe da rein, und wie geht es jetzt weiter? Was empfiehlst Du jetzt? Wie wären jetzt die Schritte bis zur Etablierung meines Business? Wie gehe ich jetzt weiter?
Sebastian: Der erste Schritt ist immer der Umzug, man gründet dieses Unternehmen natürlich schon mit einem irischen Wohnsitz, das heißt, man würde dann nach Irland gehen, sich dort niederlassen, würde sich eine Wohnung suchen, ich empfehle die Webseite www.daft.ie, und wir haben ja auch zum Wohnsitz in Irland gesprochen, man meldet sich an, besorgt sich eine Steuernummer, meldet sich sozialversicherungspflichtig an, und dann würde man im Grunde die Firma gründen. Der Umzug ist immer das Erste. Und die Firmengründung erfolgt dann im zweiten Schritt. Wie gesagt, unter der Voraussetzung, dass man dort lebt, wird man weder mit Kontoeröffnung noch mit VAT noch sonst irgendwas irgendein Problem dort haben. Wir können natürlich sämtliche Interessenten gerne dabei unterstützen, bei der Firmengründung, bei laufender Betreuung der Gesellschaft, auf unseren Webseiten ist das ja alles genau im Detail beschrieben, und haben hier viele Mandanten, die sich in der Tech Branche in Irland niedergelassen haben.
Daniel: Klasse, dann vielen Dank. Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Übrigens, wenn Ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den ABONNIEREN Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.
E-Residency in Estland – endlich verständlich
Erfahre alles über E-Residency in Estland und wie es Freelancern und digitalen Nomaden neue Möglichkeiten bietet. Entdecke die Vorteile und wie du E-Resident wirst.
Zu Gast: Rechtsanwältin Aet Bergmann
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Mit Begriffen wie „Expat“, „Non Dom“ „digitaler Nomade“ sind wir mittlerweile vertraut. Aber was bitte in aller Welt ist ein „E-Resident“? Auch mit „E-Mail“ und „E-Money“ können wir umgehen, aber was hat das „E“ mit Menschen zu tun? Es handelt sich bei der E-Residency um eine junge Spezies in unserer modernen und digitalen Welt, die im Dezember 2014 in Estland geboren wurde und besonders Freelancern und digitalen Nomaden erstaunliche Möglichkeiten bietet.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Die estnische Rechtsanwältin Frau Aet Bergmann erläutert die Hintergründe und Zusammenhänge der E-Residency in Estland und erklärt, was Sie damit alles machen können. Sie erfahren, wie es zu dieser Idee kam, wie das digitale Leben in Estland ist und welche Steuervorteile Sie erwarten. Lassen Sie uns am Anfang beginnen:
Digitales Estland
Nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion Anfang der 1990er überlegte sich Estland, wie sie sich neu aufstellen können und kam auf die Idee des „digitalen Staates“. Die Bevölkerung des Landes beträgt 1,3 Millionen Menschen, und bereits seit vielen Jahren läuft in Estland alles digital. Alle Daten einer Person werden digital erfasst und an die entsprechenden staatlichen Stellen weitergeleitet. Der estnische Staat darf den Bürger nur einmal nach einer Angabe fragen.
Sie sind Digitaler Nomade und es zieht Sie südwärts? Dann lesen Sie hier mehr zu Chile.
Esten können alles digital einsehen, auch wer Zugriff auf ihre Daten hatte
Mit der estnischen ID-Karte können die Bürger sehen, wann sie das letzte Mal beim Arzt waren, welche Rezepte sie bekommen haben, welche Immobilien sie haben und wer etwas über sie wissen wollte. Sehr interessant ist das für die Bürger Tallinns kostenfreie Verkehrsnetz. Um zu überprüfen, ob ihre Bürger noch ihre Bürger sind, schaut die Stadt Tallinn täglich online nach; das kann jeder Bürger sehen.
Für wen ist die E-Residency möglich und empfehlenswert?
Leben Sie in Estland, können Sie kein E-Resident sein. Die E-Residency ist für im Ausland lebende Menschen, die entweder Estland einfach lieben oder dort geschäftlich tätig sind. Das geht auch für Esten, die im Ausland leben. Sie können Verträge mit der Stromgesellschaft schließen und Bauanträge stellen. Die ganze Kommunikation verläuft über die E-Residency-Karte, und seit 2020 sind auch notarielle Amtshandlungen damit durchführbar.
Optimal ist diese E-Residency für digitale Nomaden, denn Firmengründung und -verwaltung, Einträge im Handelsregister und die Abrechnung mit Kunden verläuft alles digital. Sie können Dokumente kryptieren, digital Unterschriften geben und sich jedem ausweisen, der diese Karte lesen kann. Um mehr zum Thema digitale Nomaden zu erfahren, empfehlen wir Ihnen für unsere Episode über Krankenversicherungen für digitale Nomaden oder über das Leben als digitaler Nomade.
Wie kann ich die E-Residency in Estland beantragen?
Den Antrag stellen Sie online und kostet zwischen 100 € und 120 €. Nach Prüfung Ihrer Angaben gehen Sie zu einer estnischen Botschaft, weisen sich dort einmal dem estnischen Staat aus und erhalten Ihre ID-Card mit PIN-Codes, Lesegerät und Software. Die Karte im Scheckkartenformat ist ohne Bild, aber mit Personenkennzahl und Chip.
Unterschied Residency und E-Residency
Ihre E-Residency ist lediglich eine virtuelle „Residenz“, die Ihnen kein Aufenthaltsrecht in der EU und im Schengen-Raum gewährt. Es handelt sich um einen digitalen Ausweis im Internet, der Ihnen digitalen Zugriff und Handlungsmöglichkeiten bietet. Möchten Sie als EU-Bürger nach Estland tatsächlich umziehen, gehen Sie dort zur Polizei, melden sich mit ihrem lokalen Wohnsitz an und erhalten dann die estnische ID-Karte. Die ist wie ein Personalausweis, und Sie können damit innerhalb der EU reisen. Dieser Vorgang ähnelt dem in Malta und in Irland. Die E-Residency entbindet Sie nirgendwo von Ihrer Steuerpflicht und macht Sie auch nirgendwo steuerpflichtig.
Welche Gesellschaftsformen gibt es in Estland?
Wie die UK-Gesellschaftsformen dieselben sind wie in Malta und Irland, ist Estland nach deutschem Vorbild aufgebaut. Dort finden Sie alle deutschen Gesellschaftsformen, wobei die estnische GmbH, die OÜ (Osaühing) die Gängigste ist. Die können Sie online gründen, auch mit nur einem Gesellschafter. Sie können als E-Resident selber Gesellschafter und Geschäftsführer sein. Möchten Sie die Gesellschaft mit mehreren Gesellschaftern gründen, müssen die Beteiligten eine estnische E-Residency-Card oder ID-Card besitzen.
Das Stammkapital beträgt 2.500 € und kann zu einem späteren Zeitpunkt eingezahlt werden. Das ist im Register sichtbar, und Gewinne können Sie erst ausschütten nach Einzahlung des Stammkapitals.
Interessantes Steuersystem in Estland
In Estland gibt es eine Körperschaftsteuer. Der aktuelle Steuersatz von 20% trifft nur auf entnommene Gewinne zum Zeitpunkt der Entnahme zu. Das ist besonders lohnenswert, wenn die Gewinne vorerst in der Gesellschaft bleiben oder man Immobilien kaufen oder investieren möchte. Das ist durchaus für Holdings interessant, aber die Gewinne müssen auch in Estland erwirtschaftet werden.
Bitte beachten Sie, dass die Besteuerung dort stattfindet, wo die Geschäftsleitung sitzt. Für digitale Nomaden würden die 20% Dividendenbesteuerung für die Gesellschaft anfallen, da ein digitaler Nomade nirgendwo seinen Wohnsitz hat.
Anforderungen an die Buchhaltung
Die Anforderungen an die Buchhaltung entsprechen den in der EU üblichen Abläufen: monatlich bei Umsatzsteuerpflicht und Angestellten, jährlich für jede Gesellschaft. Wenn nicht viel anfällt, können Sie ein Programm dafür nutzen. Estnischen Buchhalter kommunizieren mit dem estnischen Staat auf Estnisch, und das ist eine Kunst an sich. Wenn mehr anliegt, suchen Sie sich einen estnischen Buchhalter. Die Fristen sind streng, und ein Verzug ist jedem sichtbar.
Die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer
Ein Lichtblick ist die Beantragung und der Erhalt der Umsatzsteuer-Identifikationsnummer. Dieses ist in vielen Ländern schwer und man muss oftmals darum kämpfen. In Estland wird sie schnell und effizient zugeteilt.
Ein Bankkonto in Estland eröffnen
Frau Bergmann nennt die estnischen Banken „paranoid“, denn nach ein paar Geldwäsche Fällen ist das Eröffnen eines Bankkontos bei einer traditionellen Bank sehr schwer. Sie müssen vorweisen, dass Sie bereits etwas machen. Für ein Unternehmen mit Büro und Mitarbeitern sollte das dann möglich sein. Oder Sie gehen zu einer Internetbank.
Bei Einzahlung des Stammkapitals würde das Konto lediglich für den Gründungszeitraum gesperrt; es verhält sich nicht wie in der Schweiz, wo das Gründungskapital dauerhaft geblockt ist.
Kontaktdaten und Links:
Aet Bergmann
Homepage: www.bnt.eu
E-Mail: aet.bergmann@bnt.eu
Telefon: +372 667 6240
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Das Leben in der Schweiz als Deutscher: Diese Dinge sollten Sie bei einem Umzug beachten
Italien – Wein, Sonne, wenig Steuern
Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben
Wie man's richtig macht: USA Unternehmensgründung
Die Vorratsgesellschaft und ihre Vorteile
Einbürgerung: Der Weg zur Schweizer Staatsbürgerschaft
Die internationale Krankenversicherung - Ein Muss im Ausland
Gold lagern im Ausland - was Sie wissen müssen
Geld ins Ausland senden
Revolut vs. Wise: Welches Konto ist besser für Auswanderer?
Wohnsitz: Anmeldung, Abmeldung, Ummeldung
Was ist ein Perpetual Traveler?
Deutschen Reisepass und Personalausweis im Ausland erneuern: So geht's einfach!
Schweizer Pass und Identitätskarte im Ausland erneuern: Leitfaden für Expats
Was steckt hinter den 16 Fragen, die das Finanzamt Auswanderern stellt?
Timestamps
00:00 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Frau Bergmann
02:51 - Was ist die E-Residency?
04:26 - Digitales Estland
08:41 - Zugriff auf meine Daten – durchweg transparent
11:09 - Die unschlagbaren Vorteile der E-Residency in drei Sätzen
12:45 - Die einfache Beantragung der E-Residency
14:31 - Kann mir die E-Residency verweigert werden?
16:13 - Geringe Kosten für die E-Residency und weitere Anwendungsbeispiele
18:15 - Nach Estland umziehen
19:57 - Wie ist das mit der Krankenversicherung?
21:28 - Gesellschaftsformen in Estland
23:56 - Für welche Branchen eignet sich Estland besonders gut?
27:11 - Eine estnische Gesellschaft für digitale Nomaden optimal
30:22 - Digitale und physische Produkte
33:48 - Anforderungen an die Buchhaltung
37:00 - Die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer
39:26 - Ein Bankkonto in Estland eröffnen
43:58 - Aktuelle Einreisebestimmungen in Estland, Kontaktdaten & Verabschiedung
Mitschrift zu Folge 28 von Perspektive Ausland: E-Residency in Estland – endlich verständlich
Zu Gast: Rechtsanwältin Aet Bergmann
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Frau Bergmann
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Unser Gast ist heute Frau Aet Bergmann. Sie kann uns einiges über die E-Residency erzählen, die Estland vor fünf Jahren als erstes Land eingeführt hat und inzwischen schon von mehreren zehntausend Personen aus über 100 Ländern beantragt wurde. Bevor wir gleich näher darauf eingehen, was man mit dieser E-Residency für Möglichkeiten hat, bitten wir Frau Bergmann, sich uns erst einmal selbst vorzustellen.
Frau Bergmann: Mein Name ist Aet Bergmann, ich bin Estin, bin hier geboren, allerdings als Kind nach Deutschland gekommen, bin in Bayern aufgewachsen und habe danach noch einen Umweg über Skandinavien gemacht. Ich war sechs Jahre in Finnland, vier Jahre in Schweden, und fast forward war ich dann im Jahre 1993 auf einmal in der glücklichen Situation, dass Estland frei geworden war, meine Familie waren alle zurückgegangen, und ich kam dann auch zurück und habe dann hier Jura studiert und bin seit 1998 Anwältin in Estland. Erst in Großkanzleien, und mittlerweile als geschäftsführende Partnerin bei der Anwaltskanzlei BNT Attorneys at Law. Das ist eine internationale Kanzlei, wir haben Kanzleien in elf Ländern in Mitteleuropa und betreuen hauptsächlich deutschsprachige und englischsprachige Mandanten, die in unseren Ländern etwas wollen oder nicht wollen. Also von der Gründung bis zur Liquidierung alles, und dazwischen auch ein bisschen Gerichtsarbeit und Wirtschaftsrecht.
Daniel: Vielen Dank, wobei, dafür, dass Sie in Bayern aufgewachsen sind, sprechen Sie sehr gutes Hochdeutsch, muss man wirklich sagen.
Sebastian: Allerdings, das hört man nicht, dass Sie in Bayern aufgewachsen sind, in der Tat.
Frau Bergmann: Ich habe ja auch zu Hause Estnisch gesprochen, und nur in der Schule Deutsch, und in der Schule in Bayern spricht man dann doch eher Hochdeutsch. Ich verstehe Bayerisch sehr gut, aber ich kann es nicht sprechen. Das ist wahrscheinlich auch das, was mich verrät, wenn ich mit Deutschen rede, dann fragen die mich: „Wo kommen Sie eigentlich her aus Deutschland?“ Ich sage: „Aus Tallinn.“
Daniel: Meine Tochter ist ja in der Schweiz in die Schule gegangen, und die kann ein Schweizer Deutsch sprechen, dass ich sie nicht mehr verstehen kann. Wenn sie nicht will, dass ich sie verstehe, das ist schon manchmal interessant.
02:51 - Was ist die E-Residency?
Daniel: Zurück zu Estland. Wir haben über diese E-Residency gesprochen. Vielleicht können wir da als erstes mal Klarheit bringen. Die E-Residency: Was ist das? Ist das eine E-Staatsbürgerschaft oder mehr oder weniger? Vielleicht können Sie das erst mal ganz kurz vorstellen. Was ist die estnische E-Residency?
Frau Bergmann: Die estnische E-Residency ist ein digitaler Personalausweis. Das ist keine Staatsbürgerschaft, auch kein Personalausweis sozusagen. Es ist ein physisches Kärtchen, das ich zwar jetzt hier nicht habe, da ich selbst kein E-Resident bin, aber das ist ein Kärtchen ohne Bild drauf, mit Namen, mit einer Personenkennzahl. Wenn man die E-Residency beantragt, bekommt man das Kärtchen und PIN-Codes, und damit kann man sich digital ausweisen. Dem estnischen Staat gegenüber, anderen E-Residenten und estnischen Residenten gegenüber, eigentlich in der ganzen Welt, sofern die Welt die Mittel hat, diese E-Residency zu lesen. Damit kann man sich ausweisen, man kann Unterschriften geben, man kann Dokumente kryptieren und kryptierte Dokumente eröffnen. Es ist natürlich erstmal eine estnische Sache, aber es ist etwas, was sich immer mehr ausweitet.
04:26 - Digitales Estland
Sebastian: Auf den ersten Blick klingt es natürlich interessant, aber wenn man nicht mit der Materie vertraut ist und sich nicht so im internationalen Kontext bewegt, fragt man sich ja: „Was bringt mir das? Offensichtlich, ich habe dann keine Staatsbürgerschaft, hat steuerlich wahrscheinlich auch keine Implikationen, also was soll ich mit dem machen? Was sind Vorteile?“ Für jemand, der zum Beispiel digitaler Nomade ist oder sowas, vielleicht können Sie dazu noch kurz etwas sagen.
Frau Bergmann: Ja, wenn man mit Estland überhaupt nichts am Hut hat, dann hat es natürlich auch keine Vorteile, überhaupt nicht. Wenn man in Estland zum Beispiel bereits eine Gesellschaft hat, oder eigentlich müsste ich ein bisschen mehr ausholen. Estland ist ja seitdem wir uns von der Sowjetunion losgelöst haben ein bisschen auf der Suche gewesen: Was machen wir anders als die anderen? Eine Sache, die man anders machen kann, wenn man sich vollkommen neu aufstellt, ist, sich zu erneuern und sich technisch zu profilieren, und das wurde eben gemacht. Wenn man zum Beispiel alte Computer hat, dann ist es schwierig auf neue umzustellen, weil es immer Kosten sind. Wenn man gar nichts hat, dann kann man von vornherein mehr entwickeln und sich schneller entwickeln. Aus dieser Idee wurde das Konzept geboren, Estland als digitalen Staat aufzustellen.
Wir haben ja auch nicht so viele Leute, wir haben 1,3 Millionen, das ist nicht mal München. Insofern ist es praktischer, wenn nicht so viele Leute Beamte sind, die Papiere entgegennehmen, und mittlerweile sind wir mit dem Staat schon seit etlichen Jahren soweit, dass sehr vieles einfach digital verläuft. Das ganze Handelsregister ist digital, man kann mit dem Handelsregister am Computer kommunizieren, man muss dafür nicht irgendwo hingehen. Das Steuersystem, also das Finanzamt ist digital. Die Steuererklärung macht man am Computer in eigentlich fünf Minuten. Wenn man sehr viele Besonderheiten anzugeben hat, dann werden es vielleicht zehn, aber mehr kann es nicht dauern. Die gesamten Angaben von allen Personen werden digital erfasst, und es gibt auch dieses Once-Only-Prinzip. Der Staat darf mich als Bürger nicht zweimal fragen nach einer Angabe, die ich dem Staat bereits gemacht habe.
Zum Beispiel, wenn ich hier in der Kanzlei jemanden anstelle, dann wird meine Buchhaltung dem Staat gegenüber sagen: Diese Person ist jetzt hier angestellt. Und diese Information geht überall hin. Also zum Finanzamt, zur Krankenkasse, zum Statistikamt, also jeder, der das hören muss, hört das von uns einmal, und das reicht dann auch aus. In diesem System ist diese estnische ID-Karte mit dem Chip drauf, ein zentrales Element, weil ich mich eben mit dieser ID-Karte dem Staat gegenüber ausweise und mich einloggen kann und zum Beispiel im elektronischen Gesundheitssystem sehen kann, welche Rezepte habe ich, wann war ich zuletzt beim Arzt, welche Ergebnisse haben meine Proben. Oder ich kann zum Grundbuch und schauen, welche Immobilien habe ich. Ich kann auch schauen, wer Zugriff auf meine Angaben hatte, das muss ich gleich auch sagen, weil sehr viele heutzutage ja Angst haben vor dem Zugriff auf ihre Daten, und die Daten sind in Estland natürlich geschützt, aber sie sind auch transparent geschützt. Also ich sehe tatsächlich, wer auf meine Daten zugegriffen hat und kann auch immer fragen, warum. Wenn ich sehe, dass jemand sich angeschaut hat, welche Immobilien ich hatte, dann kann ich da auch hingehen und fragen, welches Interesse hatte diese Person, meine Immobilien anzuschauen.
08:41 - Zugriff auf meine Daten – durchweg transparent
Daniel: Wenn ich kurz mal dazwischenhaken kann. Sie könnten jetzt also mit Ihrer Karte sich da irgendwo einloggen und können jetzt nachgucken, wer hat auf meine Daten zugegriffen? Das kann jeder Bürger?
Frau Bergmann: Ja, das kann ich jederzeit machen. Das habe ich auch schon öfter gemacht, und ich sehe zum Beispiel, dass die Stadt Tallinn täglich nachschaut, ob ich noch Einwohnerin der Stadt Tallinn bin, weil die Stadt Tallinn nämlich so ein öffentliches Nahverkehrssystem hat, das umsonst ist für die Einwohner von Tallinn. Daher muss die Stadt Tallinn jeden Tag überzeugt sein, dass ich hier noch wohne. Und das sehe ich tatsächlich auch täglich. Jetzt kommt dazu E-Residency. Die E-Residency ist ja per Definition eben nicht die Residency. Wenn ich hier wohne, hier lebe, dann kann ich nicht E-Residentin sein. Ich kann E-Residentin sein, wenn ich estnische Staatsbürgerin bin, aber im Ausland wohne, dann würde das auch gehen. Aber die gesamte Kommunikation mit dem Staat kann ich über die E-Residency genauso abwickeln, wie über dieses Kärtchen. Und wenn ich zum Beispiel hier eine Firma habe, dann läuft die Kommunikation genauso über diese Karte. Also ich kann Anträge stellen an das Register, ich kann den Namen der Firma ändern, den Geschäftsführer ändern, die Satzung ändern. Ich kann auch eine ganz neue Firma gründen damit, und das dauert auch ungefähr, man sagt, der Rekord wäre glaube ich 20 Minuten, 18 Minuten oder sowas. Ich habe es selbst nie unter einer halben Stunde geschafft, aber dann ist die Gesellschaft auch fertig. Das kann man aus dem Ausland auch machen, und dann hat man eine Gesellschaft in Estland. Die Frage ist dann immer: Warum sollte man das machen? Und dann kommen wir in den eher interessanten Bereich, ob man das machen sollte, und welche Vorteile und Nachteile man damit hat. Aber die E-Residency gibt einem das Handwerkszeug dafür, dass man das machen kann, und zwar auch aus dem Ausland, also weltweit. Und noch eine interessante Sache, die jetzt in der Covid-Zeit hinzukam, die estnischen Notare hatten das schon lange vorbereitet, aber haben dann 2020 tatsächlich gelauncht, dass man nämlich auch alle notariellen Amtshandlungen auch aus der Ferne digital vornehmen kann.
11:09 - Die unschlagbaren Vorteile der E-Residency in drei Sätzen
Daniel: Außer der ID-Card selbst bekommt man natürlich noch ein passendes Lesegerät, die nötigen PIN-Codes und eine Anleitung. Für die Benutzung von Karte und Lesegerät gibt es dann noch eine Software, die man herunterladen und installieren muss. Und auf der E-Resident-Webseite findet man natürlich Anleitung und Videoerklärungen zur Verwendung.
Sebastian: Das heißt im Grunde genommen, wenn wir das nochmal zusammenfassen, was Sie gerade eben gesagt haben: Angenommen, ich bin digitaler Nomade, ich ziehe um die Welt, brauche aber eine Gesellschaft in der EU zum Beispiel, um mit Kunden abzurechnen, dann würde sich Estland hier vor allen Dingen anbieten, weil über diese E-Residence-Card ich dann die gesamte Verwaltung meiner Firma inklusive Firmengründung, mögliche Handelsregistereinträge, notarielle Beurkundungen und so weiter, viel effizienter und schneller machen kann, als ich das mit zum Beispiel anderen Gesellschaften in anderen Staaten machen könnte, wo ich dann immer Papierformulare einschicken muss oder wo alles Ewigkeiten dauert, wo ich möglicherweise laufen meine Unterlagen notariell beglaubigen muss, die dann dort hinschicken muss. Das heißt also, wenn ich im Ausland lebe, aber eine Verbindung zum Beispiel zur EU behalten möchte, dann ist die estnische Gesellschaft in Kombination mit dieser E-Residency ein unschlagbar einfaches und effizientes und schnelles Werkzeug, um das zu gewährleisten.
Frau Bergmann: Das stimmt, so ist es.
12:45 - Die einfache Beantragung der E-Residency
Daniel: Dies ist also tatsächlich eine interessante Möglichkeit, die für den einen oder anderen sehr attraktiv sein kann. Könnte es aber passieren, dass mein Antrag auf die E-Residency abgelehnt wird? Und sollte ich mir deshalb lieber von Beginn an Unterstützung suchen?
Frau Bergmann: Der Beantragungsprozess ist denkbar einfach, das beantragt man im Internet, aber danach muss man zu einer estnischen Botschaft oder, wenn man hier in Estland ist, dann hier zur Polizei. Was der estnische Staat damit macht innerhalb von paar Wochen, eben untersuchen, ob diese Person sich für die E-Residency eignet, also ob es Gründe gibt dagegen. Die Gründe sind auch gesetzlich festgelegt, das sind nicht furchtbar viele, aber wenn man sich strafbar gemacht hat, und wenn man für den estnischen Staat so nicht annehmbar ist als ordentlicher Geschäftsmann. Dann wird es abgelehnt in circa vielleicht 2% bis 3% der Fälle. Die Sicherheit bei der E-Residency ist ja, dass man sich einmal dem estnischen Staat auch physisch zeigen muss, man muss sich ausweisen. Man geht zur estnischen Botschaft und zeigt seinen Personalausweis, Reisepass oder was auch immer, und damit weiß der estnische Staat: Das ist dieser Mensch. Das bringt auch die Sicherheit für alle anderen, also wenn ich einen anderen E-Residenten treffe, dann kann ich sicher sein, dass der estnische Staat kontrolliert hat, der ist das. Es gibt natürlich auch die Fälle, wo man eben irgendwo so weit weg lebt, dass man nicht zur estnischen Botschaft kann, das ist dann unpraktisch, und dann funktioniert das auch nicht.
14:31 - Kann mir die E-Residency verweigert werden?
Sebastian: Sie hatten jetzt gerade eben angesprochen, natürlich wenn man vorbestraft ist oder so, dann wird man die nicht bekommen. Gibt es andere Gründe? Was ist zum Beispiel, wenn jemand mal insolvent war, ist das ein Grund? Oder was sind so ausschlaggebende Gründe, warum einem die von den estnischen Behörden verweigert werden würde, die E-Residency?
Frau Bergmann: Eine Insolvenz würde ich jetzt nicht sagen, dass das ein Grund sein müsste, eine Insolvenz kann jeder in seinem Leben mal durchlaufen, und das ist ja nichts, was etwas ausschließt. So Beispielfälle habe ich auch nicht, und mir sind auch keine Mandanten ins Haus gekommen, die gesagt hätten: „Ich habe die E-Residency nicht bekommen, und ich will sie unbedingt.“
Sebastian: Große Ausnahmen.
Frau Bergmann: Ja, das ist die Ausnahme.
Daniel: Vielleicht jemand aus Nordkorea, der die E-Residency beantragen möchte.
Sebastian: Jaja, klar und korrekt.
Frau Bergmann: Oder wenn klar ist, dass es jemand ist, der auf Betrug aus ist, das gibt es auch. Man kann auch gleich falsche Angaben machen, und damit hat man dann schlechte Karten.
Sebastian: Vielleicht einmal noch zur Klarstellung, es wird jedem klar sein, der hier zuhört, aber natürlich, um es nochmal ganz klar zu sagen: Damit ist weder ein Aufenthaltsrecht in der EU, im Schengenraum, in Estland verbunden, mit der E-Residency, das hat auch keinerlei im Grunde steuerliche Konsequenzen, insofern, dass man dort steuerpflichtig ist oder woanders nicht steuerpflichtig wäre. Diese Punkte sind letztlich von der E-Residency nicht berührt.
Frau Bergmann: Das stimmt. Jaja, genau. Es ist nur ein digitaler Ausweis im Internet.
16:13 - Geringe Kosten für die E-Residency und weitere Anwendungsbeispiele
Sebastian: Was kostet die E-Residency, wenn ich fragen darf? Was kostet es, einen Antrag zu stellen?
Frau Bergmann: Das ist eine gute Frage.
Daniel: Ich habe mal was von 100 € ungefähr gehört, aber vielleicht ist das ja teurer geworden, wie alles immer teurer wird, oder?
Sebastian: Auf jeden Fall sehr erschwinglich, es ist nicht so, dass ich irgendwelche Tausende hinlegen muss, also sehr erschwinglich, hundert Euro, ein paar hundert Euro, irgendwie sowas.
Frau Bergmann: Das sind 100 € bis 120 €.
Sebastian: Okay, selbst, wenn man im Grunde nicht weiß, ob man es tatsächlich braucht, könnte man sagen: „Probier‘ ich mal aus, klingt ja ganz interessant, vielleicht will ich da mal eine Firma gründen.“
Frau Bergmann: Ja, man kann ja auch einfach nur Fan vom estnischen Staat sein oder Fan von Internet oder so, und wir haben mittlerweile, ich denke 90.000 oder so sind es schon?! Eine ganze Menge. Wenn ich das nun richtig in Erinnerung habe, ich glaube jede dritte Gesellschaft in Estland wird mittlerweile von E-Residenten gegründet.
Sebastian: Ist das sozusagen auch immer, oder in den meisten Fällen, sagen wir mal der Auslöser, dass wenn man E-Residency beantragt, dass jemand sagt: „Ich möchte eine Firma gründen, also mach ich diese E-Residency, weil dann die Firmengründung und die Verwaltung der Gesellschaft so viel einfacher und schneller ist.“
Frau Bergmann: Ja, wenn man überhaupt irgendwas in Estland machen will, auch wenn man zum Beispiel hier ein Sommerhäuschen kaufen will, dann wird sich das wirklich lohnen, weil man dann, zum Beispiel man will den Vertrag mit der Stromgesellschaft schließen, dann muss man nicht unterschreiben und schicken, sondern man signiert digital und schickt das per E-Mail, und das ist die Unterschrift. Oder wenn man eine Baugenehmigung beantragt. Und weil auch die meisten von meinen Mandanten, die E-Resident werden, haben ja bereits hier etwas. Entweder Gesellschaften oder Immobilien oder sind Geschäftsführer oder was auch immer.
18:15 - Nach Estland umziehen
Sebastian: Das heißt aber, wenn ich zum Beispiel vorhätte, tatsächlich nach Estland umzuziehen, weil es ja auch durchaus ein attraktives Land ist, um dort zu leben, dann würde ich letztlich die E-Residency nicht beantragen, dann würde ich dorthin umziehen, und würde mir dann, wenn ich dort bin, die normale ID-Card bekommen, wie zum Beispiel in Malta. Wenn ich zum Beispiel als Ausländer nach Malta komme, bekomme ich die maltesische ID-Card. Ist das in Estland das Gleiche, oder würde ich dort, wenn ich als Ausländer in Estland lebe, auch die E-Residence-Card beantragen?
Frau Bergmann: Ne, als Ausländer in Estland, besonders als EU-Ausländer, geht man einfach zur Polizei, beantragt die ID-Karte und bekommt die dann innerhalb von paar Wochen. Dafür muss man eigentlich nur sich hier anmelden, also man muss eine Adresse haben, wo man anmelden kann, wo man tatsächlich auch lebt.
Sebastian: Und die ist dann auch wie ein Personalausweis, das heißt, ich kann die verwenden, um innerhalb der EU zum Beispiel dann zu reisen, zu fliegen und so weiter.
Frau Bergmann: Ja, genau.
Sebastian: Also sehr ähnlich, wie in Malta, das heißt im Grunde genommen genau da ist genau das Gleiche. Wenn man dorthin umzieht, bekommt man auch diesen Personalausweis, auch so im Scheckkartenformat mit Foto drauf, der dann als Personalausweis und auch zum Reisen und so weiter, wenigstens innerhalb der EU zählt. Also für Personen, die sich überlegen würden, den Wohnsitz ins Ausland zu verlagern, nach Estland umzuziehen, die müssen das nicht im Vorfeld machen, die hätten dadurch keine Vorteile. Die ziehen nach Estland um, und sobald sie dort sind, melden sie sich an, gehen zur Polizei und beantragen sich den normalen estnischen Personalausweis, ID-Card.
Frau Bergmann: Genau. Das geht schnell und ist unbürokratisch.
19:57 - Wie ist das mit der Krankenversicherung?
Daniel: Ist zwar jetzt nicht unser Hauptthema, ein Wohnsitzwechsel, aber trotzdem interessiert es mich jetzt, weil Sebastian damit angefangen hat.
Sebastian: Man fängt einmal an, das ist . . .
Daniel: Trotzdem noch eine Frage, die sich dann automatisch stellt, ist auch das Thema Krankenversicherung. Wenn ich jetzt nicht E-Residendy, sondern die echte Residenz beantrage, weil ich meinen Wohnsitz verlagere nach Estland, gibt es da etwas spezielles zur Krankenversicherung? Es gibt ja verschiedene Länder, die dann sagen: Jeder, der bei uns wohnt, der ist dann auch in so einer staatlichen Versicherung mit drin, oder gibt es da spezielle Konditionen für EU-Ausländer, die ihren Wohnsitz zum Beispiel verlagern nach Estland?
Frau Bergmann: Man ist in Estland nicht automatisch krankenversichert, aber wir haben eine staatliche Krankenversicherung. Um in diese reinzukommen, müsste man hier eigentlich arbeiten, also man muss Steuern zahlen, und das ist in der Sozialsteuer inbegriffen, dass man krankenversichert ist. Ich denke, normalerweise, wenn man hierher umzieht, dann wird man hier ja höchstwahrscheinlich auch arbeiten und ein Einkommen haben und vom Bruttolohn gerechnet 34% sind die Sozialabgaben, und darunter gehört auch Krankenkasse und Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung. Wenn man das nicht hat, kann man sich trotzdem krankenversichern, indem man eine Minimumsumme von einigen hundert Euro monatlich an die estnische Krankenversicherung zahlt. Das ist dann nicht ganz billig, aber es ist machbar.
21:28 - Gesellschaftsformen in Estland
Daniel: Kommen wir jetzt noch einmal zum primären Anwendungsfall der E-Residency in Estland zurück, und zwar ein Unternehmen zu gründen. Welche Gesellschaftsformen gibt es denn in Estland?
Frau Bergmann: Da müsste man sich eigentlich an Deutschland orientieren, weil das estnische Rechtssystem ist ganz nach deutschem Vorbild aufgebaut, und alles, was Sie in Deutschland so haben an Gesellschaftsformen, die haben wir hier auch.
Sebastian: Sehr interessant.
Frau Bergmann: GmbHs und AGs, und wir haben theoretisch sogar die GmbH & Co KG, benutzt zwar niemand, aber wäre auch machbar. Was natürlich am interessantesten ist, was am meisten verwendet ist, ist einfach die estnische GmbH, die heißt hier OÜ, Osaühing. Die ist online gründbar.
Daniel: Nur diese eine Gesellschaft ist online gründbar?
Frau Bergmann: Nein, es sind auch andere Sachen online gründbar, aber das wüsste ich jetzt nicht mal auswendig, was man alles online gründen kann, weil die allermeisten gründen ja eine OÜ, aber das meiste ist online gründbar.
Daniel: Jetzt habe ich eine E-Residency, das heißt in den meisten Fällen wäre das eine GmbH mit einem Gesellschafter.
Frau Bergmann: Wenn man eine GmbH mit mehreren Gesellschaftern haben will, dann müssten alle eine E-Residency haben, ist auch machbar. Voraussetzung für die digitale Gründung ist eben, dass alle, die daran beteiligt sind, eine E-Residency oder eine estnische ID-Karte haben, also auch die Geschäftsführer. Aber normalerweise, wenn man gründet, dann gründet man ja so, dass man selbst Gesellschafter und Geschäftsführer ist. Das ist am einfachsten.
Daniel: Und Stammkapital, Mindeststammkapital-Anforderung?
Frau Bergmann: Ist 2.500 €. Man kann aber auch gründen, ohne das Kapital einzuzahlen. Dann muss man eben später einzahlen, und bis man eingezahlt hat, kann man sich zum Beispiel keinen Gewinn ausschütten und so, und es ist auch im Register sichtbar, dass das Kapital nicht eingezahlt ist. Es ist keine besondere Form, nicht wie in Deutschland, das wäre die UG, bei uns ist das trotzdem die OÜ, aber die OÜ ohne eingezahltes Kapital.
Sebastian: Sie haben gesagt, aber nochmal zu Bestätigung, man braucht nur einen Beteiligten, es ist nicht notwendig, dass man was weiß ich noch einen Schriftführer oder einen zweiten Gesellschafter oder so braucht. Eine Person kann Gesellschafter und Geschäftsführer sein.
Frau Bergmann: Ja, das stimmt.
23:56 - Für welche Branchen eignet sich Estland besonders gut?
Daniel: Gibt es, weil Sie betreuen ja eine ganze Reihe von Mandanten, wie würden Sie selber das jetzt einschätzen? Nach Estland zu gehen, dort die E-Residency und eine Gesellschaft zu gründen, was sind so typische Branchen, für die das eine gute Alternative, ein guter Standort ist?
Frau Bergmann: Ich würde es nicht mal branchenspezifisch aufziehen, ich würde eher sagen, es muss ja auch irgendwie wirtschaftlich und inhaltlich Sinn machen. Erstens mal jeder, der nach Estland sowieso umziehen möchte, das ist die Frage, warum man das machen sollte, aber es gibt ja eine ganze Menge Leute, denen der Staat gefällt, denen es hier gefällt, und die vielleicht hier persönliche Anknüpfung haben. Meistens hat man dann doch einen Grund, warum man hierher will, und nicht einfach so, dass man sagt: „Estland ist ein schöner Staat, und da gehe ich jetzt hin.“ Für all die ist es natürlich interessant, jetzt vollkommen egal, was die Branche ist. Dann gibt es die zweite Gruppe, die sagt: „Estland hat ein interessantes Steuersystem.“ Und zwar haben wir keine Körperschaftsteuer, und nur die entnommenen Gewinne werden besteuert, zu dem Augenblick, wo sie entnommen werden mit derzeit 20%. Das ist immer dann interessant, wenn man die Gewinne erstmal in der Gesellschaft belassen will, oder wenn man mit den Gewinnen etwas machen will, was weiß ich, Immobilien kaufen oder woanders investieren, oder was auch immer einem dann einfällt. Für Holdings ist das durchaus interessant. Das Wesentliche in dem Zusammenhang ist aber, dass man dann diese Gewinne auch in Estland erwirtschaftet haben müsste, weil man ansonsten ja eine Betriebsstätte hat woanders, und dann greift ja meistens schon die Besteuerung auch woanders. Die ganzen Leute, die mir schreiben: „Ich möchte jetzt meine Schreinergesellschaft in Estland anmelden, aber weiterhin in Deutschland Schreiner sein, aber von der estnischen Steuer profitieren,“ denen sage ich immer: „Dann setzen Sie sich doch bitte kurz mal mit Ihrem deutschen Steuerberater in Verbindung, ob der das auch gutheißt und auch so sieht, dass Sie dann in Deutschland keine Steuern mehr zahlen,“ und die meisten von denen melden sich dann nicht mehr bei mir.
Sebastian: Ja, da haben Sie völlig Recht, da sprechen Sie einen extrem wichtigen Punkt an. Es ist natürlich so, ich meine wir haben das hier immer wieder, erwähnen das auch auf unseren Webseiten im größten Detail und auch hier in dem Podcast. Also Sitz der Besteuerung ist Sitz der geschäftlichen Oberleitung. Das heißt, wo der Geschäftsführer lebt, wo die Wertschöpfung stattfindet, dort werden Steuern bezahlt. Was natürlich nicht funktioniert ist zu sagen man lebt in Deutschland oder Italien oder sonst irgendwo, hat eine estnische Gesellschaft und zahlt dann dort die Steuern und nicht dort, wo die Betriebsstätte der Gesellschaft ist. Das ist völlig klar.
27:11 - Eine estnische Gesellschaft für digitale Nomaden optimal
Sebastian: Haben Sie Mandanten, die digitale Nomaden sind?
Frau Bergmann: Ja, habe ich.
Sebastian: Was würde Sie denen sagen, was würden Sie jemandem sagen, der digitaler Nomade ist, so ganz allgemein zum Thema estnische Gesellschaft?
Frau Bergmann: Für digitale Nomaden ist die estnische Gesellschaft natürlich das Mittel der Wahl, würde ich sagen.
Sebastian: Das heißt, Sie würden dann sagen, in dem Fall würde die Regelung mit den 20% Besteuerung in Estland zutreffen, weil digitaler Nomade per Definition nirgendwo den Wohnsitz hat, und er würde dann letztlich die Steuern zahlen, wenn er sich einen Gewinn ausschüttet.
Frau Bergmann: Das stimmt. Man muss im Auge behalten, dass diese 20% Dividendenbesteuerung ja eine Besteuerung der Gesellschaft ist, und nicht der Person. Wenn ich nun in Deutschland sitze, und auch wenn es so funktioniert, dass ich in Estland diese Gesellschaft habe und dort die Dividenden ausschütte und davon 20% an den estnischen Staat abgebe, den Rest muss ich in Deutschland ja trotzdem als mein Einkommen versteuern. Das ist nicht meine Einkommensteuer, die ich an Estland gebe, sondern das ist die Einkommensteuer der Gesellschaft, das ist mittlerweile auch allen Finanzämtern klar, in Estland und in Deutschland, dass es so ist.
Sebastian: Es käme dann im Falle von Deutschland zum Beispiel noch die Abgeltungsteuer drauf.
Frau Bergmann: Ja, was auch immer in Deutschland für persönliche Steuern dann noch anfallen, die fallen dann auch tatsächlich an, und das ist etwas, wo wir auch nicht beraten können und dürfen.
Sebastian: Absolut, klar.
Sebastian: Also derjenige, der die Gesellschaft gründet und der Gesellschafter ist, und der Gewinne aus Estland ausgeschüttet bekommt von der Gesellschaft, muss sich natürlich damit befassen, wie er seinen Wohnsitzstaat dann diese Gewinnausschüttung versteuert und angibt und in der Steuererklärung deklariert und so weiter. Wie gesagt, ganz wichtiger Punkt, wichtig, dass Sie das ansprechen. Zwar wird die Steuer in Estland zum Zeitpunkt der Ausschüttung fällig, aber es ist letztlich eine Steuer der Körperschaft der estnischen Gesellschaft und keine Besteuerung der Gesellschafter.
Frau Bergmann: Genau, so ist es. Darüber muss man sich im Klaren sein. Aber eben deswegen ist es für digitale Nomaden interessant, wenn die persönlich dann nirgendwo Steuern zahlen, dann fällt ja nur diese Dividendensteuer hier an.
Daniel: Kann ich denn eine Firma auf die Art und Weise gründen, dass die Gesellschafter eine ausländische Firma ist, und nicht ich als Person?
Frau Bergmann: Das kann man gründen, allerdings nicht digital, aber man kann es gründen beim Notar und eben seit einigen Jahren auch aus der Ferne. Da kommt ein bisschen Papierarbeit auf uns zu, weil die Notare ja dann den Registerauszug und sowas im Original mit Apostille, mit Übersetzung und allem Drum und Dran haben wollen. Aber das geht, es ist recht üblich, dass man das auch so macht.
30:22 - Digitale und physische Produkte
Daniel: Sebastian und mir ist bei der Recherche über die E-Residency, die Unternehmensgründung und die dazugehörige Buchhaltung in Estland doch noch eine Sache aufgefallen, über welche uns Frau Bergmann jetzt hoffentlich aufklären kann. Wenn man jetzt vom Prozess her diese E-Residency bekommt, dann bekommt man ja meist noch die Empfehlung, einen gewissen Service Provider auszuwählen für das gesamte Thema Buchhaltung. Da bieten ja ganz viele Service Gesellschaften für einen monatlichen Betrag so eine Art All-Inclusive-Package an, wo die gesamte Buchhaltung, Abgabe der Jahresmeldung etc. drin ist. Dort ist mir aufgefallen, dass da ganz häufig immer wieder geschrieben ist, eigentlich sie bieten an die Abrechnung für einen Serviceleistung oder vielleicht von Apps, die man entwickelt, aber es wird immer in irgendeiner Art und Weise der Handel mit physischen Produkten ausgeschlossen. Liegt das an der Beantragung der Mehrwertsteuernummer, oder vielleicht können Sie da ein bisschen Licht ins Dunkel bringen. Oder muss man sich da einfach nur einen anderen Steuerberater suchen, der die Buchhaltung macht in dem Moment, wenn ich zum Beispiel physische Produkte, also ich will handeln mit physischen Produkten.
Sebastian: Auch auf der Seite der estnischen Regierung zum Thema „Why become an e-resident“ wird auch ganz klar darauf hingewiesen: „e-Residency works particularly well for entrepreneurs offering location-independent digital services, consultants and digital nomads“, und dann worauf “sell services or digital products online in a broad range of sectors“ und so weiter. Hier wird immer eine klare Unterscheidung gemacht zu physikalischen Produkten. Es gibt ja auch Leute, die als digitale Nomaden irgendwie mit Amazon und so weiter Produkte verkaufen. Das hat uns ein bisschen gewundert, warum diese klare Abgrenzung zu physikalischen Produkten gemacht wird.
Frau Bergmann: Das ist wahrscheinlich so, weil das recht unüblich ist. Man kann als E-Resident ja alles andere, also man kann alles machen, was andere auch machen, man ist ja nicht ein Bürger zweiter Klasse. Allerdings sind die Buchhalter und die Service Provider in dem Feld mehr spezialisiert darauf, jetzt ohne physische Produkte zu arbeiten. Also ohne irgendwelche Lager, wo etwas ausgeliefert wird und die Pakete sind eher darauf zugeschnitten, dass es vielleicht Beratung ist oder Holding oder dass da nicht so viel stattfindet. Wenn man täglich hunderte an Paketen verschickt, dann sind das vollkommen andere Maßstäbe an Aufwand, was die Buchhaltung dann leisten muss. Aber es ist natürlich durchaus möglich Buchhalter zu finden und höchstwahrscheinlich auch in den gleichen Buchhaltungsgesellschaften Absprachen zu treffen, eben auch für physische Produkte. Das würde ich überhaupt nicht ausschließen wollen. Ich würde sagen, wenn es allgemein diese, wenn der Staat auf dieser offiziellen Seite von E-Resident hat auch so ein Market Place, und da sind die ganzen Service Provider drauf, die jetzt vom Staat sozusagen ausgesucht und gewählt und überprüft wurden, die dann auch, sagen wir mal ordentliche Arbeit leisten, die damit Erfahrung haben.
33:48 - Anforderungen an die Buchhaltung
Daniel: Naja, jetzt zwei Dinge, vielleicht können Sie da noch ein bisschen darauf eingehen. Das erste wäre generell vielleicht mal die Anforderung an die Buchhaltung in Verbindung mit dieser E-Residency und dann diese Online-Unternehmensgründung. Dann im zweiten Schritt interessiert uns auch nochmal das Thema Umsatzsteuer-Identifikationsnummer-Beantragung, weil das ja für viele Unternehmen essentiell wichtig ist, wenn sie jetzt in Europa eine Firma gründen. Aber vielleicht beginnen wir einfach mal mit dem Themenbereich „Anforderungen an die Buchhaltung“.
Frau Bergmann: Man muss eine haben, man muss eine estnische Buchhaltung haben. Das ist auch so, die estnischen Buchhalter kommunizieren mit dem estnischen Staat auch digital, aber auf Estnisch, und das ist eine Kunst für sich, die ich auch nicht beherrsche. Ich würde nichts ohne Buchhaltung machen. Es gibt natürlich auch, es gibt ein Programm, das angeboten wird, dass falls man jetzt selbst nicht viel macht, das kann man verwenden, und ist sicher machbar. Also wofür man die Buchhaltung braucht, ist eigentlich die monatliche Steuererklärung, und zwar in zwei Fällen: Wenn man Umsatzsteuer zahlt, also umsatzsteuerpflichtig ist und wenn man Angestellte hat, also an irgendjemanden Lohn zahlt, unter Umständen auch an sich selbst. Für beide Fälle müssen monatliche Steuerberichte abgegeben werden, allerdings wenn man keinen Angestellten hat und nicht umsatzsteuerpflichtig ist, dann entfallen die. Dann hat man eigentlich nur die alljährliche Steuererklärung, und das kann man auch so beantragen. Man kann auch diese Vereinbarung mit der Buchhaltung haben, dass die sonst nichts machen, außer einmal im Jahr alle Quittungen zusammensuchen und dann so eine Jahressteuererklärung zu machen. Aber eben der Aufwand ist von ganz wenig im Fall der jährlichen Steuererklärung bis hin zu zwei Steuererklärungen monatlich, falls man Angestellte hat und falls man umsatzsteuerpflichtig ist. In dem Fall, wenn man umsatzsteuerpflichtig ist, dann kommen natürlich die ganzen anderen Rechnungen, die einkommenden, die ausgehenden noch dazu.
Sebastian: Um es zusammengefasst zu sagen: man kann sich die Buchhaltungsantwortpflichten vorstellen, wie bei jeder anderen EU-Gesellschaft auch. Also nach dem gleichen Muster, nach den gleichen Anforderungen im Sinne von Vollständigkeit, Gründlichkeit und so, also weder weniger noch mehr.
Frau Bergmann: Das stimmt.
Daniel: Aber Fristen wäre noch eine Frage. Jetzt ist ja alles digitalisiert, jetzt ist die Frage, wenn das alles so hoch digitalisiert ist, gibt es da vielleicht strengere Vorgaben, was die Einhaltung von Fristen betrifft?
Frau Bergmann: Ja, die Fristen sind recht streng. Zum zehnten von jedem Monat muss man die Arbeitgeberabgaben vom letzten Monat erklären und abführen, und zum zwanzigsten die Umsatzsteuer. Das ist recht genau, weil es ist digital, es ist transparent, und jeder kann sehen, wenn ich mit einer Frist auch nur zwei Tage in Verzug bin. Oder mit der Zahlung von Steuern.
37:00 - Die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer
Daniel: Die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer, wie sieht es damit aus?
Frau Bergmann: Das beantragt man und bekommt man so gut wie sofort.
Sebastian: Würden Sie sagen deswegen, weil das Thema Umsatzsteuer-Identifikationsnummer in vielen EU-Ländern ja mittlerweile sehr schwierig geworden ist. Wenn man irgendwo eine Gesellschaft gründet, selbst in Deutschland, ist es schon relativ ein Aufwand, die Umsatzsteuernummer zu bekommen, man muss ohne Ende Fragen beantworten, und es ist umfangreich und wird genau geprüft: Hat der wirklich ein Recht auf diese Umsatzsteuer-Identifikationsnummer? Das heißt, hat der wirklich vor, auch dort Dienstleistungen zu verkaufen? Dann wird das hinterfragt und so, und ob dann da auch tatsächlich hier umsatzsteuerlich eine Betriebsstätte vorliegt. Wie ist das in Estland?
Frau Bergmann: Das war hier eine Zeit lang auch ein bisschen komplizierter als jetzt. Es war am Anfang überhaupt nicht kompliziert. Man hat einen Antrag gestellt, und am gleichen Tag hatte man die Nummer. Dann gab es Betrugsfälle, und es wurde ein bisschen komplizierter, aber mittlerweile ist es wieder sehr einfach geworden. Man bekommt die Nummer in der Regel, es sei denn, die Finanzämter haben irgendeinen Verdacht, dass es nicht mit rechten Dingen zugehen könnte. Die Nummer wird auch von der Buchhaltung beantragt und insofern sind das Esten, die mit Esten reden und sagen: „Wir brauchen die Nummer.“
Sebastian: Alles klar. Sehr interessant. Wie gesagt, gerade wer jetzt in der EU Geschäfte machen will, der ist ja letztlich ohne die Umsatzsteuer-Identnummer, ich sage jetzt mal gelähmt, der kann ja gar nichts machen. Und oftmals, wir haben ja Beispiele, wo die dann zwar erteilt wird, aber das geht sechs Monate, bis die erteilt wird. Und deswegen ist es natürlich ein Riesenvorteil, wenn ein Land in der Lage ist, eine solche Umsatzsteueridentnummer schnell und effizient zu erteilen. Das ist ein großer Vorteil für internationale Unternehmer, weil es ist nicht selbstverständlich.
Frau Bergmann: Das stimmt, und in den allermeisten Fällen ist es ja auch praktisch und rechtens so, und man kann damit sofort operieren, und das ist alles gut. Es kann problematisch werden, wenn man gründet, dann die Nummer beantragt und dann erstmal sehr viel Umsatzsteuer sozusagen einnehmen will. Dann werden die Finanzämter natürlich hellhörig, das sollte man dann vielleicht nicht machen, aber ansonsten, wenn alles mit rechten Dingen zugeht, dann ist es unproblematisch.
39:26 - Ein Bankkonto in Estland eröffnen
Daniel: Neben der Umsatzsteuer-Identifikationsnummer ist natürlich auch ein Bankkonto ein essentieller Teil einer Unternehmensgründung. In manchen europäischen Ländern ist es inzwischen ganz schön schwierig, für eine im Ausland gegründete Firma ein Konto bei einer traditionellen Bank zu eröffnen. Wie leicht oder schwer ist es denn, für eine Firma in Estland, ein Bankkonto zu eröffnen?
Frau Bergmann: Das ist nicht einfacher als woanders, das ist vielleicht sogar schwieriger als woanders, nachdem wir hier ein paar Geldwäschefälle hatten, sind die estnischen Banken sehr hellhörig, vielleicht sogar paranoid könnte man sagen. Es ist recht schwer, zum Teil unmöglich für einen E-Residenten ein Bankkonto auf einer estnischen Geschäftsbank zu bekommen. Und sowieso müsste man mindestens einmal sich selbst zeigen. Hier entfällt der ganze Vorteil von E-Residency und Digitalität, weil Banken immer noch den Menschen sehen wollen und wissen wollen, dass diese Gesellschaft auch tatsächlich etwas in Estland hat, und das hilft da wenig zu sagen: „Ich habe vor, hier was zu machen.“ Dann sagen die Banken: „Ja, machen Sie was, und dann kommen Sie wieder zu uns.“ Also das ist schwierig. Aber es gibt ja mittlerweile auch Internetbanken, und es ist nicht verpflichtend für eine estnische Gesellschaft ein Bankkonto in Estland zu haben, es kann auch ein Internet Bankkonto sein, und diese Anbieter gibt es mittlerweile, und es sollte machbar sein.
Sebastian: Das heißt also, Ihren Mandanten würden Sie empfehlen, die jetzt mit Ihnen zum Beispiel zusammen eine Gesellschaft gründen, man soll zu Wise gehen, Revolut, diese Anbieter. Es gibt ja selbst in den baltischen Staaten etliche solcher Internetbanken. Viele gibt es ja in Lettland, ich weiß nicht, wie es in Estland ist, ob es da auch so viele gibt, aber Revolut hat auch eine lettische Lizenz mittlerweile. Also da gibt es ja heute viele Anbieter.
Frau Bergmann: Ja, genau, Wise ist ja aus Estland, in dem Sinne.
Sebastian: Genau, in dem Sinne. Der Gründer. Der lebt aber in London mittlerweile. Da hat nämlich jemand das Steuernetz jetzt [unverständlich].
Frau Bergmann: Jaja. Es gibt mehrere, und es funktioniert auch. Ich würde eigentlich raten, wenn man tatsächlich hier herkommt, und ich habe einen Mandanten, der kam her nicht wegen der Steuer, sondern weil er hier gute Leute zum Arbeiten gefunden hat, hat hier ein Büro aufgestellt und ist Geschäftsführer mit dem Büro hier und hat als solcher auch ein Bankkonto bekommen und ist alles gut. Aber wenn das nicht gegeben ist, dann würde ich tatsächlich raten, erstmal zu versuchen, so eine Internetbank zu kontaktieren. Und es ist auch die Frage, ab wann man das Bankkonto überhaupt braucht. Weil wenn man gründet, ohne einzuzahlen, dann wird man das Bankkonto ja erst dann brauchen, wenn tatsächlich Geld fließen soll, und dann hat man ein bisschen Zeit, sich umzusehen und zu schauen, wo man bei wem welches Bankkonto eröffnen kann. Wenn man allerdings das Kapital einzahlen will, die 2.500 € mindestens, dann muss man gleich entscheiden, wo man die hin zahlt, und dann ist ausschlaggebend, dass die Bank, wo man das einzahlt, auch bereit ist, eine Bestätigung auszugeben, dass das Geld auf ein gesperrtes Gründungskonto eingezahlt wurde, und das ist nämlich die Voraussetzung dann dafür, dass sie auch eingetragen werden kann.
Daniel: Wie lange ist die gesperrt dann? In der Schweiz ist das ähnlich, wenn man dort zum Beispiel eine Firma gründen will, aber dieses Gründungskapital wird dann dauerhaft geblockt, oder nur für den Gründungszeitraum?
Frau Bergmann: Für den Gründungszeitraum. Sobald gegründet ist, kann man mit der gegründeten Gesellschaft sozusagen als gegründete Gesellschaft sofort zur Bank gehen und das Gründungskonto in ein normales Konto umwandeln. Das müsste auch bei Internetbanken genauso dann gestaltet sein, damit es funktioniert.
Sebastian: Ich glaube, das geht ja nicht bei Internetbanken, die machen ja keine Kontosperrung. Aber gut, okay.
Frau Bergmann: Im Prinzip, ich habe die Erfahrung gemacht, dass es funktioniert, auch mit Internetbanken.
Sebastian: Ah ja, wirklich? Das wusste ich gar nicht.
Frau Bergmann: Ja.
43:58 - Aktuelle Einreisebestimmungen in Estland, Kontaktdaten & Verabschiedung
Daniel: Wenn man sich jetzt ernsthaft für Estland interessiert und sich vor Ort mal umschauen möchte, stellt sich noch die Frage, ob bei der Einreise in Estland etwas bestimmtes zu beachten ist.
Frau Bergmann: Momentan mit Covid muss man natürlich schauen, welche Beschränkungen aktuell gelten, aber wir sind ja auch dabei, alle Beschränkungen herunterzufahren, soweit es geht, und im Augenblick wüsste ich nicht, dass es da irgendwas Besonderes gibt im Vergleich zu anderen Ländern, und das wird ja hoffentlich dann auch immer besser werden. Also nein, nichts Besonderes, man kann herkommen, und ich glaube, im Augenblick muss man auch nicht in Quarantäne, wenn man geimpft ist und so, also, man kann schon herkommen. Es ist gerade sehr schön, wir haben sehr viel Schnee.
Daniel: Schön.
Daniel: Übrigens, wenn Du keinen unserer interessanten Podcasts mehr verpassen willst, dann klick jetzt gleich auf ABO und besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen, und Du kannst uns dort Deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.
Dann haben wir natürlich noch eine ganz wichtige Frage zum Schluss: Wenn jetzt also unsere Zuschauer oder Zuhörer sich dafür interessieren, auch von Ihnen noch Beratungsleistung in Anspruch nehmen wollen, wie kann man Sie denn am besten erreichen?
Frau Bergmann: Ja, am besten digital über unsere Webseite zum Beispiel: www.bnt.eu, und da finden Sie auch Tallinn und mich und können jederzeit schreiben, anrufen, wie auch immer. Wir beraten immer sehr gerne alle Menschen und Gesellschaften, die nach Estland kommen wollen, und die sich für ein Leben in Estland oder mit Estland interessieren.
Daniel: Vielen herzlichen Dank, Frau Bergmann.
Sebastian: Vielen Dank Frau Bergmann, hat uns gefreut, war sehr interessant.
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Leben in IRLAND – Rückständig, aber steuerlich attraktiv
Erfahren Sie von Sebastian Sauerborn, einem Steuerexperten, der in Irland gelebt hat, warum das Land trotz seiner Rückständigkeit steuerlich attraktiv und voller Pfadfinder Romantik ist.
Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Sehr geehrte Damen und Herren, wir befinden uns im Landeanflug auf Dublin und werden in wenigen Sätzen landen. Bitte legen Sie Ihren Sicherheitsgurt an und bereiten sich auf eine sehr ehrliche Darstellung von Irland vor. Der Steuerexperte Sebastian Sauerborn hat in Irland gelebt und das Leben dort geliebt. Er spricht von einer gewissen Pfadfinder Romantik.
Irland ist kein typisches Auswanderland. Sie bekommen heute ein klares Bild von den Lebensumständen, Lebensstandard, dem Unterschied zwischen Dublin und dem ländlichen Leben und einen ersten Einblick in die steuerliche Attraktivität Irlands.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Was erwartet mich in Irland?
Bei Ihrer Irland Einwanderung erwarten Sie selbstverständlich grüne Felder, unberührte Natur und spektakuläre Küstenlandschaften. Zudem ein ländliches Irland, das aussieht wie Deutschland in den 50er Jahren. Viele Leute heizen noch mit Torf, und es regnet wirklich jeden Tag. Nicht unbedingt doll, aber täglich, und auch im Sommer wird es nie wärmer als 20 Grad. Zugverbindungen gibt es nur noch zwischen großen Städten. Um kleinere Ortschaften zu erreichen, nutzen Sie den Autobus, der dem Postbus in der Schweiz ähnelt. Autobahnen und Schnellstraßen gibt es nicht viele, und die extrem engen Straßen mit Hecken an den Seiten führen durch grüne Landschaften und machen das Autofahren zum Abenteuer, denn es passen kaum zwei Autos aneinander vorbei.
Homeschooling und die Schulen in Irland
In Irland können Sie Ihre Kinder zu Hause unterrichten oder an einer Online Schule lernen lassen! Die katholische Kirche betreibt 90% der lokalen Schulen und der Ortspfarrer ist in etwa der Schulvorsteher. Der lokale Bischof hat die Oberverantwortung für die Schulen, die unter staatlicher Aufsicht stehen und vom Staat finanziert werden. Sie mögen denken, die Iren seien sehr religiös, aber die Evolution unseres Schöpfungsbewusstseins hat auch hier, besonders in den vergangenen 20 Jahren seine Spuren hinterlassen und Gott aus unseren Leben herauswachsen lassen.
Anmeldung und PPS-Nummer
Auswandern Irland Voraussetzungen bzw. auswandern nach Irland als Deutscher Bedingungen: EU-Bürger können in Irland ohne Visum leben. Es gibt kein Meldesystem und keine Krankenversicherung. Möchten Sie am irischen Gesundheitssystem teilhaben oder Sozialleistungen in Anspruch nehmen, benötigen Sie eine PPS-Nummer (Personal Public Service Number) und gehen dafür zum lokalen Arbeitsamt, lassen Fotos mache und Ihre Daten aufnehmen. Wenige Wochen später erhalten Sie Ihre Karte mit besagter PPS Nummer, die zugleich Ihre Steuernummer ist.
Das Gesundheitssystem, Internet und Telefon
Das Gesundheitssystem in Irland ist wie im UK und in Malta umlagefinanziert. Für Kleinigkeiten gut, aber nicht empfehlenswert für größere Anliegen. Dafür sollten Sie sich lieber in anderen Ländern versorgen lassen. Ein Ruhestand in Irland soll gut überlegt sein. Internet und Handyverbindung sind ebenfalls nicht die Besten. Als digitaler Nomade erkundigen Sie sich besser vorab über die örtlichen Gegebenheiten.
Internationale Anbindung und die Amerikaner
Am sehr gut angebundenen Dubliner Flughafen sitzen amerikanische Grenzbeamte. Die führen alle für die USA erforderlichen Passkontrollen vor Ihrer Abreise durch, und Sie landen dann in den USA als einheimischer Flug. Die gute Beziehung zu den Amerikanern kommt aus der Zeit der britischen Besetzung, durch die die Iren starke Unterdrückung und Armut erfahren haben. Etwa ein Drittel der Bevölkerung wanderte damals in die USA aus. Weitere internationale Flughäfen gibt es in Limerick und in Cork.
Lebenshaltungskosten und Mietpreise
Dublin war und ist teuer! Die Lebenshaltungskosten in Irland sind höher als in Deutschland.
Sind Immobilien Irland günstig? Leider nein: Eine nicht-luxuriöse Zweizimmerwohnung in Dublin kostet gut 2.000 €. Eine Dreizimmerwohnung außerhalb gelegen verlangt etwa 850 € monatlich. Die Mietpreise in Irland sind erheblich gestiegen, auch ein Haus in Irland günstig kaufen ist nicht einfach, denn auch Häuser in Irland kaufen ist deutlich teurer als in Deutschland.
Wenn Sie nach einem Land mit niedrigen Lebenshaltungskosten suchen, finden Sie hier mehr Informationen zu Ungarn. Und sollte es Sie eher in die Wärme ziehen, dann gibt’s hier mehr zu Thailand.
Irish Soccer, Lachsangeln und die irische Küche
Irish Coffee ist lecker, und auch die Irish Pubs kennen Sie. Wie sieht es aus mit Irish Football? Das ist eine in Irland sehr verbreitete Sportart, eine Mischung zwischen Rugby und Fußball. Der Spielball ist rund, und Sie dürfen Hände und Füße benutzen. Wenn Sie gerne angeln, werden Sie am River Blackwater glücklich. Die lokalen Restaurants bereiten die Lachse aus diesem weltbekannten Gebiet fangfrisch zu. Meeresfrüchte sind in Irland großzügig vorhanden. Des Weiteren essen Iren gerne Kartoffeln mit Kohl und Speck.
Die Teilung Irlands und der Konflikt
Der Norden Irlands gehört zu Großbritannien, der Süden ist die Republik Irland. Die Grenze zwischen beiden Teilen ist offen, wie Sie es aus der EU kennen. Die vorher bestehenden Grenzkontrollen wurden aufgehoben und hat beide Landesteile wirtschaftlich eng zusammenwachsen lassen. Ähnlich wie in Zypern pendeln Einwohner zum Arbeiten und Einkaufen zwischen Norden und Süden.
Durch Brexit bestehen Befürchtungen, dass die Grenzen geschlossen werden und das Konfliktpotential wieder aufflammt. Die Vorurteile und das Misstrauen zwischen Protestanten und Katholiken ist immer noch sehr real. Es ist keine Frage mehr des Glaubens, sondern ist rein politisch.
Einkommensteuer, Sondersteuer und der Non Dom Status
Irisches Einkommen bis 34.000 € wird mit 20% besteuert, alles darüber stufenweise mit 40%. Plus Sozialbeiträge, ähnlich hoch wie in Deutschland. Plus die Universal Social Charge Sondersteuer (USC), die nach der Finanzkrise 2011 eingeführt wurde, um die Schulden bei der EU abzuzahlen. Einkommen aus Kunst bis zu etwa 50.000 € ist steuerfrei, und der Non Dom Status erlaubt Ausländern, ihre ausländischen Einkünfte, die sie nicht nach Irland einführen, steuerfrei zu erhalten.
Und was, wenn man als Rentner nach Irland auswandern möchte? Alles zum Thema auswandern nach Irland als Rentner und wie Sie dort Ihre deutsche Rente versteuern erfahren Sie hier.
Achtung – Betriebsstätte kann ausgelöst werden
Haben Sie eine Auslandsgesellschaft, müssen Sie sicherstellen, dass diese Einkünfte passiv sind. Leiten Sie Ihre maltesische Gesellschaft von Irland aus, lösen Sie dort eine Betriebsstätte aus. Möchten Sie in Ihrer maltesischen Firma mitarbeiten (keine geschäftsführenden Tätigkeiten!), gründen Sie eine irische Service Limited und leihen sich selber an Ihre maltesische Gesellschaft aus. In einem Land wie Dubai können Sie leben und Ihre ausländische Gesellschaft führen und werden nicht steuerlich veranlagt. Weiter Möglichkeiten wären die Bahamas, Monaco, Großbritannien, Spanien und Portugal mit dem richtigen Setup.
In unserer zweiten Folge über Irland sprechen wir über die warmherzigen Iren, den guten Whiskey und nähere Details zur Firmengründung.
Kontaktdaten und Links:
Sebastian Sauerborn
Homepage: www.wohnsitzausland.com
E-Mail: hello@stmcorporate.group
Telefon: +44 20 3151 0582
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Digitaler Nomade: Ja – aber nicht ohne Krankenversicherung
Das Leben in der Schweiz als Deutscher: Diese Dinge sollten Sie bei einem Umzug beachten.
Dubai - sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht
Der Ruhestand in der Schweiz: Ein Paradies für deutsche Rentner
Gold Zuhause lagern - Was es zu beachten gibt
Auswandern nach Rumänien: Alles was du wissen musst
Kindergeld im Ausland
Die internationale Krankenversicherung - Ein Muss im Ausland
Was ist ein Perpetual Traveler?
Gold lagern im Ausland - was Sie wissen müssen
Unternehmen gründen in Ungarn - Deshalb lohnt es sich!
Non Dom: 0 % Steuern auf Ausländische Einkünfte
Welche Vorteile bietet die E-Residency in Estland?
Welcher Staat weltweit funktioniert am besten?
Was steckt hinter den 16 Fragen, die das Finanzamt Auswanderern stellt?
Umzug ins Ausland: Checkliste für Auswanderer
Auswandern nach Italien: La Dolce Vita im Süden genießen
Wohnung mieten in der Schweiz als Deutscher
Auswandern als Rentner
LTD, LP & PLC: Macht nach Brexit eine UK-Gesellschaft noch Sinn?
Drohender Lastenausgleich - Was Sie wirklich dazu wissen müssen
Unternehmensstandort Rumänien: Der Geheimtipp für Unternehmen jeder Größe
9 Fakten zum Tod der klassischen Offshorefirma
Beratungsstellen zur Auswanderung in Deutschland
Wie Italien zum Steuerparadies wurde
Auswandern nach Costa Rica und Belize: Welches Land ist besser für Auswanderer?
Passives Einkommen mit Immobilien aufbauen - So geht’s
Mit Immobilien Passives Einkommen im Ausland aufbauen
Steuergestaltung mit internationalen Holding-Gesellschaften
Gründe zum Auswandern: Wichtige Faktoren für den Neuanfang im Ausland
Sozialhilfe für Deutsche im Ausland
Bulgarien als zukünftiger Unternehmensstandort
Unbeschränkte Steuerpflicht in Deutschland beim Wohnsitz im Ausland?
Paraguay - Neue Einwanderungsbestimmungen
Visum Thailand Beantragen: Diese verschiedenen Visa gibt es
Was sind aktive Einkünfte gemäß Außensteuergesetz und DBA-Sachverhalt
Costa Rica schafft die Territorialbesteuerung ab
Alles was Sie zur Firmengründung in Singapur wissen müssen
Wohin Deutsche 2023 auswandern: Weltweit & Europa
Vorteile von Homeschooling für Auswanderer
Checkliste: Urlaub in den USA
Wohin Auswandern - auf die richtigen Prioritäten kommt es an
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Zahlen zu deutschen Auswanderern
Wohnsitz: Anmeldung, Abmeldung, Ummeldung
Traumziel Karibik – Auswandern in das tropische Paradies
Hier werden Auswanderer bezahlt
Timestamps
00:18 - Begrüßung & Einleitung – Irland in drei Sätzen
02:50 - Sebastians Weg nach Irland
05:14 - Von Dublin nach Cork
10:17 - Wie die Schulen in Irland organisiert sind – Homeschooling als Option
12:56 - Sind die Iren religiös?
14:20 - Aufenthaltsrecht, Anmelden und die PPS Nummer
15:54 - Das Gesundheitssystem in Irland
17:33 - Infrastruktur und Reisen auf der Insel
19:46 - Wie komme ich von der Insel runter?
21:38 - Internet und Telefon in Irland
23:25 - Die Trennung Irlands und der Konflikt, auch nach dem Brexit
27:14 - Steuern, Abgaben und die USC
30:54 - Steuerfreies Einkommen für Künstler und der Non-Dom Status
34:03 - Meine Tätigkeit für meine Auslandsgesellschaft richtig strukturieren
38:23 - Die Lebenshaltungskosten in Irland
42:54 - Freizeitangebote und Irish Football
45:17 - Die irische Küche und das weltberühmte Lachsangeln
48:10 - Ausländer in Irland und der Grund der guten Beziehung zu den USA
51:35 - Diese Faktoren unbedingt vor einem Umzug nach Irland bedenken
56:10 - Eine separate Episode über Firmengründung in Irland ist in Arbeit
Mitschrift zu Folge 27 von Perspektive Ausland: Leben in IRLAND – Rückständig, aber steuerlich attraktiv
Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung & Einleitung - Irland in drei Sätzen
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute sprechen wir über eine kleine Insel im Atlantik: Irland. Wenn man sich informiert, der eine oder andere ist vielleicht schon dagewesen, dann liest man oder hört man, es erwarten einen endlos grüne Felder, unberührte Natur, spektakuläre Küstenlandschaft, jede Menge Gemütlichkeit, Humor, Pub Kultur und so weiter. Heute sprechen wir mit Sebastian, der ja selber eine Zeit lang in Irland gelebt hat und wollen der Sache näher auf den Grund gehen. Wir wollen darüber sprechen, was ist der besondere Reiz, in Irland zu leben? Ist es eine gute Alternative, seinen Wohnsitz nach Irland zu verlegen, und was erwartet einen dort alles? Sebastian, vielleicht kannst Du uns selbst mal so ganz kurz zusammenfassen, wie Du selber Irland siehst und erlebt hast. Wenn Du nur ein, zwei, drei Sätze Zeit hättest, was würdest Du sagen? Was macht den Reiz von Irland aus?
Sebastian: Irland ist zum einen sehr rückständig, das heißt es gibt sehr viele enge Straßen, zum Beispiel von West nach Ost gibt es keine Autobahnverbindung in Irland, da fährt man wirklich mit dem Auto sehr enge Straßen durch grüne Landschaften, sehr viele Menschen heizen zum Beispiel noch mit Torf. Gerade das ländliche Irland ist sehr rückständig. Als ich dorthin gezogen bin hatte das einen großen Charme gehabt, ich habe das gerne gemocht. Man kann sich das vorstellen wie in Deutschland in den 50er Jahren, so muss man sich Irland vorstellen. Und man muss sagen, die zweite Frage, wenn Du fragst, wie das Wetter ist, das Wetter ist tatsächlich so schlecht wie der Ruf. Ich glaube, ich habe keinen einzigen Tag in Irland erlebt, an dem es nicht geregnet hat. Es heißt nicht, dass es den ganzen Tag regnet, es heißt nicht, dass es besonders stark regnet, aber es regnet tatsächlich jeden Tag, und es wird letztlich nie wärmer als 20 Grad. Auch im Hochsommer höchstens 20 Grad. Man kann schon gleich sagen, wem das nicht gefällt, der ist dort nicht gut aufgehoben.
02:50 - Sebastians Weg nach Irland
Daniel: Ja, da kam mir selber auch gerade die Frage auf: Was macht denn dann den besonderen Reiz aus? Wenn das Wetter schlecht ist, das Land vielleicht einen rückständigen Eindruck macht, was ist der Reiz? Was könnte jemanden interessieren, nach Irland zu ziehen?
Sebastian: Vielleicht zu meiner Geschichte, ich hatte ja in den USA gelebt, und dann 2014 war es so, dass ich mich hatte scheiden lassen, ich habe dann das Sorgerecht für meine Kinder bekommen, und wie das halt so ist, Scheidung verursacht immer Verwerfung. Bei uns hat es dann dazu geführt, dass das Visum in den USA ausgelaufen war, wir hatten eine Ranch in Texas, wo wir gelebt hatten, die war danach leider nicht mehr meine, sozusagen. Ich wollte unbedingt in den USA eigentlich bleiben, aber es war klar, ich muss zumindest temporär weg, zumindest bis ich ein neues Visum habe, also für eine Zeit von ein bis zwei Jahren. Ich habe mich dann in Europa umgeschaut, nach Deutschland wollte ich eh nicht zurück, ist ja klar. Großbritannien konnte ich mir vorstellen, hatte ich aber nicht gemacht, weil dort ja die Kanzlei ist und aus steuerlicher Sicht wäre es daher für mich besser gewesen, zu dem Zeitpunkt nicht in Großbritannien zu sein. Andere englischsprachige Länder, da hätte es noch Malta gegeben, das hätte sich in gewisser Weise auch angeboten, weil dort mein Bruder lebt, und ich hatte davor auch schon mal in Malta gelebt, aber dann habe ich mich im Laufe eines Sommers mit Irland aus der Ferne relativ intensiv befasst, habe dazu viel gelesen, habe auch Leute gefragt, die ich kenne, ich war davor selbst nie in Irland. So habe ich mich dann entschieden, mit meiner Familie nach Irland zu ziehen mit sieben Kindern. Sechs hatte ich dabei, der Älteste war schon erwachsen, der blieb in den USA, und so sind wir dann an einem Sommermorgen aus Texas in Dublin eingetrudelt, noch nie davor da gewesen, und sind dann so in Irland angekommen. Das ist so die Geschichte in a Nut Shell. Dann waren wir da.
05:14 - Von Dublin nach Cork
Daniel: Dann ist man da, und was ist das Erste, was man macht? Man kommt an in Irland, weil man sich entschlossen hat dort zu wohnen und zu leben. Es gibt ja Länder, wo vielleicht wochenlange Bürokratie auf einen wartet. Wie kann man sich das vorstellen? Ich bin jetzt gelandet, angekommen, dann gibt es bestimmte Dinge, die wichtig sind. Ich muss eine Wohnung suchen, ich muss mich vielleicht irgendwie um Aufenthaltsgestattung kümmern, irgendwelchen Papierkram erledigen. Lief alles weiterhin angenehm und einfach, oder ging dann erstmal was los? Du hast ja erzählt, ich soll mir Irland vorstellen wie Deutschland in den 50er Jahren.
Sebastian: Zumindest das ländliche Irland, Dublin natürlich nicht. Dublin ist eine hochmoderne Stadt, also zumindest, naja, es ist hochmodern, kann man so auch nicht sagen, aber es gibt dort Teile, die sind hochmodern.
Daniel: Die Frage ist die Bürokratie! Wie sieht es denn damit aus?
Sebastian: Als ich dort angekommen bin, das war so Anfang Sommer, und ich hatte eine harte Deadline, und das war, dass die Kinder in die Schule irgendwo gehen mussten. Wir kamen dort an Anfang August, und die Schule hat angefangen Anfang September, das heißt, wir hatten vier Wochen Zeit, alles zu organisieren. Ich hatte ja davor in den USA Homeschooling gemacht, aber wie gesagt, jetzt alleine als alleinerziehender Vater Homeschooling zu machen, dann meine Arbeit zu machen, das konnte ich mir dann doch nicht vorstellen. Also war es klar, dass die Kinder in die Schule mussten, und wir knapp vier Wochen Zeit hatten, alles zu organisieren. Was wir als Erstes gemacht haben ist, das würde ich natürlich Mandanten so nicht empfehlen, die sind natürlich viel besser vorbereitet, aber wie gesagt, ich kam ja aus den USA. Wir haben uns dann zunächst einfach erstmal ein Ferienhaus gemietet, das hatte ich im Vorfeld organisiert, und zwar in Cork, denn ich wusste schon, als ich angekommen war, oder ich hatte es mir schon in den USA soweit zurechtgelegt, dass ich auf keinen Fall nach Dublin wollte, weil Dublin war schon damals, also 2014, verrückt teuer, jetzt ist es noch viel verrückt teurer geworden. Das war es für mich absolut nicht wert. Es war klar, dass ich irgendwo im ländlichen Irland leben wollte, weil mir auch diese Rückständige, das ist so eine gewisse wilde Pfadfinder-Romantik. Wir haben dann Folgendes gemacht in Dublin Airport, wir haben uns ein Auto gemietet und sind Richtung Cork gefahren, also Cork ist die zweitgrößte Stadt in Irland, ungefähr zwei Stunden. Da gibt es eine fantastische Autobahn, die war 2014 aber auch erst zehn Jahren alt, und da war kaum was losgewesen zu der Zeit. Die war zum Teil gebührenpflichtig, und die Iren sind geizig. Also die Autobahn von Dublin nach Cork extrem leer, da kann man immer durchfetzen. Irland muss man sich so vorstellen, dass man sich überall auf die Insel von jedem Punkt zu jedem Punkt in vier Stunden hinkommt mit dem Auto, ist also nicht besonders groß. Wir hatten also unser Ferienhaus im Süden, in Cork, und sind dann im Grunde mit dem Auto, die Kinder und ich jeden Tag Häuser anschauen gegangen, mehr oder weniger in ganz Irland. Zumindest zwischen dem Süden und sagen wir mal den Vororten von Dublin. Das haben wir für ein bis zwei Wochen gemacht, den ganzen Tag auf Achse gewesen, sehr ermüdend, aber man hat natürlich einen sehr guten Eindruck bekommen. Wir haben uns dann letztlich entschieden für so einen Landsitz aus der Georgischen Epoche, der Georgian Era, muss man sagen, gebaut im 17./18. Jahrhundert. Das war so ein kleines Palais, ein kleines Schlösschen, wie es die sogenannte Gentry (der niedere Adel) in Großbritannien damals hatte, Mansion würde man auf Englisch sagen. Das hatte zehn Schlafzimmer, es war recht baufällig, muss man sagen, dafür hat aber die Miete nur sagenhafte 750 € gekostet. Die Heizkosten im Monat waren ungefähr das Doppelte. Aber da haben wir uns dann niedergelassen. Das war in einem kleinen Ort ungefähr eine Stunde nördliche von Cork, mitten in der Pampa, und da haben wir uns dann niedergelassen. So ein 800-Seelen Kaff war das, wie man sich das aus dem Bilderbuch vorstellt.
10:17 - Wie die Schulen in Irland organisiert sind - Homeschooling als Option
Daniel: Du hattest vorhin schon erwähnt, und wir hatten ja in einem anderen Podcast schon mal über das Thema Homeschooling gesprochen, über Deine Erfahrung. Wie sind die Kinder jetzt klargekommen? Du hast die Kinder dann dort eingeschult, und da könnte man einen schönen Link machen zu unserem anderen Podcast über das Thema Homeschooling machen. Was haben die Kinder nachher berichtet?
Sebastian: Das ist natürlich eine ganz gute Frage. Die Kinder waren in den USA ja homegeschooled und sind jetzt zurückgegangen in die Schule. Den Kindern hat die Schule sehr gut gefallen, wobei bis heute sagen meine Kinder, dass Homeschooling die schönste Zeit war. Das muss man sich vorstellen, es war eine richtige, kleine Dorfschule, gut, da waren auch noch umliegende Dörfer, und die Kinder aus den umliegenden Dörfern sind dann auch in die Schule gegangen. Die Schule hatte vielleicht so 150 Schüler, die Grundschule. Die weiterführende Schule im Ort hatte dann vielleicht so 400-500 Schüler. So eine Gesamtschule, wie man sie im englischsprachigen Raum kennt. Den Kindern hat es gut gefallen, man muss natürlich sagen, Homeschooling ist in Irland erlaubt und auch relativ populär. Natürlich ist es immer nur eine Minderheit, die das macht, aber schon eine signifikante Minderheit, aber für mich war das nicht möglich, da ich anderweitig stark eingebunden war. Die meisten Schulen in Irland sind konfessionelle Schulen, also 90% der Schulen werden von der katholischen Kirche betrieben, sind aber staatlich finanziert, sind aber organisatorisch bei der katholischen Kirche anhängig. Dann gibt es noch 5%, die sind bei der evangelischen Kirche anhängig, und dann gibt es noch 5% irgendwas anderes. Der Ortspfarrer ist dann auch gleichzeitig der, der nicht der Rektor ist, aber der Schulvorsteher, der lokal mehr oder weniger bei der Schule relativ viel zu sagen hat. Sein Vorgesetzter, der lokale Bischof, der Diözese, die haben die Oberverantwortung für die Schulen. So ist das organisiert, natürlich unter staatlicher Aufsicht und mit staatlicher Finanzierung wohlgemerkt.
12:56 - Sind die Iren religiös?
Daniel: Weil Du das gerade angesprochen hast, bleiben wir vielleicht ganz kurz noch bei dem Thema. Diese Religiosität, die man dort in Irland antrifft, hat das noch in anderen Bereichen des Lebens in irgendeiner Art und Weise eine Auswirkung? Könnte das auch ein Argument sein, dass jemand vielleicht sagt: „Irland ist dann doch nichts für mich“, oder wird man da, auch wenn man vielleicht nicht der gleichen Konfession angehört in Ruhe gelassen? Wie empfindet man das dort?
Sebastian: Man spürt von einer Religiosität da nicht mehr viel, die meisten Menschen sind da auch nicht mehr religiös oder so. Es gibt solche Strukturen, wie das, von ich von der Schule erzählt habe, die haben überlebt, die sind vielleicht auch überholt. Aber man muss auch generell sagen, dass die Schulen einfach ganz gut funktionieren, das ist nicht unbedingt etwas, wo die Leute auf der Matte stehen und protestieren, dass irgendwas geändert wird. Die Schulen sind gut, und wenn die Leute sagen: „Wenn’s funktioniert, warum nicht. Aber es ist absolut nicht so, dass jetzt hier, was ich erlebt habe, dass die sehr viel religiöser sind als in anderen Ländern. Das hat spezifisch in den letzten 20 Jahren rapide abgenommen die Religiosität, und man merkt davon im Alltag nichts mehr.
14:20 - Aufenthaltsrecht, Anmelden und die PPS Nummer
Daniel: Ich vermute, bevor man seine Kinder in der Schule anmelden kann, muss man erstmal selber gemeldet sein, sprich das Thema Aufenthaltsrecht oder Aufenthaltsgestattung. Was war da zu erledigen, und wie habt Ihr das über die Bühne gebracht?
Sebastian: Das ist ein sehr guter Punkt. Irland ist ein Teil der Europäischen Union, das heißt, jeder EU Bürger kann dort hinziehen, kann dort leben, ohne ein Visum oder sowas beantragen zu müssen. Ein Meldewesen gibt es in Irland nicht. Man kommt dort letztlich an und ist dann einfach da. Was zu erledigen gibt es da eigentlich nicht groß. Man muss natürlich wissen, das Gesundheitswesen in Irland funktioniert so, wie auch in Großbritannien oder in Malta, das heißt es ist ein umlagefinanziertes System, Krankenversicherung gibt es keine. Die ärztliche Behandlung ist „kostenlos“ in Anführungszeichen, und um in diesem System teilhaben zu können, muss man sich eine Sozialversicherungsnummer, eine sogenannte PPS-Nummer (Personal Public Service Number) in Irland besorgen. Dazu wird ein Termin gemacht beim lokalen Arbeitsamt. Das heißt, ich bin dorthin gedackelt mit den sechs Kindern, dort wird dann von jedem ein Bild gemacht, die Daten werden erfasst, und man bekommt dann eine Karte so im Scheckkartenformat einige Wochen später zugeschickt mit dieser PPS Nummer drauf, die gleichzeitig auch die Steuernummer ist, mit der man dann zum Arzt gehen kann und die entsprechenden Leistungen, auch Sozialleistungen, sei es Kindergeld oder sonst irgendetwas in Anspruch nehmen könnte.
15:54 - Das Gesundheitssystem in Irland
Daniel: Klingt interessant, aber wie sind denn da die Ärzte? Keine Krankenversicherung klingt ja erstmal gut, wenn man keine extra Krankenversicherung abschließen muss, aber wie habt Ihr die Ärzte dort erlebt? Also Zahnarzt, Allgemeinarzt, vielleicht auch mal im Krankenhaus, wenn ein Unfall passiert. Wie ist das im Vergleich?
Sebastian: Ich muss sagen, ich habe natürlich das Glück, und so auch meine Kinder, dass wir gesund sind, wir haben keine Krankheiten, die dort laufend behandelt werden müssen. Wir haben im Grunde das Gesundheitswesen nur für die üblichen Kinderkrankheiten in Anspruch genommen. Also ein Kind hat mal Fieber oder braucht irgendwie Ohrentropfen, oder ein Kind hat sich mal das Bein verstaucht oder irgendwie sowas, solche Sachen. Meine Erfahrung für diese Art der Behandlung war gut, da gab es nichts auszusetzen, es gab nicht groß Wartezeiten oder sowas, aber generell ist Irland in der westlichen Welt das Schlusslicht, was zum Beispiel Krebsbehandlung anbelangt, also Zugang zu modernen Medikamenten. England ist an zweitletzter Stelle und Irland ist an letzter Stelle. Man möchte nicht unbedingt dort Krebs haben, weil die Wahrscheinlichkeit, dass man es überlebt, ist deutlich geringer als in anderen Ländern.
17:33 - Infrastruktur und Reisen auf der Insel
Daniel: Das Gesundheitssystem ist also nicht das beste, was Irland zu bieten hat, und bei größeren Gesundheitsproblemen könnte man für eine Behandlung oder Untersuchung doch besser nach Deutschland reisen. Das führt uns jetzt aber direkt zu einer anderen wichtigen Frage an Sebastian, nämlich die Frage zur Qualität der Infrastruktur. Wie ist denn die Erreichbarkeit von Irland, und wie ist das Reisen auf der Insel selbst?
Sebastian: Die Infrastruktur ist extrem schlecht, man muss sich vorstellen, dass die Iren in 50er und 60er Jahren ihr gesamtes Schienennetz abgebaut und weggeworfen haben. Das heißt, es gibt extrem wenig Zugverbindungen. Es gibt natürlich, hatte ich ja vorhin gesagt, die Hauptstädte in Irland sind sozusagen im Norden, Nord-Osten Dublin, und dann im Süden unten Cork, da gibt es auch eine schnelle Zugverbindung, und dann gibt es noch im Westen Limerick und solche Städte, da gibt es auch eine Zugverbindung hin, aber für alles andere gibt es keine Zugverbindung mehr in Irland. Kleine Städte und so sind alle nicht angebunden, und was man dann macht in Irland? Man fährt so einen Autobus. Es gibt so ein staatliches, ähnlich wie in der Schweiz, wo es ja auch diese Postbusse gibt, das gleiche gibt es in Irland auch. Damit fährt man überall hin. Autobahn und so weitere gibt es im Grunde analog zu den Schienennetzen, das heißt, es gibt von Cork nach Dublin, und dann wiederum runter von Dublin auf der Westküste nach Limerick und den Teil, und ansonsten gibt es auch nichts. Das heißt Straßen, man ist auf Bus angewiesen, oder ansonsten eben auf Straßen. Wie gesagt, die Straßen sind auf dem Land, wie man sich das vorstellt aus so einem alten Film über England oder Irland in den 40er und 50er Jahren. Da sind so Hecken auf den Seiten, die Straßen sind extrem eng, da kommen kaum zwei Autos aneinander vorbei. Es gibt natürlich noch größere Landstraßen, die sind dann ordentlich breit, aber Autofahren ist auf jeden Fall ein Abenteuer.
19:46 - Wie komme ich von der Insel runter?
Daniel: Und von der Insel weg, wenn ich von der Insel mal runter will?
Sebastian: Dublin hat einen hervorragenden Flughafen, der ist natürlich sehr weit angebunden. Ein Riesen Vorteil am Dubliner Flughafen ist, dass wenn man in die USA fliegt, dass man dort die Grenzkontrolle schon hat für die USA. Das heißt, dort sitzen Grenzbeamte der USA in Dublin, das heißt, man kommt dann im Grunde in den USA an als ein einheimischer Flug, was den Vorteil hat, dass man nach zehn bis zwölf Stunden Flug nicht noch drei Stunden dort in der Schlange stehen und auf eine Passkontrolle warten muss. Natürlich gibt es Flüge nach ganz Europa und natürlich auch andere Teile der Welt. Also Dublin ist hervorragend angebunden als Flughafen. Ich war dann in der Nähe vom Flughafen Cork, und auch Cork ist eigentlich recht gut angebunden, da gibt es relativ viele Flüge auch nach Europa und so, nach Großbritannien. Es gibt auf der Westküste dann von Irland gibt es auch nochmal einen großen Flughafen, das ist der Shannon Airport in der Nähe von Limerick, von da kann man auch in die USA fliegen und relativ weitverbreitet fliegen. Nach Irland anzukommen von Außerhalb ist eigentlich ohne Weiteres möglich, aber dann, wenn man in Irland ist, dann ist man auf jeden Fall auf das Auto angewiesen.
21:38 - Internet und Telefon in Irland
Daniel: Jetzt haben wir über die Infrastruktur gesprochen, ansonsten gibt es noch andere Infrastruktur-Themen, die für mich interessant sind, wenn ich in ein Land ziehe. Viele von denen, die ihren Wohnsitz wechseln, wollen ja dann online arbeiten, entweder für ihre eigene Firma oder für einen anderen Auftraggeber. Wie sieht das aus? Wie ist denn die Infrastruktur ansonsten, also Telefon, Internet? Für mich war interessant zu hören, dass auf der einen Seite haben wir ein bisschen das Flair der alten Filme, dann sagst Du Dublin ist eine hochmoderne Stadt, der Flughafen ist einer der modernsten der Welt. Wie verstehe ich denn jetzt die sonstige Infrastruktur? Internetanbindung und Telefon, und was noch sonst dazugehört.
Sebastian: Auch Internet ist extrem schlecht. Wie gesagt, Dublin und Cork, so die größeren Städte, kein Problem. Aber wo ich gewohnt habe, gut okay, das war 2014, aber selbst 2014 hat man schon überall anders richtig Breitband-Internet bekommen. Ich hatte da irgendwie so eine Leitung, die hatte 1 Megabit oder so an Kapazität. Wirklich nicht gut. Man muss sich das wirklich im Vorfeld gut überlegen. Natürlich gibt es auch in Irland Initiativen, dass hier Glasfaser und DSL und andere Technologien verfügbar sind, aber man muss es sich wirklich anschauen im Vorfeld. Genau so ist auch Handyempfang ein Problem. Das ist extrem wichtig, man muss sich dann notfalls an die großen Städte halten.
23:25 - Die Trennung Irlands und der Konflikt, auch nach dem Brexit
Daniel: Kommen wir jetzt noch auf die Sicherheit zu sprechen. Viele Zuhörer denken bei Irland bestimmt auch an Schlagzeilen und Nachrichten über Terroranschläge, Bombendrohungen und dergleichen. Sollte man sich darüber Sorgen machen, wenn man in Irland seinen Wohnsitz sucht?
Sebastian: Zunächst muss man verstehen, dass Irland ein geteiltes Land ist, auf die gleiche Weise geteilt wie Deutschland früher war. Sie haben zum einen den Norden Irlands, der ist Teil Großbritanniens, der ist ein Teil des UK. Da ist dann Belfast, Londonderry und so weiter, das gehört zum UK, und der Rest des Landes ist die sogenannte Republik Irland, Republic of Ireland. Die sind ein eigenständiger Staat. Irland hat eigentlich bis 1920 zum UK gehört, erst dann wurden sie unabhängig, und vollständig unabhängig sogar erst in den 40er Jahren. Nordirland haben die Briten sich sozusagen noch einbehalten, aber grundsätzlich ist Südirland, ich nenne es mal Südirland, natürlich ein völlig unabhängiges Land, hat nichts mehr mit UK zu tun. Die ganze Terrorproblematik war natürlich eher auf den Norden beschränkt. Durch das sogenannte Good Friday Abkommen, was ja damals Tony Blair ausgehandelt hat, wurde eigentlich dann die Grenze zwischen Nordirland und Südirland komplett aufgehoben. Die ist im Grunde dann so geöffnet worden, wie wir sie auch zwischen EU Ländern im Grunde kennen. Davor waren da richtig Grenzkontrollen, die wurden dann aufgehoben, was dazu geführt hat, dass wirtschaftlich die beiden Landesteile sehr eng zusammengewachsen sind, das heißt, Leute haben viele Jobs im Norden, im Süden arbeiten und umgekehrt, man fährt zum Einkaufen rüber, da ist viel Warenverkehr. Man wird sich erinnern, es gab im Zuge von Brexit doch große Sorgen, was hier passieren wird. Wird jetzt, wenn man wieder Grenzkontrollen einführt, wird es dazu führen, dass die Grenzen wieder geschlossen werden, und dass es dazu wieder zu Unruhen und zu Konflikten kommt? Eins muss man sagen, diese Vorurteile und dieses Misstrauen, was zwischen Protestanten und Katholiken herrscht, das gibt es in Irland immer noch, also dieses Konfliktpotential ist sehr real. Auch wenn ich zum Beispiel hier bei den Leuten gesprochen habe, ich habe ja weit weg gewohnt von der nordirischen Grenze, mehrere Stunden mit dem Auto. Wenn ich mit meiner Haushälterin gesprochen habe, die Irisch war, die hat eine klare Meinung zu den Protestanten. Und das war nicht, weil sie religiös katholisch war, die Religiosität oder der Glaube letztlich hat sich geändert in eine politische Überzeugung. Es war nur noch eine Frage von politischen Lagern und nicht mehr von „was glaubt man jetzt“, und ist man evangelisch oder katholisch? Dieses Konfliktpotential ist sehr real, der Konflikt ist beruhigt. In der Republik von Irland, also im Süden gab es nie irgendwelche Sicherheitsprobleme. Im Norden im Großen und Ganzen auch nicht, aber man hört ja immer wieder das es aufflammt, also immer mal wieder Attentate, und die Befürchtung ist, dass mit dem Brexit die Situation sich eher noch verschlimmert.
27:14 - Steuern, Abgaben und die USC
Daniel: Jetzt wollen wir von Sebastian noch erfahren, ob Irland steuerrechtlich etwas zu bieten hat. Auch wollen wir wissen, ob es wie in Zypern, Malta oder Großbritannien einen Non Dom Status gibt, und ob es schwierig ist, diesen zu beantragen. Wie ist es genau in Irland? Welche Steuern müssen gezahlt werden? Und sind diese im Vergleich zu Deutschland attraktiver? Und: Welche Veränderungen hat der Brexit mit sich gebracht?
Sebastian: Die Einkommensteuersätze in Irland sind nicht besonders attraktiv, die sind ähnlich wie in Deutschland. Bei einem Einkommen von 0 € bis 34.000 € bezahlt man 20%, und Einkommen über diesem Betrag wird mit 40% versteuert. Es gibt zwei Steuerklassen, und ähnlich wie in Großbritannien auch, wird es so stufenweise angewandt. Das heißt, die ersten 34.000 € werden mit 20% versteuert, und weiteres Einkommen mit 40%. Dazu gibt es natürlich dann auch wieder Sozialbeiträge, die sind auch ähnlich hoch wie in Deutschland. Zusätzlich wurde also letztlich hier nach der Finanzkrise im Jahr 2011 eine Sondersteuer eingeführt, um die Schulden bei der EU abzustottern. So ein bisschen wie der Soli, der ja auch eine Sondersteuer ist, oder zumindest mal war, als es noch ehrlich war, um die Kosten der Wende zu stemmen, haben die Iren auch eine Steuer eingeführt, um die Kosten der Finanzkrise zu stemmen und die Schulden bei der EU abzustottern. Diese Steuer hat man jetzt zynischerweise die Universal Social Charge, die USC. Zum Beispiel Selbständige, die mehr als 100.000 € verdienen, müssen 11% bezahlen, also wir reden jetzt komplett nochmal oberhalb der Sozialbeiträge, die sowieso bezahlt werden müssen. Wir reden jetzt nur von der Spezialsteuer für die EU, und ein normaler Angestellter, der zwischen 20.000 € und 50.000 € verdient, muss nochmal 5% extra abdrücken.
Daniel: Damit ich das richtig verstanden habe: ich bin selbständig und ich bezahle zusätzlich zu meiner Einkommensteuer nochmal 11% on top?
Sebastian: Auf mein selbständiges Einkommen über 100.000 €.
Daniel: Also Einkommensteuer plus diese 11%. Klingt nicht attraktiv.
Sebastian: Plus Sozialabgaben natürlich. Es gibt natürlich auch hier ganz normal Abgaben vom Arbeitgeber und so weiter, die einbehalten werden für Rente und diese ganzen Dinge, die gibt es dort alle auch. Diese USC ist also tatsächlich etwas, was hier nach der Finanzkrise eingeführt wurde. Offiziell, wie gesagt, heißt die Universal Social Charge, man hat gesagt: „Von dem werden wir in Zukunft dann Sozialabgaben bezahlen.“ Denn natürlich der Pott, der bis dahin die Sozialabgaben bezahlte, dann an die EU geflossen ist. Deswegen konnte man letztlich erklären, dass diese USC eben USC heißt, und nicht einfach Solidaritätsbeitrag 2 oder so was.
30:54 - Steuerfreies Einkommen für Künstler und der Non Dom Status
Daniel: Nachdem das ja nun nicht unbedingt positive Nachrichten waren für jemanden, der vielleicht nach Irland auswandern möchte, gibt es vielleicht positive Nachrichten für jemanden, der sich für den Non Dom Status interessiert? Wie sieht es da aus?
Sebastian: Zum Non Dom Status kommen wir gleich noch. Gut haben es Künstler, denn die zahlen gar keine Steuer, zumindest bis zu einem gewissen Betrag, also wenn jemand Maler oder Schriftsteller oder sowas ist, der muss keine Steuern bezahlen, zumindest nicht auf diese Art von Einkünften, wenn sie aus Kunst entstehen. Wer in Pubs oder so Gitarre spielen will, für den ist sicherlich Irland gut geeignet. Es gibt dort Grenzen, die sind nicht sehr hoch, meiner Meinung nach 50.000 €, mehr ist es nicht im Jahr, die man so steuerfrei verdienen darf, aber immerhin, ist ja bei den meisten Künstlern schon ausreichend, mehr verdienen viele Künstler ja sowieso nicht.
Der Non Dom Status sagt also aus, dass Ausländer, die in Irland leben, keine Einkommensteuer bezahlen müssen auf ausländische Einkünfte, die sie nicht nach Irland einführen. Wenn ich in Irland lebe und ich habe eine Gesellschaft in Malta und diese Gesellschaft in Malta schüttet mir eine Dividende aus von 100.000 €, dann ist diese Dividende in Irland komplett steuerfrei, solange ich sie nicht in Irland verwende und nicht auf ein irisches Konto überweise. Wenn die auf mein deutsches Konto, schweizer Konto, maltesisches Konto oder sonst was fließt, diese Ausschüttung, und ich dort keine Kreditkarte habe, die ich in Irland verwende, ich dort keine Miete in Irland bezahle, ich dort keine Einkäufe tätige, kein Haus mir in Irland kaufe, es wirklich im Ausland bleibt, ich im Ausland verbrauche, dann ist in Irland darauf keine Steuer fällig. Irland ist hochinteressant für Personen, die Auslandseinkünfte haben, was ja bei vielen Unternehmern wie uns der Fall ist. Und wenn man keine Gesellschaft hat beim Umzug, dann gründet man halt noch eine.
