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USA - Visa-Optionen für Geschäftsleute
Erfahren Sie in unserem Podcast mit Rechtsanwältin Magdale Labbe Henke alles über Visa-Optionen für Geschäftsleute in den USA. Entdecken Sie Ihre Möglichkeiten für einen beruflichen Neustart im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Zu Gast: Rechtsanwältin Frau Magdale Labbe Henke
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In unserer heutigen Episode unseren Podcast sprechen wir mit der Rechtsanwältin Frau Magdale Labbe Henke. Sie zeigt Unternehmern und Familien die offenen Türen für einen Umzug in das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“. Es gibt viele Gründe für eine Umsiedlung und die USA stehen dabei als Zielland immer an der Spitze. Sie möchten Neues ausprobieren oder Ihre beruflich besseren Chancen nutzen? Sie bekommen hier Antworten, wenn Sie in den USA leben und/oder arbeiten wollen, vielleicht weil ein Leben in Deutschland für Sie nicht mehr das Richtige ist oder Sie Ihre Kinder im Homeschooling oder an einer Online Schule unterrichten wollen.
Als Unternehmer finden auch Sie in der „Buchstabensuppe“ der Visa-Optionen mit unterschiedlichen Investitionsbeträgen Ihren Weg in die USA. Unser Gespräch verdeutlicht die Komplexität der Vorbereitungen und gibt Ihnen wichtige Information zum Umgang mit amerikanischen Behörden.
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Unterschied Green Card und Visum für zeitlich begrenzten Aufenthalt
Wir kennen die Green Card aus der Filmindustrie. Sie ist eine zeitlich unbegrenzte Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, wohingegen ein Arbeitsvisum für maximal fünf Jahre ausgestellt wird. Eine geschäftliche Tätigkeit für eine Green Card oder ein Visum ist auch für Rentner oder Privatiers erforderlich. Wir zeigen Ihnen heute, wie Sie dieses auch passiv umsetzen können.
Die Investor Green Card im Überblick
In der Regel müssen Sie für den Erhalt einer Investor Green Card 1 Million Dollar in ein Unternehmen investieren. Dieses können Sie durch Übernahme eines bereits bestehenden Unternehmens oder durch Neugründung tun. Das Konsulat legt dabei großen Wert auf entsprechende Qualifikationen des Antragstellers. Wenn Sie sich in ein neues Geschäftsfeld begeben, können Sie einen Manager einstellen oder sich durch Training die Qualifikationen aneignen. Die Gründung einer Tochtergesellschaft oder einer Niederlassung in den USA ist ebenfalls möglich und gefällt dem Konsulat am besten. Zudem sind Sie mit der Investor Green Card dazu verpflichtet, zehn neue Arbeitsplätze zu schaffen (eine Ausnahme bietet das im folgenden Absatz erklärte Regional Center Program).
Was ist das Regional Center Program (EB-5)?
Ein sogenanntes „passives Investment“ können Sie mit dem Regional Center Program machen. Der Investment-Mindestbetrag ist nicht allgemein festgelegt, sondern richtet sich nach dem Projekt und wird von der Migrationsbehörde entschieden. Dadurch haben Sie die Möglichkeit zu investieren, ohne sich um den Tagesablauf kümmern und eine Mindestanzahl von neuen Arbeitsstellen schaffen zu müssen. Alle Details sind in diesem Programm abgedeckt. Aktuell liegt dieses Projekt auf Eis und eine Entscheidung wird im Februar 2022 erwartet.
Das Investor-Arbeitsvisum im Überblick (E-Visum)
Das Investor-Arbeitsvisum kann für einen Zeitraum bis zu fünf Jahren ausgestellt werden. Grundlage ist die Firmengröße, der Businessplan und Investitionssumme. Große Firmen erhalten erfahrungsgemäß immer fünf Jahre, und kleineren Unternehmen auch auf die Umsetzung des Businessplans. Dieses liegt in dem Ermessen des bearbeitenden Beamten.
Wo und wie ist das Visum zu beantragen und was ist zu beachten?
Eine Visum-Antrags-Mappe mit 500 einzureichenden Seiten ist durchaus üblich und nicht ungewöhnlich. Daher wird für die Vorbereitung eine Zeitspanne von sechs Monaten empfohlen, wenn man nicht die Möglichkeit hat, sich Vollzeit mit den Vorbereitungen auseinanderzusetzen. Der übliche Ablauf zur Visum-Beantragung fängt damit an, seinen Antrag in den USA bei Homeland Security Citizenship and Immigration Services einzureichen. Nach positiver Antwort geht man zum lokalen Konsulat, um das Visum zu erhalten, denn die Entscheidung aus den USA wird akzeptiert. Nicht so verhält es sich bei dem E-Visum. Das ist die einzige Kategorie, dessen Entscheidung das Konsulat ignoriert und alle Unterlagen erneut anfordert. Daher rät Frau Labbe Henke dazu, die Unterlagen direkt beim Konsulat einzureichen, sofern man sich außerhalb der USA befindet. Befindet man sich in den USA auf einer anderen Visa-Kategorie und möchte wechseln ohne die USA zu verlassen, kann der Antrag dort gestellt werden.
Ein sehr wichtiger und bitte von Interessenten unbedingt zu beachtenden Punkt!
Mit ESTA können Interessenten „unproduktive Arbeiten“ in den USA verrichten. Sie können vor Ort bereits Verträge unterzeichnen, Site Visits abhalten und Termine wahrnehmen, die für den Aufbau des Unternehmens erforderlich sind. Dafür brauchen Sie kein spezielles Visum. Wir raten Ihnen, eher mehrere und kürzere Besuche in den USA abzuhalten, als durch ein eventuell abgelehntes B-Visum auch die ESTA Möglichkeit zu verlieren.
Kontaktdaten und Links:
Frau Magdale Labbe Henke
Homepage: www.consular-consulting.com
E-Mail: mlh@consular-consulting.com
Telefon: +49 89 1711 9458
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Timestamps
00:18 - Begrüßung und Einleitung und Vorstellung Frau Henke
02:58 - Warum haben die USA eine solche Anziehungskraft, und woher die starke Nachfrage?
06:27 - Welche Möglichkeiten haben Unternehmer, die in die USA gehen möchten?
08:47 – Bestehendes Business in den USA kaufen oder dort eine Niederlassung gründen?
11:04 - Die Problematik bei Übernahme eines bestehenden US-Business
12:28 - Wird mein Visumsantrag in den USA oder in meinem Heimatland bearbeitet?
14:54 - Als Rentner oder Privatier in die USA
18:03 - Anforderungen für die Green Card durch Investment
21:44 - Das EB-5 Visum an einem Beispiel erklärt
23:54 - Unterschied Green Card und Visum und dessen Bewilligungszeitraum
25:18 - Wo wird die Verlängerung bearbeitet – „zu Hause“ oder in den USA?
26:09 - Den Businessplan reell schreiben und daran halten
28:02 - Wie kann ich als Antragssteller meine Familie mitnehmen?
30:46 - Was muss ich beim Verlassen Deutschlands beachten?
34:53 - Beratung erforderlich für in den USA steuerpflichtige Ausländer
36:27 - Wie komplex ist die Antragstellung?
41:49 - Erfahrungswerte zur Antragsstellung
43:17 - Kann ich in die USA reisen, während ich auf mein Visum warte?
44:44 - Wie sehen die Veränderungen nach Trump und unter Biden aus?
47:50 - Schnellere Bearbeitungszeit unter Biden?
49:19 - Ausnahmeregelungen zur verpflichtenden Impfung für die Einreise in die USA
50:40 - Ein sehr wichtiger Tipp zum Abschluss und Kontaktdaten Frau Henke
Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 21 USA - Visa-Optionen für Geschäftsleute
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Frau Henke
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London.
Daniel: Heute sprechen wir über ein Land, das man auch gerne „Land der unbegrenzten Möglichkeiten nennt“. Gemeint sind die USA. Und warum machen wir das? Jedes Jahr zieht es ja Zigtausende dorthin aus den verschiedensten Gründen. Wenn wir alleine Deutschland ansehen, Deutschland verliert ja jedes Jahr auch circa 25.000 Einwohner, und auf den Plätzen eins bis drei sind immer die USA. Meistens sind noch die Schweiz oder Österreich mit dabei, das liegt dann einfach daran, dass es unsere Nachbarn sind. Dann kommen auch schon auf den Plätzen eins, zwei oder drei auch schon die USA. Deswegen sprechen wir heute mit Frau Henke, die eine Spezialistin ist auf dem Gebiet, Menschen zu helfen, Interessierten zu helfen, dort einzuwandern. Habe ich das richtig gesagt Frau Henke? Am besten, Sie stellen sich unseren Zuschauern und Zuhörern einmal selbst vor.
Frau Henke: Vielen Dank Herr Taborek, das ist richtig. Ich bin Frau Henke, komme ursprünglich aus den USA und lebe und arbeite seit 2006 in Deutschland und habe meine in München basiertes Unternehmen bereits seit 2009, und bereits in den USA war ich auf Arbeitsrecht und Einwanderungsrecht am Anfang, so in anderen Bereichen wie Kommunikationswissenschaften. Danach bin ich meinen Vorfahren gefolgt, denn meine Eltern waren auch Auswanderer von Haiti in die USA und habe gesagt, ich werde mich spezialisieren auf US-Einwanderungsrecht. Und als ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich diesen Markt entdeckt, diese große Nachfrage nach US-Recht und US-Einwanderungsrecht. Eine sehr spannend die Bandbreite, viele Bereiche von Selbständigen bis zu Unternehmen bis zu Künstlern bis zu kleinen und mittelständischen Unternehmen, und da ist immer viel zu tun, und wir sind gerne dabei, Leute in diesem Bereich zu unterstützen.
02:58 - Warum haben die USA eine solche Anziehungskraft, und woher die starke Nachfrage?
Daniel: Klasse, jetzt ist es ja so, dass seit 2001 die Migrationspolitik in den USA sehr viel restriktiver geworden ist, und auf der anderen Seite aber jetzt in der Corona Zeit in den letzten zwei Jahren, natürlich auch durch die Corona Zeit zusätzlich noch erschwert wurde, gleichzeitig die Nachfrage aber gestiegen ist in den letzten zwei Jahren. Bei uns ist es zumindest so, dass die Nachfrage zum Umzug ins Ausland generell stark zugenommen hat, und besonders Unternehmer überlegen, ihren Unternehmenssitz zu verändern. Oftmals liegt es daran, dass sie sich von der Regierung nicht mehr richtig unterstützt fühlen oder die Einschränkungen zu restriktiv geworden sind. Wir haben zudem noch einen anderen Punkt, der bei uns immer wieder aufschlägt, dass Familien ans Auswandern denken, weil wir ja in Deutschland die Schulpflicht haben, und gerade jetzt in der Corona-Zeit war das für viele Eltern eine große Herausforderung, und der eine oder andere weiß, dass in vielen Ländern zwar eine Bildungspflicht ist, aber keine Anwesenheitspflicht in Schulgebäuden. Und Eltern, die ihre Kinder im Homeschooling oder in der Online Schule, wir hatten zu beiden Themen kürzlich einen Podcast, für die das interessant ist, auch die mögen sich dafür interessieren, in die USA auszuwandern, weil es dort viel einfacher ist. Jetzt ist meine Frage: Warum hat Ihrer Meinung nach, Sie haben ja auch eine ganze Menge Mandanten und Anfragen, warum haben aus Ihrer Sicht die USA eine solche Anziehung? Warum gibt es diese verstärkte Nachfrage?
Frau Henke: Sie haben das wirklich richtig erwähnt, ich habe auch diese hohe Nachfrage bemerkt, besonders in den vergangenen zwei Jahren, trotz Corona, und immer die gleichen Erklärungen mit Restriktionen in Deutschland, dieses Gefühl von Freiheit, dass man mehr Freiraum hat in den USA, etwas zu erledigen und auch entwickeln und viele Familien auch dann, wie Sie sagten, die sehr gerne in die USA umsiedeln möchten, und viele erwähnen wirklich, dass sie sich von der Politik in Deutschland nicht zufrieden sind, mit den Restriktionen. Ich sage nicht, ob das richtig ist oder nicht, ich gebe hier nur weiter, was die Leute mir erzählen, und wirklich eine hohe Zahl von Kunden und potentiellen Kunden nennen diese Gründe sehr oft. Und ich habe auch bemerkt, in der Vergangenheit waren es weniger die finanzielle Mittel zur Verfügung hatten und Fragen zum Investor-Visum oder Investor Green Card überhaupt, und jetzt sehen wir mehr Nachfragen von Leuten, die ein kleines Unternehmen oder Geld auf der Seite oder geerbt haben und möchten durch Investition in die USA kommen, ob das Familien sind oder Unternehmen.
06:27 - Welche Möglichkeiten haben Unternehmer, die in die USA gehen möchten?
Daniel: Ist interessant, deckt sich auch mit dem, was ich in der Frankfurter Allgemeine Zeitung wurde mal so eine statistische Umfrage veröffentlicht. Man sagte, die meisten, die in die USA gehen wollen, weil sie mal etwas Neues probieren wollen, dann kam, weil sie beruflich bessere Chancen haben, und dann kam auch schon der Grund, weil sie unzufrieden sind generell mit dem Leben in Deutschland. Wenn also jetzt ein Unternehmer, jemand, der ein Unternehmen hat und umziehen möchte in die USA - welche Möglichkeiten hat er?
Frau Henke: Für Unternehmen ist die beste Option durch sogenannten Unternehmer-Visa, das ist ein Visum durch Investition oder durch Handel, je nachdem, was am stärksten ist, was das Unternehmen macht. Die USA haben verschiedene Abkommen mit vielen Ländern, wo die Bürger dieser Länder ein spezielles Visum beantragen können. Alles ist so eine Buchstabensuppe, sage ich immer, mit den verschiedenen Kategorien von Visa. Da gibt es das E-Visum, das Unternehmen dann beantragen können, dass beweisen, dass es eine Firma gibt dann in den USA, die gegründet wurde oder kurz davor steht, gegründet zu werden, dass es bereits eine Investition in den USA gab, dass noch weitere Investitionen geplant sind, oder dass diese Firma schon viel Handel zwischen den USA und Deutschland und zwischen den USA und dem Land, wo diese Person herkommt, das muss alles dann bewiesen werden, und das ist wirklich die beste Option von Haupt-Visa-Kategorie, was die meisten Unternehmen beantragen, sei es ein kleines Unternehmen, wo der Besitzer selber rübergeht, oder in ein größeres Unternehmen, das dann letztendlich viele Mitarbeiter in die USA schicken möchte.
08:47 – Bestehendes Business in den USA kaufen oder dort eine Niederlassung gründen?
Sebastian: Ich möchte es mal ein bisschen plastisch, vielleicht mal anhand ein paar Beispielen erklären. Wir haben ja oftmals folgende Situation: Wir haben zum Beispiel den einen Fall, wo eine gewisse Summe Geld vorhanden ist, aber wo jetzt der Betroffene selbst kein Unternehmen hat, dann ist ja oftmals, also bei unseren Mandanten, ich weiß nicht, ob Sie das teilen können, ein typischer Fall, dass man dann ein bestehendes Unternehmen in den USA kauft, zum Beispiel ein Bed & Breakfast oder einen Car Body Shop oder was eben die eigene Spezialisierung ist. Also ich habe eine Mandantin, die hatte auch keinerlei Business in Europa, aber sie hat dann einen Printshop in den USA gekauft, also ein bestehendes Printing-Unternehmen. Das ist die eine Gruppe, die sagen: "Ich kaufe jetzt, ich investiere 500.000 oder 1 Million und kaufe mir ein bestehendes Unternehmen, was dort funktioniert und ich letztlich dann weiterführe." Ich kann mir erinnern, ich hatte einen Mandanten, fand ich ganz interessant, ein Schweizer, der hat ein Home Decorating Business auf Martha's Vineyard gekauft, das ist ja die Insel, wo die Kennedy's ihr Haus haben. Und er hat immer gesagt: "Mach bloß kein Business mit den Kennedy's, denn die zahlen am schlechtesten! Die brauchen am längsten, um die Rechnungen zu bezahlen. Also keiner auf Martha's Vineyard" sagte er "soll Business mit ihnen machen." Das heißt, das ist die eine Gruppe, und dann gibt es viele, unsere Mandanten sind ja Mandanten, die ja zum Beispiel schon ein Unternehmen haben in Deutschland, und die würden dann im Grunde sagen: "Ich expandiere jetzt mein Unternehmen in die USA", das heißt ich würde dort im Grunde eine Tochtergesellschaft, eine Niederlassung aufbauen in den USA, um dann entsprechend hier in den USA das Geschäft aufzubauen. Beides ist möglich, oder?
11:04 - Die Problematik bei Übernahme eines bestehenden US-Business
Frau Henke: Ja, beides ist möglich, obwohl natürlich der klassische Fall ist letzter, was Sie gerade geschildert haben, und das sind auch die Fälle, womit sich das Konsulat am wohlsten fühlt, sagen wir mal so. Die schauen, was für Erfahrung hat diese Person oder hat dieses Unternehmen, wird es erfolgreich sein? Die Hürde ist schon etwas höher für Ausländer, sage ich mal so, also für normale Amerikaner. Amerikaner dürfen nicht-erfolgreich sein, und Ausländer müssen erfolgreich sein. Wenn das Konsulat sieht, dass eine Person überhaupt keine Erfahrung im Restaurant Bereich hat, also in dem Bereich, wo diese Person ein Business in den USA kaufen möchte, da hat das Konsulat dann Bedenken, und jeder Fall ist anders, und da muss man sehen, okay, wird diese Person jetzt jemanden anstellen, der in dem entsprechenden Bereich Erfahrung hat, so dass das Konsulat das Gefühl hat: Okay, das wird erfolgreich sein. Oder wird diese Person kurz vorher Training machen, oder das Business kaufen aber noch in Deutschland bleiben oder wo auch immer, und Training machen bevor diese Person dann rübergeht?
12:28 - Wird mein Visumsantrag in den USA oder in meinem Heimatland bearbeitet?
Sebastian: Vielleicht darf ich Sie kurz unterbrechen, Frau Henke, denn das ist ein ganz wichtiger Punkt, den Sie da ansprechen. Das E-Visum, wenn ich es richtig verstanden habe, wird also letztlich bearbeitet vom Konsulat oder von der amerikanischen Botschaft in Deutschland oder in der Schweiz oder in Österreich, wo man auch immer lebt, nicht in den USA, sondern letztlich lokal.
Frau Henke: Jein, ich werde versuchen, das schnell zu erklären, das ist ein bisschen schwierig. Es gibt verschiedene Kategorien von Arbeitsvisum. In der Regel muss man einen Antrag in den USA einreichen, bei Homeland Security Citizenship and Immigration Services. Die prüfen, ob man die Bedingungen erfüllt für diese Kategorie von Arbeitsvisum, und wenn diese Behörde "Ja" sagt, dann darf man, wenn man sich außerhalb der USA befindet, zum Konsulat gehen, um das Visum zu bekommen, um einreisen zu können in dieser Kategorie. Bei dem E-Visum, das ist die einzige Kategorie, wo das Konsulat sagt: "Uns ist es egal, was die Behörde in den USA gesagt hat, wir nehmen das nicht wahr, Sie müssen alles nochmal bei uns einreichen, so dass wir das prüfen können." Und deswegen macht es am meisten Sinn, wenn man sowieso in Deutschland oder außerhalb der USA ist, das einfach direkt beim Konsulat einzureichen, und nicht in den USA, weil das Konsulat sagt: "Sie müssen das sowieso nochmal einreichen." Wenn man sich schon in den USA befindet, mit einer anderen Visa-Kategorie und möchte wechseln, man war Student und hat ein Business gegründet und möchte jetzt den E-Status beantragen und die USA nicht verlassen, das wäre ein Fall oder ein Beispiel, wo es Sinn machen könnte, den Antrag bei der Behörde in den USA zu stellen. Mit dem Hintergrund, mit dem Hintergedanken, wenn diese Person irgendwann mal die USA verlassen muss, dann muss er das Visum vom Konsulat bekommen, und das Konsulat will alle Unterlagen nochmal vornehmen und prüfen. Deswegen ist es in der Regel am besten, das beim Konsulat einzureichen.
14:54 - Als Rentner oder Privatier in die USA
Daniel: Jetzt haben wir also gehört, wie es ist, als Unternehmer in die USA auszuwandern, also welche Visa es gibt, und was man für die Beantragung alles braucht. Wie sieht es aber aus, wenn man auswandern will, um sich zum Beispiel mit seiner Pension oder Rente in den USA zur Ruhe zu setzen? Oder was gilt für Privatiers mit ausreichend Vermögen? Wie die Visa-Bedingungen für solche Personen aussehen, darüber sprechen wir jetzt.
Frau Henke: In den USA gibt es noch nicht so eine bestimme Visa-Kategorie für diese Personen so Retiree-Visum oder Privatier-Visum sozusagen. Wenn diese Personen planen, auf Dauer, permanent in den USA zu wohnen, das geht normalerweise dann durch eine Green Card, das ist die Daueraufenthaltserlaubnis, und das muss oder könnte man durch Investition machen als Privatier zum Beispiel, und Senioren, die über ausreichend Geld verfügen, um das zu machen, ohne dass sie beispielsweise eine eigene Firma gründen. Es gibt solch eine Investition Green Card, wo man selber etwas betreibt, aber es gibt auch eine Investition Green Card durch sogenannte Regional Centers. Um das kurz zu erklären, das sind Programme, Projekte, die bereits genehmigt wurden von der Migrationsbehörde. Man investiert in diesen Projekten mit den Partnern, und diese bereits genehmigten Projekte haben schon bewiesen, dass für jeden Investor genug Arbeitsplätze geschaffen werden, und nach einem sehr langen Prozess bekommt man dann eine Permanent Green Card, das ist so eine abgekürzte Erklärung, das ist ein bisschen kompliziert. Das sind momentan wirklich, als Green Card, als Permanenten Resident, die Optionen für Senioren oder Privatier dann in den USA zu wohnen. Regional Center, nur kurz dazu, die sind auf Eis, weil dieses Programm immer verlängert werden muss, und momentan gibt es viel Diskussionen, wann es verlängert wird, also das wurde noch nicht verlängert. Ansonsten gab es auch eine Kategorie, aber die Zukunft dieser Kategorie steht momentan auch in Frage, es nennt sich Entrepreneur Startup Kategorie, wo viele versuchen, vielleicht hier etwas zu machen, das ist immer in Verbindung mit irgendwelcher Arbeit. Einfach in die USA zu kommen und zu sagen: "Hier ist mein Geld, und ich möchte nichts machen," das ist schwierig, außer diese Investition Green Card.
18:03 - Anforderungen für die Green Card durch Investment
Daniel: Jetzt haben wir gerade die Investition Green Card nochmal angesprochen, das Investoren-Visum. Da liest man ja mitunter verschiedene Angaben. Es geht jetzt mal um das substanzielle Investment, das man da erbringen muss, und manchmal liest man, dass man 150.000 € zum Beispiel investieren müsste, manchmal liest man höhere Beträge oder niedrigere Beträge. Was kennen Sie für konkrete Anforderungen, für Fälle oder von den Zahlen?
Frau Henke: Man muss unterscheiden zwischen der Investor Green Card und dem Investor Arbeitsvisum, das sind zwei verschiedene Kategorien. Eine ist keine Daueraufenthaltserlaubnis, sondern sozusagen ein Arbeitsvisum, das bis zu fünf Jahren genehmigt werden kann, und dann muss man er wieder beantragen und vorweisen, dass man die Bedingungen erfüllt, und da gibt es eigentlich keinen konkreten Mindestbetrag, den man vorweisen muss. Es kommt auf das Unternehmen, den Businessplan an, wir haben alles genehmigt bekommen zwischen 30.000 bis Millionen. Die Behörde will sehen, wie groß oder wie klein ist das Projekt, wenn es ein kleines Projekt ist, vielleicht ein Tante-Emma-Laden, dann möchte das Konsulat natürlich sehen, dass man so viel wie möglich von den möglichen Anlaufkosten und Investition schon getätigt wurde. Ob das dann 30.000 oder 50.000 sind. Wenn es ein großes Unternehmen ist, wo am Ende Millionen investiert werden, dann reicht es, wenn am Anfang nur 150.000 investiert wurden, aber das Konsulat will konkret sehen, dass man nicht einfach leicht sagt: "Ne, das mache ich nicht mehr", das heißt „irrevocably committed“, ich weiß nicht, wie man das auf Deutsch sagt, aber es muss wehtun, wenn man sagt: "Ich mach das nicht mehr." Das ist die eine Seite, die Investition Green Card, das ist fest geregelt im Gesetz, dass, wenn es kein Regional Center Programme ist, hätte man 1 Million Dollar investieren sollen und 10 Arbeitsplätze geschaffen. Regional Center ist dann weniger, je nachdem, ob es eine wirtschaftlich deprimierte Gegend ist, das waren dann auch 500.000 oder 1 Million, aber das wird wahrscheinlich teurer sein, aber es gibt momentan vom Gericht und vom Senat Diskussionen, ob das gleichbleibt oder teurer wird, und es ist momentan ein komplizierter Rechtsstreit, aber hoffentlich wird das im Februar beendet, und dann gibt es Klarheit. Aber da ist es definitiv geregelt, wieviel man investieren muss, und bei dem Arbeitsvisum ist es nicht geregelt. Je mehr, desto besser natürlich, aber es kommt immer auf das Unternehmen an, auf den Business Plan.
21:44 - Das EB-5 Visum an einem Beispiel erklärt
Sebastian: Was Sie jetzt gerade eben besprochen haben, Regional Center, da sagt man glaube ich auch abgekürzt EB-5 dazu, korrekt?
Frau Henke: Richtig.
Sebastian: Und ich glaube, nur nochmal zum besseren Verständnis für unsere Zuhörer, wenn ich Sie richtig verstanden habe, da geht es jetzt eher um ein in Anführungszeichen "passives Investment".
Frau Henke: Das ist richtig.
Sebastian: Das heißt also, ich kannte zum Beispiel einen Mandanten, da hat Hilton irgendwo ein Hotel gebaut in North Dakota, und die Gesamtkosten für das Hotel waren 100 Millionen, und dann haben die eben dort ein Regional Center registriert, und da war dann für 100 EB-5 Visa oder so, die konnten dann dort Partner werden. Das war schon vor einigen Jahren, aber ich glaube 500.000, die hat man dann eben Member von der LLC oder Limited Partnership, die das Hotel betreibt, und dann hat man im Grunde einen passiven Weg, ohne dass man dort selbst unternehmerisch tätig ist, sondern ist einfach Teilhaber in diesem Unternehmen, bekommt seine Gewinnausschüttung, und das wars. Und es wurde ja EB-5 vor allen Dingen, mein Verständnis von dem, was ich gelesen haben, sehr viel auch von chinesischen Investoren verwendet, und wie Sie schon gesagt haben, momentan ist es schwierig mit EB-5. Das heißt, im Grunde genommen, wenn jetzt jemand als Senior oder als Privatier in die USA umziehen wollte, dann müsste er tatsächlich sagen, ich kaufe oder gründe ein Unternehmen und werde unternehmerisch tätig. Außer natürlich, es ist ein Künstler, das hatten Sie ja vorhin schon angesprochen, Künstler, Sportler oder so, da gibt es nochmal andere Regeln.
Frau Henke: Richtig.
Sebastian: Aber wenn er jetzt einfach jemand ist, der Vermögen hat, aber im Grunde unternehmerisch nicht tätig ist, dann würde es nur funktionieren, wenn er in der Lage wäre, sich unternehmerisch in den USA zu entfalten, ansonsten würde er kein Visum bekommen.
23:54 - Unterschied Green Card und Visum und dessen Bewilligungszeitraum
Sebastian: Ich glaube, den wichtigen Unterschied, den Sie eben gemacht haben, und das müssen wirklich die Zuhörer gut verstehen, ist der Unterschied zwischen Visum und Green Card. Jeder kennt ja die Green Card, ist ja berühmt-berüchtigt aus verschiedenen Filmen. Die Green Card ist im Grunde eine unbeschränkte Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis in den USA, während dann zum Beispiel das E-Visum, wie Sie angesprochen haben, wird für maximal fünf Jahre erteilt. Ist das für Deutsche immer für fünf Jahre, oder manchmal auch weniger?
Frau Henke: Ja, das liegt im Ermessen des Officers im Konsulat, manchmal erteilen sie nur zwei Jahre, drei Jahre, man kann bis zu fünf Jahren bekommen.
Sebastian: Und Ihrer Erfahrung nach, was ist so das Typische? Ist es meistens fünf Jahre oder eher weniger?
Frau Henke: Es sind in der Regel fünf Jahre. Bei großen Unternehmen immer, bei kleinen Unternehmen, Consulting Firmen, Unternehmen, wo es nicht so viele Mitarbeiter oder ein bis zwei Besitzer gibt, wo das Konsulat grundsätzlich an den Plan glaubt, aber sehen möchte, wie sich das alles entwickelt, dann bekommen diese Leute oftmals zwei Jahre, habe ich gesehen.
*25:18 - Wo wird die Verlängerung bearbeitet – „zu Hause“ oder in den USA?
Sebastian: Also das ist ja ein ganz wichtiger Punkt. Entschuldigung Daniel, sag mal.
Daniel: Ich habe dazu eine spontane Frage: Die Verlängerung, wird die wieder vom Konsulat bearbeitet, oder wird die dann in den USA bearbeitet und genehmigt?
Frau Henke: Man hat die Option, das muss man sich gut überlegen. Am Einfachsten ist es immer, das über das Konsulat zu machen, denn wie gesagt, wie vorhin erzählt, irgendwann mal, wenn das Visum abläuft und man die USA verlassen muss, wird das Konsulat eh alles wieder verlangen. Wenn man weiß, ich muss die USA nicht verlassen, ich bleibe hier, solange wie es geht, dann könnte man den Antrag innerhalb der USA einreichen.
26:09 - Den Businessplan reell schreiben und daran halten
Sebastian: Also ein ganz wichtiger Punkt für unsere Zuhörer, wie Sie schon gesagt haben, man muss im Grunde ja bei der Visums-Beantragung einen Businessplan einreichen, und das Konsulat prüft dann, ob man das, was im Businessplan, ich sage mal, angekündigt wird, auch tatsächlich einhält. Deswegen ein sehr wichtiger Punkt natürlich, der Businessplan muss realistisch sein. Man soll nicht einfach einen Businessplan schreiben, wo man die Welt verspricht und sagt, man schafft hundert Jobs oder so, wenn man das in Wirklichkeit gar nicht kann, sondern nur fünf Jobs schaffen kann, weil ansonsten steht man nach zwei Jahren da, die schauen sich den Businessplan an und sagen: "Du hast gesagt, Du hast zehn Jobs in zwei Jahren oder hundert Jobs, und jetzt hast Du nur drei, also dann hat sich das Visum erledigt."
Frau Henke: Genau, die achten wirklich sehr viel darauf, in letzter Zeit haben wir das bemerkt. Früher haben sie wirklich nur ein bisschen über den alten Plan geschaut bei einer Verlängerung, haben sie gesagt: "Okay, wie wird das dann weitergehen?" Aber wir haben auf jeden Fall bemerkt, man muss sogar etwas von dem alten Antrag vorlegen, wie war es davor, die vergleichen das, um zu sehen, ob man sich daran gehalten hat, und das ist sehr wichtig. Mit Hilfe von Steuerberater, Businessplan, dass es nicht einfach erfundene Zahlen sind, sondern wirklich konkret sind, auf jeden Fall, und da möchten wir auch mit Partnern arbeiten und nicht sagen: "Irgendwas, das ist egal", das stimmt auf jeden Fall nicht.
28:02 - Wie kann ich als Antragsteller meine Familie mitnehmen?
Daniel: Der Unterschied zwischen Visum und Green Card ist also die Dauer der Aufenthaltsgestattung. Während die Green Card eine unbegrenzte Zeit gültig ist, gibt es für jedes Visum eine begrenzte Zeitspanne, in der man sich in den USA aufhalten darf. Je nach Entscheidung des Konsulates maximal fünf Jahre. Dann heißt es: rechtzeitig eine Verlängerung beantragen. Wie ist es aber, wenn ein Unternehmer oder Privatier ein Visum erhalten hat, aber auch seine Familie mitnehmen will? Darüber sprechen wir jetzt noch.
Frau Henke: Ich will nicht sagen, überhaupt keine Sorgen. In der Regel bekommen enge Familienmitglieder ein Visum, um den Hauptantragsteller zu begleiten, also Ehepartner, Kinder unter 21, unverheiratete Kinder. Es ist schwierig, wenn man die Eltern mitbringen möchte, also die Mutter, Schwiegermutter, Oma, um bei den Kindern dann zu bleiben und zu unterstützen, das wird schon schwieriger. Aber enge Familienmitglieder haben Anspruch darauf, gleichgeschlechtliche auch, solange man verheiratet ist. Es ist schwieriger für Lebensgefährten, da ist es nicht unmöglich, aber der Lebensgefährte muss dann zum Beispiel ein einfaches, normales Besuchervisum beantragen, um den Hauptantragsteller zu begleiten und darf dann nicht arbeiten, weil es kein Arbeitsvisum ist. Es ist schwierig, wenn zum Beispiel im Hintergrund oder irgendetwas in der History Familienmitglieder vorbestraft sind, irgendein Problem, dann kann es durchaus sein, dass der Ehepartner zum Beispiel kein Visum bekommt oder eine Sondergenehmigung braucht, obwohl es als Familie dann gleichzeitig beim Interview beantragt wird, wird jeder natürlich individuell geprüft auf die Bedingungen, besonders sogenannte Inadmissibility, das heißt, gibt es einen Grund, dass diese Person kein Visum bekommt, aufgrund ansteckender Krankheiten, Vorstrafen, Verstöße gegen Immigrationsgesetze und so weiter?
30:46 - Was muss ich beim Verlassen Deutschlands beachten?
Daniel: Jetzt haben wir am Anfang schon über die Gründe gesprochen für einige Deutschland zu verlassen oder sich für die USA zu interessieren. Manch einem gefällt die steuerliche Situation in Deutschland eher weniger, sagen wir es mal so, und manch einem gefällt auch die Mentalität des deutschen Finanzamtes vielleicht nicht, oder die Beziehung, die es da so zwischen Steuerpflichtigen und Finanzamt gibt. Vielleicht meine Frage auch in Richtung Sebastian, das ist ja auch ein Spezialgebiet von Dir: Wenn man jetzt als Unternehmer auswandern oder in die USA einwandern möchte, gibt es irgendwelche Dinge, die man sich doch vorher gut überlegen sollte?
Sebastian: Was man sich auf jeden Fall überlegen muss, ist immer, wenn man aus Deutschland wegzieht, die Wegzugsbesteuerung, das heißt, wenn man Kapitalgesellschaften besitzt oder Anteile an Kapitalgesellschaften besitzt, dann wird hier bei Umzug ins Ausland ein fiktiver Veräußerungserlös errechnet, und der muss dann versteuert werden. Die Wegzugsbesteuerung kann relativ happig sein, also mal angenommen man hat eine GmbH, die macht 100.000 Gewinn, dann sagt das Finanzamt schnell, dass die 1,4 Millionen wert ist. Wenn man die mit 25.000 gegründet hat, dann ist letztlich der Veräußerungserlös 1.375.000, und davon muss man 60% mit der Einkommensteuer versteuern, Halbeinkünfteverfahren. Da kommen ein paar hunderttausend schnell zusammen, auch bei einem relativ kleinen Unternehmen, da muss man sich überlegen, wie man damit umgeht. Es gibt natürlich Möglichkeiten, ich habe erst gestern mit einem Mandanten gesprochen, der zieht in die USA um, der hat zum Beispiel sein Unternehmen an eine Stiftung übertragen. Oder man kann es auch an andere Personen in Deutschland übertragen, aber das ist jedenfalls ein Thema, mit dem man sich befassen muss. Und dann natürlich, wenn man in den USA lebt, sind dann natürlich die ganzen Fragen, die sie stellen, was passiert mit Einkommen, das man weiterhin aus Deutschland und so weiter hat. Die USA sind ja bekannt dafür, dass sie eine sehr auch strenge Steuerbehörde haben, IRS (Internal Revenue Service), und dass die steuerliche Compliance schnell sehr umfangreich ist, insbesondere wenn man Auslandsbeteiligung hat. Man muss also Zig Formulare ausfüllen, für diese Firma, für dieses Konto, muss also alles offenlegen. Die steuerliche Belastung ist zum Teil signifikant niedriger als in Deutschland, aber wie gesagt, die Compliance ist relativ umfangreich. Man muss auf jeden Fall die richtige Beratung haben, die entsprechend sich dann mit solchen Themen auskennt. Wie gesagt, das Wichtigste ist, dass man die Deadlines beachtet. Es ist in den USA oftmals so, wenn man die Deadline um nur einen Tag verpasst, dann werden sofort 10.000$ Strafe fällig. Eine Kultur, die man aus Deutschland so nicht unbedingt kennt, oder aus Europa. Wenn man in England einen Tag mit der Einreichung zu spät ist, zahlt man 100 € oder 100 £, ist in den USA nicht unbedingt so bei manchen Formularen. Da ist eine andere Kultur. Die steuerliche Belastung ist eigentlich, kann man sagen, im Großen und Ganzen niedriger, vor allem, wenn man sich das Thema Erbschaftsteuer anschaut, was ja jetzt in den USA sehr großzügig geregelt ist, auch Kapitaleinkünfte sind sehr großzügig besteuert, zumindest langfristige. Aber man muss sich da auf jeden Fall sehr gut beraten, denn das Steuersystem ist sicherlich ähnlich komplex wie in Deutschland, und es gibt ähnlich viel zu beachten, das heißt Beratung ist natürlich sehr wichtig.
34:53 - Beratung erforderlich für in den USA steuerpflichtige Ausländer
Daniel: Gut zu wissen. Auch eine Frage, die immer wieder steht, wenn ich jetzt auswandere aus Deutschland und einwandere in die USA, ist es besser alle Brücken, auch steuerliche, abzureißen, sich lieber von Immobilien zu trennen. oder ich habe noch ein Unternehmen, an dem ich eine Beteiligung habe? Das sind ja alles Dinge, die man sich vorher gut überlegen sollte.
Sebastian: Ja, das sind Dinge, die man absolut bedenken sollte. Man muss auf jeden Fall, unter der Annahme, dass man in den USA unbeschränkt steuerpflichtig ist, natürlich dann alles in den USA erklären, das heißt nicht, dass man unbedingt Steuern darauf zahlen muss, aber man muss es alles erklären, und die Formulare sind zum Teil sehr umfangreich. Man muss sich genau überlegen, man muss das Vermögen möglicherweise neu strukturieren und sich überlegen, wie man das so machen kann, dass es möglichst einfach ist. Hinzu kommt noch, dass die Stundensätze von amerikanischen Steuerberatern und Anwälten, jedenfalls die sich im Steuerrecht auskennen, oftmals astronomisch sind. Wir haben Kollegen in den USA, die berechnen da internationale Steuerberatung ab 1.000$ die Stunde aufwärts. Das muss man sich gut im Vorfeld überlegen, was die Implikationen sind.
Daniel: Gut zu wissen. Wollten Sie etwas dazu sagen, Frau Henke?
Frau Henke: Das ist absolut richtig, ein wichtiges Thema.
36:27 - Wie komplex ist die Antragstellung?
Daniel: Also dann hatte der Sebastian gerade über die Komplexität der Steuerformulare gesprochen. Gehen wir nochmal zurück zu den Formularen, die wir ja vorher noch ausfüllen müssen, bevor wir ein- und auswandern dürfen. Wie kann man sich denn das vorstellen, wir haben ja schon einiges darüber gesprochen, ist das ein Riesen Formularberg und ein Riesen Wust an Unterlagen, die ich da beibringen muss? Wie kann man sich das vorstellen? Wie komplex ist der formelle Schritt, der Antrag auf ein Visum?
Frau Henke: Das ist es auf jeden Fall, ein Riesen Berg. Ich sage immer: Man muss beweisen, dass man die Bedingungen erfüllt, einen Beweis für den Beweis, und weitere Beweise für die Beweise und die Beweise beweisen. Das ist so, denn wenn man denkt, es wäre einfach ein Formular ausfüllen, das steht online von der Migrationsbehörde, Checkliste, was die brauchen und wie man das machen muss, das ist nicht so transparent, weil viel bei der Migrationsbehörde ist auch, was in der Praxis wirklich passiert und nicht, was in der Theorie einfach aufgelistet ist. Anders als bei anderen Ländern, wo man wirklich eine Checkliste abhaken kann, das habe ich beigefügt und eingereicht, Visum erhalten, da ist beim Konsular-Officer, bei der Behörde in den USA Ermessen mit dabei. Und das bedeutet nicht, dass man es überhaupt bekommt, nur weil man alles, was in der Checkliste steht, eingereicht hat. Es sind wirklich Kleinigkeiten, mittlerweile sind die Formulare auch verlängert. Früher waren es nur ein paar Seiten, mittlerweile sind es zehn oder fünfzehn oder zwanzig Seiten. Vor Kurzem gab es eine Klage, weil manche Leute manche Fragen leer gelassen haben, weil es nicht zutreffend ist, dann ist der ganze Antrag abgelehnt, und das hat dann Nebenwirkungen, wenn es eine Frist ist, wo man etwas einreichen muss, und dann hat die Behörde das abgelehnt, und die Frist ist vorbei, um das wieder einzureichen, nur weil eine Frage, die nicht zutreffend ist leer gelassen wurde. Das sind alles Sachen, die nur bei den Experten, muss ich sagen, die dabei sind und ständig in Verbindung mit der Behörde sind, die das dann wissen, und das kann keine normale Person wissen. Warum sollen sie das wissen? Ich sage immer: Immigration ist nicht selbstverständlich, es ist nicht immer rational, es macht oftmals überhaupt keinen Sinn. Besonders beispielsweise beim E-Visum, ein Unternehmer-Visum, Investor, Handel, da muss man viele Unterlagen einreichen von Steuererklärungen bis Businessplan, Information zu dem, was das Unternehmen in Deutschland gemacht hat, und was in den USA geplant ist, und viele Mandanten sagen: „Ich will diese Information nicht mitteilen oder dem Konsulat sagen, das ist privat oder das ist unser Geheimnis, es gibt spezielle Projekte, die noch nicht veröffentlicht sind.“ Und die sagen dann: "Möchten Sie das Visum bekommen oder nicht?" Das muss man sich vorstellen, es ist mehr als nur ein Formular auszufüllen und fertig, sondern man muss die Bedingungen von den verschiedenen Kategorien beweisen, mit vielen Beweisen. Früher war es einfacher, zum Beispiel bei der Visa Kategorie für Intercompany Transfers oder Entsendungen, Manager aus Deutschland wird zu einer Niederlassung in den USA als Manager entsendet, und früher Titel ist Manager von einer Abteilung, das ist was er macht in den USA, Manager von dieser Abteilung, das ist die Tätigkeitsbeschreibung. Früher vor zehn Jahren hat das gereicht, jetzt heißt es: Das ist nur ein Titel. Gibt es ein Team? Ist er ein Supervisor? Gibt es eine Tabelle von wieviel Prozent von dem Tag ist wirklich Managing und wieviel nur administrative Tätigkeiten? Und das ist sehr umfangreich und aufwendig, diese Anträge vorzubereiten.
41:49 - Erfahrungswerte zur Antragsstellung
Sebastian: Wir sehen das ja auch immer wieder mit Mandanten, ich selber habe ja auch längere Zeit in den USA gelebt und mehrere Visa gehabt. Ich sage immer, die Visa-Mappe oder die Unterlagen am Ende waren immer mindestens 500 Seiten. Mit allem Drum und Dran, mit Kontoauszügen, mit Businessplan und so weiter und den ganzen Formularen, das heißt das ist ein riesiger Wust an Dingen. Wie gesagt, man muss es auch ganz deutlich sagen, ohne einen spezialisierten Anwalt funktioniert das nicht. Die meisten würden es nicht hinbekommen. Und selbst mit spezialisiertem Anwalt, ich weiß nicht, wie lange Sie brauchen, um die Visa zu bearbeiten, bis man dann wirklich alles zusammen hat und einreichen kann. Die Vorbereitung dauert mindestens drei Monate.
Frau Henke: Ja, das ist richtig.
Sebastian: Also bis man Businessplan geschrieben hat, die Unterlagen alle zusammengesucht hat. Vor allem, weil die meisten auch nicht die Zeit haben, sich damit Vollzeit zu beschäftigen, die müssen das ja nebenher machen, und das sind wirklich gigantische Mengen an Unterlagen, das darf man nicht unterschätzen.
Frau Henke: Ja, ich sage immer, dass Leute mindestens sechs Monate planen müssen von Vorbereitung, Einreichung und Bearbeitung von der Behörde, dass sie sechs Monate im Voraus schon anfangen sollte.
43:17 - Kann ich in die USA reisen, während ich auf mein Visum warte?
Daniel: Kann jetzt jemand, weil Sie das gerade sagen, in der Zeit, während das bearbeitet wird, aber zum Beispiel mit dem anderen Visum einreisen wahrscheinlich?
Frau Henke: Ja.
Daniel: Gibt es da irgendwelche Restriktionen? Also was er auf keinen Fall machen darf, sonst hat das negative Konsequenzen auf das beantragte Visum?
Frau Henke: Das Konsulat behält den Pass nicht, man darf mit ESTA normale Besuche, normale Einreisen in die USA machen und keine produktive Arbeit, aber alles, was damit zu tun hat, dieses Business aufzubauen, Meetings mit Kunden oder Verträge zu unterschreiben und Site Visits zu machen, das ist alles erlaubt. ESTA ist nicht nur, um als Tourist einzureisen, für Besuche, aber auch für geschäftliche Tätigkeiten, die nichts mit produktiver Arbeit zu tun haben, alles, was Unterstützung beim Aufbau von dem Unternehmen, sagen wir so. Und das hat keinerlei negative Einflüsse auf die Bearbeitung von dem Investor-Antrag beim Konsulat, das läuft normal, und das ist kein Problem.
44:44 - Wie sehen die Veränderungen nach Trump und unter Biden aus?
Sebastian: Eine Sache wollte ich noch fragen, wie Ihre Erfahrung ist. Wir hatten bei vielen Mandanten das Gefühl, dass unter Präsident Trump, muss man doch sagen, die Zügel, wie sagt man so schön, doch deutlich angezogen wurden, dass es strenger wurde, auch zum Teil irrational, nicht erklärbar und so, und auch viel mehr Anträge abgelehnt wurden. Wie sehen Sie das strategisch? Und wie sehen Sie das jetzt? Ich meine, gut, die neue Regierung ist noch nicht allzu lange dort im Sattel, und man hat jetzt auch sehr viel mit Corona zu tun, und man hat ja auch zu allen möglichen Dingen etwas gehört, das DREAMers Programme sollte abgeschafft werden und so was. Glauben Sie, dass sich das ändert, oder wird es weiterhin sehr strikt bleiben? Wie ist da Ihr Gefühl? Wie sehen Sie das?
Frau Henke: Wir sehen schon eine "Lockerung" in Anführungsstrichen, dass es nicht mehr so strikt sein wird, natürlich je nach Kategorie, je nach Visum, wie unter Trump. Unter Trump war die Strategie, selbst wenn man schon ein Visum hatte, eine Arbeitsvisum Kategorie, wenn es Zeit ist für die Verlängerung, die frühe Genehmigung gar nicht wahrgenommen wird, man muss also quasi alles neu belegen, beweisen, obwohl es nur eine Verlängerung ist. Und konkret mit Biden hat die Immigrationsbehörde gesagt: "Ne, das ist nicht mehr der Fall, wir werden schon die alte Genehmigung wahrnehmen." Wir sehen schon peu à peu, sagen wir, so manche Lockerung. Zum Beispiel bei dem Investor Visum, wo eine Firma schon registriert wurde, und die wollten Mitarbeiter rüberschicken, hieß es beim Konsulat: Warum konnte kein Amerikaner diese Stelle belegen? Alles unter diesem "Buy American Hire American", was dann Trump durchgeführt hat, das ist immer noch da, aber wird jetzt immer weniger. Vor "Buy American Hire American" war es gar nicht auf dem Schirm vom Konsulat, ab und zu hat ein Officer das erwähnt, aber es war nicht so auf dem Schirm. Jetzt nimmt es wieder ab, sagen wir es mal so, das ist auch eine positive Entwicklung. Wir sehen langsam, dass dieses strikte überhaupt keine Ausländer mehr, "Buy American Hire American", dass das weniger darauf fokussiert wird.
47:50 - Schnellere Bearbeitungszeit unter Biden?
Sebastian: Interessant, das macht unsere Zuhörer dann optimistisch. Kann auch positiv sein.
Frau Henke: Ja, auf jeden Fall. Ich weiß nur, am Anfang mit dem ganzen Covid und dieser Einreisesperren, dass so viele Geschäftsleute und Unternehmen gehofft hatten, dass das schneller aufgehoben wäre, dass sie sagen: „Trump ist nicht mehr da, jetzt ist Biden, super, Einreisesperre ist vorbei,“ und dass das nicht so schnell passiert ist, da waren natürlich sehr viele verärgert.
Sebastian: Auf jeden Fall, Sie haben Recht. Wir haben Mandanten, ich glaube, die haben jetzt ein Jahr auf den Termin gewartet oder so, also das ist Wahnsinn! Wie lange sich das zum Teil jetzt verzögert hat, da ist schon tatsächlich viel Geduld notwendig. Vor allem, wenn man keine Exemption oder so hat, da wird die Geduld geprüft, wie man so schön sagt.
Frau Henke: Ja, auf jeden Fall, aber jetzt ist das Schwere einigermaßen vorbei. Gut, für Geimpfte, aber mal schauen. Deswegen sage ich: Immigration, das ist ständig ein Wechsel, und selbst für mich, ich mache das seit 20 Jahren, da ist immer etwas Neues, was kommt, das macht das interessant, aber manchmal ist es frustrierend, natürlich.
49:19 - Ausnahmeregelungen zur verpflichtenden Impfung für die Einreise in die USA
Daniel: Jetzt haben Sie gerade am Ende noch betont: für Geimpfte. Das heißt, wie ist es momentan, wenn jemand momentan zum Beispiel aus bestimmten Gründen noch nicht geimpft sein kann, hat er da keine Möglichkeit, oder wie sieht es aus?
Frau Henke: Es gibt sehr wenige Ausnahmen. Die Hauptregel ist, man muss geimpft sein, um in die USA einzureisen. Wenn es aus medizinischen Gründen nicht geht, muss man ein Attest von einem Arzt holen und erklären, warum, und wenn man aus einem Land kommt, wo Impfungen noch nicht so verbreitet sind, dann muss man das belegen. Das sind so ein paar von den Ausnahmen, aber sonst, wenn man nur aus persönlichen Gründen sich nicht impfen lassen möchte, dann reicht das leider nicht für die USA.
Daniel: Gut zu wissen für den einen oder anderen. Schön, dann habe ich erstmal keine weiteren Fragen mehr. Sebastian?
50:40 - Ein sehr wichtiger Tipp zum Abschluss und Kontaktdaten Frau Henke
Sebastian: Ne, war sehr interessant, jetzt kann noch Frau Henke uns mitteilen, wie Mandanten Sie erreichen können, wenn sie Interesse haben an ihrer Dienstleistung:
Frau Henke: Gerne, ich wollte noch einen Tipp für Leute, die versuchen immer, wie kann ich länger als 90 Tage in den USA bleiben? Ich beantrage einfach ein Visum oder ein Besuchervisum. Ich empfehle immer, dass, wenn es geht mit ESTA, dass die Leute so lange wie möglich, so bald wie möglich mit ESTA einreisen, weil wenn ein Visum abgelehnt wird, wird ESTA in der Regel nicht mehr gültig sein. Und da ist eine hohe Strafe zu zahlen, nur aufgrund von einer Ablehnung von einem Visum, wo man vielleicht leichtsinnig sagt oder denkt, ich versuche das, das ist abgelehnt, ESTA steht nicht mehr zur Verfügung, und dann gerät man in einen Teufelskreis, denn ich brauche ein Visum, bekomme kein Visum, und versucht dann. So lange es geht mit ESTA einreisen, Geschäfte gründen, was machen, bevor man dann ein richtiges Arbeitsvisum beantragt, also nicht einfach ein Besuchervisum probieren, wenn es nicht nötig ist.
Sebastian: Das ist ein sehr wichtiger Punkt, wir kennen tatsächlich Mandanten, denen genau das passiert ist. Die haben sich gesagt: "Ich will da länger bleiben, haben mal eben ein Visum beantragt, dann wurde das Visum nicht genehmigt, und damit hat sich dann ESTA erledigt. Das heißt, das ist ein sehr guter Tipp und ist für viele wichtig, dass man lieber mehrere kürzere Reisen macht mit ESTA, wieder ausreist, sich nochmal in einem anderen Land aufhält für eine gewisse Zeit und dann wieder zurückgeht, als ein B-Visum leichtfertig zu beantragen. Das ist ein sehr wertvoller Tipp.
Daniel: Also vielen Dank, Frau Henke.
Frau Henke: Gerne, es hat mich gefreut, und falls Leute noch Fragen haben, können Sie mich erreichen auf meiner Webseite unter www.consular-consulting.com, und E-Mail-Adresse, das ist mlh@consular-consulting.com oder telefonisch jederzeit in München unter (+49) 89 1711 9458. Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören.
Sebastian: Herzlichen Dank für Ihre Zeit Frau Henke!
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
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LTD, PLC, LLP & Co - welche UK Firma gründen nach dem Brexit?
Der Brexit bringt viele Veränderungen mit sich. Erfahren Sie, welche Unternehmensform - LTD, PLC, LLP oder Co - nach dem Brexit für Ihre Firmengründung im Vereinigten Königreich am besten geeignet ist und welche Details Sie beachten müssen.
Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Der Brexit bringt Veränderungen mit sich, und zwar in jedem Bereich. Seit dem Verlassen der Europäischen Union (EU) müssen Sie auch bei einer Firmengründung im Vereinigten Königreich viele Details beachten.
Sebastian Sauerborn erklärt Ihnen heute die neuen Umstände und Zusammenhänge. Er ist Steuerexperte, und als Inhaber der Steuerkanzlei St. Matthew gibt er Ihnen wertvolle Ratschläge bezüglich einer Firmengründung im UK bzw. Firmengründung England post Brexit, den neuen Gesetzen bei Firmengründungen und wie Sie Steuerfallen vermeiden können.
Wir sprechen darüber, welche Unternehmensformen es in Großbritannien gibt und welche für Sie und Ihre Vorhaben vorteilhaft ist. Schließt sich eine Tür, dann öffnet sich eine andere. Was Irland mit einer neuen offenen Tür zu tun hat, erfahren Sie nachfolgend.
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Der Untergang der UK Limited
UK Limited / Geschäftsform ldt - Seit 2008 haben Sie die Möglichkeit, in Deutschland eine haftungsbeschränkte Kapitalgesellschaft mit sehr geringem Eigenkapital zu gründen (Unternehmergesellschaft UG). Viele deutsche Unternehmer haben dieses wahrgenommen und entsprechend weniger UK Limiteds gegründet. Der letzte Nagel im Sarg der UK Limited für Europäer war der Brexit, denn eine Gesellschaft ohne Aktivität im Land des Registersitzes und nur am Ort der Niederlassung ist nur innerhalb der EU legal.
Der Fortbestand der Form der UK Limited
UK Limited in England gründen - haben Sie eine UK Limited mit Büro, Personal und britischen Kunden, können Sie selbstverständlich weiterhin beispielsweise eine deutsche Niederlassung eröffnen. Fällt Ihnen der Abschied von der Form der Limited schwer, können Sie eine Irische Limited mit Niederlassung in Europa gründen und weiterhin so verwenden, wie Sie es vormals mit der UK Limited getan haben.
Was passiert mit den bereits bestehenden UK Limiteds?
Bereits bestehende UK Limiteds mit deutscher Niederlassung erwarten nur bedingt Veränderungen, denn steuerlich werden sei weiterhin so behandelt wie vor dem Brexit. Sie genießen „Bestandsschutz“. Die Niederlassung wird behandelt wie eine GmbH und zahlt dementsprechend Steuern, was die Haftungsfrage angeht, wie eine OHG. Die beschränkte Haftung ist damit Vergangenheit.
Wann sich die Gründung einer UK Limited weiterhin lohnt
Es gibt weiterhin viele gute Gründe, eine UK Limited zu gründen, beispielsweise wenn Sie vor Ort Dienstleistungen oder Produkte anbieten und vermarkten. Aber: Sie müssen Substanz aufbauen! Wenn Sie dieses verpassen, kann es unter Umständen zur Doppelbesteuerung kommen. Für Bürger eines Landes mit einem freundlichen Außensteuergesetz lohnt sich weiterhin die Gründung einer UK Limited, deren Eintragung zügig und unbürokratisch vonstattengeht.
Der bunte Blumenstrauß der im UK möglichen Gesellschaftsformen
Die Limited (Ltd.) entspricht in ihrer Rechtsform der deutschen AG; sie hat keine Geschäftsanteile wie eine GmbH, sondern gibt Aktien aus und ist somit eine Aktiengesellschaft. Das Stammkapital können Sie frei wählen, die Aktien sehr gut stückeln, und die Körperschaftsteuer für Gesellschaften mit einem Gewinn von wenigen hunderttausend beträgt aktuell lediglich zwischen 19% und 25%.
Die Public Limited Company (PLC) ist eine weitere Form der Kapitalgesellschaft, deren Unterschied zur Limited darin besteht, dass ihrer Anteile in der Öffentlichkeit angeboten werden und sie höhere Auflagen hat.
Die Limited Liability Partnership (LLP) ist eine relativ neue Rechtsform, die Anwaltskanzleien und Steuerberater aufgrund ihres guten Images häufig wählen. Alle Gesellschafter sind gleichberechtigt und die Haftung zwischen ihnen ist abgegrenzt.
Im nächsten Fall steht LP nicht für Long-Play, sondern für die Limited Partnership, die der deutschen Kommanditgesellschaft entspricht. Ihre Kommanditisten haften mit ihrer Einlage und sind nur passiv am Unternehmen beteiligt, entsprechend einer GmbH & Co. KG.
Zum guten Schluss kommt die Limited by Guarantee, die häufig überschätzt wird. Sie entspricht eher dem deutschen Verein, und viele nutzen sie zur Gründung von Interessengemeinschaften wie beispielsweise einem Fußballclub oder auch von Privatschulen.
Welches steuergünstige Land ist ratsam mit einer Limited Partnership zu kombinieren?
Offshore Firma / Offshore Gesellschaft : Malta hat enorm viel zu bieten und ist auch im nachfolgenden Beispiel ein guter Partner für das UK: Sie ziehen nach Malta und gründen dort eine maltesische operative Gesellschaft, eine maltesische Zwischenholding und eine schottische Limited Partnership als Holding über allem. Als Gesellschafter wohnen Sie nicht in Großbritannien, Sie sind also offshore und es gibt keine britische Betriebsstätte, die Gewinnausschüttungen in Malta haben also keinen Bezug zu Großbritannien und werden dann auf Malta mit lediglich 5% versteuert. In Großbritannien sind diese Gewinne aufgrund der genannten Gründe steuerfrei. Für Mandanten mit Wohnsitz in einem der bekannte Non-Dom Staaten oder in Staaten mit Exempt Status käme eher die Limited Partnership infrage. Bei korrekter Steuergestaltung fallen auf das Auslandseinkommen dort keine Steuern an, und Sie haben die Möglichkeit, das Einkommen aus Großbritannien steuerfrei zu erhalten.
Das Transparenzregister und der legale Weg drumherum
Anonyme Firma gründen - Anonymisierung ist in England nur schwer möglich: Das Handelsregister England ist ein Transparenzregister, beinhaltet alle unternehmensrelevante Information und wird penibel aktuell gehalten. Sie haben somit keine Anonymität mehr, und auch das Einstellen eines Treuhand-Direktors ist von diesem Blickpunkt aus nicht mehr sinnvoll. Wünschen Sie sich besagte Anonymität, zeigen wir Ihnen einen Weg, denn nur Gesellschafter mit mehr als 25% der Stimmrechte sind aufzuführen.
Ein erster Einblick in die British Holding
Der größte Vorteil der British Holding besteht darin, dass sie keine Quellensteuer erhebt und Dividenden somit ohne Quellensteuerabzug ausgeschüttet werden. Besonders lohnenswert bei dem Gedanken, wenn Sie Ihren Wohnsitz im Ausland haben und Sie möchten Ihre deutsche GmbH verkaufen. Hat diese eine Britische Holding, dann ist der Veräußerungserlös in der Holdinggesellschaft steuerfrei und auch die Quellensteuer greift nicht.
Wichtige Ratschläge eines Steuerexperten
Informieren Sie sich über die gültige Rechtslage wenn Sie in England Firmen wie eine Inc. Gesellschaftsform oder eine inc. Rechtsform gründen. Wir hörten von einem Mandanten, der eine Sache übersehen hat und dafür schwer bezahlen musste. Unterschätzen Sie andere Länder nicht, auch wenn diese simpel erscheinen mögen. Großbritannien nimmt einige Dinge noch strenger, als Sie das beispielsweise aus Deutschland her kennen. Erkundigen Sie sich über die Anforderungen, die bei Firmengründung in Großbritannien oder auch in Irland auf Sie zukommen.
Kontaktdaten und Links:
Sebastian Sauerborn
Homepage: www.stmatthew.de
E-Mail: kontakt@stmatthew.uk
Telefon: +44 20 3318 5946
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Timestamps
00:00 - Warum ist die UK Limited für Deutsche nicht mehr populär?
04:14 - Eine UK Limited ohne ausländische Niederlassung
05:53 - Was geschieht mit den noch bestehenden UK Limiteds deutscher Unternehmer?
07:11 - Für wen ist die Gründung einer UK Limited noch empfehlenswert?
08:08 - Wann lohnt sich weiterhin die Gründung einer UK Limited?
10:22 - Warum unbedingt Substanz aufbauen?
12:15 - Beispiel eines Mandanten
15:22 - Gründung einer UK Limited bei Wohnsitz in einem steuergünstigen Land
19:02 - In einem Satz zusammengefasst
19:25 - Die Limited (Ltd.)
21:16 - Die Public Limited Company (PLC)
21:56 - Die Public Limited Partnership (LLP) und die Limited Liability Partnership (LP)
22:47 - Die Limited by Guarantee
24:07 - Vorteile bei korrekter Gestaltung
24:51 - Wie ist das Ansehen der unterschiedlichen Gesellschaftsformen?
26:57 - Die Wahl des richtigen Bankkontos
29:48 - Welches steuergünstige Land ist ratsam mit einer Limited Partnership zu kombinieren?
33:03 - Das Transparenzregister und warum Treuhand-Direktoren nicht mehr unbedingt erforderlich sind
38:02 - Eine Möglichkeit, das Transparenzregister legal zu umgehen
40:52 - Die Mehrwertsteuerregistrierung im UK
44:07 - Meine Geschäftsidee hat sich erledigt – Firma löschen oder auslaufen lassen?
47:22 - Eine ausgelaufene UK Limited wieder aufleben lassen oder lieber neu gründen?
48:26 - Ein Blick durch das Schlüsselloch der Britischen Holding
52:00 - Folgendes ist bei Gesellschaftsgründung im UK unbedingt zu vermeiden
Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Folge 20 LTD, PLC, LLP & Co - welche UK Firma gründen nach dem Brexit?
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Warum ist die UK Limited für Deutsche nicht mehr populär?
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, und heute unterhalte ich mich mit Sebastian Sauerborn, Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London über die verschiedenen Möglichkeiten einer Firmengründung in Großbritannien und was dabei beachtet werden soll. Wir fangen direkt mit der ersten Frage an: Die UK Limited war ja für Deutsche mit Wohnsitz in Deutschland eine sehr populäre Lösung. Warum ist das heute nicht mehr so?
Sebastian: Ja, das ist eine sehr gut Frage, es war ja bis, sagen wir mal 2008, 2010 war die Britische Limited mit einer deutschen Niederlassung oder auch einer österreichischen oder Schweizer Niederlassung im deutschsprachigen Raum sehr populär, was daran gelegen hat, dass natürlich die Gründung einer Kapitalgesellschaft in den deutschsprachigen Ländern doch sehr kapitalintensiv ist, und nicht jeder hat 25.000 € rumliegen, die er dort als Eigenkapital einzahlen kann. Mittlerweile wurde ja dann die sogenannte UG eingeführt in Deutschland, Unternehmergesellschaft, die ich ja auch zunächst ohne Stammkapital gründen kann, und damit hat sich das Thema Limited für die meisten ohnehin schon erledigt. Die Limited, muss man ja ehrlich sagen, mit deutscher Niederlassung, hatte ja immer einen schlechten Ruf, also die „Ein-Pfund-Limited“, und so, „das haben die gemacht, dass die sich keine GmbH leisten können.“ Also von der Reputation war das immer miserabel, und je schneller die Leute davon weggekommen sind, umso besser. Das heißt, viele haben dann tatsächlich sofort die UG gegründet, es hat sich also als eine sehr erfolgreiche Rechtsform entpuppt. Den endgültigen Todesstoß für die Limited mit deutscher Niederlassung war dann tatsächlich Brexit, denn diese Konstruktion, welche ja die Limited mit Niederlassung war, dass man also eine Gesellschaft hatte, die eigentlich im Land des Registersitzes keinerlei Aktivität entfaltet hat und eigentlich nur am Ort der Niederlassung, nämlich in Deutschland eine Tätigkeit entfaltet, diese Konstruktion ist nur innerhalb der EU legal. Außerhalb der EU, mit Ausnahme von den USA, ist eine Gesellschaft im Ausland, die dort keinerlei Aktivität entfaltet, die dort keine Betriebsstätte hat, die dort keine Substanz hat, nach deutschem Recht keine rechtswirksame Gesellschaft, das heißt, sie kann also auch keine Niederlassung in Deutschland haben. Natürlich, wenn ich eine Gesellschaft in Großbritannien habe, wo ich richtig Personal habe, eine Büro habe und britische Kunden bediene, also mal angenommen ein britisches Unternehmen wie Marks & Spencer oder Tesco oder sowas mit tausenden von Mitarbeitern, und die planen dann die Gründung einer Niederlassung in Deutschland, das geht natürlich problemlos, denn hier ist ja dann am Ort der Gesellschaft, nämlich in Großbritannien, sehr viel Aktivität, Substanz, Geschäftsführung, Mitarbeiter vorhanden. Das ist natürlich möglich, aber diese Variante, wo die Limited im Grunde keinerlei Aktivität, Personal, Geschäftsführung im UK hat, sondern sie nur in Deutschland hat, ist nur innerhalb der EU möglich. Und dadurch, dass Großbritannien aus der EU ausgeschieden ist, kann also eine solche Limited nicht mehr legal in Deutschland betrieben werden. Die würde dann haftungsrechtlich wie eine OHG betrachtet werden. Das heißt also, wenn es jetzt zum Haftungsfall käme, und der Haftungsmantel war ja der Grund, warum man überhaupt die Limited gegründet hat, dann würden also die Gesellschafter selbst haften mit dem persönlichen Vermögen, und das ist natürlich nicht attraktiv.
04:14 - Eine UK Limited ohne ausländische Niederlassung
Daniel: Vielleicht, um nochmal präzise nachzufragen, Du hast gesagt für einen in Deutschland lebenden Deutschen ist es keine Alternative mehr, weil nach deutschem Recht, etc., aber wie ist es für einen Deutschen, der in einem anderen europäischen Land wohnt? Ist es da das gleiche, oder gibt es da Unterschiede?
Sebastian: Naja, es kann natürlich immer noch eine Limited gegründet werden, die jetzt keine Betriebsstätte, keine Niederlassung in Deutschland hat, sondern nur eine rein englische Betriebsstätte hat, und das ist natürlich möglich. Die lokale Niederlassung ist in keinem EU-Land möglich, denn das ist EU-Recht, also, das heißt, die Limited ist damit grundsätzlich ausgeschieden. Man kann natürlich eine Irische Limited verwenden, wer das machen wollte, der könnte natürlich anstatt der Britischen Limited eine Irische Limited verwenden, damit eine deutsche Niederlassung errichten, und dann die Irische Limited genauso weiterverwenden, wie er früher eine Englische verwendet hat. Wer jetzt also besonders in die Rechtsform der Limited verliebt ist, aus irgendeinem bestimmten Grund, der kann natürlich eine Irische Limited nutzen, aber er kann keine Britische Limited mehr mit deutscher Niederlassung nutzen, und das Gleiche gilt natürlich auch für Österreich. Es ist vielleicht nochmal interessant, kurz darauf einzugehen, was mit den ganzen Bestandgesellschaften passiert, denn es gibt ja zehntausende, nach wie vor, auch heute noch, zehntausende Britische Gesellschaften, die Niederlassungen haben in Deutschland, die früher errichtet worden sind, und wo sich jetzt die Eigentümer nicht richtig drum gekümmert haben.
05:53 - Was geschieht mit den noch bestehenden UK Limiteds deutscher Unternehmer?
Daniel: Hierbei gibt es aber zwei Konsequenzen.
Sebastian: Aus steuerlicher Hinsicht hat der Deutsche Bundestag entschieden, dass diese Gesellschaften nicht abgestraft werden, das heißt also, die werden steuerlich genauso behandelt, wie sie zuvor behandelt worden sind, das heißt, die Gesellschaft, beziehungsweise die Niederlassung wird behandelt wie eine deutsche GmbH, sage ich jetzt mal vergleichbar, die zahlt Körperschaft, Gewerbesteuer, und das geht einfach so weiter. Da gewährt das Finanzamt sozusagen Bestandsschutz. Die haftungsrechtliche Frage ist allerdings so, wie ich es vorhin gesagt habe, das heißt alle diese Gesellschaften sind haftungsrechtlich jetzt OHGs, das heißt die beschränkte Haftung ist dahin. Auch wenn steuertechnisch die Form der Körperschaft weiterhin beibehalten wurde, was möglicherweise Vorteile natürlich auch bedeuten kann, wenn es um stille Reserven und Dinge geht, denn wenn das jetzt alles zwangsweise aufgelöst werden würde, gibt es ja gigantische steuerliche Negativwirkungen bei stillen Reserven. Also insofern hat sich das Finanzamt hier gnädig gezeigt, sage ich mal, oder der Bundestag, ehrlich gesagt.
07:11 - Für wen ist die Gründung einer UK Limited noch empfehlenswert?
Daniel: Okay, also unterm Strich, wem empfiehlst Du aktuell denn dann überhaupt noch so eine UK Limited zu gründen oder eine UK Gesellschaft zu gründen?
Sebastian: Wir haben immer noch viele Mandanten, die UK Gesellschaften gründen. Es hängt natürlich stark davon ab, warum diese gegründet wird. Es ist ja, gerade wenn man in Deutschland wohnt, in Österreich ist es ähnlich, nicht so ohne Weiteres legal möglich, eine Auslandsgesellschaft zu gründen. Man muss ja den Erwerb der Auslandsgesellschaft dem Finanzamt melden, und man bekommt dann sofort umfangreiche Fragen vom Finanzamt gestellt, warum man diese Auslandsgesellschaft gegründet hat. Also warum hat man eine Britische Gesellschaft gegründet und keine Deutsche GmbH, zum Beispiel? Was ist der Grund dafür?
08:08 - Wann sich die Gründung einer UK Limited weiterhin lohnt
Daniel: Für einige dieser Gründe gibt uns Sebastian ein Beispiel.
Sebastian: Mal angenommen, wenn ich jetzt ein Immobilien Portfolio in Großbritannien aufbauen möchte mit Mietimmobilien, die ich dann dort vermieten möchte, macht es absolut Sinn, eine Britische Gesellschaft zu gründen. Wenn ich vorhabe, ein Hotel in Großbritannien zu eröffnen, macht es natürlich Sinn, dort eine Limited zu gründen. Wir haben viele Mandanten, die zumindest vor Covid auf die britischen Weihnachtsmärkte gegangen sind und dort ihre Produkte verkauft haben, Würstchen und Glühwein, und so weiter. Dass die dort eine Britische Limited gründen, macht vieles für sie einfacher, macht absolut Sinn. Wer ein deutsches Unternehmen hat, das in Großbritannien tätig ist, und dort Kunden hat, für den macht es unter Umständen Sinn, eine Limited zu gründen, denn viele der Bestimmungen hinsichtlich Zoll und Umsatzsteuer nach Brexit lassen sich im Grunde nur noch zufriedenstellend lösen, wenn man eine britische Gesellschaft hat, ansonsten wird es einfach schlicht und ergreifend zu kompliziert. Das heißt, wir haben viele Mandanten, die sehr gute Geschäfte machen in Großbritannien. Die haben das früher mit ihrer deutschen oder österreichischen Gesellschaft gemacht, aber aufgrund der Schwierigkeiten, die durch Brexit entstanden sind, ist es nun mal einfacher jetzt geworden, die Britische Gesellschaft zu machen, die gründen natürlich eine Britische Gesellschaft dann, um diese Geschäfte weiterhin zu machen, und die vereinfacht zu machen, und natürlich auch, um in gewisser Weise die Haftung dort zu kapseln. Es gibt ja immer wieder tatsächlich gute Gründe, wir haben zum Beispiel Mandanten, die verkaufen Elektrogeräte, und jetzt ist ja letztlich die Elektrowelt in Großbritannien, da wird nicht mehr die DIN, die Europäische Norm erfüllt, sondern da haben jetzt die Briten ihre eigene Norm, die auch für Elektrogeräte in der Europäischen Union bisher gegolten hat, und jetzt sehen wir natürlich dann, dass das alles gekapselt ist in eine Gesellschaft, falls es da irgendwie zum Haftungsfall kommt. Also das sind so die typischen Szenarien, wo die Gründung einer britischen Gesellschaft nach wie vor standardmäßig auch beschlossen wird.
10:22 - Warum unbedingt Substanz aufbauen?
Daniel: Noch eine Frage zu diesem Thema, Sebastian, und zwar auf den Webseiten der Kanzlei liest man immer wieder den Satz: „Sie müssen Substanz aufbauen.“ Und es wird immer wieder darauf verwiesen, dass das ein ganz wichtiger Punkt ist, besonders für nicht im UK lebende Unternehmer, die eine Gesellschaft im UK gründen, dass es extrem wichtig ist, eine richtige und glaubhafte Betriebsstätte aufzubauen. Vielleicht kannst Du dort noch ein bisschen mehr Licht ins Dunkel bringen und etwas besser oder näher erläutern?
Sebastian: Absolut, jetzt hatten wir ja gerade eben besprochen, dass es doch eine Reihe von legitimen Gründen gibt, eine Gesellschaft im UK zu gründen, wenn man in Ländern wie Deutschland oder Österreich wohnt, wie zum Beispiel der Fall eben, dass man hier Kunden hat, die man nach Brexit weiterhin bedienen möchte. Es gibt natürlich verschiedene Modelle, wie man dann solche Gesellschaften betreibt, aber sobald letztlich Gewinne in Großbritannien versteuert werden, wie gesagt, in einer Firmengruppe kann ich das ja in der Regel steuern, ich kann ja die Gewinne im UK minimieren, aber natürlich gibt es da auch die UK Gesetzgebung, die das eben manchmal dann eben nicht möglich macht. Also sobald Gewinne hier versteuert werden, und dann aus Sicht, zum Beispiel eines deutschen Finanzamtes somit dann nach Großbritannien verschoben werden von Deutschland aus, denn momentan muss man ja sagen, wurden die Gewinne in Deutschland gemacht, dann kam Brexit, und jetzt wird eine UK Gesellschaft gemacht, dann werden die Gewinne möglicherweise da drin versteuert, damit verschiebe ich die Gewinne. Dann wird es hier auf jeden Fall Nachfragen, auf Dauer jedenfalls, nicht unbedingt sofort, aber auf Dauer, spätestens bei einer Betriebsprüfung des Finanzamtes geben.
12:15 - Beispiel eines Mandanten
Sebastian: Ich habe da ein aktuelles Beispiel, wir hatten einen Mandanten, der in Deutschland ein Unternehmen besessen hat, was Rohmaterial für den Bau verkauft hat, also zum Beispiel Gipsgemische, Schrauben und so weiter. Der Hauptsitz war also in Deutschland, und dann haben sie ihn verschiedenen Ländern Tochtergesellschaften gegründet, um dort den aktuellen Markt anzugehen, so auch in Großbritannien. Der hatte eine britische Gesellschaft, die also tatsächlich auch nur britische Kunden angegangen hat, war also völlig legitim, war auch vom Finanzamt her zunächst alles kein Problem. Die Gewinne wurden hier versteuert, es wurden möglicherweise steuerliche Ersparnisse oder Vorteile von Großbritannien ausgenutzt, und die Reingewinne wurden dann an die Muttergesellschaft in Deutschland ausgeschüttet. Es kam dann in Deutschland zu einer routinemäßigen Betriebsprüfung, und dort wurden eben auch die verschiedenen Tochtergesellschaften angeschaut, und dort wurde dann dem Mandanten zu verstehen gegeben, dass dadurch, dass die britische Gesellschaft keine lokale Betriebsstätte hat in Großbritannien, keine Substanz hat, keine Geschäftsführer in Großbritannien hat, kein Personal in Großbritannien hat, keine Geschäftsräume in Großbritannien hat, die Gewinne dann somit dem deutschen Unternehmen zugerechnet werden und in Deutschland versteuert werden müssen. So, was heißt das? Natürlich kann man sagen: „Okay, die Steuern sind nicht so unterschiedlich, wäre ja eigentlich egal,“ aber man muss sich vorstellen, dass der Mandant das schon seit fünf Jahren gemacht hat und musste seit fünf Jahren Steuern im UK bezahlen. Das deutsche Finanzamt würde nun diese fünf Jahre komplett nochmal versteuern, und er müsste sich von den britischen Behörden dann die gezahlten Steuern wiederholen, was unmöglich werden würde. Also hier würde es dann tatsächlich zu einer Doppelbesteuerung kommen, weil der Mandant versäumt hat, in Großbritannien die entsprechende Substanz aufzubauen. Also deswegen, jeder, der auch aus legitimen Gründen eine Gesellschaft in Großbritannien gründet, muss das mit seinem Steuerberater zu Hause besprechen und sich überlegen, ob und wann hier eine Substanz in Großbritannien aufgebaut werden muss. In der Regel ist der Geschäftsführer das Wichtigste, die anderen Dinge sind weniger wichtig, aber ein Geschäftsführer, der ein ortsübliches Gehalt erhält, ich sage mal in Großbritannien 5.000 £ Minimum pro Monat, oder auf Teilzeitbasis natürlich entsprechend weniger, manchmal ist ja nicht so viel, manchmal kann man das in ein, zwei Tagen pro Woche machen, dann sind es vielleicht nur 1.000 £ pro Monat, weil man nur einen Tag arbeitet pro Woche. Das ist dann sehr wichtig, weil andernfalls, wie gesagt, gibt es möglicherweise Probleme mit dem Finanzamt zu Hause.
Daniel: Guter Hinweis.
15:22 - Gründung einer UK Limited bei Wohnsitz in einem steuergünstigen Land
Daniel: Sebastian, jetzt haben wir über in Deutschland lebende deutsche Unternehmer gesprochen, jetzt interessiert mich mal die Antwort auf die Frage: Wie sieht es denn aus mit Deutschen, die ins Ausland ziehen, die also ihren Wohnsitz verlagert haben ins Ausland und von dort aus tätig sein möchten. Ist für die nach wie vor noch die UK Limited oder eine andere Gesellschaftsform interessant?
Sebastian: Absolut, wie gesagt, man muss beachten, dass man in Deutschland und in gewisser Weise auch in Österreich ein sehr strenges Außensteuergesetz hat, das heißt, es gibt umfangreiche Meldepflichten zu Auslandsgesellschaften, es gibt strikte, sogenannte CFC Rules, Control Form Corporation Rules, die dort sehr streng ausgelegt werden und auch Verstöße geahndet werden. In vielen Ländern ist das natürlich nicht so. Nehmen wir als bekanntes Beispiel mal die Schweiz. Wer in der Schweiz natürlich wohnt, der kann nach wie vor natürlich Gesellschaften, oder nicht nur nach wie vor, der konnte schon immer Gesellschaften nach Herzenslust gründen, auch offshore, aus welchen Motiven auch immer, muss die nicht anmelden, und das geht natürlich weiterhin. Und jetzt auch andere Länder, zum Beispiel in Großbritannien selbst, wo wir ja sind, gibt es keine Meldepflicht, wenn man Auslandsgesellschaften, natürlich, freilich, man müsste jetzt das Einkommen natürlich angeben, das ist ja ganz klar, aber den alleinigen Erwerb müsste man nicht melden, und die CFC Rules sind so ausgelegt, dass die im Grunde natürlich Steuervermeidung verhindern möchten, aber die sind jetzt nicht so pauschal wie zum Beispiel in Deutschland, dass aus jedem Grund ein solcher Erwerb jetzt schon letztlich möglicherweise problematisch wäre. Das heißt, wer jetzt zum Beispiel im steuergünstigen Land wohnt, worüber wir ja auf unserer Webseite sehr viel darüber sprechen, wer jetzt auf Malta wohnt, wer den Beckham Law Status in Spanien hat, NHR Status Portugal, Zypern, und so weiter, wer in all diesen Ländern wohnt oder auch digitaler Nomade ist, kann natürlich ohne Weiteres weiter die Limited gründen, und das ist ja oftmals auch, sage ich, ein Standard Vehicle, wenn man mal eine Firma für irgendetwas braucht. Es gibt ja immer mal Situationen, man möchte eine Geschäftsidee ausprobieren, man macht vielleicht irgendeinen Vertrag, man hat vielleicht ein Recht an irgendwas, also irgendetwas, wo es eigentlich gar nicht um Steuern groß geht, sondern einfach nur, dass man eine Gesellschaft hat, eine Rechtsform hat, die man möglicherweise nach einem Jahr schon wieder löschen möchte, und dafür ist die UK Limited nach wie vor immer noch sehr gut geeignet. Wir reden dann nachher nochmal über andere Rechtsformen in Großbritannien, und dafür ist die Limited nach wie vor immer noch sehr populär. Man weiß ja, gerade zum Beispiel bei Corona, wie sich zum Beispiel die Eintragung von Gesellschaften in Spanien, in Deutschland, in Österreich doch extrem verzögert hatten. Oftmals ging es ja dann Wochen und Monate, bis die Gesellschaft eingetragen war. In Großbritannien ist die Gesellschaft oftmals am gleichen Tag eingetragen, das funktioniert alles komplett elektronisch, dass selbst wenn die Behörde überlastet ist, findet die ganze Eintragung ja ohne manuelle Eingriffe statt, die wird komplett elektronisch eingereicht, es gibt keinen Notar, es gibt kein Nichts, die Gesellschaft ist gegründet, und das ist natürlich ein Riesenvorteil, wenn man jetzt schnell eine Gesellschaft braucht. Mit schnell meine ich jetzt innerhalb von wenigen Tagen. Natürlich auch hier ist zu beachten, dass, wenn man hier über einen Dienstleister geht, oftmals muss man dann natürlich Identität nachweisen und so, das kann natürlich auch, je nachdem, wo man ist, ein bisschen Zeit brauchen, aber grundsätzlich ist die Gründung an sich sehr schnell.
19:02 - In einem Satz zusammengefasst
Daniel: Sebastian fasst seine Einschätzung jetzt noch einmal kurz für uns zusammen.
Sebastian: Das heißt für jeden im Grunde, der jetzt keine einschränkenden außensteuergesetzlichen Bedingungen hat, die er umgehen muss, ist die Gründung der UK Limited für alle möglichen Sachen immer noch sehr zu empfehlen.
19:25 - Die Limited (Ltd.)
Daniel: Jetzt hast Du für uns schon erwähnt, dass es neben der UK Limited noch andere interessante Gesellschaftsformen gibt. Kannst Du uns dort vielleicht mehr dazu erzählen? Was gibt es für Gesellschaftsformen? Für wen sind die Gesellschaftsformen geeignet? Das würde uns interessieren.
Sebastian: Wir haben zunächst mal in Großbritannien, wie gesagt, die Limited. Die Limited ist letztlich, wenn man sie mit einer deutschen Rechtsform vergleicht, eine AG, und keine GmbH, denn die Limited hat ja Aktien, die GmbH hat keine Aktien, die hat Gesellschaftsanteile. Die Limited hat einen Vorstand, hat ein Board, wie gesagt, sie gibt Aktien aus und entspricht daher im Grunde genommen der deutschen AG. Das ist so die Standardrechtsform. Es gibt keine Stammkapitalanforderungen in Großbritannien, das heißt, das Stammkapital kann 1 £ sein, die Aktien können gestückelt werden in 1 Pence zum Beispiel, wenn man möchte, das heißt wenn ich bei einer Schweizer AG eine Stückelung von mindestens 1 €, sondern man kann die relativ gut stückeln. Und man hat dann natürlich eine Kapitalgesellschaft, das heißt, die Kapitalgesellschaft ist grundsätzlich in Großbritannien steuerpflichtig und zahlt auch Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer gibt es nicht in Großbritannien. Die Körperschaftsteuer war bisher 19%, sollte eigentlich dann abgesenkt werden auf 16%, dann kam Corona, und jetzt hat die britische Regierung diese dann angehoben auf 25%, und kleinere Gesellschaften, die nur wenige hunderttausend Gewinn machen, zahlen einfach dann zwischen 19% und 25% Steuern, abhängig vom Gewinn. Das ist mal mit Abstand die am weitest verbreitete Rechtsform für Kapitalgesellschaften in Großbritannien.
21:16 - Die Public Limited Company (PLC)
Sebastian: Die andere Form der Kapitalgesellschaft in Großbritannien ist eine Public Limited Company, die sogenannte PLC, die ist letztlich genau gleich strukturiert wie die Limited auch, nur, dass deren Anteile entsprechend der Öffentlichkeit angeboten werden können. Die hat daher höhere Auflagen, die braucht mindestens zwei Geschäftsführer, ist testatspflichtig. Die würde also verwendet werden für Kapitalmarktmaßnahmen, die lässt sich heute auch noch gut einsetzen, wenn man zum Beispiel einen Börsengang plant oder einen Bond auflegen möchte, so als SPV oder als Gesellschaft, die dann eine Tochtergesellschaft zum Beispiel vereinnahmt, wenn die an der Börse gelistet werden, dann ist die gut geeignet, auch heute noch für Mandanten im deutschsprachigen Raum.
21:56 - Die Limited Liability Partnership (LLP) und die Limited Partnership (LP)
Sebastian: Dann gibt es in Großbritannien Personengesellschaften, da gibt es die LLP und die LP, die LLP steht für Limited Liability Partnership, das ist eine relativ neue Rechtsform, wird gerne von Anwaltskanzleien und Steuerberatern verwendet, da sind letztlich alle Gesellschafter, die sogenannten Members gleich berechtigt in der Gesellschaft und die Haftung ist abgegrenzt zwischen den verschiedenen Members, was gerade für Anwälte und so hochgradig interessant ist.
Die LP, Limited Partnership, entspricht im Grunde der deutschen Kommanditgesellschaft, dort gibt es einen Komplementär, häufig wird eine Kapitalgesellschaft dafür verwendet, und dann gibt es eben Kommanditisten, und die Kommanditisten haften mit ihrer Einlage, sind aber nur passiv am Unternehmen beteiligt, das heißt sie sind in der Geschäftsführung nicht aktiv involviert, also das Gleiche zum Beispiel bei einer GmbH & Co. KG.
22:47 - Die Limited by Guarantee
Sebastian: Dann gibt es noch die Limited by Guarantee. Die Limited by Guarantee wird häufig verwendet, wenn einen Fußballclub zum Beispiel gründen will, also entspricht im Grunde dem deutschen Verein, wird in Deutschland häufig verkauft als sogenannte Stiftungs-Limited, was aber letztlich nicht korrekt ist. Also im Grunde entspricht sie eigentlich eher einem Verein und wird hier einfach bei allem Möglichen verwendet, also wenn Leute einen Fußballverein gründen, oder wenn Leute auch Interessengemeinschaften gründen oder auch zum Beispiel eine Privatschule gründen und so, das wird meistens durch ein Limited by Guarantee gehalten, die kann gemeinnützig sein oder nicht, das ist möglich, muss es aber nicht. Wie gesagt, meiner Meinung nach wird diese konkrete Rechtsform oft überschätzt in dem, was sie kann. Es gibt relativ wenige Präzedenzfälle, gerade wo es um Vermögensschutz und so was geht. Im Zweifelsfall, nach meiner Erfahrung, wenn man die jetzt verwenden würde, um irgendwie Vermögen dem Zugriff von Gläubigern und so was zu entziehen, kann das nicht funktionieren. Im Zweifelsfall, wenn das überprüft wird, geht das nicht gut. Da muss man sehr vorsichtig sein hinsichtlich dieser Rechtsform. Das sind eigentlich so die häufigsten Rechtsformen, die es in Großbritannien gibt.
24:07 - Vorteile bei korrekter Gestaltung
Sebastian: Gerade die Personengesellschaften haben bei richtiger Strukturierung, wenn man jetzt nicht in Deutschland wohnt, sondern irgendwo anders, in einem steuerlich günstigen Land, den Vorteil, dass man dort bei korrekter Gestaltung möglicherweise die Besteuerung in Großbritannien vermeiden kann, denn bei einer Personengesellschaft werden ja die Gewinne auf Seiten des Gesellschafters versteuert, nicht auf Seiten der Gesellschaft, und wenn der Gesellschafter im Ausland ist und die Gewinne keinen Bezug zu Großbritannien haben, kann bei richtiger Gestaltung eine Besteuerung in Großbritannien möglicherweise vermieden werden. Das macht die Attraktivität der LP aus, gerade für Mandanten, die in einem steuergünstigen Land im Ausland wohnen.
24:51 - Wie ist das Ansehen der unterschiedlichen Gesellschaftsformen?
Daniel: Auch ausschlaggebend für die Wahl oder die Entscheidung für eine der verschiedenen Gesellschaftsformen, die man in Großbritannien gründen kann, könnten Unterschiede im Ansehen der verschiedenen Gesellschaftsformen bei Kunden oder bei Geschäftspartnern und letztlich auch bei Banken sein. Hören wir mal, wie Sebastian das einschätzt.
Sebastian: Zunächst mal die Reputation. In Großbritannien selbst ist, sage ich mal die Höhe des Stammkapitals völlig egal, das ist nicht so, wie in Deutschland, dass man dort, das Erste, was man bei einem neuen Geschäftspartner macht, mal im Handelsregister nachschauen, um zu sehen, wieviel Stammkapital die Gesellschaft hat. Das ist hier nicht so. Das Stammkapital ist also irrelevant. Im Gegenteil, es werden oftmals Limiteds, auch von renommierten Investmentfirmen gegründet, auch mit 1 £ Stammkapital, das ist nichts Besonderes. Natürlich hat die PLC ein hohes Ansehen, weil die PLC natürlich testierte Bilanzen hat, da muss ein Wirtschaftsprüfer die Bilanz prüfen, das zeugt natürlich immer von Qualität, weil es sehr viel aufwendiger ist und kostet, und auch weil das Stammkapital dort mindestens 50.000 £ ist, hat es sicherlich ein hohes Ansehen, aber wird von den Allerwenigsten so gewählt. Die anderen Gesellschaften würde ich in etwa gleich bewerten. Wie gesagt, natürlich ist es in Deutschland so, dass die Limited notorisch ist für Billigheimer, sage ich mal, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung und deswegen, selbst wenn man jetzt nicht in Großbritannien wohnt, aber deutsche oder österreichische Kunden hat, denen man eine Rechnung schreibt mit Ltd, muss man immer sehen, wie das in der Außenwirkung dann wahrgenommen wird, aber letztlich grundsätzlich natürlich problemlos. Also hier sind die Gesellschaften, glaube ich gleichwertig, die PLC ist schon nochmal was anderes, aber die anderen Gesellschaften sind gleichwertig. Ich denke, so die LLP hat immer gleich den Hauch irgendwie von Anwalt und Berater und so, das sieht ganz gut aus und ist natürlich gerade im deutschsprachigen Raum nicht verwendet, und insofern kann das gut aussehen. Aber das sind alles eher optische oder kosmetische Überlegungen.
26:57 - Die Wahl des richtigen Bankkontos
Sebastian: Die Frage des Bankkontos ist ein sehr guter Punkt. Grundsätzlich lassen sich für alle Gesellschaften natürlich Bankkonten eröffnen, bei britischen Banken und auch bei Onlinebanken, wie zum Beispiel Revolut oder Wise. Hier ist dann die wichtige Frage zum einen: Was macht die Gesellschaft? Was hat sie für eine Tätigkeit? Wo findet die Geschäftsführung statt? Die meisten Online Banken nehmen nur Gesellschaften an, wo die Geschäftsführung sich in einem wie auch immer definierten Länderkreis befindet. Bei Revolut sind das zum Beispiel Europäische Union, Schweiz, Großbritannien, oder dann für US Gesellschaften auch die USA. Bei britischen, bei den traditionellen Banken wird man im Grunde in der Regel einen britischen Geschäftsführer brauchen, um dort ein Konto zu eröffnen, und man muss dann auch vor Ort sein, um ein Konto zu eröffnen. Die meisten Banken stehen Unternehmen, die, sagen wir mal ein Konto im UK eröffnen möchten, aber keinerlei Aktivität in Großbritannien haben, kritisch gegenüber. Also wiederum mein Beispiel von vorhin, wenn ich eine britische Gesellschaft gründe, weil ich jetzt britische Kunden habe, dann werde ich dieses Problem nicht haben. Aber wenn ich nicht zeigen kann, warum ich eine Gesellschaft gründe in Großbritannien, wenn ich keine britischen Kunden habe, kein britisches Büro oder Geschäftsräume, keine britischen festangestellten Mitarbeiter, ist es in der Regel schwierig, dort ein Konto zu eröffnen bei den traditionellen britischen Banken, bei den Fintech Banken natürlich überhaupt kein Problem. Viele Banken tun sich mit den Limited Partnerships schwer, insbesondere, wenn dort dann wieder andere Gesellschaften drinstehen, das muss man ganz klar sagen, das ist eine komplizierte Sache. Bei allen Banken, egal ob FinTech oder traditionelle Banken, muss man davon ausgehen, dass man eine aussagekräftige Website vorzeigen kann, möglicherweise einen Lebenslauf einreichen kann, es ist dringend ratsam, dass alle Gesellschafter und der Geschäftsführer aussagekräftige LinkedIn Profile haben. Wie gesagt, eine Website ist wichtig, wenn man keine Website hat, dann ein Business Plan, aber man kann nicht davon ausgehen, dass man so hier ohne irgendwelche Nachweise, dass es sich um ein tatsächlich ernsthaftes Unternehmen oder Vorhaben handelt, hier ein Konto bekommt, weder bei einer Fintech Bank noch bei einer Onlinebank. Das hat jetzt UK spezifisch nichts zu tun, aber es ist im UK natürlich ganz genau gleich.
29:48 - Welches steuergünstige Land ist ratsam mit einer Limited Partnership zu kombinieren?
Daniel: Dann hattest Du vorhin erwähnt, dass die Limited Partnership eine interessante Gesellschaftsform ist, wenn man selber im steuergünstigen Ausland wohnt. Kannst Du vielleicht dort uns noch ein paar mehr Details nennen? Also zum Beispiel welches steuergünstige Ausland? Oder für welche Mandanten das konkret interessant sein könnte?
Sebastian: Genau, ich habe ein gutes Beispiel, wir machen ja relativ viel in Malta, gründen relativ viele Malta Gesellschaften über unsere Partner DWP in Malta mit meinem Bruder, und dort ist die Struktur so, dass die Mandanten meistens nach Malta dann auch umziehen, und dort haben wir dann eine maltesische operative Gesellschaft, eine maltesische Zwischenholding und eine schottische Limited Partnership als Holding über allem. Diese schottische Limited Partnership bekommt dann die gesamten Gewinnausschüttungen in Malta, die dort mit 5% versteuert werden, und weil eben es keinerlei Bezug dieser Gewinnausschüttungen zu Großbritannien gibt, das heißt also die Gesellschafter wohnen nicht in Großbritannien, es gibt jetzt keine britische Betriebsstätte, wo das Einkommen irgendwie eine Verbindung zu hätte, was also eine britische Steuerpflicht auslösen würde. Daher sind dann diese ganzen Einkünfte aus der maltesischen Gesellschaft dort komplett steuerfrei und müssen dort nicht noch weiter besteuert werden, und zwar sowohl die Dividende als auch eine mögliche Steuererstattung, die ja in Malta immer eine Rolle spielt. Die LP muss in dem Fall zum Beispiel auch gar keine vollen Jahresabschlüsse in Großbritannien einreichen, die reicht einfach eine Null-Steuererklärung ein, da ja nur für mit Großbritannien verbundene Gewinne dann eine volle Buchhaltung und eine Gewinn- und Verlustrechnung präsentiert werden muss. Wenn die Gesellschaft dieses nicht hat, reicht sie einfach eine Null-Erklärung ein, weil aus britischer Sicht eben kein Gewinn entsteht und entsprechend auch nichts zu den Umsätzen dann dort deklariert werden muss. Das ist jetzt ein typisches Beispiel. Es gibt andere Beispiele, wo die LP natürlich günstiger ist, und das betrifft Mandanten, die in den ganzen Wohnsitzstaaten leben, die wir empfehlen, also die ganzen Non-Dom Staaten, Zypern, Malta, Irland, und dann natürlich auch die anderen Länder mit Exempt Stati wie Portugal, Spanien und natürlich auch Länder wie Dubai und so weiter, die würden da natürlich genauso mit einfließen, denn wie gesagt, in diesen Ländern wird das Auslandseinkommen bei richtiger Steuergestaltung nicht versteuert, und insofern könnte das Einkommen aus der LP könnte einem dann steuerfrei zufließen.
33:03 - Das Transparenzregister und warum Treuhand-Direktoren nicht mehr unbedingt erforderlich sind
Daniel: Noch ein anderer Punkt, und zwar auf den Webseiten der Kanzlei steht überall bei den Themen Treuhandgesellschafter, Treuhand-Direktoren ein ganz klares „Nein, wir bieten das nicht an,“ teilweise wird da auch ganz kurz erklärt, dass es auch eigentlich gar keinen Sinn mehr macht. Auf der anderen Seite sieht man bei ganz, ganz vielen anderen Anbietern im Internet noch, dass sie auf den Seiten das propagieren und empfehlen und sagen: „Wir gründen für Sie eine Gesellschaft, wir stellen Treuhand-Direktoren, wir stellen Treuhand-Shareholder.“ Kannst Du für interessierte Mandanten, die unsere Webseite lesen, diese Verwirrung ein bisschen auflösen?
Sebastian: Ja, absolut. Es gibt ja mittlerweile eigentlich europaweit, um nicht zu sagen weltweit die sogenannten Transparenzregister, die gibt es natürlich auch in Großbritannien, und Großbritannien war eins der ersten Länder, was diese Transparenzregister dann auch eingeführt hat. Das Transparenzregister in Großbritannien ist wirklich transparent, da braucht man kein Login, da braucht man keine besondere Qualifikation oder Berechtigung, das ist öffentlich einsehbar im Companies House, im Handelsregister, also bei jeder Gesellschaft, wer dort im Transparenzregister drin steht. Ich werde das mal kurz zeigen. Ich habe jetzt einfach beliebig eine Gesellschaft in Großbritannien im Handelsregister rausgesucht: Sausage Man Ltd., die verkaufen deutsche Würste in Großbritannien, also doch ganz passend. So sieht also das britische Handelsregister aus, hier sehe ich den Namen der Gesellschaft, die Firmennummer, den Firmensitz, und so weiter, dann klicke ich auf „People“, dann sehe ich zunächst mal hier die Geschäftsführer Herr Braese, Herr Halvorsen, Herr Juska und ein Herr Rundel, der früher Geschäftsführer war, aber jetzt inzwischen resigned ist, der zurückgetreten ist. Wenn ich jetzt hier klicke auf „Persons with Significant Control“, dann klicke ich im Grunde ins Transparenzregister rein, und dann sehe ich jetzt, dass es bei dieser Gesellschaft einen sogenannten PSC gibt, Person with Significant Control, nämlich den besagten Herrn Mr. David Rundel. Hier wird dann erklärt, warum er PSC bei der Gesellschaft ist. Er hält also über 75% der Aktien, hat über 75% der Stimmrechte und kann Geschäftsführer entfernen und neu benennen. Und er lebt in Thailand, und er ist Deutsch, das kann ich also hieraus entnehmen. Diese Information, wie gesagt, das ist ja in allen Ländern, mittlerweile in Europa genauso, die Briten waren die Ersten, die muss ich natürlich überall eintragen. Wenn das Transparenzregister nicht aktualisiert wird, dann handelt es sich dabei möglicherweise um eine Ordnungswidrigkeit oder um eine Straftat, und man kommt dann gleich in die Nähe der Geldwäscherei und so, und in diese Ecke möchte bekanntlich gedrängt werden.
Hinzu kommt, dass zulassungspflichtige Tätigkeiten, wie zum Beispiel wir, Accountants, Steuerberater, Rechtsanwälte, melden müssen, wenn ihnen ein Mandant begegnet, bei dem das Transparenzregister nicht aktuell ist, sagen wir es mal so, wo es Diskrepanzen im Transparenzregister gibt, wo ganz offensichtlich hier das Transparenzregister umgangen werden soll, und zwar müssen die gemeldet werden, ohne, dass man es dem Mandanten sagen darf. Der entsprechende Berufsträger bringt seine eigene Zulassung in Gefahr, wenn er sich daran nicht hält. Also insofern gibt es hier im Grunde keine Möglichkeit mehr, legal nicht mehr als Gesellschafter zu erscheinen. Das heißt selbst wenn ich jetzt einen Treuhänder hätte, der diese Anteile hält, muss trotzdem der Treugeber hier im Transparenzregister veröffentlicht werden. Also insofern machen ein Treuhandgesellschafter oder ein Treuhänder im Grunde keinen Sinn. Einen Geschäftsführer kann man natürlich nach wie vor weiterhin verwenden, das ist auch legal und kann auch Sinn machen, möglicherweise das zu tun. Wir machen das nicht mehr, weil uns das aus Haftungsgründen zu heikel ist, aber wenn man jemanden kennt in Großbritannien, der dort Geschäftsführer ist und dort im Unternehmen mitarbeitet, ist es in dem Fall natürlich völlig legitim, das hat in dem Fall ja nichts mit Treuhand zu tun, sondern einfach nur, dass man einen externen Geschäftsführer bestellt. Nur wir können das nicht machen, weil, wie gesagt, wir sind ja in beiden Unternehmen nicht im Tagesgeschäft involviert, wir könnten diese Leistung also gar nicht erbringen.
38:02 - Eine Möglichkeit, das Transparenzregister legal zu umgehen“
Daniel: Da stellt sich jetzt aber doch die Frage, warum andere Anbieter gerade das anbieten?
Sebastian: Da wird natürlich oft auch mit naiven Mandanten im Grunde ein unlauteres Business betrieben, denn man durchschaut möglicherweise in fremden Ländern nicht, wie die Zusammenhänge genau sind, und wenn einem dann jemand sagt: „Du, wir können immer noch die Anonymität bieten“, dann wird es möglicherweise so gemacht, oder man sagt sich: „Ich bin ja sowieso nicht in Großbritannien, ich sitze in Deutschland als Anbieter, ich kann dort im Handelsregister rumpfuschen, bekommt ja eh keiner raus, und wenn was passiert, dann bin ich weit weg, in Deutschland“. Also, das sind höchstproblematische Positionen, aber ich kann mir erklären, dass deswegen letztlich viele diese Dienstleistung noch anbieten. Aber wie gesagt, man kommt um dieses Transparenzregister nicht rum, also auch zum Beispiel bei den Stiftungs Limiteds muss das Transparenzregister entsprechend befüllt werden. Selbst wenn es jetzt bei Stiftungs Limiteds, bei den sogenannten Limiteds by Guarantee es ja keine Besitzer in dem Fall gibt, sind trotzdem stimmberechtigte Stimmmitglieder dort vorhanden, und das müsste entsprechend dann hier aufgeführt werden. Jede Person, die mehr als 25% der Stimmrechte hat, muss dort genannt werden. Wenn natürlich eine Gesellschaft aus hunderten von Gesellschaftern besteht, oder auch schon aus fünf, und keiner von ihnen hat mehr als 25%, dann muss ich das Transparenzregister natürlich nicht befüllen. Also eine tatsächlich legale Lösung wäre, wenn man eine Gesellschaft gründet, die mindestens fünf Gesellschafter hat, und keiner der Gesellschafter hat mehr als 25% der Stimmrechte. Das müssen tatsächliche Gesellschafter natürlich sein, das dürfen keine Personen sein, die ich kontrolliere, das darf jetzt kein Treuhandverhältnis sein in dem Sinne, dann wäre es wiederum nicht legal, weil dann eine Person hier die Strippen in der Hand hat. Aber wenn jetzt tatsächlich fünf Personen sich entscheiden, eine Gesellschaft zu gründen, dann wäre das Transparenzregister hier leer, dann würden da keine Namen erscheinen, dann würde da tatsächlich stehen, dass es keine PSCs gibt.