Wenn man dann Erspartes hat, bevor man nach Irland umzieht, dann kann man zum Beispiel natürlich argumentieren, dass man davon lebt, Geld was ich schon mal versteuer habe, muss ich ja nicht nochmal versteuern, das ist ja klar, das heißt, ich kann dann in Irland im Grunde genommen komplett steuerfrei leben, wenn ich keine Einkünfte habe in Irland, durch eine irischen Arbeitgeber oder durch eine irische Selbständigkeit, die ich dann dort versteuern müsste. Wenn ich kein Erspartes habe, dann würde ich im Grunde Folgendes machen: Ich kann mir eine Gesellschaft in Irland gründen, kann mich dort anstellen lassen, die bezahlt mir dann ein kleines Gehalt, wir haben ja etwas über die Steuersätze gehört, das heißt, das Gehalt ist so gering wie möglich, dass ich die Lebenshaltungskosten bezahlen kann. Und der Rest bleibt im Ausland.
34:03 - Meine Tätigkeit für meine Auslandsgesellschaft richtig strukturieren
Daniel: Ansonsten, vermute ich, ist die Gesetzgebung, Du wirst es ja wahrscheinlich gleich noch im Detail besser erklären können, aber genauso wie in anderen Ländern auch. Das heißt, würde ich beispielsweise eine Tätigkeit in Irland ausüben, auch wenn sie für eine Auslandgesellschaft ist, würde das wahrscheinlich steuerlich dort genauso eine Betriebsstätte auslösen, würde mich im Prinzip in das Steuersystem von Irland reinbringen, automatisch.
Sebastian: Hundertprozentig. Das ist ein sehr guter Punkt. Wer eine Auslandsgesellschaft hat und solche ausländischen Einkünfte hat, der muss natürlich sicherstellen, dass diese Einkünfte passiv sind. Wenn ich natürlich meine maltesische Gesellschaft von Irland aus leite, dann bringt mir das natürlich alles nichts, weil damit hat die dann in Irland eine Betriebsstätte, das heißt, ich brauche tatsächlich in Malta einen Geschäftsführer. Es ist schon möglich, dass ich in dem maltesischen Unternehmen mitarbeite. Ich kann zum Beispiel sagen: „Ich gründe eine irische Gesellschaft, eine Service Limited, bei der bin ich angestellt, die macht dann mit der maltesischen Limited einen Vertrag, wonach sie sagt, dass ich letztlich an die maltesische Firma ausgeliehen werde für 3.000 € im Monat, und meine Tätigkeit in Irland für die maltesische Firma wird dann sozusagen als Personalverleih gemacht der irischen Firma an die maltesische. Aber wie gesagt, das dürfen keine Geschäftsführungstätigkeiten sein. Wenn ich jetzt E-Mails, Follow-up, Buchhaltung und solche Dinge machen möchte, kann ich das natürlich machen.
Daniel: Ich denke, das ist wichtig zu wissen, es gibt ja immer weniger Länder, in denen das noch steuerlich attraktiv geregelt ist, was wir gerade besprochen haben. In einem Land leben, geschäftlich tätig sein, vielleicht kannst Du, auch wenn wir jetzt gerade über Irland reden, vielleicht kannst Du mal so einen Link zu einigen Ländern nennen, die da interessant sein könnten, wo so was geht. Das heißt, ich wohne in einem anderen Land und von einem anderen Land steuere ich die Geschäfte meiner Auslandsgesellschaft, ohne dass ich im Land steuerlich veranlagt werden muss.
Sebastian: Das ist ein sehr guter Punkt. Das sind alle die Länder, die letztlich überhaupt keine Steuern haben, also ein Land wie Dubai, da kann ich leben und ausländische Gesellschaften führen. Ähnliche Länder wären sicherlich auch die Offshore Länder wie zum Beispiel die Bahamas, und Monaco wäre natürlich auch möglich, hatten wir auch schon mit jemandem zu dem Thema gesprochen. Die anderen Länder, die auch steuergünstig sind in Europa mit dem richtigen Setup, also UK, Spanien, Portugal, Malta und so, die würden immer voraussetzen, dass ich in dem Land passive Auslandseinkünfte habe, beziehungsweise über ein Setup, das ich eben besprochen habe, lokale Gesellschaften, die leihen mich dann aus, dass meine Arbeitszeit irgendwie anders vergütet wird, aber ich natürlich nicht geschäftsführend tätig sein darf.
Ein Unterschied ist Malta, und das liegt natürlich daran, dass in Malta die effektive Körperschaftsteuer nur 5% sind. Das heißt, wenn ich in Malta lebe und sage: „Ich leite von Malta meine irische Gesellschaft, dann hat die irische Gesellschaft automatisch in Malta eine Betriebsstätte, zahlt dann da 5% Steuern, okay, wunderbar.“ Wäre insofern ja unschädlich für mich, in dem Setup dort zu leben, aber in Irland ist die Körperschaftsteuer 12,5%, ist auch nicht sehr hoch, das heißt aber, wenn ich in Irland lebe und eine maltesische Gesellschaft habe, dann wäre die letztlich in Irland steuerpflichtig, die 12,5% auf die Gewinne, was ja im Vergleich zu Malta mehr als doppelt so viel ist.
38:23 - Die Lebenshaltungskosten in Irland
Daniel: Okay, das wird schon spannend, es wird ja noch einen zweiten Teil geben, in dem wir ganz speziell noch über das Thema Unternehmensgründung in Irland sprechen werden, da gehen wir dann bestimmt noch weiter auf diese Themen ein. Jetzt trotzdem nochmal zurück, und zwar Steuern sind ja immer ein Aspekt, wenn ich mich für ein neues Wohnsitzland, genau wie auch Unternehmenssitzland entscheide. Ein ganz wichtiger andere Aspekt ist natürlich auch die Lebenshaltungskosten. Es kann ja durchaus sein, die Steuern sind von mir aus relativ hoch, aber Lebenshaltungskosten sind niedrig, wie auch immer, ich muss ja immer das Gesamtpaket betrachten, wenn ich in ein anderes Land umziehen möchte, und was kannst Du denn zum Thema Lebenshaltungskosten in Irland erzählen?
Sebastian: Wir müssen hier bei der Frage tatsächlich Dublin und in gewisser Weise auch Cork getrennt anschauen, denn Dublin ist unwahrscheinlich teuer, und in vieler Hinsicht, insbesondere was Wohnraum betrifft, teurer als London. Ich kann mich an einen Mandanten erinnern, der in Dublin eine Einzimmerwohnung gemietet hat, beziehungsweise one bedroom, das heißt Zweizimmerwohnung, jetzt vor Kurzem, also 2021, in einem Neubau in zentraler Lage in Dublin, aber keinesfalls Luxus oder so, der zahlt für Miete mehr als 2,500 €, fast 3.000 €. Das ist ein Level, von dem man ausgehen muss in Dublin. In vielen anderen ländlichen Gegenden ist natürlich dann die Miete sehr viel günstiger, wobei auch die Miete im Vergleich zu dem, was ich vorhin gesagt habe, vorhin hatte ich gesagt, ich hatte dieses Haus in Irland ja angemietet für 750 €, ich hatte dann gesehen, dass das gleiche Haus ein paar Jahre später angeboten wurde für fast 2.000 € im Monat. Ich weiß nicht, ob der Eigentürmer das Haus mittlerweile renoviert hat, ich fand, es war ziemlich renovierungsbedürftig. Aber wenn ich mir in diesem Kaff, wo ich damals gewohnt habe, hier gerade mal die Immobilienanzeigen anschaue, dann kann ich hier sehen, da gibt es eine Dreizimmerwohnung zu vermieten, und diese kostet jetzt auch schon 850 € im Monat, und es ist keine besonders schöne, muss man sagen. Ja, man kann schon günstige Wohnungen finden in Irland, aber die Preise haben dort auf jeden Fall deutlich angezogen. Als ich damals geschaut habe in Irland, da gab es wenig Häuser außerhalb von Dublin, die mehr als 2.500 € gekostet haben. Jetzt gibt es doch schon etliche. Wenn ich mir das hier anschaue, Waterford ist auch keine so wirklich große Stadt, aber da sind schon viele Apartments auch schon so bei 1.000 €, 1.200 €. Es war mal tatsächlich günstiger, aber es ist immer noch durchaus erschwinglich. Ich denke, in Kombination mit dem Non Dom Status kann es auf jeden Fall erschwinglich sein, dort zu leben. Die sonstigen Lebenshaltungskosten sind recht moderat, und letztlich wie überall, Lebensmittel und so weiter. Miete ist immer der größte Block, oder Haus.
Daniel: Um den Cappuccino und den Hamburger und die Pommes für die Kinder muss man sich sozusagen eher weniger Sorgen machen.
Sebastian: McDonald’s gibt es auch überall dort, und ich glaube, die Preise sind nicht viel teurer als sonst wo.
42:54 - Freizeitangebote und Irish Football
Daniel: Die Kinder wollen ja nicht nur Pommes essen, sondern es gibt auch viele andere Dinge, Erwachsene ja genauso, also solche Sachen wie Kino, überhaupt Freizeitangebote. Wenn ich nach Irland ziehe mit meiner Familie, wie verläuft dann meine Freizeit?
Sebastian: Das kommt ein bisschen darauf an. Da sind natürlich so Sportarten, ganz normaler Fußball ist in Irland nicht wirklich populär, das gibt es schon so ein bisschen, aber im Grunde, die Fußballfans in Irland, die schauen dann eher die britischen Clubs. Was es in Irland gibt, das ist das sogenannte Irish Football, da darf man auch Hand verwenden, hat aber andere Regeln als Rugby. Beim Rugby wird ja so ein Ball in Eiform verwendet, während Irish Football einen runden Ball verwendet. Das ist eigentlich der größte Sport, Irish Football. Und wenn der Ire von Football redet, dann meint er im Grunde Irish Football, was mit dem traditionellen Fußball, wo gekickt wird und so weiter, nichts zu tun hat. Das ist mit Abstand der populärste Sport. Viele junge Leute machen diesen Sport, insbesondere natürlich Jungs, Rugby ist auch sehr beliebt, machen auch sehr viele. Gerade so Fußball Club und so weiter, also Irish Football League zu spielen, die hat ganz viel Macht und Einfluss in dem Land, auch für die Freizeit. Vieles darum gestaltet, um die Irish Football League Spiele. Dann gibt es viele andere Sachen, die es in anderen Ländern auch gibt an Freizeitangeboten, andere Sportangebote. Aber ländlich weniger als in der Stadt. Kinos gibt es auch in vielen kleineren Städten, das ist auch klar. Die Küche in Irland ist traditionell schlecht, aber es hat sich sicherlich in den letzten Jahren dort eine hervorragende lokale Küche mit lokalen Spezialitäten und Restaurants und so weiter entwickelt, das kann man absolut empfehlen.
45:17 - Die irische Küche und das weltberühmte Lachsangeln
Daniel: Wenn Du sagst, die Küche in Irland ist traditionell schlecht, gibt es trotzdem irgendwas, wo Du sagst: „Wenn man schon mal essen geht, dann sollte man das auf der Karte suchen und bestellen“?
Sebastian: Traditionell essen die Iren natürlich Kartoffeln. Kartoffeln, Kartoffeln, Kartoffeln. Kartoffeln, Kartoffeln. Und dann noch so eine irische Spezialität ist Kohl mit Speck, das ist auch so eine Sache. Kartoffeln und Kohl mit Speck. Also, . . .
Daniel: Hab verstanden, okay.
Sebastian: Und dann das Übliche, was auch die Engländer gerne haben: Blutwurst, Black Pudding und solche Sachen, Würste und so. Aber es haben sich tatsächlich hier in den letzten Jahren hervorragende Restaurants aufgetan, die diese traditionelle irische Küche, die ja lokal und hochwertig ist, anbieten und auch perfektioniert haben. Ich gebe Dir ein Beispiel: Wo ich gewohnt habe in Irland, ist eins der wichtigsten Gebiete für Angler, die dorthin kommen wollen, um frischen Lachs zu angeln. Eines der bedeutendsten Gebiete eigentlich weltweit. Da kommen Amerikaner hin, die dann da Lachs angeln und so weiter. Interessanterweise hat sich diese ganzen Fischereirechte der Duke of Devonshire gesichert. Das ist ein ehemaliger, also ein englisches Adelsgeschlecht, und wenn man da mal genau reinschaut in diese Geschichte von der irischen Unabhängigkeit, dann wird man sehen, dass auch nach der Unabhängigkeit extrem viel Land immer noch dem englischen Adel gehört und auch die Rechte, dieses Land, sage ich mal, auszubeuten. Sei es Forst, oder sei es einfach das Land zu verkaufen, zu bebauen und zu entwickeln, oder eben auch die Fischereirechte. Die Fischereirechte hier aus diesem Fluss, das ist der River Blackwater, gehören dem Duke of Devonshire, und es kommt häufig vor, dass Jungs, die dort tagsüber angeln gehen, am Abend die großen Lachse, wir reden von Lachs, dann den Restaurants bringen, die diese dann fangfrisch zubereiten am Abend für die Leute, die dort essen gehen. Und natürlich sind generell sehr viel Meeresfrüchte, Fisch, Muscheln und so weiter dort massenhaft vorhanden. Und man darf nicht vergessen, aufgrund des hohen Niederschlages, ist alles, was auf der Weide gehalten wird, also Schafe und Kühe und so weiter, extrem gut verfügbar und extrem gute Qualität.
48:10 - Ausländer in Irland und der Grund der guten Beziehung zu den USA
Daniel: Wie in den bisherigen Podcasts auch, wollen wir in Bezug auf Irland fragen, wie das Verhältnis zwischen den Einwohnern und Ausländern ist, und ob man sich als Ausländer dort willkommen fühlt.
Sebastian: Außer Polen und Osteuropäern gibt es dort im Grunde keine Ausländer. Natürlich ist Dublin wieder was anderes, Dublin ist so eine Multikulti-Stadt, aber ländlich in Irland, das Gleiche in Schottland. Wenn Du in Schottland bist, dann hast Du bei einer Schule mit 1.000 Schülern vielleicht zwei oder drei Schwarze oder Asiaten, während die ja in London sehr hoher Anteil, die Bevölkerung sehr multinational ist. Das Gleiche in Irland auch, es gibt natürlich sehr viele Osteuropäer, Polen, Slowenen und so, und entsprechend gibt es, wie in Großbritannien, viele polnische Geschäfte und spezifische Angebote, die sich speziell an Osteuropäer richten. Aber ansonsten kann man da keinen großen Einfluss feststellen.
Man muss natürlich sagen, dass die Amerikaner und die Iren eine sehr enge Beziehung haben, kann aber auch dadurch sehen. Es gibt zum Beispiel eine Raststätte, da wurde diese Autobahn in Irland neu gebaut, und da hatten die eine Raststätte hingesetzt, und diese Raststätte heißt „Barak Obama Raststätte“. Die Iren und die Amerikaner sind traditionell sehr eng, weil natürlich sehr viele Iren entsetzliche Unterdrückung und Armut erfahren haben durch die Briten, die die ja buchstäblich haben verrecken lassen, und in dem Kontext in die USA ausgewandert sind. Zu Massen. Ich glaube ein Drittel der Bevölkerung ist in die USA abgewandert im 18./19. Jahrhundert. Die Iren wissen auch, dass sie ja keine natürlichen Ressourcen haben, keine Edelmetalle oder irgendetwas anderes. Sie sind angewiesen auf die Investition von Ausländern. Der Grund, dass so viele amerikanische Unternehmen dort sind und auch diese krassen Steuervorteile dort in Irland zugestanden bekommen haben, ist natürlich der, dass die dort tausende von Jobs geschaffen haben. Tausende und Zehntausende von Jobs. Das hat zu einem interessanten Gefälle geführt, man sagt in Irland glaube ich, dass ein sehr großer Prozentanteil des Steueraufkommens wird eigentlich von zehn großen amerikanischen Unternehmen generiert. Da ist eine ganz kleine Gruppe von Unternehmen, die dort einen überproportional hohen Anteil am Steueraufkommen hat. Selbst wenn die wenig Steuern bezahlen, traditionell jetzt vielleicht nicht mehr so, ist natürlich, was die so an Sozialabgaben bezahlen, ist ja gigantisch, wenn die da zehntausende von Mitarbeitern haben. Der Einfluss der Amerikaner ist natürlich sehr groß.
51:35 - Diese Faktoren unbedingt vor einem Umzug nach Irland bedenken
Daniel: Jetzt nehmen wir an, gehen wir davon aus, dass Zuhörer oder Zuschauer nach all dem, was wir jetzt von Dir aus Deinem Erfahrungsschatz gehört haben, sich nicht von dem Wetter abschrecken lassen, auch nicht von der einen oder anderen Sache, wie vielleicht ungünstigen Steuersätzen und so weiter abschrecken lassen und sagen: „Doch, Irland, das wäre was, da möchte ich jetzt hin. Ich will da für immer oder für eine bestimmte Zeit wohnen, leben, vielleicht auch arbeiten.“ Wie geht es weiter? Was empfiehlst Du jemandem, der das ins Auge gefasst hat, und was wäre jetzt der nächste Schritt?
Sebastian: Jedem, der das vorhat, dem empfehle ich, sich sehr genau damit auseinanderzusetzen. Ich hatte ja vorhin erzählt, ich bin da ja eher so reingestolpert, wobei das so nicht stimmt, ich hatte natürlich in den USA mich schon relativ intensiv damit befasst, aber eben nur durch Lesen und Filme anschauen und so weiter. Ich würde jedem raten, dass er dorthin geht, dort eine gewisse Zeit verbringt und sich das wirklich überlegt. Insbesondere natürlich das Thema Wetter ist ein Punkt, und auch Temperatur, wo man sich dessen wirklich bewusst sein, auf was man sich einlässt. Man sagt ja immer, dass das Wetter die Selbstmordrate beeinflusst, und Irland hat zum Beispiel eine der höchsten Selbstmordraten weltweit, und eine der höchsten Jugend-Selbstmordraten, unter Jugendlichen weltweit. Ich kann mir schon vorstellen, dass das Wetter ein Grund ist.
Daniel: Wir haben gerade wieder 10% Interessenten verloren bei dem, was Du gerade gesagt hast.
Sebastian: Das muss man sich wirklich vor Augen halten. Wie gesagt, wer solche Sachen mag – Irland ist ja unglaublich populär bei Deutschen. Ich glaube nach Amerikaner, die da nach ihren Vorahnen suchen, sind Deutsche die zweitgrößte Gruppe von Touristen, und die sind auch unglaublich beliebt bei der Bevölkerung, die Deutschen. Wer gerne sowas mag, Bretagne oder Schottland oder Irland, wem es nichts ausmacht, der ist da sicherlich gut aufgehoben. Aber wie gesagt, man muss sich dessen auf jeden Fall bewusst sein, denn wie gesagt, das Wetter hat tatsächlich eine Auswirkung auf das Gemüt. Das ist das Erste, was ich jemandem sagen würde. Zum Beispiel im Gegensatz zu England, da wird immer davon geredet, dass es da häufig regnet, ist aber gar nicht so. Es gibt zwar regnerische Zeiten und so, und es wird nie so heiß wie zum Beispiel im Süden von Deutschland im Sommer, aber ansonsten ist das Wetter gar nicht so schlecht. In Irland ist es tatsächlich so schlecht, wie man sagt. Das muss man sich auf jeden Fall überlegen, und das ist das Wichtigste, deswegen habe ich diese Punkte auch alle so ehrlich angesprochen, so offen angesprochen. Wer gerne die Rückständigkeit mag, wer es mag, mit Torf zu heizen, wer das romantisch findet – mir hat es gut gefallen, meinen Kindern hat es auch gut gefallen. Wer so dieses gewisse abenteuerliche daran auch mag, wer sich vorstellen kann, in einem Cottage zu leben, was auf einer Klippe ist, sehr dramatisch gelegen und so, da kann man möglicherweise aus dem Wohnzimmer schauen und man sieht Delphine und andere Wale aus dem Wasser springen. Es ist sehr beeindruckend. Aber man muss es tatsächlich mögen. Und aus steuerlicher Sicht muss man sich auch überlegen, Irland hat einen sehr großen Vorteil, nämlich den Non Dom Status, man kann dort Auslandseinkünfte steuerfrei vereinnahmen, aber man muss es auch richtig gestalten. Und im Grunde nur dann macht es Sinn, und wenn es nicht funktioniert, dann sollte man sich anderweitig was überlegen. Natürlich gibt es noch weitere Themen, wir hatten ja von Homeschooling gesprochen, Homeschooling ist, wie gesagt in Irland legal und populär, also wer das möchte, kann sich da angesprochen fühlen, aber man muss wirklich ein Überzeugungstäter sein, sage ich mal. Wenn es einem dort gefällt, das Land macht es einem sicherlich nicht so einfach, wie andere Länder vielleicht.
56:10 - Eine separate Episode über Firmengründung in Irland ist in Arbeit
Daniel: War eine schöne Zusammenfassung. Jetzt wollen wir ja noch einen zweiten Teil aufnehmen, den können wir schon mal ganz kurz ankündigen, wir wollen uns dann speziell damit auseinandersetzen, wie es so ist, ein Unternehmen zu gründen, also was einen als Unternehmer erwartet, der eine Gesellschaft in Irland gründen will, und ich bin jetzt schon gespannt, ob es dann vielleicht überzeugendere und mehr Argumente für Irland noch gibt.
Sebastian: Werden wir sehen!
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn Ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den ABONNIEREN Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.
Portugal NHR Status & Kryptosteuern – endlich verständlich – Update 2022
Erfahren Sie alles über den Portugal NHR Status und Kryptosteuern im Jahr 2022. Rechtsanwalt Dr. Alexander Rathenau erklärt verständlich die wichtigsten Informationen und Updates.
Zu Gast: Rechtsanwalt Dr. Alexander Rathenau
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Unser heutiges Gespräch ist erneut geladen mit wertvoller Information. Wir sprechen mit dem Rechtsanwalt Herrn Dr. Alexander Rathenau. Er ist gebürtiger Deutscher, als Kind nach Portugal gezogen und hat sein Studium in Portugal und Deutschland absolviert. Seine Kanzlei operiert an vier unterschiedlichen Standorten in Portugal.
Der NHR-Status in Portugal unterscheidet sich von dem bekannten Non-Dom Status einiger Länder und dem Beckham Law in Spanien. Herr Dr. Rathenau erklärt den Sprung von 0% auf 10% in der Besteuerung von Ruhegehältern und jüngste Veränderungen im Golden Visa Programm. Wir sprechen über die Denkweise des portugiesischen Staates, die Zielsetzung und Anwendungsgebiete des NHR-Staus. Selbstverständlich sprechen wir auch über Krypto-Einnahmen, warum Portugal ein Krypto-Paradies ist und wie lange es dieses noch bleiben wird.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Was ist der NHR-Status, beziehungsweise der RNH-Status?
RNH ist die Abkürzung für die portugiesische Bezeichnung *Residente Não Habitual*. Auf Englisch heißt es *Non Habitual Resident* (NHR) und spricht von einem nicht gewöhnlich Ansässigen. Er bietet neu nach Portugal gezogenen Ausländern mit Auslandseinkünften oder bei beruflicher Tätigkeit in Portugal große Steuervorteile für Auswanderer während zehn Jahren.
NHR-Status für Berufe mit erhöhter Wertschöpfung
Portugal benötigt qualifiziertes Personal und gewährt entsprechenden Personen, die auswandern nach Portugal Steuern Flatrate von 20% anstelle der üblichen fast 50%. Es handelt sich um „Berufe mit erhöhter Wertschöpfung“, wie beispielsweise Ärzte.
Aufenthaltsrechtliche Anmeldung in Portugal und die Steuernummer
Als EU-Bürger müssen Sie sich lediglich aufenthaltsrechtlich anmelden. Dafür benötigen Sie eine Steuernummer, einen Wohnsitz und finanzielle Mittel, um sich versorgen zu können (dieser Betrag ist nicht festgelegt). Ein Nachweis für Ihren Wohnsitz kann eine gekaufte oder gemietete Immobilie sein. Auch von Freunden kostenlos überlassener Wohnraum ist anerkannt und ist durch einen sogenannten Leihvertrag nachzuweisen.
Die Steuernummer beantragen Sie bereits mit Ihrem noch aktuellen Wohnsitz, denn zum Zeitpunkt der Anmeldung muss sie bereits vorliegen. Ihre portugiesische Steuernummer ist so wichtig, wie Ihr Personalausweis.
Die Wichtigkeit des Zeitpunktes der aufenthaltsrechtlichen Anmeldung
Die gültige Zeitspanne für den NHR-Status in Portugal beträgt zehn Jahre und beginnt mit dem Jahr der steuerlichen Ansässigkeit. Damit Sie den maximalen Zeitraum von zehn Jahren Steuervergünstigungen des NHR-Status nutzen können, empfehlen wir Ihnen, sich am Jahresanfang in Portugal anzumelden. Wenn Sie sich an unsere Folge über Spanien erinnern: Das Beckham Law in Spanien können Sie bereits im Jahr Ihres Zuzuges und für fünf weitere volle Jahre nutzen.
Update 01.01.2022 zum Golden Visa Programm
Nicht mit einem EU-Bürger verheiratete Nicht-EU-Bürger erhalten durch den Kauf einer Immobilie für 500.000 € ein Golden Visa und somit Zugang zum Schengenraum. Seit dem 01.01.2022 können Anwärter lediglich im Inland und auf den Inseln Madeira und Azoren Immobilien erwerben, nicht mehr an der Küste und in Lissabon und Porto. Nach sechs Jahren Ansässigkeit in Portugal können Sie die portugiesische Staatsbürgerschaft erwerben.
10% Steuern auf ausländische Renten seit 01.04.2020
Die meisten Abkommen zur Vermeidung besagen, dass Ruhegehälter nur in dem Land der Ansässigkeit besteuert werden dürfen, und besonders skandinavische Länder haben daher Druck auf Portugal wegen seiner Null-Besteuerung ausgeübt. Portugal gab dem Druck nach und erhebt seit 01.01.2020 eine Steuer Flatrate von 10% auf ausländische Ruhegehälter, was aber immer noch sehr attraktiv ist!
Besteuerung der unterschiedlichen Einkommen
Die Einkommensteuer ist für jede Art von Einkommen unterschiedlich zu betrachten. Allgemein kann man sagen, dass Portugal auf die Besteuerung von ausländischem Einkommen verzichtet. Für Portugal reicht es aus, wenn in den Abkommen zu anderen Ländern steht, dass das andere Land das entsprechende Einkommen besteuern kann.
Vom Wohnsitz in Portugal das Auslandsunternehmen leiten
Haben Sie ein Auslandsunternehmen, das Sie von Ihrem Wohnsitz in Portugal leiten möchten, muss dieses gemäß dem portugiesischen Gesetz der Handelsgesellschaften eine Betriebsstätte in Portugal gründen. Ohne eine Betriebsstätte dürfen Sie in Portugal nicht tätig werden, und auch eine doppelte Buchführung ist erforderlich.
Um die Komplikationen aus diesem Vorgang zu nehmen, gründen viele Mandanten eine portugiesische Gesellschaft, deren Gesellschafterin die Auslandsgesellschaft wird. Zieht der Geschäftsführer der portugiesischen Gesellschaft nach Portugal und beantragt den NHR-Status, fällt sein Geschäftsführergehalt aus der portugiesischen Gesellschaft unter die Flatrate von 20%.
Welche Gesellschaftsformen gibt es in Portugal?
Wie in Estland stand die deutsche GmbH auch der portugiesischen GmbH Pate und ähnelt dieser sehr. Für kleine und mittelständische Unternehmen ist die portugiesische GmbH empfehlenswert.
Warum Portugal im Vergleich mit dem Non-Dom Status und dem Beckham Law gewinnt
Länder wie Großbritannien, Malta, Irland und Zypern bieten Ausländern mit dem Non-Dom-Status die Möglichkeit, ihr Auslandseinkommen steuerfrei zu erhalten. Lediglich in das Land überwiesene oder im Land verbrauchte Geldbeträge werden in Irland, Malta und Co. besteuert. In Portugal bleiben selbst solche Beträge steuerfrei, und anders als in der Schweiz hat Portugal keine Vermögensteuer. Das Beckham Law in Spanien gewährt Ausländern Steuervorteile für ihr Einkommen aus Erwerbstätigkeit, hat aber eine Vermögensteuer. Daher entscheiden sich immer mehr Deutsche, die bisher in Spanien gelebt haben, für Portugal.
Krypto-Paradies Portugal
Portugal hat bisher noch keine Steuergesetzgebung für Krypto-Einkünfte ausgearbeitet. Die vorhandenen und vagen Regelungen sind allen Einwohnern Portugals zum Vorteil und nicht vom NHR-Status abhängig. Es mag von der Regierung so gewollt sein, dass nicht klar ist, ob und was in der Steuererklärung angegeben werden soll.
Die Grenze zwischen privatem und gewerblichem Krypto-Trading ist nicht eindeutig. Ob und welche Änderungen anstehen, bleibt abzuwarten. Anfang des Jahres gab es Neuwahlen gab in Portugal und der Staatshaushalt ist noch nicht verabschiedet.
Portugal möchte Ausländer in seinem Land haben, die ihr Geld dort investieren und konsumieren und gewinnt durch den unschlagbaren NHR-Status und den frei auszulegenden Krypto-Raum Einwanderer.
Kontaktdaten und Links:
Dr. Alexander Rathenau
Homepage: www.anwalt-portugal.de
E-Mail: anwalt@rathenau.com
Telefon: +351 282 780 270
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Das Leben in der Schweiz als Deutscher: Diese Dinge sollten Sie bei einem Umzug beachten
Dubai - sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht
Passives Einkommen mit Immobilien aufbauen - So geht’s
Steuerfahndung, Hausdurchsuchung: Das müssen Sie wissen
Die überdachende Besteuerung bei Umzug von Deutschland in die Schweiz
Auswandern nach UK post Brexit
Einbürgerung: Der Weg zur Schweizer Staatsbürgerschaft
Tschechien ist kein Niedrigsteuerland, hat aber andere Vorteile
Großbritannien: Höhere Körperschaftsteuer ab 01.04.2023 - aber nicht für alle!
Steuern England: Ein Überblick zum UK-Steuersystem
Bulgarien als Wirtschaftsstandort
Müssen Sie Ihr Vermögen vor einem drohenden Lastenausgleich schützen?
Endlich Klarheit bei internationalen Steuerfragen
Vereinigte Königreich: Einreise und Visum nach Brexit
Steuerfahndung - Was dürfen die überhaupt und was nicht?
Endlich verständlich: Der Unterschied zwischen England, Großbritannien und dem Vereinigten Königreich
Nach Schottland auswandern – Ein Neuanfang im Land der Highlands
Auswandern nach England als Rentner
Als Ausländer ein Girokonto in England eröffnen - So geht's
Keine Briefkastenfirmen mehr in Luxemburg - Was bleibt interessant für Unternehmen?
Quellensteuer Schweiz: Was Deutsche in der Schweiz wissen müssen
Ruhestand in der Schweiz: Ein Paradies für deutsche Rentner
Was sind die historischen, politischen und kulturellen Ursachen für den Brexit?
Was steckt hinter den 16 Fragen, die das Finanzamt Auswanderern stellt?
Visum Thailand Beantragen: Diese verschiedenen Visa gibt es
Welche vorteilhaften Steuerregime Italien zu bieten hat
Wohnsitz: Anmeldung, Abmeldung, Ummeldung
Die 10 besten internationalen Umzugsunternehmen in der Schweiz
In diese US-Metropolen zieht es deutsche Auswanderer
Thailand besteuert Auslandseinkünfte ab 2024
Portugal schafft NHR-Status 2024 ab
Steuererhöhungen in Rumänien ab 2024
Wie man's richtig macht: USA Unternehmensgründung
So beantragen Sie die britische Staatsbürgerschaft
Geschäftskonto in England eröffnen für nicht im UK Ansässige
Timestamps
00:00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Herr Dr. Rathenau
00:05:01 - Was ist der NHR-Status in Portugal?
00:06:30 - Berufe mit erhöhter Wertschöpfung
00:08:54 - Wie lange kann ich den NHR-Status nutzen?
00:11:13 - Sich in Portugal aufenthaltsrechtlich anmelden und die Steuernummer
00:15:47 - Aufenthaltsrecht in Portugal für Nicht-EU-Bürger und das Golden Visa Programm
00:20:33 - Änderungen der Golden Visa Regelung zum 01.01.2022
00:21:31 - Wie es in Portugal zu den 10% Steuern auf ausländische Ruhegehälter kam
00:29:31 - Was muss ich für meinen NHR-Status beachten?
00:33:37 - Die Besteuerung der unterschiedlichen Einkünfte
00:38:42 - Besteuerung einer Offshore-Firma und die Quellensteuer
00:41:08 - Mit Wohnsitz Portugal meine Auslandsfirma leiten
00:47:36 - Welche Gesellschaftsformen gibt es in Portugal?
00:48:32 - Non-Dom Status, NHR-Status, Beckham Law und Vermögensteuer
00:51:39 - Krypto-Einkünfte und die Steuererklärung in Portugal
00:57:13 - Krypto-Vorteile auch ohne NHR-Status
00:58:15 - Wo ist die Grenze zwischen privat und gewerblich beim Krypto-Trading?
01:02:36 - Kontaktdaten Herr Dr. Rathenau und Verabschiedung
Mitschrift zu Folge 25 von Perspektive Ausland: Portugal NHR Status & Kryptosteuern – endlich verständlich – Update 2022
Zu Gast: Rechtsanwalt Dr. Alexander Rathenau
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Herr Dr. Rathenau
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ich bin Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew. Wir sprechen ja heute über Portugal, und viele wissen das ja, weil sie ja auch schon mal in Portugal gewesen sind, aber Portugal gehört ja zu den meistbesuchten Ländern der Welt. Klar, weil es dort auch sehr schön ist und Portugal einiges zu bieten hat. Aber wie gesagt nicht nur schöne Landschaften oder historische Städte und Strände, sondern auch steuerlich hat Portugal ja einiges Interessantes zu bieten. Warum zieht es also eine ganze Reihe von Menschen nach Portugal? Übrigens liest man ja, dass einige doch schon bekannte Persönlichkeiten dahin ausgewandert sind. Wir kennen vielleicht zum Beispiel den John Malkovich, der hat ja auch seine sieben Gründe genannt, warum er unbedingt nach Portugal im Prinzip umgezogen ist, oder vielleicht der eine oder andere kennt den Michael Fassbender, der dort wohnt. Aber die Frage ist einfach: Warum? Was zieht die Leute dahin, die nach Portugal ziehen, und was hat vielleicht auch der NHR-Status damit zu tun? Darüber wollen wir heute sprechen mit dem Herrn Dr. Rathenau, der ist Experte, was Portugal betrifft. Herr Dr. Rathenau, stellen Sie sich doch am besten mal selbst vor.
Dr. Rathenau: Mein Name ist Alexander Rathenau, und ich bin Rechtsanwalt in Portugal, ich bin deutscher Rechtsanwalt und berate viele Mandanten bei deutsch-portugiesischen Rechtsfragen, insbesondere Immobilienrecht und Steuerrecht und Umzug nach Portugal. Verschiedene Themen, die gerade Personen betreffen, die nach Portugal ziehen wollen, sei es weil sie dann hier auch ständig leben wollen, oder sei es, weil sie sich hier nur zeitweise im Jahr aufhalten möchten, das ist ganz unterschiedlich. Wir sind eine Kanzlei mit Sitz in Algarve mit einer Dependenz in Lissabon und auf den Inseln, den Azoren und Madeira. Madeira kann man sagen, ist so die zweite Algarve; Meer und Sonne, gutes Wetter, sehr sicher, nicht weit von Mitteleuropa entfernt, zweieinhalb Stunden Flug, und es hat sich gezeigt seit vielen Jahren, dass gerade Südportugal und auch Madeira sehr stabil und auch sehr beliebt sind, immer beliebter. Mittlerweile auch durch viele junge Personen, die gerade jetzt aufgrund der Corona-Situation nicht mehr zu Hause arbeiten müssen, die hier in den Süden ziehen und dann auch gleichzeitig von bestimmten steuerlichen Vorteilen, über die wir heute sprechen werden, dann profitieren. Insofern das zu meiner Person. Natürlich arbeite ich nicht alleine, wir sind insgesamt vier Rechtsanwälte hier im Süden von Portugal vom Festland, haben noch eine Rechtsanwältin auf Madeira, die für uns arbeitet und Teil des Teams ist. Und in Lissabon haben wir auch noch eine Partnerkanzlei, mit der wir auch in ständigem Kontakt sind und auch dort Mandanten empfangen, beziehungsweise auch für Lissabon dort entsprechend zuständig sind. Deswegen freue ich mich über die Einladung und auf Ihre Fragen und über das Gespräch heute.
Daniel: Sehr schön, vielen Dank. Bevor wir gleich einsteigen, habe ich trotzdem noch eine Frage, was mich ergänzend zu Ihrer Vorstellung interessiert. Wie hat Sie es denn selbst nach Portugal verschlagen? Weil Ihr Familienname klingt nicht portugiesisch.
Dr. Rathenau: Nein, ich bin quasi ein Mitbringsel meiner Eltern, die 1982 nach Portugal gezogen sind. Ich bin dann hier in Portugal aufgewachsen, zur Schule gegangen und habe auch angefangen hier zu studieren, in Coimbra, und nach kurzer Zeit bin ich allerdings nach Deutschland gewechselt und habe dort mein Studium fortgesetzt und beendet. Immer mit dem Ziel, wieder nach Portugal zu kommen. Es stand nie außer Frage, dass ich in Portugal entsprechend dann auch beruflich tätig werde, und so ist es dann gekommen. Ich bereue es nicht.
00:05:01 - Was ist der NHR-Status in Portugal?
Daniel: Schön, klasse. Ich denke mal, was so unsere Zuschauer und Zuhörer interessiert, vielleicht fangen wir damit auch gleich an. Steigen wir gleich mal mit dieser wichtigen Frage ein: Dieser sogenannte NHR-Status, oder die die NHR-Steuerregelung ...
Dr. Rathenau: Wie viele Staaten, versucht natürlich Portugal auch entsprechende Personen, die hier dann ihr Geld ausgeben, hier investieren, nach Portugal zu locken. Zum einen sind das Personen, die in Portugal kein operatives Geschäft haben, kein Gewerbe betreiben werden, nicht berufstätig sind, sondern halt ein Einkommen haben, wie zum Beispiel Rentner oder andere, die Kapitaleinkünfte haben wie Zinsen oder Dividenden oder andere Arten von Einkünften im Ausland. Und zum anderen sind es Personen, die nach Portugal ziehen, um hier auch zu arbeiten. Dieser RNH-Sonderstatus heißt auf Deutsch sinngemäß "ein Sonderstatus für neu Hinzugezogene". Sprich, davon profitiert nur derjenige, der neu nach Portugal zieht, also nicht jemand, der schon in Portugal lebt. Das zeigt, dass diese Regelung dazu dient, Menschen, Personen nach Portugal zu locken aufgrund dieser steuerlichen Vorteile, die hier dann entsprechend angeboten werden.
00:06:30 - NHR-Status für Berufe mit erhöhter Wertschöpfung
Dr. Rathenau: Vielleicht ganz kurz zu der Variante, dass man nach Portugal zieht, um dann hier auch zu arbeiten. Da sagt das Gesetz, dass bestimmte Berufsgruppen steuerlich privilegiert werden. Man spricht hier von Berufen mit erhöhter Wertschöpfung. Also solche Berufe, die Portugal benötigt. Zum Beispiel gibt es einen Ärztemangel in Portugal, viele Ärzte kommen sogar jetzt aus Kuba nach Portugal, um hier zu arbeiten, und andere Berufe, die in dieser Liste sind. Das ist eine richtige Auflistung von verschiedenen Berufen, die entsprechend unter diesen Sonderstatus fallen. Und dort besteht der Vorteil darin, dass im Rahmen der Einkommensteuer eine Flatrate von 20% anfällt. Also 20% Einkommensteuer auf die Einnahmen aus der Ausübung dieser Berufe, wobei man dann noch berücksichtigen muss, dass es gibt noch die Pflicht, in Portugal Sozialversicherungsabgaben zu leisten, und die Sozialabgaben können eine Belastung darstellen. Das heißt, man kann nicht sagen, dass jeder, der in Portugal beruflich tätig werden möchte, unter einem solchen Beruf dann steuerlich sehr gut dasteht am Ende, sondern es kommt darauf an auf die Höhe des Einkommens, manchmal ist es auch ratsam, eine portugiesische GmbH zu gründen, um dann die Höhe der Sozialabgaben zu koppeln. Da gibt es natürlich noch ein paar Punkte, die geklärt werden müssen. Wie der Jurist ja sagt: "Es kommt auf den Einzelfall an." Aber viele hier in Portugal Berufstätige, die diesen Beruf mit erhöhter Wertschöpfung ausüben, profitieren von diesen 20%, weil 20% im Vergleich zu dem regulären Steuersatz im Rahmen der Einkommensteuer ist sehr günstig. Wir haben ja in Portugal, denke ich, einen noch einen etwas höheren Einkommensteuersatz als in Deutschland, etwas um die 50%, wenn man alles dazurechnet bei höheren Einkünften. Insofern ist das für viele eine sehr interessante steuerliche Gestaltung hier, wenn man nach Portugal zieht.
00:08:54 - Wie lange kann ich den NHR-Status nutzen?
Sebastian: Wie lange kann man davon dann profitieren? In dem Fall, den Sie eben beschrieben haben.
Dr. Rathenau: Der RNH-Status, der gilt sowohl für diejenigen, die beruflich tätig werden in Portugal als auch für die andere Gruppe, die im Ausland Einkünfte erzielen für zehn Jahre. Also sprich zehn Jahre garantiert, ab dem Jahr der steuerlichen Ansässigkeit in Portugal. Das heißt in der Regel ist es sinnvoll, dass man sich erst in Portugal am Beginn des Jahres anmeldet, also zum Beispiel im Januar des entsprechenden Jahres, weil sonst, wenn man sich im Dezember anmeldet, dann wäre schon das eine Jahr Sonderstatus abgegolten.
Sebastian: Ist ein wichtiger Punkt, da haben Sie Recht. Sie haben vorhin noch einen anderen wichtigen Punkt angesprochen, Sie hatten vorhin gesagt, dass es vor allen Dingen für, oder eigentlich ausschließlich für Personen ist, die neu nach Portugal umgezogen sind. Das heißt ja wahrscheinlich auch, dass ich jetzt mit der Anmeldung zu diesem NHR-Status vermutlich nicht allzu lange warten kann, oder ansonsten werde ich ihn möglicherweise nicht mehr bekommen können. Wenn ich jetzt in Portugal bin, wie schnell muss ich mich dafür anmelden nach der Ankunft?
Dr. Rathenau: Das Gesetz sagt, dass man bis Ende März des Folgejahres entsprechend den Sonderstatus beantragen kann, aber in der Praxis ist es so, wenn sich jemand entscheidet nach Portugal zu ziehen, dann meldet er sich aufenthaltsrechtlich an. Auch als EU-Bürger muss man sich ja aufenthaltsrechtlich anmelden, es ist also keine Aufenthaltsgenehmigung, sondern eine reine Formalie, eine Anmeldung, die dazu dient nachzuweisen, dass man genügend Mittel hat, um sich selbst zu verpflegen. Oder weil man eben eine Tätigkeit ausüben wird, die dann zum Einkommen führen wird. Nach dieser aufenthaltsrechtlichen Anmeldung bei der Gemeinde erfolgt auch gleich die Anmeldung als in Portugal steuerlich ansässig, und dann auch quasi im gleichen Akt, unmittelbar danach folgt der Antrag auf Anerkennung des Sonderstatus. Insofern ist das eigentlich in der Praxis kein großes Thema, bis wann man dann diesen Sonderstatus beantragen kann, sondern wenn man professionelle Hilfe in Anspruch nimmt, dann werden diese verschiedenen Handlungen dann abgearbeitet, und auch dann sofort umgesetzt.
00:11:13 - Sich in Portugal aufenthaltsrechtlich anmelden und die Steuernummer
Daniel: Halten wir mal fest: NHR bedeutet „Non Habitual Resident“, was auf Deutsch übersetzt "Nicht gewöhnlich Ansässiger" bedeutet. Die Abkürzung RNH steht für die portugiesische Bezeichnung dieses Status (Residente Não Habitual). Im Folgenden werden wir jetzt hier, um keine Verwirrung zu schaffen, immer von RNH sprechen. Ein RNH-Status in Portugal bedeutet, man kann für zehn Jahre Steuervorteile oder -vergünstigungen und sogar -befreiungen nutzen. Jetzt wollen wir nochmal klären, was es genau für Hürden gibt, um diesen Status zu erlangen. Also welche Voraussetzungen sind wichtig, damit man in Portugal als RNH-Steuerbegünstigter leben kann? Und was ist mit Interessenten, die Familienangehörige haben, die keinen europäischen Pass besitzen, aber gemeinsam in Portugal leben möchten?
Dr. Rathenau: Ich mach es mal an einer Positivliste. Was braucht man, um sich in Portugal aufenthaltsrechtlich zu registrieren? Weil diese aufenthaltsrechtliche Registrierung ist nach der Auffassung des portugiesischen Finanzamtes eine der Voraussetzungen, damit die Person sich dann als auch in Portugal steuerlich ansässig registrieren kann. Das Gesetz sagt eigentlich, wenn jemand über drei Monate in einem 12-Monats-Zeitraum sich in Portugal befindet, muss er sich aufenthaltsrechtlich anmelden. Aber wie Sie gerade gesagt haben, EU-Bürger profitieren ja von der Freizügigkeit. Es ist also keine Genehmigung, sondern eine reine Formalie, die aber dazu dient, gemäß einer Richtlinie der Europäischen Union zu vermeiden, dass ein Sozialtourismus entsteht. Das heißt, man muss einfach nur nachweisen, dass man genügend Mittel hat, um sich zu verpflegen. Die Frage, die Sie gerade gestellt haben, ist berechtigt. Also was muss man denn nachweisen? Wieviel Geld muss man auf dem Konto haben oder wie auch immer. Da gibt es keine Richtlinie, also ich sage immer: „Wenn Sie 500 € auf dem Konto haben, ist das ausreichend.“ Das wird nicht überprüft. Sie sollen zwar einen Kontoauszug vorlegen, aber ich denke 500 € wären da schon ausreichend, da kann Ihnen niemand sagen: „Sie erfüllen die Voraussetzungen nicht.“ Insofern ist das wirklich keine Hürde, die hier entsteht, wenn Sie sich anmelden möchten.
Allerdings, was etwas schwieriger sein kann, damit Sie sich aufenthaltsrechtlich anmelden, müssen Sie einen Wohnsitz nachweisen in Portugal. Und wie können Sie diesen Wohnsitz nachweisen? Zum einen dadurch, dass Sie ein Wohnimmobilie gekauft haben, oder Sie legen einen Mietvertrag über eine Wohnimmobilie vor. Beides ist möglich, wobei, falls Sie jetzt irgendeinen Freund haben oder Familienangehörige in Portugal, könnten Sie auch einen Leihvertrag über eine Wohnung vorlegen. Der Unterschied zwischen Leihvertrag und Mietvertrag ist, beim Mietvertrag fällt ein Mietzins an, und der Leihvertrag ist unentgeltlich, da fällt kein Mietzins an. Und es ist ja völlig in Ordnung, wenn jemand Sie kostenlos bei sich wohnen lässt. Auch dieser Leihvertrag, den man natürlich dann schriftlich ausgestalten muss, um Nachweis zu führen oder führen zu können, würde ausreichen für diese aufenthaltsrechtliche Anmeldung. Sprich was man braucht für die Anmeldung ist: einmal diesen Wohnsitznachweis, Mietvertrag, Kaufvertrag, Leihvertrag über eine Wohnung in Portugal, Haus, Wohnung Apartment, wie auch immer.
Dann muss zu diesem Zeitpunkt auch bereits die Steuernummer vorliegen, weil in Portugal kriegst Du so gut wie nichts ohne eine Steuernummer. Diese Steuernummer ist so wichtig, wie Ihr Personalausweis, wenn man so will. Aber diese Steuernummer, die wird noch beantragt mit Ihrem aktuellen oder bisherigen Wohnsitz, also zum Beispiel dem deutschen Wohnsitz, dort, wo Sie bisher gewohnt haben. An diese Steuernummer ist immer eine Anschrift gekoppelt, und wenn diese Steuernummer beantragt wird, dann noch unter Angabe der bisherigen Wohnanschrift. Mit dieser Steuernummer, mit dem Nachweis des Wohnsitzes, wie ich vorhin ausgeführt habe, plus noch einen Nachweis, dass man ausreichend Mittel hat, um sich zu verpflegen, Kontoauszug mit sagen wir mal 500 €, das sind die drei Unterlagen, die für die Beantragung notwendig sind.
Daniel: Okay, gut, dann denke ich, haben wir das auch hinreichend geklärt.
00:15:47 - Aufenthaltsrecht in Portugal für Nicht-EU-Bürger und das Golden Visa Programm
Sebastian: Du hattest noch die Frage, Daniel, betreffend von, ich meine Aufenthaltsrecht für Nicht-EU-Bürger.
Dr. Rathenau: Genau, man muss natürlich unterscheiden, wenn Sie EU-Bürger sind . . .
Daniel: Oder Schweizer, sagen wir mal, ich habe eine schweizer Frau.
Dr. Rathenau: Gut, aber das ist etwas anderes, weil die Schweiz gehört zum Schengener Abkommen, die genießen auch die Freizügigkeit, und diese aufenthaltsrechtliche Anmeldung, die für EU-Bürger gilt, gilt gleichermaßen auch für Schweizer. Die Schweizer werden nicht als Drittstaatler in diesem Kontext angesehen. Schweizer fallen nicht darunter, die werden behandelt wie EU-Bürger, aber sagen wir mal ein Russe oder eine Russin, die . . .
Sebastian: Oder seit Neuestem die Briten wahrscheinlich auch.
Dr. Rathenau: Oder die Briten leider auch, die natürlich eine starke Verbindung haben zu Portugal, und viel darunter jetzt sehr stark leiden, weil natürlich die Freizügigkeit dadurch massiv eingeschränkt wurde. Es ist so, falls ein EU-Bürger einen Nicht-EU-Bürger heiratet, dann gibt es natürlich die Möglichkeit, dass durch den Familienzuzug der Ehepartner auch unter einfachen Voraussetzungen in Portugal eine Aufenthaltsgenehmigung bekommt. Das hängt damit zusammen, dass man eigentlich nur nachweisen muss, dass man mit einem EU-Bürger verheiratet ist, und dass der EU-Bürger in Portugal ansässig geworden ist. Aber, nehmen wir den Fall an, es kommt jemand, der Drittstaatler ist, also kein EU-Bürger ist und mit keinem EU-Bürger verheiratet ist, in diesem Falle müsste er hier eine klassische Aufenthaltsgenehmigung beantragen, was manchmal schwer sein kann.
Da hat Portugal, wie auch andere Länder mittlerweile ein sogenanntes Golden Visa Programm. Dieses Golden Visa Programm, also quasi einen goldenen Aufenthaltstitel, der solchen Investoren gegeben wird, die eine bestimmte Art von Investition in Portugal vornehmen. Die klassische Variante, die zum Erwerb diesen Aufenthaltstitels führt, ist die Investition in den Kauf einer Immobilie für mindestens 500.000 €. Man kann quasi sagen, dass ein Chinese oder Russe mit 500.000 € in Portugal einen Aufenthaltstitel erwerben kann. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen gerade noch ein paar Eckdaten zu diesem Golden Visa Programm auch nennen. Was natürlich rechts-politisch viele Fragen aufwirft, ob ein Staat seine Aufenthaltstitel verkaufen kann. Weil nämlich dieser Aufenthaltstitel dazu führt, dass der Investor sich dann frei im gesamten Schengener Raum bewegen kann, nur quasi weil er in Portugal entsprechenden Titel erworben hat. Das heißt, dieser Titel öffnet die Türen für ganz Europa. Und es kommt noch hinzu, dass der Investor so gut wie sich nicht in Portugal aufhalten muss, er muss nur wenige Tage im Jahr hier sein, also quasi nur einmal Urlaub machen, um die Voraussetzung zu erfüllen, die das Gesetz vorschreibt, wie lange er sich in Portugal aufhalten muss. Natürlich sollte er die portugiesische Staatsbürgerschaft erwerben wollen, was viele auch damit erreichen wollen dann müsste er in Portugal tatsächlich gewöhnlich ansässig werden und über sechs Jahre mindestens in Portugal leben. um dann die Staatsbürgerschaft erwerben zu können. Aber viele erwerben einfach den Titel, verzichten auf die Staatsbürgerschaft, kaufen quasi die Immobilie und erscheinen nur ein paar Mal im Jahr zum Urlaub und profitieren dann von dieser Genehmigung, von diesem Aufenthaltstitel.
Daniel: Und wahrscheinlich muss man ja, wenn man dann nach sechs Jahren die Staatsbürgerschaft erwerben will, auch noch Portugiesisch sprechen können.
Dr. Rathenau: Richtig.
Daniel: Kann man sagen, also richtiges Portugiesisch in sechs Jahren, das ist schon eine Leistung, da muss man schon im Land wahrscheinlich leben, damit man das hinbekommt; oder man kann es vorher schon.
Daniel: Okay, aber war interessant, das auch zu hören, gerade auch mit der Staatsbürgerschaft.
00:20:33 - Änderung der Golden Visa Regelung zum 01.01.2022
Dr. Rathenau: Vielleicht noch einen kurzen Hinweis: es gab jetzt am 01.01.2022 eine wichtige Änderung im Rahmen dieser Golden Visa Regelung. Der Gesetzgeber hat gesagt: "Nee, wir wollen jetzt nicht mehr, dass Immobilien für diesen Aufenthaltstitel Erwerb überall gekauft werden können, insbesondere nicht mehr an der Küste und nicht mehr in den Großstädten Lissabon und Porto.“ Deswegen ist es jetzt so, dass man nur noch diese Immobilien für den Golden Visa Titel erwerben kann in bestimmten Regionen, insbesondere im Inland und auf den Inseln Madeira und Azoren, die ja zu Portugal gehören. Das heißt es gibt jetzt hier eine Einschränkung, die vielleicht dazu führen wird, dass nicht mehr so viele Anträge gestellt werden, wobei es noch genügend Flächen gibt und viele schöne Immobilien gibt, die hier in Betracht kommen.
00:21:31 - Wie es in Portugal zu den 10% Steuern auf ausländische Ruhegehälter kam
Sebastian: Sehr interessant. Wir hatten jetzt ja über den RNH-Status schon gesprochen, und Sie hatten ja die erste Gruppe an Personen erwähnt, die davon profitieren können, nämlich Personen, die letztlich dann in Portugal einer Beschäftigung nachgehen und sich dann dort anstellen lassen und entsprechend 20% Steuern nur bezahlen. Es gibt ja noch eine andere Gruppe, vor allen Dingen auch für unsere Mandanten, die fallen dann eher in die Gruppe der Unternehmer. Aber ich möchte vielleicht davor noch über eine Subgruppe sozusagen sprechen, und da geht es um die Rentner und die Pensionäre. Wir haben jetzt in der Vorbereitung auch zu der Folge heute mit Ihnen doch einige Dinge gefunden, da scheint einiges in Bewegung zu sein. Zum einen wurde, glaube ich eine Steuer eingeführt in Portugal von 10% auf ausländische Pensionen, dann haben wir einen Beitrag gelesen, dass Schweden hier echauffiert scheint. Man sagt in Schweden: "Die Geduld ist am Ende." Man will mit Portugal, man hat denen ein Abkommen gekündigt, und jetzt werden auch weiterhin wieder Pensionen besteuert von schwedischen Pensionären in Schweden. Vielleicht können Sie dazu zuerst mal etwas sagen zu den Pensionären, weil das ist ja doch für viele Mandanten interessant im Süden letztlich hier dann in den Ruhestand zu gehen.
Dr. Rathenau: Ja, Portugal sah vor einiger Zeit noch null Prozent Steuern auf Ruhegehälter vor. Ich sage mal Ruhegehälter als Oberbegriff von Pensionen und Renten und was auch immer noch darunter fällt. Ruhegehälter im weitesten Sinne, die dazu dienen, sich nach der Beendigung des aktiven Arbeitslebens abzusichern. Es war so, dass Portugal 0% vorsah, und viele Staaten haben dann gesagt: "Das kann doch nicht sein, dass unsere Staatsbürger nach Portugal ziehen und dann dort 0% Steuern zahlen. Und wir gucken in die Röhre", weil die meisten Abkommen zur Vermeidung einer Doppelbesteuerung sagen, dass die Ruhegehälter nur dort besteuert werden dürfen in dem Land, in dem sich die Person befindet, also gewöhnlich ansässig ist, was ja dann in diesem Falle Portugal ist. Das führte dazu, dass quasi viele nach Portugal gezogen sind und hier gar keine Steuern mehr zahlen mussten und auch keine Steuern auf ihre Ruhegehälter in dem Staat zahlen mussten, wo sie die Ruhegehälter herbekommen, sprich in Schweden und in anderen skandinavischen Ländern. Und gerade die skandinavischen Länder haben sich da sehr aufgeregt, auf politischer Ebene natürlich, hat es dazu geführt, dass ein gewisser Druck entstanden ist in Portugal und der Gesetzgeber hat dann gesagt: "Mensch, was machen wir denn jetzt? Lass uns hier irgendwie den Wind aus den Segeln nehmen, die Kritik ist doch schon sehr groß,“ und dann hat der Gesetzgeber in Portugal entschieden, dass er eine 10% Steuer einführt. Also von 0% direkt auf 10%, was im Vergleich, wenn man jetzt die Besteuerung der Renten in den Staaten vergleicht oder berücksichtigt, wo die Renten herkommen, dann stellt man fest, dass die Steuerlast doch meistens 10% überschreitet, so dass 10% immer noch attraktiv sind für viele Rentner, gerade Rentner, die höhere Ruhegehälter beziehen. Und das hat auch gefruchtet. Gefruchtet deswegen, weil erstens tatsächlich das Interesse von Rentnern, nach Portugal zu ziehen wegen der 10% so gut wie nicht gesunken ist, obwohl sie jetzt 10% zahlen müssten hier, und die Kritik ist quasi nicht mehr da, also die Staaten akzeptieren, dass Portugal eine Steuer erhebt, wenn auch nur 10%, aber immerhin. Und gerade auch im Verhältnis zu Deutschland gab es ja immer die Diskussion, das deutsche Finanzamt war bisher immer der Auffassung, dass bei Renten, also Renten der deutschen Rentenversicherung, wenn die in Portugal nicht besteuert werden, dass es dann zu einem Rückfall des Besteuerungsrechts zu Gunsten Deutschlands kommt.
Sebastian: Gemäß DBA nehme ich an, hat Deutschland ja mit etlichen Ländern solche Klauseln.
Dr. Rathenau: Wobei das deutsch-portugiesische DBA diese Klausel nicht beinhaltet, aber trotzdem wurde es so ausgelegt, in diesem Lichte anderer DBAs, die diese Regelung so vorsehen, was natürlich für einen Juristen doch etwas merkwürdig vorkommt, aber so war es bisher immer. Durch die Einfuhr dieser 10%-Steuer ist es jetzt klar geregelt, Deutschland darf auch Renten der deutschen Rentenversicherung nicht mehr besteuern an der Quelle, quasi in Deutschland, sondern nur noch Portugal darf eine Steuer erheben, und das wären dann unter diesem Sonderstatus diese 10%. Das heißt deutsche Rentner, Pensionäre, also Privatrenten, öffentlich-rechtliche Renten, beide Kategorien werden in Portugal zu 10% besteuert, und Deutschland hat kein Besteuerungsrecht mehr.
Sebastian: Wir kennen ja ähnliche Regelungen auch aus anderen Ländern, zum Beispiel Malta, wo allerdings auch die Steuer in Malta bei 15% liegt, also 10% scheinen auf jeden Fall ein guter Deal zu sein. Und ich glaube, Sie werden dem wahrscheinlich zustimmen, und wir werden sicherlich gleich noch darüber reden, wenn wir über die anderen RNH-Kandidaten sprechen. Wir kommen ja eigentlich immer mehr dazu, zu einem System, wo man gar keine Steuern mehr zahlt, dass es das eigentlich nicht mehr gibt. Das heißt im Grunde, es wird sich alles darauf hin bewegen, auch bei Einkünften aus Unternehmen, man muss sich irgendwo geschickt ansiedeln, dass man möglicherweise geringe Steuern bezahlt, aber diese Null-Steuer-Lösungen, meiner Meinung nach jedenfalls, die sind im Auslauf. Das wird es immer weniger geben, also insofern liegt glaube ich diese Regelung in Portugal voll im Trend. Man legt eben eine Steuer fest, damit können die anderen EU-Staaten, wie Sie schon gesagt haben, im Grunde sich nicht mehr beschweren, damit erfüllt man alle Anforderungen, der Nutzer ist trotzdem eigentlich noch relativ gut raus, wie Sie schon gesagt haben mit 10%, ich meine damit wird jeder gut leben können. Und ich denke, so nach und nach werden diese ganzen Null-Steuer-Ausnahme-Stati mehr oder weniger alle aufgelöst werden.
Dr. Rathenau: Was noch in Diskussion ist, aber schon lange in der Diskussion ist, ist, ob Deutschland das DBA, also das Abkommen zur Vermeidung von Doppelbesteuerung mit Portugal ändern möchte, mit der Folge, dass Ruhegehälter nicht mehr in Portugal, im Ansässigkeitsstaat, sondern im Quellenstaat besteuert werden. Aber das ist schon so lange irgendwie in der Diskussion, und ich habe jetzt keine Information darüber, dass das jetzt tatsächlich umgesetzt wird, und wenn überhaupt, dann auch wann. Aber das ist auch eine Möglichkeit, sagen wir mal so, die Deutschland hätte, natürlich müsste dann eine Einigung erzielt werden in Portugal, dieses Besteuerungsrecht entsprechend zu ändern.
Sebastian: Es ist ja auch immer so, die großen Staaten wie Deutschland, die können natürlich auch kleine Ländern, oder ich sage mal Länder, vielleicht nicht klein, aber traditionell vielleicht wirtschaftlich eher schwach, ja auch nicht zu sehr knebeln, weil das sind ja doch auch Mechanismen für Länder wie Portugal zum Beispiel, Investition ins Land zu bringen. Und ich meine, es bringt ja niemandem was, wenn die portugiesischen Finanzen im Darben liegen, weil man alle Möglichkeiten letztlich verbietet, mit denen hier realistischerweise steuerliche Einkünfte erzielt werden können.
Dr. Rathenau: Da stimme ich Ihnen zu.
00:29:31 - Was muss ich für meinen NHR-Status beachten?
Daniel: Jetzt haben wir also schon darüber gesprochen, was ich tun muss, um den Status zu beantragen, um meinen Aufenthalt zu beantragen, Status zu beantragen, auch welche Vorteile er mir bringt, haben wir auch schon einiges besprochen. Mich interessiert jetzt aber nochmal: Gibt es irgendetwas, was ich vermeiden muss, was mich sozusagen aus diesem Steuervorteil rausbringt? Zum Beispiel: Muss ich mich eine bestimmte Anzahl von Tagen in Portugal aufhalten, um diesen Status nicht zu verlieren? Gibt es irgendwelche Dinge, weshalb mir dieser Status verwehrt oder nachträglich aberkannt werden kann?
Dr. Rathenau: Wichtig ist, dass das Ganze nur funktioniert, wenn Sie sich wirksam in Deutschland steuerlich abmelden. Sie dürfen in Deutschland nicht mehr als unbeschränkt steuerpflichtig gelten. Sowohl Deutschland als auch Portugal haben Regelungen, die bestimmen, wann jemand in seinem Hoheitsgebiet steuerlich ansässig ist, beziehungsweise geworden ist. Und so lange Deutschland das so auch anerkennt, dass die Person nicht mehr in Deutschland steuerlich ansässig ist, weil der Lebensmittelpunkt nach Portugal verlagert wurde, und in Portugal dann entsprechend, wie ich vorhin erläutert habe, diesen Nachweis erbringt, dass man einen Wohnsitz hat, dass man eine Wohnung gemietet oder gekauft hat, und sich hier angemeldet hat, dann gibt es da eigentlich keine Probleme. Es wird ja nicht überprüft, wie viele Tage Sie sich im Jahr hier befinden, aber natürlich müssen Sie die Vorschriften, die im Gesetz stehen, erfüllen. Die Faustformel lautet, dass man über 183 Tage sich in Portugal aufhalten muss, aber das ist nicht die einzige Variante, damit Sie hier in Portugal als steuerlich ansässig betrachtet werden. Es reicht auch, wenn Sie beispielsweise eine Immobilie kaufen und die Absicht haben, Ihren Lebensmittelpunkt nach Portugal zu verlegen, auch das führt zu der steuerlichen Ansässigkeit. Das Gesetz sieht da mehrere Alternativen, mehrere Möglichkeiten. Wenn die erfüllt sind, dann gelten Sie als in Portugal steuerlich ansässig. In der Praxis ist es eher so, dass es wichtig ist, dass Sie sich in Deutschland steuerlich abmelden können wirksam und in Portugal dann die Formalien erfüllen, die hier vorgesehen sind, und Ihren Lebensmittelpunkt in Portugal dann auch haben. Aber es gibt keine Regelung, die sagt, dass Sie zählen müssen, wie viele Tage Sie im Jahr dort sind oder dort sind, darauf kommt es am Ende nicht an.
Sebastian: Ich glaube, wir sagen ja auch immer wieder, und das ist auch ganz wichtig, man muss natürlich vor allen Dingen beachten, dass man jetzt in keinem anderen Land möglicherweise einen Lebensmittelpunkt auslöst. Zum Beispiel dadurch, dass man jetzt in Deutschland noch eine Wohnung hat, die man nutzen kann, dadurch dass man sich in Deutschland nach wie vor maßgeblich aufhält. Das ist fast das größere Problem. Man muss schon richtig umziehen, idealerweise meiner Meinung nach muss die neue Wohnung im neuen Wohnsitzstaat, ob es Portugal ist oder auch ein anderer Wohnsitzstaat, idealerweise die einzige Wohnung sein, der Hauptwohnsitz, und wie gesagt, man darf natürlich in keinem anderen Land einen Lebensmittelpunkt auslösen oder einen steuerlichen Wohnsitz, um hier keine Probleme zu bekommen.
Dr. Rathenau: Genau.
Sebastian: Das ist immer ganz wichtig, man muss es wirklich leben. Ohne es zu leben, funktioniert es heute nicht mehr. Wir erleben es immer wieder, wir haben Mandanten, die ziehen aus Deutschland weg, und im Nachhinein, dann drei Jahre später rollte das Finanzamt die Sache nochmal auf und will dann wissen, wie viele Tage man sich genau wo aufgehalten hat. Diese Dinge werden schon überprüft, gerade bei finanzkräftigen, finanzstarken Mandanten, die Deutschland verlassen, und natürlich auch andere EU-Länder verlassen. Man muss es schon richtig machen, denn das Risiko ist viel zu groß.
00:33:37 - Die Besteuerung der unterschiedlichen Einkünfte
Daniel: Nochmal, um genau nachzufragen: Von diesen 10% Steuersatz profitiere ich in Bezug auf alle meine Auslandseinkünfte. Wir reden ja davon, dass es immer um Auslandseinkünfte geht, nicht um steuerpflichtiges Einkommen im Land erziele, sondern ich habe Einkommen im Ausland. Und nur nochmal genau nachgefragt: Ist es so, dass jegliches Einkommen inklusive Kapitalerträge, oder ich habe ein ausländisches Unternehmen, was Gewinne erwirtschaftet. Also jeglicher Ertrag wird besteuert, oder wie ist das genau?
Dr. Rathenau: Nein. Man muss jede Art von Einkunft gesondert rechtlich betrachten und bewerten. Wir hatten ja jetzt gesprochen über diese Berufe mit erhöhter Wertschöpfung, 20%, die in Portugal erwirtschaftet werden. Wir hatten darüber gesprochen, über die 10%, die auf Ruhegehälter anfallen, übrigens Ruhegehälter, die aus dem Ausland bezogen werden. Wir sprechen hier von Ruhegehältern aus dem Ausland, nicht die in Portugal, wo man irgendwann mal tätig war, hier erhält. Und wir haben dann noch andere Arten von Einkünften, die auch dann genauso wie diese beiden ersten konkret beleuchtet werden müssen. Der typische Fall, oder die typischen Arten von Einkünften über die Rente hinaus sind Kapitalerträge, beziehungsweise Dividenden, wie Sie gerade gesagt haben, die Gewinnausschüttung aus Gesellschaften mit Sitz im Ausland und Zinsen und Veräußerungsgewinne, Dividenden, Zinsen, Lizenzrechte. Musiker, die Lizenzrechte haben oder Autoren, ist auch ein wichtiger Punkt. Zum Beispiel wird Madonna nachgesagt, die ja auch in Portugal eine Zeit lang tätig oder hier offiziell ansässig war, dass Sie eben die Lizenzrechte, die sie aus dem Musikgeschäft bekommt, hier in Portugal, steuerliche Vorteile hatte. Man muss unterscheiden zwischen diesen Arten von Einkünften aus dem Ausland. Wir können ja mal gerade anfangen.
Bei Dividenden ist es grundsätzlich so, Dividenden sind, zum Beispiel Gewinnausschüttungen in Gesellschaften, oder wenn Sie Aktien haben, die Dividenden ausschütten, so dass Portugal keine Besteuerung vornimmt über diese zehn Jahre, so lange ist ja der Sonderstatus gültig. Portugal verzichtet auf eine Besteuerung der Dividenden, so lange nach dem Abkommen, nach dem bilateralen Abkommen zwischen Portugal und dem Staat, von dem die Dividenden kommen, dem Quellenstaat, diese Dividenden an der Quelle besteuert werden können. In der Regel können Dividenden mit 10%, beziehungsweise mit 15% an der Quelle besteuert werden. Im Abkommen zwischen Portugal und Deutschland sind es 15%, die Deutschland als Quellenstaat einbehalten kann, sobald diese Dividenden ausbezahlt werden. Da Portugal auf eine Besteuerung verzichtet, besteht in der Regel ein Steuervorteil von 10%, weil in Deutschland die Abgeltungsteuer bei Dividenden 25% beträgt, und wenn Deutschland nur noch 15% erheben darf, Portugal darauf verzichtet, haben wir eine Differenz von 10%. Das Gleiche gilt bei Zinsen. Bei Zinsen ist die Regelung so, dass die ebenso im Quellenstaat, zum Beispiel Deutschland besteuert werden können, und wenn das der Fall ist, dann verzichtet Portugal auf eine Besteuerung. Bei Zinsen dürften es nach dem Abkommen 10% sein, die Deutschland an der Quelle einbehalten kann.
Das Gleiche gilt auch für Lizenzrechte. Auch Lizenzrechte, ich muss nochmal nachgucken, aber 10% oder 15% darf Deutschland einbehalten, und Portugal verzichtet auf eine Besteuerung. Bei Veräußerungsgewinnen, die auch oft ein Thema sind, gerade wenn Sie Aktien kaufen und mit Gewinn wieder verkaufen, fällt eine Steuer in Portugal von 28% auf den Gewinn an. Dort bei Veräußerungsgewinnen gibt es leider keine steuerlichen Vorteile. Der Sonderstatus gewährt bei Veräußerungsgewinnen keine steuerlichen Vorteile. Das hängt damit zusammen, dass das Abkommen mit Portugal in der Regel besagt, dass Veräußerungsgewinne in dem Staat besteuert werden, ausschließlich in dem sich die Person befindet. Das wäre also dann unter dem Sonderstatus Portugal, und somit haben wir leider keine Regelung, die zu einem steuerlichen Vorteil führt bei Veräußerungsgewinnen. Aber, wie gesagt, Renten aller Art, seien es private Renten oder öffentlich-rechtliche Renten und Zinsen, Dividenden und Lizenzrechte, das sind doch Einkunftsarten, die steuerlich privilegiert werden.
00:38:42 - Besteuerung einer Offshore Firma und die Quellensteuer
Sebastian: Nochmal eine konkrete Frage. Ich denke, was ja vor allen Dingen hier auch mit verhindert werden soll, ist, dass jemand zum Beispiel eine Offshore Gesellschaft hat, und die dann letztlich hier völlig unbesteuert die Gewinne ausschüttet. Was ist jetzt zum Beispiel mit Großbritannien, wo es jetzt ja keine Quellensteuer gibt, für niemanden. Britische Gesellschaften müssen keine Quellensteuer bezahlen an niemanden. Wäre in dem Fall dann in Portugal eine Steuer fällig auf Dividendenausschüttung, oder wie soll ich das verstehen?
Dr. Rathenau: Ich kenne das Abkommen mit Großbritannien, das Doppelbesteuerungsabkommen nicht auswendig, aber sollte in dem Abkommen stehen, und ich vermute, dass das so ist, weil die meisten Abkommen richtigen sich ja nach dem OECD Modell, dann steht dort auch, dass rein rechtlich Großbritannien das Recht hätte, diese Einkunftsarten an der Quelle mit maximal 10%, beziehungsweise 15% zu besteuern. Und Portugal sagt: "Das reicht. Es reicht uns, wenn im Abkommen steht, es kann besteuert werden, es muss nicht in dem Quellenstaat besteuert werden." Das heißt im besten Falle wird also gar keine Steuer fällig auf diese Einkommen, weder im Quellenstaat Großbritannien, noch in Portugal.
Sebastian: Das ist ja ein extrem wichtiger Punkt. Das heißt, weil viele Mandanten sind ja in der Situation. Konkret, wir haben eine Mandantin, die lebt in Portugal mit RNH-Status, und die hat eine Gesellschaft in Irland, die sie betreibt, also sie ist dort nur die Gesellschafterin, nicht die Geschäftsführerin, das ist ja auch ein wichtiger Punkt, da müssen wir auch nochmal gleich kurz darauf eingehen, der Ort der Betriebsstätte und so weiter. Ich weiß zum Beispiel, wie gesagt, dass Irland, soweit ich weiß keine Quellensteuer erhebt, wenn der Gesellschafter in der EU oder einem Abkommen-Staat lebt, aber wohlgemerkt, wie Sie richtig identifiziert haben, wird vermutlich Irland eine Quellensteuer erheben können, wenn sie es wollten, tun es aber nicht. Und insofern zahlt sie dann in Portugal eben keine Steuern auf die Dividenden-Einkünfte, sondern zahlt nur die Körperschaftsteuer in Irland.
00:41:08 - Mit Wohnsitz Portugal meine Auslandsfirma leiten
Daniel: Interessant. Jetzt hat der Sebastian gerade schon ein wichtiges Thema noch angeschnitten, was mich auch sehr interessiert. Ich wohne jetzt in Portugal und habe eine ausländische Firma. Die gesamte Zeit sitze ich in meinem Büro oder in meinem Homeoffice und leite von Portugal aus mein Auslandsunternehmen. Und in dem Auslandsunternehmen entstehen jetzt Gewinne, Einnahmen. Wie ist das? Löst das wie in vielen anderen Ländern ja auch dann eine Betriebsstätte aus in Portugal, die dann auch steuerpflichtig wird? Wie ist das geregelt?
Dr. Rathenau: Das portugiesische Gesetz über die Handelsgesellschaften besagt, dass, wenn jemand, der eine ausländische Gesellschaft binden kann, also gerade Geschäftsführer, Handelsvertreter, Prokuristen oder ähnliche, insbesondere die klassischen Geschäftsführer oder Vorstand. Wenn der in Portugal ansässig wird und von hier aus dann diese Gesellschaft leitet, dann muss diese ausländische Gesellschaft eine Betriebsstätte in Portugal gründen. Das heißt, er darf gar nicht hier tätig werden, ohne dass eine Betriebsstätte gegründet wird oder wurde. Wir müssen also nachweisen, dass die Gesellschaft existiert durch entsprechende Dokumente, dann wird diese Gesellschaft, diese Betriebsstätte dann gegründet, wird im portugiesischen Handelsregister eingetragen und hat dann eine eigene Rechtspersönlichkeit, wenn man so will. Man hat also einen Vertreter, der in Portugal tätig ist für diese Niederlassung, und diese Einkünfte, die diese Betriebsstätte in Portugal generiert, werden dann in Portugal besteuert. Das führt zu einer doppelten Buchführung dann, weil einmal in Portugal, einmal die Muttergesellschaft in Deutschland oder wo auch immer. Was nicht sehr schön ist, führt oft zu Komplikationen, zu Schwierigkeiten in der Buchhaltung.
Deswegen ist es so, dass die allermeisten unserer Mandanten diesen Weg nicht gehen, sondern vielmehr, wenn sie in Portugal operativ tätig werden wollen, dann gründen sie eine portugiesische Gesellschaft, deren Gesellschafterin gerne auch Alleingesellschafterin dann die ausländische Gesellschaft wird, so dass dann diese Situation viel klarer buchhalterisch, steuerlich behandelt werden kann. Außerdem ist es so, es gibt Rechtsprechung in Portugal, die besagt, dass der Vertreter der Niederlassung unter Umständen persönlich haftbar gemacht werden kann für Verbindlichkeiten der Niederlassung. Auch das, also die Frage der Haftungsbegrenzung ist ein Thema, das oft dazu führt, dass man sich dann entscheidet, in Portugal eine eigenständige portugiesische Gesellschaft zu gründen.
Sebastian: Was jetzt ja konkret bedeutet, und das ist ein extrem wichtiger Punkt, extrem wichtig, gilt ja nicht nur für Portugal, sondern auch, wenn man sich in anderen Staaten niederlässt, das heißt in Spanien, Irland, Großbritannien und dort Exempt Stati nutzt zur steuerlichen Optimierung, extrem wichtig, kann man nicht genug sagen: Sie können nicht der Geschäftsführer dieser Gesellschaft sein, sondern Sie müssen zurücktreten, wenn Sie Geschäftsführer sind, Sie müssen vor Ort einen Geschäftsführer haben am Sitzstand der Gesellschaft, das kann auch kein Erfüllungsgehilfe sein, also irgendein Treuhand- oder Frühstücks-Direktor oder Nominee-Director, wie man so schön sagt, sondern es muss jemand sein, der tatsächlich die Geschäfte für Oberleitung innehat. Sie können selbst nur noch Gesellschafter sein in mehr oder weniger eine passiven Funktion, natürlich Sie können in der Gesellschafterversammlung abstimmen, ganz klar, aber nicht mehr das Tagesgeschäft der Gesellschaft leiten, da ansonsten, wie Herr Dr. Rathenau es gerade beschrieben hat, eine Betriebsstätte in Portugal ausgelöst wird mit allen möglichen unangenehmen Konsequenzen. Erstmal macht es den RNH-Status zunichte, mehr oder weniger die Vorteile, möglicherweise, oder ziemlich sicher, und dann gibt es haftungsrechtliche Probleme, macht alles dermaßen kompliziert, also ein ganz wichtiger Punkt, auch man kann auf keinen Fall Geschäftsführer der Gesellschaft sein. Und das würde wahrscheinlich auch gelten, wenn zum Beispiel jemand eine GmbH in Deutschland hat, muss gar keine steueroptimierte Gesellschaft sein, jemand ist GmbH Geschäftsführer, ist auch oftmals der Fall, Gesellschafter, Geschäftsführer in Personalunion. Er muss dann dort weg, er muss dieses Amt letztlich niederlegen vor dem Umzug, um hier dann keine ungewollte Überraschung zu erleben.
Dr. Rathenau: Ganz genau. Und Portugal hat ja auch relativ günstige Körperschaftsteuer, also eine portugiesische GmbH zahlt auf den Inseln 14,7% derzeit Körperschaftsteuer, es gibt keine Gewerbesteuer, und in Portugal auf dem Festland maximal 21% auf den Gewinn Körperschaftsteuer.
Sebastian: Also ich könnte zum Beispiel sagen, ich gründe mir eine eigene Servicegesellschaft in Portugal, wo ich angestellt bin, mein Gehalt wird ja dann mit 20% besteuert, naja, möglicherweise nicht, weil ich ja nicht unbedingt einen solchen Beruf habe. Aber jedenfalls ich muss dann dieses Gehalt in Portugal versteuern und kann dann letztlich für die Gruppe tätig sein, denn die beiden Gesellschaften können ja einen Vertrag miteinander haben, dass die portugiesische Gesellschaft Dienstleistung erbringt zum Beispiel für die deutsche oder britische oder sonst eine Gesellschaft.
Dr. Rathenau: Vielleicht kann ich noch sagen dazu, dass die portugiesische Gesellschaft, wenn der Geschäftsführer nach Portugal zieht und diesen Sonderstatus RNH beantragt, dann wäre sein Geschäftsführergehalt, den er aus der portugiesischen Gesellschaft erhält, unter dieser Flatrate von 20%.
Sebastian: Ah, umso besser. Hervorragend. Also man kann im Grunde sagen, man kann sich dort ein normales Gehalt bezahlen lassen zu einer sehr günstigen Rate, und so diese ganzen Probleme dann vermeiden, indem man letztlich eine portugiesische Tochtergesellschaft zum Beispiel gründet.
Dr. Rathenau: Genau.
00:47:36 - Welche Gesellschaftsformen gibt es in Portugal?
Daniel: Und die Gesellschaften, die ich in Portugal gründen kann, sind das so die alten Bekannten, wie man sie so kennt, also so was Ähnliches wie eine Limited oder eine GmbH. Was würde man so typischerweise für eine Gesellschaft gründen in Portugal?
Dr. Rathenau: Für kleine und mittlere Unternehmen ist die portugiesische GmbH das Nonplusultra. Die portugiesische GmbH, die ähnelt sehr der deutschen GmbH, weil auch das deutsche GmbH Gesetz die portugiesischen Gesetzgeber inspiriert hat, insofern gibt es da, denke ich, keine großen Überraschungen für jemand, der sich etwas im deutschen GmbH Recht auskennt. Insofern ist das der richtige Weg, die GmbH. Eine Aktiengesellschaft eher dann bei größeren Unternehmen, kommt eher seltener vor.
Daniel: Wir wollten gerne nochmal auf ein anderes Thema zu sprechen kommen.
00:48:32 - Non-Dom Status, RNH-Status, Beckham Law und Vermögensteuer
Sebastian: Ich habe noch gerade eine kurze Frage, bevor wir jetzt mit dem Krypto Thema loslegen, noch eine Frage kurz zu dem RNH-Status. Wir haben ja in verschiedenen Ländern wie zum Beispiel in Großbritannien, in Malta und in Irland so den klassischen herkömmlichen Non-Dom Status, der anders ist leicht als der RNH-Status, und dort ist letztlich auch immer die Besteuerung eine Frage der sogenannten Remittance, also wenn Auslandseinkünfte im Wohnsitzland verbraucht werden oder dorthin überwiesen werden, löst das eine Besteuerung aus. Mein Verständnis ist von Portugal und dem RNH-Status, dass das ganz klar nicht der Fall ist, im Gegenteil, es ist sogar gewünscht, dass die Auslandseinkünfte entsprechend in Portugal ausgegeben werden.
Dr. Rathenau: Ja, genau. Was möchte Portugal damit erreichen, dass zum Beispiel Rentner nach Portugal kommen? Die Rente wird ja hier nur mit 10% besteuert, das ist zwar ein Faktor, aber was dahinter steht, ist eher, dass der Rentner dann hier investiert, dass er hier Immobilien kauft, dass er hier konsumiert, das ist ein wichtiger Punkt. Im Grunde genommen möchte der portugiesische Gesetzgeber damit erreichen, dass man das Kapital, das man hat, hier nach Portugal verschiebt und hier investiert und hier anlegt. Das ist, sagen wir mal so, einer der Gründe, dieser Sonderstatus.
Sebastian: Also keine Remittance-Basis hier beim RNH-Status, wie man das kennt, wie gesagt aus Malta, aus Irland oder aus dem UK, sondern hier ist alles, hier kann man mit den Mitteln dann machen, was man will. Wohlgemerkt, immer natürlich in dieser 10-Jahres-Periode, die man hier ja maximal hat für den Status.
Dr. Rathenau: Wobei die Schweizer fragen natürlich oft: „Was ist denn mit der Vermögensteuer, gibt es die Vermögensteuer in Portugal? Was mache ich, wenn ich Vermögen habe? Wie wird das besteuert?“ Und es gibt keine Vermögensteuer, ähnlich wie in der Schweiz, in Portugal. Grundsätzlich wird nur das Einkommen besteuert und nicht das Vermögen.
Sebastian: Sehr interessant, es ist natürlich ein wichtiger Punkt, weil man natürlich auch sagen muss, Spanien hat ja auch mit Beckham Law ähnliche Exempt Stati, dort gibt es allerdings eine Vermögensteuer, korrekt. Das macht es natürlich sehr attraktiv.
Dr. Rathenau: Das führt dazu, dass viele Spanier, oder auch viele Deutsche, die in Spanien bisher ansässig sind, nach Portugal ziehen. Das ist eine Tendenz, die wir hier doch stark in den letzten Jahren betrachtet haben.
Sebastian: Ah, interessant.
Dr. Rathenau: Der direkte Nachbar verliert einige Steuerbürger, die nach Portugal ziehen.
Sebastian: Zumal ja sowieso in Spanien der Status nur fünf Jahre in Anspruch genommen werden kann, danach müssen sie sich sowieso überlegen, was dann in Spanien ist. Spanien ist ja eben natürlich auch sehr populär, klar, gerade auch für Deutsche, Mallorca und so weiter. Klar, muss man sich überlegen, was man danach macht. Und Portugal ist ja naheliegend dann.
00:51:39 - Krypto-Einkommen und die Steuererklärung in Portugal
Daniel: Portugal setzt ja voll auf das Konzept, dass Vermögen im Land ausgegeben werden soll, um die eigene Wirtschaft zu stärken. Auch die Mehrwertsteuer liegt ja hier immerhin bei 23%. Jetzt haben wir in den letzten Minuten ja viel über Vermögen und Einkommen gesprochen. Eine Möglichkeit, online Geld zu verdienen, ist ja auch durch den Handel oder Investitionen in Kryptowährungen. Man spricht hier ja auch von passivem Einkommen. Da wir davon ausgehen, dass eine ganze Reihe unserer Zuhörer und Zuschauer hier aktiv sind oder in Zukunft werden möchten, sprechen wir mit unserem Gast jetzt darüber, ob Portugal hier steuerlich interessant ist.
Dr. Rathenau: Zur Zeit kann man sagen, dass, ich würde schon sagen, dass Portugal ein Krypto-Paradies ist, was im europäischen Vergleich eines der Länder ist, das noch keine Steuergesetzgebung hat, die sich auf Krypto-Einkünfte konkret bezieht. Es gibt eigentlich nur eine verbindliche Auskunft des portugiesischen Finanzamtes, die allerdings, ich würde mal sagen vorsichtig so vage ist, dass in der Praxis wohl niemand Krypto-Einkünfte in der Steuererklärung angibt, weil es einfach an der Konkretisierung der Regelung, die es ja noch nicht gibt, fehlt. Und diese verbindliche Auskunft sagt im Grunde, dass es in Portugal erstens also noch keine Rahmengesetzgebung gibt, und zweitens, dass eventuell unter Umständen Krypto-Einkünfte unter Gewerbeeinkünfte subsumiert werden können oder fallen können, wenn man annehmen kann, dass dieses Trading, diese Krypto-Einkünfte quasi gewerblich betrieben wird. Also nicht nur quasi nebenberuflich, sondern gewerblich, hauptberuflich, wie auch immer. Wenn das der Fall ist, dann könnte man es als Gewerbeeinkünfte, also als hätten Sie also ein Schuhgeschäft eröffnet und würden Schuhe verkaufen, ansehen, so dass es dann auch besteuert werden muss. In Portugal spricht man von der Kategorie B, weil B im portugiesischen Steuergesetz Einkünfte aus Gewerbebetrieb sind.
Aber wie gesagt, es gibt noch keine Rahmengesetzgebung, und das führt dazu, dass man quasi nicht genau weiß, ist man jetzt Gewerbetreibender, weil man nur diese Krypto-Einkünfte hat, oder wo ist die Grenze? Das ist so alles in der Luft. Ich denke, dass vielleicht der Gesetzgeber absichtlich noch keine Regelung getroffen hat. Wenn man anschaut, in Portugal gibt es zwar auch Menschen, die Krypto-Einkünfte haben, aber im Vergleich zu anderen, die aus dem Ausland kommen und Krypto-Einkünfte haben, haben Portugiesen doch im Durchschnitt doch eher sehr geringe Einkünfte aus Kryptowährung, weil auch die Gehälter in natürlich Portugal, das Einkommen allgemein, das Einkommensniveau in Portugal doch sehr niedrig ist im Vergleich zu anderen Ländern, was dazu führt, dass wenn Portugal eine Besteuerung jetzt einführen würde, dann würde der Staat wenig Steuern einnehmen aus diesen Krypto-Einkünften, und würde natürlich im Falle einer Besteuerung den Menschen, den Personen, die nach Portugal ziehen wollen aufgrund dieser Steuerbefreiung oder dieser Nicht-Regelung der Besteuerung der Krypto-Einkünfte dazu führen, dass die halt dann nicht kommen, und das wäre wiederum eine hohe Anzahl von Personen, die hier ihr Geld ausgegeben hätten. Also sprich, wir sind hier wahrscheinlich im ähnlichen Interessenbereich, wie bei dem RNH-Status, das heißt Portugal möchte, dass Personen, die Einkünfte haben nach Portugal ziehen, um hier ihr Geld auszugeben, um hier zu investieren. Insofern kann ich mir gut vorstellen, dass es deswegen noch nicht revolutioniert wurde. Aber ich kann sagen, dass im Rahmen der politischen Parteien in Portugal das natürlich ein Thema ist, und wir werden sehen, was die sozialistische Regierung, die jetzt auch vor wenigen Wochen die absolute Mehrheit in Portugal erreicht hat bei den Wahlen, entscheiden wird. Wir haben nämlich jetzt noch kein Staatshaushaltsgesetz, das eigentlich die Steuerregelung für 2022 macht, der ist noch nicht durch, deswegen gab es ja auch Neuwahlen, weil das Parlament in Portugal es nicht geschafft hat, den Staatshaushalt für 2022 zu verabschieden. Das führte zu Neuwahlen, und jetzt vor wenigen Wochen fanden die Neuwahlen statt, das heißt, jetzt muss der Gesetzgeber auch nochmal aktiv werden, aber es wäre keine Überraschung für mich, wenn im Staatshaushaltsgesetz 2022 noch keine Regelung der Krypto-Einkünfte aufgenommen werden würde, und das vielleicht dann auch erst 2023 gemacht wird. Werden wir sehen.
00:57:13 - Krypto-Vorteile auch ohne NHR-Status
Sebastian: Man muss vielleicht nochmal ganz explizit sagen, ich weiß nicht, ob das vorhin so rübergekommen ist: Diese Regelung oder diese Abwesenheit einer Regelung letztlich bezüglich Krypto hat mit dem RNH-Status nichts zu tun. Das gilt für alle, das gilt auch für Portugiesen, das gilt egal, wie lange man in Portugal ist, das hat mir RNH-Status nichts zu tun. Das heißt also, wenn jetzt jemand nach Portugal umzieht und er hat nur Krypto-Einkünfte, dann muss er nicht diesen RNH-Status beantragen, kann es vielleicht machen aus anderen Gründen, wenn er noch andere Einkünfte hat im Ausland, aber die beiden Dinge haben also nichts miteinander zu tun. Wenn ich Sie richtig verstanden habe?
Dr. Rathenau: Ja richtig, aber sobald eine Regelung vorliegt, dann könnte es sein, dass dann der Sonderstatus ein Steuervorteil für Krypto-Einkünfte bereitstellt, aber das werden wir dann erst später erfahren.
00:58:15 - Wo ist die Grenze zwischen privat und gewerblich beim Krypto-Trading?
Sebastian: Ein ganz wichtiger Punkt, Sie hatten das mit der Gewerblichkeit angesprochen, das gibt es ja in einigen Ländern, also das ist ja grundsätzlich und damit sind wir dann jetzt wahrscheinlich auch wieder zurück ein bisschen beim RNH-Status. Es ist ja ein Unterschied, ob ich gewerblich sozusagen auch auf eigene Rechnung trade mit sei es Aktien, ETFs oder, oder Währungen, oder wenn ich Vermögensverwaltung betreibe. Meine eigene Vermögensverwaltung heißt, ich schau da einmal pro Woche rein, schau wie die Kurse laufen, verkauf ein bisschen was, kauf ein bisschen was. Aber mein Verständnis wäre ja auch, und im Grunde wäre es das Gleiche dann für Krypto, wenn ich das tatsächlich mache unter, ich sage mal gewerblichen Voraussetzungen, das heißt ich mache das vielleicht als meinen einzigen Beruf, es ist meine Haupteinnahmequelle, ich mache es acht oder zehn Stunden am Tag, sowohl Trading mit Aktien, als auch Krypto. Dann wäre möglicherweise ja wiederum, wie schon vorhin besprochen, eine Betriebsstätte gegeben, eine gewerbliche Betriebsstätte eines Gewerbes gegeben, die dann wiederum auch nicht zum RNH-Status fallen könnte und möglicherweise im Fall von Krypto eben dann auch als Gewerbe in Portugal angemeldet werden müsste. Möglicherweise, also zumindest bei Krypto weiß ich es nicht, aber bei den anderen ist es relativ klar wahrscheinlich bei den anderen Kapitalerträgen.
Dr. Rathenau: Genau, wenn jetzt wirklich man annehmen muss, dass es ein Gewerbe ist in Verbindung mit diesen Krypto-Einkünften, dann wäre der Steuerbürger derjenige, der diese Einnahme erwirtschaftet und verpflichtet beim Finanzamt hier in Portugal ein Gewerbe zu registrieren, das auch dann unter Umständen sozialversicherungspflichtig werden würde und so weiter. Das wäre dann...
Sebastian: Wir kennen das, ich kannte das aus Spanien, wir hatten dort von einem Fall gehört, wo ein Ausländer in Spanien gelebt hat, und der hatte auch Kapitaleinkünfte. Die spanischen Behörden haben ihm dann vorgeworfen, dass er das gewerblich macht, also den ganzen Tag vor seinen sechs Screens sitz, hier tradet, auch nur mit seinem eigenen Vermögen. Ich rede jetzt also nicht hier von irgendwelchen, von Vermögensverwaltung, was ja dann wieder lizenzrechtlich möglicherweise ein Problem ist, und erlaubnispflichtig ist und so. Die haben ihm dann in Spanien nachgewiesen per Protokoll vom Internetprovider, wie viele Trades er da pro Tag macht oder wie lange er online war und so weiter, und dann haben sie ihm daraus einen Strick gedreht. Das ist auch wiederum ein wichtiger Punkt, bei all diesen Exempt Stati, und ich vermute auch beim RNH-Status. Man kann also, das muss tatsächlich ein gewisses passives Einkommen aus dem Ausland sein, man kann dafür nicht in dem Wohnsitzstaat vor Ort eigentlich hier tagtäglich arbeiten.
Dr. Rathenau: Ja, genau, und das ist halt die Frage: Wo ist da die Grenze? Wo fängt das Gewerbe an? Wo hört das Gewerbe auf? Und so lange Portugal das nicht geregelt hat, denke ich, bewegen wir uns hier in einem sehr frei auszulegenden Raum. Wie gesagt, was ich anfangs gesagt habe, ich kenne niemanden, der diese Krypto-Einkünfte hier in der Steuererklärung angegeben hätte, aber ich kenne auch niemanden, der nur Kryptowährungen entsprechend hat und damit Geld verdient. Insofern ist die Frage: Wo ist die Grenze? Und wo fängt das Gewerbe an?
Sebastian: Interessant. Ja Krypto-Paradies ist sicherlich der richtige Ausdruck. Wir kennen sehr viele Mandanten, die dabei sind, nach Portugal hin umzuziehen wegen Krypto, oder sich damit zumindest sehr ernsthaft auseinandersetzen.
Dr. Rathenau: Vor allem junge Leute.
Sebastian: Definitiv. Paradiesische Zustände, zumindest momentan noch. Man weiß ja bei Krypto, und ich denke, das weiß auch jeder, der im Krypto traded, die Gesetzgebung ändert sich ja ständig, es werden Dinge eingeführt, abgeschafft, also jeder weiß, dass er nicht bis zum Lebensabend möglicherweise dort steuerfrei mit Krypto traden kann, aber momentan ist es schon sehr interessant.
Dr. Rathenau: Genau.
Daniel: Klasse, schön, ich bin dann mit meinen Fragen soweit durch, oder?
Sebastian: Ja, ich auch.
01:02:36 - Kontaktdaten Herr Dr. Rathenau und Verabschiedung
Daniel: Dann haben wir noch eine ganz wichtige Frage an den Herrn Dr. Rathenau, und zwar: Interessierte Zuhörer, Zuschauer, Mandanten, wie können sie Sie denn am besten erreichen, wenn sie noch weitere Fragen haben oder Ihre Dienstleistung in Anspruch nehmen möchten?
Dr. Rathenau: Am besten auf unsere Webseite, da sind auch immer aktuelle Informationen über die portugiesische Gesetzgebung. Jeden Monat werden dort entsprechende Gesetzesänderungen auch veröffentlicht, und zwar unter www.anwalt-portugal.de. Oder einfach meinen Namen Alexander Rathenau im Internet eingeben, dann kommt auch gleich unsere Webseite, und dort können Sie dann über unsere E-Mail-Adresse am besten direkt uns anschreiben und erhalten auch dann in der Regel gleich eine Antwort.
Daniel: Vielen herzlichen Dank.
Sebastian: Vielen Dank, Herr Dr. Rathenau, war sehr interessant.
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn Ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den ABONNIEREN Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.
Nördliche Emirate & Ras Al Khaimah: Besser als Dubai?
Erfahren Sie von Rechtsanwalt Jakob Kisser, warum die nördlichen Emirate, besonders Ras Al Khaimah, eine attraktive Alternative zu Dubai sein könnten. Entdecken Sie die Möglichkeiten und Empfehlungen in unserem neuesten Podcast.
Zu Gast: Rechtsanwalt Jakob Kisser
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Als Ergänzung zu unserem Podcast über Dubai möchten wir Ihnen heute die fünf nördlichen Emirate näherbringen. Dubai ist immer im Gespräch, aber was ist mit den anderen Emiraten? Sind die vielleicht sogar besser als Dubai? Antworten auf diese Frage bekommen Sie heute von dem in Ras Al Khaimah ansässigen Rechtsanwalt Jakob Kisser. Er zeigt Ihnen, welche Möglichkeiten Sie in den nördlichen Emiraten, besonders in Ras Al Khaimah erwarten und welcher Standort für Sie empfehlenswert ist.
Jakob Kisser hat sein neues Zuhause in den letzten Jahren erforscht, kennen- und schätzen gelernt und erläutert Geschäftsmöglichkeiten, steuerliche Zusammenhänge und die Sache mit den Banken. Seine wunderbaren Darstellungen geben Ihnen ein lebendiges Bild der Region und zeigt, wie wenig wir von anderen Ländern wissen. Er ist der Juniorpartner von Herrn Dr. Theodor Strohal, den Sie aus unserem Podcast über Thailand, Singapur & Kambodscha her kennen. Ihr ausgeprägtes Fachwissen, gute Landeskenntnis und Kontakte zu Einheimischen verhelfen auch Ihnen zu einer erfolgreichen Unternehmensgründung.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Wie kann ich mir ein Leben in den Emiraten vorstellen?
Die Vereinigten Arabischen Emirate sind vergleichbar mit den USA, nur nicht ganz so groß: Sie sind eigenständige Staaten mit eigenen Gesetzen und haben eine zentrale Regierung. Die Bevölkerung besteht aus 90 % Ausländern aus der ganzen Welt. Der Sommer ist für europäische Verhältnisse sehr heiß, und zu Weihnachten und Neujahr können Sie im Meer Schwimmen gehen (nicht Eisbaden). Nach einer Wüstensafari und einer Übernachtung in der Wüste fahren Sie am nächsten Tag auf den fast 2.000 m hohen Jebel Jais, können dort unter Umständen sogar Schnee finden und fahren mit der längsten Zipline der Welt. Hinter dem Hügel ist es etwas grüner und feuchter, und dort können Sie Wandern gehen oder Tauchen.
Unterschied zwischen Dubai und den fünf nördlichen Emiraten
Dubai ist den meisten von uns bekannt, aber wie sieht es aus mit den anderen Emiraten? Grundsätzlich gibt es keine Unterschiede. In den nördlichen Emiraten leben mehr Einheimische; es ist dort noch ein etwas traditioneller, aber nicht weniger frei. Die Menschen in den Emiraten sind sehr tolerant. Dubai ist eine intensive und energiegeladene Stadt mit vielen Freizeitangeboten, täglichen Staus und höhere Immobilienpreise und Lebenshaltungskosten als in den nördlichen Emiraten. Möchten Sie ein erschwingliches Haus am Meer und eine ruhige und freundliche Nachbarschaft, ist beispielsweise das nördliche Emirat Ras al Khaimah zu empfehlen.
Die Vorteile der nördlichen Emirate
In den nördlichen Emiraten finden Sie alles, was Sie auch in Dubai haben, nur günstiger. Viele Unternehmen aus der herstellenden Industrie verlagern deshalb ihre Produktionsstätten in das nördliche Emirat Ras Al Khaimah. Auch kleinere Unternehmen gründen hier Tochtergesellschaften, um Produktion oder Dienstleistungen auszulagern und Gewinne steuerfrei beziehen zu können.
Jüngste Gesetzesänderungen für Mainland Gesellschaften
Um eine Onshore oder Mainland Gesellschaften zu gründen (entsprechen einer GmbH, UG oder AG in Europa) benötigten Sie bisher einen Mehrheitsgesellschafter, der Staatsbürger der Emirate war. Durch die COVID Krise sind viele Unternehmen eingegangen und haben das Land verlassen. Um dieses wieder aufzufangen, haben Sie als Ausländer jetzt die Möglichkeit, 100 % der Anteile zu halten. Jedes Emirat öffnet diese Möglichkeit für unterschiedliche Geschäftsbereiche. In welchem Emirat Sie mit Ihrem Unternehmen profitieren, können Sie einer entsprechenden Liste der jeweiligen Emirate entnehmen.
Die Free Zones
Die Sonderwirtschaftszonen (Free Zones) sind sind physisch abgegrenzte, rechtlich extraterritoriale Gebiete und erlassen eigene Regelungen. Sie konzentrieren sich meistens auf einen bestimmten Geschäftsbereich und die dort ansässigen Unternehmen können sich gegenseitig unterstützen und miteinander Geschäfte machen. Die zentrale Behörde ermöglicht kurze Entscheidungswege und Gesellschaftsgründungen gehen schnell vonstatten.
DMCC Krypto Center
In der Free Zone DMCC (Dubai Multi Commodities Centre) finden Sie das neue Krypto Center. Es beherbergt bereits einige Unternehmen, die im Bereich der Krypto- und Blockchain-Technologien tätig sind und stellt die Rahmenbedingungen für ihre Tätigkeit.
Das leidige Thema der Bankkonten und ihre Lösung
Mit guter Vorbereitung können auch Sie mit Hilfe von Jakob Kisser und seinen Mitarbeitern ein Bankkonto in den Emiraten eröffnen. Bitte beachten Sie hierbei, dass vorherige Beziehungen zu von den Emiraten sanktionierten Ländern unvorteilhaft sind. Ein ehemaliger Mitarbeiter einer Compliance Abteilung arbeitet mit Jakob Kisser zusammen. Er kennt die Risikofaktoren und kann Ihnen bei der Vorbereitung Ihrer Antragsunterlagen helfen. Bisher musste keiner seiner Mandanten ohne ein Bankkonto wieder nach Hause gehen, auch wenn der Vorgang allgemein recht lange dauert.
Die Residence beantragen und erhalten
Die Aufenthaltsgenehmigung erhalten Sie durch eine Anstellung, den Kauf einer Immobilie für mindestens 240.000 € oder durch Gründung eines Unternehmens. Eine sogenannte Freelance Lizenz ist auch möglich. Das sogenannte Investor Visum läuft für drei Jahre, das Property Visum je nach Kaufpreis für zwei bis zehn Jahre und das Employment Visum für zwei Jahre. Mit diesen Visa können Sie Ihre Familie nachholen.
Einige Worte zur COVID Impfung in den Emiraten
Viele Deutsche und Österreicher denken ans Auswandern, um ihre persönliche Freiheit zu wahren und der anstehenden Impfpflicht in ihrem Heimatland zu entgehen. Unser heutiger Gast und auch Marc Schippke aus unserem Podcast über Dubai haben die vergangenen zwei Jahre in den Emiraten verbracht und teilen uns aus erster Hand mit, wie sie diese Zeit vor Ort erlebt haben: Zu Beginn ein sehr harter Lockdown, jetzt immer noch ganz streng mit den Masken, und mit dem Impfen wurde schon sehr früh begonnen. Die Regierung befürwortet, bewirbt und finanziert diese. Diskussionen gibt es nicht. Mittlerweile sind etwa 90 % der Bevölkerung geimpft, und von der einheimischen Bevölkerung dürfen auch nur Geimpfte das Land verlassen.
Kontaktdaten und Links:
Jakob Kisser
Homepage: www.slglaw.cc
E-Mail: office@slglaw.cc
Telefon: +971 7 233 8927
Mobil: +971 5037 65874
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Leben und arbeiten in Thailand: Das sollten Sie unbedingt wissen
Visum Thailand Beantragen: Diese verschiedenen Visa gibt es
Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben
4 Alternativen zu Dubai für Auswanderer
Firma in IRLAND gründen –Steuern niedrig, Hürden hoch
Wie man's richtig macht: USA Unternehmensgründung
Bulgarien als Wirtschaftsstandort
Müssen Sie Ihr Vermögen vor einem drohenden Lastenausgleich schützen?
Tschechien ist kein Niedrigsteuerland, hat aber andere Vorteile
Steuerfahndung - Was dürfen die überhaupt und was nicht?
Als Ausländer ein Girokonto in England eröffnen - So geht's
Keine Briefkastenfirmen mehr in Luxemburg - Was bleibt interessant für Unternehmen?
Gegen die Republikflucht: Neuregelung der deutschen Wegzugsbesteuerung ab 2022
Kontoeröffnung & Banking für Ihre Auslandsgesellschaft
Unternehmensstandort Rumänien: Der Geheimtipp für Unternehmen jeder Größe
Alternative zu Dubai: Die nördlichen Emirate & Ras Al Khaimah
Steuergestaltung mit internationalen Holding-Gesellschaften
Wie Italien zum Steuerparadies wurde
Alles was Sie zur Firmengründung in Singapur wissen müssen
25 Immobilien Hotspots weltweit: Wohin Investoren jetzt schauen
Gold lagern im Ausland - was Sie wissen müssen
Geschäftskonto in England eröffnen für nicht im UK Ansässige
Bulgarien als zukünftiger Unternehmensstandort
9 Fakten zum Tod der klassischen Offshorefirma
Non Dom: 0 % Steuern auf Ausländische Einkünfte
Als Freiberufler nach Nordzypern ziehen: Das sollten Sie wissen
Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben
Timestamps
00:18 - Begrüßung und Einleitung und Vorstellung Jakob Kisser
03:58 - Was spricht dafür, als Unternehmer in die Emirate zu gehen?
07:25 - Gibt es einen Unterschied zwischen Dubai und den nördlichen Emiraten?
10:45 - Die Schönheit der nördlichen Emirate und Vorteile einer dortigen Unternehmensgründung
14:09 - Für welche Branche ist der Standort der nördlichen Emirate vorteilhaft?
16:41 - In die Emirate investieren, ohne seinen Wohnsitz zu verlegen
20:24 - Eine Residence beantragen
22:15 - Jüngste Änderungen in der Gesetzgebung für Unternehmensgründung
26:04 - Die Free Zones etwas näher betrachtet
29:27 - Dubai als globales Krypto Zentrum?
31:29 - Warum es so schwer ist, ein Bankkonto zu eröffnen
35:32 - Hilfestellung zu erfolgreichen Kontoeröffnung in den Emiraten trotz Hürden
38:06 - Insider Tipps zur Kontoeröffnung, eventuell auch im Ausland
39:52 - Ein praktisches Beispiel eines Projektes in RAKEZ
43:08 - Gibt es eine Impfpflicht in den Vereinigten Emiraten?
46:28 - Infrastruktur und Internet
48:27 - Immobilienpreise und Stromkosten
50:31 - Lebenshaltungskosten in den nördlichen Emiraten
51:53 - Make a long Story short – Kurze Fragen, kurze Antworten
54:55 - Kontaktdaten Jakob Kisser
Mitschrift zu Folge 25 von Perspektive Ausland: Nördliche Emirate & Ras Al Khaimah: Besser als Dubai?
Zu Gast: Rechtsanwalt Jakob Kisser
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Jakob Kisser
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Daniel Taborek, und mein Gast ist heute Jakob Kisser. Er ist seit einigen Jahren Rechtsanwalt in den Vereinigten Arabischen Emiraten und wird uns heute etwas über das Leben dort als Unternehmer erzählen.
Die Vereinigten Arabischen Emirate sind ja ein fantastischer Ort zum Leben, das weiß man, wenn man mal dort gewesen ist, oder man hat es gehört, gelesen, wie auch immer. Wir hatten vor einigen Wochen schon einen Podcast nur über Dubai und haben viel darüber gehört und gesprochen. Sicherheit ist gegeben, es gibt eine Fülle von Freizeitangeboten, das ist wirklich erstaunlich, und bei ausländischen Unternehmen wird das Land auch immer beliebter wegen des nahezu steuerfreien Lebens dort. Aber, wenn man Vereinigte Emirate hört, denken die meisten immer nur an Dubai, Burj Khalifa, Einkaufszentrum mit Skipiste und so weiter. Jetzt ist die Frage: woran liegt es, dass man von den nördlichen Emiraten eher weniger hört? Und was bieten die nördlichen Emirate? Könnten die auch für Unternehmer, für deutsche Unternehmer ganz speziell interessant sein, oder kommen sie als Wohnsitz in Frage? Heute haben wir einen Experten auch für die nördlichen fünf Emirate hier, den Jakob Kisser. Stellen Sie sich doch unseren Zuschauern und Zuhörern einmal selbst vor.
Jakob Kisser: Gerne, mein Name ist, wie gesagt, Jakob Kisser, ich bin ein echter Österreicher, bin in Wien geboren und habe auch fast mein gesamtes Leben in Wien verbracht, die einzige Ausnahme war ein Studienjahr in Maastricht. Ich bin mittlerweile auch schon Mitte 40, verheiratet, habe ein Kind, und habe viele Jahre als Rechtsanwalt in Wien gearbeitet. Ich war fast 20 Jahre lang tätig in internationalen Rechtsanwaltskanzleien in Wien, und hatte den Gedanken schon aufgegeben, irgendwann nochmal ins Ausland zu kommen. Meine Frau ist ursprünglich aus der Ukraine, sie wollte eigentlich gar nicht so richtig in Wien bleiben, aber ich habe immer fest dagegen geredet und gemeint: „Die Chance habe ich wahrscheinlich nicht mehr, weil ich einfach als Jurist im österreichischen Recht gefangen bin, und das wird aber nicht mehr passieren,“ habe es aber immer so ein bisschen bereut. Ich habe mir immer gedacht: eigentlich wäre ich doch gerne nochmal weggegangen, und dann ist es eben so gekommen, mit so einem typischen, riesigen Zufall des Lebens. Ich habe mich selbständig gemacht, vor mittlerweile vier Jahren, habe meine eigene Kanzlei gegründet und überlegt, was ich denn so eigentlich als Selbständiger machen kann, und dann ist mir der Gedanke eingeschossen: Ich muss den Dr. Theodor Strohal kontaktieren. Den habe ich ganz flüchtig gekannt, er ist jetzt mein Senior Partner in der Kanzlei, und wollte ursprünglich nur mit ihm plaudern und mich austauschen und schreibe ihm eine Mail und schlage ihm ein Mittagessen vor, bekomme innerhalb von einer Stunde die Antwort: „Lieber Jakob, wir können uns gerne zusammensetzen, aber ich habe noch einen besseren Vorschlag für Dich, ich suche nämlich einen Nachfolge für mein Büro hier in Ras Al Khaimah. Kannst Du Dir das vorstellen? Ich biete an eine Partnerschaft nach einem Jahr.“ Das ist dann einfach so aus heiterem Himmel gekommen, ich habe das meiner Frau gezeigt, die war lustigerweise sofort und uneingeschränkt dafür, und dann bin ich hergekommen und habe mir das angeschaut, und es hat mir von Anfang an gut gefallen, und ich habe es bis jetzt wirklich keine Sekunde bereut.
03:58 - Was spricht dafür, als Unternehmer in die Emirate zu gehen?
Daniel: Klasse, dann wissen wir auch gleich, was Sie in die Vereinigten Emirate geführt hat, wie es kam, dass Sie selbst dort jetzt wohnen. Bevor wir jetzt auf die Besonderheiten der fünf nördlichen Emirate eingehen, weil jetzt nur rein über Dubai hatten wir ja schon vor einigen Wochen gesprochen. Trotzdem nochmal generell vielleicht, was aus Ihrer Sicht grundsätzlich Argumente für Unternehmer sind, in die Emirate generell zu gehen?
Jakob Kisser: Das Argument, das die meisten natürlich kennen, ist die Steuerfreiheit, dass man hier weder Einkommensteuer noch Körperschaftsteuer bezahlt. Das ist natürlich attraktiv, gerade wenn man aus einem Hochsteuerland wie Österreich oder Deutschland kommt, aber das ist bei Weitem nicht das einzige Argument. Ich habe erst jetzt und hier realisiert, wie wenig man eigentlich über die ganze Gegend weiß und auch über das Land, und wieviel Ignoranz da auch herrscht und auch Fehlinformation. Es gibt einige gute Gründe. Für mich ist einer der wichtigsten Gründe immer das Wetter. Ich habe den Winter in Wien immer gehasst, das war mir immer zu kalt und grau und feucht, und ich habe diese sechs oder sieben Monate wirklich nicht genossen. Hier hat man umgekehrt einen sehr heißen Sommer, aber man hat sicher sieben bis acht sehr schöne Monate. Ich gehe dann auch immer aus Prinzip zu Weihnachten und zu Neujahr schwimmen im Meer, ich genieße jetzt die Zeit, draußen zu sitzen, mit kurzärmeligen Sachen herumzulaufen, ins Büro zu kommen, zu grillen, die ganzen Outdoor-Aktivitäten hier zu machen, die sich anbieten. Also das ganze Klima ist immer ein Riesen Argument. Und wenn man den Sommer vermeiden will, dann kann man natürlich im Sommer auch einfach mal nach Hause fahren, das machen auch die meisten Ausländer hier. Die nehmen sich dann zumindest einen oder auch zwei Monate frei, auch wenn die Kinder gerade Urlaub haben. Dann kann man den Sommer ganz gut durchtauchen, und daran gewöhnt man sich auch bis zu einem gewissen Grad, also die 35 oder 38 Grad, die schrecken einen dann gar nicht mehr so sehr. Es sind eh nur wenige Monate, wo es nicht so angenehm ist.
Das ist immer einer der Hauptpunkte, das angenehme Klima. Und dann auch das ganze Lebensgefühl, die ganze Atmosphäre hier. Das ist nämlich etwas, was die meisten Leute auch nicht wissen: die Emirate haben 90% Ausländer. Und das sind jetzt nicht andere Araber oder Leute aus einem ähnlichen Kulturkreis, sondern das sind wirklich Leute aus der gesamten Welt. Man hat hier Afrikaner neben Asiaten, Indern, Pakistanis, vielen Europäern und westlichen Leuten, und natürlich einigen Millionen Arabern. Die gesamte Weltbevölkerung ist hier vertreten. Das kann man sich gar nicht vorstellen, das ist eine ganz einzigartige Atmosphäre, und ich glaube, ich kenne auch keinen anderen Flecken der Welt, wo das so extrem durchgemischt ist. Nicht einmal in New York oder London, bei Weitem nicht. Hier sind wirklich alle Kulturen, alle Religionen, alle Farben vertreten, und die Leute existieren friedlich nebeneinander, arbeiten zusammen, es ist nicht immer einfach in der Kommunikation und auch in den Erwartungshaltungen, aber an sich finde ich das persönlich faszinierend.
07:25 - Gibt es einen Unterschied zwischen Dubai und den nördlichen Emiraten?
Daniel: Jetzt hatten Sie am Anfang kurz erwähnt, dass es da einige mit Sicherheit Vorurteile oder Falschinformation gibt über das, was da so das tägliche Leben betrifft. Wir hatten ja auch in der Folge über Dubai schon darüber gesprochen, dass es eine ganze Reihe von Liberalisierungsschritten gibt in den Emiraten, auch gerade was das Thema Alkohol betrifft und uneheliche Beziehungen hatten wir da angesprochen. Aber was uns jetzt interessiert: Gibt es da einen Unterschied zu den nördlichen Emiraten, wenn man das mit Dubai vergleicht, wo das Leben sehr frei scheint, auch zum Beispiel für Frauen, wo man ja sagt, dass sich gerade ausländische Frauen, also Nicht-Muslima relativ frei bewegen können. Aber wenn wir jetzt über fünf nördlichen Emirate sprechen, ist das dann eine andere Welt? Oder ist es dort noch freier? Oder ist es dort strenger?
Jakob Kisser: Ich denke nicht, dass es grundsätzliche Unterschiede gibt. Die nördlichen Emirate sind einfach generell noch ein bisschen traditioneller. Man hat deutlich noch mehr Einheimische, also Ras Al Khaimah war die längste Zeit noch das einzige Emirat, wo es eine Mehrheit an der lokalen Bevölkerung gab. Das hat sich mittlerweile auch schon gedreht, aber es ist einfach noch ein bisschen traditioneller. Das heißt aber nicht, dass es weniger frei ist. Die Leute sind unglaublich tolerant, das ist etwas, was man einfach wirklich nicht weiß. Die Araber, die sind ja froh, dass die Ausländer kommen. Die bauen ihnen ja auch einen tollen, modernen Staat zusammen, und die stellen sich auch langsam um. Die junge Generation kennt es doch gar nicht mehr anders. Ich kann überhaupt nicht sagen, dass es da großzügige Unterschiede gibt. Es war sogar so, dass in gewissen Bereichen die nördlichen Emirate noch toleranter waren. Also dass einfach so dieses ländliche Leben, wo man einfach machen kann, was man will, solange man niemanden stört dabei. Zum Beispiel war Alkoholkonsum in Ras Al Khaimah immer frei, da musste man nicht einmal theoretisch eine Lizenz lösen, da haben jetzt die anderen Staaten erst nachgezogen. Es wurde jetzt eben zum ersten Mal in ein Gesetz gegossen. Das wurde davor auch nicht mehr eingehalten, das gab es an allen Ecken und Enden und in jedem Restaurant kann man Wein bestellen, aber es wurde tatsächlich auch gesetzlich nachgezogen, was für uns alltäglich ist, aber für ein konservativ arabisches Land natürlich ein großer Schritt ist, also auch was Frauen betrifft. Das sind so die typischen Fragen, die man bekommt, auch meine Frau. Da merkt man erst, wie wenig man eigentlich weiß. Man vermischt dann auch Afghanistan und Pakistan und Saudi-Arabien, alles in einen Topf und kriegt dann die typischen Fragen, ob man als Frau überhaupt alleine auf der Straße gehen darf, ob man Auto fahren darf. Dann kommt man hierher und merkt, dass das alles wirklich überhaupt nichts mit der Realität zu tun hat. Ich bin am Anfang mal in eine Bank reingegangen, da hat mich dann eine konservative arabische Dame mit Schleier, aber hochgebildet, beraten mit perfektem Englisch. Es arbeiten auch sehr viele emiratische Frauen. Auf den Universitäten sind die Frauen teilweise schon in der Mehrzahl, also da wird sich das Land auch in den nächsten Jahrzehnten noch weiter massiv ändern.
10:46 - Die Schönheit der nördlichen Emirate und Vorteile einer dortigen Firmengründung
Daniel: Kommen wir jetzt zum Leben in den nördlichen Emiraten. Uns interessiert ja, wie es sich im Vergleich zu Dubai dort leben lässt, und ob es Regionen gibt, die für deutschsprachige Auswanderer besonders interessant sind, und auch wie eine Unternehmensgründung dort im Vergleich zu Dubai abläuft.
Jakob Kisser: Man kann sich das so vorstellen: Die Emirate haben ungefähr eine Dreiecksform, und in Wahrheit spielen sich wahrscheinlich 90 % des gesamten Lebens an der Westküste ab. Das geht unten im Süden los, schon relativ nahe zu Saudi-Arabien. Wenn man durch die Wüste durchfährt, da ist Abu Dhabi, dann ist ein kleineres Wüstenstück, dann kommt Dubai, und dann kommen die kleinen Emirate Schardscha und Adschman, die sind aber gefühlt ein Teil der Stadt. Wenn man da in den Norden durchfährt, dann sieht man keinen Unterschied, das ist durchgehend Stadtgebiet. Sind aber rechtlich gesehen eigenständige Staaten. Die Emirate kann man ungefähr vergleichen mit den USA. Das sind Bundesstaaten, es gibt eine zentrale Regierung, aber die einzelnen Bundesstaaten haben noch in gewisser Weise eigene Gesetze, eigene Regeln, eigene Gepflogenheiten. Aber wenn man so als hier lebender Mensch durchfährt, sieht man wirklich nur ein Stadtgebiet von Dubai, Schardscha und Adschman. Das läuft dann ungefähr aus so bei Umm al-Quwain, das ist ein sehr wüstiges Emirat. Dann hat man nochmal ein sehr kurzes Wüstenstück, und dann kommt Ras Al Khaimah, Ras Al Khaimah geht dann rauf bis ganz zur Nordspitze. Wenn man dann durch das Land rüberfährt auf die andere Seite, da gibt es so einen Bergkamm, da gibt es einen ziemlich hohen Berg bei uns in Ras Al Khaimah, der hat 2.000 m, da gibt es sogar Schnee ab und zu. Also über diesen Hügel drüber, da landet man dann in Fudschaira, dort ist es bisschen grüner, bisschen feuchter, für Touristen sehr beliebt. Da gibt es einiges zu sehen, kann man wunderbaren Urlaub verbringen, Tauchen, Wandern gehen, dazu kommen wir später eh noch. Aber so kann man sich die im Grunde vorstellen. Das ist auch alles nicht weit voneinander entfernt. Von Dubai zu uns rauf nach Ras Al Khaimah eine Stunde, eine Stunde dreißig maximal, und dann rüber nach Fudschaira sind es nochmal eineinhalb Stunden maximal. Und was das Unternehmertum betrifft oder Investitionen - ich werde es vergeigen, es ist so, als wenn man einfach nur an Manhattan und New York denkt, und dann aber New Jersey und die ganzen Staaten rundherum außer Acht lässt. Natürlich gibt es hier auch viele Möglichkeiten, gerade weil es noch nicht so entwickelt ist. In Ras Al Khaimah ist ja unser Büro, da sehen wir einen enormen Andrang auch von in Dubai tätigen Unternehmern, weil die sich in der COVID Krise auch mal umgeschaut haben, was es für Alternativen gibt. Es ist alles kleiner, man hat kürzere Wege zu den Entscheidungsträgern, man kann in direkten Kontakt treten mit den Behörden, man hat auch viel günstigere Preise. Was Warenlager, Land, auch Arbeitskräfte betrifft, da sind die Preise teilweise die Hälfte von Dubai. Und gerade wenn man nicht gebunden ist an die große Stadt, sondern es in Wahrheit überall machen könnte, dann sind die nördlichen Emirate sehr interessant.
14:09 - Für welche Branchen ist der Standort der nördlichen Emirate vorteilhaft?
Daniel: Ich würde jetzt mal ganz kurz noch ein bisschen mehr im Thema Unternehmensgründung bleiben, bevor wir dann noch vielleicht auf die Lebensumstände oder das Leben allgemein, wie es da in den nördlichen Emiraten ist, eingehen. Gibt es irgendwelche Branchen aus Ihrer Sicht, die besonders davon profitieren, zum Beispiel ein Unternehmen dort zu gründen, sich dort anzusiedeln?
Jakob Kisser: Wir haben wirklich mit Unternehmen aus allen Industrien zu tun, da sind die Interessenlagen ganz unterschiedlich. Manche wollen tatsächlich einfach den Markt erobern. Dubai ist die Zentrale für einen riesigen Raum, ganze MENA Region, also Nordafrika und der sogenannte Middle East aus unserer Sicht. Da leben hunderte Millionen Menschen und es ist ein auftreibender Markt. Wenn man da genau in der Mitte sein will, dann landet man automatisch in Dubai. Also Unternehmen, die ihr Produkt auch in der Gegend verkaufen könnten, sind in Dubai und generell in den Emiraten gut aufgehoben. Dann haben wir natürlich auch die ganze herstellende Industrie, die einfach Produktionsstätten verlagert und in Ras Al Khaimah zum Beispiel ausgezeichnete Bedingungen vorfindet. Die bekommen dann die direkte Unterstützung von der Free Zone oder von der Regierung sogar, je nach Größe des Unternehmens, und können dann hier relativ günstig produzieren, finden auch durchaus qualifiziertes Personal, bekommen billiges Land, haben einen riesigen Hafen in der Nähe, und das ist einfach ein interessanter Standort. Wir haben aber auch sehr viel zu tun mit kleineren Unternehmern, die einfach eine Tochter gründen wollen, die einfach entweder einen Teil ihrer Produktion oder ihrer Dienstleistungen auslagern können, um hier zumindest einen Teil des Gewinnes steuerfrei zu beziehen. Oder aber auch viele Leute, die einfach Interesse haben, einmal was Neues zu beginnen. So ähnlich wie bei mir auch, die realisieren, wie gut man hier leben kann, was es für Vorteile gibt, und die ziehen einfach wirklich mit Sack und Pack weg. Das kann man gar nicht so richtig einordnen. Das einfachste, gerade für kleinere Unternehmer ist es natürlich, wenn sie tatsächlich ein Unternehmen haben, das man auch verlegen kann, das nicht ortsgebunden ist. Dann gründet man einfach ein Unternehmen hier, kriegt ein Visum, das geht alles problemlos, dazu kommen wir eh noch nachher. Man kann hier frei leben und tun und lassen, was man will; mehr oder weniger.
16:41 - In die Emirate investieren, ohne seinen Wohnsitz zu verlegen
Daniel: Und vielleicht für jemanden, der nur investieren möchte, gibt es auch Mandanten, die Sie vielleicht beraten? Wir haben auch vielleicht bei uns Mandanten, die mitunter nachfragen und sagen: „Ich suche ein Land, in das ich jetzt vielleicht nicht unbedingt sofort meinen Wohnsitz verlagern möchte, aber ich möchte im Ausland investieren.“ Würden Sie da auch empfehlen, die nördlichen Emirate zum Beispiel oder Dubai generell?
Jakob Kisser: Ich würde mich da gar nicht festlegen, es ist erstmal eine Interessenlage, will man in der großen Stadt sitzen, sieht man dort seine großen Kunden? Oder ist es in Wahrheit egal, wo das Unternehmen sitzt? Viele wollen natürlich aus Reputationsgründen ein Büro vor den Wolkenkratzern, manchen ist es aber auch egal und sagen: „Ich schau einfach nach dem Standortvorteil, und da schau ich auf die Kosten, die Preise und die Entscheidungsträger, die ich kontaktieren kann,“ und da ist man unter Umständen deutlich besser aufgehoben im Norden. Wenn man mitzieht, muss man natürlich auch das Leben schätzen. Dubai ist ein Moloch, in Dubai hat man jeden Tag Stau, und man steckt dann teilweise eine oder zwei Stunden auf der sechsspurigen Autobahn fest. Ich habe mal von einem Stau gehört, wo die Leute zehn Stunden gestanden haben, weil es geregnet hat und keine ordentliche Kanalisation dort besteht. Man muss zu jedem Weg ins Auto steigen und auf Autobahnen fahren, das muss man halt alles mögen. Es ist eine sehr intensive Stadt. Gerade wenn man Familie hat, ist man unter Umständen besser aufgehoben im Norden. Ich selber lebe ein Stunde von Dubai weg in einer friedlichen Siedlung mit meiner Frau und meinem Sohn, dort haben wir, wie man sich das vorstellt aus einer amerikanischen Vorstadt ein sehr nachbarschaftliches Verhältnis, da gibt es Barbecues, da kann man ein Haus direkt am Meer haben, das man sich in Dubai oft nicht leisten kann. Man fährt am Wochenende mit dem Boot mit Freunden, also ein sehr angenehmes, friedliches Leben. Das sind immer die Dinge, die man insgesamt abwägen muss.
Aber Sie hatten eine Frage gehabt zur Investition, wenn man nicht mitziehen will. Also wenn man tatsächlich das Unternehmen weiter in Europa betreiben will, kann man problemlos eine Tochtergesellschaft hier gründen. Die Tochtergesellschaft kann im Grunde genommen hier die Gewinne steuerfrei vereinnahmen. Da müssen bestimmte Bedingungen erfüllt werden, man kann also nicht nur eine leer Hülle gründen, die in Wahrheit keine Angestellten hat, nicht wirklich etwas hier tut, wo die ganzen geschäftsführenden Maßnahmen weiterhin in Europa getroffen werden, sondern diese Tochtergesellschaft muss dann gewisse Bedingungen, die in den ganzen Steuerabkommen geregelt sind, erfüllen, und muss insbesondere eben eine steuerliche Betriebsstätte sein, das ist der Fachbegriff. Kann man sich so vorstellen, dass man einfach ein ordentliches, operatives Unternehmen hier haben muss. Da muss es ein echtes Büro geben, Angestellte, die herkommen, Termine, die man hier wahrnimmt, Kunden, die hier beliefert werden. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, dann kann die Tochter Gewinne machen, die sie nicht versteuert. Dann gibt es noch einen wichtigen Aspekt: Diese Gewinne können dann unter Umständen sogar steuerfrei ausgeschüttet werden. An die Muttergesellschaft zum Beispiel in Deutschland oder Österreich und müssen dann dort nicht versteuert werden, weil sie ja schon sozusagen endbesteuert wurden in den Emiraten. Man kann die Gewinne hochspülen an die Mutter, und dann sozusagen die Vorteile auch lukrieren, wenn man in Europa bleibt.
20:24 - Eine Residence beantragen
Daniel: Unterschiede zwischen Dubai und den nördlichen Emiraten sind aber jetzt zum Beispiel im Prozess der Firmengründung, dazu gehört ja meistens, auch wenn ich mich dann dort aufhalten will, auch Beantragung der Residence. Gibt es da Unterschiede? Gibt es da vielleicht größere Hürden bei der Beantragung der Residence, bei der Gründung eines Unternehmens?
Jakob Kisser: Nein, grundsätzlich nicht. Vielleicht kann ich kurz ausführen zur Residence. Wenn man herzieht, möchte man auch eine Aufenthaltsberechtigung haben. Die bekommt man im Grunde genommen mit drei Dingen: entweder lässt man sich anstellen oder ist Geschäftsführer, oder man kauft eine Liegenschaft, die zumindest 1 Million Dirham, also etwa 240.000 € kaufbar sein muss, oder aber man gründet ein eigenes Unternehmen, das kann sein eine Gesellschaft oder eine GmbH oder eine Aktiengesellschaft, eine Personengesellschaften gibt es hier, oder aber einfach nur eine Freelance-Lizenz. Mit dieser Lizenz kann man hier geschäftlich tätig werden und kann dann auch ein Visum beantragen. Ein sogenanntes Investor-Visum läuft für drei Jahre, Employment-Visum läuft für zwei Jahre, Property-Visum läuft für je nachdem, wie hoch der Kaufpreis war, ein Jahr, drei Jahre oder zehn Jahre. Und dann ist man hier voll berechtigt, sich aufzuhalten, jederzeit ein- und auszureisen, Konten zu eröffnen, Wohnungen zu kaufen, Wohnungen zu mieten, und auch die ganze Familie nachzuholen. Und der Prozess der Gründung und auch der Liegenschaftskäufe, das ist immer ganz ähnlich. Es ist sogar teilweise einfacher, in den ein bisschen exotischeren Free Zones, weil die einfach schneller arbeiten. Und vor allem günstiger.
22:15 - Jüngste Änderungen in der Gesetzgebung für Unternehmensgründung
Daniel: Jetzt nochmal konkret zur Unternehmensgründung. Vielleicht können Sie in kurzen Steps mal den Prozess der Unternehmensgründung beschreiben, auch wie lange das dauert, und welche Rechtsformen es gibt und was aus Ihrer Sicht die ideale Rechtsform für ein Unternehmer ist, der da hinkommt und ein Unternehmen gründen will und tätig sein möchte vor Ort.
Jakob Kisser: Wir haben jetzt ausgeführt, dass man eine eigene Gesellschaft gründen kann. Wenn es eine Tochter ist einer Kapitalgesellschaft in Europa, dann kann die Tochter die Gewinne ausschütten an die Mutter. Wenn man selber als natürliche Person Gesellschafter ist, dann ist es natürlich mit der Besteuerung nicht so einfach, weil man dann selber Einkommensteuer bezahlt. Es kommt immer auf die Umstände an. Aber die Gesellschaftsgründung prinzipiell, da gibt es zwei wichtige Varianten, die man kurz erläutern muss. Nämlich einerseits die sogenannten Onshore Gesellschaften, und zweitens die Free Zone Gesellschaften. Onshore oder Mainland Gesellschaften sind nichts anderes als die GmbHs und UGs und Aktiengesellschaften bei uns in Europa. Die können in irgendeiner Stadt sitzen und können dann im gesamten Staatsgebiet Geschäfte machen. Das ist nichts anderes, wenn man hier eine Onshore Gesellschaft hat. Kann man auch eine GmbH gründen, und die GmbH kann dann in den Emiraten geschäftlich tätig werden. Das Problem bisher war ein bisschen, dass es da ein Gesetz gab, dass jede Onshore Gesellschaft dann einen Mehrheitsgesellschafter haben musste, der emiratischer Staatsbürger ist. Das ist natürlich ein riesiger Schritt. Da gibt man in Wahrheit jede Entscheidungsgewalt auf. Jetzt konnte man das natürlich reduzieren, die Rechte, also da wurden dann Mittel und Wege gefunden, wie man diese Einflussmöglichkeiten des lokalen Gesellschafters reduzieren kann, mit Sachproblemen, Nebenvereinbarungen wurden die Einflussnahmen des Local Shareholders eingeschränkt. Aber diese Side-Agreements waren eigentlich gesetzeswidrig. In der Praxis hat das in 98 % der Fälle funktioniert. Wenn aber der Mehrheitsgesellschafter gesagt hat: „Du, das hält nicht, dieser Vertrag, wenn im Gesetz steht, ich habe 51 %,“ das steht auch im Gesellschaftsvertrag drinnen, dann konnte das zu relative unangenehmen Situationen führen. Ich habe selber zweimal solche Konflikte gesehen, da war es dann sehr schwierig, Geld rauszubekommen, den auch wieder loszuwerden unter Umständen, obwohl er dem Vertrag zugestimmt hat. „Wenn Du willst, dass ich rausgehe, oder dass jemand anderes meine Anteile übernimmt, dann muss ich dem zustimmen.“ Aber wenn er das praktisch nicht tut – was macht man da? Muss man zum Gericht gehen und hoffen, dass das Gericht gnädig ist. Das war ein großes Problem für viele Investoren, die haben immer starke Bedenken gehabt; zurecht, auch teilweise. Das wurde entschärft. Das war jetzt einer von den großen Revolutionsschritten, dass die gesagt haben: „Wir müssen uns weiter öffnen, wir leiden auch unter der COVID Krise, uns gehen die Leute wieder zurück, viele Unternehmen gehen ein.“ Jetzt haben sie geöffnet, grundsätzlich für Ausländer die Möglichkeit, 100 % der Anteile an Mainland Gesellschaften zu halten. Das gilt aber nicht uneingeschränkt. Jedes Emirat kann eine Liste herausgeben mit Geschäftsbereichen, in denen das gilt, und in allen anderen gilt die alte Regel. Wenn man jetzt überlegt, ein Softwareunternehmen zu gründen, dann muss man sich das in der Liste einfach anschauen, ist dieser Unternehmensgegenstand dort erfasst? Wenn ja, kann ich 100 % halten, wenn nicht, brauche ich wieder einen Local Shareholder.
26:04 - Die Free Zones etwas näher betrachtet
Daniel: Das heißt, wenn ich ganz kurz mal da zwischenfragen kann, das könnte also sein für eine bestimmte Branche, müsste ich in ein anderes Emirat gehen?
Jakob Kisser: Ja, wenn es in einem Emirat nicht erfasst sein sollte, dann kann man immer noch schauen, ob es in einem der anderen sechs Emirate in der Liste erfasst ist. Das ist eine Freiheit der Emirate, dass sie ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit doch bewahren, dass sie das so gestalten, wie sie es für richtig halten. Das wäre eine Möglichkeit. Aber es wurde wirklich weitgehend geöffnet, und für sehr viele Geschäftsbereiche gibt es diese Möglichkeit jetzt. Die zweite Möglichkeit, ein Unternehmen zu gründen ist eine sogenannte Free Zone. Free Zone sind Sonderwirtschaftszonen. Das sind Gebiete, die sind wirklich auch physisch abgegrenzt, die haben zwar nicht immer eine Mauer oder einen Zaun, aber es sind rechtlich ein extraterritoriales Gebiet. Dort gilt auch UAE Recht nicht. Grundsätzlich. Es gibt einige wenige Ausnahmen, wie das Strafrecht. Also wenn man dort ein Vergehen begeht, dann kann man vor den UAE Gerichten nach belangt werden. Aber grundsätzlich sind es kleine Gebiete, ein rechtsfreier Raum, zumindest frei von emiratischen Recht. Und die Free Zone behördet, diese Free Zone leitet, erlässt dann eigene Regelungen. Die können sich auch durchaus unterscheiden. Die Free Zones konzentrieren sich meistens auf einen bestimmten Geschäftsbereich. Die Idee ist, dass man einfach clustert, dass man Industriezweige, Geschäftsbereiche und dann Anbieter, die alle in diesem Zweig tätig sind, sich ergänzen, untereinander Geschäfte machen. Das gibt es für Medien, das gibt es für den Gesundheitsbereich, das gibt es für die Bildung, für die herstellende Industrie, für den Handel und so weiter. Es gibt etwa 40 Free Zones in den ganzen Emiraten. Dadurch, dass es eine zentrale Behörde ist, die das Ganze leitet, sind die Entscheidungswege oft sehr angenehm und kurz, da gibt es zwar auch große Unterschiede von Free Zone zu Free Zone, wie schnell die arbeiten und wie kompetent die Mitarbeiter sind, aber manche, mit denen wir zusammenarbeiten, sind sehr auf Zack und reagieren innerhalb von wenigen Tagen, da hat man eine Gesellschaftsgründung zum Beispiel in einer Woche durch, wenn man die Dokumente hat und wenn man persönlich kommt. Es kann sehr schnell gehen.
Daniel: Wie viele Free Zones gibt es?
Jakob Kisser: Etwa 40. Bei uns in Ras Al Khaimah gibt es eine große, die RAKEZ – Ras Al Khaimah Economic Zone. Da gibt es auch eine in Umm al-Quwain, also in jedem Emirat gibt es welche, in Dubai alleine zehn oder fünfzehn, aber das Konzept ist immer gleich. Am besten siedelt man sich einfach dort an, wo man leben will, muss aber nicht unbedingt sein, denn das Visum, das man bekommt über die Gesellschaft, das gilt für die ganzen Emirate. Aber kurze Wege ins Büro sind immer praktisch. Dann kann man sich nach dem Preis orientieren, und dann kann man natürlich schauen, welchen Industriezweig behandelt die Free Zone vorzugsweise? Passt mein Unternehmen dort rein?
29:27 - Dubai als globales Krypto Zentrum?
Daniel: Jetzt hatten Sie schon erwähnt, dass es bestimmte Branchen gibt, die in bestimmten Emiraten möglicherweise bevorzugt gegründet werden können, weil sie eben dort genehmigt sind, während sie woanders nicht genehmigt sind. Mich interessiert jetzt noch die Frage zum Thema, also als Branche hatten Sie Software zum Beispiel erwähnt. Wie ist es mit Krypto? Ich habe jetzt in den letzten Monaten immer wieder mal eine Schlagzeile. Einmal habe ich sogar gelesen: Dubai soll globales Krypto-Zentrum werden, weil Bincance die Emirate ins Visier genommen hat. Das war im Dezember letzten Jahres. Können Sie uns da updaten? Wie sieht es denn da aus? Ziehen die Emirate jetzt Krypto-Unternehmen an, oder hat sich das schon wieder überholt?
Jakob Kisser: Nein, ich habe das auch aufmerksam verfolgt, das war ein Thema, das mich interessiert, und ich bin jetzt auch gerade dabei, meinen Fokus darauf zu legen. Die Emirate haben tatsächlich angekündigt, da ein internationales Zentrum für das gesamte Business zu sein, also alles, was damit zusammenhängt. Es gibt da jetzt schon in der DMCC, das ist die, ich glaube, die älteste Free Zone in Dubai, ein sogenanntes Krypto-Center. Die spezialisieren sich eben genau auf solche Unternehmer und wollen die gesamte Infrastruktur dazu anbieten. Das gibt es schon, da gibt auch schon, ich glaube, 100 bis 200 Unternehmen, die sich dort niedergelassen haben. Das wird definitiv weiter verfolgt, ich habe schon einige Anfragen bekommen. Aber ich sehe da ein großes Risiko, nämlich das Thema Bankkonten und die gefürchtete schwarze Liste für diese internationalen Untersuchungen, ob die Emirate nicht Geldwäsche und so weiter fördern.
31:29 - Warum es so schwer ist, ein Bankkonto zu eröffnen
Daniel: Das ist übrigens ein guter Übergang von Krypto zum Thema Bankkonto. Wie gesagt, Krypto wäre wirklich interessant, vielleicht kann man da auch später nochmal einen neuen Podcast machen, wenn es mehr Information gibt, wie es da vorangeht in Dubai. Bisher haben wir unseren Mandanten ja eher Sitzstaaten wie zum Beispiel Malta empfohlen, die auch ihre Gesetzgebung sehr frühzeitig an das Krypto Business zum Beispiel oder direkt generell Finanzdienstleister angepasst haben. Aber jetzt ist das ja übrigens überall in vielen Ländern, in denen man eine Auslandsgesellschaft gründen möchte ein Problem, oder immer schwieriger geworden, ein Bankkonto zu eröffnen. Können wir vielleicht einfach mal darüber sprechen: Ich habe ein Unternehmen gegründet, möchte ein Unternehmen gründen, ich möchte meinen Wohnsitz verlagern in die Emirate. Welche Hürden muss ich überwinden, oder vielleicht sind die auch ganz niedrig und es geht ganz einfach, gehe rein und komme mit einem Konto wieder raus. Wie ist das in den Emiraten, und ganz speziell interessieren uns da Unterschiede zwischen Dubai und vielleicht den nördlichen Emiraten, falls es welche gibt.
Jakob Kisser: Ja, also die Bankkonten sind eigentlich jetzt das wirklich mit Abstand größte Problem, das man hat. Das wurde mir mal erzählt, vor fünf, sechs Jahren, da haben sich die Banken gerissen um einen. Da gab es auch noch keinerlei Compliance Vorschriften. Die Emirate haben prinzipiell alle Leute einfach willkommen geheißen, die sich hier niederlassen wollten, jeder konnte ein Unternehmen gründen, jeder hat ein Bankkonto bekommen, oder gleich mehrere, das war überhaupt kein Thema. Die Banken haben sich bemüht, einen als Kunden zu bekommen. Dann ist aber diese ganze Entwicklung in Fahrt gekommen mit der Internationalen Steuervermeidung und der ganzen Skandale mit Irland und Apple und diese hundert Milliarden Steuern, die da überall gespart werden über diverse Konstrukte, und da sind die Emirate auch in den Fokus geraten, eben weil sie so lax waren mit ihren Bestimmungen und sind auf diese internationale Black List gerutscht. Also Staaten, die überhaupt nicht kooperieren und internationale Regeln nicht umsetzen, die laufen in Gefahr, vom internationalen Finanzkreislauf abgeschnitten zu werden. Das würde das ganze Geschäftsmodell der Emirate kaputt machen, innerhalb kürzester Zeit. Jetzt haben die Emirate einige Schritte gesetzt, sind auch von der Liste runtergenommen, aber nach nicht einmal einem Jahr wieder herabgestuft, also ich denke mir, die haben einfach dann gedacht: „Okay, haben wir das Soll erfüllt, jetzt können wir wieder so weitermachen wie vorher,“ und diese internationalen Gremien haben das aber sehr kritisch gesehen und haben die wieder herabgestuft. Und seitdem kann man definitiv feststellen einen großen Wandel hier. Mittlerweile implementieren die Emirate die ganzen Compliance Regeln, die wir aus Europa kennen, es gibt ein Register, wer der Ultimate Beneficial Owner, also der Letzt-Eigentümer einer Gesellschaft ist, man muss nachweisen, woher die Mittel kommen, man wird sehr kritisch geprüft, was für eine Art Unternehmen man gründen will, ob man wirklich herzieht, ob das nur eine Hülle ist, eine leere, und so weiter. Das Problem ist, dass die jetzt innerhalb von zwei Jahren diese ganzen Strukturen aus dem Boden stampfen mussten und haben, was ich gehört habe von den Banken, riesige Compliance Abteilungen gegründet, die aber eben nicht von in Europa geschulten Personen geführt werden, sondern das sind so, aus meiner Erfahrung, ja, Formalisten, die ihre Fragelisten abarbeiten, und ich glaube auch, das ist meine Theorie, gewisse Quote erfüllen müssen an Kunden, die sie ablehnen. Da schaut die National Bank ganz streng drauf, und man hat jetzt auch als ganz normaler Unternehmer durchaus Probleme, ein Bankkonto zu bekommen. Was ich vorher gesagt habe mit der Gesellschaftsgründung in einer Woche schön und gut, aber wenn man kein Konto bekommt, dann ist das alles ja nichts wert, weil ohne ein Konto kann man kein Geschäft führen.
35:32 - Hilfestellung zur erfolgreichen Kontoeröffnung in den Emiraten trotz Hürden
Daniel: Was empfehlen sie jetzt zum Beispiel Mandanten? Mal angenommen, ich komme jetzt zu Ihnen und sage: „Herr Kisser, helfen Sie mir, ein Unternehmen zu gründen.“ Jetzt gründen Sie mir mein Unternehmen innerhalb von einer Woche, dann gehen wir zusammen zur Bank und ich bekomme für meine Gesellschaft kein Konto. Wie geht es weiter? Wie helfen Sie mir jetzt?
Jakob Kisser: Ja, also wir bereiten die Leute entsprechend darauf vor. Es gibt ein paar Risikofaktoren. Einer zum Beispiel ist, wenn man eine Holding Gesellschaft hat in Europa. Das ist zwar steuerlich günstiger, weil man die Gewinne dann ausschütten könnte an die Mutter, aber das wird von den Banken nicht gerne gesehen. Auch gewisse Länder, Länderkonnexe, also zum Beispiel Geschäfte mit dem Iran, da kann man eigentlich gleich wieder nach Hause gehen, da muss man gar nichts weiter machen. Generell sanktionierte Länder, da reichen schon irgendwelche Konnexe, die man im Internet findet oder da hat man mal irgendwo eine Tochtergesellschaft gehabt, da fallen viele Leute einfach durch bei dem Test. Ich würde das mal von Anfang an schon abklopfen. Aber unsere Mandanten machen ganz normale Sachen, die machen ganz normale Geschäfte, sind ganz normale Unternehmer. Und trotzdem werden die teilweise kritisch geprüft. Ich versuche sie immer darauf vorzubereiten, dass es ein wochenlanger Prozess sein kann. Ich habe in extremen Fällen schon gesehen, dass es Monate dauern kann. Der Herr beim Schalter, den man unmittelbar trifft, der ist immer sehr freundlich und würde auch gerne das Konto eröffnen, aber der muss das immer an die Compliance Abteilung schicken, und wie ich gesagt habe, die arbeiten irgendwelche Listen ab und sind aber nicht sehr kompetent in vielen Fällen, und da kommen dann völlig absurde Rückfragen oder die gleichen Fragen nochmal, die man schon beantwortet hat, weil die einfach keine Ordnung halten. Da ist teilweise schon der Fuß teilweise ein bisschen da. Letzten Endes habe ich es aber immer geschafft, das sage ich auch immer dazu. Es hat noch keiner unserer Mandanten die Gesellschaft wieder schließen müssen, der es wirklich probiert hat. Es kann auch schnell gehen, aber wenn man Pech hat, dann hängt man da einfach Wochen oder sogar zwei, drei Monate in dieser Schleife und muss immer wieder Dokumente nachliefern. Da werden auch private Kontoauszüge abgefragt, Gas- und Stromrechnungen aus Österreich, Mietvertrag und so weiter. Man muss sogar schon Kunden bekanntgeben, obwohl man noch nicht einmal ein Konto hat und die Gesellschaft gerade erst gegründet hat. Aber am besten ist, man findet sich damit ab, man tut einfach, was gefordert ist, hat ein bisschen Geduld, und dann klappt’s. Sollte es doch noch Probleme geben, dann haben wir schon auch noch Mittel und Wege, das zu beschleunigen. Erstens haben wir Kontakte zu ausländischen Banken. Man muss das Konto ja nicht in den Emiraten haben, man könnte das auch in Europa gründen.
38:06 - Insider Tipps zur Kontoeröffnung, eventuell auch im Ausland
Daniel: Gibt es da spezielle Länder, die Sie empfehlen? Also wenn ich ein Unternehmen in Dubai habe, haben Sie da gute Erfahrungen mit bestimmten europäischen Ländern, die relativ einfach dann ein Konto eröffnen für eine Gesellschaft?
Jakob Kisser: Wir können Kontakte herstellen zu den Klassikern in Europa: Malta, Zypern, auch Lettland, es gibt aber auch eine polnische Bank, die ohne Weiteres emiratische Gesellschaften annimmt. Die prüfen zwar auch ordentlich, was das für ein Unternehmen ist, aber die haben prinzipiell damit kein Problem. Also wenn es nicht klappen sollte, kann man ausweichen auf andere Länder, oder aber man probiert es weiter in den Emiraten, da gibt es auch noch so Vermittler, die sich darum kümmern. Wir kennen zum Beispiel eine Person, die selber in einer Compliance Abteilung gearbeitet hat, der kann jetzt auch nicht das Konto herstellen, aber er weiß zumindest ganz genau, was sind die Risikofaktoren, was werden die sehen wollen? Und der bearbeitet das dann mit dem Relationship Manager und bereitet den Antrag so vor, dass er möglichst durchkommt. Kostet zwar ein bisschen Geld und ist auch nicht immer erfreulich, aber der hat das auch bis jetzt immer noch geschafft. Das dauert halt trotzdem immer ein paar Wochen maximal. Und dann gibt es noch eine Möglichkeit, wir haben einen direkten Kontakt zu einer Bank in Dubai, und dort gibt es einen Emiratee, der sich persönlich dafür einsetzt, dass das Konto geöffnet wird. Also man findet, wenn man will, eine Möglichkeit und einen Weg, aber man braucht ein bisschen Geduld und . . .
Daniel: Persönliche Kontakte, wie wahrscheinlich oft in diesen Ländern.
Jakob Kisser: Ja, die sind hier natürlich sehr viel wert.
39:52 - Ein praktisches Beispiel eines Projektes in RAKEZ
Daniel: Dann liest und hört man immer wieder von der RAK Offshore Firma, sozusagen als die billige Express-Alternative, die sich jeder leisten kann. Können Sie uns dazu noch etwas sagen? Und würde natürlich auch gleich wieder mit dem Hintergrund: Für wen ist das eine Alternative? Ist es überhaupt eine Alternative? Und wie sieht es dann dort mit dem Bankkonto aus?
Jakob Kisser: Wir arbeiten regelmäßig zusammen mit RAKEZ, klar, die sind einfach bei uns physisch in der Nähe, und wir gründen da jedes Jahr einige Niederlassungen. Die sind berühmt dafür, dass die relativ günstig sind und auch relativ schnell. Mit dem Bankkonto muss ich aber dazusagen, ist es ein kleiner Risiko Faktor. Da ist Dubai schon besser. Generell muss man sagen, das habe ich von der Bank gehört, sind Free Zones nicht mehr so beliebt. Also wenn man auf Nummer Sicher gehen will, dann sollte man eine Onshore Gesellschaft gründen. Man schafft es mit den Free Zones auch, aber durch diese strenge Prüfung der Emirate und aller Maßnahmen, die umgesetzt werden, sind Free Zones, generell das ganze Modell, ein bisschen in die Kritik geraten. Weil viele, früher zumindest, einfach eine leere Hülle gegründet haben und dann Gewinne verlagert haben. Das ist auch unbestritten der Fall gewesen, das möchte ich auch gar nicht schönreden, diese Prüfungen sind durchaus gerechtfertigt, aber das ist jetzt einfach ein Transformationsprozess, um diese Personen einfach gar nicht mehr herkommen zu lassen, weil es keinen Sinn macht. Aber generell ist RAKEZ ausgezeichnet, die haben auch sehr vielfältiges Angebot. Ich schätze die sehr, gerade für größere Projekte, da kann ich auch ein Beispiel erzählen. Wir haben einen österreichischen Unternehmer, der seine Firma verkauft hat und sich jetzt im Bereich der erneuerbaren Energien, Kreislaufwirtschaft, dann biologische Landwirtschaft und solchen Themen beschäftigt, und der baut hier eine Testanlage in Ras Al Khaimah. Eben genau aus den Überlegungen heraus, die ich vorhin genannt habe: günstiges Land, dauernd Sonne, günstige Arbeitskräfte, aber vor allem eben auch die Unterstützung des RAKEZ Management. Ich habe ihm einen Termin organisiert mit dem CEO von RAKEZ, und dann war der Projektmanager hier, wir haben dann gemeinsam RAKEZ besucht, haben das Projekt vorgestellt und erzählt, was wir machen wollen. Dann hat uns das Management gesagt: „Liebe Leute, wunderbar, wir wollen Euer Projekt. Wenn Ihr zu uns kommt, stellen wir Euch einen eigenen Mitarbeiter zur Verfügung, der wird Euch alle Hindernisse aus dem Weg räumen, und wirklich speziell für Euch zuständig sein, dass das alles klappt.“ Und ich kann mich gut erinnern an das Gesicht von dem Projektmanager, weil der hat mich dann so angeschaut und gesagt: „Was war denn das jetzt genau? Meinen die das ernst?“ Man kennt das in Europa genau andersherum, dass man der Bittsteller ist und Sachen durchfechten muss, zu zehn Behörden laufen muss, und hier hat man einen Partner, der wirklich ein Projekt haben will und mit allen Kräften fördert. Also für diese Dinge sind die Free Zones Gold wert.
43:08 - Gibt es eine Impfpflicht in den Vereinigten Emiraten?
Daniel: Jetzt sprechen wir noch kurz über ein heikles oder brisantes Thema. Man entnimmt den Medien ja, dass wegen der diskutieren Impfpflicht tausende Deutsche und Österreicher über das Auswandern nachdenken. Wir wollen wissen, ob es in den Emiraten eine Impfpflicht gibt, und wie streng dort Corona Regeln umgesetzt werden.
Jakob Kisser: Ich muss sagen, die Emirate haben das wirklich hervorragend gemacht, es gab zwar am Anfang einen sehr harten Lockdown die ersten zwei Monate, aber dann haben sie das Land wieder schrittweise geöffnet, und wir leben jetzt schon seit Mai 2020 wieder weitgehend normal. Es gibt zwar strenge Regelungen mit den Masken, und teilweise halt nicht Vollbesetzung von Hotels und Räumen, aber im Grunde genommen konnte man eigentlich durchgehend seitdem ganz normal wieder ins Restaurant gehen und einfach das normale Leben leben. Das war sehr angenehm, deshalb haben wir es auch immer bedrückend gefunden, wieder zurückgekommen [unverständlich] mehrfachen Lockdowns und den Leuten schon, die depressiv zu Hause sitzen, das haben wir hier irgendwie deutlich besser überstanden. Die Emirate waren auch einfach sehr konsequent und haben sehr früh Impfstoffe zugelassen, die in Europa noch gar keine Zulassung hatten. Die chinesischen Impfstoffe Sinopharm und Sinovac, die gab es schon ganz früh letzten Jahres und wurden auch breit angeboten. Man konnte sich gratis impfen lassen, kann bis heute in verschiedenen Impfzentren einfach hingehen und sich impfen lassen, das wird auch gefördert und wird allen angeboten. Die haben jetzt auch eine der allerhöchsten Impfquoten der ganzen Welt, ich glaube über 90 % oder an die 90 % Impfquote. Es gibt keine Impfpflicht, das muss ich auch dazusagen. Keine Impfpflicht, ist auch kein Thema.
Daniel: Bei 90 % Impfquote erübrigt sich das wahrscheinlich schon fast von selbst.
Jakob Kisser: Es wurde gefördert, angeboten, und was auch der große Unterschied ist, dass diese ganze negative Berichterstattung einfach keinen Platz hier hat. Man spart sich einfach jeden Tag eine halbe Stunde Diskussionen, hat einfach keinen Raum. Impfen wurde von der Regierung für gut erachtet, wurde angeboten, angepriesen, und dann gab es möglicherweise einen sanften Zwang der Arbeitgeber, das kann schon sein, dass die gesagt haben: „Ich möchte bei mir im Unternehmen geimpfte Personen haben,“ aber es gab einfach nicht diesen Widerstand dagegen. Man hat wahrscheinlich immer noch die 10 %, die das auf gar keinen Fall machen wollen, aber die kommen zumindest nahe an das Maximum. Jeder kann sich impfen lassen, man muss aber nicht geimpft sein. Das ist auch die Herangehensweise, wenn man nicht will, dann ist das eigene Risiko. Sie sind aber bei der eigenen Bevölkerung strenger. Da gibt es auch keine Impfpflicht, aber man kann nicht mehr ausreisen, interessanterweise. Das war jetzt fälschlicherweise ein Bericht, dass das alle betrifft, das betrifft aber nur die Einheimischen. Die können ab einem gewissen Zeitpunkt, oder es ist sogar schon in Kraft, das Land nicht mehr verlassen, wenn sie nicht geimpft sind. Aber es gibt trotzdem keinen Impfzwang in dem Sinne, wie er in Österreich eingeführt wird.
46:28 - Infrastruktur und Internet
Daniel: Wir haben also gesehen, wie unterschiedlich und doch erfolgreich andere Länder mit dem Virus und der Impfung umgehen. Kommen wir jetzt aber zu einem ganz anderen Thema. Unternehmer, die ihren Wohnsitz ins Ausland verlegen, arbeiten dann ja überwiegend online. Und eine gute Internetanbindung ist genauso wichtig wie Telefon und eine zuverlässige Stromversorgung. Daher unsere Frage: Wie sieht es in den nördlichen Emiraten denn generell mit der Infrastruktur aus?
Jakob Kisser: Wenn sie kurz die Sprache angesprochen haben, also Englisch ist einfach die Gesamtsprache, jeder spricht Englisch, egal wo man hinfährt, und zwar alle Einheimischen und alle Ausländer. Ohne das kommt man nicht sehr weit hier. Von daher gibt es null Unterschied, und auch die von Ihnen genannten Dinge wie Internet, Gas, Strom, überhaupt kein Thema. Da gibt es keine Unterschiede. Bei der Entscheidung würde ich mir das erstmal persönlich anschauen. Man muss sich da wohlfühlen, das Bauchgefühl muss passen. Aber ich würde mich da eher nach der Lebensqualität orientieren. Es ist ein riesiger Unterschied, was man will, und auch in welchem Alter man ist. Ich glaube als junger Mensch wird man in Ras Al Khaimah nicht so glücklich werden, weil es einfach nicht so ein großes Abendangebot gibt, und es ist weniger Trubel hier. Es ist einfach ein ruhigeres Leben, aber gerade für Familien, die ein Haus am Meer haben wollen und das auch genießen, mit den Nachbarn ein gutes Verhältnis zu haben, wo die Kinder in die Schule gehen, da sind die nördlichen Emirate natürlich wunderbar. Mit den Kindern in Dubai jeden Tag im Stau zu stecken, jeden Tag stundenlang, das ist wirklich ein Problem.
Daniel: Kann ich mir gut vorstellen.
Jakob Kisser: Aber Dubai ist natürlich eine wunderbare Stadt, das will ich gar nicht kleinreden, extrem energiegeladen, spannend, tolle Freizeitangebote.
48:27 - Immobilienpreise und Stromkosten
Daniel: Ist es jetzt schwer, bezahlbaren Wohnraum zu finden? Oder vielleicht generell mal zu den Lebenshaltungskosten, also wenn jetzt jemand fragt: „Womit muss ich denn jetzt ungefähr rechnen?“ Ein Ehepaar, ein Kind sucht ein passendes Apartment oder ein Haus; was muss man ungefähr für die Miete oder für den Kauf der Immobilie rechnen? Beziehungsweise für Lebenshaltungskosten pro Monat, was muss ich rechnen? Was muss ich mitbringen oder verdienen?
Jakob Kisser: Bei uns oben in Ras Al Khaimah bekommt man eine tolle Wohnung mit Meerblick, direkt vor dem Strand schon für etwa 40.000 Dirham pro Jahr, das sind keine 10.000 €, also etwa 700 € bis 800 € im Monat. Dazu kommen die Kosten für Gas und Strom, die im Sommer natürlich höher sind wegen der Klimaanlage, aber ich schätze mit 1.000 € im Monat kann man sich schon eine richtig gute Wohnung leisten. In Dubai wird das knapp das Doppelte kosten. Kann man natürlich auch sparen. Es gibt auch in Dubai Viertel, die außerhalb des Zentrums liegen, aber dafür fährt man dann auch schon wieder eine halbe bis dreiviertel Stunde in die Stadt hinein, und da sitzt man nahe der Wüste, weit weg vom Meer. Es ist die Frage, was man sucht und was man sich auch leisten kann und was für eine Arbeit man annimmt. Die Europäer, die suchen eher eine schöne Wohnung, Nähe zum Meer, gutes Viertel, vielleicht sogar ein Haus. Und ich würde sagen, die Preise sind etwa doppelt so hoch in Dubai. Also ein Haus bekommt man in Ras Al Khaimah schon um etwa 50.000 bis 60.000 Dirham, das sind knapp 13.000 € bis 15.000 €. Ab 18.000 € sind die Häuser auch schon richtig groß mit vier Schlafzimmern, großem Garten, vielleicht sogar direkt am Meer. Das kostet in Dubai wirklich deutlich mehr.
50:31 - Lebenshaltungskosten in den nördlichen Emiraten
Daniel: Und Lebenshaltungskosten, was man so benötigt für das tägliche Leben, gibt es da größere Unterschiede zwischen den nördlichen Emiraten und Dubai?
Jakob Kisser: Also ich denke, die sind etwa vergleichbar bis ein bisschen niedriger als in Europa. Es gibt überall extreme Unterschiede. Man kann hier für 1 € Essen gehen, oder man kann im Hotel für Preise Essen gehen, die beim Doppelten liegen von unseren Preisen. Also in manchen Lokalen kostet ein Bier 15 €, und dann Essen 20 € bis 40 €, aber wenn man sich auf das lokale Leben einlässt, kann man zum Inder gehen oder zu einem pakistanischen Restaurant und für 2 € ein wunderbares Mittagessen sich holen. Das hängt auch wieder von der Lebensweise ab. Die jüngeren verbraten da schneller mal auch sehr viel Geld, weil sie eben in die tollen Clubs und Bars gehen. Ich würde sagen, es ist vergleichbar mit Europa, ein bisschen niedriger vielleicht. Teuer ist Gas und Strom im Sommer, da kann es schon mal raufschnalzen auf 300 € bis 400 € im Monat. Im Winter sind es vielleicht nur 50 €, weil man die Klimaanlage nicht braucht, aber bei den heißen Außentemperaturen das Haus runter zu kühlen, das kostet.
51:53 - Make a long Story short – Kurze Fragen, kurze Antworten
Daniel: Okay, war spannend, mit Ihnen über die nördlichen Emirate zu sprechen. Vielen Dank! Ich habe wieder dazugelernt, und Sie haben bestimmt den einen oder anderen Zuschauer oder Zuhörer neugierig gemacht, sich damit mal auseinanderzusetzen. Kommen wir zu meiner Lieblingskategorie „Make a long Story short“. Ich stelle Fragen, die möglichst kurz und knapp beantwortet werden. Erste Frage: Wenn jemand zum Beispiel nur kurz in den nördlichen Emiraten ist, was soll er dort unbedingt gesehen haben? Wo soll man hingegangen sein?
Jakob Kisser: Ich würde einmal auf den höchsten Berg der Emirate fahren, das ist der Jebel Jais, da gibt es eine wunderschöne Straße rauf, man kommt fast bis auf 2.000 m hinauf. Oben gibt es ein Restaurant, die längste Zipline der Welt, es ist einfach ein sehr schöner Ausflug. Dann würde ich auch noch unbedingt eine Wüstentour machen. Es gibt da hunderte Anbieter in jedem Emirat, da kann man eine paar-Stunden-Tour machen mit Quad Bikes oder auch Jeeps oder auch in der Wüste übernachten. Wenn man kann, sollte man übernachten, das muss man einmal gesehen haben, das ist echt was Besonderes. Und dann würde ich auch den Trip raufmachen ganz in den Norden, weil interessanterweise ist die Spitze der Emirate eigentlich eine Exklave von Oman, die heißt Musandam, da kommt man normalerweise, wenn wir COVID hinter uns haben, auch problemlos rüber mit einem Tagesvisum, das ist eine ganz besonders aufregend schöne Gegend mit Felsküsten und diesem Ur-Arabien, wie man es sich vorstellt, und auch perfekt zum Tauchen. Das sind meine Haupttipps.
Daniel: Klasse, werden wir uns merken. Zweite Frage: Welche Spezialität der nationalen Küche sollte man unbedingt einmal probiert haben?
Jakob Kisser: Ich gehe gerne zu unserem noch ziemlich originalen Araber beim Nachbarn, und da esse ich immer dann gebackenen Fisch auf Reis.
Daniel: Nächste Frage: Diesen Fehler sollte man auf jeden Fall vermeiden!
Jakob Kisser: Ich würde auf gar keinen Fall betrunken Autofahren oder Blödsinn machen auf der Straße.
Daniel: Das ist doch eine Ansage. Was ist die schönste Jahreszeit oder der schönste Monat?
Jakob Kisser: Die besten Monate sind eindeutig der November und dann wieder im März. Im Sommer wird es doch eher warm, und im Winter sogar ein bisschen kühl, also wenn man so dieses richtig angenehm sommerliche Wetter haben will, dann ist man am besten aufgehoben in diesen beiden Monaten.
Daniel: Wie fühlt man sich als Ausländer, wenn man in den nördlichen Emiraten unterwegs ist. Fühlt man sich akzeptiert und willkommen?
Jakob Kisser: Absolut, und vor allem fühlt man sich frei, interessanterweise. Ich fühle mich hier freier als in Europa.
54:55 - Kontaktdaten Jakob Kisser
Daniel: Okay, klasse. Vielen Dank Herr Kisser für die vielen Antworten, die wir auf unsere Fragen gefunden haben, für das, was Sie erzählt haben zu den nördlichen Emiraten. Jetzt bleibt natürlich noch eine wichtige Frage zum Schluss: Zuschauer und Zuhörer, die das jetzt alles hier gesehen oder gehört haben und noch weitere Fragen haben, mit Ihnen Kontakt aufnehmen möchten, wie kann man Sie am besten erreichen? Und was bieten Sie den Interessierten an?
Jakob Kisser: Man findet uns ganz einfach im Internet, einfach nach Jakob Kisser suchen oder direkt auf die Homepage gehen: www.slglaw.cc. Sie können mich gerne jederzeit kontaktieren. Wir bieten an eine kostenfreie Erstberatung, also jeder Interessent kann sich mal eine halbe Stunde anhören, wie das alles so abläuft, was das kostet, wie lange das dauert, jederzeit.
Daniel: Vielen Dank! Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn Ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den ABONNIEREN Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.
Malta – nur 5% Körperschaftsteuer. So funktioniert‘s
Erfahren Sie, wie Sie die maltesische Körperschaftsteuer von 35% auf nur 5% reduzieren können. Entdecken Sie steuerliche Vorteile für die Yachtregistrierung und attraktive Strukturen für Unternehmer in der Krypto-Branche und Online Casinos.
Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
In unserem ersten Podcast über Malta haben wir Ihnen die wunderschöne Mittelmeerinsel mit dem Steuerexperten Sebastian Sauerborn bereits als Wohnort vorgestellt. Heute widmen wir uns unter anderem der Möglichkeit, wie Sie die auf Malta geltende Körperschaftsteuer von 35% auf lediglich 5% senken können. Selbstverständlich erklären wir auch, wie Sie Ihre Yacht in Malta steuergünstig registrieren können und welche guten Strukturen für Unternehmer aus der Krypto Branche und Online Casinos bereitstehen.
Bis 1964 war Malta unter britischer Herrschaft. Somit ist nicht nur die englische Sprache dort stark verbreitet, auch die Unternehmensstrukturen sind einer Firmengründung im UK zu vergleichen. Die Unterschiede liegen zum einen im Stammkapital, das in Malta nicht wie im UK nur 1 £, sondern überschaubare 1.200 € beträgt. Im UK und auch in Irland können Sie die Registrierung komplett elektronisch durchführen, in Malta sind Unterschriften erforderlich, dauert aber dennoch nicht mehr als in der Regel bis zu zehn Tagen.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Wann brauche ich einen lokalen Geschäftsführer?
Wenn Sie von den geringen 5% Körperschaftsteuer profitieren möchten, benötigen Sie einen in Malta ansässigen Geschäftsführer, der diese Position auch tatsächlich ausfüllt. Wenn Sie in Deutschland leben und Ihr maltesisches Unternehmen von dort aus leiten, wäre dieses auch in Deutschland steuerlich veranlagt. Möchten Sie die Kosten für einen lokalen Geschäftsführer sparen, bietet sich als beste Lösung ein Wohnsitzwechsel nach Malta an, und Sie selbst werden Geschäftsführer Ihrer Gesellschaft.
Die Kosten vor Ort
Das Anmieten eines Büros ist nicht erforderlich, da Sie auch in Malta problemlos im Homeoffice arbeiten können. Die lokalen und erschwinglichen Miet- und Immobilienpreise haben wir in unserer ersten Folge zu Malta besprochen. Wenn Sie Ihr Gehalt Sie so strukturieren, dass Sie damit Ihre Lebenshaltungskosten vor Ort decken, kann Ihr Auslandseinkommen im Ausland bleiben. Wichtig zu beachten ist, dass Geldbeträge, die Sie nach Malta bringen oder dort verbrauchen, in Malta steuerpflichtig sind.
Bankkonto und Umsatzsteuer-ID
Das Eröffnen eines Bankkontos ist in Malta noch schwieriger als in anderen Ländern. Ohne ein Büro mit hundert Angestellten benötigen Sie einen umfangreichen Businessplan, eine Webseite und dergleichen - und viel Geduld. Oder Sie wenden sich an eine Internetbank. Für die Beantragung der Umsatzsteuer-ID gelten die gleichen Bedingungen wie in anderen Ländern. Sie müssen nachweisen, dass Ihre Gesellschaft vor Ort eine Betriebsstätte hat und die Wertschöpfung auch dort stattfindet. Da auf Malta lediglich zwei Personen die Anträge auf die Umsatzsteuer-ID bearbeiten, müssen Sie sich auf eine entsprechende Zeitspanne einstellen.
Malta oder Irland?
Wenn Sie sich für eine Firmengründung entweder in Malta oder in Irland entscheiden müssten, wären das Wetter und die Reputation die einzigen Gründe. Für eine fallstrickfreie Nutzung der steuerlichen Vorteile in beiden Ländern ist ein Umzug unumgänglich. In Irland regnet es wirklich jeden Tag (in Großbritannien nicht) und überträgt Ihnen seinen guten Ruf im IT-Bereich. In Malta finden Sie unendlich viel Sonne und hervorragende Strukturen für ein Unternehmen im Krypto-Bereich oder ein Online Casino. Nähere Einzelheiten zu Irland als Wohnsitz und der Firmengründung in Irland haben wir für Sie in separaten Podcast Episoden zusammengestellt. Ob vielleicht auch Tschechien für Sie an Frage kommt, können Sie in unserer Episode über Tschechien nachhören.
Die 5% Körperschaftsteuer in Malta erklärt
Wir lesen im Internet, dass die Körperschaftsteuer in Malta 35 % beträgt und somit die höchste in Europa ist. Allerdings erhalten ausländische Gesellschafter sechs Siebtel davon erstattet und zahlen effektiv lediglich 5%. Um diesen Weg der Zahlung und Erstattung abzukürzen, raten wir zu Folgendem: Wenn Sie nicht in Malta leben, gründen Sie eine maltesische operative Gesellschaft und eine maltesische Holding. Für diese können Sie eine konsolidierte Steuererklärung einreichen, die fälligen 35% Körperschaftsteuer werden direkt verrechnet und Sie zahlen direkt nur 5%. Ist Ihr Wohnsitz in Malta, gründen Sie noch eine schottische Limited Partnership. Ihr Cashflow wird es Ihnen danken.
Krypto Island, Online Casinos und weitere Gambling Optionen
Malta ist als Krypto Island bekannt und ist weltweit führend für Online Casinos und Gambling. Es bietet gute Strukturen für diese Geschäftsbereiche und schafft entsprechend viele Arbeitsplätze vor Ort. Eine Online-Casino-Lizenz zu erhalten dauert ähnlich lange wie für die Krypto Exchange, die wir Ihnen in einer vorherigen Episode vorgestellt haben. Um schneller durchzustarten, können Sie Ihr Online Casino auch mit White Label Anbietern gründen.
Die Niederlassungsfreiheit in der EU und die Nihil Obstat Gestaltung
Sie können vom steuergünstigen Ausland auch profitieren, wenn Sie Ihr Heimatland nicht verlassen möchten. Dank der EU-Niederlassungsfreiheit gibt es gewisse Bedingungen, die Sie erfüllen müssen und die das Finanzamt dann auch akzeptieren muss. Wir nennen dieses gerne Nihil Obstat Gestaltung – nichts hindert Sie.
Malta als Standort für Ihre Holding
Ein guter Holding Standort ist ein Land mit einer relativ großzügigen Participation Exemption; ein Land, bei dem die Besitzquote und die Haltefristen an einer Beteiligung relativ gering sind und eine steuerfreie Veräußerung möglich ist. Zudem erheben beispielsweise Malta und das UK keine Quellensteuer. Dieser Faktor spricht ebenfalls für Malta und auch das UK als interessanter Standort für einen Holdingstandort in der EU.
„Aggressive Steuerplanung“
Gründen Sie aus dem Grund eine Gesellschaft in Malta, weil Ihnen die Steuern in Deutschland zu hoch sind, kann ihnen „aggressive Steuerplanung“ vorgeworfen werden. Verlegen Sie allerdings Ihren Wohnsitz ins Ausland, kann Ihnen dieses nie angehängt werden. Denn vielleicht bevorzugen Sie ja das Wetter oder das Essen im Ausland!
Aus diesem Grund raten wir unseren Mandanten, ihren Wohnsitz tatsächlich zu verlegen. Schauen Sie sich auf Malta um, verbringen Sie dort ein paar Tage Vorbereitungs-Urlaub und vereinbaren einen Termin in unserem lokalen Büro und besprechen Ihre nächsten Schritte mit uns persönlich.
Kontaktdaten und Links:
Sebastian Sauerborn
Homepage: www.wohnsitzausland.com
E-Mail: hello@stmcorporate.group
Telefon: +44 20 3151 0582
DWP Malta - Philipp Sauerborn
Homepage: www.drwerner.com
E-Mail: Kontaktformular auf Webseite
Telefon: +356 213 777 00
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben
Dubai – sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht
Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Wie man's richtig macht: USA Unternehmensgründung
Steuerfahndung, Hausdurchsuchung: Das müssen Sie wissen
Auswandern nach UK post Brexit
Die Vorratsgesellschaft und ihre Vorteile
Wie Italien zum Steuerparadies wurde
Kontoeröffnung & Banking für Ihre Auslandsgesellschaft
9 Fakten zum Tod der klassischen Offshorefirma
Warum Sie im steuergünstigen Ausland leben müssen
Gold lagern im Ausland - was Sie wissen müssen
USA - Firmengründung - LLC, LP oder C-Corporation?
5% Steuern in Malta endlich verständlich
Unternehmensstandort Rumänien: Der Geheimtipp für Unternehmen jeder Größe
Non Dom: 0 % Steuern auf Ausländische Einkünfte
Gegen die Republikflucht: Neuregelung der deutschen Wegzugsbesteuerung ab 2022
Auswandern nach Rumänien: Alles was du wissen musst
Firma gründen in der Schweiz als Deutscher
Welche Vorteile bietet die E-Residency in Estland?
Alternative zu Dubai: Die nördlichen Emirate & Ras Al Khaimah
Revolut vs. Wise: Welches Konto ist besser für Auswanderer?
Unbeschränkte Steuerpflicht in Deutschland beim Wohnsitz im Ausland?
Steuergestaltung mit internationalen Holding-Gesellschaften
Was steckt hinter den 16 Fragen, die das Finanzamt Auswanderern stellt?
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Quellensteuer Schweiz: Was Deutsche in der Schweiz wissen müssen
Alles was Sie zur Firmengründung in Singapur wissen müssen
Bulgarien als zukünftiger Unternehmensstandort
Remote Arbeiten: Die 18 besten ortsunabhängigen Jobs
Portugal schafft NHR-Status 2024 ab
Als Freiberufler nach Nordzypern ziehen: Das sollten Sie wissen
Timestamps
00:00 - Begrüßung & Einleitung – Für wen könnte Malta ein interessanter Unternehmensstandort sein?
02:54 - Ein Unternehmen in Malta registrieren – Optionen, Ablauf und Stammkapital
05:43 - Muss ich einen lokalen Geschäftsführer in Malta einstellen oder nicht?
07:45 - Substanz aufbauen
10:31 - Die hohen Anforderungen an die Buchführung in Malta
13:00 - Ein Bankkonto in Malta eröffnen
14:53 - Die Beantragung der Umsatzsteuer-ID
16:22 - Besser Irland oder Malta?
19:52 - Die Körperschaftsteuer in Malta von 5 % oder 35 % erklärt
23:55 - Wohnsitz Malta und eine Auslandsgesellschaft
25:30 - Malta empfehlenswert für Online Casinos und Krypto-Unternehmen
30:13 - Yacht-Registrierung in Malta
31:31 - Die Beantragung der Lizenz für ein Online Casino
33:31 - Wie kann ich diesen Vorgang beschleunigen?
34:59 - Die Sache mit der Niederlassungsfreiheit innerhalb der EU näher erklärt
38:41 - Ist Malta als Standort für meine Holding empfehlenswert?
41:14 - Die globale Mindestbesteuerung betrifft nicht alle
44:14 - Shelf Companies
47:18 - „Aggressive Steuerplanung“ und neue Anordnungen der ATAD
50:53 - Was mir steuerlich angehängt kann, wenn ich in Malta lebe und Deutschland besuche
53:45 - Konkrete Schritte und Ratschläge für eine geplante Umsiedlung nach Malta
Mitschrift zu Folge 24 Perspektive Ausland: Malta – nur 5% Körperschaftsteuer. So funktioniert‘s
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung & Einleitung – Für wen könnte Malta ein interessanter Unternehmensstandort sein?
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute sprechen wir über die Unternehmensgründung in Malta. Malta war ja früher eine britische Kolonie. Heute ist Malta das kleinste Land in der EU. Fangen wir gleich mit der ersten Frage an: Für wen könnte Malta ein idealer Unternehmensstandort sein?
Sebastian: Wir haben ja schon in einer vorherigen Podcast Episode von Perspektive Ausland von Malta als Wohnsitzstaat gesprochen, und ich empfehle jedem im Grunde genommen, sich diese Podcast Episode anzuhören, entweder davor oder danach. Denn in der Tat ist unserer Erfahrung nach, und wir sind in Malta seit 2012 aktiv, ist es tatsächlich so, dass Malta sich vor allen Dingen dann anbietet, wenn man eben als Geschäftsführer, Hauptgesellschafter, Mitgesellschafter nach Malta tatsächlich umzieht, den Wohnsitz dorthin verlegt und dann von Malta aus das Unternehmen betreibt. Also jeder, der sich das vorstellen kann, von Malta aus ein Unternehmen zu betreiben, vor Ort tatsächlich mit physischer Präsenz in Malta, für den kommt es in Frage. Manche Dinge bieten sich da natürlich nicht an, also alles was mit Logistik zu tun hat, wo man ein Lager braucht, ist sehr schwierig. Malta ist weit ab vom Schuss, man wird es auch sehen, wenn man dort wohnt und zum Beispiel bei Amazon bestellt, die liefern nur wenige Produkte nach Malta. Und bei den Produkten, die sie liefern, da sind die Kosten für die Lieferung sehr hoch. Das heißt also überall, wo Massen aus Lagern und so versandt werden, ist Malta nicht geeignet. Aber für jemanden, der Dienstleistungen anbietet, Internet Start-ups, da gibt es natürlich die Spezialgebiete Krypto und Online-Gaming, Beratung, also alle diese Themen letztlich. Wenn jemand irgendwie eine Software-Platform oder eine Internet-Plattform baut, all diese Themen lassen sich ideal von Malta aus betreiben. Wir haben sehr vielen Mandanten geholfen, nach Malta umzuziehen, die da sehr erfolgreich und sehr wohlhabend geworden sind, das Umfeld optimal ausgenutzt haben. Das jedenfalls ist die beste Option. Wovon wir dringend abraten, ist zum Beispiel in Deutschland zu wohnen und dann eine maltesische Gesellschaft zu betreiben.
02:54 - Ein Unternehmen in Malta registrieren – Optionen, Ablauf und Stammkapital
Daniel: Das war eine gute Zusammenfassung zum Einstieg. Welche Gesellschaftsformen gibt es denn in Malta? Wenn ich jetzt vorhabe, dort eine Gesellschaft zu gründen, ein Unternehmen zu gründen, finde ich dort die alten Bekannten wieder wie zum Beispiel im UK die Limited, PLC, LPP oder ähnlich wie in den USA die LLC? Wie ist das auf Malta? Was gibt es da für Möglichkeiten?
Sebastian: Malta war bis nach dem Zweiten Weltkrieg unter britischer Kontrolle und haben natürlich demzufolge viele Aspekte des britischen Gesellschaftsrechts mit übernommen. Das heißt, es gibt so im Grunde die gleichen Rechtsformen, die es auch in Großbritannien gibt. Die gängigste Rechtsform ist die Limited, dann gibt es die Public Limited, auch Limited Partnership und solche Dinge. Im Grunde die zur Gründung einer Gesellschaft notwendigen Elemente sind dann auch wieder die Gleichen, wie in Großbritannien, also Company Secretary, es gibt Directors, es gibt Shareholders, also all diese Begriffe sind mehr oder weniger identisch in Malta.
Daniel: Ist es schwierig, also vom Aufwand her, man kennt es ja oder liest es auf vielen Webseiten, zum Beispiel wenn man an das UK denkt, innerhalb von 24 Stunden, ein, zwei Tagen kann man da eine Gesellschaft gründen. Man muss oftmals nicht anreisen, manchmal sieht man auch die Angebote, dass man alles online basiert machen kann, so klick, klick, klick und man hat eine Gesellschaft. Wie kann man sich das auf Malta vorstellen, vielleicht im Vergleich zum UK?
Sebastian: Im UK ist man da sicherlich verwöhnt, da ist ja alles voll elektronisch. Das heißt, die ganze Einreichung ist komplett elektronisch, da muss nichts unterschrieben werden, es braucht keinen Notar, man reicht letztlich die Daten online ein, und die Gesellschaft wird sofort eingetragen. Das ist in Malta nicht so. Man muss es sich ähnlich vorstellen im Grunde wie in Irland. Bei der Gründung einer irischen Gesellschaft werden ja auch Unterschriften notwendig. In Irland mittlerweile können die elektronisch eingereicht werden. In Malta ist es so, dass unterschrieben werden muss, die Dokumente vom Geschäftsführer, von den Gesellschaftern, und dann müssen die per FedEx hin und her geschickt werden. Es dauert auf jeden Fall länger als in Großbritannien, aber auch in Malta braucht es natürlich keinen Notar, und die ganze Sache lässt sich normaler in nützlicher Frist abwickeln. Ich würde mal sagen sieben bis zehn Tage vielleicht.
Daniel: Vielleicht noch eine wichtige Frage, die auch immer wieder unsere Zuschauer und Zuhörer interessiert, das sind die Anforderungen ans Stammkapital. Wieviel Stammkapital muss mindestens eingezahlt werden?
Sebastian: In Malta bei der Limited, das unbedingte Stammkapital sind 1.200 €, wovon ein Viertel eingezahlt werden muss. Sehr überschaubar, aber nicht wie in Großbritannien, wo ja dann wiederum bei einer UK Limited letztlich 1 £ oder so einbezahlt werden muss.
05:43 - Muss ich einen lokalen Geschäftsführer in Malta einstellen oder nicht?
Daniel: Für einige mag jetzt die Frage aufkommen, ob man selbst Geschäftsführer der Gesellschaft in Malta sein kann, oder ob man einen lokalen Geschäftsführer anstellen muss. In einigen Ländern ist das ja so, aber wie ist es auf Malta?
Sebastian: Man muss jetzt immer unterscheiden, wovon wir hier sprechen. Wenn man rein vom Gesellschaftsrecht spricht, muss man natürlich keinen in Malta ansässigen Geschäftsführer haben. Wenn man das Ganze aus steuerlicher Sicht anschaut, dann ist es natürlich absolut notwendig, denn nur der in Malta ansässige Geschäftsführer, und ich rede jetzt nicht von einem Erfüllungsgehilfen, sondern von einem Geschäftsführer, der da tatsächlich lebt, der auch für das Konto zeichnungsberechtigt ist mit Einzelunterschrift, der tatsächlich das Tagesgeschäft der Gesellschaft führt. Nur eine solche Person ist letztlich in der Lage, dafür zu sorgen, dass die Betriebsstätte der Gesellschaft auch in Malta ist, und nur dann kann ich ja vom günstigen Körperschaftsteuersatz von 5 % profitieren. Wenn ich in Deutschland lebe und Geschäftsführer der Gesellschaft bin, auch ein de facto Geschäftsführer zählt hinzu, also auch wenn ich zwar nicht als Geschäftsführer eingetragen bin, aber es nur irgendeinen Erfüllungsgehilfen gibt, aber ich bin derjenige, der die Strippen zieht, dann ist diese Gesellschaft steuerlich in Deutschland veranlagt, zahlt also komplett die gleichen Steuern wie eine deutsche GmbH, und das ganze Setup ist sinnlos. Also erst der in Malta lebende Geschäftsführer garantiert mir tatsächlich die maltesische Betriebsstätte, und es wird natürlich von den ausländischen Finanzämtern sehr stark geprüft. Und da die meisten jetzt natürlich nicht hier einen Geschäftsführer anstellen können und wollen in Malta, und dem jetzt noch ein was weiß ich ortsübliches Gehalt von 120.000 € bezahlen wollen, ist in der Regel für die meisten Unternehmer die pragmatischste Lösung dorthin umzuziehen, nach Malta, den Wohnsitz dorthin zu verlegen und dann selbst der Geschäftsführer der eigenen Gesellschaft zu werden.
07:45 - Substanz aufbauen
Daniel: Okay, das heißt, ich gründe eine Gesellschaft in Malta, bin selbst Geschäftsführer der Gesellschaft, aber, wie Du schon gesagt hast, muss ich dann natürlich dort wohnen und noch idealerweise ein Büro anmieten. Ich muss sozusagen, wie man immer so schön sagt, Substanz schaffen. Mit welchen Kosten rechne ich denn da? Mein eigenes Gehalt kann ich ja selber festlegen, aber das Gründen einer Betriebsstätte, das heißt, kann ich zum Beispiel im Homeoffice arbeiten? Muss ich ein extra Office mieten, und wenn ja oder nein, mit welchen Kosten ist das verbunden?
Sebastian: Es ist definitiv nicht notwendig, ein eigenes Büro zu mieten, wenn man dort wohnt. Es ist gang und gäbe bei unseren Mandanten, dass sie von zu Hause arbeiten, dass da auch die Betriebsstätte der Gesellschaft ist. Wir hatten ja schon im vorherigen Podcast besprochen, was so die Mieten in Malta sind. Wer sehr anspruchslos ist, der bekommt für weniger als 1.000 € was. Ich würde sagen, wer normale bis hohe Ansprüche hat, der zahlt zwischen 2.000 € und 5.000 € im Monat für eine Wohnung und kann natürlich dann dort die Gesellschaft auch entsprechend domizilieren. Aufgrund der steuerlichen Sicht möchte man ja vor allem, wenn man in Malta lebt den Non-Dom Status nutzen. Den Non-Dom Status nutzen heißt konkret, dass man natürlich die Einkünfte, die man sich persönlich in Malta in Form von Gehalt oder Dividenden oder Sonstigem so gering wie möglich hält, denn darauf muss ich ja in Malta als Geschäftsführer und dort lebende Person Steuern bezahlen. Das heißt, ich werde mir nur so viel auszahlen, wie ich zum Leben brauche. Nehmen wir mal an ich habe eine Wohnung, als ich selbst in Malta gewohnt habe, hatte ich zum Beispiel eine Wohnung gemietet, die hat so 2.000 € im Monat gekostet, und dann rechnet man noch ein bisschen für Verpflegung. Mal angenommen, man braucht so vier 4.000 € bis 5.000 € im Monat, dann würde ich mir ein Gehalt auszahlen, was entsprechend so bemessen ist. Und man kann davon ausgehen, dass die Steuersätze in Malta vergleichbar sind mit Steuersätzen in anderen Ländern, was die Einkommensteuer anbelangt, ich sage mal ein Drittel. Ein Drittel geht also für die Einkommensteuer drauf, das müsste man also als Gehalt rechnen. Alles, was in Malta eben anfällt, muss davon abgedeckt werden, und der Rest wird ja dann über die Holdingstruktur, die etabliert wird, ohnehin dann im Ausland anfallen, ist dann steuerfrei. Das heißt im Grunde genommen, indem ich mir ein Gehalt bezahle, mit dem ich die Miete bezahlen kann und so weiter, sind im Grunde die Kosten für die Gesellschaft schon mehr oder weniger dann abgedeckt. Man muss natürlich die üblichen Buchhaltungs- und Steuerberatungskosten und so weiter noch hinzurechnen, aber die Kosten sind meiner Meinung nach sehr überschaubar und hängen ganz stark vom persönlichen Lebensstandard ab.
10:31 - Die hohen Anforderung an die Buchführung in Malta
Daniel: Da hast Du mir gerade ein ganz gutes Stichwort geliefert. Kosten für Buchführung hast Du gerade erwähnt und Steuerberater. Jetzt schwärmen ja einige, die eine Limited gegründet haben oder gründen wollen oder Anbieter im Internet immer davon, wenn man eine Limited im UK gründet, braucht man de facto keine Buchführung. Wie ist denn das in Malta? Und ist es im UK wirklich so?
Sebastian: Das ist natürlich ein Gerücht, das ist definitiv nicht so. Eine Limited ist eine in Großbritannien ansässige Kapitalgesellschaft, die muss dort eine Steuererklärung einreichen und Steuern bezahlen, außer natürlich, sie kann nachweisen, dass sie in einem anderen Land Steuern bezahlt hat. Wenn ich ja ein Modell hatte wie früher, wo ich jetzt eine Niederlassung mit UK Limited habe in Deutschland, dann zahle ich in Deutschland Steuern, und nicht im UK, ganz klar. Aber zu sagen, wenn die Gesellschaft in Großbritannien nichts macht, ist dort nichts einzureichen, das ist falsch. Das ist nur dann zutreffend, wenn ich eine Ansässigkeitsbescheinigung eines anderen Finanzamtes mit vergleichbaren Steuersätzen nachweisen kann. Und in Malta ist ganz genau das Gleiche. In Malta sind sogar die Anforderungen noch höher, denn in Malta ist es notwendig, dass jede Gesellschaft, auch die kleinste, ihre Abschlüsse testieren lässt. Man muss sich im Grunde gar nicht vor dem Finanzamt fürchten oder vor Betriebsprüfungen, die alle fünf Jahre stattfinden. Man hat wirklich in Malta jedes Jahr den Wirtschaftsprüfer mehrere Tage im Büro sitzen, der jeden Beleg tatsächlich umdreht. Und wenn dort irgendetwas Zweifelhaftes dabei ist, dann gibt er kein Testat für diese Gesellschaft ab oder wird diese Position zumindest im Testat auflisten. Man darf sich natürlich nicht vorstellen, dass Malta in irgendeiner Weise eine Bananenrepublik wäre, wo man solche Methoden anwenden kann, die in anderen Ländern, wie zum Beispiel Deutschland oder so nicht akzeptiert werden würden. In Malta ist es ganz genau das Gleiche. Im Gegenteil, Malta ist eher noch strenger. Es sind zum Beispiel in Malta Darlehen und Gesellschaft und Geschäftsführer nicht zulässig, was ja in Deutschland gang und gäbe ist und von vielen Unternehmern mit einer GmbH auch genutzt wird. In Malta ist da schon eine große Genauigkeit in der Buchhaltung notwendig.
13:00 - Ein Bankkonto in Malta eröffnen
Daniel: Habe ich mich jetzt also für eine Gesellschaftsgründung entschieden in Malta, ich kann selbst Geschäftsführer sein, ich weiß, ich muss mindestens eine Wohnung mieten und dort von meinem Homeoffice aus arbeiten. Ich weiß, ich brauche einen Steuerberater. Was noch notwendig ist, um unternehmerisch tätig zu sein, ist ein Bankkonto. Und das ist ja in vielen Ländern auch zunehmend schwieriger geworden, für Neugründung ganz speziell, ein Bankkonto zu eröffnen. Was kommt dort auf einen Unternehmer in Malta zu, wenn er zur Bank geht und ein Konto eröffnen will?
Sebastian: Das ist in Malta praktisch unmöglich. Es ist abartig schwierig. Viel schwieriger, als in den meisten anderen Ländern. Da kann man nur davon abraten. Es gibt in Malta natürlich die HSBC, es gibt die Bank of Valletta, es gibt Banif, und dann noch eine Reihe von kleineren Banken, auch zum Beispiel die österreichische Sparkasse hat da eine Niederlassung. Aber selbst mit Wohnsitz in Malta ist es unendlich schwierig, dort ein Konto zu bekommen. Das geht teilweise ein halbes Jahr, man muss einen umfangreichen Businessplan, Webseite und so weiter einreichen, nur dann ist es möglich. Das heißt, wir sagen im Grunde den meisten Mandanten, dass sie ein Konto eröffnen sollen bei einer der Internetbanken, also Wise, Revolut oder aber, es gibt ja auch in Malta etliche neue Banken, da kann man es auch probieren. Aber bei den traditionellen Banken ist es sehr schwierig, und das auch schon seit vielen Jahren. Man muss auch sagen, wir hatten es ja im Podcast angesprochen, da gibt es auch eine gewisse Bevorzugung von Einheimischen. Wenn man maltesisch ist, ist es was ganz anderes, oder wenn man ein Büro hat, wo hundert Leute sitzen, das ist auch was ganz anderes. Aber alles andere ist schwierig in Malta.
14:53 - Die Beantragung der Umsatzsteuer-ID
Daniel: Für viele ist es ja sehr wichtig, eine europäische Umsatzsteuer-ID zu bekommen. In europäischen Ländern wie Irland ist das in letzter Zeit immer schwieriger geworden. Unsere Frage ist jetzt: Wenn ich in Malta eine Gesellschaft gründe, wie einfach oder auch schwer ist es, dort eine europäische Umsatzsteuer-ID zu beantragen?
Sebastian: Man muss sich immer vor Augen halten, wie klein Malta eigentlich ist. Die Bevölkerung sind 400.000 Leute. In der Abteilung, in der Umsatzsteuernummern vergeben werden, arbeiten zwei Leute. Wenn jetzt der eine krank oder im Urlaub ist, dann ist es einer. Und die muss sich dann durch den Wust von Anträgen durcharbeiten. Schon alleine deswegen kann es möglicherweise sehr lange dauern, bis die Umsatzsteuer-Identnummer vorhanden ist, selbst wenn der Antrag an sich in Ordnung ist. Ansonsten würde ich sagen, gelten die anderen Bedingungen, wie wir sie zum Beispiel auch in Irland haben, und es werden auch die gleichen Schwierigkeiten, die man in Irland hat, und die es ja auch jetzt in vielen anderen EU-Ländern mittlerweile gibt. Wenn man also dort vor Ort lebt und zeigen kann, dass die Gesellschaft eine Betriebsstätte hat und vor Ort in die Wertschöpfung involviert ist, dann ist es möglich, und dann bekommt man sie auch, die U-ID Nummer, unter der Prämisse, dass die beiden Herrschaften dort voll einsatzfähig sind, hat man sie auch innerhalb von ein paar Wochen. Aber wenn das nicht der Fall ist, ist es praktisch aussichtslos.
16:22 - Besser Irland oder Malta?
Daniel: Jetzt stellt sich mir die Frage, wenn ich alles das, was wir über Malta gehört haben, mal vergleichen mit dem Standort Irland, wäre es dann nicht genau so attraktiv, oder vielleicht sogar attraktiver, nach Irland zu gehen und dort eine Firma zu gründen? Ist auch in der Europäischen Union, mit Bankkontoeröffnung, VAT-Nummer Registrierung scheint in Irland ähnlich schwierig oder gleich schwierig, vielleicht sogar leichter zu sein, als in Malta, wenn ich zumindest die entsprechende Substanz dort aufbaue und ansässig bin als Geschäftsführer. Also warum Malta?
Sebastian: Das ist eine sehr gute Frage. Viele Mandanten stehen natürlich vor der Frage, gerade, wenn sie jetzt im Grunde flexibel sind und auch sagen können, sie wollen umziehen, aber können in beiden Ländern wohnen: Was ist besser? Malta oder Irland? Zunächst muss man sagen, dass es eigentlich eine Frage ist, die mit Steuern und so weiter nichts zu tun hat, sondern da geht es natürlich auch um Reputation. Wenn ich jetzt in irgendeinem Bereich tätig bin, wo große deutsche Unternehmen regelmäßig Rechnungen erhalten, dann ist es möglich, dass die sagen: „Naja, eine Rechnung aus Malta sehen wir nicht so gerne, und da bekommen wir Probleme.“ Da gibt es ein gewissen Misstrauen. Man sagt ja immer, je kleiner die Insel, desto unseriöser ist es. Und Malta ist nun mal die kleinste Insel von allen. Großbritannien und Irland sind ja deutlich größere Inseln. Insofern ist da natürlich auch die Reputation, muss man sagen, in Irland deutlich besser. Natürlich gibt es viele Branchen, wo das egal ist. Wenn man eine Seite betreibt mit Online-Gaming oder eine Seite, die sich an Verbraucher richtet, spielt das eh keine Rolle. Oder vielleicht habe ich mit den Kunden, die ich berate, so ein joviales Verhältnis, dass es auch egal ist. Aber man muss natürlich sehen, in Irland sind Facebook, Microsoft, Google und so die ganz großen IT-Unternehmen, das heißt, jeder identifiziert sofort IT mit Irland. Wenn ich in der Branche tätig bin, ist es nicht schwierig, hier als innovativ und seriös angesehen zu werden, während es in Malta manchmal schwierig ist. Aber das ist die erste Frage, die man beantworten müsste. Die zweite Frage ist, haben wir ja schon besprochen, der Umzug ist im Grunde unbedingt notwendig, und es ist nun mal so, dass die Lebensqualität in Irland, sage ich mal in Anführungszeichen „speziell“ ist. In Irland regnet es tatsächlich jeden Tag, was ja in Großbritannien nicht der Fall ist, auch wenn viele das glauben. In Irland regnet es tatsächlich jeden einzelnen Tag, und man muss sich überlegen, ob man das möchte, ob einem das etwas ausmacht. Da ist Malta natürlich attraktiver, ist Mittelmeer, man hat viel Sonne, wenn man ein Boot hat, kann man dort viel machen. Die Lebensqualität in Malta ist, wenn man Sonne mag, deutlich besser. Und steuerlich ist in Irland die Körperschaftsteuer 12,5 %, und in Malta 5 %. Das ist weniger als die Hälfte, das heißt für die maximale steuerliche Hebelwirkung ist Malta ein deutlich besserer Standort, vor allen Dingen, weil bei großen Gewinnen, also bei Gewinnen im Millionen Bereich oder so die Hälfte der Steuer ja auch eine große Hebelwirkung hat. Also wenn ich sage: „Ich zahle jetzt 1 Million € Steuern oder 500.000 €, das ist ein großer Betrag.
19:52 - Die Körperschaftsteuer in Malta von 5 % oder 35 % erklärt
Daniel: Kommen wir noch einmal genauer auf die Körperschaftsteuer zu sprechen. Sucht man nach Information zu Malta, stößt man mal auf 5 %, mal auf 35 % Körperschaftsteuer. Sebastian erklärt jetzt, was es damit auf sich hat, und mit welcher Körperschaftsteuer man in Malta rechnen muss.
Sebastian: Die Malteser haben es relativ trickreich gemacht. Als die 2002 Teil der EU wurden, haben sie die großen Beratungshäuser, zum Beispiel PwC gefragt, sie hier im Hinblick auf die Überholung des Körperschaftsteuersystems letztlich zu beraten. Die wollten auf keinen Fall so sein wie Zypern, so die „Russen-Insel“ sage ich mal in Anführungszeichen, sondern die wollten das intelligent machen. Und PwC hat dann die Idee gehabt, dass man sagt: „Naja, okay, dann machen wir das so: Die Körperschaftsteuer ist 35 % und ist damit die höchste in der EU.“ Und das taucht überall auf, wenn Du irgendwelche Vergleiche siehst zu Körperschaftsteuer in der EU, dann stehen da immer solche Balkendiagramme, dann ist Malta immer ganz unten, weil es mit Abstand der teuerste Körperschaftsteuersatz ist. Deutschland hat ja nur 15 % Körperschaftsteuer. Malta hat also 20 % mehr, so dass man dann zunächst denkt: „Naja, Malta ist ja echt teuer.“ Der Trick ist natürlich der, dass man sagt, dass ausländische Gesellschafter dann eine Steuererstattung erhalten, nämlich sechs Siebtel dieser bezahlten Körperschaftsteuer werden dann dem ausländischen Gesellschafter erstattet. Also ein ganz einfaches Rechenbeispiel: Ich habe eine Gesellschaft in Malta, und diese Gesellschaft hat einen Gewinn von 100.000 €. Dann werden zunächst 35.000 € an Körperschaftsteuer bezahlt, die müssen auch tatsächlich bezahlt werden, oder zumindest mussten sie bis vor Kurzem, da kommen wir gleich noch zu. Die Gesellschafter dieser maltesischen Gesellschaft, die ausländischen Gesellschafter erhalten dann davon sechs Siebtel zurück, das sind 80 %, in unserem Rechenbeispiel 30.000 €, so dass dann die effektive Körperschaftsteuer, die bezahlt werden muss, nur 5 % sind, nämlich 5.000 €. Das heißt, der effektive Körperschaftsteuersatz in Malta sind 5 %, nicht aber der tatsächlich ausgeschriebene Körperschaftsteuersatz, das sind die 35 %. Damit dieses System funktioniert, braucht man Holdinggesellschaften, und in der Regel werden dort zwei Holdinggesellschaften von uns installiert. Eine Holdinggesellschaft in Malta, und diese maltesische Holdinggesellschaft hat den Vorteil, dass ich dann eine gemeinsame Veranlagung der beiden maltesischen Gesellschaften, der operativen Gesellschaft und der Holdinggesellschaft in Malta auf der Körperschaftsteuererklärung machen kann, und somit wird dieser Tax-Refund eliminiert. Ich muss also nicht mehr erst 35 % bezahlen und bekomme dann sechs Siebtel zurück. Es ist ja möglicherweise ein Cashflow Problem. Wenn ich jetzt an größere Beträge denke, wo man denkt: „Okay, ich muss jetzt vielleicht 350.000 € an Steuern bezahlen“, ist es möglicherweise ein Cashflow Issue. Das kann ich mir mit der Holding sparen. Ich kann also dann direkt diese 5 % eben dann an das Finanzamt überweisen, und die ausländische Holding brauche ich dann noch, und die gründen wir regelmäßig in Schottland als eine Limited Partnership in Schottland. Die brauche ich letztlich noch dafür, dass ich, wenn ich in Malta wohne, ja nur ausländische Einkünfte steuerfrei vereinnahmen kann. Wenn jetzt die maltesische Holdinggesellschaft an die ausländische Holdinggesellschaft in Schottland die 95 % des verbleibenden Gewinnes ausschüttet und dann mir die schottische LP diese 95 % ausschüttet, dann ist das Auslandseinkommen für mich in Malta, und ich muss es nicht besteuern. So funktioniert eigentlich die Holdingstruktur in Malta.