Daniel: Interessanter Hinweis.
Sebastian: Das betrifft also PSC, der Eintrag ins Transparenzregister ist überall gleich, und auch, wenn Großbritannien nicht mehr in der EU ist, haben die natürlich mitgewirkt bei der Entwicklung dieser Standards. Also deswegen, jeder, der 25% oder mehr Kontrolle über die Gesellschaft hat, oder Stimmrechte hat, oder Eigentum hat, der muss da veröffentlicht werden, und für wen es nicht zutrifft, der muss entsprechend eben nicht veröffentlicht werden.
40:52 - Die Mehrwertsteuerregistrierung im UK
Daniel: Dann sprechen wir vielleicht noch ganz kurz über ein anderes Thema, das unter anderem auch gefragt wird, und zwar das Thema Mehrwertsteuerregistrierung. Gibt es da noch besondere Dinge, die man wissen muss? Ist es einfach oder kompliziert, eine Mehrwertsteuer zu beantragen für so eine Gesellschaft, die man gründet?
Sebastian: Das ist eine sehr gute Frage. Man muss natürlich beachten, dass Großbritannien jetzt nicht mehr in der EU-Mehrwertsteuerzone ist. Das heißt also im Grunde genommen, die britische Mehrwertsteuer und daher auch die Umsatzsteuer-Identnummer aus Großbritannien ist eigentlich nur noch relevant, wenn ich tatsächlich Kunden in Großbritannien habe. Jetzt hatten wir ja vorhin gesagt, ein häufiger Grund, warum diese Limited oder eine britische Gesellschaft gegründet wird, ist eben, weil man noch britische Kunden hat, dann macht die Registrierung für die Mehrwertsteuer Sinn oder ist sogar gesetzlich erforderlich. Die Schwelle liegt hier bei 85.000 £, aber wenn ich als jemand, der nicht in Großbritannien wohnt und keine britischen Kunden habe eine Gesellschaft gründe, ist in der Regel die Umsatzsteueridentnummer nicht notwendig, und ich spare mir dann die Umsatzsteuermeldung, die ich ja ansonsten machen müsste. Das heißt, wenn die Gesellschaft keinen Umsatz hat, der umsatzsteuerpflichtig ist, muss sie dafür auch nicht registriert werden. Man kann dann auch seinen Geschäftspartnern jeweils die Körperschaftsteuernummer geben, und die würden dann damit, wenn ich zum Beispiel Geschäftspartner in der EU habe, Reverse Charge machen. Die britische Umsatzsteuer-Identnummer wird nicht mehr als Reverse Charge Referenz anerkannt, das heißt also, das würde ohnehin nicht mehr funktionieren, deswegen kann man die Körperschaftsteuernummer einfach verwenden, um nachzuweisen, dass es sich hier um ein B2B Austausch handelt und nicht um Endverbraucher.
Die Mehrwertsteuerregistrierung im UK war schon immer relativ langwierig und kompliziert, das ist auch immer noch so, es ist eben jetzt noch mehr als sonst notwendig, dass man tatsächlich nachweist, warum man diese benötigt. Wie gesagt, Mandanten, die hier eine Gesellschaft gründen, um auf dem britischen Markt tätig zu sein, haben diese Nachweise in der Regel, die haben Verträge, Vorverträge, Absichtserklärungen, die können nachweisen und zeigen, wir haben das bisher von der deutschen Gesellschaft gemacht, hier sind Brexit Verträge und so weiter, wegen Brexit, man muss jetzt mit der britischen Gesellschaft, die haben wir gegründet. In der Regel ist es völlig problemlos, das nachzuweisen. Oder natürlich, wenn man sowieso einen britischen Geschäftsführer hat, der in Großbritannien wohnt, dann ist es ohnehin kein Problem, oder wenn man ein tatsächliches Büro angemietet hat, und man kann den Mietvertrag nachweisen, der Steuerbescheid ist auch kein Problem. Das heißt, Mandanten, die eine Gesellschaft gründen, weil sie hier geschäftlich aktiv sind, werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit diese Nachweise haben. Wenn sie sie nicht haben, ist es schwierig, die Umsatzsteuernummer zu bekommen, da müsste man möglicherweise jemanden anstellen, der die Geschäftsführung macht.
44:07 - Meine Geschäftsidee hat sich erledigt – Firma löschen oder auslaufen lassen ?
Daniel: Noch eine kurze Frage, ein kleines Randthema vielleicht, Du hattest vorhin erwähnt, dass die UK Limited unter anderem für Personen geeignet ist, jemand hat eine Geschäftsidee und gründet mal schnell für diese Geschäftsidee eine Gesellschaft, das war ja so ein Grund. Hat das irgendwelche Risiken oder irgendwelche Verantwortlichkeiten, so eine Firma einfach laufen zu lassen, ohne dass man damit aktiv wird? Teilfrage eins. Und Teilfrage zwei: Die Geschäftsidee hat sich für mich erledigt, wie einfach und schwierig ist es, diese Firma wieder zu löschen? Ist es langwierig oder habe ich mir irgendwelche Risiken nachher zu rechnen?
Sebastian: Grundsätzlich ist es so, die britische Gesellschaft ist extrem pflegeleicht, sage ich mal so. Unter der Annahme, dass sie nicht für die Umsatzsteuer registriert ist, gibt es keine Erklärungspflichten, außer eben eine jährliche Körperschaftsteuererklärung, die muss jeweils zehn Monate nach Ende des Geschäftsjahres eingereicht werden, mit den Jahresabschlüssen beim Companies House. Das muss in der Regel ein Accountant in Großbritannien machen, und abhängig davon, also wir berechnen dafür, wenn es eine Gesellschaft ist, die aktiv war zum Beispiel, so in der Regel so 2.000 £, bei einer Gesellschaft, wenn sie nicht aktiv war, dann wäre eine Nullerklärung fällig, die kann man auch schon für 350 £ oder 500 £ machen.
Wenn jetzt man feststellt, dass eine Gesellschaft nicht mehr benötigt wird, dann würden die meisten Mandanten meiner Erfahrung nach einfach gar nichts mehr machen, auch nichts mehr einreichen, denn dann wird die Gesellschaft automatisch von Amts wegen gelöscht. Und meine Erfahrung ist, dass dann auch kein Hahn mehr danach kräht, das heißt, man lässt die einfach sterben, macht gar nichts mehr, schließt die auch nicht mehr aktiv, daraus entsteht auch keine Negativwirkung, die steht im Handelsregister drin, und man hat da kein Problem als Geschäftsführer. Auch dem Steuerberater ist es letztlich egal, denn wie gesagt, wenn die Gesellschaft bisher nichts gemacht hat, dann passiert da nichts. Also wohlgemerkt, man ist natürlich verpflichtet, für die Gesellschaft die besagte Steuererklärung und auch die Bilanz einzureichen, aber meine Erfahrung mit ganz vielen Mandanten zeigt, dass die einfach gar nichts mehr machen, dann löst sich das in Wohlgefallen auf, und bisher gab es da auch keine negativen Folgen von diesen Vorgängen. Es gibt da auch kein Sperrjahr, das heißt, man kann davon ausgehen, wenn man zum Bilanzstichtag, beziehungsweise zum Einreichungsstichtag beim Companies House, also zehn Monate nach Ende des Geschäftsjahres nichts einreicht, dann ist die Gesellschaft innerhalb von maximal einem halben Jahr automatisch gelöscht, ohne dass man irgendetwas machen muss. Der korrekte Weg wäre vielleicht, alles einzureichen, und dann die Gesellschaft zu schließen, ist auch nicht besonders schwierig, ein Sperrjahr gibt es nicht, also sobald die Gesellschaft drei Monate ruhend war, kann sie geschlossen werden und das ist ein relativ einfaches administratives Verfahren.
47:22 - Eine ausgelaufene UK Limited wieder aufleben lassen oder lieber neu gründen?
Daniel: Jetzt habe ich von einem Bekannten gehört, der hat eine UK Limited gegründet, hat sie dann einfach auslaufen lassen und hat sich dann nach ein paar Jahren überlegt, doch diese Geschäftsidee wieder aufzugreifen. Dann wurde ihm gesagt: „Du, das ist billiger und einfacher, schnell eine neue Firma zu gründen, als diese alte Firma wieder zum Leben zu erwecken.“ Kannst Du das bestätigen? Ist das so?
Sebastian: Absolut, ja, das kann ich absolut bestätigen. Und in der Tat, wir würden auch Mandanten raten, dass es letztlich keinen Sinn macht, eine Gesellschaft wieder zu reaktivieren, außer eben, es gibt dafür gute Gründe. Wir haben jetzt ja zum Teil Gründe, dass die Gesellschaft zum Beispiel ein Vermögen, zum Beispiel eine Immobilie oder so besitzt, dann habe ich natürlich keine andere Wahl, dann muss ich ja die Gesellschaft wieder reaktivieren, aber wenn die Gesellschaft kein Vermögen hat und es keine anderen wichtigen Gründe gibt, dann wird man besser eine neue Gesellschaft machen.
48:26 - Ein Blick durch das Schlüsselloch der Britischen Holding
Daniel: Auf der Webseite der Steuerkanzlei St. Matthew ist ja noch einiges über die Britische Holding zu lesen, und die wurde bis jetzt noch gar nicht erwähnt. Sebastian gibt uns hierzu einen ersten kleinen Einblick.
Sebastian: Ich denke, dass wir die Britische Holding in einer separaten Folge dann auch nochmal besprechen werden, aber jetzt nur nochmal hier kurz zur Einführung. Großbritannien hat natürlich ein relativ interessantes Holding Regime, und wir verwenden sogar oft die Britische Holdinggesellschaft als eine Standard Holding für alles Mögliche. Ich hatte ja vorhin schon gesagt, dass wir zum Beispiel für die maltesischen Mandanten oftmals die Schottische Limited verwenden als eine Holdinggesellschaft, aber wir verwenden eben auch die Limited als Holdinggesellschaft relativ häufig. Der größte Vorteil an der britischen Holdinggesellschaft ist, dass sie keine Quellensteuer erhebt bei Dividendenausschüttungen. Normalerweise ist ja Quellensteuer üblich, wir kennen das ja, USA 30% oder 15% mit DBA, die Schweiz hat sogar 35% Quellensteuer, Deutschland hat Quellensteuer, die meisten Staaten, Luxemburg, Holland und so weiter haben Quellensteuer, wenn Gewinne ausgeschüttet werden. Die kann dann natürlich der Aktionär mit seiner lokalen Steuer auf Kapitalerträge, zum Beispiel der Abgabensteuer verrechnen, und dann interessiert es niemanden. Das heißt, wer in Deutschland wohnt, Gewinne erhält, Quellensteuer irgendwo bezahlt, die dann mit der Abgabensteuer verrechnet, der zahlt natürlich ohnehin nicht zusätzliche Steuern. Wenn jetzt aber jemand in einem steuerfreien Land lebt, zum Beispiel in Spanien mit Beckham Law oder Irland mit Non-Dom oder Zypern oder in Dubai, und der bekommt dann von einer Schweizer Gesellschaft 100.000 Dividende ausbezahlt, dann werden 35.000 davon in der Schweiz einbehalten, oder er bekommt 100.000 aus den USA einbezahlt, dann werden dort 30.000 $ oder 15.000 $ in den USA einbehalten, in Deutschland ganz genau das Gleiche. Das gibt es in Großbritannien nicht. Das heißt, wenn ich jetzt mir eine Britische Limited gründe als Holdinggesellschaft und die mir dann Dividenden ausschüttet, dann bekomme ich die komplette Dividende ausgeschüttet, ohne Quellensteuerabzug. Insbesondere ist es interessant, wenn ich mein Unternehmen verkaufe, wenn ich also zum Beispiel eine Gesellschaft, zum Beispiel ich hätte eine deutsche GmbH, ich wohne im Ausland, diese GmbH wird dann irgendwann verkauft an Käufer, an Investoren, dann ist es sehr interessant, wenn die eine Britische Holdinggesellschaft hat, denn der Veräußerungserlös in der Holdinggesellschaft ist steuerfrei, und bei der Ausschüttung des Veräußerungserlöses als Dividende gibt es auch keine Quellensteuer, das heißt, die Veräußerung kann auch für mich, wenn ich in einem steuergünstigen Land wohne, komplett steuerfrei erfolgen. Das ist so der wichtigste Vorteil von einer Britischen Holdinggesellschaft. Wie gesagt, wir gehen da nochmal im Detail darauf ein, wenn wir eine Folge machen über Holdinggesellschaften, aber als Standard Holding für alle möglichen Varianten kann die Britische Holding sehr interessant sein.
Daniel: Klasse, danke für die Antwort.
52:00 - Folgendes ist bei Gesellschaftsgründung im UK unbedingt zu vermeiden
Daniel: Sebastian, gibt es aus Deiner Sicht, vielleicht kannst Du nochmal so die ein, zwei, drei größten und wichtigsten Fehler nochmal aufzählen, die man unbedingt vermeiden muss, wenn man eine Gesellschaft gründet in Großbritannien.
Sebastian: Der größte Fehler ist mit Sicherheit, dass man sich nicht über die gültige Rechtslage informiert hinsichtlich Außensteuergesetz, Substanz und so weiter, weil dann passiert das Gleiche, was dem Mandanten passiert ist, den ich vorhin erwähnt habe, dass man nach mehreren Jahren Probleme mit dem Finanzamt bekommt und dann möglicherweise heftig draufbezahlen muss. Das ist der größte Fehler, sich nicht informieren zu der geltenden Gesetzgebung, lokal und international.
Der zweite Fehler, den Mandanten manchmal machen, wobei zunehmend weniger, ist, dass man irgendwie den Eindruck hat, dass Großbritannien so der Wilde Westen ist, und dass man dort machen kann, was man will, das interessiert niemanden, und es fällt sowieso nicht auf, und man kann anonym und so weiter. Da darf man sich keinen Illusionen hingeben, das ist mit Sicherheit nicht so, und da bewegt man sich auf Glatteis, und man wird keinen Dienstleister in Großbritannien oder sonst wo finden, zumindest keinen seriösen Dienstleister, der sich hier zum Komplizen macht für irgendwelche Vorhaben, die nicht glasklar sind. Es ist keine Bananenrepublik, und man muss tatsächlich davon ausgehen, dass viele Dinge zum Teil sogar noch viel genauer genommen werden. Vor allen Dingen deswegen, wir haben natürlich in Deutschland schon eine lange Tradition von Genauigkeit und Präzision und so bei verwaltungstechnischen Vorgängen. Manchmal hat man hier das Gefühl, die seien etwas hintendran, aber wenn sie dann anfangen, sind sie umso pedantischer. Das heißt, man muss wirklich dann die richtigen Dokumente haben, muss es alles sehr genau erklären können, wenn es dann nur einen Widerspruch gibt, wo man in Deutschland sagen würde: „Na, okay, nach menschlichem Ermessen.“ Oftmals ist das hier nicht so, das ist dann auch sehr formalistisch hier in Großbritannien. Dessen muss man sich tatsächlich bewusst sein, das ist bei einer Kontoeröffnung oftmals so, das ist auch mit den Behörden so.
Der dritte Fehler ist, dass man letztlich so im Betrieb der Gesellschaft sich nicht darüber informiert, was jetzt hier tatsächlich, welche Forderungen, welche Anforderungen hier an einen Unternehmer gestellt werden. Ich sage zum Beispiel, wenn man hier Mitarbeiter einstellt, braucht man natürlich Versicherung und so weiter, Haftpflichtversicherung. Es gibt hier mittlerweile auch eine betriebliche Altersvorsorge, die vorgeschrieben ist, also auch außerhalb des steuerlichen Themas gibt es hier doch relativ viele rechtliche Anforderungen, die hier an das Unternehmen gestellt werden, die man auf jeden Fall beachten muss.
Daniel: Okay, vielen Dank.
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Online Schule & Homeschooling bei Umzug ins Ausland - Teil 2
Erfahren Sie im zweiten Teil, wie die Wilhelm von Humboldt Online Privatschule mit deutschem Lehrplan und Unterricht in Deutsch Ihren Kindern den Umzug ins Ausland erleichtert. Entdecken Sie die Vorteile des Homeschoolings in verschiedenen Ländern.
Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
In vielen Ländern ist es möglich, Ihre Kinder zu Hause zu unterrichten. In dem ersten Teil dieser Episode zu“ Online Schule & Homeschooling bei Umzug ins Ausland“ haben wir Ihnen die Wilhelm von Humboldt Online Privatschule vorgestellt. Diese ermöglicht Ihnen mit ihrem deutschen Lehrplan und Unterricht in Deutsch ein leichtes Eingewöhnen in ein neues Land und eine neue Kultur.
Ein Wechsel von traditioneller Schule zum Klassenzimmer zu Hause ist nicht einfach. Eltern und unsere Kinder müssen umdenken und neue Lernstrukturen entwickeln. Dazu sprechen wir heute mit Sebastian Sauerborn. Er ist Vater von neun Kindern, die er sowohl zu Hause unterrichtet hat als auch in traditionelle Schulen geschickt und an Online Schulen hat lernen lassen. Jedes Kind ist anders und hat eigene Bedürfnisse. Sebastian gibt Ihnen ein abgerundetes Bild, wichtige Entscheidungskriterien und spricht über typische Fragen, ob die Eltern zum Homeschooling haben.
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Würde meinem Kind ein Umzug ins Ausland schaden?
Diese Frage stellen sich viele Eltern, aber Sie können entspannen: Kinder sind flexibler als Erwachsene. Sie sehen eine solche Veränderung eher als Abenteuer, vor allem, wenn die neue Heimat viel Sonne zu bieten hat. Eltern möchten das Beste für Ihre Kinder und sie gut auf das Erwachsenenleben vorbereiten. Sie möchten die Zukunft ihrer Kinder nicht ruinieren.
Benutzen wir gesellschaftlich akzeptierte Ausreden?
Wir alle kennen und benutzen gesellschaftlich akzeptierte Ausreden, wie beispielsweise: „Ich habe keine Zeit.“ Kann stimmen. Können wir aber auch sagen, wenn wir in Wirklichkeit nicht wollen? Niemand wird Ihnen da widersprechen! Verhält es sich vielleicht ähnlich mit einem eventuellen Umzug? Wollen wir uns selber nicht der Herausforderung stellen und „nutzen die Kinder als Ausrede“? Wir können das so offen und ehrlich sagen, weil Sebastian als Kind genau das erlebt hat. Seine Eltern haben die deutsche Schulbildung der Kinder vorgeschoben, um nicht in die USA auszuwandern, obwohl ihnen alle Türen offenstanden.
Kein Kind gleicht dem anderen – Schauen Sie auf seine aktuellen Bedürfnisse
Schon zwei Kinder können nicht unterschiedlicher sein als Nacht und Tag. Ein Kind liest den ganzen Tag, das andere folgt der Mutter überall hin und redet mit ihr. Ein Kind baut aus ungekochter Pasta Türme wie in Dubai, ein anderes ist Fußballprofi. Kinder haben unterschiedliche Persönlichkeiten und entwickeln sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Diese sind wichtig zu beachten. Schauen Sie auf den aktuellen Entwicklungsstand und Bedürfnisse Ihres Kindes. Schauen Sie jedes Kind einzeln an und überprüfen regelmäßig den Entwicklungsstand Ihres Kindes. Wenn dieses Jahr die Online-Schule gut ist, wäre nächstes Jahr vielleicht Homeschooling besser?
Die Herausforderungen
Veränderungen sind ganz klar Herausforderungen, und ein Umstieg von traditioneller Schule zu Homeschooling ist überwältigend. Es ist eine Verwandlung von „die vorgeschriebenen Bücher kaufen“ und „Berichte aus der Schule hören“ zu selber einen Lehrplan aussuchen und zu unterrichten. Stellen Sie keine zu hohen Anforderungen an sich selbst. Geben Sie sich und Ihrer Familie ausreichend Zeit für diese Umstellung. Frust und Zweifel werden kommen, aber gehen Sie die Sache entspannt an. Kein Tag ist ein verlorener Tag.
Unschooling
Je älter wir sind, desto eingefahrener sind unsere Gewohnheiten. Vermutlich haben auch Sie bereits das Schulsystem durchlaufen, in dem Ihre Kinder jetzt stecken. Unsere Denkweisen sind dementsprechend gefestigt und verwurzelt, dass wir es uns nur schwer vorstellen können, Dinge anders zu machen.
Unser Körper braucht Pausen, und wir kennen das Fasten zum Entgiften. Ähnlich verhält es sich auch mit unseren Gehirnen und Denkweisen. Wir sind so stark von dem Schulsystem geprägt, dass ein regelrechtes Unschooling, ein Entlernen erforderlich ist, um neue Wege einzuschlagen. Einfach mal ein bis zwei Jahre gar nichts machen. Keinen offiziellen Unterricht, aber auch nicht den ganzen Tag vor dem Computer hängen. Dinge tun, die wir sonst nicht tun. Lernen finden auch im alltäglichen Leben statt.
Wie sieht es aus mit Kontrollen?
Ob Familien bezüglich ihrer Homeschool Aktivitäten kontrolliert werden, unterscheidet sich von Land zu Land. Wenn Sie in die USA gehen, finden Sie dort in vielen Staaten gar keine Kontrollen. In vielen Ländern ist das natürliche Bewusstsein noch vorhanden, dass die Eltern für die Erziehung und Ausbildung ihrer Kinder verantwortlich sind, und in den USA und Großbritannien ist Homeschooling bereits gang und gäbe.
In unseren Folgen über Panama und Paraguay hören Sie, wie frei Sie dort leben können und der Staat sich nicht in Ihr Leben einmischt. Zu weiteren Ländern, die Homeschooling oder Online Schulen offen gegenüberstehen und auch steuerlich attraktiv sind, empfehlen wir Ihnen unsere Episoden über Rumänien, Monaco, Thailand, Singapur, Dubai und der Schweiz.
Wir wünschen Ihnen bei Ihrer Entscheidungsfindung viel Erfolg und hoffen, Ihnen geholfen zu haben.
Kontaktdaten und Links:
Sebastian Sauerborn
Homepage: www.wohnsitzausland.com
E-Mail: hello@stmcorporate.group
Telefon: +44 20 3151 0582
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Timestamps
00:00 - Begrüßung & Einleitung: Würde ein Umzug ins Ausland meinem Kind schaden?
04:05 - Deutsches Schulsystem beibehalten?
05:30 - Wie kam Sebastian zum Homeschooling, und wie hat er es gemacht?
06:58 - Elterliche Sorgen
08:40 - Jedes Kind ist unterschiedlich und hat eigene Bedürfnisse
10:31 - Mein Kind will unbedingt auf eine „richtige“ Schule gehen
11:19 - Belastung & Herausforderungen – geben Sie sich Zeit
15:02 - Schafft Homeschooling eine tiefere Beziehung zum Kind?
16:41 - Welche Kontrollen gibt es?
18:59 - Unschooling
22:22 - Keine verlorenen Jahre
24:43 - Abschließende Ratschläge für Ihre persönliche Entscheidung
Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 19 Online Schule & Homeschooling bei Umzug ins Ausland – Teil 2
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung & Einleitung: Würde ein Umzug ins Ausland meinem Kind schaden?
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, und außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Nach unserer Folge über Online Schulen mit Lars Berner sprechen wir heute über Homeschooling. Familien, die ins Ausland ziehen wollen, überlegen ja, wie ihre Kinder dort weiter lernen können. Und eine Möglichkeit ist Homeschooling. Sebastian hat damit ja selbst viel Erfahrung, und er teilt mit uns erstmal ganz allgemein seine Einstellung und Einschätzung dazu. Starten wir gleich mal mit der ersten Frage: Ist Schule überhaupt ein Argument, was jemanden davon abhalten sollte, wenn er schulpflichtige Kinder hat, ins steuergünstige Ausland umzuziehen oder seine Pläne zu verwirklichen?
Sebastian: Da gibt es zwei Seiten der Medaille. Die eine Seite ist sicherlich die, dass es für ganz viele Interessenten mit Familie immer wieder letztlich ein Grund ist zu sagen: „Ich kann jetzt doch nicht ins Ausland umziehen, denn ich kann ja nicht die Zukunft meiner Kinder ruinieren. Die haben hier ihre Freunde, die müssen unterrichtet werden, das geht so gar nicht weiter. Ich kann ja nicht einfach irgendwo weggehen und das dann wahrscheinlich unkontrolliert laufen lassen und die aus dem deutschen Schulsystem rausziehen. Wer weiß, was ist, wenn ich zurück will.“ Das sind ganz oft Bedenken, die Mandanten haben, ganz klar.
Auf der anderen Seite, aus eigener Erfahrung, ich bin ja selbst oft mit Kindern auch umgezogen in verschiedene Länder, und wir haben auch Mandanten, die mit Kindern umziehen. Ich denke, die es wirklich wollen, denen es wichtig genug ist, die haben bisher einen Weg gefunden, und die werden auch in Zukunft einen Weg finden. Natürlich ist diese Online Schule vom Lars eine perfekte Lösung für Mandanten, die nach einer organisierten Schule suchen auf Deutsch. Englische Online Schulen gibt es ja schon lange, schon seit Jahrzehnten, aber jetzt gibt es eine deutsche, und das kann sicherlich ein Grund sein für viele zu sagen: „Jetzt kann ich tatsächlich den Absprung wagen, denn ich habe hier eine Lösung, womit ich meine Kinder auffangen kann.“ Aber man darf sich auch nichts vormachen, es ist tatsächlich so, dass gerade deutschsprachige Mandanten doch sehr verwurzelt sind, vielleicht noch verwurzelter als andere Nationen, und es denen oftmals extrem schwerfällt, Deutschland, Österreich, Schweiz zu verlassen und zu sagen: „Ich gehe jetzt ins Ausland, ich gehe hier weg. Ich werde neue Freunde finden, ich werde mit meiner Familie weiterhin Kontakt haben, ich muss hier nicht leben, ich kann auch woanders leben. Das Leben geht weiter. Ist vielleicht sogar positiv für mich und meine Familie.“ Oftmals wird das vorgeschoben, ich denke, das ist ein vorgeschobener Grund, das mit den Kindern.
Ich habe es doch selbst erlebt, zum Beispiel mein eigener Vater hätte in den 80er Jahren in die USA umziehen können, der hat da geschäftlich, beruflich eine Möglichkeit gehabt in San Francisco. Er war auch mehrmals da gewesen, und meine Geschwister und ich haben ihn mehr oder weniger auf Knien angefleht, nach San Francisco umzuziehen. Wir sind da in der Freiburger Spießigkeit aufgewachsen, eine schreckliche Sache, und wollten da im Grunde weg, und wir hätten das toll gefunden als Kinder, nach San Francisco umzuziehen. Aber mein Vater hätte eigentlich können, damals war es noch einfach, eine Green Card zu bekommen, er hätte es ohne Weiteres können, er hat dann doch einfach Angst vor der eigenen Courage gehabt. Ihm hat dann der Mut gefehlt, diese Sache zu machen, und ich fand ganz klar, dass wir als Kinder vorgeschoben wurden. Wir wären gerne gegangen, meine Geschwister und ich. Wir wollen nichts wie weg, und uns hätte das überhaupt nichts ausgemacht. Aber dennoch haben meine Eltern mehr oder weniger gesagt: „Ja, wegen der Kinder und Schule fertigmachen und so weiter.“ Das ist so ein Beispiel für die Haltung, die ich meine.
04:05 - Deutsches Schulsystem beibehalten?
Daniel: Jetzt würde ich mal ganz kurz von Deiner Kindheit in die Kindheit Deiner eigenen Kinder nochmal kurz zurückkommen. Wenn Du jetzt das mal auf Dich reflektieren lässt, was der Lars erzählt hat, wie das so in seiner Online Schule abläuft, und Du das vergleichst mit dem, was Du mit Deinen Kindern gemacht hast – wäre die deutsche Online Schule für Dich und Deine Familie überhaupt eine gute Alternative gewesen, wäre das in Frage gekommen? Vielleicht sogar ein besserer Weg gewesen als Du das gemacht hast?
Sebastian: Ich glaube eigentlich nicht, weil meine Motivation ins Ausland zu gehen war ganz klar, dem deutschen System, auch dem deutschen Sprachraum und so weiter, ich will nicht sagen entfliehen, aber eben zu entkommen. Es war mir wichtig, dass meine Kinder in die englische Schule gehen. Es gab auch in England eine deutsche Schule in London. Für mich hätte das absolut keinen Unterschied gemacht. Für mich heißt ins Ausland ziehen ins Ausland ziehen und sich dort den Gepflogenheiten dort anzupassen. Ich fand Englisch immer wichtiger als Deutsch. Wir haben natürlich zu Hause Deutsch gesprochen, sind aber schulisch letztlich im englischen Sprachsystem letztlich aufgewachsen, und das war immer das, was ich wollte. Für mich hätte es keinen Unterschied gemacht, ich hänge nicht an der deutschen Schule oder am deutschen Schulsystem. Es ist für mich absolut nicht erstrebenswert, die Kinder in dem System zu lassen.
05:30 - Wie kam Sebastian zum Homeschooling, und wie hat er es gemacht?
Daniel: Sebastian erzählt uns jetzt, wie er das mit der Schulbildung seiner Kinder geregelt und organisiert hat.
Sebastian: Meine damalige Frau und ich haben Deutschland verlassen im Jahr 2000, sind zunächst in die Schweiz, 2003 nach England und 2008 in die USA. Als wir in England waren, gingen die Kinder auf die Privatschule, und 2008, als wir in den USA waren, gingen die Kinder zunächst in die staatliche Schule, das hat aber dann aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert für uns, und wir haben uns dann entschieden, Homeschooling zu machen. Zunächst gingen sie nicht auf eine Online Schule, sondern im Wesentlichen hat meine Ex-Frau Lehrmaterialien besorgt, es gibt ja sehr viele Online Ressourcen und in Anführungszeichen „Lehrpläne“, denen man folgen kann. Man bekommt das komplette Material dann zugeschickt, und ich denke gerade bei jüngeren Kindern im Grundschulalter ist es ja ohne Weiteres möglich. Das heißt, da gab es keine Online Schule, später sind Kinder zum Teil auf eine Online Schule gegangen. Es gibt in den USA zum Teil staatliche Online Schulen. Die Bekannteste ist wohl die vom Staat Florida, die ist kostenlos, wenn man dort wohnt, und dann gibt es ohne Ende private Online Schulen, die vom Preis sehr ähnlich sind wie die Schule vom Lars. Ich sage mal so über den Daumen 300 € bis 400 € im Monat muss man rechnen. Da waren meine Kinder dann zum Teil, und wir haben sicherlich gute Erfahrung gemacht.
06:58 - Elterliche Sorgen
Daniel: Die Elternsicht – kannst Du Dich mit den Eltern identifizieren, die Lars beschrieben hat? Er hat da so einiges erwähnt.
Sebastian: Jaja, absolut. Eltern haben ja immer die Sorge, dass sie das Beste für ihre Kinder wollen, und keiner will so egoistisch sein und sagen: „Weil ich jetzt eben irgendwie den Drang habe ins Ausland umzuziehen, aus welchem Grund auch immer, will ich jetzt die Zukunft meiner Kinder ruinieren.“ Die wenigsten Eltern möchten das machen, sondern sie machen sich sehr viele Gedanken dazu: was ist das Beste für meine Kinder? Sogar oftmals auch nach dem Motto: die und die Dinge waren in meiner eigenen Kindheit nicht gut, ich möchte, dass meine Kinder es besser haben. Was kann ich machen, dass meine Kinder so gut wie möglich auf das Erwachsenenleben vorbereitet werden? Das war natürlich auch für mich immer ein Thema, und da kann ich natürlich ganz klar mich identifizieren mit den Eltern, die Lars beschrieben hat in unserem Gespräch. Vielleicht sah für mich die Lösung anders aus, als es für die Eltern aussieht. Ich habe keine Angst davor, ob meine Kinder wieder in die deutsche Schule zurückkommen, weil es war für mich sowieso klar, dass ich niemals nach Deutschland zurückkehren werde. Für mich war es wichtig, dass es eine gewisse Kompatibilität gibt, wenn Kinder studieren wollen an der Uni oder später vielleicht die Oberstufe in einer konventionellen Schule durchlaufen wollen, das war mir schon wichtig, das hat auch gut funktioniert bei uns. Aber grundsätzlich diese Sorge um das Wohl der Kinder, das haben alle Eltern, und das kann ich sehr gut nachvollziehen.
08:40 - Jedes Kind ist unterschiedlich und hat eigene Bedürfnisse
Daniel: Nochmal im Vergleich Online Schule und Homeschooling hast Du Dich ja wohl in erster Linie für Homeschooling entschieden: Warum? Was war für Dich ausschlaggebend?
Sebastian: Ich sehe es eigentlich so, dass, wenn ich es jetzt ein bisschen trocken formuliere, im Grunde jedes Kind ist ein Projekt. Ich habe neun Kinder, ich hatte natürlich zum damaligen Zeitpunkt leicht weniger, klar, ich hatte vielleicht fünf Kinder damals, als diese Fragen kamen. Wir haben im Grunde jedes Kind wie ein Projekt angeschaut, jedes Kind separat angeschaut und überlegt: Was ist für dieses Kind gut, und was braucht dieses Kind zum jetzigen Zeitpunkt, heute, jetzt, hier? Und da kommen wir zu dem Schluss, dass für manche Kinder vielleicht die Online Schule gut ist, andere Kinder vielleicht eher Homeschooling machen, wo die Eltern dann die Lehrer sind, und dann vielleicht für andere Kinder wiederum die konventionelle Schule das Richtige ist.
Es hängt davon ab, wo das Kind steht, was es für eine Art von Kind ist, was für eine Persönlichkeit es ist. Was für eine Persönlichkeit hat es? Introvertiert, Extrovertiert? Es gibt ja durchaus auch Kinder, die möglicherweise Lernschwierigkeiten haben. Man muss es wirklich für jedes Kind genau anschauen. Man kann es so pauschal nicht beurteilen. Man kann nicht sagen: „Es ist für alle gleich gut.“ Man kann nicht alle über einen Kamm scheren. Für manche Kinder ist die Schule vom Lars oder eine andere Online Schule perfekt, andere Kinder möchten vielleicht lieber mit den Eltern lernen, und dann muss man diese Entscheidung auch alle ein bis zwei Jahre vielleicht verifizieren, dass man sagt: „Okay, das war vor einem Jahr so, jetzt hat sich das Kind entwickelt, ist es immer noch so? Wäre es vielleicht jetzt gut, eine Online Schule zu machen?“ Um es kurz zu fassen, für unsere Kinder war es damals am besten, den Stoff den Kindern selbst beizubringen. Das hat sich langfristig am besten ausgewirkt.
10:31 - Mein Kind will unbedingt auf eine „richtige“ Schule gehen
Daniel: Hast Du von Deinen Kindern jemals den Satz gehört: „Ach, Papa, kann ich nicht lieber auf eine richtige Schule gehen?“ Sebastian: Absolut. Aber eigentlich, wie gesagt, ich habe ja eine größere Anzahl von Kindern, deswegen kann ich das so sagen. Ein Kind, eine meiner Töchter war immer so, dass sie eigentlich immer lieber auf die Schule gegangen ist, und das muss man auch ernst nehmen. Man muss Kinder ernst nehmen, gerade wenn sie älter werden und ihre Wünsche respektieren, und wie gesagt, für mich war es ohnehin nie, sage ich mal, eine kriegsentscheidende Frage: Ist es Homeschooling oder ist es konventionelle Schule oder Online Schule oder was auch immer? Ich war immer offen für alle Alternativen, und ich sehe auch alle Alternativen als etwas Positive, und insofern war es für mich kein Zusammenbruch, dass meine Tochter gerne auf eine konventionelle Schule gegangen ist, und wir haben es auch gefördert und möglich gemacht, ganz klar.
11:19 - Belastung & Herausforderungen – geben Sie sich Zeit
Daniel: Aus Deiner Erfahrung, der Du das ja persönlich durchlebt hast, bei mehr als einem Kind: Die Belastung und Aufwand für Eltern, aus Deiner wirklichen Erfahrung? Ich habe ja auch zwei Töchter großgezogen, es ist natürlich auch eine Belastung Kindern, die in eine echte Schule gehen, dort hinterherzubleiben, also für mich ist es interessant, aus Deiner Erfahrung zu hören: Ist es eine höhere Belastung gewesen für Dich als Vater, wenn Du Dich traust das zu vergleichen mit einer konventionellen Schule, oder ist es eher weniger Belastung, oder nimmt es sich nichts am Ende?
Sebastian: Ich muss ehrlich sagen, dass meine Ex-Frau das meiste gemacht hat davon, und ich im tagtäglichen Unterricht in gewisser Weise relativ wenig involviert war, weil ich hatte ja auch das eigene Unternehmen, ich musste dort arbeiten, und insofern hat sie dort auf jeden Fall Großes geleistet. Aber man muss es mit dem Aufwand so sehen: Es kann auf jeden Fall in gewisser Weise überwältigend sein, vor allen Dingen der Wechsel und das Sich-Einfinden und die Verantwortung, die man auf einmal auf den Schultern hat, und damit zurechtzukommen, mental und auch kräftemäßig, ist natürlich eine Herausforderung, das muss man ganz klar sehen. Ich glaube, es geht allen Homeschoolern so, dass die mehr als einmal an der Entscheidung zweifeln, gerade im ersten Jahr und sich sagen: „Ich war ja total wahnsinnig, warum habe ich das gemacht? Dieser Stress! Das hätte ich nicht machen sollen, und ich bin so ein schlechter Lehrer,“ und man hat Zweifel an sich selbst, und man sagt: „Die Schule wäre doch viel besser gewesen.“ Man muss sich selbst und den Kindern und dem Familienverband die Zeit geben, da hineinzufinden. Man muss Geduld mit sich selbst haben. Und man muss mit sich selbst auch großzügig sein und auch Fehler erlauben. Und man muss auch immer im Hinterkopf haben, dass selbst wenn es vielleicht mehrere Monate nicht so rund läuft, das können die Kinder ohne Weiteres leicht wieder aufholen. Bis sich die Routine eingespielt hat, ist es auf jeden Fall ein ziemlicher Arbeitsbedarf. Man muss sich ja erstmal daran gewöhnen, dass man jetzt unterrichtet, man muss sich erstmal auch Techniken aneignen, man muss das Material studieren und so, das darf man nicht unterschätzen.
Auf der positiven Seite muss man vielleicht sagen, dass es natürlich verschiedene Dinge gibt, die Stress verursachen. Ich weiß zum Beispiel, dass in meiner Familie, was Stress verursacht, ist am Morgen um acht fertig sein, dass die Kinder aus dem Haus können, in die Schule können, dass alles fertig ist, dass man früh aufstehen muss, vor allem, wenn man dann Kinder hat, die in der Nacht vielleicht wach sind oder so. Das ist im Grunde eine Stunde am Morgen, die war Hyperstress, und wenn es die nicht mehr gibt, ist schon viel Tagesstress schon rausgenommen. Man muss nicht zu irgendwelchen Terminen gehen in der Schule, man ist nicht gebunden an die Schulferien, man kann im Grunde das Haus zu jeder Zeit verlassen, man kann in Urlaub gehen, wann immer man will. Da ist schon eine gewisse Flexibilität dabei, die auch echt positiv ist. Man muss den Tag nicht so einrichten, dass es total von der Schule dominiert wird. Man kann im Grunde sagen: „Heute mache ich dies, morgen mache ich das.“ Da sind schon bestimmte Freiheiten damit verbunden, die man relativ schnell sieht. Aber für jemanden, der nicht gerne Zeit mit seinen Kindern verbringt, und ich glaube, es geht jedem Elternteil so, dass man manchmal sagt: „Ich kann meine Kinder jetzt nicht sehen, ich will jetzt nur meine Ruhe haben und bin froh, wenn die in der Schule sind.“ Aber wenn einen das generell natürlich stresst, mit den Kindern zusammen zu sein, dann halte ich das für eine schwierige Entscheidung.
15:02 - Schafft Homeschooling eine tiefere Beziehung zum Kind?
Daniel: Hat es aus Deiner Sicht, wenn man Homeschooling als Vater oder Mutter betreibt, vertieft das die Bande zwischen Eltern und Kindern? Schafft das ein besseres Verhältnis? Mehr Nähe? Mehr Vertrauen?
Sebastian: Ich denke ja und nein, auch da sind Kinder unterschiedlich. Ich hatte bei meinen Kindern ganz deutlich das Gefühl, dass es Kinder gibt, die hier die ganz große Nähe zu den Eltern mehr brauchen als andere Kinder. Es ist ja zum Beispiel hier in Großbritannien so, dass der Kindergarten und die Vorschule im Grunde ganztags ist ab drei Jahren, manche auch schon früher, man Kinder kann die auch schon ab einem Jahr schon in die Krippe geben. Ich hatte Kinder, die sich nichts Schöneres vorstellen konnten, als mit drei Jahren dort in den Kindergarten zu gehen und den ganzen Tag von morgens acht bis nachmittags um vier dort zu sein ohne die Eltern. Ich hatte aber auch Kinder, die noch bis zum Alter von fünf bis sechs Jahren im Grunde nicht aus dem Haus wollten und nicht bereit waren, den ganzen Tag aus dem Haus zu gehen, und die wären meiner Meinung nach traumatisiert, wenn man die dazu gezwungen hätte, ganztags das Haus zu verlassen. Gut, die hätten sich dann wahrscheinlich auch wieder gefangen, es ist ja nicht wirklich eine seltene Situation. Aber insofern hängt es auch wieder stark vom Kind ab. Aber ich würde auf keinen Fall mich dazu befugt fühlen, zu sagen, dass ich eine bessere Beziehung habe zu meinen Kindern als andere Eltern, die das mit dem Homeschooling nicht machen können. Es kann sein, oder es kann auch nicht sein, ich glaube, man muss auf die Kinder schauen und die Kinder ernst nehmen und sehen, was sie zu dem aktuellen Entwicklungsschritt eigentlich am meisten brauchen.
16:41 - Welche Kontrollen gibt es?
Daniel: Jetzt hatten wir mit dem Lars schon darüber gesprochen, dass das ja auch der häufigste Kritikpunkt von vielen Eltern ist, die nach alternativen Wegen suchen, die sogenannte Gebäudeanwesenheitspflicht, die wir in Deutschland zum Beispiel haben, wie er da so schön genannt hat. Das heißt, der Staat kontrolliert, oder hat die Beschulung der Kinder komplett unter seine Kontrolle genommen, und das stört ja viele Eltern. Wie hast Du das erlebt in den USA, das heißt, welche staatliche Kontrolle gibt es für Eltern, die sich entscheiden, ihre Kinder zu Hause zu unterrichten?
Sebastian: In den USA ist es von Staat zu Staat unterschiedlich, allerdings muss man sagen, dass es in vielen Staaten überhaupt keine Kontrolle gibt. Es gibt ja auch kein Meldewesen in den USA, das heißt, wenn ich die Kinder in der Schule anmelde, dann weiß letztlich die Behörde, dass die Kinder existieren, ansonsten weiß die Behörde gar nicht, dass die Kinder existieren. Dieses Verständnis, dass die Eltern eigentlich die sind, die primär für die Erziehung und Ausbildung der Kinder verantwortlich sind, dass es nicht der Staat ist, das ist etwas, was es in Deutschland nicht gibt. In Deutschland haben wir ja dieses System, wie sagt man so schön: Von der Wiege bis zum Sarg ist der Staat letztlich überall dabei, kontrolliert alles, und es ist in anderen Ländern, vor allem in den USA nicht so. Und die Menschen haben auch nicht dieses Verständnis, dass sie die Verantwortung komplett auf den Staat abschieben können oder wollen. Ich fand es eigentlich sehr positiv, denn ich denke, dass Eltern am besten wissen, wenigstens bis zu einem gewissen Grad. Wenn es natürlich dann um medizinisches Expertenwissen geht, ist es was anderes, aber so für die alltäglichen Fragen und der Erziehung und der Bildung und die ganzen Dinge, die ich eben noch angesprochen habe: Was braucht mein Kind jetzt, heute und hier? Das wissen Eltern am besten, wie sie mit den Kindern umgehen müssen und was die Kinder brauchen. Da hat der Staat nichts drin verloren. Und da gefällt mir das amerikanische System besser, ist ja klar. Daniel: Unglaublich eigentlich, das heißt, die komplette Schulzeit bis 18 keinerlei Kontrolle, keinerlei Intervention vom Staat. Manch einer, der das jetzt hört oder sieht, mag sich das kaum vorstellen können.
18:59 - Unschooling
Daniel: Einen Begriff, den man in diesem Zusammenhang immer öfter hört oder liest, ist: unschooling. Sebastian erklärt uns, was es damit auf sich hat.
Sebastian: Unschooling ist im Grunde eine Bewegung, sage ich jetzt mal, die im Grunde die These aufstellt, dass Eltern und Kinder zunächst mal komplett im Kopf neu gepolt werden müssen. Wir sind ja alle mehr oder weniger aufgewachsen in dem Bildungssystem, was uns umgibt, und gerade wenn man jetzt mit Homeschooling anfängt, sind wir im Grunde immer noch darin verhaftet, bewusst oder unbewusst. Ich vergleiche es ein bisschen mit natürlicher Landwirtschaft. Es ist oftmals so, wenn man eine Ackerfläche zunächst konventionell bearbeitet und dann diese überführt in die Bio- oder auch in die verantwortungsbewusste Landwirtschaft, dass man das Land zunächst mal das Land brach liegenlässt für mehrere Jahre, bevor man da irgendetwas macht. Ähnlich ist auch Unschooling, was im Kopf passiert. Man sagt im Grunde genommen ist es so ein, ich sage mal fast ein Gefängnis, in dem wir uns befinden, ein gedankliches, da muss man erstmal raus. Und bevor wir irgendetwas machen, Homeschooling oder Online Schule oder sonst was, machen wir erstmal einfach gar nichts. Machen wir erstmal überhaupt keinen Unterricht für ein, zwei Jahre, sondern wir lassen es einfach alles mal laufen.
Wohlgemerkt, mit „alles mal laufen lassen“ ist nie gemeint, dass man zwei Jahre lang den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzt oder am Handy Computerspiele oder Videogames macht, sondern Homeschooling setzt immer voraus, dass man den Kindern ein interessantes Leben bietet, wo sie vielleicht andere Länder entdecken, andere Kulturen entdecken, Dinge sehen, die sie bisher nicht gesehen haben, Aktivitäten vielleicht in der Natur verfolgen, die sie sonst zu Hause nicht verfolgen würden. Aber dass sie eben komplett andere Dinge mit den Kindern machen, natürlich ist wichtig, dass die Kinder etwas lernen, ist ja ganz klar, aber dass man sich befreit von diesem Mythos, dass Lernen nur in einem Klassenzimmer funktioniert oder als Büffelei über einem Buch, sondern dass es ganz viele Methoden gibt, wie Menschen lernen können.
Möglicherweise könnte ich eine Segelrundfahrt machen. Ich habe Freunde, die haben mit ihren Kindern eine Segeltour gemacht um die Welt im eigenen Segelboot für zwei Jahre. Ich denke mir, dass die Kinder auf der Reise sehr viel mehr gelernt haben, als sie jemals in der Schule lernen werden. Dinge wie Verantwortungsbewusstsein. Wie muss ich mich verhalten in so einer Situation, wenn es auf mich ankommt? Umgang mit Ressourcen. Die Welt verstehen. Solche Skills, die wir ja möglicherweise in der Schule gar nicht mehr so wirklich lernen. Und das Unschooling sagt im Grunde genau das: Wir müssen erstmal komplett eine Pause machen, erstmal nichts machen, wir brauchen den kompletten Reset im Kopf, und erst dann fange ich im Grunde mit der Schule wieder an. Wir haben das nicht gemacht, ich hielt es bei meinen Kindern nicht für notwendig. Wir haben natürlich Homeschooling gemacht, das heißt, die Kinder haben von uns Eltern letztlich als Lehrer, als Tutoren das Material vermittelt bekommen, hauptsächlich durch meine Ex-Frau. Aber Unschooling in dem Sinne haben wir nicht gemacht.
22:22 - Keine verlorenen Jahre
Daniel: Für viele mag das echt unglaublich klingen, was Du gerade erzählt hast. Und auch gerade jetzt in den letzten knapp zwei Jahren, in Verbindung mit Lockdowns und Corona hörte man ja auch immer wieder den Aufschrei: „Für die Kinder! Den Kindern geht jetzt Schulstoff verloren! Sie haben nur die Hälfte des üblichen Schulstoffs überhaupt vermittelt bekommen!“ Da macht man sich ja in Deutschland große Sorgen. Übrigens, wenn Du keinen unserer interessanten Podcasts mehr verpassen willst, dann klick jetzt gleich auf ABO und besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen, und Du kannst uns dort Deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.
Sebastian: Ja, absolut. Man darf es nicht unterschätzen, man darf es auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich glaube auch nicht, dass Leute, die homeschoolen jetzt einfach sagen: „Okay, die Kinder sind zu Hause, und ich setze die vor das Handy oder den Computer oder das iPad, dann sollen sie selbst über eine App irgendetwas lernen,“ sondern in der Regel sind es Menschen, meiner Erfahrung nach, die ihre Kinder extrem lieben und extrem etwas Gutes für ihre Kinder tun wollen und sich sagen: „Meine Kinder kommen weiter, wenn ich mich selbst um die Ausbildung kümmere. Ich kann ihnen ein Umfeld anbieten, zu Hause, wo sie mehr lernen können als in der Schule.“ Statistiken zeigen das auch. Wir haben natürlich bei Corona die Situation gehabt, dass die meisten Eltern, die mit dieser Situation konfrontiert waren, ja gar nicht wirklich Homeschooling machen wollten, sondern die wurden letztlich gezwungen. Aber wenn Eltern das machen möchten und dafür begeistert sind und die Kinder dafür begeistern können, hat es in der Regel sehr gute Ergebnisse. Es gibt viele berühmte Leute, die homegeschoolt wurden. Zum Beispiel Thomas Edison war jemand, der wurde aus der Schule rausgeschmissen, weil er zu schwierig war, der wurde zu Hause unterrichtet. Teddy Roosevelt, der amerikanische Präsident, Agatha Christie war jemand. Dann auch aktuell Prominente wie Billie Eilish ist ja auch homegeschoolt gewesen, große Sportler. Es gibt viele Beispiele von sehr erfolgreichen jungen Menschen, die homegeschoolt waren.
24:43 - Abschließende Ratschläge für Ihre persönliche Entscheidung
Daniel: Zum Schluss fasst Sebastian seine Einschätzung und Erfahrungen noch einmal für uns zusammen.
Sebastian: Wie ich vorhin schon gesagt habe, jedes Kind muss man als Projekt anschauen. Ich bin ganz stark dagegen zu sagen, dass Homeschooling die allein heiligmachende Wahrheit ist, daran glaube ich absolut gar nicht. Ich habe sehr gute Erfahrungen gemacht mit sehr guten Schulen, aber ich habe auch sehr gute Erfahrungen mit Homeschooling gemacht. Es muss wirklich tatsächlich jeder Elternteil die Verantwortung übernehmen, diese Entscheidung zu treffen, für sich und seine Kinder und seine Familie. Eltern müssen sich fragen: Was ist wirklich für unsere Kinder das Beste? Ich glaube allerdings, dass diese Haltung zu sagen: „Es geht nur mit Schule“, oder: „Es muss unbedingt Schule sein,“ die ist komplett falsch. Jeder weiß aus der eigenen Schulzeit zu berichten, dass man viele schlechte Erfahrungen in der Schule gemacht hat, und heute ja sowieso. Deswegen kann man sagen, die Sozialisierung oder was man da in der Schule erlebt, kann man sich auch sparen. Man darf jetzt auch nicht die Schule auf einen Sockel stellen, man muss sich wirklich ernsthaft fragen: Was ist für mich und meine Familie das Beste? Aber natürlich auch: Was kann ich leisten? Es macht keinen Sinn zu sagen, man bürdet sich das auf, wenn man überhaupt keine Möglichkeit hat, sich damit zeitlich auseinanderzusetzen.
Daniel: Schön, war eine aufschlussreiche Nachbesprechung. Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Zypern - immer noch eine Steuer-Oase in der EU?
Historische Schätze, eine entspannte Lebensweise und ein Vorpreschen in moderne Strukturen können Sie auf der wunderschönen Mittelmeerinsel Zypern finden.
Zu Gast: Rechtsanwalt Dr. Panicos Kourides
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Einige von uns können sich noch an die junge Vergangenheit erinnern, als Deutschland in Ost und West aufgeteilt war, und ähnlich ist es heute auf Zypern. Diese wunderschöne Mittelmeerinsel ist in den türkischen Norden und den griechischen Süden aufgeteilt, und unser heutiger Gast, der zypriotische Rechtsanwalt Dr. Panicos Kourides, der in Leipzig studiert und promoviert hat, lebt und arbeitet heute in der auf Zypern südlich gelegenen Stadt Paphos uns berichtet uns von einem Leben und dem geschäftlichen Umfeld auf der schönen Mittelmeerinsel.
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Wie kann ich mir das Leben auf Zypern vorstellen?
Der Rhythmus, wie Dr. Kourides es so schön darlegt, ist auf Zypern etwas langsamer und nicht so hektisch wie in anderen großen europäischen Städten. Die Klimaverhältnisse und vor allem die Einheimischen sind freundlicher als in Zentraleuropa, und auch die Beantragung einer Aufenthaltserlaubnis, dem Yellow Slip, für einen Aufenthalt, der über die meldefreien 90 Tagen hinausreicht, ist nicht kompliziert.
Die geschichtlichen Hintergründe Zyperns – ein fast buntes Bild
Bis 1960 war Zypern eine Britische Kolonie gewesen, 1974 haben die Türken etwa ein Drittel der Insel im Norden besetzt, Amtssprache ist Griechisch, und das Rechtssystem ist Common Law. Zypern stützt sich noch auf Gerichtsbeschlüsse des englischen Rechts und ist im Begriff, sein eigenes Rechtssystem aufzubauen.
Das Gesundheitssystem und die Infrastruktur auf Zypern
Das nationale Gesundheitssystem bietet allen einheimischen und auch ausländischen Bürgern eine ärztliche Grundversorgung. Viele Ärzte haben eine Ausbildung im Vereinigten Königreich genossen, und jede Art von Anliegen wird professionell behandelt. Telefonverbindungen und Internetangebote sind in hoher Qualität ausreichend vorhanden, Glasfaser wird im kommenden Jahr flächendeckend verlegt und auch öffentliche Verkehrsmittel bieten regelmäßige Verbindungen an.
Steuersätze und der Non Dom Status auf Zypern
Ein Jahreseinkommen bis zu 19.500 € ist auf Zypern steuerfrei und höhere Beträge werden in gestaffelte Steuersätze eingereiht, deren Höchstsatz mit 35% für ein Jahreseinkommen über 60.000 € angesetzt ist. Zudem können Ausländer auf Zypern den Non Dom Status beantragen, insofern ihr Familienstammbaum keine zypriotischen Wurzeln aufweist. Somit kommen entsprechende Personen für 17 Jahre in den Genuss, Dividenden und Zinseinkommen aus dem Ausland auf Zypern steuerfrei erhalten zu können. Die lokale Körperschaftsteuer beträgt 12,5%, und für ein nicht so strenges Verhältnis zu den Steuerbehörden auf Zypern, wie manche von uns es aus Deutschland kennen, ist man dankbar.
Firmengründung auf Zypern
Möchte man auf Zypern eine Firma gründen, wird dieses durch einen Rechtsanwalt erledigt. Die Bearbeitungszeit ist relativ kurz und kann somit nach nur wenigen Tagen mit seinen geschäftlichen Unternehmungen beginnen. Bei der Buchhaltung seiner Limited, die vergleichbar ist mit der deutschen GmbH, verhält es sich ähnlich wie im Vereinigten Königreich. Man ist mit Begriffen wie Director, Company Secretary und Registered Office vertraut, und bei Erstgründung sind nach 18 Monaten die Financial Reports einzureichen. Diese sind von einem vor Ort ansässigen Steuerberater anzufertigen.
Wer würde typischerweise nach Zypern auswandern?
Bis vor gut einem Jahrzehnt waren die nach Zypern kommenden Ausländer mehrheitlich Personen in einem Alter ab 50, die vorrangig Interesse an dem Erwerb von Immobilien hatten. Mittlerweile sind es eher jüngere Leute, die auf Zypern ein Unternehmen gründen, dieses von ihrer Wohnung oder ihrem Haus aus führen und zudem einen guten Teil ihrer Zeit im Ausland verbringen. Die entsprechenden Kosten für ihr Home Office können steuerlich abgesetzt werden. Der Anteil von Kunden aus dem russischsprachigen Raum hat in den letzten Jahren etwas abgenommen, aber in der Kanzlei von Herrn Dr. Kourides werden Mandanten weiterhin auf sechs (!) Sprachen begrüßt.
Lebenshaltungskosten auf Zypern
Ein sehr interessanter Punkt, wenn man eine Umsiedlung nach Zypern in Betracht zieht, ist, dass es bei Weitem nicht so dicht besiedelt ist wie beispielsweise Malta. Man hat auf Zypern noch die Möglichkeit, in einem etwas abgelegenen Häuschen wohnen zu können. Preislich ist alles vorhanden, von einer Zwei Schlafzimmer Wohnung in der Stadt für monatlich 750 € bis 750 € bis hin zu einer Luxuswohnung für eine Monatsmiete zwischen 2.000 € und 4.000 €
Wie sieht das Leben auf Zypern praktisch aus bezüglich des Konfliktes zwischen Nord und Süd?
Wir Menschen erleben immer wieder Konflikte, sind aber ursprünglich nicht dafür gemacht. Dieses wird spürbar, wenn man Herrn Dr. Kourides zuhört, während er uns von der Trennung in seiner Heimat berichtet. Zwar ist der Norden Zyperns von den Türken seit 1974 besetzt, aber es gibt keine täglichen Konflikte zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen. Viele der Griechen-Zyprioten haben damals ihre Häuser verloren und konnten nicht zurückkehren, aber die Hoffnung und der tiefe Wunsch nach Wiedervereinigung ist selbstverständlich vorhanden. Einige Türken-Zyprioten pendeln täglich von der Nordseite Zyperns zur Arbeit auf griechische Seite, und bringen ihre Arbeitskraft oftmals in der Bauindustrie oder Landwirtschaft ein.
Malta und Zypern im Vergleich
Ausgesprochen interessant wird es, wenn man die beiden Mittelmeerinseln Malta und Zypern gegenüberstellt, denn Zypern hat leider nicht den besten Ruf. Im Gegensatz dazu hatte Malta es sich damals, als sie der EU beigetreten sind zur Mission gesetzt, das Anti-Zypern zu sein, strebten eine moderne Gesetzgebung und Sicherheit im Finanzwesen an und haben bekanntlich niedrige Steuersätze.
Zypern auf dem Vormarsch im Krypto Bereich
Auch hier lohnt es sich, einen Blick auf Malta zu werfen, denn bereits von Anfang an war Malta ein starker Vorreiter für E-Gaming und Online Casinos. Malta hat sich in den vergangenen Jahren ebenfalls in der Krypto Branche etabliert, und ähnlich nennenswerte Initiativen entfalten sich mittlerweile auch auf Zypern.
Kontaktdaten und Links:
Dr. Panicos Kourides
Homepage: www.kourideslaw.com
E-Mail: dr.pkourides@cytanet.com.cy
Telefon: +357 26 819121
+357 26 821036
+357 26 821038
Bürozeiten: 08.00-13.00 Uhr und 15.30-18.30 Uhr
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Timestamps
00:00:18 - Begrüßung und Einleitung und Vorstellung Herr Dr. Kourides
00:02:24 - Doch wieder zurück nach Zypern?
00:03:18 - Wie ist das Leben auf Zypern?
00:06:18 - Residenz oder Aufenthaltserlaubnis auf Zypern beantragen
00:09:23 - Die Amtssprache und das Rechtssystem auf Zypern
00:10:53 - Schule und Schulpflicht auf Zypern
00:14:09 - Das Gesundheitssystem auf Zypern
00:17:00 - Die Infrastruktur auf Zypern
00:19:47 - Erreichbarkeit, Einreisebestimmungen und Impfpass aus Zypern
00:22:48 - Einkommensteuersätze auf Zypern
00:24:24 - Der Non Dom Status auf Zypern
00:26:48 - Firmengründung auf Zypern
00:28:03 - Körperschaftsteuer auf Zypern
00:29:16 - Verhältnis Steuerzahler und Finanzbehörde
00:30:04 - Buchhaltung auf Zypern und Bezug auf die Rechtsform der Limited im UK
00:32:24 - Das Bankwesen auf Zypern
00:33:38 - Krypto auf Zypern
00:36:06 - Der Wandel des Bildes vom typischen Mandanten, der nach Zypern auswandert
00:38:25 - Auf Zypern von zu Hause aus arbeiten und die Kosten absetzen können
00:39:31 - Russen auf Zypern
00:40:54 - Lebenshaltungskosten auf Zypern
00:43:49 - Die Auswirkungen des Konfliktes zwischen dem türkischen Norden und griechischen Süden Zyperns
00:46:18 - Grenzpendler auf Zypern
00:48:40 - Nach dem Gespräch
00:49:31 - Der Unterschied zwischen Malta und Zypern
00:52:43 - Sicherheitslücken im zypriotischen Bankensystem
00:55:14 - Zypern auf dem Vormarsch im Krypto-Bereich
00:58:00 - Zypern ist recht weit weg – muss ich Bedenken haben?
01:00:30 - Wäre Zypern auch etwas für mich?
Mitschrift zu Folge 18 Perspektive Ausland: Zypern - immer noch eine Steuer-Oase in der EU?
Zu Gast: Rechtsanwalt Dr. Panicos Kourides
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Herr Dr. Kourides
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Daniel Taborek, und außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew. Heute sprechen wir mit Dr. Kourides. Er ist gebürtiger Zypriot, der aber auch viele Jahre in Deutschland gelebt hat. Heute erzählt er uns etwas über das Leben als Unternehmer auf Zypern, über die dortigen Steuersätze, Mietpreise und den Alltag auf der Insel im Mittelmeer. Zuerst aber stellt er sich einmal selbst vor.
Dr. Kourides: Mein Name ist Dr. Panicos Kourides, ich bin hier in der Stadt Paphos geboren, ich habe hier die Schule besucht, dann mein Abitur gemacht, Armeedienst, und dann bin ich nach Deutschland gegangen, dort habe ich in Leipzig Jura studiert und in internationalen Fragen promoviert, und seit 1979 bin ich hier auf Zypern wieder ansässig und übe seitdem den Beruf des Rechtsanwaltes aus. Ich habe zunächst in einer Kanzlei angefangen, und danach habe ich meine eigene Kanzlei aufgemacht, und seitdem sind wir hier in Paphos und ich übe den Beruf des Rechtsanwaltes aus.
Sebastian: Sehr interessant, wie lange waren Sie denn in Deutschland? Sie sprechen ja wirklich sehr gut Deutsch.
Dr. Kourides: Ich kannte nicht ein deutsches Wort als ich hingegangen bin, ich habe dann ungefähr sechs Monate einen Intensivkurs gehabt, und dann habe ich mit dem Studium angefangen, habe vier Jahre studiert, drei Jahre promoviert, und dann habe ich noch an der Uni zwei Jahre gearbeitet, und dann habe ich mich entschlossen, mit meiner Frau dann nach Zypern zurückzukommen.
Sebastian: Ist sehr interessant.
00:02:24 - Doch wieder zurück nach Zypern?
Daniel: Aber das Leben in Deutschland hat Sie jetzt nicht so sehr gereizt, dass Sie in Deutschland bleiben wollten?
Dr. Kourides: Ne, das würde ich nicht sagen, ich muss sagen, als ich zurückkam, wollte ich eigentlich zurückgehen, aber, okay, wenn man sich dann hier wieder niederlässt und sich an das alte Leben wieder gewöhnt, dann sind viele Sachen sicherlich auch viel interessanter in Deutschland als auf Zypern, aber okay, man gewöhnt sich hier an das Leben, man ist auch Zypriot, man hat auch hier das Mittelmeerklima und wenn man das zumindest vergleicht, was für mich auch sehr wichtig gewesen war mit dem Klima, dann ist natürlich Zypern besser.
Sebastian: Und Ihre Frau ist wahrscheinlich sowieso der Boss und kann entscheiden, wo es hingeht, nicht wahr?
Dr. Kourides: Das war mal so gewesen. (Alle lachen)
00:03:18 - Wie ist das Leben auf Zypern?
Daniel: Jetzt interessiert uns ja heute ganz besonders, mehr über das Leben, Arbeiten, Geschäftstätig Sein auf Zypern zu erfahren, und da sind Sie ja der Fachmann, deswegen sind Sie ja heute mit uns zusammen hier. Vielleicht ganz kurz am Anfang interessiert es unsere Zuhörer und die Mandanten von Sebastian: Wie ist das Leben auf Zypern? Wie muss man sich das vorstellen? Wie können Sie das beschreiben?
Dr. Kourides: Ich muss sagen, Zypern ist eine Insel im Mittelmeer, wir haben ein sehr gutes Klima, und das ist auch, was sehr viele Leute reizt, hierher zu kommen, aber wenn ich jetzt von den Einheimischen rede, das Leben an sich ist nicht so wie in großen Ländern wie Deutschland, England, Frankreich, wo das Leben dann sehr hektisch ist, so ist das Leben hier nicht, der Rhythmus bei uns ist etwas langsamer. Die Menschen, natürlich auch die Klimaverhältnisse sind ein bisschen anders, die sind etwas freundlicher als wenn man in Zentraleuropa ist, und die Lebenskunst, ich muss sagen, das Leben auf Zypern an sich ist nicht unbedingt sehr billig, aber wenn man zu zweit arbeitet, dann kann man das gut meistern, und was soll ich noch sagen? Ich muss Folgendes sagen: die meisten Zyprioten versuchen natürlich, ein eigenes Haus zu haben, zum großen Prozentsatz sind die Zyprioten geneigt, ein eigenes Haus zu haben. Es sind wenige Zyprioten, die mieten, wobei jetzt in den letzten Jahren, muss ich sagen, da hat sich auch diese Tendenz geändert, und jetzt gibt es mehr Zyprioten, die eine Wohnung oder ein Reihenhaus mieten und so. Da ist verhältnismäßig die Miete zu den europäischen Ländern in Mitteleuropa natürlich Zypern viel günstiger, und das Leben an sich ist auch, wie ich vorhin schon gesagt habe, wenn man zu zweit arbeitet, kann man auch sehr gut auf Zypern leben.
Daniel: Auf die Lebenshaltungskosten wollte ich später nochmal kurz drauf eingehen, aber vielen Dank.
00:06:18 - Residenz oder Aufenthaltserlaubnis auf Zypern beantragen
Daniel: Wie kann man sich das vorstellen, wenn ich jetzt meinen Wohnsitz nach Zypern verlagern möchte, ist es schwierig, eine Residenz oder eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen?
Dr. Kourides: Auf keinen Fall, Sie wissen, Zypern gehört zur Europäischen Union, und sicherlich für jeden Europäer, der hier nach Zypern kommen will, der kann das ohne Weiteres, der braucht nur einen gültigen Reisepass, einen gültigen Ausweis, und der kann hier nach Zypern kommen und darf sich hier ohne Weiteres drei Monate aufhalten, ohne dass er sich anmeldet. Allerdings, bevor die Zeit zu Ende geht, ist zu empfehlen, dass man den Antrag bei der Ausländerbehörde stellt. Dort bekommt man dann einen Termin, geht dorthin, man wird registriert, man muss natürlich auch folgende Dokumente dabei haben: auf jeden Fall einen gültigen Ausweis oder gültigen Reisepass, eine Krankenversicherung, ein Bankkonto, man kann sich hier auch ein Konto bei einer zyprischen Bank einrichten lassen, er kann aber auch das ausländische Konto, das er hat, zum Beispiel aus Deutschland, der kann die Statements von den letzten drei Monaten von einer deutschen Bank mitbringen und kann das den Behörden zur Verfügung stellen. Man muss entweder eine Wohnung mieten oder einen Mietvertrag vorweisen. Das sind eigentlich die wichtigsten Dokumente, die man braucht, um hier eine Genehmigung zu beantragen. Wenn natürlich auch Kinder mitkommen, dann muss man sehen, dass die Kinder dann an einer Schule angemeldet sind, dann muss eine Anmeldebestätigung von der Schule, wo die Kinder angemeldet sind, ausgestellt werden, dass die Kinder dort die Schule besuchen. Ich rede jetzt von minderjährigen Kindern bezüglich der Schule. Das muss man auch zur Verfügung stellen, also innerhalb von einer halben Stunde wird die Genehmigung dann ausgestellt, das nennt sich bei uns Yellow Slip, und mit diesem Dokument kann man hier auf Zypern ohne Weiteres arbeiten. Man kann sich natürlich als Visitor anmelden, das ist mehr so für die Rentner, dann müssen Sie auch die Pension vorweisen, was sie zu Hause bekommen, und für die Mietrente, man kann sich entweder als Visitor hier niederlassen oder eine Firma gründen, oder in einer Firma angestellt werden, in einem Büro, oder wenn man möchte, kann man auch eine eigene Firma gründen, und dann ist man in der eigenen Firma angestellt.
00:09:23 - Die Amtssprache und das Rechtssystem auf Zypern
Sebastian: Die Amtssprache auf Zypern, Herr Dr. Kourides ist, soweit ich weiß Griechisch, aber weil Zypern früher ja wahrscheinlich von Großbritannien abhängig war, vom United Kingdom, spricht jeder Englisch, wenn ich Sie richtig verstanden habe, oder?
Dr. Kourides: Ja, Zypern war bis 1960 eine Kolonie von Großbritannien gewesen, und die Amtssprache ist Griechisch, und früher war es auch mal Türkisch und Englisch, aber jetzt ist es Griechisch.
Sebastian: Und das Rechtssystem, ist das ein Kontinentales Rechtssystem, also Code Civil basiert, oder ist es Common Law, wie im angelsächsischen Raum?
Dr. Kourides: Das Rechtssystem, das wir hier auf Zypern haben, das ist Common Law, wobei wir uns auf Beschlüssen oder Gerichtsbeschlüsse des englischen Rechts stützen. Natürlich, wir haben seit 1960 versucht, wir bauen auch unser eigenes Rechtssystem auf, und wir haben auch unsere Gesetzgebung, worauf wir uns stützen. Wobei, wie gesagt, das englische Recht ist für uns die Basis, so hat es angefangen, und langsam, langsam wird es abgebaut, aber ich kann Ihnen sagen, dass wir praktisch ein eigenes Rechtssystem haben. Wir stützen uns noch auf das englische Common Law.
00:10:53 - Schule und eventuelle Schulpflicht auf Zypern
Daniel: Gut, was mich noch interessiert, Sie hatten es vorhin schon kurz angesprochen, Herr Dr. Kourides, das Thema Schule für Kinder. Wenn jetzt zum Beispiel eine ganze Familie nach Zypern umzieht, dann ist ja wirklich auch die Frage: Gibt es ausländische Schulen? Muss man die Kinder in einer griechischen Schule einschulen, oder gibt es zum Beispiel auch englische oder amerikanische Schulen, wie kann man sich das vorstellen?
Dr. Kourides: Erstmal gibt es unsere Schule, alle Kinder können zu einer griechischen Schule gehen, wobei es natürlich auch Privatschulen gibt, und diese auch in etlichen Sprachen, die meisten. Ich muss sagen, soviel ich weiß, es gibt noch keine deutsche Schule, aber die Möglichkeit, dann Deutsch zu lernen, es gibt auch das Goethe Institut auf Zypern, und man kann auch dort die Sprache erlernen. Wobei es auch in fast allen Städten auf Zypern ein Goethe Institut gibt, das man besuchen kann, und viele lernen auch die deutsche Sprache am Goethe Institut oder privat. Es gibt auch bei uns viele Zyprioten, die in Deutschland studiert haben oder woanders deutschsprechend studiert haben, und die lernen dann die deutsche Sprache praktisch an solchen Stellen, wo dann kleine Kinder da sind und die deutsche Sprache weiterlernen möchten.
Sebastian: Aber die staatlichen Schulen sind auf Griechisch, und die Privatschulen werden auf Englisch unterrichtet?
Dr. Kourides: Auf jeden Fall.
Daniel: Gibt es eine Schulpflicht?
Dr. Kourides: Ja, bis zur neunten Klasse ist bei uns Pflicht, das ist bei uns auf Zypern, und dann kann man auch privat eine andere Schule besuchen oder weiter das Gymnasium mit dem Abitur dann abschließen oder eine private Schule besuchen. Und dann geht es an die Universität. Es gibt bei uns auf Zypern inzwischen auch Universitäten, es gibt mittlerweile auch die Möglichkeiten, die es früher nicht gab, die meisten sind nach Griechenland oder England gegangen, auch nach Deutschland. Jetzt gibt es auch bei uns viele Universitäten, die sind auch gut, also zwei davon sind schon in einer guten Bandbreite von Universitäten eingeschätzt gewesen.
Daniel: Aber entschuldigen Sie, Herr Dr. Kourides, dass ich nochmal nachfrage: wenn jetzt zum Beispiel eine Familie nach Zypern umzieht, sind sie verpflichtet, ihre Kinder einzuschulen in die griechische Schule, oder können sie . . .
Dr. Kourides: Nein, es gibt keine Pflicht, die Kinder natürlich jetzt, aber jede Familie, die sich hier praktisch niederlässt, man möchte natürlich auch, dass die Kinder weitergebildet werden, und die versuchen entweder privat die Kinder anzumelden oder die gehen auch, ich habe auch Mandanten, die hier sich niedergelassen haben und ihre Kinder zu einer griechischen Schule gehen. Das ist eine freie Entscheidung von den Eltern.
00:14:09 - Das Gesundheitssystem auf Zypern
Daniel: Jetzt eine andere Frage, die auch sehr wichtig ist für jemanden, der seinen Wohnsitz generell ins Ausland verlagert, jetzt am Beispiel Zypern. Wie ist denn das Gesundheitssystem? Ist alles da, oder gibt es irgendwelche Behandlungen, wo man sagt, man verlässt lieber die Insel und geht nach Deutschland oder in ein anderes Land, um sich behandeln zu lassen, oder wie ist das Gesundheitssystem?
Dr. Kourides: Seit zwei Jahren gibt es bei uns auch das nationale Gesundheitssystem, und da sind natürlich alle Personen, also alle Bürger, ob das nun die eigenen Staatsbürger oder Ausländer sind, sie können jede beliebige Einrichtung besuchen, und ich muss sagen, dass das Gesundheitssystem auf Zypern überwiegend schlecht ist. Wir haben ein gutes medizinisches System, und es gibt natürlich auch Menschen, die etwas Besonderes haben möchten, sie können natürlich auch ins Ausland gehen, ob das nun England ist oder Deutschland oder Israel, das benachbarte Land, es sind solche Fälle. Aber man kann nicht sagen, dass praktisch das medizinische System auf Zypern schlecht ist. Es wird alles behandelt, es gibt auch Universitätskrankenhäuser, wo dann auch von der Universität eine Zusammenarbeit zwischen dem Krankenhaus und der Universität besteht, und es werden alle Therapien angeboten.
Sebastian: Das Gesundheitssystem, wie muss man sich das vorstellen? Ist es so organisiert wie im Vereinigten Königreich in England, wo man einfach eine Steuer bezahlt, und dann wird damit alles abgegolten, oder muss man eine Krankenversicherung haben wie in Deutschland?
Dr. Kourides: Also bei uns praktisch ist das so, dass jeder, der arbeiten geht, der wird einen Beitrag von der Arbeit nehmen, da wird praktisch vom Arbeitnehmer auf das Gehalt 2,65% bezahlt, und 2,9% zahlt der Arbeitgeber. Selbständige bezahlen praktisch auf das angegebene Gehalt 4%, und der Rentner bezahlt 2,65% auf den Bezug. Das sind eigentlich ganz gute Sätze, sagen wir mal so, die sind nicht so sehr hoch, muss ich sagen.
00:17:00 - Die Infrastruktur auf Zypern
Daniel: Okay, dann, wenn ich mir einen anderen Wohnsitz auswähle, wenn ich umziehen will, vor allem, wenn ich geschäftlich tätig bin, ist für mich natürlich auch die Infrastruktur sehr wichtig, allem voran natürlich das Internet, aber natürlich auch eine ganze Menge andere Leistungen. Was können Sie denn dazu sagen? Also wie ist die Infrastruktur ausgebaut? Ganz besonders natürlich die Internetanbindung im Land.
Dr. Kourides: Was die Vernetzung anbelangt auf Zypern, wir haben vier Varianten. Wir haben die Klasse Phase bis zu 1 GB, wir haben die normale Verkabelung bis zu 100 MB, dann haben wir auch 4G Internet für zu Hause, das ist praktisch Wi-Fi und für Mobiltelefone 5G. Und ich muss sagen, wir haben eine sehr gute Telefonverbindung zu fast allen Ländern in der Welt, und innerhalb des nächsten Jahres wird auch flächenweit die Glasfaser Variante praktisch umgesetzt, und der größte Anbieter dieser Leistung ist bei uns die CYTA, die Telefonkommunikationsgesellschaft Zyperns. Das ist, was die Telefonverbindung anbelangt. Ich sage mal, die Busfahrt innerhalb der Städte, da kann man sicherlich billig fahren mit dem Bus, und was das Taxi anbelangt ist es auch sehr verhältnismäßig zu den anderen europäischen Taxipreisen, sind also auf Zypern relativ günstig. Es gibt die Busverbindung zwischen Städten, es gibt regelmäßig alle zwei bis drei Stunden die Busverbindung von Paphos zum Beispiel zur Hauptstadt Nikosía, oder man kann sich privat ein Taxi oder vielleicht einen Leihwagen nehmen, das ist natürlich jedem überlassen, wie er das gerne möchte. Es gibt dann das Banksystem, da kann jeder praktisch zur Bank gehen und sich bedienen lassen, entweder online oder persönlich in der Bank. Was braucht man noch zur Infrastruktur?
00:19:47 - Erreichbarkeit, Einreisebestimmungen und Impfpass auf Zypern
Daniel: Vielleicht, was mich noch interessiert, gerade jetzt in der Corona Zeit: Wie ist denn die Anbindung, das gehört ja auch zur Infrastruktur, wenn man an den Flughafen denkt zum Beispiel. Also, wie ist die Erreichbarkeit? Ist es noch genau so wie immer, oder ist es eingefallen . . .
Dr. Kourides: Okay, nach wie vor, wir haben die zwei Flughäfen bei uns, das ist einmal in Larnaka, das ist der internationale Flughafen, und der andere ist in Paphos, auch ein internationaler Flughafen. Die Einreisebestimmungen werden natürlich jede Woche ein bisschen kategorisiert je nachdem, wie der Coronavirus sich verändert, da gibt es eine Kategorisierung nach europäischem Maßstab, wie das praktisch in ganz Europa abgeriegelt wird, und dann wird auch von uns praktisch kategorisiert, also aus welchen Länder man auf Zypern einreisen kann, wobei natürlich, muss ich sagen, aus den europäischen Staaten gibt es eigentlich kaum große Probleme. Dann wird natürlich auch das europäische Zertifikat ausgestellt, wenn man geimpft ist, wenn man die zwei Impfungen gehabt hat, bekommt man dieses europäische Zertifikat, womit man dann überall hin weltweit reisen kann, und inzwischen haben sie angefangen mit der dritten Impfung, und das wird dann praktisch generell von Europa aus zentral gesteuert, aber im Großen und Ganzen muss ich sagen, der Coronavirus wird in Grenzen gehalten auf Zypern, wobei es in der letzten Zeit ein bisschen zugenommen hat, muss ich sagen. Wir haben jetzt nach Omikron mehr Fälle täglich, da ist es ein bisschen mehr geworden, was die Fälle anbelangt, aber, sagen wir mal so, es hält sich noch in Grenzen.
Sebastian: Und wie muss man sich das jetzt vorstellen, muss man überall Masken tragen, muss man den Impfpass verwenden, wie ist so die Bewegungsfreiheit?
Dr. Kourides: Auf jeden Fall, die Maske ist Pflicht, die muss man überall tragen, und dann muss man auch, wenn man zu bestimmten Einrichtungen geht, muss man diesen Pass zeigen, ohne das geht es nicht.
Sebastian: Also Restaurants und so, muss man den Impfpass zeigen.
Dr. Kourides: Restaurants, Supermärkte, Kaufhäuser und so.
Daniel: Im Prinzip das Gleiche wie überall in ganz Europa wahrscheinlich mittlerweile, so Schritt für Schritt . . .
Dr. Kourides: Genau. Wir halten uns auch an die Richtlinien von den europäischen Gesundheitseinrichtungen.
00:22:48 - Einkommensteuersätze auf Zypern
Daniel: Vielleicht ein paar Fragen zum Thema Geschäft und Business auf Zypern, das würde mich interessieren. Ich komme jetzt nach Zypern und möchte dort ein Unternehmen gründen. Wie kann ich mir das vorstellen? Ist es schwierig, ist es aufwendig, wie lange dauert das?
Dr. Kourides: Erstmal muss ich generell etwas dazu sagen: Zypern ist eigentlich verhältnismäßig zu anderen europäischen Staaten, wir sind praktisch, was die Einkommensteuer anbelangt günstig. Ich sage mal so, damit Sie mal eine Vorstellung haben: Jeder, der bei uns ein Einkommen hat von 1 € bis 19.500 € pro Jahr, das ist steuerfrei. Also einer, der arbeitet, und der hat praktisch 19.500 € als Jahreseinkommen, da bezahlt man keine Steuern. Dann von 19.501 € bis zu 28.000 € bezahlt man 20%, von 28.001 € bis zu 36.300 € sind das 25%, und von 36.301 € bis 60.000 € 30%, und das Maximum ist über 60.000 € mit 35%. Das ist der höchste Steuersatz, den wir haben auf Zypern.
00:24:24 - Der Non Dom Status auf Zypern
Sebastian: Zusätzlich muss man aber, glaube ich sagen, dass es ja auf Zypern den Non Dom Status gibt, oder . . .
Dr. Kourides: Ich habe jetzt generell gesprochen über die Einkommensteuer pro Person. Das gilt generell, sowohl für die Einheimischen als auch für jeden, der hier nach Zypern kommen und sich hier niederlassen will. Wenn praktisch ein Ausländer, der noch mehr Vorteile haben will, für den haben wir auch den Non Dom Status, das heißt ein Ausländer, der sich hier niederlassen möchte, der kann praktisch mit dieser Einkommensteuer leben oder wenn wir wohlhabende Menschen haben, die praktisch mehr Vorteile haben möchten, sich für den Non Dom Status registrieren. Was braucht man dazu? Beim Non Dom Status muss derjenige, der nach Zypern kommt, der darf keine zypriotischen Eltern haben, er muss nachweisen, dass er keine zypriotischen Wurzeln hat, sondern die Eltern aus dem Ausland kommen. Er bringt zum Nachweis seine Geburtsurkunde, dass seine Eltern aus Deutschland oder England oder wo auch immer herkommen. Und dann muss man sich bei dem Steueramt anmelden, man bekommt dort eine Nummer, und wenn alles klar ist, dann bekommt er auch den Non Dom Status. Und derjenige, der praktisch diesen Non Dom Status bekommt, der braucht für 17 Jahre keine Steuern bezahlen für Dividenden aus dem Inland oder aus dem Ausland, und das ist ein sehr großer Vorteil, den die Ausländer haben in solchen Fällen.
Sebastian: Aber das sind nur Dividenden.
Dr. Kourides: Nicht nur Dividenden, auch Zinsen aus dem Ausland.
Sebastian: Also andere Kapitalerträge auch.
Dr. Kourides: Ja, Zinsen und Dividenden.
00:26:48 - Firmengründung auf Zypern
Dr. Kourides: Um nochmal zur Frage zurückzukommen, wenn man hier auf Zypern eine Firma gründen will, muss man sicherlich zu einem Rechtsanwalt gehen. Dazu braucht man einen Namen für die Benennung der Firma, dieser Name wird zum Handelsregister nach Nikosía geschickt, und innerhalb von zwei Tagen wird dieser Name genehmigt, und dann wird auch das Statut, das Gründungsdokument der Firma fertiggestellt, und man braucht für die Genehmigung des Namens, also auch für die Gründung der Firma maximal zwischen sieben und zehn Werktagen. Es kommt darauf an, wie die Last im Handelsregister ist. Und dann wird die Firma automatisch gegründet, man bekommt eine Nummer, man muss die Firma bei der Steuer anmelden, bekommt eine Steuernummer und eine Mehrwertsteuernummer, wenn sie das möchten, und dann kann diese Firma sofort tätig werden.
00:28:03 - Körperschaftsteuer auf Zypern
Sebastian: Auf Zypern ist die Körperschaftsteuer 12,5%, korrekt?
Dr. Kourides: Diese Firmen zahlen praktisch beim Reingewinn 12,5% Körperschaftsteuer.
Sebastian: Ist sehr wenig. Und dann hatten Sie gesagt, dass für den Non Dom Steuerzahler können die Dividenden dann steuerfrei sein. Auch für zypriotische Gesellschaften oder nur bei ausländischen?
Dr. Kourides: Nicht nur für eine zypriotische Gesellschaft, jede. Ich meine jetzt eine Gesellschaft, die hier bei uns gegründet wird, die wird mit 12,5% versteuert.
Sebastian: Körperschaftsteuer.
Dr. Kourides: Ja, die Körperschaftsteuer. Für die Non Dom Leute, da gibt es eben die Vorteile, wie ich ja vorhin gesagt habe, dass die praktisch für 17 Jahre keine Steuern auf Dividenden bezahlen, die sind dann steuerfrei.
Sebastian: Sie hatten gesagt, das ist von zypriotischen Firmen und auch von nicht-zypriotischen Firmen.
00:29:16 - Verhältnis Steuerzahler und Finanzbehörde
Daniel: Weil wir ja gerade beim Thema Steuern sind: Wie sind denn so die Finanzbehörden auf Zypern? Wir kennen zum Beispiel die Finanzbehörden von Deutschland oder von anderen europäischen Ländern in mehr oder weniger milder Strenge oder auch Durchgriffsfähigkeit, wie auch immer. Wie kann man sich das vorstellen? Wie ist das Verhältnis zwischen Unternehmer und den Finanzbehörden, zum Beispiel im Land?
Dr. Kourides: Ich würde sagen, dass das Verhältnis nicht so streng ist, wie man das aus Deutschland kennt.
Sebastian: Das ist ja schon mal positiv.
Dr. Kourides: Es lässt sich reden. Man kann mit den Finanzleuten sprechen, und wenn man einen guten Steuerberater zur Seite hat, kann viel gemacht werden.
00:30:04 - Buchhaltung auf Zypern und Bezug auf die Rechtsform der Limited im UK
Daniel: Und zum Beispiel, was jetzt die Firmenverwaltung betrifft, Buchführung, Buchhaltung für Unternehmer, gibt es irgendwie spezielle Dinge, die man beachten muss, die anders sind als in anderen Ländern, wie zum Beispiel in Deutschland?
Dr. Kourides: Ich meine jetzt für die Firma, sicherlich muss auf jeden Fall der Direktor sein und meistens wird der Anteilinhaber sein, wobei, man kann auch jemand anderen einsetzen, das ist kein Problem. Das Akkreditieren der Firma kann auch von dem Anteilinhaber ausgeführt werden, wobei in den meisten Fällen ist es so, dass als Sekretär der Firma der Rechtsanwalt benannt wird, denn auch für die Korrespondenz, für dies und jenes, wenn etwas mit den Behörden zu tun ist, ist es besser, wenn der Rechtsanwalt die Korrespondenz führt. Und man braucht natürlich nach der Gründung einer Firma, zumindest bei der Erstgründung muss man nach 18 Monaten die Financial Reports dem Staat zur Verfügung stellen, und das muss von einem Steuerberater angefertigt werden. Also, man kann nicht von Deutschland aus an einen Steuerberater verwenden, sondern man muss einen Einheimischen, der hier zugelassen ist, der muss diese finanziellen Berichte, die Jahresplanung, wenn Sie so wollen, dem Finanzamt zur Verfügung stellen.
Sebastian: Man sollte vielleicht noch sagen, Herr Dr. Kourides, vielleicht eine Sache noch zwischendurch, dass auf Zypern die typische Rechtsform die Limited ist, also ähnlich wie auch im englischen Recht, da gibt es Director, Company Secretary, Registered Office, also diese ganzen Begriffe, die man aus England kennt, die gibt es auch auf Zypern, korrekt?
Dr. Kourides: Auf jeden Fall.
Sebastian: Das ist ja ähnlich, wie das strukturiert ist.
Dr. Kourides: Das ist eine Limited, diese Firma ist eine Art GmbH in Deutschland, und man haftet nur bis zur Höhe des Stammkapitals.
00:32:24 - Das Bankwesen auf Zypern
Daniel: Banken, vermute ich mal, sind wahrscheinlich auch kein großes Problem, wenn jetzt ein Startup oder ein neues Unternehmen gegründet wird, dann bei einer ansässigen Bank zu eröffnen für eine neue Firma ist wahrscheinlich auch kein Problem für Ausländer, oder?
Dr. Kourides: Auf keinen Fall, das ist kein Problem. Wir betreuen auch sehr viele Firmen, muss ich sagen, auch deutschsprachige Mandanten und andere Mandanten. Natürlich, weil wir diese Vorteile auf Zypern haben, kommen viele hierher und lassen sich hier nieder, sie haben auch andere Vorteile des Landes, wir haben das gute Wetter, wir haben keine hohe Kriminalität, die Menschen hier, die Einheimischen sind sehr freundlich, wir haben gutes Essen, wir haben, muss ich sagen, eine gute Lebensqualität, und daher wird das natürlich insofern ausgenutzt, denn das bringt ihnen Vorteile, finanzielle Vorteile und auch Vorteile, was ihr Leben anbelangt.
00:33:38 - Krypto auf Zypern
Sebastian: Herr Dr. Kourides, können Sie vielleicht mal etwas dazu sagen, gibt es bestimmte Branchen, gerade in der jüngeren Vergangenheit, die dort auf Zypern letztlich von sich Reden gemacht haben? Wir wissen ja, zum Beispiel in Malta gibt es sehr viel E-Gaming, wir haben jetzt in Malta auch angefangen mit Krypto. Gibt es etwas Ähnliches auf Zypern? Hat sich Zypern auch in bestimmten Branchen hervorgetan durch moderne Gesetzgebung, durch Gesetzesinitiativen, wo Zypern also sagen will: Wir wollen dafür ein wichtiger Standort in der Welt werden. Was kann man dazu sagen?
Dr. Kourides: Ich meine, was Krypto anbelangt auf Zypern, ist das offiziell noch nicht praktisch rechtlich verankert und abgesichert. Soweit ich weiß, gibt es viele, die Aktivitäten führen, allerdings im Ausland, aber im zyprischen Rechtssystem haben wir keine Grundlage dafür, noch nicht. Es wird noch darüber gesprochen und verhandelt, aber wir haben keine gesetzliche Grundlage, die praktisch diese Art von Aktivitäten offiziell genehmigt, und das ist eine Frage, die wir natürlich dazu noch diskutieren und noch richtig regeln müssen. Ich muss sagen, es gibt viele junge Leute, die sich dafür interessieren und viele, die sich damit beschäftigen, und da muss man die gesetzliche Grundlage dafür schaffen, damit das auch offiziell akzeptiert und geschützt wird.
Sebastian: Mal außerhalb von Krypto gesehen, wie zum Beispiel im FinTech Bereich, ist Zypern dort ein wichtiger Standort?
Dr. Kourides: Ich muss sagen, wir haben noch nicht die Grundlage dafür, das fehlt uns noch. Das ist, was ich versucht habe, mit Krypto zu sagen, dass wir noch nicht so die richtige Grundlage dafür haben, und das ist eine Frage, die wir dort noch überprüfen lassen müssen und auch die Regierung sich die entsprechenden Gedanken dafür macht, dass man das praktisch in die Tat umsetzt, damit auch für die Geschäftsleute Zypern als Businesscenter noch interessanter wird.
00:36:06 - Der Wandel des Bildes vom typischen Mandanten, der nach Zypern auswandert
Daniel: Vielleicht von mir nochmal ein bisschen nachgefragt zu dem, was auch der Sebastian Sauerborn gerade gesagt hat. Vielleicht der typische, aus Ihrer Sicht, aus Ihrer Erfahrung, was ist denn so der typische Mandant, wo Sie sagen: Also das sind so die typischen Leute, die nach Zypern kommen. Sind das Familien? Sind das junge Leute? Sind das welche, die mehr in der IT tätig sein wollen oder im klassischen Business? Was ist so der typische Mandant, den Sie beraten und nach Zypern zum Zweck der Unternehmensgründung nach Zypern begleiten?
Dr. Kourides: Wenn Sie mich vor zehn bis fünfzehn Jahren gefragt hätten, die meisten Mandanten waren, sagen wir mal so, in einem Alter über 50, die sich hier Immobilien erwerben und sich hier niederlassen wollten, es war also meistens der Kauf von Immobilien. Wir hatten auch genügend Mandanten, allerdings mehr interessiert an Immobilien. In den letzten Jahren haben wir junge Leute, insbesondere etwa in den letzten drei Jahren, die sich hier niederlassen wollen, und sie wollen praktisch in der Wirtschaft aktiv werden, die wollen eine Firma gründen, die machen also die verschiedensten Firmen, und von Zypern aus gehen sie auch ins Ausland. Ob das nun in Asien oder in arabischen Ländern oder auch in Europa selbst, das ist nicht ausgeschlossen, die machen diese Firmengründungen, und die operieren von Zypern aus, weil eben die Steuersätze auf Zypern viel günstiger sind als in Deutschland. Und das ist dieser Unterschied, den man zwischen den vorherigen und den letzten Jahren sieht. Da sind jetzt mehr junge Leute, die sich hier niederlassen und von zu Hause aus ihre Aktivitäten ausführen, über das Internet, das ist eigentlich so der neue Trend, muss ich sagen in den letzten Jahren.
00:38:25 - Auf Zypern von zu Hause aus arbeiten und die Kosten absetzen können
Sebastian: Das heißt, die leben auf Zypern, die lassen sich auf Zypern nieder, machen dann Arbeiten von zu Hause, von der Wohnung aus auf Zypern und führen dort ihre Geschäfte?
Dr. Kourides: Auf jeden Fall, und ich kenne auch als Sitz der Firma entweder ihr eigenes Haus oder ihre eigene Mietwohnung, das können sie auch absetzen, alle diese Kosten, und das ist auch ein großer, enormer Vorteil, den sie haben, weil alle diese Kosten werden praktisch abgesetzt. Und die führen ihre Tätigkeit von zu Hause aus. Ich sage nicht, dass die hier das ganze Jahr leben, aber das Minimum ist sowieso 183 Tage hier auf Zypern zu sein, wobei sicherlich ab und zu gehen sie nach Deutschland zurück oder sie machen ihre Reise in andere Länder, das kommt darauf an, auf jeden einzelnen Mandanten, was er gerne hätte.
00:39:31 - Russen auf Zypern
Daniel: Was haben wir noch für Fragen? Ich habe gesehen, das hat mich nur so interessiert, auf Ihrer Webseite. Ihre Webseite ist auch in Russisch. Wird Zypern von russischen Einwanderern übernommen, oder wie kann man sich das vorstellen?
Dr. Kourides: In meiner Kanzlei sprechen wir ungefähr sechs Sprachen, und deswegen bieten wir Griechisch, Englisch, Deutsch, Russisch, Französisch und Serbisch an. Wir haben auch andere Kollegen hier in der Kanzlei, das ist praktisch meine Kanzlei, aber in der Kanzlei an sich sprechen wir sechs Sprachen. Und das ist, warum wir unsere Webseite auch in Russisch haben. Vor ein paar Jahren, muss ich sagen, das ist nicht mehr so, aber es gibt noch viele Kunden aus dem russischsprachigen Raum, die sich hier niederlassen, etwas kaufen oder eine Firma gründen. Das war allerdings vor ein paar Jahren viel mehr, aber das ist in den letzten Jahren zurückgegangen. Aber wir bieten das an, denn wir haben diesen Vorteil, dass wir diese Sprachen anwenden können in der Kanzlei.
00:40:54 - Lebenshaltungskosten auf Zypern
Daniel: Hast Du noch Fragen, Sebastian?
Sebastian: Vielleicht noch die eine oder andere praktische Frage: Was muss man sich vorstellen, wenn man auf Zypern zum Beispiel eine Wohnung mieten möchte, eine Ein-, Zwei- bis Drei Zimmer Wohnung mit einigermaßen gehobenem Standard, ohne dass es jetzt Luxus ist, aber was man, wenn man gerade so aus Deutschland kommt, gewöhnt ist. Was kostet so die Miete ungefähr im Monat?
Dr. Kourides: Das ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich. Wenn ich die Hauptstadt Nikosía und Limassol nehme, das ist die zweitgrößte Stadt Zyperns, muss man rechnen für eine Zweiraumwohnung, und wenn ich sage Zweiraumwohnung, damit meine ich zwei Schlafzimmer. Dazu kommen noch die Küche, das Wohnzimmer und die Toilette, da muss man in diesen Städten mit zwischen 750 € bis 850 € rechnen. Bei uns in Paphos, in der Stadt, wo ich wohne, da ist es etwas günstiger, man muss für eine Zweiraumwohnung mit 600 € bis 650 € rechnen. Und wir reden also ungefähr in Paphos pro Quadratmeter circa zwischen fünf bis acht Euro. In den anderen Städten muss man mit zehn Euro oder etwas mehr rechnen. Es kommt darauf an, auch in welchem Gebiet man die Wohnung hat. Es gibt Gebiete, wo das dann anspruchsvoller ist, in der Nähe vom Meer ist oder im Stadtzentrum, und auch von der Lage hängt es ab.
Daniel: Generell Lebenshaltungskosten, was muss man so ungefähr rechnen für zwei Personen, wie hoch sind so roundabout Miete und andere Kosten, die man noch braucht im Monat so ungefähr?
Dr. Kourides: Wir reden von zwei Personen ohne Kinder?
Daniel: Ja, als Beispiel.
Dr. Kourides: Sagen wir mal so für zwei Personen muss man ungefähr mit 1.500 € rechnen, maximum, mit allem Drum und Dran, und dazu zähle ich Strom, Wasser, Telefon, Transportkosten, wenn man ein eigenes Auto hat Benzin, das sind alles die Transportkosten, das muss man mit in Bedacht ziehen.
00:43:49 - Die Auswirkungen des Konfliktes zwischen dem türkischen Norden und griechischen Süden Zyperns
Sebastian: Jetzt haben wir ja auf Zypern die Situation, dass der Norden von Zypern ja durch die Türkei besetzt ist. Wirkt sich das irgendwie im Alltag der Menschen aus, oder ist das ein Konflikt, der mehr oder weniger beruhigt ist, und der letztlich niemandem mehr irgendwelche Sorgen bereiten sollte?
Dr. Kourides: Das Problem besteht nach wie vor seit 1974 nach der türkischen Invasion. Ich muss sagen, es gibt keine täglichen Probleme zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen, auf keinen Fall. Aber sicherlich, da sind die Einheimischen, ich spreche jetzt mal von den griechischen Zyprioten, die ihre Häuser verloren haben. Natürlich, die wären gerne zurückgegangen. Das ist eine politische Frage, und wenn es einfach gewesen wäre, dann wäre das Problem schon längst gelöst, aber so einfach ist das nicht. Ich muss sagen, zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen gibt es keine großen Probleme, denn früher haben beide Bevölkerungsgruppen auf der gesamten Insel gewohnt, und die waren auf der ganzen Insel verstreut gewesen. Nun, durch die verschiedenen Handlungen, die nach der Invasion durchgezogen wurden, sind die Türken-Zyprioten im Norden, und wir sind im Süden. Wir hoffen und wir spekulieren, dass wir eines Tages eine Lösung finden, dass beide Bevölkerungsgruppen nicht wieder zusammenleben können, ich glaube, unter den Umständen nicht, aber dass man sich zusammentut und dass man zusammenlebt und dass man auch gemeinsam finanzielle Geschäfte macht und dies und jenes, dass das Vertrauen zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen wiedergewonnen wird, und dass dieser Abstand, den es noch gibt in dieser Generationslinie, dass der dann eines Tages abgeschafft wird. Aber natürlich, da sind wir noch nicht so weit, ich glaube, wir brauchen noch viel guten Willen, insbesondere von der Türkei, und da müssen wir noch dran arbeiten.
00:46:18 - Grenzpendler auf Zypern
Daniel: Wie kann man sich das vorstellen, gibt es jetzt eigentlich Grenzüberschreitenden Handel zwischen den beiden Zypernteilen, oder gibt es Grenzgänger, die vielleicht auf der einen Seite wohnen, auf der anderen Seite arbeiten, oder wie kann man sich das vorstellen?
Dr. Kourides: Ja, ja, sicherlich, es gibt Türken-Zyprioten, die jeden Tag zu uns rüberkommen, und die arbeiten in zypriotischen Firmen, ich meine jetzt privat, und Zyprioten gehen auch rüber, wobei natürlich die Zyprioten an sich und Türken gehen nicht in den Norden zum Arbeiten, weil auch der Lebensstandard vom Norden etwas geringer ist im Verhältnis zu unserem Teil, und demzufolge sage ich mal, sind es meistens die Türken-Zyprioten, die hier rüberkommen, und die arbeiten bei uns. Ob das nun in der Bauindustrie oder Landwirtschaftsindustrie, in solchen Arbeitsgebieten sind sie mehr tätig. Wie gesagt, es gibt auch die Wenn-beschlüsse, es gibt auch viele, die herkommen, die zwischen den von unserem Präsidenten unterzeichneten gewesen sind von den Türken und von den Zyprioten. Und auf dieser Grundlage wollen wir eigentlich dann etwas bauen. Deswegen reden wir auch von einem Föderativ-System, was wir, wenn wir uns dann einigen, was für ein föderatives System praktisch gründet, dass wir die Zentralregierung haben, die praktisch in bestimmten Bereichen zuständig wird und dann haben wir praktisch zwei Kantone oder Bundesländer, wie auch immer, wie sich das nennt, das spielt keine Rolle, und dann eigene Kompetenzen haben in bestimmten Bereichen. Und das ist, was wir als Griechen-Zyprioten hoffen, dass wir eines Tages dazu kommen, und dass wir auf der Grundlage des internationalen Rechts eine friedliche Lösung mit den Türken, also Zyprioten-Türken finden.
Sebastian: Ja, das ist doch hier ein positiver Blick in die Zukunft und ein guter Abschluss. Ich denke, von unserer Seite waren das alle Fragen. Herr Dr. Kourides, vielen Dank für das interessante Gespräch.
00:48:40 - Nach dem Gespräch
Daniel: Nach der Aufnahme mit Herrn Dr. Kourides haben Sebastian und ich uns nochmal zusammengesetzt, um einige Dinge nochmal zusammen zu besprechen. Einige Dinge sind bei der Aufnahme vielleicht nicht so stark zur Sprache gekommen. Eine Sache, die mich nochmal interessiert, das wäre eine Frage, die ich Dir gleich zu Anfang stellen würde Sebastian: Malta ist ja auf unserer Webseite sehr, sehr stark präsentiert, während Zypern relativ kurz kommt. Dafür wird es ja bestimmt einen Grund geben, und auch ein zweiter Punkt ist das Thema Krypto, also das Krypto-Business, da hatten wir ja kurz drüber gesprochen mit dem Herrn Dr. Kourides, dass das auf Zypern weniger eine Rolle spielt, aber vielleicht kannst Du da auch noch etwas zu sagen.