23:55 - Wohnsitz Malta und eine Auslandsgesellschaft
Daniel: Übrigens, den Podcast, den Ihr gerade hört, gibt es auch als Video auf YouTube oder auf unserer Webseite. Dort seht Ihr dann auch die Grafiken oder Bilder, die wir einblenden. Es lohnt sich also bei einigen Themen zum besseren Verständnis, auch das Video nochmal anzuschauen. Wir haben jetzt darüber gesprochen, wenn ich eine Gesellschaft gründe in Malta und in Malta unternehmerisch tätig bin. Ich habe einen Wohnsitz in Malta, und ich habe meinen Unternehmenssitz in Malta und erbringe meine Leistung von Malta aus. In dem Fall, ich habe meinen Wohnsitz in Malta, aber habe eine Auslandsgesellschaft generell, habe in Malta also keine Gesellschaft gegründet, dann gelten von vornherein welche Steuersätze für mich? Was ist dann mit meinem Einkommen?
Sebastian: Naja, wenn ich jetzt, und viele Mandanten haben das ja, das ist ja der Vorteil an Malta, es gibt im Grunde dann ein sehr benutzerfreundliches Außensteuerrecht, sehr benutzerfreundliche CFC-Rules. Wenn ich also in Malta lebe und den maltesischen Non-Dom Status habe, und dann sagen wir mal zum Beispiel an einer Gesellschaft beteiligt bin in Singapur, und diese Gesellschaft in Singapur schüttet mir dann eine Dividende aus von 100.000, und ich führe diese nicht nach Malta ein, sondern lasse die auf einem Konto außerhalb Maltas, dann sind diese in Malta auch steuerfrei. Details dazu haben wir ja schon besprochen in der ersten Folge zu Malta, wo es um den Wohnsitz in Malta geht.
25:30 - Malta empfehlenswert für Online Casinos und Krypto-Unternehmen
Daniel: An dieser Stelle wollen wir unseren Zuschauern und Zuhörern noch einmal empfehlen, auch unsere erste Folge zu Malta anzusehen oder anzuhören. Da sprechen wir ja ausführlich über Malta als Wohnsitz oder was man wissen sollte, wenn man überlegt, dort zu wohnen. Gäbe es noch andere Gründe für mich als Unternehmer, meinen Unternehmens- und Wohnsitz nach Malta zu verlegen? Und zwar spreche ich da jetzt ganz speziell Vorteile des Standortes Malta für bestimmte Branchen oder Geschäftszwecke an, also zum Beispiel Gambling, Glücksspiel, Sportwetten, hattest Du ganz am Anfang glaube ich auch schon erwähnt, oder vielleicht als Yacht Besitzer, da taucht Malta manchmal auf. Vielleicht kannst Du uns dazu nochmal was erzählen.
Sebastian: Was wir bisher besprochen haben, ist im Grunde die überwiegende Mehrheit unserer Mandanten. Die verwenden genau das Setup, wie wir das jetzt besprochen haben, das heißt jemand hat zum Beispiel eine neue Geschäftsidee, verlässt in Deutschland seinen Job, verlässt Deutschland, zieht nach Malta um und baut dieses Business dann letztlich dort in Malta auf mit seinen Geschäftspartnern. Wir hatten viele Mandanten, die es dann bis zum Verkauf geführt haben, und dann natürlich sehr lukrativ beim Exit dann komplett alles steuerfrei vereinnahmen konnten. Wenn man sich das vorstellt, man gründet ein Start-up, verkauft das in drei, vier Jahren für 10 Millionen, die sind dann komplett steuerfrei, wenn man in Malta wohnt. Das ist schon ein Wort. Was wir besprochen haben, das ist ein Standard Setup für die meisten Mandanten. Es gibt dann natürlich Spezialfälle, die Du angesprochen hast. Malta ist weltweit führend für Online Casinos, die haben dort eine sehr, sage ich mal, weit anerkannte Gesetzgebung für die Lizenzierung von Online Casinos, das heißt die hat allgemein einen hohen Standard und ist auch so anerkannt in der Welt. Das heißt im Grunde, wer ein Online Casino betreiben will, der tut dies oft in Malta, und da gibt es auch sehr viele dieser Online Gambling Firmen. Es ist absolut ein Hub dort. Die schaffen sehr viele Jobs, denn es ist ja klar, ich mache so ein Online Casino nicht für die maltesische Kundschaft, sondern ich habe dann deutsche Spieler und brauche insofern ein deutsches Support Team. Die Gesetzgebung schreibt vor, dass das alles von Malta aus passiert. Deswegen gibt es alleine schon 8.000 Schweden in Malta, die in dieser Branche arbeiten. Das ist ganz sicherlich eine Branche. Vor wenigen Jahren wurde Malta auch so ein bisschen Krypto Island genannt, weil im Grunde genommen Malta sich gesagt hat: „Das Gleiche, was wir damals mit den Online Casinos gemacht haben, machen wir jetzt mit Krypto. Mit Blockchain.“ Es gab damals im Grunde noch gar kein anderes westliches Land, was hier irgendeine Art von Regulierung für Blockchain Unternehmen, Krypto Unternehmen, zum Beispiel sage ich jetzt mal eine Krypto Exchange hatte. Und insofern hat Malta hier Rechtssicherheit geboten für diese Unternehmen. Das ist jetzt so ein bisschen auch ein wichtiger Standort geworden für Krypto Unternehmen. Ein ganz bekanntes Beispiel ist Binance, wobei man nicht genau weiß, die haben zwar eine Krypto Lizenz in Malta, aber sind die da ansässig, sind die da nicht ansässig? Da gibt es einige Gerüchte. Es gibt jedenfalls Krypto Exchanges, die da ansässig sind, und ganz viele Unternehmen in dem Blockchain Bereich sind in Malta ansässig. Einen gewissen Dämpfer hat, sage ich mal diese Maßnahme der FATF geführt letztes Jahr, wo ja Malta auf die graue Liste gesetzt wurde, aber ich denke, das wird gelöst werden, und dann wird dem nicht mehr entgegenstehen. Also Krypto ist eine zweite Branche, wo man sich überlegen sollte, in Malta möglicherweise Fuß zu fassen, wenn man in dem Bereich tätig ist. Natürlich die ganze Finanzbranche ist auch relativ groß, also alternative Investment Funds, Finanzberater, Investmenthäuser und so. Da ist natürlich auch relativ viel los in Malta, das heißt, das wäre eine weitere Branche. Was alle diese drei Branchen im Grunde gemeinsam haben, ist, dass sie letztlich von der Regierung besonders gefördert werden, denn Malta hat ja keinerlei natürliche Ressourcen. Und es ist ein sehr kleines Land. Die mussten sich im Grunde genommen überlegen: Wie können wir innerhalb der wirtschaftlichen Union wirtschaftlich überleben? Was ist unser USP, also was können wir machen? Welches Umfeld können wir schaffen, dass wir attraktiv sind für externe Investments? Hier hat man versucht, dann entsprechend sich zu profilieren, und natürlich zum Teil wenigstens mit sehr großem Erfolg.
30:13 - Yacht-Registrierung in Malta
Sebastian: Das Thema Yachten, das Du angesprochen hast, das ist einfach ein Programm, das es schon seit längerem auf Malta gibt. Es erlaubt letztlich einem zukünftigen Yacht Besitzer eine Yacht mehrwertsteuerfreundlich in die EU zu importieren, was natürlich bei Yachten immer ein Riesen Thema ist. Man muss ja eine privat genutzte Yacht in der Europäischen Union voll mit Mehrwertsteuer versteuern, das heißt, wenn die Yacht 10 Millionen kostete, dann lege ich nochmal extra 2 Millionen Umsatzsteuer drauf. Das maltesische System erlaubt es jetzt letztlich, dass ich diese Yacht über eine Firma erwerbe. Diese Firma erwirbt dann dieses Boot als eine Chartergesellschaft, muss somit also somit zunächst mal zum Zeitpunkt des Kaufes keine Umsatzsteuer bezahlen, denn im Gewerbsbereich ist keine Umsatzsteuer fällig. Dann vermietet also meine eigene Chartergesellschaft die Yacht an mich, und dafür muss ich dann natürlich Umsatzsteuer bezahlen. Somit kann ich dann letztlich die fällige Umsatzsteuer über eine Periode von sieben Jahren und auch noch zu einem günstigeren Satz mehr oder weniger, ich sage mal abstottern an die maltesischen Behörden. Das ist der Sinn dieser maltesischen Umsatzsteuerregelung für den Yachtkauf, auch sehr populär natürlich.
31:31 - Die Beantragung der Lizenz für ein Online Casino
Daniel: Am nächsten Tag habe ich mich mit Sebastian noch einmal getroffen, und wir sind noch auf ein paar andere, spezielle und interessante Punkte zur Unternehmensgründung auf Malta zu sprechen gekommen. Gerade Vorhaben wie Finanzdienstleistungen, Casinos, Online Gambling oder Krypto Unternehmen benötigen spezielle Lizenzen, die man auf Malta auch beantragen kann. Aber die Frage ist: Wie lange dauert das? Und wie schnell ist man mit seiner Gesellschaft dann geschäftsfähig?
Sebastian: Es ist in der Tat so, dass es hier zum Teil große Missverständnisse hinsichtlich der Anforderungen der maltesischen Behörden gibt. Es ist ein sehr langwieriger Prozess. Ich würde nicht sagen langwieriger als in anderen Staaten, wir haben ja zum Beispiel mit dem Simon Fundel vor einigen Wochen gesprochen, wie lange er gebraucht hat, um in der Schweiz seine Krypto Exchange Lizenz zu bekommen. Da muss man sich eine ähnliche Dauer auch in Malta vorstellen. Wir reden hier minimal von sechs Monaten bis zwölf Monate oder länger, bis man diese Lizenz hat. Und die sechs Monate gehen auch nur dann, wenn man tipp komplett fertig ist. Wir haben manchmal Mandanten, die kommen zu uns und sagen, sie möchten ein Casino eröffnen. Die Anforderungen, die dort gestellt werden an die Software, die sind extrem hoch. Das heißt, in der Regel kostet es, eine Software zu entwickeln, mehrere hundert tausend für so ein Online Spielcasino, selbst wenn es ein einfacheres Spiel ist, und man muss die dann komplett auch technisch dann prüfen lassen, ob die den rechtlichen Anforderungen erfüllt, wie die Wettquoten sind und so weiter. Das sind ganz enorme Aufwände. Wie gesagt, das ist etwas, was langfristig angedacht und angegangen werden muss, nichts davon ist schnell, nichts davon ist günstig, das dauert enorm lange, man braucht dafür sehr kompetente Berater, Anwälte, Wirtschaftsprüfer. Das ist etwas, was man absolut nicht unterschätzen darf.
33:31 - Wie kann ich diesen Vorgang beschleunigen?
Daniel: Gibt es trotzdem eine Option, das zu beschleunigen? Wie kannst Du mir helfen, dass ich vielleicht doch schneller zum Zug komme?
Sebastian: Es gibt tatsächlich Möglichkeiten. Es gibt dort sogenannte White Label Anbieter, gerade im Casino Bereich und auch im Finanzdienstleistungssektor, unter deren Haftungsmantel man schlüpfen kann, und dann mehr oder weniger deren Lizenz verwenden kann, um hier ein Casino zu betreiben. Die haben dann natürlich komplett verifizierte und von den Prüfern bestätigte Spiele, da kann man dann einfach seine Corporate ID sozusagen draufklatschen, dann kann man sein eigenes Spielcasino recht schnell eröffnen. Wir reden dann tatsächlich von einem Vorgang, der dauert vielleicht mehrere Wochen oder Monate, denn auch dort ist es natürlich so, wenn man denkt, man möchte etwas Deutsches machen. Ich hatte mir mal so etwas vorstellen lassen, und die hatten dann so eine Übersetzung, so eine Oberfläche, die war angeblich auf Deutsch übersetzt, aber die war so schlecht die Übersetzung und das UI, dass ich gesagt habe, okay, da steckt schon eine Menge Arbeit drin, und selbst wenn das ganze Thema Lizenz geregelt ist, man muss es nicht machen. Sicherlich auch dort noch viel Aufwand. Und man muss natürlich dann viel Provision auch abdrücken, sage ich mal, an den Lizenzeigner. Aber das ist die schnellste Lösung, wenn man zum Beispiel ein Casino hat und dort schnell durchstarten möchte.
34:59 - Die Sache mit der Niederlassungsfreiheit innerhalb der EU näher erklärt
Daniel: Jetzt haben wir schon im ersten Teil des Podcast zum Thema Wohnsitz Malta gesprochen und haben gesehen, fantastische Möglichkeiten, es ist eine schöne Umgebung. Aber wenn ich eine Gesellschaft gründen möchte auf Malta, aber mich noch nicht entschieden habe, oder vielleicht auch gar nicht vorhabe, das Modell in Erwägung zu ziehen, nach Malta umzuziehen. Gibt es eine legale, gesetzeskonforme Möglichkeit, meine Gesellschaft in Malta zu gründen, ohne in Malta zu wohnen?
Sebastian: Auch hier wiederum ein tatsächliches Minenfeld. Es gibt ja viele, die denken: „Es gibt die EU Niederlassungsfreiheit, mir kann niemand verbieten, irgendwo eine Firma zu gründen.“ Das ist natürlich korrekt, aber es ist innerhalb der EU an sehr strenge Auflagen gebunden. Man möchte sich dort an die Firma YouPorn erinnern. Diese Porno Webseite, da wurde ja höchste Kaution bezahlt, die jemals in Deutschland bezahlt wurde: 10 Million €, damit der Gründer von YouPorn weiterhin auf freiem Fuß ist. Die hatten es nämlich auch ganz trickreich gemacht, wie sie dachten. Sie haben eine Firma auf Zypern gegründet, hatten dort einen zypriotischen Steuerberater, der dort Director war, und die haben alles von Hamburg aus gemacht. Dann kam die Steuer dahinter, und das ganze Ding ist natürlich hochgegangen. Die haben sich auf die EU Niederlassungsfreiheit berufen, was wie gesagt totaler Quatsch ist. Die EU Niederlassungsfreiheit sagt im Grunde aus, dass man überall Unternehmen gründen kann, aber es gibt sehr strenge Voraussetzungen, wie dieses Unternehmen ausgestaltet werden muss, wieviel Substanz es haben muss, damit es dann von der heimischen, zum Beispiel der deutschen Steuerbehörde akzeptiert wird. Man ist ja verpflichtet, die Beteiligung dem Finanzamt zu melden, und wenn das Finanzamt dann fragt: „Jetzt hast Du eine Malta Firma gegründet, hast Dich schön gemeldet, nun sag mir doch mal, wer ist der Geschäftsführer? Was verdient der? Schick mir doch mal die Lohnabrechnung, bestätige mal, dass das kein Anwalt ist, kein Steuerberater. Bestätige mal, dass er der einzige ist, der Zugriff hat auf das Konto der Gesellschaft. Schick mir mal den Mietvertrag für das Büro, schick mir mal dort eine Skizze, wie dieses Büro aussieht. Wie viele Mitarbeiter sind das, wie die Wertschöpfung ist.“ Es wird sehr detailliert gefragt. Wir haben das auf der Webseite beschrieben unter der sogenannten Nihil Obstat Lösung. Nihil Obstat ist ja ein lateinischer Begriff für „nichts hindert“. Also was muss erfüllt sein, damit das Finanzamt sagt: „Hier gibt es keine Hinderungsgründe, wir akzeptieren diese Gesellschaft so.“ Und da ist im Grunde, man braucht einen Geschäftsführer, der richtig verdient, sagen wir mal 50.000 € im Jahr, man muss zwei, drei Mitarbeiter haben, man muss ein richtiges Büro haben, da muss richtig was stattfinden in Malta. Wir haben es ja gesehen, Lufthansa hat dort 200 Mitarbeiter, die haben da auch so eine Flugzeugwartungsgesellschaft. 200 Mitarbeiter ist klar, dass das für die funktioniert. Wer sowas vorhat, dort Mitarbeiter im großen Stil einzustellen, der kann natürlich dort eine Firma gründen und die ganz legal auch von Deutschland aus besitzen. Er darf nicht ins Tagesgeschäft involviert sein, weil ansonsten hat die Gesellschaft bekanntlich eine Betriebsstätte in Deutschland, aber er kann sie besitzen, er kann legal beteiligt sein, muss aber jederzeit natürlich in der Lage sein, umfangreiche Nachweise zu liefern, dass da tatsächlich umfangreiche Substanz in Malta eingerichtet wurde. Das ist im Grunde die einzige Möglichkeit, im Rahmen der EU Niederlassungsfreiheit. Außerhalb von EU-Staaten ist sogar noch viel mehr erforderlich. Innerhalb der EU Staaten, da würden jetzt auch Malta dazuzählen, Zypern. Die einzige Möglichkeit, so eine Auslandsgesellschaft zu betreiben, ist in der Konstellation.
38:41 - Ist Malta als Standort für meine Holding lohnenswert?
Daniel: Okay, da haben wir also auch Klarheit in dem Punkt. Wir haben über das Thema “spezielle Lizenzen” gesprochen im Bereich Krypto, Online Gaming, Casino, etc. Wenn für mich jetzt Malta interessant wäre oder ich es in Erwägung ziehe, weil ich vorhabe eine Holding zu gründen. Es ist ja so, dass eigentlich Irland und Luxemburg da so die typischen Standorte sind. Kann Malta es mit Luxemburg und Irland aufnehmen? Wäre das eine interessante Alternative für eine EU Holding?
Sebastian: Grundsätzlich in jedem Fall. Malta ist als Holding Standort interessant. Man muss sich überlegen, was sind gute Holding Standorte? Ein guter Holding Standort ist zum Beispiel ein Land, was eine relative großzügige Participation Exemption hat, das bedeutet ein Land, bei dem die Besitzquote und die Haltefristen an einer Beteiligung relativ gering sind, damit ich diese steuerfrei veräußern kann. Als Beispiel: Was passiert, wenn ich eine Beteiligung habe als Holdinggesellschaft in Höhe von 10 % an einer anderen Gesellschaft und ich verkaufe diese nach zwei oder drei Jahren? Da kann man praktisch sagen, dass in jedem EU Land diese Veräußerung in der Holdinggesellschaft steuerfrei wäre, also auch in Deutschland. Wenn ich eine deutsche Holding habe und diese verkaufe zu den Konditionen, eine Beteiligung, dann ist der Veräußerungserlös in der Holding steuerfrei. Was, wenn ich jetzt sage, ich besitze nur 0,5 % und ich halte es nur für sechs Monate? Dann wäre es in den meisten Ländern nicht mehr steuerfrei, aber in Malta ist eben trotzdem die Participation Exemption relativ großzügig aufgestellt. Was ich gerade eben gesagt habe, war nur ein Beispiel, aber man kann sich das im Detail mal anschauen. Weitere Vorteile für Holdinggesellschaften ist natürlich die Frage: Wird eine Quellensteuer ausgeschüttet, ist es vor allem da interessant, zum Beispiel man wohnt in Dubai, hat eine Holding in der EU, in vielen EU Ländern inklusive zum Beispiel auch Luxemburg oder auch der Schweiz, was ja nicht in der EU ist, aber ja doch EU-Recht vielfach anwendet. Wenn die Gesellschaft eine Dividende ausschüttet, wird eine Quellensteuer einbehalten. In der Schweiz unglaubliche 35 %, in Luxemburg immer noch möglicherweise 15 %, oder manchmal auch weniger in Luxemburg. Das hat Malta auch nicht. Malta hat keine Quellensteuer, genauso wie auch das UK keine Quellensteuer hat, ist also auch als Holding Standort interessant. Insofern kann Malta als Holdingstandort in der EU auf jeden Fall interessant sein.
41:14 - Die globale Mindestbesteuerung betrifft nicht alle
Daniel: Fassen wir jetzt nochmal die positiven Aspekte einer Unternehmensgründung auf Malta zusammen. Wir haben gesehen, Malta ist wirklich ein idealer Standort, ein idealer Firmensitz in der EU, nicht nur wegen des guten Wetters, was Du ja schon mehrfach erwähnt hast, sondern es ist sehr einfach einen Aufenthalt zu bekommen, es ist sehr einfach ein Unternehmen zu gründen, die Anforderungen an das Stammkapital waren relativ gering. Gut, Bankkonto und EU Umsatzsteuer-ID haben wir gesehen, ist zumindest nicht schwieriger als in anderen EU Ländern, aber natürlich auch nicht so einfach, wie man sich das manchmal vielleicht gerne vorstellt. Lebenshaltungskosten waren moderat, und wir haben vor allem gesehen, steuerlich sehr interessant, vor allem, wenn man dort wohnt. Wo bekommt man in der EU noch 5 % Körperschaftsteuer in der Konstellation? Aber jetzt OECD als Stichpunkt. OECD hat ja im Auftrag der G20 das Konzept für die globale Mindestbesteuerung entwickelt, und man redet ja von 15 % Körperschaftsteuer. 127 Staaten sind schon dabei, wollen das also umsetzen, und jetzt könnte ja sein, die 5 % erwähnten Körperschaftsteuern, die so fantastisch klingen, lösen die sich dann in Luft auf? Kann das passieren? Vielleicht kannst Du da noch ein bisschen Licht ins Dunkel bringen?
Sebastian: Das ist natürlich auch einer dieser Punkte, die doch zum großen Teil in der Bevölkerung komplett falsch verstanden wurden. Diese 15 % sind ja letztlich nur für die größten Unternehmen der neue minimale Satz für die Körperschaftsteuer. Wir reden von Unternehmen, die einen Umsatz von mehr als 750 Millionen € machen, nur die sind davon betroffen. Das ist überall so. So ist es natürlich auch in Malta, also Unternehmen, die zu diesen großen Unternehmen gehören, also mehr als 750 Millionen € Umsatz machen, die müssen in Zukunft tatsächlich minimal 15 % Körperschaftsteuer bezahlen, auch in Malta. Aber in Malta sind es, und hier haben wir jetzt einen Artikel von der Times auf Malta, den ich hier zitiere, wären es 20 Unternehmen, die davon betroffen sind. Die werden davon betroffen sein, aber gerade unsere Mandantschaft, die ja sehr viel kleinere Unternehmen sind, sind davon nicht betroffen. Das Gleiche ist auch in Irland so, selbstverständlich, auch da sind natürlich die größten Unternehmen davon betroffen, ganz klar. In Irland sind ja sehr viele große Unternehmen, kennt man ja, Google, Microsoft und so weiter sind da ansässig mit ihren europäischen Niederlassungen, noch mehr als in Malta natürlich. Da sind dann tatsächlich 15 % Steuern zu bezahlen, aber für den Großteil der Unternehmen, also für 95 % oder mehr, ich weiß gar nicht, wie viele das sind, hat es keinerlei Auswirkung.
44:14 - Shelf Companies
Daniel: Okay, also haben wir dort sozusagen die Kuh vom Eis, das betrifft also die meisten potentiellen Mandanten nicht, auch vielleicht unsere Zuschauer und Zuhörer, aber wie sieht es aus mit den jüngsten Initiativen oder Entwicklungen in Bezug auf EU Shelf Companies? Da hat man auch einiges gelesen, dass dort einiges neu geregelt werden soll. Könnte das eventuell Auswirkungen auf potentielle Interessenten des Firmensitzes Malta haben?
Sebastian: Genau, also konkreter erklären wir mal, was damit gemeint ist. Die EU hat jetzt vor Kurzem gerade um Weihnachten herum angekündigt, dass gegen Shelf Companies vorgegangen werden soll. Eine Shelf Company ist eine Gesellschaft, die keinerlei lokale Substanz hat sozusagen. Man gründet eine Gesellschaft, was weiß ich, irgendwo in Zypern oder auch in Malta, es gibt keinen lokalen Geschäftsführer, da passiert keine lokale Wertschöpfung vor Ort, die Gesellschaft wird verwendet, um Rechnungen an irgendjemanden zu stellen und hat aber eigentlich einen sehr geringen Footprint, sage ich mal so. Gegen diese Gesellschaften soll durch die EU vorgegangen werden, die Benutzung soll letztlich verunmöglicht werden, indem zum Beispiel die EU Mutter-Tochter-Richtlinie und andere steuerliche Vorteile durch diese Gesellschaft nicht mehr in Anspruch genommen werden kann. Mal angenommen ich hätte eine deutsche Holdinggesellschaft, ich bin eine deutsche Unternehmensgruppe, habe eine deutsche Holdinggesellschaft, habe eine Malta Shelf Company, also irgendwie eine kleine Gesellschaft, die schreibt irgendwelche Rechnungen an Kunden, was weiß ich, irgendwo außerhalb der EU, diese Gesellschaft macht Gewinne und zahlt darauf 5 % Steuern in Malta, führt den Rest an die deutsche Holdinggesellschaft ab, dann wäre hier nicht mehr die EU Mutter-Tochter-Richtlinie praktisch anzuwenden in Zukunft, sondern kann die deutsche Holdinggesellschaft letztlich dann diese Gewinne nachbesteuern nach deutschem Körperschaftsteuer- und Gewerbesteuersatz. Das wären jetzt die konkreten Voraussetzungen. Auch hier fällt es mir jetzt schwer zu sagen, wo für unsere Mandantschaft der konkrete Ansatzpunkt wäre, denn normalerweise viele der steuerlichen Vorteile innerhalb der EU, wie jetzt eben mit der Mutter-Tochter-Richtlinie und diese Dinge werden ja nicht unbedingt in Anspruch genommen von unseren Mandanten, wenn man kleinere Unternehmen hat. Da muss man aber dann möglicherweise umdisponieren, aber, und ein ganz wichtiger Punkt ist natürlich auch der Grund, warum wir immer empfehlen, den Wohnsitz zu verlagern. Gerade im Fall von Malta raten wir immer dazu, nach Malta umzuziehen, und in dem Moment, wo der Eigentümer und der Geschäftsführer der Gesellschaft vor Ort lebt, ist es auch keine Shelf Company mehr, das heißt, alles, was wir gerade eben gesagt haben, würde eh nicht zutreffen. Also insofern kann ich mir eigentlich, wenn man der Strategie folgt, die wir ja schon seit Jahren verfolgen, gerade in Malta: also komplett alles aufgeben, nach Malta umziehen, dort ein Unternehmen gründen, sich dort anstellen lassen, selbst Geschäftsführer zu sein, selbst Gesellschafter zu sein, das komplett von dort zu betreiben, dort eine Betriebsstätte zu haben, dort Mitarbeiter zu haben und so weiter, dann ist man dort eigentlich keinem Risiko ausgesetzt.
47:18 - „Aggressive Steuerplanung“ und neue Anordnungen der ATAD
Daniel: Zum Thema Risiko: Das Risiko, dass mir letztendlich aggressive Steuerplanung vorgeworfen wird, im Sinne der ATAD, wie sieht es damit aus? Letztendlich ist es ja so, dass der Reiz, vielleicht meinen Unternehmenssitz in Malta zu wählen, es sind ja schon steuerliche Vorteile, also 5 % Körperschaftsteuer, wie Du es erklärt hattest, bekomme ich ja sonst in der Form nirgendwo anders. Jetzt entscheide ich mich aufgrund dessen für Malta – wird mir jetzt automatisch aggressive Steuerplanung angedichtet oder vorgeworfen?
Daniel: Sebastian erklärt hierzu aber erst einmal, was ATAD überhaupt bedeutet.
Sebastian: Die ATAD ist die Anti Tax Avoidance Directive der EU, und die hat im Grunde zwei Dinge festgelegt; die hat viele Dinge festgelegt, aber darunter zwei. Die eine Sache ist, und da sind jetzt auch wir daran gebunden, wenn man jetzt in Malta eine Steuerberatungskanzlei betreibt, eine Anwaltskanzlei oder einen Corporate Service Provider, dann muss man letztlich bei jedem neuen Mandanten, der zu einem kommt und hier möglicherweise eine Gesellschaft gründen möchte oder sonst was unternehmen möchte, zunächst mal einen Test machen, warum der denn überhaupt diese Maßnahme ergreift. Und wenn wir jetzt mal sagen würden, wir haben einen Mandanten, der wohnt in Deutschland und der sagt: „Okay, die deutsche Steuer ist mir viel zu hoch, ich möchte eine Gesellschaft gründen, bitte machen Sie das für mich,“ dann wären wir verpflichtet gemäß der ATAD, diesen Auftrag abzulehnen. Das ist aggressive Steuergestaltung und Steuerplanung, und einen solchen Auftrag dürfen Anwälte, Corporate Service Provider und ähnliche Berufe im Grunde nicht mehr ausführen. Es geht dann noch einen Schritt weiter, wenn der jetzt seine Firma doch irgendwie gründet und der kommt dann hinterher zu seinem eigenen Steuerberater und es kommt raus: „Ich habe in Malta eine Firma gegründet, die Steuern in Deutschland sind ja viel zu hoch, ich werde jetzt hier alles umschichten auf meine Malta Gesellschaft,“ dann ist im Grunde genommen der deutsche Steuerberater verpflichtet im Rahmen der ATAD, ihn auch zu melden, also bei grenzübergreifenden Zusammenhängen, die der aggressiven Steuerplanung und Steuergestaltung hier im Grunde entsprechen. Auch hier muss man sagen, wie gesagt, das Modell, das wir haben, und das sagen wir ja ganz bewusst, das sagen wir ja überall auf der Webseite: „Verlegt den Wohnsitz zuerst ins Ausland.“ Das hat ja einen Grund. Und das ist genau mit ein Grund dafür. Denn ein Umzug ins Ausland ist nie aggressive Steuerplanung. Ein Umzug ins Ausland, wenn man wirklich dort hinzieht, wirklich dort wohnt, ist es immer persönliche Präferenz, persönliche Freiheit. Wenn ich in Spanien gerne wohne, weil mir das Essen besser schmeckt, weil mir das Wetter besser gefällt, dann ist es nie aggressive Steuerplanung, auch wenn das meine tatsächlichen Motive sind, kann mir das nie vorgeworfen werden. Dann lebe ich in einem Land wie Spanien, habe den Beckham Law Status oder einen NHR Status in Portugal oder aber den Non-Dom Status in Malta. Dann sind ja sowieso meine Auslandseinkünfte steuerfrei, und dann kann ich ja auch eine Firma gründen im Ausland, denn damit ist es dann keine aggressive Steuergestaltung mehr. Dann zahle ich ja sowieso auf Auslandseinkünfte keine Steuern, und insofern wäre auch die Maßnahme an sich nicht als aggressive Steuergestaltung zu identifizieren. Also insofern, wenn das mit dem Umzug kombiniert wird und der Umzug immer das primäre Motiv ist, dann ist man da abgesichert.
50:53 - Was mir steuerlich angehängt werden kann, wenn ich in Malta lebe und Deutschland besuche
Daniel: Jetzt verlege ich also meinen Wohnsitz nach Malta, gründe mein Unternehmen in Malta, so wie Du es jetzt gerade beschrieben hast, bin dann aber doch regelmäßig in Deutschland. Gibt es dann irgendetwas, was mir passieren kann? Ich habe offiziell meinen Wohnsitz komplett nach Malta verlegt, aber setze mich regelmäßig in den Flieger, habe noch das eine oder andere in Deutschland zu tun.
Sebastian: Also grundsätzlich natürlich nicht. Grundsätzlich natürlich nicht, man ist ja nicht im Gefängnis, man kann das machen. Es gibt einige Dinge, die sind zu beachten. Es gibt eine harte Grenze, das sind 183 Tage. Wenn ich jetzt also in Deutschland für 183 Tage bin, dann bin ich natürlich in jedem Fall in Deutschland wieder unbeschränkt steuerpflichtig. Das kann ich auf keinen Fall machen. Aber natürlich auch schon weit weniger als 183 Tage könnten mir möglicherweise ein Problem verursachen. Wenn ich zum Beispiel auch nur 100 Tage in Deutschland bin und von dort aus meine Gesellschaft leite, das heißt, dort als Geschäftsführer dieser maltesischen Gesellschaft zum Beispiel, hier laufend in Deutschland Verhandlungen führe, Geschäftsanbahnungen führe, Verträge abschließe, dann hat die Gesellschaft möglicherweise in Deutschland eine Betriebsstätte und ist damit in Deutschland steuerpflichtig. Jetzt mag man sich fragen: „Wie kommt sowas raus?“ Sowas ist absolut möglich rauszukommen. Ich kann mich an einen Mandanten erinnern, der ist aus Deutschland weggezogen, hat alles regulär, komplett sauber, ordentlich in Deutschland abgeschlossen. Nach drei Jahren haben die das wieder angeschaut in Deutschland, haben die das ausgegraben und haben ihn als erstes gefragt, dass er mal einen Nachweis liefern soll für jeden einzelnen Tag in den drei Jahren, wo er sich aufgehalten hat. Der war jetzt tatsächlich auch in Deutschland, ich glaube so 100 Tage im Jahr, oder zumindest im ersten Jahr 100 Tage, im zweiten Jahr dann weniger, und dann haben sie gefragt: „Was hast Du denn gemacht in Deutschland in den 100 Tagen? Hattest Du dort Meetings, wo Du für die maltesische Gesellschaft hier Geschäfte angebahnt hast, mit Kunden Verträge unterschrieben hast und so weiter?“ Hatte er nicht, denn er hatte in Malta einen Geschäftsführer angestellt, einen anderen Kollegen von ihm, der in Deutschland gelebt hat, das heißt, der war gar nicht Geschäftsführer der maltesischen Gesellschaft, insofern konnte ihm das dann nichts anhaben. Aber wie gesagt, solche Sachen sind natürlich möglich, dass die passieren. Das heißt, wenn man sich in Deutschland aufhält, dann muss man natürlich darauf achten, wie lange das ist, man muss auf jeden Fall darauf achten, was man dort tut, man muss klar dokumentieren. Der wichtigste Teil ist natürlich, dass man in Deutschland keine Wohnung mehr hat, das ist ganz klar. Wir haben zum Beispiel einen Mandanten, der in Malta lebt, der eine Firma in Malta hat. Der ist zwei Wochen in Malta, dann ist er zehn Tage in Deutschland, dann ist er wieder zwei Wochen in Malta, zehn Tage in Deutschland. Wenn er dort ist, übernachtet er immer im Hotel, hat also keine Wohnung dort, alles mit dem Wissen des Finanzamtes natürlich, und der hat dort bisher kein Problem gehabt.
53:45 - Konkrete Schritte und Ratschläge für eine geplante Umsiedlung nach Malta
Daniel: Zum Schluss wollte ich von Sebastian noch wissen, wie denn ganz konkret die nächsten Schritte aussehen könnten, wenn jemand ernsthaft in Erwägung zieht, seinen Wohnsitz nach Malta zu verlagern und dort ein Unternehmen zu gründen.
Sebastian: Wie gesagt, das Wichtigste ist, dass man sich der Konsequenzen klar bewusst ist und auch sich dessen bewusst ist, dass heute nichts mehr einfach ist. Wenn irgendein Berater sagt: „Kein Problem,“ dann ist es eine gefährliche Aussage. Der erste Schritt muss zunächst sein, dass man sich klar sein muss, dass man tatsächlich nach Malta umziehen muss. Wenn man natürlich Geschäftspartner hat und das zu dritt oder so macht, dann kann natürlich einer nach Malta umziehen, das ist klar, aber ansonsten muss man natürlich dahin umziehen wollen, zumindest ist das unser Rat, um hier jedes Problem zu vermeiden, und das ist der erste Schritt. Man muss sich als erstes damit auseinandersetzen: Kann ich mir vorstellen, wirklich in Malta zu wohnen? Dafür haben wir ja schon einen Podcast aufgenommen.
Daniel: Übrigens, wenn Du keinen unserer interessanten Podcasts mehr verpassen willst, dann klick jetzt gleich auf ABO und besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen, und Du kannst uns dort Deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.
Sebastian: Kann ich mir das vorstellen? Kleine Insel, sehr laut, weit ab vom Schuss, andere Kultur, anderer Lebensstandard – kann ich mir vorstellen, das zu machen? Das wäre die erste Frage, die man sich tatsächlich stellen muss und auch ehrlich sich gegenüber beantworten muss. Vielleicht ist es ja nicht Malta, vielleicht ist es ja Zypern oder irgendetwas anderes. Irland oder so. Ich würde jedem raten, der es tatsächlich vorhat, dort ein Unternehmen zu gründen, sich erstmal in den Flieger zu setzen, mal eine Woche da zu verbringen. Malta ist gut, sehr gut connected, man kann dort ohne Weiteres hin, es gibt schöne Hotels, man kann auch gut auch mit Familie mal dort bleiben und sich das vor Ort anschauen. Und dann sollte man sich dort auf jeden Fall mit den lokalen Gegebenheiten vertraut machen. Und wenn man sich das dann tatsächlich vorstellen kann, dann wäre der Umzug im Grunde genommen der erste Schritt, also den muss man als erstes angehen. Bevor man den gemacht hat, braucht man das mit der Firmengründung erst gar nicht anfangen. Wir sind in Malta vertreten, mein Bruder Philipp lebt in Malta, leitet dort unser Büro DWP Dr. Werner & Partner, und man kann dort gerne bei uns vorbeikommen, wenn man dann in Malta ist, dann kann man ein Gespräch führen, das weitere Vorgehen planen. Aber man muss wirklich dort hingehen, damit man auch nicht die Zeit verschwendet. Es macht keinen Sinn, die eigene Zeit oder auch unsere Zeit zu verschwenden. Man muss dahingehen und sich klar sein: „Okay, ich werde dahin umziehen, und jetzt möchte ich gerne den Umzug besprechen.“ Wir kennen auch Immobilienmakler, wir können dort auch zeigen, wo man am besten wohnen kann, denn man kann konkrete Objekte anschauen, das ist alles recht einfach, habe ich beim letzten Podcast besprochen. Aber das ist wichtig, dass man das richtige Mindset hat. Die Schlimmsten sind immer die, die kommen und sagen: „Naja, findet ja eh keiner raus, ich will das nicht so machen, wie Sie es mir empfehlen, sondern ich will das gerne machen von Deutschland aus. Ich will dort leben in Deutschland, will den engen Strom anhaben als Director,“ also solche Sachen, da nehmen wir meilenweit Abstand davon. Das heißt, wer eine gewisse Ernsthaftigkeit hat, und es muss natürlich auch ein profitables Unternehmen sein. Wir sagen unter 500.000 € Gewinn, zumindest perspektivisch, macht es auch keinen Sinn, der Aufwand ist ja auch riesengroß. Das macht ja keinen Sinn, deswegen ins Ausland umzuziehen. Wenn man also diese Ernsthaftigkeit hat, dann würde ich jedem empfehlen, sich das zu überlegen, und am besten nach Malta kommen und einen Termin ausmachen mit uns.
Daniel: Klasse, ich habe auch gerade mal geguckt, Flüge sind teilweise sehr erschwinglich, kann zum Beispiel ab Berlin schon für 50 € bis 60 € fliegen, also das ist ein guter Tipp von Dir.
Sebastian: Auf nach Malta!!
Daniel: Genau, auf nach Malta!! Können wir nur allen Zuschauern und Zuhörern empfehlen. Wenn Ihr jetzt den Teil 1 nicht gehört habt, Malta Wohnsitz, dann geht auf die Webseite und hört oder seht Euch das nochmal an. Vielen Dank Sebastian.
Sebastian: Danke Dir, Tschüß!
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Paraguay - Einwanderer & Unternehmer "Herzlich Willkommen"
Entdecken Sie Paraguay als ideales Ziel für Einwanderer und Unternehmer. Erfahren Sie mehr über steuerliche Vorteile, einfache Einreisebedingungen und die herzliche Willkommenskultur. Begleiten Sie uns auf eine Reise nach Südamerika!
Zu Gast: Markus Haubenwaller
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Nachdem Sie mit uns bereits einige Länder in Europa erkundet haben und wir auch über die steuerlichen Vorteile und ein Leben in Thailand, Singapur oder Dubai berichteten, können Sie uns heute das erste Mal nach Südamerika begleiten: Es geht nach Paraguay! Ein Land, das bis vor Kurzem einen Einkommensteuersatz von 0% hatte und Gewerbetreibende ihre privaten Lebenshaltungskosten von den Firmenkosten absetzen können. Ein Land, dessen Staat Ihr Privatleben nicht kontrolliert, eine einfache Einreise ermöglicht und Sie mit offenen Armen willkommen heißt.
Wenn Sie nach Paraguay auswandern möchten, sind Sie hier genau richtig. Markus Haubenwaller ist unser heutiger Gesprächspartner der weiß, wovon er redet. Er lebt mit seiner Familie seit über zehn Jahren in Paraguay, teilt seine Erfahrungen und ist Autor des Buches „Investoren Ratgeber Paraguay“. Bei Fragen, wie Sie Ihr Geld in Paraguay gewinnbringend anlegen können, wird er Ihnen die Möglichkeiten aufzeigen. Er bietet praktische Lösungen für örtliche Stolpersteine. Paraguay hat viel zu bieten bezüglich persönlicher Freiheit und steuerfreier Auslandseinkünfte. Kommen Sie mit auf unsere Reise und lassen Sie sich überraschen.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Ein kleiner Einstieg in das Land mit nur drei der erstaunlichsten Dinge in Paraguay
Wussten Sie, dass Guaraní nicht nur die lokale Währung in Paraguay ist, sondern auch eines der indigenen Völker Südamerikas? Die Sprache Guaraní ist die zweite Amtssprache des Landes neben Spanisch (Castellano). Wussten Sie, dass die Iguazú Wasserfälle mit 2,7 km Breite die größten der Welt sind, der Name „Iguaçu“ von den Tupi-Guaraní kommt und „großes Wasser“ bedeutet? Wussten Sie, dass bis vor etwa zehn Jahren der Einkommensteuersatz in Paraguay 0% betrug? Dieses hat sich inzwischen verändert und ist auf maximal 10% gestiegen - auch gut.
Stabile Währung und politische Führung
Die paraguayische Währung Guaraní gibt es seit 1940 und ist die älteste und stabilste Währung Südamerikas. Die politische Führung des Landes stellt seit 70 Jahren die ANR, die Colorado Partei, die Sie mit der CDU in Deutschland vergleichen können. In Paraguay herrscht die freie Marktwirtschaft, und teure Systeme wie Zwangsversicherungen und ein staatliches Rentensystem gibt es dort nicht. Drastische Veränderungen sind nicht abzusehen.
Dem Land fehlen qualifizierte Arbeitskräfte
In der Hauptstadt Asunción leben etwa 30% der paraguayischen Bevölkerung, also etwa 2 Millionen der 7 Millionen Einwohner, und dort können Sie alles finden: teure Autos und Shopping Center mit den gleichen Geschäften und Waren wie in Deutschland. Ein kurzer Arztbesuch in Paraguay kostet Sie bei einem einfachen Arzt umgerechnet 10 €, bei einem guten Arzt das Dreifache. Wenn Sie also gerade einen neuen Wohnsitz suchen und Ihre Qualifikationen und Ihr Handwerk einbringen möchten, haben Sie in Paraguay gute Chancen. Qualifizierte Fachkräfte sind selten. Es gibt keine Ausbildung im Land, und die Konkurrenz ist klein, was gute Arbeit angeht. Wer gut ist, wird automatisch reich, sagt Markus.
Das Gesundheitssystem in Paraguay – für manche etwas ungewohnt
Mit einer Einwohnerzahl von 7 Millionen auf einer Fläche von Deutschland und Österreich zusammen werden Sie leicht erkennen, dass nicht alle Bereiche des Landes über eine gleich gute Infrastruktur verfügen. Die Hauptstadt Asunción ist modern und lässt nichts zu wünschen übrig. Dort finden Sie Krankenhäuser, die mit allen Geräten ausgestattet sind und alle Operationen durchführen. In staatlichen Krankenhäusern wird jeder ärztlich versorgt. Nachteile: Diese Krankenhäuser sind keine Hotels, und Sie benötigen eine Begleitperson, die Ihnen Essen und Medikamente bringt. Die paraguayischen Privatkrankenhäuser sind eher das, was Europäer gewohnt sind und müssen auch dementsprechend bezahlt werden. Die Kosten können entweder durch Ihre Auslandskrankenversicherung abgedeckt werden, oder Sie wenden sich an Markus, der eine inländische auch für Auswanderer besorgt.
Die Aufenthaltsgenehmigung und digitale Nomaden
Die Aufenthaltsgenehmigung für Paraguay können Sie mit Ihrer beglaubigten Geburtsurkunde und einem beglaubigten polizeilichen Führungszeugnis beantragen. Dazu müssen Sie einmal anreisen und können im Extremfall und mit Hilfe sogar innerhalb von einem Arbeitstag Ihre Papiere in den Händen halten und das Land wieder verlassen. Wo Sie dann wirklich leben, das ist Ihre Entscheidung; niemand überprüft Ihren Aufenthalt, und die Aufenthaltsgenehmigung ist Ihr Leben lang gültig. Eine Steuernummer erhalten Sie nicht automatisch, und auch Ihr Welteinkommen interessiert das lokale Finanzamt nicht. Daher wählen viele digitale Nomaden gerne Paraguay als Wohnsitz, lassen ihre Buchhaltung vor Ort günstig verwalten und reisen durch die Welt. Sie können auch eine Firma in Paraguay gründen und von dort aus arbeiten.
Kein Bankkonto in Paraguay für den internationalen Zahlungsverkehr
Paraguay ist ein wunderbares Wohnsitzland, in dem Sie Ihr Unternehmen sehr kostengünstig und legal unterhalten können, aber lassen Sie Ihre internationalen Zahlungen über ein ausländisches Konto laufen. Die Vorschriften zur Kontoeröffnung sind extrem verschärft worden.
Schulpflicht in Paraguay, deutsche Schulen und Homeschooling
Gibt es in Paraguay deutsche Auswanderer? Von den 7 Millionen Einwohnern Paraguays sind 8%, also etwa 500.000 Deutsche oder deutschstämmige. Dementsprechend gibt es ausreichend deutsche Schulen und unterschiedlich große deutsche Kolonien, wo Sie alles vorfinden wie in Deutschland. Selbst die bekannte Schulpflicht gibt es in Paraguay, nur wird diese nicht durchgesetzt. Die Regierung kümmert sich nicht darum, was Sie zu Hause machen, und wenn Sie Ihr Kind homeschoolen oder auf eine Online Schule schicken, werden Sie von den Behörden vor Ort keine Probleme bekommen. Ein hervorragendes Bildungssystem und viele weitere Vorteile finden Sie übrigens auch in Chile.
Insider-Tipps von Markus und Updates zu den Einreisebestimmungen
In manchen Ländern kommen nicht alle Sendungen per Post beim Empfänger an. Paraguay ist ein solches Land, aber gewusst, wie können Sie das verhindern. Schicken Sie Ihre Sendung mit DHL Express und vermerken, dass der Empfänger diese im Paketlager abholt. Mehr Informationen finden Sie auf der nachfolgend aufgeführten Webseite von Markus mit regelmäßigen Updates und Tipps bezüglich der aktuellen Corona-Einreisebestimmungen und der allgemeinen Gesetzeslage zur Einwanderung.
Wenn Sie nun nach Paraguay auswandern wollen, finden Sie alles zum Thema “Auswandern Paraguay Erfahrungen” auf unserem Podcast Perspektive Ausland und unseren Websites Wohnsitzausland, Auslandsunternehmen, und Stmatthew.
Kontaktdaten und Links:
Markus Haubenwaller
Homepage: www.paraguayprofis.com
E-Mail: info@paraguayprofis.com
WhatsApp: +595 983 760048
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Leben und arbeiten in Thailand: Das sollten Sie unbedingt wissen
Firma in IRLAND gründen –Steuern niedrig, Hürden hoch
Auswandern nach Uruguay - die „Schweiz Südamerikas“
Paraguay - Neue Einwanderungsbestimmungen
Italien - Wein, Sonne, wenig Steuern
Nach Bulgarien umziehen maximal 10% Steuern bezahlen
Wie kann ich durch ein Unternehmen in den USA ein Visum erhalten?
Geld ins Ausland senden
In welchen Ländern sie vor dem 3. Weltkrieg sicher sind
Die überdachende Besteuerung bei Umzug von Deutschland in die Schweiz
Nach Südamerika Auswandern: 7 Erfolgstipps
Anerkennung deutscher Qualifikationen im Ausland
Anerkennung Schweizer Qualifikationen im Ausland
In diese US-Metropolen zieht es deutsche Auswanderer
Ruhestand in der Schweiz: Ein Paradies für deutsche Rentner
Vorteile von Homeschooling für Auswanderer
Zahlen zu deutschen Auswanderern
Timestamps
00:00 - Begrüßung und Einleitung und Vorstellung Markus Haubenwaller
01:18 - Niedrige Steuersätze und Geldanlagen in Paraguay
04:50 - Wie ist das möglich?
06:52 - Wie ist das mit der politischen Führung in Paraguay?
08:24 - Der Lebensstandard in Paraguay
12:32 - Der typische Kunde von Markus vor und nach Corona – ein Unterschied wie Tag und Nacht
15:22 - Wie kann ich mich in Paraguay finanzieren?
16:59 - Steuerpflicht für digitale Nomaden mit Paraguay als Wohnsitz
20:00 - Beantragung, Erhalt und Gültigkeit der Aufenthaltsgenehmigung
24:46 - Problemlösung
26:49 - Ein paraguayisches Bankkonto und seine Hürden
27:40 - Residence Card aber doch kein Konto?
29:43 - Wie sieht das aus mit Krypto in Paraguay?
32:49 - Wohnsitz und Firma in Paraguay, Konto außerhalb
34:54 - Frauen in Paraguay
36:35 - Deutsche Schulen in Paraguay
38:29 - Eigentlich gibt es in Paraguay eine Schulpflicht
39:45 - Gesundheitsversorgung in Paraguay
44:24 - Sicherheit und Kriminalität in Paraguay und die deutschen Kolonien
47:37 - Die politische Zukunft Paraguays
49:42 - Make a long Story short – Kurze Fragen, kurze Antworten
53:16 - Kontaktdaten Markus Haubenwaller
Mitschrift zu Folge 23 Perspektive Ausland: Paraguay - Einwanderer & Unternehmer "Herzlich Willkommen"
Zu Gast: Markus Haubenwaller
Perspektive Ausland – Der Podcast für Unternehmer und Freiberufler, die es ins Ausland zieht. Egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung oder Lifestylefragen - hier geht's jede Woche zur Sache. Und hier sind Deine Gastgeber, Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.
00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Markus Haubenwaller
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute haben wir Markus Haubenwaller zu Gast. Er kann uns einiges über Paraguay erzählen. Das Land zeichnet sich ja nicht nur durch die gute Lebensqualität aus, sondern hat auch einiges an steuerlichen Besonderheiten zu bieten. Bevor wir aber darauf eingehen, stellt sich Markus erstmal selbst vor.
Markus: Gerne, danke für die Einladung, mein Name ist Markus Haubenwaller, und wir betreiben die Webseite www.paraguayprofis.com. Das ist eine Webseite über das Land Paraguay, wo wir viele Gratisartikel anbieten, wo die Leute über das Land Paraguay Information bekommen, und wo wir auch auf professioneller Ebene Dienstleistungen anbieten für die Leute, die ihren Lebensmittelpunkt nach Paraguay verlegen möchten.
01:18 - Niedrige Steuersätze und Geldanlagen in Paraguay
Daniel: Schön, jetzt haben wir natürlich vielleicht zuerst die Frage: Wie kommt es, wie hat es Dich selbst nach Paraguay verschlagen?
Markus: Seit 2009 sind wir im Land, wir sind eine Familie aus fünf Personen, also ich und meine Frau sowie drei Kinder. Ich bin seit 2002 bereits über das Internet hauptberuflich tätig, habe damals eine Firma in den USA gegründet, und war von daher ortsunabhängig. Und die Steuerlage in Österreich ist vergleichbar der in Deutschland, also Österreich ist ein Hochsteuerland. Paraguay hatte zu dem Zeitpunkt eine Einkommensteuer von 0%, also es gab gar keine. Man hatte hier vollkommene Steuerfreiheit.
Sebastian: Und wie ist die heute, wenn ich fragen darf?
Markus: Ja, inzwischen hat es sich gravierend verändert, das heißt der Spitzensteuersatz ist 10%.
Sebastian: Wahnsinn!
Markus: Der Normalsteuersatz ist 8%, und die meisten Gewerbetreibenden haben die Möglichkeit, sämtliche ihrer Privatausgaben geltend zu machen. Also kleinere Unternehmen haben von der Verfassung garantiert, dass sie wirklich die Ausgaben ihrer ganzen Familie gegen den Gewinn, also gegen die Einnahmen gegenrechnen zu können, und Einnahmen weniger Ausgaben ergibt den Gewinn, und da sind auch die ersten 11.000 € steuerfrei, und erst dann wird der Spitzensatz von 8% beziehungsweise 10% fällig. Also sehr, sehr human.
Daniel: Klingt wirklich interessant. Wir müssen dann natürlich noch mehr ins Detail gehen, was steuerliche Dinge betrifft, aber das war doch schon mal ein guter Aufschlag!
Sebastian: Wie kommt es Markus, Du hast gesagt, Du hast im Internet gearbeitet, ich glaube, das ist extrem hilfreich. Viele Mandanten von uns sind ja in der gleichen Situation, die sind im Grunde im Internet tätig, das heißt, sie können irgendwo sein. Corona hat auch mal wieder bewiesen, noch in viel höherem Maße, dass man im Grunde genommen einen Zoom Call von überall auf der Welt haben kann, wie wir es ja gerade hier beweisen. Ich muss dafür nicht in Wanne-Eickel sitzen, ich kann auch in Paraguay oder in Miami oder sonst wo sein. Bei vielen Mandanten löst das natürlich dann auch was im Kopf aus, man fragt sich: „Was mache ich hier eigentlich noch? Ich zahle hier hohe Steuern, es regnet ständig, warum gehe ich nicht irgendwo anders hin?“ Jetzt in Deinem konkreten Fall, das war vielleicht eine ähnliche Ausgangslage für Dich, und es gibt ja noch andere Länder, wo es wenige Steuern gibt. Was hat Dich persönlich an Paraguay so fasziniert?
Markus: Das eine ist die steuerliche Lage. Das andere war, ich hatte mein Unternehmen in den USA abgegeben, und das war ein gutes Geschäft, und es war Geld da, das angelegt werden wollte. Die Anlagesituation in Europa war auch schon vor 12 Jahren nicht viel besser als jetzt, also die Niedrigzins-Politik gibt es schon lange. Währenddessen hier in Paraguay konnte ich über die zehn Jahre, also bis zu Beginn der Covid Krise zwischen 12% und 16% jährlich erwirtschaften zu einer Zeit, wo die hiesige lokale Währung, die heißt Guarani, immer im Plus war gegenüber dem Euro. Das heißt, als wir herkamen, bekam man für einen Euro 7.000 Guarani (PYG), und vor Corona bekam man 6.500. Und die ganze Zeit über war der Guarani im Plus, und es gab eine Rendite zwischen 12% und 16%.
04:50 - Wie ist das möglich?
Daniel: Da stellt sich natürlich die Frage, wie das überhaupt möglich ist.
Markus: Guaraní ist eine sehr alte Währung, die gibt es bereits seit 1940. In der Zeit gab es in Europa den Zweiten Weltkrieg mit der entsprechenden Reichsmark, dann die Deutsche Mark, dann die Ost-Mark und jetzt den Euro. Die ganze Zeit gab es den Guaraní. Das heißt, das ist die stabilste und älteste Währung von Südamerika. Daher leitet sich ab, dass die Inflationsrate auch nicht so hoch ist, wie in anderen südamerikanischen Ländern. Argentinien ist ja das Negativ-Beispiel, die sind alle paar Jahre im Staatsbankrott und haben teilweise 60% Inflation im Jahr, das gab es hier alles nicht. Wir hatten über Jahre, also von 2010 weg über Jahre 2% Inflation. Daher ist die Währung so stark. Und warum gibt es die guten Zinsen? Die guten Zinsen gibt es daher, will der Paraguayer sehr abgeneigt ist zu sparen. Der Einwohner von Paraguay mit wirklich hier geborenen Wurzeln, also wir haben 7 Millionen Einwohner, davon sind 500.000 Deutsche und deutschstämmig. Aber eben 6,5 Millionen nicht. Diese 6,5 Millionen lieben es, auf Kredit zu kaufen. Die haben kein Problem, einen Kühlschrank auf zwei Jahre zu finanzieren, zu 30% Zinsen. Das stört die nicht, die kaufen trotzdem auf Kredit, auf Ratenzahlung und sparen nicht. Das ist in ihrer Mentalität. Also sparen ist definitiv nicht in der Mentalität der Leute hier vorhanden, sie wollen die Güter gleich haben, gleich das Auto, gleich die Klimaanlage, gleich das neue Handy. Und wenn man eben die 30% Zinsen bereit ist zu bezahlen im Konsumgütergeschäfts, dann kann man auf der Seite des Unternehmers entsprechende Gewinne verbuchen. Und für die Anleger gibt es die entsprechenden Erträge. Das war über zehn Jahre lang hier das Prinzip.
06:52 - Wie ist das mit der politischen Führung in Paraguay?
Sebastian: Hinzukommen muss doch auch eine politische Führung, die, wie soll ich sagen, verantwortungsbewusst, stabil, nicht korrupt ist, weil ansonsten würden ja alle diese Bedingungen, von denen Du hier sprichst, gar nicht erst so implementiert werden können, oder?
Markus: Ja, im Wesentlichen stimmt das. Die Regierung ist definitiv stabil, wir haben seit 70 Jahren die gleiche Partei an der Macht, das ist die Colorado Partei, im Prinzip vergleichbar mit der CDU in Deutschland, grob vergleichbar. Und die stellt seit 70 Jahren den Präsidenten. Und das heißt, es gab 70 Jahre keine linksgerichtete Regierung, und es gibt auch keine entsprechenden Systeme, die in der Zeit hätten aufgebaut werden können, wie Zwangsversicherungen, wie ein staatliches Rentensystem, Versicherungssystem, Verwaltungssystem, das sehr viel Geld kostet. Also man hat in Deutschland ein soziales Netz, das hat alles seine Vorteile, und das hat auch alles seine Kosten. In Paraguay ist das nicht so. Hier regiert sehr viel die Freie Marktwirtschaft. Die Korruption ist allerdings ein Problem, die Politik hier ist sehr korrupt. Der Politiker hier handelt primär im eigenen Interesse und schaut, wo er sich während seiner Amtszeit die meisten Vorteile verschaffen kann. Das ist ein Problem, sonst wäre das Land noch viel weiter.
08:24 - Der Lebensstandard in Paraguay
Daniel: Es scheint sich fast zu widersprechen, was Du gerade gesagt hast, aber offensichtlich funktioniert es.
Markus: Stabil und korrupt.
Daniel: Genau, das ist merkwürdig. Jetzt hast Du uns erzählt, der Paraguayer kauft sich sozusagen viel auf Pump, das neue Auto, den neuen Kühlschrank hast Du erwähnt. Das passt jetzt nicht ganz zu meinem Bild. Natürlich, ich wohne dort nicht, weil ich habe immer gehört, dass es ein relativ armes Land ist, also wie passt das jetzt zusammen? Stimmt das? Und wie ist der Lebensstandard? Oder wie kann man sich das vorstellen? Der normale Haushalt, wie leben dort die Einwohner, die nicht Deutsche sind, die Du für uns gerade erwähnt hast, die 6,5 Millionen?
Markus: Das ist eine ganz ausgezeichnete Frage und gar nicht so einfach zu beantworten. Wir haben mit Asunción, der Hauptstadt, eine Stadt mit über 2 Millionen Einwohnern im Großraum. Das ist eine moderne Großstadt, da gibt es Glaspaläste, dort gibt es Shopping Center, dort gibt es 3D-Kino. Wenn man hier in ein Shopping Center geht, das könnte man in München abstellen, man sieht keinen Unterschied. Es ist genau so schön, es ist genau so teuer, es gibt die gleichen Geschäfte, es gibt die gleiche Ware. Das ist definitiv auf Erste-Klasse-Weltniveau. Auch die Autos, die man in den Straßen von Asunción sieht, da sind neue Audis dabei, neue Mercedes S-Klasse, BMW, Porsche. Porsche hat hier eine eigene Niederlassung, man sieht Porsche Cayenne regelmäßig. Die sind definitiv nicht arm. Auf der anderen Seite gibt es – ich will das Bild eines Schneemanns heranziehen. Ein Schneemann hat zwei Kugeln. Eine große Kugel, das ist der Körper, und eine relativ kleinere Kugel, das ist der Kopf. Und der Körper, das ist das paraguayische Volk, das ist eine große Masse von sehr, sehr armen Menschen, die teilweise 300 € verdienen im Monat und sich damit gut bezahlt fühlen. Das ist eine große Masse. Die haben keine Ausbildung, die sind nicht übertrieben fleißig, aber sie sind soweit zufrieden und machen ihre Arbeit in ihren Möglichkeiten. Und dann gibt es den Kopf. Was es nicht gibt, das ist der Hals. Der Hals ist die Mittelschicht. Die Mittelschicht ist bestenfalls so dünn wie ein A4 Blatt, also da kann man ein Blatt dazwischenschieben. Mittelschicht gibt es kaum.
Sebastian: Mittelschicht wären jetzt zum Beispiel Lehrer, Anwälte, Ärzte und so was. Davon gibt es wenig.
Markus: Das teilt sich. Die Lehrer, die würden mit diesen 300 € bis 600 € pro Monat noch in den oberen Teil vom Körper fallen, viele Ärzte auch. Es gibt einfache Ärzte, die haben Medizin studiert, die nehmen für eine Sprechstunde 80.000 Guaraní, das sind grob 10 €. Aber es gibt auch die wenigen Leute, die gut sind. Wer gut ist in Paraguay, wird automatisch reich. Weil, die Konkurrenz ist schlecht, und die Bezahlung lässt sich sehen. Also ein Arzt, der gut ist, der verlangt nicht für eine Sprechstunde 80.000 Guaraní, der verlangt 350.000 für 20 Minuten. Und jede angefangene 20 Minuten der Preis extra. Beim ersten Arzt kannst Du einfach hingehen. Beim zweiten, beim teuren Arzt, hast Du eine Warteliste von zwei Monaten, bis Du drankommst. Wer gut ist, der hat in Paraguay wirklich alle Chancen, denn gute Leute sind hier extrem selten. Und das, was man verdient, kann man behalten. Auch in der Landwirtschaft. Die Soja-Produzenten mit einer großen Fläche, die haben oft zwei Ernten im Monat, und die haben pro 2 bis 3 Millionen US Dollar Einnahmen. Die haben ihre Kosten für das Personal, die haben ihre Maschinen, aber sie zahlen keine Steuern, die können das behalten, vollkommen legal. Und das macht eben den Kopf. Die Oberschicht ist hier deutlich größer als in anderen Ländern.
12:32 - Der typische Kunde von Markus vor und nach Corona– ein Unterschied wie Tag und Nacht
Daniel: Jetzt ist noch interessant zu erfahren, wer denn so der typische Kunde oder Mandant von Markus ist. Also, welche Art von Menschen nehmen die Dienste von den Paraguay Profis in Anspruch?
Markus: Ich teile das in zwei Bereiche: bis zu Corona und seit Corona. In den Jahren bis 2020, bevor die Corona Krise kam, war unser typischer Kunde über 50, hat in seinem Leben gut gearbeitet, hat also Ersparnisse und hat die Idee, in Paraguay seinen Lebensabend zu verbringen und vielleicht seine Lebensersparnisse hier gewinnbringend anzulegen. Ich habe auch ein Buch geschrieben, den Investoren Ratgeber Paraguay und bin relativ bekannt im Internet, was Geldanlagen bei Paraguay angeht. Also wenn man bei Google diese Schlagwörter eingibt, dann kommen meine Artikel in der Regel immer als Treffer eins, zwei, meistens beides, und das war mein typischer Kunde. Also ein Vermögender aus der gehobenen Mittelschicht, der seine Lebensersparnisse in Sicherheit bringen will. Seit Corona ist das so, dass ich klar sagen muss, dass wirklich die vermögenden Leute, die über 7,5 Millionen Euro Nettowert da ist, die haben ihr Geld 2019 in großen Massen nach Paraguay geschafft. Und ich meine in großer Anzahl, und die haben mir nicht nur einmal gesagt: „Du musst bis Oktober 2019 alles abgeschlossen haben, weil 2020 kommt was.“ Die sind fertig. Die sind quasi jetzt nicht mehr da, die haben ihren Plan abgeschlossen. Was seit Corona kam, das sind vor allem Familien mit Kindern. Die haben vielleicht ein Haus verkauft, die Immobilienpreise in Deutschland sind ja derzeit sehr gut, da kriegen sie für ein Haus oft 300.000 €, 400.000 €, 500.000 €, in München auch noch gerne mehr. Und dieses Geld wollen sie dann nach hier mitbringen, sich hier ein Grundstück kaufen, ein Haus bauen und hier gut und vor allem ohne Bevormundung durch den Staat leben. Das ist eine ganz andere Gruppe, eine ganz neue. Und für das Land Paraguay sehr wichtig. Das Land hat ein Durchschnittsalter von 25 Jahren, also sehr jung ist das Land, hat eine große Zukunft, hat viel Platz, hat viele Möglichkeiten. Aber was ihnen fehlt, ist das Gehirn. Sie haben keine guten, qualifizierten Führungskräfte, sie haben keine Meister, es gibt hier keine Lehrer, es fehlt der Handwerksmeister. Es fehlt der, der eine Fabrik leiten kann, der Ideen hat, der etwas aufbauen will. Und genau solche Leute kommen seit eineinhalb Jahren hierher, und daher bin ich sehr positiv gestimmt, was die Zukunft angeht.
15:22 - Wie kann ich mich in Paraguay finanzieren?
Sebastian: Und was machen diese Kunden von Dir, dieses typische Beispiel von Dir. Die verkaufen ihr Haus in Deutschland für etliche hunderttausend, kaufen sich dann etwas in Paraguay. Sind das dann auch Online-Unternehmer oder arbeiten die da lokal? Leben die vom Ersparten? Wie muss man sich das vorstellen?
Markus: Es gibt eine relativ kleine Gruppe, das sind digitale Nomaden, die ziehen durch die Welt und sind nicht an einen bestimmten Ort gebunden. Die nehmen Paraguay gerne als Wohnsitzland, denn hier gibt es ja kein Meldesystem in diesem Sinn. Die haben einmal eine Wohnsitzbescheinigung und müssen dann in der Regel auch nicht mehr nachweisen, dass sie wirklich im Land sind, und die können sonst wo leben und haben ihren steuerlichen Lebensmittelpunkt hier. Das ist ein Teil. Der andere Teil lebt wirklich hier, und die legen ihre 300.000 € bis 400.000 € zum Beispiel hier zinsbringend an, erwirtschaften 10%, 11%, 12% Rendite und haben damit ein gutes Polster. Und wenn sie dann nebenbei zum Beispiel ein Gästehaus bauen oder sie haben ein Handwerk gelernt, das sie anbieten möchten, dann kommen sie hier sehr gut klar. Der dritte Teil sind die, die wirklich etwas machen möchten. Die gründen hier eine SA, Sociedad Anonima, grob Aktiengesellschaft, und die sind wirklich hier geschäftlich tätig, die sind mit Deutschland im Geschäft. Ich habe auch schon SAs gegründet für Leute, die öffentliche Aufträge aus Deutschland von hier aus abarbeiten damit. Die sind weiterhin in Deutschland operativ tätig in der EU, bloß sitzen sie hier. Internet macht keinen Unterschied, ob das Home-Office 10 km oder 10.000 km weit weg ist.
16:59 - Steuerpflicht für digitale Nomaden mit Paraguay als Wohnsitz
Daniel: Kommen wir nochmal auf den digitalen Nomaden zu sprechen und betrachten den steuerlichen Kontext. Uns interessiert, ob digitale Nomaden tatsächlich von jeder Steuerpflicht befreit sind, auch wenn sie die Daueraufenthaltsgenehmigung für Paraguay haben.
Markus: Man muss dazu wissen, Paraguay hat das Prinzip, dass Leistungen, die das Land nicht betreffen, also das sogenannte Welteinkommen, das außerhalb von Paraguay erwirtschaftet wird, das wird nicht steuerlich belangt, das ist frei. Auf der anderen Seite, wenn man die Aufenthaltserlaubnis hat und die Titel hat, das sind zwei Dokumente, hat man nicht automatisch eine Steuernummer. Man kann einfach hier leben ohne Steuernummer. Möchte man eine Steuernummer, bekommt man die vom Finanzamt, und danach muss man jeden Monat dem Finanzamt Rechenschaft ablegen, was seine Einnahmen und seine Ausgaben sind. Man kann das bei einem lokalen Steuerberater für 20 € im Monat abhandeln lassen, die Möglichkeit besteht. Es gibt also digitale Nomaden, die haben sich eine Steuernummer geholt, die haben ihren Rechnungsblock, die können ihren Kunden in Deutschland legale Rechnungen schreiben und leben aber eigentlich in Dubai oder in den USA oder in Frankreich, England oder sonst wo. Das ist durchaus möglich. Wie das dann steuerlich gehandhabt wird, hängt von der Art der Tätigkeit ab. Sind das zum Beispiel Webseiten-Entwickler und sind sie offiziell in Paraguay ansässig und machen offiziell ihre Entwicklung von hier aus, dann müssten sie auf ihre Rechnungen unter Umständen auch diesen Spitzensteuersatz von 10% abtreten. Aber sie haben ja mit dem Steuerberater hier viele Möglichkeiten, das zu gestalten.
Daniel: Nochmal nachgefragt, wenn sie Webseiten entwickeln für Unternehmen im Land, oder wenn sie Webseiten entwickeln im Ausland, macht das einen Unterschied?
Markus: Ich bin kein Steuerberater nach paraguayischem Recht, ich bin nicht zugelassen beim Finanzamt. Aber aus Erfahrung kann ich sagen, dass es keinen Unterschied macht. Das heißt, wenn Sie offiziell hier im Land ansässig sind und Ihre Rechnung auf Papier oder elektronisch von Ihrer paraguayischen Firma aus stellen, dann ist das eine offizielle Rechnung, die wird in Deutschland vom Finanzamt anerkannt, es gibt dann vielleicht einen Kontrollanruf beim Finanzamt hier, ob diese Firma wirklich existiert und ob diese Rechnung real ist, und die paraguayischen Behörden geben dann zwei Daten bekannt: erstens, die Firma gibt es, zweitens, die Rechnung ist real. Die Rechnungsnummer ist in einem Rechnungssystem vermerkt. Und wenn diese beiden Daten stimmen, mehr Daten kriegen sie nicht, dann ist das für das deutsche Finanzamt akzeptabel, die Rechnung wird anerkannt. Also wenn sie zum Beispiel für eine deutsche Firma arbeiten, ist das ein wichtiges Kriterium für viele Firmen, dass die Rechnung, die da gestellt wird, auch in Deutschland bei ihnen in die Buchhaltung kann. Und das ist hier gegeben. Im Gegenzug ist aber unter Umständen die 10% Umsatzsteuer und unter Umständen 8% oder 10% Einkommensteuer fällig, je nachdem.
20:00 - Beantragung, Erhalt und Gültigkeit der Aufenthaltsgenehmigung
Daniel: Klingt interessant für den einen oder anderen Zuschauer oder Zuhörer. Jetzt hatten wir ja schon angefangen, über die Residenz generell zu sprechen, die man also dann beantragt. Du hattest erwähnt, man hat einmal diese Residenz-Karte, und dann zusätzlich ist der zweite Schritt, dass man sich steuerlich registrieren lässt. Gehen wir nochmal zur Residenz selber. Jemand möchte jetzt in Paraguay dauerhaft wohnen. Wie einfach oder schwierig ist es, die Residenz oder die Aufenthaltsgestattung zu bekommen?
Markus: Relativ einfach. Die zwei Dokumente, die jeder braucht, das sind die Geburtsurkunde und ein polizeiliches Führungszeugnis. Diese beiden Dokumente müssen diplomatisch beglaubigt werden, in Österreich oder in der Schweiz sehr einfach mit Apostille, in Deutschland etwas komplizierter mit einer Überbeglaubigung und Legalisation. Diese Dokumente werden dann hier in Paraguay eingereicht, also man muss einmal zumindest persönlich hier in Paraguay sein, man muss einmal herfahren, aus der Ferne geht das nicht, man muss herkommen, und dann kann man im Extremfall an einem einzigen Tag Aufenthalt im Land diese Dokumente beantragen, mit unserer Hilfe. Wenn man es alleine macht, braucht man eine Woche. Aber mit richtiger Vorbereitung reicht ein Tag Aufenthalt. Wir hatten schon Leute aus den USA, die sind in der Früh eingeflogen, die kamen um 7.30 Uhr mit dem Flugzeug an, haben die Beantragung gemacht, um 15.00 Uhr waren sie fertig, und um 18.00 Uhr ging es wieder weiter. Also im Extremfall ist das möglich.
Daniel: Jetzt habe ich diese Residenz. Wie lange gilt sie?
Markus: Die Aufenthaltserlaubnis gilt ein Leben lang. Also derzeit, wer die Karte schon hat, der hat sie für sein ganzes Leben. Und es sind damit keinerlei Verpflichtungen verbunden. Bei anderen Staaten wie Bolivien oder auch Russland, muss man teilweise 180 Tage im Jahr sich nachweislich im Land aufhalten, sonst verliert man die Rechte. Dies ist in Paraguay nicht der Fall. Es gibt zwar eine Vorschrift, dass man innerhalb von drei Jahren einen Tag im Land sein soll, aber in den letzten zwölf Jahren kenne ich keinen Fall, wo das überprüft worden wäre.
Daniel: Ja, das ist dann höchstwahrscheinlich auch eine Seltenheit oder Besonderheit. Vielleicht mal eine Frage an Sebastian: Haben wir Mandanten, die dort wohnen? Oder hatten wir mit Mandanten zu tun, die konkret nach Paraguay gefragt haben?
Sebastian: Nicht eine große Anzahl, aber wir haben definitiv Mandanten, die da in Paraguay wohnen. Und die Mandanten, die dort wohnen, und da rede ich nicht von Leuten, wir haben auch Mandanten, die haben diese Cedula und sind aber nicht wirklich da, aber wir haben auch Mandanten, die dort wirklich wohnen und die sich auch wirklich aufhalten, wo sich das tägliche Leben tatsächlich dort abspielt. Die meisten davon sind Internetunternehmer. Meine Erfahrung mit den Mandanten ist, dass die, die dort leben, schon davon sehr überzeugt sind. Also die stehen dahinter, denen gefällt es dort gut, die nutzen die Vorzüge, die sind davon überzeugt. Die sind natürlich aber auch, sage ich mal, relativ schmerzfrei, was bestimmte, ich will nicht sagen Unannehmlichkeiten oder Komplikationen anbelangt. Ich kann Dir ein Beispiel sagen, dem einen Mandanten wollten wir etwas per FedEx schicken nach Paraguay, und das kam absolut nicht an. Das ist nicht angekommen, das ist irgendwo da verlorengegangen. Wir haben es auch mehrfach probiert. Das ist auch in anderen Ländern schon passiert, also wir haben auch schon versucht, etwas nach Kolumbien zu schicken, das kam auch nicht an. Auch, dass manche Dinge kompliziert sind, gerade im internationalen Bereich, dann willst Du mit einer paraguayischen Firma Business machen in Deutschland und so weiter. Aber wenn Du zum Beispiel für eine Firma aus Paraguay irgendwo ein ausländisches Bankkonto braucht und so, da gab es schon alle möglichen Komplikationen. Aber wie gesagt, man muss einfach wissen, wie man das Set-up richtig macht. Ich glaube, das ist ein wichtiger Punkt, was auch für Deine Dienstleistung spricht, Markus, man kann so einen Weg nicht alleine gehen, man muss wirklich jemanden haben vor Ort, der diese Schwierigkeiten kennt, und der dann auch genau weiß, wie man die am besten umschifft. Aber ich glaube, was ich sagen will, man muss schon realistisch sein, dass man sagen muss: „Man kann nicht nach Paraguay umziehen und dann erwarten, dass alles so reibungslos verläuft, wie zum Beispiel in Westeuropa. Oder würdest Du das anders sehen? Sind das vielleicht italienische Verhältnisse? Vielleicht noch ein bisschen schlechter als italienische Verhältnisse, ich weiß nicht, aber es ist auf jeden Fall ein Unterschied. Wie Du ja vorhin schon selbst gesagt hast, qualifizierte Ausbildung zu bekommen ist schwierig.
24:46 - Problemlösung
Markus: Es gibt drastische Unterschiede. Das angesprochene Beispiel mit FedEx, dafür gibt es eine Lösung. Es gibt für viele Probleme hier eine Lösung. Die FedEx-Problemlösung ist, man nimmt DHL Express, und dann schreibt man hin „Hold for Pick Up“. Das bedeutet, es wird in der Zentrale gelagert und nicht zugestellt, denn wenn etwas hier nicht zugestellt wird und Füße bekommt, dann geht es beim letzten Schritt, beim letzten Meter geht es verloren. Der Zusteller schüttelt ein bisschen und vermutet, es ist vielleicht ein Handy drinnen, und dann kommt es vielleicht nicht an. Wenn es in der Zentrale gelagert wird, dann muss man das persönlich abholen. Ich mache das zweimal die Woche, dass ich die Sendungen persönlich abhole, und dann kommt nie was weg. In den letzten Jahren sind alle Dokumente ausnahmslos von den Kunden angekommen, wenn auch manchmal auf Umwegen. Das heißt, es war ein Paket schon mal nicht drei bis fünf Tage unterwegs, sondern eher vier Wochen, aber angekommen sind sie alle.
Sebastian: Eben, man braucht einen Experten wie Dich vor Ort, der weiß, wie man mit solchen Situationen umgeht. Und es ist natürlich auch so eine Sache, jemand, der nie in so einem Land gelebt hat, für den ist es wahrscheinlich ein Unterschied wie Tag und Nacht. Oder ich sage mal „Kulturschock“ in Anführungszeichen. Wie machen denn das Deine Mandanten? Oder sind Deine Mandanten, ich sage mal Abenteurer, die sowieso mit allen Wassern gewaschen sind und die Welt bereist haben und denen es völlig egal ist, die damit umgehen können?
Markus: Ganz und gar nicht. Der durchschnittliche Kunde ist wie gesagt über 50, oft im Rentneralter gewesen früher, kommt hierher, ohne Spanisch zu können, und hat die Erwartungshaltung, dass wir alles für ihn tun. Am liebsten am Flughafen abholen und ins Hotel bringen und sämtliche Wege erledigen, die zu erledigen sind, ohne dass er etwas tun braucht. Das ist sehr weitverbreitet, also ein All-inclusive-Paket für alles. Das ist das, was sehr viele Leute schätzen.
26:49 - Ein paraguayisches Bankkonto und seine Hürden
Daniel: Braucht man einen Experten, oder die Hilfe eines Experten, um ein Bankkonto zu eröffnen?
Markus: Heikles Thema. Also vor zehn Jahren hätte das jeder gekonnt, da wurden 100.000 € auf den Bankschalter gelegt und zehn Minuten später wäre man mit einem Konto wieder rausgegangen, dazwischen hätte man einen Kaffee bekommen und wäre wunderbar betreut worden. Im Jahr 2022 ist das mit den Banken leider ein Problem geworden, da viele Banken zwar gar kein Problem haben, jemandem, der eine Cedula besitzt, ein Inlandsbankkonto zu geben. Das ist einfach, das kann man am Handy direkt eröffnen, so modern wie in Deutschland. Das Problem kommt dann, wenn man von Deutschland Geld hierher überweisen möchte. Wenn man ein Konto will, das Zugang zum Auslandsmarkt hat, was Geld ins Ausland senden kann, und was Geld aus dem Ausland empfangen kann. Hier sind die Geldwäsche-Kriterien immens geworden.
Daniel: Gibt es tatsächlich den Fall, dass jemand zwar die Residenz-Carte bekommt, aber kein Bankkonto eröffnen kann?
Markus: Kommt definitiv vor. Da muss ich ein bisschen ausholen. Paraguay hat ja durch die Lage in Südamerika einen gewissen landwirtschaftlichen Schwerpunkt. Paraguay basiert sehr viel in Landwirtschaft. Einerseits werden Rinder gezüchtet, andererseits wird sehr viel Soja angebaut. Es gibt aber noch einen dritten Wirtschaftszweig: Paraguay ist der größte Produzent von ganz Lateinamerika was Hanf-Produkte angeht, die geraucht werden, und dieser Sektor ist ja nicht legal. Aber in diesem Sektor werden hohe Gewinne erzielt, und die USA haben da ein Auge drauf. Das heißt, als wir vor zwei Jahren hier in Südamerika den Herrn Dario Mesa hatten als internationalen Geldwäscher, der für die Brasilianer und auch für Paraguayische Drogen-Kartelle Geld gewaschen hat, Milliarden Dollar gewaschen hat, da haben die USA Druck auf Paraguay ausgeübt und wir hatten hier folgende Wahlmöglichkeit: entweder die paraguayischen Banken verlieren den Zugang zum SWIFT-System, und das ist wichtig, weil jede internationale Überweisung läuft über das SWIFT-System in New York, ohne die kann man nicht von Deutschland nach Paraguay Geld schicken, aber auch nicht von Paraguay nach Brasilien, oder von China nach Indien. Alles geht über das SWIFT-System der USA. Und die haben gesagt: Entweder wir sperren Euch aus dem SWIFT-System aus, oder ihr macht folgende, strenge Geldwäscherichtlinien. Und die beinhalten zum Beispiel, dass Leute, die mit Bitcoin handeln oder mit dem Zollfreilager in Liechtenstein Geschäfte gemacht haben, von allen paraguayischen Banken automatisch gesperrt werden. Also wenn man ein Konto eröffnet und die Kontoauszüge der letzten sechs Monate beibringt und es werden solche Transaktionen gefunden, ist die Geschäftsbeziehung sofort beendet. Das wird, wie gesagt, von den USA aus verlangt.
**29:43 - Wie sieht das aus mit Krypto in Paraguay?
Daniel: Da muss ich aber jetzt nochmal nachfragen, weil gerade in den letzten Monaten hat man öfters in den Medien Schlagzeilen gelesen, dass lateinamerikanische Länder, wie El Salvador zum Beispiel gezielt Krypto-Anbieter ins Land einladen und auch Paraguay stand dort öfters mal in den Schlagzeilen. Ich habe aber auch letztes Jahr einen Artikel gelesen über ein Bitcoin Projekt in Paraguay, wo auch PayPal mit involviert war. Das las sich für mich so von außen, als würde Paraguay etwas tun im Bitcoin, oder auch wirklich vielleicht mit zu den Ländern zählen wollen, die Krypto-Anbieter oder Unternehmer auch ins Land bringt. Ist das so? Oder hat sich das jetzt überholt?
Markus: Das waren Spontanmeldungen einzelner Geschäftsleute, die vielleicht für sich einen persönlichen Vorteil darin gesehen haben. Die Haltung der USA in dieser Sache ist eindeutig: um die Drogengeschäfte in Südamerika einzugrenzen, ist Paraguay bis auf Weiteres vom Gold- und Bitcoin-Geschäften mal getrennt. Es gibt ja Miner, die die günstigen Strompreise ausnutzen, um Bitcoins zu produzieren, das gibt es. Aber die müssen kreative Wege anwenden, um zum Beispiel ihre geminten Bitcoins auf einem Handy oder auf einem Laptop zum Beispiel in die USA zu bringen und sie dort an einer Bitcoin-Börse zu verkaufen, in dem Land ist das nicht möglich.
Sebastian: Aber jetzt zum Thema Bitcoin, wo der Daniel darauf anspielt, das war ja relativ umfassend in den News berichtet, dass das Paraguayische Parlament hier Gesetze zum Thema Bitcoin und Kryptowährungen erlassen hat, ich glaube sogar im Dezember 2021 hat es den Senat dort passiert. Es geht jetzt nicht darum, dass Bitcoin oder so tatsächlich anerkanntes Zahlungsmittel wird, aber ich glaube, es geht eher darum, den ganzen Bereich zu regulieren. Hast Du davon irgendwas gehört?
Markus: Regulieren heißt kontrollieren heißt verbieten. Also die Details muss man sehen, wenn ein Gesetz dann wirklich erlassen wird, dazu muss es die zwei Kammern hier passieren, das eine ist das Parlament, das andere ist der Senat, und dann der Präsident muss es unterschreiben. Erst dann wird es ein Gesetz. Bis jetzt gibt es zu Bitcoin keine Möglichkeiten, es gibt hier keine Bitcoin Börsen, wo man sie kaufen und verkaufen kann. Man kann sie vielleicht bekommen über das Internet, aber man kann sie nicht verkaufen und in lokale Währung eintauschen, nur in Kleinstbeträgen, weil die Banken das eben komplett blockieren. Man kann Konten eröffnen in Paraguay bei sogenannten Kooperativen, das ist die Möglichkeit, die viele Kunden nutzen, also man steht definitiv nicht ohne Konto da, nicht ohne Möglichkeit, Geld aus dem Ausland hierher zu bekommen, aber es ist eins der schwierigsten Länder, um dieses umzusetzen. Also praktisch alle anderen Länder, die üblichen Verdächtigen, sind wesentlich einfacher bei der Kontoeröffnung als Paraguay.
32:49 - Wohnsitz und Firma in Paraguay, Konto außerhalb
Sebastian: Und würdest Du dann Deinen Mandanten empfehlen, mal angenommen, man macht jetzt eine Firma in Paraguay auf und es geht jetzt darum, Zahlungen aus dem Ausland zu erhalten, dass man das Konto dann in einem anderen Land für diese Gesellschaft aufmacht, oder wie würdest Du das sehen?
Markus: Exakt genauso. Ich empfehle den Leuten immer, Paraguay ist ein sehr gutes Wohnsitzland, man kann auch hier eine Gesellschaft strukturieren mit relativ geringen monatlichen Kosten. Eine wirklich operative AG für 150 € im Monat laufende Kosten an Buchhaltung und so weiter, wird man nicht in vielen Ländern der Welt kriegen, die wirklich legal operiert und keine Briefkastenfirma ist. Aber für die Zahlungsströme bitte an Paraguay außen vorbeileiten.
Sebastian: Was sind da die Attraktiven, die Du empfehlen könntest?
Markus: Naja, wenn jemand aus Österreich kommt, ich selbst bin Österreicher, es spricht nichts dagegen, sein Konto in Österreich zu behalten. Ein Konto in Österreich setzt keinen Hauptwohnsitz in Österreich voraus, ein Konto in Österreich macht mich nicht in Österreich unbeschränkt steuerpflichtig, nichts davon ist der Fall. In der Schweiz ist es etwas komplizierter, weil Schweizer Banken gerne Konten kündigen, wenn man keinen Wohnsitz mehr in der Schweiz hat, aber es gibt viele Länder, wo das nicht der Fall ist.
Daniel: Aber spricht da jetzt eigentlich aus Deiner Sicht überhaupt irgendwas dafür, eine inländische Gesellschaft zu gründen? Komme ich da nicht von vornherein am besten Wohnsitz Paraguay, aber ich gründe eine Auslandsgesellschaft zum Beispiel in Großbritannien oder in anderen europäischen Ländern sogar?
Markus: Delaware, die üblichen Verdächtigen für die LLC Konstruktion kann man auf jeden Fall machen, nur viele dieser Konstruktionen werden zum Beispiel von der öffentlichen Hand in Deutschland nicht anerkannt. Das heißt, wenn jemand Aufträge der öffentlichen Hand abarbeitet in Deutschland, dann kann er keine Delaware LLC haben, weil das unter Umständen bei der Prüfung in Deutschland nicht durchgehen wird, die SA in Paraguay aber schon.
Daniel: Klingt spannend.
Sebastian: Sehr interessant.
34:54 - Frauen in Paraguay
Sebastian: Du bist jetzt ja auch in Paraguay mit Familie, darf ich fragen? Ist Deine Frau aus Paraguay oder ist sie auch Österreicherin?
Markus: Österreicherin, wir sind seit 28 Jahren zusammen.
Sebastian: Sehr schön.
Markus: Ich ahne, wo die Frage hinläuft. Ja, es gibt sehr, sehr viele, die zum Beispiel alleine hierherkommen, auch so in unserem Alter und dann in Paraguay eine neue Familie gründen mit einer Paraguayerin, die vielleicht Anfang 20 ist.
Sebastian: Das war gar nicht meine Frage. Das wollte ich gar nicht fragen, aber ist trotzdem interessant, kannst trotzdem mehr dazu sagen.
Markus: Also, die Möglichkeit besteht. Aus der Sicht der paraguayischen Frau, hier gibt es den Feminismus in dieser Form nicht wie in Europa, da ist nach wie vor das Rollenbild in der großen Masse so: eine Frau heiratet, bekommt Kinder und ist dann Hausfrau. Und wir sehen alle als Deutsche. Österreicher, Schweizer, wir sind alle Almans. Und Almans haben hier einen guten Ruf, weil wir sind solche, die Geld heimbringen und wo eine Familie gut ernährt werden kann. Wir sind in der Regel nicht welche, die ihre Frauen misshandeln, und wir sind auch welche, die zum Beispiel für die Familie der Frau, also die Eltern der jungen Paraguayerin dann vielleicht ein besseres Leben ermöglichen, und von daher sowas wie sehr begehrt. Da kann es durchaus sein, dass ein Deutscher in mittleren Jahren irgendwo zu einem Fest hier geht und eine und zwei junge Paraguayerinnen ihn aktiv ansprechen, ob er nicht jemanden sucht, vielleicht der im Haushalt hilft und dann kommt man sich näher. Das kommt hier regelmäßig vor. Also Kunden, die alleine hierherkommen und Interesse an einer Familie haben, müssen selten lange warten.
36:35 - Deutsche Schulen in Paraguay
Sebastian: Interessant. Meine Frage war aber eigentlich: wie hat Deine Familie den Umzug nach Paraguay gemeistert? Wie war es für sie? Dann ist ja auch die Frage so familiäre Themen wie zum Beispiel Schule, gesundheitliche Versorgung? Wie war diese Umstellung bei Deiner Familie? Und wie ist es bei Mandanten? Ich meine, wir haben schon öfter auch mit anderen Gesprächspartnern gesprochen, da war zum Beispiel Homeschooling ein ganz wichtiges Thema. Wie machen das Deine Mandanten? Was ist Deine eigene Erfahrung mit dem Thema?
Markus: Es gibt in Paraguay eine Anzahl sehr guter deutscher Schulen. Also wer das möchte, der kann sein Kind in eine deutsche Schule schicken. Hier in meiner Region ist das die deutsche Schule in Independencia, die arbeiten auch mit der deutschen Botschaft zusammen, die machen das Deutsch-Diplom. Die haben nicht solche Schwierigkeiten, wenn gewünscht, dass sie dann in Deutschland studieren können später. In Asunción gibt es die Goethe Schule, wie schon der Name andeutet, auch mit deutschen Wurzeln. Das ist vielleicht die beste deutsche Schule in ganz Paraguay, die ist auch international sehr anerkannt.
Sebastian: Verwenden die dann auch den deutschen Lehrplan, oder ist das einfach nur auf Deutsch, aber das ist ein anderer Lehrplan?
Markus: Die Unterrichtssprache ist immer Spanisch, Castellano, weil wir sind in einem spanischsprechenden Land. Deutsch ist in dem Fall dann die Fremdsprache, die sie haben. Und die deutschen Schulen haben im Gegensatz zu den paraguayischen erstens den paraguayischen Lehrplan, der überschaubar ist, also in der Regel vier Stunden am Tag, fünf Tage die Woche. Aber die haben mehr Unterrichtsstunden. Die haben extra Fächer, damit sie ungefähr auf das Niveau kommen, das auf einer Schule in München oder in Frankfurt unterrichtet werden würde. Die deutschen Schulen sind durchaus gut. Das sind Privatschulen, und da muss man Schulgeld für bezahlen. Je nachdem welche Schule und welche Stufe das Kind, kann das schon etwas ausmachen.
38:29 - Eigentlich gibt es in Paraguay eine Schulpflicht
Daniel: Gibt es eine Schulpflicht in Paraguay?
Markus: Ja, gleich wie in Deutschland, also neun Jahre Schulpflicht und nach zwölf Jahren hat man das Abitur, nur heißt das anders, aber sonst ist kein großer Unterschied.
Daniel: Es ist jetzt Eltern nicht möglich, die Kinder zum Beispiel selbst zu Hause zu unterrichten, oder dass Kinder von Paraguay aus vielleicht eine Online Schule besuchen, außerhalb von Paraguay?
Markus: Ja, also man kann das tun. Das Gesetz selbst sieht eine Schulpflicht vor, die Kinder haben ein Recht auf den Schulbesuch. Nur, wie vieles in Paraguay, es wird nicht kontrolliert. Der Staat ist hier klein, hat einen kleinen Knüppel, kümmert sich nicht um das, was Du auf Deinem Grundstück tust. Das heißt, die Menschen haben auf ihrem Land jegliche Freiheit alles zu bauen, zu machen, zu tun, und das implodiert auch die Familie. Wenn jemand meint, mein Kind ist besser auf einer asiatischen Online Uni oder Online Schule aufgehoben, dann kann er das machen, ohne Probleme. Wenn eine Mutter meint, ich möchte mein Kind lieber nach christlichen Grundsätzen der Bibel unterrichten und ich habe gerade keine Klosterschule in der Nähe, dann kann sie das problemlos machen, der Staat wird sie nicht besuchen kommen. Nur die sozialen Kontakte sind dann halt entsprechend eingeschränkt, das muss man im Hinterkopf behalten.
39:45 - Gesundheitsversorgung in Paraguay
Daniel: Kommen wir jetzt noch einmal auf das Thema der Gesundheitsversorgung in Paraguay zu sprechen. Ich habe in einer Zeitschrift eine Headline gelesen in Deutschland, da hieß es: Was suchen Deutsche in einem Land, dessen Gesundheitssystem schon vor der Pandemie am Limit war? Und jetzt scheinbar noch mehr. Also ist das Gesundheitssystem am Limit? Muss man sich Sorgen machen? Gäbe es jetzt vielleicht gesundheitliche Probleme, irgendwelche Operationen oder so, wo Du sagen würdest: „Geh lieber raus, setz Dich ins Flugzeug, flieg in ein anderes Land.“ Oder bekomme ich alles was ich brauche im Land? An gesundheitlicher Behandlung, Operationen, Untersuchungen und so weiter.
Markus: Wieder eine gute Frage, die sicher für viele Leute wichtig ist. Gerade für die Leute über 50 ist ja das Gesundheitsthema, auch wenn man es nicht wahrhaben will, ein sehr wichtiges. Ich beantworte die Frage in zwei Teilen. Der Teil eins ist das Land. Paraguay ist ein Flächenland. Wir sind zwar für Südamerika relativ klein, aber trotzdem ist Paraguay so groß wie Deutschland und Österreich zusammen und hat 7 Millionen Einwohner. Das heißt nicht alle Regionen sind gleich gut versorgt. Die Hauptstadt Asunción mit dem Großraum Asunción mit über 2 Millionen Einwohnern ist ganz ausgezeichnet versorgt. Also dort gibt es moderne Spitäler, zum Beispiel das Migone, das Bautista. Und diese Krankenhäuser können Herztransplantationen durchführen, die haben modernste Geräte, die haben modernste MRT, also gar kein Problem. Dort wird man nicht schlechter versorgt als an einer Uni-Klinik in Deutschland. Wenn man sich allerdings von der Hauptstadt entfernt und die Asphaltstraße verlässt und man eine Erdstraße betritt und die vielleicht noch 14 km oder so entlangfährt, bis man in einem grünen Paradies am Ende der Welt ankommt, ja, dort hat man ein Problem, wenn was ist. Denn wenn man von dort in ein Krankenhaus kommt, vergeht sehr viel Zeit, das ist auf jeden Fall ein Thema. Der zweite Teil beschäftigt sich mit den Kosten. Paraguay hat ein System, wo auch arme Paraguayer in ein staatliches Krankenhaus können und dort behandelt werden, ohne dass ihnen dafür Kosten entstehen. Also auch die Paraguayer, die gar nichts haben, werden behandelt, es wird hier niemand auf der Straße liegengelassen und verbluten gelassen, das gibt es hier nicht, wir sind nicht in Afrika oder in einer derart dritten Welt, wo das vorkommt. Die Gefahr besteht nicht. Es ist nur so, dass diese staatlichen armen Krankenhäuser sehr bescheiden ausgestattet sind. Man muss damit rechnen, dass man eine Begleitperson braucht, die das Essen bringt. Man muss damit rechnen, dass die Begleitperson in einer Apotheke Medikamente kauft. Man wird zwar versorgt, aber nicht mehr. Die meisten Europäer wollen das nicht. Das heißt es gibt hier sehr viele Privatkrankenhäuser, wo man gut versorgt wird, eine hotelähnliche Atmosphäre hat, einen guten Service genießt, aber die sind selbst zu zahlen. Die heißen Privatkrankenhäuser, die sind gewinnorientierte Unternehmen, und entweder man schließt eine Krankenversicherung ab oder man zahlt selbst. Ich sage es gleich fairerweise, ich arbeite seit fünf Jahren mit einer großen Krankenversicherung hier in Paraguay zusammen, der LIVI Salud Preventiva. Und ich verkaufe Krankenversicherungsverträge an unsere Kunden, das heißt ich bin nicht unvoreingenommen. Aber aus meiner Sicht ist es schon sinnvoll, eine Krankenversicherung zu haben, denn dann hat man eine Karte, wird in den Krankenhäusern aufgenommen, wird behandelt, und selbst wenn etwas nicht gedeckt ist, kann man das dann hinterher bezahlen, aber man wird erstmal operiert. Da ist Versorgungssicherheit gegeben, das ist sehr wichtig. Die Versicherung, auch wenn sie nicht so umfassend sein sollte wie in Deutschland, ist immer noch sehr viel besser als Selbstzahler zu sein und vollkommen auf sich alleine gestellt zu sein.
Daniel: Und vermutlich auch nicht so teuer wie in Deutschland.
Markus: Der beste Plan kostet für ein Pärchen 200 € im Monat. Und damit sind sehr viele Sachen gedeckt. Die Preise im Land in den Krankenhäusern sind billiger als in Deutschland, aber zum Beispiel das Migone, das ich vorhin angesprochen habe, da kostet auch ein Tag in der Intensivstation ohne allem 1.200 US Dollar, und da ist noch kein Arztbesuch dabei, da sind noch keine Medikamente dabei, das ist nur der Grundpreis. Das heißt die guten Spitäler sind auch hier nicht ganz gratis.
44:24 - Sicherheit und Kriminalität in Paraguay und die deutschen Kolonien
Sebastian: Vielleicht noch ein wichtiger Punkt Markus, oder auch zwei. Das erste beim Thema Lateinamerika ist ja doch immer die Frage der Sicherheit schon für viele doch so eine gewisse Sorge. Man kennt es, man hört es, Morde, Entführungen, Erpressung und so weiter. Wie ist so die Sicherheitslage? Ich rede jetzt vom Alltag in Paraguay, wenn man da lebt, muss man die Sorge haben, wenn man ein blondes Kind hat, dass es gekidnappt wird, wenn es auf der Straße spielt? Kann man es also nicht rauslassen? Wie muss man sich das vorstellen?
Markus: Die Sicherheitslage ist im Großen und Ganzen ganz ausgezeichnet. Also in den Regionen, wo die Deutschen wohnen, dort ist es vergleichbar mit dem Schwarzwald, also da passiert nichts. In den deutschen Kolonien ist es sicher, da kann man auch sein Auto unabgesperrt stehenlassen, man braucht nicht zwangsweise einen vier Meter hohen Elektrozaun, damit man nicht überfallen wird. Also dort ist die Sicherheitslage so, dass man ganz normal leben kann, man hat einen kleinen Zaun oder auch nicht, gar kein Problem.
Sebastian: Was sind die deutschen Kolonien? Ich weiß eine Stadt ist Hohenau. Ist das eine deutsche Kolonie?
Markus: Vom Namen nach schon ablesbar, das ist im Süden unten. Hohenau, Bella Vista Obligado sind drei deutsche, kleine Ortschaften, wo Deutsche leben. Eher kleinere deutsche Kolonien.
Sebastian: Wo auch heute noch Deutsche leben? Jetzt nicht nur wo Deutsche hingezogen sind, sondern heute auch noch Deutsche leben.
Markus: Ja, wir haben 500.000 Deutsche und Deutschstämmig hier, das sind über 8% der Bevölkerung, das heißt von den Fremdsprachen her, wenn man schon nicht Spanisch spricht, kommt man mit Deutsch weiter als mit Englisch. Also es gibt viele, die haben deutsche Wurzeln hier und verstehen zumindest Deutsch, auch wenn sie es nicht sprechen. Die größte deutsche Kolonie ist Independencia, in der Nähe, wo wir leben. Die sind jetzt schon in der dritten, vierten Generation teilweise, da gibt es die komplette Infrastruktur mit deutscher Schule, deutschem Sportverein, deutschen Geschäften, also sehr, sehr, sehr deutsch. Aber es gibt noch mehr. In der Hauptstadt Asunción gibt es auch Bereiche, die sind sehr, sehr gut. Altos Atyrá ist hügeliges Gebiet und der Ypacaraí See, auch dort sind sehr viele Deutsche. Da gibt es Auswahl. Gefährlich von der Sicherheitslage wird es nur dann, wenn man sich von der Zivilisation wegbewegt. Wenn man also an die vorher angesprochene Erdstraße geht und dann mal 10 km geradeaus fährt und nie irgendein Haus sieht und sagt: „Das ist jetzt mein Paradies in grün“, dort hat man dann, wenn man ein Problem hat, nicht nur ein gesundheitliches Problem, dort ist alles problematisch. Der Strom ist nicht so gut, das Internet ist schlecht, die Gesundheitsversorgung ist schlecht, kein Krankenwagen kommt hin, und auch kein Polizeiwagen schaut vorbei, wenn mal was sein sollte. Das muss man im Hinterkopf behalten. Je einsamer man lebt, desto gefährlicher lebt man in jeder Beziehung. Je zivilisierter man lebt und je mehr deutsche Nachbarn man hat, desto mehr hat man Sicherheit und lebt im Prinzip genauso wie in Deutschland, kaum ein Unterschied.
47:37 - Die politische Zukunft Paraguays
Daniel: Jetzt lenkt Sebastian das Gespräch in Richtung der politischen Zukunft von Paraguay.
Sebastian: Wir haben jetzt ja in 2021 doch in einigen südamerikanischen Ländern diverse Umbrüche erlebt, also wir hatten in Chile gerade jetzt wurde ein, ich sage mal Linksradikaler zum Präsidenten gewählt, in Honduras wurde eine Präsidentin gewählt, die die Ehefrau eines ehemaligen Präsidenten ist, der wiederum Freund von Hugo Chavez ist, in Peru wurde auch ein Marxist gewählt. Du hattest vorhin die politische Stabilität angesprochen, mit 70 Jahren die gleiche konservative Regierung in Paraguay. Deine Einschätzung: wird es so weitergehen in Paraguay, oder muss man auch damit rechnen, dass es zu politischen Umbrüchen kommt?
Markus: Wir haben ANR, die Colorado Partei seit 70 Jahren an der Macht, das ist die größte Partei. Die Oppositionspartei ist die liberale Partei, mit der FDP grob vergleichbar. Das ist eben die Partei, die seit 70 Jahren nicht den Präsidenten gestellt hat, aber die sind auch keine Sozialisten, Marxisten, Kommunisten oder dergleichen, die sind auch eine gemäßigte Zentrumspartei eigentlich. Die einzige radikale Partei, die wir haben, ist die Frente Guasú, die wird vor allem von den Indigenen gewählt. Die könnte man als marxistische Partei mit Neigung zu derbem Hang vielleicht bezeichnen, aber die haben nur ganz wenige Abgeordnete, die sind eine Kleinstpartei. Dass die hier die Macht übernehmen ist nicht, null.
Sebastian: Also Deine Einschätzung ist, als jemand, der das Land gut kennt, da auch schon relativ lange wohnt, also man erwartet jedenfalls keine Änderung. Man kann sich ja nie sicher sein, aber nach menschlichem Ermessen ist da nichts zu erwarten.
Markus: Eher stabil und sehr korrupt. Das hat hier alles System. Die Macht zu tun haben System. Würden sie die Regierung austauschen, würden unglaublich viele Paraguayer ihre Existenzgrundlage verlieren, weil sie durch die Korruption leben. Also haben die gar kein Interesse, dass es irgendwas ändert, weil sie alle von dem System profitieren.
Sebastian: Sehr, sehr interessant. Sehr faszinierend.
49:42 - Make a long Story short – Kurze Fragen, kurze Antworten
Daniel: Kommen wir jetzt zu unserer Kategorie „Make a long Story short“. Ich stelle Fragen, die möglichst kurz und knapp beantwortet werden. Erste Frage, wenn jemand jetzt nur kurz, vielleicht ein, zwei Tage in Paraguay ist für einen Kurzaufenthalt: was muss er unbedingt gesehen haben?
Markus: Die Wasserfälle von Iguazú. Foz do Iguaçu liegt zwar in Brasilien, beziehungsweise Argentinien, ist aber von Paraguay aus gut erreichbar, und die sind ein Weltwunder. Die sind, egal wann man hinfährt, immer einen Besuch wert. Und wenn einen das nicht interessieren sollte, dann gibt es noch das Wasserkraftwerk daneben, das ist für jeden technisch Interessierten ein Muss, das ist absolut umwerfend, sich das anzuschauen. Eins der größten Wasserkraftwerke der Welt.
Daniel: Welche Spezialität der Küche muss man unbedingt mal probiert haben?
Markus: Die paraguayische Küche ist möglicherweise der größte Schwachpunkt des Landes. Die Paraguayer und Kochen sind zwei Sachen, die absolut nicht gut zusammenpassen. Was ich empfehlen kann, das sind die Japaner hier, die japanischen Sushi Restaurants. Es gibt Japaner Kolonien, also echte Japaner aus Japan, und die machen echte Sushi, die man auch in Tokio essen könnte. Die ist ganz ausgezeichnet. Wer das nicht mag, der kann in ein brasilianisches Grillrestaurant gehen, ein brasilianisches wohlgemerkt, wie zum Beispiel O Gaucho, und wird dort ganz ausgezeichnete Grillspezialitäten bekommen, so wie auch in Brasilien.
Daniel: Diesen Fehler muss man unbedingt vermeiden.
Markus: Sich nur über das Internet zu informieren. Es gibt sehr viele gute YouTube Videos, die sind ganz ausgezeichnet gemacht, und man glaubt, man geht in eine Idylle ins Grüne in Paraguay, wo eine blühende Gemeinschaft gleichdenkender, alternativer Menschen nur darauf wartet, dass man sich eingliedern kann. Leider sind die Realität und diese Videos nicht immer nah beieinander. Und es gibt Leute, die überweisen mehrere hunderttausend Euros an diese Projekte, ohne jemals hier gewesen zu sein. Das halte ich für den größten Fehler, den man machen kann, man muss sich vorher unbedingt diese Projekte vor Ort anschauen, bevor man Zahlungen leistet. Und wenn die Projekte das ablehnen, dass man kommt ohne bezahlt zu haben, naja, dann hat man auch schon eine Antwort, denn wenn es so schön wären, warum würden sie dann keine Besucher empfangen wollen? Weil sie wissen, wenn die Leute das gesehen haben, überweisen sie eh kein Geld mehr. Am besten Vorsicht walten lassen, als später das Geld versuchen, das Geld zurückzubekommen.
Daniel: Was ist die schönste Jahreszeit oder der schönste Monat in Paraguay?
Markus: Kommt darauf an, wie sehr man Hitze mag. Momentan ist hier Hochsommer, die heißesten Temperaturen, die traditionelle Urlaubszeit. Also Dezember und Januar können es schon 40°C hier erreichen. Sehr viele Sonnentage, praktisch kein Regen. Also wer das mag, perfekt. Im Februar ist es ein bisschen besser, da ist der traditionelle Karneval, also ähnlich wie in Brasilien haben wir hier normalerweise in den Städten Karnevalsumzüge und den jungen Mädchen mit ihren Federboas, sehr schön zum Anschauen, wegen Corona derzeit ein bisschen im Hintergrund, aber wer das mag, grundsätzlich sind das die drei Haupt-Ferienmonate hier.
Daniel: Übrigens, wenn Du keinen unserer interessanten Podcasts mehr verpassen willst, dann klick jetzt gleich auf ABO und besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen, und Du kannst uns dort Deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.
53:16 - Kontaktdaten Markus Haubenwaller
Daniel: Die letzte Frage: wie erreichen Dich interessierte Kunden oder Mandanten?
Markus: Wir betreiben die Webseite www.paraguayprofis.com, eine der meist gelesenen Webseiten über Paraguay, deutschsprachig. Mein Name ist Markus Haubenwaller und auch im Impressum und unter Kontakt ist es sehr einfach, die Kontaktdaten zu finden. Eine E-Mail schreiben an info@paraguayprofis.com ist genauso eine Möglichkeit, wie einen Kommentar zu hinterlassen.
Daniel: Vielen Dank, war sehr interessant das Gespräch.
Sebastian: Vielen Dank und alles Gute!
Markus: Vielen Dank für die Einladung!
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Umzug nach Malta - Für wen sich die Insel lohnt
Erfahren Sie von Steuerexperte Sebastian Sauerborn, warum sich ein Umzug nach Malta lohnt. Entdecken Sie die Steuervorteile und wie auch Nicht-EU-Bürger einfach eine Residenz beantragen können. Malta bietet ein Paradies für Auswanderer
Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Über die sehr kleine Insel Malta mit ihren enorm großen Steuervorteilen sprechen wir heute mit Sebastian Sauerborn. Als Steuerexperte berichtet er davon, was Sie als Ausländer auf Malta beachten müssen. Auch Nicht-EU-Bürger können dort eine Residenz ohne große Hindernisse beantragen und benötigen dazu nicht viel. Malta scheint unerschöpflich zu sein und hat trotz der geringen Landmasse ein umfassendes Angebot. Für Auswanderer ist Malta damit ein Paradies.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Wo liegt Malta und wie kann ich es mir dort vorstellen?
Malta liegt im Mittelmeer zwischen Italien (Sizilien) und Libyen, ist sehr dicht besiedelt und ähnelt dem Mittleren Osten. Es ist ein Archipel mit der großen Hauptinsel Malta, der kleineren Nebeninsel Gozo und der Kleinstinsel Comino. Es gibt enorm viele Autos für die etwa 400.000 Bewohner, was selbstverständlich zu vielen Unfällen führt. Die Atmosphäre ist sehr beschäftigt, es herrscht eine große Geräuschkulisse, es ist immer etwas los. Auf der Suche nach einem zurückgezogenen Leben werden Sie auf Gozo fündig, denn das ist dort völlig anders als auf der boomenden Hauptinsel Malta. Mehr Informationen zum Thema Leben in Malta gibt’s natürlich in unserem Podcast.
Maltesische Mentalität, Sprache und Schule
Das vielen bekannte Mallorca ist viel größer und grüner als das felsige Malta. Von der Mentalität her sind die Malteser eher zurückhaltend und kontrolliert, was auf die britische Besetzung bis 1964 zurückzuführen ist. Wohlhabende Malteser legen Wert auf gutes Englisch und werten die maltesische Landessprache als Bauernsprache ab. Diese mag zwar nur in einem kleinen Teil der Welt gesprochen werden, ähnelt dem Arabisch und ist die einzige semitische Sprache mit lateinischem Alphabet. Für Linguisten ein Leckerbissen. Auf Malta gibt es eine Schulpflicht wie in Deutschland und Homeschooling ist nicht erlaubt. Die staatlichen Schulen unterrichten auf Maltesisch, aber als Ausländer finden Sie ausreichend englischsprachige Privatschulen.
Weltoffen und identitätsbewusst
Die Malteser und Johanniter Ritterorden hatten für viele Jahre ihren Hauptsitz auf Malta und auch die Franzosen und Briten fanden Gefallen an der Insel. Jahrelange Besetzung des Landes führt dazu, dass die Malteser keine Berührungsängste mit Ausländern und keine Angst um ihre eigene Identität haben. Sie wissen, dass sie die Ausländer für ihren Einfluss in der Welt benötigen, und die vielen Spielcasinos sind ein starker Anziehungspunkt für viele Nationalitäten. Nichtsdestotrotz mussten Ausländer bis vor Kurzen noch höhere Buspreise bezahlen, und auch bei Stromkosten und Immobilienfinanzierungen werden sie anders behandelt.
Infrastruktur, Internet und Stromausfälle auf Malta
Mit einer Inselgröße von 19 km x 32 km ist auf Malta nichts weit entfernt. Mit dem Auto ist man schnell überall angekommen und Taxis und Busse bieten eine gute Anbindung. Aufgrund der vielen Online Casinos ist eine schnelle Internetverbindung garantiert und für digitale Nomaden von großem Nutzen. Zur Nebeninsel Gozo fährt alle halbe Stunde ein Schiff und die Flugverbindungen nach Malta finden häufig statt. Das bekannte Inselproblem der Stromausfälle gibt es auch auf Malta, aber man lernt damit zu leben.
Maltesische Gesundheitsversorgung
Die Gesundheitsversorgung in Malta ist gut und ähnlich wie in Großbritannien (hier erfahren Sie, wie sie auch noch nach dem Brexit nach Großbritannien auswandern können) durch Steuern finanziert. Das staatliche Krankenhaus Mater Dei behandelt alles, vor allem die schweren Erkrankungen. Viele entscheiden sich für kleinere Dinge oder Notfälle für ein Privatkrankenhaus, da die Wartezeiten kürzer sind und man ähnlich wie in Dubai dort im Luxus behandelt wird. Besuche beim Hausarzt oder Zahnarzt sind ebenfalls sehr erschwinglich.
Meldewesen in Malta und die ID-Card
Malta bietet EU-Bürgern eine unkomplizierte Einreise und unbeschränkten Aufenthalt. Möchten Sie zudem weder die Sozialleistungen noch das Gesundheitswesen in Anspruch nehmen, kein Bankkonto eröffnen oder keine Firma gründen, müssen Sie sich auch nirgendwo anmelden. Die Notwendigkeit zur Anmeldung entsteht aus steuerlichen Gründen und zur Nutzung des Non-Dom Status. Um Ihre maltesische ID-Card beantragen zu können, benötigen Sie entweder eine sozialversicherungspflichtige Anstellung (auch in Ihrer eigenen Firma möglich), einen relativ geringen Betrag auf dem Konto (Alleinstehende 14.000 €, Verheiratete 24.000 €) oder ein Auslandseinkommen (Rente oder Pension). Nach Malta auswandern Rentner eher selten, dabei ist das Auswandern nach Malta für Rentner sehr attraktiv. Das Thema: Auswandern Malta Rentner gewinnt sicher weiter an Popularität.
Einreise für Nicht-EU-Bürger und d as Global Residence Programme
Als Nicht-EU-Bürger haben Sie die Möglichkeit ein Schengen-Visum zu erhalten, wenn ein maltesisches Unternehmen Sie anstellt. Eine weitere Möglichkeit bietet Ihnen das Global Residence Programme, bei dem Sie einmalig 6.000 € bezahlen und entweder eine Immobilie zwischen 220.000 € und 270.000 € erwerben oder für etwa 10.000 € im Jahr mieten. So erhalten Sie den Global Residence Status und zahlen Steuern von lediglich 15% auf Einkommen, das Sie in Malta ausgeben oder nach Malta überweisen. Die Mindeststeuer liegt allerdings bei jährlich 15.000 €.
Was für Steuerfreiheit auf ausländische Einkünfte ausschlaggebend ist
Sehr wichtig ist: Haben Sie Geld oder Erspartes bereits vor Ihrem Umzug nach Malta und überweisen dieses nach Ihrem Umzug auf Ihr maltesisches, zahlen Sie darauf keine Steuern. Erhalten Sie während Ihrer Residenz auf Malta „neues“ Geld aus dem Ausland, hat das steuerliche Konsequenzen. Das ist die einfache Version. Auf Ihrer maltesischen Steuererklärung müssen Sie lediglich Einkommen angeben, das einen Bezug zu Malta hat. Anders als bei anderen Non-Dom Status müssen Sie in Malta nicht einmal angeben, dass Sie Non-Dom sind, geschweige denn ausländischen Aktivitäten deklarieren. Mit Ihren Krypto-Einkünften verhält sich das ähnlich. Um diese auf Malta steuerfrei zu vereinnahmen, sollten Sie alles komplett außerhalb von Malta organisieren.
Ein Leben in Malta ist zwar unkompliziert, steuerliche Beratung dennoch empfehlenswert
Ein Haus oder eine Wohnung können Sie in Malta ohne finanzielle Background Checks mieten. Sie können in Malta leben, ohne sich anmelden oder Ihre Auslandseinnahmen auf der Steuererklärung erwähnen zu müssen. Ein Leben in Malta ist unkompliziert, hat aber dennoch kleine Fettnäpfchen, die wir Ihnen in einem Beratungsgespräch gerne aufzeigen.
Nähere Einzelheiten zur Firmengründung in Malta werden wir in einer gesonderten Folge besprechen.
Kontaktdaten und Links:
Sebastian Sauerborn
Homepage: www.wohnsitzausland.com
E-Mail: hello@stmcorporate.group
Telefon: +44 20 3151 0582
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Italien – Wein, Sonne, wenig Steuern
Leben und arbeiten in Thailand: Das sollten Sie unbedingt wissen
Digitaler Nomade: Ja – aber nicht ohne Krankenversicherung
Firma in IRLAND gründen –Steuern niedrig, Hürden hoch
Visum Thailand Beantragen: Diese verschiedenen Visa gibt es
Auswandern in die USA: Auf ins Land der unbegrenzten Freiheit!
Das Leben in der Schweiz als Deutscher: Diese Dinge sollten Sie bei einem Umzug beachten.
Die überdachende Besteuerung bei Umzug von Deutschland in die Schweiz
Steuerfahndung, Hausdurchsuchung: Das müssen Sie wissen
Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Einbürgerung: Der Weg zur Schweizer Staatsbürgerschaft
Der Ruhestand in der Schweiz: Ein Paradies für deutsche Rentner
Wohnung mieten in der Schweiz als Deutscher
Auswandern nach Rumänien: Alles was du wissen musst
Umzug ins Ausland: Checkliste für Auswanderer
Auswandern als Rentner
Was ist ein Perpetual Traveler?
Wohnsitz: Anmeldung, Abmeldung, Ummeldung
Geld ins Ausland senden
Sozialhilfe für Deutsche im Ausland
4 Alternativen zu Dubai für Auswanderer
Die 10 besten internationalen Umzugsunternehmen in Österreich
Was steckt hinter den 16 Fragen, die das Finanzamt Auswanderern stellt?
Die 10 besten internationalen Umzugsunternehmen in der Schweiz
Die 25 besten internationalen Umzugsunternehmen in Deutschland
Dubai - sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht
Paraguay - Neue Einwanderungsbestimmungen
Wohin Auswandern - auf die richtigen Prioritäten kommt es an
Vorteile von Homeschooling für Auswanderer
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Checkliste Urlaub in Italien
Zahlen zu deutschen Auswanderern
Checkliste: Urlaub in den USA
Checkliste: Urlaub in Mallorca
Deutschen Reisepass und Personalausweis im Ausland erneuern: So geht's einfach!
Luxusleben im Ausland mit 1000 Euro: So gelingt das sorgenfreie Leben
Österreichischen Reisepass und Personalausweis im Ausland erneuern
Schweizer Pass und Identitätskarte im Ausland erneuern: Leitfaden für Expats
Hier werden Auswanderer bezahlt
Timestamps
00:00:00 - Begrüßung und Einführung in die Insel Malta im Vergleich zu Mallorca
00:05:32 - Wie ist die Mentalität der Malteser?
00:07:21 - Der Wohlstand der Malteser
00:08:38 - Die Nebeninsel Gozo im Vergleich zur Hauptinsel Malta
00:09:56 - Wie Sebastian nach Malta kam
00:11:13 - Die Schulen auf Malta und die maltesische Sprache
00:15:18 - Ein Leben auf Malta als Ausländer
00:18:32 - Die Infrastruktur auf Malta
00:22:00 - Stromausfälle und Wasserversorgung auf der Insel
00:23:36 - Für wen ist Malta interessant?
00:26:33 - Umzug, Anmeldung, Aufenthalt und die maltesische ID-Card
00:30:06 - Nicht-EU Bürger und das Global Residence Programme
00:36:00 - Auch ein Hauptwohnsitz in Malta kann einen Lebensmittelpunkt woanders auslösen
00:38:29 - Aktuelle Corona Maßnahmen auf Malta
00:39:59 - Laufen Firmengründungen trotz Corona weiter oder gibt es Verzögerungen?
00:41:42 - Die Gesundheitsversorgung auf Malta
00:45:31 - Sicherheit, Kriminalität und Attentate
00:48:38 - Haus oder Wohnung kaufen oder mieten auf Malta
00:52:29 - Die steuerliche Situation und der Non-Dom Status auf Malta
00:56:47 - Wie läuft das konkret ab?
00:59:29 - Wie sieht es aus, wenn ich eine Immobilie im Ausland habe und verkaufe
01:01:15 - Die Steuererklärung in Malta
01:02:40 - Die exklusiven Vorteile des maltesischen Non-Dom Status
01:04:41 - Wie sieht es aus mit meinen Krypto Einkünften auf Malta?
01:07:49 - Den Wallet-Anbieter innerhalb oder außerhalb meines Wohnsitzlandes wählen?
01:08:31 - Kontaktaufnahme zu Sebastian
Mitschrift zu Folge 22 Perspektive Ausland: Umzug nach Malta - Für wen sich die Insel lohnt
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:00:18 - Begrüßung und Einführung in die Insel Malta im Vergleich zu Mallorca
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew.
Daniel: Sebastian, wir sprechen ja heute mal über Malta. Vor allem jetzt im Hinblick auf „Ich möchte nach Malta umziehen“, Wohnsitz Malta. Den meisten Deutschen ist ja Mallorca gut bekannt, aber Malta ist vielleicht eine Insel, die weniger bekannt ist, außer vielleicht denjenigen, die gerne Hollywood Filme sehen und wissen, dass Malta sehr häufig als Hintergrund für Blockbuster wie Da Vinci Code oder Gladiator, Game of Thrones diente. Was ich jetzt zum Beispiel von Malta weiß, es ist ein kleiner Archipel im Mittelmeer, war mal eine britische Kolonie, deswegen gibt es auch Englisch wohl noch als Amtssprache neben Maltesisch. Gut ist, dass es seit 2002, nach einigen Schwierigkeiten wohl, Mitglied der EU wurde, und ja jetzt das kleinste Land in der Europäischen Union ist, nachdem es Luxemburg abgelöst hat. Aber jetzt hört es schon langsam auf bei dem, was ich über Malta weiß. Deswegen die Frage an Dich, Du hast ja schon dort gewohnt, und wie kann man sich Malta im Vergleich zu Mallorca zum Beispiel, was wir ja alle gut kennen, vorstellen?
Sebastian: Zunächst mal ist Mallorca sehr viel größer als Malta, und zwar ungefähr zehnmal so groß wie Malta. Malta besteht ja auch aus zwei Hauptinseln, die größte Insel in Malta ist 246 km2 groß, Mallorca ist 3.600 km2 groß. Also zunächst die Ausmaße sind natürlich ganz andere. Dann ist natürlich Mallorca sehr viel lieblicher als Malta, mit lieblich meine ich grüner, es gibt mehr Bäume, es ist sehr pittoresk, würde man sagen. Malta muss man sich so vorstellen, wie eine Stadt im Mittleren Osten, also Beirut zum Beispiel. Ich selbst war noch nicht in Beirut, aber ich habe mir Bilder angeschaut, sieht so ähnlich aus, auch Jerusalem sehr ähnlich. Also diese Kalksteingebäude, diese gelben, die eigentlich überall dort vorherrschen, meistens Flachdächer, und wenn man sich das vorstellt wie eine Stadt im Mittleren Osten, dann hat man ein gutes Bild. Wie gesagt, Malta ist sehr klein, das sind in Meilen, ich kenne die Kilometermaße nicht, aber in Meilen sind die Ausmaße 12x20 Meilen (19x32 km), das heißt konkret man kommt mit dem Auto innerhalb von einer Stunde überall hin auf Malta. Auf dieser kleinen Fläche leben ungefähr 400.000 Menschen, und es gibt 800.000 Autos. Das heißt, es ist unglaublich dicht besiedelt, zumindest wenn man sich die Gegend anschaut, wo ja die meisten Ausländer leben, ich sage mal St. Julian’s, Sliema, nach Valletta rauf. Der Rest des Landes, also das Hinterland, obwohl es etwas seltsam ist, bei solch einem kleinen Land so zu sprechen, ist dann tatsächlich auch dünner besiedelt. Die andere Küstenseite ist recht dünn besiedelt. Aber der Teil, von dem ich gesprochen habe, St. Julian’s und so ist extrem dicht besiedelt, die Leute hängen wirklich aufeinander, es ist immer etwas los, es ist immer Lärm, es ist immer Polizei und so weiter. Man hört immer die Polizeisirenen, es ist wirklich unglaublich busy. Es erinnert einen wirklich an so eine Stadt mit einem Gewusel, wie man es aus dem Film kennt im Mittleren Osten, auch alles chaotisch und so. Es gibt natürlich immer viele Unfälle, das heißt eigentlich Malteser, wirkliche Malteser, auch sehr wohlhabende würden sich dort nie ein teures Auto kaufen, denn der Asphalt wird durch die Hitze so aufgewärmt, und wenn es dann regnet, ist es wie Glatteis. Das heißt, die ganze Haftung geht verloren, und man schlittert dort rum. Die Straßen sind unglaublich eng, es ist ja eine mittelalterliche Stadt, das heißt da gibt es viele Unfälle, viele Blechschäden und so weiter. Wie gesagt, die sind ja richtige Fanatiker, was Autos anbelangt, die Malteser, die lieben Autos. Deswegen, das ist vom Lebensgefühl her schon etwas ganz anderes als Mallorca.
00:05:32 - Wie ist die Mentalität der Malteser?
Daniel: Jetzt hast Du schon die Situation beim Autofahren erwähnt, und dass es schnell zu Unfällen kommt. In meinem Kopf entsteht da jetzt so ein Bild wie vielleicht in Italien, wo ich auch schon sehr häufig gewesen bin, also wenn es da zum Beispiel crasht, dann gehen vielleicht die Emotionen hoch, dann ist da Streit, aber ganz plötzlich umarmt man sich, gibt sich Küsschen, wie auch immer. Wie kann man sich so die Mentalität der Malteser vorstellen? Das würde ich jetzt interessieren, im Vergleich zu anderen Mittelmeerregionen, sei es Spanien, sei es Italien, wie sind die Leute so drauf von ihrer Mentalität her?
Sebastian: Meiner Erfahrung nach sind die Leute ganz anders als Italiener auf jeden Fall, ein bisschen wie Spanier noch eher, aber die sind im Grunde eher wie Briten. Die legen auch Wert darauf. Ich denke jetzt gerade mal, die etwas besser gestellten Malteser in der mittleren und oberen Schicht der Gesellschaft, die legen auch Wert darauf, dass sie Englisch sprechen, und dass sie gut Englisch sprechen, und dass sie auch solche englischen Manierismen haben, solche britischen Manierismen. Man müsste sich das eher so vorstellen. Die sind nicht so emotional und so aufbrausend wie die Italiener, so habe ich die Malteser nicht erlebt, eher zurückhaltend und kontrolliert, als leidenschaftlich wie die Italiener.
00:07:21 - Der Wohlstand der Malteser
Daniel: Sind die Leute eigentlich arm? Wie kann man sich das vorstellen? Ich habe mal gelesen, dass doch der überwiegende Teil der Bevölkerung, der ursprünglichen Bevölkerung nicht so wohlhabend ist. Kannst Du das bestätigen?
Sebastian: Es gibt zwei Dinge zu sagen. Zum einen ist natürlich das Lohnniveau immer noch relativ tief. Man kann im Grunde sagen, dass viele für viele Jobs und so vielleicht ein Netto Gehalt bezahlt wird von 1.200 € im Monat. Gerade so in einfachen Jobs, sei es eine Aushilfskraft oder Verkäuferin und ähnliche Berufe. Auf der anderen Seite ist das Immobilienvermögen dort extrem hoch. Immobilien sind extrem teuer, und weil natürlich Immobilien immer auch vererbt werden, ist durch den Immobilienbesitz, ähnlich auch wie in Großbritannien, ein enormer Wohlstand dort schon vorhanden, selbst bei in Anführungszeichen „ärmeren Leuten“. In der Regel gehört ihnen auch das Haus, in dem sie leben.
00:08:38 - Die Nebeninsel Gozo im Vergleich zur Hauptinsel Malta
Daniel: Vielleicht gehen wir nochmal ganz kurz zurück, wir haben ja schon eine ganze Menge über diesen Archipel, die Insel Malta gesprochen. Das sind zwei Inseln, oder? Eine größere und eine kleinere, oder sind es noch mehr als zwei Inseln?
Sebastian: Eigentlich sind es drei Inseln, aber im Grunde die Hauptinsel ist eben die Insel Malta, dort leben 90% der Bevölkerung, und dann gibt es noch Gozo. Gozo ist nun noch rückständiger als Malta, und dort leben, soweit ich das weiß, circa 30.000 Leute. Gozo ist mit dem Schiff etwa 15 Minuten von Malta weg, das Schiff fährt alle halbe Stunde, also es ist jetzt nicht wirklich weit weg, aber eben doch nochmal eine Welt für sich, Gozo. Wer sich wirklich zurückgezogen leben möchte, der geht noch besser nach Gozo, denn Malta ist, wie ich schon gesagt habe, unglaublich busy, laut, lärmend, viel Verkehr, viel Gewusel, und Gozo ist überhaupt nicht so. Gozo ist ganz ruhig, entspannt, da leben wenig Menschen, und das ist eine ganz andere Atmosphäre dort.
00:09:56 - Wie Sebastian nach Malta kam
Daniel: Bis jetzt haben wir ja erstmal allgemein etwas zu Malta und dazugehörigen Nachbarinseln gehört. Da kommt natürlich die Frage auf, wie Sebastian selbst auf Malta kam, also warum er ausgerechnet Malta als Wohnsitz gewählt hat.
Sebastian: Ich habe mir auf jeden Fall die Insel ausgesucht. Wir hatten ja schon in Malta 2011 ein Büro eröffnet, also mein Bruder Philipp ist ja von London nach Malta umgezogen im Jahr 2011 und hat dann dort ein Büro eröffnet, und ich habe im Grunde dort zweimal für jeweils ungefähr ein Jahr gelebt und habe dort im Büro in Malta gearbeitet, das war der Hintergrund, weil sich das angeboten hat. Warum ich dann aus persönlichen Gründen dahin auswanderte waren verschiedene Punkte. Das eine war, ich hatte mich in den USA scheiden lassen, musste aus den USA weg und habe im Grunde irgendwas gesucht, wo ich dann auch mit meinen Kindern natürlich, ich sage jetzt mal eine Zwischenlandung machen kann, bis ich dann wieder in die USA zurück konnte, und Malta war eben dort eins der Länder.
00:11:13 - Die Schulen auf Malta und die maltesische Sprache
Daniel: Das Leben. Du warst mit Kindern dort, wenn ich das richtig verstanden habe, oder? Das heißt, wie hat es den Kindern gefallen, wie sind die Kinder zurechtgekommen? Wie lief das mit der Schule?
Sebastian: Man muss zunächst natürlich sagen, dass die Malteser auf ihre Sprache sehr stolz sind, ähnlich wie man das ja auch von anderen kleinen Ländern kennt, wie zum Beispiel die Rätoromanische Schweiz oder auch Irland zum Beispiel, die das Gälische doch sehr lieben, Luxemburg, ähnlich ist es in Malta auch. Maltesisch als Sprache, sage ich mal ist für einen Linguisten sehr interessant, denn es ist letztlich die einzige semitische Sprache mit einem lateinischen Alphabet. Das heißt, wir haben eine Sprache, die ähnelt dem Arabischen sehr stark, und in der Tat Malteser verstehen in der Regel auch Arabisch und umgekehrt, aber sie hat ein lateinisches Alphabet. Wie gesagt, das mag für Linguisten interessant sein, aber für Kinder ist es natürlich der Horror. Englisch ist auch Amtssprache, das heißt man kann in den staatlichen Schulen darauf insistieren, dass ein nicht-maltesisches Kind, falls ein nicht-maltesisches Kind in der Klasse ist, dass dann die ganze Klasse auf Englisch unterrichtet wird. In der Praxis ist es natürlich so, dass das den Schulen völlig egal ist und das nicht passiert. Das heißt in den Schulen wird Maltesisch unterrichtet und wie gesagt, es mag eine schöne Sprache sein, aber es ist eine nutzlose Sprache, das heißt man muss sich wirklich überlegen, was bringt es, wenn man die Kinder dort in die Schule schickt. Es gibt eine Alternative, und das sind im Grunde Privatschulen. Wie ich ja vorhin schon gesagt habe, die eher besser gestellt sind in Malta sehen so ein bisschen das Maltesisch als Bauernsprache an. Es hat zwar folkloristische Bedeutung, wie auch Schweizer Deutsch oder Bayerisch, man hat diese Tradition gerne für sich, aber man weiß natürlich, dass man im Geschäftsleben damit nichts anfangen kann, und man will natürlich die Kinder bestens vorbereiten auf die spätere Berufstätigkeit. Also insofern legen bessergestellte Malteser ganz großen Wert darauf, dass alles, was mit Ausbildung zu tun hat, auf Englisch stattfindet, und insofern sind dann auch die Privatschulen alle immer komplett auf Englisch. Das heißt das erste Mal, als ich auf Malta gelebt habe, waren meine Kinder auf der Privatschule, das, kann man sagen, kostet pro Kind etwa 5.000 € bis 6.000 € im Jahr, und was Privatschulen anbelangt ist das recht moderat, muss man sagen. Als ich das zweit Mal da war, wo mir klar war, dass ich relativ schnell wieder zurückgehe in die USA, habe ich es so gemacht, dass ich einen Privatlehrer engagiert habe, der die Kinder unterrichtet hat zu Hause nach amerikanischen Lehrplan, was in Malta nicht zulässig ist, weil Homeschooling nicht erlaubt ist, aber ich habe es trotzdem gemacht, und es war für meine Kinder eine gute Erfahrung. Aber ansonsten, meine Kinder haben Malta geliebt. Man muss sich vorstellen, Du lebst direkt am Meer, Du kannst immer Baden gehen, es ist immer warm genug, also in den Wintermonaten nicht unbedingt, aber die Kinder kommen von der Schule nach Hause, schmeißen ihre Sachen hin und sind fünf Minuten später im Wasser. Das ist ein Traum für Kinder! Den hat es gut gefallen, die haben Malta gemocht.
00:15:18 - Ein Leben auf Malta als Ausländer
Daniel: Wie war es für Deine Kinder oder für Dich selber, man liest ja, dass ungefähr 20% Ausländer auf Malta leben. Fühlt man sich willkommen als Ausländer, oder wird man übervorteilt von den Einwohnern? Wie war das für Euch? Wie sind Deine Erfahrungen?
Sebastian: Nur um das mal im Verhältnis zu sehen, 20% ist natürlich ein sehr hoher Anteil an Ausländern, das ist ungefähr ähnlich hoch wie in der Schweiz. Im Vergleich zu Deutschland ist der Anteil an Ausländern etwa nur 12%. Also es ist ein sehr hoher Ausländeranteil in Malta. Ich habe das als sehr positiv empfunden, es gibt überhaupt kein Problem, man muss natürlich auch wissen, dass in der maltesischen Mentalität letztlich die schon seit Jahrhunderten tatsächlich mit Ausländern dort zu tun haben. Wenn man sich mal anschaut, war ja Malta für viele hundert Jahre der Hauptsitz der Malteser oder Johanniter Ritter, des Ritterordens, und das sind ja alles Ausländer gewesen, Franzosen, Deutsche und so weiter, und der ganze Reichtum, der ganze Wohlstand der Malteser zu der Zeit kam durch diese maltesischen Ritter, und die haben sehr gerne für die als Dienstleister, als Söldner und so weiter dann zur Verfügung gestellt. Also danach kamen erst die Franzosen, dann die Briten und so weiter, und da war es dann das Gleiche. Also die Malteser haben da keine Berührungsängste, und die haben auch keine Angst um die eigene Identität, denen ist klar, dass es eine wahnsinnig kleine Insel ist, und dass sie im Grunde die Ausländer brauchen, um ihren Einfluss in der Welt zu haben. Und natürlich auch, sie haben gar nicht genügend Leute, um die ganzen Arbeitsplätze dort zu besetzen. Deswegen ist es ein sehr internationales Umfeld, es gibt sehr viele Skandinavier da durch die ganzen Spielcasinos, die ganzen Online Casinos, sehr viele Deutsche und auch andere Nationalitäten. Es ist sehr weltoffen, und als Ausländer hat man überhaupt kein Problem im alltäglichen Leben. Es gibt natürlich Diskriminierung gegenüber Ausländern jeglicher Couleur in verschiedenen Dingen. Zum Beispiel bis vor Kurzem mussten Ausländer noch höhere Buspreise bezahlen, Ausländer haben sehr lange höhere Elektrizitätspreise bezahlt, es ist für Ausländer praktisch unmöglich, auch mit hohem Gehalt eine Finanzierung für eine Immobilie zu bekommen in Malta. Die Malteser schützen da schon ihre eigene Sippe, sage ich mal, und grenzen die auch deutlich ab. Diese Dinge sind natürlich alle kritisiert worden und sanktioniert worden von der EU, und teilweise sind die abgeschafft worden, aber es ist natürlich immer so, selbst wenn Dinge abgeschafft werden, dann finden die Leute andere Wege, wie sie diese Maßnahme umsetzen können. Deswegen auf der einen Seite sehr weltoffen, aber auf der anderen Seite schon ein sehr starkes Identitätsbewusstsein auf Seiten der Bevölkerung.
00:18:32 - Die Infrastruktur auf Malta
Daniel: Nachdem wir allgemein über das Leben auf Malta, und wie man dort als Ausländer behandelt wird, gesprochen haben, wollen wir jetzt auf die Infrastruktur und sonstige wichtige Gegebenheiten eingehen. Wie steht es denn um die Anbindung nach Europa? Also nicht nur im Sommer, wenn die Touristen kommen. Gibt es ausreichend und auch bezahlbare Flüge?
Sebastian: Um vielleicht noch kurz etwas zur Geographie zu sagen: Malta liegt ja südlich von Sizilien und letztlich zwischen Sizilien und Libyen. Ungefähre Flugzeit aus Deutschland drei Stunden. Es gibt ja in Malta verschiedene Airlines, einmal die Air Malta, das ist der traditionelle Flag Carrier, und dann gibt es mittlerweile Malta Air. Malta Air ist ein Joint Venture des maltesischen Staates mit Ryanair, die haben 140 Flugzeuge, und die sind also sehr aktiv daran, alle möglichen Destinationen anzufliegen, es ist ihnen auch egal, ob sie profitabel sind oder nicht. Denen ist es ganz wichtig, die Connection zur Insel herzustellen. Vor Covid Zeiten gab es in Deutschland neun Flughäfen, die nach Malta geflogen sind, man konnte also jeden Tag wählen, nach London, London Heathrow Liner hatte glaube ich, zehn oder zwölf Flüge am Tag nach Malta, also ganz unproblematisch, dorthin zu fliegen, die Connection ist absolut einfach und problemlos machbar. Und auch günstig die Tickets, also die Anbindung ist sehr gut. Genau so, wenn man von Infrastruktur spricht, es gibt ja auch die ganzen Online Casinos, also insofern brauchen natürlich eine rasant schnelle Internetverbindung, das heißt die Internetqualität ist super. Das funktioniert sehr gut für Leute, die in dem Online Bereich arbeiten. Züge gibt es auf der Insel natürlich nicht, es wird alles gemacht mit Bussen oder dem eigenen Auto. Die Busse sind modern, es gibt auch einige Dienstleister, ähnlich wie Uber, ich bin sehr viel mit solch einem Taxi rumgefahren, denn wie gesagt, eine Fahrt kostet neun Euro oder so, da war das alles sehr komfortabel, das so zu machen.
Daniel: Also ich habe gerade, während Du gesprochen hast, mal bei Swoodoo geguckt, und in der Tat, es gibt Flüge für 28 € ab Berlin. Also schon interessant, es lohnt sich.
Daniel: Es gibt ja noch mehr als Fluganbindungen, gerade wenn ich dort wohnen möchte, aber vielleicht über das Internet für mein Business tätig sein will, brauche ich ein gutes Internet, gute Internetanbindung, gute Telefonanbindung. Gibt es dazu positive oder negative Erfahrungen von Deiner Seite?
Sebastian: Ja, wie gesagt, die Internetverbindung ist sehr gut, weil es ja diese ganzen Online Casinos gibt, und da ist ja, wenn Du dir vorstellst, Du spielt online Roulette, da müssen natürlich in Bruchteilen von Sekunden dort Bits und Bytes hin und her geschickt werden. Das heißt, das ist also absolut gegeben, die Internetverbindung ist top.
00:22:00 - Stromausfälle und Wasserversorgung auf der Insel
Daniel: Ich wohne zur Zeit ja auch auf einer Insel, und da weiß ich aus eigener Erfahrung, Strom und Wasser ist auch immer mal ein Problem auf einer Insel. Also, wir haben auf der Insel, auf der ich gerade lebe, jede Woche mindestens ein-, zwei-, dreimal Stromausfall zum Beispiel. Wasser ist auf vielen Inseln knapp, und ich habe auch gelesen, bei den Vereinten Nationen wird Malta übrigens auch als ein Problemkind geführt, was Süßwasser betrifft. Muss man sich da Sorgen machen?
Sebastian: Das ist ein ganz guter Punkt. In der Tat ist es so, dass natürlich Malta unglaublich trocken ist, und dass Trinkwasser tatsächlich ein Problem ist. Das heißt also, die haben inzwischen eine Entsalzungsanlage, die ist auch sehr leistungsstark, das heißt, das wird meiner Meinung nach die Zukunft sein, vor allem, weil immer mehr Leute nach Malta ziehen. Aber auch Strom ist so eine Sache. Es gibt relativ häufig Stromausfälle, mal kürzer, mal länger, also das ist etwas, womit man leben muss. Man kennt das ja auch schon aus Großbritannien oder Irland oder Amerika, dass dort überall diese Überlandleitungen liegen, dass durch die Straßen überall Stromkabel gezogen werden so in Höhe des zweiten Stockwerkes, das ist in Malta ganz genauso. Da hat die Infrastruktur, dann gerade in der Hitze, wenn man noch die Klimaanlage anschaltet, natürlich zu kämpfen, ganz klar.
00:23:36 - Für wen ist Malta interessant?
Daniel: Nachdem wir jetzt wissen, dass Malta gute Voraussetzungen bietet und auch gut erreichbar ist, wollen wir jetzt eine wichtige Frage klären. Für wen ist Malta der ideale Wohnsitz oder Firmensitz? Und wie sieht es mit Nicht-EU-Bürgern aus? Also Interessenten, die keinen EU-Pass haben.
Sebastian: Wie wir vorhin schon gesagt hatten, Malta ist natürlich was die Einreise und was die Immigrationsformalitäten anbelangt extrem einfach, gerade jetzt für EU Bürger. Jeder kann dort hinziehen, aber in der Tat ist es auch so, dass die Beantragung von Visa für Nicht-EU-Bürger eigentlich relativ einfach ist. Ich kann mich an einen Mandanten erinnern, er war selbst Deutscher, aber seine Lebenspartnerin war aus Südafrika, die hat er dann bei seiner Gesellschaft angestellt, und die hat relativ problemlos das Visum bekommen. Und wie gesagt, man darf nicht vergessen, das ist dann ein Schengen-Visum, das ist also nicht etwas für so eine kleine Insel, das ist im Grunde etwas, was den ganzen Schengenraum zugänglich macht, also ist relativ hochwertig. Da gibt es natürlich alle möglichen anderen Programme ja auch noch, für die Malta zum Teil in die Kritik gekommen ist, dass sie eben die Staatsbürgerschaft verkaufen und so weiter, da reden wir jetzt mal nicht drüber. Aber wie gesagt, zunächst für jeden, der einfach irgendwo hinziehen will innerhalb der EU, vielleicht weil es auch dringend ist, weil man gerade ein Start-up plant, man muss im Grunde relativ schnell „das Weite suchen“, dann ist Malta sicherlich ein geeigneter Ort. Und natürlich, Malta ist immer dann geeignet, wenn man ein Unternehmen hat, wo man hier den sehr günstigen Körperschaftsteuersatz von 5% effektiv tatsächlich auch wirksam nutzen kann. Das hat natürlich jetzt keinen Sinn, wenn ich eine Immobiliengesellschaft in Deutschland habe, nach Malta umzuziehen, also wenigstens aus steuerlicher Sicht. Vielleicht ziehe ich um, weil es mir dort gefällt, aber aus steuerlicher Sicht macht es wenig Sinn, oder wenn ich ein Restaurant in Deutschland betreibe oder etwas anderes betreibe, wo die Wertschöpfung vor Ort stattfindet. Aber wenn ich etwas betreibe, wir haben vorhin schon vom Online Casino gesprochen, oder wir haben Mandanten, die sind im Software-Entwicklungsbereich tätig, die bekommen Provisionen aus dem Online Marketing Bereich, und all diese Dinge, oder machen Geschäfte in Übersee, nicht nur in der Europäische Union, da ist natürlich Malta sehr gut dafür geeignet. Also dort lässt sich dann doch, was die Steuern anbelangt, konkurrenzlos günstig in einem Schengenland, in einem EU-Land leben, und man bezahlt effektiv 5% Steuern de facto!
00:26:33 - Umzug, Anmeldung, Aufenthalt und die maltesische ID-Card
Daniel: Jetzt hast Du ja selber schon zweimal, wie Du erzählt hast, auf Malta gelebt, bis dorthin gezogen. Wie war das mit dem Umzug, mit der Anmeldung? Ist es schwierig, den Aufenthalt zu beantragen? Muss man da überhaupt viel tun? Braucht man Hilfe? Bekommt man das selber alleine hin? Vielleicht kannst Du uns über Deine Erfahrung berichten.
Sebastian: Gerne. Grundsätzlich, Malta ist EU-Mitglied, Malta ist Schengen-Mitglied, also grundsätzlich kann man dort ankommen als EU-Bürger und dort unbeschränkt bleiben und sich aufhalten so lange man möchte. Wenn man dort die Sozialleistungen nicht in Anspruch nehmen will, das Gesundheitswesen nicht in Anspruch nehmen will, keine Konten dort braucht, dort keine Firma gründen will, sich dort nicht anstellen möchte oder so was, muss man formal per se überhaupt nichts machen. Natürlich wird man irgendwann eine Steuererklärung einreichen müssen, spätestens dann wird man etwas machen müssen, aber es gibt keinen Zwang, sich dort in irgendeiner Weise zu registrieren, um sich auf der Insel aufhalten zu können. Der Zwang entsteht dann eher durch andere Dinge, wie zum Beispiel Steuern, sage ich mal. Nichtsdestotrotz ist es natürlich so, dass die meisten unserer Mandanten sich dort anmelden, weil die meisten Mandanten eine Firma gründen, den Non Dom Status nutzen wollen, und ja auch gegenüber ausländischen Behörden zeigen wollen, dass sie tatsächlich dort leben und tatsächlich dort die steuerlichen Vorzüge in Anspruch nehmen können. Und was ist eine bessere Möglichkeit und ein besserer Beweis, um dieses auch gegenüber zum Beispiel deutschen Behörden oder am Flughafen oder sonst wo beweisen zu können, als wenn man einen maltesischen Personalausweis hat, den jeder bekommt, der in Malta seinen Wohnsitz hat. Um den maltesischen Personalausweis zu bekommen, sind im Prinzip folgende Voraussetzungen zu erfüllen: wenn man dort angestellt ist, auch bei der eigenen Firma angestellt ist als Geschäftsführer zum Beispiel oder in einer anderen Kapazität, bekommt man diese ID-Card. Wenn man keine Anstellung hat und keine Firma gründen möchte, kann man auch als sogenannter Self-Sufficient-Resident in Malta registriert werden, das heißt jemand, der über genügend Vermögen verfügt, um dem Staat nicht auf der Tasche zu liegen. Die Anforderungen dafür sind denkbar großzügig, man muss als Alleinstehender 14.000 € auf dem Konto haben, oder als verheiratetes Paar 24.000 €. Wenn man nachweisen kann, dass man das hat, bekommt man diese Residence Card auch ohne eine Beschäftigung in Malta haben zu müssen. Auch wenn man über eine Rente oder sowas verfügt, selbst wenn man monatlich ein geringes Einkommen nur hat, bekommt man diese Karte und braucht dann auch diese Summe nicht auf dem Konto zu haben. Also einer dieser drei Fälle für EU-Bürger muss erfüllt sein, erstens, ich sage es nochmal: erstens sozialversicherungspflichtige Anstellung in Malta, zweitens Kapital auf dem Konto haben, ein relativ kleiner Betrag, 14.000 € für Alleinstehende oder ein ausländisches Einkommen wie eine Rente oder eine Pension haben. Das sind die Voraussetzungen dafür, um in Malta diesen Personalausweis zu bekommen.
00:30:06 - Nicht-EU Bürger und das Global Residence Programme
Daniel: Das klingt wirklich sehr viel einfacher, als in anderen Wohnsitzen, über die wir schon gesprochen haben. Alles was Du jetzt gesagt hast, gilt für EU-Bürger, Du selber bist ja auch mit Deinem deutschen Pass wahrscheinlich hingekommen. Jetzt ist die Frage für Interessenten, die ihren Wohnsitz in Malta gerne nehmen möchten, die entweder zum Beispiel in Deutschland wohnen, also ich denke an so einen Fall, man ist verheiratet mit jemandem, der keinen deutschen Pass hat, beziehungsweise es gibt Interessenten aus dem Nicht-Europäischen Ausland, die sich für einen Wohnsitz in Malta interessieren. Was macht man dann?
Sebastian: Wie gesagt, auch als ich in Malta gewohnt habe, ich war dort bei der lokalen Kanzlei angestellt, und ich habe ohne Weiteres die ID-Card bekommen, und das ist auch der Weg, den die überwiegende Mehrheit der Mandanten wählt. Das heißt Firma gründen und sich dann anstellen, die Firma ist dann ja meistens auch aktiv, schreibt Rechnungen an Kunden, man kann dann von dem 5%-Steuervorteil profitieren, aber darüber reden wir später nochmal. Die überwiegende Mehrheit der Mandanten machen das, und das ist auch die Lösung, die wir empfehlen. Wenn man natürlich Privatier ist oder so, dann braucht man das nicht machen, das ist auch klar. Aber um auf Deine Frage zurückzukommen: Nicht-EU-Bürger. Es gibt dort letztlich verschiedene Modelle. Grundsätzlich muss man sagen, dass Malta recht offen ist für Nicht-EU-Bürger. Das heißt ein Visum zu erhalten ist absolut möglich. Es gibt dort verschiedene Visa, ich hatte vorhin ja schon das Beispiel erwähnt von dem Mandanten, der dort eine Firma hatte und dann seine Freundin aus Südafrika bei der Firma angestellt hat, und dann hat sie ganz normal ein Angestellten-Visum bekommen. Das ist auch möglich. Aber auch jemand, der nicht angestellt ist, kann dort ein Visum bekommen, es gibt da verschiedene Programme. Ich möchte ein Programm kurz hervorheben, das sogenannte Global Residence Programme. Dieses Global Residence Programme ermöglicht einem Nicht-EU-Bürger für eine Gebühr von 6.000 € dort in Malta im Grunde ein Schengen-Visum und entsprechend eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Man muss dafür mindestens in eine Immobilie investieren, mindestens 220.000 € auf Gozo oder 275.000 € in der Gegend St. Julian’s und so weiter, oder aber man kann auch mieten, dann beträgt die Minimalmiete circa 10.000 € im Jahr. Man kauft entweder etwas zwischen 220.000 € und 275.000 € oder man mietet für etwa 10.000 € im Jahr, zahlt diese 6.000 € Gebühr, und dann bekommt man diesen Global Residence Status, hat damit ein Schengen Visum, kann damit auf Malta wohnen. Dann hat man also den Vorteil, dass man dann im Grunde eine Steuer von 15% bezahlt auf sämtliches Einkommen, was man in Malta ausgibt oder auf ein maltesisches Konto ausschütten lässt, und alles andere ist steuerfrei. Allerdings ist die Minimalsteuer, die man bezahlen muss 15.000 € im Jahr. Also, da kann man schon sehen, das lohnt sich für jemanden, der zum Beispiel Lebenshaltungskosten hat von im Jahr 100.000 €, sich da eine schöne Wohnung in Malta mietet, sich also von seinem Auslandseinkommen 100.000 € nach Malta ausschütten lässt, dann zahlt er darauf 15.000 € Steuern, also 15%, minimal 15.000 € im Jahr, und alles was darüber hinaus im Ausland ist an Einkommen ist steuerfrei. Also es lohnt sich demnach insbesondere für Personen, die ausländische Dividenden, Einkünfte, Zinseinkünfte oder Krypto-Einkünfte haben, die davon einen Teil nach Malta überweisen möchten, um dort eben die Lebenshaltungskosten zu finanzieren, und den Rest im Ausland belassen, die können davon profitieren.
Daniel: Klingt spannend, hatte ich so auch noch nicht gehört. Also die Einstiegshürde scheint relativ niedrig zu liegen, wenn man das mit anderen möglichen Wohnsitzstaaten vergleicht.
Sebastian: Für EU-Bürger ist es im Grunde genommen noch besser, denn die EU-Bürger zahlen nicht diese 15% Minimalsteuer, sondern die zahlen nur 5.000 € Minimalsteuer.
Daniel: Klingt interessant.
00:36:00 - Auch ein Hauptwohnsitz in Malta kann einen Lebensmittelpunkt woanders auslösen
Daniel: Eine Frage ergibt sich aber trotzdem: wenn das jetzt jemand macht, es könnte ja sein, jemand interessiert sich dafür, Malta sozusagen als Eintrittstor für ein Visum oder einen Aufenthalt im Schengenraum zu nutzen – gibt es irgendwelche Restriktionen, wie viele Tage man in Malta anwesend sein muss, um diesen Wohnsitz oder diese Residence dort zu bekommen? Wird das kontrolliert? Wir das überwacht?
Sebastian: Grundsätzlich sagt dieser Status aus, dass man hier seinen Erstwohnsitz und seinen Hauptwohnsitz in Malta hat, das ist dort explizit so gesagt. Vorschriften, wie viele Tage ich dann im Jahr dort sein muss, gibt es nicht. Es ist den Maltesern ehrlich gesagt auch egal. Wie gesagt, man hat sowieso die minimalen Steuern, die man bezahlen muss. Es interessiert die Malteser nicht wirklich, wie lange man sich dort aufhält oder nicht. Aber man muss es sich gut überlegen, denn wenn man sich nicht in Malta aufhält, wo hält man sich dann auf? Und löse ich dann dort möglicherweise einen Lebensmittelpunkt aus? Ich kann nicht sagen, dass ich in Malta lebe, in Wirklichkeit aber mich das ganze Jahr in München in Schwabing aufhalte. Das hat ja unser Freund Boris Becker so gemacht, er hat gesagt, er lebe in Monaco, in Wirklichkeit war er die ganze Zeit in München. Wie gesagt, in diesem Fall war es dann egal, wie lange er sich da aufhält oder nicht, das gleiche ist auch mit Malta. Die Malteser werden es nicht nachprüfen. Aber die Frage ist: wenn man nicht in Malta ist, wo ist man dann? Und löst man dann dort möglicherweise Besteuerung aus, weil man den Ort des gewöhnlichen Aufenthaltes und den Lebensmittelpunkt dort hat? Für Personen, die digitale Nomaden sind und von Ort zu Ort züngeln, ist es natürlich kein Problem, aber wenn natürlich jemand dann über mehrere Monate im gleichen Land aufhält, hat er dort möglicherweise ein Problem. Ich will nicht sagen, das Problem wäre Malta, das Problem ist das andere Land.
Daniel: Macht Sinn.
00:38:29 - Aktuelle Corona Maßnahmen auf Malta
Daniel: Momentan verlassen auch viele Menschen Deutschland, weil sie die Corona Maßnahmen hier zu streng finden. Daher ist es für uns auch interessant zu wissen, was es auf Malta für Corona Regeln gibt und wie restriktiv diese dort umgesetzt werden. Außerdem wollen wir wissen, ob momentan überhaupt Firmengründungen von ausländischen Personen dort durchgeführt werden.
Sebastian: Ich hatte jetzt mal mit meinem Bruder dazu gesprochen, es ist also so, dass es relativ strikt ist in Malta. Man muss Maske tragen, überall außerhalb der eigenen Wohnung, also sowohl drinnen als auch draußen. Das heißt, sobald man die Wohnung verlässt, muss die Maske angezogen werden, und davon sind auch Kinder betroffen, also alle Kinder ab 3 Jahren müssen auch eine Maske überall, drinnen und draußen tragen. Es gibt natürlich wiederum Reisebeschränkungen, das heißt aus allen möglichen Ländern, jetzt gerade bei Omikron natürlich die afrikanischen Länder, sind Einreisen nicht möglich. Und dann kann man davon ausgehen, dass man überall den Impfpass braucht, um egal, wo man rein möchte, reinzukommen, Restaurants und so weiter. Also, es ist sehr restriktiv, dafür gibt es sehr wenig Fälle dort, aber es ist sehr restriktiv, das auf jeden Fall.
00:39:59 - Laufen Firmengründungen trotz Corona weiter oder gibt es Verzögerungen?
Daniel: Jetzt generell, in der Corona-Pandemie-Zeit gab es ja einige Länder, die aufgrund dessen auch ihre Residence Programme angehalten oder unterbrochen hatten. Wenn jetzt zum Beispiel vorhätte jetzt seinen Wohnsitz nach Malta zu verlegen oder eine Firma zu gründen, ist das jetzt momentan für einen Nicht-Ansässigen überhaupt möglich, oder muss man da warten, bis es wieder Erleichterung gibt?
Sebastian: Malta ist ja Teil der EU und letztlich ist die EU-Freizügigkeit ist durch Corona, was die Wohnsitznahme betrifft, nicht betroffen, also man kann dort selbstverständlich nach wie vor weiterhin hinziehen, sich niederlassen, eine Wohnung mieten, kann dort bleiben, hat Aufenthaltsrecht. Ich habe gehört, was die ID-Karten anbelangt, dass die momentan suspended sind, das heißt, dass einfach keine neuen ausgestellt werden, nur in Ausnahmefällen, einfach weil die Behörden überlastet sind, weil so viele Leute krank sind. Wie ich vorhin schon gesagt habe, man braucht die ID-Card ja nicht, um dort zu leben, man hat als EU-Bürger ein Recht, sich dort niederzulassen, das heißt nach wie vor findet der Umzug dort tatsächlich hin statt, auch Firmen können gegründet werden, auch da gibt es Verzögerungen, zum Beispiel bei der Umsatzsteueranmeldung und so, dauert es länger, bis die Umsatzsteuernummer beantragt ist, aber grundsätzlich geht alles weiter.
00:41:42 - Die Gesundheitsversorgung auf Malta
Daniel: Kommen wir jetzt zu einem ganz anderen, aber auch wichtigem Themenbereich: die Gesundheitsversorgung auf Malta.
Sebastian: Grundsätzlich gibt es in Malta ähnlich ein System wie in Großbritannien und in Irland. Es ist im Grunde ein System, das über Umlagen finanziert ist, also über Steuern finanziert ist. Eine Krankenversicherung gibt es nicht. Das heißt Personen, die in Malta sozialversichert sind, können das Gesundheitssystem nutzen, können dort kostenlos ins Krankenhaus, also „kostenlos“ in Anführungszeichen, kostenlos für denjenigen, der es in Anspruch nimmt. Die gesundheitliche Vorsorge des staatlichen Krankenhauses ist sicherlich gut, also wir haben Mandanten, die zum Teil notfallmäßig dort behandelt wurden, das erfolgt nach dem modernsten Stand der Technik. Es gibt in Malta ein Krankenhaus, das heißt Mater Dei, und natürlich kann man sich vorstellen, dass die Wartezeiten, wenn man dort in die Notaufnahme kommt möglicherweise relativ lang sind. Ich sage jetzt mal, hat man einen gebrochenen Arm, sitzt man sechs Stunden und wartet bis man drangenommen wird, was nicht sehr komfortabel ist. Es gibt deswegen viele Mandanten, die für solche Fälle eben dann lieber in das Privatkrankenhaus gehen. Dort würde man nicht hingehen, wenn man einen Bypass gelegt bekommt oder so, das würde das Krankenhaus gar nicht machen. Auch die privaten Krankenhäuser, da gibt es mehrere, die würden dann Patienten bei solchen Fällen nach Mater Dei schicken, weil das der einzige Ort ist in Malta wo es die entsprechende Maschinerie und die entsprechenden Ärzte gibt, aber für kleinere Dinge, auch wenn man Antibiotika braucht für den Hals, kann man ins private Krankenhaus gehen. Ist sehr nach, ich sage mal Mittlerem Osten, Dubai und so weiter designed, sehr luxuriös, sehr guter Standard, kostet aber wirklich sehr wenig. Wenn man dort hingeht und irgendetwas machen lässt, ich kann mir erinnern, ich hatte mal irgendwie eine Halsentzündung, habe Antibiotikum gebraucht, bezahlt man 25 € inklusiver Rezeptgebühr, kommt sofort dran, sieht einen Arzt, ist in einer komfortablen Umgebung, das werden viele Mandanten machen. Das Gleiche auch, wenn man zu einem ganz normalen Hausarzt geht und sich dort behandeln lässt, kostet es vielleicht 10 € Praxisgebühr, und dann bekommt man dort alles was man braucht, es ist sehr günstig. Das heißt ich würde grundsätzlich sagen, die medizinische Versorgung ist auf jeden Fall gut, auch wenn man irgendwie schwer krank sein sollte, also überraschend schwer krank, schwer erkrankt, kann man davon ausgehen, dass man hier gut versorgt ist. Mir ist natürlich klar, dass Mandanten manchmal bestimmte chronische Erkrankungen haben und dort ihre Ärzte haben, wo sie dann lieber hingehen, das muss dann jeder selbst entscheiden, und er muss sicher auch prüfen in Malta, ob er dort einen Arzt des Vertrauens findet, weil es ja doch ein sehr persönlicher Bereich ist. Aber grundsätzlich ist die Versorgung gegeben. Zahnärzte genau das Gleiche, Zahnbehandlung ist sehr günstig, in Malta zu bohren, eine Plombe zu machen, 30 € oder sowas beim Arzt, das ist wirklich sehr erschwinglich.
Daniel: Klingt gut. Beruhigend zu wissen.
00:45:31 - Sicherheit, Kriminalität und Attentate
Daniel: Jetzt sind wir ja immer noch beim Leben in Malta, wenn wir noch kurz bei dem Themengebiet bleiben. Die Sicherheit und Kriminalität würden mich noch interessieren. Ich habe da mal so eine Schlagzeile gelesen, wobei ich zugeben muss, das ist jetzt schon etliche Jahre her, da stand: Wenn Sie in Malta sind, halten Sie ihre Handtasche fest! Oder es poppt ja immer mal wieder irgendwo hoch, wenn ein Journalist irgendwie angegriffen wird oder vielleicht auch im Anschlag, dann kommt immer wieder dieses vor Jahren, ich glaube im Jahr 2017 stattgefundene Attentat auf eine Journalistin in Malta hoch, in den Medien wird das immer wieder zitiert. Man hat den Eindruck, dass da immer etwas passiert, ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass immer wieder das eine Attentat, das stattgefunden hat, nur wieder neu zitiert wird? Was kannst Du dazu sagen zum Thema Sicherheit, Kriminalität? Kann ich ohne Angst meine Frau eine längere Strecke als nur zum Supermarkt um die Ecke schicken oder meine Kinder? Wie muss ich mir das vorstellen?
Sebastian: Mein Sicherheitsgefühl in Malta war sehr hoch, ich hatte dort keinerlei Bedenken hinsichtlich der Sicherheit, muss ich sagen, ich war ja auch mit Kindern da, die Kinder sind alleine zum Strand gegangen. Ich hatte dort nie das Gefühl, dass dort irgendwie ein Risiko besteht. Nichtsdestotrotz muss man natürlich sagen, dass es dort diverse Attentate gab, hauptsächlich Autobomben, da gab es mehrere in den letzten Jahren, eben die bekannte Journalistin, die dort ermordet wurde, war nur ein Beispiel. Es gab auch noch andere Attentate auf Personen, wobei mein Eindruck ist, dass das dann eher Personen sind, die in die Unterwelt verstrickt sind in gewisse mafiöse Strukturen, oder eben wie im Fall dieser Journalistin, die eben solchen Verbrechern dort auf die Spur gekommen ist und tragischerweise von diesen dann ermordet wurde. Also für Leute, die dort einfach leben, auch Fremde sind und damit nichts zu tun haben, mit diesem Milieu, die werden im Grunde davon nicht betroffen sein. Aber so allgemein Diebstahl und auf der Straße ausgeraubt werden und so, mir ist kein einziger Fall bekannt. Und wir haben über hundert Mandanten geholfen, nach Malta umzuziehen, die dort in irgendeiner Weise von Kriminalität betroffen wären. Die Polizei hat eine gewisse Law and Order Mentalität, auch schon bei kleineren Verbrechen im Bereich Drogen muss man davon ausgehen, dass man hier langjährig im Knast landet, also das ist nicht so ohne. Aber wie gesagt, ich habe zum Thema Kriminalität keine negative Erfahrung gemacht in Malta.
00:48:38 - Haus oder Wohnung kaufen oder mieten auf Malta
Daniel: Wenn man erst einmal ein Land für den neuen Wohnsitz oder Firmensitz in die engere Auswahl genommen hat, und wie wir jetzt hier auch über die Rahmenbedingungen informiert hat, dann beginnt ja meistens die Suche nach einer passenden Immobilie. Deswegen fragen wir Sebastian, wie einfach oder schwer es auf Malta ist, eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen oder zu mieten, und mit welchen Kosten man rechnen muss.
Sebastian: Meine Erfahrung ist extrem einfach, es ist extrem einfach in Malta etwas zu mieten. Es gibt dort anders als in anderen Ländern, wo dann alle möglichen Background Checks gemacht werden, wo die Bonität geprüft wird und man zu irgendwelchen Credit Rating Agencies gehen muss, dann wird der Arbeitgeber befragt, dann noch diese Referenzen. Das gibt es alles in Malta nicht, man geht dort schlicht und ergreifend zum Immobilienmakler, der zeigt einem verschiedene Wohnungen. Wenn man das mieten möchte, dann gibt man dem Immobilienmakler mehr oder weniger am gleichen Tag Bescheid: „Ich möchte das gerne mieten, ich biete diese Miete an“, manchmal ist es die geforderte Miete, manchmal etwas weniger, manchmal etwas mehr, und wenn der Vermieter akzeptiert, dann bezahlt man einen Monat Kaution, einen Monat Miete und eine halbe Monatsmiete Maklerprovision, und das war’s, Vertrag wird unterschrieben, und man hat die Wohnung. Das ist sehr einfach, sehr dynamisch, da wird sehr viel gemietet in Malta, wir hatten ja gesagt, dass Kaufen sehr schwierig ist, gerade für Ausländer, also das ist sehr stark durch Mietverhältnisse geprägt, und die Vermieter haben zum Teil auch ausländische Mieter sehr gerne, gerade jene, die dort Unternehmer sind, weil sie wissen, dass sie gut verdienen und entsprechend dann auch die Miete bezahlen können. Man muss natürlich wissen in Malta, dass, wenn man einen gewissen Standard erwartet, da sind die Mieten auch entsprechend. Ich würde sagen, jemand, der eine Dreizimmerwohnung sucht in einer einigermaßen ansprechenden Lage, die auch dem westlichen Standard genügt, da würde ich mal 2.000 € ansetzen. Ich hatte in Malta, als ich das erste Mal dort gewohnt habe in Portomaso gewohnt. Portomaso ist, ich sage mal, ist so eine Anlage beim Hilton Hotel beim Spielcasino in St. Julian’s, das ist die erste Luxus-Wohnanlage, die es in Malta gab, da werden immer noch weitere Wohnungen gebaut. Mittlerweile gibt es auch andere modernere Anlagen. In Portomaso kostet die Miete natürlich gleich mindestens 4.000 € und geht dann hoch bis 10.000 €, je nach Größe der Wohnung, das würde dann aber schon eher in den Luxus-Bereich gehören, also das ist möglich, wenn man das möchte. Ich habe das zweite Mal in Malta gewohnt, da hatte ich eine Doppelhaushälfte in St. Julian’s gemietet, die hat 2.000 € gekostet, das waren drei Zimmer, das war auch anständig, hat mir gut gefallen, aber das würde ich schon erwarten. Also weniger als das wird nicht ausreichen, um etwas Ansprechendes zu finden. Es gibt natürlich Wohnungen, die kosten 1.000 €, die kosten 800 €, aber meine Erfahrung ist, dass Leuten, die einen westlichen Standard haben und sagen wir mal hohe Anforderungen haben, dass es ihnen nicht genügt.
00:52:29 - Die steuerliche Situation und der Non-Dom Status auf Malta
Daniel: Auch ein wichtige Entscheidungskriterium für die Auswahl eines Landes als Wohnsitz oder Firmensitz ist natürlich immer auch die steuerliche Situation. Obwohl wir das ja bereits kurz angesprochen hatten, wollen wir jetzt dieses Thema doch noch weiter vertiefen.
Sebastian: Man muss ja wissen, dass Malta unter britischer Herrschaft war bis in die 50er Jahre und entsprechend deswegen auch viel von Großbritannien übernommen hat, das Steuersystem, auch die Rechtsformen sind die gleichen wie in Großbritannien, Limited, PLC und so, die Begriffe sind die gleichen und viele Elemente des Unternehmensrechts sind nach wie vor gleich oder ähnlich wie in Großbritannien. Dadurch ist natürlich auch dann der sogenannte Non-Dom Status von Malta übernommen worden. Non-Dom Status bedeutet letztlich, dass Ausländer, die in Malta leben auf Auslandseinkünfte keine Steuern bezahlen, beziehungsweise nur auf die Auslandseinkünfte Steuern zahlen, die in Malta verbraucht oder auf ein maltesisches Konto ausbezahlt werden. Machen wir mal ein konkretes Beispiel: Ich habe ein Depot, und in diesem Depot habe ich verschiedene Aktien drin, und ich veräußere einmal im Jahr ein gewisses Aktienpaket, das ich mir dann anschaue, und ich erziele damit normalerweise einen Veräußerungserlös im Jahr von 250.000 €. Dieses 250.000 € sind dann in Malta komplett steuerfrei. Allerdings darf ich sie nicht auf ein maltesisches Konto überweisen und darf davon in Malta auch keine Miete bezahlen, ich darf da keine Kreditkarten nutzen, die letztlich von diesen Auslandserträgen bezahlt werden in Malta. Sämtliche Ausgaben, die ich in Malta von diesem Geld mache, oder ich überweise mir davon 100.000 € auf mein maltesisches Konto, damit ich da Miete und so weiter bezahlen kann, dieser Teil ist dann in Malta ganz normal zu versteuern nach maltesischen Einkommensteuersätzen. Aber was im Ausland verdient wird und was im Ausland bleibt, das ist in Malta steuerfrei. Das ist natürlich in Kombination mit einer maltesischen Gesellschaft besonders interessant. Mal angenommen ein Unternehmer erbringt IT-Dienstleistungen, zieht nach Malta um, gründet dort eine Gesellschaft, die maltesische Gesellschaft hat Kunden in Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Italien und Großbritannien und so weiter, erwirtschaftet einen Umsatz von sagen wir mal 1,5 Millionen €, macht 1 Million € Gewinn, dann wird eben diese 1 Million Gewinn in Malta besteuert mit dem effektiven Körperschaftsteuersatz von 5%. Da bleiben also 995.000 € übrig. In Malta hat man dann eine Holdingstruktur. Es gibt eine Holding im Ausland, die 995.000 € fließen an die Holding im Ausland, und von dort an mich als Einzelgesellschafter, beziehungsweise auf das Konto des Unternehmers in unserem Beispiel, und dieser Betrag ist dann komplett steuerfrei in Malta. Da ist dann keine weitere Steuer drauf zu bezahlen. Aber wie gesagt, wenn ich Ausgaben habe in Malta und davon etwas nach Malta überweise, muss ich natürlich diesen Betrag, der dorthin überwiesen oder in Malta verbraucht wurde dann ganz normal versteuern zu den üblichen Einkommensteuersätzen. Wenn man das vermeiden möchte, dann muss man in Malta vom Ersparten leben, was man mitgebracht hat nach Malta aus dem Ausland, das geht natürlich auch, dann muss man keine Steuern bezahlen. Was man natürlich beim Umzug bereits an Erspartem zu Hause auf dem Konto liegen hat, muss natürlich nicht nochmal versteuern, wenn man es in Malta ausgibt, es geht also tatsächlich nur um Einkünfte.
00:56:47 - Wie läuft das konkret ab?
Daniel: Das würde ich Dich gerne nochmal ganz konkret befragen: Wenn ich jetzt meinen Wohnsitz nach Malta verlege, dann ist die erste Summe, die ich mitbringe, die ich vor dem Umzug einzahle, die ist nicht zu versteuern. Ab einem bestimmten Stichtag, wenn dann sozusagen meine Residenz beginnt und ich neue Einkünfte habe, dann gilt das Steuerrecht am Wohnsitz. Ist das richtig?
Sebastian: Das ist ein guter Punkt, das muss man sehr genau verstehen. Wenn ich jetzt sage, ich miete mir in Malta eine Wohnung mit dem Adressnachweis, den ich dann habe für Malta eröffne ich mir in Malta ein persönliches Konto, ziehe aber noch nicht nach Malta um, wohlgemerkt, sondern lebe noch außerhalb von Malta, bin noch nicht in Malta gemeldet, aber habe schon eine Wohnung, habe dort schon ein privates Konto bei einer maltesischen Bank, und dann überweise ich mir Geld auf dieses Konto aus dem Ausland, dann ist es völlig außerhalb des maltesischen Steuersystems, das heißt, das hat steuerlich überhaupt keine Konsequenzen. Man sagt im Grunde, Mandanten, die umziehen, empfiehlt man zuerst eine Wohnung zu mieten, Konto zu eröffnen und dann, wenn sie Einkünfte aus dem Ausland haben, können sie dahin überweisen, dann müssen die in Malta nicht versteuert werden. Auch nach dem Umzug kann ich natürlich Geld nach Malta steuerfrei überweisen, was ich vor dem Umzug bereits auf dem Sparkonto im Ausland hatte. Ich sage mal Sparkonto so ganz salopp. Mal angenommen, ich ziehe von Deutschland nach Malta um, zum Zeitpunkt des Umzuges habe ich ein Festgeldkonto in Deutschland, da ist 1 Million drauf, dann kann ich auch nach dem Umzug nach Malta von der 1 Million so viel nach Malta überweisen, wie ich möchte, denn dieses Geld auf dem Festgeldkonto ist ja schon versteuert in Deutschland. Das heißt Barvermögen, das ich vor dem Umzug habe, kann ich jederzeit auch nach dem Umzug nach Malta überweisen, es geht nur darum, um neue Einkünfte, diese dann nicht mehr nach Malta zu überweisen, ohne dass es möglicherweise steuerliche Implikationen gibt.
00:59:29 - Wie sieht es aus, wenn ich eine Immobilie im Ausland habe und verkaufe
Daniel: Da werden wahrscheinlich bei einigen Zuschauern und Zuhörern trotzdem noch einige Fragen aufpoppen, die mir jetzt auch gerade aufkommen, aber ich denke, das ist eher ein Thema vielleicht im Beratungsgespräch. Ich habe jetzt nur mal eine Frage: nehmen wir mal an, ich hätte eine Immobilie vorher, die hat einen Wert von 1 Million, die gehört mir dann ja auch schon, und während ich in Malta wohne, entscheide ich mich, die zu verkaufen. Dann ist es ein Barvermögen, letztendlich ist es ja ein Besitz, den ich vorher schon hatte. Aber ich denke, da gibt es viele Sonderfälle, über die man noch sprechen sollte.
Sebastian: Genau, Du hast es richtig erkannt, das ist natürlich genau dann kein Barvermögen, sondern ist ein Veräußerungserlös. Ich sage mal, die Immobilie ist 1 Million wert und ich verkaufe sie dann für 1,2 Millionen, und ich überweise dann Geld nach Malta, dann müsste ich das in Malta versteuern. Allerdings natürlich, allerdings ist es bei dem konkreten Beispiel so, dass Erlöse aus Immobilien in der Regel nach dem Belegenheitsprinzip versteuert werden, das heißt dort, wo sich die Immobilie befindet. Es ist ja davon auszugehen, dass ich eine gewisse Kapitalertragsteuer schon in dem Land der Immobilie versteuer, die wird natürlich in Malta angerechnet. Man kann im Grunde davon ausgehen, dass Geld, was bereits im Ausland versteuert ist und was ich nach Malta reinbringe, nicht mehr in Malta zu versteuern ist. Also als Faustregel, aber möglicherweise muss ich das auf der Steuererklärung angeben, das hat auf jeden Fall steuerliche Konsequenzen, auch wenn es nicht die Konsequenz ist, dass ich da nochmal was versteuern muss.
01:01:15 - Die Steuererklärung in Malta
Daniel: Zum Thema Steuererklärung Malta – kann ich mir das ähnlich vorstellen wie in Deutschland, dass ich da so ein Buch an Formularen habe, das ich ausfüllen muss? Das, was Du gerade beschrieben hast, das stelle ich mir so vor, dass schon einiges an Erklärungsbedarf, was ja irgendwie letztlich in Formularen, entweder auf Papier oder in elektronischer Form dargelegt werden muss. Wie kann ich mir das vorstellen?
Sebastian: Das Gute ist ja, dass in Malta nichts gemacht werden muss. Alles was im Ausland passiert, musst Du gar nicht in der Steuererklärung erwähnen.
Daniel: Ja, wenn das Geld ankommt, wenn ich Geld überweise auf mein Konto auf Malta, was ich nicht versteuern will in Malta zum Beispiel, vermute ich einfach, muss ich ja doch irgendwie erklären?
Sebastian: Alles, was im Ausland abläuft, musst Du nicht in Malta erklären. Anders als in Deutschland oder den USA zum Beispiel, wo Du ja auch alles, was auf ausländischen Konten verdient wird, erklären musst, oder bei ausländischen Beteiligungen muss Du in Malta nur das erklären, was einen maltesischen Bezug hat. Also wenn Du jetzt beteiligt bist an 20 Firmen und jede Firma zahlt Dir 20.000 € aus im Jahr, das musst Du alles komplett nicht in Malta erklären, sondern Du musst nur den Teil erklären, den Du nach Malta ausschüttest oder überweist.
01:02:40 - Die exklusiven Vorteile des maltesischen Non-Dom Status
Daniel: In Deutschland, ich lebe ja zur Zeit gerade in Griechenland, und da ist es auch so, dass alles, was auf dem Konto passiert, Zu- und Abgänge, werden automatisch dem Finanzamt gemeldet, so dass die ohnehin über jede Zahlung, die da eingeht, gut Bescheid wissen. Ich weiß nicht, ob das in Malta vielleicht ähnlich funktioniert?
Sebastian: Malta ist natürlich auch dabei beim automatischen Informationsaustausch, ganz klar, aber wie gesagt, das interessiert die ja nicht. Aber wie gesagt, wenn das Deine Auslandseinkünfte sind, dann sind die sowieso steuerfrei für Dich, das heißt auf der Steuererklärung. Das ist auch das Gute am maltesischen Non-Dom Status, anders als zum Beispiel beim britischen oder beim irischen Non-Dom Status; dort musst Du auf jeden Fall erklären: ich bin Non-Dom. Auch wenn Du dann dort nicht erklären musst, was Du im Ausland verdienst, aber der Staat weiß zumindest, dass da irgendwas im Ausland ist. Wenn Du in Malta wohnst, in Malta angestellt bist bei Deiner eigenen Firma und in Malta nur dieses Gehalt letztlich verwendest, was Du von der Firma bekommst. Mal angenommen Deine Firma bezahlt Dir 5.000 € Gehalt, davon zahlst Du deine Miete, Deine Lebenshaltungskosten, viel Shopping kannst Du in Malta eh nicht machen, da gibt es nichts zum Shoppen und gute Restaurants auch nicht, da kannst Du nicht viel Geld ausgeben. Das heißt die 5.000 € reichen Dir aus. Und alles was im Ausland passiert, lässt Du komplett im Ausland, dann weiß der Staat in Malta nicht, dass Du da überhaupt irgendwas hast im Ausland, während Du in der gleichen Situation in Irland und UK immer angeben musst: ich bin Non-Dom. Auch wenn Du dort keine weiteren Details letztlich dem Finanzamt übermitteln musst, die keinen Bezug haben zum Wohnsitzstaat. Aber das ist schon gut in Malta, Du kannst da komplett unter dem Behörden-Radar fliegen.
01:04:41 - Wie sieht es aus mit meinen Krypto Einkünften auf Malta?
Daniel: Da stellt sich jetzt natürlich vielleicht für einige die Frage, die besonders aktiv mit Kryptowährung sind. Du hast ja viel darüber berichtet, wie das so ist, wenn ich zum Beispiel Auslandsvermögen habe, oder ich habe vorher schon Vermögen gehabt, bevor ich meinen Wohnsitz verlagert habe, also wie das so spielt, wenn ich dann Geld mitbringe oder auch später darauf Zugriff haben möchte. Wie sieht es in Malta ganz konkret aus, wenn mein Vermögen oder mein Geld oder vielleicht auch meine Gewinne in Kryptowährung passieren?
Sebastian: Das ist ein sehr interessantes Thema. Wie gesagt, Malta ist ja relativ bekannt, auch in den letzten Jahren gewesen für Krypto-Unternehmen. Das heißt viele Krypto-Unternehmen haben sich da niedergelassen, weil Malta ja ähnlich wie in dem Bereich der Online Spielcasinos Gesetzgebung veröffentlicht und implementiert hat, mit dem sich Krypto-Dienstleister, also zum Beispiel eine Krypto-Exchange und so sich dort rechtssicher niederlassen können, und dieses Unternehmen betreiben können in einem EU-Land, da war Malta mit eines der ersten. Deswegen wird Malta auch so „The Krypto-Island“ genannt, also die Krypto-Insel. Jetzt sprechen wir von einem anderen Fall, jetzt sprechen wir, was passiert mit jemandem, der nach Malta umzieht und Krypto-Investor ist, wie wird das behandelt werden? Alles was ich über den Non-Dom Status eben gesagt habe, trifft natürlich auch auf Kryptowährung zu. Also grundsätzlich ist alles, was außerhalb von Malta passiert steuerfrei, und alles was in Malta passiert, wäre in Malta grundsätzlich betroffen. Das hat die Steuerbehörde in Malta so kommuniziert. Wie muss man sich das konkret vorstellen? Leider hat es die Steuerbehörde nicht weiter spezifiziert, aber so die Meinung unter Experten ist folgende: Es gibt in Malta ja einige Krypto-Unternehmen, also Unternehmen, die Krypto-Wallets zur Verfügung stellen, auch Krypto-Exchanges gibt es da. Wenn ich jetzt als eine in Malta lebende Person ein solches Unternehmen in Malta nutze, um hier meine Coins und so weiter zu verwalten, zu halten, zu wechseln, dann muss ich davon ausgehen, dass das in Malta möglicherweise steuerliche Konsequenzen hat und das Äquivalent ist zu dem maltesischen Konto. Wenn das alles aber komplett außerhalb von Malta passiert, sagen wir mal zum Beispiel über die Krypto-Exchange von unserem Freund in der Schweiz, und dann die Erlöse beim möglichen Wechseln auf ein ausländisches Konto fließen, dann ist es komplett in Malta steuerlich nicht betroffen. Wenn es in Malta passiert, einen Bezug zu Malta hat, wäre dann eben die maltesische Kapitalertragsteuer zu bezahlen auf Erlöse von Verkäufen von Krypto.
01:07:49 - Den Wallet-Anbieter innerhalb oder außerhalb meines Wohnsitzlandes wählen?
Daniel: Vielen Dank, hast Du auch noch in dieses Thema Licht gebracht. Schon interessant, dass man sich auch mit dem Fakt auseinandersetzen muss in einigen Wohnsitzländern: was passiert, wenn der Anbieter meiner Wallets im gleichen Land ist, oder? Dass es vielleicht auch Unterschiede hat, ob der Wallet-Anbieter jetzt hier seinen Firmensitz hat oder in einem anderen Land.
Sebastian: Genau, also für die Personen, die in Malta wohnen und die Erträge aus Krypto steuerfrei vereinnahmen wollen, denen müsste man raten, alles komplett außerhalb von Malta zu organisieren.
01:08:31 - Kontaktaufnahme zu Sebastian
Daniel: An der Stelle jetzt vielleicht ein Wort an unsere Zuschauer und Zuhörer, denn man merkt ja schon, wenn man anfängt über das Thema zu sprechen, dass da eine Frage nach der anderen vielleicht im Kopf entsteht. Bitte am besten ein Abo dalassen, weil wir werden natürlich immer wieder weitere Details auch zu anderen Wohnsitzstaaten hier erklären und besprechen. Also jetzt wär ein guter Moment, vor allem, wenn vielleicht Fragen entstehen, lasst ein Abo da, klickt auf die Glocke oder den Daumen nach oben, damit Ihr auch weiterhin regelmäßig wichtige News und Information zu verschiedenen Wohnsitzstaaten hier hören oder sehen könnt. Vielen Dank für die guten Erklärungen Sebastian, und ich denke, da gibt es vielleicht im Nachhinein noch einige Rückfragen von unseren Zuschauern und Zuhörern. Wie können sie die eigentlich am besten stellen, wenn jemand eine Frage hat oder vielleicht mit Dir selber nochmal sprechen will? Vielleicht kannst Du dazu noch etwas sagen.
Sebastian: Generelle, allgemeine Fragen beantworten wir ja oft in den Kommentaren zum Video, also wenn jemand eine allgemeine Frage hat, die nicht eine persönliche Person oder eine persönliche Situation zu sehr berührt, dann kann man die allgemein beantworten. Ansonsten ist das Beste tatsächlich immer ein Beratungsgespräch zu buchen, denn die Rechtslage und die Steuergesetzgebung ist das eine, aber wie sich die dann konkret auf den persönlichen Fall auswirkt und dort am besten angewandt wird, das ist dann meistens eine Sache für ein Beratungsgespräch. Also einfach über unsere Webseite ein Beratungsgespräch buchen, wohnsitzausland.com, dort „Auf nach Malta“ klicken oder auch auslandsunternehmen.com, da kann man direkt die Beratung buchen. Aber wir werden sicherlich auch zu Malta noch weitere Folgen machen, da wird es noch genügend Beratungsbedarf geben, und auch da gibt es immer auch viel Gesprächsstoff, weil da doch einiges passiert.
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Übrigens, wenn Ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den ABONNIEREN Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.
USA - Visa-Optionen für Geschäftsleute
Erfahren Sie in unserem Podcast mit Rechtsanwältin Magdale Labbe Henke alles über Visa-Optionen für Geschäftsleute in den USA. Entdecken Sie Ihre Möglichkeiten für einen beruflichen Neustart im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Zu Gast: Rechtsanwältin Frau Magdale Labbe Henke
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
In unserer heutigen Episode unseren Podcast sprechen wir mit der Rechtsanwältin Frau Magdale Labbe Henke. Sie zeigt Unternehmern und Familien die offenen Türen für einen Umzug in das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“. Es gibt viele Gründe für eine Umsiedlung und die USA stehen dabei als Zielland immer an der Spitze. Sie möchten Neues ausprobieren oder Ihre beruflich besseren Chancen nutzen? Sie bekommen hier Antworten, wenn Sie in den USA leben und/oder arbeiten wollen, vielleicht weil ein Leben in Deutschland für Sie nicht mehr das Richtige ist oder Sie Ihre Kinder im Homeschooling oder an einer Online Schule unterrichten wollen.
Als Unternehmer finden auch Sie in der „Buchstabensuppe“ der Visa-Optionen mit unterschiedlichen Investitionsbeträgen Ihren Weg in die USA. Unser Gespräch verdeutlicht die Komplexität der Vorbereitungen und gibt Ihnen wichtige Information zum Umgang mit amerikanischen Behörden.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Unterschied Green Card und Visum für zeitlich begrenzten Aufenthalt
Wir kennen die Green Card aus der Filmindustrie. Sie ist eine zeitlich unbegrenzte Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, wohingegen ein Arbeitsvisum für maximal fünf Jahre ausgestellt wird. Eine geschäftliche Tätigkeit für eine Green Card oder ein Visum ist auch für Rentner oder Privatiers erforderlich. Wir zeigen Ihnen heute, wie Sie dieses auch passiv umsetzen können.
Die Investor Green Card im Überblick
In der Regel müssen Sie für den Erhalt einer Investor Green Card 1 Million Dollar in ein Unternehmen investieren. Dieses können Sie durch Übernahme eines bereits bestehenden Unternehmens oder durch Neugründung tun. Das Konsulat legt dabei großen Wert auf entsprechende Qualifikationen des Antragstellers. Wenn Sie sich in ein neues Geschäftsfeld begeben, können Sie einen Manager einstellen oder sich durch Training die Qualifikationen aneignen. Die Gründung einer Tochtergesellschaft oder einer Niederlassung in den USA ist ebenfalls möglich und gefällt dem Konsulat am besten. Zudem sind Sie mit der Investor Green Card dazu verpflichtet, zehn neue Arbeitsplätze zu schaffen (eine Ausnahme bietet das im folgenden Absatz erklärte Regional Center Program).
Was ist das Regional Center Program (EB-5)?
Ein sogenanntes „passives Investment“ können Sie mit dem Regional Center Program machen. Der Investment-Mindestbetrag ist nicht allgemein festgelegt, sondern richtet sich nach dem Projekt und wird von der Migrationsbehörde entschieden. Dadurch haben Sie die Möglichkeit zu investieren, ohne sich um den Tagesablauf kümmern und eine Mindestanzahl von neuen Arbeitsstellen schaffen zu müssen. Alle Details sind in diesem Programm abgedeckt. Aktuell liegt dieses Projekt auf Eis und eine Entscheidung wird im Februar 2022 erwartet.
Das Investor-Arbeitsvisum im Überblick (E-Visum)
Das Investor-Arbeitsvisum kann für einen Zeitraum bis zu fünf Jahren ausgestellt werden. Grundlage ist die Firmengröße, der Businessplan und Investitionssumme. Große Firmen erhalten erfahrungsgemäß immer fünf Jahre, und kleineren Unternehmen auch auf die Umsetzung des Businessplans. Dieses liegt in dem Ermessen des bearbeitenden Beamten.
Wo und wie ist das Visum zu beantragen und was ist zu beachten?
Eine Visum-Antrags-Mappe mit 500 einzureichenden Seiten ist durchaus üblich und nicht ungewöhnlich. Daher wird für die Vorbereitung eine Zeitspanne von sechs Monaten empfohlen, wenn man nicht die Möglichkeit hat, sich Vollzeit mit den Vorbereitungen auseinanderzusetzen. Der übliche Ablauf zur Visum-Beantragung fängt damit an, seinen Antrag in den USA bei Homeland Security Citizenship and Immigration Services einzureichen. Nach positiver Antwort geht man zum lokalen Konsulat, um das Visum zu erhalten, denn die Entscheidung aus den USA wird akzeptiert. Nicht so verhält es sich bei dem E-Visum. Das ist die einzige Kategorie, dessen Entscheidung das Konsulat ignoriert und alle Unterlagen erneut anfordert. Daher rät Frau Labbe Henke dazu, die Unterlagen direkt beim Konsulat einzureichen, sofern man sich außerhalb der USA befindet. Befindet man sich in den USA auf einer anderen Visa-Kategorie und möchte wechseln ohne die USA zu verlassen, kann der Antrag dort gestellt werden.
Ein sehr wichtiger und bitte von Interessenten unbedingt zu beachtenden Punkt!
Mit ESTA können Interessenten „unproduktive Arbeiten“ in den USA verrichten. Sie können vor Ort bereits Verträge unterzeichnen, Site Visits abhalten und Termine wahrnehmen, die für den Aufbau des Unternehmens erforderlich sind. Dafür brauchen Sie kein spezielles Visum. Wir raten Ihnen, eher mehrere und kürzere Besuche in den USA abzuhalten, als durch ein eventuell abgelehntes B-Visum auch die ESTA Möglichkeit zu verlieren.
Kontaktdaten und Links:
Frau Magdale Labbe Henke
Homepage: www.consular-consulting.com
E-Mail: mlh@consular-consulting.com
Telefon: +49 89 1711 9458
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Visum Thailand Beantragen: Diese verschiedenen Visa gibt es
Firma in IRLAND gründen –Steuern niedrig, Hürden hoch
Umzug ins Ausland: Checkliste für Auswanderer
Mit der LLC ein Unternehmen gründen und diese Vorteile genießen
Gegen die Republikflucht: Neuregelung der deutschen Wegzugsbesteuerung ab 2022
In diese US-Metropolen zieht es deutsche Auswanderer
Drohender Lastenausgleich - Was Sie wirklich dazu wissen müssen
Unternehmensstandort Rumänien: Der Geheimtipp für Unternehmen jeder Größe
Paraguay - Neue Einwanderungsbestimmungen
Welche Vorteile bietet die E-Residency in Estland?
Passives Einkommen mit Immobilien aufbauen - So geht’s
Checkliste Auswandern in die USA
Checkliste: Urlaub in den USA
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Vorteile von Homeschooling für Auswanderer
Alles was Sie zur Firmengründung in Singapur wissen müssen
Anerkennung deutscher Qualifikationen im Ausland
Anerkennung Schweizer Qualifikationen im Ausland
Non Dom: 0 % Steuern auf Ausländische Einkünfte
Bulgarien als zukünftiger Unternehmensstandort
Achtung Firmengründung Irland: 7 wichtige Steuerfakten, die Gründungsagenturen verschweigen
Timestamps
00:18 - Begrüßung und Einleitung und Vorstellung Frau Henke
02:58 - Warum haben die USA eine solche Anziehungskraft, und woher die starke Nachfrage?
06:27 - Welche Möglichkeiten haben Unternehmer, die in die USA gehen möchten?
08:47 – Bestehendes Business in den USA kaufen oder dort eine Niederlassung gründen?
11:04 - Die Problematik bei Übernahme eines bestehenden US-Business
12:28 - Wird mein Visumsantrag in den USA oder in meinem Heimatland bearbeitet?
14:54 - Als Rentner oder Privatier in die USA
18:03 - Anforderungen für die Green Card durch Investment
21:44 - Das EB-5 Visum an einem Beispiel erklärt
23:54 - Unterschied Green Card und Visum und dessen Bewilligungszeitraum
25:18 - Wo wird die Verlängerung bearbeitet – „zu Hause“ oder in den USA?
26:09 - Den Businessplan reell schreiben und daran halten
28:02 - Wie kann ich als Antragssteller meine Familie mitnehmen?
30:46 - Was muss ich beim Verlassen Deutschlands beachten?
34:53 - Beratung erforderlich für in den USA steuerpflichtige Ausländer
36:27 - Wie komplex ist die Antragstellung?
41:49 - Erfahrungswerte zur Antragsstellung
43:17 - Kann ich in die USA reisen, während ich auf mein Visum warte?
44:44 - Wie sehen die Veränderungen nach Trump und unter Biden aus?
47:50 - Schnellere Bearbeitungszeit unter Biden?
49:19 - Ausnahmeregelungen zur verpflichtenden Impfung für die Einreise in die USA
50:40 - Ein sehr wichtiger Tipp zum Abschluss und Kontaktdaten Frau Henke
Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 21 USA - Visa-Optionen für Geschäftsleute
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Frau Henke
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London.
Daniel: Heute sprechen wir über ein Land, das man auch gerne „Land der unbegrenzten Möglichkeiten nennt“. Gemeint sind die USA. Und warum machen wir das? Jedes Jahr zieht es ja Zigtausende dorthin aus den verschiedensten Gründen. Wenn wir alleine Deutschland ansehen, Deutschland verliert ja jedes Jahr auch circa 25.000 Einwohner, und auf den Plätzen eins bis drei sind immer die USA. Meistens sind noch die Schweiz oder Österreich mit dabei, das liegt dann einfach daran, dass es unsere Nachbarn sind. Dann kommen auch schon auf den Plätzen eins, zwei oder drei auch schon die USA. Deswegen sprechen wir heute mit Frau Henke, die eine Spezialistin ist auf dem Gebiet, Menschen zu helfen, Interessierten zu helfen, dort einzuwandern. Habe ich das richtig gesagt Frau Henke? Am besten, Sie stellen sich unseren Zuschauern und Zuhörern einmal selbst vor.
Frau Henke: Vielen Dank Herr Taborek, das ist richtig. Ich bin Frau Henke, komme ursprünglich aus den USA und lebe und arbeite seit 2006 in Deutschland und habe meine in München basiertes Unternehmen bereits seit 2009, und bereits in den USA war ich auf Arbeitsrecht und Einwanderungsrecht am Anfang, so in anderen Bereichen wie Kommunikationswissenschaften. Danach bin ich meinen Vorfahren gefolgt, denn meine Eltern waren auch Auswanderer von Haiti in die USA und habe gesagt, ich werde mich spezialisieren auf US-Einwanderungsrecht. Und als ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich diesen Markt entdeckt, diese große Nachfrage nach US-Recht und US-Einwanderungsrecht. Eine sehr spannend die Bandbreite, viele Bereiche von Selbständigen bis zu Unternehmen bis zu Künstlern bis zu kleinen und mittelständischen Unternehmen, und da ist immer viel zu tun, und wir sind gerne dabei, Leute in diesem Bereich zu unterstützen.
02:58 - Warum haben die USA eine solche Anziehungskraft, und woher die starke Nachfrage?
Daniel: Klasse, jetzt ist es ja so, dass seit 2001 die Migrationspolitik in den USA sehr viel restriktiver geworden ist, und auf der anderen Seite aber jetzt in der Corona Zeit in den letzten zwei Jahren, natürlich auch durch die Corona Zeit zusätzlich noch erschwert wurde, gleichzeitig die Nachfrage aber gestiegen ist in den letzten zwei Jahren. Bei uns ist es zumindest so, dass die Nachfrage zum Umzug ins Ausland generell stark zugenommen hat, und besonders Unternehmer überlegen, ihren Unternehmenssitz zu verändern. Oftmals liegt es daran, dass sie sich von der Regierung nicht mehr richtig unterstützt fühlen oder die Einschränkungen zu restriktiv geworden sind. Wir haben zudem noch einen anderen Punkt, der bei uns immer wieder aufschlägt, dass Familien ans Auswandern denken, weil wir ja in Deutschland die Schulpflicht haben, und gerade jetzt in der Corona-Zeit war das für viele Eltern eine große Herausforderung, und der eine oder andere weiß, dass in vielen Ländern zwar eine Bildungspflicht ist, aber keine Anwesenheitspflicht in Schulgebäuden. Und Eltern, die ihre Kinder im Homeschooling oder in der Online Schule, wir hatten zu beiden Themen kürzlich einen Podcast, für die das interessant ist, auch die mögen sich dafür interessieren, in die USA auszuwandern, weil es dort viel einfacher ist. Jetzt ist meine Frage: Warum hat Ihrer Meinung nach, Sie haben ja auch eine ganze Menge Mandanten und Anfragen, warum haben aus Ihrer Sicht die USA eine solche Anziehung? Warum gibt es diese verstärkte Nachfrage?
Frau Henke: Sie haben das wirklich richtig erwähnt, ich habe auch diese hohe Nachfrage bemerkt, besonders in den vergangenen zwei Jahren, trotz Corona, und immer die gleichen Erklärungen mit Restriktionen in Deutschland, dieses Gefühl von Freiheit, dass man mehr Freiraum hat in den USA, etwas zu erledigen und auch entwickeln und viele Familien auch dann, wie Sie sagten, die sehr gerne in die USA umsiedeln möchten, und viele erwähnen wirklich, dass sie sich von der Politik in Deutschland nicht zufrieden sind, mit den Restriktionen. Ich sage nicht, ob das richtig ist oder nicht, ich gebe hier nur weiter, was die Leute mir erzählen, und wirklich eine hohe Zahl von Kunden und potentiellen Kunden nennen diese Gründe sehr oft. Und ich habe auch bemerkt, in der Vergangenheit waren es weniger die finanzielle Mittel zur Verfügung hatten und Fragen zum Investor-Visum oder Investor Green Card überhaupt, und jetzt sehen wir mehr Nachfragen von Leuten, die ein kleines Unternehmen oder Geld auf der Seite oder geerbt haben und möchten durch Investition in die USA kommen, ob das Familien sind oder Unternehmen.
06:27 - Welche Möglichkeiten haben Unternehmer, die in die USA gehen möchten?
Daniel: Ist interessant, deckt sich auch mit dem, was ich in der Frankfurter Allgemeine Zeitung wurde mal so eine statistische Umfrage veröffentlicht. Man sagte, die meisten, die in die USA gehen wollen, weil sie mal etwas Neues probieren wollen, dann kam, weil sie beruflich bessere Chancen haben, und dann kam auch schon der Grund, weil sie unzufrieden sind generell mit dem Leben in Deutschland. Wenn also jetzt ein Unternehmer, jemand, der ein Unternehmen hat und umziehen möchte in die USA - welche Möglichkeiten hat er?
Frau Henke: Für Unternehmen ist die beste Option durch sogenannten Unternehmer-Visa, das ist ein Visum durch Investition oder durch Handel, je nachdem, was am stärksten ist, was das Unternehmen macht. Die USA haben verschiedene Abkommen mit vielen Ländern, wo die Bürger dieser Länder ein spezielles Visum beantragen können. Alles ist so eine Buchstabensuppe, sage ich immer, mit den verschiedenen Kategorien von Visa. Da gibt es das E-Visum, das Unternehmen dann beantragen können, dass beweisen, dass es eine Firma gibt dann in den USA, die gegründet wurde oder kurz davor steht, gegründet zu werden, dass es bereits eine Investition in den USA gab, dass noch weitere Investitionen geplant sind, oder dass diese Firma schon viel Handel zwischen den USA und Deutschland und zwischen den USA und dem Land, wo diese Person herkommt, das muss alles dann bewiesen werden, und das ist wirklich die beste Option von Haupt-Visa-Kategorie, was die meisten Unternehmen beantragen, sei es ein kleines Unternehmen, wo der Besitzer selber rübergeht, oder in ein größeres Unternehmen, das dann letztendlich viele Mitarbeiter in die USA schicken möchte.