00:49:31 - Der Unterschied zwischen Malta und Zypern
Daniel: Beginnen wir vielleicht erstmal mit dem Thema Malta oder Zypern.
Sebastian: Genau, das ist ja sicherlich ein ganz interessanter Punkt. Wie gesagt, auf unserer Webseite reden wir sehr stark vom Thema Malta, wir haben natürlich auch mit meinem Bruder Philipp, Dr. Werner und Partner in Malta eine sehr starke Präsenz, und das jetzt auch schon seit zehn Jahren. Auf Zypern machen wir aber eigentlich relativ wenig. Ich würde überhaupt nicht sagen, dass man Zypern Mandanten nicht empfehlen kann, das würde ich gar nicht sagen, aber es gibt natürlich einen Grund dafür, dass wir uns als Standort im Mittelmeer für Malta entschieden haben, und nicht für Zypern zum Beispiel. Und der Grund ist zunächst mal ganz einfach ein Image Grund, also Zypern hat auf Deutsch gesagt, einfach ein beschissenes Image. Das fängt damit an, dass dort zunächst mal die Russen ganz stark vertreten waren, dass Zypern sehr relaxed war hinsichtlich von problematischen Geldern aus möglicherweise krimineller Herkunft, oder zumindest aus zweideutiger Herkunft, dann wurde natürlich auf Zypern auch, vor einigen Jahren gab ein Bailout, und das führt dann doch dazu, dass bei vielen Mandanten Zypern ein schlechtes Image hat. Ob das jetzt so stimmt oder nicht, und ob das heute auch noch so ist oder nicht, das möchte ich mal in den Raum stellen, aber zumindest damals, als wir die Entscheidung getroffen haben, oder als mein Bruder die Entscheidung getroffen hat, war Malta sicherlich der Favorit. Hinzu kam, dass Malta ja erst vor kurzer Zeit Mitglied der EU wurde, jetzt vor 15 Jahren ungefähr, und die sich damals ganz klar zum Ziel gesetzt haben, sie wollen das Anti-Zypern sein, das heißt, sie wollen eine moderne Gesetzgebung haben, sie wollen nicht irgendwelche Personen oder Gelder oder Firmen dort reinlassen, die jetzt nicht, sagen wir mal einem sauberen Image entsprechen. Gut, man weiß selbst, Malta hat sich selbst vielen Vorwürfen in der Zwischenzeit ausgesetzt, gefühlt von Mafia bis zu allen möglichen anderen Attentaten auf Journalisten und so weiter, also, dieses Saubermann-Image von Malta ist jetzt natürlich auch beschädigt, würde ich sagen, aber nichtsdestotrotz ist das zumindest das Ziel von Malta. Sie wollten eine moderne Gesetzgebung haben, sie wollten, ich sage mal mit dieser alten Krügelei, die auf Zypern so ist, wenn Leute mit Bargeldkoffern, zumindest in der Legende, angekommen sind, damit wollten sie aufräumen, das wollten sie ganz deutlich nicht machen und wollten sich da eben doch ganz klar als Gegenpol zu Zypern im Mittelmeer positionieren. Das war sicherlich vom Hintergrund her gesehen ein wichtiger Punkt.
00:52:43 - Sicherheitslücken im zypriotischen Bankensystem
Daniel: Weil Du das mit dem Bargeldkoffer angesprochen hast, das führt mich natürlich gleich zu dem Thema Banken. Hast Du irgendwelche Erfahrung, oder haben Mandanten von Dir Erfahrung zum Thema Banken auf Zypern?
Sebastian: Wie gesagt, wir hatten immer mal wieder Mandanten, die dann auch nach Zypern umgezogen sind und dort eine Firma hatten und so weiter. Ich kann mich an eine Anekdote erinnern, da gab es dann einen Mandanten mit einer Firma auf Zypern, der wollte jetzt mal prüfen, wie sicher diese Banken eigentlich sind. Er hat dann dort angerufen bei der Bank und hat einiges geschafft, mit sehr wenig Information, ich sage jetzt einfach mal Name, Adresse des Kontoinhabers, kompletten Zugang zu dem Konto zu bekommen, was ja in vielen Ländern heutzutage, wo man PIN und TAN und alle möglichen per Zufallsgenerator generierte Information, SMS und so weiter braucht, doch absolut nicht geht, und das hat ihn natürlich sehr erschrocken. Was die zypriotischen Banken imagemäßig stark in Mitleidenschaft gezogen hat, war diese Sache mit dem Haircut, dass eben jeder, der 100.000 auf dem Konto hatte, dem wurde automatisch ein, ich sage mal ein Obolus abgezogen, um den Bailout zu finanzieren, was ja dann letztendlich für viele Mandanten eigentlich auch ein Symbol gewesen ist, was sie von der EU zu erwarten haben. Eine gewisse EU Kritik kommt ja auch daher, dass jeder sagt, wenn sie nächstes Mal ein Bailout braucht, dann ziehen sie das nicht nur auf Zypern direkt vom Konto ab, sondern bei jedem, der ein SEPA Konto hat. Auf Zypern haben sie dann einfach mal als Versuchskaninchen genommen, um zu sehen, wie die Reaktionen sind und so weiter. Das hat das Vertrauen einfach zerstört. Man muss natürlich sagen, fairerweise, dass alle diese Gelder mit attraktivem Zins und Zinseszins mittlerweile zurückbezahlt worden sind, auch an diejenigen, denen damals was vom Konto genommen wurde, aber nichtsdestotrotz, das macht den Imageschaden und das Vertrauensproblem nur zum Teil wieder gut.
00:55:14 - Zypern auf dem Vormarsch im Krypto-Bereich
Daniel: Jetzt sind wir vom Bargeld zur Bank gekommen und schlagen jetzt mal die Brücke von der Bank zu Krypto, denn das kam ja auch im Gespräch mit Herrn Dr. Kourides zur Sprache. Du hattest auch Malta erwähnt zum Thema Krypto, die dort ja sehr, sehr innovativ vorangegangen sind. Hast Du noch irgendwelche andere Information zum Thema welche Rolle Krypto-Business spielt auf der Insel Zypern?
Sebastian: Diese Sachen ändern sich ja laufend, und ich hatte mich im Vorfeld zu unserem Gespräch informiert, was auf Zypern momentan läuft im Krypto Bereich, aber auch in anderen Bereichen generell, in den Bereichen FinTech oder Gesetzgebung für innovative Unternehmen, wo ja doch Malta ein sehr starker Vorreiter war, schon von Anfang an im Grunde für die ganzen E-Gaming, also für die Online Casinos, und jetzt natürlich in den letzten Jahren ganz stark als Krypto Island etabliert hat, dort also eine gesetzliche Rahmenbedingung geschaffen hat, dass dort zum Beispiel Exchanges eine Zulassung erhalten, die robust ist, die also modernen Anforderungen an Geldwäscherei und so weiter entspricht, und die dann aber auch in gewisser Weise benutzerfreundlich ist. Ich hatte mich gefragt, ob Zypern ähnliche gesetzliche Vorhaben hier entweder in der Pipeline oder schon verabschiedet hat, und wie ich so aus der Online Lektüre ersehen konnte, sind da auf jeden Fall relativ viele FinTech Unternehmen schon auf Zypern unterwegs. Da gibt es auch einige gesetzliche Vorhaben, die da in der Mache sind oder vor Kurzem verabschiedet wurden, und insofern würde ich schon sagen, dass die FinTech Industrie und die Krypto Industrie auf Zypern auf jeden Fall auf dem Vormarsch ist. Es hat mich deswegen etwas gewundert, dass Herr Dr. Kourides gesagt hat, die Insel wäre noch nicht so weit. Von dem, was ich so mitbekommen habe, sind dort durchaus nennenswerte Initiativen zu nennen.
Daniel: Gut, das würde ja dann zum Beispiel doch wieder für Zypern einen positiven Stein ins Brett bringen.
Sebastian: Absolut, ich sage überhaupt nicht, dass Zypern negativ ist, ich sage nur, man muss diese Dinge einfach wissen, und ich will Zypern gar nicht schlecht reden. Zypern hat sehr viele Vorteile, auch steuerlich, wie Herr Dr. Kourides auch schon selbst gesagt hat. Da sehe ich keinen Grund, Zypern hier zu verunglimpfen.
00:58:00 - Zypern ist recht weit weg – muss ich Bedenken haben?
Daniel: Eine Sache, die mir noch in den Sinn kommt, ist, dass Malta als auch Zypern ja ein ganzes Stück weg sind, wobei Zypern jetzt im Gegensatz zu Malta relativ dicht wiederum an einem Land liegt, also an der Türkei, wo man sagen muss, da müsste man vielleicht doch, oder denen unterstellt man eine gewisse Unberechenbarkeit, gerade in letzter Zeit. Ich weiß nicht, wie Du darüber denkst, oder vielleicht hast Du von Mandanten schon dazu etwas gehört. Ist das ein Punkt, der vielleicht eine Rolle spielt bei der Auswahl des Wohnsitzes oder meines Unternehmenssitzes? Wie siehst Du das?
Sebastian: Absolut, das ist absolut ein Punkt. Wie gesagt, es ist nicht für jeden ein Punkt, aber so ein gewisses Unbehagen, aber das gibt es auch schon bei Dubai und solchen Ländern, denn was ist Dubai letztlich? Dubai ist ja eine absolutistische Monarchie, also in einem ganz anderen Kulturkreis und mit ganz anderen Regeln. Wie gesagt, ich will nicht schlecht über Dubai reden, wir haben ja erst neulich dazu ein interessantes Gespräch gehabt, aber es ist nun mal de facto so, dass doch viele Mandanten aus dem westlichen Bereich damit ein bisschen Bauchschmerzen haben. Ob das jetzt tatsächlich rational oder einfach ein schlechtes Gefühl ist oder Misstrauen oder was auch immer, das sei jetzt mal dahingestellt, ich will das nicht beurteilen, aber auf jeden Fall ist so diese Nähe zur Türkei oder auch die Tatsache, dass ja die Türkei dort letztlich die Insel zum Teil einfach mal besetzt hat, also dort einfach einmarschiert sind. Wir sehen das momentan bei Russland, wie die auf die Krim einmarschiert sind, und jetzt gibt es Gerüchte, dass sie dort in die Ukraine einmarschieren wollen, das ist schon ein ganz beträchtlicher Vorgang. Es ist mittlerweile befriedet, kein Mensch hat Interesse am Konflikt, aber trotzdem ist es ja schon, gerade in der aktuellen Situation verursacht es bei vielen Bauchschmerzen, das ist ganz klar. Und Du hast schon gesagt, Zypern ist ein gutes Stück weg, Malta ist auch ein gutes Stück weit weg, aber Zypern ist eben nochmal deutlich eine Ecke weiter weg, also nochmal wirklich dann richtig weit weg, gerade wenn es darum geht, aus Europa hier Zypern zu erreichen, oder aus Westeuropa, sage ich mal so.
Daniel: Durchaus, ja.
01:00:30 - Wäre Zypern auch etwas für mich?
Daniel: Jetzt bin ich noch ein bisschen stutzig geworden, wir hatten ja kurz über die monatlichen Lebenshaltungskosten gesprochen. So schön, wie das ist, dass man da relativ niedrige Lebenshaltungskosten scheinbar hat, aber mir erschien es fast sehr niedrig. Ich weiß nicht, ob Du da noch irgendwelche Erfahrungen hast von Mandanten? Hast Du da etwas gehört, was die so an monatlichen Lebenshaltungskosten hatten?
Sebastian: Herr Dr. Kourides hat ja gesprochen von 1.500 €. Ich frage mich, was man dafür bekommt, für 1.500 €. Ich weiß von Mandanten, die auf Zypern gewohnt haben, dass anständige Wohnungen oder Häuser, die auch einem gewissen Anspruch genügen und auch schön sind, mal schnell 4.000 € oder so im Monat kosten. Ich kann jetzt mal von Malta ausgehen, in Malta gibt es Portomaso zum Beispiel, was eine sehr luxuriöse Wohnanlage ist, da gibt es auch viele Wohnungen, oder eigentlich fast alle Wohnungen koste 4.000 € oder mehr, aber es gibt eben auch in Malta deutlich günstiger Wohnungen, auch schöne Wohnungen, die in einer guten Gegend sind, also eben St. Julian‘s oder auch Sliema oder so, sagen wir mal, dort im Zentrum sind, wo auch was geht, die die Hälfte kosten, die 2.000 € oder so kosten. Und es ist möglicherweise auf Zypern meiner Meinung nach schwierig, ganz davon abgesehen, dass Zypern sehr viel größer ist. Es gibt da ja doch viele Örter und Dörfer auf Zypern, die sehr abgelegen sind, und man muss eben wissen, ob man das möchte oder nicht. Ich kann mich erinnern, wir hatten einen Mandanten, der hat in Malta mit seiner Frau und einem Kind gelebt, das Kind hatte eine geistige Behinderung oder eine Lernbehinderung, und die hatten sich in Malta, jeder, der Malta kennt, der weiß ja, es ist sehr dicht besiedelt, es ist sehr lebhaft, da ist sehr viel los, da sind sehr viele Ausländer, sehr viele Deutsche, Schweden, Schweizer, Österreicher und so weiter. Die hatten sich also dort einen Freundeskreis aufgebaut, und der Mann war Trader, er hat also getradet mit Wertpapieren und hat dann im Grunde aus irgendeinem Grund erkannt, dass Zypern für ihn besser geeignet ist als Wohnsitz und ist dann mit seiner Frau und seinem Kind nach Zypern umgezogen auf irgendein Kaff, was so wunderschön war, aber die Frau wurde dann dort totunglücklich, die ist absolut nicht klargekommen mit dem Kind, das Kind hat seine Freunde vermisst, die Frau hat ihre Freundinnen vermisst, und am Ende ist die Ehe gescheitert. Das sind Dinge, die muss man einfach wissen, man kann nicht erwarten, dass jeder damit umgehen kann, und wir sagen ja immer ganz deutlich, dass das Leben sich nicht nur um das Thema Steuern dreht. Bei dem Kandidaten, den ich gerade eben beschrieben habe, da hat es sich nur um das Thema Steuern gedreht. Er hat gesagt: Wenn ich nach Zypern gehe, aus irgendeinem Grund zahle ich da noch weniger Steuern als in Malta. In Malta hat er 5% bezahlt, auf Zypern wäre das vielleicht steuerfrei gewesen, also hole ich das Letzte raus, presse ich das Letzte dort raus aus diesem Stein, aber das hat sich dann letztlich familiär für ihn nicht gelohnt, denn die Familie ist kaputt gegangen. Man muss also sehr gut wissen, welches Leben man möchte, wenn man gerne in einem einsamen Ort lebt, wunderschön, aber es ist nicht für jeden.
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
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Online Schule & Homeschooling bei Umzug ins Ausland - Teil 1
Erfahren Sie, wie Auswanderer und Unternehmer ihren Kindern eine optimale Schulbildung im Ausland bieten können. Tipps zur Wahl zwischen Muttersprache und Landessprache sowie zur erfolgreichen Umsetzung Ihres Auslandsaufenthalts
Zu Gast: Lars Berner
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Auswanderer und Unternehmer, die ins Ausland gehen, stehen nicht nur vor der Frage, wie Sie Ihren Kindern weiterhin eine bestmögliche Schulbildung bieten, sondern auch, ob diese in der Muttersprache oder Landessprache sein sollte. Manche hält diese Unsicherheit auch von der Umsetzung Ihres Vorhabens, ins Ausland zu gehen, ab.
Die letzten Monate der Covid Pandemie haben auch gezeigt, wie wichtig digitale Bildungsangebote und dafür ausgebildete Lehrkräfte sind. Wenn sich auch viele Eltern, Schüler oder Lehrer zeitweise von dem ständigen Wechsel von Präsenz– zu Distanz-Unterricht überfordert fühlten, wurde klar sichtbar – Kinder müssen nicht in einem bestimmten Gebäude anwesend sein, um etwas zu lernen.
Unser heutiger Gast Lars Berner ist einer der Gründer der Wilhelm von Humboldt Online Privatschule, die Auswanderern und digitalen Nomaden mit Kindern den Schritt zum Wohnsitzwechsel erleichtert. Zusammen mit seinem Bruder steht er mit Herz und Sinn voll hinter dem Konzept der Online-Schule.
Diese Podcast-Episode, die sich um Schule und Bildung aus einer anderen, für einige von uns ungewohnten Perspektive dreht, spricht dennoch vielen Eltern aus der Seele, weil es ja um die Zukunft unserer Kinder in einer besonderen Zeit und unter ungewohnten Umständen geht.
In dem zweiten Teil dieser Episode zu “ Online Schule & Homeschooling bei Umzug ins Ausland“ berichtet Sebastian Sauerborn von seinen Erfahrungen, wie er seine neun Kinder sowohl selbst unterrichtet hat, als auch auf traditionelle Schulen geschickt hat und an Online Schulen hat lernen lassen.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Wie kam es zu der Gründung dieser Online Schule?
Alles begann mit einem einfachen Gedanken, und dieser kam den Gründern der Schule, die zum einen Schulerfahrung als Lehrer und in der Schulleitung eines Privatgymnasiums und zum anderen als Senior Softwareentwickler besitzen, als sie selber nach Costa Rica ausgewandert sind und sich die Frage gestellt haben, wie man in sein Traumland auswandern kann, ohne bei der Beschulung seiner Kinder eventuell zurückstecken zu müssen. Sei es entweder, dass vor Ort keine entsprechende Schule vorhanden wäre, man sowieso nur vorübergehend seinen Wohnsitz ins Ausland verlegen möchte oder das Erlernen der neuen Landessprache vorerst eine zu große Hürde darstellen würde. Gründe gibt es genug.
Kleine Klassen mit großem Einzugsgebiet
Viele Kinder, und somit wiederum auch ihre Geschwister und Eltern, leiden unter dem Schulzwang und der in Deutschland damit verbundenen Gebäudeanwesenheitsplicht, die verständlicherweise aus diversen Gründen dem Kind Probleme beim Lernen und in seinem Verhalten verursachen kann, deren Ursache eher auf die Umstände und nicht das Kind selber zurückzuführen sind. Die kleinen Klassen (16-17 Schüler) dieser deutschen Online Schule erleichtern durch die Schülernähe das gute Miteinander, Arbeiten und Lernen.
Obwohl diese deutsche Online Schule noch relativ jung ist (Start im September 2020), werden die ab Februar 2022 knapp 220 Schüler, die aktuell in 30 unterschiedlichen Ländern wohnen, von etwa 40 Lehrern unterrichtet. Eine weitere Umgewöhnung für neue Schüler aus Europa wäre die Zeit, wann der Unterricht stattfindet, denn da sich die Basis der Schule in Costa Rica befindet und somit vorrangig in der dortigen Zeitzone unterrichtet wird, beginnt für in Europa wohnende Schüler der Unterricht um 14.00 Uhr, was allerdings aufgrund der schnell wachsenden Schülerzahl nicht unbedingt in Stein gemeißelt ist.
Diese Online Schule gibt alles – sogar Sportunterricht ist in Planung
Wirklich erstaunlich ist das Engagement dieser Schule, denn neben der gewünschten, wichtigen und praktizierten engen Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern finden diese auch die Würde des Kindes erhaltende Mittel und Wege, ihre Aufmerksamkeit während des Unterrichts zu erhalten oder wiederzuerlangen. Die Wichtigkeit der körperlichen Fitness ist den Gründern bewusst und haben dafür bereits etwas in Planung, damit unsere Kinder vor dem Rechner nicht versacken.
Kann ich bei den Online Klassenarbeiten meinen großen Bruder holen?
Darüber würden sich die Kinder und Jugendlichen sicherlich freuen, aber wie es nunmal so ist, Erwachsene können sehen, wenn ein Kind etwas nicht wirklich weiß, und die Leistungstests sind so konzipiert, dass Transferwissen anzuwenden ist.
Ein weiterer erfrischender Punkt ist, dass sich die Noten nicht wie üblich starr aus den bekannten 30% und 70% schriftlicher und mündlicher Beteiligung zusammensetzen, sondern auch hier zählen weitere Aspekte mit in die Notengebung hinein, wie beispielsweise Gruppen- und Projektarbeiten über unterschiedlich lange Zeiträume.
Wäre Homeschooling oder eine Online Schule etwas für meine Familie?
Das ist eine sehr berechtigte Frage, die leicht beantwortet werden kann, denn leider ist Online Probeunterricht sehr aufwendig und entspricht schlussendlich nicht der wirklichen Situation, aber die deutsche Online Schule stellt (datenschutzgemäße) Unterrichtsvideos zur Verfügung, die man sich in Ruhe anschauen und somit einen realen Eindruck gewinnen kann, wie der Unterricht abläuft.
Ein weiterer Vorteil dieser Online Schule ist, dass sie sich an den Lehrplan der staatlichen Schule in Baden-Württemberg hält und somit vielen auch eine gewisse Sicherheit bietet, vor allem wenn der Auslandsaufenthalt und der damit verbundene Online Schulbesuch von vornherein zeitlich begrenzt sind oder man sich die Hintertür für eine Rückkehr nach Deutschland oder die Möglichkeit, das deutsche Abitur zu absolvieren offenhalten möchte.
Was kostet diese Privatschule?
Es ist immer wieder ärgerlich, wenn Dinge überteuert und somit nur schwer oder teilweise auch gar nicht erschwinglich sind, vor allem, wenn sie einem wirklich helfen könnten, und das ist hier das Schöne, denn obwohl diese Privatschule keine staatliche Förderung erhält, wurde dieser Punkt von den Gründern bedacht. Die Schulgebühren halten sich im Vergleich mit anderen deutschen online Schulen oder auch internationalen online Schulen im Rahmen und Geschwisterrabatte können angefragt werden.
Kontaktdaten und Links:
Lars Berner
von der Wilhelm von Humboldt Online Privatschule
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Timestamps
00:00:18 - Begrüßung und Einleitung und Vorstellung Lars Berner und die Online Schule
00:03:12 - Warum der Name „Wilhelm von Humboldt Online Privatschule?
00:04:37 - Warum ausgerechnet Costa Rica?
00:05:58 - Corona und die Auswirkungen auf die Online Schule?
00:08:48 - Wird sich das mit der Schulpflicht in Deutschland jemals ändern?
00:12:10 - Unterschied Homeschooling und Online Schule
00:14:06 - Kleiner Klassenverband und der Lehrplan der Online Schule
00:16:45 - Wieviel Schüler und Lehrer hat die Online Schule?
00:17:21 - In welcher Zeitzone findet der Unterricht statt?
00:19:22 - Wie können die Kinder und Jugendlichen ihre Konzentration beibehalten?
00:24:01 - Kann ich für die Klassenarbeiten meinen großen Bruder holen?
00:27:01 - Unbegründete Ängste und Bedenken – Homeschooling ist erfrischend und befreiend
00:29:43 - Ermutigender Rat von jemanden mit entsprechender Lebenserfahrung
00:31:15 - Muss oder sollte mein Kind vor Ort die Landessprache lernen?
00:37:31 - Sport und Online Schule – möglich ist alles
00:41:20 - Geschwindigkeit vom Internet – was ist, wenn ich mal kein oder nur langsames Internet habe?
00:43:57 - Schulgebühren
00:46:05 - Wie ist das Verhältnis zu und die Zusammenarbeit mit den Eltern?
00:49:33 - Wie sieht das Schulzeugnis aus?
00:52:18 - Was ist mit Probeunterricht/Hospitieren?
00:55:34 - Kann ich die Online Schule besuchen mit Wohnsitz in Deutschland?
00:58:11 - Ein Vater spricht aus seinem Herzen – eine Ermutigung für alle Eltern
01:03:48 - Kontaktdaten und Verabschiedung
Mitschrift zu Folge 17 Perspektive Ausland: Online Schule & Homeschooling bei Umzug ins Ausland - Teil 1
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Lars Berner und die Online Schule
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute geht es um Möglichkeiten, Kinder und Jugendliche online oder zu Hause zu unterrichten. Dazu haben wir mit Lars Berner gesprochen, er betreibt mit seinem Bruder Sascha eine Online Schule für Kinder und Jugendliche von Costa Rica aus. Er stellt sich gleich mal selbst vor und gibt einen ersten kleinen Einblick in seine Arbeit.
Lars: Vielen Dank, lieber Daniel, dass ich hier sein darf, hallo Sebastian, hallo Daniel, vielen Dank Euch beiden. Wir wollten die Gelegenheit nutzen, Euch die Online Schule vorzustellen, die Möglichkeiten eröffnen, auch ortsunabhängig zu lernen. Ich habe das mit meinem Partner gegründet vor nicht ganz zwei Jahren mittlerweile, das war Anfang 2020, wir sind jetzt mit dem Gymnasium unterwegs und seit diesem Sommer mit einer Grundschule auch. Ich selber bin vor allem geschäftsführend tätig, mache die Verwaltung, Administration, jede Menge Interessentengespräche, Organisatorisches, wohingegen mein Partner Sascha da hauptsächlich für die pädagogische Leitung zuständig ist, dadurch, dass er auch sehr, sehr viel Schulerfahrung hat. Er hat jahrelang in der Schulleitung von einem Privatgymnasium gearbeitet, hat das Privatgymnasium damals auch mitgegründet und ist von daher ziemlich erfahren, auch was Konzepte angeht und die Leitung von Lehrpersonal und diese ganzen Dinge, die da so drum sind.
Ich selber habe vorher in einem ganz anderen Bereich gearbeitet, war jahrelang bei einem sehr großen Softwareunternehmen in Deutschland als Senior Softwareentwickler tätig und habe das auch sehr gerne gemacht. Allerdings der Plan von uns, der von uns beiden schon lange feststand, auszuwandern in ein Land, wo es viel Natur gibt zum einen, das war uns sehr wichtig, dann schöne Pflanzenvielfalt, viele unterschiedliche Tiere, schönes Wetter natürlich auch, jede Menge nette Menschen und den Ozean hier direkt vor der Tür. Das war immer unser Traum, und den haben wir jetzt vor knapp drei Jahren wahr gemacht und sind dann in dem Zusammenhang etwas später auf die Idee gekommen, diese Online Schule zu gründen. Das war die Idee meines Partners, muss ich sagen, der gesagt hat: "Es muss doch, wenn man sich solch einen Traum verwirklicht und Familie hat, muss es doch Möglichkeiten geben, die Kinder entsprechend zu beschulen, ohne sich da zu sehr einschränken zu müssen, auf irgendwelche Orte, wo zum Beispiel deutsche oder internationale Schulen sind, oder aber die Kinder in irgendeine regionale Schule schicken zu müssen, die einem vielleicht von der Qualität und den Ansprüchen einem nicht passt." Und so sind wir auf die Idee gekommen, das zu machen.
00:03:12 - Warum der Name „Wilhelm von Humboldt Online Privatschule“?
Sebastian: Das klingt ja schon mal super, ist ja eine sehr moderne Idee, der Name ist ja doch sehr traditionell, Wilhelm von Humboldt klingt so sehr klassisch, gibt es glaube ich in jeder größeren Stadt in Deutschland, ein Gymnasium, das Humboldt Gymnasium heißt. Wie seid Ihr zu dem Namen gekommen?
Lars: Ja gut, das sind die beiden Brüder Alexander von Humboldt und Wilhelm von Humboldt, die ja beide sehr bekannt sind, aber unterschiedliche Werdegänge hatten. Wir hatten zum Beispiel hier in Costa Rica auch eine deutsche Schule, eine ziemlich bekannte große deutsche Schule in der Hauptstadt San José, die heißt Alexander von Humboldt Schule, wie, glaube ich, die meisten oder zumindest sehr, sehr viele deutsche Auslandsschulen. Wilhelm von Humboldt ist gar nicht mal so sehr durch das Reisen bekannt, im Gegensatz zu seinem Bruder, ist vielmehr durch dieses, ich kann nicht sagen Freies Denken, also ein Humanist gewesen im Prinzip, der unheimlich viel Wert gelegt hat, auch über den Tellerrand hinaus zu blicken, mit meinen eigenen Worten. Wir sind auf die Idee gekommen, ganz einfach, weil es auch in gewisser Weise auch unsere Philosophie ist, neue Horizonte zu eröffnen, Menschen Möglichkeiten zu geben, die bisher so in der Form noch nicht stattfanden, und auch diese Freiheit der eigenen Gedanken und der eigenen Meinung und die auch äußern zu dürfen, das ist für uns immer ein ganz wichtiger Punkt gewesen, und den wollen wir auf die Art und Weise auch reflektieren.
00:04:37 - Warum ausgerechnet Costa Rica?
Daniel: Bevor wir ins Detail einsteigen, jetzt wissen wir, warum die Schule diesen schönen Namen hat, aber eine Sache, obwohl das heute nicht unser Thema ist, aber ganz kurz vielleicht: Wie kam es denn zu Costa Rica? Warum ausgerechnet Costa Rica?
Lars: Wir haben schon immer so ein bisschen geliebäugelt mit Lateinamerika, muss ich sagen, weil die Sprache uns zum einen leichter zu erlernen schien als zum Beispiel, wenn man nach Asien geht, zum einen und zum anderen ist die Kultur uns Mitteleuropäern auch weniger fremd. Warum Mittelamerika, warum Costa Rica? Klar, das ist sehr tropisch hier und wie gesagt, man hat auf sehr engem Raum, das Land dürfte von der Fläche vergleichbar groß sein mit Dänemark, hat man eine unglaubliche Vielfalt von unterschiedlicher Fauna und Flora. Also wir haben hier unterschiedliche Klimagebiete, Klimazonen, wir haben den Pazifikbereich, wo wir jetzt sind, da ist es tendenziell zumindest im Norden ein bisschen trockener, im Süden ist es eher feucht-heiß, dann gibt es die Zentral [unverständlich] in der Mitte, da ist es eher gemäßigter, mit Bergen auf der Karibikseite ist es vom Klima her nochmal anders, und dementsprechend ist auch die Pflanzenwelt anders, und das hat uns extrem gereizt. Gepaart mit der Tatsache, dass wir einfach diese Mentalität, diese lateinamerikanische Mentalität immer sehr geschätzt haben.
00:05:58 - Corona und die Auswirkungen auf die Online Schule
Daniel: Zwei Fragen an dieser Stelle: Wenn wir uns mal die letzten 20 Monate anschauen, Corona hat ja viele Eltern zum Erwachen gebracht, was Homeschooling oder Online Lernen betrifft. Wir wollen wissen, ob es deshalb in den letzten Monaten überdurchschnittlich viele Anfragen gab. Und die zweite Frage: Woher, also aus welchen Ländern oder Kontinenten kommen denn eigentlich die meisten Schüler?
Lars: Das ist ein verdammt interessantes Thema, wir haben ja die Schule vor nicht ganz zwei Jahren begonnen, und das war so am Anfang, als das gerade mit dem Corona losging. Ich selber habe es maßlos unterschätzt, was das für Auswirkungen hat, und vor allem, wie global die Auswirkungen sind. Und wir haben das gar nicht im dem Dunstkreis dieser Tatsache gegründet, wir sind wirklich in erster Linie mit dem Fokus auf Auswanderer oder Perpetual Traveler oder auch Expats und Unternehmer, die international tätig sind, gestartet, aber tatsächlich ist das so, dass sich das mehr und mehr abgezeichnet hat, dass Corona da in gewisser Weise schon die Gesamtsituation schon auch sehr befeuert hat, muss man wirklich sagen. Zum einen im positiven Sinne, weil die Menschen merken, dass man eben, das ist bei den Deutschen nicht so eingeprägt gewesen, dass man eben nicht nur remote arbeiten kann unter bestimmten Umständen, je nachdem, was man für einen Beruf macht, sondern dass man eben auch remote auch sehr gut lernen kann, und zwar nicht nur in der Oberstufe, beziehungsweise was das universitäre angeht, sondern eben auch in der Mittelstufe und zum Teil auch in der Grundschule.
Das haben wir gemerkt, dadurch haben wir natürlich sehr viel mehr Anfragen bekommen zum einen, das hat mir sehr gefallen, muss ich sagen, dass diese Awareness entstanden ist. Was uns das ein bisschen schwieriger gemacht hat, ist dieser andere Aspekt, wenn ich das habe beobachten müssen, immer dieser Leidensdruck, ich muss das wirklich so ausdrücken, den viele Eltern an uns rangetragen haben, die in Deutschland auch leben und sagen, wir können das so nicht mehr weitermachen, wir tragen das so in der Form nicht mehr mit unseren Kindern, diese Thematik mit den strengen Regeln, mit den Masken zum Teil, was heißt zum Teil? Das ist ja durch die Bank weg durchgesetzt worden, aber es gibt jede Menge Menschen, die das ablehnen, aus welchen Gründen auch immer, möchten wir gar nicht unbedingt diskutieren, das sei mal dahingestellt. Und das sind natürlich Dinge, die sind schwierig, weil wir, dadurch, dass wir nicht den Status einer genehmigten Ersatzschule haben, zumindest bisher nicht, es gibt die gesetzliche Grundlage in Deutschland bisher noch nicht für Online Schulen. Dadurch haben wir eben nicht die Möglichkeit, dass wir unseren Interessenten sagen: "Ihr könnt auch von Deutschland aus Euch anmelden und erfüllt zugleich die deutsche Schulpflicht, diese Anwesenheitspflicht, die auf die 30er Jahre zurückgeht," und das hat es ein bisschen schwieriger gemacht. Denn einerseits möchte man Lösungen bieten für die Menschen, die sie wollen, und die sich damit identifizieren, und zum anderen kann man es nur bedingt, und den Menschen dann zu sagen: "Wenn Ihr zu uns kommen wollt, dann müsst Ihr aus Deutschland weggehen," ist natürlich auch bitter, weil es sollte nie der eigentliche und einzige Grund sein, meiner Auffassung nach.
00:08:48 - Wird sich das mit der Schulpflicht in Deutschland jemals ändern?
Sebastian: Ist denn Deiner Meinung nach, wenn Du das jetzt so betrachtest, als jemand, der in dem Thema tief drin ist und sich damit auch stark auseinandersetzt, so die politischen Fragen, glaubst Du persönlich, dass sich das in Deutschland jemals ändern wird oder nicht?
Lars: Du meinst jetzt das Thema mit der Schulpflicht, mit der Gebäudeanwesenheitspflicht?
Sebastian: Genau, weil es gibt ja muss man ja sagen, im Grunde die Mehrheit der Länder lässt ja Homeschooling, Independent Schooling oder Schooling durch die Eltern eigentlich zu, möglicherweise mit bestimmten Beaufsichtigungen oder mit bestimmten Kontrollen, aber Deutschland ist ja, wenn man sich das mal anschaut, eigentlich weltweit, man kann sich ja auf Wikipedia die entsprechende Seite anschauen, eigentlich eher in der Minderheit von Ländern, die da sehr streng dagegen sind.
Lars: Das ist vollkommen richtig, man kann da verschiedenes, ich habe mir auch mal die Mühe gemacht, die Information weit und breit zusammenzusuchen, die ich finden kann im Netz und habe das zusammengestellt auf unserer Seite, kann man auch bei uns nachlesen, auf deutsche-onlineschule.com, und das ist tatsächlich so, wie Du es sagst: Deutschland ist da sehr, sehr, sehr strikt. Mir sind wenig Länder bekannt, wo das ähnlich ist, und auch in anderen Ländern, wo es heißt es herrscht eine Schulpflicht, gibt es eine gewisse Flexibilität, wenn man zum Beispiel nachweist, dass man alternativ gut beschult ist, wenn man zum Beispiel aus Ausländer reinkommt und sagt: "Ich bringe meine Schule mit," dann geht das in sehr, sehr vielen Ländern in Ordnung. Zum Beispiel machen wir gute Erfahrungen in Spanien, wir machen hervorragende Erfahrungen auch mit Kroatien, wo ja in gewisser Weise eine Schulpflicht da ist. In vielen Ländern ist es eben nicht so strikt, da gibt es eine Bildungspflicht oder eine Unterrichtspflicht, die wird unterschiedlich ausgelegt, man kann zum Beispiel auch in Österreich bisher einen sogenannten Häuslichen Unterricht beantragen zum Anfang des Jahres, und das funktioniert im Normalfall recht gut, und dann gibt es so Konzepte wie Prüfungen zum Beispiel, die man am Ende des Schuljahres abgenommen bekommt oder einfach nachweisen muss, dass man nicht auf der faulen Haut gelegen ist. Das sind flexible Ansätze.
Um jetzt auf die Frage zurückzukommen, ob ich glaube, dass sich das in Deutschland ändert, ich muss ganz ehrlich sagen, ich weiß es nicht, ich habe keine Ahnung. Ich glaube nur, dass man auf keinen Fall negieren darf, dass sich natürlich die Zeiten radikal geändert haben, nicht nur in den letzten anderthalb oder zwei Jahren, sondern insgesamt diese technischen Voraussetzungen, die waren ja vor fünf, sechs, sieben Jahren überhaupt noch nicht so da. Ich kann mir schon vorstellen, dass man früher oder später gar nicht drum rumkommen wird, das als, naja, ich weiß nicht, ob ich sagen kann als Alternative zu nehmen, eben diese Möglichkeit Online Schulen zu geben, oder Fernschulen, das muss man ja auch nochmal unterscheiden, zu geben, die Beschulung eben zu machen, und zwar auf einem legal gesehenen vollwertig nebendran gestellten vollwertig berechtigten Niveau, sondern ich glaube, man wird auch erkennen, dass das eine unglaubliche Bereicherung für die Landschaft ist. Es passt natürlich bei Weitem nicht für alle Schüler und alle Familien, das muss man auch sagen, da sind einige, die mögen es viel lieber, in einer physischen Zusammenkunft zusammen zu sein in der Klasse und dann eben auch, wie wir das kennen, die Schule auch auf die Weise zu machen, es gibt aber auch andere Schüler, die das vorziehen und damit sehr, sehr gut klarkommen, und das sind nicht wenige.
00:12:10 - Unterschied Homeschooling und Online Schule
Daniel: Okay, dann habe ich eine Frage. Und zwar, Du hast uns gerade darauf verwiesen, dass es ja einen Unterschied gibt zwischen Online Schule und Fernschule. Jetzt wollen wir aber noch eine andere Art der Beschulung ansprechen, nämlich das Homeschooling an sich, denn ursprünglich kommt ja Homeschooling aus dem Amerikanischen, wo es üblich war, dass Eltern ihre Kinder zu Hause unterrichtet haben, und das gibt es ja auch noch. Jetzt gibt es Eltern, die suchen ein Land, in dem sie ihre Kinder selber zu Hause unterrichten können, und jetzt reden wir mit Dir ja gerade über die Online Schule, stellen wir die Fernschule mal zur Seite. Also jetzt der Unterschied Homeschooling und Online Schule, was ja heute viele in Deutschland gleichsetzen mit Homeschooling, das wird ja leicht vermischt. Wo siehst Du jetzt Vor- und Nachteile, wenn jetzt Eltern vielleicht überlegen, ist Homeschooling besser, oder ist eine Online Schule besser? Wo hat die Online Schule Vorteile, wo hat Deiner Meinung nach das eigentliche ursprüngliche Homeschooling Vorteile?
Lars: Ich glaube, dass Homeschooling vor allem daher kommt, dass die örtlichen Distanzen in manchen Ländern sehr groß sind, wie zum Beispiel in den USA, auch in anderen Ländern natürlich, und man da deswegen auch die Möglichkeit oftmals gar nicht hatte, da jeden Tag zur Schule zu gehen und von der Schule zurück zu kommen, oder es wäre eben Wahnsinn gewesen, von den Entfernungen vielleicht irgendwie machbar, aber nicht wirklich sinnvoll, dass das vielleicht einer der wichtigen Gründe ist. Ich glaube Homeschooling wird in verschiedenen Ländern auch von Familien präferiert, die ein gewisses freieres Lernen zum Teil auch sich wünschen, die einfach ihre eigene Struktur haben, ihre eigenen genauen Vorstellungen davon haben, wie das Kind aufwachsen und sich entwickeln soll, und weniger eben an diese starren Strukturen gebunden sein wollen, wie sie zum Beispiel die staatliche deutsche Schule vorgibt oder auch die Schulsysteme der unterschiedlichen Ländern vorgeben.
00:14:06 - Kleiner Klassenverband und der Lehrplan der Online Schule
Lars: Und die Online Schule, wie hebt sie sich ab? Ich kann jetzt vor allem auch für uns sprechen, es gibt einen Klassenverband, das ist ein virtueller Klassenverband, das sind kleine Klassen, wir haben so 16-17 Schüler pro Klasse, die Grundschule ist pro Klasse noch ein bisschen kleiner, weil wir diese Schülernähe wollen. Wir haben diesen Klassenverband, weil wir eben wohl sehr großen Wert legen auf soziale Kontakte, weil wir sehr wohl großen Wert darauf legen, dass die Kinder sich unterhalten, dass sie Dinge zusammen machen, auch wenn es nur virtuell ist, in den meisten Fällen natürlich, mit Abstand, aber gut, man spielt zusammen, man chattet, man telefoniert, manche verabreden sich auch physisch, wenn es möglich ist. Wir haben unter anderem eine Familie in der Türkei, gut, da haben wir mehrere Familien, aber verstärkt ist mir eine sehr gut bekannt, die mit einer anderen Familie hier bei uns in Costa Rica gut befreundet ist, durch uns, die sich kennengelernt haben. Die waren zu Pfingsten zusammen in Deutschland, die haben sich dort getroffen und eine Woche zusammen verbracht. Das fand ich ganz toll, und ich glaube, diese Erlebnisse, das ist schon etwas Einmaliges, ich glaube, das wäre vorher gar nicht so denkbar gewesen, weil man eben doch diese Bekanntschaften knüpft. Und dadurch, dass wir so viele unterschiedliche Familien mit unterschiedlichen Hintergründen in unterschiedlichen Ländern auch haben, gibt es natürlich ganz andere Einblicke. Man schaut wirklich, im wahrsten Sinne des Wortes über den Tellerrand raus.
Aber jetzt nochmal zurück zu den Konzepten und zu den Unterschieden, dass ich diesen Faden nicht verliere. Es ist so, dass wir uns entschieden haben, dem Lehrplan der staatlichen Schule in Deutschland zu folgen, also Baden-Württemberg, um genau zu sein, sowohl im Gymnasium als in der Grundschule auch, damit wir einfach diesen gewissen Halt vielen Menschen geben, den viele eben wollen und sagen: "Ich möchte natürlich, dass mein Kind mal Abitur machen kann und nichts verpasst in der Schule, wenn ich jetzt mit meiner Familie zum Beispiel ein Jahr oder zwei oder auch fünf Jahre ins Ausland gehe, und dann obendrein noch die Möglichkeit habe, sollte es sich aus irgendwelchen Gründen ergeben, dass ich eben doch zurück muss oder möchte mit der Familie, dass das Kind dann wieder in die staatliche Schule oder in eine andere private Schule übernommen werden kann, ohne Lücken aufzuweisen." Das war uns besonders wichtig. Wir haben auch Zeugnisse, wir geben auch Noten, wir haben auch Verbalbeurteilungen. Ich muss sagen, wir machen das alles so ein bisschen ausführlicher, dadurch, dass die Klassen kleiner sind, können wir da genauer drauf eingehen bei den einzelnen Kindern, auch auf die Unterschiede, was uns extrem wichtig ist, das Ganze individualisiert zu sehen. Aber letztendlich ist bei uns ganz wichtig, dass wir, ja, einerseits die einzelne Familie sehen und den Bedürfnissen der einzelnen Familien auch gerecht werden können, soweit es eben möglich ist, zum einen, zum anderen diese Struktur nach wie vor zu erhalten, dass man sagt: "Okay, man arbeitet auf das Abitur zu und weiß, was man kriegt," sozusagen.
00:16:45 - Wieviel Schüler und Lehrer hat die Online Schule?
Sebastian: Wie viele Schüler habt Ihr da jetzt insgesamt und wie viele Lehrer?
Lars: Die Schülerzahl ist rasant am Wachsen, wir haben begonnen mit sechs oder sieben Schülern im September 2020 und sind jetzt bei nicht ganz 140 im Moment und werden jetzt Parallelklassen eröffnen, da haben wir auch schon so viele Anmeldungen, dass wir im Moment zumindest, fast keinen Platz mehr haben, da sind wir bei knapp 220 Schülern ab Februar. Die Lehreranzahl, relativ viele arbeiten eben freiberuflich für uns oder auf selbständiger Basis, und da sind wir jetzt bei ungefähr 40 Lehrern insgesamt.
00:17:21 - In welcher Zeitzone findet der Unterricht statt?
Sebastian: Und wie läuft das bei Euch konkret ab, was die Zeitzone anbelangt? Ist das alles in der Mitteleuropäischen Zeit, oder in welcher Zeitzone wird der Unterricht sozusagen hier geplant?
Lars: Das ist immer so der Krux gewesen. Dann war die Frage, was wollen wir denn eigentlich für Teile der Welt hauptsächlich ansprechen, und da haben wir gesagt, klar, den ganzen amerikanischen Kontinent, sprich von Alaska bis ganz runter nach Südargentinien, unter anderem auch, und deswegen haben wir gesagt, wir müssen das Ganze so aufsetzen, dass wir Europa am Nachmittag abdecken. Das bedeutet, wir richten uns schon nach der Mitteleuropäischen Zeit, weil das eben, liegt in der Natur der Sache, da orientieren wir uns alle irgendwie dran, wir sind alle Mitteleuropäer, also Schweizer, Deutsche, Österreicher, und sagen, wir beginnen um 14.00 Uhr MEZ und richten uns da sogar nach Sommer- und Winterzeit, bedeutet zugleich, dass, wenn man eben in Europa oder auch Afrika ist, man tendenziell in den Nachmittag und Abend rein lernt, wohingegen man eben in Westeuropa ein bisschen früher ist und dann natürlich in Amerika ganz früh. Wir haben aber auch Schüler, muss ich sagen, in Indien, da ist es ja dann in die anderer Richtung verschoben, das heißt, es geht bis spät in den Abend rein, und wir haben sogar einen Schüler in Südkorea, das ist ein Neunt-Klässler, ich bin überrascht, wie gut der klarkommt, der arbeitet wirklich nachts, das ist aber eine Ausnahme bei uns, muss ich sagen.
Sebastian: Wo ein Wille ist, da ist ein Weg, wie man so schön sagt.
Lars: Auf jeden Fall, und ich meine, gerade Jugendliche sind ja häufig doch auch so kleine Nachtmenschen, die sich dann sagen: "Was soll's? Ich schlafe lieber morgens aus oder strukturiere meinen Vormittag so, wie ich das will und laufe dann im Laufe des Nachmittages zur Hochform auf." Da haben wir jede Menge von, es gibt aber auch Familien, die sagen: "Das ist für mich ein K.-o.-Kriterium, das will ich gar nicht, ich möchte nicht nachmittags lernen, oder beziehungsweise ich muss es anders aufbauen, weil ich darauf angewiesen bin, dass die Kinder morgens in der Schule sind, beziehungsweise den Unterricht bekommen," und da ist ja auch noch nicht aller Tage Abend, wir sind ein bisschen am Bauen, dass dann wir eine zweite Zeitschiene ins Leben rufen eventuell.
00:19:22 - Wie können die Kinder und Jugendliche ihre Konzentration beibehalten?
Daniel: Jetzt ist es ja so, dass man sich lange oder schon ewig darüber streitet, ob es wirklich klug ist, dass Kinder um sieben in die Schule müssen. Es ist wirklich die Frage, ob das eine gute Zeit ist, aber ich denke immer, je nach Kind hat jedes Kind die eigene Zeit, wo es einschläft oder auch nicht, oder gerne schlafen würde oder wie auch immer, oder die Aufmerksamkeit. Ich selber habe viele, viele Jahre unterrichtet, sowohl physisch als auch online, ich weiß, wie schwer das ist, besonders im online die Aufmerksamkeit, gerade wenn es eine größere Gruppe ist, am Laufen zu halten, und da interessiert es mich doch, wie macht Ihr das? Wie kann man sich das vorstellen? Wie sorgt Ihr dafür, dass die Kinder, ich meine beim physischen Unterricht ist es ja schon immer so, ich habe selber auch Mickey Maus Hefte gelesen, wenn der Lehrer vorne was erzählt hat im physischen Unterricht. Jetzt ist die Frage: Wie ist das beim Online Unterricht? Das bekommt ja vielleicht noch schwerer mit, jetzt sagst Du zwar, Du kommst aus der IT, vielleicht kann man das softwaremäßig so mit Augenkontrolle lösen, ob er da gerade seine Augen auf den Monitor richtet, aber die Frage ist einfach: Wie löst Ihr das, dass die Kinder sozusagen über einen längeren Online Zeitraum konzentriert bleiben beim Unterricht?
Lars: Wir haben gemerkt, dass es deutlich besser geht, das ist zumindest unser Eindruck, oder mein Partner sagt das immer, ich selber unterrichte ja nicht, dass es deutlich besser geht als in den herkömmlichen Setups, wo man viel Frontalunterricht macht, oder wenn man viel Frontalunterricht macht. Wir haben die Notwendigkeit, die Unterrichtsmethoden regelmäßig und ständig zu wechseln. Wir haben relativ kurze Einheiten, wo wir Gruppenarbeiten machen, wo wir, je nachdem, man muss auch unterscheiden dazwischen, bin ich jetzt im Fremdsprachenunterricht unterwegs oder vielleicht in Geographie oder in Geschichte, oder mache ich Deutsch oder Mathematik? Da muss man schon unterscheiden, aber wir haben das große Glück, dass man im Online Umfeld unheimlich viele unterschiedliche Modi auch kombinieren und auch abwechseln kann, und das merkt man relativ schnell, nicht zuletzt auch deswegen, weil die Klassen, wie gesagt, recht klein sind. Ob die dann mehr oder weniger alle immer dabei sind oder nicht, man will ja auch nicht dem Einzelnen einen Strick daraus drehen, da sind wir mal ehrlich. Wie war es denn bei uns, als wir in der Schule waren? Wir sind doch immer mal abgeschweift oder nicht dabei. Wir zwingen die Kinder zum Beispiel auch nicht, die Kamera anzumachen. Es ist natürlich immer schön, wenn man sein Gegenüber sieht, mit dem man spricht, und das vermitteln wir auch, wir sagen: "So, Du siehst mich, ich würde Dich auch gerne sehen," aber es gibt ja auch ein Alter, wo viele sich eben scheuen und das nicht so gerne machen, ganz gern mal abtauchen. Aber da gibt es schon Möglichkeiten, die immer schön im übertragenen Sinne an der Nasenspitze zurückzuführen zum Unterricht, und wenn man sie eben im Chat anschreibt, oder da gibt es so kleine Tricks, die ich nicht alle verraten will, aber die wirklich schon ganz hervorragend funktionieren, und die richtig kurzweilig sind und auch Spaß machen, also man auch merkt in der Gruppe, das ist, ja, es macht Freude, und durch diese Freude entsteht dann eben auch die Motivation dabei zu sein. Da haben wir weniger Probleme.
Wir haben einzelne Kandidaten, die sich insgesamt mit Schule schwer tun, natürlich, klar, die aber unter anderem auch deswegen zu uns gekommen sind, oder die Eltern sind zu uns gekommen, weil sie gesagt haben, mein Kind kommt in der Regelschule so nicht klar, hat Schulangst, oder es gibt diese Fälle von Schulverweigerungshaltung, zum Teil auch über Jahre, die eben in dem physischen Klassenverband auftreten, aber zum Teil bei uns eben nicht so sehr, weil man da eben doch die Möglichkeit hat, sich ein bisschen zurückzuziehen und sich nicht so ganz exponiert fühlt. Wir haben da wirklich ein ganz heterogenes Feld von Möglichkeiten, die wir versuchen, da eben einzusetzen und machen da sehr, sehr gute Erfahrungen mit. Jeder Lehrer unterrichtet natürlich auch anders, und das möchte ich vielleicht noch hinzufügen, da bin ich wirklich richtig, richtig stolz drauf, und da breche ich eine Lanze für unsere Lehrer, die bei uns arbeiten. Das sind alles Menschen, die, also zum einen muss ich sagen, das sind akkreditierte Lehrer, selbstverständlich, die haben viel Erfahrung, Großteils an Regelschulen, Großteils auch an Privatschulen wie Waldorfschulen oder Montessori Schulen, das sind Menschen, die überdurchschnittlich technisch begeistert sind, die dieses Umfeld, dieses Online Lernen zum einen begeistert, und zum anderen eben diese Möglichkeit und Vielfalt der Methodik auch begeistert, und dann eben auch ganz besonders wichtig, wie ich finde, sehr, sehr gerne ihren Job machen. Die arbeiten unwahrscheinlich gerne mit Kindern und Jugendlichen und sind deshalb zu uns gekommen. Sie machen das nicht, weil sie das finanziell müssen, in erster Linie, sondern viele haben so angefangen, dass sie das nebenbei so ein bisschen machen, und daran merkt man dann eben auch die Begeisterung der Kollegen, die dann wirklich sich im Engagement auch zeigt, und was dann letztendlich natürlich auf die Schüler überschwappt, was die Motivation dann ja auch zeigt.
00:24:01 - Kann ich für die Klassenarbeiten meinen großen Bruder holen?
Daniel: Ich muss noch etwas nachfragen, und zwar hast Du gesagt, die Kinder dürfen ihre Kamera ausschalten, und da kommt mir jetzt sofort in den Sinn, wenn eine Klassenarbeit geschrieben wird, hole ich meinen großen Bruder, okay, ich selber habe keinen großen Bruder, aber wenn ich einen hätte, und würde den dann bei ausgeschalteter Kamera für mich die Klassenarbeit machen lassen. Wie läuft sowas ab? Wie kann man sich die Leistungstests vorstellen bei solch einer Online Schule?
Lars: Im Extremfall wäre das natürlich so, klar, auf jeden Fall, man kann das ja noch weiterspinnen, man kann ja auch sagen: "Okay, Du kannst dir natürlich alles zusammengoogeln was Du brauchst," in manchen Fächern geht das ja tatsächlich, in anderen weniger. Klar, das ist natürlich ein großer Vertrauensvorschuss, den es da gibt, das ist wirklich so, aber ich möchte sagen, dass wir schon auch im Stande sind, Stück für Stück und nach und nach die einzelnen Schüler so gut individuell zu kennen, dass wir ziemlich genau wissen, was sie können und was sie nicht können, und man sieht das. Man sieht das, wenn es nicht von ihnen kommt. Vielleicht nicht jedes einzelne Mal, aber das fällt schon auf, und da wird dann auch drauf hingewiesen, und das ist erfahrungsgemäß den einzelnen Schülern dann ganz besonders unangenehm, wenn es dann auffällt. Deswegen, dieser Vertrauensvorschuss wird in vielen Fällen in den meisten Fällen nicht missbraucht. Aber grundsätzlich ist das natürlich richtig, und dann kommt noch ein weiterer Aspekt dazu. Wir haben, was die Klassenarbeiten angeht nicht so diesen ganz klassischen Ansatz, dass wir sagen, wir machen die Gesamtnote des Fachs abhängig zu Zwei Drittel schriftlicher und Ein Drittel von mündlicher Note, sondern wir haben noch andere Komponenten dabei. Wir haben Gruppenarbeiten, Projektarbeiten, die mit einfließen, die die Kinder auch zusammen machen, in Kleingruppen zum Teil, also manchmal über einen längeren Zeitraum. Dann haben wir auch Präsentationen, und somit hat die Klassenarbeit an sich gar nicht mehr so wahnsinnig viel Gewicht, wie im ursprünglichen Sinne, wie wir das von früher kennen, zum einen, und zum anderen ist es ja so, wenn man sich vorstellt, man hat zum Beispiel eine Dreiviertelstunde, um eine Klassenarbeit zu schreiben, das ist ein genau vorgefertigtes und vorgegebenes Feld an Fragen und Wissen, was abgefragt wird, was zuvor gelernt worden ist, hoffentlich, und dann muss man eben abgeben. Und das ist es natürlich so, wenn Du relativ viele Transferfragen stellst, die auch ein bisschen in die Tiefe gehen, wo Du einfach Dein gelerntes Wissen als Werkzeugkasten nutzt, dass Du das gar nicht so auswendig da runterschreiben kannst, beziehungsweise abschreiben kannst, Du wirst es übertragen müssen, Du wirst letztendlich Transferwissen anwenden müssen und wirst auch mit der Zeit, mit diesen 45 Minuten, wenn Du das Wissen nicht hast, gar nicht zurechtkommen, selbst wenn Du dir die Sachen zusammengoogelst. Wir kennen das aus dem Beruf, wenn man von seiner Tätigkeit keine Ahnung hat, dann hilft einem Google auch nur sehr, sehr, sehr bedingt. Man muss ja schon dieses Grundwissen haben, um zu wissen, wo muss man gucken, was passt zusammen, und das ist eine Sache, glaube ich, die auch unseren Kindern sehr, sehr viel Rüstzeug gibt für später, weil sie auch lernen, selbständig zu arbeiten und zu wissen, einzuschätzen, worauf kommt es denn eigentlich an. Nicht nur das pure Wissen, natürlich auch das Wissen, aber eben nicht nur.
00:27:01 - Unbegründete Ängste und Bedenken – Homeschooling ist erfrischend und befreiend
Sebastian: Ich habe ja lange in den USA gelebt und habe auch Homeschooling gemacht, also jetzt sowohl klassisches Homeschooling als auch Online Schooling mit meinen Kindern, und man muss ja sagen, wenn man aus Deutschland kommt und jetzt mal außerhalb des Corona Kontext denkt, hat man doch sehr große Berührungsängste mit diesem Thema, weil man ja so indoktriniert ist von diesem Modell aus der Aufklärung der Kaiserzeit letztlich, oder in Großbritannien aus der Viktorianischen Zeit, wo man in die Schule geht wie die Ameisen, wie man da sitzt, wo man lernt, wo man vorbereitet wird auf das Berufsleben, letztlich als eine Arbeitsbiene trainiert wird, sage ich jetzt mal. Die Realität ist ja, wenn es mal tatsächlich macht und tatsächlich das mal anfängt und sich das traut zu machen als Eltern, dass es ja gerade jetzt mit der Online Schule doch ganz überraschend einfach ist, und auch in gewisser Weise befreiend ist. Also, es heißt, dass im Grunde viele Ängste, kommen die Kinder mit, finden sie nachher wieder den Anschluss, werden sie "sozialisiert", verdummen die, erweisen sich doch tatsächlich als unbegründet, diese Ängste. Ist das auch etwas, was Ihr bei euren Eltern, Kunden beobachten könnt?
Lars: Ja, auf jeden Fall, ich denke auch, dass viele Grenzen, die wir so sehen und haben, setzen wir uns selber. Das ist so mein Eindruck, und ich habe das große Glück, dass viele oder die meisten, mit Abstand die meisten Eltern, die zu uns kommen, die sind sowieso schon ein bisschen anders, ich möchte sagen ein bisschen open-minded, was das Thema angeht, die haben sich mit der Materie beschäftigt, die haben sich Fragen gestellt, mit denen sie zu uns kommen, die ich ihnen gerne beantworte. Man geht in Diskussion, man geht in Abwägen von Für und Wider, und prinzipiell ist es tatsächlich so, dass, ich glaube auch diese Thematik mit den Sozialkontakten, das ist natürlich einer, auf jeden Fall, man muss schon aufpassen, salopp gesagt, dass die Kinder vor den Rechnern nicht versacken. Aber ich glaube auch immer, wenn wir diese Gespräche führen, vorab sagen wir immer: „So schön es auch ist, wenn jemand gerne online lernt, aber bitte achtet doch darauf, dass sie rausgehen, dass sie Sport machen.“ Ich finde das persönlich ganz wichtig, dass man natürlich auch physisch mit anderen Kindern in Kontakt kommt und anderen Kindern und Jugendlichen spielt oder Musik macht draußen, dass man diesen Gegenpol hat. Ich glaube, wenn das gegeben und gewährleistet ist, dann ist es absolut eine Bereicherung. Wenn man sich in dem Online Umfeld an sich wohlfühlt, dann ist es eine sehr große Bereicherung.
00:29:43 - Ermutigender Rat von jemandem mit entsprechender Lebenserfahrung
Sebastian: Was ich im Grunde sagen will, ich kann jedem, der jetzt zuhört oder zuschaut und sich mit dem Thema auseinandersetzt und sagt: "Okay, ich möchte gerne ins Ausland umziehen, aber ich kann es nicht machen," wir hören es ja in der Beratung. Wir betreuen ja viele Leute, digitale Nomaden, Unternehmer, die ins Ausland umziehen wollen, manche aus steuerlichen Gründen, manche aus anderen Gründen, weil sie ein Unternehmen im Ausland aufbauen wollen. Aber bei vielen ist die Hemmschwelle zu sagen: „Ja, wie soll ich das machen, ich habe Kinder, und die können nicht mitgehen, weil ich sie da nicht in die lokale Schule stecken, dann wird ihre Karriere ruiniert und deren Aussichten später im Beruf weg sein,“ und so weiter. Ich habe selber in mehreren Ländern gelebt, bin mit Kindern umgezogen, habe sie dort in die lokale Schule gesteckt, zum Teil Homeschooling gemacht, also relativ viele Sachen gemacht, und ich kann jeden nur ermutigen, wenn er sich mit dem Thema auseinandersetzt und zum Beispiel ein Angebot rausgefunden hat, sich da eigentlich keine Sorgen machen muss. Da kann man zuversichtlich sein, dass es funktioniert. Ich möchte jeden ermutigen, dass viele Ängste dort unbegründet sind. Es funktioniert eigentlich überraschend gut. Und vor allen Dingen, wenn ich an meine eigenen Kinder denke, es hat ihnen immer besser gefallen, auf die Online Schule zu gehen oder Homeschooling zu machen, als auf die traditionelle Schule zu gehen. Also die würden das am liebsten heute auch noch machen. Ich glaube, auch wenn es für viele ein Sprung ins kalte Wasser ist, viele Ängste sind unbegründet.
00:31:15 - Muss oder sollte mein Kind vor Ort die Landessprache lernen?
Daniel: Da habe ich eine Frage, eigentlich fast an Euch beide, also an den Lars, der die Online Schule hat und auch an den Sebastian, der Erlebnisse und Erfahrungen mit seinen eigenen Kindern hat. Jemand könnte sagen: "Es ist doch viel besser für die Kinder, wenn sie lokal vor Ort in die Schule gehen, weil dann lernen sie die Sprache und haben auch den Anschluss vor Ort. Also wenn ich ins Ausland ziehe und meine Kinder bei der Online Schule anmelde, wie lernen sie die Sprache vor Ort, beziehungsweise finden Anschluss vor Ort? Ist das ein Nachteil, ein Vorteil? Wenn jetzt Eltern zu Dir mit solch einer Frage kommen würde, was würdest Du ihm sagen? Und auch Sebastian, es würde mich auch interessieren, was Du dazu zu sagen hast. Fangen wir mit Lars an.
Lars: Das ist ein extrem guter Punkt, den bringe ich auch immer ganz gerne auf, und ich glaube, das ist unheimlich unterschiedlich von Situation zu Situation. Wenn jemand zum Beispiel in ein Land geht, wo er die Sprache gar nicht kann, überleg Dir mal, Du gehst für ein Jahr zum Beispiel nach Ungarn oder für zwei Jahre, Ungarisch ist eine sehr andere Sprache, die nicht einfach mal so nebenbei gelernt werden kann, und zumal, wenn jemand sagt, ich möchte aller Voraussicht nach ohnehin zurückkommen oder geht danach in ein drittes Land, wo die Sprache wieder anders ist, dann ist die Frage: "Wieviel Sinn macht es, das Kind da integrieren zu wollen auf die Art und Weise?" Vor allem auch, diesen Druck auch aufzubauen als Kind, Du bist der Einzige oder die Einzige, die die Sprache nicht kann, Du weißt überhaupt nicht, wo oben und unten ist, und ich glaube, für solche Fälle ist es schwierig. Nun, wo man es sich natürlich überlegen kann, wenn man hier in Lateinamerika ist oder in den USA oder in Kanada, na klar, dann die Sprache vor Ort, die Kultur, man taucht ein, man lernt Kinder kennen, ist eine Sache mit einem großen, großen Reiz, und ich glaube, die Kinder lernen auch jede Menge dabei. Was die Kultur angeht und auch die Veränderung der Perspektive auf verschiedene Dinge, das finde ich extrem wertvoll. Muss man sich natürlich überlegen. Ist vor allem vielleicht dann zu raten, wenn man sich sicher ist, man will da bleiben für lange, lange Zeit. Wenn man sich jetzt aber noch nicht ganz sicher ist und sagt: „Wir schauen erstmal, jetzt kommen wir erstmal an, und machen erstmal ein Jahr oder zwei und gucken, wie sich das entwickelt,“ das ist dann eher so der Punkt, wo man dann sagt: "Ja komm, dann gib doch nicht gleich alles auf einmal ab, sondern mach mal eins nach dem anderen und überleg' es Dir so nach und nach." Oder es gibt ja auch von der Mentalität her, manche Menschen sind da einfach sehr unterschiedlich. Manche gehen mit der größten Natürlichkeit überhaupt in die ganz unterschiedlichen Kulturen hinein und öffnen sich für das, und für die ist das sehr angenehm, und andere tun sich da anfangs ein bisschen schwer und wollen die Gewissheit des Rettungsankers, sich zurückziehen zu können auf das, was sie schon ein bisschen kennen zumindest.
Das ist wirklich unterschiedlich, es sind ganz unterschiedliche Menschen, auch bei uns, viele sagen tatsächlich: "Ne, ich möchte das gar nicht, ich möchte eigentlich tatsächlich auswandern, aber wie gesagt, ich weiß nicht, was in zwei Jahren ist, und ich möchte gerne die deutsche Schule, und mein Kind soll jederzeit die Möglichkeit haben, wieder nach Deutschland zurückzukommen, wenn es das will, und dann eben das Abitur machen können. Wenn ich es hier jetzt zum Beispiel in Costa Rica oder in Paraguay oder in Uruguay in die Schule stecke, dann ist die Schulbildung eine ganz andere, das bedeutet, die empfangende Schule in Deutschland wird gar nicht genau wissen, wie kann ich dieses Kind eigentlich einstufen. Ganz andere Fächer, ganz andere Niveaus," und das sind Aspekte, die man unbedingt bedenken muss. Das ist ja auch nichts, was man über das Knie brechen kann, das Bauchgefühl muss auch stimmen dabei, von Seiten der Eltern zum einen und zum anderen natürlich auch von den Kindern.
Daniel: Macht Sinn. Sebastian?
Sebastian: Ist eine sehr interessante Frage. Man muss zum einen natürlich sagen, wie der Lars schon angedeutet hat, dass natürlich die Schulsysteme in verschiedenen Ländern tatsächlich bescheiden und die Ressourcen beschränkt sind, und es oftmals nicht wirklich Sinn macht, die Kinder dort in die Schule zu schicken, von sozialen Brennpunkten, usw. mal abgesehen. Es gibt in fast allen Ländern natürlich internationale Privatschulen, die zum Teil auch internationale Schulabschlüsse, wie International Baccalaureate, also im Grunde Abitur anbieten. Es ist normalerweise nach meiner Erfahrung kein Problem, auf solch eine Schule zu gehen und dann auch wieder in die deutsche oder eine europäische Schule zurückzufinden, auch wenn das Ganze in Englisch ist, das Wissen ist mehr oder weniger transferierbar, die Bildungsfelder sind vergleichbar, wenn man den internationalen Schulen folgt. Es ist natürlich auch eine Preisfrage, kostet in vielen Ländern ja locker mal 10.000 €-15.000 € pro Jahr pro Kind, das darf man nicht unterschätzen.
Es ist so, denke ich, dass natürlich Kontakt hier in der lokalen Community für Kinder sehr wichtig ist. Was wir gemacht haben, als wir homegeschoolt haben in den USA ist, dass wir in den Homeschooling Netzwerken sehr aktiv waren. Das sind jetzt nicht irgendwelche Online Netzwerke, sondern tatsächlich Gruppen, die sich regelmäßig wöchentlich treffen, mit den Kindern, wo man dann Aktivitäten gemeinsam macht und etwas unternimmt, wie beispielsweise in den Zoo gehen, sich im Park treffen, ins Schwimmbad gehen, usw. Die Kinder haben schon Kontakt oder sind in Jugendgruppen drin, machen andere Sachen nebenher, machen Musikunterricht, sie haben auf jeden Fall Kontakt mit anderen Kindern, auch außerhalb der Schule. Es ist eben nicht immer, wie Lars schon gesagt hat, gewollt, sich hier wirklich in das lokale Schulsystem einzufinden. Ich denke jetzt gerade auch an Länder, wie zum Beispiel Malta, die ja dann auch sehr großen Wert auf die eigene Sprache legen, die ja völlig, ich sage mal, Entschuldigung allen Maltesen gegenüber, irrelevant ist, und da muss das Kind dann Maltesisch lernen in der Schule, und das hat natürlich absolut keinen Sinn. Da kann es viele Gründe geben, warum jetzt die lokale Schule nicht unbedingt die geeignete ist, es ist natürlich wichtig, dass man Anschluss hat an die lokale Community, dass man dort mitten im Leben ist und entsprechend dann den Anschluss anderweitig findet.
00:37:31 - Sport und Online Schule – möglich ist alles
Daniel: Eine Frage habe ich jetzt doch noch. Fragen wir mal so: Sind die Schüler in der Online Schule überproportional dick? Ihnen fehlt ja immerhin der Sportunterricht. Ich stelle es mir sehr schwer vor, online, also vor dem PC die Kinder und Jugendlichen zur Bewegung anzuhalten. Wir wird das gelöst, und welche Konzepte gibt es für ausreichen Bewegung beim Online Lernen?
Lars: Prinzipiell kann ich nur vorab sagen, ich glaube nicht, dass die Kinder überproportional dick sind. Mein Eindruck ist immer gewesen, dass die Kinder und Jugendliche den Sport, den sie machen oder auch nicht machen, das kommt vor allem entweder intrinsisch, tatsächlich die Lust darauf, der Spaß daran oder eben durch die Familie und durch das Umfeld, und dass der Schulsport da gar nicht so viel ausgemacht hat. Da komme ich vielleicht gleich nochmal drauf, aber wir haben auch Leistungssportler bei uns, gerade im Bereich Tennis haben wir einige Spieler, die wirklich sehr gut sind, auch Ranglistenspieler, die auf Ranglisten Niveau spielen, relativ weit vorne mit dabei sind zum Teil. Wir haben auch ein Flex-Konzept, dass wir sagen, wir sind da ein bisschen freier als die herkömmlichen Schulen, die Regelschulen, die man so in Deutschland kennt, dass man dann sagt, in Absprache mit den Eltern ist das so, je nachdem wie die Prioritäten eben liegen, wenn ihr dann mal nicht da seid wegen Turnieren, wegen Trainingslagern beispielsweise, oder Reisetage habt, Tennisspieler reisen ja sehr viel von Turnier zu Turnier, dann kann das nachgeholt werden. Das ist dann so, dann ist man nicht dabei, dann sagt man vorher Bescheid, dann kann das in unseren Kursnotizbüchern, wir arbeiten mit Microsoft Teams, und da gibt es die Kursnotizbücher, die werden sehr detailliert aufbereitet von den Fachlehrern, so dass man wirklich alles eins zu eins nachlernen kann oder auch vorlernen kann, wie man das möchte, zeitlich flexibel.
Was das Thema Sport angeht, glaube ich, ist das eine ganz wichtige Sache, dass die Kinder nicht zu sehr immer nur am Rechner sitzen. Wir haben da tatsächlich ein Konzept, das wir am Vorbereiten sind, mein Partner hat da jemand kennengelernt vor einiger Zeit, der sich da gerne einbringen will bei uns, der eben in genau diesem Online Umfeld auch gute Möglichkeiten und Ideen hat, wie man das umsetzen kann. Wir haben beispielsweise so ein Challenges Prinzip, das leben wir momentan noch nicht aktiv, wird aber kommen, dass man den Kindern sagt: "Was macht Ihr denn gerne, oder was macht Ihr gut? Setzt Euch eine Zielsetzung in Absprache mit dem Lehrer, und dann wird das eben protokolliert, beziehungsweise man arbeitet auf ein Ziel zu," sowas ist das zum Beispiel. Der eine läuft gerne, der Dritte ist vielleicht gut im Mountainbike Fahren, ein anderer spielt wie gesagt Tennis oder Fußball, und so was mit einfließen lassen, oder wenn jemand von Natur aus sehr unsportlich ist, dann geht es zweimal in der Woche zum Beispiel anderthalb Stunden am Stück oder man steigert das. Man geht zu Fuß, solche Dinge. Das sind Sachen, die auf jeden Fall auf dem Schirm sein sollten, und das ist auch bei uns so, denn wir glauben auch, dass es ganz wichtig ist, wenn man im Kopf gesund und fit ist und da auch gerne lernt und sich weiterentwickelt, dann muss man auch körperlich fit sein, das ist ganz wichtig.
Daniel: Jetzt ist halt die Frage, da habe ich auch drüber nachgedacht, weil man gibt als Eltern, ich hatte ja auch zwei Töchter, die auch in der Schule waren, und man gibt normalerweise ja die Verantwortung an die Schule ab, was die Bewegung betrifft, weil man sich drauf verlässt, die werden da gestresst, die bekommen da Bewegung und so. Jetzt ist gerade die Frage: Bei einer Online Schule geht die Verantwortung zu den Eltern zurück, also müssen jetzt die Eltern wieder drauf achten? Dann müssen Sie es natürlich wissen. Oder ist das eine Verantwortung, die der Lehrer der Online Schule nach wie vor auch bei sich sieht? Also ich bin nicht nur verantwortlich, dass er in Mathe und anderen naturwissenschaftlichen Fächern zum Beispiel gut ist, sondern ich muss mich auch dafür verantwortlich fühlen, dass die Schüler sportlich aktiv sind? Das war meine Frage.
00:41:20 - Geschwindigkeit vom Internet – was ist, wenn ich kein oder langsames Internet habe?
Daniel: Aber vielleicht noch eine andere Frage: Sport hat ja was mit Geschwindigkeit unter anderem zu tun und mit Ausdauer, und schlagen wir da jetzt mal die Brücke zur Geschwindigkeit vom Internet und Ausdauer, sagen wir mal: Was ist, wenn ich mal überhaupt kein Internet habe? Entweder ich habe langsames Internet oder stellen wir uns vor, Du hattest ja vorhin selber gesagt, auch Sebastian, dass es mitunter Situationen gibt, wo jemand, der seinen Wohnsitz wechselt, vielleicht auch in eine Gegend kommt, wo die Infrastruktur nicht so gut ist. Was habt Ihr da für Konzepte? Also ein Schüler hat langsames Internet oder vielleicht auch mal plötzlich einen Tag gar kein Internet? Was ja dann übrigens auch das Gleiche wäre, mal einen Tag kein Internet kann ja auch sein, ich bin mal krank, auch das ist ja etwas, wo man ein Konzept braucht.
Lars: Auf jeden Fall. Wir haben das gelegentlich, wobei ich immer überrascht bin, wie durchgängig stabil bei den meisten unserer Schüler das Netz ist. Ich kann Euch sagen, das habe ich noch gar nicht erwähnt, wir haben Schüler in mittlerweile gut 30 Ländern weltweit, das führt wie gesagt von Südkorea ganz im Osten bis, ich glaube sogar in Baja California haben wir auch jemanden dabei, ganz im Westen. In den unterschiedlichsten Ländern gibt es natürlich unterschiedliche Voraussetzungen. Wir haben zwei Familien in Rumänien, wo eine von beiden immer wieder Probleme hatte mit dem Netz, aber auch dafür gibt es Lösungen. Ich glaube, wenn man eine 15 bis 20 Mbit Leitung hat, das reicht an und für sich. Dann muss man auch sagen, wenn man zum Beispiel die Kamera abstellt, dass man natürlich wesentlich weniger Traffic verursacht und dann wesentlich besser klarkommt. Aber wenn es mal ganz ausfällt, das ist durchaus möglich, dass es passiert, oder mal eine Stunde nicht funktioniert oder tatsächlich mal einen Tag, dann ist es so, dass man das nachlernen kann. Wir haben wie gesagt die Kursnotizbücher, da können die Schüler reinschauen, das ist ja auch offline verfügbar, das synchronisiert der Rechner automatisch, und dann kann in der Folgestunde einfach nochmal darauf eingegangen werden. Das ist nicht das große Thema, weil wir ja auch, wie gesagt, recht kleine Klassen haben, so dass das sowieso dann vor dem Hintergrund dieser Gleichmacherei, das heißt in dem Sinne, wir sind mit dem Stoff so und so weit vorangekommen, jetzt machen wir genau an dieser Stelle nahtlos weiter, das passiert bei uns kaum, weil wir sagen: „Wir wollen jeden da abholen, wo er steht, und wenn es dann mal technische Probleme gab, dann ist es nicht das große Thema, dann wird darauf eingegangen, und wir holen die Schüler da ab. Das ist wirklich eine Sache, die ist vernachlässigbar, bisher zum Glück.
00:43:57 - Schulgebühren
Daniel: Jetzt hatte Sebastian uns vorhin etwas zu den Preisen von einigen anderen internationalen englischsprachigen Online Schulen gesagt. Kannst Du etwas zu den Preisen Eurer Schule sagen an der Stelle?
Lars: Uns war es wichtig von Anfang an zu schauen, dass wir ein möglichst breites Publikum ansprechen können, möglichst vielen, die das wirklich wollen, die Möglichkeit geben, das auch finanziell machen zu können, und von daher war es für uns auch ganz wichtig einen deutlich geringeren Preis zu haben, als viele von den internationalen Schulen. Ich weiß von Schulen übrigens, die problemlos Preise aufrufen von 15.000$, 20.000$, 25.000$ im Jahr, so ähnlich, wie Sebastian auch sagte, es sind gar nicht so wenig. Und das Interessante ist, das sind zum Teil Schulen mit einem sehr guten Ruf, die aber, wenn man die Schüler, wir haben auch Schüler von solchen Schulen, wenn man sich mal unterhält mit den Kindern, was die so gemacht haben oder was die auch leistungsmäßig aufgestellt sind, das ist gar nicht so beeindruckend. Also das Preis-Leistungs-Verhältnis ist ein bisschen fraglich zum einen, manchmal, es ist natürlich nicht immer so, ganz klar, es gibt natürlich ganz hervorragende Schulen. Aber bei uns ist es so, dass wir sagen, wir wollen da deutlich drunter liegen. Das hängt ein bisschen von den Klassenstufen ab, je nachdem, bei den höheren Klassen ist es natürlich so, dadurch, dass wir da tendenziell mehr Stunden haben, die wir geben, ist es ein bisschen teurer als bei den niedrigeren Klassen, das bewegt sich alles so, das kann man auf der Webseite nachlesen, in einem Rahmen, der noch recht moderat ist, denke ich. Das ist uns ganz wichtig gewesen. Natürlich kostet eine gute Qualität Geld, wir brauchen natürlich die Möglichkeit, unsere Lehrer gut zu bezahlen, [unverständlich] zu bezahlen, und daher kostet es schon Geld. Und wir haben, muss man sagen, im Vergleich, oder im Gegensatz zu den mit Abstand meisten anderen Schulen nicht den Vorzug, dass wir irgendwie staatlich gefördert werden. Es gibt Privatschulen, und das sind nicht ganz wenige, da werden 80% der Lehrergehälter von den Behörden übernommen, das ist bei uns nicht so. Gut, das kann man argumentieren, wir haben dafür keine Gebäude zu zahlen, das stimmt auch, das ist natürlich der große Benefit, aber wir können, denke ich mal, da so ein bisschen günstiger auf jeden Fall anbieten, so dass es im moderaten Rahmen liegt.
00:46:05 - Wie ist das Verhältnis und die Zusammenarbeit mit den Eltern?
Sebastian: Jetzt entsteht ja dadurch, dass jetzt die Eltern auf einmal bezahlen, und viele Eltern werden ja zum ersten Mal tatsächlich für eine Schule bezahlen, weil ja doch auch Privatschulen in Deutschland, wenn man jetzt mal von Waldorfschulen und so weiter absieht, ja eher doch die Ausnahme sind, also nicht so weit verbreitet, wie in andern Ländern, zum Beispiel Großbritannien, wo ja doch, sagen wir mal 7%-10% der Schüler in die Privatschule gehen. Jetzt bezahlen die Euch, und damit ändert sich doch die Beziehung zu Schule, oder? Auf einmal sind die Eltern ja mehr oder weniger Kunden, haben sicherlich eine gewisse Erwartungshaltung im Sinne von Kommunikation, dass sie auf dem Laufenden gehalten werden, was mit den Kindern passiert, auch so ein gewisses Gefühl, dass sie jetzt wieder mehr Kontrolle haben über die Ausbildung der Kinder. Man hat ja bei der staatlichen Schule das Gefühl, dass einem die Kontrolle total entgleitet, man hat zwar Kinder, aber man hat das Gefühl, man gibt die Kinder letztlich irgendwo ab, und es wird einem die Verantwortung entzogen, und jetzt ist der Staat verantwortlich. Das ändert sich ja alles komplett, wenn man auf einmal für die Schule bezahlt. Wie ist die Zusammenarbeit mit den Eltern? Wie ist die Verantwortungsteilung mit den Eltern, was die Erziehung der Kinder anbelangt, so im täglichen Leben, wie drückt sich das aus?
Lars: Das ist etwas sehr, sehr schönes, muss ich sagen, und da bin ich sehr froh, dass wir uns abheben können und das auch wollen, und das macht auch sehr viel Spaß, sowohl mir als auch meinem Partner und den Lehrern. Wir sind wirklich sehr direkt im Kontakt mit den Eltern, immer wieder, und ich würde sogar so weit gehen, ich würde mir das bei manchen Eltern sogar noch ein bisschen mehr wünschen. Wir haben von vornherein die Vereinbarung, das wird auch im Vorgespräch besprochen, wir haben die Microsoft Teams Konten, jeweils eines auch für die Eltern, wo dann eben die Kommunikation stattfindet. Das heißt, wenn der Klassenlehrer eine Frage hat an ein Elternteil, dann wird eben mal schnell in Microsoft Teams eine Nachricht geschrieben, wird mal nachgefragt; "Wie ist dieses? Mir ist jenes aufgefallen, habt Ihr da eine Antwort drauf? Woran liegt das? Braucht Euer Kind da vielleicht Hilfe? Habe ich da etwas missverstanden? Geht es ihm gar nicht so gut?" Oder umgekehrt, die Eltern werfen eben mal was ein, oder Du hast die Möglichkeit, eben mal wirklich relativ zügig die Information loszuwerden: "Du, pass mal auf, morgen sind wir nicht da, mein Kind kommt morgen nicht zur Schule oder hat die Hausaufgaben aus dem oder dem Grund nicht machen können, das geht schon in Ordnung von unserer Seite, es geht nicht darum, dass das Kind faul war." Diese Kommunikation führt dazu, dass wir unsere Eltern und die gesamte Familiensituation besser kennenlernen bei den einzelnen Schülern, und das führt insgesamt zu einem großen Vertrauensverhältnis, was ich als sehr schön erachte. Und wird erwartet, ja, von einigen, von vielen, und das Schöne aber, wie ich finde, ist dabei, dass wir dadurch als Privatschule die Bereitschaft von den Familien, sich damit auseinanderzusetzen, was wir machen, mit der Dienstleistung auseinanderzusetzen, mit dem Content, den wir an die Kinder ran bringen, sich auseinanderzusetzen ist deutlich größer. Und das erleichtert vieles, weil man eben viel besser auf das einzelne Kind eingehen kann, was das Wissen angeht und die einzelnen Schwächen und Stärken. Das ist auf jeden Fall so, die Ansprüche sind da, und denen versuchen wir immer gerecht zu werden, und das gelingt bisher erstaunlich gut, darüber bin ich sehr froh.
00:49:33 - Wie sieht das Schulzeugnis aus?
Daniel: Wie ist das am Ende? Mein Kind besucht jetzt ein Schuljahr in Eurer Online Schule oder auch mehrere Jahre, und was bekommt es am Ende des Jahres in die Hand? Ein Schulzeugnis, was auch, Du hast ja gesagt, Eure Lehrer sind alles akkreditierte Lehrer, beziehungsweise Ihr folgt dem deutschen Schulplan von Baden-Württemberg, wenn ich es mir richtig gemerkt habe. Jetzt ist die Frage: Was steht auf dem Zeugnis? Wie sieht das Zeugnis aus, wer unterschreibt das, und was steht oben im Briefkopf drin? Ist das ein Zeugnis, das ich verwenden kann, was akzeptiert wird, wenn ich wieder zurück nach Deutschland gehe?
Lars: Das ist auf jeden Fall so, das ist ein offizielles Zeugnis von unserer Schule. Jetzt kann man sagen: "Ja gut, offiziell, kann jeder ausstellen," aber von unserer Institution eben, und das wird gewertet aus der Perspektive Deutschlands, aus der Sicht wird das gewertet, wie das Zeugnis von jeder anderen Auslandsschule auch. Da gibt es so einen Erlass von der Kultusministerkonferenz, ich kann es jetzt nicht wörtlich wiedergeben, wie das formuliert war, aber es war relativ klar, dass eben schulische Leistungen, die eben keinen Abschluss darstellen, nicht anerkennungsfähig und nicht anerkennungspflichtig sind, also von Auslandsschulen, und somit hat es eher einen informativen Charakter. In der Praxis sieht das so aus, dass man eben, wenn man tatsächlich nach Deutschland zurückkehrt und das Kind dort wieder in die Schule geben möchte, zum Beispiel an ein Gymnasium geben will, dass man sich dann eben bei der Schule vorstellt, dass man einen Termin ausmacht mit der Schulleitung, und dass man sich unterhält darüber, was wurde gemacht, man legt die Zeugnisse vor, man sieht dann ziemlich genau, es wurde dem und dem Lehrplan gefolgt, und dann trifft man eben die Entscheidung von Seiten der Schulleitung, passt das Kind, und wenn ja, in welche Klasse? Wir haben wirklich die Erfahrung gemacht, dass es in den seltensten Fällen Probleme gibt. Gut, jetzt kann man sagen, es gibt uns noch nicht so lange, das ist auch wahr, wir haben noch nicht so viele Fälle gehabt von Kindern, die zurückgegangen sind. Allerdings kann ich das sagen, weil mein Partner wie gesagt in der Schulleitung einer Privatschule in Deutschland war, und die hatten wirklich sehr viele Fälle, wo immer mal wieder über die Jahre Kinder aus dem Ausland kamen, von Auslandsschulen, wo es zum Teil auch richtig schwer war, das einzuschätzen, weil sie in einer anderen Sprache unterrichtet und in einem ganz anderen Kulturkreis unterwegs waren. Man hat die dann genommen, man hat sogar, in einem Fall war das sogar, da hat man auf diese Einstufungstests verzichtet, und ich glaube, das machen die meisten Schulen, dass sie darauf verzichten, und sich dann einfach ein Bild davon machen, von Seiten des Zeugnis und das Kind dann da einstufen, wo es passt, erstens, und zweitens, natürlich ob es passt von der Leistungsfähigkeit hin. Man guckt sich das dann an, und in vielen Fällen, also bei meinem Partner war das so, da sagt er, in den meisten Fällen passt das mit Abstand relativ gut. Da braucht man sich keine großen Sorgen machen.
00:52:18 - Was ist mit Probeunterricht/Hospitieren?
Daniel: Können Eltern, die vielleicht unentschlossen sind, was sie machen sollen, machen sie Homeschooling, machen sie eine deutsche Online Schule oder vielleicht eine englische, gibt es die Möglichkeit, dass sie den Unterricht vielleicht mal testen können? Testweise für einen Monat, oder was habt Ihr für ein Angebot für jemanden, der das gerne mal testen möchte?
Lars: Die Frage haben wir öfter bekommen, vor allem auch am Anfang sehr oft. Am Anfang haben wir das tatsächlich gemacht, sind dann aber aus zwei Gründen davon weggegangen, mit Alternative, die nenne ich auch gerne gleich. Der eine Grund ist der, dass es technisch ziemlich aufwendig ist, man muss die Benutzer anlegen, man muss die Kinder in die Technik einweisen, die meisten kennen das mit dem Microsoft Teams nicht so gut oder zum Teil überhaupt nicht, die Struktur, wie wir arbeiten, das ist dann natürlich eine Situation, die in keiner Weise die realistische Schulsituation für die Kinder widerspiegelt, wie es später sein wird, das ist also komplett aus dem Kontext gerissen, das ist der eine Punkt. Ganz abgesehen davon, dass natürlich auch geschaut werden muss, dass es in den ganzen Teams der Lehrer entsprechend eingetragen ist, das Kind, der neue Benutzer, und dass da wirklich nichts schiefgeht. Der andere Punkt, den finde ich mindestens genauso wesentlich, das ist der, wir haben das am Anfang öfter gemacht, wo die Klassen noch kleiner waren, als sie noch nicht voll waren, dass wir diese Vorstellungsrunden, diese langen, das ist schwierig, und vor allem, man kann natürlich auch sagen, wir verzichten auf die Vorstellungsrunden, aber das ist irgendwie nicht so schön, da sind wir relativ schnell drauf gekommen. Du arbeitest mit Menschen, und da musst Du natürlich auch in gewisser Weise so ein bisschen ein Gefühl dafür haben, dass diese Anonymität verlorengeht, und da ist es auch oft so gewesen, oft war es gar nicht, es war einige wenige Male, das hat uns aber gereicht, das muss ich wirklich sagen, dass die Kinder uns darauf angesprochen haben: "Ach, jetzt haben wir wieder einen Schüler, und wie ist das bei dem, ist der dann nächste Woche noch da, oder kommt er dann nicht mehr?" Man hat sich dann so ein bisschen wie im Zoo gefühlt, auch diese Ausdrucksweise kam zu uns, und das hat komplett unsere, wie ich finde, ziemlich private Atmosphäre im Unterricht aus dem Gleichgewicht gebracht, so ein bisschen. Man hat dann dieses familiäre Umfeld nicht mehr gehabt, so dass wir gesagt haben: "Okay, machen wir so in der Form nicht mehr, weil wir eben die Möglichkeit anders haben, den Kindern und Jugendlichen zu zeigen, wie wir arbeiten," und das läuft über Videos. Wir haben einige Videos zusammengestellt, wo wir eben auch versuchen, diesen Datenschutzrichtlinien bisschen gerecht zu werden, dass man die Namen da rausnimmt und solche Dinge, die wir dann eben in den Fällen, wo wir Interessenten haben, zur Verfügung stellen. Die können die sich angucken, dann sehen sie einfach mal, wie tickt das Ganze, wie spricht der Lehrer mit dem Kind, wie sprechen die Kinder untereinander miteinander, wie findet die Interaktion statt, was gibt es für Methodik, die angewendet wird, einfach diesen Gesamt Flavour mal ein bisschen zu bekommen, und dieser Anforderung werden diese Videos deutlich besser gerecht, wie ich meine. Das Feedback haben wir auch öfter bekommen von unseren Interessenten, weil man sich entspannt zurücklehnen kann und sich das wirklich unvoreingenommen anschauen kann, ohne in dieser Situation des Drucks zu sein, da funktionieren zu müssen, zu gucken, wo muss ich denn jetzt klicken, bin ich jetzt eingeloggt, ja, nein, mit wem habe ich da jetzt gerade gegenüber zu tun, spricht der mich jetzt an, ja oder nein. Man hat die Möglichkeit, sich das einfach mal anzuschauen. Es ist, wie so ein Blick durchs Schlüsselloch, kann man sagen, und sich dann einen Eindruck zu machen.
Daniel: Macht Sinn.
00:55:34 - Kann ich die Online Schule besuchen mit Wohnsitz in Deutschland?
Daniel: Jetzt stelle ich mir vor, wir haben Zuschauer oder Zuhörer, also Eltern mit Kindern, die sagen: "Ich möchte jetzt, denn was der Lars Berner da erzählt hat überzeugt mich so sehr, ich möchte mein Kind unbedingt auf seine Online Schule schicken. Es gibt nur ein Problem: ich wohne in Deutschland." Gibt es irgendeinen Weg, irgendetwas, was Du deutschen Eltern sagen kannst, die noch nicht ins Ausland ziehen konnten, aber ihre Kinder gerne auf die Online Schule schicken möchten?
Lars: Was ich den Menschen immer gleich sage, dass es diese Schulpflicht, diese Gebäudeanwesenheitspflicht gibt, die wir mit unserer Schule bisher nicht erfüllen können, in keiner Weise, zumindest ist es, wenn man es konservativ ausdrückt so. Jetzt kann man natürlich argumentieren, ich kenne den Gesetzestext nicht so genau, es ist auch von Bundesland zu Bundesland tatsächlich anscheinend unterschiedlich, es ist keine Sache, die im Grundgesetz verankert ist, nebenbei gesagt. Es ist wohl so, dass von einem Raum, einem gemeinsamen Raum immer mal wieder die Rede ist, und jetzt kann man natürlich argumentieren, das ist ja auch ein virtueller Raum und ein gemeinsamer Raum, aber diese Formulierung greift juristisch einfach nicht, das muss man einfach sehen. Was sage ich den Menschen? Ich sage ihnen: "Ihr habt eigentlich die Möglichkeit zu warten, ob sich da rechtlich etwas ändert, die Möglichkeit zu warten, ob wir vielleicht tatsächlich irgendwann in den Genuss kommen, eine Genehmigung als Ersatzschule sogar zu erhalten, wenn man das vielleicht hinbekommt, oder aber Ihr seid sowieso drauf und dran das Land zu verlassen, und in Euer "Traumziel" zu gehen, und dann sieht die Welt sowieso anders aus, was das Thema angeht." Das ist das, was ich den Leuten sage. Es gibt einige Ausnahmen, die eben trotzdem die Möglichkeit haben, die haben meistens einen mehr oder weniger schlimmen Leidensweg hinter sich, weil zum Beispiel, ich glaube, ich hatte das glaube ich eingangs erwähnt, ein Kind Schulangst hat oder eine Verweigerungshaltung hat oder irgendwelche psychischen Probleme, dass es eben nicht in die Schule gehen kann. Zum Teil ist es glaube ich sogar auch physisch, da haben wir jetzt keinen Fall bei uns, aber es mag auch Kinder geben, die eine physische Behinderung haben, dass die nicht in das Schulgebäude können, und da mag es Ausnahmegenehmigungen geben, und gerade diese psychischen Punkte, da gibt es ein paar Schüler bei uns, die tatsächlich auch in Deutschland sind, und das funktioniert ziemlich gut. Dann, und dann muss man natürlich überlegen als Elternteil, kann ich vielleicht diesen Weg gehen? Will ich diesen Weg gehen, zu versuchen, diese Befreiung zu bekommen? Da kann ich jedem nur sagen: "Das ist schwierig, und das ist langwierig," Das muss man sich vorher überlegen, ob man den Weg gehen will.
00:58:11 - Ein Vater spricht aus seinem Herzen – eine Ermutigung für alle Eltern
Sebastian: Ich denke, ganz ehrlich gesagt, ich habe ja viel Mandanten in der Beratung, und ich habe jetzt doch immer wieder Mandanten, die ins Ausland umziehen, vordringlich wegen der Schulpflicht in Deutschland. Die sagen: "Ich möchte da raus, ich möchte meine Kinder selbst unterrichten, oder auf eine Online Schule geben, oder was auch immer. Ich denke, die Erziehung und die Bildung und die Ausbildung ihrer Kinder ist vielen Eltern extrem wichtig, und ich glaube, wem es wirklich wichtig ist, der wird den Schritt machen ins Ausland. Sagen wir mal, zumindest dann, wenn es sich für ihn beruflich, geschäftlich oder in irgendeiner Weise regeln lässt. Und das ist ja nun wirklich etwas, was Corona doch verdeutlicht hat. Ob ich jetzt ob ich jetzt in Wanne-Eickel sitze und einen Zug vollmache, oder ob ich irgendwo anders sitze, wo Homeschooling erlaubt ist und einen Zoom Call mache, spielt ja nun wirklich absolut keine Rolle. Und sowohl Kunden als auch Arbeitgeber, insbesondere bei Freelancern sind inzwischen ja so flexibel geworden, dass das für viele tatsächlich eine Option geworden ist zu sagen, man kann den Weg ins Ausland gehen, ohne dass man jetzt hier im Grunde große Job Risiken oder anderweitige Risiken hatte, das kann mittlerweile wirklich funktionieren, das hat doch davor auch schon funktioniert, aber sagen wir mal, jetzt ist es noch einfacher geworden. Ich würde mal sagen, es war noch nie so einfach, wie es jetzt ist. Und man kann ja immer sagen, man macht es mal für ein Jahr, macht es mal für zwei Jahre, man schickt die Kinder in der Zeit bei Euch in die Schule, und wenn es nicht klappt, es gibt genug Leute, die eine Weltreise machen und danach wieder zurückkommen. Wer auch jetzt nicht, wenn es gar nicht funktioniert, wäre auch nicht der Weltuntergang. Aber man kann alle nur ermutigen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, die tatsächlich für die Kinder eine bessere Lösung wollen, wo die Kinder leiden, wo die Eltern leiden, wo die Eltern das Gefühl haben, meine Kinder werden hier nicht gut genug versorgt, oder ich habe das Gefühl, ich habe nicht die Kontrolle, oder ich weiß nicht genau, was dort passiert. Man kann alle nur ermutigen, es war nie so einfach, wie es jetzt ist, und ich glaube, Du hast hier in der Unterhaltung gezeigt, dass es ja fast ein nahtloser Übergang ist zu Eurer Schule. Natürlich ist es anders, ich will jetzt nichts sagen, was hier, es ist anders, es ist eine andere Zeit, es ist ein anderes Format, klar, da muss man sich eingewöhnen, und da wird es auch Frustration geben und so weiter, ist ja total normal bei allen neuen Sachen so. Aber ich glaube, man muss die Leute ermutigen, den Schritt zu machen, wenn es sich wirtschaftlich für sie einrichten lässt aufgrund der beruflichen Situation, wenn sie als Freelancer oder sonstiges arbeiten können, also ich glaube, es war nie so einfach, wie es jetzt ist, und man kann jeden nur ermutigen, den Schritt zu machen.
Lars: Danke, das sehe ich auch so, und wir erleben das auch bei vielen Eltern. Was ich ungern mache, da bin ich wirklich weg von, die Leute in die Richtung zu beraten, denn ich glaube natürlich, dass da jede Menge anderes dran hängt, und das sind Dinge, die ich in so einem relativ kurzen Beratungsgespräch auf gar keinen Fall final beurteilen kann. Man kann es natürlich in den Raum stellen, und es ist tatsächlich so, wie Du auch sagst natürlich, wenn ich einen entsprechenden Beruf habe, habe ich diese Flexibilität, aber diese Entscheidung zu treffen, dann haben die ein Haus, dann wohnt die Mutter noch da, oder er ist Beamter oder arbeitet bei einer großen Firma und kann da nicht weg. Das ist immer so diese Thematik, die muss man sich gut überlegen, und wir haben tatsächlich, wie Du auch sagst, jede Menge Menschen auch, die sich entschieden haben, ja, das ist uns wichtig genug, die Bildung unserer Kinder auf die Art und Weise vornehmen zu können, dass wir diesen Schritt gehen.
Sebastian: Ich glaube, man kann zumindest, Du hast natürlich Recht, jeder muss es für sich selbst entscheiden, und jeder ist erwachsen und muss es für sich selbst klären, kann ich das? Schaffe ich das finanziell? Viele haben Freunde, jeder hat Freunde, hat Familie, schaffe ich das, von der Familie und Freunden weg zu sein, aber zumindest, ich glaube, was heute nicht mehr gerechtfertigt ist, ist diese Blockade von vornerein, dass man die Sache überhaupt nicht diskutieren kann, sondern man kann heute tatsächlich sich damit gedanklich auseinandersetzen, es als eine ernsthafte Alternative ins Auge fassen, okay, und mag sich dann entscheiden, dass es für einen dann doch nicht in Frage kommt, aber ich glaube, Ausreden kann man heutzutage keine mehr machen. Wenn es irgendwann mal möglich war in der Geschichte der Menschen, dann ist es jetzt, dann ist jetzt die Zeit. Heute! Jetzt! Und das ist eine Chance, aber natürlich, viele wollen es am Ende dann nicht machen, aber möglich ist es auf jeden Fall.
Lars: Definitiv, ja.
Daniel: Ja, das war doch fast ein schönes Schlussplädoyer von Sebastian zu diesem Thema. Man kann wirklich unterstreichen, dass es diese Online Schule Möglichkeiten gibt, wie Du sie mit Deiner Schule auch anbietest, oder Ihr mit Eurer Schule, es mag wirklich für die eine oder andere Familie der letzte Kick sein, dass sie sagen: "Jetzt machen wir das endlich, weil das hat uns immer Sorgen gemacht, was können wir mit den Kindern später machen."
Sebastian: Absolut, sehe ich auch so.
Daniel: Jetzt gibt es das, vielleicht es sogar einfach, dass wir heute zusammen das Gespräch geführt haben für die eine oder andere Familie genau der Anlass zu sagen, wir tragen uns jetzt schon seit Monaten oder Jahren mit dem Gedanken, und das war immer das, was uns Sorgen gemacht hat. Es ist ja immerhin ein mindestens zwölfjähriges Projekt für die Kinder, die einen irgendwo an einem bestimmten Ort oder Land festhält, und warum sollten wir jetzt nicht gehen? Gerade wie Sebastian gesagt hat, in der Zeit, wo wir uns sowieso daran gewöhnen, alles oder mehr online zu erledigen.
01:03:48 - Kontaktdaten und Verabschiedung
Daniel: Schön, vielleicht noch eine wichtige Frage zum Schluss: Interessierte Eltern und Familien, wie erreichen sie Euch am besten? Wie können Sie Dich kontaktieren, wenn sie sich für die Schule an sich oder vielleicht sogar schon konkret für eine Bewerbung für einen Schulplatz für die Kinder interessieren?
Lars: Sehr gerne. Uns findet man mittlerweile zum Glück relativ leicht im Internet, schon wenn man sucht nach Online Schule, wird man uns finden, deutsche Onlineschule. Unsere Domäne ist: deutsche-online-schule.com, und Ihr findet oben ein Kontaktformular, wo Ihr herzlich eingeladen seid, mich oder uns anzuschreiben, die meisten Sachen landen direkt bei mir, und in den meisten Fällen werde es auch ich sein, der dann direkt reagiert. Wir haben eine Telefonnummer hinterlegt, da dürft Ihr euch nicht irritieren lassen, das ist eine Mannheimer Nummer, aber ist über Sipgate gelinkt und landet sehr schön hier bei uns in Costa Rica, das ist gar kein Thema. Wir können gerne einen Termin machen für ein Beratungsgespräch, wenn jemand interessiert ist, wobei in dem Fall, dadurch, dass der Andrang relativ groß ist, bin ich immer recht froh und dankbar, wenn ich vorher ein bisschen Information bekomme, und wenn wir vorher ein bisschen per E-Mail verkehren, dass man sieht, inwieweit macht das überhaupt Sinn? Aber dann stehe ich herzlich gerne zur Verfügung. Und dann muss man eben schauen, haben wir die Plätze? Passt es für Euch im Einzelnen für den individuellen Fall? Und dann kommt man eben bestenfalls zusammen, wenn es funktioniert.
Daniel: Vielen Dank.
Sebastian: Vielen Dank Lars, wunderbar, das war ein faszinierendes Thema.
Lars: Vielen Dank Euch auch!
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
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Thailand, Singapur & Kambodscha: Südostasien für Unternehmer
Entdecken Sie in unserer neuesten Podcast-Folge wertvolle Tipps für Unternehmer in Südostasien. Erfahren Sie von Dr. Strohal, worauf Sie in Singapur, Thailand und Kambodscha achten sollten. Hören Sie jetzt rein!
Zu Gast: Dr. Theodor Strohal
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Willkommen zu unserer neuesten Folge von Perspektive Ausland, unserem Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Diesmal geht es rund um das Thema Südostasien, speziell aber Singapur. Singapur ist bekanntlich ein wunderschönes Land, in dem dank seiner Lage direkt am Äquator das ganze Jahr die Sonne scheint. Wir wollten wissen, worauf man denn als ausländischer Unternehmer in Singapur achten sollte und welche Möglichkeiten das Land zur geschäftlichen Entfaltung bietet. In dieser Folge hatten wir Herrn Doktor Strohal zu Gast. Dr. Strohal ist als Rechtsanwalt tätig und hat in einigen Länder Südostasiens gelebt und gearbeitet. Derzeit lebt er in Thailand und betreibt mehrere Kanzleien auf der ganzen Welt. Er kennt sich im südostasiatischen Raum sehr gut aus und hat uns erklärt worauf man als Unternehmer in Singapur und allgemein in diesem Raum aufpassen sollte. Mit dabei sind diesmal als Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn. Ihr spielt mit dem Gedanken nach Südostasien auszuwandern? Dann hört am besten einfach mal rein.
Mehr zum Leben in Thailand als Auswanderer könnt ihr auch in unserer ersten Folge über Thailand hören.
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Was Thailand für ausländische Unternehmer und Expats zu bieten hat.
Klar ist gleich einmal, das Wetter. Das gibt es allerdings umsonst und für jedermann. Dr. Strohal, welcher selbst seit sieben Jahren in Thailand lebt und arbeitet, ist von dem Land und seinen Gegebenheiten begeistert. Tatsächlich erweicht das sogenannte Lächeln Thailands auch die Herzen der härtesten Geschäftsleute. Die freundliche Mentalität und der hohe Lebensstandard sind allerdings nicht der einzige Grund, warum sich das Leben in Thailand lohnt. Auch für das Unternehmertum gibt im Land des Lächelns relativ gute Voraussetzungen. So bildet zum Beispiel das BGB Deutschlands die Grundlage des Zivilrechts in Thailand, empfehlenswert ist es jedoch Singapur als Geschäfts-Hub zu verwenden.
Singapur als Geschäfts-Hub
Singapur ist in Südostasien an erster Stelle was die Bedingungen und Rechte für europäische Unternehmer angeht. Das liegt unter anderem daran, dass es als eines der wenigen Länder in dem Raum ein Doppelsteuerabkommen mit Europa hat und auch die nötigen Investment Protection Agreements. Eine Gesellschaft lässt sich hier innerhalb eines Tages gründen. Deshalb lohnt das Land sich zumindest als Geschäftsstandort. Die Lebensunterhaltungskosten sind allerdings um einiges teurer als in anderen Länder in diesem Raum. Für alle die keine Staatsangehörigen sind, wird es hier mit dem Bankkonto schwieriger, aber auch da können die Nachbarländer oder Anbieter wie Wise aushelfen. Wer sich aber tatsächlich in Singapur aktiv niederlassen möchte der sollte sich vor allem auf Branchen wie IT, Renewable Energies oder den Biotechbereich genauer anschauen. Solche Unternehmen sind in Singapur durchaus gefragt.
Kryptowährungen und die allgemeine steuerliche Situation in Singapur
Singapur ist zwar als Finanzmetropole bekannt, steht aber Kryptowährungen äußerst skeptisch gegenüber. Der Markt wird hier stark reguliert, um Korruption zu vermeiden. Im Gegensatz dazu sind Fin-Tech Unternehmen allerdings durchaus beliebt. Zwar gilt Singapur bei weitem nicht als Tax Haven, es hat aber ein sehr leicht verständliches Steuersystem. Es wird dort durch eine Flat Tax besteuert, die 17 % beträgt, das heißt, dass auch bei einer hohen Ausschüttung von Dividenden keine weiteren Steuern anfallen. Zudem sind ausländische Dividenden komplett steuerbefreit.
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Unterschiede zwischen Singapur und Hong Kong
Hong Kong hat zwar sehr gute steuerliche Bedingungen, allerdings ist es dort mittlerweile relative schwer sich als ausländischer Unternehmer niederzulassen. Leider ist dort die Rechtssicherheit nicht mehr wirklich gegeben, und des Weiteren werden Bankkonten von Geschäftsinhabern, welche nicht genügend Umsatz auf ihren Konten verbuchen, von den Banken gesperrt. Besonders empfehlenswert ist auch der Ruf Hong Kongs bei den europäischen Finanzbehörden nicht. Singapur eignet sich im Gegensatz dazu viel besser als Standort. Es verfügt über eine gute Infrastruktur, allerdings ist es hier schwer einen Büroraum zu vermieten, weshalb die Mieten für Büroräume in diesem Land sehr hoch sind.
Aufenthaltsgenehmigung in Thailand
Erstaunlicherweise öffnet sich Thailand, was das Thema Visum betrifft. Früher war es relativ schwer dort eine langfristige Arbeitserlaubnis zu erhalten. Mittlerweile haben sich aber die Regelungen dank dem digital Nomad Visa und dem Investor Visa geändert und es ist um einiges leichter geworden sich dort niederzulassen.
Kambodscha, ein wirtschaftlich aufstrebendes Land
Trotz seiner dünnen Bevölkerung hat das Land für ausländische Unternehmer einiges zu bieten. Man kann Kambodscha tatsächlich als zukünftigen „Place to be” in Augenschein nehmen. Denn das Land lockt mit seinem Investor Visa und den noch unberührten Möglichkeiten was verschiedenste Industrien und die Tourismusbranche angeht. Hier hätte man also die Chance noch vor dem Boom mitzumischen. Gesellschaftsrecht: Als Gesellschaftsform eignet sich hier am besten die Limited Liabilty. Briefkastenfirmen sind in Kambodscha nicht möglich und jedes Unternehmen muss mindestens einen Angestellten beschäftigen.
Der Einfluss von China auf die Region
Generell ist der Einfluss von China in allen südostasiatischen Länder vorzufinden. Als europäischer Unternehmer ist es hier ratsam, die Augen nach möglicher Zusammenarbeit aufzuhalten. Denn Beispiele wie der High Speed Train in Thailand belegen, dass europäisches Know-how durchaus gefragt ist.
Kurze Fragerunde
Zum Abschluss, gibt uns Doktor Strohal noch die besten Insider-Tipps über die Region.
Zum Leben in der Schweiz finden Sie übrigens auch auf unserem Podcast.
Kontaktdaten und Links:
Dr. Theodor Strohal
Homepage: www.slg-strohallegalgroup.com
E-Mail: tstrohal@slglaw.cc
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Timestamps
00:18 Einleitung und Vorstellung von Dr. Strohal.
02:39 Vorzüge von Thailand.
04:30 Ist Thailand für Expats und europäische Unternehmer empfehlenswert?
06:37 Singapur als Geschäfts Hub.
08:26 Welche Branchen eignen sich in Singapur?
10:31 Singapur und Regulierung von Kryptowährungen
14:42 Steuerliche Situation in Singapur für Unternehmer aus dem Ausland.
20:47 Unterschiede zwischen Singapur und Hong Kong.
24:59 Infrastruktur in Singapur.
28:38 Aufenthaltsgenehmigung für Unternehmer in Thailand.
32:45 Näheres zu Kambodscha.
38:48 Gesellschaftsformen in Kambodscha.
41:12 Der Einfluss von China auf die Region.
43:48 “Make a long story short" - Fragerunde
Mitschrift zu Folge 16 Perspektive Ausland: Thailand, Singapur & Kambodscha: Südostasien für Unternehmer
Perspektive Ausland - der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St. Matthew aus London.
00:18 Einleitung und Vorstellung von Dr. Strohal.
Daniel: Herzlich willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St. Matthew in London. Heute haben wir Doktor Strohhal zu Gast. Er kennt sich in Südostasien sehr gut aus und kann uns einiges zu den steuerlichen Gegebenheiten und sonstigen Bedingungen für Unternehmer erzählen. Zunächst stellt er sich uns einmal vor.
Dr. Strohal: Herzlichen Dank und vielen Dank für die Einladung, freut mich sehr. Ja mein Name ist Theodor Strohhal, ich bin Rechtsanwalt seit 1979, war über dreißig Jahre Anwalt in Österreich, bin aber schon relativ früh ins Ausland gegangen, war zwei Jahre in Paraguay, war acht Jahre in Singapur, neun Jahre in den Emiraten und jetzt bin ich das siebente Jahr in Thailand. Habe überall auch gearbeitet, aber überall natürlich auch mein Domizil gehabt hinterher. Also abgesehen jetzt von den rechtlichen Bedingungen, immer gerne auch dort gewesen, gelebt, meine Kinder zur Schule geschickt, wo ich mein Domizil hatte. Wir haben derzeit unter Strohhal Legal Group insgesamt drei Kanzleien. Myanmar ist derzeit eingestellt oder geht auf Sparflamme. Aber wir arbeiten in den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo unser Headoffice ist, in Ras Al Khaima, was das nördliche Emirat ist, also nördlich von Dubai. Dann weiter in Singapur, wo wir seit 1996 eine Kanzlei haben, und in Thailand. Ich betreue derzeit überwiegend Südostasien und die Kollegen betreuen von den Emiraten aus die ECC Staaten, also Saudi-Arabien, Oman usw. Und natürlich vor allem die Emirate. Ja ich bin also jetzt das siebente Jahr in Thailand und habe hier auch meinen Wohnsitz genommen, eigentlich, weil ich der neueröffneten Kanzlei in Yanggun in Myanmar näher sein wollte. Von den Emiraten nach Yanggun waren es acht Stunden Flug und von hier ist es nur eine Stunde. Aber mir hat es so gut gefallen, dass ich gleich hier geblieben bin und auch hier meine Kinder zur Schule geschickt habe. Und ich lebe sehr, sehr gerne hier in Thailand.
02:39 Vorzüge von Thailand.
Daniel: Ja, das hörte sich alles sehr, sehr spannend an. So was gefällt Ihnen denn selber an Thailand am besten.
Dr. Strohal: Eigentlich die Menschen. Es ist ein Land, das unglaublich zuvorkommend, tolerant, offen gegenüber Ausländern ist, und man hat hier das Gefühl das berühmte thailändische Lächeln färbt auch auf die Expats ab. Sodass auch diese in einer, wollen wir sagen, angenehmen Umgebung, das Wetter ist großartig, die Menschen sind überaus freundlich, entgegenkommend. Dass das hier so ein kleines Paradies auf Erden ist. Was also für mich auch insbesondere deshalb zutrifft, weil ich kein Skifahrer mehr bin und auch den Herbst und Winter in Europa nicht unbedingt haben muss, und daher ist Thailand auch von der Wetterlage her, ein äußerst optimales Land. Aber auch das rechtliche Umfeld ist gut. Wir haben hier also ähnliche Voraussetzungen Geschäfte zu machen wie in Europa. Es gibt ein, das Recht ist dem deutschen recht übernommen, also das BGB Deutschlands ist die Grundlage des Zivilrechts in Thailand. Da tun wir uns hier als kontinental-europäische Anwälte auch relativ leicht. Wir haben hier eine Consultancy, eine Business-Consultancy, und die Geschäfte gehen jetzt also nach den letzten zwei Jahren deutlich wieder hinauf. Und der Lebensstandard ist annähernd europäisch hingegen, die Preise sind noch, würde ich sagen, bei maximal zwei-drittel, wenn nicht der Hälfte des europäischen Durchschnittsverbrauches, wenn man von Mieten, von Einkaufen und Lebenshaltungskosten spricht. Und das ist natürlich schon eine sehr angenehme Kombination.
04:30 Ist Thailand für Expats und europäische Unternehmer empfehlenswert?
Daniel: Nachdem Herr Dr. Strohhal ja selbst viel Zeit in den unterschiedlichsten Ländern verbracht hat, ist es für uns interessant zu wissen, ob er denn Thailand für europäische Unternehmer und Expatland empfehlen würde?
Dr.Strohal: Also es gibt sicherlich auch andere Länder, die ein gleich gutes, vielleicht sogar besseres geschäftliches Umfeld bieten als Thailand. Hier muss ich sagen, ist Singapur sicherlich an erster Stelle. Singapur hat ja seit es unabhängig geworden ist, ich glaube 1966 einen geradezu unglaublichen Aufstieg genommen, und ist das ökonomische Zugpferd der ganzen Region. Und wir empfehlen auch allen unseren Klienten die in Südostasien tätig werden wollen, zunächst in Singapur eine Company zu gründen und mit dieser in einem anderen Asienland oder in den anderen Ländern Südostasiens, generell einzusteigen zu investieren. Warum? Weil viele dieser südostasischen, asiatischen Staaten, allen voran Kambodscha, Laos, Myanmar, auch Vietnam nur sehr wenige Doppelbesteuerungsabkommen mit europäischen Ländern hat, und kaum Investment Protection Agreements hat. Aber wenn ich als Europäer eine Singapurer Gesellschaft gründe, dann habe ich zwischen Singapur/Deutschland, Singapur/Österreich, Singapur/Schweiz, alle Agreements die ich brauche. Doppelbesteuerung vor allem, und gehe dann mit einer Singapur Company zum Beispiel nach Thailand, dann sind zwischen Singapur und Thailand ebenfalls alle Vorteile dieser Bilateralen Verträge vorhanden. Doppelbesteuerung, Investment Protection und Singapur Companies sind überall beliebt und werden gefördert, weil eben Singapur ein großer Investor im gesamten Raum ist. Also aus diesem Grunde verwenden wir Singapur primär als Geschäfts Hub, nicht unbedingt, weil der Klient in Singapur Geschäfte selbst machen will, sondern weil er eben nach Thailand, nach Myanmar, nach Kambodscha, nach Laos gehen will. Aber wir empfehlen immer zuerst eine Singapur Company zu gründen, um eben die erwähnten Vorteile auszunutzen.
06:37 Singapur als Geschäfts Hub.
Sebastian: Diese Kombination scheint dann auch ideal zu sein, weil also nach meinem Verständnis sind ja doch die Lebenshaltungskosten in Singapur deutlich höher also sicherlich auch, schwieriger dort einen Wohnsitz möglicherweise zu erlangen als in den anderen Ländern Südostasiens, oder?
Dr.Strohal: Ja da haben Sie recht, also Singapur Lebenshaltungskosten sind zumindest gleich mit den europäischen, wenn man die Mieten nimmt sogar noch teurer. Singapur Gesellschaften zu gründen ist sehr einfach, aber um ein Visum zu bekommen, aufgrund wenn der Klient ein Direktor der Gesellschaft ist, ein Managing Partner, Geschäftsführer, das ist schon wieder erheblich schwieriger, weil nachgewiesen werden muss, dass die Gesellschaft in Singapur selbst wertschöpfend ist, also aktive Tätigkeit entfaltet. Ebenso mit Bankkonten, Singapur ist sehr restriktiv, jetzt mit Bankkonteneröffnungen für neugegründete Gesellschaften, die deutlich in Singapur, so gut wie keine Tätigkeiten entfalten, sondern eben als Hub dienen. Daher empfehlen wir auch in diesen Fällen, entweder wenn ich ein Konto brauche von einer Singapurer Gesellschaft, dass ich auch in ein benachbartes Ausland gehe, Thailand und vor allem Kambodscha eröffnet auch Konten für Singapur Gesellschaften. Oder ich mache sehr wohl eine Wertschöpfung in Singapur. Wir haben also einige Klienten, die sagen, okay, ich eröffne eine Tätigkeit in Singapur eben um Vorteile des Employment Basis, des Visums zu haben und gehe mit dieser Gesellschaft aber auch in die Nachbarländer. Dann funktionieren auch Bankkonten und Visa.
Sebastian: Zum Beispiel Wise macht ja auch Konten auf für Singapur Gesellschaften. Ja, also, das ehemalige Transferwise, das ist so eine europäische Internetbank, kennen Sie wahrscheinlich. Also das wird auch funktionieren.
08:26 Welche Branchen eignen sich in Singapur?
Daniel: Zu Singapur, weil wir gerade schon jetzt, weil wir gerade schon jetzt bei Singapur und Unternehmensgründung gelandet sind. Singapur sehen Sie jetzt für welche Branchen als idealen Standort.
Dr.Strohal: Na ja, man glaubt immer Singapur ist vor allem im Financial Services Markt Leader, was auch stimmt, weil die Banken sind ausgezeichnet. Die zwei Großen Singapurer Banken, die OCBS und die UOB, aber Singapur hat sein Haupteinkommen aus Industrie. Singapur hat große industrial Zones, wo sich Ausländer niederlassen. z.B. war auch damals, soviel ich weiß, eine Siemens Niederlassung, dann österreichische Unternehmen, die im IT-Bereich, im Unterhaltungselektronik-Bereich arbeiten. Und Singapur hat einen großen Biotech Park, wo alles was mit Biotech zu tun hat, mit offenen Armen und ausgerolltem, rotem Teppich entgegengenommen wird, unterstützt wird, sehr schnell Visa erteilt werden. Also wenn man, in diesem Bereich tätig ist, auch renewable Energy, das sind alles Bereiche wo Singapur versucht möglichst viel Know-how hereinzuholen. Möglichst viele neue europäische Unternehmen, oder natürlich auch amerikanische dazu zu bewegen sich in Singapur niederzulassen. Also Singapur als Hub ist sicherlich hervorragend für die anderen Asienstaaten, aber auch Singapur als eigenes Geschäftsumfeld ist sicher in vielen Fällen von großem Vorteil. Nachteil, die hohen Lebenshaltungskosten, das relativ hohe Lohnniveau, wobei ausländische Arbeitskräfte billiger sind und als Singapurische natürlich, also der unskilled worker verdient natürlich auch das Dreifache als in China oder das Vierfache als in Vietnam oder in Myanmar. Aber dafür hat man natürlich eine andere Sicherheit dort und hat auch wahrscheinlich eine andere Qualität. Ja, Singapur ist sehr offen gegenüber ausländischen Arbeitskräften. Man muss natürlich die Notwendigkeit nachweisen und man kann dann importieren.
10:31 Singapur und Regulierung von Kryptowährungen
Daniel: Singapur wird ja einerseits häufig als Finanzmetropole wahrgenommen. Auf der anderen Seite, hört man gerade in letzter Zeit immer öfter kritische Stimmen zu Kryptowährungen, z.B. von der Regulierungsbehörde aus dem Land. Deswegen haben wir Dr. Theodor Strohal einmal um seine Einschätzung zum Potenzial von Krypto Dienstleistungen am Standort Singapur gebeten.
Dr. Strohal: Momentan scheint hier eine sehr restriktive Haltung vor allem der Central Bank und der Regierung zu sein. Sie müssen gedenken, Singapur hat ja primär durch ein Einparteiensystem, eine sehr durchgreifende direktive in die einzelnen Sparten, wie auch das Banking, und soweit gehört habe von Singapur, ich bin ja kein Fachmann in Kryptowährungen, aber hat man Angst, dass eben Kryptowährungen primär zur Steuerhinterziehung, zur Geldwäscherei, schlimmstenfalls sogar zu Terrorismusfinanzierung missbraucht wird. Da Kryptowährungen schwer nachvollziehbar sind und man will daher, derzeit noch nicht eine generelle Zulassung oder mit offenen Armen Kryptowährungen in den Handel mit einlassen ähnlich wie zum Beispiel die UAE gehen genau den gegenteiligen Weg. Die Emirate sagen wir sind völlig offen und kommt herein und wir haben eigene Gesellschaftsformen dafür. Singapur ist hier nach wie vor sehr restriktiv und wenn eine Zulassung nicht da ist, ja oder pendelnd ist und man beginnt damit zu handeln, dann wird das zugesperrt. Da ist Singapur sehr schnell mit Sanktionen.
Daniel: Wie schätzt du das ein Sebastian, das Thema Kryptowährung, Singapur, Standort?
Sebastian: Ja es ist interessant, ist interessant, ja also wie gesagt, ich hatte auch diese, diese Binance Artikel gesehen, also ich denke auch, dass da Singapur aufgrund einfach der Struktur einfach eher ein konservatives Land ist, und man dort sehr vorsichtig ist. Dort gibt's ja letztlich auch hier jetzt, nichts abgraben. Man muss ja denken, Singapur ist ja ein sehr kleines Land, also ich glaube, es ist doppelt so groß wie die deutsche Stadt Bremen, ja. Und ist ja auch bekannt jetzt relativ restriktiv zu handeln. Man weiß ja noch, dass Leute Strafzettel bekommen, wenn sie einen Kaugummi ausspucken oder so, das hatte man mal vor zwanzig Jahren, war das mal Nachrichten. Und das macht für mich also Sinn, dass jetzt spezifisch für Krypto, wahrscheinlich Singapur, jetzt nicht so der ideale Standort ist. Wobei ich denke, dass z.B. im Fin-Tech Bereich generell sieht es wahrscheinlich anders aus. Da hat wahrscheinlich Singapur auch Interesse. Fin-Tech Start-ups anzuziehen. Ich weiß zum Beispiel, das Revolut, hat in Singapur eine große Niederlassung für den ganzen Südostasiatischen Bereich, also wahrscheinlich ist das regulierte Umfeld, ist interessant, aber unregulierte Umfeld nicht so sehr. Würdest du das auch sagen Dr.Strohal?
Dr. Strohal: Ja, da stimme ich Ihnen völlig zu, und Singapur ist natürlich von der Konstellation her sehr konservativ. Wie Sie es richtig gesagt haben, dafür hat Singapur im Gegensatz zu fast allen Nachbarländern so gut wie keine Korruption und greift sehr hart durch im Moment wo die geringsten Verletzungen irgendeiner Verordnung oder eines Gesetzes da ist. Wenn also jetzt ein neues Produkt an den Markt kommt, das nicht ausdrücklich genehmigt, bewilligt ist, wird es einmal grundsätzlich scheel angeschaut, abgedreht und auch mit Sanktionen belegt. Da gibt es also an sich ist das der Unterschied, Civil Law und Common Law, aber in Singapur ist grundsätzlich alles verboten was nicht erlaubt ist, in vielen anderen Ländern ist es umgekehrt, da ist alles erlaubt was nicht verboten ist. Und das muss man beachten, wenn man in Singapur zu arbeiten beginnt. Es gibt, fast keinen Freiraum, Gesetzes-Freiraum, wo ich sage, da kann ich hineingehen, das ist eine Chance für mich, sondern man muss zunächst einmal anfragen, darf ich das überhaupt?
14:42 Steuerliche Situation in Singapur für Unternehmer aus dem Ausland.
Daniel: Dann haben wir Doktor Strohal noch gefragt, wie denn die steuerliche Situation in Singapur für Unternehmer aus dem Ausland ist? Also wenn ich das richtig gelesen habe, gibt es ja auch eine Flat Tax für Unternehmen, ich habe auch gelesen steuerliche Vergünstigungen für Start-ups beispielsweise gibt? Wie schätzen Sie das selbst ein? Ist es so einfach wie es sich liest? Oder ist es komplizierter?
Dr. Strohal: Ja also Singapur ist kein Tax Haven wie zum Beispiel die Emirate, aber Singapur hat ein ausgezeichnetes Steuersystem, nämlich ein reines Lokalbesteuerungssystem. Wenn ich eine Singapurer Gesellschaft habe, dann zahle ich nur die 17 % Körperschaftsteuer von jenen Beträgen, die entweder auf mein Konto in Singapur eingehen oder die ich aufgrund einer Wertschöpfung, die in Singapur generiert wurde, diese Gewinne mache. Wenn ich also mit einer Singapur Gesellschaft ein Konto in den Emiraten, in Kambodscha, in Thailand oder wo auch immer eröffne und dort meine Tätigkeit entfalte, muss ich das zwar in der Bilanz in Singapur offen legen, ist aber tax free. Nummer eins. Zweitens, die 17 % Körperschaftsteuer sind eine Flat Tax, bedeutet, dass bei einer Ausschüttung der Dividenden an den Eigentümer, an den Shareholder der Firma keine Steuer mehr erhoben wird. Ja das heißt das ist die Endbesteuerung. Also keine Einkommensteuer mehr auf Dividenden. Drittens, wenn ich in Singapur eine Gesellschaft habe, oder auch persönlich Shareholder von Gesellschaften außerhalb Singapurs bin, und es gehen die Dividenden, die Gewinne, dieser ausländischen Gesellschaft auf mein Singapur Konto ein, wäre, nachdem, was ich zuerst sagte, das in Singapur zu versteuern, meine Dividenden aus ausländischen Unternehmen sind gänzlich steuerbefreit. Also Singapur hat einen großen Vorteil auch der Niederlassung, den Hub den ich zuerst erwähnt habe, mit allen Bilateralen Verträgen, aber natürlich auch aus steuerlicher Sicht.
Sebastian: Aber man muss ja, man darf sich jetzt nicht der Illusion hingeben, Sie hatten vorhin schon von Bilanz gesprochen, also das ist jetzt nicht so, dass das jetzt eine Gesellschaft ist, wie so eine Offshore Gesellschaft in manchen anderen Ländern, wo man keinerlei Buchhaltung machen muss oder keine Bilanz machen muss, keine Steuererklärung einreichen muss. Also man muss schon ordentlich Buchhaltung führen, korrekt Bilanzieren, Steuererklärung einreichen, genießt dann zwar möglicherweise geringe Steuern oder Steuerfreiheit für manche Einkünfte, aber es wird alles mehr oder weniger nach europäischen Standard hier entsprechend deklariert und offen gelegt.
Dr. Strohal: Absolut richtig, Sie müssen auch bei kleinen Gesellschaften, die bedürfen zwar keines Auditings mehr, seit glaube ich zwei Jahren oder drei Jahren bis zu einem Umsatz von, weiß ich nicht genau, 100- 150,000 Sing Dollar, oder 500,000 ist glaube ich die Grenze, da brauchen Sie kein Auditing mehr. Sie müssen aber Jahresbilanzen, die auch veröffentlicht werden und für jedermann einsehbar sind ähnlich dem kontinentaleuropäischen Prinzip und Sie müssen also dort einen CPA beschäftigen, einen Steuerberater, der Ihnen das macht. Ja und die Buchhaltung muss eben penibel genau geführt werden, also wir betreuen dort sicherlich unsere 30, 40 Gesellschaften laufend, immer wieder Neugründungen, manchmal auch Firmenschließungen. Aber wir haben, Sie müssen rechnen, dass abgesehen, jetzt von den Gründungskosten, jährlich zumindest untere Grenze 10,000 Sing Dollar aufzuwenden sind, um eine Gesellschaft rechtmäßig und den Gesetzen entsprechend zu führen.
Sebastian: Was ist das in Euro, oder in US-Dollar der Betrag?
Dr. Strohal: 1,5 Sing Dollar ist ungefähr 1 Euro. Also das wären dann ungefähr 7000.
Daniel: Jetzt hat Sebastian vorhin den Strafzettel für den Kaugummi erwähnt. In Verbindung mit der Steuererklärung, mit der Buchhaltung, also wie kann man sich denn das Verhältnis zwischen Finanzbehörden und Steuerpflichtigen vorstellen? Also wir kennen das ja wie es in Deutschland vielleicht läuft oder in Österreich. Aber wie kann man sich das dort vorstellen?
Dr. Strohal: Das ist gegenüber kontinentaleuropäischen Grundsätzen sehr relaxed. Ich habe bei meiner eigenen Anwaltsgesellschaft noch nie seit 1996 eine Steuerprüfung gehabt. Es werden die Bilanzen regelmäßig abgegeben, die Steuern werden pünktlich bezahlt, und das, was in der Bilanz steht wird vom Steueramt als richtig gegeben hingenommen. Wenn natürlich etwas auffällt, was bei Klienten schon einmal der Fall war, dann müssen die Bücher offen gelegt werden, dann kommt da vielleicht auch der Finanzbeamte zum CPA und kontrolliert eben oder schaut sich Buchhaltungsunterlagen beim Steuerberater an. Aber eine, wollen wir sagen, manchmal zur Gehässigkeit neigenden Nachforschungstendenz gibt es in Singapur nicht. Das ist bei weitem, relaxter und eher auf einer wollen wir sagen - Du bringst was für Singapur - Du zahlst deine Steuern, und damit sind wir auch mit dir zufrieden, dass du da bist. Ungefähr so ist die Grundeinstellung. Aber nicht nur der Steuerbehörde, auch genauso anderer Verwaltungsbehörden wo auch immer man anschreibt ist eine durchaus positive Grundhaltung da. Das mit dem Kaugummi stimmt. Es ist auch jetzt das Rauchen, auf der Straße schon limitiert,, das Rauchen in Lokalen limitiert, aber das sind eben die strikten Singapurer Gesetze. Und ich sage immer, wenn ich als Gast in einem anderen Land bin, dann muss ich mich so verhalten, dass ich mich an die lokalen Gegebenheiten anpasse. Ja und die Sanktionen sind manchmal recht hart. Und das Strafrecht ist äußerst streng in Singapur im Vergleich zu anderen Ländern.
20:47 Unterschiede zwischen Singapur und Hong Kong.
Daniel: Sebastian stellt jetzt eine Frage zu den Unterschieden zwischen Singapur und Hong Kong.
Sebastian: Ja Herr Dr. Strohal jetzt hatten Sie ja vorhin gesagt das seit '96 Sie sich hier speziell für Singapur entschieden haben, viele Zuhörer werden jetzt natürlich fragen, warum Singapur? Warum nicht zum Beispiel Hong Kong? Ich meine gut man hat natürlich jetzt gesehen, in den letzten Jahren was da passiert in Hong Kong: Stärkerer Zugriff von China, dann alle möglichen Probleme mit den USA in den Jahren davor. Können Sie vielleicht nochmal die Vorteile vielleicht spezifisch zu Hong Kong herausstreichen, denn man weiß ja noch von vor zehn, fünfzehn Jahren, also wir zum Beispiel haben dort relativ viele Gesellschaften in Hong Kong gegründet. War ganz einfach. Dann sogar Kontoeröffnung bei HSBC. Was ist der Vorteil? Welche Vorteile bietet Singapur im Vergleich spezifisch zu Hong Kong?
Dr. Strohal: Also mal so primär ist Singapur, ist ein eigenes Public Legal Entity, also ein eigener Staat, was ja Hong Kong ja nicht mehr ist, oder eigentlich nie war, wenn man es genau nimmt. Es ist eine Sonderstellung. Hong Kong hatte den großen Vorteil der 0-4 % also sehr geringe Besteuerung. Auch viele Singapurer Gesellschaften haben, hatten einen Hub in Hong Kong, wie gesagt was auf ein Hong Konger Konto eingeht musste in Singapur nicht versteuert werden. Aber der Sicherheitsfaktor ist in Singapur glaube ich das Wesentliche Argument sich dort niederzulassen, sowohl was jetzt nicht nur Sicherheit auch für die Person, sondern auch Rechtssicherheit. Und Hong Kong, hat ja gerade in den letzten Jahren eine Entwicklung genommen das die Rechtssicherheit nicht unbedingt gewährleistet. Ja und wir haben auch genügend Zuwanderung nicht nur von Geldern auch von Menschen aus Hong Kong nach Singapur wo eigene Stadtteile errichtet wurden, um den Zuwanderungsstrom aufzufangen und ich sehe persönlich für Hong Kong, nicht unbedingt eine rosige Zukunft. Hingegen für Singapur als Finanzmetropole des Gesamten sehr wohl.
Daniel: Wobei Sie gesagt hatten, viele Singapurer hatten einen,... noch ein bisschen in Hong Kong, das heißt auch da ziehen sich die Unternehmen langsam zurück aus Hong Kong dann?
Dr. Strohal: Also nicht nur das, ich habe jetzt glaube ich vier Klienten wo die Hong Konger Banken die Konten gesperrt hat. Wenn Sie sich die HSBC Hong Kong anschauen, die HSBC wirft alle hinaus, die glaube ich nicht mindestens 4 oder 5 Millionen Hong Kong Dollar Umsatz pro Jahr über das Konto laufen haben. Die machen eine Gesellschaft nach der anderen machen Sie die Konten zu und zwingen eben die Inhaber ihre Gelder woanders hin oder ihre Geschäfte woanders hin zu verlegen. Normalerweise, natürlich nach Hause nach Singapur. Also Hong Kong ist auch das Banking äußerst restriktiv geworden.
Daniel: Momentan würden Sie also keinem Unternehmen empfehlen, in Hong Kong noch eine Gesellschaft zu gründen. wenn ich das richtig verstanden habe.
Dr. Strohal: Der Steuervorteil ist nach wie vor da. Ja also wir gründen normalerweise keine Gesellschaften, wir machen Zweigniederlassungen einer Singapurer Gesellschaft z.B. einen Branch in Hong Kong oder wir haben auch Klienten die von Dubai aus in Hong Kong Konten eröffnen und tätig sind um Steuervorteile zu nutzen. Ich halte das nicht unbedingt für empfehlenswert. Hong Kong ist auch den europäischen Finanzbehörden eher als Steuerumgehungs-Standort bekannt, hingegen Singapur wird mit äußerster wollen wir sagen, nicht als tax haven, sondern eben als Unternehmensstandort und durchaus geeignet für Geschäftstätigkeiten, die jetzt nicht unbedingt für den europäischen Finanzbeamten auffällig sind. Hingegen, wenn Sie nach Hong Kong oder noch schlimmer BVI, Gibraltar oder Channel Islands gehen, dann läuten sofort die Glocken und die europäische Finanz schaut sich das sehr, sehr penibel an.
24:59 Infrastruktur in Singapur.
Daniel: Okay, vielleicht noch eine Frage die auch Unternehmer vielleicht interessiert zur Infrastruktur. Und mit Infrastruktur, also wenn ich jetzt ein Unternehmen gründe in einem anderen Land, wie z.B. Singapur, dann benötige ich bestimmte Infrastruktur, also das kann die Verkehrsanbindung sein, es können auch Dinge sein wie Internet, Telefonverbindung, das sehen Sie ja jetzt hier an der hervorragenden Qualität übrigens auch, das heißt wir gehen davon aus, dass Sie eine sehr gute Internetanbindung haben. Aber vielleicht können Sie da noch ein bisschen uns allen, wie sieht das aus, was erwartet einen Unternehmer, wenn er in Singapur geschäftlich tätig ist?
Dr. Strohal: Ja also Singapur, war der Vorreiter auch in dem gesamten Asienbereich mit Hochtechnologie, alles was Geschäftstätigkeit IT usw. zu tun hat. Singapur ist auch relativ preiswert in der Anschaffung von technischen Geräten. Und wir haben also erstens ein hervorragendes technisches Umfeld. Die Büros, die Mieten sind vielleicht ein erheblicher Nachteil, dass ich also, wenn ich ein eigenes Büro anmiete, wahrscheinlich, mindestens europäische Preise zahle, wenn nicht mehr. Weil es gibt natürlich Teile des Stadtstaates Singapur die billiger sind, aber wenn ich im Zentrum sein will, ist also der Quadratmeterpreis, liegt bei 40/50 Euro im Monat, das ist halt doch auch für eine Kammer recht belastend. Singapur hat aber den Vorteil, eben dass die ersten drei Jahre sogar glaube ich die 17 % nicht eingehoben werden, bei Neugründungen, da gibts also so eine Art Incentive for Entrepreneurs. Es gibt jetzt auch ein eigenes Entrepreneurvisum. Das ist auch neu. Früher gab es eben nur den Visit, den Visit Pass, mit dem ich nicht arbeiten durfte, oder den Employment Pass, wenn ich arbeiten wollte. Ich musste mich also selbst bei meiner eigenen Gesellschaft anstellen, um einen solchen Employment Pass zu bekommen. Jetzt, wenn ich sage, ich will gründen, ich will ein neues Unternehmen machen und weise das durch diverse Businessplans und ähnliches nach, dann kriege ich einmal ein 1-jähriges Entrepreneurvisum. Also Singapur ist sehr interessiert natürlich neue Zugänge von Know-how oder von ausländischen Investoren zu haben, und so ist auch das geschäftliche Umfeld, es ist sehr bürokratisch, dass muss ich schon sagen, es ist also manchmal mühsam dort zum Beispiel den Employment Pass, kann dauern bis zu einem ganzen Tag, bis man das Ganze durchgefochten hat und dem alles gebracht hat, dem Officer was er haben wollte. Jetzt gehts natürlich überwiegend elektronisch oder per Post. Weil derzeit ist Singapur sehr unangenehm mit seinen Covid-Regeln, wie Sie vielleicht wissen. Ja also wir haben nach wie vor die 14 Tage Quarantäne. Und als Singapur Resident muss man in ein Hotel gehen, das sich der Staat Singapur aussucht, ist dafür aber umsonst, aber die stecken die lieben Residents in 2 und 3 Sterne Hotels habe ich gehört, ja und das ist nicht jedermanns Sache, also wenn man als Investor kommt, dann kann man sich selber das Hotel aussuchen, als Resident ist es umsonst, aber nicht gerade angenehm. Aber das wird auch vorbeigehen.
Daniel: Lassen wir jetzt Dr. Strohal nochmal das wichtigste selbst zusammenfassen.
Dr. Strohal: Also Singapur für Neugründungen sicherlich optimal, ein geschäftliches Umfeld das seinesgleichen sucht. Es geht alles schnell. Ich habe eine Neugründung in geschätzt fünf Stunden, wenn ich alle Unterlagen habe, die elektronisch einreiche, habe ich in fünf Stunden das Certificate of Incorporation.
28:38 Aufenthaltsgenehmigung für Unternehmer in Thailand.
Sebastian: Ja, das ist sehr beeindruckend, wenn wir jetzt nochmal, Sie hatten ja vorhin vor allem Dingen angesprochen, dass Sie im Grunde Singapur empfehlen, als Gesellschaft für alle Mandanten, die in Südostasien tätig sein wollen, aber jetzt nicht unbedingt in Singapur leben wollen. Und Sie selbst haben ja vorhin angesprochen, Sie leben jetzt schon seit etlichen Jahren in Thailand. Sind dort auch zufrieden, wenn man sich jetzt mal die Visa Möglichkeiten für Geschäftsleute und Unternehmer anschaut, die in Thailand, wie einfach oder schwierig oder teuer ist es denn dort jetzt eine längerfristige Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten?
Dr. Strohal: Ja also Thailand war und ist vor Covid sehr restriktiv mit Work Pass also mit Arbeitsgenehmigungen, oder Verlängerung von Visa, also wenn man als Tourist eingereist ist und dann gesagt hat jetzt möchte ich aber geschäftlich tätig werden, ja dann war das fast unmöglich, den Change von einem Touristenvisa in ein Work Pass oder in eine Aufenthaltsberechtigung. Das alles hat sich sehr gelockert. Es kommen fast monatlich, neue Visatypen auf den Markt, früher war also Retirement Visum war also eines, eine Thaifrau zu heiraten und damit ein Marriage Visum zu bekommen war die zweite Variante und drittens gabs dann praktisch nur das Work permit. Das waren die drei Möglichkeiten sich legal in Thailand aufzuhalten. Mittlerweile bekommt man auch wenn man ein entsprechendes Einkommen nachweist, so eine Art Investor Visum, das muss man 40,000 US-Dollar im Jahr einkommen nachweisen. Und damit bekommt man immer ein Jahr und verlängerbares Visum, braucht also keiner Arbeitstätigkeit als solches nachgehen. Das nennt sich in Thailand, digital Nomad Visum. Ist recht ein witziger Ausdruck, also man geht davon aus, es reist einer ein mit seinem Computer und arbeitet irgendwo auf der Welt eben als digitaler Nomade, ja und da bekommt er also sein Jahresvisum, wenn wer eben diese 40,000 Dollar im Jahr nachweisen kann, die von der Botschaft bestätigt werden müssen. Ja und dann gibt es jetzt Investor Visa, wenn man ein Grundstück kauft eine Eigentumswohnung kauft. Ab einem gewissen Investitionsbetrag bekommt man auch Jahresvisum und das soll sich jetzt ausdehnen auf 5 oder auf 10 Jahre sogar. Also meine Visa sind noch immer auf ein Jahr ausgestellt, aber auch das soll geändert werden. Ausländer können Eigentumswohnungen kaufen in Thailand und das ist natürlich eine der Investmentmöglichkeiten direkt im Laufen mit der Vermietung.
Sebastian: Aber das einfachste ist doch jetzt im Grunde, wenn man jetzt, sozusagen dieses, oder jetzt wenn man für Ausländische Unternehmer, die können ja relativ einfach nachweisen, mal angenommen, die haben jetzt die Gesellschaft in Singapur, können nachweisen, dass sie von der mind. 40,000 US-Dollar im Jahr bekommen, dann wird so ein digitales Nomaden Visum erhalten, womit sie dann ein Jahr dort bleiben können und das halt regelmäßig verlängert wird.
Dr. Strohal: Genau. Genau. Man muss halt jedes Jahr zur Immigration gehen, da kommts darauf an wo man wohnt. Wenn man in Bangkok wohnt ist die Immigration praktisch ohne Agent oder ohne rechtliche Unterstützung fast nicht machbar, weil das ist dort ein solcher Massenauftrieb. Ja auch mit den, die Beamten sind dort natürlich überfordert dort. Ich bin in Rayong ich bin etwa 1,5 Stunden von Bangkok entfernt und dort habe ich immer mein Visum ohne Agent und ohne rechtliche Unterstützung binnen 20 Minuten. Also das geht sehr schön und wenn man mit den Beamten freundlich umgeht, dann gehts auch leichter als wenn man sich ärgert und dem sagt jetzt warte ich dann eine halbe Stunde, wann komme ich endlich dran, dann wird der Beamte auch sauer. Also ganz wesentlich beim Thai-smile ist, dass nicht nur die Thailänder smilen, sondern auch der was in Thailand etwas haben will, der sollte auch smilen, dann funktioniert es.
Sebastian: Das ist eine gute Regel.
32:45 Näheres zu Kambodscha.
Daniel: Wenden wir uns jetzt noch einem anderen Land in Südostasien zu. Kambodscha. Herr Dr. Strohal teilt mit uns die Hintergründe wieso es ihn dahin verschlagen hat.
Dr. Strohal: Das waren Bedürfnisse von Klienten. Kambodscha ist ein aufsteigender Tiger, wenn ich, das so nennen darf, also so wie man Myanmar eingeschätzt hat noch unter Aug Saan Suu Kyi, seit vergangenem Februar momentan ist das wieder zur Hauskatze oder zum kleineren Raubtier zurück geschrumpft. Aber Kambodscha hat deutlich die Tendenz aufzumachen, Investitionen herein zu holen durch besondere Incentives, ein ausgezeichnetes Investment Law, mittlerweile nur sechs Monate alt, wo der Investor Steuerbefreiung und Unterstützungen usw. bekommt. Und ich muss sagen, Kambodscha hat natürlich einen ruler, der noch aus der roten Khmer Zeit kommt und eigentlich das Land von Beginn an, seit dieser Katastrophe, dieses Bürgerkrieges hochgezogen hat und mit einer, wollen wir sicher sagen, eisernen Hand aber ein bisschen zu, ich will keine Vergleiche ziehen, aber wenn ich Lee Kuan Yew mir anschaue, was der aus Singapur gemacht hat, von 1966 bis glaube ich '85 oder solange er regiert hat, über 20 Jahre, so wie sie es also bei Hun Sen eine ähnliche Tendenz, der ist über 30 Jahre schon Prime minister, eben in Kambodscha und der führt das Land momentan so als würde ich sagen, es könnte nicht das zweite Singapur werden aber es gibt ja doch, wollen wir sagen durch diesen Bürgerkrieg sehr viel nachholbedarf. Und den versucht er wirklich zu stillen. Also Kambodscha hat steuerliche Vorteile, anders Singapur, die haben ein anderes System, bringt den Investoren zum Beispiel Bankkonten Eröffnungen für neu gegründete Gesellschaften binnen 24 Stunden, ja wird dann wirklich Ruck, Zuck durchgeführt. Hat ein relativ, klares einfaches Steuersystem. Und hilft wirklich Investoren, hier auf die Beine zu kommen. Nachteil Kambodschas ist die dünne Bevölkerung, ja im Gegensatz zu Thailand mit weiß ich nicht 70 Millionen Leuten ja hat Kambodscha glaube ich 20 oder so in der Gegend, die natürlich diese Reduktion der Menschen natürlich auch auf den, auf den Bürgerkrieg zurück zu führen ist. Und wenn man jetzt nach einem Markt sucht, wo ich mein Produkt unterbringen kann liegt natürlich Thailand näher oder auch Vietnam näher als Kambodscha. Aber ich würde sagen, Kambodscha hat eine sehr positive Zukunft unter der jetzigen Führung.
Daniel: Aber sehen Sie jetzt selber Kambodscha eher als ein interessantes Land für jemand, der einen Wohnsitz im Ausland sucht, vielleicht auch wie Sie vorher sagten, als digitaler Nomade arbeiten möchte oder wirklich für jemanden der ein Unternehmen gründet und Geschäfte machen will in dem Land?
Dr. Strohal: Momentan würde ich sagen, es ist eher ein Land zum Geschäfte machen. Aufgrund der Hauptgrund Stimmung und der neuen Gesetzeslage. Es gab auch bis vor kurzem gar keine Möglichkeit. Also es gab mit das Touristenvisum, wo ich mich glaube ich bis zu dreißig Tagen im Land aufhalten durfte, das vielleicht noch einmal 30 Tage verlängern oder ein Work Permit. Dazwischen gab es nichts. Mittlerweile ist ein Retirement Visum eingeführt, wenn ich also 55 bin, kann ich in Kambodscha leben und das glaube ich auch jährlich erneuern. Aber es gibt jetzt glaube ich auch schon Investor Visa, also, auch wenn ich dort wohnen will, wird das erleichtert, primär würde ich aber sagen, Kambodscha ist momentan ein Land wo ich noch rechtzeitig bevor es sich verteuert und der große Boom kommt mein Unternehmen hineinstellen kann und den Markt bedienen oder von dort aus auch produzieren kann, weil ich noch relativ billige Arbeitskräfte habe.
Sebastian: Das heißt in Kambodscha sind dann, wenn ich jetzt zum Beispiel sagen will, ich will in so einer Industrie tätig sein wie jetzt zum Beispiel, was weiß ich, Kleider, oder Elektronik oder so, möchte tatsächlich herstellen, Produkte. Dann wäre möglicherweise Kambodscha ein interessanter Standort, hier eine Produktionsstätte im Grunde zu etablieren.
Dr. Strohal: Ja es ist sowohl also für Produktionsstätten aber auch für Infrastruktur, der Chinese investiert sehr viel, ja, Kambodscha ist sozusagen die Outskirts von China und es fließt sehr viel Geld ins Land, wenn ich z.B. im Eisenbahnbau etwas anzubieten habe, auch Straßenbau, Brücken usw. Infrastruktur, also die Hafenanlagen alle diese Infrastrukturbereiche sind noch nicht voll entwickelt. Chinesisches Geld ist da, wo ich jetzt sagen muss, wenn europäisches Know-how dazu kommt, kann ich mir durchaus vorstellen, dass man hier mit sehr gutem Auftreten rechnen kann. Auch der Tourismus ist noch nicht entwickelt. Es gibt praktisch nur dieses Sihanoukville glaube ich, diesen einzigen Strandort. Aber es gibt noch jede Menge unberührte Gegenden wo man auch mit Hospitality vielleicht gute Geschäfte machen kann. Phnom Phen, also ich war 1,5 Jahre nicht mehr dort, aber ich sehe Fotos, also was da an neuen Wolkenkratzern und Häusern aufgebaut wurde ist geradezu unbeschreiblich. Das erinnert mich fast an Dubai. Ja, wo ja auch Ruck Zuck, binnen zehn Jahren eine Stadt aus dem Sand gestampft wurde. Das ist Gott sei Dank da nicht notwendig, aber Phnom Phen war immer so ein bisschen ein, ein verlassenes, oder so ein Provinzstädtchen. Ja, mittlerweile eine Metropole mit Staus und alles was halt zur Großstadt dazu gehört. Also die Entwicklung der letzten Jahre ist wirklich bemerkenswert.
38:48 Gesellschaftsformen in Kambodscha.
Daniel: Wenn die von Dr. Strohal beschriebenen Potenziale von Kambodscha also für einen Unternehmer zu treffen und er geschäftlich dort aktiv werden möchte, welche verschiedenen Gesellschaftsformen stehen denn dort für eine Unternehmensgründung zur Verfügung?
Dr. Strohal: Zu empfehlen ist ausschließlich die Limited liability, also die GmbH Form oder auch die AG Form, wenn man höhere Kapitalbeträge einfließen lassen will. Kleine Nachteile, man muss zumindest eine Sekretärin oder eine Angestellte haben. Man muss ein Büro anmieten, ja also diese sogenannten Briefkästen, wie es in anderen Ländern angeboten wird, oder dass das Büro praktisch im Steuerberaterbüro untergebracht wird und man dessen Adresse verwendet, wird in Kambodscha nicht toleriert. Man muss also einen eigenen Mietvertrag vorlegen. Man muss einen Arbeitsvertrag für eine lokalen Mitarbeiterin vorlegen oder Mitarbeiter. Ja, die Besteuerung ist auch Recht, wollen wir sagen, unique, nämlich man zahlt vom Umsatz 1 % monatlich als Downpayment für die income tax. Und die income tax sind 20 % und wenn sich dann nach dem 12. Monat herausgestellt hat, dass man mit den 1 % vom Umsatz mehr gezahlt hat, dann kriegt man was zurück, wenn man weniger gezahlt hat, dann muss man noch was drauflegen um die 20 % der Profitbesteuerung, das ist nicht Umsatz, sondern Profitbesteuerung eben abzudecken, ist aber eine ja eine interessante Variante des, bei uns hieß es glaube ich, Einkommensteuervorauszahlung, ja mit 1 % vom Umsatz. Ja Vorteil Bankenwesen, ist, wir haben zumindest zwei internationale Banken, das ist die Australian/ New Zealand, die ANZ, und auch die malaysische, ja eine große malaysische Bank, ansonsten viele lokale Banken, und wie gesagt man hat die Lizenz, bringt's zur Bank und in 24 Stunden ist das Konto da. Und es wird alles in Dollar gehandelt. Die lokale Währung ist eigentlich zu vergessen, die verwendet man nur wenn man im Markt was einkauft. Aber auch schon der Taxifahrer nimmt lieber einen Dollarschein als die lokale Währung. Es gibt keine Ausfuhrbeschränkungen, es gibt keine Devisenkontrollen, ja also das funktioniert sehr gut, weil alles in Dollar abgewickelt wird.
41:12 Der Einfluss von China auf die Region.
Sebastian: Ja, interessant. Herr Doktor Strohal Sie hatten jetzt vorhin schon kurz China angesprochen hier im Zusammenhang mit Kambodscha, generell als jemand der jetzt Südostasien gut kennt, der da auch viel Zeit verbracht hat. Wie sehen Sie so den Einfluss von China auf die Region, die ja doch sag ich mal vor der Haustür liegt von China, sehen Sie das mit Besorgnis? Auch jetzt, wenn man Hong Kong anschaut, was wir vorhin kurz angesprochen haben, oder kann man da relaxt sein, wenn man jetzt ein ausländischer Investor oder Unternehmer ist, oder dort tätig sein möchte und wohnen will. Wie sehen Sie das?
Dr. Strohal: Der Einfluss Chinas ist in praktisch allen Asienstaaten sehr vordergründig, leicht zu sehen, in Thailand wird gerade die High Speed Train mit chinesischem Geld gebaut, die die drei großen Flughäfen miteinander verbindet. Aber ich sehe es nicht unbedingt von Nachteil. Wir beraten also ein großes, deutsches Unternehmen auch in Zusammenhang mit Infrastruktur und Eisenbahnbau und die Thailänder sind also zum Beispiel oder auch in Kambodscha, gewieft genug zu sagen, 50 % kriegen die Chinesen und die zweiten 50 % holen wir uns dann deutsche Technologie herein. Also es ist sehr wohl für den deutschen Unternehmer nach wie vor genau Raum da, ihr Geld zu verdienen. Und sich allenfalls auch mit Chinesen zusammenzuschließen und zu sagen, was finanziert ihr, können wir hier die Technologie liefern, die ihr noch nicht habt. Ja, also es gibt genug Möglichkeiten, der Synergie und nicht der unbedingten Konkurrenz mit den Chinesen. Aber dass der Chinese seinen Einfluss in der gesamten Region hier sehr verstärkt hat, ist deutlich zu sehen. Nach wie vor sind also vor allem Thailand und auch Kambodscha durchaus USA lastig also westlich orientiert, aber nehmen natürlich gerne Geld aus China.
Sebastian: Sehen Sie da irgendwelche Sicherheitsbedenken?
Dr. Strohal: Nein also in Taiwan würde ich mich nicht darüber äußern, aber ich würde sagen Laos, ist eine sozialistische, kommunistische Regierung, die also dem chinesischen System, na ja eigentlich, die Chinesen sind bei weitem kapitalistischer als Laos, ja, aber auch dort kann man als, als wir beraten hier auch ein großes, österreichisches Unternehmen die in Laos hervorragende Geschäfte machen, ja aber vor allem Kambodscha, Vietnam und Thailand sind trotz starker, chinesischer Interessen und Geldzuflüsse nach wie vor sehr westlich orientiert.
43:48 “Make a long story short" - Fragerunde
Daniel: Kommen wir jetzt zu unserer Kategorie “Make a long story short", ich stelle Fragen, die möglichst kurz und knapp beantwortet werden.
Daniel: Herr Doktor Strohal, was ist ihrer Meinung nach die schönste Jahreszeit oder schönste Monat in der Region?
Dr. Strohal: Der sogenannte Winter beginnend mit November bis etwa Mitte März, dann beginnt es sehr warm zu werden, ausgenommen Singapur, da ist es immer warm, weil das liegt direkt am Äquator und da regnet es auch fast jeden Tag, da gibt es keine wirklichen Jahreszeiten, aber nördlich hier also Kambodscha, Thailand, Vietnam, Laos, ist der sogenannte Winter wie wir ihn jetzt haben sicherlich die angenehmste Zeit.
Daniel: Diesen Fehler muss man unbedingt vermeiden?
Dr.Strohal: Überheblichkeit.
Daniel: Und welche Spezialität der regionalen Küche muss man unbedingt einmal probiert haben?
Dr.Strohal: Die Thaikueche ist fantastisch. Es gibt praktisch kaum eine Küche weltweit, die dieser gleichkommt. Kambodscha hat sicherlich auch eine sehr gute Küche, aber die Thaiküche ist sicher im gesamten Raum die, die führende Gourmetlinie, die, die volle Breite vom asiatischen Flair, Gewürzen und Kochkunst hat.
Daniel: Und die letzte Frage, wie erreichen Interessierte Sie bzw. Ihre Kanzlei am besten.
Dr.Strohal: Ja, wir haben also einen recht breiten Internetauftritt, wir sind im LinkedIn, wir sind im Facebook vertreten, nennt sich Strohal Legal Group, oder SLG, und wenn Sie unter SLG Law im Internet suchen, dann haben Sie uns sofort mit allen Standorten. Und ich bin telefonisch und über WhatsApp und über Signal oder bin über sonstige Internet und E-Mail anytime erreichbar. Wobei ich sagen muss, ich bin mittlerweile 72, also ich verbringe noch immer meine acht Stunden, 7-8 Stunden am Tag für Arbeit, aber ich bin nicht mehr der hektische, junge Anwalt der dem Geld nachläuft, und ich suche mir gerne meine Klienten aus.
Sebastian: So in der Position möchten wir alle sein, ja.
Daniel: Also ja vielen, vielen Dank Herr Dr. Strohal. Hat mir wirklich viel Freude gemacht, mit Ihnen über diese Themen zu sprechen.
Dr. Strohal: Auch hier. Danke dir Daniel.
Sebastian: Herzlichen Dank, Herr Doktor Strohal.
Daniel: Übrigens, wenn du keinen unserer interessanten Podcasts mehr verpassen willst, dann klick jetzt gleich auf Abo und besuch uns doch mal auf unserer Website, www.perspektiveausland.com. Da gibt's übrigens auch alle Podcasts als Video zum ansehen, und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für mögliche Sendungen hinterlassen. Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland - der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Digitaler Nomade: Ja - aber nicht ohne Krankenversicherung
Erfahren Sie von Versicherungsmakler Lukas Schöning, warum eine Auslandskrankenversicherung für digitale Nomaden und Expats unverzichtbar ist. Tipps für Singles und Familien!
Zu Gast: Lukas Schönberg
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
In unserer heutigen Episode gibt uns der Versicherungsmakler Lukas Schöning einen wunderbaren Einblick in die Komplexität und Notwendigkeit einer Auslandskrankenversicherung und zeigt uns, was Expats und digitale Nomaden in den unterschiedlichen Situationen und auch bei umfangreichen Reiseplanungen, sei es mit Familie oder als Single beachten sollten.
Wenn Sie die ganze Folge unseres Podcasts jetzt gleich hören (oder sehen) wollen, klicken Sie einfach hier:
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Vom Wohnsitz in Deutschland raus in die Welt
Hat man den Entschluss gefasst, seinen bisherigen Wohnsitz aufzugeben oder zu verlagern und auf Reisen zu gehen, gibt es bei all den neuen Lebens- und Reisevorbereitungen, wie beispielsweise der Organisation eines Visum für digitale Nomaden, vieles zu bedenken. Die Krankenversicherung sollte dabei nicht vernachlässigt werden, denn daran möchte man nicht erst denken, wenn man einen Unfall hatte oder ärztliche Versorgung benötigt. Die herkömmliche Reisekrankenversicherung bietet Versicherungsschutz nur für einen begrenzten Zeitraum und greift danach nicht mehr.
Lesen Sie auch: Was zieht Unternehmer nach Dubai?
Wozu eine spezielle Auslandskrankenversicherung?
Innerhalb der EU und auch weltweit gibt es zwar staatliche Gesundheitssysteme, auf die man zurückgreifen kann, deren Qualität aber eine recht große Spannweite vorweisen. Wer volle und gute Deckung wünscht, benötigt eine spezielle (digitale) Auslandskrankenversicherung, die im Gegensatz zu den nationalen Krankenversicherungen übrigens auch mit den internationalen Gegebenheiten vertraut ist und Nomaden als Partner hilfreich zur Seite stehen kann.
Lässt man seine deutsche Krankenversicherung einfach weiterlaufen und benötigt ärztliche Behandlung im Ausland, auf Reisen oder im Urlaub, werden nicht unbedingt alle anfallenden Kosten übernommen, sondern lediglich im Rahmen der entsprechenden Kosten, die auch in Deutschland angefallen wären. Somit können zusätzliche Rechnungen anfallen, die vermeidbar wären.
Typische Fälle, wenn die Auslandskrankenversicherung zum Einsatz kommt
Der schönste Grund, wann eine Krankenversicherung für Nomaden zum Einsatz kommt, ist Schwangerschaft und Geburt, und da greift sie auf jeden Fall. Ansonsten „das Übliche“ wie die heißgeliebte Zahnbehandlung, und erfahrungsgemäß kommen die Versicherungen auch für Augenbehandlungen und Unfälle zum Einsatz, aber seltener für extreme Fälle, welche nicht oft vorkommen. Augenlasern kann von der Auslandskrankenversicherung in Anspruch genommen werden, allerdings nur einmal während der gesamten Laufzeit.
Was ist nicht mitversichert?
Die Pflegeversicherung ist recht einzigartig in Deutschland und daher fällt alles, was mit Pflege zu tun hat, nicht in den Versicherungsschutz, obwohl ansonsten wirklich alles abgedeckt ist, sei es eine Chefarztbehandlung, den Luxus eines Einbettzimmers, und manchmal sogar die Behandlung eines Heilpraktikers, was in Deutschland nicht der Fall ist, weder bei der Gesetzlichen noch bei der Privaten!
Wie sieht es aus mit Extremsportarten?
Viele Menschen lieben Extremsportarten, und passiert ein Unfall, ist dieser auch mitversichert. Einige Versicherungen fragen bei Antragstellung diesbezüglich explizit nach und berechnen eventuell entsprechend höhere Beiträge.
Versicherung abschließen vor oder nach Ausreise?
Keine Panik, man kann seine Auslandskrankenversicherung sowohl vor Abreise als auch danach abschließen. Beides ist möglich und macht bezüglich des Versicherungsschutzes keinen Unterschied. Wer gerne bereits im Vorfeld plant, kann den Versicherungswechsel selbstverständlich auch vordatieren, so dass man in aller Ruhe seine Reise antreten kann.
Tarifzonen
Interessant (und kompliziert) wird es bei den Tarifzonen, denn unterschiedliche Länder können unterschiedliche Tarifzonen und somit unterschiedliche Preise haben. Reist man in ein anderes Land und kommt somit eventuell in eine andere Tarifzone, ist man auch in dem Fall vorerst zwar für sechs Wochen, allerdings nur für Notfälle weiterhin versichert, kann die erforderliche Veränderungsmitteilung aber auch von dort aus vornehmen.
Kann ich der Versicherung zu teuer werden?
Es gibt zwar eine Maximalsumme von dem, was die Krankenversicherung erstattet, aber hatte man beispielsweise aufgrund eines schweren Unfalls eine recht teure Behandlung, muss man keine Angst haben, eventuell gekündigt zu werden, denn das ist nicht üblich.
Was kostet mich eine Auslandskrankenversicherung und warum sind die USA so teuer?
Je nach Tarifzone, Alter und Gesundheitszustand der Versicherten und der Höhe der Selbstbeteiligung variieren die Preise selbstverständlich, aber um sich eine Vorstellung machen zu können, kann man sagen, dass man mit einigen hundert Euros schon rechnen kann. In Bezug auf ärztliche Behandlungen sind die USA sehr teuer, und das spiegelt sich auch in den Versicherungsbeiträgen wider.
Was ist, wenn ich nach Hause komme, und was ist eine Anwartschaft?
Bei Heimaturlaub in Deutschland wäre man ebenfalls für sechs Wochen versichert, kann diese unter Umständen verlängern, man muss nur einige Kleinigkeiten beachten. Weiß man allerdings schon vor seiner Auswanderung, dass man wieder nach Deutschland zurückkehren möchte, kann man sich seinen Platz bei seiner Krankenversicherung durch eine Anwartschaft sichern, was selbstverständlich auch alles berechnet wird, und das nicht zu knapp.
Informationen zu verschiedenen steuergünstigen Ländern wie UK, Irland, Zypern, Malta, Hong Kong, Chile, Türkei, Thailand und viele mehr finden Sie ebenso auf unserem Podcast Perspektive Ausland und Websites Wonsitzausland, Auslandsunternehmen oder Smatthew.
Kontaktdaten und Links:
Lukas Schönberg
Homepage: www.weltweitversichert.com
E-Mail: hallo@weltweitversichert.com
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Timestamps
00:18 - Begrüßung und Einleitung und Vorstellung Lukas Schönberg
02:24 - Warum eigentlich eine spezielle Auslandskrankenversicherung?
04:01 - Kann ich meine „alte“ Krankenversicherung einfach weiterlaufen lassen?
05:50 - Typische Fälle, wann die Auslandskrankenversicherung zum Einsatz kommt
07:12 - Augenlasern im Ausland
08:27 - Was ist bei Auslandskrankenversicherungen nicht mitversichert?
09:34 - Auslandskrankenversicherung und Extremsport – eventuelle Beitragserhöhung?
10:30 - Versicherung abschließen vor oder nach Ausreise aus Deutschland?
11:29 - Unterschied Expat und digitaler Nomade - Tarifzonen
14:36 - Kann ich abgelehnt werden?
15:22 - Kann ich der Versicherung „zu teuer“ werden?
17:48 - Was kostet mich eine solche Auslandskrankenversicherung?
20:28 - Bin ich in manchen Ländern eventuell nicht versichert?
22:03 - Heimaturlaub in Deutschland und Rückkehr
24:07 - Was ist eine Anwartschaft?
27:08 - Gibt es Altersgrenzen für die Versicherung?
29:07 - Abschließende Ratschläge, Kontaktdaten und Verabschiedung
Mitschrift zu Folge 15 Perspektive Ausland: Digitaler Nomade: Ja – aber nicht ohne Krankenversicherung
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Lukas Schönberg
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, und heute ist Lukas Schönberg zu Gast. Wir sprechen darüber, was man bei der Wahl einer Auslandskrankenversicherung alles so wissen muss. Das ist ja für Expats genau so wichtig wie für digitale Nomaden, weil ja normale Krankenversicherungen deren Bedürfnissen nicht gerecht werden. Lukas stellt sich uns aber erstmal selbst vor.
Lukas: Erstmal Danke für die Einladung. Ich bin der Lukas, bin Versicherungsmakler, habe mich auf die digitale Nomaden und auch auf die Expats spezialisiert, die nicht mehr den Wohnsitz in Deutschland haben, und ich unterstütze diese erstmal bei der Abmeldung, wenn es in Deutschland wirklich dann losgeht, bis dann auch die Umsetzung, bis es wirklich dann soweit ist, wo sie dann einen ordentlichen Versicherungsschutz im Ausland brauchen.
Daniel: Sehr schön. Jetzt vielleicht gleich schon mal die erste Frage: Warum ist denn aus Deiner Sicht eine klassische Krankenversicherung oder eine Auslandsreiseversicherung für einen digitalen Nomaden nicht ideal? Warum braucht es spezielle Anbieter?
Lukas: Also im Endeffekt ist es so, dass eine, ich sage mal, Reisekrankenversicherung ist an sich nur begrenzt, für einen begrenzten Zeitraum, das können zum Beispiel bis zu 56 Tage sein, kann aber auch ein Jahr sein, aber auf jeden Fall ist die begrenzt. Und dann, wenn das einmal begrenzt wurde und auch ausgereizt ist, dann kann man in der Regel sich nicht mehr nachversichern. So ist es zumindest in den Bedingungen festgelegt. Und es geht auch darum, dass, wenn man dann im Ausland ist, will man ja auch einen guten Krankenversicherungsschutz, wo auch viel übernommen wird, man will ganz normal zum Arzt gehen können zu einer Voruntersuchung, dass das Ganze bezahlt wird. Und deswegen, damit das übernommen wird, gibt es internationale Krankenversicherungen, die, ich sage mal, ähnlich sind einer deutschen privaten Krankenversicherung. Aus den Gründen.
02:24 - Warum eigentlich eine spezielle Auslandskrankenversicherung?
Daniel: Okay, klingt spannend. Und jetzt ganz konkret, was leisten solche spezialisierten Krankenversicherungen mehr, speziell für die Bedürfnisse von digitale Nomaden oder einfach Menschen, die vielleicht auch aus geschäftlichen Gründen bewusst ihren Wohnsitz ins Ausland verlegt haben?
Lukas: Naja, es kommt dann erstmal drauf an, wohin geht überhaupt die Reise? Ist man zum Beispiel innerhalb der Europäischen Union, verlagert quasi seinen Wohnsitz in ein anderes Land, was in der EU ist, dann ist ja erstmal das staatliche Gesundheitssystem in dem jeweiligen Land dafür da. Und dann gibt es aber unter anderem die internationalen Krankenversicherungen, die direkt schon ab dem ersten Euro zahlen, denn die meisten Gesundheitssysteme in der EU sind nicht sonderlich gut. Wenn wir jetzt darüber hinausgehen, andere Länder dieser Welt, dann gibt es dort nicht mal annähernd so eine Versicherung, entweder vom Staat oder direkt vor Ort, die überdurchschnittlich viel leistet. Wenn wir jetzt mal an irgendwelche asiatischen Länder denken, dort ist halt der Krankenversicherungsschutz, den man vor Ort bekommt, echt gering, und genau für solche Menschen ist es dann da, dass, wenn man in ein anderes Land geht, dass man halt auch versichert wird und auch darüber hinaus. Also man wechselt dann vielleicht mal den Wohnort, oder man reist, dann ist das alles mitversichert, ohne extrem große Einschränkungen.
04:01 - Kann ich meine „alte“ Krankenversicherung einfach weiterlaufen lassen?
Daniel: Was spricht denn aber eigentlich genau dagegen, die deutsche Krankenversicherung nach dem Auswandern einfach laufen zu lassen? Und ist denn das überhaupt erlaubt?
Lukas: Also im Prinzip ist es erlaubt, das ist an sich jetzt kein Thema. Nehmen wir zum Beispiel mal die Gesetzliche, die leistet dann nicht überall und auch nicht in vollem Umfang. Angenommen ich gehe zu einem Arzt in Spanien, vielleicht ist es einfacher, das anhand eines Beispiels zu erklären. Ich bin jetzt in Spanien und will zum Arzt gehen, muss behandelt werden, dann kann die gesetzliche Krankenversicherung hergehen und sagen: „Hier, pass auf, die Behandlung war zu teuer, wir bezahlen nur so viel, wie die Behandlung auch in Deutschland gekostet hätte.“ Und da fängt es ja schon an. Es wird dann nur ein gewisser Teil genommen. Also, da gibt es, zumindest, was jetzt leistungstechnisch anbelangt, keinen Sinn. Bei der Privaten ist es etwas anders, die Private sagt schon: „Okay, wir versichern weltweit, aber dann auch nur in einem begrenzten Rahmen.“ Man muss tatsächlich auch Sondervereinbarungen treffen, wenn man jetzt diese private Krankenversicherung länger als ein Jahr zum Beispiel haben will, und dann gibt es auch einen deutlichen Mehraufschlag. Und man muss dazu sagen, viele deutsche private Krankenversicherungen sind mit den Gesundheitssystemen weltweit nicht so vertraut und können mir nicht so besonders gut helfen. Sie können helfen, aber nicht so richtig gut, wie die internationalen Krankenversicherungen das können. Aber auch aus Kostengründen ergibt das keinen Sinn, bei der Gesetzlichen zu bleiben, und dann auch bei der Privaten auch eher weniger.
05:50 - Typische Fälle, wann die Auslandskrankenversicherung zum Einsatz kommt
Daniel: Um ein bisschen darauf einzugehen, was Du gerade gesagt hast, was sind denn so aus Deiner Erfahrung die häufigsten Fälle, wann braucht denn ein digitaler Nomaden, also ein Mensch im Ausland eigentlich so eine Versicherung? Was hast Du da erlebt, was sind da so für typische Krankheiten, Unfälle, wo dann die Auslandskrankenversicherung greifen muss?
Lukas: Also, wo sie auf jeden Fall greift, das ist dann gerade, wenn es in Richtung Schwangerschaft geht, wenn man Mutter wird, aber es fängt schon bei kleinen Sachen an. Es fängt bei Zahnbehandlungen an, oder bei Augenbehandlungen, wenn es jetzt um das Lasern geht, das wird häufig genutzt, und dann natürlich für Unfälle. Das passiert schon häufiger, dass Unfälle oft passieren, wenn man unterwegs ist, auch für digitale Nomaden, und dann viele Vorsorgesachen. Aber es gibt jetzt nicht so diese extremen Fälle, wo jetzt gesagt wird, eine Verstopfung oder irgendetwas mit dem Darm an sich, oder mit dem Herzen, das gibt es explizit jetzt nicht, es sind hauptsächlich eher so die kleinen Sachen, beziehungsweise diese Notfälle.
07:12 - Augenlasern im Ausland
Daniel: Hierzu erfrage ich jetzt einen besonderen Fall noch etwas genauer.
Daniel: Mir kommt da gerade noch ein Gedanke, Du hattest ganz am Anfang mal etwas mit erwähnt, dass zum Beispiel unter anderem im Ausland ja auch so eine Behandlung wie Augenlasern durchgeführt werden könnte, als ich fragte, was machen so typischer Weise Mandanten von Dir, digitale Nomaden, die Du so im Ausland betreust, was nehmen sie in Anspruch? Ist es in der Tat so, dass so eine Therapie oder eine Behandlung wie Augenlasern tatsächlich von einer Auslandskrankenversicherung übernommen und bezahlt wird?
Lukas: Im Prinzip geht so ein Augenlasern nur einmal während der ganzen Versicherungsdauer. Ich sage mal, wenn man die Versicherung wirklich so 20, 30, vielleicht sogar 40 Jahre hat, geht es wirklich nur einmal, und das ist auch gar kein Thema. Ich meine, manche private Krankenversicherungen in Deutschland machen das auch, aber nicht alle, es kommt dann auch immer auf die Gesellschaft an, usw., aber es gibt tatsächlich Gesellschaften bei internationalen Krankenversicherungen, die das übernehmen.
08:27 - Was ist bei Auslandskrankenversicherungen nicht mitversichert?
Daniel: Interessant, spannend. Gibt es jetzt irgendwelche Dinge, die generell häufig ausgeschlossen sind bei den Auslandskrankenversicherungen, wo ich aufpassen muss, was generell nicht mitversichert wird?
Lukas: Das ist erstmal im Prinzip die Pflegeversicherung, also alles, was mit Pflege zu tun hat wird halt so nicht versichert, das kennen auch viele Länder der Welt so nicht. Es wird genau so viel übernommen, vielleicht manchmal sogar mehr als bei einer PKV, wenn man eine gute hat, aber der einzige große Ausschluss ist tatsächlich diese Pflege. Man bekommt auch so alles, was man auch in Deutschland bekommen würde, jetzt an Leistungen. Man kann eine Chefarztbehandlung bekommen, man kann ein Einbettzimmer oder ein Zweibettzimmer bekommen, besondere Behandlungen, wie von einem Heilpraktiker, all das ist dann möglich. Und manchmal ist sogar bei den Heilpraktikern, bei gewissen privaten Krankenversicherungen in Deutschland ist das zum Beispiel nicht versichert, und bei der Gesetzlichen in der Regel sowieso nicht.
09:34 - Auslandskrankenversicherung und Extremsport – eventuelle Beitragserhöhung?
Daniel: Nochmal nachgefragt, ganz im Detail: also viele digitale Nomaden, wenn sie im Ausland unterwegs sind, reizen bestimmte Extremsportarten, sagen wir mal Klettern oder Extrem Ski, Reiten, Tauchen, wie auch immer. Bei einer Auslandskrankenversicherung, so wie Du sie jetzt empfiehlst und kennst und vorstellst ist es immer drin, wenn man dort einen Unfall hat bei so einem Extremsport?
Lukas: Ich gehe das mal vorsichtig an. Es wird immer darauf Wert gelegt, dass man das natürlich im besten Fall nicht macht. Wenn jetzt natürlich ein Unfall passiert, dann ist das an sich versichert. Manche fragen sogar nach, ob man ein extremes Hobby hat, was jetzt zum Beispiel Tauchen ist oder Fallschirmspringen oder Sonstiges, die fragen nach, und dann kann es durchaus auch zu einer Beitragserhöhung kommen, aber es gibt jetzt keinen expliziten Ausschluss.
10:30 - Versicherung abschließen vor oder nach Ausreise aus Deutschland?
Daniel: Noch eine Frage: Muss ich denn die Versicherung im Idealfall beantragen, bevor ich das Land verlasse, oder kann ich auch erst das Land verlassen, mir irgendwo einen Wohnsitz suchen und dann überlege ich mir so nach und nach: „Was machen wir denn jetzt mit der Versicherung?“, oder was empfiehlst Du dazu?
Lukas: Beides ist möglich. Empfehlenswert ist es, wenn man jetzt tatsächlich in Deutschland zum Beispiel ist, und man verlässt das Land, kann man das schon in Deutschland machen, da gibt es dann einen fließenden Übergang, und dann ist das Ganze halt erledigt. Man kann es ja auch in die Zukunft datieren, wenn es bekannt ist, man meldet sich jetzt zum 31.12. ab und ist dann zum 01.01. woanders, dann kann man die Versicherung in Deutschland noch abschließen, greift dann aber erst nach dem 01.01. Und das empfehle ich auch immer, wenn es möglich ist. Wenn jetzt jemand aber schon im Ausland ist, dann ist es nach wie vor noch möglich, das ist alles gar kein Thema.
11:29 - Unterschied Expat und digitaler Nomade – Tarifzonen
Daniel: Jetzt muss man natürlich auch unterscheiden zwischen Expats und den wirklichen, echten digitalen Nomaden, oder? Es gibt ja Menschen, die ins Ausland gehen, weil sie vielleicht vom Arbeitgeber dahin geschickt werden, oder weil sie selber in einem anderen Land ein Business starten wollen oder sich entscheiden, in einem anderen Land zu leben. Und dann gibt es digitale Nomaden, die eigentlich heute noch nicht wissen, wo sie in drei oder sechs Monaten sind, sie bleiben einfach gerne in einem Land, so lange, wie es ihnen dort gefällt, und dann gehen sie in nächste, oder sind vielleicht zu bestimmten Jahreszeiten in einem Land und dann in dem anderen Land. Jetzt die Frage: Macht es bei so einer Auslandskrankenversicherung einen Unterschied, ob man zum Beispiel drei Monate nur in einem Land ist und dann weiterreist, oder ob man mehrere Monate am Stück, oder vielleicht sogar Jahre am Stück dort bleibt?
Lukas: Das macht schon einen Unterschied. Gut, bei Expats muss man sowieso sehen, oder beziehungsweise bei Expats, die jetzt für einen kurzen Augenblick vielleicht auch nur entsendet wurden, das gilt dann vielleicht nicht direkt als Expat, aber wenn der Arbeitgeber sagt: „Okay, Du gehst jetzt ins Ausland,“ das ist eine Entsendung, dann muss sich ja sowieso in der Regel der Arbeitgeber drum kümmern. Wenn jetzt aber jemand sagt, okay, er ist jetzt ein Expat, er geht wirklich in ein anderes Land und bleibt auch dort, dann ist das schon ein Unterschied im Vergleich zu einem digitalen Nomaden, weil es dann verschiedene Tarifzonen gibt. Und diese Tarifzonen müssen demzufolge auch versichert sein. Also, wenn jetzt ein Expat in einem Land ist, nehmen wir vielleicht mal Montenegro, geht es nach Montenegro, dann ist er in der Tarifzone versichert, wo Montenegro auch drin ist. Da sind auch ein paar andere Länder noch mit drin, und ist dort versichert. Wenn jetzt aber jemand zum Beispiel, ein digitaler Nomaden, der ist jetzt auch in Montenegro, nehmen wir gleich das gleiche, will dann aber nach Japan, und dann vielleicht nach Israel, und dann vielleicht nach Russland, dann ändert sich schon etwas. Bedeutet, er hat definitiv immer einen höheren Beitrag, weil halt mehr Tarifzonen versichert werden müssen.
Daniel: Veranschaulichen wir das einmal an einem konkreten Beispiel. Was passiert, wenn jemand in Montenegro eine Auslandskrankenversicherung hat, aber beschließt, dann nach Japan weiterzuziehen. Was sollte er tun, und was würde passieren, wenn er nichts unternimmt und seinen Umzug der Versicherung einfach nicht meldet?
Lukas: Okay, in Ländern, die nicht versichert sind, da gehe ich immer von der Tarifzone aus, denn die ist entscheidend. Nehmen wir Montenegro, und er ist jetzt in Japan, dann ist er in Japan nur für sechs Wochen und nur für Notfälle versichert. Das heißt, er kann jetzt nicht einfach so zum Arzt gehen und sagen, ich will mich jetzt einfach ganz normal untersuchen lassen, eine Vorsorgeuntersuchung, sondern das muss tatsächlich dann schon akut sein. Wenn ich jetzt dann dort bin, bin ich ja für Notfälle versichert, wenn ich länger dort bleibe, muss ich der Versicherung Bescheid sagen, oder dem Makler, wie auch immer, und dann wird das angepasst.
14:36 - Kann ich abgelehnt werden?
Daniel: Kann ich abgelehnt werden? Also, kann es zu einer Ablehnung führen, wenn ich das Land verlasse? Dass sie dann sagen: „Nö, das machen wir jetzt nimmer.“
Lukas: Im Prinzip nicht. Es gab vor gar nicht allzu langer Zeit, das was ein Land im Mittleren Osten, was dann gesagt hat, bestimmte Versicherungen akzeptieren wir hier nicht mehr, und die haben dann die Menschen, die dort gelebt haben, haben die Versicherung gekündigt. Aber das ist dann immer abhängig von dem Staat. Das sind tatsächlich nur Einzelfälle, ich habe das bisher nur einmal gehört und mitbekommen, dass das so passiert ist. Aber jetzt explizit, wenn ich in ein anderes Land gehe, wird das nichts zwingend abgelehnt, nein.
15:22 - Kann ich der Versicherung “zu teuer” werden?
Daniel: Generell vielleicht nochmal die Frage, weil wir gerade bei Ablehnen und Kündigung sind, oder Veränderung des Vertrages: Kann ich, das hört man ja manchmal von privaten Krankenversicherungen auch an anderer Stelle, wenn ich jetzt zum Beispiel zu teuer bin in der Behandlung, kann ich dann gekündigt werden? Also ich bin jetzt im Ausland, ich hatte einen Unfall, der Unfall war teuer, muss ich jetzt mit dem Risiko rechnen, das mich jetzt diese Auslandskrankenversicherung kündigt?
Lukas: Also, in den meisten Bedingungen von den Gesellschaften, mit denen ich zum Beispiel direkt zusammenarbeite, gibt es keinen Vermerk, dass, wenn man, jetzt übersetzungsgemäß, wenn man zu teuer wird, dass man da rausgeschmissen wird, also das gibt es nicht. Wie gesagt, nur in dem Fall wird man gekündigt, aufgrund gesetzlicher Regulatorien, aber nicht, weil man zu teuer wird. Aber natürlich muss man bedenken, es gibt ja auch eine Maximalsumme an Erstattungen pro Jahr, und wird diese überschritten, klar, dann muss man das selbst zahlen, also den Rest, was darüber hinausläuft, aber sonst wird man da nicht rausgeschmissen.
Daniel: Wie sieht es aus, wenn, wir hatten ja jetzt zum Beispiel vor knapp zwei Jahren da diese Corona oder Covid Pandemie, die uns ja heute noch beschäftigt, was ja dazu geführt hat, dass in vielen Ländern zum Beispiel das Auswärtige Amt empfohlen hat, nicht mehr das Land zu bereisen, beispielsweise, vielleicht sogar Botschaften empfohlen haben, jetzt reden wir nicht nur über Covid, sondern vielleicht auch über andere Katastrophen, wie vielleicht Erdbeben, vielleicht wird das Land auch unsicher, weil es vielleicht kriegsähnliche Zustände gibt. Und jetzt würde das Auswärtige Amt oder die Botschaft empfehlen, das Land zu verlassen. Hat das Auswirkungen auf eine Krankenversicherung?
Lukas: Nein, also, ich meine, wenn das Land mitversichert ist, gibt es da jetzt keinen Ausschluss, oder man wäre da jetzt nicht versichert. Natürlich ist auch da immer die Empfehlung, sage ich mal, und da kümmern sich auch fast alle internationalen Krankenversicherungen auch drum, wenn man das Land verlassen muss aufgrund von gewissen Empfehlungen und Umständen, vielleicht sogar tatsächlichen Ernstfällen, dann unterstützen die sogar auch noch, dass man da leicht wieder rauskommt. Aber das ist jetzt kein direkter Ausschluss.
17:48 - Was kostet mich eine solche Auslandskrankenversicherung?
Daniel: Um jetzt das Thema auch auf den preislichen Rahmen einer Auslandskrankenversicherung zu lenken, betrachten wir mal den Standardfall einer Familie, die auswandern möchte, und nehmen dazu auf der einen Seite Thailand als Beispiel für die, die es weiter weg zieht, und als europäisches Land nehmen wir Malta.
Lukas: Also in Thailand ist immer die Frage, wie alt sind erstmal die Eltern, und wie alt ist das Kind. Beim Kind kann man je nachdem, wie hoch die Selbstbeteiligung ist, usw., kann man, ich sage mal, 100-180 pro Kind ungefähr rechnen, und dann für die Eltern kommt es drauf an, sind beide Eltern vielleicht zum Beispiel 35, dann sind das, wenn sie jetzt richtig gute Leistungen haben wollen, pro Person vielleicht 350-400 €, kann natürlich noch variieren, wenn man noch eine Selbstbeteiligung noch mit reinhaben will. Das gilt jetzt für Thailand. Für Malta kann es tatsächlich in einem ähnlichen Rahmen sein, vielleicht sogar noch ein bisschen teurer, also dann sind es nochmal, auf die Gesamtsumme gesehen, für Kind und Eltern vielleicht nochmal 150 € mehr, aber das ist immer ganz schwierig pauschal zu sagen, weil, es kommen dann die Gesundheitsfragen noch mit dazu, und die sind dann auch immer noch mitentscheidend.
Daniel: Jetzt ist sehr häufig, wenn man sich so einen Antrag für eine Auslandskrankenversicherung anschaut, ist da explizit erwähnt: Außer USA. Also offensichtlich schießen die Tarife da in die Höhe, sobald man sagt: „Ich gehe jetzt in die USA.“ Kannst Du uns das nochmal ein bisschen erklären, woran liegt das?
Lukas: Das liegt einfach daran, dass die Gesundheitskosten in den USA verdammt hoch sind. Die sind weltweit mit am teuersten, oder am höchsten, gilt jedoch aber auch ähnlich in Puerto Rico zum Beispiel, das ist auch mit in so einer teuren Zone, da letztendlich mit drin, wo ähnliche Kosten herrschen, und das aufgrund dessen, weil dort alles viel teurer ist in diesem Bereich. Wenn jetzt eine Operation vielleicht am Darm, vielleicht so 15.000 bis 20.000 kostet in Deutschland, kann das Ganze dort schon mal locker das Doppelte, Dreifache oder Vierfache kosten. Und deswegen sind die Preise dort viel höher, und natürlich berechnet das dann die internationale Krankenversicherung mit ein.
20:28 - Bin ich in manchen Ländern eventuell nicht versichert?
Daniel: Jetzt haben wir über europäische Länder gesprochen, über das, nennen wir es mal „das normale Ausland“, die USA als teures Ausland. Gibt es denn Länder, die generell nicht versichert werden? Wo man sagt: „Wenn Du in dieses Land gehst, dann gibt es keine Auslandskrankenversicherung für Dich?“
Lukas: Wir gehen jetzt von einem deutschen Staatsbürger mal aus, oder zumindest von einem europäischen Staatsbürger. Es gibt natürlich Konstellationen, die nicht funktionieren, wie zum Beispiel einen Chinesen in China zu versichern, das geht nicht. Oder bei manchen Versicherern, jeder legt das eine oder andere spezieller aus, zum Beispiel in den Vereinigten Arabischen Emiraten, da ist es an sich so, dass die Versicherung spezielle Anforderungen erfüllen müssen. Das gibt quasi dann das Ministerium vor, und das muss erfüllt sein. Es gibt Versicherer, die erfüllen das, und es gibt Versicherer, die erfüllen das nicht. Und der eine Versicherer schaut da stärker drauf, und der andere dann auch wieder nicht. Also im Prinzip ist das so das einzige Land, was jetzt vielleicht auch relevant ist, wo es schwieriger ist, eine Versicherung zu bekommen, wobei das aber am Ende des Tages, rein in der Praxis gesehen, man muss ja immer Theorie und Praxis trennen. In der Praxis ist es kein großer Akt, das dann ordentlich anzupassen, das ist kein Thema, aber im Prinzip ist es so das einzige Land, die Vereinigten Arabischen Emirate.
22:03 - Heimaturlaub in Deutschland und Rückkehr
Daniel: Jetzt wohne ich in Monaco, Montenegro, Malta, wo auch immer, oder in Thailand, habe eine Auslandskrankenversicherung und komme jetzt nach Hause zu Besuch und bleibe ein bisschen länger. Was muss ich beachten? Wie lange bin ich versichert, oder was kann ich tun, ganz konkret, wenn ich länger zu Hause bliebe?
Lukas: Also grundsätzlich ist es so, dass, wenn man wieder in das Heimatland zurückkehrt, nehmen wir jetzt mal Deutschland, wenn man dahin zurückkehrt, ist man sechs Wochen versichert. Es gibt Möglichkeiten, dass man auch länger versichert ist, aber sechs Wochen ist immer so das, ich sage mal, das Maximum, und die sechs Wochen gelten immer pro Kalenderjahr, oder Versicherungsjahr, eher gesagt. Wenn man natürlich dann länger in Deutschland ist, dann ist man nicht versichert. Aber es gibt auch eine Möglichkeit, wie gesagt, das zu verlängern, dass man sagt, okay, man geht jetzt schon in die Richtung sechs Monate tatsächlich, aber da muss man extrem aufpassen, und dass das Ganze vielleicht nicht zwingend am Stück dann auch ist, also dass man die sechs Monate am Stück in Deutschland verbringt.
Daniel: Jetzt, weil wir gerade den Bogen geschlagen haben zum „Ich bin zurück zu Besuch“, dehnen wir den Bogen mal ein bisschen weiter aus, nehmen wir an, ich habe vor, generell wieder nach Deutschland zurückzukommen. Vielleicht weiß ich das auch schon in dem Moment, wenn ich für Monate oder Jahre ins Ausland gehe: Ich möchte wieder zurück nach Deutschland. Gibt es dort spezielle Dinge zu beachten?
Lukas: Ja, also im Prinzip kann man ja dagegen, ich sage mal, vorsorgen, wenn man weiß, man geht jetzt ins Ausland, ist vielleicht eine gewisse Zeitspanne, die man definiert hat, und geht wieder zurück, dann kann man ja eine Anwartschaft abschließen.
24:07 - Was ist eine Anwartschaft?
Daniel: Lukas muss uns jetzt aber doch noch etwas genauer erklären, was die sogenannte Anwartschaft eigentlich ist.
Lukas: Eine Anwartschaft ist, ich sage mal, der Eingang, der einfache Weg, wenn man wieder zurück will, weil da nimmt einen die Versicherung, wo man quasi vorher war, wo man in Deutschland noch gelebt hat, nimmt die einen einfach wieder auf, ohne Probleme. Das gilt für beide, für die private und die gesetzliche. Bei der Privaten gibt es wieder noch Unterschiede, da gibt es eine große Anwartschaft und eine kleine. Dort unterscheidet sich das Ganze nochmal im Beitrag, was man dann während der Zeit dann zahlt, eine Anwartschaft muss man generell immer bezahlen, solange man die Anwartschaft hat. Und da ist es dann so, man wird wieder genommen, wie man vorher letztendlich war. Also, es wird quasi konserviert, der Gesundheitszustand, wie er vorher war, und dann auch das Alter. Und so kommt man einfach wieder rein. Wenn man keine Anwartschaft hat, dann kann es problematischer werden, dann kommt es noch auf den Beruf an, den man hatte. War man vorher in Deutschland freiwillig gesetzlich versichert, geht ins Ausland, kommt wieder zurück, muss einen die gesetzliche Krankenversicherung, obwohl man dort freiwillig gesetzlich versichert war, muss die einen nicht wieder aufnehmen. Und dann kann es sein, dass man dann zu einer privaten Krankenversicherung gehen muss und man dort in den Basistarif, also Basistarif ist quasi der schlechteste Tarif, den man haben kann, egal, bei welchem Versicherer, der einfach die Gesetzliche abbildet, aber dann auch verdammt teuer ist. Und mit so einer Anwartschaft kann man vorsorgen, dass man gleich wieder reinkommt.
Daniel: Also ich zahle, ich bin hier Monate und Jahre weg aus Deutschland, bin hier aus meiner Krankenversicherung raus, habe da gekündigt, bin da ausgetreten, und bezahle dennoch jeden Monat einen Betrag, damit, falls ich wieder mal zurück will, ich da wieder rein könnte zu günstigen Bedingungen. Was kann ich mir da vorstellen, was muss ich da monatlich ungefähr bezahlen?
Lukas: Also bei der Gesetzlichen sind es rund 60 €, 60€-70 € pro Monat, bei der privaten Krankenversicherung, bei der kleinen Anwartschaft sind das ca. 10% vom ursprünglichen Beitrag, und bei der großen Anwartschaft sind es ca. bis zu 25%, die man da einzahlen muss, und in der Regel, kann man sich ausrechnen, zahlt man für eine private Krankenversicherung vielleicht so 600-800 € im Monat, und dann kann man sich ausrechnen, letztendlich ein Viertel, wenn man jetzt die Große nimmt, was man dann noch monatlich zusätzlich zu seiner internationalen Krankenversicherung, die man dann halt hat, noch zahlen muss, um dann wieder reinzukommen.
27:08 - Gibt es Altersgrenzen für die Versicherung?
Daniel: Das ist heftig! Muss man einfach mal so sagen. Gesundheit ist, das ist leider so, Gesundheit ist nicht billig. Gesundheit ist teuer. Jetzt noch eine Frage: Gibt es vielleicht eine Altersgrenze? Bis zu welcher Altersgrenze ist denn so eine Auslandskrankenversicherung sinnvoll, oder wird man überhaupt akzeptiert?
Lukas: Es gibt Gesellschaften, die sagen, bis zu 65, also bis zum 65sten Lebensjahr, und dann gibt es auch welche, die sagen bis zu 75. Ob sich das Ganze natürlich dann auch finanziell lohnt, weil dann sind wir locker schon im vierstelligen Bereich pro Monat, und dann natürlich, je älter man auch ist, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass man schon etwas hatte, gesundheitlich, was vielleicht auch schon etwas größer war, und spätestens dann gibt es auch, dann noch wird das ausgeschlossen, oder es gibt enorme Beitragszuschläge.
Daniel: Gibt es eigentlich Länder, wo Du Mandanten empfehlen würdest: Wenn Du in dieses Land gehst, kommst Du besser, Du schließt dort eine lokale Krankenversicherung ab, weil die auch gut ist, oder viel günstiger zum Beispiel?
Lukas: Es gibt wenige, es gibt viele Länder, wo zumindest es günstiger ist, ja gerade so im südamerikanischen Raum, Mittelamerika, Lateinamerika, wo das dann günstiger ist, aber leistungstechnisch dann auch schlechter, und hier wird dann so eine Brücke geschlagen, mit so einer Internationalen beides zu kombinieren, also, was heißt zu kombinieren, aber man hat dort deutlich mehr Leistung, wo man dann vor Ort auch mehr nutzen kann. Und man muss auch immer sehen, wenn man dann im Ausland lebt, wirklich auch dort der feste Wohnsitz ist, wie leicht kommt man in diese, ich sage mal, die Gesetzliche oder ähnliches vor Ort rein? Und was sind dann die Voraussetzungen dafür? Das muss man noch mit beachten, aber im Prinzip günstig, so Mittelamerika, Lateinamerika.
29:07 - Abschließende Ratschläge, Kontaktdaten und Verabschiedung*
Daniel: Hast Du noch zum Schluss vielleicht eine Empfehlung für digitale Nomaden oder für jemanden, der plant seinen Wohnsitz ins Ausland zu verlagern, was möchtest Du solchen Menschen mit auf den Weg geben?
Lukas: Also, ich meine, man kann nicht in die Zukunft sehen, jedoch sollte man sich wirklich Gedanken machen, ob es wirklich von Vorteil ist, oder ob es sich ergibt, in Zukunft nochmal nach Deutschland zurückzukehren. Denn so etwas muss sauber geplant sein, gerade auch in Bezug auf diese Anwartschaft, denn das ist dann schon wichtig. Wenn man darauf nicht achtet, kann es im schlimmsten Fall dann wirklich in die Hose gehen, rein finanziell und auch leistungstechnisch, wenn man wieder zurückgeht. Man sollte sich dessen wirklich bewusst sein, sonst gibt es jetzt keine großen Sachen, auf die man achten muss. Man sollte sich schon bevor man ausreist damit beschäftigen, das ist klar, im besten Fall auch schon einen Abschluss getätigt haben, aber sonst ist alles recht einfach, entspannt machbar.
Daniel: Klasse, dann kommen wir zu einer ganz wichtigen Schlussfrage: wie können Interessierte Dich erreichen?
Lukas: Unter der Website www.weltweitversichert.com können mich Interessenten finden, da steht auch nochmal alles schwarz auf weiß, was überhaupt so möglich ist, wir können ein gemeinsames Gespräch letztendlich vereinbaren, auch alles digital, und über diese Seite ist das alles möglich.
Daniel: Klasse, dann vielen herzlichen Dank.
Lukas: Ich habe zu danken!
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Thailand - Land des Lächelns für Auswanderer
Entdecken Sie Thailand durch die Augen von Stefan Fabbro, einem österreichischen Unternehmer, der seit zehn Jahren das Land bereist und seit drei Jahren dort lebt. Erfahren Sie mehr über seine Erfahrungen und Tipps in unserem erfrischenden Podcast.
Zu Gast: Stefan Fabbro
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
In unserem sehr erfrischenden Podcast mit dem gebürtigen Österreicher und thailändischen Unternehmer Stefan Fabbro, der Thailand seit mittlerweile zehn Jahren bereist, seit drei Jahren dort lebt und mit einer Thailänderin verheiratet ist, hat den Vorteil seines deutschsprachigen Hintergrundes und seines sehr guten Verständnisses der thailändischen Kultur und Sprache (Stefan spricht, liest und schreibt fließend Thai!) in seinem Beratungsunternehmen kombiniert.
Er verbindet deutschsprachige Auswanderer, Touristen und Unternehmer mit thailändischen Dienstleistern und ist Ansprechpartner, wenn es um Business Accounting oder die Auswahl der richtigen Firmenform in Thailand geht. Sein Unternehmen ist die Brücke, um die Sprachbarriere zu überwinden.
Wenn Sie die ganze Folge unseres Podcasts jetzt gleich hören (oder sehen) wollen, klicken Sie einfach hier:
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Wie kann ich mir Thailand vorstellen?
Thailand ist ein sehr langes und hohes Land, im Norden mit auch für deutsche Verhältnisse winterlichen Temperaturen von knapp über null, dem von den Dschungelbildern bekannten nebligen, aber normalerweise strahlend klares Wetter, und der Süden ist sehr stark vom Monsun bestimmt, in der Hauptsaison mit sommerlichen und tollen Wasserspiegelungen. Für jeden ist etwas dabei.
Infrastruktur in Thailand
Man kann in Thailand mit dem ganz einfachen und nicht-klimatisierten Minibus reisen, man kann aber auch eine sechsstündige Reise im Mercedes Bus mit Massagesessel, Stereoanlage, einer Mahlzeit und Stewardess für umgerechnet 10 € fahren. Günstige und gute Flugverbindungen sind ebenfalls vorhanden.
Die unverdorbene Kultur in Thailand
Sehr interessant ist, dass Thailand nie unter einer Kolonialherrschaft war und auch nie von einer fremden Macht erobert wurde und so in der thailändischen Kultur keine westlichen oder europäischen Einflüsse zu finden sind, was die Bevölkerung verständlicherweise sehr stolz macht.
Ausländische Investoren und der Foreign Business Act
Der Foreign Business Act besagt, dass Ausländer nur in bestimmten Bereichen geschäftlich tätig werden dürfen, so dass viele Ausländer eine Art Joint Venture Variante bevorzugen, denn es gibt keine Einpersonengesellschaft, und zur Gründung einer Kapitalgesellschaft bedarf es drei Personen, und maximal 49% ausländisches Kapital machen das Unternehmen automatisch zu einem inländischen. Die verbleibenden 51% werden auf die beiden Thailänder verteilt, und durch Umschichtung der Stimmrechte und Veränderung der Auszahlung kann man das Recht des Ausländers erhöhen, was vielen aber nicht bekannt ist.
Auch gut zu wissen, hat man als ausländischer Unternehmer einen thailändischen Ehepartner/in, müssen nicht vier, sondern nur zwei Thais angestellt werden.
Aufenthalt in Thailand
Es gibt sie, die Permanent Residence, aber da die Beantragung einer solchen zu kompliziert ist und man sein Visum unbegrenzt und unproblematisch verlängern kann, läuft in Thailand alles über ein Non-Immigrant Visum in unterschiedlichen Varianten. Hier gibt’s mehr Infos zu den verschiedenen Visa.
Smart Visa - Investoren
Eines der Non-Immigrant Visa wäre die Smart Visa Variante für Investoren, bei dem 500.000 € in ein Unternehmen oder 125.000 € in ein Start-up zu investieren gilt
Non-Immigrant Rentner Visum - Ü-50
Hat man die Fünfziger erreicht, kann man in Thailand das Retirement-Visum (ohne Arbeitserlaubnis) mit einem monatlichen Einkommen von 2.000 € oder jährlich vorliegenden 20.000 € beantragen und so auch Jahr für Jahr verlängern, insofern man nicht straffällig wird.
Non-Immigrant O Marriage Visum
Stefan lebt und arbeitet auf einem solchen Non-Immigrant O Marriage Visum (Familienvisum) und muss auch nur die Hälfte der erforderlichen Finanzen nachweisen.
Non-Immigrant Business Visum
Man muss nicht thailändisch verheiratet sein, um in Thailand arbeiten zu dürfen. Es gibt das Non-Immigrant Visum B in zwei Varianten: Employment (angestellt) oder Business (selbständig), und so lange das Arbeitsverhältnis mit dem thailändischen Arbeitgeber aufrechterhalten bleibt, kann man im Land sein. Nach Kündigung ist das Land innerhalb von sieben Tagen zu verlassen.
Aber es gibt selbstverständlich ein Non-Immigrant Visa für jeden: Studenten, Investoren entsandte Arbeitnehmer, etc.
Smart Visa T für Digitale Nomaden
Das mit dem Visum für digitale Nomaden ist etwas merkwürdig, denn für sie gibt es das Smart T: dafür benötigt man einen Jahresvertrag mit einem monatlichen Einkommen zwischen 1.500 € (als Start Up) und 3.000 €, was nicht so ganz unserem Bild des digitalen Nomaden entspricht.
Miet- und Lebenshaltungskosten in Thailand
Immobilienpreise in Thailand sind ein Traum, und durch Corona nun sogar nochmal sehr viel günstiger. Für zwei Personen kann man eine 55m2 große Wohnung in einer 100 m vom Strand entfernten Anlage mit Whirlpools, Finnischer Sauna, Dampfsauna und Basketballplatz für 180 € (kalt) mieten.
Kontoeröffnung in Thailand
Kein Problem. Mit Reisepass und Arbeitserlaubnis in die Bank, und dann hat man binnen Minuten sein Konto. Hat man keine Arbeitserlaubnis, braucht man einen entsprechenden Wohnsitznachweis in Thailand. Sogar nur mit einem Touristenvisum oder einem guten Betrag wird ein Konto ohne großes Aufsehen eröffnet.
Steuerliche Vorteile
Hat man ausländische Einkünfte (nicht in Thailand oder durch ein thailändisches Dienstverhältnis erwirtschaftet) und bringt diese nicht im aktuellen, sondern erst im darauffolgenden Steuerjahr ins Land, sind diese komplett steuerfrei! Bringt man sie allerdings im aktuellen Steuerjahr ins Land, ist man ganz normal einkommensteuerpflichtig, und die Einkommensteuer in Thailand ist progressiv bei einem Höchststeuersatz von etwa 35%. Und es muss nichts auf der Steuererklärung angegeben werden.
Medizinische Behandlungen in Thailand
In Privaten Krankenhäusern wunderbar. Fragt man nach einem deutschen Arzt, kommt einer. Technologie, Qualität und Ausstattung sind wie in einem fünf Sterne Hotel. Es gibt sogar spezielle Visa und Aufenthalte für Gesundheitstouristen (Thailand ist das weltweit führende Land für medizinischen Tourismus).
Und, wie gesagt, die Qualität richtet sich nach dem Preis, beziehungsweise nach der Krankenversicherung. Als Beispiel: für eine Zahnreinigung mit Polieren, die der Zahnarzt selber ausführt, zahlt man etwa 20 €. Eine Krankenversicherung ist allerdings dennoch zu empfehlen, denn muss man in Thailand ins Krankenhaus, kann aber nicht bezahlen, dann wird man zwar lebenserhaltend behandelt, aber das war es dann auch.
Schule für Ausländer in Thailand
Ausländische Kinder dürfen thailändische staatliche Schulen besuchen, bekommen dort aber nach den neun Jahren keinen Abschluss. Die internationalen Schulen in Thailand sind sehr, sehr gut, haben einen guten Ruf, beste Qualität und bezahlen ihre Angestellten mit überdurchschnittlichen europäischen Gehältern. Eltern müssen für ihre Kinder durchschnittlich mit etwa 17.000 US $ pro Jahr an Schulgeld rechnen (auch für eine Universität), aber auch die günstigeren sind nur zu empfehlen, es müssen nicht die teuersten sein. Nur vom staatlichen Schulsystem rät Stefan ab.