08:47 – Bestehendes Business in den USA kaufen oder dort eine Niederlassung gründen?
Sebastian: Ich möchte es mal ein bisschen plastisch, vielleicht mal anhand ein paar Beispielen erklären. Wir haben ja oftmals folgende Situation: Wir haben zum Beispiel den einen Fall, wo eine gewisse Summe Geld vorhanden ist, aber wo jetzt der Betroffene selbst kein Unternehmen hat, dann ist ja oftmals, also bei unseren Mandanten, ich weiß nicht, ob Sie das teilen können, ein typischer Fall, dass man dann ein bestehendes Unternehmen in den USA kauft, zum Beispiel ein Bed & Breakfast oder einen Car Body Shop oder was eben die eigene Spezialisierung ist. Also ich habe eine Mandantin, die hatte auch keinerlei Business in Europa, aber sie hat dann einen Printshop in den USA gekauft, also ein bestehendes Printing-Unternehmen. Das ist die eine Gruppe, die sagen: "Ich kaufe jetzt, ich investiere 500.000 oder 1 Million und kaufe mir ein bestehendes Unternehmen, was dort funktioniert und ich letztlich dann weiterführe." Ich kann mir erinnern, ich hatte einen Mandanten, fand ich ganz interessant, ein Schweizer, der hat ein Home Decorating Business auf Martha's Vineyard gekauft, das ist ja die Insel, wo die Kennedy's ihr Haus haben. Und er hat immer gesagt: "Mach bloß kein Business mit den Kennedy's, denn die zahlen am schlechtesten! Die brauchen am längsten, um die Rechnungen zu bezahlen. Also keiner auf Martha's Vineyard" sagte er "soll Business mit ihnen machen." Das heißt, das ist die eine Gruppe, und dann gibt es viele, unsere Mandanten sind ja Mandanten, die ja zum Beispiel schon ein Unternehmen haben in Deutschland, und die würden dann im Grunde sagen: "Ich expandiere jetzt mein Unternehmen in die USA", das heißt ich würde dort im Grunde eine Tochtergesellschaft, eine Niederlassung aufbauen in den USA, um dann entsprechend hier in den USA das Geschäft aufzubauen. Beides ist möglich, oder?
11:04 - Die Problematik bei Übernahme eines bestehenden US-Business
Frau Henke: Ja, beides ist möglich, obwohl natürlich der klassische Fall ist letzter, was Sie gerade geschildert haben, und das sind auch die Fälle, womit sich das Konsulat am wohlsten fühlt, sagen wir mal so. Die schauen, was für Erfahrung hat diese Person oder hat dieses Unternehmen, wird es erfolgreich sein? Die Hürde ist schon etwas höher für Ausländer, sage ich mal so, also für normale Amerikaner. Amerikaner dürfen nicht-erfolgreich sein, und Ausländer müssen erfolgreich sein. Wenn das Konsulat sieht, dass eine Person überhaupt keine Erfahrung im Restaurant Bereich hat, also in dem Bereich, wo diese Person ein Business in den USA kaufen möchte, da hat das Konsulat dann Bedenken, und jeder Fall ist anders, und da muss man sehen, okay, wird diese Person jetzt jemanden anstellen, der in dem entsprechenden Bereich Erfahrung hat, so dass das Konsulat das Gefühl hat: Okay, das wird erfolgreich sein. Oder wird diese Person kurz vorher Training machen, oder das Business kaufen aber noch in Deutschland bleiben oder wo auch immer, und Training machen bevor diese Person dann rübergeht?
12:28 - Wird mein Visumsantrag in den USA oder in meinem Heimatland bearbeitet?
Sebastian: Vielleicht darf ich Sie kurz unterbrechen, Frau Henke, denn das ist ein ganz wichtiger Punkt, den Sie da ansprechen. Das E-Visum, wenn ich es richtig verstanden habe, wird also letztlich bearbeitet vom Konsulat oder von der amerikanischen Botschaft in Deutschland oder in der Schweiz oder in Österreich, wo man auch immer lebt, nicht in den USA, sondern letztlich lokal.
Frau Henke: Jein, ich werde versuchen, das schnell zu erklären, das ist ein bisschen schwierig. Es gibt verschiedene Kategorien von Arbeitsvisum. In der Regel muss man einen Antrag in den USA einreichen, bei Homeland Security Citizenship and Immigration Services. Die prüfen, ob man die Bedingungen erfüllt für diese Kategorie von Arbeitsvisum, und wenn diese Behörde "Ja" sagt, dann darf man, wenn man sich außerhalb der USA befindet, zum Konsulat gehen, um das Visum zu bekommen, um einreisen zu können in dieser Kategorie. Bei dem E-Visum, das ist die einzige Kategorie, wo das Konsulat sagt: "Uns ist es egal, was die Behörde in den USA gesagt hat, wir nehmen das nicht wahr, Sie müssen alles nochmal bei uns einreichen, so dass wir das prüfen können." Und deswegen macht es am meisten Sinn, wenn man sowieso in Deutschland oder außerhalb der USA ist, das einfach direkt beim Konsulat einzureichen, und nicht in den USA, weil das Konsulat sagt: "Sie müssen das sowieso nochmal einreichen." Wenn man sich schon in den USA befindet, mit einer anderen Visa-Kategorie und möchte wechseln, man war Student und hat ein Business gegründet und möchte jetzt den E-Status beantragen und die USA nicht verlassen, das wäre ein Fall oder ein Beispiel, wo es Sinn machen könnte, den Antrag bei der Behörde in den USA zu stellen. Mit dem Hintergrund, mit dem Hintergedanken, wenn diese Person irgendwann mal die USA verlassen muss, dann muss er das Visum vom Konsulat bekommen, und das Konsulat will alle Unterlagen nochmal vornehmen und prüfen. Deswegen ist es in der Regel am besten, das beim Konsulat einzureichen.
14:54 - Als Rentner oder Privatier in die USA
Daniel: Jetzt haben wir also gehört, wie es ist, als Unternehmer in die USA auszuwandern, also welche Visa es gibt, und was man für die Beantragung alles braucht. Wie sieht es aber aus, wenn man auswandern will, um sich zum Beispiel mit seiner Pension oder Rente in den USA zur Ruhe zu setzen? Oder was gilt für Privatiers mit ausreichend Vermögen? Wie die Visa-Bedingungen für solche Personen aussehen, darüber sprechen wir jetzt.
Frau Henke: In den USA gibt es noch nicht so eine bestimme Visa-Kategorie für diese Personen so Retiree-Visum oder Privatier-Visum sozusagen. Wenn diese Personen planen, auf Dauer, permanent in den USA zu wohnen, das geht normalerweise dann durch eine Green Card, das ist die Daueraufenthaltserlaubnis, und das muss oder könnte man durch Investition machen als Privatier zum Beispiel, und Senioren, die über ausreichend Geld verfügen, um das zu machen, ohne dass sie beispielsweise eine eigene Firma gründen. Es gibt solch eine Investition Green Card, wo man selber etwas betreibt, aber es gibt auch eine Investition Green Card durch sogenannte Regional Centers. Um das kurz zu erklären, das sind Programme, Projekte, die bereits genehmigt wurden von der Migrationsbehörde. Man investiert in diesen Projekten mit den Partnern, und diese bereits genehmigten Projekte haben schon bewiesen, dass für jeden Investor genug Arbeitsplätze geschaffen werden, und nach einem sehr langen Prozess bekommt man dann eine Permanent Green Card, das ist so eine abgekürzte Erklärung, das ist ein bisschen kompliziert. Das sind momentan wirklich, als Green Card, als Permanenten Resident, die Optionen für Senioren oder Privatier dann in den USA zu wohnen. Regional Center, nur kurz dazu, die sind auf Eis, weil dieses Programm immer verlängert werden muss, und momentan gibt es viel Diskussionen, wann es verlängert wird, also das wurde noch nicht verlängert. Ansonsten gab es auch eine Kategorie, aber die Zukunft dieser Kategorie steht momentan auch in Frage, es nennt sich Entrepreneur Startup Kategorie, wo viele versuchen, vielleicht hier etwas zu machen, das ist immer in Verbindung mit irgendwelcher Arbeit. Einfach in die USA zu kommen und zu sagen: "Hier ist mein Geld, und ich möchte nichts machen," das ist schwierig, außer diese Investition Green Card.
18:03 - Anforderungen für die Green Card durch Investment
Daniel: Jetzt haben wir gerade die Investition Green Card nochmal angesprochen, das Investoren-Visum. Da liest man ja mitunter verschiedene Angaben. Es geht jetzt mal um das substanzielle Investment, das man da erbringen muss, und manchmal liest man, dass man 150.000 € zum Beispiel investieren müsste, manchmal liest man höhere Beträge oder niedrigere Beträge. Was kennen Sie für konkrete Anforderungen, für Fälle oder von den Zahlen?
Frau Henke: Man muss unterscheiden zwischen der Investor Green Card und dem Investor Arbeitsvisum, das sind zwei verschiedene Kategorien. Eine ist keine Daueraufenthaltserlaubnis, sondern sozusagen ein Arbeitsvisum, das bis zu fünf Jahren genehmigt werden kann, und dann muss man er wieder beantragen und vorweisen, dass man die Bedingungen erfüllt, und da gibt es eigentlich keinen konkreten Mindestbetrag, den man vorweisen muss. Es kommt auf das Unternehmen, den Businessplan an, wir haben alles genehmigt bekommen zwischen 30.000 bis Millionen. Die Behörde will sehen, wie groß oder wie klein ist das Projekt, wenn es ein kleines Projekt ist, vielleicht ein Tante-Emma-Laden, dann möchte das Konsulat natürlich sehen, dass man so viel wie möglich von den möglichen Anlaufkosten und Investition schon getätigt wurde. Ob das dann 30.000 oder 50.000 sind. Wenn es ein großes Unternehmen ist, wo am Ende Millionen investiert werden, dann reicht es, wenn am Anfang nur 150.000 investiert wurden, aber das Konsulat will konkret sehen, dass man nicht einfach leicht sagt: "Ne, das mache ich nicht mehr", das heißt „irrevocably committed“, ich weiß nicht, wie man das auf Deutsch sagt, aber es muss wehtun, wenn man sagt: "Ich mach das nicht mehr." Das ist die eine Seite, die Investition Green Card, das ist fest geregelt im Gesetz, dass, wenn es kein Regional Center Programme ist, hätte man 1 Million Dollar investieren sollen und 10 Arbeitsplätze geschaffen. Regional Center ist dann weniger, je nachdem, ob es eine wirtschaftlich deprimierte Gegend ist, das waren dann auch 500.000 oder 1 Million, aber das wird wahrscheinlich teurer sein, aber es gibt momentan vom Gericht und vom Senat Diskussionen, ob das gleichbleibt oder teurer wird, und es ist momentan ein komplizierter Rechtsstreit, aber hoffentlich wird das im Februar beendet, und dann gibt es Klarheit. Aber da ist es definitiv geregelt, wieviel man investieren muss, und bei dem Arbeitsvisum ist es nicht geregelt. Je mehr, desto besser natürlich, aber es kommt immer auf das Unternehmen an, auf den Business Plan.
21:44 - Das EB-5 Visum an einem Beispiel erklärt
Sebastian: Was Sie jetzt gerade eben besprochen haben, Regional Center, da sagt man glaube ich auch abgekürzt EB-5 dazu, korrekt?
Frau Henke: Richtig.
Sebastian: Und ich glaube, nur nochmal zum besseren Verständnis für unsere Zuhörer, wenn ich Sie richtig verstanden habe, da geht es jetzt eher um ein in Anführungszeichen "passives Investment".
Frau Henke: Das ist richtig.
Sebastian: Das heißt also, ich kannte zum Beispiel einen Mandanten, da hat Hilton irgendwo ein Hotel gebaut in North Dakota, und die Gesamtkosten für das Hotel waren 100 Millionen, und dann haben die eben dort ein Regional Center registriert, und da war dann für 100 EB-5 Visa oder so, die konnten dann dort Partner werden. Das war schon vor einigen Jahren, aber ich glaube 500.000, die hat man dann eben Member von der LLC oder Limited Partnership, die das Hotel betreibt, und dann hat man im Grunde einen passiven Weg, ohne dass man dort selbst unternehmerisch tätig ist, sondern ist einfach Teilhaber in diesem Unternehmen, bekommt seine Gewinnausschüttung, und das wars. Und es wurde ja EB-5 vor allen Dingen, mein Verständnis von dem, was ich gelesen haben, sehr viel auch von chinesischen Investoren verwendet, und wie Sie schon gesagt haben, momentan ist es schwierig mit EB-5. Das heißt, im Grunde genommen, wenn jetzt jemand als Senior oder als Privatier in die USA umziehen wollte, dann müsste er tatsächlich sagen, ich kaufe oder gründe ein Unternehmen und werde unternehmerisch tätig. Außer natürlich, es ist ein Künstler, das hatten Sie ja vorhin schon angesprochen, Künstler, Sportler oder so, da gibt es nochmal andere Regeln.
Frau Henke: Richtig.
Sebastian: Aber wenn er jetzt einfach jemand ist, der Vermögen hat, aber im Grunde unternehmerisch nicht tätig ist, dann würde es nur funktionieren, wenn er in der Lage wäre, sich unternehmerisch in den USA zu entfalten, ansonsten würde er kein Visum bekommen.
23:54 - Unterschied Green Card und Visum und dessen Bewilligungszeitraum
Sebastian: Ich glaube, den wichtigen Unterschied, den Sie eben gemacht haben, und das müssen wirklich die Zuhörer gut verstehen, ist der Unterschied zwischen Visum und Green Card. Jeder kennt ja die Green Card, ist ja berühmt-berüchtigt aus verschiedenen Filmen. Die Green Card ist im Grunde eine unbeschränkte Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis in den USA, während dann zum Beispiel das E-Visum, wie Sie angesprochen haben, wird für maximal fünf Jahre erteilt. Ist das für Deutsche immer für fünf Jahre, oder manchmal auch weniger?
Frau Henke: Ja, das liegt im Ermessen des Officers im Konsulat, manchmal erteilen sie nur zwei Jahre, drei Jahre, man kann bis zu fünf Jahren bekommen.
Sebastian: Und Ihrer Erfahrung nach, was ist so das Typische? Ist es meistens fünf Jahre oder eher weniger?
Frau Henke: Es sind in der Regel fünf Jahre. Bei großen Unternehmen immer, bei kleinen Unternehmen, Consulting Firmen, Unternehmen, wo es nicht so viele Mitarbeiter oder ein bis zwei Besitzer gibt, wo das Konsulat grundsätzlich an den Plan glaubt, aber sehen möchte, wie sich das alles entwickelt, dann bekommen diese Leute oftmals zwei Jahre, habe ich gesehen.
*25:18 - Wo wird die Verlängerung bearbeitet – „zu Hause“ oder in den USA?
Sebastian: Also das ist ja ein ganz wichtiger Punkt. Entschuldigung Daniel, sag mal.
Daniel: Ich habe dazu eine spontane Frage: Die Verlängerung, wird die wieder vom Konsulat bearbeitet, oder wird die dann in den USA bearbeitet und genehmigt?
Frau Henke: Man hat die Option, das muss man sich gut überlegen. Am Einfachsten ist es immer, das über das Konsulat zu machen, denn wie gesagt, wie vorhin erzählt, irgendwann mal, wenn das Visum abläuft und man die USA verlassen muss, wird das Konsulat eh alles wieder verlangen. Wenn man weiß, ich muss die USA nicht verlassen, ich bleibe hier, solange wie es geht, dann könnte man den Antrag innerhalb der USA einreichen.
26:09 - Den Businessplan reell schreiben und daran halten
Sebastian: Also ein ganz wichtiger Punkt für unsere Zuhörer, wie Sie schon gesagt haben, man muss im Grunde ja bei der Visums-Beantragung einen Businessplan einreichen, und das Konsulat prüft dann, ob man das, was im Businessplan, ich sage mal, angekündigt wird, auch tatsächlich einhält. Deswegen ein sehr wichtiger Punkt natürlich, der Businessplan muss realistisch sein. Man soll nicht einfach einen Businessplan schreiben, wo man die Welt verspricht und sagt, man schafft hundert Jobs oder so, wenn man das in Wirklichkeit gar nicht kann, sondern nur fünf Jobs schaffen kann, weil ansonsten steht man nach zwei Jahren da, die schauen sich den Businessplan an und sagen: "Du hast gesagt, Du hast zehn Jobs in zwei Jahren oder hundert Jobs, und jetzt hast Du nur drei, also dann hat sich das Visum erledigt."
Frau Henke: Genau, die achten wirklich sehr viel darauf, in letzter Zeit haben wir das bemerkt. Früher haben sie wirklich nur ein bisschen über den alten Plan geschaut bei einer Verlängerung, haben sie gesagt: "Okay, wie wird das dann weitergehen?" Aber wir haben auf jeden Fall bemerkt, man muss sogar etwas von dem alten Antrag vorlegen, wie war es davor, die vergleichen das, um zu sehen, ob man sich daran gehalten hat, und das ist sehr wichtig. Mit Hilfe von Steuerberater, Businessplan, dass es nicht einfach erfundene Zahlen sind, sondern wirklich konkret sind, auf jeden Fall, und da möchten wir auch mit Partnern arbeiten und nicht sagen: "Irgendwas, das ist egal", das stimmt auf jeden Fall nicht.
28:02 - Wie kann ich als Antragsteller meine Familie mitnehmen?
Daniel: Der Unterschied zwischen Visum und Green Card ist also die Dauer der Aufenthaltsgestattung. Während die Green Card eine unbegrenzte Zeit gültig ist, gibt es für jedes Visum eine begrenzte Zeitspanne, in der man sich in den USA aufhalten darf. Je nach Entscheidung des Konsulates maximal fünf Jahre. Dann heißt es: rechtzeitig eine Verlängerung beantragen. Wie ist es aber, wenn ein Unternehmer oder Privatier ein Visum erhalten hat, aber auch seine Familie mitnehmen will? Darüber sprechen wir jetzt noch.
Frau Henke: Ich will nicht sagen, überhaupt keine Sorgen. In der Regel bekommen enge Familienmitglieder ein Visum, um den Hauptantragsteller zu begleiten, also Ehepartner, Kinder unter 21, unverheiratete Kinder. Es ist schwierig, wenn man die Eltern mitbringen möchte, also die Mutter, Schwiegermutter, Oma, um bei den Kindern dann zu bleiben und zu unterstützen, das wird schon schwieriger. Aber enge Familienmitglieder haben Anspruch darauf, gleichgeschlechtliche auch, solange man verheiratet ist. Es ist schwieriger für Lebensgefährten, da ist es nicht unmöglich, aber der Lebensgefährte muss dann zum Beispiel ein einfaches, normales Besuchervisum beantragen, um den Hauptantragsteller zu begleiten und darf dann nicht arbeiten, weil es kein Arbeitsvisum ist. Es ist schwierig, wenn zum Beispiel im Hintergrund oder irgendetwas in der History Familienmitglieder vorbestraft sind, irgendein Problem, dann kann es durchaus sein, dass der Ehepartner zum Beispiel kein Visum bekommt oder eine Sondergenehmigung braucht, obwohl es als Familie dann gleichzeitig beim Interview beantragt wird, wird jeder natürlich individuell geprüft auf die Bedingungen, besonders sogenannte Inadmissibility, das heißt, gibt es einen Grund, dass diese Person kein Visum bekommt, aufgrund ansteckender Krankheiten, Vorstrafen, Verstöße gegen Immigrationsgesetze und so weiter?
30:46 - Was muss ich beim Verlassen Deutschlands beachten?
Daniel: Jetzt haben wir am Anfang schon über die Gründe gesprochen für einige Deutschland zu verlassen oder sich für die USA zu interessieren. Manch einem gefällt die steuerliche Situation in Deutschland eher weniger, sagen wir es mal so, und manch einem gefällt auch die Mentalität des deutschen Finanzamtes vielleicht nicht, oder die Beziehung, die es da so zwischen Steuerpflichtigen und Finanzamt gibt. Vielleicht meine Frage auch in Richtung Sebastian, das ist ja auch ein Spezialgebiet von Dir: Wenn man jetzt als Unternehmer auswandern oder in die USA einwandern möchte, gibt es irgendwelche Dinge, die man sich doch vorher gut überlegen sollte?
Sebastian: Was man sich auf jeden Fall überlegen muss, ist immer, wenn man aus Deutschland wegzieht, die Wegzugsbesteuerung, das heißt, wenn man Kapitalgesellschaften besitzt oder Anteile an Kapitalgesellschaften besitzt, dann wird hier bei Umzug ins Ausland ein fiktiver Veräußerungserlös errechnet, und der muss dann versteuert werden. Die Wegzugsbesteuerung kann relativ happig sein, also mal angenommen man hat eine GmbH, die macht 100.000 Gewinn, dann sagt das Finanzamt schnell, dass die 1,4 Millionen wert ist. Wenn man die mit 25.000 gegründet hat, dann ist letztlich der Veräußerungserlös 1.375.000, und davon muss man 60% mit der Einkommensteuer versteuern, Halbeinkünfteverfahren. Da kommen ein paar hunderttausend schnell zusammen, auch bei einem relativ kleinen Unternehmen, da muss man sich überlegen, wie man damit umgeht. Es gibt natürlich Möglichkeiten, ich habe erst gestern mit einem Mandanten gesprochen, der zieht in die USA um, der hat zum Beispiel sein Unternehmen an eine Stiftung übertragen. Oder man kann es auch an andere Personen in Deutschland übertragen, aber das ist jedenfalls ein Thema, mit dem man sich befassen muss. Und dann natürlich, wenn man in den USA lebt, sind dann natürlich die ganzen Fragen, die sie stellen, was passiert mit Einkommen, das man weiterhin aus Deutschland und so weiter hat. Die USA sind ja bekannt dafür, dass sie eine sehr auch strenge Steuerbehörde haben, IRS (Internal Revenue Service), und dass die steuerliche Compliance schnell sehr umfangreich ist, insbesondere wenn man Auslandsbeteiligung hat. Man muss also Zig Formulare ausfüllen, für diese Firma, für dieses Konto, muss also alles offenlegen. Die steuerliche Belastung ist zum Teil signifikant niedriger als in Deutschland, aber wie gesagt, die Compliance ist relativ umfangreich. Man muss auf jeden Fall die richtige Beratung haben, die entsprechend sich dann mit solchen Themen auskennt. Wie gesagt, das Wichtigste ist, dass man die Deadlines beachtet. Es ist in den USA oftmals so, wenn man die Deadline um nur einen Tag verpasst, dann werden sofort 10.000$ Strafe fällig. Eine Kultur, die man aus Deutschland so nicht unbedingt kennt, oder aus Europa. Wenn man in England einen Tag mit der Einreichung zu spät ist, zahlt man 100 € oder 100 £, ist in den USA nicht unbedingt so bei manchen Formularen. Da ist eine andere Kultur. Die steuerliche Belastung ist eigentlich, kann man sagen, im Großen und Ganzen niedriger, vor allem, wenn man sich das Thema Erbschaftsteuer anschaut, was ja jetzt in den USA sehr großzügig geregelt ist, auch Kapitaleinkünfte sind sehr großzügig besteuert, zumindest langfristige. Aber man muss sich da auf jeden Fall sehr gut beraten, denn das Steuersystem ist sicherlich ähnlich komplex wie in Deutschland, und es gibt ähnlich viel zu beachten, das heißt Beratung ist natürlich sehr wichtig.
34:53 - Beratung erforderlich für in den USA steuerpflichtige Ausländer
Daniel: Gut zu wissen. Auch eine Frage, die immer wieder steht, wenn ich jetzt auswandere aus Deutschland und einwandere in die USA, ist es besser alle Brücken, auch steuerliche, abzureißen, sich lieber von Immobilien zu trennen. oder ich habe noch ein Unternehmen, an dem ich eine Beteiligung habe? Das sind ja alles Dinge, die man sich vorher gut überlegen sollte.
Sebastian: Ja, das sind Dinge, die man absolut bedenken sollte. Man muss auf jeden Fall, unter der Annahme, dass man in den USA unbeschränkt steuerpflichtig ist, natürlich dann alles in den USA erklären, das heißt nicht, dass man unbedingt Steuern darauf zahlen muss, aber man muss es alles erklären, und die Formulare sind zum Teil sehr umfangreich. Man muss sich genau überlegen, man muss das Vermögen möglicherweise neu strukturieren und sich überlegen, wie man das so machen kann, dass es möglichst einfach ist. Hinzu kommt noch, dass die Stundensätze von amerikanischen Steuerberatern und Anwälten, jedenfalls die sich im Steuerrecht auskennen, oftmals astronomisch sind. Wir haben Kollegen in den USA, die berechnen da internationale Steuerberatung ab 1.000$ die Stunde aufwärts. Das muss man sich gut im Vorfeld überlegen, was die Implikationen sind.
Daniel: Gut zu wissen. Wollten Sie etwas dazu sagen, Frau Henke?
Frau Henke: Das ist absolut richtig, ein wichtiges Thema.
36:27 - Wie komplex ist die Antragstellung?
Daniel: Also dann hatte der Sebastian gerade über die Komplexität der Steuerformulare gesprochen. Gehen wir nochmal zurück zu den Formularen, die wir ja vorher noch ausfüllen müssen, bevor wir ein- und auswandern dürfen. Wie kann man sich denn das vorstellen, wir haben ja schon einiges darüber gesprochen, ist das ein Riesen Formularberg und ein Riesen Wust an Unterlagen, die ich da beibringen muss? Wie kann man sich das vorstellen? Wie komplex ist der formelle Schritt, der Antrag auf ein Visum?
Frau Henke: Das ist es auf jeden Fall, ein Riesen Berg. Ich sage immer: Man muss beweisen, dass man die Bedingungen erfüllt, einen Beweis für den Beweis, und weitere Beweise für die Beweise und die Beweise beweisen. Das ist so, denn wenn man denkt, es wäre einfach ein Formular ausfüllen, das steht online von der Migrationsbehörde, Checkliste, was die brauchen und wie man das machen muss, das ist nicht so transparent, weil viel bei der Migrationsbehörde ist auch, was in der Praxis wirklich passiert und nicht, was in der Theorie einfach aufgelistet ist. Anders als bei anderen Ländern, wo man wirklich eine Checkliste abhaken kann, das habe ich beigefügt und eingereicht, Visum erhalten, da ist beim Konsular-Officer, bei der Behörde in den USA Ermessen mit dabei. Und das bedeutet nicht, dass man es überhaupt bekommt, nur weil man alles, was in der Checkliste steht, eingereicht hat. Es sind wirklich Kleinigkeiten, mittlerweile sind die Formulare auch verlängert. Früher waren es nur ein paar Seiten, mittlerweile sind es zehn oder fünfzehn oder zwanzig Seiten. Vor Kurzem gab es eine Klage, weil manche Leute manche Fragen leer gelassen haben, weil es nicht zutreffend ist, dann ist der ganze Antrag abgelehnt, und das hat dann Nebenwirkungen, wenn es eine Frist ist, wo man etwas einreichen muss, und dann hat die Behörde das abgelehnt, und die Frist ist vorbei, um das wieder einzureichen, nur weil eine Frage, die nicht zutreffend ist leer gelassen wurde. Das sind alles Sachen, die nur bei den Experten, muss ich sagen, die dabei sind und ständig in Verbindung mit der Behörde sind, die das dann wissen, und das kann keine normale Person wissen. Warum sollen sie das wissen? Ich sage immer: Immigration ist nicht selbstverständlich, es ist nicht immer rational, es macht oftmals überhaupt keinen Sinn. Besonders beispielsweise beim E-Visum, ein Unternehmer-Visum, Investor, Handel, da muss man viele Unterlagen einreichen von Steuererklärungen bis Businessplan, Information zu dem, was das Unternehmen in Deutschland gemacht hat, und was in den USA geplant ist, und viele Mandanten sagen: „Ich will diese Information nicht mitteilen oder dem Konsulat sagen, das ist privat oder das ist unser Geheimnis, es gibt spezielle Projekte, die noch nicht veröffentlicht sind.“ Und die sagen dann: "Möchten Sie das Visum bekommen oder nicht?" Das muss man sich vorstellen, es ist mehr als nur ein Formular auszufüllen und fertig, sondern man muss die Bedingungen von den verschiedenen Kategorien beweisen, mit vielen Beweisen. Früher war es einfacher, zum Beispiel bei der Visa Kategorie für Intercompany Transfers oder Entsendungen, Manager aus Deutschland wird zu einer Niederlassung in den USA als Manager entsendet, und früher Titel ist Manager von einer Abteilung, das ist was er macht in den USA, Manager von dieser Abteilung, das ist die Tätigkeitsbeschreibung. Früher vor zehn Jahren hat das gereicht, jetzt heißt es: Das ist nur ein Titel. Gibt es ein Team? Ist er ein Supervisor? Gibt es eine Tabelle von wieviel Prozent von dem Tag ist wirklich Managing und wieviel nur administrative Tätigkeiten? Und das ist sehr umfangreich und aufwendig, diese Anträge vorzubereiten.
41:49 - Erfahrungswerte zur Antragsstellung
Sebastian: Wir sehen das ja auch immer wieder mit Mandanten, ich selber habe ja auch längere Zeit in den USA gelebt und mehrere Visa gehabt. Ich sage immer, die Visa-Mappe oder die Unterlagen am Ende waren immer mindestens 500 Seiten. Mit allem Drum und Dran, mit Kontoauszügen, mit Businessplan und so weiter und den ganzen Formularen, das heißt das ist ein riesiger Wust an Dingen. Wie gesagt, man muss es auch ganz deutlich sagen, ohne einen spezialisierten Anwalt funktioniert das nicht. Die meisten würden es nicht hinbekommen. Und selbst mit spezialisiertem Anwalt, ich weiß nicht, wie lange Sie brauchen, um die Visa zu bearbeiten, bis man dann wirklich alles zusammen hat und einreichen kann. Die Vorbereitung dauert mindestens drei Monate.
Frau Henke: Ja, das ist richtig.
Sebastian: Also bis man Businessplan geschrieben hat, die Unterlagen alle zusammengesucht hat. Vor allem, weil die meisten auch nicht die Zeit haben, sich damit Vollzeit zu beschäftigen, die müssen das ja nebenher machen, und das sind wirklich gigantische Mengen an Unterlagen, das darf man nicht unterschätzen.
Frau Henke: Ja, ich sage immer, dass Leute mindestens sechs Monate planen müssen von Vorbereitung, Einreichung und Bearbeitung von der Behörde, dass sie sechs Monate im Voraus schon anfangen sollte.
43:17 - Kann ich in die USA reisen, während ich auf mein Visum warte?
Daniel: Kann jetzt jemand, weil Sie das gerade sagen, in der Zeit, während das bearbeitet wird, aber zum Beispiel mit dem anderen Visum einreisen wahrscheinlich?
Frau Henke: Ja.
Daniel: Gibt es da irgendwelche Restriktionen? Also was er auf keinen Fall machen darf, sonst hat das negative Konsequenzen auf das beantragte Visum?
Frau Henke: Das Konsulat behält den Pass nicht, man darf mit ESTA normale Besuche, normale Einreisen in die USA machen und keine produktive Arbeit, aber alles, was damit zu tun hat, dieses Business aufzubauen, Meetings mit Kunden oder Verträge zu unterschreiben und Site Visits zu machen, das ist alles erlaubt. ESTA ist nicht nur, um als Tourist einzureisen, für Besuche, aber auch für geschäftliche Tätigkeiten, die nichts mit produktiver Arbeit zu tun haben, alles, was Unterstützung beim Aufbau von dem Unternehmen, sagen wir so. Und das hat keinerlei negative Einflüsse auf die Bearbeitung von dem Investor-Antrag beim Konsulat, das läuft normal, und das ist kein Problem.
44:44 - Wie sehen die Veränderungen nach Trump und unter Biden aus?
Sebastian: Eine Sache wollte ich noch fragen, wie Ihre Erfahrung ist. Wir hatten bei vielen Mandanten das Gefühl, dass unter Präsident Trump, muss man doch sagen, die Zügel, wie sagt man so schön, doch deutlich angezogen wurden, dass es strenger wurde, auch zum Teil irrational, nicht erklärbar und so, und auch viel mehr Anträge abgelehnt wurden. Wie sehen Sie das strategisch? Und wie sehen Sie das jetzt? Ich meine, gut, die neue Regierung ist noch nicht allzu lange dort im Sattel, und man hat jetzt auch sehr viel mit Corona zu tun, und man hat ja auch zu allen möglichen Dingen etwas gehört, das DREAMers Programme sollte abgeschafft werden und so was. Glauben Sie, dass sich das ändert, oder wird es weiterhin sehr strikt bleiben? Wie ist da Ihr Gefühl? Wie sehen Sie das?
Frau Henke: Wir sehen schon eine "Lockerung" in Anführungsstrichen, dass es nicht mehr so strikt sein wird, natürlich je nach Kategorie, je nach Visum, wie unter Trump. Unter Trump war die Strategie, selbst wenn man schon ein Visum hatte, eine Arbeitsvisum Kategorie, wenn es Zeit ist für die Verlängerung, die frühe Genehmigung gar nicht wahrgenommen wird, man muss also quasi alles neu belegen, beweisen, obwohl es nur eine Verlängerung ist. Und konkret mit Biden hat die Immigrationsbehörde gesagt: "Ne, das ist nicht mehr der Fall, wir werden schon die alte Genehmigung wahrnehmen." Wir sehen schon peu à peu, sagen wir, so manche Lockerung. Zum Beispiel bei dem Investor Visum, wo eine Firma schon registriert wurde, und die wollten Mitarbeiter rüberschicken, hieß es beim Konsulat: Warum konnte kein Amerikaner diese Stelle belegen? Alles unter diesem "Buy American Hire American", was dann Trump durchgeführt hat, das ist immer noch da, aber wird jetzt immer weniger. Vor "Buy American Hire American" war es gar nicht auf dem Schirm vom Konsulat, ab und zu hat ein Officer das erwähnt, aber es war nicht so auf dem Schirm. Jetzt nimmt es wieder ab, sagen wir es mal so, das ist auch eine positive Entwicklung. Wir sehen langsam, dass dieses strikte überhaupt keine Ausländer mehr, "Buy American Hire American", dass das weniger darauf fokussiert wird.
47:50 - Schnellere Bearbeitungszeit unter Biden?
Sebastian: Interessant, das macht unsere Zuhörer dann optimistisch. Kann auch positiv sein.
Frau Henke: Ja, auf jeden Fall. Ich weiß nur, am Anfang mit dem ganzen Covid und dieser Einreisesperren, dass so viele Geschäftsleute und Unternehmen gehofft hatten, dass das schneller aufgehoben wäre, dass sie sagen: „Trump ist nicht mehr da, jetzt ist Biden, super, Einreisesperre ist vorbei,“ und dass das nicht so schnell passiert ist, da waren natürlich sehr viele verärgert.
Sebastian: Auf jeden Fall, Sie haben Recht. Wir haben Mandanten, ich glaube, die haben jetzt ein Jahr auf den Termin gewartet oder so, also das ist Wahnsinn! Wie lange sich das zum Teil jetzt verzögert hat, da ist schon tatsächlich viel Geduld notwendig. Vor allem, wenn man keine Exemption oder so hat, da wird die Geduld geprüft, wie man so schön sagt.
Frau Henke: Ja, auf jeden Fall, aber jetzt ist das Schwere einigermaßen vorbei. Gut, für Geimpfte, aber mal schauen. Deswegen sage ich: Immigration, das ist ständig ein Wechsel, und selbst für mich, ich mache das seit 20 Jahren, da ist immer etwas Neues, was kommt, das macht das interessant, aber manchmal ist es frustrierend, natürlich.
49:19 - Ausnahmeregelungen zur verpflichtenden Impfung für die Einreise in die USA
Daniel: Jetzt haben Sie gerade am Ende noch betont: für Geimpfte. Das heißt, wie ist es momentan, wenn jemand momentan zum Beispiel aus bestimmten Gründen noch nicht geimpft sein kann, hat er da keine Möglichkeit, oder wie sieht es aus?
Frau Henke: Es gibt sehr wenige Ausnahmen. Die Hauptregel ist, man muss geimpft sein, um in die USA einzureisen. Wenn es aus medizinischen Gründen nicht geht, muss man ein Attest von einem Arzt holen und erklären, warum, und wenn man aus einem Land kommt, wo Impfungen noch nicht so verbreitet sind, dann muss man das belegen. Das sind so ein paar von den Ausnahmen, aber sonst, wenn man nur aus persönlichen Gründen sich nicht impfen lassen möchte, dann reicht das leider nicht für die USA.
Daniel: Gut zu wissen für den einen oder anderen. Schön, dann habe ich erstmal keine weiteren Fragen mehr. Sebastian?
50:40 - Ein sehr wichtiger Tipp zum Abschluss und Kontaktdaten Frau Henke
Sebastian: Ne, war sehr interessant, jetzt kann noch Frau Henke uns mitteilen, wie Mandanten Sie erreichen können, wenn sie Interesse haben an ihrer Dienstleistung:
Frau Henke: Gerne, ich wollte noch einen Tipp für Leute, die versuchen immer, wie kann ich länger als 90 Tage in den USA bleiben? Ich beantrage einfach ein Visum oder ein Besuchervisum. Ich empfehle immer, dass, wenn es geht mit ESTA, dass die Leute so lange wie möglich, so bald wie möglich mit ESTA einreisen, weil wenn ein Visum abgelehnt wird, wird ESTA in der Regel nicht mehr gültig sein. Und da ist eine hohe Strafe zu zahlen, nur aufgrund von einer Ablehnung von einem Visum, wo man vielleicht leichtsinnig sagt oder denkt, ich versuche das, das ist abgelehnt, ESTA steht nicht mehr zur Verfügung, und dann gerät man in einen Teufelskreis, denn ich brauche ein Visum, bekomme kein Visum, und versucht dann. So lange es geht mit ESTA einreisen, Geschäfte gründen, was machen, bevor man dann ein richtiges Arbeitsvisum beantragt, also nicht einfach ein Besuchervisum probieren, wenn es nicht nötig ist.
Sebastian: Das ist ein sehr wichtiger Punkt, wir kennen tatsächlich Mandanten, denen genau das passiert ist. Die haben sich gesagt: "Ich will da länger bleiben, haben mal eben ein Visum beantragt, dann wurde das Visum nicht genehmigt, und damit hat sich dann ESTA erledigt. Das heißt, das ist ein sehr guter Tipp und ist für viele wichtig, dass man lieber mehrere kürzere Reisen macht mit ESTA, wieder ausreist, sich nochmal in einem anderen Land aufhält für eine gewisse Zeit und dann wieder zurückgeht, als ein B-Visum leichtfertig zu beantragen. Das ist ein sehr wertvoller Tipp.
Daniel: Also vielen Dank, Frau Henke.
Frau Henke: Gerne, es hat mich gefreut, und falls Leute noch Fragen haben, können Sie mich erreichen auf meiner Webseite unter www.consular-consulting.com, und E-Mail-Adresse, das ist mlh@consular-consulting.com oder telefonisch jederzeit in München unter (+49) 89 1711 9458. Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören.
Sebastian: Herzlichen Dank für Ihre Zeit Frau Henke!
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Übrigens, wenn Ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den ABONNIEREN Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.
LTD, PLC, LLP & Co - welche UK Firma gründen nach dem Brexit?
Der Brexit bringt viele Veränderungen mit sich. Erfahren Sie, welche Unternehmensform - LTD, PLC, LLP oder Co - nach dem Brexit für Ihre Firmengründung im Vereinigten Königreich am besten geeignet ist und welche Details Sie beachten müssen.
Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Der Brexit bringt Veränderungen mit sich, und zwar in jedem Bereich. Seit dem Verlassen der Europäischen Union (EU) müssen Sie auch bei einer Firmengründung im Vereinigten Königreich viele Details beachten.
Sebastian Sauerborn erklärt Ihnen heute die neuen Umstände und Zusammenhänge. Er ist Steuerexperte, und als Inhaber der Steuerkanzlei St. Matthew gibt er Ihnen wertvolle Ratschläge bezüglich einer Firmengründung im UK bzw. Firmengründung England post Brexit, den neuen Gesetzen bei Firmengründungen und wie Sie Steuerfallen vermeiden können.
Wir sprechen darüber, welche Unternehmensformen es in Großbritannien gibt und welche für Sie und Ihre Vorhaben vorteilhaft ist. Schließt sich eine Tür, dann öffnet sich eine andere. Was Irland mit einer neuen offenen Tür zu tun hat, erfahren Sie nachfolgend.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Der Untergang der UK Limited
UK Limited / Geschäftsform ldt - Seit 2008 haben Sie die Möglichkeit, in Deutschland eine haftungsbeschränkte Kapitalgesellschaft mit sehr geringem Eigenkapital zu gründen (Unternehmergesellschaft UG). Viele deutsche Unternehmer haben dieses wahrgenommen und entsprechend weniger UK Limiteds gegründet. Der letzte Nagel im Sarg der UK Limited für Europäer war der Brexit, denn eine Gesellschaft ohne Aktivität im Land des Registersitzes und nur am Ort der Niederlassung ist nur innerhalb der EU legal.
Der Fortbestand der Form der UK Limited
UK Limited in England gründen - haben Sie eine UK Limited mit Büro, Personal und britischen Kunden, können Sie selbstverständlich weiterhin beispielsweise eine deutsche Niederlassung eröffnen. Fällt Ihnen der Abschied von der Form der Limited schwer, können Sie eine Irische Limited mit Niederlassung in Europa gründen und weiterhin so verwenden, wie Sie es vormals mit der UK Limited getan haben.
Was passiert mit den bereits bestehenden UK Limiteds?
Bereits bestehende UK Limiteds mit deutscher Niederlassung erwarten nur bedingt Veränderungen, denn steuerlich werden sei weiterhin so behandelt wie vor dem Brexit. Sie genießen „Bestandsschutz“. Die Niederlassung wird behandelt wie eine GmbH und zahlt dementsprechend Steuern, was die Haftungsfrage angeht, wie eine OHG. Die beschränkte Haftung ist damit Vergangenheit.
Wann sich die Gründung einer UK Limited weiterhin lohnt
Es gibt weiterhin viele gute Gründe, eine UK Limited zu gründen, beispielsweise wenn Sie vor Ort Dienstleistungen oder Produkte anbieten und vermarkten. Aber: Sie müssen Substanz aufbauen! Wenn Sie dieses verpassen, kann es unter Umständen zur Doppelbesteuerung kommen. Für Bürger eines Landes mit einem freundlichen Außensteuergesetz lohnt sich weiterhin die Gründung einer UK Limited, deren Eintragung zügig und unbürokratisch vonstattengeht.
Der bunte Blumenstrauß der im UK möglichen Gesellschaftsformen
Die Limited (Ltd.) entspricht in ihrer Rechtsform der deutschen AG; sie hat keine Geschäftsanteile wie eine GmbH, sondern gibt Aktien aus und ist somit eine Aktiengesellschaft. Das Stammkapital können Sie frei wählen, die Aktien sehr gut stückeln, und die Körperschaftsteuer für Gesellschaften mit einem Gewinn von wenigen hunderttausend beträgt aktuell lediglich zwischen 19% und 25%.
Die Public Limited Company (PLC) ist eine weitere Form der Kapitalgesellschaft, deren Unterschied zur Limited darin besteht, dass ihrer Anteile in der Öffentlichkeit angeboten werden und sie höhere Auflagen hat.
Die Limited Liability Partnership (LLP) ist eine relativ neue Rechtsform, die Anwaltskanzleien und Steuerberater aufgrund ihres guten Images häufig wählen. Alle Gesellschafter sind gleichberechtigt und die Haftung zwischen ihnen ist abgegrenzt.
Im nächsten Fall steht LP nicht für Long-Play, sondern für die Limited Partnership, die der deutschen Kommanditgesellschaft entspricht. Ihre Kommanditisten haften mit ihrer Einlage und sind nur passiv am Unternehmen beteiligt, entsprechend einer GmbH & Co. KG.
Zum guten Schluss kommt die Limited by Guarantee, die häufig überschätzt wird. Sie entspricht eher dem deutschen Verein, und viele nutzen sie zur Gründung von Interessengemeinschaften wie beispielsweise einem Fußballclub oder auch von Privatschulen.
Welches steuergünstige Land ist ratsam mit einer Limited Partnership zu kombinieren?
Offshore Firma / Offshore Gesellschaft : Malta hat enorm viel zu bieten und ist auch im nachfolgenden Beispiel ein guter Partner für das UK: Sie ziehen nach Malta und gründen dort eine maltesische operative Gesellschaft, eine maltesische Zwischenholding und eine schottische Limited Partnership als Holding über allem. Als Gesellschafter wohnen Sie nicht in Großbritannien, Sie sind also offshore und es gibt keine britische Betriebsstätte, die Gewinnausschüttungen in Malta haben also keinen Bezug zu Großbritannien und werden dann auf Malta mit lediglich 5% versteuert. In Großbritannien sind diese Gewinne aufgrund der genannten Gründe steuerfrei. Für Mandanten mit Wohnsitz in einem der bekannte Non-Dom Staaten oder in Staaten mit Exempt Status käme eher die Limited Partnership infrage. Bei korrekter Steuergestaltung fallen auf das Auslandseinkommen dort keine Steuern an, und Sie haben die Möglichkeit, das Einkommen aus Großbritannien steuerfrei zu erhalten.
Das Transparenzregister und der legale Weg drumherum
Anonyme Firma gründen - Anonymisierung ist in England nur schwer möglich: Das Handelsregister England ist ein Transparenzregister, beinhaltet alle unternehmensrelevante Information und wird penibel aktuell gehalten. Sie haben somit keine Anonymität mehr, und auch das Einstellen eines Treuhand-Direktors ist von diesem Blickpunkt aus nicht mehr sinnvoll. Wünschen Sie sich besagte Anonymität, zeigen wir Ihnen einen Weg, denn nur Gesellschafter mit mehr als 25% der Stimmrechte sind aufzuführen.
Ein erster Einblick in die British Holding
Der größte Vorteil der British Holding besteht darin, dass sie keine Quellensteuer erhebt und Dividenden somit ohne Quellensteuerabzug ausgeschüttet werden. Besonders lohnenswert bei dem Gedanken, wenn Sie Ihren Wohnsitz im Ausland haben und Sie möchten Ihre deutsche GmbH verkaufen. Hat diese eine Britische Holding, dann ist der Veräußerungserlös in der Holdinggesellschaft steuerfrei und auch die Quellensteuer greift nicht.
Wichtige Ratschläge eines Steuerexperten
Informieren Sie sich über die gültige Rechtslage wenn Sie in England Firmen wie eine Inc. Gesellschaftsform oder eine inc. Rechtsform gründen. Wir hörten von einem Mandanten, der eine Sache übersehen hat und dafür schwer bezahlen musste. Unterschätzen Sie andere Länder nicht, auch wenn diese simpel erscheinen mögen. Großbritannien nimmt einige Dinge noch strenger, als Sie das beispielsweise aus Deutschland her kennen. Erkundigen Sie sich über die Anforderungen, die bei Firmengründung in Großbritannien oder auch in Irland auf Sie zukommen.
Kontaktdaten und Links:
Sebastian Sauerborn
Homepage: www.stmatthew.de
E-Mail: kontakt@stmatthew.uk
Telefon: +44 20 3318 5946
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Die Vorratsgesellschaft und ihre Vorteile
Passives Einkommen mit Immobilien aufbauen - So geht’s
Steuerfahndung, Hausdurchsuchung: Das müssen Sie wissen
USA - Firmengründung - LLC, LP oder C-Corporation?
9 Fakten zum Tod der klassischen Offshorefirma
LTD, LP & PLC: Macht nach Brexit eine UK-Gesellschaft noch Sinn?
Unternehmensstandort Rumänien: Der Geheimtipp für Unternehmen jeder Größe
Welche Vorteile bietet die E-Residency in Estland?
Steuergestaltung mit internationalen Holding-Gesellschaften
Mit der LLC ein Unternehmen gründen und diese Vorteile genießen
Gegen die Republikflucht: Neuregelung der deutschen Wegzugsbesteuerung ab 2022
Tschechien ist kein Niedrigsteuerland, hat aber andere Vorteile
Keine Briefkastenfirmen mehr in Luxemburg - Was bleibt interessant für Unternehmen?
Steuerfahndung - Was dürfen die überhaupt und was nicht?
Müssen Sie Ihr Vermögen vor einem drohenden Lastenausgleich schützen?
Bulgarien als Wirtschaftsstandort
Firma gründen in der Schweiz als Deutscher
Das Nike Steuersparmodell: Die Vorzüge der holländischen CV-BV-Struktur
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Drohender Lastenausgleich - Was Sie wirklich dazu wissen müssen
Endlich verständlich: Der Unterschied zwischen England, Großbritannien und dem Vereinigten Königreich
Als Ausländer ein Girokonto in England eröffnen - So geht's
Holding Gesellschaft in Luxemburg gründen (SOPARFI)
Alternative zu Dubai: Die nördlichen Emirate & Ras Al Khaimah
Was sind die historischen, politischen und kulturellen Ursachen für den Brexit?
Brexit: Erstattung von UK-Mehrwertsteuer & Einfuhrzöllen bei Retouren
Nach England auswandern im “Post-Brexit-Zeitalter”
Englische Limited Partnership gründen
Mit Immobilien Passives Einkommen im Ausland aufbauen
Revolut vs Wise: Welches Konto ist besser für Auswanderer?
Steuern England: Ein Überblick zum UK-Steuersystem
Bulgarien als zukünftiger Unternehmensstandort
Unbeschränkte Steuerpflicht in Deutschland beim Wohnsitz im Ausland?
Anerkennung österreichischer Qualifikationen im Ausland
Anerkennung Schweizer Qualifikationen im Ausland
Anerkennung deutscher Qualifikationen im Ausland
Alles was Sie zur Firmengründung in Singapur wissen müssen
Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben
Brexit: Quellensteuern
Timestamps
00:00 - Warum ist die UK Limited für Deutsche nicht mehr populär?
04:14 - Eine UK Limited ohne ausländische Niederlassung
05:53 - Was geschieht mit den noch bestehenden UK Limiteds deutscher Unternehmer?
07:11 - Für wen ist die Gründung einer UK Limited noch empfehlenswert?
08:08 - Wann lohnt sich weiterhin die Gründung einer UK Limited?
10:22 - Warum unbedingt Substanz aufbauen?
12:15 - Beispiel eines Mandanten
15:22 - Gründung einer UK Limited bei Wohnsitz in einem steuergünstigen Land
19:02 - In einem Satz zusammengefasst
19:25 - Die Limited (Ltd.)
21:16 - Die Public Limited Company (PLC)
21:56 - Die Public Limited Partnership (LLP) und die Limited Liability Partnership (LP)
22:47 - Die Limited by Guarantee
24:07 - Vorteile bei korrekter Gestaltung
24:51 - Wie ist das Ansehen der unterschiedlichen Gesellschaftsformen?
26:57 - Die Wahl des richtigen Bankkontos
29:48 - Welches steuergünstige Land ist ratsam mit einer Limited Partnership zu kombinieren?
33:03 - Das Transparenzregister und warum Treuhand-Direktoren nicht mehr unbedingt erforderlich sind
38:02 - Eine Möglichkeit, das Transparenzregister legal zu umgehen
40:52 - Die Mehrwertsteuerregistrierung im UK
44:07 - Meine Geschäftsidee hat sich erledigt – Firma löschen oder auslaufen lassen?
47:22 - Eine ausgelaufene UK Limited wieder aufleben lassen oder lieber neu gründen?
48:26 - Ein Blick durch das Schlüsselloch der Britischen Holding
52:00 - Folgendes ist bei Gesellschaftsgründung im UK unbedingt zu vermeiden
Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Folge 20 LTD, PLC, LLP & Co - welche UK Firma gründen nach dem Brexit?
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Warum ist die UK Limited für Deutsche nicht mehr populär?
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, und heute unterhalte ich mich mit Sebastian Sauerborn, Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London über die verschiedenen Möglichkeiten einer Firmengründung in Großbritannien und was dabei beachtet werden soll. Wir fangen direkt mit der ersten Frage an: Die UK Limited war ja für Deutsche mit Wohnsitz in Deutschland eine sehr populäre Lösung. Warum ist das heute nicht mehr so?
Sebastian: Ja, das ist eine sehr gut Frage, es war ja bis, sagen wir mal 2008, 2010 war die Britische Limited mit einer deutschen Niederlassung oder auch einer österreichischen oder Schweizer Niederlassung im deutschsprachigen Raum sehr populär, was daran gelegen hat, dass natürlich die Gründung einer Kapitalgesellschaft in den deutschsprachigen Ländern doch sehr kapitalintensiv ist, und nicht jeder hat 25.000 € rumliegen, die er dort als Eigenkapital einzahlen kann. Mittlerweile wurde ja dann die sogenannte UG eingeführt in Deutschland, Unternehmergesellschaft, die ich ja auch zunächst ohne Stammkapital gründen kann, und damit hat sich das Thema Limited für die meisten ohnehin schon erledigt. Die Limited, muss man ja ehrlich sagen, mit deutscher Niederlassung, hatte ja immer einen schlechten Ruf, also die „Ein-Pfund-Limited“, und so, „das haben die gemacht, dass die sich keine GmbH leisten können.“ Also von der Reputation war das immer miserabel, und je schneller die Leute davon weggekommen sind, umso besser. Das heißt, viele haben dann tatsächlich sofort die UG gegründet, es hat sich also als eine sehr erfolgreiche Rechtsform entpuppt. Den endgültigen Todesstoß für die Limited mit deutscher Niederlassung war dann tatsächlich Brexit, denn diese Konstruktion, welche ja die Limited mit Niederlassung war, dass man also eine Gesellschaft hatte, die eigentlich im Land des Registersitzes keinerlei Aktivität entfaltet hat und eigentlich nur am Ort der Niederlassung, nämlich in Deutschland eine Tätigkeit entfaltet, diese Konstruktion ist nur innerhalb der EU legal. Außerhalb der EU, mit Ausnahme von den USA, ist eine Gesellschaft im Ausland, die dort keinerlei Aktivität entfaltet, die dort keine Betriebsstätte hat, die dort keine Substanz hat, nach deutschem Recht keine rechtswirksame Gesellschaft, das heißt, sie kann also auch keine Niederlassung in Deutschland haben. Natürlich, wenn ich eine Gesellschaft in Großbritannien habe, wo ich richtig Personal habe, eine Büro habe und britische Kunden bediene, also mal angenommen ein britisches Unternehmen wie Marks & Spencer oder Tesco oder sowas mit tausenden von Mitarbeitern, und die planen dann die Gründung einer Niederlassung in Deutschland, das geht natürlich problemlos, denn hier ist ja dann am Ort der Gesellschaft, nämlich in Großbritannien, sehr viel Aktivität, Substanz, Geschäftsführung, Mitarbeiter vorhanden. Das ist natürlich möglich, aber diese Variante, wo die Limited im Grunde keinerlei Aktivität, Personal, Geschäftsführung im UK hat, sondern sie nur in Deutschland hat, ist nur innerhalb der EU möglich. Und dadurch, dass Großbritannien aus der EU ausgeschieden ist, kann also eine solche Limited nicht mehr legal in Deutschland betrieben werden. Die würde dann haftungsrechtlich wie eine OHG betrachtet werden. Das heißt also, wenn es jetzt zum Haftungsfall käme, und der Haftungsmantel war ja der Grund, warum man überhaupt die Limited gegründet hat, dann würden also die Gesellschafter selbst haften mit dem persönlichen Vermögen, und das ist natürlich nicht attraktiv.
04:14 - Eine UK Limited ohne ausländische Niederlassung
Daniel: Vielleicht, um nochmal präzise nachzufragen, Du hast gesagt für einen in Deutschland lebenden Deutschen ist es keine Alternative mehr, weil nach deutschem Recht, etc., aber wie ist es für einen Deutschen, der in einem anderen europäischen Land wohnt? Ist es da das gleiche, oder gibt es da Unterschiede?
Sebastian: Naja, es kann natürlich immer noch eine Limited gegründet werden, die jetzt keine Betriebsstätte, keine Niederlassung in Deutschland hat, sondern nur eine rein englische Betriebsstätte hat, und das ist natürlich möglich. Die lokale Niederlassung ist in keinem EU-Land möglich, denn das ist EU-Recht, also, das heißt, die Limited ist damit grundsätzlich ausgeschieden. Man kann natürlich eine Irische Limited verwenden, wer das machen wollte, der könnte natürlich anstatt der Britischen Limited eine Irische Limited verwenden, damit eine deutsche Niederlassung errichten, und dann die Irische Limited genauso weiterverwenden, wie er früher eine Englische verwendet hat. Wer jetzt also besonders in die Rechtsform der Limited verliebt ist, aus irgendeinem bestimmten Grund, der kann natürlich eine Irische Limited nutzen, aber er kann keine Britische Limited mehr mit deutscher Niederlassung nutzen, und das Gleiche gilt natürlich auch für Österreich. Es ist vielleicht nochmal interessant, kurz darauf einzugehen, was mit den ganzen Bestandgesellschaften passiert, denn es gibt ja zehntausende, nach wie vor, auch heute noch, zehntausende Britische Gesellschaften, die Niederlassungen haben in Deutschland, die früher errichtet worden sind, und wo sich jetzt die Eigentümer nicht richtig drum gekümmert haben.
05:53 - Was geschieht mit den noch bestehenden UK Limiteds deutscher Unternehmer?
Daniel: Hierbei gibt es aber zwei Konsequenzen.
Sebastian: Aus steuerlicher Hinsicht hat der Deutsche Bundestag entschieden, dass diese Gesellschaften nicht abgestraft werden, das heißt also, die werden steuerlich genauso behandelt, wie sie zuvor behandelt worden sind, das heißt, die Gesellschaft, beziehungsweise die Niederlassung wird behandelt wie eine deutsche GmbH, sage ich jetzt mal vergleichbar, die zahlt Körperschaft, Gewerbesteuer, und das geht einfach so weiter. Da gewährt das Finanzamt sozusagen Bestandsschutz. Die haftungsrechtliche Frage ist allerdings so, wie ich es vorhin gesagt habe, das heißt alle diese Gesellschaften sind haftungsrechtlich jetzt OHGs, das heißt die beschränkte Haftung ist dahin. Auch wenn steuertechnisch die Form der Körperschaft weiterhin beibehalten wurde, was möglicherweise Vorteile natürlich auch bedeuten kann, wenn es um stille Reserven und Dinge geht, denn wenn das jetzt alles zwangsweise aufgelöst werden würde, gibt es ja gigantische steuerliche Negativwirkungen bei stillen Reserven. Also insofern hat sich das Finanzamt hier gnädig gezeigt, sage ich mal, oder der Bundestag, ehrlich gesagt.
07:11 - Für wen ist die Gründung einer UK Limited noch empfehlenswert?
Daniel: Okay, also unterm Strich, wem empfiehlst Du aktuell denn dann überhaupt noch so eine UK Limited zu gründen oder eine UK Gesellschaft zu gründen?
Sebastian: Wir haben immer noch viele Mandanten, die UK Gesellschaften gründen. Es hängt natürlich stark davon ab, warum diese gegründet wird. Es ist ja, gerade wenn man in Deutschland wohnt, in Österreich ist es ähnlich, nicht so ohne Weiteres legal möglich, eine Auslandsgesellschaft zu gründen. Man muss ja den Erwerb der Auslandsgesellschaft dem Finanzamt melden, und man bekommt dann sofort umfangreiche Fragen vom Finanzamt gestellt, warum man diese Auslandsgesellschaft gegründet hat. Also warum hat man eine Britische Gesellschaft gegründet und keine Deutsche GmbH, zum Beispiel? Was ist der Grund dafür?
08:08 - Wann sich die Gründung einer UK Limited weiterhin lohnt
Daniel: Für einige dieser Gründe gibt uns Sebastian ein Beispiel.
Sebastian: Mal angenommen, wenn ich jetzt ein Immobilien Portfolio in Großbritannien aufbauen möchte mit Mietimmobilien, die ich dann dort vermieten möchte, macht es absolut Sinn, eine Britische Gesellschaft zu gründen. Wenn ich vorhabe, ein Hotel in Großbritannien zu eröffnen, macht es natürlich Sinn, dort eine Limited zu gründen. Wir haben viele Mandanten, die zumindest vor Covid auf die britischen Weihnachtsmärkte gegangen sind und dort ihre Produkte verkauft haben, Würstchen und Glühwein, und so weiter. Dass die dort eine Britische Limited gründen, macht vieles für sie einfacher, macht absolut Sinn. Wer ein deutsches Unternehmen hat, das in Großbritannien tätig ist, und dort Kunden hat, für den macht es unter Umständen Sinn, eine Limited zu gründen, denn viele der Bestimmungen hinsichtlich Zoll und Umsatzsteuer nach Brexit lassen sich im Grunde nur noch zufriedenstellend lösen, wenn man eine britische Gesellschaft hat, ansonsten wird es einfach schlicht und ergreifend zu kompliziert. Das heißt, wir haben viele Mandanten, die sehr gute Geschäfte machen in Großbritannien. Die haben das früher mit ihrer deutschen oder österreichischen Gesellschaft gemacht, aber aufgrund der Schwierigkeiten, die durch Brexit entstanden sind, ist es nun mal einfacher jetzt geworden, die Britische Gesellschaft zu machen, die gründen natürlich eine Britische Gesellschaft dann, um diese Geschäfte weiterhin zu machen, und die vereinfacht zu machen, und natürlich auch, um in gewisser Weise die Haftung dort zu kapseln. Es gibt ja immer wieder tatsächlich gute Gründe, wir haben zum Beispiel Mandanten, die verkaufen Elektrogeräte, und jetzt ist ja letztlich die Elektrowelt in Großbritannien, da wird nicht mehr die DIN, die Europäische Norm erfüllt, sondern da haben jetzt die Briten ihre eigene Norm, die auch für Elektrogeräte in der Europäischen Union bisher gegolten hat, und jetzt sehen wir natürlich dann, dass das alles gekapselt ist in eine Gesellschaft, falls es da irgendwie zum Haftungsfall kommt. Also das sind so die typischen Szenarien, wo die Gründung einer britischen Gesellschaft nach wie vor standardmäßig auch beschlossen wird.
10:22 - Warum unbedingt Substanz aufbauen?
Daniel: Noch eine Frage zu diesem Thema, Sebastian, und zwar auf den Webseiten der Kanzlei liest man immer wieder den Satz: „Sie müssen Substanz aufbauen.“ Und es wird immer wieder darauf verwiesen, dass das ein ganz wichtiger Punkt ist, besonders für nicht im UK lebende Unternehmer, die eine Gesellschaft im UK gründen, dass es extrem wichtig ist, eine richtige und glaubhafte Betriebsstätte aufzubauen. Vielleicht kannst Du dort noch ein bisschen mehr Licht ins Dunkel bringen und etwas besser oder näher erläutern?
Sebastian: Absolut, jetzt hatten wir ja gerade eben besprochen, dass es doch eine Reihe von legitimen Gründen gibt, eine Gesellschaft im UK zu gründen, wenn man in Ländern wie Deutschland oder Österreich wohnt, wie zum Beispiel der Fall eben, dass man hier Kunden hat, die man nach Brexit weiterhin bedienen möchte. Es gibt natürlich verschiedene Modelle, wie man dann solche Gesellschaften betreibt, aber sobald letztlich Gewinne in Großbritannien versteuert werden, wie gesagt, in einer Firmengruppe kann ich das ja in der Regel steuern, ich kann ja die Gewinne im UK minimieren, aber natürlich gibt es da auch die UK Gesetzgebung, die das eben manchmal dann eben nicht möglich macht. Also sobald Gewinne hier versteuert werden, und dann aus Sicht, zum Beispiel eines deutschen Finanzamtes somit dann nach Großbritannien verschoben werden von Deutschland aus, denn momentan muss man ja sagen, wurden die Gewinne in Deutschland gemacht, dann kam Brexit, und jetzt wird eine UK Gesellschaft gemacht, dann werden die Gewinne möglicherweise da drin versteuert, damit verschiebe ich die Gewinne. Dann wird es hier auf jeden Fall Nachfragen, auf Dauer jedenfalls, nicht unbedingt sofort, aber auf Dauer, spätestens bei einer Betriebsprüfung des Finanzamtes geben.
12:15 - Beispiel eines Mandanten
Sebastian: Ich habe da ein aktuelles Beispiel, wir hatten einen Mandanten, der in Deutschland ein Unternehmen besessen hat, was Rohmaterial für den Bau verkauft hat, also zum Beispiel Gipsgemische, Schrauben und so weiter. Der Hauptsitz war also in Deutschland, und dann haben sie ihn verschiedenen Ländern Tochtergesellschaften gegründet, um dort den aktuellen Markt anzugehen, so auch in Großbritannien. Der hatte eine britische Gesellschaft, die also tatsächlich auch nur britische Kunden angegangen hat, war also völlig legitim, war auch vom Finanzamt her zunächst alles kein Problem. Die Gewinne wurden hier versteuert, es wurden möglicherweise steuerliche Ersparnisse oder Vorteile von Großbritannien ausgenutzt, und die Reingewinne wurden dann an die Muttergesellschaft in Deutschland ausgeschüttet. Es kam dann in Deutschland zu einer routinemäßigen Betriebsprüfung, und dort wurden eben auch die verschiedenen Tochtergesellschaften angeschaut, und dort wurde dann dem Mandanten zu verstehen gegeben, dass dadurch, dass die britische Gesellschaft keine lokale Betriebsstätte hat in Großbritannien, keine Substanz hat, keine Geschäftsführer in Großbritannien hat, kein Personal in Großbritannien hat, keine Geschäftsräume in Großbritannien hat, die Gewinne dann somit dem deutschen Unternehmen zugerechnet werden und in Deutschland versteuert werden müssen. So, was heißt das? Natürlich kann man sagen: „Okay, die Steuern sind nicht so unterschiedlich, wäre ja eigentlich egal,“ aber man muss sich vorstellen, dass der Mandant das schon seit fünf Jahren gemacht hat und musste seit fünf Jahren Steuern im UK bezahlen. Das deutsche Finanzamt würde nun diese fünf Jahre komplett nochmal versteuern, und er müsste sich von den britischen Behörden dann die gezahlten Steuern wiederholen, was unmöglich werden würde. Also hier würde es dann tatsächlich zu einer Doppelbesteuerung kommen, weil der Mandant versäumt hat, in Großbritannien die entsprechende Substanz aufzubauen. Also deswegen, jeder, der auch aus legitimen Gründen eine Gesellschaft in Großbritannien gründet, muss das mit seinem Steuerberater zu Hause besprechen und sich überlegen, ob und wann hier eine Substanz in Großbritannien aufgebaut werden muss. In der Regel ist der Geschäftsführer das Wichtigste, die anderen Dinge sind weniger wichtig, aber ein Geschäftsführer, der ein ortsübliches Gehalt erhält, ich sage mal in Großbritannien 5.000 £ Minimum pro Monat, oder auf Teilzeitbasis natürlich entsprechend weniger, manchmal ist ja nicht so viel, manchmal kann man das in ein, zwei Tagen pro Woche machen, dann sind es vielleicht nur 1.000 £ pro Monat, weil man nur einen Tag arbeitet pro Woche. Das ist dann sehr wichtig, weil andernfalls, wie gesagt, gibt es möglicherweise Probleme mit dem Finanzamt zu Hause.
Daniel: Guter Hinweis.
15:22 - Gründung einer UK Limited bei Wohnsitz in einem steuergünstigen Land
Daniel: Sebastian, jetzt haben wir über in Deutschland lebende deutsche Unternehmer gesprochen, jetzt interessiert mich mal die Antwort auf die Frage: Wie sieht es denn aus mit Deutschen, die ins Ausland ziehen, die also ihren Wohnsitz verlagert haben ins Ausland und von dort aus tätig sein möchten. Ist für die nach wie vor noch die UK Limited oder eine andere Gesellschaftsform interessant?
Sebastian: Absolut, wie gesagt, man muss beachten, dass man in Deutschland und in gewisser Weise auch in Österreich ein sehr strenges Außensteuergesetz hat, das heißt, es gibt umfangreiche Meldepflichten zu Auslandsgesellschaften, es gibt strikte, sogenannte CFC Rules, Control Form Corporation Rules, die dort sehr streng ausgelegt werden und auch Verstöße geahndet werden. In vielen Ländern ist das natürlich nicht so. Nehmen wir als bekanntes Beispiel mal die Schweiz. Wer in der Schweiz natürlich wohnt, der kann nach wie vor natürlich Gesellschaften, oder nicht nur nach wie vor, der konnte schon immer Gesellschaften nach Herzenslust gründen, auch offshore, aus welchen Motiven auch immer, muss die nicht anmelden, und das geht natürlich weiterhin. Und jetzt auch andere Länder, zum Beispiel in Großbritannien selbst, wo wir ja sind, gibt es keine Meldepflicht, wenn man Auslandsgesellschaften, natürlich, freilich, man müsste jetzt das Einkommen natürlich angeben, das ist ja ganz klar, aber den alleinigen Erwerb müsste man nicht melden, und die CFC Rules sind so ausgelegt, dass die im Grunde natürlich Steuervermeidung verhindern möchten, aber die sind jetzt nicht so pauschal wie zum Beispiel in Deutschland, dass aus jedem Grund ein solcher Erwerb jetzt schon letztlich möglicherweise problematisch wäre. Das heißt, wer jetzt zum Beispiel im steuergünstigen Land wohnt, worüber wir ja auf unserer Webseite sehr viel darüber sprechen, wer jetzt auf Malta wohnt, wer den Beckham Law Status in Spanien hat, NHR Status Portugal, Zypern, und so weiter, wer in all diesen Ländern wohnt oder auch digitaler Nomade ist, kann natürlich ohne Weiteres weiter die Limited gründen, und das ist ja oftmals auch, sage ich, ein Standard Vehicle, wenn man mal eine Firma für irgendetwas braucht. Es gibt ja immer mal Situationen, man möchte eine Geschäftsidee ausprobieren, man macht vielleicht irgendeinen Vertrag, man hat vielleicht ein Recht an irgendwas, also irgendetwas, wo es eigentlich gar nicht um Steuern groß geht, sondern einfach nur, dass man eine Gesellschaft hat, eine Rechtsform hat, die man möglicherweise nach einem Jahr schon wieder löschen möchte, und dafür ist die UK Limited nach wie vor immer noch sehr gut geeignet. Wir reden dann nachher nochmal über andere Rechtsformen in Großbritannien, und dafür ist die Limited nach wie vor immer noch sehr populär. Man weiß ja, gerade zum Beispiel bei Corona, wie sich zum Beispiel die Eintragung von Gesellschaften in Spanien, in Deutschland, in Österreich doch extrem verzögert hatten. Oftmals ging es ja dann Wochen und Monate, bis die Gesellschaft eingetragen war. In Großbritannien ist die Gesellschaft oftmals am gleichen Tag eingetragen, das funktioniert alles komplett elektronisch, dass selbst wenn die Behörde überlastet ist, findet die ganze Eintragung ja ohne manuelle Eingriffe statt, die wird komplett elektronisch eingereicht, es gibt keinen Notar, es gibt kein Nichts, die Gesellschaft ist gegründet, und das ist natürlich ein Riesenvorteil, wenn man jetzt schnell eine Gesellschaft braucht. Mit schnell meine ich jetzt innerhalb von wenigen Tagen. Natürlich auch hier ist zu beachten, dass, wenn man hier über einen Dienstleister geht, oftmals muss man dann natürlich Identität nachweisen und so, das kann natürlich auch, je nachdem, wo man ist, ein bisschen Zeit brauchen, aber grundsätzlich ist die Gründung an sich sehr schnell.
19:02 - In einem Satz zusammengefasst
Daniel: Sebastian fasst seine Einschätzung jetzt noch einmal kurz für uns zusammen.
Sebastian: Das heißt für jeden im Grunde, der jetzt keine einschränkenden außensteuergesetzlichen Bedingungen hat, die er umgehen muss, ist die Gründung der UK Limited für alle möglichen Sachen immer noch sehr zu empfehlen.
19:25 - Die Limited (Ltd.)
Daniel: Jetzt hast Du für uns schon erwähnt, dass es neben der UK Limited noch andere interessante Gesellschaftsformen gibt. Kannst Du uns dort vielleicht mehr dazu erzählen? Was gibt es für Gesellschaftsformen? Für wen sind die Gesellschaftsformen geeignet? Das würde uns interessieren.
Sebastian: Wir haben zunächst mal in Großbritannien, wie gesagt, die Limited. Die Limited ist letztlich, wenn man sie mit einer deutschen Rechtsform vergleicht, eine AG, und keine GmbH, denn die Limited hat ja Aktien, die GmbH hat keine Aktien, die hat Gesellschaftsanteile. Die Limited hat einen Vorstand, hat ein Board, wie gesagt, sie gibt Aktien aus und entspricht daher im Grunde genommen der deutschen AG. Das ist so die Standardrechtsform. Es gibt keine Stammkapitalanforderungen in Großbritannien, das heißt, das Stammkapital kann 1 £ sein, die Aktien können gestückelt werden in 1 Pence zum Beispiel, wenn man möchte, das heißt wenn ich bei einer Schweizer AG eine Stückelung von mindestens 1 €, sondern man kann die relativ gut stückeln. Und man hat dann natürlich eine Kapitalgesellschaft, das heißt, die Kapitalgesellschaft ist grundsätzlich in Großbritannien steuerpflichtig und zahlt auch Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer gibt es nicht in Großbritannien. Die Körperschaftsteuer war bisher 19%, sollte eigentlich dann abgesenkt werden auf 16%, dann kam Corona, und jetzt hat die britische Regierung diese dann angehoben auf 25%, und kleinere Gesellschaften, die nur wenige hunderttausend Gewinn machen, zahlen einfach dann zwischen 19% und 25% Steuern, abhängig vom Gewinn. Das ist mal mit Abstand die am weitest verbreitete Rechtsform für Kapitalgesellschaften in Großbritannien.
21:16 - Die Public Limited Company (PLC)
Sebastian: Die andere Form der Kapitalgesellschaft in Großbritannien ist eine Public Limited Company, die sogenannte PLC, die ist letztlich genau gleich strukturiert wie die Limited auch, nur, dass deren Anteile entsprechend der Öffentlichkeit angeboten werden können. Die hat daher höhere Auflagen, die braucht mindestens zwei Geschäftsführer, ist testatspflichtig. Die würde also verwendet werden für Kapitalmarktmaßnahmen, die lässt sich heute auch noch gut einsetzen, wenn man zum Beispiel einen Börsengang plant oder einen Bond auflegen möchte, so als SPV oder als Gesellschaft, die dann eine Tochtergesellschaft zum Beispiel vereinnahmt, wenn die an der Börse gelistet werden, dann ist die gut geeignet, auch heute noch für Mandanten im deutschsprachigen Raum.
21:56 - Die Limited Liability Partnership (LLP) und die Limited Partnership (LP)
Sebastian: Dann gibt es in Großbritannien Personengesellschaften, da gibt es die LLP und die LP, die LLP steht für Limited Liability Partnership, das ist eine relativ neue Rechtsform, wird gerne von Anwaltskanzleien und Steuerberatern verwendet, da sind letztlich alle Gesellschafter, die sogenannten Members gleich berechtigt in der Gesellschaft und die Haftung ist abgegrenzt zwischen den verschiedenen Members, was gerade für Anwälte und so hochgradig interessant ist.
Die LP, Limited Partnership, entspricht im Grunde der deutschen Kommanditgesellschaft, dort gibt es einen Komplementär, häufig wird eine Kapitalgesellschaft dafür verwendet, und dann gibt es eben Kommanditisten, und die Kommanditisten haften mit ihrer Einlage, sind aber nur passiv am Unternehmen beteiligt, das heißt sie sind in der Geschäftsführung nicht aktiv involviert, also das Gleiche zum Beispiel bei einer GmbH & Co. KG.
22:47 - Die Limited by Guarantee
Sebastian: Dann gibt es noch die Limited by Guarantee. Die Limited by Guarantee wird häufig verwendet, wenn einen Fußballclub zum Beispiel gründen will, also entspricht im Grunde dem deutschen Verein, wird in Deutschland häufig verkauft als sogenannte Stiftungs-Limited, was aber letztlich nicht korrekt ist. Also im Grunde entspricht sie eigentlich eher einem Verein und wird hier einfach bei allem Möglichen verwendet, also wenn Leute einen Fußballverein gründen, oder wenn Leute auch Interessengemeinschaften gründen oder auch zum Beispiel eine Privatschule gründen und so, das wird meistens durch ein Limited by Guarantee gehalten, die kann gemeinnützig sein oder nicht, das ist möglich, muss es aber nicht. Wie gesagt, meiner Meinung nach wird diese konkrete Rechtsform oft überschätzt in dem, was sie kann. Es gibt relativ wenige Präzedenzfälle, gerade wo es um Vermögensschutz und so was geht. Im Zweifelsfall, nach meiner Erfahrung, wenn man die jetzt verwenden würde, um irgendwie Vermögen dem Zugriff von Gläubigern und so was zu entziehen, kann das nicht funktionieren. Im Zweifelsfall, wenn das überprüft wird, geht das nicht gut. Da muss man sehr vorsichtig sein hinsichtlich dieser Rechtsform. Das sind eigentlich so die häufigsten Rechtsformen, die es in Großbritannien gibt.
24:07 - Vorteile bei korrekter Gestaltung
Sebastian: Gerade die Personengesellschaften haben bei richtiger Strukturierung, wenn man jetzt nicht in Deutschland wohnt, sondern irgendwo anders, in einem steuerlich günstigen Land, den Vorteil, dass man dort bei korrekter Gestaltung möglicherweise die Besteuerung in Großbritannien vermeiden kann, denn bei einer Personengesellschaft werden ja die Gewinne auf Seiten des Gesellschafters versteuert, nicht auf Seiten der Gesellschaft, und wenn der Gesellschafter im Ausland ist und die Gewinne keinen Bezug zu Großbritannien haben, kann bei richtiger Gestaltung eine Besteuerung in Großbritannien möglicherweise vermieden werden. Das macht die Attraktivität der LP aus, gerade für Mandanten, die in einem steuergünstigen Land im Ausland wohnen.
24:51 - Wie ist das Ansehen der unterschiedlichen Gesellschaftsformen?
Daniel: Auch ausschlaggebend für die Wahl oder die Entscheidung für eine der verschiedenen Gesellschaftsformen, die man in Großbritannien gründen kann, könnten Unterschiede im Ansehen der verschiedenen Gesellschaftsformen bei Kunden oder bei Geschäftspartnern und letztlich auch bei Banken sein. Hören wir mal, wie Sebastian das einschätzt.
Sebastian: Zunächst mal die Reputation. In Großbritannien selbst ist, sage ich mal die Höhe des Stammkapitals völlig egal, das ist nicht so, wie in Deutschland, dass man dort, das Erste, was man bei einem neuen Geschäftspartner macht, mal im Handelsregister nachschauen, um zu sehen, wieviel Stammkapital die Gesellschaft hat. Das ist hier nicht so. Das Stammkapital ist also irrelevant. Im Gegenteil, es werden oftmals Limiteds, auch von renommierten Investmentfirmen gegründet, auch mit 1 £ Stammkapital, das ist nichts Besonderes. Natürlich hat die PLC ein hohes Ansehen, weil die PLC natürlich testierte Bilanzen hat, da muss ein Wirtschaftsprüfer die Bilanz prüfen, das zeugt natürlich immer von Qualität, weil es sehr viel aufwendiger ist und kostet, und auch weil das Stammkapital dort mindestens 50.000 £ ist, hat es sicherlich ein hohes Ansehen, aber wird von den Allerwenigsten so gewählt. Die anderen Gesellschaften würde ich in etwa gleich bewerten. Wie gesagt, natürlich ist es in Deutschland so, dass die Limited notorisch ist für Billigheimer, sage ich mal, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung und deswegen, selbst wenn man jetzt nicht in Großbritannien wohnt, aber deutsche oder österreichische Kunden hat, denen man eine Rechnung schreibt mit Ltd, muss man immer sehen, wie das in der Außenwirkung dann wahrgenommen wird, aber letztlich grundsätzlich natürlich problemlos. Also hier sind die Gesellschaften, glaube ich gleichwertig, die PLC ist schon nochmal was anderes, aber die anderen Gesellschaften sind gleichwertig. Ich denke, so die LLP hat immer gleich den Hauch irgendwie von Anwalt und Berater und so, das sieht ganz gut aus und ist natürlich gerade im deutschsprachigen Raum nicht verwendet, und insofern kann das gut aussehen. Aber das sind alles eher optische oder kosmetische Überlegungen.
26:57 - Die Wahl des richtigen Bankkontos
Sebastian: Die Frage des Bankkontos ist ein sehr guter Punkt. Grundsätzlich lassen sich für alle Gesellschaften natürlich Bankkonten eröffnen, bei britischen Banken und auch bei Onlinebanken, wie zum Beispiel Revolut oder Wise. Hier ist dann die wichtige Frage zum einen: Was macht die Gesellschaft? Was hat sie für eine Tätigkeit? Wo findet die Geschäftsführung statt? Die meisten Online Banken nehmen nur Gesellschaften an, wo die Geschäftsführung sich in einem wie auch immer definierten Länderkreis befindet. Bei Revolut sind das zum Beispiel Europäische Union, Schweiz, Großbritannien, oder dann für US Gesellschaften auch die USA. Bei britischen, bei den traditionellen Banken wird man im Grunde in der Regel einen britischen Geschäftsführer brauchen, um dort ein Konto zu eröffnen, und man muss dann auch vor Ort sein, um ein Konto zu eröffnen. Die meisten Banken stehen Unternehmen, die, sagen wir mal ein Konto im UK eröffnen möchten, aber keinerlei Aktivität in Großbritannien haben, kritisch gegenüber. Also wiederum mein Beispiel von vorhin, wenn ich eine britische Gesellschaft gründe, weil ich jetzt britische Kunden habe, dann werde ich dieses Problem nicht haben. Aber wenn ich nicht zeigen kann, warum ich eine Gesellschaft gründe in Großbritannien, wenn ich keine britischen Kunden habe, kein britisches Büro oder Geschäftsräume, keine britischen festangestellten Mitarbeiter, ist es in der Regel schwierig, dort ein Konto zu eröffnen bei den traditionellen britischen Banken, bei den Fintech Banken natürlich überhaupt kein Problem. Viele Banken tun sich mit den Limited Partnerships schwer, insbesondere, wenn dort dann wieder andere Gesellschaften drinstehen, das muss man ganz klar sagen, das ist eine komplizierte Sache. Bei allen Banken, egal ob FinTech oder traditionelle Banken, muss man davon ausgehen, dass man eine aussagekräftige Website vorzeigen kann, möglicherweise einen Lebenslauf einreichen kann, es ist dringend ratsam, dass alle Gesellschafter und der Geschäftsführer aussagekräftige LinkedIn Profile haben. Wie gesagt, eine Website ist wichtig, wenn man keine Website hat, dann ein Business Plan, aber man kann nicht davon ausgehen, dass man so hier ohne irgendwelche Nachweise, dass es sich um ein tatsächlich ernsthaftes Unternehmen oder Vorhaben handelt, hier ein Konto bekommt, weder bei einer Fintech Bank noch bei einer Onlinebank. Das hat jetzt UK spezifisch nichts zu tun, aber es ist im UK natürlich ganz genau gleich.
29:48 - Welches steuergünstige Land ist ratsam mit einer Limited Partnership zu kombinieren?
Daniel: Dann hattest Du vorhin erwähnt, dass die Limited Partnership eine interessante Gesellschaftsform ist, wenn man selber im steuergünstigen Ausland wohnt. Kannst Du vielleicht dort uns noch ein paar mehr Details nennen? Also zum Beispiel welches steuergünstige Ausland? Oder für welche Mandanten das konkret interessant sein könnte?
Sebastian: Genau, ich habe ein gutes Beispiel, wir machen ja relativ viel in Malta, gründen relativ viele Malta Gesellschaften über unsere Partner DWP in Malta mit meinem Bruder, und dort ist die Struktur so, dass die Mandanten meistens nach Malta dann auch umziehen, und dort haben wir dann eine maltesische operative Gesellschaft, eine maltesische Zwischenholding und eine schottische Limited Partnership als Holding über allem. Diese schottische Limited Partnership bekommt dann die gesamten Gewinnausschüttungen in Malta, die dort mit 5% versteuert werden, und weil eben es keinerlei Bezug dieser Gewinnausschüttungen zu Großbritannien gibt, das heißt also die Gesellschafter wohnen nicht in Großbritannien, es gibt jetzt keine britische Betriebsstätte, wo das Einkommen irgendwie eine Verbindung zu hätte, was also eine britische Steuerpflicht auslösen würde. Daher sind dann diese ganzen Einkünfte aus der maltesischen Gesellschaft dort komplett steuerfrei und müssen dort nicht noch weiter besteuert werden, und zwar sowohl die Dividende als auch eine mögliche Steuererstattung, die ja in Malta immer eine Rolle spielt. Die LP muss in dem Fall zum Beispiel auch gar keine vollen Jahresabschlüsse in Großbritannien einreichen, die reicht einfach eine Null-Steuererklärung ein, da ja nur für mit Großbritannien verbundene Gewinne dann eine volle Buchhaltung und eine Gewinn- und Verlustrechnung präsentiert werden muss. Wenn die Gesellschaft dieses nicht hat, reicht sie einfach eine Null-Erklärung ein, weil aus britischer Sicht eben kein Gewinn entsteht und entsprechend auch nichts zu den Umsätzen dann dort deklariert werden muss. Das ist jetzt ein typisches Beispiel. Es gibt andere Beispiele, wo die LP natürlich günstiger ist, und das betrifft Mandanten, die in den ganzen Wohnsitzstaaten leben, die wir empfehlen, also die ganzen Non-Dom Staaten, Zypern, Malta, Irland, und dann natürlich auch die anderen Länder mit Exempt Stati wie Portugal, Spanien und natürlich auch Länder wie Dubai und so weiter, die würden da natürlich genauso mit einfließen, denn wie gesagt, in diesen Ländern wird das Auslandseinkommen bei richtiger Steuergestaltung nicht versteuert, und insofern könnte das Einkommen aus der LP könnte einem dann steuerfrei zufließen.
33:03 - Das Transparenzregister und warum Treuhand-Direktoren nicht mehr unbedingt erforderlich sind
Daniel: Noch ein anderer Punkt, und zwar auf den Webseiten der Kanzlei steht überall bei den Themen Treuhandgesellschafter, Treuhand-Direktoren ein ganz klares „Nein, wir bieten das nicht an,“ teilweise wird da auch ganz kurz erklärt, dass es auch eigentlich gar keinen Sinn mehr macht. Auf der anderen Seite sieht man bei ganz, ganz vielen anderen Anbietern im Internet noch, dass sie auf den Seiten das propagieren und empfehlen und sagen: „Wir gründen für Sie eine Gesellschaft, wir stellen Treuhand-Direktoren, wir stellen Treuhand-Shareholder.“ Kannst Du für interessierte Mandanten, die unsere Webseite lesen, diese Verwirrung ein bisschen auflösen?
Sebastian: Ja, absolut. Es gibt ja mittlerweile eigentlich europaweit, um nicht zu sagen weltweit die sogenannten Transparenzregister, die gibt es natürlich auch in Großbritannien, und Großbritannien war eins der ersten Länder, was diese Transparenzregister dann auch eingeführt hat. Das Transparenzregister in Großbritannien ist wirklich transparent, da braucht man kein Login, da braucht man keine besondere Qualifikation oder Berechtigung, das ist öffentlich einsehbar im Companies House, im Handelsregister, also bei jeder Gesellschaft, wer dort im Transparenzregister drin steht. Ich werde das mal kurz zeigen. Ich habe jetzt einfach beliebig eine Gesellschaft in Großbritannien im Handelsregister rausgesucht: Sausage Man Ltd., die verkaufen deutsche Würste in Großbritannien, also doch ganz passend. So sieht also das britische Handelsregister aus, hier sehe ich den Namen der Gesellschaft, die Firmennummer, den Firmensitz, und so weiter, dann klicke ich auf „People“, dann sehe ich zunächst mal hier die Geschäftsführer Herr Braese, Herr Halvorsen, Herr Juska und ein Herr Rundel, der früher Geschäftsführer war, aber jetzt inzwischen resigned ist, der zurückgetreten ist. Wenn ich jetzt hier klicke auf „Persons with Significant Control“, dann klicke ich im Grunde ins Transparenzregister rein, und dann sehe ich jetzt, dass es bei dieser Gesellschaft einen sogenannten PSC gibt, Person with Significant Control, nämlich den besagten Herrn Mr. David Rundel. Hier wird dann erklärt, warum er PSC bei der Gesellschaft ist. Er hält also über 75% der Aktien, hat über 75% der Stimmrechte und kann Geschäftsführer entfernen und neu benennen. Und er lebt in Thailand, und er ist Deutsch, das kann ich also hieraus entnehmen. Diese Information, wie gesagt, das ist ja in allen Ländern, mittlerweile in Europa genauso, die Briten waren die Ersten, die muss ich natürlich überall eintragen. Wenn das Transparenzregister nicht aktualisiert wird, dann handelt es sich dabei möglicherweise um eine Ordnungswidrigkeit oder um eine Straftat, und man kommt dann gleich in die Nähe der Geldwäscherei und so, und in diese Ecke möchte bekanntlich gedrängt werden.
Hinzu kommt, dass zulassungspflichtige Tätigkeiten, wie zum Beispiel wir, Accountants, Steuerberater, Rechtsanwälte, melden müssen, wenn ihnen ein Mandant begegnet, bei dem das Transparenzregister nicht aktuell ist, sagen wir es mal so, wo es Diskrepanzen im Transparenzregister gibt, wo ganz offensichtlich hier das Transparenzregister umgangen werden soll, und zwar müssen die gemeldet werden, ohne, dass man es dem Mandanten sagen darf. Der entsprechende Berufsträger bringt seine eigene Zulassung in Gefahr, wenn er sich daran nicht hält. Also insofern gibt es hier im Grunde keine Möglichkeit mehr, legal nicht mehr als Gesellschafter zu erscheinen. Das heißt selbst wenn ich jetzt einen Treuhänder hätte, der diese Anteile hält, muss trotzdem der Treugeber hier im Transparenzregister veröffentlicht werden. Also insofern machen ein Treuhandgesellschafter oder ein Treuhänder im Grunde keinen Sinn. Einen Geschäftsführer kann man natürlich nach wie vor weiterhin verwenden, das ist auch legal und kann auch Sinn machen, möglicherweise das zu tun. Wir machen das nicht mehr, weil uns das aus Haftungsgründen zu heikel ist, aber wenn man jemanden kennt in Großbritannien, der dort Geschäftsführer ist und dort im Unternehmen mitarbeitet, ist es in dem Fall natürlich völlig legitim, das hat in dem Fall ja nichts mit Treuhand zu tun, sondern einfach nur, dass man einen externen Geschäftsführer bestellt. Nur wir können das nicht machen, weil, wie gesagt, wir sind ja in beiden Unternehmen nicht im Tagesgeschäft involviert, wir könnten diese Leistung also gar nicht erbringen.
38:02 - Eine Möglichkeit, das Transparenzregister legal zu umgehen“
Daniel: Da stellt sich jetzt aber doch die Frage, warum andere Anbieter gerade das anbieten?
Sebastian: Da wird natürlich oft auch mit naiven Mandanten im Grunde ein unlauteres Business betrieben, denn man durchschaut möglicherweise in fremden Ländern nicht, wie die Zusammenhänge genau sind, und wenn einem dann jemand sagt: „Du, wir können immer noch die Anonymität bieten“, dann wird es möglicherweise so gemacht, oder man sagt sich: „Ich bin ja sowieso nicht in Großbritannien, ich sitze in Deutschland als Anbieter, ich kann dort im Handelsregister rumpfuschen, bekommt ja eh keiner raus, und wenn was passiert, dann bin ich weit weg, in Deutschland“. Also, das sind höchstproblematische Positionen, aber ich kann mir erklären, dass deswegen letztlich viele diese Dienstleistung noch anbieten. Aber wie gesagt, man kommt um dieses Transparenzregister nicht rum, also auch zum Beispiel bei den Stiftungs Limiteds muss das Transparenzregister entsprechend befüllt werden. Selbst wenn es jetzt bei Stiftungs Limiteds, bei den sogenannten Limiteds by Guarantee es ja keine Besitzer in dem Fall gibt, sind trotzdem stimmberechtigte Stimmmitglieder dort vorhanden, und das müsste entsprechend dann hier aufgeführt werden. Jede Person, die mehr als 25% der Stimmrechte hat, muss dort genannt werden. Wenn natürlich eine Gesellschaft aus hunderten von Gesellschaftern besteht, oder auch schon aus fünf, und keiner von ihnen hat mehr als 25%, dann muss ich das Transparenzregister natürlich nicht befüllen. Also eine tatsächlich legale Lösung wäre, wenn man eine Gesellschaft gründet, die mindestens fünf Gesellschafter hat, und keiner der Gesellschafter hat mehr als 25% der Stimmrechte. Das müssen tatsächliche Gesellschafter natürlich sein, das dürfen keine Personen sein, die ich kontrolliere, das darf jetzt kein Treuhandverhältnis sein in dem Sinne, dann wäre es wiederum nicht legal, weil dann eine Person hier die Strippen in der Hand hat. Aber wenn jetzt tatsächlich fünf Personen sich entscheiden, eine Gesellschaft zu gründen, dann wäre das Transparenzregister hier leer, dann würden da keine Namen erscheinen, dann würde da tatsächlich stehen, dass es keine PSCs gibt.
Daniel: Interessanter Hinweis.
Sebastian: Das betrifft also PSC, der Eintrag ins Transparenzregister ist überall gleich, und auch, wenn Großbritannien nicht mehr in der EU ist, haben die natürlich mitgewirkt bei der Entwicklung dieser Standards. Also deswegen, jeder, der 25% oder mehr Kontrolle über die Gesellschaft hat, oder Stimmrechte hat, oder Eigentum hat, der muss da veröffentlicht werden, und für wen es nicht zutrifft, der muss entsprechend eben nicht veröffentlicht werden.
40:52 - Die Mehrwertsteuerregistrierung im UK
Daniel: Dann sprechen wir vielleicht noch ganz kurz über ein anderes Thema, das unter anderem auch gefragt wird, und zwar das Thema Mehrwertsteuerregistrierung. Gibt es da noch besondere Dinge, die man wissen muss? Ist es einfach oder kompliziert, eine Mehrwertsteuer zu beantragen für so eine Gesellschaft, die man gründet?
Sebastian: Das ist eine sehr gute Frage. Man muss natürlich beachten, dass Großbritannien jetzt nicht mehr in der EU-Mehrwertsteuerzone ist. Das heißt also im Grunde genommen, die britische Mehrwertsteuer und daher auch die Umsatzsteuer-Identnummer aus Großbritannien ist eigentlich nur noch relevant, wenn ich tatsächlich Kunden in Großbritannien habe. Jetzt hatten wir ja vorhin gesagt, ein häufiger Grund, warum diese Limited oder eine britische Gesellschaft gegründet wird, ist eben, weil man noch britische Kunden hat, dann macht die Registrierung für die Mehrwertsteuer Sinn oder ist sogar gesetzlich erforderlich. Die Schwelle liegt hier bei 85.000 £, aber wenn ich als jemand, der nicht in Großbritannien wohnt und keine britischen Kunden habe eine Gesellschaft gründe, ist in der Regel die Umsatzsteueridentnummer nicht notwendig, und ich spare mir dann die Umsatzsteuermeldung, die ich ja ansonsten machen müsste. Das heißt, wenn die Gesellschaft keinen Umsatz hat, der umsatzsteuerpflichtig ist, muss sie dafür auch nicht registriert werden. Man kann dann auch seinen Geschäftspartnern jeweils die Körperschaftsteuernummer geben, und die würden dann damit, wenn ich zum Beispiel Geschäftspartner in der EU habe, Reverse Charge machen. Die britische Umsatzsteuer-Identnummer wird nicht mehr als Reverse Charge Referenz anerkannt, das heißt also, das würde ohnehin nicht mehr funktionieren, deswegen kann man die Körperschaftsteuernummer einfach verwenden, um nachzuweisen, dass es sich hier um ein B2B Austausch handelt und nicht um Endverbraucher.
Die Mehrwertsteuerregistrierung im UK war schon immer relativ langwierig und kompliziert, das ist auch immer noch so, es ist eben jetzt noch mehr als sonst notwendig, dass man tatsächlich nachweist, warum man diese benötigt. Wie gesagt, Mandanten, die hier eine Gesellschaft gründen, um auf dem britischen Markt tätig zu sein, haben diese Nachweise in der Regel, die haben Verträge, Vorverträge, Absichtserklärungen, die können nachweisen und zeigen, wir haben das bisher von der deutschen Gesellschaft gemacht, hier sind Brexit Verträge und so weiter, wegen Brexit, man muss jetzt mit der britischen Gesellschaft, die haben wir gegründet. In der Regel ist es völlig problemlos, das nachzuweisen. Oder natürlich, wenn man sowieso einen britischen Geschäftsführer hat, der in Großbritannien wohnt, dann ist es ohnehin kein Problem, oder wenn man ein tatsächliches Büro angemietet hat, und man kann den Mietvertrag nachweisen, der Steuerbescheid ist auch kein Problem. Das heißt, Mandanten, die eine Gesellschaft gründen, weil sie hier geschäftlich aktiv sind, werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit diese Nachweise haben. Wenn sie sie nicht haben, ist es schwierig, die Umsatzsteuernummer zu bekommen, da müsste man möglicherweise jemanden anstellen, der die Geschäftsführung macht.
44:07 - Meine Geschäftsidee hat sich erledigt – Firma löschen oder auslaufen lassen ?
Daniel: Noch eine kurze Frage, ein kleines Randthema vielleicht, Du hattest vorhin erwähnt, dass die UK Limited unter anderem für Personen geeignet ist, jemand hat eine Geschäftsidee und gründet mal schnell für diese Geschäftsidee eine Gesellschaft, das war ja so ein Grund. Hat das irgendwelche Risiken oder irgendwelche Verantwortlichkeiten, so eine Firma einfach laufen zu lassen, ohne dass man damit aktiv wird? Teilfrage eins. Und Teilfrage zwei: Die Geschäftsidee hat sich für mich erledigt, wie einfach und schwierig ist es, diese Firma wieder zu löschen? Ist es langwierig oder habe ich mir irgendwelche Risiken nachher zu rechnen?
Sebastian: Grundsätzlich ist es so, die britische Gesellschaft ist extrem pflegeleicht, sage ich mal so. Unter der Annahme, dass sie nicht für die Umsatzsteuer registriert ist, gibt es keine Erklärungspflichten, außer eben eine jährliche Körperschaftsteuererklärung, die muss jeweils zehn Monate nach Ende des Geschäftsjahres eingereicht werden, mit den Jahresabschlüssen beim Companies House. Das muss in der Regel ein Accountant in Großbritannien machen, und abhängig davon, also wir berechnen dafür, wenn es eine Gesellschaft ist, die aktiv war zum Beispiel, so in der Regel so 2.000 £, bei einer Gesellschaft, wenn sie nicht aktiv war, dann wäre eine Nullerklärung fällig, die kann man auch schon für 350 £ oder 500 £ machen.
Wenn jetzt man feststellt, dass eine Gesellschaft nicht mehr benötigt wird, dann würden die meisten Mandanten meiner Erfahrung nach einfach gar nichts mehr machen, auch nichts mehr einreichen, denn dann wird die Gesellschaft automatisch von Amts wegen gelöscht. Und meine Erfahrung ist, dass dann auch kein Hahn mehr danach kräht, das heißt, man lässt die einfach sterben, macht gar nichts mehr, schließt die auch nicht mehr aktiv, daraus entsteht auch keine Negativwirkung, die steht im Handelsregister drin, und man hat da kein Problem als Geschäftsführer. Auch dem Steuerberater ist es letztlich egal, denn wie gesagt, wenn die Gesellschaft bisher nichts gemacht hat, dann passiert da nichts. Also wohlgemerkt, man ist natürlich verpflichtet, für die Gesellschaft die besagte Steuererklärung und auch die Bilanz einzureichen, aber meine Erfahrung mit ganz vielen Mandanten zeigt, dass die einfach gar nichts mehr machen, dann löst sich das in Wohlgefallen auf, und bisher gab es da auch keine negativen Folgen von diesen Vorgängen. Es gibt da auch kein Sperrjahr, das heißt, man kann davon ausgehen, wenn man zum Bilanzstichtag, beziehungsweise zum Einreichungsstichtag beim Companies House, also zehn Monate nach Ende des Geschäftsjahres nichts einreicht, dann ist die Gesellschaft innerhalb von maximal einem halben Jahr automatisch gelöscht, ohne dass man irgendetwas machen muss. Der korrekte Weg wäre vielleicht, alles einzureichen, und dann die Gesellschaft zu schließen, ist auch nicht besonders schwierig, ein Sperrjahr gibt es nicht, also sobald die Gesellschaft drei Monate ruhend war, kann sie geschlossen werden und das ist ein relativ einfaches administratives Verfahren.
47:22 - Eine ausgelaufene UK Limited wieder aufleben lassen oder lieber neu gründen?
Daniel: Jetzt habe ich von einem Bekannten gehört, der hat eine UK Limited gegründet, hat sie dann einfach auslaufen lassen und hat sich dann nach ein paar Jahren überlegt, doch diese Geschäftsidee wieder aufzugreifen. Dann wurde ihm gesagt: „Du, das ist billiger und einfacher, schnell eine neue Firma zu gründen, als diese alte Firma wieder zum Leben zu erwecken.“ Kannst Du das bestätigen? Ist das so?
Sebastian: Absolut, ja, das kann ich absolut bestätigen. Und in der Tat, wir würden auch Mandanten raten, dass es letztlich keinen Sinn macht, eine Gesellschaft wieder zu reaktivieren, außer eben, es gibt dafür gute Gründe. Wir haben jetzt ja zum Teil Gründe, dass die Gesellschaft zum Beispiel ein Vermögen, zum Beispiel eine Immobilie oder so besitzt, dann habe ich natürlich keine andere Wahl, dann muss ich ja die Gesellschaft wieder reaktivieren, aber wenn die Gesellschaft kein Vermögen hat und es keine anderen wichtigen Gründe gibt, dann wird man besser eine neue Gesellschaft machen.
48:26 - Ein Blick durch das Schlüsselloch der Britischen Holding
Daniel: Auf der Webseite der Steuerkanzlei St. Matthew ist ja noch einiges über die Britische Holding zu lesen, und die wurde bis jetzt noch gar nicht erwähnt. Sebastian gibt uns hierzu einen ersten kleinen Einblick.
Sebastian: Ich denke, dass wir die Britische Holding in einer separaten Folge dann auch nochmal besprechen werden, aber jetzt nur nochmal hier kurz zur Einführung. Großbritannien hat natürlich ein relativ interessantes Holding Regime, und wir verwenden sogar oft die Britische Holdinggesellschaft als eine Standard Holding für alles Mögliche. Ich hatte ja vorhin schon gesagt, dass wir zum Beispiel für die maltesischen Mandanten oftmals die Schottische Limited verwenden als eine Holdinggesellschaft, aber wir verwenden eben auch die Limited als Holdinggesellschaft relativ häufig. Der größte Vorteil an der britischen Holdinggesellschaft ist, dass sie keine Quellensteuer erhebt bei Dividendenausschüttungen. Normalerweise ist ja Quellensteuer üblich, wir kennen das ja, USA 30% oder 15% mit DBA, die Schweiz hat sogar 35% Quellensteuer, Deutschland hat Quellensteuer, die meisten Staaten, Luxemburg, Holland und so weiter haben Quellensteuer, wenn Gewinne ausgeschüttet werden. Die kann dann natürlich der Aktionär mit seiner lokalen Steuer auf Kapitalerträge, zum Beispiel der Abgabensteuer verrechnen, und dann interessiert es niemanden. Das heißt, wer in Deutschland wohnt, Gewinne erhält, Quellensteuer irgendwo bezahlt, die dann mit der Abgabensteuer verrechnet, der zahlt natürlich ohnehin nicht zusätzliche Steuern. Wenn jetzt aber jemand in einem steuerfreien Land lebt, zum Beispiel in Spanien mit Beckham Law oder Irland mit Non-Dom oder Zypern oder in Dubai, und der bekommt dann von einer Schweizer Gesellschaft 100.000 Dividende ausbezahlt, dann werden 35.000 davon in der Schweiz einbehalten, oder er bekommt 100.000 aus den USA einbezahlt, dann werden dort 30.000 $ oder 15.000 $ in den USA einbehalten, in Deutschland ganz genau das Gleiche. Das gibt es in Großbritannien nicht. Das heißt, wenn ich jetzt mir eine Britische Limited gründe als Holdinggesellschaft und die mir dann Dividenden ausschüttet, dann bekomme ich die komplette Dividende ausgeschüttet, ohne Quellensteuerabzug. Insbesondere ist es interessant, wenn ich mein Unternehmen verkaufe, wenn ich also zum Beispiel eine Gesellschaft, zum Beispiel ich hätte eine deutsche GmbH, ich wohne im Ausland, diese GmbH wird dann irgendwann verkauft an Käufer, an Investoren, dann ist es sehr interessant, wenn die eine Britische Holdinggesellschaft hat, denn der Veräußerungserlös in der Holdinggesellschaft ist steuerfrei, und bei der Ausschüttung des Veräußerungserlöses als Dividende gibt es auch keine Quellensteuer, das heißt, die Veräußerung kann auch für mich, wenn ich in einem steuergünstigen Land wohne, komplett steuerfrei erfolgen. Das ist so der wichtigste Vorteil von einer Britischen Holdinggesellschaft. Wie gesagt, wir gehen da nochmal im Detail darauf ein, wenn wir eine Folge machen über Holdinggesellschaften, aber als Standard Holding für alle möglichen Varianten kann die Britische Holding sehr interessant sein.
Daniel: Klasse, danke für die Antwort.
52:00 - Folgendes ist bei Gesellschaftsgründung im UK unbedingt zu vermeiden
Daniel: Sebastian, gibt es aus Deiner Sicht, vielleicht kannst Du nochmal so die ein, zwei, drei größten und wichtigsten Fehler nochmal aufzählen, die man unbedingt vermeiden muss, wenn man eine Gesellschaft gründet in Großbritannien.
Sebastian: Der größte Fehler ist mit Sicherheit, dass man sich nicht über die gültige Rechtslage informiert hinsichtlich Außensteuergesetz, Substanz und so weiter, weil dann passiert das Gleiche, was dem Mandanten passiert ist, den ich vorhin erwähnt habe, dass man nach mehreren Jahren Probleme mit dem Finanzamt bekommt und dann möglicherweise heftig draufbezahlen muss. Das ist der größte Fehler, sich nicht informieren zu der geltenden Gesetzgebung, lokal und international.
Der zweite Fehler, den Mandanten manchmal machen, wobei zunehmend weniger, ist, dass man irgendwie den Eindruck hat, dass Großbritannien so der Wilde Westen ist, und dass man dort machen kann, was man will, das interessiert niemanden, und es fällt sowieso nicht auf, und man kann anonym und so weiter. Da darf man sich keinen Illusionen hingeben, das ist mit Sicherheit nicht so, und da bewegt man sich auf Glatteis, und man wird keinen Dienstleister in Großbritannien oder sonst wo finden, zumindest keinen seriösen Dienstleister, der sich hier zum Komplizen macht für irgendwelche Vorhaben, die nicht glasklar sind. Es ist keine Bananenrepublik, und man muss tatsächlich davon ausgehen, dass viele Dinge zum Teil sogar noch viel genauer genommen werden. Vor allen Dingen deswegen, wir haben natürlich in Deutschland schon eine lange Tradition von Genauigkeit und Präzision und so bei verwaltungstechnischen Vorgängen. Manchmal hat man hier das Gefühl, die seien etwas hintendran, aber wenn sie dann anfangen, sind sie umso pedantischer. Das heißt, man muss wirklich dann die richtigen Dokumente haben, muss es alles sehr genau erklären können, wenn es dann nur einen Widerspruch gibt, wo man in Deutschland sagen würde: „Na, okay, nach menschlichem Ermessen.“ Oftmals ist das hier nicht so, das ist dann auch sehr formalistisch hier in Großbritannien. Dessen muss man sich tatsächlich bewusst sein, das ist bei einer Kontoeröffnung oftmals so, das ist auch mit den Behörden so.
Der dritte Fehler ist, dass man letztlich so im Betrieb der Gesellschaft sich nicht darüber informiert, was jetzt hier tatsächlich, welche Forderungen, welche Anforderungen hier an einen Unternehmer gestellt werden. Ich sage zum Beispiel, wenn man hier Mitarbeiter einstellt, braucht man natürlich Versicherung und so weiter, Haftpflichtversicherung. Es gibt hier mittlerweile auch eine betriebliche Altersvorsorge, die vorgeschrieben ist, also auch außerhalb des steuerlichen Themas gibt es hier doch relativ viele rechtliche Anforderungen, die hier an das Unternehmen gestellt werden, die man auf jeden Fall beachten muss.
Daniel: Okay, vielen Dank.
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Online Schule & Homeschooling bei Umzug ins Ausland - Teil 2
Erfahren Sie im zweiten Teil, wie die Wilhelm von Humboldt Online Privatschule mit deutschem Lehrplan und Unterricht in Deutsch Ihren Kindern den Umzug ins Ausland erleichtert. Entdecken Sie die Vorteile des Homeschoolings in verschiedenen Ländern.
Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
In vielen Ländern ist es möglich, Ihre Kinder zu Hause zu unterrichten. In dem ersten Teil dieser Episode zu“ Online Schule & Homeschooling bei Umzug ins Ausland“ haben wir Ihnen die Wilhelm von Humboldt Online Privatschule vorgestellt. Diese ermöglicht Ihnen mit ihrem deutschen Lehrplan und Unterricht in Deutsch ein leichtes Eingewöhnen in ein neues Land und eine neue Kultur.
Ein Wechsel von traditioneller Schule zum Klassenzimmer zu Hause ist nicht einfach. Eltern und unsere Kinder müssen umdenken und neue Lernstrukturen entwickeln. Dazu sprechen wir heute mit Sebastian Sauerborn. Er ist Vater von neun Kindern, die er sowohl zu Hause unterrichtet hat als auch in traditionelle Schulen geschickt und an Online Schulen hat lernen lassen. Jedes Kind ist anders und hat eigene Bedürfnisse. Sebastian gibt Ihnen ein abgerundetes Bild, wichtige Entscheidungskriterien und spricht über typische Fragen, ob die Eltern zum Homeschooling haben.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Würde meinem Kind ein Umzug ins Ausland schaden?
Diese Frage stellen sich viele Eltern, aber Sie können entspannen: Kinder sind flexibler als Erwachsene. Sie sehen eine solche Veränderung eher als Abenteuer, vor allem, wenn die neue Heimat viel Sonne zu bieten hat. Eltern möchten das Beste für Ihre Kinder und sie gut auf das Erwachsenenleben vorbereiten. Sie möchten die Zukunft ihrer Kinder nicht ruinieren.
Benutzen wir gesellschaftlich akzeptierte Ausreden?
Wir alle kennen und benutzen gesellschaftlich akzeptierte Ausreden, wie beispielsweise: „Ich habe keine Zeit.“ Kann stimmen. Können wir aber auch sagen, wenn wir in Wirklichkeit nicht wollen? Niemand wird Ihnen da widersprechen! Verhält es sich vielleicht ähnlich mit einem eventuellen Umzug? Wollen wir uns selber nicht der Herausforderung stellen und „nutzen die Kinder als Ausrede“? Wir können das so offen und ehrlich sagen, weil Sebastian als Kind genau das erlebt hat. Seine Eltern haben die deutsche Schulbildung der Kinder vorgeschoben, um nicht in die USA auszuwandern, obwohl ihnen alle Türen offenstanden.
Kein Kind gleicht dem anderen – Schauen Sie auf seine aktuellen Bedürfnisse
Schon zwei Kinder können nicht unterschiedlicher sein als Nacht und Tag. Ein Kind liest den ganzen Tag, das andere folgt der Mutter überall hin und redet mit ihr. Ein Kind baut aus ungekochter Pasta Türme wie in Dubai, ein anderes ist Fußballprofi. Kinder haben unterschiedliche Persönlichkeiten und entwickeln sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Diese sind wichtig zu beachten. Schauen Sie auf den aktuellen Entwicklungsstand und Bedürfnisse Ihres Kindes. Schauen Sie jedes Kind einzeln an und überprüfen regelmäßig den Entwicklungsstand Ihres Kindes. Wenn dieses Jahr die Online-Schule gut ist, wäre nächstes Jahr vielleicht Homeschooling besser?
Die Herausforderungen
Veränderungen sind ganz klar Herausforderungen, und ein Umstieg von traditioneller Schule zu Homeschooling ist überwältigend. Es ist eine Verwandlung von „die vorgeschriebenen Bücher kaufen“ und „Berichte aus der Schule hören“ zu selber einen Lehrplan aussuchen und zu unterrichten. Stellen Sie keine zu hohen Anforderungen an sich selbst. Geben Sie sich und Ihrer Familie ausreichend Zeit für diese Umstellung. Frust und Zweifel werden kommen, aber gehen Sie die Sache entspannt an. Kein Tag ist ein verlorener Tag.
Unschooling
Je älter wir sind, desto eingefahrener sind unsere Gewohnheiten. Vermutlich haben auch Sie bereits das Schulsystem durchlaufen, in dem Ihre Kinder jetzt stecken. Unsere Denkweisen sind dementsprechend gefestigt und verwurzelt, dass wir es uns nur schwer vorstellen können, Dinge anders zu machen.
Unser Körper braucht Pausen, und wir kennen das Fasten zum Entgiften. Ähnlich verhält es sich auch mit unseren Gehirnen und Denkweisen. Wir sind so stark von dem Schulsystem geprägt, dass ein regelrechtes Unschooling, ein Entlernen erforderlich ist, um neue Wege einzuschlagen. Einfach mal ein bis zwei Jahre gar nichts machen. Keinen offiziellen Unterricht, aber auch nicht den ganzen Tag vor dem Computer hängen. Dinge tun, die wir sonst nicht tun. Lernen finden auch im alltäglichen Leben statt.
Wie sieht es aus mit Kontrollen?
Ob Familien bezüglich ihrer Homeschool Aktivitäten kontrolliert werden, unterscheidet sich von Land zu Land. Wenn Sie in die USA gehen, finden Sie dort in vielen Staaten gar keine Kontrollen. In vielen Ländern ist das natürliche Bewusstsein noch vorhanden, dass die Eltern für die Erziehung und Ausbildung ihrer Kinder verantwortlich sind, und in den USA und Großbritannien ist Homeschooling bereits gang und gäbe.
In unseren Folgen über Panama und Paraguay hören Sie, wie frei Sie dort leben können und der Staat sich nicht in Ihr Leben einmischt. Zu weiteren Ländern, die Homeschooling oder Online Schulen offen gegenüberstehen und auch steuerlich attraktiv sind, empfehlen wir Ihnen unsere Episoden über Rumänien, Monaco, Thailand, Singapur, Dubai und der Schweiz.
Wir wünschen Ihnen bei Ihrer Entscheidungsfindung viel Erfolg und hoffen, Ihnen geholfen zu haben.
Kontaktdaten und Links:
Sebastian Sauerborn
Homepage: www.wohnsitzausland.com
E-Mail: hello@stmcorporate.group
Telefon: +44 20 3151 0582
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Das Leben in der Schweiz als Deutscher: Diese Dinge sollten Sie bei einem Umzug beachten.
Dubai - sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht
Auswandern in die USA: Auf ins Land der unbegrenzten Freiheit!
Wie kann ich durch ein Unternehmen in den USA ein Visum erhalten?
Umzug ins Ausland: Checkliste für Auswanderer
Das Leben als digitaler Nomade
Drohender Lastenausgleich - Was Sie wirklich dazu wissen müssen
Unternehmensstandort Rumänien: Der Geheimtipp für Unternehmen jeder Größe
Die einst steuerfreie Wüstenmetropole Dubai führt neue Steuern ein
In diese US-Metropolen zieht es deutsche Auswanderer
Checkliste Urlaub in Italien
Wie Italien zum Steuerparadies wurde
Checkliste: Sommerurlaub
Checkliste: Urlaub in den USA
Gründe zum Auswandern: Wichtige Faktoren für den Neuanfang im Ausland
Vorteile von Homeschooling für Auswanderer
Alles was Sie zur Firmengründung in Singapur wissen müssen
4 Alternativen zu Dubai für Auswanderer
Timestamps
00:00 - Begrüßung & Einleitung: Würde ein Umzug ins Ausland meinem Kind schaden?
04:05 - Deutsches Schulsystem beibehalten?
05:30 - Wie kam Sebastian zum Homeschooling, und wie hat er es gemacht?
06:58 - Elterliche Sorgen
08:40 - Jedes Kind ist unterschiedlich und hat eigene Bedürfnisse
10:31 - Mein Kind will unbedingt auf eine „richtige“ Schule gehen
11:19 - Belastung & Herausforderungen – geben Sie sich Zeit
15:02 - Schafft Homeschooling eine tiefere Beziehung zum Kind?
16:41 - Welche Kontrollen gibt es?
18:59 - Unschooling
22:22 - Keine verlorenen Jahre
24:43 - Abschließende Ratschläge für Ihre persönliche Entscheidung
Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 19 Online Schule & Homeschooling bei Umzug ins Ausland – Teil 2
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung & Einleitung: Würde ein Umzug ins Ausland meinem Kind schaden?
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, und außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Nach unserer Folge über Online Schulen mit Lars Berner sprechen wir heute über Homeschooling. Familien, die ins Ausland ziehen wollen, überlegen ja, wie ihre Kinder dort weiter lernen können. Und eine Möglichkeit ist Homeschooling. Sebastian hat damit ja selbst viel Erfahrung, und er teilt mit uns erstmal ganz allgemein seine Einstellung und Einschätzung dazu. Starten wir gleich mal mit der ersten Frage: Ist Schule überhaupt ein Argument, was jemanden davon abhalten sollte, wenn er schulpflichtige Kinder hat, ins steuergünstige Ausland umzuziehen oder seine Pläne zu verwirklichen?
Sebastian: Da gibt es zwei Seiten der Medaille. Die eine Seite ist sicherlich die, dass es für ganz viele Interessenten mit Familie immer wieder letztlich ein Grund ist zu sagen: „Ich kann jetzt doch nicht ins Ausland umziehen, denn ich kann ja nicht die Zukunft meiner Kinder ruinieren. Die haben hier ihre Freunde, die müssen unterrichtet werden, das geht so gar nicht weiter. Ich kann ja nicht einfach irgendwo weggehen und das dann wahrscheinlich unkontrolliert laufen lassen und die aus dem deutschen Schulsystem rausziehen. Wer weiß, was ist, wenn ich zurück will.“ Das sind ganz oft Bedenken, die Mandanten haben, ganz klar.
Auf der anderen Seite, aus eigener Erfahrung, ich bin ja selbst oft mit Kindern auch umgezogen in verschiedene Länder, und wir haben auch Mandanten, die mit Kindern umziehen. Ich denke, die es wirklich wollen, denen es wichtig genug ist, die haben bisher einen Weg gefunden, und die werden auch in Zukunft einen Weg finden. Natürlich ist diese Online Schule vom Lars eine perfekte Lösung für Mandanten, die nach einer organisierten Schule suchen auf Deutsch. Englische Online Schulen gibt es ja schon lange, schon seit Jahrzehnten, aber jetzt gibt es eine deutsche, und das kann sicherlich ein Grund sein für viele zu sagen: „Jetzt kann ich tatsächlich den Absprung wagen, denn ich habe hier eine Lösung, womit ich meine Kinder auffangen kann.“ Aber man darf sich auch nichts vormachen, es ist tatsächlich so, dass gerade deutschsprachige Mandanten doch sehr verwurzelt sind, vielleicht noch verwurzelter als andere Nationen, und es denen oftmals extrem schwerfällt, Deutschland, Österreich, Schweiz zu verlassen und zu sagen: „Ich gehe jetzt ins Ausland, ich gehe hier weg. Ich werde neue Freunde finden, ich werde mit meiner Familie weiterhin Kontakt haben, ich muss hier nicht leben, ich kann auch woanders leben. Das Leben geht weiter. Ist vielleicht sogar positiv für mich und meine Familie.“ Oftmals wird das vorgeschoben, ich denke, das ist ein vorgeschobener Grund, das mit den Kindern.
Ich habe es doch selbst erlebt, zum Beispiel mein eigener Vater hätte in den 80er Jahren in die USA umziehen können, der hat da geschäftlich, beruflich eine Möglichkeit gehabt in San Francisco. Er war auch mehrmals da gewesen, und meine Geschwister und ich haben ihn mehr oder weniger auf Knien angefleht, nach San Francisco umzuziehen. Wir sind da in der Freiburger Spießigkeit aufgewachsen, eine schreckliche Sache, und wollten da im Grunde weg, und wir hätten das toll gefunden als Kinder, nach San Francisco umzuziehen. Aber mein Vater hätte eigentlich können, damals war es noch einfach, eine Green Card zu bekommen, er hätte es ohne Weiteres können, er hat dann doch einfach Angst vor der eigenen Courage gehabt. Ihm hat dann der Mut gefehlt, diese Sache zu machen, und ich fand ganz klar, dass wir als Kinder vorgeschoben wurden. Wir wären gerne gegangen, meine Geschwister und ich. Wir wollen nichts wie weg, und uns hätte das überhaupt nichts ausgemacht. Aber dennoch haben meine Eltern mehr oder weniger gesagt: „Ja, wegen der Kinder und Schule fertigmachen und so weiter.“ Das ist so ein Beispiel für die Haltung, die ich meine.
04:05 - Deutsches Schulsystem beibehalten?
Daniel: Jetzt würde ich mal ganz kurz von Deiner Kindheit in die Kindheit Deiner eigenen Kinder nochmal kurz zurückkommen. Wenn Du jetzt das mal auf Dich reflektieren lässt, was der Lars erzählt hat, wie das so in seiner Online Schule abläuft, und Du das vergleichst mit dem, was Du mit Deinen Kindern gemacht hast – wäre die deutsche Online Schule für Dich und Deine Familie überhaupt eine gute Alternative gewesen, wäre das in Frage gekommen? Vielleicht sogar ein besserer Weg gewesen als Du das gemacht hast?
Sebastian: Ich glaube eigentlich nicht, weil meine Motivation ins Ausland zu gehen war ganz klar, dem deutschen System, auch dem deutschen Sprachraum und so weiter, ich will nicht sagen entfliehen, aber eben zu entkommen. Es war mir wichtig, dass meine Kinder in die englische Schule gehen. Es gab auch in England eine deutsche Schule in London. Für mich hätte das absolut keinen Unterschied gemacht. Für mich heißt ins Ausland ziehen ins Ausland ziehen und sich dort den Gepflogenheiten dort anzupassen. Ich fand Englisch immer wichtiger als Deutsch. Wir haben natürlich zu Hause Deutsch gesprochen, sind aber schulisch letztlich im englischen Sprachsystem letztlich aufgewachsen, und das war immer das, was ich wollte. Für mich hätte es keinen Unterschied gemacht, ich hänge nicht an der deutschen Schule oder am deutschen Schulsystem. Es ist für mich absolut nicht erstrebenswert, die Kinder in dem System zu lassen.
05:30 - Wie kam Sebastian zum Homeschooling, und wie hat er es gemacht?
Daniel: Sebastian erzählt uns jetzt, wie er das mit der Schulbildung seiner Kinder geregelt und organisiert hat.
Sebastian: Meine damalige Frau und ich haben Deutschland verlassen im Jahr 2000, sind zunächst in die Schweiz, 2003 nach England und 2008 in die USA. Als wir in England waren, gingen die Kinder auf die Privatschule, und 2008, als wir in den USA waren, gingen die Kinder zunächst in die staatliche Schule, das hat aber dann aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert für uns, und wir haben uns dann entschieden, Homeschooling zu machen. Zunächst gingen sie nicht auf eine Online Schule, sondern im Wesentlichen hat meine Ex-Frau Lehrmaterialien besorgt, es gibt ja sehr viele Online Ressourcen und in Anführungszeichen „Lehrpläne“, denen man folgen kann. Man bekommt das komplette Material dann zugeschickt, und ich denke gerade bei jüngeren Kindern im Grundschulalter ist es ja ohne Weiteres möglich. Das heißt, da gab es keine Online Schule, später sind Kinder zum Teil auf eine Online Schule gegangen. Es gibt in den USA zum Teil staatliche Online Schulen. Die Bekannteste ist wohl die vom Staat Florida, die ist kostenlos, wenn man dort wohnt, und dann gibt es ohne Ende private Online Schulen, die vom Preis sehr ähnlich sind wie die Schule vom Lars. Ich sage mal so über den Daumen 300 € bis 400 € im Monat muss man rechnen. Da waren meine Kinder dann zum Teil, und wir haben sicherlich gute Erfahrung gemacht.
06:58 - Elterliche Sorgen
Daniel: Die Elternsicht – kannst Du Dich mit den Eltern identifizieren, die Lars beschrieben hat? Er hat da so einiges erwähnt.
Sebastian: Jaja, absolut. Eltern haben ja immer die Sorge, dass sie das Beste für ihre Kinder wollen, und keiner will so egoistisch sein und sagen: „Weil ich jetzt eben irgendwie den Drang habe ins Ausland umzuziehen, aus welchem Grund auch immer, will ich jetzt die Zukunft meiner Kinder ruinieren.“ Die wenigsten Eltern möchten das machen, sondern sie machen sich sehr viele Gedanken dazu: was ist das Beste für meine Kinder? Sogar oftmals auch nach dem Motto: die und die Dinge waren in meiner eigenen Kindheit nicht gut, ich möchte, dass meine Kinder es besser haben. Was kann ich machen, dass meine Kinder so gut wie möglich auf das Erwachsenenleben vorbereitet werden? Das war natürlich auch für mich immer ein Thema, und da kann ich natürlich ganz klar mich identifizieren mit den Eltern, die Lars beschrieben hat in unserem Gespräch. Vielleicht sah für mich die Lösung anders aus, als es für die Eltern aussieht. Ich habe keine Angst davor, ob meine Kinder wieder in die deutsche Schule zurückkommen, weil es war für mich sowieso klar, dass ich niemals nach Deutschland zurückkehren werde. Für mich war es wichtig, dass es eine gewisse Kompatibilität gibt, wenn Kinder studieren wollen an der Uni oder später vielleicht die Oberstufe in einer konventionellen Schule durchlaufen wollen, das war mir schon wichtig, das hat auch gut funktioniert bei uns. Aber grundsätzlich diese Sorge um das Wohl der Kinder, das haben alle Eltern, und das kann ich sehr gut nachvollziehen.
08:40 - Jedes Kind ist unterschiedlich und hat eigene Bedürfnisse
Daniel: Nochmal im Vergleich Online Schule und Homeschooling hast Du Dich ja wohl in erster Linie für Homeschooling entschieden: Warum? Was war für Dich ausschlaggebend?
Sebastian: Ich sehe es eigentlich so, dass, wenn ich es jetzt ein bisschen trocken formuliere, im Grunde jedes Kind ist ein Projekt. Ich habe neun Kinder, ich hatte natürlich zum damaligen Zeitpunkt leicht weniger, klar, ich hatte vielleicht fünf Kinder damals, als diese Fragen kamen. Wir haben im Grunde jedes Kind wie ein Projekt angeschaut, jedes Kind separat angeschaut und überlegt: Was ist für dieses Kind gut, und was braucht dieses Kind zum jetzigen Zeitpunkt, heute, jetzt, hier? Und da kommen wir zu dem Schluss, dass für manche Kinder vielleicht die Online Schule gut ist, andere Kinder vielleicht eher Homeschooling machen, wo die Eltern dann die Lehrer sind, und dann vielleicht für andere Kinder wiederum die konventionelle Schule das Richtige ist.
Es hängt davon ab, wo das Kind steht, was es für eine Art von Kind ist, was für eine Persönlichkeit es ist. Was für eine Persönlichkeit hat es? Introvertiert, Extrovertiert? Es gibt ja durchaus auch Kinder, die möglicherweise Lernschwierigkeiten haben. Man muss es wirklich für jedes Kind genau anschauen. Man kann es so pauschal nicht beurteilen. Man kann nicht sagen: „Es ist für alle gleich gut.“ Man kann nicht alle über einen Kamm scheren. Für manche Kinder ist die Schule vom Lars oder eine andere Online Schule perfekt, andere Kinder möchten vielleicht lieber mit den Eltern lernen, und dann muss man diese Entscheidung auch alle ein bis zwei Jahre vielleicht verifizieren, dass man sagt: „Okay, das war vor einem Jahr so, jetzt hat sich das Kind entwickelt, ist es immer noch so? Wäre es vielleicht jetzt gut, eine Online Schule zu machen?“ Um es kurz zu fassen, für unsere Kinder war es damals am besten, den Stoff den Kindern selbst beizubringen. Das hat sich langfristig am besten ausgewirkt.
10:31 - Mein Kind will unbedingt auf eine „richtige“ Schule gehen
Daniel: Hast Du von Deinen Kindern jemals den Satz gehört: „Ach, Papa, kann ich nicht lieber auf eine richtige Schule gehen?“ Sebastian: Absolut. Aber eigentlich, wie gesagt, ich habe ja eine größere Anzahl von Kindern, deswegen kann ich das so sagen. Ein Kind, eine meiner Töchter war immer so, dass sie eigentlich immer lieber auf die Schule gegangen ist, und das muss man auch ernst nehmen. Man muss Kinder ernst nehmen, gerade wenn sie älter werden und ihre Wünsche respektieren, und wie gesagt, für mich war es ohnehin nie, sage ich mal, eine kriegsentscheidende Frage: Ist es Homeschooling oder ist es konventionelle Schule oder Online Schule oder was auch immer? Ich war immer offen für alle Alternativen, und ich sehe auch alle Alternativen als etwas Positive, und insofern war es für mich kein Zusammenbruch, dass meine Tochter gerne auf eine konventionelle Schule gegangen ist, und wir haben es auch gefördert und möglich gemacht, ganz klar.
11:19 - Belastung & Herausforderungen – geben Sie sich Zeit
Daniel: Aus Deiner Erfahrung, der Du das ja persönlich durchlebt hast, bei mehr als einem Kind: Die Belastung und Aufwand für Eltern, aus Deiner wirklichen Erfahrung? Ich habe ja auch zwei Töchter großgezogen, es ist natürlich auch eine Belastung Kindern, die in eine echte Schule gehen, dort hinterherzubleiben, also für mich ist es interessant, aus Deiner Erfahrung zu hören: Ist es eine höhere Belastung gewesen für Dich als Vater, wenn Du Dich traust das zu vergleichen mit einer konventionellen Schule, oder ist es eher weniger Belastung, oder nimmt es sich nichts am Ende?
Sebastian: Ich muss ehrlich sagen, dass meine Ex-Frau das meiste gemacht hat davon, und ich im tagtäglichen Unterricht in gewisser Weise relativ wenig involviert war, weil ich hatte ja auch das eigene Unternehmen, ich musste dort arbeiten, und insofern hat sie dort auf jeden Fall Großes geleistet. Aber man muss es mit dem Aufwand so sehen: Es kann auf jeden Fall in gewisser Weise überwältigend sein, vor allen Dingen der Wechsel und das Sich-Einfinden und die Verantwortung, die man auf einmal auf den Schultern hat, und damit zurechtzukommen, mental und auch kräftemäßig, ist natürlich eine Herausforderung, das muss man ganz klar sehen. Ich glaube, es geht allen Homeschoolern so, dass die mehr als einmal an der Entscheidung zweifeln, gerade im ersten Jahr und sich sagen: „Ich war ja total wahnsinnig, warum habe ich das gemacht? Dieser Stress! Das hätte ich nicht machen sollen, und ich bin so ein schlechter Lehrer,“ und man hat Zweifel an sich selbst, und man sagt: „Die Schule wäre doch viel besser gewesen.“ Man muss sich selbst und den Kindern und dem Familienverband die Zeit geben, da hineinzufinden. Man muss Geduld mit sich selbst haben. Und man muss mit sich selbst auch großzügig sein und auch Fehler erlauben. Und man muss auch immer im Hinterkopf haben, dass selbst wenn es vielleicht mehrere Monate nicht so rund läuft, das können die Kinder ohne Weiteres leicht wieder aufholen. Bis sich die Routine eingespielt hat, ist es auf jeden Fall ein ziemlicher Arbeitsbedarf. Man muss sich ja erstmal daran gewöhnen, dass man jetzt unterrichtet, man muss sich erstmal auch Techniken aneignen, man muss das Material studieren und so, das darf man nicht unterschätzen.
Auf der positiven Seite muss man vielleicht sagen, dass es natürlich verschiedene Dinge gibt, die Stress verursachen. Ich weiß zum Beispiel, dass in meiner Familie, was Stress verursacht, ist am Morgen um acht fertig sein, dass die Kinder aus dem Haus können, in die Schule können, dass alles fertig ist, dass man früh aufstehen muss, vor allem, wenn man dann Kinder hat, die in der Nacht vielleicht wach sind oder so. Das ist im Grunde eine Stunde am Morgen, die war Hyperstress, und wenn es die nicht mehr gibt, ist schon viel Tagesstress schon rausgenommen. Man muss nicht zu irgendwelchen Terminen gehen in der Schule, man ist nicht gebunden an die Schulferien, man kann im Grunde das Haus zu jeder Zeit verlassen, man kann in Urlaub gehen, wann immer man will. Da ist schon eine gewisse Flexibilität dabei, die auch echt positiv ist. Man muss den Tag nicht so einrichten, dass es total von der Schule dominiert wird. Man kann im Grunde sagen: „Heute mache ich dies, morgen mache ich das.“ Da sind schon bestimmte Freiheiten damit verbunden, die man relativ schnell sieht. Aber für jemanden, der nicht gerne Zeit mit seinen Kindern verbringt, und ich glaube, es geht jedem Elternteil so, dass man manchmal sagt: „Ich kann meine Kinder jetzt nicht sehen, ich will jetzt nur meine Ruhe haben und bin froh, wenn die in der Schule sind.“ Aber wenn einen das generell natürlich stresst, mit den Kindern zusammen zu sein, dann halte ich das für eine schwierige Entscheidung.
15:02 - Schafft Homeschooling eine tiefere Beziehung zum Kind?
Daniel: Hat es aus Deiner Sicht, wenn man Homeschooling als Vater oder Mutter betreibt, vertieft das die Bande zwischen Eltern und Kindern? Schafft das ein besseres Verhältnis? Mehr Nähe? Mehr Vertrauen?
Sebastian: Ich denke ja und nein, auch da sind Kinder unterschiedlich. Ich hatte bei meinen Kindern ganz deutlich das Gefühl, dass es Kinder gibt, die hier die ganz große Nähe zu den Eltern mehr brauchen als andere Kinder. Es ist ja zum Beispiel hier in Großbritannien so, dass der Kindergarten und die Vorschule im Grunde ganztags ist ab drei Jahren, manche auch schon früher, man Kinder kann die auch schon ab einem Jahr schon in die Krippe geben. Ich hatte Kinder, die sich nichts Schöneres vorstellen konnten, als mit drei Jahren dort in den Kindergarten zu gehen und den ganzen Tag von morgens acht bis nachmittags um vier dort zu sein ohne die Eltern. Ich hatte aber auch Kinder, die noch bis zum Alter von fünf bis sechs Jahren im Grunde nicht aus dem Haus wollten und nicht bereit waren, den ganzen Tag aus dem Haus zu gehen, und die wären meiner Meinung nach traumatisiert, wenn man die dazu gezwungen hätte, ganztags das Haus zu verlassen. Gut, die hätten sich dann wahrscheinlich auch wieder gefangen, es ist ja nicht wirklich eine seltene Situation. Aber insofern hängt es auch wieder stark vom Kind ab. Aber ich würde auf keinen Fall mich dazu befugt fühlen, zu sagen, dass ich eine bessere Beziehung habe zu meinen Kindern als andere Eltern, die das mit dem Homeschooling nicht machen können. Es kann sein, oder es kann auch nicht sein, ich glaube, man muss auf die Kinder schauen und die Kinder ernst nehmen und sehen, was sie zu dem aktuellen Entwicklungsschritt eigentlich am meisten brauchen.
16:41 - Welche Kontrollen gibt es?
Daniel: Jetzt hatten wir mit dem Lars schon darüber gesprochen, dass das ja auch der häufigste Kritikpunkt von vielen Eltern ist, die nach alternativen Wegen suchen, die sogenannte Gebäudeanwesenheitspflicht, die wir in Deutschland zum Beispiel haben, wie er da so schön genannt hat. Das heißt, der Staat kontrolliert, oder hat die Beschulung der Kinder komplett unter seine Kontrolle genommen, und das stört ja viele Eltern. Wie hast Du das erlebt in den USA, das heißt, welche staatliche Kontrolle gibt es für Eltern, die sich entscheiden, ihre Kinder zu Hause zu unterrichten?
Sebastian: In den USA ist es von Staat zu Staat unterschiedlich, allerdings muss man sagen, dass es in vielen Staaten überhaupt keine Kontrolle gibt. Es gibt ja auch kein Meldewesen in den USA, das heißt, wenn ich die Kinder in der Schule anmelde, dann weiß letztlich die Behörde, dass die Kinder existieren, ansonsten weiß die Behörde gar nicht, dass die Kinder existieren. Dieses Verständnis, dass die Eltern eigentlich die sind, die primär für die Erziehung und Ausbildung der Kinder verantwortlich sind, dass es nicht der Staat ist, das ist etwas, was es in Deutschland nicht gibt. In Deutschland haben wir ja dieses System, wie sagt man so schön: Von der Wiege bis zum Sarg ist der Staat letztlich überall dabei, kontrolliert alles, und es ist in anderen Ländern, vor allem in den USA nicht so. Und die Menschen haben auch nicht dieses Verständnis, dass sie die Verantwortung komplett auf den Staat abschieben können oder wollen. Ich fand es eigentlich sehr positiv, denn ich denke, dass Eltern am besten wissen, wenigstens bis zu einem gewissen Grad. Wenn es natürlich dann um medizinisches Expertenwissen geht, ist es was anderes, aber so für die alltäglichen Fragen und der Erziehung und der Bildung und die ganzen Dinge, die ich eben noch angesprochen habe: Was braucht mein Kind jetzt, heute und hier? Das wissen Eltern am besten, wie sie mit den Kindern umgehen müssen und was die Kinder brauchen. Da hat der Staat nichts drin verloren. Und da gefällt mir das amerikanische System besser, ist ja klar. Daniel: Unglaublich eigentlich, das heißt, die komplette Schulzeit bis 18 keinerlei Kontrolle, keinerlei Intervention vom Staat. Manch einer, der das jetzt hört oder sieht, mag sich das kaum vorstellen können.
18:59 - Unschooling
Daniel: Einen Begriff, den man in diesem Zusammenhang immer öfter hört oder liest, ist: unschooling. Sebastian erklärt uns, was es damit auf sich hat.
Sebastian: Unschooling ist im Grunde eine Bewegung, sage ich jetzt mal, die im Grunde die These aufstellt, dass Eltern und Kinder zunächst mal komplett im Kopf neu gepolt werden müssen. Wir sind ja alle mehr oder weniger aufgewachsen in dem Bildungssystem, was uns umgibt, und gerade wenn man jetzt mit Homeschooling anfängt, sind wir im Grunde immer noch darin verhaftet, bewusst oder unbewusst. Ich vergleiche es ein bisschen mit natürlicher Landwirtschaft. Es ist oftmals so, wenn man eine Ackerfläche zunächst konventionell bearbeitet und dann diese überführt in die Bio- oder auch in die verantwortungsbewusste Landwirtschaft, dass man das Land zunächst mal das Land brach liegenlässt für mehrere Jahre, bevor man da irgendetwas macht. Ähnlich ist auch Unschooling, was im Kopf passiert. Man sagt im Grunde genommen ist es so ein, ich sage mal fast ein Gefängnis, in dem wir uns befinden, ein gedankliches, da muss man erstmal raus. Und bevor wir irgendetwas machen, Homeschooling oder Online Schule oder sonst was, machen wir erstmal einfach gar nichts. Machen wir erstmal überhaupt keinen Unterricht für ein, zwei Jahre, sondern wir lassen es einfach alles mal laufen.
Wohlgemerkt, mit „alles mal laufen lassen“ ist nie gemeint, dass man zwei Jahre lang den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzt oder am Handy Computerspiele oder Videogames macht, sondern Homeschooling setzt immer voraus, dass man den Kindern ein interessantes Leben bietet, wo sie vielleicht andere Länder entdecken, andere Kulturen entdecken, Dinge sehen, die sie bisher nicht gesehen haben, Aktivitäten vielleicht in der Natur verfolgen, die sie sonst zu Hause nicht verfolgen würden. Aber dass sie eben komplett andere Dinge mit den Kindern machen, natürlich ist wichtig, dass die Kinder etwas lernen, ist ja ganz klar, aber dass man sich befreit von diesem Mythos, dass Lernen nur in einem Klassenzimmer funktioniert oder als Büffelei über einem Buch, sondern dass es ganz viele Methoden gibt, wie Menschen lernen können.
Möglicherweise könnte ich eine Segelrundfahrt machen. Ich habe Freunde, die haben mit ihren Kindern eine Segeltour gemacht um die Welt im eigenen Segelboot für zwei Jahre. Ich denke mir, dass die Kinder auf der Reise sehr viel mehr gelernt haben, als sie jemals in der Schule lernen werden. Dinge wie Verantwortungsbewusstsein. Wie muss ich mich verhalten in so einer Situation, wenn es auf mich ankommt? Umgang mit Ressourcen. Die Welt verstehen. Solche Skills, die wir ja möglicherweise in der Schule gar nicht mehr so wirklich lernen. Und das Unschooling sagt im Grunde genau das: Wir müssen erstmal komplett eine Pause machen, erstmal nichts machen, wir brauchen den kompletten Reset im Kopf, und erst dann fange ich im Grunde mit der Schule wieder an. Wir haben das nicht gemacht, ich hielt es bei meinen Kindern nicht für notwendig. Wir haben natürlich Homeschooling gemacht, das heißt, die Kinder haben von uns Eltern letztlich als Lehrer, als Tutoren das Material vermittelt bekommen, hauptsächlich durch meine Ex-Frau. Aber Unschooling in dem Sinne haben wir nicht gemacht.
22:22 - Keine verlorenen Jahre
Daniel: Für viele mag das echt unglaublich klingen, was Du gerade erzählt hast. Und auch gerade jetzt in den letzten knapp zwei Jahren, in Verbindung mit Lockdowns und Corona hörte man ja auch immer wieder den Aufschrei: „Für die Kinder! Den Kindern geht jetzt Schulstoff verloren! Sie haben nur die Hälfte des üblichen Schulstoffs überhaupt vermittelt bekommen!“ Da macht man sich ja in Deutschland große Sorgen. Übrigens, wenn Du keinen unserer interessanten Podcasts mehr verpassen willst, dann klick jetzt gleich auf ABO und besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen, und Du kannst uns dort Deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.
Sebastian: Ja, absolut. Man darf es nicht unterschätzen, man darf es auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich glaube auch nicht, dass Leute, die homeschoolen jetzt einfach sagen: „Okay, die Kinder sind zu Hause, und ich setze die vor das Handy oder den Computer oder das iPad, dann sollen sie selbst über eine App irgendetwas lernen,“ sondern in der Regel sind es Menschen, meiner Erfahrung nach, die ihre Kinder extrem lieben und extrem etwas Gutes für ihre Kinder tun wollen und sich sagen: „Meine Kinder kommen weiter, wenn ich mich selbst um die Ausbildung kümmere. Ich kann ihnen ein Umfeld anbieten, zu Hause, wo sie mehr lernen können als in der Schule.“ Statistiken zeigen das auch. Wir haben natürlich bei Corona die Situation gehabt, dass die meisten Eltern, die mit dieser Situation konfrontiert waren, ja gar nicht wirklich Homeschooling machen wollten, sondern die wurden letztlich gezwungen. Aber wenn Eltern das machen möchten und dafür begeistert sind und die Kinder dafür begeistern können, hat es in der Regel sehr gute Ergebnisse. Es gibt viele berühmte Leute, die homegeschoolt wurden. Zum Beispiel Thomas Edison war jemand, der wurde aus der Schule rausgeschmissen, weil er zu schwierig war, der wurde zu Hause unterrichtet. Teddy Roosevelt, der amerikanische Präsident, Agatha Christie war jemand. Dann auch aktuell Prominente wie Billie Eilish ist ja auch homegeschoolt gewesen, große Sportler. Es gibt viele Beispiele von sehr erfolgreichen jungen Menschen, die homegeschoolt waren.
24:43 - Abschließende Ratschläge für Ihre persönliche Entscheidung
Daniel: Zum Schluss fasst Sebastian seine Einschätzung und Erfahrungen noch einmal für uns zusammen.
Sebastian: Wie ich vorhin schon gesagt habe, jedes Kind muss man als Projekt anschauen. Ich bin ganz stark dagegen zu sagen, dass Homeschooling die allein heiligmachende Wahrheit ist, daran glaube ich absolut gar nicht. Ich habe sehr gute Erfahrungen gemacht mit sehr guten Schulen, aber ich habe auch sehr gute Erfahrungen mit Homeschooling gemacht. Es muss wirklich tatsächlich jeder Elternteil die Verantwortung übernehmen, diese Entscheidung zu treffen, für sich und seine Kinder und seine Familie. Eltern müssen sich fragen: Was ist wirklich für unsere Kinder das Beste? Ich glaube allerdings, dass diese Haltung zu sagen: „Es geht nur mit Schule“, oder: „Es muss unbedingt Schule sein,“ die ist komplett falsch. Jeder weiß aus der eigenen Schulzeit zu berichten, dass man viele schlechte Erfahrungen in der Schule gemacht hat, und heute ja sowieso. Deswegen kann man sagen, die Sozialisierung oder was man da in der Schule erlebt, kann man sich auch sparen. Man darf jetzt auch nicht die Schule auf einen Sockel stellen, man muss sich wirklich ernsthaft fragen: Was ist für mich und meine Familie das Beste? Aber natürlich auch: Was kann ich leisten? Es macht keinen Sinn zu sagen, man bürdet sich das auf, wenn man überhaupt keine Möglichkeit hat, sich damit zeitlich auseinanderzusetzen.
Daniel: Schön, war eine aufschlussreiche Nachbesprechung. Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Zypern - immer noch eine Steuer-Oase in der EU?
Historische Schätze, eine entspannte Lebensweise und ein Vorpreschen in moderne Strukturen können Sie auf der wunderschönen Mittelmeerinsel Zypern finden.
Zu Gast: Rechtsanwalt Dr. Panicos Kourides
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Einige von uns können sich noch an die junge Vergangenheit erinnern, als Deutschland in Ost und West aufgeteilt war, und ähnlich ist es heute auf Zypern. Diese wunderschöne Mittelmeerinsel ist in den türkischen Norden und den griechischen Süden aufgeteilt, und unser heutiger Gast, der zypriotische Rechtsanwalt Dr. Panicos Kourides, der in Leipzig studiert und promoviert hat, lebt und arbeitet heute in der auf Zypern südlich gelegenen Stadt Paphos uns berichtet uns von einem Leben und dem geschäftlichen Umfeld auf der schönen Mittelmeerinsel.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Wie kann ich mir das Leben auf Zypern vorstellen?
Der Rhythmus, wie Dr. Kourides es so schön darlegt, ist auf Zypern etwas langsamer und nicht so hektisch wie in anderen großen europäischen Städten. Die Klimaverhältnisse und vor allem die Einheimischen sind freundlicher als in Zentraleuropa, und auch die Beantragung einer Aufenthaltserlaubnis, dem Yellow Slip, für einen Aufenthalt, der über die meldefreien 90 Tagen hinausreicht, ist nicht kompliziert.
Die geschichtlichen Hintergründe Zyperns – ein fast buntes Bild
Bis 1960 war Zypern eine Britische Kolonie gewesen, 1974 haben die Türken etwa ein Drittel der Insel im Norden besetzt, Amtssprache ist Griechisch, und das Rechtssystem ist Common Law. Zypern stützt sich noch auf Gerichtsbeschlüsse des englischen Rechts und ist im Begriff, sein eigenes Rechtssystem aufzubauen.
Das Gesundheitssystem und die Infrastruktur auf Zypern
Das nationale Gesundheitssystem bietet allen einheimischen und auch ausländischen Bürgern eine ärztliche Grundversorgung. Viele Ärzte haben eine Ausbildung im Vereinigten Königreich genossen, und jede Art von Anliegen wird professionell behandelt. Telefonverbindungen und Internetangebote sind in hoher Qualität ausreichend vorhanden, Glasfaser wird im kommenden Jahr flächendeckend verlegt und auch öffentliche Verkehrsmittel bieten regelmäßige Verbindungen an.
Steuersätze und der Non Dom Status auf Zypern
Ein Jahreseinkommen bis zu 19.500 € ist auf Zypern steuerfrei und höhere Beträge werden in gestaffelte Steuersätze eingereiht, deren Höchstsatz mit 35% für ein Jahreseinkommen über 60.000 € angesetzt ist. Zudem können Ausländer auf Zypern den Non Dom Status beantragen, insofern ihr Familienstammbaum keine zypriotischen Wurzeln aufweist. Somit kommen entsprechende Personen für 17 Jahre in den Genuss, Dividenden und Zinseinkommen aus dem Ausland auf Zypern steuerfrei erhalten zu können. Die lokale Körperschaftsteuer beträgt 12,5%, und für ein nicht so strenges Verhältnis zu den Steuerbehörden auf Zypern, wie manche von uns es aus Deutschland kennen, ist man dankbar.
Firmengründung auf Zypern
Möchte man auf Zypern eine Firma gründen, wird dieses durch einen Rechtsanwalt erledigt. Die Bearbeitungszeit ist relativ kurz und kann somit nach nur wenigen Tagen mit seinen geschäftlichen Unternehmungen beginnen. Bei der Buchhaltung seiner Limited, die vergleichbar ist mit der deutschen GmbH, verhält es sich ähnlich wie im Vereinigten Königreich. Man ist mit Begriffen wie Director, Company Secretary und Registered Office vertraut, und bei Erstgründung sind nach 18 Monaten die Financial Reports einzureichen. Diese sind von einem vor Ort ansässigen Steuerberater anzufertigen.
Wer würde typischerweise nach Zypern auswandern?
Bis vor gut einem Jahrzehnt waren die nach Zypern kommenden Ausländer mehrheitlich Personen in einem Alter ab 50, die vorrangig Interesse an dem Erwerb von Immobilien hatten. Mittlerweile sind es eher jüngere Leute, die auf Zypern ein Unternehmen gründen, dieses von ihrer Wohnung oder ihrem Haus aus führen und zudem einen guten Teil ihrer Zeit im Ausland verbringen. Die entsprechenden Kosten für ihr Home Office können steuerlich abgesetzt werden. Der Anteil von Kunden aus dem russischsprachigen Raum hat in den letzten Jahren etwas abgenommen, aber in der Kanzlei von Herrn Dr. Kourides werden Mandanten weiterhin auf sechs (!) Sprachen begrüßt.
Lebenshaltungskosten auf Zypern
Ein sehr interessanter Punkt, wenn man eine Umsiedlung nach Zypern in Betracht zieht, ist, dass es bei Weitem nicht so dicht besiedelt ist wie beispielsweise Malta. Man hat auf Zypern noch die Möglichkeit, in einem etwas abgelegenen Häuschen wohnen zu können. Preislich ist alles vorhanden, von einer Zwei Schlafzimmer Wohnung in der Stadt für monatlich 750 € bis 750 € bis hin zu einer Luxuswohnung für eine Monatsmiete zwischen 2.000 € und 4.000 €
Wie sieht das Leben auf Zypern praktisch aus bezüglich des Konfliktes zwischen Nord und Süd?
Wir Menschen erleben immer wieder Konflikte, sind aber ursprünglich nicht dafür gemacht. Dieses wird spürbar, wenn man Herrn Dr. Kourides zuhört, während er uns von der Trennung in seiner Heimat berichtet. Zwar ist der Norden Zyperns von den Türken seit 1974 besetzt, aber es gibt keine täglichen Konflikte zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen. Viele der Griechen-Zyprioten haben damals ihre Häuser verloren und konnten nicht zurückkehren, aber die Hoffnung und der tiefe Wunsch nach Wiedervereinigung ist selbstverständlich vorhanden. Einige Türken-Zyprioten pendeln täglich von der Nordseite Zyperns zur Arbeit auf griechische Seite, und bringen ihre Arbeitskraft oftmals in der Bauindustrie oder Landwirtschaft ein.
Malta und Zypern im Vergleich
Ausgesprochen interessant wird es, wenn man die beiden Mittelmeerinseln Malta und Zypern gegenüberstellt, denn Zypern hat leider nicht den besten Ruf. Im Gegensatz dazu hatte Malta es sich damals, als sie der EU beigetreten sind zur Mission gesetzt, das Anti-Zypern zu sein, strebten eine moderne Gesetzgebung und Sicherheit im Finanzwesen an und haben bekanntlich niedrige Steuersätze.
Zypern auf dem Vormarsch im Krypto Bereich
Auch hier lohnt es sich, einen Blick auf Malta zu werfen, denn bereits von Anfang an war Malta ein starker Vorreiter für E-Gaming und Online Casinos. Malta hat sich in den vergangenen Jahren ebenfalls in der Krypto Branche etabliert, und ähnlich nennenswerte Initiativen entfalten sich mittlerweile auch auf Zypern.
Kontaktdaten und Links:
Dr. Panicos Kourides
Homepage: www.kourideslaw.com
E-Mail: dr.pkourides@cytanet.com.cy
Telefon: +357 26 819121
+357 26 821036
+357 26 821038
Bürozeiten: 08.00-13.00 Uhr und 15.30-18.30 Uhr
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Dubai – sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht
Digitaler Nomade: Ja – aber nicht ohne Krankenversicherung
Visum Thailand Beantragen: Diese verschiedenen Visa gibt es
Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Steuerfahndung, Hausdurchsuchung: Das müssen Sie wissen
Leben und arbeiten in Thailand: Das sollten Sie unbedingt wissen
Auswandern nach UK post Brexit
Wie man's richtig macht: USA Unternehmensgründung
Wohnung mieten in der Schweiz als Deutscher
Gold lagern im Ausland - was Sie wissen müssen
Was ist ein Perpetual Traveler?
Immobilie kaufen in Zypern als Ausländer
Wohnung in Zypern mieten als Ausländer
Nach Bulgarien umziehen maximal 10% Steuern bezahlen
Gold Zuhause lagern - Was es zu beachten gibt
Was steckt hinter den 16 Fragen, die das Finanzamt Auswanderern stellt?
Ruhestand in der Schweiz: Ein Paradies für deutsche Rentner
Costa Rica schafft die Territorialbesteuerung ab
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Quellensteuer Schweiz: Was Deutsche in der Schweiz wissen müssen
Thailand besteuert Auslandseinkünfte ab 2024
Timestamps
00:00:18 - Begrüßung und Einleitung und Vorstellung Herr Dr. Kourides
00:02:24 - Doch wieder zurück nach Zypern?
00:03:18 - Wie ist das Leben auf Zypern?
00:06:18 - Residenz oder Aufenthaltserlaubnis auf Zypern beantragen
00:09:23 - Die Amtssprache und das Rechtssystem auf Zypern
00:10:53 - Schule und Schulpflicht auf Zypern
00:14:09 - Das Gesundheitssystem auf Zypern
00:17:00 - Die Infrastruktur auf Zypern
00:19:47 - Erreichbarkeit, Einreisebestimmungen und Impfpass aus Zypern
00:22:48 - Einkommensteuersätze auf Zypern
00:24:24 - Der Non Dom Status auf Zypern
00:26:48 - Firmengründung auf Zypern
00:28:03 - Körperschaftsteuer auf Zypern
00:29:16 - Verhältnis Steuerzahler und Finanzbehörde
00:30:04 - Buchhaltung auf Zypern und Bezug auf die Rechtsform der Limited im UK
00:32:24 - Das Bankwesen auf Zypern
00:33:38 - Krypto auf Zypern
00:36:06 - Der Wandel des Bildes vom typischen Mandanten, der nach Zypern auswandert
00:38:25 - Auf Zypern von zu Hause aus arbeiten und die Kosten absetzen können
00:39:31 - Russen auf Zypern
00:40:54 - Lebenshaltungskosten auf Zypern
00:43:49 - Die Auswirkungen des Konfliktes zwischen dem türkischen Norden und griechischen Süden Zyperns
00:46:18 - Grenzpendler auf Zypern
00:48:40 - Nach dem Gespräch
00:49:31 - Der Unterschied zwischen Malta und Zypern
00:52:43 - Sicherheitslücken im zypriotischen Bankensystem
00:55:14 - Zypern auf dem Vormarsch im Krypto-Bereich
00:58:00 - Zypern ist recht weit weg – muss ich Bedenken haben?
01:00:30 - Wäre Zypern auch etwas für mich?
Mitschrift zu Folge 18 Perspektive Ausland: Zypern - immer noch eine Steuer-Oase in der EU?
Zu Gast: Rechtsanwalt Dr. Panicos Kourides
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Herr Dr. Kourides
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Daniel Taborek, und außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew. Heute sprechen wir mit Dr. Kourides. Er ist gebürtiger Zypriot, der aber auch viele Jahre in Deutschland gelebt hat. Heute erzählt er uns etwas über das Leben als Unternehmer auf Zypern, über die dortigen Steuersätze, Mietpreise und den Alltag auf der Insel im Mittelmeer. Zuerst aber stellt er sich einmal selbst vor.
Dr. Kourides: Mein Name ist Dr. Panicos Kourides, ich bin hier in der Stadt Paphos geboren, ich habe hier die Schule besucht, dann mein Abitur gemacht, Armeedienst, und dann bin ich nach Deutschland gegangen, dort habe ich in Leipzig Jura studiert und in internationalen Fragen promoviert, und seit 1979 bin ich hier auf Zypern wieder ansässig und übe seitdem den Beruf des Rechtsanwaltes aus. Ich habe zunächst in einer Kanzlei angefangen, und danach habe ich meine eigene Kanzlei aufgemacht, und seitdem sind wir hier in Paphos und ich übe den Beruf des Rechtsanwaltes aus.
Sebastian: Sehr interessant, wie lange waren Sie denn in Deutschland? Sie sprechen ja wirklich sehr gut Deutsch.
Dr. Kourides: Ich kannte nicht ein deutsches Wort als ich hingegangen bin, ich habe dann ungefähr sechs Monate einen Intensivkurs gehabt, und dann habe ich mit dem Studium angefangen, habe vier Jahre studiert, drei Jahre promoviert, und dann habe ich noch an der Uni zwei Jahre gearbeitet, und dann habe ich mich entschlossen, mit meiner Frau dann nach Zypern zurückzukommen.
Sebastian: Ist sehr interessant.
00:02:24 - Doch wieder zurück nach Zypern?
Daniel: Aber das Leben in Deutschland hat Sie jetzt nicht so sehr gereizt, dass Sie in Deutschland bleiben wollten?
Dr. Kourides: Ne, das würde ich nicht sagen, ich muss sagen, als ich zurückkam, wollte ich eigentlich zurückgehen, aber, okay, wenn man sich dann hier wieder niederlässt und sich an das alte Leben wieder gewöhnt, dann sind viele Sachen sicherlich auch viel interessanter in Deutschland als auf Zypern, aber okay, man gewöhnt sich hier an das Leben, man ist auch Zypriot, man hat auch hier das Mittelmeerklima und wenn man das zumindest vergleicht, was für mich auch sehr wichtig gewesen war mit dem Klima, dann ist natürlich Zypern besser.
Sebastian: Und Ihre Frau ist wahrscheinlich sowieso der Boss und kann entscheiden, wo es hingeht, nicht wahr?
Dr. Kourides: Das war mal so gewesen. (Alle lachen)
00:03:18 - Wie ist das Leben auf Zypern?
Daniel: Jetzt interessiert uns ja heute ganz besonders, mehr über das Leben, Arbeiten, Geschäftstätig Sein auf Zypern zu erfahren, und da sind Sie ja der Fachmann, deswegen sind Sie ja heute mit uns zusammen hier. Vielleicht ganz kurz am Anfang interessiert es unsere Zuhörer und die Mandanten von Sebastian: Wie ist das Leben auf Zypern? Wie muss man sich das vorstellen? Wie können Sie das beschreiben?
Dr. Kourides: Ich muss sagen, Zypern ist eine Insel im Mittelmeer, wir haben ein sehr gutes Klima, und das ist auch, was sehr viele Leute reizt, hierher zu kommen, aber wenn ich jetzt von den Einheimischen rede, das Leben an sich ist nicht so wie in großen Ländern wie Deutschland, England, Frankreich, wo das Leben dann sehr hektisch ist, so ist das Leben hier nicht, der Rhythmus bei uns ist etwas langsamer. Die Menschen, natürlich auch die Klimaverhältnisse sind ein bisschen anders, die sind etwas freundlicher als wenn man in Zentraleuropa ist, und die Lebenskunst, ich muss sagen, das Leben auf Zypern an sich ist nicht unbedingt sehr billig, aber wenn man zu zweit arbeitet, dann kann man das gut meistern, und was soll ich noch sagen? Ich muss Folgendes sagen: die meisten Zyprioten versuchen natürlich, ein eigenes Haus zu haben, zum großen Prozentsatz sind die Zyprioten geneigt, ein eigenes Haus zu haben. Es sind wenige Zyprioten, die mieten, wobei jetzt in den letzten Jahren, muss ich sagen, da hat sich auch diese Tendenz geändert, und jetzt gibt es mehr Zyprioten, die eine Wohnung oder ein Reihenhaus mieten und so. Da ist verhältnismäßig die Miete zu den europäischen Ländern in Mitteleuropa natürlich Zypern viel günstiger, und das Leben an sich ist auch, wie ich vorhin schon gesagt habe, wenn man zu zweit arbeitet, kann man auch sehr gut auf Zypern leben.
Daniel: Auf die Lebenshaltungskosten wollte ich später nochmal kurz drauf eingehen, aber vielen Dank.
00:06:18 - Residenz oder Aufenthaltserlaubnis auf Zypern beantragen
Daniel: Wie kann man sich das vorstellen, wenn ich jetzt meinen Wohnsitz nach Zypern verlagern möchte, ist es schwierig, eine Residenz oder eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen?
Dr. Kourides: Auf keinen Fall, Sie wissen, Zypern gehört zur Europäischen Union, und sicherlich für jeden Europäer, der hier nach Zypern kommen will, der kann das ohne Weiteres, der braucht nur einen gültigen Reisepass, einen gültigen Ausweis, und der kann hier nach Zypern kommen und darf sich hier ohne Weiteres drei Monate aufhalten, ohne dass er sich anmeldet. Allerdings, bevor die Zeit zu Ende geht, ist zu empfehlen, dass man den Antrag bei der Ausländerbehörde stellt. Dort bekommt man dann einen Termin, geht dorthin, man wird registriert, man muss natürlich auch folgende Dokumente dabei haben: auf jeden Fall einen gültigen Ausweis oder gültigen Reisepass, eine Krankenversicherung, ein Bankkonto, man kann sich hier auch ein Konto bei einer zyprischen Bank einrichten lassen, er kann aber auch das ausländische Konto, das er hat, zum Beispiel aus Deutschland, der kann die Statements von den letzten drei Monaten von einer deutschen Bank mitbringen und kann das den Behörden zur Verfügung stellen. Man muss entweder eine Wohnung mieten oder einen Mietvertrag vorweisen. Das sind eigentlich die wichtigsten Dokumente, die man braucht, um hier eine Genehmigung zu beantragen. Wenn natürlich auch Kinder mitkommen, dann muss man sehen, dass die Kinder dann an einer Schule angemeldet sind, dann muss eine Anmeldebestätigung von der Schule, wo die Kinder angemeldet sind, ausgestellt werden, dass die Kinder dort die Schule besuchen. Ich rede jetzt von minderjährigen Kindern bezüglich der Schule. Das muss man auch zur Verfügung stellen, also innerhalb von einer halben Stunde wird die Genehmigung dann ausgestellt, das nennt sich bei uns Yellow Slip, und mit diesem Dokument kann man hier auf Zypern ohne Weiteres arbeiten. Man kann sich natürlich als Visitor anmelden, das ist mehr so für die Rentner, dann müssen Sie auch die Pension vorweisen, was sie zu Hause bekommen, und für die Mietrente, man kann sich entweder als Visitor hier niederlassen oder eine Firma gründen, oder in einer Firma angestellt werden, in einem Büro, oder wenn man möchte, kann man auch eine eigene Firma gründen, und dann ist man in der eigenen Firma angestellt.
00:09:23 - Die Amtssprache und das Rechtssystem auf Zypern
Sebastian: Die Amtssprache auf Zypern, Herr Dr. Kourides ist, soweit ich weiß Griechisch, aber weil Zypern früher ja wahrscheinlich von Großbritannien abhängig war, vom United Kingdom, spricht jeder Englisch, wenn ich Sie richtig verstanden habe, oder?
Dr. Kourides: Ja, Zypern war bis 1960 eine Kolonie von Großbritannien gewesen, und die Amtssprache ist Griechisch, und früher war es auch mal Türkisch und Englisch, aber jetzt ist es Griechisch.
Sebastian: Und das Rechtssystem, ist das ein Kontinentales Rechtssystem, also Code Civil basiert, oder ist es Common Law, wie im angelsächsischen Raum?
Dr. Kourides: Das Rechtssystem, das wir hier auf Zypern haben, das ist Common Law, wobei wir uns auf Beschlüssen oder Gerichtsbeschlüsse des englischen Rechts stützen. Natürlich, wir haben seit 1960 versucht, wir bauen auch unser eigenes Rechtssystem auf, und wir haben auch unsere Gesetzgebung, worauf wir uns stützen. Wobei, wie gesagt, das englische Recht ist für uns die Basis, so hat es angefangen, und langsam, langsam wird es abgebaut, aber ich kann Ihnen sagen, dass wir praktisch ein eigenes Rechtssystem haben. Wir stützen uns noch auf das englische Common Law.
00:10:53 - Schule und eventuelle Schulpflicht auf Zypern
Daniel: Gut, was mich noch interessiert, Sie hatten es vorhin schon kurz angesprochen, Herr Dr. Kourides, das Thema Schule für Kinder. Wenn jetzt zum Beispiel eine ganze Familie nach Zypern umzieht, dann ist ja wirklich auch die Frage: Gibt es ausländische Schulen? Muss man die Kinder in einer griechischen Schule einschulen, oder gibt es zum Beispiel auch englische oder amerikanische Schulen, wie kann man sich das vorstellen?
Dr. Kourides: Erstmal gibt es unsere Schule, alle Kinder können zu einer griechischen Schule gehen, wobei es natürlich auch Privatschulen gibt, und diese auch in etlichen Sprachen, die meisten. Ich muss sagen, soviel ich weiß, es gibt noch keine deutsche Schule, aber die Möglichkeit, dann Deutsch zu lernen, es gibt auch das Goethe Institut auf Zypern, und man kann auch dort die Sprache erlernen. Wobei es auch in fast allen Städten auf Zypern ein Goethe Institut gibt, das man besuchen kann, und viele lernen auch die deutsche Sprache am Goethe Institut oder privat. Es gibt auch bei uns viele Zyprioten, die in Deutschland studiert haben oder woanders deutschsprechend studiert haben, und die lernen dann die deutsche Sprache praktisch an solchen Stellen, wo dann kleine Kinder da sind und die deutsche Sprache weiterlernen möchten.
Sebastian: Aber die staatlichen Schulen sind auf Griechisch, und die Privatschulen werden auf Englisch unterrichtet?
Dr. Kourides: Auf jeden Fall.
Daniel: Gibt es eine Schulpflicht?
Dr. Kourides: Ja, bis zur neunten Klasse ist bei uns Pflicht, das ist bei uns auf Zypern, und dann kann man auch privat eine andere Schule besuchen oder weiter das Gymnasium mit dem Abitur dann abschließen oder eine private Schule besuchen. Und dann geht es an die Universität. Es gibt bei uns auf Zypern inzwischen auch Universitäten, es gibt mittlerweile auch die Möglichkeiten, die es früher nicht gab, die meisten sind nach Griechenland oder England gegangen, auch nach Deutschland. Jetzt gibt es auch bei uns viele Universitäten, die sind auch gut, also zwei davon sind schon in einer guten Bandbreite von Universitäten eingeschätzt gewesen.
Daniel: Aber entschuldigen Sie, Herr Dr. Kourides, dass ich nochmal nachfrage: wenn jetzt zum Beispiel eine Familie nach Zypern umzieht, sind sie verpflichtet, ihre Kinder einzuschulen in die griechische Schule, oder können sie . . .
Dr. Kourides: Nein, es gibt keine Pflicht, die Kinder natürlich jetzt, aber jede Familie, die sich hier praktisch niederlässt, man möchte natürlich auch, dass die Kinder weitergebildet werden, und die versuchen entweder privat die Kinder anzumelden oder die gehen auch, ich habe auch Mandanten, die hier sich niedergelassen haben und ihre Kinder zu einer griechischen Schule gehen. Das ist eine freie Entscheidung von den Eltern.
00:14:09 - Das Gesundheitssystem auf Zypern
Daniel: Jetzt eine andere Frage, die auch sehr wichtig ist für jemanden, der seinen Wohnsitz generell ins Ausland verlagert, jetzt am Beispiel Zypern. Wie ist denn das Gesundheitssystem? Ist alles da, oder gibt es irgendwelche Behandlungen, wo man sagt, man verlässt lieber die Insel und geht nach Deutschland oder in ein anderes Land, um sich behandeln zu lassen, oder wie ist das Gesundheitssystem?
Dr. Kourides: Seit zwei Jahren gibt es bei uns auch das nationale Gesundheitssystem, und da sind natürlich alle Personen, also alle Bürger, ob das nun die eigenen Staatsbürger oder Ausländer sind, sie können jede beliebige Einrichtung besuchen, und ich muss sagen, dass das Gesundheitssystem auf Zypern überwiegend schlecht ist. Wir haben ein gutes medizinisches System, und es gibt natürlich auch Menschen, die etwas Besonderes haben möchten, sie können natürlich auch ins Ausland gehen, ob das nun England ist oder Deutschland oder Israel, das benachbarte Land, es sind solche Fälle. Aber man kann nicht sagen, dass praktisch das medizinische System auf Zypern schlecht ist. Es wird alles behandelt, es gibt auch Universitätskrankenhäuser, wo dann auch von der Universität eine Zusammenarbeit zwischen dem Krankenhaus und der Universität besteht, und es werden alle Therapien angeboten.
Sebastian: Das Gesundheitssystem, wie muss man sich das vorstellen? Ist es so organisiert wie im Vereinigten Königreich in England, wo man einfach eine Steuer bezahlt, und dann wird damit alles abgegolten, oder muss man eine Krankenversicherung haben wie in Deutschland?
Dr. Kourides: Also bei uns praktisch ist das so, dass jeder, der arbeiten geht, der wird einen Beitrag von der Arbeit nehmen, da wird praktisch vom Arbeitnehmer auf das Gehalt 2,65% bezahlt, und 2,9% zahlt der Arbeitgeber. Selbständige bezahlen praktisch auf das angegebene Gehalt 4%, und der Rentner bezahlt 2,65% auf den Bezug. Das sind eigentlich ganz gute Sätze, sagen wir mal so, die sind nicht so sehr hoch, muss ich sagen.
00:17:00 - Die Infrastruktur auf Zypern
Daniel: Okay, dann, wenn ich mir einen anderen Wohnsitz auswähle, wenn ich umziehen will, vor allem, wenn ich geschäftlich tätig bin, ist für mich natürlich auch die Infrastruktur sehr wichtig, allem voran natürlich das Internet, aber natürlich auch eine ganze Menge andere Leistungen. Was können Sie denn dazu sagen? Also wie ist die Infrastruktur ausgebaut? Ganz besonders natürlich die Internetanbindung im Land.
Dr. Kourides: Was die Vernetzung anbelangt auf Zypern, wir haben vier Varianten. Wir haben die Klasse Phase bis zu 1 GB, wir haben die normale Verkabelung bis zu 100 MB, dann haben wir auch 4G Internet für zu Hause, das ist praktisch Wi-Fi und für Mobiltelefone 5G. Und ich muss sagen, wir haben eine sehr gute Telefonverbindung zu fast allen Ländern in der Welt, und innerhalb des nächsten Jahres wird auch flächenweit die Glasfaser Variante praktisch umgesetzt, und der größte Anbieter dieser Leistung ist bei uns die CYTA, die Telefonkommunikationsgesellschaft Zyperns. Das ist, was die Telefonverbindung anbelangt. Ich sage mal, die Busfahrt innerhalb der Städte, da kann man sicherlich billig fahren mit dem Bus, und was das Taxi anbelangt ist es auch sehr verhältnismäßig zu den anderen europäischen Taxipreisen, sind also auf Zypern relativ günstig. Es gibt die Busverbindung zwischen Städten, es gibt regelmäßig alle zwei bis drei Stunden die Busverbindung von Paphos zum Beispiel zur Hauptstadt Nikosía, oder man kann sich privat ein Taxi oder vielleicht einen Leihwagen nehmen, das ist natürlich jedem überlassen, wie er das gerne möchte. Es gibt dann das Banksystem, da kann jeder praktisch zur Bank gehen und sich bedienen lassen, entweder online oder persönlich in der Bank. Was braucht man noch zur Infrastruktur?
00:19:47 - Erreichbarkeit, Einreisebestimmungen und Impfpass auf Zypern
Daniel: Vielleicht, was mich noch interessiert, gerade jetzt in der Corona Zeit: Wie ist denn die Anbindung, das gehört ja auch zur Infrastruktur, wenn man an den Flughafen denkt zum Beispiel. Also, wie ist die Erreichbarkeit? Ist es noch genau so wie immer, oder ist es eingefallen . . .
Dr. Kourides: Okay, nach wie vor, wir haben die zwei Flughäfen bei uns, das ist einmal in Larnaka, das ist der internationale Flughafen, und der andere ist in Paphos, auch ein internationaler Flughafen. Die Einreisebestimmungen werden natürlich jede Woche ein bisschen kategorisiert je nachdem, wie der Coronavirus sich verändert, da gibt es eine Kategorisierung nach europäischem Maßstab, wie das praktisch in ganz Europa abgeriegelt wird, und dann wird auch von uns praktisch kategorisiert, also aus welchen Länder man auf Zypern einreisen kann, wobei natürlich, muss ich sagen, aus den europäischen Staaten gibt es eigentlich kaum große Probleme. Dann wird natürlich auch das europäische Zertifikat ausgestellt, wenn man geimpft ist, wenn man die zwei Impfungen gehabt hat, bekommt man dieses europäische Zertifikat, womit man dann überall hin weltweit reisen kann, und inzwischen haben sie angefangen mit der dritten Impfung, und das wird dann praktisch generell von Europa aus zentral gesteuert, aber im Großen und Ganzen muss ich sagen, der Coronavirus wird in Grenzen gehalten auf Zypern, wobei es in der letzten Zeit ein bisschen zugenommen hat, muss ich sagen. Wir haben jetzt nach Omikron mehr Fälle täglich, da ist es ein bisschen mehr geworden, was die Fälle anbelangt, aber, sagen wir mal so, es hält sich noch in Grenzen.
Sebastian: Und wie muss man sich das jetzt vorstellen, muss man überall Masken tragen, muss man den Impfpass verwenden, wie ist so die Bewegungsfreiheit?
Dr. Kourides: Auf jeden Fall, die Maske ist Pflicht, die muss man überall tragen, und dann muss man auch, wenn man zu bestimmten Einrichtungen geht, muss man diesen Pass zeigen, ohne das geht es nicht.
Sebastian: Also Restaurants und so, muss man den Impfpass zeigen.
Dr. Kourides: Restaurants, Supermärkte, Kaufhäuser und so.
Daniel: Im Prinzip das Gleiche wie überall in ganz Europa wahrscheinlich mittlerweile, so Schritt für Schritt . . .
Dr. Kourides: Genau. Wir halten uns auch an die Richtlinien von den europäischen Gesundheitseinrichtungen.
00:22:48 - Einkommensteuersätze auf Zypern
Daniel: Vielleicht ein paar Fragen zum Thema Geschäft und Business auf Zypern, das würde mich interessieren. Ich komme jetzt nach Zypern und möchte dort ein Unternehmen gründen. Wie kann ich mir das vorstellen? Ist es schwierig, ist es aufwendig, wie lange dauert das?
Dr. Kourides: Erstmal muss ich generell etwas dazu sagen: Zypern ist eigentlich verhältnismäßig zu anderen europäischen Staaten, wir sind praktisch, was die Einkommensteuer anbelangt günstig. Ich sage mal so, damit Sie mal eine Vorstellung haben: Jeder, der bei uns ein Einkommen hat von 1 € bis 19.500 € pro Jahr, das ist steuerfrei. Also einer, der arbeitet, und der hat praktisch 19.500 € als Jahreseinkommen, da bezahlt man keine Steuern. Dann von 19.501 € bis zu 28.000 € bezahlt man 20%, von 28.001 € bis zu 36.300 € sind das 25%, und von 36.301 € bis 60.000 € 30%, und das Maximum ist über 60.000 € mit 35%. Das ist der höchste Steuersatz, den wir haben auf Zypern.
00:24:24 - Der Non Dom Status auf Zypern
Sebastian: Zusätzlich muss man aber, glaube ich sagen, dass es ja auf Zypern den Non Dom Status gibt, oder . . .
Dr. Kourides: Ich habe jetzt generell gesprochen über die Einkommensteuer pro Person. Das gilt generell, sowohl für die Einheimischen als auch für jeden, der hier nach Zypern kommen und sich hier niederlassen will. Wenn praktisch ein Ausländer, der noch mehr Vorteile haben will, für den haben wir auch den Non Dom Status, das heißt ein Ausländer, der sich hier niederlassen möchte, der kann praktisch mit dieser Einkommensteuer leben oder wenn wir wohlhabende Menschen haben, die praktisch mehr Vorteile haben möchten, sich für den Non Dom Status registrieren. Was braucht man dazu? Beim Non Dom Status muss derjenige, der nach Zypern kommt, der darf keine zypriotischen Eltern haben, er muss nachweisen, dass er keine zypriotischen Wurzeln hat, sondern die Eltern aus dem Ausland kommen. Er bringt zum Nachweis seine Geburtsurkunde, dass seine Eltern aus Deutschland oder England oder wo auch immer herkommen. Und dann muss man sich bei dem Steueramt anmelden, man bekommt dort eine Nummer, und wenn alles klar ist, dann bekommt er auch den Non Dom Status. Und derjenige, der praktisch diesen Non Dom Status bekommt, der braucht für 17 Jahre keine Steuern bezahlen für Dividenden aus dem Inland oder aus dem Ausland, und das ist ein sehr großer Vorteil, den die Ausländer haben in solchen Fällen.
Sebastian: Aber das sind nur Dividenden.
Dr. Kourides: Nicht nur Dividenden, auch Zinsen aus dem Ausland.
Sebastian: Also andere Kapitalerträge auch.
Dr. Kourides: Ja, Zinsen und Dividenden.
00:26:48 - Firmengründung auf Zypern
Dr. Kourides: Um nochmal zur Frage zurückzukommen, wenn man hier auf Zypern eine Firma gründen will, muss man sicherlich zu einem Rechtsanwalt gehen. Dazu braucht man einen Namen für die Benennung der Firma, dieser Name wird zum Handelsregister nach Nikosía geschickt, und innerhalb von zwei Tagen wird dieser Name genehmigt, und dann wird auch das Statut, das Gründungsdokument der Firma fertiggestellt, und man braucht für die Genehmigung des Namens, also auch für die Gründung der Firma maximal zwischen sieben und zehn Werktagen. Es kommt darauf an, wie die Last im Handelsregister ist. Und dann wird die Firma automatisch gegründet, man bekommt eine Nummer, man muss die Firma bei der Steuer anmelden, bekommt eine Steuernummer und eine Mehrwertsteuernummer, wenn sie das möchten, und dann kann diese Firma sofort tätig werden.
00:28:03 - Körperschaftsteuer auf Zypern
Sebastian: Auf Zypern ist die Körperschaftsteuer 12,5%, korrekt?
Dr. Kourides: Diese Firmen zahlen praktisch beim Reingewinn 12,5% Körperschaftsteuer.
Sebastian: Ist sehr wenig. Und dann hatten Sie gesagt, dass für den Non Dom Steuerzahler können die Dividenden dann steuerfrei sein. Auch für zypriotische Gesellschaften oder nur bei ausländischen?
Dr. Kourides: Nicht nur für eine zypriotische Gesellschaft, jede. Ich meine jetzt eine Gesellschaft, die hier bei uns gegründet wird, die wird mit 12,5% versteuert.
Sebastian: Körperschaftsteuer.
Dr. Kourides: Ja, die Körperschaftsteuer. Für die Non Dom Leute, da gibt es eben die Vorteile, wie ich ja vorhin gesagt habe, dass die praktisch für 17 Jahre keine Steuern auf Dividenden bezahlen, die sind dann steuerfrei.
Sebastian: Sie hatten gesagt, das ist von zypriotischen Firmen und auch von nicht-zypriotischen Firmen.
00:29:16 - Verhältnis Steuerzahler und Finanzbehörde
Daniel: Weil wir ja gerade beim Thema Steuern sind: Wie sind denn so die Finanzbehörden auf Zypern? Wir kennen zum Beispiel die Finanzbehörden von Deutschland oder von anderen europäischen Ländern in mehr oder weniger milder Strenge oder auch Durchgriffsfähigkeit, wie auch immer. Wie kann man sich das vorstellen? Wie ist das Verhältnis zwischen Unternehmer und den Finanzbehörden, zum Beispiel im Land?
Dr. Kourides: Ich würde sagen, dass das Verhältnis nicht so streng ist, wie man das aus Deutschland kennt.
Sebastian: Das ist ja schon mal positiv.
Dr. Kourides: Es lässt sich reden. Man kann mit den Finanzleuten sprechen, und wenn man einen guten Steuerberater zur Seite hat, kann viel gemacht werden.
00:30:04 - Buchhaltung auf Zypern und Bezug auf die Rechtsform der Limited im UK
Daniel: Und zum Beispiel, was jetzt die Firmenverwaltung betrifft, Buchführung, Buchhaltung für Unternehmer, gibt es irgendwie spezielle Dinge, die man beachten muss, die anders sind als in anderen Ländern, wie zum Beispiel in Deutschland?
Dr. Kourides: Ich meine jetzt für die Firma, sicherlich muss auf jeden Fall der Direktor sein und meistens wird der Anteilinhaber sein, wobei, man kann auch jemand anderen einsetzen, das ist kein Problem. Das Akkreditieren der Firma kann auch von dem Anteilinhaber ausgeführt werden, wobei in den meisten Fällen ist es so, dass als Sekretär der Firma der Rechtsanwalt benannt wird, denn auch für die Korrespondenz, für dies und jenes, wenn etwas mit den Behörden zu tun ist, ist es besser, wenn der Rechtsanwalt die Korrespondenz führt. Und man braucht natürlich nach der Gründung einer Firma, zumindest bei der Erstgründung muss man nach 18 Monaten die Financial Reports dem Staat zur Verfügung stellen, und das muss von einem Steuerberater angefertigt werden. Also, man kann nicht von Deutschland aus an einen Steuerberater verwenden, sondern man muss einen Einheimischen, der hier zugelassen ist, der muss diese finanziellen Berichte, die Jahresplanung, wenn Sie so wollen, dem Finanzamt zur Verfügung stellen.
Sebastian: Man sollte vielleicht noch sagen, Herr Dr. Kourides, vielleicht eine Sache noch zwischendurch, dass auf Zypern die typische Rechtsform die Limited ist, also ähnlich wie auch im englischen Recht, da gibt es Director, Company Secretary, Registered Office, also diese ganzen Begriffe, die man aus England kennt, die gibt es auch auf Zypern, korrekt?
Dr. Kourides: Auf jeden Fall.
Sebastian: Das ist ja ähnlich, wie das strukturiert ist.
Dr. Kourides: Das ist eine Limited, diese Firma ist eine Art GmbH in Deutschland, und man haftet nur bis zur Höhe des Stammkapitals.
00:32:24 - Das Bankwesen auf Zypern
Daniel: Banken, vermute ich mal, sind wahrscheinlich auch kein großes Problem, wenn jetzt ein Startup oder ein neues Unternehmen gegründet wird, dann bei einer ansässigen Bank zu eröffnen für eine neue Firma ist wahrscheinlich auch kein Problem für Ausländer, oder?
Dr. Kourides: Auf keinen Fall, das ist kein Problem. Wir betreuen auch sehr viele Firmen, muss ich sagen, auch deutschsprachige Mandanten und andere Mandanten. Natürlich, weil wir diese Vorteile auf Zypern haben, kommen viele hierher und lassen sich hier nieder, sie haben auch andere Vorteile des Landes, wir haben das gute Wetter, wir haben keine hohe Kriminalität, die Menschen hier, die Einheimischen sind sehr freundlich, wir haben gutes Essen, wir haben, muss ich sagen, eine gute Lebensqualität, und daher wird das natürlich insofern ausgenutzt, denn das bringt ihnen Vorteile, finanzielle Vorteile und auch Vorteile, was ihr Leben anbelangt.
00:33:38 - Krypto auf Zypern
Sebastian: Herr Dr. Kourides, können Sie vielleicht mal etwas dazu sagen, gibt es bestimmte Branchen, gerade in der jüngeren Vergangenheit, die dort auf Zypern letztlich von sich Reden gemacht haben? Wir wissen ja, zum Beispiel in Malta gibt es sehr viel E-Gaming, wir haben jetzt in Malta auch angefangen mit Krypto. Gibt es etwas Ähnliches auf Zypern? Hat sich Zypern auch in bestimmten Branchen hervorgetan durch moderne Gesetzgebung, durch Gesetzesinitiativen, wo Zypern also sagen will: Wir wollen dafür ein wichtiger Standort in der Welt werden. Was kann man dazu sagen?
Dr. Kourides: Ich meine, was Krypto anbelangt auf Zypern, ist das offiziell noch nicht praktisch rechtlich verankert und abgesichert. Soweit ich weiß, gibt es viele, die Aktivitäten führen, allerdings im Ausland, aber im zyprischen Rechtssystem haben wir keine Grundlage dafür, noch nicht. Es wird noch darüber gesprochen und verhandelt, aber wir haben keine gesetzliche Grundlage, die praktisch diese Art von Aktivitäten offiziell genehmigt, und das ist eine Frage, die wir natürlich dazu noch diskutieren und noch richtig regeln müssen. Ich muss sagen, es gibt viele junge Leute, die sich dafür interessieren und viele, die sich damit beschäftigen, und da muss man die gesetzliche Grundlage dafür schaffen, damit das auch offiziell akzeptiert und geschützt wird.
Sebastian: Mal außerhalb von Krypto gesehen, wie zum Beispiel im FinTech Bereich, ist Zypern dort ein wichtiger Standort?
Dr. Kourides: Ich muss sagen, wir haben noch nicht die Grundlage dafür, das fehlt uns noch. Das ist, was ich versucht habe, mit Krypto zu sagen, dass wir noch nicht so die richtige Grundlage dafür haben, und das ist eine Frage, die wir dort noch überprüfen lassen müssen und auch die Regierung sich die entsprechenden Gedanken dafür macht, dass man das praktisch in die Tat umsetzt, damit auch für die Geschäftsleute Zypern als Businesscenter noch interessanter wird.
00:36:06 - Der Wandel des Bildes vom typischen Mandanten, der nach Zypern auswandert
Daniel: Vielleicht von mir nochmal ein bisschen nachgefragt zu dem, was auch der Sebastian Sauerborn gerade gesagt hat. Vielleicht der typische, aus Ihrer Sicht, aus Ihrer Erfahrung, was ist denn so der typische Mandant, wo Sie sagen: Also das sind so die typischen Leute, die nach Zypern kommen. Sind das Familien? Sind das junge Leute? Sind das welche, die mehr in der IT tätig sein wollen oder im klassischen Business? Was ist so der typische Mandant, den Sie beraten und nach Zypern zum Zweck der Unternehmensgründung nach Zypern begleiten?
Dr. Kourides: Wenn Sie mich vor zehn bis fünfzehn Jahren gefragt hätten, die meisten Mandanten waren, sagen wir mal so, in einem Alter über 50, die sich hier Immobilien erwerben und sich hier niederlassen wollten, es war also meistens der Kauf von Immobilien. Wir hatten auch genügend Mandanten, allerdings mehr interessiert an Immobilien. In den letzten Jahren haben wir junge Leute, insbesondere etwa in den letzten drei Jahren, die sich hier niederlassen wollen, und sie wollen praktisch in der Wirtschaft aktiv werden, die wollen eine Firma gründen, die machen also die verschiedensten Firmen, und von Zypern aus gehen sie auch ins Ausland. Ob das nun in Asien oder in arabischen Ländern oder auch in Europa selbst, das ist nicht ausgeschlossen, die machen diese Firmengründungen, und die operieren von Zypern aus, weil eben die Steuersätze auf Zypern viel günstiger sind als in Deutschland. Und das ist dieser Unterschied, den man zwischen den vorherigen und den letzten Jahren sieht. Da sind jetzt mehr junge Leute, die sich hier niederlassen und von zu Hause aus ihre Aktivitäten ausführen, über das Internet, das ist eigentlich so der neue Trend, muss ich sagen in den letzten Jahren.
00:38:25 - Auf Zypern von zu Hause aus arbeiten und die Kosten absetzen können
Sebastian: Das heißt, die leben auf Zypern, die lassen sich auf Zypern nieder, machen dann Arbeiten von zu Hause, von der Wohnung aus auf Zypern und führen dort ihre Geschäfte?
Dr. Kourides: Auf jeden Fall, und ich kenne auch als Sitz der Firma entweder ihr eigenes Haus oder ihre eigene Mietwohnung, das können sie auch absetzen, alle diese Kosten, und das ist auch ein großer, enormer Vorteil, den sie haben, weil alle diese Kosten werden praktisch abgesetzt. Und die führen ihre Tätigkeit von zu Hause aus. Ich sage nicht, dass die hier das ganze Jahr leben, aber das Minimum ist sowieso 183 Tage hier auf Zypern zu sein, wobei sicherlich ab und zu gehen sie nach Deutschland zurück oder sie machen ihre Reise in andere Länder, das kommt darauf an, auf jeden einzelnen Mandanten, was er gerne hätte.
00:39:31 - Russen auf Zypern
Daniel: Was haben wir noch für Fragen? Ich habe gesehen, das hat mich nur so interessiert, auf Ihrer Webseite. Ihre Webseite ist auch in Russisch. Wird Zypern von russischen Einwanderern übernommen, oder wie kann man sich das vorstellen?
Dr. Kourides: In meiner Kanzlei sprechen wir ungefähr sechs Sprachen, und deswegen bieten wir Griechisch, Englisch, Deutsch, Russisch, Französisch und Serbisch an. Wir haben auch andere Kollegen hier in der Kanzlei, das ist praktisch meine Kanzlei, aber in der Kanzlei an sich sprechen wir sechs Sprachen. Und das ist, warum wir unsere Webseite auch in Russisch haben. Vor ein paar Jahren, muss ich sagen, das ist nicht mehr so, aber es gibt noch viele Kunden aus dem russischsprachigen Raum, die sich hier niederlassen, etwas kaufen oder eine Firma gründen. Das war allerdings vor ein paar Jahren viel mehr, aber das ist in den letzten Jahren zurückgegangen. Aber wir bieten das an, denn wir haben diesen Vorteil, dass wir diese Sprachen anwenden können in der Kanzlei.
00:40:54 - Lebenshaltungskosten auf Zypern
Daniel: Hast Du noch Fragen, Sebastian?
Sebastian: Vielleicht noch die eine oder andere praktische Frage: Was muss man sich vorstellen, wenn man auf Zypern zum Beispiel eine Wohnung mieten möchte, eine Ein-, Zwei- bis Drei Zimmer Wohnung mit einigermaßen gehobenem Standard, ohne dass es jetzt Luxus ist, aber was man, wenn man gerade so aus Deutschland kommt, gewöhnt ist. Was kostet so die Miete ungefähr im Monat?
Dr. Kourides: Das ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich. Wenn ich die Hauptstadt Nikosía und Limassol nehme, das ist die zweitgrößte Stadt Zyperns, muss man rechnen für eine Zweiraumwohnung, und wenn ich sage Zweiraumwohnung, damit meine ich zwei Schlafzimmer. Dazu kommen noch die Küche, das Wohnzimmer und die Toilette, da muss man in diesen Städten mit zwischen 750 € bis 850 € rechnen. Bei uns in Paphos, in der Stadt, wo ich wohne, da ist es etwas günstiger, man muss für eine Zweiraumwohnung mit 600 € bis 650 € rechnen. Und wir reden also ungefähr in Paphos pro Quadratmeter circa zwischen fünf bis acht Euro. In den anderen Städten muss man mit zehn Euro oder etwas mehr rechnen. Es kommt darauf an, auch in welchem Gebiet man die Wohnung hat. Es gibt Gebiete, wo das dann anspruchsvoller ist, in der Nähe vom Meer ist oder im Stadtzentrum, und auch von der Lage hängt es ab.
Daniel: Generell Lebenshaltungskosten, was muss man so ungefähr rechnen für zwei Personen, wie hoch sind so roundabout Miete und andere Kosten, die man noch braucht im Monat so ungefähr?
Dr. Kourides: Wir reden von zwei Personen ohne Kinder?
Daniel: Ja, als Beispiel.
Dr. Kourides: Sagen wir mal so für zwei Personen muss man ungefähr mit 1.500 € rechnen, maximum, mit allem Drum und Dran, und dazu zähle ich Strom, Wasser, Telefon, Transportkosten, wenn man ein eigenes Auto hat Benzin, das sind alles die Transportkosten, das muss man mit in Bedacht ziehen.
00:43:49 - Die Auswirkungen des Konfliktes zwischen dem türkischen Norden und griechischen Süden Zyperns
Sebastian: Jetzt haben wir ja auf Zypern die Situation, dass der Norden von Zypern ja durch die Türkei besetzt ist. Wirkt sich das irgendwie im Alltag der Menschen aus, oder ist das ein Konflikt, der mehr oder weniger beruhigt ist, und der letztlich niemandem mehr irgendwelche Sorgen bereiten sollte?
Dr. Kourides: Das Problem besteht nach wie vor seit 1974 nach der türkischen Invasion. Ich muss sagen, es gibt keine täglichen Probleme zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen, auf keinen Fall. Aber sicherlich, da sind die Einheimischen, ich spreche jetzt mal von den griechischen Zyprioten, die ihre Häuser verloren haben. Natürlich, die wären gerne zurückgegangen. Das ist eine politische Frage, und wenn es einfach gewesen wäre, dann wäre das Problem schon längst gelöst, aber so einfach ist das nicht. Ich muss sagen, zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen gibt es keine großen Probleme, denn früher haben beide Bevölkerungsgruppen auf der gesamten Insel gewohnt, und die waren auf der ganzen Insel verstreut gewesen. Nun, durch die verschiedenen Handlungen, die nach der Invasion durchgezogen wurden, sind die Türken-Zyprioten im Norden, und wir sind im Süden. Wir hoffen und wir spekulieren, dass wir eines Tages eine Lösung finden, dass beide Bevölkerungsgruppen nicht wieder zusammenleben können, ich glaube, unter den Umständen nicht, aber dass man sich zusammentut und dass man zusammenlebt und dass man auch gemeinsam finanzielle Geschäfte macht und dies und jenes, dass das Vertrauen zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen wiedergewonnen wird, und dass dieser Abstand, den es noch gibt in dieser Generationslinie, dass der dann eines Tages abgeschafft wird. Aber natürlich, da sind wir noch nicht so weit, ich glaube, wir brauchen noch viel guten Willen, insbesondere von der Türkei, und da müssen wir noch dran arbeiten.
00:46:18 - Grenzpendler auf Zypern
Daniel: Wie kann man sich das vorstellen, gibt es jetzt eigentlich Grenzüberschreitenden Handel zwischen den beiden Zypernteilen, oder gibt es Grenzgänger, die vielleicht auf der einen Seite wohnen, auf der anderen Seite arbeiten, oder wie kann man sich das vorstellen?
Dr. Kourides: Ja, ja, sicherlich, es gibt Türken-Zyprioten, die jeden Tag zu uns rüberkommen, und die arbeiten in zypriotischen Firmen, ich meine jetzt privat, und Zyprioten gehen auch rüber, wobei natürlich die Zyprioten an sich und Türken gehen nicht in den Norden zum Arbeiten, weil auch der Lebensstandard vom Norden etwas geringer ist im Verhältnis zu unserem Teil, und demzufolge sage ich mal, sind es meistens die Türken-Zyprioten, die hier rüberkommen, und die arbeiten bei uns. Ob das nun in der Bauindustrie oder Landwirtschaftsindustrie, in solchen Arbeitsgebieten sind sie mehr tätig. Wie gesagt, es gibt auch die Wenn-beschlüsse, es gibt auch viele, die herkommen, die zwischen den von unserem Präsidenten unterzeichneten gewesen sind von den Türken und von den Zyprioten. Und auf dieser Grundlage wollen wir eigentlich dann etwas bauen. Deswegen reden wir auch von einem Föderativ-System, was wir, wenn wir uns dann einigen, was für ein föderatives System praktisch gründet, dass wir die Zentralregierung haben, die praktisch in bestimmten Bereichen zuständig wird und dann haben wir praktisch zwei Kantone oder Bundesländer, wie auch immer, wie sich das nennt, das spielt keine Rolle, und dann eigene Kompetenzen haben in bestimmten Bereichen. Und das ist, was wir als Griechen-Zyprioten hoffen, dass wir eines Tages dazu kommen, und dass wir auf der Grundlage des internationalen Rechts eine friedliche Lösung mit den Türken, also Zyprioten-Türken finden.
Sebastian: Ja, das ist doch hier ein positiver Blick in die Zukunft und ein guter Abschluss. Ich denke, von unserer Seite waren das alle Fragen. Herr Dr. Kourides, vielen Dank für das interessante Gespräch.
00:48:40 - Nach dem Gespräch
Daniel: Nach der Aufnahme mit Herrn Dr. Kourides haben Sebastian und ich uns nochmal zusammengesetzt, um einige Dinge nochmal zusammen zu besprechen. Einige Dinge sind bei der Aufnahme vielleicht nicht so stark zur Sprache gekommen. Eine Sache, die mich nochmal interessiert, das wäre eine Frage, die ich Dir gleich zu Anfang stellen würde Sebastian: Malta ist ja auf unserer Webseite sehr, sehr stark präsentiert, während Zypern relativ kurz kommt. Dafür wird es ja bestimmt einen Grund geben, und auch ein zweiter Punkt ist das Thema Krypto, also das Krypto-Business, da hatten wir ja kurz drüber gesprochen mit dem Herrn Dr. Kourides, dass das auf Zypern weniger eine Rolle spielt, aber vielleicht kannst Du da auch noch etwas zu sagen.
00:49:31 - Der Unterschied zwischen Malta und Zypern
Daniel: Beginnen wir vielleicht erstmal mit dem Thema Malta oder Zypern.
Sebastian: Genau, das ist ja sicherlich ein ganz interessanter Punkt. Wie gesagt, auf unserer Webseite reden wir sehr stark vom Thema Malta, wir haben natürlich auch mit meinem Bruder Philipp, Dr. Werner und Partner in Malta eine sehr starke Präsenz, und das jetzt auch schon seit zehn Jahren. Auf Zypern machen wir aber eigentlich relativ wenig. Ich würde überhaupt nicht sagen, dass man Zypern Mandanten nicht empfehlen kann, das würde ich gar nicht sagen, aber es gibt natürlich einen Grund dafür, dass wir uns als Standort im Mittelmeer für Malta entschieden haben, und nicht für Zypern zum Beispiel. Und der Grund ist zunächst mal ganz einfach ein Image Grund, also Zypern hat auf Deutsch gesagt, einfach ein beschissenes Image. Das fängt damit an, dass dort zunächst mal die Russen ganz stark vertreten waren, dass Zypern sehr relaxed war hinsichtlich von problematischen Geldern aus möglicherweise krimineller Herkunft, oder zumindest aus zweideutiger Herkunft, dann wurde natürlich auf Zypern auch, vor einigen Jahren gab ein Bailout, und das führt dann doch dazu, dass bei vielen Mandanten Zypern ein schlechtes Image hat. Ob das jetzt so stimmt oder nicht, und ob das heute auch noch so ist oder nicht, das möchte ich mal in den Raum stellen, aber zumindest damals, als wir die Entscheidung getroffen haben, oder als mein Bruder die Entscheidung getroffen hat, war Malta sicherlich der Favorit. Hinzu kam, dass Malta ja erst vor kurzer Zeit Mitglied der EU wurde, jetzt vor 15 Jahren ungefähr, und die sich damals ganz klar zum Ziel gesetzt haben, sie wollen das Anti-Zypern sein, das heißt, sie wollen eine moderne Gesetzgebung haben, sie wollen nicht irgendwelche Personen oder Gelder oder Firmen dort reinlassen, die jetzt nicht, sagen wir mal einem sauberen Image entsprechen. Gut, man weiß selbst, Malta hat sich selbst vielen Vorwürfen in der Zwischenzeit ausgesetzt, gefühlt von Mafia bis zu allen möglichen anderen Attentaten auf Journalisten und so weiter, also, dieses Saubermann-Image von Malta ist jetzt natürlich auch beschädigt, würde ich sagen, aber nichtsdestotrotz ist das zumindest das Ziel von Malta. Sie wollten eine moderne Gesetzgebung haben, sie wollten, ich sage mal mit dieser alten Krügelei, die auf Zypern so ist, wenn Leute mit Bargeldkoffern, zumindest in der Legende, angekommen sind, damit wollten sie aufräumen, das wollten sie ganz deutlich nicht machen und wollten sich da eben doch ganz klar als Gegenpol zu Zypern im Mittelmeer positionieren. Das war sicherlich vom Hintergrund her gesehen ein wichtiger Punkt.
00:52:43 - Sicherheitslücken im zypriotischen Bankensystem
Daniel: Weil Du das mit dem Bargeldkoffer angesprochen hast, das führt mich natürlich gleich zu dem Thema Banken. Hast Du irgendwelche Erfahrung, oder haben Mandanten von Dir Erfahrung zum Thema Banken auf Zypern?