Umgang zwischen Finanzbeamten und Bürgern
Dieser Punkt ist höchst interessant und aufschlussreich, denn die Thailänder mögen „uns Ausländern“ gegenüber autoritär erscheinen, aber sie sind in Wirklichkeit sehr freundlich und hilfsbereit. Zudem sind sie ein schüchternes und zurückhaltendes Volk, und jetzt kommts: da Ausländer recht aufbrausend sein können und sind, haben die Thailänder etwas Angst vor ihnen, und um diesem so gut wie möglich auszuweichen, verstecken sie das oft hinter Autorität! Spricht man Thai, wie Stefan, ist die erste Hürde überwunden, und man darf dennoch nicht vergessen, dass in der speziellen Situation mit einem Beamten der Thailänder den höheren Status hat, womit entsprechend umgegangen werden sollte.
Hat Corona die Einwanderungslust nach Thailand verändert?
Daran hat sich nichts geändert, Leute wandern nach wie vor gerne nach Thailand aus, und obwohl es die technischen Voraussetzungen für die ganzen Corona-Kontrollen gibt, wird dort niemand gescannt, sondern beim Eingang in Geschäfte und Restaurants nur kurz Fieber an der Hand gemessen.
Kontaktdaten und Links:
Stefan Fabbro
Homepage: www.fsconsultings.com
E-Mail: office@fsconsultings.com
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04:23 - Die Infrastruktur in Thailand
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16:06 - Die Permanent Residence und eine Hörprobe Thai
21:19 - Die Non-Immigrant Visa
24:29 - Non-Immigrant Visum für U-50
27:15 - Non-Immigrant Visum für Digitale Nomaden
28:42 - Lebenshaltungskosten in Thailand
29:43 - Kontoeröffnung in Thailand
30:43 - Wohnsitz Thailand – Einkünfte Ausland
34:55 - Medizinische Versorgung in Thailand
40:04 - Schulen in Thailand
42:35 - Corona in Thailand
45:44 - Beziehung zu thailändischer Polizei und Behörden
49:53 - Make a long Story short – Kurze Frage, kurze Antworten
51:09 - Kontaktdaten Stefan Fabbro und Verabschiedung
Mitschrift zu Folge 14 Perspektive Ausland: Thailand - Land des Lächelns für Auswanderer
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Stefan Fabbro
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute sprechen wir über das Leben in Thailand. Viele denken da gleich an die traumhaften Landschaften und Strände, aber natürlich gibt es auch einige steuerliche Besonderheiten. Um mehr darüber zu erfahren, haben wir heute Stefan Fabbro eingeladen. Er stellt sich uns zunächst einmal vor.
Stefan: Hallo, es freut mich auch sehr, dass ich heute eingeladen wurde zu dem Podcast von Perspektive Ausland. Also in erster Linie, mein Name ist Stefan Fabbro, ich bin Österreicher Staatsbürger, und ich lebe seit mittlerweile drei Jahren in Thailand. Thailand an sich bereise ich mittlerweile seit beinahe zehn Jahren, und ich bin eigentlich in Thailand aufgrund einer sechsmonatigen Auszeit, die mittlerweile schon über drei Jahre andauert. Ich bin in Thailand auch geschäftlich tätig, wir haben uns entschlossen, eine eigene Firma zu gründen, die genau das widerspiegelt, wo wir in Österreich auch am stärksten waren, im deutschsprechenden Bereich und auch hier in Thailand. Also wir verbinden praktisch deutschsprachige Auswanderer in Pattaya mit thailändischen Dienstleistern, zu Anwälten, Versicherungsagenturen, Visa-Agenturen, aber auch, wenn es um Accounting geht, um Business Consulting, oder um die Auswahl der richtigen Firmenform in Thailand, da sind wir der Ansprechpartner, und wir wollen es in erster Linie möglich machen, dass sich deutschsprachige Expats und Anwohner, Einwohner von Pattaya, sowie auch Urlauber, an thailändische Dienstleister auch herantrauen. Und da sind wir die Brücke, um die Sprachbarriere zu überwinden.
02:04 - Wie kann ich mir Thailand vorstellen?
Daniel: Klasse, da waren ja schon ein ganze Reihe an Stichwörtern für unser Gespräch in den nächsten Minuten dabei. Jetzt war ja noch nicht jeder unserer Zuschauer und Zuhörer in Thailand, ich selbst muss ehrlich sagen, ich auch nicht. Mich hat immer, ich stelle ich mir das immer so feucht vor, so nebliges Wetter, und was ich zum Beispiel überhaupt nicht abkann, ist so feuchtes Wetter, aber ich habe ja gelernt, dass es nicht überall so ist und vor allem nicht zu jeder Zeit. Vielleicht kannst Du uns mal ein bisschen was dazu erzählen, wie man sich das Leben in Thailand so vorstellen kann, also, wie erlebst Du selber Thailand, da Du ja da schon lebst eine ganze Weile?
Stefan: Sehr gerne, in erster Linie möchte ich darauf kurz zurückkommen, auf das feuchte, nebelige Wetter. Aufgrund der geographischen Lage von Thailand, Thailand kann man sich als sehr hohes, langes Land vorstellen. Im Norden habe ich das natürlich, da habe ich auch Temperaturen um 5 Grad, 4 Grad, 3 Grad teilweise im Winter, und ich habe da das nebelige Wetter, was man auch von den Dschungelbildern kennt. Ganz anders inmitten, in Zentral-Thailand, in Bangkok, das sieht man oft und denkt an Smog und schlechte Luft, das gibt es, das kommt vor, aber im Regelfall habe ich da strahlend klares Wetter. Und der nächste Unterschied ist der Süden von Thailand mit einer sehr starken, intensiven Regenzeit, der ist sehr stark vom Monsun bestimmt, und bei einer super klaren, tollen Hauptsaison mit warmen Temperaturen und tollen Wasserspiegelungen. Also Thailand ist für alle, für jeden was, für diejenigen, die das feucht-fröhliche nicht mögen, und für diejenigen, die sagen, ich bin ein Sonnenanbeter, dann ist der Süden die richtige Gegend. Ich selbst, für mich, ich lebe in Zentralthailand, und zwar in Pattaya, das ist circa 150 km von Bangkok weg in die süd-östliche Richtung. Da habe mich angesiedelt, und zwar mit dem Hintergrund, da die Lage einfach top ist, ich bin direkt in Bangkok in unter zwei Stunden für 3 €, wenn ich möchte, mit dem Minibus, und von dort aus in praktisch zwei Stunden überall in Südostasien, in jeder Hauptstadt, maximal zwei bis drei Stunden. Also Bangkok ist da wirklich in Südostasien wirklich der Dreh- und Angelpunkt schlechthin.
04:23 - Die Infrastruktur in Thailand
Daniel: Apropos Minibus – Stefan erzählt uns jetzt mehr über die Infrastruktur in Thailand und fasst das unter einem bestimmten Motto zusammen:
Stefan: Also in erster Linie möchte ich da auch einen kurzen Spruch über das Interview stellen: In Thailand bestimmt der Preis die Qualität, definitiv. Das ist ganz wichtig. Ich kann in Thailand für 20 Cent umgerechnet, innerhalb Pattayas vom Süden ganz in den Norden fahren, das sind 15 km, das kann ich tun, ich kann dasselbe aber auch haben für 20 €, also Thailand hat da eine gewaltige Staffelung. Im Großen und Ganzen, die Infrastruktur ist ein Traum! Ich muss jetzt natürlich nicht auf die Busse zurückgreifen, wo ich mit 50 anderen ohne Klimaanlage zu viert auf den zwei Sitzbänken sitze, das kann ich auch tun, das muss ich nicht, aber ich sage mal, wenn ich in den Norden von Thailand fahren möchte, fahre ich in etwa sechs Stunden, das kostet nur umgerechnet etwa 10 €. Das ist ein Mercedes Bus mit Massagesessel, mit einer eigenen Stereoanlage, wo ich auch alle Filme abspielen kann, der hat eine Stewardess, die bringt mir Getränke, und da ist eine Mahlzeit dabei. Also die Infrastruktur in Thailand ist gigantisch. Ich kann auch innerlands mit Air Asia oder anderen thailändischen Luftlinien für schlappe 15-20 € in den Norden fliegen, wenn ich es dementsprechend takte.
05:49 - Die unverdorbene Kultur in Thailand
Sebastian: Ist ja doch ganz interessant, Thailand, ich meine Thailand ist eines der wenigen Länder in Asien, die nie unter Kolonialherrschaft waren, soweit ich das gelesen habe. Die wurden auch nie irgendwie erobert von einer fremden Macht, weil ich glaube, das Königshaus hat es irgendwie immer geschafft, da geschickt zu verhandeln, und so weiter. Und während wir dann ja in vielen anderen asiatischen Ländern so immer den Einfluss einer Kolonialmacht haben, zum Beispiel Großbritannien, oder manchmal auch Portugal, wie ist das in Thailand, wie muss man sich das vorstellen, kann man dort irgendwie eine westliche Macht identifizieren, die dort einen maßgeblichen Einfluss auf die Kultur und die Lebensweise gehabt hat, oder ist es tatsächlich etwas ganz eigenes, zum Beispiel im Vergleich, sagen wir mal, zu Hong Kong, die ja auch dann ein eigenes Rechtssystem, die dann das Rechtssystem von England mehr oder weniger zunächst mal übernommen haben, zum Beispiel?
Stefan: Grundsätzlich auf die Kultur nicht. Auf die Kultur und die Brauchtümer hat kein westlich oder europäisch oder amerikanisches Land Einfluss genommen, das ist nach wie vor fest in thailändischer Hand, und genau auf das, was Du auch angesprochen hast, der Fakt, dass sie niemals kolonisiert waren, das macht die thailändische Bevölkerung schon immens stolz.
Daniel: Wenn ich da mal ganz kurz nachhaken darf, Westeuropa nein, aber wie sieht es denn mit den Chinesen aus, weil ich habe gelesen, dass ein relativ hoher Anteil, also überhaupt der größte Anteil von Ausländern in Thailand sind ja Chinesen.
Stefan: Das ist korrekt.
Daniel: Merkt man das in irgendeiner Art und Weise, den Einfluss von China?
Stefan: Das merkt man. Das merkt man in Form Visa. Mal ein kurzes Beispiel aus meinem privaten Leben, ich war vor zwei Wochen in Bangkok mit meiner Frau, wir haben Essen auf dem Boot gebucht, und dann kommt die Bezahlung der guten Flasche Wein, die wir uns dazu gegönnt haben, das kann ich sofort überweisen, und da geht es dann direkt an Chinesen. Also alle Großen, das ist wirklich so, da sehe ich dann, das ist ein Chinese, da weißt Du sofort, okay, alles klar, das ist ein thailändisches Business, was ein Chinese besitzt. Da kann man so gut sagen, die meisten Property Einheiten, vor allem in Bangkok und auch die richtig großen, dicken Geschäfte, da sind zu 90% chinesische Investoren dahinter, und auch chinesische Thais, die über Jahre eingewandert sind und sich so durch die thailändische Staatsbürgerschaft auch irgendwann einmal vererbt bekommen haben.
Daniel: Muss man sich da Sorgen machen für die Zukunft, wenn man dahinzieht? Dass der Einfluss größer wird, oder wie würdest Du das einschätzen?
Stefan: Also grundsätzlich sehe ich da nicht die große Sorge, wie in den Nachbarländern, wie in Vietnam oder wie in Kambodscha zum Beispiel. Kambodscha, weiß ich aus verlässlicher Quelle, dass das ja praktisch ein Ausverkauf an China dort stattfindet. Das ist in Thailand noch beschränkt, da geht es darum, dass es einfach ausländischen Firmen vom Grundrecht her untersagt ist, Immobilien und, also Land und Grund zu erwerben, und das macht das etwas schwieriger. Aber na ja, die Chinesen sind Freunde der thailändischen Regierung, vor allem des aktuellen Premierministers, das will man nicht abstreiten, das merkt man immens mehr in den größeren Städten, vor allem im Ballungsraum Bangkok.
09:12 - Ausländische Investoren und der Foreign Business Act
Sebastian: Genau, da sprichst Du einen guten Punkt an, worauf ich auch hinaus wollte. Ich hatte ja vorhin schon kurz erwähnt, ein Freund von mir, der hat mal eine gewisse Zeit in Thailand gelebt und auch ein Haus gehabt in Phuket, und er hatte jetzt einen thailändischen Partner, Lebenspartner, und es war extrem schwierig, um nicht zu sagen unmöglich, für ihn als Ausländer direkt dort ein Haus zu kaufen oder auch eine Firma zu gründen. Er war da also definitiv angewiesen auf, gut sein Lebenspartner, wie gesagt, der war Thailänder, also insofern, der hatte jemand nahestehendes gehabt. Aber das ist sicherlich dann auch ein Grund, warum natürlich es für ausländische Investoren immer eine gewisse Abschottung gibt. Gut, Du hast jetzt vorhin gesprochen über Immobilienprojekte, wo dann auch Chinesen drin sind, aber letztlich sind es ja immer alles Minderheitsinvestoren, also Du hast nie wirklich als Ausländer die Möglichkeit, jetzt dort unkontrolliert die Mehrheit zu haben. Ist das jetzt für ausländische Investoren zum Beispiel, wird das als Hindernis empfunden, Deiner Erfahrung nach, oder kann man das, gibt es da Wege, wie man sich dort mit arrangieren kann?
Stefan: Es ist definitiv ein Hindernis für ausländische Investoren, aber man muss da etwas weiter zurückgreifen. Also für ausländische Investoren, die unterliegen in Thailand grundsätzlich dem sogenannten Foreign Business Act, und der sagt, dass Ausländer nur in begrenzten Bereichen geschäftlich tätig werden dürfen. Das hat veranlasst, dass eben die meisten Ausländer so eine Variante, so eine Joint Venture Variante bevorzugen und sagen, gut, wir machen da eine Gesellschaft, eine Kapitalgesellschaft, die muss in Thailand aus drei natürlichen Personen bestehen bei der Gründung, das ist ganz wichtig, eine Einpersonengesellschaft gibt es nicht, oder noch nicht, und wie kann ich das umgehen, dass ich in meinem thailändischen Unternehmen auch die thailändischen Rechte habe? Ganz einfach, ich muss inländische Unternehmen sein, und wenn mein Unternehmen in Thailand nur 49% von ausländischem Kapital beinhaltet, dann ist mein Unternehmen automatisch ein inländisches. Und somit ist es schwer nachzuvollziehen, wieviel Immobilien, Grund und Land tatsächlich in inländischer oder eigentlich aufgrund einer Geschäftstätigkeit in ausländischer Hand sich befinden oder nicht.
Sebastian: Das Kapital muss zu 49% aus dem Inland kommen, damit es als Inlandsgesellschaft zählt?
Stefan: 51% muss von thailändischen Personen gehalten werden. Also es schaut mit der Public Limited in Thailand, die übrigens die zu 90% bevorzugte Unternehmensform von ausländischen Investoren ist in Thailand. Das sieht so aus: ich brauche drei natürliche Personen für die Gründung. Davon, wenn ich das jetzt anstrebe, ich strebe jetzt keine Investitionsförderungen an, zum Beispiel von dem Board of Investment, oder was auch immer, ich strebe keinerlei Annahme, dann will ich, dass mein Unternehmen das Recht hat, Land und Grund zu erwerben und auch keine Foreign Business Licence beantragen zu müssen, dann mache ich das so, dass mein Unternehmen 49% in ausländischem Kapital registriert wird, und zu 51% von thailändischen Personen gehalten wird. Also ein Beispiel, ich mache mich selbst als Gründer zu 49% zum Anteilseigner, Hauptanteilseigner, und die restlichen 51% teile ich auf auf zwei thailändische Partner, wie ich es gerne möchte.
12:34 - Das ist der Trick
Daniel: Jetzt gleich teilt Stefan mit uns einen ziemlich unbekannten, aber dennoch wichtigen Insider-Tipp.
Stefan: Ich kann dennoch als Ausländer die Firma dadurch kontrollieren, denn ich kann es vereinbaren, dass die Stimmrechte umgeschichtet werden, und ich kann auch die Auszahlung verändern und dadurch das Recht des Ausländers erhöhen, das wissen nicht viele, bieten auch die meisten nicht an, weil es etwas komplexer ist.
Daniel: Von den Gesellschaftsformen, die es in Thailand gibt, hast Du jetzt schon gesagt, ist die interessanteste eine, die der Limited entspricht. Gibt es noch andere?
Stefan: Natürlich, es gibt auch die PLC, es gibt zum Beispiel die aus der Natur Private Company Limited würde ich hinzufügen, noch eine interessante Unternehmensform, das ist mehr für Großinvestoren oder ähnlich unserer Aktiengesellschaft in der DACH Region, das ist die PLC, das ist die Public Limited Company, und die strebt einfach da eine breitere Streuung an, da muss ich auch 15 natürliche Personen für die Gründung hernehmen des Unternehmens. Desweiteren ist es so, dass ich immer 15 Aktionäre aufweisen muss, und ich habe natürlich eine kompliziertere, komplexere Buchführung. Also, ich möchte jetzt da auch dazusagen, das ist nicht meine Kundenschicht, die jetzt eine Aktiengesellschaft in Thailand eröffnen. Informationsvergabe hatte ich desöfteren, aber das ist nicht meine Kundenschicht. Also ich habe auch ohne Ausnahme bis jetzt Company Limiteds eröffnet, und das macht auch jeder, also 90% tun das. Aber es gibt auch Varianten, die ähnlich zu unsere Offenen Handelsgesellschaft, zur OHG sind. Es gibt auch die Limited Partnership, die man mit der KG vergleichen kann, also die Varianten, es gibt grundsätzlich alles, alles, was man sich vorstellen kann.
14:18 - Smart Visa für Investoren
Sebastian: Wie gesagt, ich habe auch ein paar Mandanten, die in Thailand leben, also spontan würde ich sagen, ohne dass ich es weiß, da kannst Du vielleicht etwas dazu sagen, dass viele Mandanten, die sich jetzt überlegen, nach Thailand umzuziehen, auch möglicherweise gar keine Firma in Thailand gründen, sondern dort nur leben, und die Gesellschaft in einem anderen Land betreiben. Korrekt?
Stefan: Natürlich.
Sebastian: Eben, das scheint ja auch die einfachere Lösung zu sein, außer man hat jetzt tatsächlich vor, etwas in Thailand konkret zu machen, was weiß ich, ein Hotel betreiben oder sonst etwas, oder sonst ein Investment zu machen oder Immobilien zu erwerben. Wenn man eine Gesellschaft hat, hilft es einem dann, ein Visum zu erhalten, oder spielt das keine Rolle?
Stefan: Grundsätzlich bietet Thailand Visa Varianten an für Investitionen, da gibt es etliche Varianten sogar, die Thailand da zur Verfügung stellt. Also in erster Linie kann man da zum Beispiel auf die Smart Visa Varianten hinweisen, da gibt es eigene Varianten für Investoren, das sieht vor, wenn der Investor 20 Millionen Thai Baht, das entspricht umgerechnet ungefähr eine halbe Million Euro investieren möchte in Thailand, wobei es sogar Ausnahmeregelungen gibt, wenn er in Start Ups investiert, sind es nur 5 Millionen Baht, also nur ein Viertel, dann hat er die Möglichkeit, auch ein Visum zu erhalten. Also Investitionen und Investoren versucht Thailand ja seit Jahren schon, unbedingt an Land zu ziehen, auch mit enormen tollen steuerlichen oder nicht-steuerlichen Reizen, und da gibt es eben zwei Varianten, wie das beantragt werden kann. Da gibt es die ganz neue, oder die ganz neue, die modernere Variante, die ist in Englisch bereits sehr investorenfreundlich, nennt sich Board of Investment, und die bietet etliche Varianten an für Investoren, einfach in Thailand zu arbeiten und vor allem, auch einfach eine legale Arbeitserlaubnis zu bekommen.
16:06 - Die Permanent Residence und eine Hörprobe Thai
Daniel: Bei diesem Stichwort macht es Sinn, noch einmal einen Schritt zurückzugehen. Stefan erklärt uns, welche Arten der Residenz es überhaupt in Thailand gibt und wie man diese bekommen kann.
Stefan: Also grundsätzlich die sogenannte Residence, das Residence Visa, die Permanent Residence, das ist in Thailand so ein bisschen ein Fabelwesen, wenn ich es so ausdrücken kann, also auch langjährige Expats wissen nicht, dass es die gibt, und auch wenn sie es gehört haben, dass es sie gibt, glauben sie nicht, dass die existiert. Das hat auch den Hintergrund, da die in Thailand sehr schwer zu beantragen ist. Ich kenne auch persönlich niemanden, der mit einer Permanent Residence in Thailand lebt, weil es eigentlich nur mit Aufwänden verbunden ist. Da spreche ich wirklich von Bürokratie ohne Ende, da muss ich meine Unterlagen beglaubigen lassen bei Antragstellung, in thailändische Sprache übersetzen, dann muss ich nach Bangkok, die dort beantragen, dann geben die mir 180 Tage Aufenthalt. Diese 180 verlängert mir die Einwanderungsbehörde nochmal um 180, und das ist die thailändische Bearbeitungszeit für das Visum, für die ganz normale Residence. Und dann ist es so, dann bekommen alle, die mit dem Antrag involviert sind, die bei Antragstellung dabei waren, Deine Ehefrau, oder wenn Du keinen Zeugen vorweisen kannst, Dein Nachbar wird vorgeladen, und Du musst persönlich erneut in Bangkkog vorsprechen, und dann wird Deine Sprachkenntnis überprüft. Thailändisch sprechen und hören. Lesen nicht, das wurde abgeschafft, das wird nur bei der Staatsbürgerschaft verlangt, aber da wird Hören und Sprechen überprüft.
Daniel: Wäre es nicht einfacher, nur das Lesen zu lernen? Was ist schwieriger? Ist Lesen schwieriger, oder ist Sprechen schwieriger? Ich stelle mir vor, Lesen, die Buchstaben lernen ist vielleicht einfacher, als die Sprache sprechen, oder?
Stefan: Also ich meine, meines persönlichen Erachtens, ich spreche fließend Thailändisch, ich beherrsche die Sprache auch in Wort und Schrift, also meine persönliche Erachtung, wenn das nicht von vornherein parallel einhergeht, dann ist es später sehr schwer aufzuholen. Die Sprache benötigt die Grammatik und die Buchstaben des thailändischen Alphabets, um die unterschiedlichen Tonlagen verständnisvoll an den Mann oder an die Frau zu bringen. Das ist meine persönliche Meinung, es gibt welche, die haben das geschafft, die haben zwar fünfmal solange gebraucht, aber meine persönliche Meinung, wenn jemand die Sprache lernen möchte, erster Tag Alphabet, sofort mit anfangen, sofort von vorne mit der Grammatik, und nur so ist es möglich, nach zwei bis vielleicht drei Jahren sich fließend inlands zu unterhalten.
Sebastian: Sag mal was auf Thailändisch, gib uns mal eine Kostprobe!
Stefan: Eine Kostprobe? Da muss ich jetzt kurz umdenken. (Spricht Thai)
Sebastian: Wahnsinnig, sehr gut!
Daniel: Klasse!
Sebastian: Das ist wirklich schon beachtlich, dass Du das gelernt hast. Es gibt ja doch, muss man sagen, und wir reden ja mit vielen Leuten, es gibt ja doch viele, die sagen, und ich wäre wahrscheinlich genauso, ich sage das jetzt nicht irgendwie abwertend oder so, hauptsache Englisch, und dann finde ich mich zurecht, und alles andere ist mir egal. Also, das ist schon natürlich sehr beachtlich, was Du da für einen Aufwand gemacht hast. Hilft Dir das? Wahrscheinlich ja schon im Umgang mit den Thailändern, denke ich, ist es schon enorm, es ist ja schon immer so, dass es schon sehr wertgeschätzt wird von Einheimischen, wenn jemand den Aufwand macht, gerade wenn die Sprache jetzt sehr kompliziert ist.
Stefan: Definitiv, also die Wertschätzung ist enorm, und ich muss auch sagen, mein Geschäftskonzept ist eigentlich auf genau meine Sprachtalente aufgebaut. Bei der Unternehmensgründung ist es immer die Suche nach dem Alleinstellungsmerkmal, und das ist mein Alleinstellungsmerkmal. Ich kenne zwar etliche, oder einige, die Thai sprechen, aber ich kenne niemanden, ich wiederhole, ich kenne niemanden, der Lesen und Schreiben auch kann. Niemanden in Pattaya im direkten Umfeld von meinen Kunden, oder jemand, der kennt, der kennt. Ich kenne Leute in Bangkok, ich kenne einen YouTuber, der das kann, aber das ist eine ganz geringe Anzahl.
Sebastian: Das glaube ich, glaube ich Dir sofort.
Stefan: Sprechen viele, aber Lesen nicht viele. Und das ist genau mein Geschäftsmodell. Das ist nämlich so, dass genau, meine Firma ist genau auf das aufgebaut, ich bin das Bindeglied, und ich bin das Alleinstellungsmerkmal meiner Firma. Und das kann mir, sofern er sich nicht jetzt hinsetzt, heute anfängt, und zwei bis drei Jahre lernt, niemand nehmen.
Sebastian: Und Deine Frau, ist die Thailänderin, oder ist sie auch Österreicherin?
Stefan: Die ist Thailänderin, meine Frau ist Thailänderin.
Sebastian: Ah, dann kannst Du dann zu Hause üben. Zu Hause wird Thailändisch gesprochen, nehme ich an?
Stefan: Wir sprechen Thailändisch, ja, sie spricht kein Deutsch, und sie spricht auch nur bedingt Englisch, also wir sprechen rein Thailändisch.
Sebastian: Sehr beachtlich, Du, sehr beachtlich.
21:19 - Die Non-Immigrant Visa
Daniel: Ich muss nochmal hartnäckig auf meine Frage zurückkommen. Und zwar, ich möchte jetzt, also ich persönlich nicht, aber einer unserer Kunden, Mandanten, Zuhörer, möchte jetzt gerne nach Thailand seinen Wohnsitz verlegen. Jetzt hast Du schon den komplizierten Teil der Residenz erklärt, also Finger weg davon, das ist kompliziert, aber jetzt, was muss ich machen, um einen, nenne wir es Aufenthaltsrecht oder -status zu bekommen? Wie lange dauert das? Ist es schwierig? Kann das auch mal abgelehnt werden? Und wie sieht es aus für digitale Nomaden?
Stefan: In erster Linie, ein Aufenthaltsstatus, 99% befinden sich hier mit der Art des Non-Immigrant, des Nicht-Einwanderungs-Visums. Auch ein Heiratsvisum oder ein Familiennachzug ist in Thailand, anders als bei uns in Europa, immer Non-Immigrant Visum, das ist ganz wichtig. Ich bin auch mit Non-Immigrant Visum hier, das ist ganz wichtig. Die einfachste Variante, das sage ich hier klipp und klar: 50 werden. Denn wenn Du 50 bist, kannst Du in Thailand ein Retirement-Visum beantragen. Das ist einfach, das kannst Du bei der Botschaft außerhalb Thailands beantragen, dauert nach Unterlagenabgabe 24 Stunden, und nach drei Monaten in Thailand verlängerst Du es auf ein Jahr, und das machst Du jedes Jahr. Fertig. Ganz kurz, Du musst dafür zwei Dinge vorweisen können: Du musst 50 sein, das ist wichtig, und, dann gibt es zwei Varianten: Einkommen von monatlich umgerechnet 2.000 € in etwa, was vom Ausland auf Dein thailändisches Konto transferiert wird, oder zweite Variante, die auch zu 90% genutzt wird, 800.000 Baht, das entsprechen circa 20.000 €, auf einem thailändischen Konto deponieren, zwei bis drei Monat vor Antragstellung der ersten Verlängerung innerhalb des Landes. Und das Geld darfst Du nicht angreifen, das darf immer mehr sein, aber es darf nie drunter sein, und das muss Dir eine Bank in Thailand für drei Monate bestätigen, zwei bis drei Monate, und mit dem kannst Du dann, das musst Du dann jedes Jahr tun, dieses Prozedere, und mit dem kannst du dann jedes Jahr Dein Visa weiter um ein Jahr verlängern. Und das kannst Du so lange tun, wie Du möchtest, das lehnen sie Dir nicht ab, sofern Du nicht straffällig wirst. Ein kleiner Nachteil mit dem Visa besteht dennoch, Du bist nicht für Arbeit zugelassen in Thailand, darfst mit dem Visum keiner Arbeit nachgehen.
Daniel: Mit jeglicher Art Visum, also dieses Non-Immigrant, also mit jeder Art Non-Immigrant Visum gibt es keine Arbeitserlaubnis?
Stefan: Ne, das ist auch nicht richtig. Wenn Du jetzt arbeiten möchtest in Thailand, es gibt die Variante, so wie ich sie praktiziere, mit dem Non-Immigrant O Marriage, das ist ein Familienvisum, und mit dem darf ich in Thailand eine Work Permit, eine Arbeitserlaubnis beantragen und legal arbeiten. Da habe ich auch ein paar Vorteile, ich muss zwar auch finanziell, ich muss nur die Hälfte nachweisen, also 400.000 Baht, 10.000 € auf dem Bankkonto, das muss ich machen, weil ich verheiratet bin, das ist das einzige Kriterium, ich muss natürlich verheiratet bleiben, ich darf mich nicht scheiden lassen, dann muss ich den nächsten Tag ausreisen, aber ansonsten kann ich mit dem Visum eine Arbeitserlaubnis leichter beantragen. Dazu kommt auch noch für einen verheirateten Ausländer, der in Thailand lebt, müssen nicht vier, sondern nur zwei Thais angestellt werden.
24:29 - Non-Immigrant für die U-50
Daniel: Hast Du jetzt noch für jemanden, der nicht eine thailändische Frau heiraten möchte und unter 50 ist noch eine Lösung?
Stefan: Natürlich, da gibt es die ganz normalen Varianten, auch auf Basis des Non-Immigrant Visums, also im Prinzip hat Thailand nur Non-Immigrant Visa, da gibt es nicht viele. Also die stehen auf das. Ja, das ist wirklich so, also das Non-Immigrant Visum B für Business, da gibt es auch zwei Varianten. Da gibt es das Business als Employment und Business als Selbständiger, da gibt es diese zwei Varianten. Beim Employment, da ist es so, dass mich eine thailändische Firma anstellt, dann bekomme ich keinen Aufenthalt, da bekomme ich ein Non-Immigrant Visum, keine permanente Residenz. Da bekomme ich ein Non-Immigrant Visum, und das ist nur solange aufrecht, solange ich dort auch angestellt bin. Wenn die mich rausschmeißen, wenn die mich kündigen, muss ich binnen sieben Tagen das Land verlassen.
Daniel: Oder heiraten.
Stefan: Oder ganz schnell heiraten, ja, genau, richtig, das wäre eine Variante. Und es gibt noch die andere Variante, die Non B Business, eine ausländische Firma entsendet einen Arbeiter nach Thailand. Der muss jetzt auch nicht zwingend eine Work Permit beantragen, aber der kann sich auch nur 90 Tage mit dem Visum im Land aufhalten.
Sebastian: Aber jetzt so als Privatier, als jetzt jemand, der weder angestellt ist, noch in Thailand ein Business gründen will, sondern einfach mal angenommen, jemand hat eine Firma irgendwo in Europa, im UK, in Malta oder in Irland, die schüttet ihm regelmäßig Gewinne aus, die zahlt im ein Gehalt, also er hat ein gutes Auskommen und möchte einfach in Thailand leben, aber letztlich dort unbehelligt sein, nicht arbeiten oder sowas, was würde der machen können?
Stefan: Also, wie gesagt, mit 50 easy going. Andere Varianten, die gibt es auch für unter 50-jährige, das ist kein Problem. Also, wie ich zuerst hierher gekommen bin, ich wollte auch länger bleiben, ich hatte auch ein Non-Immigrant Visum, und zwar auf Basis eines ED, also Education Visums, und ich wollte sowieso in die Sprachschule gehen, und das habe ich auch getan, und am Tag mit zwei bis drei Stunden in der Sprachschule für vier Tage die Woche hast du auch ein Non-Immigrant Visum, das kann sich bis auf drei Jahre ziehen.
Sebastian: Sehr gut.
Stefan: Wie gesagt, die andere Variante, um nochmal ganz kurz darauf zurückzukommen, ist die des Investors. Wenn er in einer der in Thailand sogenannten Targeting Industries ein Investment vornehmen will von einer halben Million Euro, kann er bleiben, bekommt er Arbeitserlaubnis, bekommt er Aufenthalt, es muss nur das Investment stetig erneuert werden. Was ganz wichtig ist, das möchte ich auch dazu sagen, denn auch die Work Permit ist so in Thailand ein stets gut verbreitetes Gerücht, haben die welche, kriegt er die ausgestellt? Ich kann es mit gutem Wissen und Gewissen sagen, jeder, der Arbeitsplätze in Thailand schaffen möchte, bekommt auch eine Arbeitserlaubnis.
27:15 - Non-Immigrant Visum für Digitale Nomaden
Daniel: Jetzt erklärt Stefan auch noch das Paradox um die Regelungen für die digitalen Nomaden in Thailand.
Stefan: Sehr aktuell, das ist ein ganz wichtiges Thema. Für digitale Nomaden, da gibt es eine Variante in Thailand, und Thailand möchte auch verstärkt digitale Nomaden anziehen. Nur ist da leider das Wollen und die Ausführung meines Erachtens stark voneinander abgedriftet, denn es sieht so aus: da gibt es ein Visum für digitale Nomaden, ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob Thailand den kompletten Umfang des digitalen Nomaden erkannt hat. Thailand hatte das besagte Smart Visa gemacht, was wir auch vorhin schon für Investoren angesprochen haben, das gibt es auch für digitale Nomaden, das nennt sich Smart T, und das soll dann Personen anlocken, die digital arbeiten können, die das Work from Home leben können, aber die müssen einen Arbeitsvertrag haben bei der Firma, bei der sie angestellt sind, von mindestens einem Jahr, und ein Einkommen von mindestens, wenn sie ein Start Up sind 50.000 Baht, das sind 1.500 €, im besten Fall 3.000 € netto im Monat.
Daniel: Im Monat?
Stefan: Ja, und das geht also etwas am digitalen Nomaden vorbei, weil digitaler Nomade, wie wir uns das vorstellen, das ist der in der kurzen Hose, der am Strand sitzt und vielleicht seine Mikrojobs tut oder größere Bereiche ausübt, beziehungsweise, was er auf selbständiger, eigener Basis tut und keinen Arbeitsvertrag hat, der will ja flexibel sein.
28:42 - Lebenshaltungskosten in Thailand
Daniel: Da muss ich noch eine Frage nachschieben: Wenn das gefordert wird, nur mal so kurz als Hausnummer, wie sind denn die Lebenshaltungskosten in etwa?
Stefan: Da geht es auch weit auseinander. Wie gesagt, der Preis bestimmt die Qualität, in dem Fall wirklich nicht immer, denn Immobilienpreise sind teilweise ein Traum, vor allem jetzt in der Covid Situation 50% günstiger. Also ich kann jetzt von mir sprechen, ich habe eine Wohnung 100 m vom Strand weg, das ist eine 55 m2 Wohnung in einer Anlage. Wir haben zwei Whirlpools, wir haben eine Finnische Sauna, wir haben eine Dampfsauna, wer auch immer das in Thailand braucht, aber wir haben sie und einen Basketballplatz, im 14. Stock, und die Wohnung kostet mich exklusive Strom und Wasser im Monat 180 €.
Sebastian: Wahnsinn.
Daniel: Klingt gut.
Daniel: Lebenshaltungskosten für zwei Personen im Monat ungefähr?
Stefan: Ungefähr, für meine Frau und mich kann ich es sagen, wir brauchen 1.000 € im Monat.
29:43 - Kontoeröffnung in Thailand
Daniel: Dann, bevor wir nochmal auf das steuerliche Thema ein bisschen eher eingehen, nochmal die Frage: Banken zum Beispiel, ist es für Ausländer schwierig, ein Bankkonto zu eröffnen?
Stefan: Grundsätzlich ist es nicht schwer, grundsätzlich ist es ganz einfach. In erster Linie, wenn ich meinen Reisepass und meine Arbeitserlaubnis mit in die Bankfiliale nehme, habe ich in fünf Minuten ein Bankkonto. Wenn ich keine Arbeitserlaubnis habe, dann muss mir entweder die Botschaft oder die zuständige Einwanderungsbehörde einen Wohnsitznachweis in Thailand ausstellen. Im Regelfall, offiziell geht das nur mit einem Non-Immigrant Visa, in der Praxis machen die das sogar mit Touristenvisum. Und ich habe auch einen Kunden von mir, der ist in die Bankfiliale rein mit mir, und der hat jetzt gesagt, ich möchte 1 Million Baht einzahlen, da fragt dann niemand mehr nach irgendwas. Und die machen Dir in fünf Minuten ein ganz normales Savings Konto auf. Das geht einfach.
30:43 - Wohnsitz Thailand – Einkünfte Ausland
Daniel: Dann verlagert sich das Thema des Gesprächs mehr in den steuerlichen Kontext. Es wird der Fall betrachtet, dass der Wohnsitz nach Thailand verlegt worden ist, aber Einkünfte aus einer Firma im Ausland bestehen.
Stefan: Ganz einfach erklärt, ist klipp und klar und sehr detailliert, alle Einkünfte im Ausland, die nicht in Thailand oder durch ein thailändisches Dienstverhältnis erwirtschaftet wurden, und im nächsten Steuerjahr eingeführt werden in Thailand sind steuerbefreit.
Daniel: Kannst Du das nochmal genauer erläutern, was das mit dem nächsten Jahr auf sich hat?
Stefan: Also mein Firmen Steuerjahr endet am 31. Dezember, dann kann ich ab 01.01. mein im Vorjahr erwirtschaftetes Einkommen aus dem Ausland steuerfrei nach Thailand transferieren.
Daniel: Würde ich es aber in diesem Jahr einführen, was würde dann passieren?
Stefan: Wenn das in diesem Jahr eingeführt wird, bin ich da ganz normal einkommensteuerpflichtig.
Sebastian: Machen wir doch mal ein Beispiel. Mal angenommen, ich habe jetzt ein Wertpapierdepot und das generiert mir in 2021 100.000 € Gewinn, und ich lasse mir diesen Gewinn von 100.000 dann 2021 auf ein thailändisches Konto überweisen oder ich verbrauche die in Thailand als Bargeld, oder sonst irgendwo anders, dann muss ich darauf thailändische Steuer bezahlen, wie hoch ist das ungefähr in Thailand, die Steuer? Was muss man da so über den Daumen, was kann man da sagen? Wie in Deutschland? Niedriger? Höher? Oder wie in Österreich? Niedriger? Höher?
Stefan: Auf jeden Fall definitiv niedriger. Thailand hat ein progressives Einkommensteuersystem, wovon Niedrigverdiener komplett befreit sind von Einkommensteuer, und in dem Fall wäre der Höchststeuersatz bei 35%, aber wie schon vorher vermerkt, das ist progressiv. Also, da kann man, ich habe jetzt keinen Taschenrechner bei mir liegen, aber da wäre ich mit einer Steuerbelastung rechnen müssen von in etwa 20%.
Sebastian: Okay, also 20%. Oder aber, das heißt, ich würde jetzt an die thailändische Steuer zwischen 20.000 und 25.000 bezahlen, oder aber ich lasse mir die zunächst entweder nicht ausschütten vom Depot, oder auf ein deutsches Konto, oder irgendein ausländisches Konto ausschütten und transferiere die erst dann nächstes Jahr, 2022 auf mein thailändisches Konto oder verbrauche die in Thailand, dann wäre das also komplett steuerfrei in Thailand?
Stefan: Das ist korrekt, richtig.
Sebastian: Sehr attraktiv, ähnliche Modelle gibt es zum Beispiel auch in Malta, da ist das genauso mit dem London Status, in anderen London Ländern nicht so, aber wie gesagt, das ist auf jeden Fall ein attraktives Modell, weil die meisten natürlich, die solche Arten von Einkünften haben, natürlich sagen können, ich komme nach Thailand, ich habe noch Ersparnisse, kann davon im ersten Jahr möglicherweise leben, und im zweiten, und in der Zeit baue ich dann Gewinne auf, lege die auf die hohe Kante, und im nächsten Jahr kann ich sie dann ausschütten oder dann zum Konsum verwenden, in Thailand zu verbrauchen, usw., und kann dann entsprechend, habe dann steuerliche Freiheit. Das ist sehr attraktiv.
Stefan: Perfect way of life, definitiv.
Sebastian: Gibt es da eine zeitliche Beschränkung, oder kann man das grundsätzlich so unbeschränkt machen?
Stefan: Da gibt es keine zeitliche Beschränkung für. Wichtig ist nur, dass es im nächsten Steuerjahr passiert, es gibt keine zeitliche Beschränkung dafür.
Sebastian: Und muss ich dann dieses im nächsten Jahr ausgeschüttete Einkommen dann trotzdem auf der thailändischen Steuererklärung angeben, und dann wird es einfach mit null besteuert, oder muss ich es nicht einmal angeben?
Stefan: Ne, das muss ich nicht einmal angeben, denn das ist so, auch wenn ich jetzt zum Beispiel, ich habe jetzt eine Firma in Thailand, eine ausländische Firma in Thailand wird auch nur auf die Einkünfte in Thailand berechnet und bemessen. Angenommen, das ist eine Bosch Niederlassung, die wird für thailändische Unternehmen, nehmen die das Welteinkommen, das wird berechnet über den ganzen Nettogewinn auf der Welt, aber ausländische Unternehmen in Thailand werden auch nur auf die Einkünfte in Thailand berechnet und auch nur besteuert auf die Einkünfte in Thailand.
34:55 - Medizinische Versorgung in Thailand
Sebastian: Eine Sache habe ich oft gehört über Thailand. Ich habe ja früher eine längere Zeit in den USA gewohnt, und ich hatte dort einen Freund, der hatte lange Jahre in Thailand gelebt, und der hat dann angefangen, amerikanischen Kunden zu empfehlen für bestimmte medizinische Behandlungen nach Thailand zu gehen, weil der Standard wohl, seiner Meinung nach, und da wollte ich gerne wissen, was Du so denkst, der Standard ist erstens sehr hoch, und im Vergleich zu anderen Ländern, natürlich in den USA ist alles abartig teuer in der Hinsicht, aber auch im Vergleich zu anderen Ländern sehr, kann man es sich sehr gut leisten. Selbst wenn es da um Dinge geht, wie zum Beispiel, es sind dann ja Eingriffe, wie zum Beispiel ein neues Kniegelenk oder so was, von sowas reden wir ja, Sachen, die keine Notfälle sind, ein neues Kniegelenk, jeder denkt natürlich gleich an Plastochirugie, aber möglicherweise alle möglichen Themen, die man so planen kann. Wie ist da Deine Erfahrung in dem Bereich, also alles, was mit Gesundheit zu tun hat?
Stefan: Also Gott sei Dank musste ich die Erfahrung in einem thailändischen Krankenhaus noch nicht persönlich als Patient wahrnehmen, Gott sei Dank. In erster Linie würde ich es aber so beurteilen, dass ich auch für größere Eingriffe sofort in ein thailändisches Krankenhaus gehen würde, mit dem Beisatz: in ein Privatkrankenhaus, nicht in eines der staatlichen.
Sebastian: Ja, absolut.
Stefan: Die Qualität der Ärzte, die fast alle ausschließlich im Ausland studiert haben, ist enorm hoch, die Kundenorientierung ist ein Wahnsinn, und wenn ich da zum Beispiel, ich gehe in Pattaya in das Bangkok Hospital, und ich sage, ich will einen deutschen Arzt haben, dann kommt entweder ein Thailänder, der Deutsch spricht oder ein deutscher Arzt, das ist so. Und die Qualität und die Ausstattung, das ist ein fünf Sterne Hotel, und auch die Technologien, das ist up to date. Thailand hat auch einen Boom am sogenannten Gesundheits Tourismus, erteilt sogar auch Visa und Aufenthalte für Gesundheitstouristen, sozusagen, und Thailand hat einen hohen Standard, was Krankenhausaufenthalte und Medizin betrifft. Wie gesagt, aber, um auf das zurückzukommen, die Qualität richtet sich nach dem Preis, beziehungsweise nach der Krankenversicherung, das ist ganz wichtig.
Sebastian: Ich glaube, viele wissen das nicht, aber Thailand ist weltweit das führende Land für medizinischen Tourismus, gefolgt von Mexiko. Also Thailand ist da definitiv so eine Branche. Wenn Du da so zum Arzt gehst, zum Bespiel Zahnarzt, irgendetwas einfaches, was musst Du da so bezahlen für irgendeine Zahnbehandlung? Nur, dass man eine Größenordnung hat.
Stefan: Kann ich dir genau sagen, ich war vor zwei Tagen nämlich da, trifft sich ganz gut. Ich mach so zweimal im Jahr eine Mundreinigung, Zahnreinigung beim Zahnarzt, und der Unterschied ist, das muss man dazu sagen, das macht hier auch der Zahnarzt selbst, bei uns in Österreich macht das der Zahnarzt nicht selbst, macht die Assistentin. Dann macht das der Zahnarzt selbst, Du gehst rein, ohne Termin, kommst sofort dran, und das kostet mit Polieren, mit allem Drum und Dran, dann etwa 20 €.
Daniel: Lohnt sich dann eine Krankenversicherung überhaupt? Wie machst Du das, was empfiehlst Du deinen Klienten, deinen Mandanten, in Punkto Krankenversicherung?
Stefan: Ich empfehle jedem eine Krankenversicherung, abgesehen davon, dass wir sie auch vertreiben, aber ich empfehle es jedem. Und zwar aus dem Grund, ich habe bei mir sogar Zahn und Augen ausgeschlossen, das brauche ich nicht, genau aus dem Grund, ich gehe zum Zahnarzt, das kostet mich 20 €, dafür nehme ich eine Privatversicherung. Aber eine Nacht im Krankenhaus in Thailand, das kostet Geld, das geht in die Tasche. Und in Thailand ist es so, wenn Du nicht zahlen kannst, dann kriegst Du gemäß dem Hippokrates die Erstbehandlung, und dann ab, ab in den Hinterhof. Und das ist hart gesagt, das ist so, also wenn Du da nicht wirklich eine Goldkette trägst oder Bargeld oder Kreditkarte eingesteckt hast, die schauen, dass Du lebst, und dann raus auf den Gang. Also eine Nacht im thailändischen Krankenhaus, kann ich auch sagen, von einem Kumpel von mir, der war fünf Nächte, drei davon Intensiv Quarantäne, die fünf Nächte, das hat gekostet eine halbe Million Baht, das sind so circa 12.000 bis 13.000 €.
Sebastian: Okay, vergleichbar mit europäischen Verhältnissen. Günstiger als in den USA, aber auf jeden Fall nicht billig.
Stefan: Ist nicht billig. Und ich habe selbst jeden Tag in Thailand eine Krankenversicherung, jeden Tag, ich würde ohne Krankenversicherung nie irgendetwas tun, irgendetwas machen, denn bei Krankenversicherung gilt ganz klar: besser haben und nicht brauchen, als brauchen und nicht haben.
Sebastian: Absolut, ein wichtiger Punkt, wer in Thailand leben will, unbedingt Krankenversicherung, auch, wenn man jetzt bestimmte Dinge möglicherweise ausschließen kann, weil sie günstig sind, aber man hat ja im Grunde Krankenversicherung für die schweren Fällen, Herzanfall oder Intensivbehandlung, Unfall, oder irgendwie sowas, die einen dann wirklich sehr schnell in den Ruin treiben können. Krebs, was weiß ich, was.
Stefan: Richtig.
40:04 - Schulen in Thailand
Daniel: Für einige könnte auch das Schulsystem in Thailand interessant sein, vor allem, wenn man mit seiner Familie auswandern möchte.
Stefan: Thailand ist mal von der Kultur und von der Einstellung sehr kinderfreundlich, die lieben Kinder, definitiv, das ist auch egal, wo die herkommen. In Thailand herrscht auch eine Schulpflicht von neun Jahren, ...
Daniel: Ausländer auch?
Stefan: Ausländische Kinder genauso, ausländische Kinder dürfen auch staatliche Schulen besuchen, nur bekommen sie dann keinen Abschluss, weil sie da ja, weil sie keine Thailänder sind. Die dürfen die Schule besuchen, aber sie bekommen keinen Abschluss nach den neuen Jahren. Da kann man sich ausrechnen, ob das wichtig ist oder nicht, nach der Schulpflicht. In erster Linie gibt es in Thailand eine große, breite Auswahl an internationalen Schulen, von überall auf der Welt, die sind top, die haben tolle Lehrer, die bezahlen die Angestellten mit überdurchschnittlichen europäischen Gehältern. Die haben Native Speaker auf überall auf der Welt, und die haben einen super Ruf und eine super Qualität. Also definitiv, wie gesagt, wenn die finanziellen Möglichkeiten nicht gegeben sind für eine Familie, das Kind in einer Privatschule unterbringen zu können, dann würde ich davon abraten und würde die Heimreise eher anraten, dem jeweiligen Elternpaar, als in Thailand weiter zu verweilen.
Sebastian: Was kostet so eine gute Privatschule, naja, eine akzeptable Privatschule, was kostet das so ungefähr, pro Jahr, oder pro Term, pro Trimester, wie ist da die Abrechnung?
Stefan: In Thailand im Jahr 2020 hat das Durchschnittsjahr in einer Privatuni 17.000 US $ gekostet.
Sebastian: In einer Uni oder eine ganz normale Grundschule, oder eine weiterführende Schule?
Stefan: Das kann genauso an einer Grundschule sein, das kommt ganz drauf an, da gibt es wirklich von günstig bis ins Unermessliche, also da ist wirklich für alle etwas da. Da gibt eine Oxford School, da kann ich alles machen, alles tun, also da bestimmt der Preis die Qualität, wie schon vorab erwähnt. Aber im Durchschnitt sind es 17.000 US $, und die Qualität der Privatschulen, auch der günstigen, das kann ich auch aus eigener Erfahrung sagen, die sind top, die sind gut, es muss nicht die teuerste sein. Nur, vom staatlichen Schulsystem würde ich, sofern es mir möglich ist, Abstand nehmen.
42:35 - Corona in Thailand
Sebastian: Noch eine andere Frage, es würde micht interessieren, wir haben das selbst hier erlebt, dass jetzt doch die ganze Pandemie, Corona, usw., hat jetzt ja doch zu vielen Verwerfungen geführt, und ich rede nicht nur unbedingt von negativen Verwerfungen, ich rede auch grundsätzlich davon, dass viele Mandanten grundsätzlich ihr Leben neu überdacht haben und sich gesagt haben, naja, okay, ich meine, Zoom, so wie wir jetzt hier, kann ich von überall, dafür muss ich jetzt nicht irgendwo sitzen und auf eine graue Wand starren, da kann ich auch in Phuket am Strand sitzen. Also viele haben grundsätzlich Prioritäten in ihrem Leben letztlich im Kopf neu sortiert, und denen ist im Grunde ein Licht aufgegangen. Ist das etwas, was auch Dir so gegangen ist, also sind in den letzten Jahren vermehrt Mandanten gekommen, die gesagt haben, ich will eigentlich weg aus Europa, vielleicht auch diesen Covid-Restriktionen, die wir hier haben, entfliehen, und im Grunde ein anderes Leben führen als bisher. Ist das Dir auch so gegangen?
Stefan: Grundsätzlich ist der Wunsch nie abgerissen, unabhängig von Pandemie oder davor, es zieht ja nach wie vor immer mehr Europäer in günstigere, interessantere Ausländer, sei es geschäftlich, sei es wegen der Liebe, da gibt es mehrere Gründe, aber ich muss sagen, das ist meine persönliche Meinung, in Covid Zeiten hat das abgenommen meines Erachtens nach, das hat aber wahrscheinlich den Grund, weil Thailand auch sehr stark und genau zeitversetzt zu Deutschland in der Covid Krise steckt. Jetzt, wo es Deutschland schlecht geht, geht es Deutschland gut, das war auch in der vorherigen Welle so, und das wird sich wieder ändern. Und dadurch, dass Thailand vor zwei Jahren, wie Covid das erste Mal ausgebrochen ist, gleich abrupt die Grenzen zugemacht hat, und über zehn Monaten Ausländern die Einreise verwehrt hat, ist das in Thailand schon sehr stark abgeflacht, das muss ich wirklich sagen, aus meiner Erfahrung, und das teilen etliche.
Sebastian: Also, die sind dort auch eher strikt dann, in Thailand, was diese Dinge anbelangt?
Stefan: Definitiv.
Sebastian: Okay, gut, das heißt, Du brauchst Impfpass, usw., um da überall reinzukommen und so, oder wie sehen die das in Thailand?
Stefan: Ne, das nicht so wirklich, es gibt da auch ein System, also wo die Impfungen dokumentiert werden, das ist auch in Thailand gang und gäbe, es wird nur noch nicht wirklich angewandt. Es gibt die Systeme, das ist umgekehrt, wie bei uns, da wird es angewendet, aber da gibt es die Systeme noch nicht. In Thailand gibt es Applications dafür, QR Codes, das Ganze, aber es wird noch nirgendwo gemacht.
Daniel: Kann ich ganz normal ins Restaurant zur Zeit gehen, oder einkaufen gehen, ohne, dass ich beim Eingang meinen Covid Pass zeigen muss und meinen Ausweis?
Stefan: Korrekt, das Einzige, was Du tun musst, ist am Eingang Fieber messen mit der Hand.
Sebastian: Ah, ja, Fieber messen, okay.
Stefan: Das Einzige, es gibt aber Ausnahmen, das muss ich auch sagen, bei so diversen Großveranstaltungen gibt es eigene Gebiete, wo nur Geimpfte hin dürfen, das ist ja meistens dann so vor der Bühne, oder ganz erste Reihe, und auch so Fußballstadien und so, da ist dann so eine 2G bis 2,5G Regel, kann man sagen, aber sonst wird das nicht exekutiert oder durchgeführt.
45:44 - Beziehung zu thailändischer Polizei und Behörden
Daniel: Zum Schluss interessiert Sebastian noch die Beziehung zwischen der Thailändischen Bevölkerung und der Polizei oder den Behörden.
Sebastian: Man hat jetzt ja doch gesehen, in den letzten Jahren gab es ja doch einige Unruhen auch in Thailand, also mein Verständnis ist, dass Thailand ja letztlich eine Monarchie ist. Wir kennen ja den aktuellen König, der ist ja oft auch für humorige Schlagzeilen gut, weil er dann eine skinny Gucci Hose trägt oder so was, wenn er aus dem Flieger aussteigt, aber nichtsdestotrotz, man muss respektieren, dass das Königshaus extrem wichtig ist, dass die Menschen auch die Monarchie lieben und emotional mit ihr verbunden sind. Dann, wie gesagt, gab es diese Unruhen, man hat so aus dem Ausland, wie gesagt, ich war noch nie in Thailand, das Gefühl gehabt, dass es eine gewisse Instabilität ist, man wusste nicht, was wird passieren. Wie muss man sich das vorstellen?
Stefan: Grundsätzlich ist wichtig dazuzusagen, dass Thailand auch in der Zeit dieser gewissen Unruhen, die auch nach wie vor bestehen, eine robuste und sehr wachsende Wirtschaft hat. Und auch, das ist wichtig, was viele vielleicht nicht glauben wollen, Thailand hat ein starkes und funktionierendes Rechtssystem. Die Unruhen, die Du angesprochen hast, die finden in Bangkok statt, da gibt es eine Straße oder einen kleinen Bereich, da wird protestiert. Teilweise finden die in ganz kleinen Ausflüchten auch in Pattaya statt, das gibt es, aber abgesehen davon, dass ich das auch in Bangkok, ich bekomme das nicht mit in meinem alltäglichen Leben, ich sehe das in den Nachrichten. Und auch in Pattaya, ich beteilige mich erstens als Ausländer nicht an sowas, bekunde da auch kein Interesse daran, und es ist auch, wenn es teilweise anders aufgefasst wird, aber das ist auch nicht gewünscht, dass es so ist, und daran halte ich mich auch. Die Unruhen, die in Bangkok stattfinden, die belasten das ganze Land, das ist definitiv so, das ist ein alltägliches Gespräch, das ist auch kein Gespräch mehr, was nunmehr in den eigenen vier Wänden geführt wird, das ist es schon lange nicht mehr, aber es belastet nicht die Wirtschaftstreibenden innerhalb von Thailands.
Sebastian: Und worum geht es da bei diesen Protesten? Geht es da um Dinge, so wie jetzt Korruption oder welcher König an der Macht ist, oder Rivalität in der Politik? Um was geht es da? Für was protestieren die Menschen?
Stefan: Da geht es eigentlich um mehr Selbstbestimmung, um mehr Demokratie und um Reformation der aktuellen Monarchie.
Daniel: Aber generell, weil der Sebastian das gefragt hat, der Umgang zwischen Behörden und Ausländern zum Beispiel, sind die freundlich zu Ausländern, oder sind sie eher restrikt und streng? Wie kann man sich das vorstellen? Wie benimmt sich ein Polizist oder auch ein Finanzbeamter zum Beispiel gegenüber einem ausländischen Unternehmer oder jemandem, der da wohnt?
Stefan: In erster Linie, ich habe keine Probleme. Wenn ich sie auf Thailändisch anspreche, sind das meine besten Freunde, dann gibt es erstmal einen ganz schockierten Blick, und dann: "Was, Du sprichst Thai?". Und dann geht das, dann kommt mal die eine oder andere Verkehrskontrolle, und auch der eine oder andere Einwanderungs Officer ist da ein bisschen besser dann gelaunt. Im Regelfall ist es so, dass sie streng wirken, aber das hat in erster Linie damit zu tun, dass das Thailändische Volk sehr schüchtern ist und das thailändische Volk sehr zurückhaltend ist und ob man es glaubt oder nicht, auch der Einwanderungsofficer, nicht alle, aber viele, die haben Angst vor dem aufbrausenden Ausländer. Und dem schauen sie so gut wie möglich auszuweichen, und das verstecken sie sehr gerne oft hinter Autorität. Aber in erster Linie sind sie hilfsbereit, aber Du musst anerkennen, dass in der speziellen Situation er einen höheren Status hat als Du. Und wenn Du mit dem entsprechend umgehend kannst und Deine Rolle auch in dem kennst, dann kommst Du da auch weiter, und dann hast Du im Regelfall keine Probleme. Legalität vorausgesetzt natürlich, das ist ganz klar.
49:53 - Make a long Story short – Kurze Frage, kurze Antworten
Daniel: Kommen wir zu unserer Kategorie „Make a long Story short“. Ich stelle Fragen, die möglichst kurz und knapp beantwortet werden. Wenn jemand nach Thailand kommt und ganz wenig Zeit hat, vielleicht nur ein Wochenende oder eine Woche - was muss er unbedingt gesehen haben?
Stefan: Meines Erachtens den Norden, die Gegend rund um Chiang Mai.
Daniel: Welche Spezialität der thailändischen Küche muss man unbedingt probiert haben?
Stefan: Definitiv die zum Kulturerbe ernannte Tom Yum Gung Suppe, das ist ganz wichtig, das ist eine Suppe mit Lemongrass, Garnelen, thailändischen Kräutern, die hat so einen sauren Geschmack, auch scharf, und definitiv einmal einen Papaya Salat, den Som Tam, das ist ganz wichtig, das muss probiert werden, das gehört zu Thailand dazu.
Daniel: Klasse, welchen Fehler muss man unbedingt vermeiden? Als Ausländer?
Stefan: Aggressiv zu werden, laut zu werden, die Fassung zu verlieren, und den Fehler, Thailand zu Deutschland machen zu wollen.
Sebastian: Ein sehr interessant Punkt, ja.
Daniel: Was ist die schönste Jahreszeit oder der schönste Monat in Thailand?
Stefan: Für mich jeder Monat, aber wenn ich es mir aussuchen könnte, dann Dezember und Januar.
51:09 - Kontaktdaten Stefan Fabbro und Verabschiedung
Daniel: Und dann noch eine wichtige persönliche Frage zu Deinem Unternehmen, zu Dir: wie erreichen Dich interessierte Mandanten oder Kunden, Interessenten?
Stefan: Grundsätzlich am einfachsten per E-Mail unter der Adresse office@fsconsultings.com, fs sind meine Initialen für Fabbro Stefan, oder ansonsten sind wir auf Facebook vertreten, da bauen wir gerade eine Seite auf. Anschreiben, da bin ich erreichbar, oder man erreicht meine Frau oder meinen Mitarbeiter, das ist kein Problem, da sind wir erreichbar, da findet man sofort einen deutschen Ansprechpartner. Und, was ganz wichtig ist, vielleicht möchte nicht jeder direkt einen persönlichen Kontakt aufbauen, sondern erstmal schmökern: www.fsconsultings.com, da findet Ihr meine Webseite, die ist vollkommen auf Deutsch, da gibt es alle notwendigen Infos über unser Unternehmen, was wir tun, was wir machen, und wie wichtig uns Qualität und Kundenbindung ist.
Sebastian: Klasse, herzlichen Dank, klingt super!
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Monaco - Auswanderer in bester Gesellschaft
Dr. Andreas Bosse, deutscher Rechtsanwalt mit über 26 Jahren Erfahrung in Monaco, berät Auswanderer in unserem neuesten Podcast. Erfahren Sie, warum eine rechtliche Beratung beim Umzug nach Monaco unerlässlich ist
Zu Gast: Rechtsanwalt Dr. Andreas Bosse
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Unser heutiger Gast, Dr. Andreas Bosse, ist deutscher Rechtsanwalt, seit über 26 Jahren in Monaco als Rechtsberater tätig und berät Personen, die nach Monaco umziehen wollen. Dass eine solche Beratung notwendig ist, wird in diesem Podcast deutlich.
Da Monaco ist nicht EU-Mitglied aber zoll- und mehrwertsteuermäßig zur EU gehört, macht es dieses Land besonders interessant.
Ein Leben in Monaco
In diesem sehr kleinen Land mit einer Fläche von nur 2 km² Fläche leben zu 80% Ausländer aus über 120 verschiedenen Ländern. Von den etwa 39.000 Einwohnern haben nur 8.000 die monegassische Staatsangehörigkeit, und die „Reichen“, die „Promis“ und die „normalen“ Leute leben in diesem sehr internationalen Standort miteinander und nicht so getrennt, wie es in manch anderen High Society Hot Spots der Fall sein mag.
Die Amtssprache ist Französisch, aber mit Englisch kommt man bestens zurecht, denn viele Leute leben oftmals schon seit über 20 Jahren in Monaco und sprechen noch immer kein Französisch. Gut zu wissen ist auch, dass man die Führerscheinprüfung auf Englisch ablegen kann.
Residenz in Monaco beantragen
Personen, die eine Residenz in Monaco beantragen sind üblicherweise Privatpersonen, die ihr Geld entweder woanders verdienen oder es schon verdient haben, wie beispielsweise jemand, der sein Unternehmen für gutes Geld verkauft hat und sich nun in Monaco niederlassen will. Dafür müssen pro Person mindestens 500.000 € auf einem monegassischen Konto angelegt werden, sei es in Aktien, Anleihen, Bargeld oder anderweitiger Form.
Die Notwendigkeit eines Wohnsitzes ist selbstverständlich, und das Haus oder die entsprechende Wohnung kann man entweder, kaufen, mieten oder auch einfach von jemand anderem kostenlos überlassen bekommen.
Wichtig zu beachten ist, dass Monaco sozusagen die moralische Qualität eines Antragstellers prüft und sich das Vorstrafenregister ansieht, was nicht unbedingt bedeutet, nur weil man in der Vergangenheit mal vorbestraft war und die Strafe abgebüßt ist, man nicht in Monaco leben kann! Vieles lässt sich erklären. Es mag schwieriger werden, aber nicht unmöglich.
Wenn der Residenzantrag ordentlich, vollständig und ohne Unstimmigkeiten eingereicht wird, sollte es zu keinerlei Problemen kommen. Ausländer sind grundsätzlich in Monaco willkommen.
Ist noch Platz in Monaco?
Eine logischerweise aufkommende Frage bei der doch sehr geringen Fläche des Landes und weiteren Residenzgenehmigungen ist nun, ob in Monaco überhaupt noch Platz ist für alle. Die Antwort ist: Ja, denn Monaco sorgt vor, in Form einer Landerweiterung, einer Art künstlichen Insel für Wohnungen und Villen.
Monaco als besonderer Standort
Früher war es steuerlich recht kompliziert, die Wohnung in Monaco und einen Zweitwohnsitz woanders zu haben (insbesondere Frankreich), aber auch das ist mittlerweile einfacher geworden. USA hat diesbezüglich sehr präzise Regelungen, Frankreich weniger, und Österreich und Deutschland sind sehr aggressiv, wenn es darum geht, jemanden nur wegen seines zweiten Wohnsitzes steuerpflichtig machen zu wollen.
Monaco erhebt keine persönliche Einkommensteuer und hat dementsprechend auch nicht wirklich Doppelbesteuerungsabkommen mit anderen Ländern. Es interessiert Monaco nicht, welches Einkommen jemand im Ausland erzielt. Wohnt jemand in Monaco und hat noch einen Zweitwohnsitz, entscheiden die Regelungen des Landes, wo man seinen Zweitwohnsitz hat. Monaco ist nicht das Problem. Das Problem kommt immer von den Ländern, wo man den Rest der Zeit verbringt, wenn man sich nicht in Monaco aufhält.
Welche Steuern gibt es in Monaco?
Die Liste der Steuern, die es in Monaco nicht gibt es weitaus länger als die Liste der Steuern, die es gibt.
Es gibt keine persönliche Einkommensteuer, keine Vermögensteuer und keine Erbschaftsteuer für Nicht-Verwandte auf Vermögensgegenstände, die außerhalb Monaco liegen, keine Kapitalertragsteuer und keine Veräußerungsgewinnsteuer (man kann seine Immobilie bedenkenlos mit Gewinn nach einem Jahr bereits wieder verkaufen). Die Mehrwertsteuer von 20% ist die Haupteinnahmequelle für das Staatsbudget.
Corona und Monaco
Da Monaco, wie gesagt, von der Mehrwertsteuer sozusagen lebt, waren Restaurants und ähnliches seit 2020 so gut wie nie geschlossen, und den kleinen Kaffee im Café trinken und in Restaurants auszugehen ist nun, wie sollte es auch anders sein, auch in Monaco nur mit Gesundheitspass möglich.
Unternehmensgründung Monaco
Monaco ist kein typischer Standort für eine Unternehmensgründung und eignet sich nicht als Struktur für seine Einkommensquelle, denn Unternehmen, die mehr als 25% ihres Gewinns außerhalb von Monaco erzielen, unterliegen im Prinzip einer Gewinnsteuer von etwa 33% oder darunter. Diverse Abzugsmöglichkeiten senken den effektiven Steuersatz allerdings enorm.
Eine kommerzielle Gesellschaft in Monaco ist ratsam, wenn man vor Ort tatsächlich tätig werden will, denn alles bedarf einer staatlichen Genehmigung, die speziell vergeben wird und relativ viel Zeit und Aufwand in Anspruch nimmt. Ein Einzelhandelsgeschäft oder ein Restaurant in Monaco sind ganz steuerfrei.
Veränderung der demographischen Lage
Monaco ist nicht mehr nur für Rentner ein guter Wohnort, sondern gerade auch für jüngere und geschäftlich noch voll aktive Leute, vor allem in der Tech Branche, die nicht an den Unternehmensstandort Monaco gebunden sind, gibt es sehr interessante Möglichkeiten, ihren monegassischen Wohnsitz mit ausländischen Gesellschaftsstrukturen zu verbinden.
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Väterliche Ratschläge eines erfahrenen Beraters
Es ist wichtig, erfahrene Leute an seiner Seite zu haben und diese nach gutem Rat zu fragen. Ein Wohnsitzwechsel, das hören wir heute nicht zum ersten Mal, sollte nicht nur auf steuerlichen Gründen basieren, denn es gibt weitaus Wichtigeres zu bedenken, vor allem auch die vor der Tür stehende Verschärfung der Wegzugsteuer (siehe unsere entsprechende Episode zur Wegzugsteuer) und Ähnliches sind gut zu durchdenken.
Als zweiter Schritt kommt dann die Überlegung, wo man sich gerne niederlassen möchte, wo Monaco sich als enorm sicherer Standort bietet: so gut wie keine Kriminalität, internationales Publikum und eine sehr gute Verkehrsanbindung durch den Nizza Flughafen.
Lebenshaltungskosten in Monaco
Um eine kleine Vorstellung für die Preise in Monaco zu bekommen, kann man sagen, dass man für eine Wohnung mit einem Schlafzimmer, ohne Balkon und in nicht unbedingt der allerbesten Lage etwa zwischen 4.000 € und 5.000 € an Mietkosten rechnen muss, und nach oben sind bekannterweise keine Grenzen gesetzt (man kann selbstverständlich auch ein Penthaus für 260.000 € pro Monat mieten). Für Extreme ist gesorgt.
Die üblichen Lebenshaltungskosten wie Lebensmittel und Versicherungen sind nicht großartig teurer als in Deutschland, die Preise steigen überall, und es gibt neben den fünf Sterne Restaurants auch solche, wo man ein Mittagsmenü mit einem guten Glas Wein für nette 22 € genießen kann.
Schulen und Schulpflicht in Monaco
Ausreichend gute Beschulungsmöglichkeiten sind vorhanden. Neben staatlichen Schulen, wo auf Französisch unterrichtet wird, gibt es selbstverständlich auch internationale Privatschulen, und da Monaco, wie gesagt, ein recht kleines Land ist, findet man ausreichend gute Schulen in der französischen Umgebung, die auch für Ausflüge, zum Beispiel in die Berge, sowieso gut geeignet ist.
Eine typische und gute Variante ist die Kombination Monaco & Malta
Malta ist ein sehr interessanter Standort, denn beispielsweise bei normaler Trading Aktivität hat man auf Malta 5% effektiven Steuersatz, und wenn dieses korrekt bezahlt wird und die Ausschüttung nach Monaco erfolgt, gibt es auf Malta keine Quellensteuer und ebenso keinerlei Steuern in Monaco.
Eine Holdinggesellschaft in Monaco und weitere Möglichkeiten
Das ist ein nicht ganz einfaches Thema, und eine reine Holdinggesellschaft wird in Monaco üblicherweise nicht genehmigt. Die Genehmigungen, wie bereits erwähnt, werden nur für wirkliche Aktivitäten gegeben. Eine Unterbeteiligung geht in Ordnung, aber eine reine Holdinggesellschaft theoretisch nicht.
Allerdings gibt es in Monaco die zivile Gesellschaft, die der deutschen BGB-Gesellschaft entspricht, die nur für zivile Zwecke angesetzt werden darf, wie beispielsweise Vermögensberatung oder besonders auch für Immobilien.
Kontaktdaten und Links:
Dr. Andreas Bosse
Homepage: www.dr-bosse.mc
Email: Bosse@Dr-Bosse.mc
Telefon: +377 97 70 52 67
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Timestamps
00:00 - Begrüßung und Einleitung und Vorstellung Dr. Andreas Bosse
02:05 - Wie ist das Leben in Monaco?
04:25 - Residenz in Monaco beantragen
07:39 - Ist noch Platz in Monaco?
08:27 - Ein Beispiel aus dem Leben gegriffen
10:27 - Monaco ist ein besonderer Standort
15:50 - Druck auf Transparenz
17:09 - Sauber arbeiten
17:30 - Welche Steuern gibt es in Monaco?
19:43 - Corona und Monaco
21:59 - Unternehmensgründung in Monaco
26:08 - Wohnsitzempfehlung Monaco
28:22 - Veränderung der demographischen Lage
31:33 - Väterliche Ratschläge eines erfahrenen Beraters
35:51 - Warum kehren Auswanderer oftmals wieder zurück?
38:14 - Lebenshaltungskosten in Monaco
39:47 - Schulen und Schulpflicht in Monaco
41:25 - Eine typische und gute Variante ist die Kombination Monaco & Malta
43:29 - Eine Holdinggesellschaft in Monaco und eine weitere Möglichkeit
49:10 - Verhältnis Finanzbehörde – Steuerpflichtiger in Monaco
50:11 - Make a long Story short – Kurze Frage, kurze Antworten und Verabschiedung
Mitschrift zu Folge 13 Perspektive Ausland: Monaco - Auswanderer in bester Gesellschaft
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Dr. Andreas Bosse
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute ist unser Gast Dr. Andreas Bosse. Er kennt sich hervorragend aus und erzählt uns so einiges über die Besonderheiten von Monaco. Monaco ist ja ein Land mit besonderem Status: einerseits ist es in der Euro-Zone, andererseits aber nicht in der EU. Und es gibt einige steuerliche Besonderheiten, über die wir unbedingt mit ihm sprechen müssen. Bevor wir aber klären, für wen Monaco als Auswanderungsziel in Frage kommt, stellt sich unser Gast selbst kurz vor.
Dr. Bosse: Vielen Dank, mein Name ist Dr. Andreas Bosse, ich bin ursprünglich deutscher Rechtsanwalt, bin aber mittlerweile jetzt seit Ende 1994, Anfang 1995, also über 26 Jahre in Monaco als Rechtsberater ansässig und zugelassen und auch tätig. Ein großer Teil meiner Tätigkeit ist natürlich, Personen zu beraten, die nach Monaco umziehen wollen. Sie haben es angesprochen, Monaco hat eben eine sehr interessante Stellung, weil es geographisch wirklich sehr zentral in Europa liegt, sehr verkehrsgünstig durch den Nizza Flughafen mit allem verbunden ist, selbst mit Auto ist man sehr schnell in Mailand, etc., aber Monaco ist eben nicht EU-Mitglied, gehört aber zoll- und mehrwertsteuermäßig zur Europäischen Union, weil es alle Import und Export Geschichten viel einfacher macht, und wir haben natürlich auch den Euro.
02:05 - Wie ist das Leben in Monaco?
Daniel: Klasse, war eine schöne kurze Zusammenfassung. Vielleicht beginnen wir mal so, dass wir uns erstmal über Monaco als Land oder als möglichen Wohnsitzort kurz unterhalten, also wie kann man sich das Leben in Monaco vorstellen?
Dr. Bosse: Man darf eines nicht vergessen: Monaco ist sehr klein. Die ganze Fläche dieses Staates ist rund zwei Quadratkilometer, so als Vergleich, ich glaube der Central Park in New York ist etwa genauso groß, wie das ganze Land Monaco. Vom Leben her ist es insofern interessant, weil natürlich, also durch die Anwesenheit von vielen hochverdienenden oder vermögenden Leuten man ein sehr hohes Niveau hat, aber auf der anderen Seite, ich möchte nicht sagen, es ist ein Dorf hier, nur es ist eben ein sehr angenehmer kleiner Platz, wo man sich auch mal auf der Straße trifft, und insbesondere als Ausländer ist folgendes wichtig, dass eben die Mehrzahl der Leute, die in Monaco wohnen, Ausländer sind. Wir haben rund 38.000 bis 39.000 Residenten, davon sind nur 8.000 Monegassen, also die wirklich den Reisepass haben, und die übrigen Residenten kommen aus insgesamt, glaube ich, nach letzten Angaben, über 120 verschiedenen Staaten. Das heißt, alle haben mal die Heimat verlassen, alle wissen es, wie man sich als Ausländer irgendwo fühlt, es werden enorm viele Sprachen hier gesprochen, ich kenne Leute, die hier seit weit über 20 Jahren leben und immer noch kein Französisch sprechen und kommen damit herrlich klar, weil eben doch sehr, sehr stark Englisch verbreitet ist hier, starker italienischer Einfluss, nur eben, es ist sehr interessant, ein sehr internationaler Standort.
Daniel: Aber die Amtssprache ist nur Französisch, oder gibt es mehr als eine Amtssprache?
Dr. Bosse: Amtssprache ist Französisch, Monaco hat aber unter Prinz Albert, der, darf man nicht vergessen, mütterlicherseits Amerikaner ist, hat [unverständlich] mehr und mal eingeführt, dass man bei Behördenformularen vieles auch in Englisch hat, immerdar. Kleines Beispiel, Leute, die jetzt hier einen Führerschein machen müssen, man kann mittlerweile auch die theoretische Prüfung in Englisch machen, was früher immer eine große Hürde war.
04:25 - Residenz in Monaco beantragen
Daniel: Wer sich für eine Aufenthaltsgenehmigung in Monaco interessiert, sollte sich vorher mal mit den Bedingungen dafür beschäftigen. Darüber sprechen wir jetzt.
Dr. Bosse: Da muss man unterscheiden, in welcher Rolle man hier hinkommt. Die meisten meiner Klienten kommen hier als Privatperson hin, weil sie entweder woanders das Geld verdienen oder das Geld schon verdient haben, klassischer Fall, jemand, der sein Unternehmen verkauft hat und dafür eben Bargeld bekommen hat. Und als eine solche Privatperson muss man ein Bankkonto hier eröffnen, und früher war es recht vage, was man dort anlegen muss, das hing von der Bank ab, aber vor ein paar Jahren hat man eingeführt, dass man mindestens für eine Person 500.000 € hier auf einem Bankkonto haben muss. Die können dann angelegt werden, in welcher Form auch immer, ob Aktien, ob Anleihen, wie auch immer, oder einfach in Bargeld. Und dann hat man eine sogenannte Bankbestätigung. Die nächste wichtige Voraussetzung, natürlich, dass man eine Wohnung hier hat, die Wohnung kann gemietet sein, die Wohnung kann gekauft sein, theoretisch sogar kann die Wohnung von jemand anderem kostenlos überlassen werden, z.B. der Fall, wenn manche Leute über Gesellschaften kaufen, dann ist das ein relativ bürokratischer Aufwand, es sind diverse Formulare zusammenzustellen, diverse Auskünfte abzugeben, der Lebenslauf zu erklären. Ein wichtiger Punkt ist eben das Vorstrafenregister, wo Monaco eben prüft, wie man nennt, die moralische Qualität eines Antragsstellers. Das heißt aber nicht, wenn man mal vor vielen Jahren eine Vorstrafe hatte, dass man dadurch automatisch disqualifiziert ist, manches kann man natürlich erklären. Manches kann man erklären, dies und das ist mal passiert, die Strafe ist verbüßt, wird schwieriger, aber es ist nicht unmöglich.
Daniel: Aber gibt es das jetzt, kommt es z.B. bei Ihnen vor, dass EU-Bürger, die jetzt dort einen Aufenthalt beantragen, abgelehnt werden?
Dr. Bosse: Jetzt will ich mich nicht selbst prahlen, aber ich habe es in meinen 26 Jahren nicht einmal erlebt. Aber ja, ich habe Fälle erlebt, nicht persönlich, oder manche, natürlich, da hat man davon gehört, wo Leute abgelehnt wurden. Das hat oft damit zu tun, wenn die jetzt, sagen wir mal, keine angemessene Wohnung nehmen wollen, wenn der Antrag, wenn da Unstimmigkeiten drin sind. Darum, wenn ich meine Klienten betreue, sage ich immer, wir stellen den Antrag so genau und ordentlich wie möglich und nötig zusammen, wir haben alle Dokumente gleich parat, alles zusammen. Es ist immer unschön, wenn man sagt, ich muss dieses nachreichen, jenes nachreichen, oder wenn man dann zum Beispiel von der Polizei Nachfragen mal bekommt, was aber selten ist, dann gar nicht zu erreichen ist, weil man irgendwo anders ist, also das ist schon etwas, was man sauber vorbereiten muss. Aber grundsätzlich sind Ausländer in Monaco willkommen, weil man ja von Ausländern hier lebt.
07:39 - Ist noch Platz in Monaco?
Daniel: Wieviel passen denn da jetzt noch rein in das kleine Land? Gibt es da Zahlen, wo man gesagt hat, also noch 5.000, und dann ist Schluss, dann ist voll? Oder wie kann man sich das vorstellen?
Dr. Bosse: Monaco ist ja im Moment ganz kräftig am Bauen. Wir sind gerade im Prozess einer Landerweiterung, das ist so eine Art künstliche Insel, hochtechnisch ins Meer gebaut, wo diverse Wohnungen, sogar ein paar Villen dazukommen werden, dann gibt es sehr, sehr viel sehr große Immobilienprojekte momentan hier, weil eben die Bauwirtschaft hier, sagen wir mal die Immobilienwirtschaft hat gesehen, dass eben ein enormer Bedarf da ist, und Monaco ist ja jedes Jahr immer auf der Liste der höchsten Immobilienpreise der Welt, also das ist schon ein sehr interessanter Markt, auch immobilientechnisch hier.
08:27 - Ein Beispiel aus dem Leben gegriffen
Daniel: Da habe ich mal eine Frage vielleicht an den Sebastian Sauerborn, wo wir gerade darüber sprechen: Wohnsitz Monaco, hat jetzt Deine Kanzlei Kunden, die da unten wohnen, Wohnsitz haben oder hatten?
Sebastian: Also, vereinzelt schon, ich würde jetzt nicht sagen, dass wir jetzt sehr viele Mandanten haben, die in Monaco gelebt haben oder dort leben, aber wir haben dort tatsächlich schon Mandanten, die dort gelebt haben. Ich kann mich an mehrere Fälle entsinnen. Ich kann mich jetzt z.B. an einen Mandanten erinnern, der hatte ein Unternehmen in Singapur, das ist ein Investmentunternehmen, so eine Art Fund, sein Wohnsitz ist in Monaco. Der hat sich aber dann letztlich entschieden, dass es jetzt Zeit war, eine Familie zu gründen, zu heiraten, Kinder zu bekommen, und hat dann gesagt: „Monaco ist mir irgendwo zu sehr eine Kunstwelt,“ er will jetzt irgendwo anders hinziehen, ist dann nach London umgezogen. Da kommen wir sicherlich gleich nochmal drüber zu sprechen, zu dem Thema. Andere Mandanten, wir hatten schon noch Mandanten, die es auch versucht haben, aber die glaube ich nicht das notwendige Kleingeld haben. Ich kann mich an eine Mandantin erinnern, die hat dann dort für 4.000 € in Monaco irgendwie eine Wohnung genommen, das war eine Einzimmerwohnung, die hat nicht einmal Klimaanlage gehabt, die war jetzt nicht so glücklich. Also, es müssen schon, meiner Meinung nach, die Voraussetzungen stimmen. Gut, wer jetzt 500.000 € aufs Konto legen kann, bei dem ist er normalerweise ja sowieso machbar. Also, wir haben schon Mandanten, die das machen, wir haben auch Mandanten zum Beispiel, die sind dort im Baugewerbe tätig in Monaco mit einem monegassischen Unternehmen, sind da also stark gewerblich aktiv, dann funktioniert es schon. Aber ich glaube nicht, dass es für jeden der geeignete Wohnsitzstaat ist.
10:27 - Monaco ist ein besonderer Standort
Daniel: Und hierzu betont auch Herr Dr. Bosse noch einen ganz wichtigen Punkt.
Dr. Bosse: Ich sage immer, man darf nicht nur nach steuerlichen Kriterien schauen, sondern man muss auch diverse private, geschäftliche, familiäre Aspekte mit berücksichtigen. Weil eine Wohnsitzverlegung, kommen wir bestimmt noch dazu, ist ein wichtiger Schritt, der natürlich das Leben verändert, und das sollte man schon gut geplant haben und auch eben nicht nur steuerliche Aspekte berücksichtigen. In Ihrem Fall, den Sie erwähnen, natürlich kann es sein, dass manche Leute sagen, na gut, ich will doch lieber mehr in der Landschaft wohnen. Gut, es gibt hier eine recht beliebte Variante natürlich, die früher steuerlich sehr kompliziert war, mittlerweile leichter geworden ist, die Wohnung in Monaco und ein Zweitwohnsitz woanders, insbesondere in Frankreich, das trifft man natürlich hier viel an. Da gibt es dann wieder ganz bestimmte Grenzen zu beachten, je nach Land, je nach Land des Zweitwohnsitzes ist das unterschiedlich. Ich habe auch viele diese Kombination Monacowohnsitz und Zweitwohnsitz in Florida, in Amerika gibt es sehr präzise Regelungen, die man einhalten muss, dann gibt es, wenn man die überschreitet, einen gewissen Grenzbereich, der auch noch legal ist. In Frankreich gibt es wieder andere Regelungen, weniger präzise, nur Österreich, Sie wissen das auch, ich habe Klienten, die haben einen Zweitwohnsitz in Österreich. Ähnlich wie Deutschland ist Österreich auch recht aggressiv, jemanden steuerpflichtig machen zu wollen, nur weil man einen zweiten Wohnsitz hat. Das sind eben genau diese, Herr Sauerborn, Sie wissen das, die wir als Berater eben teilweise den Klienten vor Augen führen müssen. Ich habe festgestellt, dass viele sagen: „Ja mein Freund aus dem Golfclub, der macht das ja seit Jahren so.“
Sebastian: Genau, genau.
Dr. Bosse: Und ich habe gehört, man macht das so, und ich habe über Internet mal nachgesehen, und das geht ja auch alles, und, Herr Sauerborn, Sie werden es bestätigen, das internationale Steuerrecht ist sehr kompliziert, ist noch komplizierter geworden in den letzten Jahren, und da sollte man nicht mit rumspielen. Ich habe es leider auch erlebt, dass ansonsten sehr professionelle Berater in Deutschland, die sehr kompetent in anderen Dingen sind, aber gerade, was jetzt zum Beispiel das Thema Monaco angeht, weil es ja doch eben ein besonderer Standort ist, unter uns, teilweise wirklich Blödsinn erzählen.
Sebastian: Und ich bringe ja auch zum Beispiel immer die ganze Saga um Boris Becker, so ein Standardbeispiel, also Scheinwohnsitz à la Boris Becker, ich meine, der hat so getan, als würde er in Monaco leben, war aber in Wirklichkeit in München bei seiner Schwester im Haus, und das geht natürlich nicht, das kann man nicht machen. Wenn einem München so gut gefällt, lustigerweise übrigens ist ja das italienische Wort für München Monaco. Also, wenn es einem so gut in München in Bayern gefällt, dann muss man halt die hohen Steuern in Deutschland akzeptieren, man kann sich aber nicht dort permanent aufhalten und erwarten, man wird monegassisch steuerlich behandelt.
Dr. Bosse: Da sprechen Sie einen guten Punkt an, ich wurde damals mal von, ich habe vergessen, welche Zeitung das war, dazu interviewt, und da habe ich gesagt, also entweder war er sehr schlecht beraten, oder er war eben, was wir auch kennen, beratungsresistent. Genau wie Sie sagen, man muss im Klaren sein, gerade im Verhältnis zu Monaco zählt nicht, wo der Mittelpunkt der Lebensinteressen ist, das geistert immer nach wie vor noch rum. Warum? Dieser Mittelpunkt der Lebensinteressen, wenn man entscheidet, wo der Haupt- oder Nebenwohnsitz ist, ist typisch in Doppelbesteuerungsabkommen zu finden. Also, zum Beispiel wenn man in Deutschland wohnt und noch ein Haus in Frankreich hat, entscheidet letztlich der Mittelpunkt der Lebensinteressen. Wenn man aber in Monaco wohnt und noch ein Haus, also einen Wohnsitz in Deutschland hat, entscheidet eben nicht das Doppelbesteuerungsabkommen, weil es ein solches nicht gibt. Monaco hat so gut wie keine echten Doppelbesteuerungsabkommen. Und das ist eben, wo sehr viele Leute sich vertun, wo ich immer sage, ganz wichtig zu wissen, wenn man noch irgendwo einen anderen Zweitwohnsitz hat, entscheiden eben die Regelungen des Landes, wo sich der Zweitwohnsitz befindet. Dann kommt immer die Frage: "Ja, wieviel Zeit muss ich denn in Monaco verbringen?" Dann sage ich immer, gut, es gibt gewisse Regelungen, wenn man drei Monate hier ist, muss man eine Aufenthaltsgenehmigung haben, wenn man eine Residenzbestätigung haben will, die man z.B. im Verhältnis zu Deutschland gar nicht braucht, muss man mindestens sechs Monate und einen Tag hier sein, aber Monaco ist meist nicht das Problem. Ich sage immer: "Wenn Sie nicht in Monaco sind, wo halten Sie sich denn dann auf?" Das ist ja, was viele sagen, Verhältnis Dubai, ja in Dubai zählt ja keiner, ob ich da bin oder nicht da bin, und dann sage ich immer: "Ja, aber gut, wo halten Sie sich denn auf, wenn Sie dann nicht zum Beispiel in Dubai sind?". Das Problem kommt nicht von Monaco, das Problem kommt nicht von Dubai, das Problem kommt nicht von Malta, das Problem kommt immer von dem oder den Ländern, wo man den Rest der Zeit verbringt.
Sebastian: Ja, absolut, Sie haben Recht, genau meine Erfahrung, genau das Gleiche.
15:50 - Druck auf Transparenz
Daniel: Sie haben einmal gesagt, es gibt keine echten Doppelbesteuerungsabkommen, aber es gibt ja einen Informationsaustausch.
Dr. Bosse: Da Monaco, da werden wir auch noch drüber sprechen, keine persönliche Einkommensteuer hat, haben die natürlich nicht viel an den Tisch zu bringen, um mit anderen Staaten zu verhandeln. Im Zuge dieser ganzen OECD Bewegung hinsichtlich Steuertransparenz, hinsichtlich Verhinderung von Steuerhinterziehung, Schwarzgeldkonten, etc., ist Monaco natürlich, wie die Schweiz, in diesen Druck gekommen, eben hier auch transparenter zu werden. Vor noch einigen Jahren war das so, wenn das deutsche Finanzamt hier bei der Bank angefragt hätte, hätte man einfach den Hörer aufgelegt, sozusagen. Mittlerweile hat Monaco mit diversen Ländern, unter anderem Deutschland, unter [unverständlich] EU eben automatische Informationsaustauschabkommen. Und darum sage ich immer, jede steuerliche Lösung, und Herr Sauerborn, Sie werden das bestätigen, muss der Lupe der jeweiligen Finanzämter standhalten. Alle Lösungen, wo man sagt, wir versuchen Geld zu verstecken, wir haben ein Konto in der Schweiz, hat die Vergangenheit gezeigt, funktioniert nicht.
17:09 - Sauber arbeiten
Daniel: Fassen wir das alles nochmal zusammen.
Dr. Bosse: Wir versuchen immer Lösungen zu finden, die ganz sauber sind, wo man sagt, wenn eben noch irgendwo Steuern zu bezahlen sind, zahlt man die. Andere, die man legal vermeiden kann, das ist sozusagen unser Job, gerne, gerne, gerne. Nur alles, was Tricksereien angeht, funktioniert langfristig einfach nicht mehr.
17:30 - Welche Steuern gibt es in Monaco?
Daniel: Zum Thema Steuern interessiert uns, bzw. unsere Zuschauer und Zuhörer vielleicht noch: Was gibt es denn für Steuern in Monaco?
Dr. Bosse: Also Monaco hat, also wie ich gesagt habe, es gibt keine persönliche Einkommensteuer, es gibt keine Vermögensteuer, es gibt keine Kapitalertragsteuer, es gibt keine Veräußerungsgewinnsteuer. Wenn Sie hier also eine Immobilie kaufen und die nach einem Jahr mit, was ungewöhnlich war im letzten Jahr, mit 10-20% veräußern, gibt es darauf keine Steuer. Erbschaftsteuer gibt es, was viele nicht wissen, nur die Steuersätze im Verhältnis unter Ehegatten und in gerade Linie, wie wir Juristen das nennen, also Kinder, Enkelkinder, Eltern, Großeltern, ist der Steuersatz null. Und der geht dann über Geschwister, Onkel, Tanten - bei Unverwandten kann der auf 16% hochgehen. Ich sage mal, klassisches Beispiel, ein unverheiratetes Paar lebt hier und einem von beiden passiert etwas, der Partner erbt das, hat man 16% Steuern. Und da kommt eben, da ist eines wichtig zu wissen, Monaco erhebt Erbschafts- und Schenkungsteuer nur auf Vermögensgegenstände, die in Monaco gelegen sind. Also Thema Bankkonto: ein Bankkonto, das in Monaco liegt, unterliegt dieser Erbschaftsteuer in einem solchen Fall mit Nicht-Verwandten. Ein Bankkonto, das im Ausland liegt, würde nicht darunterfallen. Also, das sind alles Details, die man wissen muss. Aber in der normalen, klassischen Familiensituation, wo man eben das Geld an die nächste Generation geben will oder muss, gibt es eben keine Erbschaftsteuer. Was es hier in Monaco gibt, und da gehört man eben mit zum EU-System, ich sage jetzt das ist die Mehrwertsteuer, der Satz für die Mehrwertsteuer hier ist 20%, und das ist mittlerweile die Haupteinnahmequelle für das Staatsbudget geworden hier, und das ist eben, wo Monaco davon lebt, dass Leute hier eben in Restaurants gehen, Jacken kaufen, Autos kaufen, was hier sehr beliebt ist,
19:43 - Corona und Monaco
Daniel: Da komme ich natürlich jetzt zu einem Thema, oder da liefern Sie mir ein Stichwort, das ich eigentlich viel später fragen wollte, aber jetzt haben Sie von Jacke kaufen und Restaurantbesuchen gesprochen: Wie ist denn das jetzt in der Corona Situation, also geht man in Monaco noch ins Restaurant, und kann man sich die teure Jacke kaufen im Geschäft?
Dr. Bosse: Also Monaco hat selbst in den ersten Corona, war Monaco, glaube ich, der ziemliche einzige Platz in Westeuropa, wo die Restaurants immer offen waren, weil eben gerade, das ist der Grund, Restaurants spielen hier eine große Rolle in der örtlichen Wirtschaft, und damit eben über die Mehrwertsteuer auch für das Staatsbudget. Und Monaco, obwohl da Frankreich ein bisschen dumm geguckt hat, hat man die Restaurants immer aufgelassen. Es gab mal in ganz schlimmen Zeiten, dass abends geschlossen war, dass Sperrstunde war. Im Moment ist alles offen, gut, man muss den Gesundheitspass haben, also geimpft sein oder getestet, aber aktuell, die Restaurants sind voll, es ist gar kein Thema. Monaco ist eben ein Standort, wo Leute viel ausgehen, sei es morgens einen Kaffee in einem kleinen Café trinken, mittags zum Lunch gehen, usw., aber bei der Gelegenheit, das ist eben auch etwas Interessantes, gerade in Deutschland wird ja immer so diese Glitzer-Glamour-Welt von Monaco verbreitet, und da muss man sagen, ja, die gibt es hier, bloß eben nur ein Teil. Wenn man das nicht will, kann man hier ganz ruhig und zurückgezogen leben. Ich habe Klienten, z.B. aus dem Sportbereich, die sehr prominent sind, und weil die sowieso schon durch ihre Tätigkeit sehr viel auf irgendwelche Events und so gehen müssen, die hier dann ganz ruhig und zurückgezogen leben. In Monaco ist eine Sache, weil man eben öfter Prominente hier sieht - man belästigt die Prominenten hier nicht groß. Die können ganz ungestört im Restaurant sitzen, und da springen nicht gleich hundert Leute drauf. Und die leben ganz ruhig hier, die gehen zu Fuß in den Supermarkt und leben ihr ruhiges Leben, also man kann haben, was man will.
21:59 - Unternehmensgründung in Monaco
Daniel: Kommen wir jetzt zum Thema Unternehmensgründung. Also welche Rechtsform würde man denn üblicherweise in Monaco wählen?
Dr. Bosse: Zwei Sachen: sowohl von der Gründungsseite als auch von der steuerlichen Seite, die wir für Unternehmen noch nicht angesprochen haben. Entgegen weitverbreiteter Vorstellung ist Monaco nicht ein typischer Standort für Unternehmensgründung. Warum? Jede wirtschaftliche Tätigkeit im Sinne einer kommerziellen wirtschaftlichen Tätigkeit und freiberuflichen Tätigkeit, bedarf hier einer staatlichen Genehmigung. Das ist ein Vorgang, wo man der Genehmigungsbehörde hier ganz klar sagen muss, was man vorhat, welches Projekt man hat, wie die Gründer qualifiziert sind, ein solches Projekt umzusetzen, man muss normalerweise geeignete Büroräume dazu nachweisen. Da gibt es in der Anfangsphase gewisse Möglichkeiten für Start Ups da in Business Centern, aber langfristig muss schon eine Substanz da sein. Es gibt hier nicht Genehmigungen, wie wir es etwa aus Deutschland kennen und Geschäfte aller Art. Dann wird die Genehmigung wirklich sehr speziell erteilt, also ich sage mal zum Beispiel, bei einem Geschäft Verkauf von Schuhen und Lederwaren, dann kann aber die Person nicht morgen plötzlich da Getränke verkaufen. Also das ist schon sehr eingegrenzt. Diese Genehmigungsprozedur, ich sage mal, sie machen schneller mittlerweile, aber man muss grob mindestens zwei Monate dafür rechnen und diverse Formulare vorlegen und präsentieren. In meiner Ansicht macht diese Art kommerzieller Gesellschaft in Monaco nur wirklich Sinn, wenn man wirklich auch ein Geschäft vor Ort oder von hier aus wirklich ausüben will, weil man eben Personal vor Ort braucht, usw. Als reine Struktur, um Einkommensquellen, sagen wir mal, zu strukturieren, eignet sich eine solche Gesellschaft meist nicht, weil da noch nächstens hinzukommt, dass es hier eine Gewinnsteuer gibt. Alle Unternehmen, die mehr als 25% ihres Umsatzes außerhalb von Monaco machen, unterliegen im Prinzip einer Gewinnsteuer hier, die ist jetzt gerade gesenkt worden, stufenweise wird die gesenkt von 33% irgendwie auf, weiß ich gar nicht aus dem Kopf, 27%, wäre das da. Das hört sich schlimmer an, als es ist, weil da gibt es diverse Abzugsmöglichkeiten, wodurch der effektive Steuersatz hinterher wesentlich geringer ist. Es gibt das Beispiel: der Geschäftsinhaber kann sich selbst eine Vergütung auszuzahlen, wenn er hier in Monaco wohnt. Diese Vergütung ist für die Gesellschaft, oder für das Unternehmen Kosten, die er absetzen kann. Und da gibt es gewisse Grenzen, die nach Umsatz gestaffelt sind, wieviel man da rausnehmen kann, und das ist sehr hoch. Wenn der Unternehmensinhaber das Geld dann als Monaco Resident wieder in seine private Tasche bekommt, ist für ihn wieder steuerfrei, weil es keine private Einkommensteuer gibt. Also nur, um das zu sagen, wenn man jetzt vor Ort hier ein Geschäft hat, macht Sinn. Nächstes Beispiel, hat man vor Ort ein Einzelhandelsgeschäft, so ein Restaurant, ist es ganz steuerfrei, und das ist natürlich hochinteressant. Für andere Fälle, wo man wirklich sagt, Herr Sauerborn, und Sie kennen sich da auch sehr, sehr gut mit aus, wenn man sagt, ich muss hier eine gewisse internationale Geschäftstätigkeit, gesellschaftsmäßige Unternehmensstrukturen strukturieren, aber die ich gerne mit Kombination von Wohnsitz in Monaco und einer Gesellschaft je nach Projekt in einem anderen Standort. Da gibt es viele interessante Möglichkeiten, viele solide Möglichkeiten von professionell gemanagten Gesellschaften, die einem steuerlich wesentlich mehr bieten können und auch viel, viel schöner umzusetzen sind.
26:08 - Wohnsitzempfehlung Monaco
Daniel: Da würde ich an der Stelle gerne auch mal direkt die Frage an den Sebastian Sauerborn richten, weil das, was jetzt der Herr Dr. Bosse gesagt hat, da waren einige positive Aspekte, einige negative Aspekte. Mich interessiert, ob darin vielleicht auch der Grund liegt, weshalb wir bis jetzt Monaco noch nicht als Wohnsitzempfehlungen auf unseren Webseiten anbieten. Vielleicht kannst Du etwas dazu sagen.
Sebastian: Ja, das ist ein guter Punkt, also zunächst mal, wie gesagt, wir sind dann auch, wenn wir verschiedene Wohnsitzstaaten empfehlen, sei es in Großbritannien, Malta, Irland oder was anderes, immer auch auf lokale Experten angewiesen, die dann tatsächlich den Mandanten auch bei der Umsetzung helfen, weil wir das ja hier von Großbritannien aus gar nicht machen können. Jetzt kennen wir den Herrn Dr. Bosse, jetzt kann man sich überlegen, ob wir jetzt hier mal Monaco dann gerne empfehlen würden. Aber es ist eben in der Regel doch so, dass Monaco ja doch, wie Herr Dr. Bosse ja schon angesprochen hat, relativ hohe Auflagen hat, was jetzt den Umzug anbelangt. Sie haben ja schon gesagt, man muss 500.000 da bei der Bank anlegen, die Immobilien sind relativ teuer, also, es ist halt schon so, selbst jetzt bei gut verdienenden Mandanten, die jetzt da im höheren sechsstelligen Bereich oder so verdienen, ist es ja schon eine happige Hausnummer, darüber hinweg zu kommen. Natürlich, wenn man jetzt ein Unternehmen verkauft hat und da einen Schnitt machen will im Leben, dann ist es sicherlich nochmal etwas anderes. Aber so ist es doch einfacher in Länder, wie jetzt Malta oder so was, umzuziehen, z.B. als nach Monaco. Aber wie gesagt, es gibt schon eine gewisse Klientel, für die natürlich Monaco absolut geeignet ist, und auch wenn wir das bisher nicht sehr aktiv, sage ich mal, hier beworben haben, halte ich Monaco natürlich für einen absolut sinnvollen Ort, um den Wohnsitz anzumelden.
28:22 - Veränderung der demographischen Lage
Daniel: Bei den demographischen Kennzahlen der Expats oder Auswanderer, die in den letzten Jahren nach Monaco gekommen sind, da hat Herr Dr. Bosse eine Veränderung festgestellt.
Dr. Bosse: Während früher, wie gesagt, hatte Monaco so ein bisschen den Ruf, da ja so Thema, die Leute, die sich zur Ruhe gesetzt haben, ziehen sie hierhin. Nein, ich habe in den Mandanten in den letzten Jahren sehr, sehr viel jüngere Leute gehabt, die noch geschäftlich voll aktiv sind. Ein großer Teil eben kommen mit Tech Branche, irgendwie direkt oder indirekt zu tun, weil, wie wir heute ja auch, man benutzt Zoom, man kann im Prinzip von wo aus auch immer arbeiten, und da hat doch die Klientel sich geändert, und gerade eben Leute, die internationale Geschäfte machen, ohne jetzt physisch da an Fabriken gebunden zu sein, und wo man jeden Tag anwesend sein muss, da gibt es eben sehr interessante Möglichkeiten, den Wohnsitz in Monaco mit ausländischen Gesellschaftsstrukturen zu verbinden. Und das haben eben gerade auch, was ich gesagt habe, viele noch voll aktive Geschäftsleute erkannt und ziehen hierhin.
Sebastian: Das glaube ich auch, Sie haben ja sicherlich auch wahrscheinlich erlebt, dass jetzt z.B. hier Covid usw. für viele Leute doch ein gewissen Katalysator ist, dass man sagt, okay, jetzt machen wir schon seit zwei Jahren mit Zoom, wie Sie selbst angesprochen haben, ich meine, von wo ich hin zoome, ist ja nun wirklich egal. Warum soll ich in Deutschland sitzen und dort 50% Steuern bezahlen, wenn ich auch von Monaco aus zum Beispiel zoomen kann, und ich glaube, das hat bei vielen Leuten, das sehen wir auch bei unserer Mandantschaft tatsächlich auch, gewisse gedankliche Prozesse in Gang gesetzt, die sich das Ganze jetzt tatsächlich neu überlegen. Hinzu kommt natürlich, und das ist ja wahrscheinlich doch nochmal ein interessanter Punkt anzusprechen, dass ja gerade auch im Bereich Krypto doch sehr hohe Vermögen mittlerweile geschaffen wurden, und wer da im richtigen Moment eingestiegen oder ausgestiegen ist, ist ja nun wirklich hier sehr gut situiert. Kombiniert mit diesen sehr attraktiven Bewertungen der Tech Branche an der Börse momentan, oder generell auch Venture Kapital, da werden ja doch, kann man nur sagen, fast Phantasiewerte erzielt, und wenn dort jemand jetzt ein Unternehmen aufgebaut hat, also wir haben einen Mandanten, der hat ein Unternehmen aufgebaut, die organisieren so virtuelle Events, die sind von 20 Mitarbeitern auf 1.000 Mitarbeiter in einem halben Jahr oder so angestiegen, oder in einem Jahr, und sind jetzt bewertet mit ein paar Milliarden. Da ist z.B. einer, der, und das ist genau das Thema, einer der Aktionäre, die im Unternehmen auch mitarbeiten, der auch unser Mandant ist, der ist jetzt in die Bahamas umgezogen. Hauptsächlich deswegen, weil die Büros in Miami haben, und da ist natürlich Bahamas dann gut, gleiche Zeitzone, man ist in einer halben Stunde drüber. Wäre das jetzt in Europa, würde er wahrscheinlich auch Monaco in Anbetracht ziehen.