Sebastian: Wie gesagt, wir hatten immer mal wieder Mandanten, die dann auch nach Zypern umgezogen sind und dort eine Firma hatten und so weiter. Ich kann mich an eine Anekdote erinnern, da gab es dann einen Mandanten mit einer Firma auf Zypern, der wollte jetzt mal prüfen, wie sicher diese Banken eigentlich sind. Er hat dann dort angerufen bei der Bank und hat einiges geschafft, mit sehr wenig Information, ich sage jetzt einfach mal Name, Adresse des Kontoinhabers, kompletten Zugang zu dem Konto zu bekommen, was ja in vielen Ländern heutzutage, wo man PIN und TAN und alle möglichen per Zufallsgenerator generierte Information, SMS und so weiter braucht, doch absolut nicht geht, und das hat ihn natürlich sehr erschrocken. Was die zypriotischen Banken imagemäßig stark in Mitleidenschaft gezogen hat, war diese Sache mit dem Haircut, dass eben jeder, der 100.000 auf dem Konto hatte, dem wurde automatisch ein, ich sage mal ein Obolus abgezogen, um den Bailout zu finanzieren, was ja dann letztendlich für viele Mandanten eigentlich auch ein Symbol gewesen ist, was sie von der EU zu erwarten haben. Eine gewisse EU Kritik kommt ja auch daher, dass jeder sagt, wenn sie nächstes Mal ein Bailout braucht, dann ziehen sie das nicht nur auf Zypern direkt vom Konto ab, sondern bei jedem, der ein SEPA Konto hat. Auf Zypern haben sie dann einfach mal als Versuchskaninchen genommen, um zu sehen, wie die Reaktionen sind und so weiter. Das hat das Vertrauen einfach zerstört. Man muss natürlich sagen, fairerweise, dass alle diese Gelder mit attraktivem Zins und Zinseszins mittlerweile zurückbezahlt worden sind, auch an diejenigen, denen damals was vom Konto genommen wurde, aber nichtsdestotrotz, das macht den Imageschaden und das Vertrauensproblem nur zum Teil wieder gut.
00:55:14 - Zypern auf dem Vormarsch im Krypto-Bereich
Daniel: Jetzt sind wir vom Bargeld zur Bank gekommen und schlagen jetzt mal die Brücke von der Bank zu Krypto, denn das kam ja auch im Gespräch mit Herrn Dr. Kourides zur Sprache. Du hattest auch Malta erwähnt zum Thema Krypto, die dort ja sehr, sehr innovativ vorangegangen sind. Hast Du noch irgendwelche andere Information zum Thema welche Rolle Krypto-Business spielt auf der Insel Zypern?
Sebastian: Diese Sachen ändern sich ja laufend, und ich hatte mich im Vorfeld zu unserem Gespräch informiert, was auf Zypern momentan läuft im Krypto Bereich, aber auch in anderen Bereichen generell, in den Bereichen FinTech oder Gesetzgebung für innovative Unternehmen, wo ja doch Malta ein sehr starker Vorreiter war, schon von Anfang an im Grunde für die ganzen E-Gaming, also für die Online Casinos, und jetzt natürlich in den letzten Jahren ganz stark als Krypto Island etabliert hat, dort also eine gesetzliche Rahmenbedingung geschaffen hat, dass dort zum Beispiel Exchanges eine Zulassung erhalten, die robust ist, die also modernen Anforderungen an Geldwäscherei und so weiter entspricht, und die dann aber auch in gewisser Weise benutzerfreundlich ist. Ich hatte mich gefragt, ob Zypern ähnliche gesetzliche Vorhaben hier entweder in der Pipeline oder schon verabschiedet hat, und wie ich so aus der Online Lektüre ersehen konnte, sind da auf jeden Fall relativ viele FinTech Unternehmen schon auf Zypern unterwegs. Da gibt es auch einige gesetzliche Vorhaben, die da in der Mache sind oder vor Kurzem verabschiedet wurden, und insofern würde ich schon sagen, dass die FinTech Industrie und die Krypto Industrie auf Zypern auf jeden Fall auf dem Vormarsch ist. Es hat mich deswegen etwas gewundert, dass Herr Dr. Kourides gesagt hat, die Insel wäre noch nicht so weit. Von dem, was ich so mitbekommen habe, sind dort durchaus nennenswerte Initiativen zu nennen.
Daniel: Gut, das würde ja dann zum Beispiel doch wieder für Zypern einen positiven Stein ins Brett bringen.
Sebastian: Absolut, ich sage überhaupt nicht, dass Zypern negativ ist, ich sage nur, man muss diese Dinge einfach wissen, und ich will Zypern gar nicht schlecht reden. Zypern hat sehr viele Vorteile, auch steuerlich, wie Herr Dr. Kourides auch schon selbst gesagt hat. Da sehe ich keinen Grund, Zypern hier zu verunglimpfen.
00:58:00 - Zypern ist recht weit weg – muss ich Bedenken haben?
Daniel: Eine Sache, die mir noch in den Sinn kommt, ist, dass Malta als auch Zypern ja ein ganzes Stück weg sind, wobei Zypern jetzt im Gegensatz zu Malta relativ dicht wiederum an einem Land liegt, also an der Türkei, wo man sagen muss, da müsste man vielleicht doch, oder denen unterstellt man eine gewisse Unberechenbarkeit, gerade in letzter Zeit. Ich weiß nicht, wie Du darüber denkst, oder vielleicht hast Du von Mandanten schon dazu etwas gehört. Ist das ein Punkt, der vielleicht eine Rolle spielt bei der Auswahl des Wohnsitzes oder meines Unternehmenssitzes? Wie siehst Du das?
Sebastian: Absolut, das ist absolut ein Punkt. Wie gesagt, es ist nicht für jeden ein Punkt, aber so ein gewisses Unbehagen, aber das gibt es auch schon bei Dubai und solchen Ländern, denn was ist Dubai letztlich? Dubai ist ja eine absolutistische Monarchie, also in einem ganz anderen Kulturkreis und mit ganz anderen Regeln. Wie gesagt, ich will nicht schlecht über Dubai reden, wir haben ja erst neulich dazu ein interessantes Gespräch gehabt, aber es ist nun mal de facto so, dass doch viele Mandanten aus dem westlichen Bereich damit ein bisschen Bauchschmerzen haben. Ob das jetzt tatsächlich rational oder einfach ein schlechtes Gefühl ist oder Misstrauen oder was auch immer, das sei jetzt mal dahingestellt, ich will das nicht beurteilen, aber auf jeden Fall ist so diese Nähe zur Türkei oder auch die Tatsache, dass ja die Türkei dort letztlich die Insel zum Teil einfach mal besetzt hat, also dort einfach einmarschiert sind. Wir sehen das momentan bei Russland, wie die auf die Krim einmarschiert sind, und jetzt gibt es Gerüchte, dass sie dort in die Ukraine einmarschieren wollen, das ist schon ein ganz beträchtlicher Vorgang. Es ist mittlerweile befriedet, kein Mensch hat Interesse am Konflikt, aber trotzdem ist es ja schon, gerade in der aktuellen Situation verursacht es bei vielen Bauchschmerzen, das ist ganz klar. Und Du hast schon gesagt, Zypern ist ein gutes Stück weg, Malta ist auch ein gutes Stück weit weg, aber Zypern ist eben nochmal deutlich eine Ecke weiter weg, also nochmal wirklich dann richtig weit weg, gerade wenn es darum geht, aus Europa hier Zypern zu erreichen, oder aus Westeuropa, sage ich mal so.
Daniel: Durchaus, ja.
01:00:30 - Wäre Zypern auch etwas für mich?
Daniel: Jetzt bin ich noch ein bisschen stutzig geworden, wir hatten ja kurz über die monatlichen Lebenshaltungskosten gesprochen. So schön, wie das ist, dass man da relativ niedrige Lebenshaltungskosten scheinbar hat, aber mir erschien es fast sehr niedrig. Ich weiß nicht, ob Du da noch irgendwelche Erfahrungen hast von Mandanten? Hast Du da etwas gehört, was die so an monatlichen Lebenshaltungskosten hatten?
Sebastian: Herr Dr. Kourides hat ja gesprochen von 1.500 €. Ich frage mich, was man dafür bekommt, für 1.500 €. Ich weiß von Mandanten, die auf Zypern gewohnt haben, dass anständige Wohnungen oder Häuser, die auch einem gewissen Anspruch genügen und auch schön sind, mal schnell 4.000 € oder so im Monat kosten. Ich kann jetzt mal von Malta ausgehen, in Malta gibt es Portomaso zum Beispiel, was eine sehr luxuriöse Wohnanlage ist, da gibt es auch viele Wohnungen, oder eigentlich fast alle Wohnungen koste 4.000 € oder mehr, aber es gibt eben auch in Malta deutlich günstiger Wohnungen, auch schöne Wohnungen, die in einer guten Gegend sind, also eben St. Julian‘s oder auch Sliema oder so, sagen wir mal, dort im Zentrum sind, wo auch was geht, die die Hälfte kosten, die 2.000 € oder so kosten. Und es ist möglicherweise auf Zypern meiner Meinung nach schwierig, ganz davon abgesehen, dass Zypern sehr viel größer ist. Es gibt da ja doch viele Örter und Dörfer auf Zypern, die sehr abgelegen sind, und man muss eben wissen, ob man das möchte oder nicht. Ich kann mich erinnern, wir hatten einen Mandanten, der hat in Malta mit seiner Frau und einem Kind gelebt, das Kind hatte eine geistige Behinderung oder eine Lernbehinderung, und die hatten sich in Malta, jeder, der Malta kennt, der weiß ja, es ist sehr dicht besiedelt, es ist sehr lebhaft, da ist sehr viel los, da sind sehr viele Ausländer, sehr viele Deutsche, Schweden, Schweizer, Österreicher und so weiter. Die hatten sich also dort einen Freundeskreis aufgebaut, und der Mann war Trader, er hat also getradet mit Wertpapieren und hat dann im Grunde aus irgendeinem Grund erkannt, dass Zypern für ihn besser geeignet ist als Wohnsitz und ist dann mit seiner Frau und seinem Kind nach Zypern umgezogen auf irgendein Kaff, was so wunderschön war, aber die Frau wurde dann dort totunglücklich, die ist absolut nicht klargekommen mit dem Kind, das Kind hat seine Freunde vermisst, die Frau hat ihre Freundinnen vermisst, und am Ende ist die Ehe gescheitert. Das sind Dinge, die muss man einfach wissen, man kann nicht erwarten, dass jeder damit umgehen kann, und wir sagen ja immer ganz deutlich, dass das Leben sich nicht nur um das Thema Steuern dreht. Bei dem Kandidaten, den ich gerade eben beschrieben habe, da hat es sich nur um das Thema Steuern gedreht. Er hat gesagt: Wenn ich nach Zypern gehe, aus irgendeinem Grund zahle ich da noch weniger Steuern als in Malta. In Malta hat er 5% bezahlt, auf Zypern wäre das vielleicht steuerfrei gewesen, also hole ich das Letzte raus, presse ich das Letzte dort raus aus diesem Stein, aber das hat sich dann letztlich familiär für ihn nicht gelohnt, denn die Familie ist kaputt gegangen. Man muss also sehr gut wissen, welches Leben man möchte, wenn man gerne in einem einsamen Ort lebt, wunderschön, aber es ist nicht für jeden.
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Übrigens, wenn Ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den ABONNIEREN Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einem Daumen hoch freuen wir uns sehr.
Online Schule & Homeschooling bei Umzug ins Ausland - Teil 1
Erfahren Sie, wie Auswanderer und Unternehmer ihren Kindern eine optimale Schulbildung im Ausland bieten können. Tipps zur Wahl zwischen Muttersprache und Landessprache sowie zur erfolgreichen Umsetzung Ihres Auslandsaufenthalts
Zu Gast: Lars Berner
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Auswanderer und Unternehmer, die ins Ausland gehen, stehen nicht nur vor der Frage, wie Sie Ihren Kindern weiterhin eine bestmögliche Schulbildung bieten, sondern auch, ob diese in der Muttersprache oder Landessprache sein sollte. Manche hält diese Unsicherheit auch von der Umsetzung Ihres Vorhabens, ins Ausland zu gehen, ab.
Die letzten Monate der Covid Pandemie haben auch gezeigt, wie wichtig digitale Bildungsangebote und dafür ausgebildete Lehrkräfte sind. Wenn sich auch viele Eltern, Schüler oder Lehrer zeitweise von dem ständigen Wechsel von Präsenz– zu Distanz-Unterricht überfordert fühlten, wurde klar sichtbar – Kinder müssen nicht in einem bestimmten Gebäude anwesend sein, um etwas zu lernen.
Unser heutiger Gast Lars Berner ist einer der Gründer der Wilhelm von Humboldt Online Privatschule, die Auswanderern und digitalen Nomaden mit Kindern den Schritt zum Wohnsitzwechsel erleichtert. Zusammen mit seinem Bruder steht er mit Herz und Sinn voll hinter dem Konzept der Online-Schule.
Diese Podcast-Episode, die sich um Schule und Bildung aus einer anderen, für einige von uns ungewohnten Perspektive dreht, spricht dennoch vielen Eltern aus der Seele, weil es ja um die Zukunft unserer Kinder in einer besonderen Zeit und unter ungewohnten Umständen geht.
In dem zweiten Teil dieser Episode zu “ Online Schule & Homeschooling bei Umzug ins Ausland“ berichtet Sebastian Sauerborn von seinen Erfahrungen, wie er seine neun Kinder sowohl selbst unterrichtet hat, als auch auf traditionelle Schulen geschickt hat und an Online Schulen hat lernen lassen.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Wie kam es zu der Gründung dieser Online Schule?
Alles begann mit einem einfachen Gedanken, und dieser kam den Gründern der Schule, die zum einen Schulerfahrung als Lehrer und in der Schulleitung eines Privatgymnasiums und zum anderen als Senior Softwareentwickler besitzen, als sie selber nach Costa Rica ausgewandert sind und sich die Frage gestellt haben, wie man in sein Traumland auswandern kann, ohne bei der Beschulung seiner Kinder eventuell zurückstecken zu müssen. Sei es entweder, dass vor Ort keine entsprechende Schule vorhanden wäre, man sowieso nur vorübergehend seinen Wohnsitz ins Ausland verlegen möchte oder das Erlernen der neuen Landessprache vorerst eine zu große Hürde darstellen würde. Gründe gibt es genug.
Kleine Klassen mit großem Einzugsgebiet
Viele Kinder, und somit wiederum auch ihre Geschwister und Eltern, leiden unter dem Schulzwang und der in Deutschland damit verbundenen Gebäudeanwesenheitsplicht, die verständlicherweise aus diversen Gründen dem Kind Probleme beim Lernen und in seinem Verhalten verursachen kann, deren Ursache eher auf die Umstände und nicht das Kind selber zurückzuführen sind. Die kleinen Klassen (16-17 Schüler) dieser deutschen Online Schule erleichtern durch die Schülernähe das gute Miteinander, Arbeiten und Lernen.
Obwohl diese deutsche Online Schule noch relativ jung ist (Start im September 2020), werden die ab Februar 2022 knapp 220 Schüler, die aktuell in 30 unterschiedlichen Ländern wohnen, von etwa 40 Lehrern unterrichtet. Eine weitere Umgewöhnung für neue Schüler aus Europa wäre die Zeit, wann der Unterricht stattfindet, denn da sich die Basis der Schule in Costa Rica befindet und somit vorrangig in der dortigen Zeitzone unterrichtet wird, beginnt für in Europa wohnende Schüler der Unterricht um 14.00 Uhr, was allerdings aufgrund der schnell wachsenden Schülerzahl nicht unbedingt in Stein gemeißelt ist.
Diese Online Schule gibt alles – sogar Sportunterricht ist in Planung
Wirklich erstaunlich ist das Engagement dieser Schule, denn neben der gewünschten, wichtigen und praktizierten engen Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern finden diese auch die Würde des Kindes erhaltende Mittel und Wege, ihre Aufmerksamkeit während des Unterrichts zu erhalten oder wiederzuerlangen. Die Wichtigkeit der körperlichen Fitness ist den Gründern bewusst und haben dafür bereits etwas in Planung, damit unsere Kinder vor dem Rechner nicht versacken.
Kann ich bei den Online Klassenarbeiten meinen großen Bruder holen?
Darüber würden sich die Kinder und Jugendlichen sicherlich freuen, aber wie es nunmal so ist, Erwachsene können sehen, wenn ein Kind etwas nicht wirklich weiß, und die Leistungstests sind so konzipiert, dass Transferwissen anzuwenden ist.
Ein weiterer erfrischender Punkt ist, dass sich die Noten nicht wie üblich starr aus den bekannten 30% und 70% schriftlicher und mündlicher Beteiligung zusammensetzen, sondern auch hier zählen weitere Aspekte mit in die Notengebung hinein, wie beispielsweise Gruppen- und Projektarbeiten über unterschiedlich lange Zeiträume.
Wäre Homeschooling oder eine Online Schule etwas für meine Familie?
Das ist eine sehr berechtigte Frage, die leicht beantwortet werden kann, denn leider ist Online Probeunterricht sehr aufwendig und entspricht schlussendlich nicht der wirklichen Situation, aber die deutsche Online Schule stellt (datenschutzgemäße) Unterrichtsvideos zur Verfügung, die man sich in Ruhe anschauen und somit einen realen Eindruck gewinnen kann, wie der Unterricht abläuft.
Ein weiterer Vorteil dieser Online Schule ist, dass sie sich an den Lehrplan der staatlichen Schule in Baden-Württemberg hält und somit vielen auch eine gewisse Sicherheit bietet, vor allem wenn der Auslandsaufenthalt und der damit verbundene Online Schulbesuch von vornherein zeitlich begrenzt sind oder man sich die Hintertür für eine Rückkehr nach Deutschland oder die Möglichkeit, das deutsche Abitur zu absolvieren offenhalten möchte.
Was kostet diese Privatschule?
Es ist immer wieder ärgerlich, wenn Dinge überteuert und somit nur schwer oder teilweise auch gar nicht erschwinglich sind, vor allem, wenn sie einem wirklich helfen könnten, und das ist hier das Schöne, denn obwohl diese Privatschule keine staatliche Förderung erhält, wurde dieser Punkt von den Gründern bedacht. Die Schulgebühren halten sich im Vergleich mit anderen deutschen online Schulen oder auch internationalen online Schulen im Rahmen und Geschwisterrabatte können angefragt werden.
Kontaktdaten und Links:
Lars Berner
von der Wilhelm von Humboldt Online Privatschule
Homepage: www.deutsche-online-schule.com
E-Mail: Kontaktformular auf Website
Telefon: +49 621 180 65769 (Mo-Fr 15.00-18.00 Uhr MEZ)
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Auswandern nach Uruguay - die „Schweiz Südamerikas“
Das Leben in der Schweiz als Deutscher: Diese Dinge sollten Sie bei einem Umzug beachten.
Auswandern nach Costa Rica und Belize: Welches Land ist besser für Auswanderer?
Die überdachende Besteuerung bei Umzug von Deutschland in die Schweiz
Umzug ins Ausland: Checkliste für Auswanderer
Wie man's richtig macht: USA Unternehmensgründung
Remote Arbeiten: Die 18 besten ortsunabhängigen Jobs
Unternehmen gründen in Ungarn - Deshalb lohnt es sich!
Was ist ein Perpetual Traveler?
Auswandern nach Italien: La Dolce Vita im Süden genießen
Auswandern in die USA: Auf ins Land der unbegrenzten Freiheit!
Unternehmensstandort Rumänien: Der Geheimtipp für Unternehmen jeder Größe
Paraguay - Neue Einwanderungsbestimmungen
Drohender Lastenausgleich - Was Sie wirklich dazu wissen müssen
Die 10 besten internationalen Umzugsunternehmen in Österreich
Den automatischen Informationsaustausch (AIA) nach OECD Common Reporting Standard (CRS) vermeiden
Wie Italien zum Steuerparadies wurde
Die 10 besten internationalen Umzugsunternehmen in der Schweiz
Die 25 besten internationalen Umzugsunternehmen in Deutschland
Auswandern als Rentner
Wohnsitz: Anmeldung, Abmeldung, Ummeldung
Bulgarien als zukünftiger Unternehmensstandort
Welche Vorteile bietet die E-Residency in Estland?
Costa Rica schafft die Territorialbesteuerung ab
Wohin Auswandern - auf die richtigen Prioritäten kommt es an
Checkliste für den Umzug ins Ausland
Zahlen zu deutschen Auswanderern
Steuergestaltung mit internationalen Holding-Gesellschaften
Vorteile von Homeschooling für Auswanderer
Alles was Sie zur Firmengründung in Singapur wissen müssen
Ruhestand in der Schweiz: Ein Paradies für deutsche Rentner
Checkliste Auswandern in die USA
Checkliste: Urlaub in den USA
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Checkliste Urlaub mit Behinderung: Alles für eine barrierefreie Reise
Checkliste: Urlaub in der Türkei
Unternehmer in der Türkei - Markt mit Potenzial und Haus am Strand
Timestamps
00:00:18 - Begrüßung und Einleitung und Vorstellung Lars Berner und die Online Schule
00:03:12 - Warum der Name „Wilhelm von Humboldt Online Privatschule?
00:04:37 - Warum ausgerechnet Costa Rica?
00:05:58 - Corona und die Auswirkungen auf die Online Schule?
00:08:48 - Wird sich das mit der Schulpflicht in Deutschland jemals ändern?
00:12:10 - Unterschied Homeschooling und Online Schule
00:14:06 - Kleiner Klassenverband und der Lehrplan der Online Schule
00:16:45 - Wieviel Schüler und Lehrer hat die Online Schule?
00:17:21 - In welcher Zeitzone findet der Unterricht statt?
00:19:22 - Wie können die Kinder und Jugendlichen ihre Konzentration beibehalten?
00:24:01 - Kann ich für die Klassenarbeiten meinen großen Bruder holen?
00:27:01 - Unbegründete Ängste und Bedenken – Homeschooling ist erfrischend und befreiend
00:29:43 - Ermutigender Rat von jemanden mit entsprechender Lebenserfahrung
00:31:15 - Muss oder sollte mein Kind vor Ort die Landessprache lernen?
00:37:31 - Sport und Online Schule – möglich ist alles
00:41:20 - Geschwindigkeit vom Internet – was ist, wenn ich mal kein oder nur langsames Internet habe?
00:43:57 - Schulgebühren
00:46:05 - Wie ist das Verhältnis zu und die Zusammenarbeit mit den Eltern?
00:49:33 - Wie sieht das Schulzeugnis aus?
00:52:18 - Was ist mit Probeunterricht/Hospitieren?
00:55:34 - Kann ich die Online Schule besuchen mit Wohnsitz in Deutschland?
00:58:11 - Ein Vater spricht aus seinem Herzen – eine Ermutigung für alle Eltern
01:03:48 - Kontaktdaten und Verabschiedung
Mitschrift zu Folge 17 Perspektive Ausland: Online Schule & Homeschooling bei Umzug ins Ausland - Teil 1
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Lars Berner und die Online Schule
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute geht es um Möglichkeiten, Kinder und Jugendliche online oder zu Hause zu unterrichten. Dazu haben wir mit Lars Berner gesprochen, er betreibt mit seinem Bruder Sascha eine Online Schule für Kinder und Jugendliche von Costa Rica aus. Er stellt sich gleich mal selbst vor und gibt einen ersten kleinen Einblick in seine Arbeit.
Lars: Vielen Dank, lieber Daniel, dass ich hier sein darf, hallo Sebastian, hallo Daniel, vielen Dank Euch beiden. Wir wollten die Gelegenheit nutzen, Euch die Online Schule vorzustellen, die Möglichkeiten eröffnen, auch ortsunabhängig zu lernen. Ich habe das mit meinem Partner gegründet vor nicht ganz zwei Jahren mittlerweile, das war Anfang 2020, wir sind jetzt mit dem Gymnasium unterwegs und seit diesem Sommer mit einer Grundschule auch. Ich selber bin vor allem geschäftsführend tätig, mache die Verwaltung, Administration, jede Menge Interessentengespräche, Organisatorisches, wohingegen mein Partner Sascha da hauptsächlich für die pädagogische Leitung zuständig ist, dadurch, dass er auch sehr, sehr viel Schulerfahrung hat. Er hat jahrelang in der Schulleitung von einem Privatgymnasium gearbeitet, hat das Privatgymnasium damals auch mitgegründet und ist von daher ziemlich erfahren, auch was Konzepte angeht und die Leitung von Lehrpersonal und diese ganzen Dinge, die da so drum sind.
Ich selber habe vorher in einem ganz anderen Bereich gearbeitet, war jahrelang bei einem sehr großen Softwareunternehmen in Deutschland als Senior Softwareentwickler tätig und habe das auch sehr gerne gemacht. Allerdings der Plan von uns, der von uns beiden schon lange feststand, auszuwandern in ein Land, wo es viel Natur gibt zum einen, das war uns sehr wichtig, dann schöne Pflanzenvielfalt, viele unterschiedliche Tiere, schönes Wetter natürlich auch, jede Menge nette Menschen und den Ozean hier direkt vor der Tür. Das war immer unser Traum, und den haben wir jetzt vor knapp drei Jahren wahr gemacht und sind dann in dem Zusammenhang etwas später auf die Idee gekommen, diese Online Schule zu gründen. Das war die Idee meines Partners, muss ich sagen, der gesagt hat: "Es muss doch, wenn man sich solch einen Traum verwirklicht und Familie hat, muss es doch Möglichkeiten geben, die Kinder entsprechend zu beschulen, ohne sich da zu sehr einschränken zu müssen, auf irgendwelche Orte, wo zum Beispiel deutsche oder internationale Schulen sind, oder aber die Kinder in irgendeine regionale Schule schicken zu müssen, die einem vielleicht von der Qualität und den Ansprüchen einem nicht passt." Und so sind wir auf die Idee gekommen, das zu machen.
00:03:12 - Warum der Name „Wilhelm von Humboldt Online Privatschule“?
Sebastian: Das klingt ja schon mal super, ist ja eine sehr moderne Idee, der Name ist ja doch sehr traditionell, Wilhelm von Humboldt klingt so sehr klassisch, gibt es glaube ich in jeder größeren Stadt in Deutschland, ein Gymnasium, das Humboldt Gymnasium heißt. Wie seid Ihr zu dem Namen gekommen?
Lars: Ja gut, das sind die beiden Brüder Alexander von Humboldt und Wilhelm von Humboldt, die ja beide sehr bekannt sind, aber unterschiedliche Werdegänge hatten. Wir hatten zum Beispiel hier in Costa Rica auch eine deutsche Schule, eine ziemlich bekannte große deutsche Schule in der Hauptstadt San José, die heißt Alexander von Humboldt Schule, wie, glaube ich, die meisten oder zumindest sehr, sehr viele deutsche Auslandsschulen. Wilhelm von Humboldt ist gar nicht mal so sehr durch das Reisen bekannt, im Gegensatz zu seinem Bruder, ist vielmehr durch dieses, ich kann nicht sagen Freies Denken, also ein Humanist gewesen im Prinzip, der unheimlich viel Wert gelegt hat, auch über den Tellerrand hinaus zu blicken, mit meinen eigenen Worten. Wir sind auf die Idee gekommen, ganz einfach, weil es auch in gewisser Weise auch unsere Philosophie ist, neue Horizonte zu eröffnen, Menschen Möglichkeiten zu geben, die bisher so in der Form noch nicht stattfanden, und auch diese Freiheit der eigenen Gedanken und der eigenen Meinung und die auch äußern zu dürfen, das ist für uns immer ein ganz wichtiger Punkt gewesen, und den wollen wir auf die Art und Weise auch reflektieren.
00:04:37 - Warum ausgerechnet Costa Rica?
Daniel: Bevor wir ins Detail einsteigen, jetzt wissen wir, warum die Schule diesen schönen Namen hat, aber eine Sache, obwohl das heute nicht unser Thema ist, aber ganz kurz vielleicht: Wie kam es denn zu Costa Rica? Warum ausgerechnet Costa Rica?
Lars: Wir haben schon immer so ein bisschen geliebäugelt mit Lateinamerika, muss ich sagen, weil die Sprache uns zum einen leichter zu erlernen schien als zum Beispiel, wenn man nach Asien geht, zum einen und zum anderen ist die Kultur uns Mitteleuropäern auch weniger fremd. Warum Mittelamerika, warum Costa Rica? Klar, das ist sehr tropisch hier und wie gesagt, man hat auf sehr engem Raum, das Land dürfte von der Fläche vergleichbar groß sein mit Dänemark, hat man eine unglaubliche Vielfalt von unterschiedlicher Fauna und Flora. Also wir haben hier unterschiedliche Klimagebiete, Klimazonen, wir haben den Pazifikbereich, wo wir jetzt sind, da ist es tendenziell zumindest im Norden ein bisschen trockener, im Süden ist es eher feucht-heiß, dann gibt es die Zentral [unverständlich] in der Mitte, da ist es eher gemäßigter, mit Bergen auf der Karibikseite ist es vom Klima her nochmal anders, und dementsprechend ist auch die Pflanzenwelt anders, und das hat uns extrem gereizt. Gepaart mit der Tatsache, dass wir einfach diese Mentalität, diese lateinamerikanische Mentalität immer sehr geschätzt haben.
00:05:58 - Corona und die Auswirkungen auf die Online Schule
Daniel: Zwei Fragen an dieser Stelle: Wenn wir uns mal die letzten 20 Monate anschauen, Corona hat ja viele Eltern zum Erwachen gebracht, was Homeschooling oder Online Lernen betrifft. Wir wollen wissen, ob es deshalb in den letzten Monaten überdurchschnittlich viele Anfragen gab. Und die zweite Frage: Woher, also aus welchen Ländern oder Kontinenten kommen denn eigentlich die meisten Schüler?
Lars: Das ist ein verdammt interessantes Thema, wir haben ja die Schule vor nicht ganz zwei Jahren begonnen, und das war so am Anfang, als das gerade mit dem Corona losging. Ich selber habe es maßlos unterschätzt, was das für Auswirkungen hat, und vor allem, wie global die Auswirkungen sind. Und wir haben das gar nicht im dem Dunstkreis dieser Tatsache gegründet, wir sind wirklich in erster Linie mit dem Fokus auf Auswanderer oder Perpetual Traveler oder auch Expats und Unternehmer, die international tätig sind, gestartet, aber tatsächlich ist das so, dass sich das mehr und mehr abgezeichnet hat, dass Corona da in gewisser Weise schon die Gesamtsituation schon auch sehr befeuert hat, muss man wirklich sagen. Zum einen im positiven Sinne, weil die Menschen merken, dass man eben, das ist bei den Deutschen nicht so eingeprägt gewesen, dass man eben nicht nur remote arbeiten kann unter bestimmten Umständen, je nachdem, was man für einen Beruf macht, sondern dass man eben auch remote auch sehr gut lernen kann, und zwar nicht nur in der Oberstufe, beziehungsweise was das universitäre angeht, sondern eben auch in der Mittelstufe und zum Teil auch in der Grundschule.
Das haben wir gemerkt, dadurch haben wir natürlich sehr viel mehr Anfragen bekommen zum einen, das hat mir sehr gefallen, muss ich sagen, dass diese Awareness entstanden ist. Was uns das ein bisschen schwieriger gemacht hat, ist dieser andere Aspekt, wenn ich das habe beobachten müssen, immer dieser Leidensdruck, ich muss das wirklich so ausdrücken, den viele Eltern an uns rangetragen haben, die in Deutschland auch leben und sagen, wir können das so nicht mehr weitermachen, wir tragen das so in der Form nicht mehr mit unseren Kindern, diese Thematik mit den strengen Regeln, mit den Masken zum Teil, was heißt zum Teil? Das ist ja durch die Bank weg durchgesetzt worden, aber es gibt jede Menge Menschen, die das ablehnen, aus welchen Gründen auch immer, möchten wir gar nicht unbedingt diskutieren, das sei mal dahingestellt. Und das sind natürlich Dinge, die sind schwierig, weil wir, dadurch, dass wir nicht den Status einer genehmigten Ersatzschule haben, zumindest bisher nicht, es gibt die gesetzliche Grundlage in Deutschland bisher noch nicht für Online Schulen. Dadurch haben wir eben nicht die Möglichkeit, dass wir unseren Interessenten sagen: "Ihr könnt auch von Deutschland aus Euch anmelden und erfüllt zugleich die deutsche Schulpflicht, diese Anwesenheitspflicht, die auf die 30er Jahre zurückgeht," und das hat es ein bisschen schwieriger gemacht. Denn einerseits möchte man Lösungen bieten für die Menschen, die sie wollen, und die sich damit identifizieren, und zum anderen kann man es nur bedingt, und den Menschen dann zu sagen: "Wenn Ihr zu uns kommen wollt, dann müsst Ihr aus Deutschland weggehen," ist natürlich auch bitter, weil es sollte nie der eigentliche und einzige Grund sein, meiner Auffassung nach.
00:08:48 - Wird sich das mit der Schulpflicht in Deutschland jemals ändern?
Sebastian: Ist denn Deiner Meinung nach, wenn Du das jetzt so betrachtest, als jemand, der in dem Thema tief drin ist und sich damit auch stark auseinandersetzt, so die politischen Fragen, glaubst Du persönlich, dass sich das in Deutschland jemals ändern wird oder nicht?
Lars: Du meinst jetzt das Thema mit der Schulpflicht, mit der Gebäudeanwesenheitspflicht?
Sebastian: Genau, weil es gibt ja muss man ja sagen, im Grunde die Mehrheit der Länder lässt ja Homeschooling, Independent Schooling oder Schooling durch die Eltern eigentlich zu, möglicherweise mit bestimmten Beaufsichtigungen oder mit bestimmten Kontrollen, aber Deutschland ist ja, wenn man sich das mal anschaut, eigentlich weltweit, man kann sich ja auf Wikipedia die entsprechende Seite anschauen, eigentlich eher in der Minderheit von Ländern, die da sehr streng dagegen sind.
Lars: Das ist vollkommen richtig, man kann da verschiedenes, ich habe mir auch mal die Mühe gemacht, die Information weit und breit zusammenzusuchen, die ich finden kann im Netz und habe das zusammengestellt auf unserer Seite, kann man auch bei uns nachlesen, auf deutsche-onlineschule.com, und das ist tatsächlich so, wie Du es sagst: Deutschland ist da sehr, sehr, sehr strikt. Mir sind wenig Länder bekannt, wo das ähnlich ist, und auch in anderen Ländern, wo es heißt es herrscht eine Schulpflicht, gibt es eine gewisse Flexibilität, wenn man zum Beispiel nachweist, dass man alternativ gut beschult ist, wenn man zum Beispiel aus Ausländer reinkommt und sagt: "Ich bringe meine Schule mit," dann geht das in sehr, sehr vielen Ländern in Ordnung. Zum Beispiel machen wir gute Erfahrungen in Spanien, wir machen hervorragende Erfahrungen auch mit Kroatien, wo ja in gewisser Weise eine Schulpflicht da ist. In vielen Ländern ist es eben nicht so strikt, da gibt es eine Bildungspflicht oder eine Unterrichtspflicht, die wird unterschiedlich ausgelegt, man kann zum Beispiel auch in Österreich bisher einen sogenannten Häuslichen Unterricht beantragen zum Anfang des Jahres, und das funktioniert im Normalfall recht gut, und dann gibt es so Konzepte wie Prüfungen zum Beispiel, die man am Ende des Schuljahres abgenommen bekommt oder einfach nachweisen muss, dass man nicht auf der faulen Haut gelegen ist. Das sind flexible Ansätze.
Um jetzt auf die Frage zurückzukommen, ob ich glaube, dass sich das in Deutschland ändert, ich muss ganz ehrlich sagen, ich weiß es nicht, ich habe keine Ahnung. Ich glaube nur, dass man auf keinen Fall negieren darf, dass sich natürlich die Zeiten radikal geändert haben, nicht nur in den letzten anderthalb oder zwei Jahren, sondern insgesamt diese technischen Voraussetzungen, die waren ja vor fünf, sechs, sieben Jahren überhaupt noch nicht so da. Ich kann mir schon vorstellen, dass man früher oder später gar nicht drum rumkommen wird, das als, naja, ich weiß nicht, ob ich sagen kann als Alternative zu nehmen, eben diese Möglichkeit Online Schulen zu geben, oder Fernschulen, das muss man ja auch nochmal unterscheiden, zu geben, die Beschulung eben zu machen, und zwar auf einem legal gesehenen vollwertig nebendran gestellten vollwertig berechtigten Niveau, sondern ich glaube, man wird auch erkennen, dass das eine unglaubliche Bereicherung für die Landschaft ist. Es passt natürlich bei Weitem nicht für alle Schüler und alle Familien, das muss man auch sagen, da sind einige, die mögen es viel lieber, in einer physischen Zusammenkunft zusammen zu sein in der Klasse und dann eben auch, wie wir das kennen, die Schule auch auf die Weise zu machen, es gibt aber auch andere Schüler, die das vorziehen und damit sehr, sehr gut klarkommen, und das sind nicht wenige.
00:12:10 - Unterschied Homeschooling und Online Schule
Daniel: Okay, dann habe ich eine Frage. Und zwar, Du hast uns gerade darauf verwiesen, dass es ja einen Unterschied gibt zwischen Online Schule und Fernschule. Jetzt wollen wir aber noch eine andere Art der Beschulung ansprechen, nämlich das Homeschooling an sich, denn ursprünglich kommt ja Homeschooling aus dem Amerikanischen, wo es üblich war, dass Eltern ihre Kinder zu Hause unterrichtet haben, und das gibt es ja auch noch. Jetzt gibt es Eltern, die suchen ein Land, in dem sie ihre Kinder selber zu Hause unterrichten können, und jetzt reden wir mit Dir ja gerade über die Online Schule, stellen wir die Fernschule mal zur Seite. Also jetzt der Unterschied Homeschooling und Online Schule, was ja heute viele in Deutschland gleichsetzen mit Homeschooling, das wird ja leicht vermischt. Wo siehst Du jetzt Vor- und Nachteile, wenn jetzt Eltern vielleicht überlegen, ist Homeschooling besser, oder ist eine Online Schule besser? Wo hat die Online Schule Vorteile, wo hat Deiner Meinung nach das eigentliche ursprüngliche Homeschooling Vorteile?
Lars: Ich glaube, dass Homeschooling vor allem daher kommt, dass die örtlichen Distanzen in manchen Ländern sehr groß sind, wie zum Beispiel in den USA, auch in anderen Ländern natürlich, und man da deswegen auch die Möglichkeit oftmals gar nicht hatte, da jeden Tag zur Schule zu gehen und von der Schule zurück zu kommen, oder es wäre eben Wahnsinn gewesen, von den Entfernungen vielleicht irgendwie machbar, aber nicht wirklich sinnvoll, dass das vielleicht einer der wichtigen Gründe ist. Ich glaube Homeschooling wird in verschiedenen Ländern auch von Familien präferiert, die ein gewisses freieres Lernen zum Teil auch sich wünschen, die einfach ihre eigene Struktur haben, ihre eigenen genauen Vorstellungen davon haben, wie das Kind aufwachsen und sich entwickeln soll, und weniger eben an diese starren Strukturen gebunden sein wollen, wie sie zum Beispiel die staatliche deutsche Schule vorgibt oder auch die Schulsysteme der unterschiedlichen Ländern vorgeben.
00:14:06 - Kleiner Klassenverband und der Lehrplan der Online Schule
Lars: Und die Online Schule, wie hebt sie sich ab? Ich kann jetzt vor allem auch für uns sprechen, es gibt einen Klassenverband, das ist ein virtueller Klassenverband, das sind kleine Klassen, wir haben so 16-17 Schüler pro Klasse, die Grundschule ist pro Klasse noch ein bisschen kleiner, weil wir diese Schülernähe wollen. Wir haben diesen Klassenverband, weil wir eben wohl sehr großen Wert legen auf soziale Kontakte, weil wir sehr wohl großen Wert darauf legen, dass die Kinder sich unterhalten, dass sie Dinge zusammen machen, auch wenn es nur virtuell ist, in den meisten Fällen natürlich, mit Abstand, aber gut, man spielt zusammen, man chattet, man telefoniert, manche verabreden sich auch physisch, wenn es möglich ist. Wir haben unter anderem eine Familie in der Türkei, gut, da haben wir mehrere Familien, aber verstärkt ist mir eine sehr gut bekannt, die mit einer anderen Familie hier bei uns in Costa Rica gut befreundet ist, durch uns, die sich kennengelernt haben. Die waren zu Pfingsten zusammen in Deutschland, die haben sich dort getroffen und eine Woche zusammen verbracht. Das fand ich ganz toll, und ich glaube, diese Erlebnisse, das ist schon etwas Einmaliges, ich glaube, das wäre vorher gar nicht so denkbar gewesen, weil man eben doch diese Bekanntschaften knüpft. Und dadurch, dass wir so viele unterschiedliche Familien mit unterschiedlichen Hintergründen in unterschiedlichen Ländern auch haben, gibt es natürlich ganz andere Einblicke. Man schaut wirklich, im wahrsten Sinne des Wortes über den Tellerrand raus.
Aber jetzt nochmal zurück zu den Konzepten und zu den Unterschieden, dass ich diesen Faden nicht verliere. Es ist so, dass wir uns entschieden haben, dem Lehrplan der staatlichen Schule in Deutschland zu folgen, also Baden-Württemberg, um genau zu sein, sowohl im Gymnasium als in der Grundschule auch, damit wir einfach diesen gewissen Halt vielen Menschen geben, den viele eben wollen und sagen: "Ich möchte natürlich, dass mein Kind mal Abitur machen kann und nichts verpasst in der Schule, wenn ich jetzt mit meiner Familie zum Beispiel ein Jahr oder zwei oder auch fünf Jahre ins Ausland gehe, und dann obendrein noch die Möglichkeit habe, sollte es sich aus irgendwelchen Gründen ergeben, dass ich eben doch zurück muss oder möchte mit der Familie, dass das Kind dann wieder in die staatliche Schule oder in eine andere private Schule übernommen werden kann, ohne Lücken aufzuweisen." Das war uns besonders wichtig. Wir haben auch Zeugnisse, wir geben auch Noten, wir haben auch Verbalbeurteilungen. Ich muss sagen, wir machen das alles so ein bisschen ausführlicher, dadurch, dass die Klassen kleiner sind, können wir da genauer drauf eingehen bei den einzelnen Kindern, auch auf die Unterschiede, was uns extrem wichtig ist, das Ganze individualisiert zu sehen. Aber letztendlich ist bei uns ganz wichtig, dass wir, ja, einerseits die einzelne Familie sehen und den Bedürfnissen der einzelnen Familien auch gerecht werden können, soweit es eben möglich ist, zum einen, zum anderen diese Struktur nach wie vor zu erhalten, dass man sagt: "Okay, man arbeitet auf das Abitur zu und weiß, was man kriegt," sozusagen.
00:16:45 - Wieviel Schüler und Lehrer hat die Online Schule?
Sebastian: Wie viele Schüler habt Ihr da jetzt insgesamt und wie viele Lehrer?
Lars: Die Schülerzahl ist rasant am Wachsen, wir haben begonnen mit sechs oder sieben Schülern im September 2020 und sind jetzt bei nicht ganz 140 im Moment und werden jetzt Parallelklassen eröffnen, da haben wir auch schon so viele Anmeldungen, dass wir im Moment zumindest, fast keinen Platz mehr haben, da sind wir bei knapp 220 Schülern ab Februar. Die Lehreranzahl, relativ viele arbeiten eben freiberuflich für uns oder auf selbständiger Basis, und da sind wir jetzt bei ungefähr 40 Lehrern insgesamt.
00:17:21 - In welcher Zeitzone findet der Unterricht statt?
Sebastian: Und wie läuft das bei Euch konkret ab, was die Zeitzone anbelangt? Ist das alles in der Mitteleuropäischen Zeit, oder in welcher Zeitzone wird der Unterricht sozusagen hier geplant?
Lars: Das ist immer so der Krux gewesen. Dann war die Frage, was wollen wir denn eigentlich für Teile der Welt hauptsächlich ansprechen, und da haben wir gesagt, klar, den ganzen amerikanischen Kontinent, sprich von Alaska bis ganz runter nach Südargentinien, unter anderem auch, und deswegen haben wir gesagt, wir müssen das Ganze so aufsetzen, dass wir Europa am Nachmittag abdecken. Das bedeutet, wir richten uns schon nach der Mitteleuropäischen Zeit, weil das eben, liegt in der Natur der Sache, da orientieren wir uns alle irgendwie dran, wir sind alle Mitteleuropäer, also Schweizer, Deutsche, Österreicher, und sagen, wir beginnen um 14.00 Uhr MEZ und richten uns da sogar nach Sommer- und Winterzeit, bedeutet zugleich, dass, wenn man eben in Europa oder auch Afrika ist, man tendenziell in den Nachmittag und Abend rein lernt, wohingegen man eben in Westeuropa ein bisschen früher ist und dann natürlich in Amerika ganz früh. Wir haben aber auch Schüler, muss ich sagen, in Indien, da ist es ja dann in die anderer Richtung verschoben, das heißt, es geht bis spät in den Abend rein, und wir haben sogar einen Schüler in Südkorea, das ist ein Neunt-Klässler, ich bin überrascht, wie gut der klarkommt, der arbeitet wirklich nachts, das ist aber eine Ausnahme bei uns, muss ich sagen.
Sebastian: Wo ein Wille ist, da ist ein Weg, wie man so schön sagt.
Lars: Auf jeden Fall, und ich meine, gerade Jugendliche sind ja häufig doch auch so kleine Nachtmenschen, die sich dann sagen: "Was soll's? Ich schlafe lieber morgens aus oder strukturiere meinen Vormittag so, wie ich das will und laufe dann im Laufe des Nachmittages zur Hochform auf." Da haben wir jede Menge von, es gibt aber auch Familien, die sagen: "Das ist für mich ein K.-o.-Kriterium, das will ich gar nicht, ich möchte nicht nachmittags lernen, oder beziehungsweise ich muss es anders aufbauen, weil ich darauf angewiesen bin, dass die Kinder morgens in der Schule sind, beziehungsweise den Unterricht bekommen," und da ist ja auch noch nicht aller Tage Abend, wir sind ein bisschen am Bauen, dass dann wir eine zweite Zeitschiene ins Leben rufen eventuell.
00:19:22 - Wie können die Kinder und Jugendliche ihre Konzentration beibehalten?
Daniel: Jetzt ist es ja so, dass man sich lange oder schon ewig darüber streitet, ob es wirklich klug ist, dass Kinder um sieben in die Schule müssen. Es ist wirklich die Frage, ob das eine gute Zeit ist, aber ich denke immer, je nach Kind hat jedes Kind die eigene Zeit, wo es einschläft oder auch nicht, oder gerne schlafen würde oder wie auch immer, oder die Aufmerksamkeit. Ich selber habe viele, viele Jahre unterrichtet, sowohl physisch als auch online, ich weiß, wie schwer das ist, besonders im online die Aufmerksamkeit, gerade wenn es eine größere Gruppe ist, am Laufen zu halten, und da interessiert es mich doch, wie macht Ihr das? Wie kann man sich das vorstellen? Wie sorgt Ihr dafür, dass die Kinder, ich meine beim physischen Unterricht ist es ja schon immer so, ich habe selber auch Mickey Maus Hefte gelesen, wenn der Lehrer vorne was erzählt hat im physischen Unterricht. Jetzt ist die Frage: Wie ist das beim Online Unterricht? Das bekommt ja vielleicht noch schwerer mit, jetzt sagst Du zwar, Du kommst aus der IT, vielleicht kann man das softwaremäßig so mit Augenkontrolle lösen, ob er da gerade seine Augen auf den Monitor richtet, aber die Frage ist einfach: Wie löst Ihr das, dass die Kinder sozusagen über einen längeren Online Zeitraum konzentriert bleiben beim Unterricht?
Lars: Wir haben gemerkt, dass es deutlich besser geht, das ist zumindest unser Eindruck, oder mein Partner sagt das immer, ich selber unterrichte ja nicht, dass es deutlich besser geht als in den herkömmlichen Setups, wo man viel Frontalunterricht macht, oder wenn man viel Frontalunterricht macht. Wir haben die Notwendigkeit, die Unterrichtsmethoden regelmäßig und ständig zu wechseln. Wir haben relativ kurze Einheiten, wo wir Gruppenarbeiten machen, wo wir, je nachdem, man muss auch unterscheiden dazwischen, bin ich jetzt im Fremdsprachenunterricht unterwegs oder vielleicht in Geographie oder in Geschichte, oder mache ich Deutsch oder Mathematik? Da muss man schon unterscheiden, aber wir haben das große Glück, dass man im Online Umfeld unheimlich viele unterschiedliche Modi auch kombinieren und auch abwechseln kann, und das merkt man relativ schnell, nicht zuletzt auch deswegen, weil die Klassen, wie gesagt, recht klein sind. Ob die dann mehr oder weniger alle immer dabei sind oder nicht, man will ja auch nicht dem Einzelnen einen Strick daraus drehen, da sind wir mal ehrlich. Wie war es denn bei uns, als wir in der Schule waren? Wir sind doch immer mal abgeschweift oder nicht dabei. Wir zwingen die Kinder zum Beispiel auch nicht, die Kamera anzumachen. Es ist natürlich immer schön, wenn man sein Gegenüber sieht, mit dem man spricht, und das vermitteln wir auch, wir sagen: "So, Du siehst mich, ich würde Dich auch gerne sehen," aber es gibt ja auch ein Alter, wo viele sich eben scheuen und das nicht so gerne machen, ganz gern mal abtauchen. Aber da gibt es schon Möglichkeiten, die immer schön im übertragenen Sinne an der Nasenspitze zurückzuführen zum Unterricht, und wenn man sie eben im Chat anschreibt, oder da gibt es so kleine Tricks, die ich nicht alle verraten will, aber die wirklich schon ganz hervorragend funktionieren, und die richtig kurzweilig sind und auch Spaß machen, also man auch merkt in der Gruppe, das ist, ja, es macht Freude, und durch diese Freude entsteht dann eben auch die Motivation dabei zu sein. Da haben wir weniger Probleme.
Wir haben einzelne Kandidaten, die sich insgesamt mit Schule schwer tun, natürlich, klar, die aber unter anderem auch deswegen zu uns gekommen sind, oder die Eltern sind zu uns gekommen, weil sie gesagt haben, mein Kind kommt in der Regelschule so nicht klar, hat Schulangst, oder es gibt diese Fälle von Schulverweigerungshaltung, zum Teil auch über Jahre, die eben in dem physischen Klassenverband auftreten, aber zum Teil bei uns eben nicht so sehr, weil man da eben doch die Möglichkeit hat, sich ein bisschen zurückzuziehen und sich nicht so ganz exponiert fühlt. Wir haben da wirklich ein ganz heterogenes Feld von Möglichkeiten, die wir versuchen, da eben einzusetzen und machen da sehr, sehr gute Erfahrungen mit. Jeder Lehrer unterrichtet natürlich auch anders, und das möchte ich vielleicht noch hinzufügen, da bin ich wirklich richtig, richtig stolz drauf, und da breche ich eine Lanze für unsere Lehrer, die bei uns arbeiten. Das sind alles Menschen, die, also zum einen muss ich sagen, das sind akkreditierte Lehrer, selbstverständlich, die haben viel Erfahrung, Großteils an Regelschulen, Großteils auch an Privatschulen wie Waldorfschulen oder Montessori Schulen, das sind Menschen, die überdurchschnittlich technisch begeistert sind, die dieses Umfeld, dieses Online Lernen zum einen begeistert, und zum anderen eben diese Möglichkeit und Vielfalt der Methodik auch begeistert, und dann eben auch ganz besonders wichtig, wie ich finde, sehr, sehr gerne ihren Job machen. Die arbeiten unwahrscheinlich gerne mit Kindern und Jugendlichen und sind deshalb zu uns gekommen. Sie machen das nicht, weil sie das finanziell müssen, in erster Linie, sondern viele haben so angefangen, dass sie das nebenbei so ein bisschen machen, und daran merkt man dann eben auch die Begeisterung der Kollegen, die dann wirklich sich im Engagement auch zeigt, und was dann letztendlich natürlich auf die Schüler überschwappt, was die Motivation dann ja auch zeigt.
00:24:01 - Kann ich für die Klassenarbeiten meinen großen Bruder holen?
Daniel: Ich muss noch etwas nachfragen, und zwar hast Du gesagt, die Kinder dürfen ihre Kamera ausschalten, und da kommt mir jetzt sofort in den Sinn, wenn eine Klassenarbeit geschrieben wird, hole ich meinen großen Bruder, okay, ich selber habe keinen großen Bruder, aber wenn ich einen hätte, und würde den dann bei ausgeschalteter Kamera für mich die Klassenarbeit machen lassen. Wie läuft sowas ab? Wie kann man sich die Leistungstests vorstellen bei solch einer Online Schule?
Lars: Im Extremfall wäre das natürlich so, klar, auf jeden Fall, man kann das ja noch weiterspinnen, man kann ja auch sagen: "Okay, Du kannst dir natürlich alles zusammengoogeln was Du brauchst," in manchen Fächern geht das ja tatsächlich, in anderen weniger. Klar, das ist natürlich ein großer Vertrauensvorschuss, den es da gibt, das ist wirklich so, aber ich möchte sagen, dass wir schon auch im Stande sind, Stück für Stück und nach und nach die einzelnen Schüler so gut individuell zu kennen, dass wir ziemlich genau wissen, was sie können und was sie nicht können, und man sieht das. Man sieht das, wenn es nicht von ihnen kommt. Vielleicht nicht jedes einzelne Mal, aber das fällt schon auf, und da wird dann auch drauf hingewiesen, und das ist erfahrungsgemäß den einzelnen Schülern dann ganz besonders unangenehm, wenn es dann auffällt. Deswegen, dieser Vertrauensvorschuss wird in vielen Fällen in den meisten Fällen nicht missbraucht. Aber grundsätzlich ist das natürlich richtig, und dann kommt noch ein weiterer Aspekt dazu. Wir haben, was die Klassenarbeiten angeht nicht so diesen ganz klassischen Ansatz, dass wir sagen, wir machen die Gesamtnote des Fachs abhängig zu Zwei Drittel schriftlicher und Ein Drittel von mündlicher Note, sondern wir haben noch andere Komponenten dabei. Wir haben Gruppenarbeiten, Projektarbeiten, die mit einfließen, die die Kinder auch zusammen machen, in Kleingruppen zum Teil, also manchmal über einen längeren Zeitraum. Dann haben wir auch Präsentationen, und somit hat die Klassenarbeit an sich gar nicht mehr so wahnsinnig viel Gewicht, wie im ursprünglichen Sinne, wie wir das von früher kennen, zum einen, und zum anderen ist es ja so, wenn man sich vorstellt, man hat zum Beispiel eine Dreiviertelstunde, um eine Klassenarbeit zu schreiben, das ist ein genau vorgefertigtes und vorgegebenes Feld an Fragen und Wissen, was abgefragt wird, was zuvor gelernt worden ist, hoffentlich, und dann muss man eben abgeben. Und das ist es natürlich so, wenn Du relativ viele Transferfragen stellst, die auch ein bisschen in die Tiefe gehen, wo Du einfach Dein gelerntes Wissen als Werkzeugkasten nutzt, dass Du das gar nicht so auswendig da runterschreiben kannst, beziehungsweise abschreiben kannst, Du wirst es übertragen müssen, Du wirst letztendlich Transferwissen anwenden müssen und wirst auch mit der Zeit, mit diesen 45 Minuten, wenn Du das Wissen nicht hast, gar nicht zurechtkommen, selbst wenn Du dir die Sachen zusammengoogelst. Wir kennen das aus dem Beruf, wenn man von seiner Tätigkeit keine Ahnung hat, dann hilft einem Google auch nur sehr, sehr, sehr bedingt. Man muss ja schon dieses Grundwissen haben, um zu wissen, wo muss man gucken, was passt zusammen, und das ist eine Sache, glaube ich, die auch unseren Kindern sehr, sehr viel Rüstzeug gibt für später, weil sie auch lernen, selbständig zu arbeiten und zu wissen, einzuschätzen, worauf kommt es denn eigentlich an. Nicht nur das pure Wissen, natürlich auch das Wissen, aber eben nicht nur.
00:27:01 - Unbegründete Ängste und Bedenken – Homeschooling ist erfrischend und befreiend
Sebastian: Ich habe ja lange in den USA gelebt und habe auch Homeschooling gemacht, also jetzt sowohl klassisches Homeschooling als auch Online Schooling mit meinen Kindern, und man muss ja sagen, wenn man aus Deutschland kommt und jetzt mal außerhalb des Corona Kontext denkt, hat man doch sehr große Berührungsängste mit diesem Thema, weil man ja so indoktriniert ist von diesem Modell aus der Aufklärung der Kaiserzeit letztlich, oder in Großbritannien aus der Viktorianischen Zeit, wo man in die Schule geht wie die Ameisen, wie man da sitzt, wo man lernt, wo man vorbereitet wird auf das Berufsleben, letztlich als eine Arbeitsbiene trainiert wird, sage ich jetzt mal. Die Realität ist ja, wenn es mal tatsächlich macht und tatsächlich das mal anfängt und sich das traut zu machen als Eltern, dass es ja gerade jetzt mit der Online Schule doch ganz überraschend einfach ist, und auch in gewisser Weise befreiend ist. Also, es heißt, dass im Grunde viele Ängste, kommen die Kinder mit, finden sie nachher wieder den Anschluss, werden sie "sozialisiert", verdummen die, erweisen sich doch tatsächlich als unbegründet, diese Ängste. Ist das auch etwas, was Ihr bei euren Eltern, Kunden beobachten könnt?
Lars: Ja, auf jeden Fall, ich denke auch, dass viele Grenzen, die wir so sehen und haben, setzen wir uns selber. Das ist so mein Eindruck, und ich habe das große Glück, dass viele oder die meisten, mit Abstand die meisten Eltern, die zu uns kommen, die sind sowieso schon ein bisschen anders, ich möchte sagen ein bisschen open-minded, was das Thema angeht, die haben sich mit der Materie beschäftigt, die haben sich Fragen gestellt, mit denen sie zu uns kommen, die ich ihnen gerne beantworte. Man geht in Diskussion, man geht in Abwägen von Für und Wider, und prinzipiell ist es tatsächlich so, dass, ich glaube auch diese Thematik mit den Sozialkontakten, das ist natürlich einer, auf jeden Fall, man muss schon aufpassen, salopp gesagt, dass die Kinder vor den Rechnern nicht versacken. Aber ich glaube auch immer, wenn wir diese Gespräche führen, vorab sagen wir immer: „So schön es auch ist, wenn jemand gerne online lernt, aber bitte achtet doch darauf, dass sie rausgehen, dass sie Sport machen.“ Ich finde das persönlich ganz wichtig, dass man natürlich auch physisch mit anderen Kindern in Kontakt kommt und anderen Kindern und Jugendlichen spielt oder Musik macht draußen, dass man diesen Gegenpol hat. Ich glaube, wenn das gegeben und gewährleistet ist, dann ist es absolut eine Bereicherung. Wenn man sich in dem Online Umfeld an sich wohlfühlt, dann ist es eine sehr große Bereicherung.
00:29:43 - Ermutigender Rat von jemandem mit entsprechender Lebenserfahrung
Sebastian: Was ich im Grunde sagen will, ich kann jedem, der jetzt zuhört oder zuschaut und sich mit dem Thema auseinandersetzt und sagt: "Okay, ich möchte gerne ins Ausland umziehen, aber ich kann es nicht machen," wir hören es ja in der Beratung. Wir betreuen ja viele Leute, digitale Nomaden, Unternehmer, die ins Ausland umziehen wollen, manche aus steuerlichen Gründen, manche aus anderen Gründen, weil sie ein Unternehmen im Ausland aufbauen wollen. Aber bei vielen ist die Hemmschwelle zu sagen: „Ja, wie soll ich das machen, ich habe Kinder, und die können nicht mitgehen, weil ich sie da nicht in die lokale Schule stecken, dann wird ihre Karriere ruiniert und deren Aussichten später im Beruf weg sein,“ und so weiter. Ich habe selber in mehreren Ländern gelebt, bin mit Kindern umgezogen, habe sie dort in die lokale Schule gesteckt, zum Teil Homeschooling gemacht, also relativ viele Sachen gemacht, und ich kann jeden nur ermutigen, wenn er sich mit dem Thema auseinandersetzt und zum Beispiel ein Angebot rausgefunden hat, sich da eigentlich keine Sorgen machen muss. Da kann man zuversichtlich sein, dass es funktioniert. Ich möchte jeden ermutigen, dass viele Ängste dort unbegründet sind. Es funktioniert eigentlich überraschend gut. Und vor allen Dingen, wenn ich an meine eigenen Kinder denke, es hat ihnen immer besser gefallen, auf die Online Schule zu gehen oder Homeschooling zu machen, als auf die traditionelle Schule zu gehen. Also die würden das am liebsten heute auch noch machen. Ich glaube, auch wenn es für viele ein Sprung ins kalte Wasser ist, viele Ängste sind unbegründet.
00:31:15 - Muss oder sollte mein Kind vor Ort die Landessprache lernen?
Daniel: Da habe ich eine Frage, eigentlich fast an Euch beide, also an den Lars, der die Online Schule hat und auch an den Sebastian, der Erlebnisse und Erfahrungen mit seinen eigenen Kindern hat. Jemand könnte sagen: "Es ist doch viel besser für die Kinder, wenn sie lokal vor Ort in die Schule gehen, weil dann lernen sie die Sprache und haben auch den Anschluss vor Ort. Also wenn ich ins Ausland ziehe und meine Kinder bei der Online Schule anmelde, wie lernen sie die Sprache vor Ort, beziehungsweise finden Anschluss vor Ort? Ist das ein Nachteil, ein Vorteil? Wenn jetzt Eltern zu Dir mit solch einer Frage kommen würde, was würdest Du ihm sagen? Und auch Sebastian, es würde mich auch interessieren, was Du dazu zu sagen hast. Fangen wir mit Lars an.
Lars: Das ist ein extrem guter Punkt, den bringe ich auch immer ganz gerne auf, und ich glaube, das ist unheimlich unterschiedlich von Situation zu Situation. Wenn jemand zum Beispiel in ein Land geht, wo er die Sprache gar nicht kann, überleg Dir mal, Du gehst für ein Jahr zum Beispiel nach Ungarn oder für zwei Jahre, Ungarisch ist eine sehr andere Sprache, die nicht einfach mal so nebenbei gelernt werden kann, und zumal, wenn jemand sagt, ich möchte aller Voraussicht nach ohnehin zurückkommen oder geht danach in ein drittes Land, wo die Sprache wieder anders ist, dann ist die Frage: "Wieviel Sinn macht es, das Kind da integrieren zu wollen auf die Art und Weise?" Vor allem auch, diesen Druck auch aufzubauen als Kind, Du bist der Einzige oder die Einzige, die die Sprache nicht kann, Du weißt überhaupt nicht, wo oben und unten ist, und ich glaube, für solche Fälle ist es schwierig. Nun, wo man es sich natürlich überlegen kann, wenn man hier in Lateinamerika ist oder in den USA oder in Kanada, na klar, dann die Sprache vor Ort, die Kultur, man taucht ein, man lernt Kinder kennen, ist eine Sache mit einem großen, großen Reiz, und ich glaube, die Kinder lernen auch jede Menge dabei. Was die Kultur angeht und auch die Veränderung der Perspektive auf verschiedene Dinge, das finde ich extrem wertvoll. Muss man sich natürlich überlegen. Ist vor allem vielleicht dann zu raten, wenn man sich sicher ist, man will da bleiben für lange, lange Zeit. Wenn man sich jetzt aber noch nicht ganz sicher ist und sagt: „Wir schauen erstmal, jetzt kommen wir erstmal an, und machen erstmal ein Jahr oder zwei und gucken, wie sich das entwickelt,“ das ist dann eher so der Punkt, wo man dann sagt: "Ja komm, dann gib doch nicht gleich alles auf einmal ab, sondern mach mal eins nach dem anderen und überleg' es Dir so nach und nach." Oder es gibt ja auch von der Mentalität her, manche Menschen sind da einfach sehr unterschiedlich. Manche gehen mit der größten Natürlichkeit überhaupt in die ganz unterschiedlichen Kulturen hinein und öffnen sich für das, und für die ist das sehr angenehm, und andere tun sich da anfangs ein bisschen schwer und wollen die Gewissheit des Rettungsankers, sich zurückziehen zu können auf das, was sie schon ein bisschen kennen zumindest.
Das ist wirklich unterschiedlich, es sind ganz unterschiedliche Menschen, auch bei uns, viele sagen tatsächlich: "Ne, ich möchte das gar nicht, ich möchte eigentlich tatsächlich auswandern, aber wie gesagt, ich weiß nicht, was in zwei Jahren ist, und ich möchte gerne die deutsche Schule, und mein Kind soll jederzeit die Möglichkeit haben, wieder nach Deutschland zurückzukommen, wenn es das will, und dann eben das Abitur machen können. Wenn ich es hier jetzt zum Beispiel in Costa Rica oder in Paraguay oder in Uruguay in die Schule stecke, dann ist die Schulbildung eine ganz andere, das bedeutet, die empfangende Schule in Deutschland wird gar nicht genau wissen, wie kann ich dieses Kind eigentlich einstufen. Ganz andere Fächer, ganz andere Niveaus," und das sind Aspekte, die man unbedingt bedenken muss. Das ist ja auch nichts, was man über das Knie brechen kann, das Bauchgefühl muss auch stimmen dabei, von Seiten der Eltern zum einen und zum anderen natürlich auch von den Kindern.
Daniel: Macht Sinn. Sebastian?
Sebastian: Ist eine sehr interessante Frage. Man muss zum einen natürlich sagen, wie der Lars schon angedeutet hat, dass natürlich die Schulsysteme in verschiedenen Ländern tatsächlich bescheiden und die Ressourcen beschränkt sind, und es oftmals nicht wirklich Sinn macht, die Kinder dort in die Schule zu schicken, von sozialen Brennpunkten, usw. mal abgesehen. Es gibt in fast allen Ländern natürlich internationale Privatschulen, die zum Teil auch internationale Schulabschlüsse, wie International Baccalaureate, also im Grunde Abitur anbieten. Es ist normalerweise nach meiner Erfahrung kein Problem, auf solch eine Schule zu gehen und dann auch wieder in die deutsche oder eine europäische Schule zurückzufinden, auch wenn das Ganze in Englisch ist, das Wissen ist mehr oder weniger transferierbar, die Bildungsfelder sind vergleichbar, wenn man den internationalen Schulen folgt. Es ist natürlich auch eine Preisfrage, kostet in vielen Ländern ja locker mal 10.000 €-15.000 € pro Jahr pro Kind, das darf man nicht unterschätzen.
Es ist so, denke ich, dass natürlich Kontakt hier in der lokalen Community für Kinder sehr wichtig ist. Was wir gemacht haben, als wir homegeschoolt haben in den USA ist, dass wir in den Homeschooling Netzwerken sehr aktiv waren. Das sind jetzt nicht irgendwelche Online Netzwerke, sondern tatsächlich Gruppen, die sich regelmäßig wöchentlich treffen, mit den Kindern, wo man dann Aktivitäten gemeinsam macht und etwas unternimmt, wie beispielsweise in den Zoo gehen, sich im Park treffen, ins Schwimmbad gehen, usw. Die Kinder haben schon Kontakt oder sind in Jugendgruppen drin, machen andere Sachen nebenher, machen Musikunterricht, sie haben auf jeden Fall Kontakt mit anderen Kindern, auch außerhalb der Schule. Es ist eben nicht immer, wie Lars schon gesagt hat, gewollt, sich hier wirklich in das lokale Schulsystem einzufinden. Ich denke jetzt gerade auch an Länder, wie zum Beispiel Malta, die ja dann auch sehr großen Wert auf die eigene Sprache legen, die ja völlig, ich sage mal, Entschuldigung allen Maltesen gegenüber, irrelevant ist, und da muss das Kind dann Maltesisch lernen in der Schule, und das hat natürlich absolut keinen Sinn. Da kann es viele Gründe geben, warum jetzt die lokale Schule nicht unbedingt die geeignete ist, es ist natürlich wichtig, dass man Anschluss hat an die lokale Community, dass man dort mitten im Leben ist und entsprechend dann den Anschluss anderweitig findet.
00:37:31 - Sport und Online Schule – möglich ist alles
Daniel: Eine Frage habe ich jetzt doch noch. Fragen wir mal so: Sind die Schüler in der Online Schule überproportional dick? Ihnen fehlt ja immerhin der Sportunterricht. Ich stelle es mir sehr schwer vor, online, also vor dem PC die Kinder und Jugendlichen zur Bewegung anzuhalten. Wir wird das gelöst, und welche Konzepte gibt es für ausreichen Bewegung beim Online Lernen?
Lars: Prinzipiell kann ich nur vorab sagen, ich glaube nicht, dass die Kinder überproportional dick sind. Mein Eindruck ist immer gewesen, dass die Kinder und Jugendliche den Sport, den sie machen oder auch nicht machen, das kommt vor allem entweder intrinsisch, tatsächlich die Lust darauf, der Spaß daran oder eben durch die Familie und durch das Umfeld, und dass der Schulsport da gar nicht so viel ausgemacht hat. Da komme ich vielleicht gleich nochmal drauf, aber wir haben auch Leistungssportler bei uns, gerade im Bereich Tennis haben wir einige Spieler, die wirklich sehr gut sind, auch Ranglistenspieler, die auf Ranglisten Niveau spielen, relativ weit vorne mit dabei sind zum Teil. Wir haben auch ein Flex-Konzept, dass wir sagen, wir sind da ein bisschen freier als die herkömmlichen Schulen, die Regelschulen, die man so in Deutschland kennt, dass man dann sagt, in Absprache mit den Eltern ist das so, je nachdem wie die Prioritäten eben liegen, wenn ihr dann mal nicht da seid wegen Turnieren, wegen Trainingslagern beispielsweise, oder Reisetage habt, Tennisspieler reisen ja sehr viel von Turnier zu Turnier, dann kann das nachgeholt werden. Das ist dann so, dann ist man nicht dabei, dann sagt man vorher Bescheid, dann kann das in unseren Kursnotizbüchern, wir arbeiten mit Microsoft Teams, und da gibt es die Kursnotizbücher, die werden sehr detailliert aufbereitet von den Fachlehrern, so dass man wirklich alles eins zu eins nachlernen kann oder auch vorlernen kann, wie man das möchte, zeitlich flexibel.
Was das Thema Sport angeht, glaube ich, ist das eine ganz wichtige Sache, dass die Kinder nicht zu sehr immer nur am Rechner sitzen. Wir haben da tatsächlich ein Konzept, das wir am Vorbereiten sind, mein Partner hat da jemand kennengelernt vor einiger Zeit, der sich da gerne einbringen will bei uns, der eben in genau diesem Online Umfeld auch gute Möglichkeiten und Ideen hat, wie man das umsetzen kann. Wir haben beispielsweise so ein Challenges Prinzip, das leben wir momentan noch nicht aktiv, wird aber kommen, dass man den Kindern sagt: "Was macht Ihr denn gerne, oder was macht Ihr gut? Setzt Euch eine Zielsetzung in Absprache mit dem Lehrer, und dann wird das eben protokolliert, beziehungsweise man arbeitet auf ein Ziel zu," sowas ist das zum Beispiel. Der eine läuft gerne, der Dritte ist vielleicht gut im Mountainbike Fahren, ein anderer spielt wie gesagt Tennis oder Fußball, und so was mit einfließen lassen, oder wenn jemand von Natur aus sehr unsportlich ist, dann geht es zweimal in der Woche zum Beispiel anderthalb Stunden am Stück oder man steigert das. Man geht zu Fuß, solche Dinge. Das sind Sachen, die auf jeden Fall auf dem Schirm sein sollten, und das ist auch bei uns so, denn wir glauben auch, dass es ganz wichtig ist, wenn man im Kopf gesund und fit ist und da auch gerne lernt und sich weiterentwickelt, dann muss man auch körperlich fit sein, das ist ganz wichtig.
Daniel: Jetzt ist halt die Frage, da habe ich auch drüber nachgedacht, weil man gibt als Eltern, ich hatte ja auch zwei Töchter, die auch in der Schule waren, und man gibt normalerweise ja die Verantwortung an die Schule ab, was die Bewegung betrifft, weil man sich drauf verlässt, die werden da gestresst, die bekommen da Bewegung und so. Jetzt ist gerade die Frage: Bei einer Online Schule geht die Verantwortung zu den Eltern zurück, also müssen jetzt die Eltern wieder drauf achten? Dann müssen Sie es natürlich wissen. Oder ist das eine Verantwortung, die der Lehrer der Online Schule nach wie vor auch bei sich sieht? Also ich bin nicht nur verantwortlich, dass er in Mathe und anderen naturwissenschaftlichen Fächern zum Beispiel gut ist, sondern ich muss mich auch dafür verantwortlich fühlen, dass die Schüler sportlich aktiv sind? Das war meine Frage.
00:41:20 - Geschwindigkeit vom Internet – was ist, wenn ich kein oder langsames Internet habe?
Daniel: Aber vielleicht noch eine andere Frage: Sport hat ja was mit Geschwindigkeit unter anderem zu tun und mit Ausdauer, und schlagen wir da jetzt mal die Brücke zur Geschwindigkeit vom Internet und Ausdauer, sagen wir mal: Was ist, wenn ich mal überhaupt kein Internet habe? Entweder ich habe langsames Internet oder stellen wir uns vor, Du hattest ja vorhin selber gesagt, auch Sebastian, dass es mitunter Situationen gibt, wo jemand, der seinen Wohnsitz wechselt, vielleicht auch in eine Gegend kommt, wo die Infrastruktur nicht so gut ist. Was habt Ihr da für Konzepte? Also ein Schüler hat langsames Internet oder vielleicht auch mal plötzlich einen Tag gar kein Internet? Was ja dann übrigens auch das Gleiche wäre, mal einen Tag kein Internet kann ja auch sein, ich bin mal krank, auch das ist ja etwas, wo man ein Konzept braucht.
Lars: Auf jeden Fall. Wir haben das gelegentlich, wobei ich immer überrascht bin, wie durchgängig stabil bei den meisten unserer Schüler das Netz ist. Ich kann Euch sagen, das habe ich noch gar nicht erwähnt, wir haben Schüler in mittlerweile gut 30 Ländern weltweit, das führt wie gesagt von Südkorea ganz im Osten bis, ich glaube sogar in Baja California haben wir auch jemanden dabei, ganz im Westen. In den unterschiedlichsten Ländern gibt es natürlich unterschiedliche Voraussetzungen. Wir haben zwei Familien in Rumänien, wo eine von beiden immer wieder Probleme hatte mit dem Netz, aber auch dafür gibt es Lösungen. Ich glaube, wenn man eine 15 bis 20 Mbit Leitung hat, das reicht an und für sich. Dann muss man auch sagen, wenn man zum Beispiel die Kamera abstellt, dass man natürlich wesentlich weniger Traffic verursacht und dann wesentlich besser klarkommt. Aber wenn es mal ganz ausfällt, das ist durchaus möglich, dass es passiert, oder mal eine Stunde nicht funktioniert oder tatsächlich mal einen Tag, dann ist es so, dass man das nachlernen kann. Wir haben wie gesagt die Kursnotizbücher, da können die Schüler reinschauen, das ist ja auch offline verfügbar, das synchronisiert der Rechner automatisch, und dann kann in der Folgestunde einfach nochmal darauf eingegangen werden. Das ist nicht das große Thema, weil wir ja auch, wie gesagt, recht kleine Klassen haben, so dass das sowieso dann vor dem Hintergrund dieser Gleichmacherei, das heißt in dem Sinne, wir sind mit dem Stoff so und so weit vorangekommen, jetzt machen wir genau an dieser Stelle nahtlos weiter, das passiert bei uns kaum, weil wir sagen: „Wir wollen jeden da abholen, wo er steht, und wenn es dann mal technische Probleme gab, dann ist es nicht das große Thema, dann wird darauf eingegangen, und wir holen die Schüler da ab. Das ist wirklich eine Sache, die ist vernachlässigbar, bisher zum Glück.
00:43:57 - Schulgebühren
Daniel: Jetzt hatte Sebastian uns vorhin etwas zu den Preisen von einigen anderen internationalen englischsprachigen Online Schulen gesagt. Kannst Du etwas zu den Preisen Eurer Schule sagen an der Stelle?
Lars: Uns war es wichtig von Anfang an zu schauen, dass wir ein möglichst breites Publikum ansprechen können, möglichst vielen, die das wirklich wollen, die Möglichkeit geben, das auch finanziell machen zu können, und von daher war es für uns auch ganz wichtig einen deutlich geringeren Preis zu haben, als viele von den internationalen Schulen. Ich weiß von Schulen übrigens, die problemlos Preise aufrufen von 15.000$, 20.000$, 25.000$ im Jahr, so ähnlich, wie Sebastian auch sagte, es sind gar nicht so wenig. Und das Interessante ist, das sind zum Teil Schulen mit einem sehr guten Ruf, die aber, wenn man die Schüler, wir haben auch Schüler von solchen Schulen, wenn man sich mal unterhält mit den Kindern, was die so gemacht haben oder was die auch leistungsmäßig aufgestellt sind, das ist gar nicht so beeindruckend. Also das Preis-Leistungs-Verhältnis ist ein bisschen fraglich zum einen, manchmal, es ist natürlich nicht immer so, ganz klar, es gibt natürlich ganz hervorragende Schulen. Aber bei uns ist es so, dass wir sagen, wir wollen da deutlich drunter liegen. Das hängt ein bisschen von den Klassenstufen ab, je nachdem, bei den höheren Klassen ist es natürlich so, dadurch, dass wir da tendenziell mehr Stunden haben, die wir geben, ist es ein bisschen teurer als bei den niedrigeren Klassen, das bewegt sich alles so, das kann man auf der Webseite nachlesen, in einem Rahmen, der noch recht moderat ist, denke ich. Das ist uns ganz wichtig gewesen. Natürlich kostet eine gute Qualität Geld, wir brauchen natürlich die Möglichkeit, unsere Lehrer gut zu bezahlen, [unverständlich] zu bezahlen, und daher kostet es schon Geld. Und wir haben, muss man sagen, im Vergleich, oder im Gegensatz zu den mit Abstand meisten anderen Schulen nicht den Vorzug, dass wir irgendwie staatlich gefördert werden. Es gibt Privatschulen, und das sind nicht ganz wenige, da werden 80% der Lehrergehälter von den Behörden übernommen, das ist bei uns nicht so. Gut, das kann man argumentieren, wir haben dafür keine Gebäude zu zahlen, das stimmt auch, das ist natürlich der große Benefit, aber wir können, denke ich mal, da so ein bisschen günstiger auf jeden Fall anbieten, so dass es im moderaten Rahmen liegt.
00:46:05 - Wie ist das Verhältnis und die Zusammenarbeit mit den Eltern?
Sebastian: Jetzt entsteht ja dadurch, dass jetzt die Eltern auf einmal bezahlen, und viele Eltern werden ja zum ersten Mal tatsächlich für eine Schule bezahlen, weil ja doch auch Privatschulen in Deutschland, wenn man jetzt mal von Waldorfschulen und so weiter absieht, ja eher doch die Ausnahme sind, also nicht so weit verbreitet, wie in andern Ländern, zum Beispiel Großbritannien, wo ja doch, sagen wir mal 7%-10% der Schüler in die Privatschule gehen. Jetzt bezahlen die Euch, und damit ändert sich doch die Beziehung zu Schule, oder? Auf einmal sind die Eltern ja mehr oder weniger Kunden, haben sicherlich eine gewisse Erwartungshaltung im Sinne von Kommunikation, dass sie auf dem Laufenden gehalten werden, was mit den Kindern passiert, auch so ein gewisses Gefühl, dass sie jetzt wieder mehr Kontrolle haben über die Ausbildung der Kinder. Man hat ja bei der staatlichen Schule das Gefühl, dass einem die Kontrolle total entgleitet, man hat zwar Kinder, aber man hat das Gefühl, man gibt die Kinder letztlich irgendwo ab, und es wird einem die Verantwortung entzogen, und jetzt ist der Staat verantwortlich. Das ändert sich ja alles komplett, wenn man auf einmal für die Schule bezahlt. Wie ist die Zusammenarbeit mit den Eltern? Wie ist die Verantwortungsteilung mit den Eltern, was die Erziehung der Kinder anbelangt, so im täglichen Leben, wie drückt sich das aus?
Lars: Das ist etwas sehr, sehr schönes, muss ich sagen, und da bin ich sehr froh, dass wir uns abheben können und das auch wollen, und das macht auch sehr viel Spaß, sowohl mir als auch meinem Partner und den Lehrern. Wir sind wirklich sehr direkt im Kontakt mit den Eltern, immer wieder, und ich würde sogar so weit gehen, ich würde mir das bei manchen Eltern sogar noch ein bisschen mehr wünschen. Wir haben von vornherein die Vereinbarung, das wird auch im Vorgespräch besprochen, wir haben die Microsoft Teams Konten, jeweils eines auch für die Eltern, wo dann eben die Kommunikation stattfindet. Das heißt, wenn der Klassenlehrer eine Frage hat an ein Elternteil, dann wird eben mal schnell in Microsoft Teams eine Nachricht geschrieben, wird mal nachgefragt; "Wie ist dieses? Mir ist jenes aufgefallen, habt Ihr da eine Antwort drauf? Woran liegt das? Braucht Euer Kind da vielleicht Hilfe? Habe ich da etwas missverstanden? Geht es ihm gar nicht so gut?" Oder umgekehrt, die Eltern werfen eben mal was ein, oder Du hast die Möglichkeit, eben mal wirklich relativ zügig die Information loszuwerden: "Du, pass mal auf, morgen sind wir nicht da, mein Kind kommt morgen nicht zur Schule oder hat die Hausaufgaben aus dem oder dem Grund nicht machen können, das geht schon in Ordnung von unserer Seite, es geht nicht darum, dass das Kind faul war." Diese Kommunikation führt dazu, dass wir unsere Eltern und die gesamte Familiensituation besser kennenlernen bei den einzelnen Schülern, und das führt insgesamt zu einem großen Vertrauensverhältnis, was ich als sehr schön erachte. Und wird erwartet, ja, von einigen, von vielen, und das Schöne aber, wie ich finde, ist dabei, dass wir dadurch als Privatschule die Bereitschaft von den Familien, sich damit auseinanderzusetzen, was wir machen, mit der Dienstleistung auseinanderzusetzen, mit dem Content, den wir an die Kinder ran bringen, sich auseinanderzusetzen ist deutlich größer. Und das erleichtert vieles, weil man eben viel besser auf das einzelne Kind eingehen kann, was das Wissen angeht und die einzelnen Schwächen und Stärken. Das ist auf jeden Fall so, die Ansprüche sind da, und denen versuchen wir immer gerecht zu werden, und das gelingt bisher erstaunlich gut, darüber bin ich sehr froh.
00:49:33 - Wie sieht das Schulzeugnis aus?
Daniel: Wie ist das am Ende? Mein Kind besucht jetzt ein Schuljahr in Eurer Online Schule oder auch mehrere Jahre, und was bekommt es am Ende des Jahres in die Hand? Ein Schulzeugnis, was auch, Du hast ja gesagt, Eure Lehrer sind alles akkreditierte Lehrer, beziehungsweise Ihr folgt dem deutschen Schulplan von Baden-Württemberg, wenn ich es mir richtig gemerkt habe. Jetzt ist die Frage: Was steht auf dem Zeugnis? Wie sieht das Zeugnis aus, wer unterschreibt das, und was steht oben im Briefkopf drin? Ist das ein Zeugnis, das ich verwenden kann, was akzeptiert wird, wenn ich wieder zurück nach Deutschland gehe?
Lars: Das ist auf jeden Fall so, das ist ein offizielles Zeugnis von unserer Schule. Jetzt kann man sagen: "Ja gut, offiziell, kann jeder ausstellen," aber von unserer Institution eben, und das wird gewertet aus der Perspektive Deutschlands, aus der Sicht wird das gewertet, wie das Zeugnis von jeder anderen Auslandsschule auch. Da gibt es so einen Erlass von der Kultusministerkonferenz, ich kann es jetzt nicht wörtlich wiedergeben, wie das formuliert war, aber es war relativ klar, dass eben schulische Leistungen, die eben keinen Abschluss darstellen, nicht anerkennungsfähig und nicht anerkennungspflichtig sind, also von Auslandsschulen, und somit hat es eher einen informativen Charakter. In der Praxis sieht das so aus, dass man eben, wenn man tatsächlich nach Deutschland zurückkehrt und das Kind dort wieder in die Schule geben möchte, zum Beispiel an ein Gymnasium geben will, dass man sich dann eben bei der Schule vorstellt, dass man einen Termin ausmacht mit der Schulleitung, und dass man sich unterhält darüber, was wurde gemacht, man legt die Zeugnisse vor, man sieht dann ziemlich genau, es wurde dem und dem Lehrplan gefolgt, und dann trifft man eben die Entscheidung von Seiten der Schulleitung, passt das Kind, und wenn ja, in welche Klasse? Wir haben wirklich die Erfahrung gemacht, dass es in den seltensten Fällen Probleme gibt. Gut, jetzt kann man sagen, es gibt uns noch nicht so lange, das ist auch wahr, wir haben noch nicht so viele Fälle gehabt von Kindern, die zurückgegangen sind. Allerdings kann ich das sagen, weil mein Partner wie gesagt in der Schulleitung einer Privatschule in Deutschland war, und die hatten wirklich sehr viele Fälle, wo immer mal wieder über die Jahre Kinder aus dem Ausland kamen, von Auslandsschulen, wo es zum Teil auch richtig schwer war, das einzuschätzen, weil sie in einer anderen Sprache unterrichtet und in einem ganz anderen Kulturkreis unterwegs waren. Man hat die dann genommen, man hat sogar, in einem Fall war das sogar, da hat man auf diese Einstufungstests verzichtet, und ich glaube, das machen die meisten Schulen, dass sie darauf verzichten, und sich dann einfach ein Bild davon machen, von Seiten des Zeugnis und das Kind dann da einstufen, wo es passt, erstens, und zweitens, natürlich ob es passt von der Leistungsfähigkeit hin. Man guckt sich das dann an, und in vielen Fällen, also bei meinem Partner war das so, da sagt er, in den meisten Fällen passt das mit Abstand relativ gut. Da braucht man sich keine großen Sorgen machen.
00:52:18 - Was ist mit Probeunterricht/Hospitieren?
Daniel: Können Eltern, die vielleicht unentschlossen sind, was sie machen sollen, machen sie Homeschooling, machen sie eine deutsche Online Schule oder vielleicht eine englische, gibt es die Möglichkeit, dass sie den Unterricht vielleicht mal testen können? Testweise für einen Monat, oder was habt Ihr für ein Angebot für jemanden, der das gerne mal testen möchte?
Lars: Die Frage haben wir öfter bekommen, vor allem auch am Anfang sehr oft. Am Anfang haben wir das tatsächlich gemacht, sind dann aber aus zwei Gründen davon weggegangen, mit Alternative, die nenne ich auch gerne gleich. Der eine Grund ist der, dass es technisch ziemlich aufwendig ist, man muss die Benutzer anlegen, man muss die Kinder in die Technik einweisen, die meisten kennen das mit dem Microsoft Teams nicht so gut oder zum Teil überhaupt nicht, die Struktur, wie wir arbeiten, das ist dann natürlich eine Situation, die in keiner Weise die realistische Schulsituation für die Kinder widerspiegelt, wie es später sein wird, das ist also komplett aus dem Kontext gerissen, das ist der eine Punkt. Ganz abgesehen davon, dass natürlich auch geschaut werden muss, dass es in den ganzen Teams der Lehrer entsprechend eingetragen ist, das Kind, der neue Benutzer, und dass da wirklich nichts schiefgeht. Der andere Punkt, den finde ich mindestens genauso wesentlich, das ist der, wir haben das am Anfang öfter gemacht, wo die Klassen noch kleiner waren, als sie noch nicht voll waren, dass wir diese Vorstellungsrunden, diese langen, das ist schwierig, und vor allem, man kann natürlich auch sagen, wir verzichten auf die Vorstellungsrunden, aber das ist irgendwie nicht so schön, da sind wir relativ schnell drauf gekommen. Du arbeitest mit Menschen, und da musst Du natürlich auch in gewisser Weise so ein bisschen ein Gefühl dafür haben, dass diese Anonymität verlorengeht, und da ist es auch oft so gewesen, oft war es gar nicht, es war einige wenige Male, das hat uns aber gereicht, das muss ich wirklich sagen, dass die Kinder uns darauf angesprochen haben: "Ach, jetzt haben wir wieder einen Schüler, und wie ist das bei dem, ist der dann nächste Woche noch da, oder kommt er dann nicht mehr?" Man hat sich dann so ein bisschen wie im Zoo gefühlt, auch diese Ausdrucksweise kam zu uns, und das hat komplett unsere, wie ich finde, ziemlich private Atmosphäre im Unterricht aus dem Gleichgewicht gebracht, so ein bisschen. Man hat dann dieses familiäre Umfeld nicht mehr gehabt, so dass wir gesagt haben: "Okay, machen wir so in der Form nicht mehr, weil wir eben die Möglichkeit anders haben, den Kindern und Jugendlichen zu zeigen, wie wir arbeiten," und das läuft über Videos. Wir haben einige Videos zusammengestellt, wo wir eben auch versuchen, diesen Datenschutzrichtlinien bisschen gerecht zu werden, dass man die Namen da rausnimmt und solche Dinge, die wir dann eben in den Fällen, wo wir Interessenten haben, zur Verfügung stellen. Die können die sich angucken, dann sehen sie einfach mal, wie tickt das Ganze, wie spricht der Lehrer mit dem Kind, wie sprechen die Kinder untereinander miteinander, wie findet die Interaktion statt, was gibt es für Methodik, die angewendet wird, einfach diesen Gesamt Flavour mal ein bisschen zu bekommen, und dieser Anforderung werden diese Videos deutlich besser gerecht, wie ich meine. Das Feedback haben wir auch öfter bekommen von unseren Interessenten, weil man sich entspannt zurücklehnen kann und sich das wirklich unvoreingenommen anschauen kann, ohne in dieser Situation des Drucks zu sein, da funktionieren zu müssen, zu gucken, wo muss ich denn jetzt klicken, bin ich jetzt eingeloggt, ja, nein, mit wem habe ich da jetzt gerade gegenüber zu tun, spricht der mich jetzt an, ja oder nein. Man hat die Möglichkeit, sich das einfach mal anzuschauen. Es ist, wie so ein Blick durchs Schlüsselloch, kann man sagen, und sich dann einen Eindruck zu machen.
Daniel: Macht Sinn.
00:55:34 - Kann ich die Online Schule besuchen mit Wohnsitz in Deutschland?
Daniel: Jetzt stelle ich mir vor, wir haben Zuschauer oder Zuhörer, also Eltern mit Kindern, die sagen: "Ich möchte jetzt, denn was der Lars Berner da erzählt hat überzeugt mich so sehr, ich möchte mein Kind unbedingt auf seine Online Schule schicken. Es gibt nur ein Problem: ich wohne in Deutschland." Gibt es irgendeinen Weg, irgendetwas, was Du deutschen Eltern sagen kannst, die noch nicht ins Ausland ziehen konnten, aber ihre Kinder gerne auf die Online Schule schicken möchten?
Lars: Was ich den Menschen immer gleich sage, dass es diese Schulpflicht, diese Gebäudeanwesenheitspflicht gibt, die wir mit unserer Schule bisher nicht erfüllen können, in keiner Weise, zumindest ist es, wenn man es konservativ ausdrückt so. Jetzt kann man natürlich argumentieren, ich kenne den Gesetzestext nicht so genau, es ist auch von Bundesland zu Bundesland tatsächlich anscheinend unterschiedlich, es ist keine Sache, die im Grundgesetz verankert ist, nebenbei gesagt. Es ist wohl so, dass von einem Raum, einem gemeinsamen Raum immer mal wieder die Rede ist, und jetzt kann man natürlich argumentieren, das ist ja auch ein virtueller Raum und ein gemeinsamer Raum, aber diese Formulierung greift juristisch einfach nicht, das muss man einfach sehen. Was sage ich den Menschen? Ich sage ihnen: "Ihr habt eigentlich die Möglichkeit zu warten, ob sich da rechtlich etwas ändert, die Möglichkeit zu warten, ob wir vielleicht tatsächlich irgendwann in den Genuss kommen, eine Genehmigung als Ersatzschule sogar zu erhalten, wenn man das vielleicht hinbekommt, oder aber Ihr seid sowieso drauf und dran das Land zu verlassen, und in Euer "Traumziel" zu gehen, und dann sieht die Welt sowieso anders aus, was das Thema angeht." Das ist das, was ich den Leuten sage. Es gibt einige Ausnahmen, die eben trotzdem die Möglichkeit haben, die haben meistens einen mehr oder weniger schlimmen Leidensweg hinter sich, weil zum Beispiel, ich glaube, ich hatte das glaube ich eingangs erwähnt, ein Kind Schulangst hat oder eine Verweigerungshaltung hat oder irgendwelche psychischen Probleme, dass es eben nicht in die Schule gehen kann. Zum Teil ist es glaube ich sogar auch physisch, da haben wir jetzt keinen Fall bei uns, aber es mag auch Kinder geben, die eine physische Behinderung haben, dass die nicht in das Schulgebäude können, und da mag es Ausnahmegenehmigungen geben, und gerade diese psychischen Punkte, da gibt es ein paar Schüler bei uns, die tatsächlich auch in Deutschland sind, und das funktioniert ziemlich gut. Dann, und dann muss man natürlich überlegen als Elternteil, kann ich vielleicht diesen Weg gehen? Will ich diesen Weg gehen, zu versuchen, diese Befreiung zu bekommen? Da kann ich jedem nur sagen: "Das ist schwierig, und das ist langwierig," Das muss man sich vorher überlegen, ob man den Weg gehen will.
00:58:11 - Ein Vater spricht aus seinem Herzen – eine Ermutigung für alle Eltern
Sebastian: Ich denke, ganz ehrlich gesagt, ich habe ja viel Mandanten in der Beratung, und ich habe jetzt doch immer wieder Mandanten, die ins Ausland umziehen, vordringlich wegen der Schulpflicht in Deutschland. Die sagen: "Ich möchte da raus, ich möchte meine Kinder selbst unterrichten, oder auf eine Online Schule geben, oder was auch immer. Ich denke, die Erziehung und die Bildung und die Ausbildung ihrer Kinder ist vielen Eltern extrem wichtig, und ich glaube, wem es wirklich wichtig ist, der wird den Schritt machen ins Ausland. Sagen wir mal, zumindest dann, wenn es sich für ihn beruflich, geschäftlich oder in irgendeiner Weise regeln lässt. Und das ist ja nun wirklich etwas, was Corona doch verdeutlicht hat. Ob ich jetzt ob ich jetzt in Wanne-Eickel sitze und einen Zug vollmache, oder ob ich irgendwo anders sitze, wo Homeschooling erlaubt ist und einen Zoom Call mache, spielt ja nun wirklich absolut keine Rolle. Und sowohl Kunden als auch Arbeitgeber, insbesondere bei Freelancern sind inzwischen ja so flexibel geworden, dass das für viele tatsächlich eine Option geworden ist zu sagen, man kann den Weg ins Ausland gehen, ohne dass man jetzt hier im Grunde große Job Risiken oder anderweitige Risiken hatte, das kann mittlerweile wirklich funktionieren, das hat doch davor auch schon funktioniert, aber sagen wir mal, jetzt ist es noch einfacher geworden. Ich würde mal sagen, es war noch nie so einfach, wie es jetzt ist. Und man kann ja immer sagen, man macht es mal für ein Jahr, macht es mal für zwei Jahre, man schickt die Kinder in der Zeit bei Euch in die Schule, und wenn es nicht klappt, es gibt genug Leute, die eine Weltreise machen und danach wieder zurückkommen. Wer auch jetzt nicht, wenn es gar nicht funktioniert, wäre auch nicht der Weltuntergang. Aber man kann alle nur ermutigen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, die tatsächlich für die Kinder eine bessere Lösung wollen, wo die Kinder leiden, wo die Eltern leiden, wo die Eltern das Gefühl haben, meine Kinder werden hier nicht gut genug versorgt, oder ich habe das Gefühl, ich habe nicht die Kontrolle, oder ich weiß nicht genau, was dort passiert. Man kann alle nur ermutigen, es war nie so einfach, wie es jetzt ist, und ich glaube, Du hast hier in der Unterhaltung gezeigt, dass es ja fast ein nahtloser Übergang ist zu Eurer Schule. Natürlich ist es anders, ich will jetzt nichts sagen, was hier, es ist anders, es ist eine andere Zeit, es ist ein anderes Format, klar, da muss man sich eingewöhnen, und da wird es auch Frustration geben und so weiter, ist ja total normal bei allen neuen Sachen so. Aber ich glaube, man muss die Leute ermutigen, den Schritt zu machen, wenn es sich wirtschaftlich für sie einrichten lässt aufgrund der beruflichen Situation, wenn sie als Freelancer oder sonstiges arbeiten können, also ich glaube, es war nie so einfach, wie es jetzt ist, und man kann jeden nur ermutigen, den Schritt zu machen.
Lars: Danke, das sehe ich auch so, und wir erleben das auch bei vielen Eltern. Was ich ungern mache, da bin ich wirklich weg von, die Leute in die Richtung zu beraten, denn ich glaube natürlich, dass da jede Menge anderes dran hängt, und das sind Dinge, die ich in so einem relativ kurzen Beratungsgespräch auf gar keinen Fall final beurteilen kann. Man kann es natürlich in den Raum stellen, und es ist tatsächlich so, wie Du auch sagst natürlich, wenn ich einen entsprechenden Beruf habe, habe ich diese Flexibilität, aber diese Entscheidung zu treffen, dann haben die ein Haus, dann wohnt die Mutter noch da, oder er ist Beamter oder arbeitet bei einer großen Firma und kann da nicht weg. Das ist immer so diese Thematik, die muss man sich gut überlegen, und wir haben tatsächlich, wie Du auch sagst, jede Menge Menschen auch, die sich entschieden haben, ja, das ist uns wichtig genug, die Bildung unserer Kinder auf die Art und Weise vornehmen zu können, dass wir diesen Schritt gehen.
Sebastian: Ich glaube, man kann zumindest, Du hast natürlich Recht, jeder muss es für sich selbst entscheiden, und jeder ist erwachsen und muss es für sich selbst klären, kann ich das? Schaffe ich das finanziell? Viele haben Freunde, jeder hat Freunde, hat Familie, schaffe ich das, von der Familie und Freunden weg zu sein, aber zumindest, ich glaube, was heute nicht mehr gerechtfertigt ist, ist diese Blockade von vornerein, dass man die Sache überhaupt nicht diskutieren kann, sondern man kann heute tatsächlich sich damit gedanklich auseinandersetzen, es als eine ernsthafte Alternative ins Auge fassen, okay, und mag sich dann entscheiden, dass es für einen dann doch nicht in Frage kommt, aber ich glaube, Ausreden kann man heutzutage keine mehr machen. Wenn es irgendwann mal möglich war in der Geschichte der Menschen, dann ist es jetzt, dann ist jetzt die Zeit. Heute! Jetzt! Und das ist eine Chance, aber natürlich, viele wollen es am Ende dann nicht machen, aber möglich ist es auf jeden Fall.
Lars: Definitiv, ja.
Daniel: Ja, das war doch fast ein schönes Schlussplädoyer von Sebastian zu diesem Thema. Man kann wirklich unterstreichen, dass es diese Online Schule Möglichkeiten gibt, wie Du sie mit Deiner Schule auch anbietest, oder Ihr mit Eurer Schule, es mag wirklich für die eine oder andere Familie der letzte Kick sein, dass sie sagen: "Jetzt machen wir das endlich, weil das hat uns immer Sorgen gemacht, was können wir mit den Kindern später machen."
Sebastian: Absolut, sehe ich auch so.
Daniel: Jetzt gibt es das, vielleicht es sogar einfach, dass wir heute zusammen das Gespräch geführt haben für die eine oder andere Familie genau der Anlass zu sagen, wir tragen uns jetzt schon seit Monaten oder Jahren mit dem Gedanken, und das war immer das, was uns Sorgen gemacht hat. Es ist ja immerhin ein mindestens zwölfjähriges Projekt für die Kinder, die einen irgendwo an einem bestimmten Ort oder Land festhält, und warum sollten wir jetzt nicht gehen? Gerade wie Sebastian gesagt hat, in der Zeit, wo wir uns sowieso daran gewöhnen, alles oder mehr online zu erledigen.
01:03:48 - Kontaktdaten und Verabschiedung
Daniel: Schön, vielleicht noch eine wichtige Frage zum Schluss: Interessierte Eltern und Familien, wie erreichen sie Euch am besten? Wie können Sie Dich kontaktieren, wenn sie sich für die Schule an sich oder vielleicht sogar schon konkret für eine Bewerbung für einen Schulplatz für die Kinder interessieren?
Lars: Sehr gerne. Uns findet man mittlerweile zum Glück relativ leicht im Internet, schon wenn man sucht nach Online Schule, wird man uns finden, deutsche Onlineschule. Unsere Domäne ist: deutsche-online-schule.com, und Ihr findet oben ein Kontaktformular, wo Ihr herzlich eingeladen seid, mich oder uns anzuschreiben, die meisten Sachen landen direkt bei mir, und in den meisten Fällen werde es auch ich sein, der dann direkt reagiert. Wir haben eine Telefonnummer hinterlegt, da dürft Ihr euch nicht irritieren lassen, das ist eine Mannheimer Nummer, aber ist über Sipgate gelinkt und landet sehr schön hier bei uns in Costa Rica, das ist gar kein Thema. Wir können gerne einen Termin machen für ein Beratungsgespräch, wenn jemand interessiert ist, wobei in dem Fall, dadurch, dass der Andrang relativ groß ist, bin ich immer recht froh und dankbar, wenn ich vorher ein bisschen Information bekomme, und wenn wir vorher ein bisschen per E-Mail verkehren, dass man sieht, inwieweit macht das überhaupt Sinn? Aber dann stehe ich herzlich gerne zur Verfügung. Und dann muss man eben schauen, haben wir die Plätze? Passt es für Euch im Einzelnen für den individuellen Fall? Und dann kommt man eben bestenfalls zusammen, wenn es funktioniert.
Daniel: Vielen Dank.
Sebastian: Vielen Dank Lars, wunderbar, das war ein faszinierendes Thema.
Lars: Vielen Dank Euch auch!
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Übrigens, wenn Ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den ABONNIEREN Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einem Daumen hoch freuen wir uns sehr.