31:33 - Väterliche Ratschläge eines erfahrenen Beraters
Dr. Bosse: Herr Sauerborn, wie Sie ja auch, ich betreue ja nicht nur Monaco, sondern ich betreue ja im Prinzip auch andere Standorte, weil das ist auch eben wichtig, anzusprechen, es geht ja gar nicht im ersten Schritt nur um den Standort, welche Voraussetzungen sind. Der erste Schritt sollte immer sein, die Analyse der steuerlichen Voraussetzungen und Folgen eines Wegzuges, egal aus welchem Land. Und das ist eben, wo manche Leute auch den zweiten Schritt vor dem ersten machen und sagen, ja, sind die Voraussetzungen für die Wohnsitznahme und dieses und jenes, ohne vorher wirklich sauber analysiert zu haben, ja, was bedeutet das denn für meine zukünftigen Einkünfte, was bedeutet das eventuell im Hinblick auf eine Wegzugsbesteuerung, Entstrickung, etc., was sich, wie gesagt meist händeln lässt, nur es muss eben vernünftig untersucht werden Und das kann ich nicht genug unterstreichen, und Sie werden mir da zustimmen, das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt, dass man erst sagt, macht es überhaupt Sinn, wegzuziehen, egal, wohin, und im zweiten Schritt dann sagt, okay, was kommen als Standorte in Frage, wie gesagt, es gibt diverse andere Standorte, Italien bietet eine Pauschalbesteuerung mittlerweile an, ich hatte gerade gestern ein langes Gespräch mit einem Klienten davon, wo wir überlegt haben, ob Italien oder Monaco, der auch unter 30 ist, ein junger Mann, und der trotzdem aber sagt, nein, mir gefällt eben Monaco besser, weil es vom täglichen Leben einfach mehr bietet, es ist ein enorm sicherer Standort, was heute auch immer wichtiger wird, hier also so gut wie keine Kriminalität, internationales Publikum, gute Verkehrsanbindung durch den Nizza Flughafen. Da kommt eben das wieder hinein, dass man sagt, es sind nicht nur steuerliche Motive, es sind auch die privaten Motive. Jemand anders wird vielleicht sagen, nein, ich möchte gerne eine große landschaftlich schön gelegene Villa in Italien haben. Gut, dann sagt man eben, okay, lass uns mal angucken mit der Pauschalbesteuerung da, und wie Sie auch, ich habe Kooperationspartner vor Ort, und das kann auch funktionieren. Wie gesagt, Malta, etc., Portugal kann interessant sein, Dubai auch immer wieder, wobei Dubai ein bisschen speziell ist, aber na gut. Oder wo Sie sitzen, Herr Sauerborn, England hat nach wie vor für Ausländer noch sehr, sehr interessante Seiten.
Sebastian: Und ich meine, es gibt jetzt ja, wenn Sie schon von England sprechen, es gibt ja gewisse Trends, z.B. Brexit ist jetzt ja auch die Wohnsitznahme in Großbritannien doch auch mit einigen Hürden mittlerweile verbunden für Leute, die jetzt nicht davor den Pre-Status beantragt haben. Auf der anderen Seite wird ja die deutsche Wegzugsbesteuerung ab nächstem Jahr verschärft, und es wird letztlich hinsichtlich der Stundung kein Unterschied mehr gemacht zwischen EU und Nicht-EU, d.h. es wird für eine gewisse, bei vorübergehenden Umzügen gibt es Stundung, aber bei endgültigen Umzügen nicht mehr. Das heißt ja eben auch, aber dass auf einmal dann die ganzen Nicht-EU Staaten für Umzüge dann auch wieder interessanter werden, weil ich ja sowieso keine Stundung mehr beantragen kann, wenn ich jetzt innerhalb der EU umziehe, und das sind eben doch Dinge. Und eben, wie gesagt auch Covid hat so eine grundsätzliche Flexibilität bei den Menschen mittlerweile ausgelöst, zumindest bei denen, die es sich leisten können, die sowieso mobil sind aufgrund der Tätigkeit. Und da sehe ich auf jeden Fall, also wir haben momentan vermehrt Anfragen, auch von Leuten, die nach Panama umziehen wollen, die nach Dubai umziehen wollen. Meine persönliche Erfahrung ist mit Mandanten, die jetzt diese Umzüge ganz weit weg machen, Dubai oder Panama, dass die oftmals wieder zurückkommen, weil die das unterschätzt haben, was das tatsächlich bedeutet. Monaco kann man sich natürlich schon viel eher vorstellen, weil es ja im Grunde sehr europäisch ist, es ist nah dran, wie Sie schon gesagt haben, man ist Nizza überall, jeder kennt die Côte d'Azur, jeder war schon mal im Urlaub in Südfrankreich, also, das ist alles sehr nah, und daher doch möglicherweise mentalitätsmäßig viel einfacher vorstellbar.
35:51 - Warum kehren Auswanderer oftmals wieder zurück?
Daniel: Und dennoch verlassen ja immer mal Auswanderer ihre neue Heimat. Warum? Sebastian kennt dafür einige Gründe.
Sebastian: Ich würde sagen, was meine Erfahrung in Panama und Dubai ist, aber nicht nur ehrlich gesagt nicht nur dort, sondern z.B. auch schon beispielsweise Zypern, also, ich kenne etliche Mandanten, die von Zypern nach Malta umgezogen sind, ich kenne relativ wenig Leute, die von Malta von dann wieder weggehen, aber Zypern schon hat gewisse Nachteile gegenüber Malta. Und jetzt bei Monaco ist meiner Meinung nach, wie ich vorhin schon erwähnt habe das Beispiel von der Mandantin, die einfach nicht die notwendigen Mittel hatte, um dort entspannt leben zu können. Da war es jetzt weniger der kulturelle Teil, wobei eben in Dubai und Panama und solchen Ländern einfach der Kulturschock für die Leute nicht zum Aushalten ist. Und in Monaco denke ich, meine Erfahrung bisher war, ist rein das Finanzielle, dass man das unterschätzt hat, was das kostet, auch was die Mieten zum Beispiel kosten, wenn man jetzt anständig wohnen will. Ich habe vorhin nochmal kurz im Internet nachgeschaut, also realistischer Weise, ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber weniger als 10.000 € im Monat wird man nicht ausgeben können für eine anständige Wohnung.
Dr. Bosse: Ah, das stimmt nicht ganz, natürlich, das hängt jetzt davon ab, was man will, nur man kann schon eine Zwei-Zimmerwohnung, also eine Ein-Schlafzimmerwohnung hier finden, die natürlich jetzt nicht in der besten Lage ist, aber irgendwo so 4.000 € bis 5.000 €, das ist schon möglich, ist ein bisschen schwierig, aber wenn man z.B. bereit ist zu sagen, ich brauche keinen Balkon, weil ich eben sowieso am Strand sitze, der gerade in Monaco frisch renoviert wurde dieses Jahr, und alles ganz neu ist, also da gibt es schon Möglichkeiten. Natürlich gibt es andere Extreme, ich habe einen Klienten, der hat gerade ein Penthaus gemietet für 260.000 € im Monat. Nur in dem Fall, er ist sehr vermögend, da lohnt es sich sogar noch. Also, es gibt schon Extreme hier, nicht wahr. Da ist es aber eben auch interessant in Monaco, wo man eben, wie gesagt, wenn man im Restaurant sitzt, kann eben so ein Multimilliardär auf der linken Seite sitzen, auf der rechten Seite sitzt eben jemand, der hier irgendwo in der Verwaltung arbeitet, und es sitzen alle zusammen, das ist also nicht so segmentiert, wie in anderen großen Städten, wo einige Leute nur da hingehen und die anderen gehen da hin, das macht das ganze recht locker.
38:14 - Lebenshaltungskosten in Monaco
Daniel: Wenn Sie jetzt einer Ihrer Mandanten fragt, was so ungefähr, mit was für Lebenshaltungskosten er im Monat rechnen muss in Monaco, was ist so Ihre Standardantwort?
Dr. Bosse: Wie Sie gesagt haben, es hängt ganz stark davon ab, wenn jetzt jemand kommt mit drei Kindern, braucht der natürlich ein größeres Apartment. Ja, und das stimmt, größere Apartments sind momentan sehr stark nachgefragt, weil eben viele mit Familie mittlerweile kommen, und dann reden wir von Summen, einfach von der Miete her, die natürlich ganz andere Dimensionen, da reden wir, wie gesagt, sehr, sehr schnell über 15.000 €, 20.000 €, 25.000 € und Ende offen nach oben. Wenn jetzt jemand kommt und sagt, Mensch, ich bin alleinstehend, ich brauche im Prinzip nur eine kleine Wohnung, dann kann man eben wirklich was so im 4.000 € bis 5.000 € Bereich machen. Zu den anderen Lebenshaltungskosten, Thema Autoversicherung, Thema Supermarkt, ist es nicht groß teurer als etwa in Deutschland auch. Und in Deutschland sind die Mieten ja auch rasant gestiegen, also ich habe vor kurzen da mal etwas aus München gehört, wo man ja auch mittlerweile schon ganz schön bezahlen muss, nicht wahr? Dann Restaurants, natürlich gibt es hier Restaurants, die sehr teuer sind, und es gibt andere Restaurants, die bieten ein Mittagsmenü an mit einem Glas Wein für 22 €. Also, das liegt ein bisschen an der Person selbst. Wenn jemand jetzt sagt, ich will immer jeden Tag in einem drei Sterne Restaurant essen, gut, dann wird es teurer, nur es wird genauso teuer, wenn Sie das in Paris machen oder in München.
39:47 - Schulen und Schulpflicht in Monaco
Daniel: Jetzt haben Sie vorhin gerade Familien mit Kindern angesprochen. Das ist natürlich auch immer eine Frage, die dann von Mandanten kommt: Wie ist es mit Schule? Also, gibt es Internationale Schulen? Wie ist es mit der Schulpflicht, das heißt, wenn man sich anmeldet mit der Residenz, kommt dann jemand, der sagt: „Komm, Du musst jetzt Deine Kinder hier in eine Schule stecken!“ Weil ja viele Eltern auch zur Online-Beschulung oder zur Privat-Beschulung übergehen.
Dr. Bosse: Es gibt schon theoretisch eine Schulpflicht hier ab sechs Jahren, es gibt keine Kindergartenpflicht hier, es gibt viele Möglichkeiten. Es gibt also einmal staatliche Schulen hier, wo alles in Französisch gemacht wird, dann gibt es immer eine, die sehr populär ist, eine International School of Monaco, wo im Prinzip Hauptsprache Englisch ist, und da gehen natürlich viele von den Expats hin, das ist eine Privatschule, die kostet Geld. Dann gibt es aber auch hier in der französischen Umgebung auch diverse International Schools. Also da gibt es schon, da ist einiges an Angebot da. Für Kinder natürlich, es fehlt in Monaco direkt vielleicht ein bisschen die Natur, man hat natürlich das Hinterland, wo man am Wochenende mit dem Kind mal hinfahren kann, selbst in die Berge. Und Monaco hat einen Riesenvorteil, es ist eben die Sicherheit. Ich habe gerade gestern mit einem Klienten von mir Lunch gehabt, der hat ein 12-jähriges Kind, und der sagt: „Es ist enorm, mein Kind geht nach der Schule einfach alleine zu Starbucks mit den Freundinnen und kommt dann alleine zu Fuß nach Hause, weil ich hier keine Angst haben muss.“ Würde er jetzt irgendwo in Berlin wohnen, wo er früher mal gewohnt hat, hätte er schon Angst, sie da alleine rumlaufen zu lassen.
41:25 - Eine typische und gute Variante ist die Kombination Monaco & Malta
Daniel: Sebastian geht jetzt noch auf eine interessante Variante ein.
Sebastian: Der Tenor war, wenn ich es richtig verstanden habe jetzt die Firmengründung in Monaco macht jetzt wenig Sinn, es sei denn, außer man hat jetzt ganz spezifische Pläne, hinsichtlich in Monaco etwas zu machen. Wäre also so die typische Konstruktion, dass jemand, wenn wir von Malta sprechen, in Malta dann ein Unternehmen hätte, was ja sehr günstig besteuert ist hinsichtlich der Gewinnbesteuerung, bezüglich der Körperschaftsteuer, und er würde sich dann letztlich Dividenden ausschütten lassen von dieser maltesischen Gesellschaft und würde somit dann den Verdienst vereinnahmen.
Dr. Bosse: Da sprechen Sie ein typisches Beispiel an, auch genau eine Kombination zwischen Wohnsitz und Firmensitz, die ich sehr viel benutze momentan, und mit Malta kennen Sie sich ja und Ihr Bruder sehr, sehr gut aus. Malta ist ein hochinteressanter Standort, der eben gerade in Kombination mit Monaco gut geht, weil Malta, wie gesagt, diese privilegierten Steuersätze, die letztlich über die Rückerstattung der Steuer laufen. Also, ich sage mal bei normaler Trading Activity kommen Sie auch auf 5% effektiven Steuersatz auf Malta, richtig? Und dann, wenn die Ausschüttung nach Monaco erfolgt, gibt es eben keine Quellensteuer auf Malta, und es gibt null Steuern in Monaco, weil Monaco das einfach nicht interessiert, was ein Resident hier als Dividenden vom Ausland bekommt. Das heißt, in dem Moment, wo auf Malta diese begrenzte Steuer korrekt bezahlt wurde, ist die Sache erledigt. Und da kann man das völlig steuerfrei ganz legal in Monaco erzielen, und natürlich Thema moderne Kommunikation, Zoom, usw., niemand wird jemanden stoppen, der ein Unternehmen auf Malta hat, jetzt hier in einer Wohnung in Monaco zu setzen, und von hier aus seine E-Mails zu schreiben, seine Telefonate zu führen, seine Zoom Konferenzen zu halten, das wir keinen stören.
43:29 - Eine Holdinggesellschaft in Monaco und eine weitere Möglichkeit
Sebastian: Das ist ein wichtiger Punkt, das ist ja in manchen Ländern doch ein Problem. Man sollte vielleicht nochmal eine Sache ansprechen, und ich frage mich, ob Sie dazu auch Erfahrung haben. Wir hatten mal einen Mandanten, der hat tatsächlich auch in Monaco gelebt, der hat da in ein deutsches Unternehmen investiert, oder ein deutsches Unternehmen übernommen und hat dort nach einer Holdinggesellschaft gesucht und jedenfalls, wir sind da mit seinem steuerlichen Berater zu dem Schluss gekommen, dass das ohne Weiteres nicht geht, hier Gewinne aus einer deutschen GmbH selbst über eine EU Holding in Malta zu vereinnahmen, weil entsprechend es eine Klausel gibt im Deutsch-Maltesischen Doppelbesteuerungsabkommen, wo letztlich die Benefits, die Treaty Benefits im Grunde limitiert werden, wenn diese Gesellschaft nur dazu dient, eine Quellenbesteuerung zu vermeiden in Deutschland, die ja zum Tragen kommen würde, wenn er direkt diesen Anteil halten würde an der Gesellschaft.
Dr. Bosse: Ja, ja, genau, das Thema kenne ich auch gut, und wie Sie es ansprechen, was wir ja diese Limitation of Benefits Klausel nennen, die Deutschland sehr gerne mag und auch drauf rumreitet. Nur hier darf man eben eines nicht vergessen, nehmen wir wieder diesen Beispielsfall Malta: Malta ist ein EU-Land, und was Deutschland immer nicht sehen will, dass es eben gewisse EU-Grundfreiheiten gibt, die auf nahezu verfassungsrechtlicher Ebene abgesichert sind. Und Deutschland, wie auch Frankreich, haben ja schon mehrere Male eine kleine Ohrfeige vom Europäischen Gerichtshof bekommen, weil, gewisse Länder wie gerade eben Deutschland immer viel zu weit gehen, einfach sagen, das erkennen wir nicht an, jenes erkennen wir nicht an. Auf Basis des EU-Rechts hat ein EU-Bürger normalerweise die Möglichkeit, eine Gesellschaft dort zu gründen und zu nutzen, innerhalb der EU, wo er will. Teilweise sogar außerhalb der EU, da wird es rechtlich ein bisschen komplizierter. Und der Europäische Gerichtshof sagt eigentlich, nur in klaren Missbrauchsfällen kann man diese Anerkennung versagen. Und dann kommen wir natürlich dazu, und das betrifft nicht nur Malta, sondern alles mittlerweile. Natürlich die reine Briefkastengesellschaft, die kann man in solchen Situationen völlig vergessen, denn die wird nicht anerkannt. Also ganz entscheidend ist immer, dass, wenn z.B., ich sage mal, Wohnsitz in Monaco, die Holding auf Malta, die Beteiligung einer deutschen Firma muss eben eine Substanz auf Malta bestellen. Da gibt es dann wieder den Streit mit dem deutschen Finanzamt, wieviel Substanz muss da sein, dann kommt aber irgendwo, wie ich das eben erklärt habe, das europarechtliche Argument rein, und Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs, Holdingprivileg, usw., weil natürlich eine Holding nicht so viel Tätigkeit täglich hat, nicht wahr? Dann gibts anderen Punkt, dass gewisse Entscheidungen wirklich auf Malta dann zum Beispiel getroffen werden, oder in Luxemburg, oder wo auch immer, es gibt ja verschiedene Standorte. Nur, ja, ich weiß, deutsches Finanzamt will das immer machen, Sie haben die Wegzugsbesteuerung angesprochen. Wenn ich mir diese neue Fassung ansehe, da die jetzt ab 01.01. gilt, sehe ich diverse EU rechtliche Probleme, das wird ...
Sebastian: Da stimme ich Ihnen zu, ja.
Dr. Bosse: Nur leider, da ist eben die Frage, was ich den Klienten immer sage, okay, man kann nie eine ganz klare Antwort vorher geben in so einer Holding Situation. Man kann nur sagen, wir müssen eben Argumente aufbauen. Ein Argument hier in Monaco, was ich immer in diesen Situationen nutze, ist, dass Monaco eine reine Holdinggesellschaft eigentlich nicht genehmigt. Die genehmigen nur, wenn man hier eine Tätigkeit hat, und dann eben Unterbeteiligung, okay, aber jetzt reine Holding gibt es theoretisch, unter uns theoretisch, zumindest theoretisch nicht da. Übrigens, es gibt in Monaco noch eine andere Gesellschaftsform, die keiner staatlichen Genehmigung bedarf, das ist etwas vergleichbar einer deutschen BGB-Gesellschaft, einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die eben nur für zivile Zwecke angesetzt werden kann, und zivile Zwecke sind zum Beispiel Vermögensberatung. Also wenn man jetzt sein eigenes Vermögen verwaltet, Bankkonten, etc., und eben ganz stark Immobilien, um Immobilien zu halten, und da ist z.B., da man da keine Genehmigung braucht, man braucht im Prinzip hier nur eine Adresse und einen Direktor dann, kann das sogar für Nicht-Residenten in Frage kommen. Weil für die kommerziellen Gesellschaften will man sagen, wenn sie gar nicht in Monaco wohnen, warum wollen sie hier eine Gesellschaft haben, es sei denn man betreibt die hier wirklich vor Ort, natürlich, ich sage mal ein Einzelhandelsgeschäft, da braucht man dann wieder einen örtlichen Repräsentanten, Geschäftsführer, usw. Diese zivile Gesellschaft ist aber im Prinzip möglich, also auch für jemanden, der nicht in Monaco wohnt, und die hat z.B, wird die stark eingesetzt für Immobilienkäufe in Frankreich, weil das kann diverse, je nach Nationalität des Anteilseigners, kann das substanzielle erbschaftsteuerliche Vorteile haben. Also das ist ein Vehicle, wo man sagt, na gut, das ist sozusagen eine Briefkastengesellschaft. Um zurückzukommen auf Ihr Beispiel, Beteiligung in Deutschland an irgendwelchen Firmen, wenn Holding, ja, geht's nur mit einer Holding, wenn überhaupt die eine entsprechende Substanz hat, außerhalb meine ich jetzt, in Malta, Luxemburg, wo auch immer.
49:10 - Verhältnis Finanzbehörde – Steuerpflichtiger in Monaco
Daniel: Wie sind denn die Finanzbehörden so aufgestellt in Monaco? Also wie ist so das Verhältnis zwischen Steuerpflichtigen und Finanzbehörde in Monaco?
Dr. Bosse: Die absolute Mehrzahl von Leuten ist ja eben, wie gesagt als Privatleute hier, die betreiben kein Unternehmen. Und das eben ist etwas sehr, sehr schönes, wenn man in dieser Situation, nochmal, privat man lebt in Monaco, hat aber eventuell, was weiß ich, diverse unternehmerische Aktivitäten, die ja strukturiert über Gesellschaften auf Malta, Luxemburg, wo auch immer, interessiert Monaco das einfach überhaupt nicht. Man braucht keine Buchhaltung hier zu führen, man braucht keine Belege aufzuheben, man braucht keine Formulare auszufüllen, nichts, gar nichts, gar nichts, gar nichts. Wenn man jetzt ein Unternehmen hier betreibt, ein kommerzielles, da ist auch die Atmosphäre in dem Finanzamt sehr locker, wo man teilweise sogar mit denen reden kann und kann so eine Art pauschalierte Regelung treffen. Also die sind gar nicht aggressiv hier.
50:11 - Make a long Story short – Kurze Frage, kurze Antworten
Daniel: Kommen wir jetzt zu unserer Kategorie „Make a long Story short“. Ich stelle Fragen, die möglichst kurz und knackig beantwortet werden.
Daniel: Wenn ich jetzt nur einen Tag in Monaco bin, was sollte ich mir unbedingt ansehen?
Dr. Bosse: Das Casino, den Palast und den Strand.
Daniel: Klasse. Gibt es eine Spezialität aus der Küche, die ich mir da unbedingt einmal bestellen muss?
Dr. Bosse: Eine örtliche, typisch monegassische Spezialität, das sind so kleine Teigbällchen, die mit Gemüse gefüllt sind, d.h. Barbagiuan, der Bart von Jean. Das kann man bekommen, z.B. im Café de Paris oder in der Bar vom Hotel. Das ist eine typische Spezialität.
Daniel: Was ist der schönste Monat im Jahr in Monaco?
Dr. Bosse: Für mich persönlich Mai.
Daniel: Wie fast überall, okay. Was muss man unbedingt vermeiden, wenn man in Monaco ist?
Dr. Bosse: Der Polizei auf die Füße zu treten, in jeder Art und Weise. Also korrekt verhalten, und dann ist die Polizei sehr freundlich hier, sehr hilfreich und sehr tolerant.
Daniel: Okay, vielen herzlichen Dank, es hat uns sehr gefreut.
Dr. Bosse: Danke Ihnen!
Sebastian: Dr. Bosse, vielen Dank.
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Was zieht Unternehmer nach Dubai?
Erfahren Sie, warum Unternehmer wie Marc Schippke nach Dubai ziehen. In diesem ausführlichen Bericht teilt Marc seine Erfahrungen und gibt Einblicke in das Leben und Arbeiten in Dubai.
Zu Gast: Marc Schippke
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Marc Schippke ist ein junger Unternehmer mit einer großen Bandbreite an Erfahrungen und berichtet uns heute ausführlich über (s)ein Leben in Dubai und lässt den Zuhörer fühlen, was einen dort erwartet.
Mit seiner Wirtschaftsberatung hilft Marc diversen Unternehmern durch die richtige Unternehmensstruktur, Firmensitz und Wohnsitz mehr finanzielle und wirtschaftliche Freiheit zu erlangen. Er ist mit seiner Firma die Brücke besonders für Deutsche, Österreicher und Schweizer, und bietet ihnen ihrem Standard entsprechende Dienstleistungen.
Mit Vorurteilen aufgeräumt
In vielen Bereichen unterscheidet sich Dubai von dem, was man aus beispielsweise Deutschland gewohnt ist. Kinderreiche Familien werden in Dubai nicht schief angesehen, Patienten und ihre Angehörigen werden im Weltklasse Krankenhaus wie Könige empfangen und behandelt, so dass man wieder genesen kann, und auch gerade Frauen sind in Dubai besonders sicher. Schlechtes Benehmen und „Saufen“ gibt es dort nicht, und Kriminalität wird ebenfalls nicht toleriert.
Vorurteile helfen niemandem, und heute räumt Marc mit vielen davon auf und öffnet unseren Blick für ein Land, in das mehr und mehr Europäer auswandern und ihren Lebensmittelpunkt dorthin verschieben.
Frauen in Dubai
Wenn Marc von Frauen in Dubai spricht, unterscheidet er zwischen Muslima und Nicht-Muslima, aber für eine Nicht-Muslima gibt es keinerlei Unterschiede zu Europa. Frauen in Dubai besetzen Schlüsselpositionen in Wirtschaft und Politik und werden wertgeschätzt, sie können alles tun und haben keinerlei Nachteile.
Überwachungsstaat Dubai . . .
Dass Dubai ein Überwachungsstaat ist, wird heute nochmals bestätigt: Kameras überall, Tracking durch die Emirates ID, Strafzettel werden durch die vorbeifahrende Verkehrspolizei durch Scannen ausgestellt, das volle Programm.
. . . mit freundlichen Polizisten
Allerdings wird Polizei und Armee in Dubai als angenehm wahrgenommen, während man in Deutschland schon zusammenzuckt, wenn man ein Polizeiauto nur sieht. Aggression bei der Polizei in Dubai ist nicht zu erkennen, es gibt sie einfach nicht, und Vorfälle werden gechillt geklärt.
Kontoeröffnung und Banken in Dubai
Ausschlaggebend ist die Beziehung zu den Banken, und ein Konto in den Emiraten ist nur mit der Emirates ID zu bekommen. Für ein Konto bei einer der bekannten Banken wie Mashreq und Emirates NBD muss man mindestens eine Million haben und bewegen. Mit kleineren Summen kann man nur bei „zweit- und drittklassigen“ Banken Kunde werden.
Die Kunst des Beraters ist es, die richtige Firmenstruktur und Businessplan zu präsentieren, damit der Klient problemlos ein Konto bekommen und arbeiten kann, vor allem für Jungunternehmer.
Free Zone oder Mainland Company in Dubai gründen?
Hat man 45.000 €, die man auf ein Geschäftskonto einzahlen kann, wird zu einer Mainland Company geraten, wobei es die Soul Establishment (Einzelfirma), die Civil Company (LP) und eine Partnership (entspricht der deutschen GbR) gibt, und alle drei Gesellschaften benötigen keinen Local Sponsor.
Marc rät zu 99% immer zu einer Mainland Company, und wenn man in den Emiraten keine Mehrwertsteuer erheben und zahlen möchte, muss man lediglich nachweisen, dass man in den Emiraten nicht tätig ist, man hat ein kleines Accounting, zeigt seine Jahresbilanz, und dass man keine Einnahmen innerhalb der Emirate erzielt hat.
Visa und die Emirates ID
Die Beantragung und Ausstellung der Emirates ID dauert in der Regel zwischen 14 und 21 Tagen und sind ein unkomplizierter Vorgang, während dem man sich vor Ort aufhalten sollte, was bei dem schönen Wetter aber sehr angenehm ist.
Für ein Visa gibt es drei unterschiedliche Möglichkeiten, wobei die erste der Erwerb einer Immobilie von ca. 800.000 € bis 1.000.000 € wäre, und der Betrag effektiv geflossen sein muss. Ist man angestellt, bekommt man das Employment Visa (Arbeitsvisum), und Investoren gründen eine Gesellschaft und haben somit die Möglichkeit für die Emirates ID. Selbstverständlich gibt es auch das Family Visa, was allerdings durch die vielen Beglaubigungen und Übersetzungen mehr Zeit in Anspruch nimmt, was man vermeiden kann, wenn die Partnerin oder der Partner Teil der Gesellschaft ist.
Lebenshaltungskosten in Dubai und den nördlichen Emiraten
Dubai ist eine energiegeladene Stadt und ein teures Pflaster zugleich. Für ein angenehmes Leben sollten Sie zwischen 5.000 € und 10.000 € monatlich einplanen. In den nördlichen Emiraten hingegen, wie beispielsweise Ras al Khaimah oder Schardscha ist das Leben genauso schön und nur halb so teuer. Sie müssen keineswegs an Lebensqualität einbüßen! Dort finden Sie ein Haus am Meer und ein ruhigeres Leben zu erschwinglichen Preisen.
Immobilien in Dubai mieten und kaufen
Interessant sind die Angebote und Vorgehensweisen beim Kauf und Mieten einer Immobilie in Dubai, denn die Voraus-Bezahlung der Miete mit Scheck ist dort üblich. Dementsprechend werden oft vier Schecks, jeweils für ein Quartal, im Voraus ausgestellt, und es ist peinlichst darauf zu achten, dass das Konto gedeckt ist. Falls das Konto nicht gedeckt sein sollte, wird das, wie in den USA, wie Scheckkartenbetrug behandelt, und dem ist abzuraten.
Die günstigere Option (bis zu 50% günstiger!) ist immer, die Miete für ein Jahr im Voraus zu bezahlen, sofern das finanziell möglich ist, und wenn man bedenkt, dass man nach acht Jahren Miete zahlen bereits den Kaufpreis erreicht hat, ist die Option des käuflichen Erwerbs ratsam. Da bietet sich der Post Handover Payment Plan an, bei dem man etwa die Hälfte des Kaufpreises bis zum Einzug und den Rest über einige Jahr hinweg bezahlt.
Möchte man nur vorübergehend in Dubai mieten und hat dementsprechend finanziellen Background, sind die von vielen Hotels angebotenen Residences eine gute Gelegenheit.
Dubai für einen gemütlichen Start in den Arbeitstag
Wer es am Vormittag gerne etwas langsam angehen lässt, für den ist Dubai zu empfehlen, denn durch die 3-stündige Zeitverschiebung zu Europa melden sich die Kunden von dort erst nach 11.00 Uhr und man kann entspannt seinen Arbeitstag beginnen.
Impfzwang in Dubai
Aktuell findet die EXPO in Dubai statt, und einen Lockdown wird es nicht mehr geben, Masken werden getragen, und der Impfzwang für Angestellte wurde von Anfang an konsequent durchgezogen.
Kontaktdaten und Links:
Marc Schippke
Schippke Wirtschaftsberatung AG
Homepage: www.sparesteuern.com
Über Dubai: www.sparesteuern.com/dubai
Email: beratung@sparesteuern.com
Telefon: +41 41 588 06 59
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Timestamps
00:18 - Begrüßung und Einleitung und Vorstellung Marc Schippke
03:14 - Vermehrte Anfragen durch Covid
05:09 - Warum ist Dubai attraktiv?
07:05 - Frauen in Dubai
10:03 - Überwachungsstaat Dubai mit freundlicher Polizei
13:58 - Kontoeröffnung und Banken in Dubai
18:30 - Free Zone oder Mainland Company in Dubai gründen?
22:12 - Wie erhalte ich meine Emirates ID?
24:18 - Voraussetzungen für ein Visum in Dubai
27:09 - Lebenshaltungskosten in Dubai und andere Emirate als günstigere Option
28:59 - Immobilien in Dubai mieten und kaufen
32:05 - Für welche Branchen ist Dubai interessant?
34:58 - Wie ist das Leben in Dubai?
37:37 - Internet, WhatsApp und andere Kommunikationsmöglichkeiten in Dubai
39:15 - Covid oder kein Covid in Dubai?
42:54 - Medizinische Versorgung in Dubai
46:40 - Alkohol in Dubai
49:40 - Make a long Story short – Kurze Frage, kurze Antworten
50:59 - Kontaktdaten Marc Schippke
Mitschrift zu Folge 12 Perspektive Ausland: Was zieht Unternehmer nach Dubai?
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Marc Schippke
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute sprechen wir über das Leben in Dubai und wie ein Umzug oder eine Firmengründung dort am besten abgewickelt werden kann. Dafür haben wir heute Marc Schippke eingeladen, er stellt sich gleich einmal selbst vor.
Marc: Vielen Dank für die Einladung, Marc Schippke mein Name, Gründer und Vorstand der Schippke Wirtschaftsberatung AG in der Schweiz, bin 32 Jahre jung, gebürtiger Deutscher, Berliner, wohne seit acht Jahren in der Schweiz, jetzt seit drei Jahren auch in den Emiraten, in Dubai, bin Wirtschaftsberater, Unternehmensberater, Investor und helfe Unternehmern, mehr finanzielle und wirtschaftliche Freiheit zu erlangen durch die entsprechenden Strukturen, durch die richtige Unternehmensstruktur, Firmensitze, Wohnsitze, da gibt es ja national in Deutschland, aber auch international viele spannende Möglichkeiten.
Daniel: Kling gut, klingt spannend, vielleicht kannst Du ganz am Anfang kurz erwähnen, wie Du selber auf Dubai gekommen bist, wie hat es Dich jetzt nach Dubai verschlagen?
Marc: Ich habe 2017 das erste Mal im Rahmen meiner Praxis in der Wirtschaftsberatung vermehrt Anfragen bekommen für die Emirate, und die Herausforderung, die ich damals hatte, war, überhaupt mit Leuten zusammenzukommen, die sich da wirklich auskennen, und natürlich auch unsere deutsche Denkweise verstehen. Deutschland, Österreich, Schweiz, das sind ganz besondere Länder, nicht umsonst sind wir so erfolgreich wirtschaftlich, wir haben halt einfach eine bestimmte Erwartungshaltung, wenn wir viel Geld bezahlen, wollen wir auch gute Leistung erhalten. Es gilt, akkurat zu sein, transparent, ehrlich und direkt, und das ist international nicht immer ganz einfach, Ihr werdet das wissen, wenn man dann eben mit anderen Kulturen zu tun hat, dann geht es eben relativ selten so zu, wie wir das gerne hätten als Deutsche, Österreicher und Schweizer, und so war es damals eben auch, es ging gehörig viel schief mit den ganzen Leuten, die man da so am Markt kennenlernen konnte und durfte, und einiges an Lehrgeld musste bezahlt werden, und so habe ich dann irgendwann für mich entschieden, ich gehe da einfach mal vermehrt selber hin, ich schau mir das selber an. Also ich bin seit 2017 eben auch sehr oft in Dubai gewesen, und hab dann einfach entschieden, relativ kurzfristig dann, dass es auf jeden Fall Sinn macht, hier eine Firma zu gründen, dass es Sinn macht, hier Mitarbeiter im Büro einzustellen, und dass wir hier vor Ort starke Bankpartner brauchen, starke Kooperationspartner, Steuerberater, Rechtsanwälte brauchen, weil es einfach viele, viele Leute gibt, da gerade nach Dubai wollen, und die müssen unterstützt werden bei dem gesamten Spektrum, sei es jetzt eben die Firmengründung zu organisieren, die Visa zu beschaffen, die ID zu beschaffen, vernünftig solide Bankkonten aufzustellen, auch, und gerade europäische Bankkonten für ein Set Up in Dubai aufzustellen, bis hin zu Immobilienthemen, und, und, und, und da sozusagen mal alles aus einer Hand anbieten zu können, aber eben mit den entsprechenden Experten auf den richtigen Schlüsselpositionen, das haben wir uns zur Aufgabe gemacht mit unserer Wirtschaftsberatung.
03:14 - Vermehrte Anfragen durch Covid
Sebastian: Ich kann mir vorstellen, Marc, dass ja das Thema momentan Dubai, wenn man das jetzt mal im Kontext sieht mit der aktuellen COVID Situation ja sicherlich weiter an Brisanz gewonnen hat und das Thema Umzug nach Dubai hatte doch zunächst mal in gewisser Weise sehr exotisch wirkt, für viele vielleicht, die davor vielleicht da abgeschreckt sind, aber doch in der jetzigen Situation sagen, naja doch, okay, ist jetzt die Situation so, dass ich jetzt hier weg möchte, oder das hier nicht weiter mitmachen möchte, kannst Du das auch beobachten in der Beratungspraxis, haben sich die Anfragen vermehrt? Ist sozusagen die Schwelle, so einen Schritt zu machen jetzt gesunken für viele Leute?
Marc: Ja, absolut, es gibt immer mehr Anfragen, wir haben immer mehr persönliche Termine, also ich habe noch nirgendwo einen Ort gehabt, wo ich so viele physische Termine mit Deutschen hatte, also ich habe hier mehr Termine mit Deutschen, als in Deutschland, also es ist wirklich wahnsinnig, die Leute wollen hier wirklich gefühlt jeden Tag zu uns ins Büro kommen, wir haben jeden Tag Video Meetings mit Leuten, die sagen, ich komme in ein, zwei, drei, vier Wochen nach Dubai, können wir jetzt schon mal alles aufgleisen, dass ich dann sozusagen direkt wie auf Schienen zum Erfolg gefahren werde. Viele sind schon hier, haben in der Vergangenheit vielleicht Dinge auch schon mal angefangen, umzusetzen, sind vielleicht sechs, sieben, acht Monate als Touristen da und sagen, Mensch, ich will jetzt eigentlich gar nicht mehr weg, jetzt will ich mal richtig aufstellen, ich brauche eine Wohnung, ich brauche eine Firma, ich brauche eine Emirates ID. Auf jeden Fall hat das stark zugenommen.
Sebastian: [unverständlich], was Du gesagt hast über Dubai, nämlich dass Dubai ja, von dem, was wir zumindest so allgemein wissen, dass es gut erreichbar ist. Also, es gibt viele Flugverbindungen dahin, also wird viel investiert, auch in die Erreichbarkeit der Stadt, will ja auch erreichbar sein für Ausländer und hat entsprechende Infrastrukturen auch geschaffen, gerade von Europa aus, nehme ich an.
Marc: Absolut, absolut, nur wirklich nicht gut vom Flughafen BER, aber das war ja vorher schon anzunehmen.
05:09 - Warum ist Dubai attraktiv?
Daniel: Dann erzählt uns Marc mehr darüber, woran seine Kunden vor allem interessiert sind und was Dubai für sie so attraktiv macht.
Marc: Genau, also ganz wichtig mal, von 100% Klienten wollen mehr als 70% gar nicht aus Deutschland weg, oder können zumindest nicht aus Deutschland weg, d.h. wir beraten eben mehr als 70% der Deutschen in Deutschland mit deutschen Lösungen: Stiftungen, Vereinen, Genossenschaften, Holding Strukturen, die gesamte Klaviatur, vor allem auch meistens weit darüber hinausgehend, was deutsche Steuerberater so beraten. Aber, gerade in Bezug auf internationale Gestaltung erfüllt Dubai halt insgesamt sehr, sehr viele Boxen, also man wünscht sich das ganz Jahr über gutes Wetter. Jetzt mag es Leute geben, die sagen, drei, vier Monate im Jahr ist es zu heiß, aber wo auf der Welt sonst ist es sieben, acht Monate perfekt, sage ich immer. Dann Steuerfreiheit lockt natürlich jeden, der wirtschaftlich erfolgreich ist. Es gibt hier nur 5% Mehrwertsteuer, ansonsten keine Steuern. Wenn ich eben entsprechend hier vor Ort lebe, dann merke ich eben auch, es ist wahnsinnig sicher, also in jeder Statistik der Welt sind die Emirate mit führend, was öffentliche, private Sicherheit, gerade auch von Frauen, von Kindern betrifft, ein wahnsinnig schöner Ort für Familien. Ich persönlich bin Familienmensch, bin glücklich verheiratet, und es gibt einfach auch viele unserer Klienten, die mit Kindern überlegen, herzukommen, nicht gerade wenige, die gerade jetzt sagen, da passiert zu viel, was ich nicht mittragen kann und möchte, die kommen dann tatsächlich, unter anderem gerade deswegen, wegen der aktuellen Situation eben nach Dubai und erleben eben einen Ort, wo Kinderfreundlichkeit ganz groß geschrieben wird, wo gerade Afrikaner, Asiaten deutlich kinderfreundlicher sind, auch kinderreichere Familien gewohnt sind, als die Europäer, und entsprechende Nannies gibt es zu Hauf, Privatlehrer, Privatschulen, tolle Parks, Freizeitangebote, usw. Also insgesamt ist Dubai da einfach schon für viele Leute gerade extrem reizvoll.
07:05 - Frauen in Dubai
Daniel: Da habe ich noch eine Nachfrage dazu, und zwar Frauen zum Beispiel sind ja, also was darf eine Frau nicht in Dubai? Fragen wir mal so.
Marc: Das ist eine sehr schöne Frage, jetzt dürfen wir natürlich nochmal unterscheiden zwischen Muslima und Nicht-Muslima. Was Nicht-Muslima betrifft, gibt es keinerlei Unterschiede. Keine. Null. Also wenn eine Frau, und das ist ja, sagen wir mal 80% unserer weiblichen Anfragen sind nicht Muslima, und die haben die gleichen Rechte, es gibt keinerlei Argumente, warum man jetzt irgendwo als Frau Bedenken haben müsste. Wenn ich jetzt Muslima bin und sozusagen im Rahmen der Scharia wirklich leben möchte, dann muss ich mich natürlich sozusagen gewissen Regeln dann eben auch unterwerfen, das ist klar, das ist ja selbst entschieden, sozusagen, was aber wichtig ist, wenn man im islamischen Kontext sich das Ganze betrachtet, wirklich aus der muslimischen Perspektive, dann gibt es kein liberaleres Land auf der Welt, als die Emirate. Es ist Nummer Eins für Frauenrechte, Nummer Eins für Partizipation von Frauen am Gemeinwesen, an der Wirtschaft, an der Politik. Es gibt wenige Leute, die das wissen, aber es gibt ein halbes Dutzend führende Ministerinnen in den Emiraten, also in Dubai ganz speziell. Beispielsweise haben auch mehrere in Deutschland studiert, z.B. eine Dame, die hier zuständig ist für Umweltthemen und Lebensmittelsicherheit hat in Aachen studiert. Beispielsweise die Dame, man wird es vielleicht mal mitbekommen haben, die Araber wollen mit Elon zum Mars, Arabs to Mars, nicht nur die führende Wissenschaftlerin, die diese Marsmission hier anführt ist eine Frau, sondern auch die Astronautin, die sie dahin schicken wollen, ist eine Frau. Also, die Emirate bemühen sich extrem um eine Frauenquote nahe 50%, wirklich bei führender Schlüsselposition, das ist ganz erklärt, das ist offizielles Ziel hier. Ich kann nur sagen, sowohl Muslima als auch Nicht-Muslima, die wir hier kennenlernen, die wir hier begleiten, das ist ein Paradies für Frauen, Du hast wahnsinnig viel Sicherheit, Du hast keinerlei Einschränkungen. Mir ist persönlich, ich mag mich irren, aber mir ist persönlich keine Einschränkung für Frauen bekannt. Gerade eben jetzt seit letztem Jahr, wo sozusagen auch unverheiratete zusammenleben dürfen, ich muss nochmal unterscheiden, wie gesagt zwischen Muslima und Nicht-Muslima, aber, wenn ich jetzt beispielsweise nicht verheiratet wäre, und ich würde hier mit meiner Frau, also Freundin z.B. mich anmelden, das wäre überhaupt kein Unterschied, und sie kann hier genauso mit mir, wir haben auch 50/50 eine Firma zusammen, sie kann hier überall Vollmachten haben, sie kann hier ganz normal agieren, und sie persönlich, das werden viele Frauen bestätigen, die in Dubai gewesen sind, fühlt sich hier wahnsinnig wertgeschätzt und hat eben nicht negative Aspekte, die man vielleicht sonst in südlichen Ländern teilweise vermuten muss, dass man sozusagen als Frau so ein bisschen von der Seite angeschaut wird, dass es Begehrlichkeiten weckt, all diese Themen, das hat man hier als Frau wirklich nicht, man kann sich hier extrem frei bewegen.
10:03 - Überwachungsstaat Dubai mit freundlicher Polizei
Sebastian: Also im Grunde nicht diese Macho Kultur, von der Du jetzt sprichst, die es ja in manchen, ich sage jetzt mal, in südlichen Ländern, auch in südamerikanischen Ländern gibt, die gibt es in Dubai nicht. Und, wie muss man sich das vorstellen, wie ist so, sagen wir mal, wie werden die Polizei und Sicherheit, usw. wahrgenommen? Da ist ja sicherlich Präsenz da, wird es wahrgenommen als etwas Positives, oder, man muss ja schon sehen, dass es, wo ja eine, ein Königreich ist ja so eine absolute Monarchie in dem Sinne, mir ist schon klar, dass es da Minister gibt und sowas, aber am Ende ist es ja schon ein Königreich, aber man hat jetzt nicht das Gefühl, dass es ein Überwachungsstaat ist oder so was.
Marc: Das ist ein sehr faszinierendes Thema: die Emirate sind ein perfekter Überwachungsstaat. Man wird mit der Emirates ID überall getrackt, es gibt überall Kameras, in jeder Residence, in jedem Hotel. Die Autobahn, wenn Du, Du musst ja Autos, auch Mietwagen registrieren bei der RTA, bei der Verkehrsbehörde. Fährst Du z.B. einfach ab von der Autobahn, ohne zu Blinken, kriegst du automatisch ein Ticket. Da muss auch keiner Dich rausholen, wenn Du falsch parkst, die fahren vorbei, die Autos, die Verkehrspolizei, mit Scannern, und sieht, wer hat ein Ticket, und wer hat keins, und die kriegen automatisch ein Ticket, also einen Strafzettel. Ja, aber jetzt kann man sich überlegen, ist das nicht die Zukunft? Und wenn ich das wirklich reflektiere, ich bin durch und durch Libertärer, also wir würden uns alle am liebsten eine anarchische Welt, anarchokapitalistische Welt wünschen, wo jeder frei sich bewegen kann und es kaum Staaten braucht. Aber in der Praxis gibt es nun mal einfach gewisse Notwendigkeiten für einen ordnenden Staat. Und wenn ich mir das hier anschaue, das ist sehr faszinierend tatsächlich in der Praxis, ich erlebe die Polizei und auch die Armee hier als extrem angenehm. Ich habe mehrere Offiziere tatsächlich als Bekannte, ich bin mit einem emeritierten General tatsächlich befreundet, den ich kennengelernt habe, weil ich letztes Jahr am Ramadan bisschen was gespendet habe. Dann waren wir mit dem Leiter vom Roten Halbmond, dem Äquivalent vom Roten Kreuz, Fastenbrechen, da war der Leiter von der Verkehrsbehörde da, da war ein führender Ex-General am Tisch, und es sind herzensgute, liebe Menschen. Ich habe hier zwei, drei Erfahrungen gemacht mit der Polizei, wo Du sozusagen einfach, also mein Fahrer war beispielsweise mal in einen Verkehrsunfall verwickelt, das ist hochgradig professionell, da ist null Aggression. Die kommen einfach vorbei, natürlich bei jedem Autounfall sind erstmal die Gemüter oben, aber der ist total tiefenentspannt, total tiefenentspannt, hört sich das an, hört sich das an, Sie sind schuld, zack, dann gibt es einen Stempel, fertig, und dann weißt Du einfach, was Sache ist, dann brauchst Du nicht großartig rumdiskutieren. Aber es sind tatsächlich hier, aus meiner Sicht, und das ist das Faszinierende, es gibt deutlich weniger Konfliktpotential im Leben eines normalen Bürgers, dass der jetzt eben nicht in Messerstechereien und Vollsuff sozusagen sich ergeht, gibt es deutlich weniger Konfliktpotential, als in Deutschland mit der Polizei. Und die Polizei ist auch deutlich weniger aggressiv, also ich erlebe die deutsche Polizei leider, leider, ich muss mich schämen dafür tatsächlich, als zunehmend aggressiv. Ausnahmen bestätigen die Regel, es gibt tolle deutsche Polizisten. Aber - so im normalen Leben eines Bürgers erlebt man leider in Deutschland die Polizei als etwas Fremdes, das ist nicht einfach Dein Freund und Helfer, leider, sondern das ist eher etwas Fremdes, was versucht, Dich in irgendeiner Weise einzuhegen, einzugrenzen, und wo Du eigentlich immer so über die Schulter guckst, wenn Du die Polizei siehst. Und das ist hier tatsächlich nicht so, also ich kann nur für mich sprechen und für die, die ich kenne, hier gibt es keinen einzigen, der das anders sehen würde in Bezug auf die Sicherheitskräfte hier. Das ist natürlich interessant, wenn Du eine Monarchie mit einer vermeintlich freien Demokratie vergleichst.
13:58 - Kontoeröffnung und Banken in Dubai
Daniel: Wenden wir uns jetzt mal den Herausforderungen zu, die auf einen zukommen, wenn man seinen Lebensmittelpunkt nach Dubai verlegen möchte. Also, mit welchen Schwierigkeiten müssen Expats rechnen?
Marc: Die Firmengründung ist wahnsinnig einfach, und auch das Visum und die Emirates ID sind relativ straight forward. Also das ist beides keine Raketenwissenschaft, das machen wir fast jeden Tag, das ist nichts Besonderes. Aus meiner Sicht ist die wirkliche Kunst, und dadurch zeichnen wir uns eben auch aus, die wirkliche Kunst liegt in den Beziehungen mit den Banken. Das ist tatsächlich, wirklich, also, da steht und fällt halt alles. Am Ende sind die gesamte Beratung und die Umsetzung wertlos, wenn der Klient ohne Konto dasteht. Und da sind die Emirate sehr, sehr eigen. Muss ich beispielsweise in Deutschland oder in der Schweiz ein Konto ja schon haben, ein Sperrkonto, wo ich das Kapital einzahle für die Kapitalgesellschaft, ist es hier genau umgekehrt, und ich bekomme effektiv, auch ohne eine Emirates ID, in der Praxis gar keine Konten, es sei denn, ich habe schon irgendwie 10 Millionen rumliegen und sage, ich will die bloß irgendwo investieren vor Ort, aber, wenn ich hier wirklich operativ tätig werden möchte, dann muss derjenige, der hier das Sagen hat, der hier Geschäftsführer ist, der muss eine Emirates ID vorlegen, ansonsten wird die Firma gar kein Geschäftskonto bekommen. Und das ist natürlich auch mal wichtig zu bedenken, das ist natürlich ganz anders, als wir das jetzt aus Großbritannien kennen oder auch aus Singapur kennen. Stellt Euch vor, man bräuchte für eine Britische Limited, oder auch für eine US LLC dort vor Ort auf jeden Fall mal einen Wohnsitz und eine steuerliche Ansässigkeit, also, das würde schon ganz andere Dinge zur Folge haben, und das ist eben hier notwendig. Das liegt aber vor allem am Druck natürlich der Europäer, generell der OECD Staaten, das liegt auch an der Geldwäschebekämpfung, das liegt an der Bekämpfung von Steuerhinterziehung, man will auf Nummer Sicher gehen und sagt sich, dann müssen wir halt lieber die Regulierung über die Banken machen, wenn wir das Finanzamt sozusagen als Gegner nicht haben, wie in Hochsteuer Ländern, da nimmt sozusagen die Regulierung die Bank vor. Die Banken auf der anderen Seite wollen Start Ups eigentlich nicht haben, also jemand, der irgendwie so mit 5.000 € oder 10.000 € auf dem Geschäftskonto ankommt, der wird sich schwer tun, der kommt nur zu zweit- oder drittklassigen Banken, der wird kein seriöses, großes Geschäftskonto bei den bekannten Banken wie Mashreq, Emirates NBD, etc. bekommen, von den internationalen Großbanken ganz zu schweigen, da brauchst Du als, sozusagen unter 1 Million Kleinstunternehmer, brauchst Du gar nicht anfragen. Egal, wie sie alle heißen mögen, die internationalen Banken werden keine Leute annehmen, die nicht mal ein, zwei, drei Millionen Euro bewegen, haben und bewegen. Und wenn Du eben hier vor Ort mit der Emirates NBD arbeiten möchtest, was die von uns empfohlene Bank ist, weil sie auch, sozusagen in Teilen der Scheichfamilie gehört, dem Staat gehört, weil sie einfach eben sehr solide ist und sehr gut kapitalisiert, die sagen immer, die wollen 50.000, 200.000 bis 500.000 Dirham haben, d.h. ich muss eigentlich mal im Schnitt, ungefähr 45.000 € im Durchschnitt muss ich bereit sein, auf ein Geschäftskonto einzuzahlen, und das muss auch als Average Balance, wie es heißt, am Konto sozusagen vorhanden sein über den 12-Monats Horizont. Natürlich, es schwankt, aber ich muss ungefähr diesen Durchschnitt halten. Das ist auch ein Konzept, was kein Deutscher versteht, das versteht man nicht. Und da kommt es wirklich sehr genau drauf an, den Klienten zu erklären, wie die Banken hier ticken. Und da muss man natürlich vor allem die richtigen Lizenzen vorher auswählen, da kommt dann die Kunst sozusagen des Beraters ins Spiel, Firmen gründen kann jeder, aber die richtige Firmenstruktur so aufzustellen, mit dem richtigen Business Plan, dass die Bank dann da auch mitspielt, und dass der Klient ohne Probleme seine Konten aufmachen kann, auch, und gerade als Jungunternehmer, oder als einer, der vielleicht 20.000, 30.000 zur Verfügung hat und weiter damit arbeiten will, da ist die Kunst, da entsprechend dann die richtigen Banken aufzustellen, und wenn es dann auch größerer Unternehmen betrifft, dann auch mit europäischen Banken zusammenarbeiten zu können. In Großbritannien, in der Schweiz, in Liechtenstein, etc., auch in Polen, Litauen, gibt es verschiedenste Banken, mit denen wir arbeiten, wo man eben dann nicht nur bei FinTech, sondern eben auch bei Vollbanken Konten bekommt, wenn man in den Emiraten wirklich ansässig ist, mit einer sogenannten Ejari wirklich seinen Wohnsitz auch nachweisen kann, was man nur bekommt, wenn man den Mietvertrag unterschreibt, usw., das sind Dinge, auf die es wirklich ankommt. Reine Briefkastenfirmen und Free Zones ohne wirkliche Substanz kriegen in der Regel keine Konten mehr in den Emiraten. Jedenfalls nicht in Dubai und nicht in Abu Dhabi.
18:30 - Free Zone oder Mainland Company in Dubai gründen?
Sebastian: Ist sehr interessant, d.h. Du musst im Grunde vielen empfehlen, die jetzt dort, sage ich mal, nur hinziehen wollen, aber jetzt nicht die Voraussetzungen erfüllen für ein Geschäftskonto in Dubai, dass die im Grunde eine Gesellschaft irgendwo anders gründen müssen, was weiß ich, USA oder sonst irgendwo, was sich halt anbietet für sie.
Marc: Na, es hängt ja immer so ein Stück weit davon ab, was man umsetzen möchte, es gibt ja drei Varianten. Die eine Variante ist, ich habe entsprechend eben mal 45.000, circa für ein Geschäftskonto parat, dann würde ich immer empfehlen, gründe eine Mainland Company, da gibt es die Soul Establishment, das ist die Einzelfirma, es gibt die Civil Company, das ist die LP, also eine Partnership, oder eine GbR im deutschen Vergleich, und es gibt die LLC, das ist die GmbH. Und diese drei Gesellschaften brauchen keinen Local Sponsor, die LLC seit diesem Jahr nicht mehr, die beiden anderen auch bereits länger nicht, also Personengesellschaften brauchten vorher ja auch keinen Local Sponsor, aber eben jetzt auch die Kapitalgesellschaft nicht mehr, und dadurch brauche ich auch keine Free Zone. Die Free Zone, aus meiner Sicht, macht das Leben vieler Gründer einfach nur schwer, ich schränke mich unnötig ein. Die ist historisch gewachsen, die Free Zone, weil man früher ja immer das Thema hatte, ich habe Angst als Ausländer vor der Scharia, ich habe Angst vor einem Local Sponsor, usw., deshalb gründe ich eine Free Zone, aber diese Themen gibt es so eigentlich nicht mehr, weil die Emirate ja auch wettbewerbsfähig sein wollen, und deswegen hat man aus meiner Sicht kein Argument mehr für die Free Zone. Wir raten zu 99% immer zu einer Mainland Company.
Sebastian: Und dort ist ja auch die steuerfrei bei den Mainland Companies, da gibt es auch keine ...
Marc: Kein Unterschied, das Einzige ist, dass ich bei der Mainland ja in den Emiraten selber tätig werden darf, ergo muss ich nachweisen, dass ich in den Emiraten nicht tätig bin, wenn ich die Mehrwertsteuer nicht erheben und nicht zahlen möchte, das ist das Einzige, was man dann muss, da hat man halt ein kleines Accounting und zeigt halt seine Jahresbilanz, respektive Steuerauszüge, und zeigt eben auf, dass man keine Einnahmen innerhalb der Emirate erzielt hat, was bei vielen natürlich der Fall ist. So, das ist im Grunde unsere Empfehlung. Was Du gerade angesprochen hast, ist sehr relevant und sehr spannend, wir kombinieren das eben auch tatsächlich oftmals mit einer US LLC oder mit einer UK LLP, sehr spannend für diejenigen, die eben in den USA oder in Europa tätig werden wollen, und die entsprechend dann arbeiten wollen mit einem gängigen Geschäftskonto, eben auch bei den FinTechs Revolut, TransferWise, usw., ohne Probleme Konten aufmachen wollen. Das geht eben so leider nicht mehr mit Emirate Gesellschaften, da hat sich TransferWise zurückgezogen, Revolut bockt da leider auch, es gibt wenig Gründe dafür, denn wir arbeiten, wir gründen jeden Monat 20-30 Singapur Gesellschaften, und da kommt jeder an sein TransferWise Konto, gibt gar kein Problem, insofern verstehe ich das nicht wirklich, warum eine Dubai Mainland Company kein TransferWise Konto kriegen kann, aber, ist jetzt seit ca. zwei Jahren so. Genau, also wenn ich jetzt beispielsweise in international, aber außerhalb der Emirate nach außen hin auftreten will, bietet sich eine US LLC natürlich super an, wenn ich eben innerhalb der USA vor Ort ja irgendwie auch Geschäfte machen will, kann ich auch eine Limited Partnership machen, dann versteuer ich halt nur das, was drüben ist, den Rest kriege ich steuerfrei rüber. Wenn ich in Festland Europa tätig werden möchte, bietet sich eine UK LLP an, Limited Liability Partnership, wo ich keinen Nexus habe irgendwo in Großbritannien, aber eben ein normales Konto anbieten kann, mit dem ich dann in EU tätig werde. Also, es gibt verschiedene Lösungen, die man dann nochmal davor schalten kann, und wenn ich einen privat steuerfreien Wohnsitz habe, lässt sich das natürlich schön mit der Personengesellschaft als Durchflussstruktur eben umsetzen.
22:12 - Wie erhalte ich meine Emirates ID?
Daniel: Jetzt hast Du gesagt, es ist unkompliziert und keine Raketenwissenschaft, ein Unternehmen zu gründen und Residence zu bekommen, aber trotzdem nochmal konkret, also wie kann ich mir das vorstellen von dem Moment, wo ich sage, ich möchte jetzt gerne meinen Wohnsitz verlagern und eine Firma gründen, ich nehme jetzt mit Dir Kontakt auf. Wie lange dauert es, bis ich meine Residence in der Hand habe, meine Firma gegründet ist, und was kostet‘s?
Marc: Also, prinzipiell, die Reihenfolge ist: Optionale Firmennamen einschicken, Pass einschicken, Passbild einschicken und mitbringen, idealerweise, wenn es geht, schon einen Einreisestempel vom letzten Dubai Besuch, das ist immer sehr praktisch, weil die Emirate die Person schon im System haben, dann gehen Dinge teilweise auch schneller. Wenn man das nicht hat und Erstbesucher ist, dann natürlich nicht. Dann brauchen wir normalerweise immer 14-21 Tage, wo jemand idealerweise auch vor Ort ist und bleibt. Jetzt kommt natürlich mit wieder die beste Zeit des Jahres, wo die Leute sowieso über Weihnachten und Sylvester, Januar kommen und der kalten Jahreszeit entfliehen, da ist es für die meisten gar kein Thema, mal für zwei, drei, vier Wochen in Dubai zu sein am Stück, im Sommer sieht es da natürlich wieder anders aus. Insofern ist das normalerweise gängig. Vom Horizont her dauert eine Firmengründung circa drei, vier Tage, so wie in den meisten anderen Ländern auch. Das, was dann ein bisschen dauert sind dann die Visa Themen, Medical Check Up dauert eine halbe Stunde, aber man hat dann ein Ergebnis, aber dann, sozusagen, wirklich das Visum im Pass geklebt zu haben kann eine Woche dauern, und dann entsprechend die Scheckkarte, also diese ID wirklich auch händisch zu bekommen, das dauerte normalerweise eine Woche ab diesem Zeitpunkt. Jetzt haben sie gerade kürzlich eine Umstellung gemacht von der alten auf die neue Emirates ID, jetzt dauert es teilweise vier Wochen. Also das sind Dinge, da steckt man natürlich nicht drin. Ich sage, es ist keine Raketenwissenschaft, aber man muss ein bisschen Geduld mitbringen, das ist leider so. Das liegt aber nicht daran, dass die Emirate rückständig wären, sondern die Nachfrage explodiert einfach, also die Behörden haben wirklich gut zu tun, dieser ganzen Anfragen Herr zu werden.
24:18 - Voraussetzungen für ein Visum in Dubai
Daniel: Damit man ein Visum bekommen kann, muss man einige Voraussetzungen erfüllen.
Marc: Es gibt drei Aspekte, oder drei Möglichkeiten: entweder kaufe ich eine Immobilie, da schwanken die Zahlen, je nach Emirat, sagen wir mal plus minus 800.000, 1.000.000 Dirham (AED), die ich einsetzen muss, die auch geflossen sein müssen, um eine Immobilie zu kaufen. Darüber kann ich dann im Nachgang, wenn die Immobilie fertig ist, das ist wichtig, ich muss einziehen können, also es reicht noch nicht, sozusagen, die ist jetzt nur im Bau, sondern ich muss mich auch irgendwo anmelden. Wenn ich mich hier anmelden kann, dann kann man eine Emirates ID bekommen, auch ohne Firmengründung, wenn man beispielsweise nur den Wohnsitz hier haben möchte. Oder man lässt sich anstellen. Beispielsweise unsere Mitarbeiter bekommen dann eine Labor Card, das Arbeitsvisum, Employment Visa, und dann die Emirates ID eben als Angestellte, und Investoren gründen gewöhnlich natürlich dann eben eine Gesellschaft und haben mit der Gesellschaftsgründung dann als Investor die Möglichkeit. Und zu guter Letzt gibt es natürlich Family Visa. Von Family Visa raten wir normalerweise ab, da kann extrem viel sich enorm verzögern, einfach lost in translation. Da hast Du dann beispielsweise eine Konstruktion, der Mann ist mit einer Kolumbianerin verheiratet, und dann fängt es an, also dann hast Du hier Deutsch-Arabisch, dann hast Du hier Spanisch-Arabisch, dann hast Du eine Heiratsurkunde, dann musst Du alles noch beglaubigen, übersetzen, dann muss die Übersetzung noch beglaubigt werden, dann wird die Kopie nochmal beglaubigt, und dann läuft das zur Botschaft der Emirate, dann läuft das hier rüber, also, das kann zwei Monate, drei Monate dauern. Würde ich immer davon abraten, wenn man bereit ist, die Frau, die Partnerin oder den Partner, den Mann mit reinzunehmen in die Gesellschaft, würde ich das immer machen, mal Minimum von 25%, und dann eben ohne Probleme bekommt man als Investor eben auch ein Visum, und dann ist man im gleichen Zuge schon da, dann hat man nicht diesen zusätzlichen Aufwand. Und das geht eben aus meiner Sicht, bei den Top Ländern, also wenn ich jetzt alle normalen Länder mir anschaue, sozusagen, wo wir Anfragen her bekommen, da gab es noch nie Probleme. Es gibt immer mal wieder Länder, die kommen irgendwie so ein bisschen auf die Schwarze Liste oder verschwinden davon wieder. Beispielsweise liegen ja die Emirate, seitdem die Emirate mit Israel zusammenarbeiten, liegen die Emirate ja mit der Türkei, mit Erdogan ein bisschen im Klinsch, deswegen haben die Türken gerade ein bisschen einen schweren Stand, ja, das ist nicht ganz so einfach für die Türken, hierher zu kommen. Aber für Europäer an sich gibt es gar keine Probleme. Die prüfen alles mit Interpol natürlich, auch die Banken prüfen alles immer mit Interpol, hat man irgendwo einen Eintrag, wird es schwierig, aber wenn man normalerweise als unbescholtener Bürger aktiv ist und ein ganz normales Leben führt, dann bekommt man ohne Probleme hier seine Firma und auch sein Visum.
27:09 - Lebenshaltungskosten in Dubai und andere Emirate als günstigere Option
Daniel: Damit man weiß, ob man sich den Alltag in Dubai leisten kann, muss man natürlich die Lebenshaltungskosten kennen. Marc erklärt uns, worauf man sich einstellen muss.
Marc: Ich vergleiche es immer mit München, ich glaube, das ist ein ganz guter Vergleich. Wenn man sich München leisten kann, kann man sich Dubai leisten. Ich glaube, darunter können die meisten sich etwas vorstellen. Also jeder weiß, dass man auch in Dresden toll leben kann, man kann auch in Potsdam toll leben, man kann auch in, weiß ich nicht, in Kiel schön leben, aber wer halt in München leben will, weiß halt, warum er da wohnt. Man bekommt dann einfach auch etwas Gewisses geboten für sein Geld, auf der anderen Seite ist das Leben teuer erkauft. So ist es im Grunde auch in Dubai. Also, Du hast im Grunde, wenn Du, ich sage mal eine Hausnummer, wenn Du mit 5.000 € bis 10.000 € im Monat unterwegs bist, dann kannst Du in Dubai ein schönes Leben führen. Bist Du mit 2.000 € im Monat unterwegs, würde ich auf jeden Fall von Dubai abraten, das ist einfach zu teuer. Würde ich aber auch von München abraten, würde ich aber auch von London abraten, würde ich auch von Paris abraten, ja, man nimmt sich dann natürlich nicht so große Städte. Die Leute wollen ja auch immer nach Dubai, man könnte ja auch nach Schardscha gehen, man muss ja nicht nach Dubai gehen. Es gibt ja beispielsweise auch Argumente, zu sagen, ich gehe mal irgendwo an den breiteren Speckgürtel, oder sogar im Norden von Dubai liegt das nächste Emirat Schardscha, da kostet das alles schon wieder ein Drittel. Ja, da kann ich sozusagen wieder für 8 € essen gehen statt für 30 €, und da kann ich auch 800 € eine tolle Familienwohnung mieten, statt für 3.000, aber die Leute wollen natürlich nicht nach Schardscha, sondern sie wollen natürlich nach Dubai. Finanziell habe ich die gleichen Vorzüge in Schardscha zu leben, wie in Dubai, und die Dubai Mall ist von Schardscha 20-25 Minuten entfernt, aber man muss es halt wollen. Und genauso ist es natürlich in Deutschland auch, wohne ich sozusagen im Geschehen, zahle ich natürlich den entsprechenden Preis.
28:59 - Immobilien in Dubai mieten und kaufen
Sebastian: Ich war jetzt noch nie in Dubai, muss ich dazu sagen, aber ich hatte gehört, dass, wenn Du in Dubai z.B. mieten willst, dass Du dann immer die Miete ein Jahr im Voraus bezahlen musst. Stimmt das so?
Marc: Es gibt verschiedene Optionen, Du kannst entweder die Kurzzeitmiete nehmen, da gibt es ja auch viele Hotelkonzepte. Mittlerweile haben auch viele Hotels Residences, wo Du dann auch eine Langzeitmiete bekommst, und Hotels für gewöhnlich nehmen Monatszahlungen, auch bei den Residences. Sind entsprechend aber auch teurer, der Aufpreis wird immer eingepreist. Dann gibt es viele, die nehmen vier Schecks, Schecks sind hier sehr üblich, vergleichbar noch mit den USA, d.h. Mieten werden hier entweder im Voraus dann bezahlt, für das Jahr, oder es werden vier Schecks ausgestellt, im Voraus, vordatiert, wo man Quartalsweise sozusagen dem Vermieter dann erlaubt, den Scheck einzulösen. Ganz wichtiger Hinweis, immer das Konto decken! Einen Timer wirklich einstellen, zwei Tage vor diesem Datum, und dafür sorgen, dass da Geld am Konto ist, um die Miete zu zahlen, ansonsten ist es Betrug. Das ist ähnlich, wie in den USA, Scheckkartenbetrug ist nicht lustig, das will man nicht machen. Insofern, das ist schon ein Punkt, wenn man es sich erlauben kann, würde ich immer empfehlen, extra zu verhandeln und dann das Jahr im Voraus zu zahlen, weil Du einfach den besten Preis bekommst, also teilweise 50%, je nachdem, also zur Monatsmiete. Da bekommst Du dann statt für 4.000 was im Monat für 2.000, wenn Du in der Lage bist, mal 24 auf einmal zu zahlen. Das ist übrigens genau das gleiche mit den Autos. Wir mieten aktuell auch von Sixt, das ist eigentlich kompletter Irrsinn, jetzt ist aber EXPO, jetzt sind die Preise oben, ich werde mir im April, auf jeden Fall, wenn die EXPO vorbei ist, auch ein neues Auto kaufen, weil dann die Preise weit runtergehen werden, und man zahlt halt teilweise so viel Miete für einen Wagen, dass man ihn eigentlich nach anderthalb Jahren schon abbezahlt hat. Es ist wirklich verrückt, wie teuer die Mieten hier sind, da macht es wirklich Sinn, einfach zu kaufen, beispielsweise, da gibt es auch viele in äquivalent mobile.de, wo man wirklich zertifiziert, mit Gutachten gut gebrauchte Autos zu einem sehr guten Preis kaufen kann, und so ähnlich ist es mit der Miete eben auch. Wer es sich erlauben kann, zu kaufen, also statt zu mieten zu kaufen, der hat normalerweise auch einen Faktor 8-10, also ich habe normalerweise nach acht Jahren Miete zahlen, habe ich den Kaufpreis drin. Deswegen, wer es sich erlauben kann, zu kaufen, der sollte wirklich hier kaufen. Natürlich, jeder Kauf von einer Immobilie ist immer eine Spekulation, aber Dubai ist enorm am Wachsen, enorm am Steigen. Jetzt kann man immer sagen, es gibt ein Überangebot, das wäre nochmal ein separates Thema zu den Immobilienpreisen in Dubai, es gibt aber auch viele internationale Studien, dass die Immobilien weit unterbewertet sind in Dubai. Also prinzipiell würde ich jedem, der es finanziell sich erlauben kann, würde ich empfehlen zu kaufen, und da gibt es mittlerweile auch so etwas wie Post Handover Payment Plans, d.h. ich zahle vielleicht mal 40-50% vom Kaufpreis bis zum Einzug, und den anderen Rest dann über einige Jahre, und das ist dann natürlich schlauer, als Miete zu zahlen.
32:05 - Für welche Branchen ist Dubai interessant?
Daniel: Jetzt interessiert mich noch, gibt es bestimmte Branchen, für die es sich besonders lohnt, vielleicht dort ansässig zu sein? Weil man vielleicht von einer Community profitiert, weil die Branche generell dort schon da ist, viele Start Ups oder andere, vielleicht auch etablierte Unternehmen. Also rätst Du bestimmten Branchen, kommt nach Dubai, macht euer Business dort, weil dort seid ihr an der richtigen Stelle und findet die richtigen Partner?
Marc: Ja, also prinzipiell haben wir sehr viele Anfragen von internationalen Leuten, also mal alles, was irgendwie heute über das Internet Geld verdient, das hat ja COVID, das haben die Lockdowns noch beschleunigt und verstärkt. Es gibt ja kaum noch eine Branche in der Beratungsdienstleistung immerhin, oder auch in der erweiterten Dienstleistung, wo man nicht über das Internet heutzutage Geld verdienen kann. Ja, d.h. wer über das Internet Geld verdienen kann, der sitzt natürlich lieber hier, als in Deutschland. Wenn er es sich erlauben kann. Genauso Online-Händler, E-Commerce, Trader, alles, was irgendwo mit Finanzen zu tun hat, viele Krypto Leute kommen hierher, natürlich gibt es auch viele, die wir begleiten, die hier vor Ort Unternehmen aufbauen, sei es jetzt eine Automobilwerkstatt, sei es eine Bäckerei, sei es ein Restaurant, sei es ein kleines Hotel, ein Architekturbüro, sei es ein Vertriebsunternehmen, sei es ein Ingenieursbüro, usw., es gibt auch viele, die hier vor Ort wirklich tätig werden möchten, in Dubai vor Ort auch einen Laden brauchen, Mitarbeiter brauchen, wir helfen auch beim Recruiting. Wo wir von abraten, ist wenn man einfach hier nach dem alten Modell mal einen Steuersparbriefkasten haben will, das macht wirklich keinen Sinn. Der ist wahnsinnig teuer eingekauft, und die Substanz dann eben auch aufzustellen, die man braucht, das kriege ich woanders günstiger. Dann zahle ich lieber irgendwo in Polen 9% Steuern, oder in Bulgarien 10% Steuern, oder auf Zypern 12,5% und stell mir da ein bisschen was an Substanz zusammen, weil die Dinge hier einfach noch dreimal teurer sind, um das wirklich so aufzustellen, dass das auch das deutsche Finanzamt akzeptieren würde. Es macht eben insgesamt wirklich hier nur dann Sinn, auch eine Firma zu haben, wenn man hier vor Ort die entsprechende Substanz bereitstellen kann für das entsprechende Geschäftsmodell, d.h., dass man entweder als Berater selber hier ist und von hier die Beratung durchführt, oder zumindest nicht von Deutschland oder von anderen Hochsteuerländern, wo man aktuell lebt, oder dass man zumindest mal als Gesellschafter, beispielsweise bei einer Holding oder einer Stiftung oder Genossenschaft, wie auch immer beteiligt ist an einem Unternehmen hier, und dass das Unternehmen hier auch geführt wird von einem hiesigen Geschäftsführer und man dann nur die Gewinne abschöpft an die Gesellschaft der Holdingstruktur oder Stiftung in Deutschland zum Beispiel, Österreich oder Schweiz. Dann macht es Sinn, macht man das sozusagen so, dass man zwar irgendwie vielleicht auch ein halbes Jahr hier ist, aber eigentlich noch so viel Substanz in Deutschland hat, dass der Lebensmittelpunkt weiterhin in Deutschland liegt, dann tut man sich keinen Gefallen damit, das ist ein Bumerang, das wird nicht nachhaltig funktionieren.
34:58 - Wie ist das Leben in Dubai?
Daniel: Für einen Umzug nach Dubai entscheidet man sich natürlich so schnell mal nebenbei, allein schon wegen der weiten Entfernung. Marc empfiehlt jetzt vor allem eines, was man unbedingt beachten sollte, um eine gut fundierte Entscheidung zu treffen.
Marc: Überwintern, einfach wirklich mal für zwei, drei Monate überwintern, jetzt gerade einfach mal kommen, einfach mal anschauen, und zwar nicht nur für eine Woche oder zwei, sondern wirklich mal für einen Monat oder zwei, da nimmt man sich eine schöne Residence, idealerweise auch nicht in ein Hotel, oder in so eine Art Service Department würde ich dann schon gehen, dass man auch so ein bisschen das Gespür hat, das Gefühlt hat, ich lebe dort. Im Hotel ist immer der Blick verzerrt. Wirklich eine Wohnung nehmen, so wie es auch ungefähr dem langfristigen Niveau dann entsprechen würde. Klar, wenn ich jetzt vermögend bin, kann ich mir gleich was Schickes nehmen, wenn ich aber weiß, mehr als 2.000 Miete kann ich mir nicht leisten, dann würde ich auch genau auf dem Niveau mal hier zwei Monate leben. Und dann einfach schauen, gefällt es mir? Taugt mir das? Komme ich klar mit Land und Leuten? Komme ich klar mit dem Klima? Komme ich klar mit dem Umgang? Bin ich im Englischen fit genug? Hier ist natürlich alles englischsprachig, es gibt aber auch immer mehr Deutsche, tatsächlich, sehr, sehr große deutsche Community hier. Einfach ausprobieren, und wenn ich dann sage, das mag ich, ich mag dieses Gefühl, man sieht es jetzt an der Helligkeit hier, beispielsweise wird es hier immer früh dunkel, ich liebe das, es ist jetzt bei uns 17.50 Uhr, und es ist gerade die Sonne untergegangen. Ich persönlich finde das traumhaft, ich finde das perfekt, dass ich morgens um halb sechs den Sonnenaufgang habe und 17.50 Uhr bis 18.30 Uhr den Sonnenuntergang. Warum? Ich bin Frühaufsteher, also kann ich früher was vom Tag haben, und abends kannst Du schon um 19.00 Uhr abends rausgehen, hast sozusagen dieses Feeling: "Ich bin abends schick ausgegangen", musst halt nicht immer um 22.00 Uhr oder 23.00 Uhr ausgehen oder so, das ist nicht mein Ding, und dann gehst Du halt um zehn ins Bett. Es hängt natürlich davon ab, wie man so drauf ist. Die meisten machen natürlich auch hier bis zwölf oder eins, so wie immer, aber ich mag das, und vor allem diese drei Stunden Zeitverschiebung übrigens zu Mitteleuropa jetzt gerade, sind ein Traum. Du hast immer bis 11.00 Uhr Deine Ruhe. Bis 11.00 Uhr Ortszeit nervt Dich keiner, ruft Dich keiner an, whatsappt keiner, schreibt keiner, Du hast einfach Deine Ruhe, Du kannst Fitness machen, Dich um Deine Familie kümmern, fokussiert am Business strategisch arbeiten, lesen, Tagebuch führen, you name it. Du hast einfach Deine Ruhe, und dann geht sozusagen der Trubel erst um 11.00-12.00 Uhr Ortszeit los, das ist für mich eine ganz große Steigerung der Lebensqualität tatsächlich.
37:37 - Internet, WhatsApp und andere Kommunikationsmöglichkeiten in Dubai
Daniel: Gibt es denn eigentlich noch irgendwelche Einschränkungen? Infrastruktur, nehme ich an, Internet ist gut und top, gibt es Restriktionen? Ich kann mich entsinnen, als ich in Dubai war, funktionierte bei mir WhatsApp nicht, also nur mit VPN.
Marc: WhatsApp funktioniert einwandfrei, außer Telefonate und Video Calls. Ich kann schreiben, ich kann Sprachnachrichten hören und schicken, warum auch immer, aber die Telefonate werden geblockt, das ist so. Es gibt genug VPNs, ProtonVPN, ExpressVPN, es gibt immer Leute, die sagen: "Oh, es ist illegal!". Ich kenne keinen Menschen persönlich, der jemals ein Problem in Dubai bekommen hat, weil er ein VPN benutzt. Am Ende des Tages ist die Einschränkung wirklich zu vernachlässigen.
Daniel: Gibt es noch andere Einschränkungen, als diese?
Marc: Ich benutze immer Zoom oder Google Meet oder Microsoft Teams, alle drei funktionieren auch ohne VPN einwandfrei. Und Du hast ja mittlerweile auch Zoom und Teams und Hangout als App, kannst ja auch einfach statt WhatsApp Call kannst Du auch jemanden einen kurzen Link schicken zu einem Google Meet, dann machst Du halt das Meeting per Google Meet. Ich meine, das ist ein Workaround, mit dem kann man leben, aber ansonsten, ich empfehle den Klienten immer eine internationale Flatrate, wird ja auch immer einfacher, dann bist Du auch hier unter der deutschen Nummer erreichbar, oder Österreicher oder Schweizer Nummer erreichbar. Es gibt auch viele Anbieter hier vor Ort, die dann eben ein Flatrate Paket, oder zumindest 1.000 Minuten im Monat nach Deutschland oder Österreich anbieten, d.h. Du kannst auch ohne Probleme von hier dann mal zu Hause anrufen. Die Einschränkung ist wirklich nicht spürbar aus meiner Sicht.
39:15 - Covid oder kein Covid in Dubai?
Daniel: Einschränkung ist noch ein gutes Stichwort. Ich denke, einige unserer Hörer oder Zuschauer wird es interessieren, wie sind denn jetzt die Einschränkungen in der COVID Zeit?
Marc: Ich habe keine finden können. Ich bin ja von Dezember bis Mai, also Dezember 2020 bis Mai 2021 bin ich hier komplett in Dubai gewesen, dann war ich in Europa, und jetzt seit dem 27. September bin ich komplett wieder hier gewesen, bleibe auch da, und ich habe keine Einschränkungen feststellen können. Ich meine, klar, die Masken nerven, aber mehr gibt es halt nicht. Es gibt die Maske, ja, aber sonst gibt es gar nichts, es ist alles offen, ohne Einschränkung, alles offen, es bleibt auch offen. Die machen ja hier die EXPO, die werden einen Teufel tun, dieses Milliarden Projekt in die Wüste zurückzuschicken.
Sebastian: Buchstäblich.
Marc: Die werden nie und nimmer jetzt hier einen Lockdown machen, es gibt auch gar keinen Grund, die Fallzahlen sind niedrig, die Impfraten sind hoch, es gibt auch keinen Impfzwang, den ich bisher zumindest merken kann, außer bei Angestellten, da haben sie den von Anfang an durchgezogen. Also die Emirate sind natürlich eine Monarchie, d.h. in dem Moment, wo es hieß, man soll sich impfen, waren sie halt konsequent. Wir haben den Impfstoff, den nehmt ihr jetzt, der kostet euch nichts, und ihr nehmt den alle. So. Und dann haben das auch alle gemacht. Kann man natürlich negativ sehen, aber prinzipiell ist das ja in der Ideologie der CORONA Thematik immerhin folgerichtig. Ich nehme eine Pandemie an, ich will Leute schützen, der Schutz heißt Impfung, ich stelle diesen Schutz zur Verfügung, der Staat zahlt und der stellt ihn auch ausreichend zur Verfügung, und auch schon im Januar oder Februar, ohne Probleme konntest Du dich impfen lassen, und dann bekommst Du den, und dann ist es gut, das Thema. Man kann jetzt die Impfung mögen oder nicht, oder die Masken mögen oder nicht, aber zumindest ist es folgerichtig, es ist einfach konsequent, und da muss ich wirklich sagen, da sind Deutschland und Österreich und viele andere Länder auch einfach peinlich. Das macht einfach keinen Sinn. So reiche Länder kriegen es nicht gebacken, einfach mal hundert Million Impfdosen dahinzustellen und zu sagen, so Leute, macht einen Termin, hier ist eine App. Und das ist wirklich peinlich. Also insgesamt, ich bin persönlich sehr kritisch, da gehe ich auch sehr offen um mit dieser libertären Weltsicht, also allein schon jemanden zu zwingen, etwas in seinen Körper reinzutun, was er nicht haben will, widerspricht einfach meinem Weltbild, ist einfach nicht möglich. Wenn ich will, dann kann ich auch Abtreibungsgegner sein, dass eine Frau aus sich raushaben will, was sie da nicht drin haben will, das zu verbieten, oder eine Impfung zu erzwingen, dass man was in sich reintut, was man nicht haben will, das ist für mich genau das gleiche, das ist kein Unterschied. Und demzufolge kann ich nicht für einen Impfzwang sein, aber hier in Dubai gibt es einfach effektiv das Thema nicht mehr, und das ist dann wieder super angenehm, also es gibt einfach das Thema nicht. Niemand, niemand redet hier über Corona. Niemand! Die einzigen, die über Corona reden, sind die, die gerade aus Deutschland und Österreich frisch gekommen sind und sich denken: "Boah, schön, dass ich raus bin," das ist das Einzige, wo Du das Thema hörst. Oder, es gibt natürlich auch immer wieder Damen beispielsweise, die Kerle bleiben meistens hier, aber Frauen sind dann doch sehr heimatverbunden und sehr familienverbunden, die sagen dann, ja, ich muss jetzt noch leider wieder zurück zur Familie in den Lockdown, dann hast Du halt wieder das Thema.
42:54 - Medizinische Versorgung in Dubai
Daniel: Angesprochen auf die medizinische Versorgung in Dubai will Marc jetzt ein verbreitetes Vorurteil abbauen.
Marc: Die meisten Leute haben aus meiner Sicht da noch ein falsches Bild von den Emiraten. Man geht irgendwie fälschlicherweise davon aus, dass man in den Emiraten irgendwo sich Sorgen machen muss um das ganze Thema, also dass man irgendwo gedanklich, wenn ich mir etwas wirklich Schweres zuziehe, dass ich dann doch wieder nach Europa gehe, beispielsweise. Und das ist nicht notwendig, es gibt hier Weltklasse Krankenhäuser. Ich weiß, dass jemand, der noch nie in Dubai war oder das nicht kennt, der denkt jetzt, der Schippke, der macht jetzt hier eine Propaganda Maschinerie für Dubai, nein, ich bekomme kein Geld dafür. Ich war letztens wegen einer Kleinigkeit hier in dem Fakeeh University Hospital in Silicon Oasis, man kann das mal googeln, FUH Dubai Silicon Oasis, die haben einfach eine viertel Milliarde Dollar in ein Gebäude gesteckt, und das vor drei Monaten oder vor fünf Monaten eröffnet, das ist wirklich High End. Da sind super Ärzte, die haben alle irgendwo in England studiert, oder in Deutschland studiert, oder in den USA studiert, oder wo auch immer, es sind wirklich top ausgebildete Ärzte, Du hast sehr, sehr gut ausgebildetes Personal. Auch der Umgang mit den Patienten ist ein ganz anderer. Beispielsweise habe ich das im Familienkreis letztens erlebt, dass ein Großvater im Sterben lag, deswegen waren wir dann öfter im Krankenhaus, auch respektive die Familienangehörigen waren öfter im Krankenhaus, und da hat man dann auch schon eine ganz andere Stimmung erlebt, noch verstärkt durch Corona, gedrückt, gedrückt, gedrückt, also, da würde ich alleine schon sterben, wenn ich da eingeliefert werde, egal mit was für einer Diagnose ich eingeliefert wurde. Und hier in Dubai ist es halt mit den Asiaten, die sind einfach höflicher, die sind einfach herzlicher, da wirst Du nicht von einer Philippinerin zusammengemotzt, das gibt es nicht, sondern die sind halt einfach nett. Es gibt hier Kliniken, da wirst Du mit einem Portier empfangen, da spielt ein Pianist, Du bekommst einen Tee serviert, während Du wartest, also das ist wirklich verrückt. Um die Frage noch zu beantworten, jeder, der hier ein Visum und eine ID hat, braucht eine nationale Krankenversicherung. Wir empfehlen immer die billigste zu nehmen, die kostet ein paar hundert Euro im Jahr, da flickt Dich dann wirklich einer von der Straße, und das war es dann, dann gehst Du halt in ein normales Krankenhaus, und wir empfehlen dann zusätzlich immer etwas wie passportcard.de beispielsweise, da haben wir eine Partnerschaft tatsächlich, kann ich wirklich nur positives von berichten. Einen schönen Gruß von mir ausrichten, wirklich eine super, super Krankenversicherung. Nur mal zum Verständnis, ich gehe mit einer MasterCard Mitgliedskarte, die ich habe aufladen lassen per WhatsApp Chat zum Arzt, und es wird alles bezahlt. Ich muss nicht in Vorleistung treten, habe freie Arztwahl, 100% Übernahme aller Kosten. Das hat nichts mit Dubai zu tun, das machen die international. Also das habe ich noch nie erlebt. Und ich bin doppelt versichert, ich habe die extra zusätzlich zu meiner Schweizer Sanitas, einfach weil ich die so geil finde, und weil ich meinen Klienten auch aus erster Praxis berichten möchte, wie es ist, damit zum Zahnarzt zu gehen, wie es ist, damit mal irgendwo zur Untersuchung zu gehen, und das ist wirklich, wirklich cool. Und da kann ich in England genauso zum Arzt gehen, wie in Deutschland oder in Dubai. Ich habe auch hier letztens mit einer Familie gesprochen, die haben zwei Kinder in der Dubai Privatklinik zur Welt gebracht, das war für die wie ein fünf Sterne Hotel. Also, man muss aus meiner Sicht wirklich nicht weg, wenn man irgendwas hat, man kann das hier ohne Probleme in Anspruch nehmen.
46:40 - Alkohol in Dubai
Sebastian: Sehr gut. Abschließend noch eine Frage, die hat natürlich jeder, traut sich aber keiner zu fragen, wahrscheinlich: wie ist es denn mit Alkohol trinken?
Marc: Alkohol, ich sage immer Dubai ist das Las Vegas der Araber, d.h. es gibt eigentlich nichts, was es nicht gibt, anything goes. Es gibt natürlich immer rote Linien. Dubai ist wirklich extrem liberal, Du wirst hier kaum etwas erleben, was Du nicht tun kannst, da sind sehr, sehr viele Vorurteile, es ist zwar um die Ecke von Saudi-Arabien, aber Du hast nicht das Gefühl, dass Du in der Nähe von Saudi-Arabien bist. Aber es gibt halt rote Linien. Rote Linien heißen zum Beispiel Alkohol in der Öffentlichkeit, also dieses klassische Saufen in der Bahn, das machst Du nicht, das gibt es nicht, da gibt es richtig Ärger. Oder betrunken Auto fahren und noch betrunken einen Unfall machen - keine gute Idee! Lässt Du einfach sein. Also bei mir, ich trinke selten, und wenn ich mal was getrunken habe in Europa, gebe ich ehrlich zu, fahre ich trotzdem, beispielsweise, machen ja alle. Beispielsweise in Tschechien, ich habe viel Zeit in Tschechien verbracht, in Prag, interessiert keine Sau. Aber wenn ich mal zwei Glas Wein, mehr trinke ich sowieso nicht. Wenn ich aber jetzt hier in Dubai z.B. mal zwei Glas Wein getrunken habe, dann fahre ich nicht Auto. Mache ich nicht. Macht man nicht. Darf man nicht. Ich will nicht erwischt werden, ich möchte kein Problem bekommen. Prinzipiell kannst Du hier in jedem Restaurant, das eine Alkohol Lizenz erworben hat, und das haben sehr viele Hotels und sehr viele Restaurants, kannst Du ganz normal Alkohol bestellen und trinken. Es ist leider durch die Aufpreis Steuern und Zölle, ist Alkohol sehr viel teurer als in Europa, also wer hier Hardcore Trinker ist, die Engländer, die haben hier ein teures Leben. Aber was Du mittlerweile kannst, darauf zielt vielleicht die Frage ab, Du kannst mittlerweile eine Lizenz auch privat erwerben. Wenn Du hier lebst, kannst Du für kleines Geld mit der Emirates ID zu zwei, drei bekannten Geschäften gehen, die hinterlegen Dich, die tragen Dich wirklich im System ein als Alkohol Lizenzinhaber, und dann kannst Du da, ohne Probleme, wie man es in Europa auch kennt, einfach einkaufen. Das wird dann hinterlegt, Du hast eine Kreditkarte, die erkennen Dich im System, du bekommst Deinen Wein, Dein Bier, usw. Da gibt es Fachgeschäfte, sozusagen Spirituosengeschäfte, da kannst Du es ganz normal kaufen, auch mit Lieferservice, also wenn Du hinterlegt bist und die Dich auch schon kennen, die liefern auch nach Hause, das ist mittlerweile kein Problem.
Daniel: Und der Duty Free Shop, wenn Du landest in Dubai, ist vom Alkoholangebot eins der besten internationalen Alkoholangebote, was ich je gesehen habe, in meinem Leben.
Marc: Ja, und insofern, also meine Frau trinkt gar nicht, und ich wie gesagt Gelegenheitstrinker, mal ein ganz guter Whisky, ganz guter Rotwein, Weißwein, aber ansonsten auch gar nichts. Ich merke auch keine Einschränkung, aber auch die, die ich kenne, die wirklich viel trinken, die erleben keine Einschränkung, außer dass der Geldbeutel schnell leichter wird, aber ansonsten, man kann es aushalten.
49:40 - Make a long Story short – Kurze Frage, kurze Antworten
Daniel: Kommen wir zu unserer Kategorie „Make a long Story short“. Ich stelle Fragen, die möglichst kurz und knackig beantwortet werden.
Daniel: Die drei schönsten Dinge, die man gesehen haben muss in Dubai?
Marc: Al Barari, ich kommentiere bewusst nicht, Al Barari, Drift Beach, Dubai Mall.
Daniel: Was muss man unbedingt gegessen haben?
Marc: GAIA, griechisches Restaurant Gate Village, das Dessert, ein so großer, griechischer Honig Joghurt als Dessert, unbedingt mit vier Personen, sonst stirbst Du.
Daniel: Welche Sprachen muss man können, um gut zu Wege zu kommen?
Marc: Englisch.
Daniel: Welchen Fehler muss man auf jeden Fall vermeiden?
Marc: Alkohol am Steuer. Und sonst auch einfach Dinge tun, die man auch in Deutschland eigentlich nicht tun wollte und sollte, aber die leider zu viele Menschen tun. Es gibt in den Emiraten eine Zero Crime Tolerance. Egal, was man da meint tun zu wollen, auch Drogen, dieses ganze Thema, es sein lassen, einfach sein lassen. Da muss man dann woanders hin.
50:59 - Kontaktdaten Marc Schippke
Daniel: Vielen, vielen Dank, das war wirklich sehr spannend mit Dir. Vielleicht noch die allerletzte Frage: wie erreichen Dich interessierte Mandanten?
Marc: Sehr gerne, wir haben eine Webseite: sparesteuern.com, wenn man sich informieren möchte über Dubai im speziellen, sparesteuern.com/dubai, da haben wir sehr viele Information zusammengetragen, auch gerne über Instagram, LinkedIn, YouTube sich einfach über Marc Schippke etwas informieren. Wir gehen in Vorleistung mit einem Beratungsgespräch, einfach über unsere Kalenderoption einen Termin mit uns buchen, dann eben ein Video-Meeting, so wie dieses hier beispielsweise dann einfach führen, ist ja mittlerweile ganz unkompliziert, von jedem Ort der Welt aus möglich, sich kennenlernen, einfach schauen, was ist der Status Quo, wo möchte man hin, wie löst man die aktuellen Herausforderungen, und mir ist immer ganz wichtig, wir sind keine One Man Show, wir arbeiten im Team, wir haben Euch, beispielsweise eben für viele Themen, die eben USA und andere Destinationen, Jurisdiktionen betreffen, wir haben andere Partner für Singapur, für Tschechien, für die Schweiz, für Genossenschaften, für Stiftungen, es gibt ja das ganze Spektrum bei uns, also es muss auch nicht alles immer mit Dubai zu tun haben, sondern wir haben natürlich auch sehr, sehr viele andere schöne Lösungen und Möglichkeiten für Menschen, die sich einfach mehr Freiheit wünschen.
Sebastian: Jetzt ist es dunkel bei Dir, Marc, das war schön zu beobachten, wie es so langsam die Sonne untergegangen ist, es war sehr atmosphärisch, vielen Dank für die Zeit, hat uns sehr gefreut.
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Krypto tauschen ohne Risiko
Entdecken Sie 4cash.exchange von Simon Fundel – die sichere Lösung, um Kryptowährungen in „normales“ Geld zu tauschen. Kein Risiko, nur einfache und schnelle Transaktio
Zu Gast: Simon Fundel
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Simon Fundel trifft mit der Neugründung seines Unternehmens 4cash.exchange mitten ins Schwarze – endlich Kryptos in “normales” Geld tauschen können, und das ohne Risiko.
Das ist eine gute Nachricht für alle, die bisher in Krypto festgesessen haben oder Bedenken haben (müssen), dass ihre Hausbank ihnen das Konto schließt, nur weil das Wallet mit Kryptos auf vielleicht eine bis zwei Millionen gewachsen ist und diese nun gerne in Papiergeld tauschen wollen. Der Service von 4cash.exchange ist für Kunden aus der ganzen Welt.
Unterschied Plattform und Exchange
Umgangssprachlich spricht man von Plattformen wie Binance oder Kraken auch als Exchange, obwohl sie es nicht sind, denn eine Exchange ist im regulierten Bereich im Zwei-Parteien-Verhältnis tätig.
Unterschied regulierte und unregulierte Exchange
Es gibt einen Unterschied zwischen einer regulierten und einer unregulierten Exchange, und dieser liegt im Verbraucherschutz, denn die Regulierung stellt sicher, dass der Verbraucher sein Recht bekommt, oder dass dieser, wenn etwas nicht zu seinem Wohl erfüllt wurde, et dieses einklagen kann.
Bei 4cash.exchange ist dieser Verbraucherschutz gegeben, denn der Sitz und das Kontrollfunktionsorgan sind beide in der Schweiz, zudem ein externer Auditor, der sich im Sinne der Kunden die Bücher der Exchange ansieht und auf Richtigkeit achtet.
Bei einer unkontrollierten Exchange trägt der Kunde das Risiko, da solche vom Gesetzgeber kurzfristig geschlossen werden könnten.
Was macht eine Exchange in der Schweiz so besonders?
Die Schweiz vergibt Lizenzen speziell für Krypto Exchanges, und 4cash.exchange ist eine der ersten in der Schweiz, die diese Lizenz erhalten haben. Mittlerweile haben viele eine solche Lizenz beantragt und es gibt einen richtigen Application Stau.
Die Schweiz liegt mit Singapur ganz vorne bezüglich des Compliance Standards dieser Regulierung, und der Prozess, eine solche Lizenz für eine klassische Exchange zu erhalten, dauert ca. ein Jahr, wobei man für andere Konzepte etwa zwei Jahre Wartezeit einplanen sollte.
Wie und wo kann ich meine Kryptos in FIAT umtauschen
Eine wichtige Frage stellt sich, vielleicht vor allem jungen Leuten, die aufgrund ihres Softwareentwickler Jobs bei einem Unternehmen, das vielleicht sogar im Krypto Bereich tätig ist, innerhalb von kurzer Zeit eine beträchtliche Summe in Kryptos auf ihrem Wallet liegen haben und dieses nun in wirkliches Geld umtauschen möchten und damit bei ihrer Hausbank Probleme bekommen werden.
Ein wichtiger Punkt ist, dass 4cash.exchange zwar auch die berühmt berüchtigten Dinge wie Geldwäsche und Terrorfinanzierung melden muss, aber sie suchen vorher das Gespräch mit dem Kunden. Bei einer größeren Summe fällt man hier nicht gleich unter Verdacht, in schmutzige Geschäfte verwickelt zu sein, sondern der Kunde bekommt die Möglichkeit, sich zu „rechtfertigen“.
Simon Fundel betont die Wichtigkeit des Kundenkontaktes und der transparenten Kommunikation mit ihm und seinem Unternehmen, und was jetzt bei Neugründung erfreulich ist, dass jeder neue Kunde noch persönlich begrüßt werden kann.
Die Kommunikation, auch mit der Hausbank ist sehr wichtig, gerade dann, wenn man diese bisher nicht gepflegt hat und dann „plötzlich“ einen großen Betrag auf sein Konto überweisen möchte.
Was machen digitale Nomaden oder Leute ohne Wohnsitzbestätigung oder mit Wohnsitz im Ausland oder ohne Pass?
Das Gespräch mit Simon und 4cash.exchange suchen, nachvollziehbar erklären, warum man eventuell keine Wohnsitzbestätigung oder keinen Pass hat, egal in welchem Land man gerade wohnt oder sich aufhält oder sonstiges – wenn 4cash.exchange das dem Regulierer gegenüber erklärbar dokumentieren kann, steht einem Konto bei ihnen eigentlich nichts im Wege.
Vorteil gegenüber Banken: Der Schwellenwert, um ohne Identifikation tauschen zu können
Aktuell kann man CHF 1.000 innerhalb von 24 Stunden über die Krypto Exchange tauschen oder kaufen, ohne sich identifizieren zu müssen, aber dieses soll zukünftig nur noch innerhalb von 30 Tagen möglich sein.
FATF ist sehr dominant und stark am Regulieren, was in Bezug auf Verbraucherschutz positiv ist, aber man kann mitunter bereits von Überregulierung sprechen, und bisher hat noch keiner dem wirklich widersprochen, aber eine gute Nachricht ist schon mal, dass 4cash.exchange der o.g. Fristverlängerung auf 30 Tage Einspruch eingelegt hat, so dass die Veränderung zumindest bis zum 31.12.2021 verlängert wurde.
Gut zu wissen ist auch, dass wenn man sich bereits 4cash.exchange gegenüber identifiziert hat, ist eine erneute Identifizierung einer Bank gegenüber nicht erforderlich.
Das Onboarding findet mit den üblichen umgerechnet CHF 100.000 statt, und man kann diese dann umsetzen. Wird dieser Betrag um das 3fache überstiegen, sind entsprechende Belege notwendig, um zu dokumentieren, dass das Geld versteuert. Freiwillige Schwellenwerte sind auch möglich.
Wie ist der Ablauf der Transaktionen bei 4cash.exchange?
Die Beziehung zu 4cash.exchange ist ein Zwei-Parteien-Verhältnis, was bedeutet, dass finanziellen Zuwendungen an Dritte nicht über die Exchange laufen, sondern über eine separate Konto- oder Walletverbindung.
Die Exchange ist die Schnittstelle zwischen der Bank und dem Wallet. Die Exchange ist kein Lagerort für die Kryptos, die vergebene Lizenz beinhaltet keine Custody, und jeder sollte seine Kryptos selber, und nicht extern verwahren.
Bei 4cash.exchange selber erhält man keine IBAN, das Geld wird direkt umgewandelt, man kann aber parallel ein Konto bei einer kommerziellen Bank eröffnen und eine IBAN bekommen.
Welcher Kurs wird bei meiner Transaktion angewendet?
Als Kunde hat man in der Regel leider keinen Einfluss auf den Zeitpunkt des Wechsels, das entscheidet die Exchange.
Bei 4cash.exchange erhält der Kunde, nachdem er das Geld gesandt hat, eine Nachricht, dass dieser Betrag nun auf der Exchange verfügbar ist, und der Kunde entscheidet selber, wann genau er wechseln möchte.
4cash.exchange geht die extra Meile, um dem Kunden schnelles Feedback zu seinem Trade zu geben.
Kundenprofil, Kontoführungs- und Transaktionskosten bei 4cash.exchange
4cash.exchange ist für Privatpersonen, Einzelunternehmer, die gerne Kryptos kaufen und verkaufen möchten, Leute ohne Bankkonto haben aber im Blockchain Space aktiv sind und Firmen, die Bitcoins kaufen oder verkaufen möchten. Die Kosten belaufen sich für Privatkunden auf CHF 1 pro Tag, und für Geschäftskunden auf CHF 3 täglich, und die Transaktionsgebühren belaufen sich aktuell auf 3%.
Kontaktdaten und Links:
Simon Fundel
Homepage: www.4bridges.ch
Email: hello@4bridges.ch
simon@4cash.exchange Bei Fragen zur Exchange
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Timestamps
00:18 - Begrüßung und Vorstellung Simon Fundel
01:10 - Der Unterschied zwischen Plattformen und Exchanges
03:26 - Unterschied Regulierte Exchange und Unregulierte Exchange
04:47 - Die Schweizer Exchange Lizenz
08:58 - Umtauschmöglichkeiten für Krypto
14:20 - Digitale Nomaden, im Ausland, kein Wohnsitz, kein Pass – kann ich zu 4cash.exchange?
15:20 - Vor- und Nachteile der Exchange
16:17 - Schwellenwerte, Onboarding und evtl. Steuernachweise
17:27 - Portugiesische Kunden mit Krypto
20:42 - Transaktionen bei 4cash.exchange
23:06 - Wo soll ich meine Kryptos lagern?
24:58 - Welcher Kurs wird für meine Transaktion angewandt?
28:55 - Die Sache mit Binance
34:00 - Kundenprofil, Kontoführungs- und Transaktionsgebühren
38:59 - Lizenzierungsverfahren Malta oder Schweiz?
42:40 - Der eigentliche Grund, warum Malta auf der grauen Liste ist
43:14 - Die FATF und ihre Vor- und Nachteile
46:08 - Kryptowährungen und Klimapolitik
48:25 - Make a long Story short – Kurze Frage, kurze Antworten
50:48 - Kontaktdaten und Verabschiedung
Mitschrift zu Perspektive Ausland Episode 11: Krypto tauschen ohne Risiko
Zu Gast: Simon Fundel
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung und Vorstellung Simon Fundel
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute sprechen wir über Kryptowährungen und inwieweit diese schon alltagstauglich sind. Dafür haben wir den Experten Simon Fundel eingeladen, der ein Unternehmen gegründet hat, das für die Krypto Welt eine ganz große Neuerung darstellt.
Simon: Vielen Dank, Daniel, vielen Dank, Sebastian, für die Einladung, heute beim Podcast dabei sein zu dürfen. Mein Name ist Simon Fundel, ich bin Geschäftsführer der 4cash.exchange, eine Next Generationen Exchange in der Schweiz, und wir bieten allen Kunden weltweit an, Kryptowährungen zu kaufen, zu tauschen, oder wieder zu verkaufen in Papiergeld.
01:10 - Unterschied zwischen Plattformen und Exchanges
Daniel: Hervorragend, jetzt vielleicht eine Frage, Simon, es gibt ja eine ganze Reihe von Anbietern auf dem Markt, die das ja schon lange machen, die ähnliche Leistungen anbieten, vielleicht kannst Du uns und unseren Zuhörern, Zuschauern ganz kurz auch mal sagen, was jetzt der Unterschied ist zwischen klassischen Anbietern wie Coinbase und Co. und dem, was Ihr jetzt neu macht, damit wir das vielleicht besser verstehen.
Simon: Wir sind eine Exchange, die meisten nutzen aktuell wahrscheinlich Plattformen wie Kraken oder wie Binance, wo andere Nutzer die Kryptos verkaufen wollen, Kryptos verkaufen, und ich als Nutzer kann mich dort registrieren und dann dort Kryptos einkaufen. Das ist der klassische Weg von Exchanges im Allgemeinen, umgangssprachlichen Gebrauch, es sind aber eigentlich keine Exchanges, es sind Plattformen. Eine Exchange ist im regulierten Bereich tätig und dort im Zwei-Parteien-Verhältnis, d.h. sie kauft immer dem Kunden die Währung ab, tauscht sie und zahlt sie wieder zurück an den Kunden. D.h. wir können digitale Währungen einkaufen, die tauschen gegen andere digitale Währungen, wieder zurück an den Kunden schicken, oder wir tauschen digitale Währungen in FIAT Währungen, und wir zahlen diese FIAT Währungen auf das Konto des Kunden oder auf die Kreditkarte des Kunden aus. D.h. wo wir uns unterscheiden, wir sind in diesem Exchange-Umfeld im regulierten Bereich im Zwei-Parteien-Verhältnis tätig und garantieren somit dem Kunden im Endeffekt auch, dass er bedient wird. Einer der Hintergründe, genau, was ich noch anfänglich sagen wollte, ist, es gab damals im Boom 2018 oft das Gerücht im Markt: "Ich hatte Kryptowährung, aber ich konnte die nicht verkaufen. Ich hatte Bitcoin, ich konnte die nicht verkaufen." Also, ich kann nicht wieder raus aus der Kryptowährung ins normale Geld gehen, was wie gesagt auch vom Gesetzgeber bei uns z.B. vorgeschrieben ist, dass wir die Kundenaufträge abarbeiten müssen und uns nicht der Verpflichtung entziehen dürfen. Das ist schon mal ganz wichtig, wer bei uns Kunde, der hat auch das Recht, dass getauscht wird.
03:26 - Regulierte Exchange ≠ Unregulierte Exchange
Daniel: Okay, kurze Nachfrage von meiner Seite, Du hast gesagt "regulierter Exchange", was ist der Unterschied zwischen einem regulierten und einem unregulierten Exchange?
Simon: Der Unterschied ist der Verbraucherschutz letztendlich, die Regulierung schaut, dass Verbraucher geschützt sind und auch Verbraucher ihr Recht, oder wenn etwas nicht zum Wohle des Verbrauchers erfüllt wurde, dann auch einklagen können, eben einen entsprechenden Prozess anstoßen. Das ist bei uns alles gewährleistet, mit Sitz in der Schweiz, mit Kontrollfunktionsorgan in der Schweiz, also es gibt wirklich Name, Adresse und Kontrollfunktion hinter dieser Exchange, die dafür sorgt, dass die Verbraucher geschützt sind. Und es gibt einen externen Auditor, das sind meistens, das ist einer der Big 4, der dann auch nochmal im Sinne der Investoren, oder im Sinne der Kunden über die Bücher schaut und kontrolliert, dass alles seine Richtigkeit hat. Bei unregulierten Exchanges findet dieses nicht statt, es findet also keine Kontrolle der Compliance Prozesse statt, es findet auch keine Kontrolle der Strukturen statt, dementsprechend hat der Nutzer, ohne es zu wissen, ein erhöhtes Risiko, weil diese Exchange könnte an einem der darauffolgenden Tage, nachdem ein Konto eröffnet wurde, auch vom Gesetzgeber geschlossen werden.
04:47 - Die Schweizer Exchange Lizenz
Sebastian: Das ist ja sehr interessant, Simon, also das heißt, viele unserer Zuhörer werden das wahrscheinlich gar nicht wissen, die Schweiz vergibt Lizenzen speziell für Krypto Exchanges. Das ist wahrscheinlich ja etwas Neues, also ich habe jetzt persönlich erst vor Kurzem davon gehört, durch den Daniel, der hatte mir gesagt, dass Ihr einer der ersten in der Schweiz seid, die diese Lizenz bekommen haben, also ich glaube einer von einer Hand voll, die das momentan haben. Kannst Du dazu vielleicht mal etwas sagen, weil man weiß natürlich, dass die Schweiz für Kryptowährung attraktiv ist, aber man kennt jetzt ja im Regulierungsumfeld für Krypto eher vielleicht z.B. Malta, als einen Standort, der Krypto Exchanges und andere Unternehmen reguliert, von der Schweiz hat man noch nicht so viel gehört, ist das etwas Neues, was ist das für eine Art von Lizenz, die Ihr habt, ist das so eine IMA? Wie kann man sich das vorstellen?
Simon: Vielen Dank für die Frage, Sebastian, wir sind einer der Pioniere, richtig, im Schweizer Markt, es gibt große Player in der Schweiz, die bereits tätig sind, die immer den Nachteil hatten, dass die Regulierung, die sie in der Schweiz hat, nicht für die EU gilt. Also in dem Fall war die Schweiz sozusagen benachteiligt, dass sie nicht den größeren Markt bedienen kann, wie nur den Schweizer Markt, ich muss mich als Schweizer Finanzintermediär in der EU nochmal neu regulieren lassen, wenn ich dort vor Ort tätig bin, aber aus der Schweiz raus kann ich natürlich eine Online Exchange, wie auch Online-Gaming entsprechend lancieren, und das ist dann auch im Endeffekt mit einer Lizenz, wo ich mich selber entscheiden muss als Exchange, welches Geschäftsmodell verfolge ich, zu hinterlegen, und die FINMA, das ist die Schweizer Finanzmarkt Aufsicht, die hat das Ganze aufgesetzt, und sie oder FINMA ist jetzt sie oder BaFin. Also das vielleicht noch als Info für Euch oder auch für alle Zuhörer, die Schweizer Regularien stehen Deutschland noch bevor, meiner Meinung nach. Also wir haben in der Schweiz relativ viel neue Gesetzgebung, die angepasst hat, was bestehendes Gesetz war, um es auf diese DLT Technologie, Distributed Ledger Technologie dann auch anwenden zu kennen. Liechtenstein war noch schneller sogar, als die Schweiz, hat aber ein eigenes Gesetz geschrieben, in vertrauenswürdige Technologien gesetzt, also den Blockchain Act auf Englisch, was also für diese Technologie wurde ein eigenes Gesetz geschaffen. In der Schweiz hat man gesagt, wir passen bestehende Gesetze an, um diese Technologie mit abzubilden.
Sebastian: Und wir wissen ja, die EU hat das Ganze ja gerade auch in der Mache, oder, wo die jetzt auch EU weit, ich sage jetzt mal, die Unternehmen, die Dienstleistungen, oder Leistungen im Bereich der Krypto erbringen, z.B. im Bereich der Exchanges in Zukunft irgendwann mal reguliert werden sollen, oder?
Simon: Die EU hat die MiCA, richtig, heißt diese Verordnung für Kryptowährungen, in der Pipeline, die aber frühestens Ende 2022 fertig sein soll. Das heißt, wir haben aktuell noch einen ziemlichen Dschungel an Regulierungen, und die Schweiz ist mit Singapur sicherlich führend, auch was den Compliance Standard dieser Regulierung betrifft. Das heißt für uns als Unternehmen, wir haben bereits ein recht modernes Toolset an Compliance Tools, die die Schweiz uns vorschreibt, die auch die FATF, das ist die Financial Action Task Force für VASP, und das ist genau diese Bezeichnung, ich denke, auf die Du hinaus wolltest, wir sind offiziell also Virtual Asset Service Provider reguliert, kurze Form is VASP, und da stellt einfach die FATF, also die Financial Action Task Force die Regeln auf. Und die einzelnen Aufsichten wie die FINMA in der Schweiz, oder die BaFin in Deutschland, müssen dann die Regeln der FATF entsprechend lokal einführen.
08:58 - Umtauschmöglichkeiten für Krypto
Daniel: Um jetzt etwas praktischer zu werden, erzählt uns Sebastian, an welchen Leistungen die Mandanten seiner Kanzlei interessiert sein könnten.
Sebastian: Wir haben natürlich, und jetzt natürlich auch vermehrt in den letzten Jahren immer wieder Personen und Mandanten, die in diesem ganzen Krypto Bereich tätig sind Im einfachsten Fall sind es Personen, die einfach, ich sag' jetzt mal, in der Freizeit nebenberuflich traden, die haben ihren Hauptberuf, und weil natürlich diese Kryptowährungen sich so positiv entwickelt haben und das so ein richtiger Run ist momentan, überlegen sich natürlich viele, also eigentlich brauche ich jetzt ja den normalen Beruf nicht mehr auszuüben, ich kann jetzt eigentlich mich hauptberuflich, oder ich kann den Hauptberuf aufgeben und dann nebenher ein bisschen Krypto machen und den Rest der Zeit in der Sonne liegen, sagen wir es mal so. Und die haben, gerade wenn die dann anfangen größere Beträge zu bewegen, also ich kann mich an einen Mandanten erinnern, der ist für, der arbeitet für ein Unternehmen im Krypto Bereich, die selbst eine Währung lanciert haben, die Währung ist durch die Decke gegangen, er ist da Softwareentwickler, 20 Jahre alt, das Unternehmen ist irgendwo auf den Cayman Islands, und er hat da verdient in einem Jahr umgerechnet in FIAT $2 Million US Dollar, so, ein 20jähriger, der irgendwann mal in Berlin gewohnt hat. Wenn der jetzt zu seiner Volksbank geht und sagt, ich habe da 2 Millionen, die ich jetzt umtausche, hier irgendwo bei Kraken oder Binance oder so was, im besten Fall macht die Bank das Konto zu und nimmt das Geld nicht an. Im schlechtesten Fall rufen sie den Staatsanwalt an, oder so was, und macht eine Meldung wegen Geldwäsche oder sonst was. Also es gibt, und das mit viel kleineren Beträgen, natürlich, ist ja ganz klar, also nicht nur bei so großen Beträgen, auch schon bei Beträgen von 50.000 oder sonst irgendwas, wenn die von einer Krypto Exchange kommen, wird das Konto einfach zugemacht von der Bank, ohne Kommentar. Und das ist natürlich immer wieder der Fall, d.h. die Suche im Grunde nach Umtauschmöglichkeiten in FIAT ist für viele Mandanten, auch jetzt gerade Krypto Experten, die jetzt dort eigentlich gewieft sind in diesem Bereich, die mögen zwar in dem Krypto Bereich, in dem Blockchain Bereich sehr gewieft sein, aber wenn es dann zur Schnittstelle kommt, mit der, ich will jetzt nicht sagen mit der realen Welt, weil das andere ist ja auch real, aber mit der FIAT Welt, dann kommt es halt zu einem Problem, und die bekommen das oftmals nicht getauscht. Oder die bekommen es nicht auf ihr Konto, sagen wir es mal so.
Simon: Also nicht auf ihr Konto ausbezahlt. Ja, also er ist dann mit seiner Struktur nicht so gewachsen, wie mit seinem Krypto Portfolio, weil eigentlich wäre er jetzt ja Kunde der Deutschen Bank, wenn er 2 Millionen braucht, und nicht mehr der Kreissparkasse, und er muss natürlich auch sein privates Umfeld entsprechend upgraden, auch was seine Kontoverbindungen angeht, wenn er jetzt andere Beträge auszahlen möchte. Das verstehe ich natürlich zurecht, die Bank ist, wie wir auch, angewiesen, Geldwäsche und Terrorfinanzierung zu melden, aber sie sollte, und das ist uns auch wichtig, sie sollte dem Kunden zumindest die Möglichkeit geben, sich zu rechtfertigen, also das Konto ohne Klärung einfach zu schließen, oder eine Meldung an Geldwäsche abzusetzen, da sage ich mal, das passiert, und dann wird der Dienstleister im Endeffekt plötzlich einem eine bestehende, wichtige Brücke abreißen, und wenn man sich irgendwo im Ausland befindet und dieses Konto nicht mehr hat, und vielleicht auch nicht weiß, wann man das nächste Mal in Deutschland ist, und das nächste Konto eröffnen kann, dann hat man ein Problem. Aber wir sehen ganz klar in der transparenten Kommunikation zu Banken, zu uns eigentlich kein Hindernis, dann auch die Transaktion durchführen zu können, d.h. die Bank würde in dem Fall, wenn das Geld von uns kommen würde, mit Rückfragen nochmal auf unsere Bank zugehen, die würde auf uns zugehen, wir müssen die entsprechenden Dokumente, die es benötigt, um der Empfängerbank zu zeigen, dass es sich nicht um Geldwäsche und Terrorfinanzierung handelt, bereitstellen, und dann müsste eigentlich die Bank, und das ist eigentlich auch ein Kaufmannsrecht, man muss Geld auch annehmen, nicht nur Geld senden, sondern man ist auch verpflichtet, Geld anzunehmen, dann müsste die Bank eigentlich verpflichtet sein, dieses Geld auch anzunehmen.
Sebastian: Ja, aber der Unterschied ist aber doch bei Euch, dass Ihr in der Schweiz seid, oftmals sind ja diese Krypto Exchanges, was weiß ich, in Litauen oder sonst irgendwas, ich sage das jetzt nicht despektierlich oder so, ich sage einfach halt, es hat eine gewisse Reputation natürlich, Litauen und solche Sachen. Aber erstmal gesagt, Ihr seid in der Schweiz, und die andere Sache ist eben auch, dass Ihr reguliert seid, und viele Krypto Exchanges sind es nicht, und daher denke ich vermutlich, dass es bei Euch weniger eine solche Fragestellung, oder Problemstellung überhaupt erst geben wird, weil es sich doch alles im regulierten Bereich abspielt.
Simon: Ja, und es ist immer wichtig, dass der Nutzer natürlich auch mit seiner privaten Bank eine gewisse Kommunikation pflegt. Wenn die private Bank ihn das letzte Mal mit 13 gesehen hat, und jetzt mit 20 sind zwei Millionen auf seinem Konto, dann haben die ja auch eine gewisse Lücke, die sie erst schließen müssen.
14:20 - Digitale Nomaden, im Ausland, kein Wohnsitz, kein Pass – kann ich zu 4cash.exchange?
Daniel: Jetzt vielleicht nochmal eine Frage, wir hatten vorhin auch das Thema Wohnsitz im Ausland und digitale Nomaden angesprochen. Gibt es jetzt z.B. Wohnsitzsituationen, die Ihr nicht akzeptiert, gibt es irgendwelche Länder, wenn ich dort meinen Wohnsitz habe, dann kann ich nicht an Eurem Service teilnehmen, zum Beispiel, oder wie ist das geregelt bei Euch?
Simon: Da freue ich mich, auch allen Kunden zu sagen, es gibt kein Land, wo wir ausschließen, also es können Kunden, oder es können Wohnsitze von allen Ländern bei uns Kunde werden, es liegt wirklich an der Kommunikation mit uns und auch an der Mitarbeit, es geht einfach darum, wenn jemand keine Wohnsitzbestätigung hat, oder auch keinen Pass besitzt, es zu erklären, und wenn wir das erklärbar auch dem Regulierer gegenüber dokumentieren, dann können wir durchaus diese Personen, Organisationen auch als Kunden bei uns willkommen heißen.
15:20 - Vor- und Nachteile der Exchange
Daniel: Simon erklärt uns dann die Vor- und Nachteile seines Unternehmens im Vergleich zu einer Bank
Simon: Ja, es gibt zwei Vorteile, die wir haben, die eine Bank nicht hat. Der erste ist ein Schwellenwert, es gibt einen gewissen Schwellenwert, wenn wir den unterschreiten, müssen wir nicht identifizieren, d.h. die Person bleibt anonym.
Daniel: Wie hoch ist der Schwellenwert?
Simon: Der Schwellenwert ist aktuell bei CHF 1.000 in 24 Stunden, wird aber minimiert. Wir gehen davon aus, dass diese 24 Stunden sich wahrscheinlich auf 30 Tage erhöhen, d.h. man kann CHF 1.000 innerhalb 30 Tagen entweder über die Krypto Exchange umtauschen, oder über die Krypto Exchange kaufen, ohne dass man sich identifizieren muss im Sinne von einem ordentlichen Onboarding mit z.B. Videoidentifizierung.
16:17 - Schwellenwerte, Onboarding und evtl. Steuernachweise
Daniel: Du hast gerade von Schwellenwerten gesprochen. Was gibt es da noch, im Prinzip welche Daten muss ein Kunde preisgeben, bei welchen anderen Schwellenwerten, wenn er Geld senden möchte?
Simon: Also der Kunde ist letztendlich, wenn er ongeboarded ist, mit einem gewissen Betrag dann ongeboarded, und ich gehe davon aus, das deckt sich mit allen anderen im Finanzmarkt, das werden umgerechnet CHF 100.000 sein, die dann ein Kunde umsetzen kann.
Daniel: In welchem Zeitraum?
Simon: In einem Jahr.
Daniel: In einem Jahr.
Simon: Wenn er das dreifach übersteigt, dieses Volumen, dann ist er in einem Bereich, wo man dann auch entsprechende Steuerbelege vorweisen muss, dass diese gehandelten Gelder auch versteuert sind. Und dann gibt es noch freiwillige Schwellenwerte, die man selber definiert, die einfach gewisse Alerts in den KYC Systemen auslösen und zu gewissen Rückfragen gegebenenfalls führen, wenn jetzt stark veränderte Trading Volumen zum Beispiel plötzlich auftreten, die eigentlich nicht zu dem Kunden passen.
17:27 - Portugiesische Kunden mit Krypto
Sebastian: Wenn jetzt, wir haben ja viele Mandanten, die wohnen jetzt in Ländern, wo z.B. diese Einkünfte, also z.B. dieses Beispiel von Portugal. Wenn jetzt z.B. die Krypto Einkünfte, die steuerpflichtig sind, oder jemand Exempt Status in irgendeiner Weise hat, wie würde man Euch das nachweisen, dass man dort entsprechend der Steuerpflicht genüge getan hat?
Simon: Ich denke, und das ist immer die Individualentscheidung, je nach Fall bezogen, entscheiden wir aber in Portugal, wenn er dort gemeldet ist, einen Wohnsitz hat und eine Steuererklärung tätigt, dann steht ein gewisser Betrag an Guthaben ja in der Steuererklärung an Besitz, und wenn sich das deckt mit dem, was er bei uns handelt, dann gibt es auch keine Fragen. Wenn er nur in der Steuererklärung einen Besitz von € 5.000 erklärt, aber bei uns Coins im Wert von zwei Millionen handelt, dann gibt es hier ein Fragezeichen. Also letztendlich ist es einfach, muss es schlüssig sein, und es muss, das ist ganz wichtig, ehrlich sein. Also in Zukunft werden die Finanzinstitute Beziehungen einfach, wie Ihr vorher auch gesagt habt, einfach beenden, wenn sie das Gefühl haben, zum einen ist die Person oder die Firma nicht kooperativ, und zum anderen sagt sie mir nicht die Wahrheit. Und wir sind auch vom Gesetzgeber ein Stück weit auch gezwungen eine Geschäftsbeziehung dann abzubrechen, wenn wir das Gefühl haben, die Person möchte uns unbedingt nicht die Wahrheit sagen. Wir kennen aber die Wahrheit schon, weil natürlich auch über die Person vielleicht schon gewisse Daten in anderen Compliance Daten bei Banken hinterlegt sind, weil andere Exchanges vielleicht auch schon gleiche Erfahrungen gemacht haben. Also das heißt, man muss einfach, wenn man was erklärt, das zu versuchen, ehrlich zu erklären und transparent, dann hat man auch die größten Chancen auf Erfolg
Sebastian: Genau, oder halt, im Zweifelsfall würde man dann wahrscheinlich bei Euch dann irgendwie eine Erklärung vom Steuerberater oder so bringen aus dem Land, wo man ansässig ist, der die Sache dann erklärt, wie sich das Ganze dort verhandelt. Weil es ist ja so, z.B. in Portugal, wenn Du drei Millionen mit Krypto verdienst, wirst Du das da nicht auf der Steuererklärung angeben müssen, also, das wird einfach da nicht erwähnt drauf.
Simon: Okay, weil in der Schweiz ist es z.B., es muss unter dem Punkt, was ich besitze, wo ich auch meine Aktien eintragen muss, ist es einzutragen, obwohl es ja keine Aktie ist.
Sebastian: Ja, ich verstehe schon, man muss das entsprechend belegen können, und den Weg dahin muss halt der Kunde finden durch eine Erklärung vom Steuerberater oder irgendetwas anderes, Steuererklärung vorlegen oder irgendeine andere Bestätigung, die halt für Eure Compliance Abteilung zufriedenstellen ist, damit das Ganze nachgewiesen werden kann.
Simon: Genau, also wenn er z.B. für diese Firma gearbeitet hat, die dieses Protokoll ausgibt, und es ist erklärbar, dass dieser Wertzuwachs dadurch entstanden ist, dann ist das vollkommen ausreichend. Wenn er dann z.B. zeigt, er war von der Zeit bis zu der Zeit bei dieser Firma beteiligt.
20:42 - Transaktionen bei 4cash.exchange
Daniel: Damit wir die Dienstleistung von Simons Unternehmen im Detail besser verstehen, erklärt er uns jetzt, wie genau die Transaktionen funktionieren und welche Transaktionen überhaupt möglich sind.
Simon: Bei uns ist es wirklich so, man darf nur im Zwei-Parteien-Verhältnis mit uns agieren, also nicht im Drei-Parteien-Verhältnis mit einer externen Partei. Wenn Du jetzt Geld einer dritten Partei schicken möchtest, musst Du das von Deinem Privat- oder Firmenkonto aus machen oder von Deinem Privatwallet, Du kannst nicht über unsere Exchange einer dritten Person weder FIAT noch Kryptowährung zusenden. Es ist auch unsere Aufgabe zu prüfen, ob das Wallet, das Du bei uns hinterlegst, wirklich das Wallet ist, das Du auch besitzt.
Daniel: Das heißt, wenn ich jetzt zum Beispiel, nehmen wir mal an, ich hätte jetzt einen Mitarbeiter, und der möchte gerne über Krypto bezahlt werden, dann müssten beide, d.h. der Sender und der Empfänger würden jetzt beide Euren Service benutzen, die Partei A exchanged sozusagen FIAT in Krypto über Euren Service, sendet dann den Betrag von Krypto Konto zu Krypto Konto, und der Empfänger kann damit eigentlich machen, was er will, also entweder behält er es als Krypto oder nutzt auch Euren Service und schüttet es sich wieder auf sein FIAT Konto aus, habe ich das richtig verstanden?
Simon: Also das wäre die Idealsituation, wenn beide bei uns ein Konto hätten, dann könnten auch beide in FIAT gehen, aber was Ihr ja trotzdem im Zwei-Parteien-Verhältnis machen müsst, Du musst, wie Du beschrieben hast, das Krypto kaufen, es auf Dein Wallet extern wieder schicken, d.h. das ist nicht bei uns auf der Plattform, sondern das Krypto ist bei Dir, und dann müsste Dir der Mitarbeiter seine Wallet Adresse zur Verfügung stellen, und dann kannst Du unabhängig von uns, und er kann auch unabhängig, ob er bei uns Kunde ist oder nicht, die Kryptos von Dir empfangen. Also Ihr könnt direkt im Zwei-Parteien-Verhältnis, Peer to Peer, ohne den Mittelsmann Euch die Kryptos zuschicken, wenn er die Kryptos aber wieder in FIAT tauschen möchte, dann bräuchte er genau wieder eine Möglichkeit, wie bei uns sich uns die zu borgen.
23:06 - Wo soll ich meine Kryptos lagern?
Daniel: Besteht jetzt, um das nochmal ganz klar zu machen, auch für die Zuhörer, für Interessenten, also muss ich jetzt befürchten, dass z.B., weil das ist ja eine klare Befürchtung von Kunden, die vielleicht in dem FIAT-Krypto Bereich bisher sich noch gescheut haben, tätig zu sein, dass mein Geld verschwindet, blockiert wird, eingefroren wird, usw., also kannst Du vielleicht da was sagen, gibt es da Unterschiede zu Eurem Service und zu anderen Plattformen, wo teilweise auch schon schlechte Erfahrungen berichtet worden sind und gemacht worden sind?
Simon: Ja, das ist ein ganz wichtiger Punkt, Daniel, dass nämlich die Exchange oder die Plattform nicht der richtige Platz ist, um das Krypto zu lagern. Und bei uns ist wirklich nur die Exchange die Schnittstelle zwischen der Bank und dem Wallet, d.h. die Kryptos werden bei uns nicht gelagert, können auch somit von Hackern nicht über unsere Plattform entwendet werden. Die größten Skandale im Blockchain Umfeld sind immer auf Exchanges passiert, entweder haben Mitarbeiter der Exchange selber Kryptos entwendet, oder externe Hacker haben auf die Exchange eingewirkt und dort Kryptos bekommen. Also d.h. das Ziel und auch die Lizenz, die vergeben wird von regulierten Exchanges, beinhaltet eigentlich keine Custody, der Kunde wird wieder zu seiner eigenen Bank, und er verwahrt wieder sein eigenes Vermögen. Das ist das Ziel auch von uns Exchanges, und auch das Ziel von Kryptowährungen, diese Philosophie, eigentlich jedem wieder nahezubringen, seine eigenen Kryptos zu verwahren und nicht jemand Externes zu beauftragen.
Sebastian: Das heißt, Ihr habt eigentlich auch bei Euch gibt es dann keine IBANs, sondern im Grunde genommen, der Kunde schickt Euch Geld und das wird direkt umgewandelt in Krypto.
Simon: Zug um Zug, richtig. Was wir machen könnten, wäre IBAN Nummern über eine Bank noch mit anbieten, das wäre dann aber keine IBAN von uns, sondern es wäre dann im Endeffekt eine IBAN Ledger von einer kommerziellen Bank, wo man dann einfach noch ein Bankkonto parallel eröffnen würde zu dem Exchange Konto.
24:58 - Welcher Kurs wird für meine Transaktion angewandt?
Daniel: Für Interessenten ist es natürlich wichtig zu wissen, welcher Kurs bei einer Transaktion verwendet wird. In der Zeit zwischen dem Absenden und der Ankunft eines Betrages kann es ja sein, dass sich der Wechselkurs ändert. Simon erklärt deshalb jetzt das Verfahren, welches 4cash.exchange hierbei verwendet.
Simon: Das ist ein ganz wichtiger Punkt, im Normalfall ist es so bei den Exchanges, die wir kennen, man schickt dort die Euros oder die Schweizer Franken hin, und sie bestätigen einem zu ihrem Zeitpunkt, wann sie möchten, wann sie gewechselt haben. Also man hat direkt eigentlich keinen Einfluss auf den Zeitpunkt, ist jetzt, sag' ich mal, das Top erreicht, verkaufe ich jetzt, oder wenn ich warte, kann es sein, dass der Coin vielleicht um 10-20% fällt, und wenn ich dort verkaufe, habe ich natürlich 10-20% weniger Ertrag. Das heißt, das wird für einen, bei den meisten Exchanges wird dieser Punkt von der Exchange definiert. Bei uns ist es so, wenn Du € 2.000 auf die Exchange sendest, bekommst Du eine Nachricht, jetzt sind die € 2.000 auf der Exchange, und Du drückst selber den Knopf. Also Du hast dann die Möglichkeit, das sharp zu beobachten und zu sagen, es ist der richtige Zeitpunkt, oder ich warte lieber noch eine Stunde oder eine halbe Stunde, bis ich dann endlich das Geld umtausche.
Daniel: Und jetzt, um das nochmal ganz praktisch und plastisch zu machen, stell‘ Dir mal vor, viele haben ja heutzutage ein Revolut Konto, z.B., ich hatte jetzt Revolut, würde jetzt sagen, ich sende jetzt 10.000, 20.000, 100.000, was auch immer, möchte ich jetzt senden auf ein Wallet - wie kann ich mir die Zeit vorstellen, die das dauert über Eure Plattform, also wann ist Geld da?
Simon: Wenn man die Bankfenster kennt, kann es durchaus ziemlich schnell gehen, also Same Day, spätestens Next Day. Revolut hat noch den Vorteil, dass sie im Instant-SEPA sind, also wenn ich bei Revolut auch noch nachmittags auf das Überweisungsknöpfchen drücke, dann ist auch noch am Nachmittag die Überweisung ausgeführt. Ob die Empfängerbank, und in dem Fall ist es die PostFinance bei uns, auch noch am gleichen Tag diese SEPA Gutschrift gutschreibt, bezweifle ich, das wird nicht der Fall sein, aber alles, was am Vormittag abgesendet wird, sollte am gleichen Tag auch noch gutgeschrieben werden. Ich denke, die Banken strengen sich auch an, Zahlungen wieder zu beschleunigen und nicht zu verlangsamen.
Sebastian: Die Schweizer Pünktlichkeit ist ja auch sprichwörtlich, also, man sagt ja auch in der Schweiz "are the trains on time", sagt man auf Englisch.
Simon: Und das ist ein ganz wichtiger Punkt, und wir hatten ja die Erfahrung bei uns auch in der Vergangenheit, dass wir morgens z.B. um neun Uhr einen Trade anfangen und bis abends um 20 Uhr noch nicht wissen, hat er funktioniert? Und der Kurs ist natürlich in zwölf Stunden extrem variiert, aber wir sind immer noch in diesem, ja, ungewissen Stadium, und das sind ganz viele Kunden heute bei Exchanges oft, weil die Exchanges sie auch oft viel zu lange warten lassen mit Feedback, und das ist unser Vorteil, dass wir da auch die Extrameile für den Kunden machen und ihm schnelles Feedback geben.
28:55 - Die Sache mit Binance
Sebastian: Es war jetzt erst hier vor fünf Tagen oder so dieser große Artikel in der New York Times über Binance, wie Binance zur größten Krypto Exchange der Welt wurde. Die operieren von nirgendwo her, die haben nirgendwo einen Sitz, keine Büros, ohne die richtigen Lizenzen, und der Geschäftsführer hier hat keinen bestätigten Wohnsitz. Und jetzt gibt es natürlich Probleme mit diversen Regierungen. Man hatte dann ja hier im Juli, ich weiß nicht, ob Du das mitbekommen hattest, gab es ja einiges Rühren bei Binance, das habe ich auch von Mandanten gehört, dass nämlich hier SEPA, zumindest temporär nicht mehr möglich war, Auszahlungen, das beschreibt dieser Artikel hier eben, weil eben diverse Regierungen, britische Regierung, die thailändische Regierung, und auch die deutsche Regierung, im Grunde festgestellt haben, dass Binance illegal in den Ländern hier geschäftlich aktiv ist. So, wenn ich Dich jetzt richtig verstanden habe, ist im Grunde Eure Exchange genau das Gegenteil dazu und löst ja diese Probleme, die hier, oder diese Missstände, man kann es ja so nennen, bei Binance, die ich ja gerade hier aufgezeigt habe, d.h. Ihr seid in der Schweiz, Ihr seid ganz klar lokalisierbar, Ihr habt eine Location, Ihr habt eine Lizenz, das ist reguliert, das folgt bestimmten Normen, der Geschäftsführer ist sichtbar, also ich sitze ja gerade hier, kannst Du dazu etwas sagen, auch vielleicht spezifisch zu Binance, weil Binance ja doch so ein wichtiger Player ist.
Simon: Genau, also Binance ist eine Riesennummer im Space, und Binance ist ja nicht nur die größte Exchange, Binance hat ja auch ihre eigene Blockchain, die übrigens sehr grün ist, im Vergleich zu Ethereum, also da haben sie einiges richtig gemacht. Was wir bei Binance haben, es ist eine unregulierte Exchange, bzw. eine unregulierte Exchange Plattform, und wenn diese Exchange morgen von einer Regierung, wer auch immer es schafft, geschlossen wird, dann sind alle Nutzer von ihren dortigen Guthaben abgeschnitten, bis dieser Case mit der Regierung gelöst ist, und das kann durchaus mehrere Jahre dauern. Also ist definitiv Binance nicht der Platz, wo man Kryptos lagern sollte. Dann ist es meiner Meinung nach auch relativ unmöglich für eine Firma, bei Binance ein Firmenkonto zu eröffnen, d.h. für die Investoren, die als Firmen in den Space gehen, die haben, glaube ich, über Binance überhaupt keine Möglichkeit, da sind sie doch recht streng, was Firmen-Onboarding angeht. Ich habe mich bis heute gewundet, wie Binance funktioniert, und dass es auch immer noch funktioniert. Was passieren kann, hat das Beispiel CryptoKitties gezeigt, ich weiß nicht, ob Ihr CryptoKitties kennt, das sind so mit die ersten Hypes auf Ethereum, und in der Schweiz gibt es ein Gesetz, dass jedes Online Casino sich registrieren muss, und wenn dieses Online Casino nicht registriert ist, dann wird die Schweiz die Adresse im Internet blockieren, was dazu jetzt geführt hat, dass CryptoKitties aus der Schweiz nicht mehr erreichbar war, die Webseite. Also das ist meiner Meinung nach jetzt der nächste Schritt, was mit Binance passiert, Binance wird nur noch über VPN erreichbar sein, d.h. der normale Nutzer wird schon mal gar nicht von seinem Laptop auf die Binance Login Seite kommen. Und dann werden sicherlich auch Regierungen, wenn sie Binance Mitarbeiter identifizieren, die ggf. im Flughafen auch befragen, und dann wird, je nachdem, was dann dort stattfindet, sicherlich Druck auf Binance aufgebaut werden können, also ich denke nicht, dass Binance nicht komplett nicht greifbar ist für die Regulierer. Er hat wahrscheinlich jetzt eine Größe, wo es nicht einfach ist, ihn noch zu regulieren, aber die Regulierer sind sehr innovativ, schätze ich, und wir haben sehr viel Zuspruch erhalten von Kunden, die über Binance nicht mehr ins FIAT gehen konnten, weil bei Binance war wirklich von einem Tag auf den anderen keine FIAT, also keine SEPA Überweisungen zum Krypto kaufen und keine SEPA Überweisungen zum Krypto verkaufen mehr möglich, also man war wirklich überrascht, und ich denke, es braucht diese Momente, dass die Kunden auch wieder verstehen, dass sie Binance nicht ihre Millionen anvertrauen sollten, weil am Schluss haben sie nur eine E-Mail-Adresse, an die sie sich wenden können, und ich denke nicht, dass da jemand antwortet. Also das ist ein großes Risiko, Binance, und der Regulierer möchte ganz klar keine Binances, sondern er möchte 4cash.exchanges, weil dort einfach auch ein höherer Verbraucherschutz gegeben ist.
34:00 - Kundenprofil, Kontoführungs- und Transaktionsgebühren
Daniel: Wichtig ist noch, zu erwähnen, dass Kunden aus der EU, aber auch weltweit die Leistung von 4cash.exchange in Anspruch nehmen können und damit von der Sicherheit und Kundenfreundlichkeit des neuen Service profitieren können.
Daniel: Du hattest vorhin noch gesagt, bei Binance gibt es nicht die Möglichkeit, ein Firmenkonto, vielleicht kannst Du ganz kurz noch erwähnen, also was ist eigentlich bei Euch, was kann ich bei Euch für eine Kontoart buchen, und vielleicht auch mal, was kostet das?
Simon: Also bei Binance gibt es die Möglichkeit, ein Firmenkonto zu beantragen, die Hürden sind dort einfach so streng, dass keine Firma, die ich kenne, es schaffen würde, dort reinzukommen. Also das heißt, das ist auch gar nicht im Fokus von Binance, dass sie eigentlich Firmen möchten, sondern sie haben ihren Schwerpunkt, denke ich, auf die Privatpersonen gelegt. Bei uns gibt es drei Arten von Kunden: der erste ist der Individuelle, der Einzelunternehmer, die Privatperson, die gerne Kryptos kaufen und verkaufen möchte, und einfach sich sicher sein möchte, in dem Moment, wenn ich kaufen und verkaufen möchte, möchte ich auch die Infrastruktur bereitstehen haben, d.h. Compliance ist erledigt, die ganzen Dokumente für den Regulator sind dort hinterlegt, und man kann im Endeffekt davon ausgehen, dass man dann Ruhe hat, bis sein Pass abläuft. In dem Moment, wo der Pass abgelaufen ist, müsste man da entsprechend wieder neu Informationen updaten. Dann gibt es auch Protokolle, wie Sebastian angesprochen hat, die gar kein Bankkonto haben, die aber im Blockchain Space aktiv Mitarbeiter, nämlich Entwickler beschäftigen, und die können über uns z.B. auch ein Firmenkonto beantragen. Dann gibt es die Möglichkeit von Firmen, die Bitcoins kaufen oder verkaufen möchten, ggf. auch mehrere Auslandsstandorte haben, die auch entsprechende Konten bei Exchanges haben, also die Firma, die Tochter in Südafrika zum Beispiel, dort ein Konto bei der Exchange in Südafrika, und kann dort die Bitcoins kaufen und verkaufen, und die Holdinggesellschaft kann das Gleiche in der Schweiz. Dann können die natürlich in der Company einiges mit Kryptowährungen schon machen. Das wäre z.B. eine Idee, zu sagen, eine von beiden hat ein Konto bei 4cash.exchange. Dann gibt es zum Thema Preis bei uns für Kunden einfach die Möglichkeit, die Deals Window ein Jahr offen zu halten, also ich kann als Firma ein Jahr planen, ich kann 4cash nutzen, um Einzahlungen, Auszahlungen zu tätigen, das kostet mich CHF 3 am Tag. Also das Öffnen dieses Windows, das heißt auch für uns, wir kämpfen für unsere Mitglieder, was heißt das für den Kunden? Die Regulierer kommen ständig mit neuen Ideen, wie sie alles noch stärker verschärfen können, und wir als regulierte Einheiten haben auch ein offizielles Saying, d.h. wir können jetzt widersprechen. Wie z.B. dieser Schwellenwert wurde vom Regulierer vorgeschlagen, anstatt 24 Stunden werden diese 1.000 Franken jetzt in 30 Tagen angewendet. Wir haben dem Ganzen widersprochen, normal hätte bis Ende Oktober diese neue Regulierung gelten sollen, jetzt ist es immer noch in Bearbeitung, und wir haben jetzt die Verlängerung schon bis 31.12.21. Also, das heißt auch, was wir hier machen für unsere Kunden ist, wir stemmen uns ein Stück weit gegenüber Regulierungen, und wir wollen auch die Kirche im Dorf lassen, und wir wollen auch noch eine gewisse Anonymität sicherstellen. Und das ist einfach gewährleistet, indem wir einen gewissen Feed für unsere Dienstleistung nehmen, und es ist CHF 1 für den privaten Kunden und CHF 3 für den Geschäftskunden oder auch für die Organisation, auch eine FIFA könnte bei uns sich onboarden, und das wären drei Franken am Tag.
Daniel: CHF 365 pro Jahr kostet mich ein Konto bei Euch?
Simon: Genau, und dann ist die Infrastruktur für Dich geöffnet. Ob Du sie dann nutzt oder nicht, das ist Dir überlassen, Du kannst bei uns natürlich auch Kryptos verkaufen, die Du nicht bei uns eingekauft hast.
Daniel: Und Transaktionsgebühren? Gibt es immer Transaktionsgebühren, gibt es Fälle, wo es verschiedene Transaktionsgebühren oder keine Transaktionsgebühren gibt?
Simon: Die Transaktionsgebühren, bei uns sind die aktuell 3%, aber auf einen guten Kurs, das ist auch wichtig, dass man sich jetzt nicht nur von Prozentzahl leiten lässt, sondern 1% auf einen schlechten Kurs kann am Schluss weniger bedeuten, als 3% auf einen guten Kurs.
38:59 - Lizenzierungsverfahren Malta oder Schweiz?
Sebastian: Sehr gut. Wir haben jetzt durchaus auch Mandanten, die möglicherweise selbst im Bereich von Krypto Dienstleistung tätig sein wollen, vielleicht Exchange oder vielleicht irgendeine Vermögensverwaltung, oder irgendetwas anderes in dieser Art, und wie gesagt, wir selbst sind ja auf Malta doch sehr aktiv, und Malta war da in gewisser Weise federführend. Wenn Du jetzt, der Du das Lizenzierungsverfahren in der Schweiz durchlaufen hast, vielleicht ja ein bisschen so weißt, was es auf Malta für Möglichkeiten gibt, kannst Du dazu was sagen, z.B. wo Deiner Meinung nach die Schweizer Lizenz jetzt möglicherweise besser ist als die z.B. in Malta, und welche Vorteile es in der Schweiz für jemanden hätte, der dort Interesse hat, was zu machen?
Simon: Also ich empfehle ihm nicht die Schweiz, weil die Schweiz jetzt einfach an einem Punkt ist, wo Singapur schon war, dass man in einen Application Stau läuft. Also man ist jetzt in einem Bewerbungsstau, und die Schweiz ist auch noch am Aktualisieren ihres internen Systems, also es kommen zwei Punkte jetzt zusammen: zum einen ist die Infrastruktur aktuell am sich updaten in der Schweiz, was den Regulator betrifft, und zum anderen kommen diese neuen Technologien mit natürlich Konzepten, die auch der Regulierer erstmal verstehen muss. Wir haben jetzt bei uns ein relativ einfaches Konzept genommen, eine klassische Krypto Exchange. Der Daniel hat schon angesprochen, man könnte natürlich noch den Zahlungsverkehr involvieren, was dann dazu führt, man muss mindestens mit zwei Jahren Regulierungszeit rechnen. Also d.h. von Idee bis man dann starten kann, Exchange ein Jahr, alles, was, sage ich mal, noch an modernen neuen Finanzmöglichkeiten möglich wäre, wahrscheinlich zwei Jahre Wartezeit. Dem muss man sich einfach bewusst sein. Und dann ist es so, dass natürlich die FATF steht über allem, also FATF hat, glaube ich, 28 Mitgliedsländer, und jedes Mitgliedsland ist eigentlich ein gutes Land für eine Krypto Exchange. Also wir haben aus unserer Erfahrung gesehen, dass man in ein FATF Land gehen sollte, um eine Exchange zu registrieren. Und dann ist es so, dass die FATF natürlich ständig die Anforderungen aktualisiert, und da kenne ich Malta dann zu wenig, wie konsequent sind sie in der Umsetzung dieser neuen Anforderungen von FATF, weil FATF veröffentlicht dann auch Listen, und wenn man Pech hat, kommt man irgendwann auf die Black List, und dann ist man vielleicht gar nicht mehr in der Lage, irgendwas zu machen. Das heißt für uns, die Schweiz hat einen sehr engen Draht zur FATF, die FATF hat jetzt in ihrem letzten Bericht relativ viele Regulatorien von der Schweiz übernommen, und die FATF kommt auch nächstes Jahr in die Schweiz und wird der Schweiz ein Zeugnis ausstellen, also d.h. die Schweiz muss eigentlich keine Angst haben vor der FATF. Und das ist immer die Frage, wenn man in ein anderes Land geht, wie gut steht dieses Land mit der FATF? Malta, hatte ich so damals verstanden, da gab es im Bereich Banking Skandale, im Bereich Compliance, was dann sich dann automatisch auch auf andere Bereiche, Finanzbereiche, wie den Krypto Sektor auswirkt, was das Vertrauen dieses Standortes betrifft.
42:40 - Der eigentliche Grund, warum Malta auf der grauen Liste ist
Sebastian: Ja, Du hast Recht, also Malta wurde von der FATF auch der grauen Liste hinzugefügt im Juni, wobei es dort im Wesentlichen um deren Steuersystem ging, oder um die Art und Weise, die haben so einen Steuer Refund in Malta, dass ein Großteil der Körperschaftsteuer erstattet wird, und wie diese Erstattung abläuft, das war im Grunde der Kritikpunkt. Aber ich sehe, was du meinst, hat ja eine Auswirkung insgesamt auf die gesamten regulierten Branchen auf der Insel.
43:14 - Die FATF und ihre Vor- und Nachteile
Simon: Also wir hatten das Gefühl, das vielleicht noch als Insider Info, dass man eigentlich einen FATF Bund schließen möchte, man möchte eigentlich nur noch innerhalb dieser 28 Länder agieren, was bei 190 Ländern oder mehr, was wir auf der Welt haben, ziemliche Diskriminierung wäre, aber, wie Du auch beschrieben hast, die FATF ist sehr dominant und versucht, ihren Standard auch allen anderen, die nicht Mitglied sind, überzustülpen, was dann letztendlich wieder für den Verbraucher einen höheren Schutz bedeutet, wenn er in einem FATF Land bei einer Exchange sich anmeldet.
Sebastian: Und FATF ist in Paris, korrekt?
Simon: FATF hat immer ein Jahr einen Präsidenten, und dann wechselt es, also es gibt immer genau einen Präsidenten aus einem unterschiedlichen Land, und FATF bespricht diese Dinge immer an den G20 Gipfeln, also FATF ist eingeladen immer bei den G20 Treffen zu berichten, und es gibt auch einen V20, d.h. das ist ein Virtual Asset Service Provider, das findet dann parallel zu den G20 Finanzministertreffen statt. Also, ich weiß nicht, wo die FATF sitzt, ob sie in Frankreich sitzt, das kann sein, aber sie treffen sich überall, auf der ganzen Welt, und sie beschließen einfach die Regeln, und bisher hat sich niemand getraut, eigentlich dort mal auf den Tisch zu hauen, um diese ganze Überregulierung auch wieder zu stoppen. Wir sind jetzt der Meinung, mit unserem Konzept haben wir einen Mittelweg gefunden, durch die Compliance, die wir fordern, schaffen wir dem Kunden mehr Freiheit, und wir geben auch die Daten nicht einfach an jemand Drittes weiter, was wieder der Vorteil ist, wenn der Kunde sich uns gegenüber identifiziert hat, dann können wir einer Bank gegenüber auf eine erneute Identifizierung verzichten.
Sebastian: Interessant, ja, ich glaube auch, diese internationale Harmonisierung, die ist natürlich ein Riesenthema.
Simon: Ist wirklich so, und das macht es dann auch für die Banken, um auf den einzelnen Nutzer, der vielleicht einen höheren Betrag auf sein Privatkonto auszahlen möchte, oder auf sein Firmenkonto, einfacher, dem Ganzen zuzustimmen, wenn natürlich die Exchange auch aus einem FATF Land kommt, oder einem FATF Non-Risk, wir haben auch Länderlisten, und heutzutage ist es so, die Länder haben ein Viertel oder ein Drittel vielleicht noch grün, und drei Viertel rot, also es ist auch so, dass wir heutzutage so viele Gefahren übersehen müssten, überall werden uns Gefahren gezeigt, die wir eigentlich gar nicht sehen.
46:08 - Kryptowährungen nicht unbedingt Stromfresser
Daniel: Kommen wir jetzt zu einem anderen Thema, welches Kryptowährungen immer wieder mal in einem schlechten Licht erscheinen lässt. Es heißt, durch Kryptowährungen wird wahnsinnig viel Strom verbraucht, was ja gerade in der heutigen Klimapolitik sehr kritisch betrachtet wird.
Simon: Ja, also da hat Binance sicherlich einen großen Schritt dazu beigetragen, mit ihrer Binance Smart Chain, dass sie wenig Strom verbrauchen im Vergleich zu Ethereum, d.h. was hat Binance das gemacht? Binance hat eigentlich auf die Ethereum Infrastruktur ein Second Layer gesetzt, also d.h. die Blockchains sind heutzutage auch so, dass man von drei Ebenen spricht, die unterste Ebene ist die beim Bitcoin Proof z.B. of Work Ebene, wo wirklich sehr viel Strom verbraucht wird, und Bitcoin hat es auch verstanden, dass sie da was tun müssen, Ethereum ist die zweitgrößte Blockchain, die haben schon aktiv was getan, die sind in drei Monaten kein Stromfresser mehr, also Ethereum ist gerade am updaten auf eine grüne Blockchain, wir gehen davon aus, dass am 14.02.2022 dann die Beacon Chain und die Ethereum Chain zusammenlaufen, und dann die Binar, die den Strom bisher verbraucht haben, überflüssig werden, und andere Blockchains, die jetzt neu auf den Markt kommen, die sind alle schon auf dem Proof of State Verfahren, das wenig Strom benötigt. Ethereum hat uns auch bestätigt, dass ich eine Ethereum Note auch auf meinem Laptop laufen lassen kann in Zukunft. Also das heißt dann auch für eine Blockchain, wenn sie weniger Strom braucht, dann kann sie mehr dezentrale Punkte haben, was auch wieder besser ist, weil große Bitcoin Mining Fabriken in China, die entsprechend viele Transaktionen weltweit kontrollieren, sind ein Stück weit auch ein Risiko gewesen, also Trend ist ganz klar weg vom Stromfresser, wenn Strom, dann aus erneuerbaren Energien. Und das ist durchaus auch möglich, dass man zum Beispiel Abfallenergie, also Energie, die eigentlich zu viel vorhanden ist, dann sinnvoll nutzt, um damit Kryptowährungen zu schürfen.
48:25 - Make a long Story short – Kurze Frage, kurze Antworten
Daniel: Kommen wir zu unserer Kategorie „Make a long Story short“. Ich stelle Fragen, die möglichst kurz und knackig beantwortet werden.
Daniel: Prognose für die Zukunft - wird Bitcoin & Co. ein normales Zahlungsmittel und ersetzt Bargeld oder klassische Konten?
Simon: Also, das liegt an den Verbrauchern, jeder selber kann entscheiden, welche Währung er akzeptieren wird in Zukunft, und für mich definitiv würde ich Bitcoin oder andere Kryptowährungen als allerliebstes als Zahlungsmittel ausgeben. Aber letztendlich muss es der Markt entscheiden, und wenn jemand nicht Kryptowährung akzeptiert, gibt es Dienstleister, die sich zwischen mich als Kunde, der mit Kryptowährung bezahlen möchte und dem Shop, der aber lieber Euros oder Schweizer Franken bekommen möchte, dann dazwischenschalten werden, also da werde ich einfach meine Kryptos an den Intermediär schicken, er wird sie umtauschen und dem Händler dann FIAT Währung ausweisen.
Daniel: Okay, dann nächste Frage, welches sind Deine drei Top Coins, und warum?
Simon: Also meine drei Top Coins ist Ethereum, aus dem bereits beschriebenen Hintergrund, dass sie jetzt auf Ethereum 2.0 gehen, und dass sie eigentlich den Computer auf der Blockchain erfunden haben, dann ist es Cardano, auch ein Infrastruktur Coin, der recht günstig aktuell noch zu haben ist, der schon die Umstellung, die Ethereum gemacht hat, schon hinter sich hat, und der dritte Coin wäre Polkadot, auch ein Infrastrukturtoken, der ganz am Anfang steht und Ethereum ähnliche Funktionen mit sich bringt.
Daniel: Okay, Zukunftspläne Deiner Firma? Was kommt als Nächstes?
Simon: Also nach dem Schritt eins Go Live und der erfolgreiche Wechsel zwischen Kryptowährungen sehen wir sicherlich den Bereich Fintech und auch Zahlungsverkehr als sehr interessant, und so wie wir heute aufgestellt sind, wird wahrscheinlich Südafrika einer der ersten Märkte sein, wo wir mit einem lokalen Partner eine Zusammenarbeit vereinbaren, um somit dann auch die Schweiz als Finanzplatz stärker nutzen zu können, also die Schweiz als Finanz Hub.
50:48 - Kontaktdaten und Verabschiedung
Daniel: Letzte Frage, wie kann ein Kunde, der mit Euch in Verbindung treten möchte, am besten erreichen?
Simon: Also am allerbesten über die E-Mail hello@4bridges.ch, und wenn es Fragen zur Exchange sind, über simon@4cash.exchange. Wir haben aktuell, wie gesagt, aktuell noch das Glück, dass wir jeden Kunden persönlich begrüßen können, das ist sicherlich in ein paar Jahren nicht mehr der Fall, aber diese persönliche Betreuung der Kunden ist uns wichtig, und auch die Schulung der Kunden, denn wenn sie Kunde bei uns werden, können Sie hinterher auch externe Wallets verwalten, auf denen Sie ihre Kryptos liegen haben, und sie wissen, dass sie die Sicherheit Ihrer Kryptos selber verantworten.
Daniel: Okay, dann bedanken wir uns ganz herzlich bei Dir, wir haben viel dazugelernt.
Sebastian: Genau, und hoffen wir, dass viele unserer Zuhörer und Mandanten, sobald Ihr dann live seid, zu Euch stoßen werden, und viele diese sehr interessante Dienstleistung für sich in Anspruch nehmen werden.
Simon: Vielen Dank Euch beiden, und wir hoffen, dass es viele Exchanges wie uns gibt, auch dass andere sich motiviert fühlen, vielleicht den gleichen Weg zu gehen wie wir, vielleicht nicht in der Schweiz, aber je mehr es von uns gibt, desto mehr können wir dann auch in den anderen Bereichen Co-Laborationen schließen.
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Oh wie schön ist Panama
Entdecken Sie Panama durch die Augen von Michael Jähne, einem deutschen Auswanderer mit tiefem Wissen und Verständnis für das Land. Erfahren Sie mehr über seine Erfahrungen und Insider-Tipps.
Zu Gast: Einwanderungshelfer Michael Jähne
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Der gebürtige Deutsche, Herr Michael Jähne, lebt zwar erst seit fünf Jahren in Panama, hat aber ein großes Verständnis und umfassende Kenntnis von dem Land und öffnet heute seine Schatztruhe für uns.
Panama für wen? Homeschooling möglich
Seit vielen Jahren ist Panama bereits ein Auswanderparadies für Rentner, vor allem aus Nordamerika und Kanada, aber das hat sich in dem vergangenen Jahr stark verändert, denn jetzt kommen sehr viele Familien, die sich um die Zukunft ihrer Kinder ernsthaft Sorgen und Gedanken machen, die einen Ort suchen, an dem sie sicher und frei leben und ihre Kinder eventuell sogar zu Hause unterrichten können, was in Panama möglich ist und schon seit Jahrzehnten auch von vielen praktiziert wird.
Panama eignet sich bestens für freiheitsliebende Menschen, die gerne unter dem Radar leben möchten.
Ideen sind schnell gefunden
Erfrischend ist es, wie Herr Jähne berichtet, dass es so viele Marktlücken in Panama gibt, und jeder findet sofort etwas, was er machen kann. Ein Geschäft ist schnell und problemlos eröffnet, und in Panama macht man dieses vorrangig, wenn man wirklich mit den Menschen dort Geschäfte machen möchte, wie z.B. mit einem Restaurant.
Panama ist der ideale Ort, wenn man ausländische Einkünfte hat, denn das Land fordert keine Steuern dafür. Vielleicht kann man es auch so sagen: Man nehme als Steuerwohnsitz Panama, hinzu füge man ein Unternehmen an einem Ort, wo man dieses ohne große Registerhürden und Steuern auf ausländische Einkünfte zahlen zu müssen betreiben kann, das Bankkonto richte man dort ein, wo die Kunden sind, und den wirklichen Aufenthalt suche man sich aus nach Belieben.
Bevölkerung, Gehälter und Lifestyle
Panama ist strategisch gut gelegen, es gibt ausreichend Flugverbindungen in alle Welt, und es ist zudem auch der Hub im Bereich der Banken und Datenverbindungen (sieben Datenkabel verlaufen unter Panama hindurch).
Die Gesamtbevölkerung beläuft sich auf 4.4 Millionen, wovon etwa die Hälfte in der Hauptstadt Panama Stadt lebt, in die zudem täglich ca. 200.000 bis 250.000 Menschen zur Arbeit pendeln, was “zu gewissen Stausituationen führt”.
Bei den Gehältern gibt es große Unterschiede zwischen Stadt und Land (ca. $3.000 für einen Bankangestellten in Panama Stadt, ca. $800 für einen Bankangestellten außerhalb).
Die Deutschen sind in Panama noch nicht sehr stark vertreten, es ist eher für die USA und Kanada wie Mallorca für Deutschland.
Panama ist kein Billigland, und wenn man nicht gerade Selbstversorger ist, dann reichen die $1.000 Rente leider auch nicht aus, um dort mit dem gewohnten Lebensstandard leben zu können.
Alte und neue Einreisebestimmungen ab August 2021
Seit August 2021 haben sich die Einwanderungsbedingungen stark geändert. Bisher reichten $5.000 auf dem Konto aus, um bei Einreise einmalig die Solvenz nachzuweisen, und dann war das Geld wieder frei verfügbar.
Seit August 2021 gilt es, unter dem Friendly Nation Programm eine Investition von $200.000 in eine panamaische Immobilie oder eine dreijährige Festgeldanlage bei einer panamaischen Bank zu tätigen, um die dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung, die Residencia, zu erhalten.
Oder man hat ein echtes Anstellungsverhältnis über zwei Jahre bei einer panamaischen Firma mit Sozialversicherungsabgaben, was für den gesamten Zeitraum nachgewiesen werden muss, und dann kann man die Residencia beantragen.
Rentner bekommen diese weiterhin mit einer sehr niedrigen Rente von umgerechnet $1.000.
Eine Investition in ein Unternehmen alleine reicht nicht aus, um die Residencia zu bekommen, das Friendly Nation Programm fordert eine Investition in eine panamaische Immobilie oder Festgeldanlage (dieses müssen Eigenmittel sein; beim Kauf einer Immobilie über dem o.g. Wert kann eine Hypothek aufgenommen werden).
Konzerne haben selbstverständlich ihre eigenen Gesetze und eigene Steuersätze und können ihre Mitarbeiter für die Dauer des Anstellungsvertrages ganz einfach ins Land bringen, denn sie unterliegen nicht der 90%-10% Regelung, wo erst nach 9 Panameños ein Ausländer eingestellt werden darf.
Für die Aufenthaltsgenehmigung verlangt der Staat allerdings nicht, dass man seinen Hauptwohnsitz auch nach dort verlegt, es reicht, wenn man alle zwei Jahre mal kurz dort ist.
Einmalige Chance für Italiener
Aktuell profitieren nur noch die Italiener von der alten Regelung, denn mit italienischem Pass ist die Residencia noch unter den alten Bedingungen erhältlich, was interessant sein kann für diejenigen, die vielleicht noch nicht direkt ans Auswandern denken, sich aber gerne einen Plan B zurechtlegen.
Einreisebestimmungen für Digitale Nomaden
Für digitale Nomaden wurde Anfang 2021 ein Gesetz eingeführt, was besagt, dass sie ein Jahreseinkommen von $35.000 nachweisen müssen, um eine Aufenthaltsgenehmigung für neun Monate zu beantragen, was um weitere neun Monate verlängert werden kann. Das Antragsverfahren ist sehr einfach und erfordert keinen Anwalt.
Immobilien
Für die für die Residenciakarte erforderlichen §200.000 bekommt man in Panama Stadt in 1B Lage lediglich eine Wohnung mit einem Schlafzimmer und außerhalb ein 2ha großes Anwesen mit Flussanbindung oder eigener Quelle, wo man sein eigenes Haus bauen kann, was auch ratsam ist, wenn man die europäische Bauqualität bevorzugt.
Sehr gefragt sind Häuser, die von Amerikanern, Kanadiern oder Europäern gebaut wurden, wofür man dann aber schon selbst außerhalb, wie in Boquete, Valle de Antón, Strandgegenden, Coronado, San Carlos, zwischen $400.000 und $800.000 zahlen muss.
Ebenfalls sehr gefragt sind Apartments in Gated Communities. Es gibt viele hochmoderne Wohngebiete mit eigenen Swimmingpool-Anlagen, Fitnessstudios, Einkaufsmöglichkeiten und Partyräumen.
Der Panamakanal
Über den Panamakanal, der seit der Jahrtausendwende 1999/2000 nicht mehr unter der Obhut der USA ist, sondern, laufen ca. 8% des Welthandels, wodurch das Land Ausländer gewohnt ist und man dort als Ausländer dementsprechend auch nicht auffällt.
Cash in Panama
Wenn man mehr als die „erlaubten“ $10.000 cash ins Land bringen möchte, muss das beim Zoll deklariert werden, denn wenn man das Geld bei einer Bank in Panama einzahlen möchte, verlangt diese die abgestempelte Deklaration des Geldes. Ansonsten läuft das meiste über Überweisung oder Schecks.
Die Zinssätze für Hypotheken betragen zwischen 5,5%-7%, und die Guthabenzinsen liegen zwischen 2% und 3%.
Kryptowährung in Panama
Es gibt einen Gesetzesentwurf, der Panama im Bereich der Kryptowährungen auf Platz zwei, gleich nach El Salvador bringen würde. Wer mit Krypto handelt, um sein Wallet aufzubessern, zahlt pauschal nur 4% Steuern.
Steuernummer oder Reisepass?
Es besteht grundsätzlich keine Verpflichtung, eine Steuernummer zu haben. Wer hierherzieht, sein Geld oder Rente aus Deutschland mitbringt und hier sein Leben führen will und nicht wirtschaftlich aktiv wird, der holt sich in Panama in der Regel auch keine Steuernummer.
Wer einer deutschen oder schweizer Bank nachweisen möchte, dass er hier steuerpflichtig ist, der beantragt tatsächlich eine hiesige Steuernummer.
Wenn ein Bürger in Panama etwas vom Staat will, dann muss er nachweisen, dass alle Steuern bezahlt sind, ansonsten bekommt er nicht einmal das jährliche Placa (Nummernschild) für sein Auto. Wer aber nichts vom Staat will und unter dem Radar lebt, der kann das auch in aller Ruhe tun.
Eine Immobilie oder ein Fahrzeug kann ohne Steuernummer, nur mit Reisepass erworben werden. Von den Eigentumsrechten ist Panama vergleichbar mit den USA, ausländische Eigentümer von Fahrzeugen oder Immobilien haben die gleichen Rechte wie Inländer.
Panama Stadt – die interessanteste Stadt der Welt
Eine Stadt mit einer wunderschönen Altstadt und hochmodernen Wohngebieten findet man sicherlich in einigen Ländern, aber zusätzlich noch einen Dschungel in der Stadt, das gibt es nur in Panama!
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Michael Jähne
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Timestamps
00:00 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Herr Michael Jähne
03:53 - Geographische Lage, der Panamakanal und Lebensqualität
09:18 - Bevölkerung in Panama
10:37 - Deutsche Communities in Panama
12:25 - Flugdauer und Flugverbindungen
13:51 - Für wen kommt Panama in Frage?
17:39 - Welche geschäftlichen Möglichkeiten stehen mir in Panama zur Verfügung?
20:18 - Hürden beim Erhalt des Aufenthaltstitels
26:22 - Internationale Konzerne in Panama
29:37 - Cash in Panama
31:37 - Immobilien in Panama
34:04 - Wie ist das Verhältnis zwischen Finanzamt und Steuerzahler?
38:05 - Mit Reisepass Auto und Immobilie kaufen in Panama
38:37 - Die sogenannten Panama Papers
43:20 - Welche Branchen eignen sich für Business in Panama?
45:45 - Wohnsitz Panama – Bank im Ausland
46:54 - Digitale Nomaden
49:10 - Kryptowährung in Panama
50:29 - Make a long Story short – Kurze Fragen, kurze Antworten
54:50 - Kontaktdaten und Verabschiedung
Mitschrift zu Folge 10 von Perspektive Ausland
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Herr Michael Jähne
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Zum heutigen Thema Panama haben wir Michael Jähne zu Gast. Er stellt sich erst einmal vor und erzählt uns, wie er in Panama gelandet ist und was er dort genau macht.
Michael: Ja, also hallo, Guten Morgen oder Guten Tag in die Welt, es sind ja hier einige Stunden zurück gegenüber Europa. Ich bin in Deutschland geboren, hatte schon immer irgendwo das Flair oder den Fable, am Meer zu wohnen und deswegen bin ich mal im Jahr 2000 nach La Palma ausgewandert, habe dort natürlich auch Spanisch gelernt. Ich habe dort natürlich nicht nur gelebt, sondern auch gearbeitet und bin dann durch Heirat in die Schweiz gekommen. In der Schweiz ist alles sehr geregelt, dort war ich im Immobilienbereich tätig, und, ja, die Sehnsucht nach Meer und nach Wasser war dann doch etwas größer. Wir sind dann zunächst an den Bodensee gezogen, das hat mir nicht gereicht, ...
Sebastian: Das sogenannte Schwäbische Meer, nicht wahr?
Michael: Ja, genau. Aus Gesundheitsgründen meiner Frau, möchte ich noch sagen, war dann vielleicht so dieser Impuls, zu sagen, wir gehen jetzt in ein Klima, wo wir nicht diese Schwankungen haben, innerhalb von ein, zwei Tagen 25 Grad mehr oder weniger, sondern das ganze Jahr ausgeglichenes, warmes Klima. Und Panama hat zum damaligen Zeitpunkt, also nicht nur wirtschaftlich bestochen, was die Möglichkeiten betrifft, sondern auch was die Einreisebedingungen betrifft, die Hürden sind dort relativ niedrig, waren es zumindest. Man hat das noch ein bisschen verschärft, da komm ich dann vielleicht noch zurück, ja, und im Nachhinein betrachtet war die Entscheidung sehr, sehr gut. Man kann hier wirklich sich entfalten, man hat viele Marktlücken, die man entdeckt, und wir mit unserer Dienstleistungsorientiertheit sind eigentlich dort im Vorteil in solchen Ländern, wo ja eher diese Laissez-Faire-Mentalität vorherrscht. Mañana heißt nicht morgen, sondern irgendwann, ja und dann kommt man her, baut sich was auf, und es funktioniert in der Regel, ja. Und ich bin jetzt Einwanderungshelfer, also seit vier Jahren mach ich das professionell. Wir hatten damals schlechte Erfahrungen gehabt mit unserem Anwalt, obwohl er uns empfohlen wurde, aber das war eine never ending story mit sehr viel Präsenz und sehr viel Erinnerungen, und, ja, er war relativ chaotisch, und es hat quasi die ersten zwei Wochen komplett bestimmt, hat viele Nerven gekostet, und da habe ich mir gesagt, das kann man doch optimieren, zumal der Bedarf ja da ist, und habe das dann in Zusammenarbeit mit sehr guten Partnern, Rechtsanwalt, Bank [unverständlich] Service und so optimiert, und seitdem sind wir dort sehr erfolgreich. Zusätzlich komme ich ja aus der Schweiz als Immobilienbewirtschafter und bin auch hier im Panamaischen Maklerverband akubiert und kann also auch dort behilflich sein, wenn es dann um Relocation, also um das Finden des eigenen Wohnorts und den Kauf einer Immobilie geht.
03:53 - Geographische Lage, der Panamakanal und Lebensqualität
Daniel: Um einen besseren Überblick zu bekommen, gibt uns Michael einen Einblick in die geographische Lage Panamas und welche Auswirkungen diese auf das Leben in dem Land hat.
Michael: Sehr viel, sehr umfassend, vielleicht kann ich erstmal sagen, Panama ist gesegnet von seiner Lage, also es hat eine strategisch extrem interessante Lage. Es ist ein relativ kleines Land, also man muss sich so diese Brücke vorstellen zwischen dem großen Südamerikanischen Kontinent und dem Nordamerikanischen Kontinent. Und auf dieser Achse dazwischen gibt es eine schmale Landverbindung, und Panama selbst hat nur eine Höhe, sage ich jetzt mal, um es auszudrücken für jemanden, der nur zuhört, von 70-80 km und erstreckt sich im Pazifikbereich über 1.600 km Küstenlinie und im Atlantikbereich auch über 1.000 km, ja.
Sebastian: Boah, also schon sehr lang, ja, also relativ groß und sozusagen schmal, aber in der Länge ausgedehnt, ja. Kann man nicht in zwei Stunden abfahren, sagen wir mal so.
Michael: Auf keinen Fall. Und dazu kommt eben, aufgrund dieser Landenge hat man hier diesen Kanal gebaut, also diesen Panamakanal, also das ist quasi die schmalste Verbindung zwischen Pazifik und Atlantik. Man hat damals noch Nicaragua in Erwägung gezogen, aber aufgrund dessen, dass Panama bezüglich Erdbeben sehr günstig liegt, man hat das auch getestet damals, es liegt auch außerhalb der Hurricane-Zonen dieser Welt, also es ist strategisch extrem günstig gelegen, und aus dieser Lage heraus hat Panama die Rolle als Drehkreuz zwischen den Amerikas, ja. Nicht nur zwischen den Amerikas, man kann sagen 8% des gesamten Welthandels läuft über den Panamakanal, es gibt internationale Flugverbindungen, 90 Direktverbindungen in alle Welt, man kann z.B. nicht von Deutschland nach Paraguay direkt, aber über Panama kommt man überall hin, in jedes Land Lateinamerikas, Nordamerikas, Mittelamerikas, selbst nach Europa, Asien, usw., also es ist eigentlich eher Hub, das Drehkreuz im Bereich Verkehr, im Bereich Datenverbindungen, es führen sieben Datenkabel unter Panama hindurch. Im Bereich Banken ist es der Banken-Hub, es ist der drittwichtigste Sitz der UNO, also neben New York und Genf, Panama Stadt, auch die Weltbank verlegt ihren Sitz von Washington nach Panama in Zukunft. Ja, wie lebt es sich dadurch? Die Frage ist, gut, weil es ist ja durchaus ein großer Unterschied zwischen anderen Ländern Lateinamerikas, wenn ich nach Paraguay ziehe, bin ich als Ausländer erkennbar. In Panama kann jeder wie ein Panamaer aussehen, weil Panama ist seit über 100 Jahren durch den Panamakanal tausende, zigtausende von Ausländern gewohnt. Der Kanal war bis 2000, bis 1999 unter der Herrschaft der USA, also unter der Obhut, das war quasi ein Staat im Staat, also acht Kilometer beidseitig des Panamakanals war eine Zone, wo man quasi, wo die Panamaer selbst Zutritt beantragen mussten, und insofern sind die Panamaischen Bürger Ausländer gewohnt und man hat hier sämtliche Kulturen. Also wenn ich auf der Straße laufe, wenn ich nicht gerade Sandalen mit weißen Socken anziehe und kurze Hosen, dann bin ich nicht als Ausländer erkennbar, genau. Und deswegen lebt es sich hier gut, also wir fallen mit unserer Lebensweise unter den Radar, ja, also wir sind nicht diesem Konformitätstrug ausgesetzt, wie in anderen Ländern, die etwas einheitlicher zusammengesetzt sind von der Bevölkerung. Also ich würde mal fast sagen, wir haben hier so eine Art Hafenstadteffekt, wo auch, wie das in jeder Hafenstadt früher war, Subkulturen gedeihen können, und wo es alles gibt und wo alles möglich ist, ja. Panama Stadt selbst ist bekannt durch die Skyline, die ist ganz beeindruckend, das wird auch das Singapur Amerikas genannt, ja, man hat hier wirklich hochmoderne Wohngebiete mit allem Komfort. In den Hochhäusern hat es eigene Swimmingpool-Anlagen, Fitnessstudios, Einkaufsmöglichkeiten, Partyräume, usw., also ist quasi so eine kleine Stadt da drin, man muss gar nicht mehr raus. In Panama Stadt lebt es sich gut, man kann gut Geld verdienen, dafür ist dann, je weiter man raus geht, das Gefälle umso krasser. Ich sag' mal jetzt, nur um eine Zahl zu nennen, wenn hier ein Bankangestellter in Panama Stadt $3.000 verdient, dann verdient er in 400 km Entfernung $800. Und ein Gärtner $300-$400, also es gibt extreme Unterschiede im Lebensstandard zwischen den einzelnen Gebieten von Panama.
09:18 - Bevölkerung in Panama
Sebastian: Wie groß ist denn die Bevölkerung des Landes eigentlich?
Michael: Es sind nur 4.4 Millionen ungefähr, also es ist relativ dünn besiedelt im Hinterland. Auf Panama Stadt konzentriert sich die Hälfte der Bevölkerung, also rund 2 Millionen im Großraum Panama Stadt, und dazu kommt noch, dass jeden Morgen ungefähr 200.000-250.000 reinkommen in die Stadt zum Arbeiten und nachmittags wieder raus müssen, da gibt es auch gewisse Stausituationen. Also die Stadt ist wirklich das wirtschaftliche, kulturelle Zentrum, der Lebenspuls des Landes.
Sebastian: Und wie groß ist die Bevölkerung von Panama City?
Michael: Rund 2 Millionen, Panama City und Großraum, also man kann sagen rund die Hälfte der Bevölkerung konzentriert sich auf die Hauptstadt und angeschlossen die Provinzen, die sind relativ dünn besiedelt, da gibt es ein paar Strandgegenden, die recht beliebt sind bei Ausländern, wo es sich dann wieder konzentriert, aber es gibt keine großen Zentren außerhalb von Panama Stadt, ja, also eher so wie Frankreich relativ zentral, zentralistisch, alles geht von Panama Stadt aus.
10:37 - Deutsche Communities in Panama
Daniel: Und deutsche Community, wie sieht es da aus?
Michael: Die verteilen sich, kann man sagen, also ich würde gar nicht so richtig von einer Community sprechen, weil, Panama ist natürlich von der Lage her wie Mallorca für Deutschland, also es ist für die US-Amerikaner und die für die Kanadier ein sehr wichtiges Land zum Leben, zum das Leben genießen, vielleicht zum Überwintern, oder zum Steuern sparen. Die Deutschen haben das Land erst in den letzten Jahren entdeckt, also insofern kann man jetzt nicht sagen, dass es da eine gewisse Community gibt. Das verteilt sich relativ gut auf die Strandgegenden, wer arbeiten muss, wer Geld verdienen will, lebt in der Stadt, dort gibt es sehr gute Gegenden, wo es nicht so viel Trouble gibt, wo man relativ ruhig leben kann, und ansonsten Coronado, Pedasí ist noch recht beliebt, Boquete ist vor allem von US-Amerikanischen Rentnern damals entdeckt worden, auch dort ziehen einige Deutsche hin. Das sind ländliche Gebiete, wo Kaffeefarmen angesiedelt sind. Boquete ist ein kleines Städtchen, das sehr, sehr schön ist, ungefähr 1.000 Meter Höhe, hat ein Klima des ewigen Frühlings, also wer es nicht ganz so heiß mag, der geht nach Boquete, oder der geht nach El Valle de Antón, das ist der zweitgrößte bewohnte Vulkankrater der Welt, liegt ungefähr zwei Stunden von Panama Stadt weg, das ist gerade noch so das im wirtschaftlichen Dunstkreis von Panama Stadt, d.h. wer Geld verdienen will, bis El Valle de Antón, und danach sind dann eher die, die kein Geld mehr verdienen müssen, oder die rein online arbeiten, ja, hundertprozent online.
12:25 - Flugdauer und Flugverbindungen
Sebastian: Jetzt von Panama, wie lange fliegt man da nach Deutschland, und wie lange fliegt man in die USA?
Michael: Also, Deutschland kann ich sagen elf Stunden reine Flugdauer, Lufthansa nimmt glaube ich im März die Flüge wieder auf, ansonsten haben wir z.Zt. vier tägliche Verbindungen von vier Fluggesellschaften, Iberia über Madrid, Air Europa über Madrid, kann man von allen deutschen Städten anfliegen, KLM und Air France, das sind die Gesellschaften, die wir hier täglich empfangen mit Deutschen, und wie gesagt Direktflug wäre elf Stunden, wenn man natürlich umsteigen muss über Madrid, dann kommen halt dort die anderthalb Stunden Flug noch hinzu. USA ist relativ schwierig zu erklären, weil das Land ist natürlich ein Kontinent, und das geht also von vier Stunden bis, äh, ja, aufwärts.
Sebastian: Aber die meisten Flüge sind wo, nach Miami, oder nach wohin?
Michael: Ja, Texas, es sind auch viele Texaner hier, und also das kann man sagen, in die ganzen USA gibt es Flugverbindungen. Und auch Kanada, kommen direkt hierher. Die Kanadier haben sogar einen eigenen Flughafen zur Strandgegend in Rio Hato, wo in dem Winterhalbjahr acht Flüge wöchentlich ankommen. Also Kanadier und Amis haben ihre eigenen Direktverbindungen, teilweise auch Privatjets, aber auch regelmäßige Charterverbindungen.
13:51 - Für wen kommt Panama in Frage?
Daniel: Und jetzt wollen wir von Michael noch wissen, für wen Panama als Auswanderungsland üblicherweise in Frage kommt.
Michael: Ja, also Panama ist seit vielen Jahren das Auswanderparadies für Rentner, vor allem aus dem Nordamerikanischen Raum. US-Amerikaner, Kanadier, wenn man den International Retirement Index sich anschaut, ist Panama immer auf Platz eins oder zwei. Das sind eher weniger meine Kunden, weil Deutschland liegt weit weg, die Schweiz auch, und ich muss auch sagen, das Kundenprofil hat sich geändert in den letzten Jahren. Also es waren am Anfang, sagen wir vor vier Jahren, vor drei Jahren, waren es vereinzelt digitale Nomaden, die sagen, wir wollen eigentlich gar nicht nach Panama umziehen, aber wir wollen die steuerlichen Vorteile nutzen. Es waren ein paar Rentner, es waren ein paar Unzufriedene mit der Politik, die sagen Panama macht eine sehr kluge Einwanderungspolitik, hier sind die Leistungsträger willkommen, wir bauen uns hier etwas auf, das waren die Kunden von gestern. Jetzt kam dann die Corona Inszenierung, und die Kunden haben komplett gewechselt. Es sind Familien mit Kindern mit Kindern, die sich Sorgen machen um die Zukunft ihrer Kinder, die eventuell sogar Obhutsentzug befürchten müssen, wenn sie gewisse Dinge nicht erfüllen in Zukunft in Deutschland, und in Panama gibt es keine Schulpflicht, das heißt, man kann hier seine Kinder zu Hause unterrichten, die Reichen machen das schon seit Jahrzehnten, melden sie in der US-Amerikanischen Fernschule, Fernuniversität an und, ja, sind vor allem jetzt freiheitsliebende Menschen, die einfach sagen, wir wollen individuell leben, wir wollen unter dem Radar leben und unsere Kultur leben, und ja, das ist so das Motiv derjenigen, die dieses Jahr kommen, und das hat sich also massiv geändert.
Daniel: Sebastian, wir haben ja jetzt in erster Linie Kunden, die doch noch gerne geschäftlich tätig sind, und mich würde interessieren, wie sieht es denn da aus? Also, gibt es bei uns Kunden, haben Kunden schon gefragt nach Panama, ist Panama ein Ort, der für unsere Kunden interessant ist?
Sebastian: Ja, also grundsätzlich ja, ich meine wir haben natürlich jetzt bisher zum Thema Panama relativ wenig gemacht, nicht, weil wir es nicht empfehlen würden oder nicht, weil wir es nicht gutheißen würden, aber weil wir einfach natürlich uns sehr auf andere Länder konzentriert haben, aber nichtsdestotrotz haben wir natürlich regelmäßig, in regelmäßigen Abständen, und deswegen bin ich ja auch jetzt über dieses Gespräch dankbar, Mandanten, die nach Panama fragen, oder die nach Panama auch schon planen umzuziehen, und man kann absolut sagen, dass Panama durchaus ein Thema ist. Es wäre vielleicht sogar noch mehr ein Thema, und deshalb vielleicht jetzt mit Corona geändert, wenn die Leute eine bessere Vorstellung davon hätten, ja, was in Panama genau, wie man es sich in Panama genau vorstellen muss, ja, weil bisher, für die meisten ist es einfach sehr weit weg, die haben keine Ahnung von der Größe des Landes oder wie man dort konkret leben kann, wie man das konkret erreichen kann. Also insofern, es fehlen dort eher so konkrete Informationen, denke ich, dann wäre es vielleicht eine Attraktive, aber wie gesagt, absolut ein Thema, hin und wieder auf jeden Fall.
17:39 - Welche geschäftlichen Möglichkeiten stehen mir in Panama zur Verfügung?
Daniel: Michael gibt uns dann einen Einblick, welche Möglichkeiten seinen Kunden in geschäftlicher Hinsicht in Panama zur Verfügung stehen.
Michael: Ich sage immer, wer ausreisen will, muss einen finanziellen Background haben, muss natürlich auch einen Plan haben, was mache ich. Es sei denn man hat eine Rente, die gesichert ist und in ausreichender Höhe, aber wenn es Familien sind oder auch Einzelpersonen, die noch keine Rente beziehen, die haben irgendeinen Plan, was sie machen. Entweder sie haben ein Online-Geschäft, da ist Panama der ideale Wohnort, weil sie können dieses Online-Geschäft von hier aus weiterführen, und Panama verlangt nicht einen Cent Steuern für ausländische Einkünfte. Viele fragen dann, ja, dann gründe ich doch hier eine Firma in Panama und mach das dann auf diese Firma, da rate ich in der Regel ab. Ich sage, gründe die Firma überall, bringt Eure Firma, oder lasst sie weiterlaufen, oder was auch immer, gründet eine LLC in den USA, Wyoming, sonst was, da gibt es Berater dafür, da bin ich raus, weil eine panamaische Firma gründet man eigentlich nur, wenn man hier mit den Menschen hier Geschäfte macht, also ich will hier ein Restaurant eröffnen, ich will hier eine Autowerkstatt eröffnen, dann brauche ich eine Firma, um meine Haftungsrisiken zu begrenzen. Aber wenn ich mein Geschäft international betreibe, d.h. Erfüllungsort ist irgendwo, dann empfiehlt sich ein anderes Konstrukt, und dafür gibt es natürlich professionelle Berater. Also, d.h. die Kombination, die am meisten gewählt wird, ist Steuerwohnsitz Panama, eine Firma dort, wo man halt ohne große Registerhürden und ohne Steuern auf ausländische Einkünfte zu zahlen die Firma betreiben kann, das Bankkonto dort, wo meine Kunden sind, und effektiv halte ich mich dort auf, wo ich gerade Lust habe, das kann in Panama sein, das darf aber auch woanders sein. Der große Vorteil der Aufenthaltsgenehmigung für Panama ist, dass Panama nicht verlangt, dass ich meinen Hauptwohnsitz auch hierher verlege. Panama verlangt nur, dass ich mich alle zwei Jahre mal einen Tag hier blicken lasse, und ansonsten ist die dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung wirklich dauerhaft, das ist das sehr attraktive an Panama, also seinen Steuerwohnsitz hier zu haben, aber die Geschäfte offshore, international zu betreiben, und die Einkünfte, die hier ankommen in Panama aus dem Ausland, sind steuerfrei.
20:18 - Hürden beim Erhalt des Aufenthaltstitels
Daniel: Das klingt interessant, also ist ja insofern ideal, wie Du es beschreibst, ideal vom Status her des Aufenthalts. Sind denn die Hürden, den Aufenthalt zu bekommen hoch? Ist es schwierig, einfach, vielleicht kann man das auch trennen, wenn jemand privat kommt, oder wenn jemand durchaus auch noch Geschäfte laufen hat, gibt es da Unterschiede? Ist es schwer?
Michael: Ja, die Hürden sind leider verschärft worden, die Tendenz ist ja weltweit, dass die attraktiven Länder dicht machen, oder zumindest die Hürden erhöhen. Also Panama hatte bis Anfang August sehr geringe Hürden, man musste lediglich $5.000 auf einem hiesigen Bankkonto nachweisen und die Absicht, dass man künftig wirtschaftlich hier tätig werden will, das konnte man entweder durch einen Anstellungsversprechen oder durch die Gründung einer, ich sage mal, Briefkastenfirma, die man aber in der Praxis aber nie aktiv gestaltet hat. Und das hat der Staat irgendwann gemerkt, dass das zehntausende so machen. Er wollte nicht die Deutschen, Schweizer und Österreicher bestrafen, aber sehr wohl die anderen der 50 Friendly Nations, die in diesem Programm waren, die das doch teilweise ausgenutzt haben, also Kubaner mit spanischem Pass, Venezolaner mit spanischem Pass, die dann später durch Familiennachzug natürlich auch viele Leute hergebracht haben und einfach dem Land nichts gebracht haben, d.h. man hat jetzt eine Zusatzhürde eingeführt, wer jetzt hierher kommt und die Anträge stellt, muss eine Investition in Höhe von 200.000 in eine panamaische Immobilie tätigen, oder eine dreijährige Festgeldanlage bei einer panamaischen Bank. Das gilt nicht für Rentner, Rentner können nach wie vor noch mit einer sehr niedrigen Rente von umgerechnet $1.000, können sie ihre Aufenthaltsgenehmigung erhalten, das kann man auch mal erhöhen, wir erwarten das, dass der Level erhöht wird, aber ansonsten 200.000. Einzige Ausnahme italienische Staatsbürger, die können durchaus in Deutschland leben, aber wenn die Ehefrau oder der Ehemann einen italienischen Pass hat, Zweitpass, Erstpass, wie auch immer, dann kann die ganze Familie noch zu den alten Bedingungen, d.h. nur Nachweis der 5.000 auf dem hiesigen Konto. Darüber kann man am nächsten Tag schon wieder verfügen, das ist ein einmaliger Solvenznachweis, der gefordert wird, und ein Anstellungsversprechen, und dann haben Sie die dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung innerhalb kurzer Zeit.
Daniel: Bei diesen Neuerungen handelt es sich also um starke Verschärfungen. Dabei ist interessant zu wissen, ob das Einfluss auf die Nachfrage nach den Diensten hat, die Michael anbietet.
Michael: Sagen wir so, ich habe jetzt eine gesunde Nachfrage, also ich habe jetzt genug zu tun, wirklich, wir sind voll ausgelastet, letzte Woche haben wir zwei Familien gehabt, die angekommen sind, und wo wir den Prozess begonnen haben, also es läuft, auch Rentner kommen nach wie vor. Was wirklich ungesund war, waren die letzten Monate, bis zum Auslaufen des alten Gesetzes, da haben wir also über hundert Familien und Paare durchgebracht und bis zum Burnout gearbeitet, also das war nicht mehr normal.
Sebastian: Also Du begrüßt diese Verschärfungen?
Michael: Nee, es ist, die Leute tun mir leid, die jetzt auf Grund der Situation, die ja doch teilweise schwer ertragbar ist in einigen Ländern, ja, wenn ich jetzt daran denke, dass man teilweise den Arbeitsplatz nicht mehr behalten kann, wenn man gewisse Voraussetzungen nicht erfüllt, an gewissen Experimenten nicht teilnehmen möchte, dann suchen die natürlich auch nach einem Ausweg und konnten früher mit 5.000 auf dem Konto das machen, jetzt können sie es nicht mehr. Die tun mir wirklich leid, das muss ich sagen. Und letztlich gibt es ja nicht nur mich, es gibt da auch andere, es gibt auch genügend, wir haben hier übrigens Rechtsanwaltspflicht, also wer perfekt Spanisch spricht oder an einen englischen Anwalt gerät und sehr, sehr gut Englisch kann, der braucht auch nicht unbedingt einen Einwanderungshelfer. Ich bin derjenige, der erstens hier den Ruf sich erhoben hat, innerhalb von zwei Tagen die Residenciakarte zu organisieren durch sehr, sehr gute Vorbereitung, also das ist absoluter Rekord. Also wer es eilig hatte, wer nur mal kurz für eine Woche nach Panama kommen wollte und mit der Residenciakarte zurückreisen wollte, der kam im Prinzip an uns nicht vorbei. Aber es gibt natürlich andere, wer, ansonsten andere Sprachen spricht, der kann natürlich auch in so einer Drucksituation, die jetzt vorbei ist, der hätte natürlich dann auch seine Ansprechpartner gehabt, auch wenn es länger gedauert hätte, auch wenn es komplizierter wäre.
Sebastian: Man kann jetzt nicht sagen, dass man z.B. sagt, ich gründe eine Firma und lasse mich da selbst anstellen, also Du musst jetzt die 200.000 auf den Tisch legen und dort investieren?
Michael: Es ist so, es gibt noch eine dritte Möglichkeit, dass man ein echtes Anstellungsverhältnis hat bei einer panamaischen Firma, dort die Sozialversicherungen abgeführt werden, und das muss natürlich über die gesamte Zeit, das ist eine Probezeit vorgeschaltet worden von zwei Jahren, und erst danach kann man den Antrag auf dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung stellen, das muss über die gesamte Zeit nachgewiesen werden, da kann man auch nicht ausreisen, es gibt da windige Anbieter, die sagen, ja, wir machen eine Fake-Anstellung, usw. und fliegst wieder zurück nach Deutschland und zahlst einfach dafür, aber die Behörden würden dann nach zwei Jahren natürlich im Reisepass sehen, Moment, der war ja gar nicht in Panama, also von solchen Sachen rät unser Anwalt ab.
26:22 - Internationale Konzerne in Panama
Sebastian: Aber wenn ich jetzt, sagen wir mal, wenn ich jemand wäre, der jetzt sagt, okay, ich will jetzt gerne tatsächlich in Panama leben, ich will da ein Unternehmen aufbauen, mir ist schon klar, dass, Du hast ja vorhin gesagt, Du rätst davon in der Regel ab, aber wenn ich das jetzt wollte und ich würde da das tatsächlich so machen wollen und dort amtlich anstellen lassen wollen, sozusagen Sozialversicherungsbeiträge bezahlen wollen, dann könnte man das auch noch machen anstatt die 200.000 zu bezahlen, aber hat natürlich dann, ist natürlich dann bedingt, dass man da ein sehr großes Commitment dann tatsächlich macht und sich verpflichtet, dann auch dort sich aufzuhalten, entsprechend sich anstellen zu lassen, usw.
Michael: Also das geht eben leider nicht mehr. Also wenn Du jetzt, sage ich mal, ein Schreiner wärst und Du würdest hier in einen Maschinenpark von 500.000 investieren, würdest aber keine Investition in eine panamaische Immobilie, auch keine Festgeldanlage von 200.000 machen, sind die Voraussetzungen nicht erfüllt. Aufgrund des Missbrauchs des Firmenkonstrukts über viele Jahre hinweg, dass man letztlich nur Fake-Firmen gegründet hat, die nach zwei, drei Jahren, also die Leute gemerkt haben, ja, das kostet uns ja jedes Jahr nur Geld, wenn ich dann die Nullsteuererklärung abgeben muss, und dann hat man wieder für die Cancelación bezahlt, das hat der Staat gemerkt, hat dort einen Riegel vorgeschoben. Es ist ungerecht momentan, es wird halt wirklich nicht jeder, der dem Land Geld bringt, zur Zeit abgedeckt mit dem neuen Gesetz, vielleicht kommt das noch, die Erweiterung, dass man auch tatsächliche Investitionen in Firmen honoriert, aber für das Friendly Nation Programm geht wirklich nur die Investition 200.000. Es gibt natürlich für Konzerne eigene Gesetze. Wir haben hier in Panama 250 Multinationals, die hier ihren Lateinamerikasitz haben, wie Nestlé, Caterpillar, viele andere, die haben eigene Gesetze, die zahlen eigene Steuersätze, die können ihre Mitarbeiter für die Dauer des Anstellungsvertrages ganz easy hierher bekommen. Die unterliegen auch nicht der 90%-10% Regelung, wie eine normale Firma. Also wenn Du jetzt kommst und eine Tischlerei hier aufmachst, dann müsstest Du erstmal neun Panameños einstellen, bis Du einen Ausländer einstellen darfst.
Sebastian: Alles klar.
Michael: Das gilt für internationale Konzerne nicht. Es gibt auch Spezialgesetze für Assembling-Firmen, die aber im Firmenverbund intern ihre Dienstleistung erbringen. Also, es gibt viele Spezialgesetze, das sind aber nicht meine Kunden. Also ich biete Relocation an für Privatleute, die ihre wirtschaftlichen Pläne hier haben in Panama, d.h. ich organisiere denen und bereite alles vor, dass es wirklich super schnell, easy, stressfrei funktioniert, dass sie ihre Residenciakarte bekommen und helfe ihnen bei der Immobilie, bei der Wohnortfindung und, ja Kaufangebotsbegleitung, usw., das ist mein Job.
29:37 - Cash in Panama
Daniel: Die Kunden, die in eine Immobilie zum Beispiel investieren, Immobilie erwerben, die bringen jetzt das Geld cash mit, überweisen das Geld, oder gibt es da z.B. auch Angebote, dass die Immobilie finanziert wird, mit einer Anzahlung, monatlichen Raten, oder wie läuft's, wie kann man sich das vorstellen?
Michael: Ja, also Cash ist hier bei Panama vor allen, weil Panama ja auf der schwarzen Liste der EU steht - völlig ungerechtfertigt, Panama hat eins der strengsten Geldwäschegesetze der Welt, Du kriegst hier also keine Immobilie in Cash bezahlt. Auch Banken nehmen nicht einfach Cash an, also wenn Du über der Deklarationsgrenze, das sind $10.000, Du nimmst also z.B. $15.000 mit, im Flieger, in Deiner Hosentasche, dann musst Du das deklarieren, und wenn Du das bei der Bank einzahlen willst, verlangt die Bank vom Zoll abgestempelt die Deklaration. Also hier läuft wirklich alles über Überweisung, über Schecks, usw. Die Immobilien werden in der Regel bar bezahlt, ja, also es sind mehr oder weniger gut situierte Leute, die jetzt kommen. Und für das Gesetz, wenn Du das vielleicht ansprichst, diese 200.000 Investition, da verlangt der Staat Eigenmittel. Also wenn eine Immobilie 400.000 kostet, dann darfst Du 200.000 davon an Hypothek aufnehmen, aber Du musst Eigenmittel in Höhe von 200.000 mitbringen. Die Hypotheken hier in Panama sind für Ausländer wenig interessant, die Zinssätze gehen bei 5,5% los, bis 7%. Gut, dafür gibt es auch Guthabenzinsen, wenn Du hier Dein Geld auf einer panamaischen Bank, das ist ja alles in US Dollar, also das gute an Panama ist die Stabilität der Währung, wir verwenden seit 1904 den US Dollar, und insofern bekommst Du auch hier Guthabenzinsen zwischen 2% und 3%.
31:37 - Immobilien in Panama
Daniel: Damit wir eine konkrete Vorstellung vom Immobilienmarkt in Panama haben können, verrät uns Michael, welche Art Immobilien man für die Investitionssumme von €200.000 erwerben kann.
Michael: In Panama Stadt eine Wohnung mit einem Schlafzimmer, an 1B Lage, außerhalb ein Grundstück, was sich zur Selbstversorgung eignet mit 2ha, vielleicht Flussanbindung oder eigener Quelle, wo Du dann bauen kannst, oder ein panamaisches Haus, was nicht unseren Vorstellungen entspricht, also das muss ich dazu sagen, die Bauqualität für Einfamilienhäuser ist hier eine andere. Und was gut läuft, was auch jetzt boomt, das sind Häuser, die Amerikaner, Kanadier, Europäer gebaut haben, die haben einen ganz anderen Stil, die haben ganz andere Raumhöhen und Bauqualität, die laufen, die werden momentan verkauft wie verrückt, also so im Preisbereich 400.000 bis 800.000, das läuft.
Sebastian: In Panama City, oder wie, die 400-800.000?
Michael: Nein, nein, außerhalb, Boquete, Valle de Antón, Strandgegenden, Coronado, San Carlos, das läuft, das wird gekauft, auch gute Apartments in Gated Communities, da gibt es also fantastische Gebäude, die allen Komfort bieten, fünf Swimmingpools, Tennisplatz und Barbeque-Area und Schwimmbäder, Strandzugang, auch so was läuft, das kriegst Du für, ja, zwischen 200.000 und 400.000. Also Panama ist kein Billigland, das muss ich dazusagen, wer meint, in Panama mit $1.000 Rente auskommen zu können, ist nicht machbar. Wenn Du dich so ernährst, wie die Leute vom Land, die haben ihre eigenen Mangobäume und Yuca im Garten, usw., kaufen 10 Kilo Reis im Monat und ein paar Hühnerflügel, dann kommst Du mit 200 aus, ja, aber wir mit unserem Lebensstandard, die wir uns nicht vom eigenen Garten ernähren, Du brauchst einen gewissen Grundstock an Geld, also es ist nichts für diejenigen, die in Deutschland von Sozialhilfe leben, zum Beispiel.
34:04 - Wie ist das Verhältnis zwischen Finanzamt und Steuerzahler?
Daniel: Da habe ich noch eine Frage, und zwar, wie kann man sich denn das Verhältnis zwischen der Finanzbehörde und dem Steuerzahler vorstellen, also wie läuft Steuerzahlen in Panama? Wie ist das, wie kann man sich vorstellen, dass dort die Finanzbehörde organisiert ist?
Michael: Wenn Du einmal im System drin bist, dann ist das alles gut organisiert, dann läuft sehr viel online, also man kann in Panama mit den Behörden mehr online machen als in Deutschland, aber es besteht grundsätzlich erstmal keine Verpflichtung, sich eine Steuernummer zu holen. Also, wer hierherzieht und sein Leben führen will und bringt das Geld aus Deutschland mit oder bekommt seine Rente aus Deutschland und wird hier nicht wirtschaftlich aktiv, der holt sich in der Regel auch keine Steuernummer.
Sebastian: Du musst also auch diesen speziellen Steuerstatus auch nicht beantragen oder so, Du hast den automatisch, wenn Du dahin ziehst aus dem Ausland und keine Einkünfte hast in Panama.
Michael: Nein, den Steuerstatus, also für Leute, die jetzt nachweisen wollen, die einer deutschen Bank oder eine schweizer Bank nachweisen wollen, dass sie hier steuerpflichtig sind, die beantragen tatsächlich die Steuernummer in Panama, und machen unter Umständen sogar eine Nullsteuererklärung, d.h. sie geben dann an: in Panama inländische Einkünfte: null, ausländische Einkünfte, was weiß ich, 45.000, Steuerpflicht: null. Und das nehmen sie dann als Nachweis für ihre schweizer Bank oder ihre deutsche Bank, dass dann die, dass sie anerkannt werden, dass sie hier ihren Steuerwohnsitz haben. Aber Panama selbst verlangt das nicht und vergibt das auch nicht automatisch.
Sebastian: Also okay, aus panamaischer Sicht muss ich eigentlich nichts machen, aber wenn eben auch von dritter Seite eben hier eine Ansässigkeitsbescheinigung oder irgendetwas anderes gefordert werden würde, dann muss ich im Grunde aktiv werden und mich registrieren, um deren Bedürfnisse hier zu erfüllen.
Michael: Ja, genauso ist es, ja.
Daniel: Und sind die Steuerbehörden jetzt streng, wenn man das jetzt so vergleicht mit deutschen oder anderen europäischen Steuerbehörden? Also, regieren sie mit harter Faust, sozusagen, oder was passiert, wenn man Steuern hinterzieht in Panama? Kommt man ins Gefängnis?
Michael: Ja, als Ex-Präsident auf jeden Fall, das ist so das Phänomen, was man immer wieder sieht in allen lateinamerikanischen Ländern, dass regelmäßig die Ex-Politiker dann der Korruption, Steuerhinterziehung, Geldwäsche angeklagt werden und nach einem Präsidentenwechsel dann trifft es wieder den Vorherigen. Da sind also die europäischen Politiker wesentlich besser vernetzt mit der Industrie und den Medien, dass das da weniger passiert, sie sichern sich besser ab. Also der normale Bürger, wenn er was vom Staat will, dann muss er einfach nachweisen, dass er alles bezahlt hat. Ansonsten bekommt er nichts, ansonsten bekommt er weder eine Hypothek, noch sonstige Hilfe. Selbst wenn Du dein Auto, Du musst einmal im Jahr Steuern zahlen und bekommst eine neue Placa, also ein neues Nummernschild, und wenn Du da nicht alles bezahlt hast, kriegst Du das nicht. Also hier läuft das eher so, Du hast, wenn Du was willst vom Staat, musst Du vorher sauber sein, ja. Ansonsten, wenn Du nichts willst vom Staat und unter dem Radar lebst, dann kommt auch keiner, also, also da sind sie relativ, da sind sie nicht proaktiv, wie z.B. die deutschen Steuerbehörden, die dann vielleicht eher noch ihre Fahnder haben und dann aktiv tätig sind. Das gibt es momentan nicht, aber wenn Du was willst vom Staat, dann musst Du auf jeden Fall, selbst ein Leasingvertrag, wenn Du da nicht nachweist, dass Du die letzten zwei Jahre Deine Steuererklärung abgegeben hast, ja, keine Chance.
38:05 - Mit Reisepass Auto und Immobilie kaufen in Panama
Daniel: Aber das mit dem Fahrzeug, was Du gesagt hast, wenn ich jetzt als Ausländer in Panama ein Fahrzeug anmelde, ich brauch ja auch so ein Schild, oder kann ich als Ausländer ohne Steuernummer überhaupt gar kein Fahrzeug anmelden?
Michael: Doch, doch, Du kannst mit Reisepass hier eine Immobilie kaufen, ein Fahrzeug kaufen, also von den Eigentumsrechten, von der Sicherheit ist Panama vergleichbar mit den USA. Also ausländische Eigentümer, sei es von Fahrzeugen oder auch von Immobilien haben die gleichen Rechte wie Inländer. Da gibt es keine Unterschiede, das kannst Du machen.
38:37 - Die sogenannten Panama Papers
Daniel: Heutzutage wird Panama ja gerne mit den Panama Papers assoziiert, da das Thema bei uns in den Medien sehr präsent war. Michael erzählt uns, wie man in Panama zu dieser Thematik steht.
Michael: Ja, die Panamaer betrachten das eher als eine Rufmordkampagne, weil eigentlich hat ja Panama mit den Panama Papers nichts zu tun, ja. Es ist ein Zufall, dass die Rechtsanwaltskanzlei, die diese Offshore-Geschäfte angeboten hat, ihren Hauptsitz in Panama hat, aber im Übrigen auch in vielen anderen Ländern. Sie haben aber, sie haben zwar die Beratung hier in Panama durchgeführt, aber das Geld und die Firmenkonstrukte liefen letztendlich über ganz andere Steuerparadiese, also sind in der Regel gar nicht in Panama selbst gelandet, und insofern, das Ganze musste einen Namen haben für die, für das Journalistenkonglomerat, oder wer auch immer dahintersteckte, und die EU hat natürlich Panama auf dem Kieker, weil sie sich an dem Territorialsteuerprinzip stört. Die EU stört sich daran, dass Panama dadurch, dass uns hier nicht interessiert, was Du an ausländischen Einkünften hast, dass denen da dann Steuern verloren gehen, aber Panama hat dessen ungeachtet eins der strengsten Geldwäschegesetze, und Du kannst hier nicht einfach Geld hereinbringen und in den Kreislauf reinbringen, das ist nicht machbar. Also die Panama Papers haben natürlich in dem Moment den Aufträgen der Anwaltskanzlei geschadet, sie haben erstmal ein, sie haben vor allem dem Ruf geschadet, ja, dem Ruf des Landes, weil, wie es selbst sagt, Panama ist eigentlich durch seinen Hut und den Kanal in den Köpfen der Leute, und jetzt durch diesen Skandal, mit dem Panama in Verbindung gebracht wird aber, wird Panama eigentlich am wenigsten davon profitiert hat, also, mehr kann ich dazu nicht sagen, es spielt eigentlich im Leben der Leute und im Wirtschaftsleben überhaupt keine Rolle.
Daniel: Es hat sich jetzt bei irgendwelchen Restriktionen oder irgendwelche Verfahren sind jetzt nicht erschwert worden bei Banken, bei Finanzämtern oder so, also, dass jetzt irgendwelche Level oder Hürden in Folge noch höher gesetzt worden sind. Du hast ja gesagt, dass es vorher schon relativ streng, . . .
Michael: Es ist so, es ist doch so, dass jetzt in den letzten zwei Jahren, weil Panama will unbedingt von diesen grauen Listen runter, und die US Bürger, die ja mit ihrem Welteinkommen versteuert werden, egal wo sie leben, sie haben bisher Konstrukte gewählt, wo sie z.B. unter einer Stiftung ihr Immobilienvermögen in eine Firma gepackt haben, ihr Finanzvermögen in eine andere Firma, und wenn sie denn produktiv waren, vielleicht noch die wirtschaftliche Tätigkeit in eine dritte Firma. Und diese Firmen hatten Strohmänner als Direktoren, also da sind sie nicht selber erschienen, so dass also der wirtschaftlich Begünstigte nicht in den Registern erschienen ist. Das will Panama ändern, sie wollen also ein Begünstigtenregister einführen, und deswegen fangen jetzt die ersten Rechtsanwaltskanzleien an, für US Bürger keine Firmen mehr zu gründen, die Strohmänner einsetzen. Also es geht dann eher in Richtung USA, also mit meinen deutschen Kunden habe ich jetzt keinerlei Änderung mitbekommen. Viele Banken verlangen bei Gründung eines Kontos die deutsche Steuer ID und merken das sogar, wenn man da einen Zahlendreher einbaut, da sagen sie sofort, das ist leider nicht korrekt, also sie haben offensichtlich auch die Prüfziffernalgorithmik mitgeliefert bekommen. Es gibt eine Bank, wo wir noch online Konten eröffnen können, ohne dass der Kunde hier anwesend sein muss, die verlangen diese Steuernummer nicht, aber ansonsten denke ich mal, wird der gläserne Bürger irgendwann weltweit sein. Und hier kommen, wie gesagt, meine Kunden sind keine, die irgendwelche Steuern hinterziehen wollen oder so, sie wollen einfach ein freieres Leben haben, sie wollen das ganze Jahr Sonne und Wärme und sich vielleicht auch selbst versorgen aus ihrem Garten und wollen sich wirtschaftlich entfalten, wollen für ihre Kinder Freiheit. Das sind die Ziele und natürlich auch weniger Steuern zahlen, wenn man wirtschaftlich tätig ist, das ist ganz klar, aber auf legale Weise.
43:20 - Welche Branchen eignen sich für Business in Panama?
Daniel: Michael erklärt daraufhin, in welchen Branchen es sich lohnt, ein Business aufzubauen und welche Möglichkeiten Auswanderern in Panama zur Verfügung stehen.
Michael: Es gibt Leute, die haben hier Ideen, weil wenn Du herkommst, findest Du Lücken. Du siehst, das könnte ich besser machen, das könnte ich besser machen, also ich hätte auf Anhieb zehn Ideen, was ich hier machen könnte, aber man kann sich natürlich nicht zerteilen und nicht auf allen Hochzeiten tanzen. Also das fing an, als wir hierherkamen, in Panama wächst der beste Kaffee, und dann dachte ich mir, ich bekomme hier super italienische Espresso an jeder Ecke und musste feststellen, dass der US-amerikanische Einfluss so groß ist, dass hier überall Filterkaffee angeboten wird. Also Wasser mit Farbstoff, das, was die Wenigsten können, nä? Und Du findest immer Lücken, der eine bohrt Brunnen zum Beispiel, das ist eine super Sache. Es gibt einen Geologen, der macht Gutachten, es gibt Leute, die im Baukonstruktionsbereich ihre Innovationen einbringen, also Du findest hier sehr, sehr viele Lücken. Auch in der Logistik kann man in Panama, also wenn jetzt junge Leute sind, die sagen, wir haben jetzt keinen Background, wir können keine Firma gründen, weil ich habe nicht das, die 200.000, ja, bewerbt Euch bei einer internationalen Logistikfirma. Der Panamakanal generiert so viel Geld und so viele Arbeitsplätze, selbst in Zeiten der Corona-Restriktionen ist dieser Sektor immer noch gewachsen. Letztes Jahr, ich glaube über 10%, also das wächst ständig, immer weiter, ja, der Logistiksektor in Panama. Ich habe ja gesagt 8% des gesamten Welthandels laufen über den Panamakanal, und das baut das Land auch aus. Ansonsten wird man immer wieder nach Ideen gefragt, möchte ich natürlich jetzt nicht unbedingt von meinen Kunden die Ideen, die sie hatten und sich etwas aufbauen, hier publizieren, oder? Aber Ihr werdet, als wer hierherkommt, der wird automatisch sehen, ja, das fehlt, das könnte ich besser machen, usw., also Du hast hier wirtschaftliche Freiheit, ja, die Gesetze sind sehr liberal, und wenn Du hier eine Firma gründen willst, dann ist die in einer Woche gegründet mit allem Drum und Dran, mit Registereintrag und alles.
45:45 - Wohnsitz Panama – Bank im Ausland
Sebastian: Wie ist das jetzt eigentlich, wenn ich jetzt den Wohnsitz in Panama habe und ich habe dann, was weiß ich, Konten im Ausland, in der Schweiz, in Deutschland und sonst wo, hast Du da Erfahrung von Deiner Kundschaft, ist das ein Problem mit der panamaischen Adresse, oder wird das einfach so akzeptiert, oder stößt das auf, wie soll ich sagen, Misstrauen oder verhaltene Kritik oder kein Wohlwollen? Wie sieht das aus?
Michael: Ich kann es jetzt eben nur aus der Sicht der panamaischen Banken sagen, dass die eher diejenigen sind, die nachfragen, wenn Du Geldeingänge aus dem Ausland hast, dann sagen sie: "Moment, Du hast mir ja gesagt, Du verdienst im Monat nur 3.000, warum kommen hier monatlich 10.000 an?" Dann wird quasi die legale Herkunft dieses Geldes den panamaischen Banken nachweisen, dass sie das annehmen dürfen. Umgekehrt ist es eher so, dass Kunden von mir oder über unseren Partneranwalt eine Adressbestätigung mit Verbrauchsrechnung, das kann Wasser oder Strom sein, erbitten, einmal im Jahr, um halt der schweizer Bank nachzuweisen oder der deutschen Bank nachzuweisen, dass sie hier steuerpflichtig sind, aber ansonsten funktioniert das problemlos.
46:54 - Digitale Nomaden
Sebastian: Sehr gut, weil ist ja doch immer mal wieder ein Problem, ja, gerade wenn Du in so exotischen Ländern wohnst, dass dann die Banken im Ausland möglicherweise ein Problem haben mit der Adresse, aber das ist gut zu wissen, dass das da in Panama funktioniert. Jetzt nochmal eine Frage zu dem Visum: es gibt jetzt ja doch mehrere Staaten, ich denke jetzt z.B. gerade mal auch an die Bahamas oder auch Thailand, die jetzt solche Visakategorien, spezifisch jetzt in den letzten zwei Jahren letztlich eingeführt haben für digitale Nomaden. Siehst Du sowas auch in Panama möglicherweise, gibt es da irgendwelche Entwicklungen, von denen Du weißt, oder ist das keine Diskussion?
Michael: Doch, ist eingeführt worden vor sechs Monaten, ein Gesetz für digitale Nomaden. Da sind die Hürden relativ hoch, also man muss ein Jahreseinkommen, oder halt ausländische, regelmäßige Geldgeber, wenn man selbständig arbeitet, in Höhe von $35.000 nachweisen, und das Antragsverfahren ist sehr einfach, das kann man also selbst machen, da braucht man nicht mal einen Anwalt dazu, und bekommt zunächst für neun Monate die Aufenthaltsgenehmigung und kann das dann nochmal für neun Monate verlängern. Also das Gesetz ist neu, verlangt aber wie gesagt wirklich eine funktionierende Struktur, die man schon aufgebaut hat. Also nicht für Leute, die sagen, ich versuch' da mal und habe monatlich 500, nächsten Monat 700, das funktioniert nicht. Also Panama will Leute, die Geld haben.
Sebastian: Und es ist nur temporär, wenn ich Dich richtig verstanden habe, also maximal 18 Monate kann ich damit dann mich in Panama aufhalten.
Michael: Genau, genau, sonst wäre das Friendly Nation Programm, und das ist wie gesagt, an die Investition gebunden. Es sei denn Italiener, das nochmal, jeder Italiener, der in Deutschland ist, kann noch super, super günstig in Panama, und wenn es als Plan B ist, die Aufenthaltsgenehmigung bekommen, dauerhaft, relativ schnell, mit wenig Kosten, und wenn dann die Situation im eigenen Land so ist und sagt, ich nutz' das jetzt, dann hat man das Ding in der Tasche, ja. Also das ist momentan noch sehr attraktiv für Italiener.
49:10 - Kryptowährung in Panama
Sebastian: Kannst Du was dazu sagen zum Thema Krypto und Kryptowährung? Ist Panama bekannt dafür, dass die kryptofreundlich sind, oder gibt es da irgendwelche gesetzliche Initiativen, gibt es da irgendetwas, von dem Du weißt?
Michael: Es gibt eine Gesetzesinitiative, also bis jetzt ist das Land da noch relativ hinterwäldlerisch, aber wenn das Gesetz durchkommt, dann wird das das fortschrittlichste Land nach El Salvador, was Kryptowährung betrifft, also, da kann man dann sogar seine Steuern zahlen in Panama mit Krypto, und wer das ganze rein nur aus, als Geldmaschine betrachtet, zahlt nur pauschal 4% Steuern. Also dieser Entwurf ist sehr, sehr umfassend und implementiert quasi die Kryptos in den gesamten Wirtschaftskreislauf. Aber ich weiß noch nicht, wann die erste Lesung sein wird, wann die zweite, wann die dritte, ob es noch Änderungen geben wird, ich habe mir das mal überflogen, den Gesetzesentwurf, finde den super, aber momentan muss ich sagen, kann ich da Panama noch nicht als Rückbild präsentieren.
Sebastian: Aber könnte, zeichnet sich ab, dass es da irgendwann was geben wird, gut, man muss jetzt abwarten was und wann natürlich, klar, aber zumindest ist es in der Mache.
Michael: Genau, ja.
50:29 - Make a long Story short – Kurze Fragen, kurze Antworten
Daniel: Kommen wir jetzt zu unserer Kategorie "Make a long Story short". Ich stelle Fragen, die möglichst kurz und knackig beantwortet werden. Wenn ich in Panama bin, welchen Ort sollte ich denn unbedingt besucht haben?
Michael: Panama Stadt, das ist die interessanteste Stadt, die ich kenne, ja, also, sie hat sogar einen eigenen Dschungel innerhalb der Stadt. Also diese Mischung aus Hochhäusern, Dschungel und historischer Altstadt - einmalig, doll, fast überall Meerblick. Dann El Valle de Antón.
Daniel: Ja, und was isst man in Panama, was ist der Tipp Nummer eins? Ich bin einmal im Restaurant, was soll ich mir bestellen?
Michael: Ähm, wenn ich schon in einem Land, was am Meer liegt, wenn ich das besuche, dann würde ich auf jeden Fall eine Meeresfrüchte oder Fischspezialität. Also das Ceviche, ich weiß nicht, ob Du das schon mal gehört hast?
Sebastian: Absolut, das ist super, das ist genial.
Michael: Okay, und da haben sie eine sehr große Vielfalt hier, da gibt es den Fischmarkt und viele andere Lokale, wo Du das probieren kannst, sollte man probiert haben, ja.
Daniel: Welche Sprachkenntnisse brauche ich, um zurechtzukommen im Land? Muss ich Spanisch können, komme ich mit Englisch zurecht?
Michael: In Panama Stadt kommst Du mit Englisch zurecht, außerhalb, äh, muss man schon bisschen suchen, aber sie sind sehr, sehr hilfsbereit, also dann finden sie jemanden, der Englisch kann, also sie wollen helfen, und man versteht sich auch mit Händen und Füßen. Spanisch ist natürlich immer gut, wenn man es kann, weil sie schätzen es sehr, wenn man sich bemüht.
Daniel: Was ist das absolute No-Go in Panama, was darf ich nicht tun?
Michael: Du darfst nicht die deutsche Schnelligkeit erwarten, also an der Supermarktkasse bekommst Du wahrscheinlich erstmal einen Herzinfarkt, wenn Du siehst, wie langsam alles über das Band geht, usw. Also, ich sag' das nur, als wir nach zwei Jahren mal wieder in der Schweiz waren, an der Lidl-Kasse und dann so ein kurzes Ding, und man kommt gar nicht nach, das selber in die Tasche zu packen, weil in Panama wird es Dir ja eingepackt, weißt Du, und Dir werden sogar die Beutel zum Auto getragen, also, der Service ist hier noch groß geschrieben. Aber gut, Zeit und Geduld mitbringen. Also Ungeduld, sagen wir es so, Ungeduld ist ein No-Go.
Daniel: Gut, wie sieht es aus mit Sicherheit und Kriminalität?
Michael: Sehr gut im Vergleich, es gibt auch hier eine No-Go Zone, das ist Colón, falls das schon mal ein Begriff ist, da zwischen Panama und Kolumbien wird die Interamerikana, die von Feuerland nach Alaska geht, diese Autobahn, unterbrochen im Dschungel, d.h. die Drogen aus Kolumbien, um in die USA zu kommen, müssen da irgendwie aufs Schiff verladen werden und kommen in Colón wieder an, dort gibt es also abends ab und zu zwischen rivalisierenden Drogenbanden, das ist aber auch weg von Panama Stadt. Ansonsten sehr sicher, Panama Stadt auch, meiner Meinung nach sicherer als manche deutsche Stadt, vor allem nachts, und wir machen uns da überhaupt keine Sorgen, also auch als Frau kannst Du abends und nachts hier im Bankenviertel, im Zentrum von Panama Stadt ohne Probleme alleine rumlaufen, kein Problem. Zur Zeit, kann sich alles noch verschlechtern, wir wissen nicht, was die Corona Maßnahmen noch alles an Verschlechterung, an Unterbruch der Lieferketten, an Hungerproblemen produzieren, aber Panama selber hat immer einen Grundtauschen wirtschaftlich durch den Kanal, durch die größte Kupfermine der Welt, es wird immer ein funktionierender Staat bleiben, auch wenn alles ringsrum weniger Einnahmen hat.
Daniel: Dann kommt meine allerletzte Frage: hast Du einen Panamahut?
Michael: Nein, ich finde das steht mir nicht, zu großer Körper, zu kleiner Kopf, keine Ahnung, ich finde, das steht mir nicht, meine Frau ist anderer Meinung, ich habe keinen.
Daniel: Dann vielen, vielen Dank, Michael, wir haben viel dazugelernt, es war sehr ...
Sebastian: Vielen Dank, es war sehr interessant.
54:50 - Kontaktdaten und Verabschiedung
Daniel: Man hat nicht den Eindruck, dass Du nur fünf Jahre in Panama lebst bisher, so wie Du im Prinzip aus dem Nähkästchen Deiner Erfahrung plaudern kannst. Jetzt noch die Frage, wenn also jemand Dich erreichen möchte, weil er vorhat nach Panama zu gehen oder weil ihn Deine Leistung interessiert, ist, wie kann er Dich erreichen?
Michael: Also er kann sich erstmal Erstinfos einholen über die Website panamajetzt.com, zusammengeschrieben, panamajetzt.com. Dort sind dann Kontaktformulare, dort ist auch die Email angegeben, man kann mich per Email kontaktieren, per WhatsApp kontaktieren. Hier läuft viel über WhatsApp, also selbst Verträge werden hier übe WhatsApp geschickt, ja, andere Kultur. Es gibt verschiedene Wege, Telegram panamajetzt, WhatsApp, und auf der Website, wie gesagt ist Email und alles angegeben.
Daniel: Klasse, vielen Dank.
Verschärfung der Wegzugsteuer 2022
Erfahren Sie in dieser Episode von Dr. Frank Schuck und Michael Tommaso alles über die Verschärfung der Wegzugsbesteuerung 2022. Unsere Experten erklären die Änderungen und deren Auswirkungen auf Steuerzahler.
Zu Gast: Dr. Frank Schuck und Michael Tommaso
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
In der heutigen Episode navigieren uns die Rechtsanwälte Herr Dr. Frank Schuck und Herr Michael Tommaso durch das Minenfeld der Steuern, heute insbesondere mit Blick auf die anstehende Verschärfung, manche nennen es auch eine Vereinfachung der Wegzugsbesteuerung.
Durch die immer stärker werdende Internationalisierung, wie u.a. durch das vielen bekannte Auslandsjahr, sei es privat, in der Ausbildung oder im Studium, nimmt das Bewusstsein bezüglich dieser Besteuerung immer mehr zu an Wichtigkeit, denn sie kann, wenn man sich nicht wirklich gut in dem Bereich auskennt und eventuell keine professionelle Hilfe in Anspruch nimmt, viele von uns unverhofft treffen, auf irgendeine Art und Weise.
Steuerpflicht nicht nur bei Wegzug
Der Begriff an sich kann leicht irreführend sein, denn er erweckt den Anschein, man unterläge dieser Steuer nur dann, wenn man als Person wirklich um- und wegzieht. Allerdings geht es streng genommen um den Wegzug der Beteiligung an Kapitalgesellschaften, wozu kein wirklich durchgeführter Wegzug einer Person stattfinden muss, es aber schon ausreicht, dass z.B. die Beteiligung über die Grenze geschenkt oder vererbt wird. Vorsicht ist also geboten.
Wen betrifft die Wegzugsteuer?
Bis zum Jahreswechsel 2021/2022 ist die Wegzugsteuer für diejenigen relevant, die mindestens zehn Jahre ihres Lebens in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig gewesen sind, ab 01.01.2022 ändert sich dieses auf sieben Jahre innerhalb der letzten zwölf Jahre.
Was ist mit den ganz jungen Leuten?
Was ist mit den Start-up-Gründern, die in Deutschland vorher nicht gearbeitet haben, zum Studium ins Ausland gehen und dann nach Deutschland zurückkehren – war diese Person während der Zeit des Studiums nun in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig oder nicht? Da kommen wir wieder auf den Wohnsitz zu sprechen. Hat die Person zwar keinen gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland (mindestens sechs Monate im Jahr in Deutschland leben), aber noch eine Wohnung dort, dann ist sie auch nur mit der Wohnung unbeschränkt steuerpflichtig.
Die Wegzugsteuer ist keine eigene Steuerart
Die Wegzugsteuer ist keine eigene Steuerart, sondern es handelt sich um Einkommensteuer auf Wertsteigerungen in Anteilen an der Kapitalgesellschaft. Möchte eine Person ihre deutsche Beteiligung verkaufen, ist der Gewinn in Deutschland einkommensteuerpflichtig. Zieht diese Beteiligung nun aber aus Deutschland weg, möchte Deutschland die Wertsteigerungen, die bis zum Zeitpunkt des Wegzuges erwirtschaftet sind, noch „abgreifen“, bevor ein anderer Staat davon profitiert.
Steuerpflicht kann trotz kurzfristigem Verkauf greifen
Damit die Wegzugsteuer „interessant“ wird, muss die Mindestbeteiligung einer Person an einer Kapitalgesellschaft 1% oder mehr betragen. Wer jetzt denkt, er kann diese Beteiligung vor dem Wegzug kurz verkaufen, der hat sich geschnitten, denn für die Wegzugsteuer reicht es aus, wenn jemand eine solche Beteiligung innerhalb der letzten fünf Jahre hatte.
Die Wegzugsteuer betrifft die Beteiligung, den Anteil, und nicht das Vermögen des Unternehmens selbst. Hat also jemand eine Kapitalgesellschaft, die weiterhin in Deutschland weiterläuft und zieht aber als Person ins Ausland, dann wird Einkommensteuer im Rahmen der Wegzugsteuer fällig. Bei einer Verlagerung des Betriebes ins Ausland würde es zu einer weiteren Besteuerung kommen, allerdings nicht im Rahmen der Wegzugsteuer.
Besteuerungsgrundlage
Die Besteuerungsgrundlage sind die Anteile des Gesellschafters an einer GmbH, die GmbH Geschäftsanteile. Die Bemessungsgrundlage ist der Verkehrswert der Beteiligung, die jemand hat und kann unterschiedlich berechnet werden, wie z.B. durch eine sogenannte Referenztransaktion, was bedeutet, wenn ein anderer Gesellschafter innerhalb des vergangenen Jahres seinen Anteil an einen Dritten verkauft hat, würde man diesen Kaufpreis heranziehen, um den Wert abzuleiten. Gibt es keine solcher Referenztransaktionen, würde das Finanzamt z. B. den Durchschnitt der Gewinne (grob gesagt die Jahresüberschüsse der letzten drei Jahre) nehmen und mit dem Faktor 13,75 multiplizieren, um die Wegzugsteuer zu berechnen (weitere Berechnungsmöglichkeiten nach dem Rechenbeispiel).
Wie wird der Wert berechnet?
Bei einem durchschnittlichen Jahresüberschuss von € 100.000 kommt man dann schon auf € 1.375.000, abzüglich der Anschaffungskosten, etc., und dann die höchsten Steuersätze von 42-45% plus Soli, da fallen (grob gerechnet) etwa € 400.000 an Steuern an, wenn man Deutschland verlassen möchte.
Hat man seine Anteile an der Kapitalgesellschaft privat gehalten, läuft man in das Teileinkünfteverfahren rein, was bedeutet, dass 60% des Gewinns mit den o.g. 42-45% versteuert werden und bedeutet, am Ende liegt man etwa bei 27-28%.
Das Wertgutachten
Wie gesagt, die Ermittlung der Steuerlast ist eigentlich eine Bewertungsfrage, und es gibt außer der bereits erwähnten Referenztransaktion noch weitere Möglichkeiten, wie z.B. ein glaubwürdiges Wertgutachten (bestenfalls ein IDW S-1 Gutachten) oder von fremden Dritten verbindliche Angebote für den Kauf des Unternehmens.
Die historische Bewertung
Wie das Leben so ist, kann es selbstverständlich vorkommen, dass man die letzten drei Jahre eine positive Gewinnsituation hatte und durch unvorhergesehene Umstände sich dieses abrupt geändert hat, sollte man auf jeden Fall mit einem Gutachter, Rechtsanwalt oder Steuerberater sprechen, um zu sehen, ob eine alternative Bewertung, die dem aktuellen Tagesgeschehen entspricht, eher Sinn machen würde als eine historische Bewertung.
Keine Stundung mehr
Unter der „alten“, der bis 31.12.2021 noch geltenden Regelung war, bzw. ist noch eine zinslose und unbefristete Stundung der Wegzugsteuer ohne Sicherheitsleistung möglich, bis man einen Zahlungseingang durch den tatsächlichen Verkauf hatte, was unter Umständen schon 20, 30 oder sogar 40 Jahre dauern konnte. Ab 01.01.2022 ändert sich das auf Antrag auf sieben Jahresraten mit Zinsen und Sicherheitsleistung. Allerdings ist es fraglich, ob diese neue Gesetzgebung so europarechtskonform ist und Rechtsstreitigkeiten zu dieser Frage sind zu erwarten, hat nicht das Finanzgericht in Baden-Württemberg erst 2020 eine Entscheidung gefällt, dass es in jedem Fall so sein muss, dass wir eine liquiditätsschonende Stundungsmöglichkeit haben. Übrigens wurde die Stundungsmöglichkeit im aktuellen Recht auch nur eingeführt, nachdem der Europäische Gerichtshof das sonst als unrechtmäßig befunden hat.
Der Vorübergehende Wegzug
Der sogenannte vorübergehende Wegzug ist steuerlich anders zu behandeln, da jemand Deutschland zwar verlässt, aber plant, zurückzukehren. Diese Rückkehrabsicht muss zur Zufriedenheit dem Finanzamt am Anfang belegt werden, damit die Wegzugsteuer nicht anfällt. Allerdings kann vom Finanzamt eine Sicherheit verlangt werden.
Um bei einem vorübergehenden Auslandsaufenthalt dem Finanzamt gegenüber glaubwürdig zu sein, ist es ratsam, vor Abreise zeitnah Bescheid zu geben, und nicht erst dann, wenn die Steuererklärung fällig ist, was erst im Jahr nach dem Wegzug der Fall wäre, denn das fördert nicht die Gutmütigkeit der Finanzbeamten.
Die Frist für einen Auslandsaufenthalt beträgt künftig sieben Jahre und kann auf Antrag einmal verlängert werden auf 12 Jahre, wenn man dann rechtzeitig zurückkehrt und über diesen Zeitraum seine Rückkehrabsicht aufrechterhalten kann.
Während der genannten sieben Jahre muss man allerdings aufpassen, dass man seine Anteile nicht verkauft und auch keine Gewinnausschüttungen über einen gewissen Wert stattfinden.
Beispiel: Wohnsitz Deutschland, gewöhnlicher Aufenthalt Frankreich – welche Steuer?
Hat jemand weiterhin seinen Wohnsitz in Deutschland und seinen gewöhnlichen Aufenthalt in Frankreich, würde auch dann die Wegzugsteuer greifen, denn die Person wäre zwar weiterhin in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig, aber Deutschland würde das Besteuerungsrecht auf der Doppelbesteuerungsebene mit Frankreich verlieren, weil der gewöhnliche Aufenthalt das stärkere Anknüpfungsmerkmal ist als der Wohnsitz. Ob die Steuer dann durch Rückkehr entfällt, entscheidet die Frage, ob Deutschland wieder das Besteuerungsrecht erhält (gewöhnlicher Aufenthalt) wieder in Deutschland).
Vorsicht bei Umwandlung in eine KG
Um die Wegzugsteuer zu minimieren, bzw. eventuell ganz zu vermeiden gibt es die Möglichkeit, das Unternehmen in eine KG umzuwandeln oder die GmbH Anteile in eine Schwesterpersonengesellschaft zu übertragen. Allerdings muss man wieder aufpassen, dass dieser Übertragungsvorgang oder der Formwechsel wiederum keine Steuer auslöst, denn wenn Grundstücke im GmbH Vermögen sind, kann die Anteilsübertragung Grunderwerbsteuer auslösen.
Wie sieht es aus bei einer Schenkung?
Im Rahmen der Nachfolgeplanung denken viele darüber nach, die GmbH Anteile an z.B. ein Kind zu schenken, was auch nach der Reform in 2016 schenkungsteuerfrei möglich ist, wenn man selber 25% hält oder eine kleinere Beteiligung hat, dann müsste man sich mit anderen durch eine sogenannte Pool-Vereinbarung zusammenschließen, wo dann eine gemeinsame Ausübung von Stimmrechten vereinbart wird. Dadurch kann man erreichen, dass jemand, der z.B. nur 5% hat so gesehen wird, als hätte er 25% und kann dann auch die Steuerbefreiung für die Übertragung von GmbH Anteilen in Anspruch nehmen. Die Prozentschwelle ist wichtig und auf das Vermögen, die Zusammensetzung des Vermögens der GmbH kommt es darauf an. Weiterhin gilt, dass es nur für Werte bis € 26 Millionen diese Steuerbefreiung gibt.
Die Möglichkeit der Stiftung
Die Übertragung der Anteile auf eine Stiftung bietet die Möglichkeit der Einflussnahme auf den Fortgang des Vermögens und seine Verwaltung und den Umgang mit den Erträgen. Zudem hat eine Stiftung keine Gesellschafter, keine Eigentümer und keine Mitglieder und bleibt in Deutschland. Die Stiftung ist ein schönes Vehicle, um Vermögen dauerhaft zu perpetuieren, was man auch flexibel gestalten kann, und es ist ein nicht-sterbender, nicht-wegziehender Gesellschafter, was die eigentlichen Kriterien sind, die die Wegzugsteuer auslösen und die man mit einer Stiftung sehr schön vermeiden kann, selbstverständlich nur mit einer deutschen und nicht ausländischen Stiftung, denn das Besteuerungsrecht des deutschen Fiskus muss erhalten bleiben.
Bei einer gemeinnützigen, rechtsfähigen Stiftung als steuerbegünstigte Körperschaft im steuerlichen Sinne, gibt es eine Befreiung bezüglich der Schenkungs- und Erbschaftsteuer; was da hineingeht ist schenkungs- und erbschaftsteuerfrei, allerdings gibt es Regeln der Gemeinnützigkeit einzuhalten. Eine gemeinnützige Körperschaft kann auch eine gGmbH sein, wobei man sich die Frage stellen muss, wer Gesellschafter dieser gGmbH ist, denn das unterscheidet sie von der Stiftung.
Betriebsstätte in Deutschland
Auch wenn jemand nicht an einer GmbH oder anderweitigen Kapitalgesellschaften beteiligt ist und ein Einzelunternehmen hat, was entsprechend werthaltig ist, kann man sich dennoch nicht in Sicherheit wiegen, nur weil man ein Einzelunternehmen hat. In dieser Situation muss man dann sicherstellen, dass eine Betriebsstätte in Deutschland verbleibt, damit Deutschland das Besteuerungsrecht für die Assets, die dieser Betriebsstätte zuzuordnen sind, behält.
Zur Kontaktaufnahme, wie z.B. für eine Beratung durch Herrn Dr. Schuck oder Herrn Tommaso sind nachfolgend die entsprechenden Links und Kontaktdaten aufgeführt.
Links und Kontaktdaten:
Rechtsanwalt Dr. Frank Schuck
Email: frank.schuck@noerr.com
Telefon: +49 89 2862 8521
Rechtsanwalt und Steuerberater Michael Tommaso
Email: michael.tommaso@noerr.com
Telefon: +49 30 2094 2353
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Timestamps
00:00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Herr Dr. Schuck und Herr Tommaso
00:02:32 - Was ist die Wegzugsteuer?
00:05:45 - Was ist zu beachten?
00:07:56 - Für wen ist die Wegzugsteuer relevant?
00:09:39 - Wann ist die Wegzugsteuer relevant?
00:14:32 - Einzelunternehmer und Kapitalgesellschaft
00:16:33 - Besteuerungsgrundlage mit Rechenbeispiel
00:23:02 - Weitere Möglichkeiten zur Bewertung des Unternehmens
00:26:24 - Anstehende Veränderungen bei der Wegzugsteuer zum Jahreswechsel
00:29:14 - Entscheidung vom Europäischen Gerichtshof zur Stundung
00:32:22 - Anstehende Rechtsstreitigkeiten
00:33:23 - Vorübergehender Wegzug/Auslandsaufenthalt
00:34:54 - Besteuerung nach Rückkehr aus dem Ausland
00:40:42 - Möglichkeiten, die Wegzugsteuer zu minimieren, bzw. zu vermeiden
00:46:42 - Übertragung an eine natürliche Person
00:50:43 - Übertragung auf eine Stiftung
00:53:20 - Übertragung an eine Gemeinnützigkeit
00:57:10 - Anti Tax Avoidance
00:59:19 - Als Selbständiger mit Einzelunternehmen ins Ausland umziehen
01:01:47 - Kontaktdaten, Verabschiedung und Abspann
Mitschrift zu Folge 9 von Persepktive Ausland
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Herr Dr. Schuck und Herr Tommaso
Magnus: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Magnus Sauerborn, außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute sind wir in einer Viererrunde zusammengekommen, um über das Thema Wegzugsteuer zu reden. Zu Gast sind Dr. Frank Schuck und Michael Tommaso der Steuerkanzlei Noerr, Rechtsanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, die sich uns zu Beginn kurz vorstellen.
Michael: Ja, sehr gerne, Michael Tommaso mein Name, ich bin seit jetzt 12 Jahren als Rechtsanwalt und Steuerberater tätig, zuerst in Hamburg, dann in New York auch ein Jahr und jetzt seit knapp fünf Jahren in Berlin und betreue bei Noerr u.a. eben auch den Bereich "Private Clients", so heißt unsere Praxisgruppe, und da geht es eben insbesondere um Nachfolgegestaltung, aber eben auch die, um die Verwaltung von Vermögen durch Privatpersonen, ja, Privatunternehmer, und das ist eins meiner Standbeine, und in der Tätigkeit bin ich jetzt auch schon eigentlich meine komplette Berufstätigkeit immer unterwegs gewesen. Ja, also das Wegzugsthema ist ja auch ein großer Teil dieses Bereichs, ja eben, z.B. Gestaltung von Erbfolgen, Unternehmensübertragung, Schenkungen auf Nachfolgegenerationen.
Magnus: Genau, perfekt, vielen Dank für die Vorstellung. Frank, ich würde Dir gerne das Wort übergeben, vielleicht kannst Du dich noch einmal kurz vorstellen und Deinen Tätigkeitsschwerpunkt sagen.
Frank: Magnus, vielen Dank für die Begrüßung, ja, Frank Schuck meine Name, ich arbeite seit 2008 bei der Kanzlei Noerr, bin Rechtsanwalt und tätig in der Gruppe "Familienunternehmen & Private Clients" und beschäftige mich Schwerpunktmäßig mit Nachfolgethemen [unverständlich] spielt eine Rolle, aber auch ein weiterer wesentlicher Punkt ist das Mittlungsrecht.
00:02:32 - Was ist die Wegzugsteuer?
Magnus: Wunderbar, vielen Dank für die Vorstellung. Wir sind auf Euch aufmerksam geworden, als wir für eine sehr wichtige, für uns relevante Folge recherchiert haben, nämlich das Thema der Wegzugsteuer. Wir werden gleich noch genauer klären, was die Wegzugsteuer überhaupt ist, aber ist auf jeden Fall ein sehr brisantes Thema. Ich habe nochmal heute Morgen eine Newsrecherche gemacht und gesehen, der Fokus hat u.a. das Thema nochmal jetzt gebracht und gesagt, eben auswandern, gilt ab 2022 eine neue Steuermauer, sogenannt. Im Handelsblatt hattet Ihr, glaube ich, einen Beitrag und seid eben auch sehr bekannt dafür, dass Ihr dort die Experten seid und insbesondere jetzt auf die anstehende Verschärfung der Wegzugsbesteuerung nochmal eingegangen wird. Und jetzt handelt unser Podcast ja oft von Unternehmen, die sich dazu entschieden haben, oder Unternehmern, die sich dazu entschieden haben ins Ausland zu gehen, und dort ist die Frage der Wegzugsbesteuerung natürlich höchst relevant. Wikipedia definiert die Wegzugsteuer als eine "Besteuerung von Vermögen auf Grund von Verlagerung des Wohnsitzes oder des gewöhnlichen Aufenthaltes ins Ausland. Ziel der Wegzugsbesteuerung kann es sein, Kapitalflucht zu erschweren oder sicherzustellen, dass die im Inland gelegten stillen Reserven auch im Inland steuerlich erfasst werden." Sebastian, ich würde vielleicht Dir gerne die erste Frage stellen. Wie viele Mandanten hast Du denn, für die das Thema Wegzugsteuer tatsächlich relevant ist?
Sebastian: Also das ist tatsächlich für sehr viele Mandanten extrem relevant, ja, und vor allen Dingen ist ja bei der Wegzugsteuer so eine Sache, dass die meisten, oder zumindest viele, gar nicht realisieren, dass es die überhaupt gibt, oder wie die erhoben wird, oder auch, dass davon noch ausländische Beteiligung an Kapitalgesellschaften betroffen sind, wie da die Modalitäten sind, also die meisten fallen da erstmal wie gesagt, die fallen da erstmal aus dem Himmel, wenn die feststellen, oh mein Gott, jetzt zieh' ich um, ich hab da vielleicht noch eine kleinere Gesellschaft, von der ich gar nicht wusste, dass die so viel wert ist angeblich, und jetzt muss ich jede Menge Wegzugsteuer bezahlen Für viele ist das natürlich ein ernstzunehmendes Hindernis, oder zumindest erscheint das ein ernstzunehmendes Hindernis, was den Umzug betrifft, dazu bringt es, dass es jede Menge Kopfzerbrechen verursacht und möglicherweise Kosten, das Ganze irgendwie zu lösen oder die Wegzugsteuer zu bezahlen. Aber auf jeden Fall etwas, was natürlich dringend angegangen werden muss, bevor man dann tatsächlich umzieht, weil das hinterher alles dann zu machen ist doch schwierig. Wir haben auch Mandanten, die sind einfach umgezogen, haben das nicht realisiert und mussten dann hinterher, ähm, naja, dann bluten, sagen wir es mal so. Also deswegen, das ist natürlich laufend hier ein Thema, und jetzt natürlich auch brandaktuell, weil zum 01.01. nächsten Jahres wird ja die Wegzugsteuer, je nachdem wie man es sieht verschärft oder vereinfacht, ähm, es ist keine Stundung mehr möglich, wenn man innerhalb der EU umzieht, was ja doch viele genutzt haben bisher, und insofern, ja, das ist natürlich ein brandaktuelles Thema für viele auch, was jetzt die Umzugsfragen anbelangt.
00:05:45 - Was ist zu beachten?
Magnus: Wenn es also einen Unternehmer ins Ausland zieht, ob ins EU-Ausland oder auch in die USA, ist es interessant zu klären, ob man in jedem Fall steuerpflichtig ist, was die Wegzugsteuer anbelangt. Michael erklärt uns also einmal genau, was man unter einer Wegzugsteuer verstehen kann und was dabei beachtet werden sollte.
Michael: Also, ich glaube ganz wichtig ist am Anfang, das ist keine eigene Steuerart, ja, sondern wir reden über Einkommensteuer, die Einkommensteuer von Privatpersonen, ja. Die können dann natürlich unternehmerisch tätig sein, aber trotzdem entfällt ja, oder fällt ja für diese natürlichen Personen eben Einkommensteuer an, und wenn man von Wegzugsteuer spricht, dann ist das genauer gesagt die Einkommensteuer auf Wertsteigerungen in Anteilen an die Kapitalgesellschaften. Also das ist das, was man unter klassischer Wegzugsbesteuerung versteht. Das ist ja der Normalfall, wenn man eine deutsche Beteiligung verkaufen würde, dann wäre der Gewinn eben in Deutschland einkommensteuerpflichtig und in der Wegzugssituation ist es eben so, dass Deutschland dann sagt, naja, wenn dann die Person in einem anderen Staat lebt, dann erwächst mir ein Konkurrent um den Fiskalzugriff, nämlich der andere Staat. Und dann sagt Deutschland, da möchte ich an der Grenze die Wertsteigerungen, die bis dahin erwirtschaftet sind, also bis zum Zeitpunkt des Wegzuges eben, abgreifen, bevor der andere Staat mir Konkurrenz macht. Das ist ganz vereinfacht gesagt das, worum es geht.
Magnus: Okay.
Frank: Sebastian, Du hast das schön gesagt, viele Mandanten wissen gar nicht, dass es diese Wegzugsbesteuerung gibt. Was brandgefährlich ist aus meiner Sicht an dieser Steuer ist allein schon die Begriffsbezeichnung "Wegzug". Man denkt, man unterliegt dieser Steuer nur, wenn man wegzieht. Eigentlich geht es streng genommen um den Wegzug der Beteiligung, und die Beteiligung kann nicht nur wegziehen, in dem der Beteiligungsinhaber selbst lebend umzieht, sondern das kann auch stattfinden, indem die Beteiligung über die Grenze geschenkt wird, oder indem der Beteiligungsinhaber in Deutschland verstirbt und die Beteiligung über die Grenze vererbt. Ja, also das ist eigentlich noch viel schleichender, dieser Prozess. Deshalb, hier bitte aufpassen, ja.
00:07:56 - Für wen ist die Wegzugsteuer relevant?
Magnus: Vielleicht wird da auch noch ein bisschen klarer, Frank, welche weitere Perspektive Du mit reinbringen kannst. Was sind es denn für Mandanten, die an Dich kommen, oder was für typische Fälle, wo Du sagen würdest, okay, hier wird die Wegzugsteuer jetzt relevant?
Frank: Ich würde sagen, grob könnte man unterscheiden zweierlei: einmal sind es diejenigen, die sich in Deutschland aus verschiedenen Gründen nicht mehr so wohl fühlen und über wirklich eine Verlagerung ihres gegenwärtigen Lebensmittelpunktes ins Ausland nachdenken. Das ist die eine Seite, aber vielleicht wollen die ja auch gar nicht weg, sondern wollen auch den Lebensabend hier verbringen, das wäre die zweite Gruppe. Aber langfristig wird diese Beteiligung vielleicht ins Ausland gehen, weil Familie im Ausland ist. Wir sehen das bei Unternehmerfamilien, die immer internationaler werden, einfach durch, dass die Welt, die Kontinente näher zusammengerückt sind, die Wege kürzer sind, die Ausbildungen internationaler sind, da bleiben viele auch einfach mal im Ausland, weil sie eine nette Kommilitonin kennengelernt haben, oder auch aus anderen Gründen, und dann wird diese Beteiligung langfristig ins Ausland gehen. Ja, ich denke, das sind so zwei Gruppen, die man vielleicht unterscheiden könnte, ja.
Michael: Genau, und was wir dann auch noch sehen, ist auch die zunehmende Internationalisierung. Es ist ja auch oft so, dass jetzt Personen z.B. Ein Arbeitsangebot haben aus dem Ausland oder auch in der Unternehmensgruppe arbeiten, und dann Auslandsaufenthalte notwendig werden, die dann mitunter auch länger sein können. Auch das ist etwas, was potentiell eine Notwendigkeit hervorruft, zu prüfen, ob die Wegzugsteuer eben ausgelöst würde oder nicht.
00:09:39 - Wann ist die Wegzugsteuer relevant?
Magnus: Daraufhin lenkt Sebastian das Gespräch darauf, wann eine solche Besteuerung überhaupt relevant ist.
Sebastian: Ich glaube, nach meinem Verständnis ist es so, es gibt ja zunächst mal doch eine, ein Brava, der ist, wie lang man schon in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig war. Momentan ist es glaub ich so, dass man zehn Jahre in seinem gesamten Leben unbeschränkt steuerpflichtig gewesen sein muss, ab nächstem Jahr wird es so sein, dass es sieben Jahre innerhalb der letzten zehn Jahre waren. Korrekt?
Michael: Zu allem Recht, das ist richtig. Mindestens zehn Jahre ist es bislang noch, ja, bis Ende 2021, und ab 2022 wird es dann so sein, sieben innerhalb der letzten zwölf.
Sebastian: Ah ja, sieben, okay. Also sieben innerhalb der letzten zwölf. Wir haben ja Mandanten, die sind z.B., die kommen aus dem Ausland, sind gar keine deutschen Staatsbürger, kommen aus dem Ausland, leben in Deutschland, gründen da ein Unternehmen, ziehen dann wieder zurück. So, wenn die jetzt z.B. nur fünf Jahre da waren, dann sind die davon nicht betroffen, egal nach neuer oder nach alter Regel. Ja, da ist z.B. eine interessante Frage, und das haben wir immer wieder, gerade heutzutage mit den Start-up-Gründern, was passiert, wenn jemand im Ausland studiert, z.B. oder so, zählt dann diese Zeit noch in Deutschland als unbeschränkt steuerpflichtig oder nicht? Der hat also nie gearbeitet in Deutschland, studiert z.B. dann, lebt zwar in Deutschland, wächst da auf, geht dann zum Studieren ins Ausland, ähm, kommt nach Deutschland zurück, war der derzeit dann, zur Zeit des Studiums in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig oder nicht, ja?
Michael: Genau, ja das kommt eben darauf an, ob während der Studienzeit eben entweder ein Wohnsitz in Deutschland aufrecht erhalten würde, ja, also wenn das jetzt z.B. ein Studium in den USA ist, wo ich dann halt nur ganz selten in Deutschland bin, wäre es wirklich dann eben eine Wohnung erforderlich in Deutschland, ja, auf die man eben dann Zugriff hat immer, weil den gewöhnlichen Aufenthalt wird man dann ja nicht in Deutschland haben, also vereinfacht gesagt, es gibt zwei Anknüpfungspunkte für unbeschränkte Steuerpflicht: entweder einen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland. Und gewöhnlicher Aufenthalt heißt ja schon, dass ich eigentlich, das ist auch eine vereinfachte Betrachtung, aber dass ich mal mindestens sechs Monate dann auch in Deutschland leben muss. Und wenn das nicht der Fall ist durchs Studium, dann würde es vor allem darauf ankommen, hat die Person noch eine Wohnung in Deutschland. Aber wenn ja, dann ist sie auch nur mit der Wohnung unbeschränkt steuerpflichtig.
Sebastian: Gut, also das heißt, wenn jetzt jemand mit 20 Deutschland verlässt für drei Jahre, um zu studieren, der kommt zurück und baut da ein Unternehmen auf für weitere fünf Jahre und will dann wieder ins Ausland gehen, dann ist er de facto unter Umständen schon acht Jahre in Deutschland, und nicht fünf, und dann würde er möglicherweise, also dort dann bei der neuen Regelung dann, wäre er dann betroffen von der Wegzugsteuer. Also das ist schon mal der erste Punkt, der erste war, der ist schon mal, trifft zwar auch auf mich zu, weil ich jetzt unbeschränkt steuerpflichtig bin in Deutschland oder nicht und auch gewesen bin für einen gewissen Zeitraum in den letzten Jahren. So, und dann ist natürlich die Frage: was habe ich? So jetzt die Wegzugsbesteuerung gilt für Beteiligung an Kapitalgesellschaften von mindestens einem Prozent, im Inland oder im Ausland. Das heißt also, auch ausländische Gesellschaften sind betroffen, ja, aber z.B. nicht betroffen wären jetzt, wenn ich jetzt ein Einzelunternehmen hätte oder an einer Personengesellschaft beteiligt bin.
Michael: Ähm, das ist korrekt, da muss man dann aber jetzt noch wie folgt ergänzen: die Wegzugsteuer in Bezug auf Anteile an Kapitalgesellschaften, in der Tat, da setzt es voraus, dass ich eine Beteiligung habe von 1% oder mehr, allerdings muss ich diesen Prozentsatz nicht unbedingt im Moment des Wegzugs noch haben, sondern es reicht, dass ich innerhalb der letzten fünf Jahre eine derartige Beteiligung hatte. Also, es gibt ja auch Fälle, wo die dann schrumpft, wird was verkauft wegen mir, oder gibt eine Kapitalerhöhung in der GmbH und ich werde verbessert, also es reicht aus, wenn ich innerhalb der letzten fünf Jahre 1% oder mehr am Stammkapital, im Fall einer GmbH beispielsweise beteiligt war. Das mal zu dem Punkt, und was Du danach gesagt hattest, dass die Wegzugsteuer nicht für Einzelunternehmen oder Personengesellschaften gilt, das ist richtig, wobei man natürlich aufpassen muss, auch dort gibt es Hürden dann, wenn ich Deutschland verlasse, das ist die sogenannte Entstrickung, da kommen wir vielleicht auch noch dann später zu, auch da kann ich mir nicht eins, oder ich kann nicht einfach sagen, naja, ich habe keine Kapitalgesellschaftsanteile, also habe ich mit dem Wegzug keine Probleme, das geht so auch nicht.
00:14:32 - Einzelunternehmer und Kapitalgesellschaft
Magnus: Um ein bisschen Klarheit in diese Thematik zu bringen, wird nun einzeln auf Begrifflichkeiten wie Einzelunternehmer und Kapitalgesellschaft eingegangen.
Michael: Genau, weil wenn ich z.B. ein Einzelunternehmen habe, habe ich ja einen Betrieb in Deutschland, und da ist natürlich auch so, solange der Betrieb in Deutschland eine Betriebsstätte eben in Deutschland liegt, dann hat Deutschland das Besteuerungsrecht. Wenn aber, so lange die Betriebsstätten in Deutschland bleiben, passiert auch nichts, aber wenn eben Vermögen der Betriebsstätte ins Ausland verlagert wird oder die Betriebsstätte in Deutschland aufgegeben wird, dann ist natürlich auch da in Deutschland noch eine, die Werte bis dahin zu versteuern.
Sebastian: Und hieße das dann, übertragen genommen, auf jetzt die Kapitalgesellschaft z.B., dass wenn ich jetzt, ich meine ich kann ja, ich könnte ja ins Ausland umziehen und die Kapitalgesellschaft läuft ganz normal in Deutschland weiter, meine GmbH läuft ganz normal weiter, ich habe meine Angestellten, ich bin im Ausland, die Kapitalgesellschaft, ich bezahle dann Einkommensteuer im Rahmen der Wegzugsteuer, so, und wenn ich dann aber auch noch den Betrieb ins Ausland verlagern würde, dann würde es nochmal zusätzlich zur Besteuerung kommen, was dann aber nichts mit Wegzugsteuer zu tun hat, korrekt?
Michael: Das ist korrekt, weil das betrifft eben unterschiedliche Ebenen. Die Wegzugsteuer betrifft eben die Beteiligung, den Anteil und nicht das Vermögen des Unternehmens selbst, ja, also der GmbH in dem Fall.
Sebastian: Also betrifft mich in gewisser Weise die Wegzugsteuer...
Michael: Genau, in Gesellschaft, ja, in Gesellschaft ja, ...
Sebastian: Betrifft mich.
Michael: Genau. Wenn ich dann aber danach entscheide, z.B. auch die GmbH soll selbst ihren Sitz ins Ausland verlegen. Oder Fälle, die wir auch häufig sehen, da werden dann Geschäftsführer dann auf einmal installiert, die gar nicht in Deutschland leben, das ist dann auf Ebene der Gesellschaft ein Problem, wenn es dazu führt, dass der Ort der Geschäftsleitung der Gesellschaft ins Ausland verlagert wird. Weil da gibt es dann die Entstrickungsthematik.
00:16:33 - Besteuerungsgrundlage mit Rechenbeispiel
Magnus: Okay, ich merke schon, ich spreche mit drei Experten im Steuerrecht, ähm, ich würde es gerne noch ein bisschen plastischer machen, und vielleicht darauf eingehen, was ist denn Besteuerungsgrundlage, um es mir konkreter vorstellen zu können, wenn ich jetzt irgendeine Firma habe im Bereich Onlinehandel, was weiß ich, Küchenzubehör, habe zuletzt einen Umsatz von € 1 Million gemacht, steigender Gewinn, € 500.000 pro Jahr, entscheide mich, jetzt wegzuziehen, was ist die Besteuerungsgrundlage, worauf muss ich mich einstellen, kann man das vielleicht mal durchsprechen. Frank, vielleicht kannst Du dort was zu sagen?
Frank: Die Besteuerungsgrundlage wären die Anteile des Gesellschafters an dieser GmbH, also die GmbH Geschäftsanteile.
Magnus: Das heißt, wenn hier die GmbH, wenn ich alleiniger Gesellschafter wäre,
Frank: Dann sind das alle Geschäftsanteile, also je nachdem, wie die aufgeteilt sind, da müssen wir viel zu sehr ins Gesellschaftsrecht reingehen, ja, das ist entweder ein Geschäftsanteil oder 25.000 oder je nachdem, wie die halt strukturiert ist, diese GmbH, aber es geht dann um die Geschäftsanteile.
Michael: Genau, ich kann da noch zu ergänzen, dass, weil es auch um häufig, also, es ist das Thema Bewertung hier, über das wir am Ende reden, ja. Wenn wir die Wegzugsteuer-Konstellation haben, also ich habe einen Anteil an einer GmbH, größer 1% und gehe weg, dann ist die Bemessungsgrundlage für die Steuer ist der Verkehrswert der Beteiligung, die ich habe. Jetzt ist die Frage, wie ermittel ich den Verkehrswert, ähm, da hat das Gesetz sozusagen, eine Reihenfolge von Bewertungsmethoden sieht es vor, und relevant wär z.B. erstmal, wenn es eine Referenztransaktion innerhalb des letzten Jahres gegeben hat, also Beispiel ein anderer Gesellschafter hat seinen Anteil verkauft an einen Dritten, dann würde man diesen Kaufpreis z.B. heranziehen, um den Wert abzuleiten. Wenn es keine dieser sogenannten Referenztransaktionen gegeben hat innerhalb des letzten Jahres, dann würde das Finanzamt eine Bewertung vornehmen, da gibt es dann auch verschiedene Bewertungsverfahren, aber ganz runterbrechen kann man das auf das sogenannte vereinfachte Ertragswertverfahren, was das Finanzamt dann durchführen würde, und da kann man vereinfacht sagen, das ist der Durchschnitt der Gewinne, würde ich das mal sagen, also Jahresüberschüsse der letzten drei Jahre, da gibt es dann natürlich Abschläge, Zuschläge, ja, das ist nicht ganz so einfach dann im Detail, aber grob kann man sich so am durchschnittlichen Jahresergebnis eben orientieren, gemittelt über die letzten drei Jahre, und dann wird, im Moment ist im Gesetz der Faktor 13,75 vorgegeben. Und das heißt, das ist, das sind durchaus dann ordentliche Beträge, und was ich von diesem Verkehrswert dann eben abziehen kann, sind meine Anschaffungskosten für die Anteile. Und das, was da übrigbleibt, wäre dann die Bemessungsgrundlage für die Steuer, und jetzt kann man ja sehen, wenn man z.B. sagt, man hat € 100.000 als durchschnittlichen Jahresüberschuss gehabt, ...
Magnus: Was ja jetzt noch nicht wahnsinnig viel wäre.
Michael: Was nicht wahnsinnig viel ist, und das mal 13,75, dann ist man schon, korrigiert mich, sind das € 1.375.000, oder?
Sebastian: Ja, korrekt.
Michael: So, und dann habe ich vielleicht Anschaffungskosten, ja, wenn ich nur das Stammkapital eingezahlt habe und ein bisschen Notarkosten hatte, dann wird das nicht viel sein, ja, und dann wir das über eine Million sein, und damit bin ich dann eben auch bei den höchsten Einkommensteuersätzen, dann reden wir ja dann 42-45% plus Soli, im Moment noch.
Magnus: Da werden gut und gerne mal, überschlagen € 400.000 etwa dann fällig, wenn ich Deutschland verlassen möchte.
Michael: Genau.
Sebastian: Und wird da dann nicht das sogenannte Halbeinkünfteverfahren verwendet? Oder wo kommt das ...
Michael: Genau, das hilft uns sozusagen hier an der Stelle, ja, das ist ja immer so bei Anteilen an Kapitalgesellschaften, es kommt dann darauf an, ob man die Anteile an der Kapitalgesellschaft, die ja in dem Fall in der Konstellation der Wegzugsteuer privat gehalten, ja, privat gehalten, und dann laufe ich ins Teileinkünfteverfahren rein, d.h. dass 60% des Gewinnes eben dann mit diesen 42-45% versteuert werden. Das heißt, im Ergebnis bin ich dann am Ende so bei 27-28%.
Sebastian: Okay, d.h. ich hätte jetzt, wenn man z.B. hier annimmt, wir haben jetzt das Beispiel von eben die 1.375.000, da würden dann also 400.000, was wir da eben gesagt haben, dann anfallen, ja. Und wann, also die würde ich dann erklären mit der Steuer, mit der Einkommensteuererklärung für das Jahr, in dem ich Deutschland verlassen habe und auch dann bezahlen, oder wann werden die fällig? Wann wäre der Betrag fällig?
Michael: Ja, genau, also der Wegzug ist letztlich ein Vorgang, der in der Einkommensteuererklärung angegeben wird in dem Jahr, in dem ich weggehe. Wenn das jetzt z.B. noch 2021, wenn der Umzug jetzt noch in 2021 stattfindet, dann reden wir über die Einkommensteuererklärung für 2021, ja, und wenn man jetzt mal alle Fristen ausschöpft und das auch über einen Steuerberater einreicht, dann hätte man ja bis im ersten Quartal 2023 Zeit. Und ich würde sagen, es gibt jetzt auch keine Verpflichtungen von sich aus vorher irgendwelche Vorauszahlungen anzupassen oder so, sondern da gibt es dann eben den Einkommensteuerbescheid für das Jahr 2021 und da wird dann eine Wegzugsteuer auch dann eben als Teil der Einkommensteuer drin sein, und, es sei denn eben, man kann, da kommen wir wahrscheinlich gleich noch drauf, man hat keine Möglichkeit gehabt, eine der Stundungsmöglichkeiten usw. in Anspruch zu nehmen, weil es ist ja jetzt nach altem Recht noch sehr viel besser, das Regime, dass man eben die Steuer sehr, sehr lange stunden kann, aber auch nach dem neuen Recht wird es ja so sein, dass die Steuer nicht immer sofort komplett fällig wird, sondern man das dann eben in sieben Jahresraten bezahlen kann.
00:23:02 - Weitere Möglichkeiten zur Bewertung des Unternehmens
Magnus: Michael, Du hattest angesprochen, dass es ja dann zur Ermittlung der Steuerlast am Ende eigentlich eine Bewertungsfrage ist. Vielleicht können wir ja da noch drauf eingehen, was ist jetzt der Fall, wenn ich entweder A) ein glaubwürdiges Wertgutachten vorlegen kann, das gegebenenfalls einen niedrigeren Wert von dem Gewinn darstellt, oder Variante B) das Unternehmen zum Verkauf ausschreibe und anhand der eintreffenden Angebote den Wert ermitteln möchte. Sieht der Gesetzgeber hier Möglichkeiten vor?
Michael: Ja, also dazu, genau, kann man folgendes sagen, wenn es da ein Wertgutachten gibt, was ein, auf Basis eines anerkannten Bewertungsverfahrens, da gibt es ja auch nicht unbegrenzt viele, erfolgt ist, dann ist das auf jeden Fall erstmal beachtlich, ja. Also, ich habe auch schon Fälle erlebt, dann, dass die Finanzämter die Bewertung dann angegriffen haben, die in den Wertgutachten standen. Also, es kann sein, dass die das auch nochmal, sagen wir mal, versuchen zu widerlegen, und dann würde man aber mit dem Finanzamt auch über Bewertungen streiten in einem Einspruchsverfahren, über Klageverfahren ist das auch denkbar, aber im Grundsatz ja, wenn es z.B. ein IDW S1-Gutachten ist, das ist so ein anerkanntes Verfahren, dann ist das auf jeden Fall beachtlich. So, und der zweite Punkt, also auch da ja, das sind ja Marktvorgänge, wenn ich jetzt von fremden Dritten allerdings, von fremden Dritten verbindliche Angebote habe, die würden auf jeden Fall auch aussagekräftig sein, definitiv.
Sebastian: Denn man muss ja auch betonen, und ich denke es ist hier mal wichtig, das kurz zu sagen, selbst wenn ich jetzt in den letzten drei Jahren eine positive Gewinnsituation hatte, eine steigende Gewinnsituation hatte, es kann ja sein, dass es saisonal war oder dass bestimmte Dinge passiert sind, warum es nicht mehr so sein kann, also ich meine diese Methode, diese Bewertung hat ja auch ihre Grenzen, ja, also, ich meine, also deswegen, das ist auf jeden Fall ein ganz wichtiger Punkt, also, da müsste man sich fragen, also, wir hatten schon Mandaten, die gesagt haben, auf einmal, dem haben auf einmal chinesische Mitbewerber den Markt abgegraben. Auch wenn das positiv lief in den letzten Jahren, auf einmal lief es nicht mehr positiv, ja. Also das kann sich schnell ändern, manchmal.
Michael: Also absolut, deshalb ist ja auch dieser gesetzliche Multiplikator, den ich eben nannte von 13,75 so gefährlich, ja, weil das ist natürlich eine ganz starke Vereinfachung, die dem wirklichen, der wirklichen Geschäftsentwicklung überhaupt nicht Rechnung tragen muss, und daher gibt es durchaus eben auch Streitfälle mit dem Finanzamt, wie dann z.B. Sondereffekte im Geschäftsablauf zu berücksichtigen sind, usw., in der Tat.
Sebastian: Ja, also deswegen müssen wir im Grunde jedem sagen, der davon betroffen ist, man sollte auf jeden Fall mit einem Gutachter oder Rechtsanwalt oder Steuerberater sprechen, um zu sehen, ob eine alternative Bewertung, die dem aktuellen Tagesgeschehen entspricht, Sinn macht, ja, als eher so eine historische Bewertung. Und grundsätzlich kann man ja sagen, wenn das Finanzamt die Bewertung so akzeptiert, ja, dann war sie wahrscheinlich zu hoch, ja. Ein bisschen Diskussion wird es immer geben, ja, wenn es irgendwo, wenn man nicht zu viel bezahlen will.
00:26:24 - Anstehende Veränderungen bei der Wegzugsteuer zum Jahreswechsel
Magnus: Daraufhin leite ich das Gespräch zu den Neuerungen, die Ende des Jahres auf uns zukommen werden.
Magnus: Sebastian, Du hattest von Mandanten erzählt, die jetzt aus Angst vor einer Rot-Rot-Grünen Koalition auf Bundesebene oder aus Angst vor einer Corona-Vermögensabgabe sowieso mit dem Gedanken gespielt haben, Deutschland zu verlassen, aber unabhängig von allen politischen Situationen, die gerade in Deutschland sind, ist die Wegzugsteuer ja durchaus in den Medien momentan vertreten. Warum? Weil es sehr große Änderungen, wir hatten es jetzt schon mehrfach angesprochen, ab 01.01.2022 gilt. Vielleicht könnt Ihr mal ein Bild zeichnen, was sich denn jetzt verändert, was sehr neu ist im Vergleich zu dem, was wir bis Ende des Jahres noch als geltendes Recht haben.
Michael: Ich denke, der große Vorteil nach dem alten Recht war ja, dass bei Wegzügen innerhalb der EU und, richtigerweise muss man sagen, auch z.B. in die Schweiz, weil es ja ein Freizügigkeitsabkommen gibt zwischen der EU und der Schweiz, muss man eigentlich die Schweiz dazu nehmen, das sehen Finanzämter teilweise anders, aber da gibt es ja Rechtsstreitigkeiten auch vor Gerichten gegen, also, das sehe ich auch kritisch, dass die Finanzämter die Schweiz anders behandeln wollen, deshalb würde ich sagen EU oder Schweiz, dann konnte man ja die Steuer dauerhaft stunden lassen, und zwar bis man den Anteil wirklich verkauft, was dann 20, 30 oder 40 Jahre dauern kann. Das war ja der Vorteil nach dem alten Recht, dass man so lange eine Stundung bekommen hat, bis man einen Zahlungseingang durch den tatsächlichen Verkauf hatte. Und diese Option ist im neuen Recht nicht mehr gegeben, ja, wobei man sagen muss, dass es fraglich ist, ob diese, oder diese neue Gesetzgebung so Europarechtskonform ist. Ich bin mir sicher, da wird es wieder Rechtsstreitigkeiten zu dieser Frage geben. Ja, weil jetzt hat gerade im letzten Jahr 2020 auch das Finanzgericht in Baden-Württemberg eine Entscheidung gefällt und gesagt, dass es in jedem Fall so sein muss, dass wir eine liquiditätsschonende Stundungsmöglichkeit haben. Leider ist es so, dass jetzt mit neuen Recht erstmal die Finanzämter eine derartige unbefristete Stundung nicht geben werden, und man muss dann darum kämpfen, ja, durch Klage.
Frank: Es war ja so, zinslose Stundung, unbefristet und ohne Sicherheitsleistung.
Michael: Genau.
Frank: Mit Zinsen auf sieben Jahre und in aller Regel soll dieser Stundungsantrag nur gegen Sicherheitsleistung entsprochen werden, ja.
00:29:14 - Entscheidung vom Europäischen Gerichtshof zur Stundung
Sebastian: Genau, jetzt haben wir ja gerade eben interessanterweise erwähnt, das sind ja Rechtsstreitigkeiten, also man muss ja sagen, es wurde ja auch die Stundung letztlich nur eingeführt, die Stundung im aktuellen Recht, nachdem das vom Europäischen Gerichtshof als unrechtmäßig befunden wurde, ja. Habt Ihr eine Erklärung dafür, warum das jetzt wieder versucht wird, hier so ein Modell durchsetzen, was wir ja im Grunde schon mal hatten und dann im Grunde wieder abgelehnt wurde?
Michael: Ja, dazu kann ich bisschen Hintergrundinfo noch geben. Der Punkt ist ja, damals hatte der EuGH gesagt, es muss eine unbefristete und zinslose Stundung ohne Sicherheitsleistung geben, damit Menschen, die wegziehen, nicht anders behandelt werden als Leute, die im Inland wohnen bleiben. Also, es ist ein Gleichbehandlungskriterium, ja, oder -erfordernis. Und vor dem Hintergrund hatte der EuGH gesagt, es verstößt gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz, wenn Menschen anders behandelt werden, die ins Ausland gehen. Und, aber für den deutschen Fiskus ist diese unbeschränkte, also zeitlich unbeschränkte Stundungspflicht sozusagen, aus Sicht des Staates natürlich nicht angenehm, weil es Steuereinnahmen mindert. Und darum hat man auf Ebene des Bundesfinanzministeriums dann eben gesagt, naja gut, wenn die Gerichte sagen, wir verstoßen gegen den Gleichheitssatz, dann können wir ja als Folge daraus auch einfach sagen, dann behandeln wir alle schlecht, ja. Das ist letztlich die Idee gewesen, dass man gesagt hat, jetzt unterscheiden wir, oder wir behandeln ja jetzt nicht mehr nur die, die innerhalb der EU bleiben, anders als Dritt-Staaten-Fälle, sondern ist ja egal wo man hinzieht, alle werden gleich behandelt, aber damit haben sie meiner Meinung nach die Vergleichspaare vertauscht, weil der EuGH damals ja nicht gesagt hat, das Problem war, dass Leute, die nach Frankreich, also innerhalb der EU eben anders behandelt werden als Leute, die in die USA gehen, sondern das Vergleichspaar waren ja Leute, die aus Deutschland weggehen und Leute, die in Deutschland bleiben, und das Thema haben wir heute ja immer noch. Ja, es würde ja weiterhin so bleiben, dass Menschen, die sich gegen einen Wegzug entscheiden, hätten das Problem nicht, ja, und daher erwarten auch alle, naja, alle ist übertrieben, aber halt, wenn man mal in die Literatur guckt, sehr, sehr viele erwarten, dass es auch da wieder Rechtsstreit geben wird. Weil, es ist so, nach dem neuen Recht, und das auch nicht nur, weil Du sagtest, dass eben gibt es eine Stundung nur, wenn man wegkommt, das ist so, wenn man wegkommt, entfällt die Steuer sogar, das gibt's auch, wenn man wegbleibt, aber es ist eben so, dass ich nicht eine unbefristete Stundung bekomme, sondern ich bekomme nur einen Ratenplan, quasi, ich muss die Steuer in sieben Jahresraten zahlen, und das kriege ich auch nur gegen Sicherheitsleistung nach dem neuen Recht. Das heißt ein Siebtel wird dann jedes Jahr zu zahlen sein.
00:32:22 - Anstehende Rechtsstreitigkeiten
Magnus: Vielleicht nochmal ganz kurz zu dem Thema Rechtsstreitigkeit. EU und Rechtsstreitigkeit hört sich jetzt nicht nach einem sehr einfachen Verfahren an, also, ich meine, selbst wenn es jetzt als rechtlich nicht haltbar sich am Ende herausstellt, ist jetzt nicht zu erwarten, dass wir bereits Mitte 2022 dazu eine Entscheidung vorliegen haben werden, oder wie schätzt Ihr das ein?
Michael: Ja, also es ist so, ich glaube, was ganz gut ist, dass im Jahr 2020 hat ja jetzt zum ersten Mal ein deutsches Finanzgericht entschieden und gesagt, dass es diese unbefristete Stundung geben muss. Und dieses Verfahren liegt gerade vor dem BFH, ja, und jetzt ist es natürlich schwierig zu prognostizieren, wann wird der BFH entscheiden, aber wenn der BFH entschieden hat, werden wir auf jeden Fall eine größere Rechtssicherheit hat. Also, man muss dann glaub' ich nicht sofort davon ausgehen, dass man bis zum EuGH gehen muss, sondern ich erwarte mir eigentlich, dass man jetzt schon auf der nationalen Ebene durch den Bundesfinanzhof da eine Äußerung bekommen wird, aber das wird wahrscheinlich auch noch ein, zwei Jahre dauern, um ehrlich zu sein.
00:33:23 - Vorübergehender Wegzug/Auslandsaufenthalt
Sebastian: Aber was jetzt wichtig ist für unsere Zuhörer, aber, wenn ich jetzt von Anfang an plane nur vorübergehend z.B. ins Ausland zu gehen, sowohl nach alter als auch nach neuer Rechtsprechung, und ich kann es belegen, also ich habe tatsächlich eine Rückkehrabsicht, ja, dann muss ich ja die Steuer auch nicht bezahlen.
Michael: So, das ist ein komplett anderes Geschehen, das ist das sogenannte der-vorübergehende-Wegzug, der, in der Tat, ist anders zu behandeln, da habe ich auch die Möglichkeit zu sagen, naja, wenn ich die Rückkehrabsicht zur Zufriedenheit des Finanzamtes am Anfang belegen kann, dann muss ich auch nicht diese Raten schon im Voraus zahlen, ja, sondern dann wird quasi gesagt, diese Jahresraten, die können dann eben entfallen, wenn eben plausibel gemacht wurde, dass da eine Rückkehrabsicht besteht und da kann ich vielleicht auch gleich nochmal was zu sagen, wie man das am besten macht. Wichtig ist aber, es kann immer noch sein, dass zumindest eine Sicherheit verlangt wird dann, weil, es ist natürlich, das Finanzamt würde dann vertrauen auf die Rückkehr, und im Vertrauen darauf auch diese Teilbeträge noch gar nicht erheben. Und das ist jetzt da nicht ausgeschlossen, dass dann auch gesagt wird, naja, dann wollen wir jetzt zumindest mal eine Sicherheit sehen.
00:34:54 - Besteuerung nach Rückkehr aus dem Ausland
Magnus: Sebastian hat hier noch eine Frage zur weiteren Besteuerung nach einer Rückkehr.
Sebastian: Vielleicht noch eine kurze Frage hier, was die Rückkehr anbelangt: heißt das, wenn ich dann also sagen würde, ich komme wieder zurück nach drei Jahren, dass ich dann in der Zeit in Deutschland weiter unbeschränkt steuerpflichtig bin, oder hat es damit nichts zu tun?
Michael: Ja, also, es sind ja durchaus, das ist ja das, was vielleicht auch nochmal eine wichtige Information ist. Ich kann ja die Wegzugsteuer auslösen, obwohl ich weiterhin in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig bin, das ist ja durchaus denkbar, weil es ist ja möglich, dass ich z.B. einen Wohnsitz in Deutschland behalte, aber einfach meinen gewöhnlichen Aufenthalt in Frankreich habe. Dann würde die Wegzugsteuer greifen, weil ich bin zwar weiterhin unbeschränkt steuerpflichtig, trotzdem würde Deutschland das Besteuerungsrecht dann eben auf der Doppelbesteuerungsebene mit Frankreich verlieren, weil der gewöhnliche Aufenthalt das stärkere Anknüpfungsmerkmal ist als der Wohnsitz. Und entscheidend für die Frage, ob die Steuer dann durch Rückkehr entfällt, ist, ob Deutschland wieder das Besteuerungsrecht erhält, d.h. ich müsste in dem Fall dann auch den gewöhnlichen Aufenthalt wieder in Deutschland haben.
Sebastian: Also, es heißt, genau, also für jemanden, der jetzt z.B., sage ich mal, sei es im eigenen Familienunternehmen z.B. mal ins Ausland geht für ein paar Jahre, um da mal Erfahrungen zu sammeln, oder auch jemand, der jetzt nur temporär als Expat geht und zufällig noch an einer Familienkapitalgesellschaft beteiligt ist, oder sowas, solange ich das in gewisser Weise zufriedenstellend belegen kann, dass Deutschland wieder unbeschränkt steuerpflichtig ist und möglicherweise etwas von den Sicherheitsleistungen muss ich ja auch noch leisten, dann ist, könnte ich der Sache sozusagen entkommen, also, wäre sie ja nicht fällig, sagen wir es mal so.
Michael: Ähm, es ist richtig, dann würde dann in dem Moment, wo die Rückkehr nach Deutschland dann stattfindet, die Steuer dann endgültig entfallen und für den Fall, dass schon ein Teilbetrag vorausgezahlt werden musste, würde der erstattet, und im Idealfall musste ich aber nicht mal eine Teilleistung zahlen, sondern habe nur eine Sicherheit gegeben, vielleicht, die wird dann eben freigegeben, und das war's, das ist richtig. Und da wäre aber meine Empfehlung, bei dem was ich so erlebt habe bis jetzt, dass man möglichst zeitnah zum Wegzug das auch schon dem Finanzamt anzeigt und dann auch schon die Gründe nennt, warum das vorübergehend sein soll. Weil es ist immer eine schlechtere Position, wenn ich erst dann abwarte, bis ich die Steuererklärung für das Jahr abgebe, das kann ja eben über ein Jahr später sein, und dann gucken die sich das an, und wenn ich erst dann mit dem Argument komme, ja, ich will ja eigentlich wiederkommen, dann sind die Finanzämter oft weniger geneigt, das auch wohlwollend zu glauben, ja, sondern es ist dann nach meiner Erfahrung besser, möglichst zeitnah zum Wegzug einfach einen Brief zu schreiben und zu sagen, ja, es wird jetzt ein neuer Wohnsitz auch gegründet, in einem anderen Staat, aber das ist nur vorübergehend, etwa, weil es gibt dort einen befristeten Arbeitsvertrag, oder was es dann eben für Gründe geben kann, ja, das sind betriebliche Gründe im Familienbetrieb, die sind aber zeitlich überschaubar und werden ein Jahr oder zwei Jahre dauern. All diese Dinge sollte man möglichst zeitnah, darüber sollte man informieren. Weil, es ist ja eine innere Tatsache, eine Absicht, das ist ja immer auch was, hat immer was mit Glaubhaftigkeit zu tun, und Glaubwürdigkeit, und es gibt, oder gab auch Gerichtsentscheidungen, wo dann erst ganz spät, ganz spät, überhaupt erstmal angesprochen wurde, dass das nur vorübergehend gewesen sein soll, und das ist dann schwer, dass einem das geglaubt wird.
Sebastian: Obwohl man ja seine Meinung ändern kann, man kann ja sagen, es gefällt mir so gut hier, oder es gefällt mir nicht hier.
Michael: Ja, gut, aber wichtig ist, ...
Sebastian: Das ist ja relativ, möglicherweise.
Michael: Ja, aber wichtig ist auch, so steht es ja auch im Gesetz, ich muss ja eine Rückkehrabsicht schon von Anfang an haben, und die darf auch nicht wegfallen, ja, das ist schon, es kommt ja auf den Zeitpunkt des Wegzuges an, ob in dem Moment eine Rückkehrabsicht besteht.
Frank: Wir sprechen gerade über den Faktor Zeit, diese Möglichkeit, die Steuer durch [unverständlich] zum Erlöschen zu bringen, die besteht nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag, sondern dafür gibt es Fristen, also bisher war das ja eigentlich nur relevant, wenn man ohnehin nicht im EU-Ausland verzogen ist, weggezogen ist, sondern außereuropäisch, und da galt die 5-Jahres-Frist, wenn das nicht stimmt, Michael, korrigier mich bitte, und künftig wird das so sein, dass diese Frist sieben Jahre beträgt. Auf Antrag kann die nochmal verlängert werden um fünf Jahre, so dass man insgesamt zwölf Jahre wegbleiben kann, wenn man dann rechtzeitig zurückkehrt und über diesen Zeitraum die Rückkehrabsicht aufrechterhalten und, was wir gerade besprochen haben, das dann auch entsprechend belegt und nachweisbar ist, dokumentiert, dann kann man es zum Erlöschen bringen, ja.
Michael: Ja, das ist absolut richtig, also jetzt unter dem neuen Gesetz wird es in der Tat so sein, der Grundsatz ist, ich muss innerhalb von sieben Jahren eben zurückkehren, ja, und innerhalb dieser sieben Jahre muss man darauf aufpassen, dass man natürlich auch den Anteil nicht verkauft, aber es dürfen auch keine Gewinnausschüttungen, die ein gewisses, einen gewissen Wert übersteigen, dürfen auch nicht stattfinden, also man muss dann auch in diesen sieben Jahren vorsichtig sein, was passiert in der GmbH, und diese Sieben-Jahres-Frist, die kann man dann auf Antrag einmal verlängern lassen um fünf Jahre, allerdings natürlich nur, wenn die Absicht zur Rückkehr unverändert fortbesteht.
00:40:42 - Möglichkeiten, die Wegzugsteuer zu minimieren, bzw. zu vermeiden
Magnus: Dann gehen wir darauf ein, welche Möglichkeiten existieren, um eine Wegzugsteuer zu minimieren oder sogar ganz zu vermeiden.
Magnus: Wir hatten vorhin schon über Personengesellschaften gesprochen, dass die der Wegzugsteuer ggf., die Unternehmer dort, nicht unterliegen. Kann ich jetzt als Unternehmer nicht einfach sagen, okay, wenn ich das perspektivisch vorhabe, wandle ich mein Unternehmen jetzt noch in eine KG um?
Michael: Genau, also, es gibt die Möglichkeit zu sagen, dass der Anteil an dem Unternehmen in eine deutsche Betriebsstätte überführt wird, um das mal untechnisch und als Oberbegriff zu nennen. Dieser Formwechsel wäre eine Variante, ja, man muss aber nicht unbedingt aus der GmbH eine Personengesellschaft machen, man könnte auch überlegen, die GmbH Anteile einfach in eine Schwesterpersonengesellschaft zu übertragen, zu transferieren, ist im Prinzip dann dasselbe Ergebnis. Also, dazu muss man sagen, zum einen muss man dann sehr genau schauen, dass dieser Vorgang, der Übertragungsvorgang oder der Formwechsel keine Steuer auslöst, weil auch das muss man dann prüfen, z.B. auch wenn Anteile an GmbHs bewegt werden, muss man auch, z.B. wenn da Grundstücke im GmbH Vermögen sind, kann ja auch die Anteilsübertragung Grunderwerbsteuer auslösen, auch das wird man berücksichtigen müssen, aber der Grundsatz ist ja, wenn die Anteile dann zu einer deutschen Personengesellschaft beispielsweise gehören, dann haben, sind die so gesehen aus dem Regime der Wegzugsteuer erstmal raus, wenn, und jetzt kommt die ganz wesentliche Komik und ein ganz wesentlicher Begriff, die GmbH Anteile dieser deutschen Betriebsstätte funktional zuzuordnen sind. Das ist der Schlüssel. Und das ist auch leider nun ein Bereich, der nicht so einfach ist zu erfüllen, weil man kann vereinfacht sagen, dass das, was die Personengesellschaft dann macht, die muss einen eigenen Betrieb haben, das kann kein reine Holding sein, sondern da muss wirklich Umsatz gemacht werden, da muss Personal sein, und dann muss es auch eine Verpflichtung geben, sozusagen von den Geschäftsmodellen, dass man sagt, naja, das, was in der GmbH passiert, hat auch vom Betriebsablauf eine Verknüpfung mit dem, was in der Personengesellschaft passiert. So, das ist nicht so einfach zu begründen, und in Fällen, die wir haben, mussten wir das mit den Finanzämtern durch verbindliche Auskünfte erstmal klären, also das ist nicht einfach.
Sebastian: Also, diese Personengesellschaft darf keine Briefkastenfirma sein, sagen wir mal, sondern es muss richtig mit Leben gefüllt werden, ja.
Michael: Ja, und es muss irgendwie z.B. immer so sein, dass, ja z.B. Entwicklung in der Wertschöpfungskette von der einen Gesellschaft genommen und dann die nächsten von der anderen, oder dass die eine Kunden bringt, es muss irgendwie eine ökonomisch sinnvolle Verknüpfung geben zwischen den Gesellschaften.
Frank: Eine Ergänzung aus einer anderen Perspektive, [unverständlich] sehr geholfen, Michael, ich erinnere mich an unseren Vortrag, den Du in Hamburg gehalten hast und das sehr schön dargestellt hast, weil es ist ja häufig so, Personengesellschaft, da denkt man, man nimmt eine GmbH dazu, macht eine GmbH & Co. KG und dann hat man die gewerbliche Prägung und dann ist diese Gesellschaft gewerblich und damit sind alle Einkünfte gewerblich und damit bin ich in diesem betrieblichen Bereich und alles wunderbar. Wenn ich das richtig verstanden habe, reicht diese gewerbliche Prägung nicht, sondern ich brauche in der KG eine ordinäre gewerbliche Tätigkeit, die muss etwas machen.
Michael: Ja, das würde ich unbedingt so empfehlen, dass man eine wirklich eigene betriebliche Tätigkeit auch in der KG hat, also eine reine Holding wird das nicht leisten können.
Magnus: Ergibt sich daraus schon ein zeitlicher Rahmen, den ich sozusagen dafür benötige, oder ließe sich das auch in kurzem Zeitraum entsprechend darstellen?
Michael: Naja, das Thema ist, dass diese Rechtsfragen natürlich von Finanzämtern gewürdigt werden und der Steuereffekt kann ja dann enorm sein. Deshalb will man ja Rechtssicherheit haben und sagen, wenn ich jetzt mir die Mühe mache, dort einen Betrieb zu installieren in einer Personengesellschaft, dann soll das auch bitte die Wegzugsteuer definitiv vermeiden. Und die Schwierigkeit ist hier eben, dass man das in den allermeisten Fällen nur mit verbindlicher Auskunft diese Sicherheit bekommen wird. Und eine verbindliche Auskunft des Finanzamtes, da habe ich ja das Problem, dass ich mit der Umsetzung der Organisation sozusagen erst beginnen kann, wenn die Auskunft erteilt wird. Also das Finanzamt wird nicht mehr über bereits abgeschlossene Sachverhalte eine Auskunft erteilen, sondern da muss man warten, und mittlerweile ist im Gesetz geregelt, dass diese Auskünfte innerhalb von sechs Monaten zu erteilen sind, aber wir haben auch viele Fälle erlebt, wo das deutlich länger gedauert hat. Aber auch Fälle, wo es deutlich schneller ging, ja, aber das wird man, diese Zeit wird man mit einkalkulieren müssen. Ja, und dann wird man sich ja auch überlegen müssen, wie lange man braucht, um diese operativen Prozesse in der KG auch aufzusetzen mit dem Personal usw. Also, das ist schon viel Aufwand und, glaube ich, geht nicht von heute auf morgen.
Frank: Weil der Antrag auf verbindliche Auskunft ja auch entsprechend substantiiert sein muss, da kann ich nicht einfach irgendeinen Sachverhalt [unverständlich], sondern wenn ich den richtig mache würde ich auch entweder entsprechende Entwürfe für die Verträge oder schon laufende Verträge würde ich da auch als Zulage beifügen, ja,
Michael: Ja, genau, das ist richtig, das ist richtig, und da muss man ja auch sehen, auch diese Auskünfte sind nicht kostenfrei, ja, die Rechtsanwälte werden dafür ihre Gebühren nehmen und das Finanzamt auch, also das ist gedeckelt, im Moment so bei knapp € 120.000, wenn der Streitwert, also die Steuer, um die es geht, € 30 Millionen betrifft, hat man diesen Höchstwert erreicht, teurer wird es dann nicht mehr, aber das ist ja jetzt auch kein kleiner Betrag. Deshalb, der Aufwand ist schon groß, um diese Lösung umzusetzen, um die Wegzugsteuer zu vermeiden.
Magnus: Das heißt, dass es hier auf vermeintliche Details ankommt, die aber bei der Bewertung eine große Rolle spielen.
00:46:42 - Übertragung an eine natürliche Person
Sebastian: Andere Möglichkeit wäre ja zu sagen, man überträgt es an eine nahe, an eine nahestehende nicht, aber an eine natürliche Person, also was weiß ich, einen Verwandten oder so was; was müsste ich dann berücksichtigen, Schenkungsteuer und solche Dinge, aber was wäre dann relevant?
Michael: Genau, also das ist in der Tat auch ein Modell, was viele Wählen und verbinden das mit der Nachfolgeplanung, also man sagt, ich habe es ja ohnehin vor, dass die nächste Generation jetzt in die Unternehmensleitung übergeht, und dann kann man darüber nachdenken, die GmbH Anteile z.B. an ein Kind zu schenken, das ist denkbar. Da stellt sich dann natürlich die Frage, was ist mit der Schenkungsteuer? Und da ist es ja aber so, dass auch nach der Reform in 2016 mit der Erbschaftsteuer, Schenkungsteuer und Erbschaftsteuer ist ja sozusagen dasselbe Gesetz, dass es auch nach der Reform in 2016 Möglichkeiten gibt, die Übertragung von GmbH Anteilen von der Schenkungsteuer zu befreien, ja. Vereinfacht gesagt muss ich entweder selbst 25% halten, oder wenn ich eine kleinere Beteiligung habe, dann müsste man sich mit anderen durch eine sogenannte Pool-Vereinbarung zusammenschließen, wo dann eben eine gemeinsame Ausübung von Stimmrechten vereinbart wird, also da kann man da nicht mehr frei entscheiden, sondern muss sich mit anderen abstimmen, aber dann kann man erreichen, dass die im Pool befindlichen Personen zusammengerechnet werden, und dass dann jemand, der z.B. nur 5% hat so gesehen wird, als hätte er 25% an der, und dann auch die Steuerbefreiung für die Übertragung von GmbH Anteilen in Anspruch nehmen kann. Also diese Prozentschwelle ist wichtig, und dann kommt es auf das Vermögen an, das innerhalb der GmbH dann vorliegt. Wenn das, wenn die GmbH über betrieblich gebundenes Vermögen verfügt, dann ist diese Übertragung gut möglich, ganz so einfach gesagt, wenn da viel liquides Vermögen, Wertpapiere, Konten, Kontoguthaben, das ist das sogenannte Verwaltungsvermögen, das wird nicht steuerfrei übertragbar sein, also es kommt dann auf die Vermögenszusammensetzung in der GmbH an. Und die dritte Schwelle, also das erste Thema ist die Beteiligungshöhe von 25% oder Pool-Vereinbarung, dann Vermögenszusammensetzung in der GmbH und das dritte ist, wie werthaltig ist die GmbH? Weil seit der Reform in 2016 gibt es diese Steuerbefreiung ohne Weiteres eigentlich nur für Wert bis Werte bis € 26 Millionen pro Beschenktem, also ich kann das natürlich auf Kinder aufteilen, wenn ich mehrere habe, aber es gibt eben jetzt diese 26 Millionen Schwelle, und wenn es mehr wert ist, dann kommen weitere Komplikationen hinzu, um ehrlich zu sein, dann schmilzt, die Steuerbefreiung wird dann weniger, oder man hat dann, was man dann noch versuchen kann, ist, darzulegen, dass der Beschenkte nicht vermögend genug ist, um die Steuer überhaupt zu bezahlen, aber das wird dann jetzt vielleicht zu weit führen, ja, aber es gibt da Möglichkeiten, GmbH-Anteile steuerfrei zu übertragen, aber auch das wird man sich sehr genau ansehen müssen.
Frank: Und die Geschäftsanteile auch, dann sind sie verschenkt, dann sind sie bei jemand anderem, möglicherweise muss man ja auch die Dividenden als Erträge auch noch angeben. Die Gestaltung, die dann häufig gewählt wird, ist dann der Missbrauch-Vorbehalt, ja, aber wenn vielleicht auch, weil man nicht in die Betriebsvermögensverschonung hineinkommt, in die erbschaftsteuerliche, um den Wert zu reduzieren, der Missbrauchswert wird ja abgezogen. Und wenn ich als Missbraucher ins Ausland ziehe, dann ist das keine Besteuerungsgrundlage für die Wegzugsbesteuerung, das ist auch eine Möglichkeit.
00:50:43 - Übertragung auf eine Stiftung
Sebastian: Ja, das klingt interessant, ja, ähm, weitere Möglichkeit, wie sieht es da z.B. mit einer Stiftung aus, hat das irgendwelche Vorteile gegenüber dem vorherigen Modell, übertragen an eine natürliche Person?
Frank: Ein gleichgelagertes Thema, wie gesagt, geschenkt ist geschenkt, und wenn ich einer natürlichen Person schenke, an Menschen aus Fleisch und Blut, der hat meistens auch einen eigenen Kopf und ein eigenes Herz, und was der mit dem Vermögen macht, wenn es im Schenkungsvertrag nicht super tautolar gestaltet habe, das ist seine eigene Entscheidung. Und die Stiftung ist eine sehr schöne Möglichkeit, um eine Einflussnahme auf den Fortgang des Vermögens und seine Verwaltung und den Umgang mit den Erträgen eben fort zu behalten. Bei einer Stiftung ist es so, ich habe ja im Schenkungs- und Erbschaftsteuerrecht, das setzt ja an bei den Verwandtschaftsverhältnissen, wenn ich an natürliche Personen übertrage, ja, im Vorweg genommene Erbfolge, fängt das erstmal der Abkömmling, damit der wunderbar in Steuerklasse 1 und, ja, diese ganzen anderen Themen. Bei der Stiftung ist es so, es sind juristische Personen, mit der bin ich nicht verwandt, die ist grundsätzlich mal in Steuerklasse 3. Bevor wir überhaupt zu den Steuerklassen kommen, auch bei einer Übertragung auf die Stiftung, gelten natürlich diese Betriebsvermögensverschonungen, die Michael jetzt gerade ausgeführt hat, die gelten hier genauso. Aber der Charme ist eben, die Stiftung ist eine juristische Person, die hat keine Gesellschafter, keine Eigentümer, keine Mitglieder, sondern die bleibt in Deutschland. Ist ja was, ob die da möglich ist, eine Stiftung auch, also eine rechtsfähige Stiftung auch umziehen kann, das wird jetzt nach der Stiftungsrechtreform, ob das so geht, da kann man auch drüber streiten, aber es ist zumindest vorgesehen, dass eine Stiftung nicht mehr ins Ausland ziehen darf, ja, dann wird sie nämlich aufgelöst von der Stiftungsbehörde, also, was ich sagen will, ist, die Stiftung ist ein schönes Vehicle, um Vermögen dauerhaft zu perpetuieren, was nicht heißt, dass man das nicht auch flexibel gestalten kann, das kann man auch machen, aber es ist auf jeden Fall ein nicht-sterbender und nicht-wegziehender Gesellschafter, und das sind eigentlich die Ebenen, die Kriterien, die die Wegzugsteuer auslösen, und die kann man damit sehr schön vermeiden.
Sebastian: Es müsste aber eine deutsche Stiftung sein, ich kann jetzt nicht sagen, ich mach eine Stiftung in Liechtenstein oder so und verwende die.
Frank: Es müsste eine deutsche Stiftung sein, weil das Besteuerungsrecht des deutschen Fiskus muss ja erhalten bleiben.
Sebastian: Korrekt.
00:53:20 - Übertragung an eine Gemeinnützigkeit
Magnus: Dann erklärt uns Dr. Frank Schuck, wie es sich gestalten würde, wenn man eine Gesellschaft in eine Gemeinnützigkeit überführt.
Frank: In der Gemeinnützigkeit, also, wenn man mal an eine rechtsfähige Stiftung denken, eine gemeinnützige, rechtsfähige Stiftung als steuerbegünstigte Körperschaft im steuerlichen Sinne, dann bin ich aus der Schenkungs- und Erbschaftsbesteuerung bin ich auch raus, da habe ich eine Befreiung, was da hineingeht, geht Schenkungs- und Erbschaftsteuerfrei hinein, ich habe dann allerdings in der gemeinnützigen Körperschaft habe ich dann allerdings die Regeln der Gemeinnützigkeit einzuhalten. Also Erträge des Vermögens für mich selbst geht auch noch bis zu einer gewissen Grenze, da gibt es die sogenannte Drittel-Regelung, ein Drittel der Überschüsse aus der Vermögensverwaltung an den Stifter und seine nächsten Angehörigen, das geht bis zur Enkelgeneration, für ein, so steht es in der Abgabenverordnung, für ein angemessenen Unterhalt zugewendet werden. Ob das so zweckmäßig ist, wenn man dann irgendwie mit dem Finanzamt darüber streiten muss, ob der Unterhalt angemessen ist oder nicht, das ist so die Frage. Aber auch hier kann man sich helfen, indem man einer gemeinnützigen Körperschaft Vermögen substantiell überträgt, auch unter Missbrauchsvorbehalt, das geht auch, da hat man auch noch Erträge aus dem Vermögen. Gemeinnützige Körperschaften, das müssen nicht unbedingt nur Stiftungen sein, da könnte man z.B. auch an eine gGmbH denken, wobei man dann natürlich wieder die Frage stellen muss, wer ist Gesellschafter dieser gGmbH, ja, denn das unterscheidet Stiftung von auf jeden Fall, die GmbH hat Gesellschafter. Also, wenn ich, das ist doch vielleicht eine interessante Folgefrage, die man vielleicht in einem Folgebeitrag auch vertiefen könnte zur Gemeinnützigkeit, was ist denn, wenn der Gesellschafter einer gGmbH ins Ausland zieht, da gibt es, meine ich, eine Verlautbarung von den Finanzbehörden aus Baden-Württemberg, dass die Geschäftsanteile an einer gGmbH, eigentlich, das ist glaub' ich nicht der richtige Begriff, mit dem Buchwert, ich bin mir jetzt nicht sicher, aber auf jeden Fall mit dem Wert des Stammkapitals, der eigentlich nur zu bewerten sind, d.h., wenn ich ein Milliarden-Unternehmen habe in einer gGmbH sind die Anteile daran eigentlich nichts wert, weil durch Gemeinnützigkeit eben sozusagen Dividenden-Verbot wird, da dürfen ja keine Ausschüttungen stattfinden, das ist ja gebunden. Also das vielleicht noch als Alternative. Zu der Gemeinnützigkeit, ein Irrglaube, der vorherrscht, gegen die Gemeinnützigkeit als Lösung, ist, wenn einmal das Vermögen in der Gemeinnützigkeit ist, dass es da auch nie wieder rauskommt, genauso bei einer Stiftung auch, das ist so nicht ganz richtig, man kann durchaus Möglichkeiten vorsehen, sowohl einer rechtsfähigen Stiftung als auch bei einer gemeinnützigen Körperschaft das Vermögen dort auch wieder rauszunehmen. Jetzt muss man sich zwar steuerlich entsprechend Fristen und Folgewirkung zwar sehr genau ansehen, aber es gibt die Möglichkeiten, auch das Vermögen aus einer Stiftung wieder rauszuholen an den Stifter, ohne die Stiftung aufzulösen, das kann man machen, aber so gesehen könnte man durchaus auch darüber nachdenken, ob die Gemeinnützigkeit, so ganz salopp formulieret, so was Schönes ist, ein Parkplatz sein kann in Deutschland, die deutsche Gemeinnützigkeit für einen Auslandsaufenthalt, der ansonsten einer Wegzugsbesteuerung [unverständlich] würde.
Sebastian: Sehr interessant, ja, klingt sehr interessant.
Magnus: Ja, ich glaube, wir können festhalten, also es gibt durchaus denkbare Fälle, in denen ich der Wegzugsteuer nicht unterliege, sie haben glaube ich alle gemeinsam, dass es auf die Details darauf ankommt, dass sie genau geplant werden müssen und dass ich in der Regel auch Unterstützung dabei brauche, wenn ich gewillt bin, einen solchen Weg zu gehen.
00:57:10 - Anti Tax Avoidance
Magnus: Jetzt wollen wir vielleicht nochmal den Blick etwas ins Ausland schweifen lassen und uns auch nochmal um Anti Tax Avoidance kümmern und sagen, wie ist es denn im Ausland, gibt es jetzt überall in der EU die Wegzugsteuer, oder wie handhaben andere Länder das?
Sebastian: Genau, da hatten wir ja im letzten Jahr die ATAD 1 und ATAD 2, und dort ist ja überall eigentlich die sogenannte Exit Tax mit berücksichtigt. Allerdings, und das ist ja eigentlich auch ganz interessant, denn die Bundesregierung beruft sich ja eigentlich darauf, dass sie jetzt die Wegzugsteuer in Folge der ATAD geändert hat, mein Verständnis ist, dass ja eigentlich ATAD sich jetzt nur auf Betriebsvermögen beschränkt, also auf Deutsch, Exit-Tax würde dann da Entstrickung sein, hat ja eigentlich mit der Wegzugsteuer jetzt, also für, sagen wir mal für Privatvermögen, eigentlich nichts, hat damit eigentlich nichts zu tun, und in den meisten Ländern, nach meinem Verständnis, da gibt es keine Wegzugsteuer nach deutschem Modell. Natürlich, es gibt manche Staaten, wo das vorhanden ist, aber in den meisten Ländern gibt es das nicht. Und auch jetzt mit der ATAD hat, wie gesagt, ist jetzt überall zwar Entstrickung überall eingeführt, aber Wegzugsteuer deswegen nicht.
Michael: Ja, also das kann ich so bestätigen, also ATAD hätte jetzt nicht vorausgesetzt, dass man die Wegzugsteuer in Deutschland verschärft, also im Sinne der, sagen wir mal, Besteuerung von Wertsteigerung in GmbH Anteilen, die ich privat halte. Das würde ich auch so sehen, und die Angleichung haben wir vor allem im betrieblichen Bereich, das ist das, was ich eben sagte, wenn man dann z.B. den Ort der Geschäftsleitung eines Betriebes, einer GmbH ins Ausland verlegt, das ist das, was mit ATAD gemeint ist, oder was ATAD ansprechen will. Und die klassische, also in Deutschland als klassische Wegzugsteuer bezeichnete, in Besteuerung der Wertzuwächse in GmbH Anteilen von Privatpersonen, das gibt es jetzt nicht flächendeckend, das gibt es in bestimmten Ländern, aber nicht flächendeckend.
00:59:19 - Als Selbständiger mit Einzelunternehmen ins Ausland umziehen
Sebastian: Aber was glaube ich hier nochmal interessant ist in dem Kontext ist eben, da haben wir am Anfang mal kurz drüber gesprochen, also, nur wenn man jetzt z.B. selbständig ist und das Einzelunternehmen, und ins Ausland umzieht, das Einzelunternehmen sozusagen mitnimmt oder hier auflöst, dann ist es eben nicht so, dass man dann hier einfach so, ich sag' jetzt mal, ungeschoren davonkommt, weil, also dann kommt es eben, und das ist ja jetzt praktisch EU-weit dann zu sogenannten Entstrickung oder Exit-Tax, wo ich dann zumindest hier sozusagen auf eine fiktive Veräußerung des Betriebsvermögens dann Steuern zahlen muss. Korrekt?
Michael: Ja, absolut, das ist völlig korrekt, ja, das ist beispielsweise, das ist im Körperschaftssteuergesetz geregelt, für den Fall, dass ich eine GmbH habe, das ist, und die GmbH dann eben wegzieht, das ist im Einkommensteuergesetz geregelt, wenn ich einen Einzelbetrieb habe, oder Selbständiger bin mit einem Betrieb und ins Ausland gehe, sozusagen die in Deutschland erwirtschafteten Wertsteigerungen im Betrieb, die in Deutschland dann nochmal in der letzten Sekunde vor dem Grenzübertritt versteuern, das ist richtig.
Sebastian: Und wird dabei jetzt nur, ich sage jetzt mal, harte Assets herangezogen für die Bewertung, oder sind da auch so, sage ich jetzt mal, mehr so weiche Faktoren dann mit dabei, wie jetzt, was weiß ich, [unverständlich] Merkmale oder was?
Michael: Absolut, da wird ja letztlich der Verkehrswert auch des Unternehmens dann ermittelt.
Sebastian: Okay, also ist ein wichtiger Punkt, d.h. für jeden, der ins Ausland umzieht, auch wenn er nicht an einer GmbH oder anderweitigen Kapitalgesellschaft beteiligt ist und ein Einzelunternehmen hat, was entsprechend, was werthaltig ist, möglicherweise, ich meine, gut, wenn jetzt jemand vermutlich einfach nur, ich sage jetzt Freelancer ist und dann wird das wahrscheinlich keine Rolle spielen, aber allen anderen Dingen möglicherweise schon, also das heißt, man kann sich nie in Sicherheit wiegen, nur weil man jetzt ein Einzelunternehmen hat.
Michael: Ja, absolut, da muss man nämlich in dem, in der Situation dann sicherstellen, dass in Deutschland eine Betriebsstätte, also eine Niederlassung verbleibt, damit Deutschland das Besteuerungsrecht behält für die Assets, die dieser Betriebsstätte zuzuordnen sind, nur dann ist man sicher.
Sebastian: Also ich denke, für mich, von meiner Seite her, es war sehr informativ, also ich habe, bin restlos alle Fragen, alle Fragen geklärt.
Michael: Sehr schön.
01:01:47 - Kontaktdaten, Verabschiedung und Abspann
Magnus: Okay, dann bleibt mir an dieser Stelle erstmal nur zu sagen: vielen Dank Frank, vielen Dank Michael für Eure sehr kompetenten Aussagen, es war wirklich hoch informativ für dieses hoch relevante Thema gerade. Ich glaube, unsere Zuhörerschaft ist sehr interessiert an den Ausführungen, die Ihr hier gemacht habt. Vielleicht könnt Ihr nochmal genauer sagen, wie man Euch erreichen kann, wenn man Eure Beratung in Anspruch nehmen möchte, dann könnten wir die zumindest auf YouTube dann einblenden, oder ansonsten in den Show Notes auch Eure Kontaktdaten verlinken.
Frank: Ja, also ich arbeite im Münchener Büro, von da, natürlich auch eine Website und da findet Ihr unsere Kontaktdaten und auch nochmal einen Querschnitt, was wir so anbieten an Leistungen für Mandantschaft im Bereich Familienunternehmen und Private Clients neben dem Steuerrecht, wie wir das so häufig schwerpunktmäßig besprochen haben über Nachfolge und Stiftungsthemen hinaus.
Michael: Ja, dem schließe ich mich gerne an. Ich bin im Berliner Büro von Noerr tätig und ich glaube, am besten kann man da die Kontaktdaten über die Website von Noerr abrufen, ja, da kann man dann entweder nach den Namen suchen oder auch nach der Praxisgruppe "Tax and Private Clients" würdet Ihr mich finden.
Magnus: Vielen herzlichen Dank, dass Ihr dabei wart, für dieses interessante Thema, Euch alles Gute, und ich freue mich, wenn wir uns nochmal hören, vielleicht zu einer zweiten Folge, die sich daran anschließt, es gibt bestimmt noch relevante Themen, die wir in dieser Runde besprechen können.
Michael: Ja, sehr gerne.
Sebastian: Vielen Dank Euch!
Magnus: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland - der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Ressourcen:
Sebastian Sauerborn: LinkedIn
Rechtsanwalt Dr. Frank Schuck:
Kanzlei Noerr
München, Deutschland
Email: frank.schuck@noerr.com
Telefon: +49 89 2862 8521
Rechtsanwalt und Steuerberater Michael Tommaso:
Kanzlei Noerr
München, Deutschland
Email: michael.tommaso@noerr.com
Telefon: +49 30 2094 2353
Rumänien für Unternehmer und Freiberufler
Entdecken Sie wertvolle Einblicke und Tipps für Unternehmer und Freiberufler in Rumänien. Rechtsanwalt Christian Weident von der Kanzlei Stalfort teilt seine 16-jährige Erfahrung und kulturelle Expertise.
Zu Gast: Christian Weident
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Unser heutiger Gast, der Rechtsanwalt Christian Weident, der als Managing Partner bei der Kanzlei Stalfort - Legal Tax Audit in Bukarest, einem der drei Büros der Wirtschaftskanzlei, arbeitet, hat aufgrund seines deutschen sowohl als auch rumänischen Backgrounds Zugang zu beiden Kulturen und Rechtskreisen und ist mittlerweile bereits seit 16 Jahren in Rumänien. Die Kanzlei betreut mit ihren mehr als 30 Mitarbeitern bereits seit 20 Jahren Unternehmen aller Größe, Unternehmen, die schon lange in Rumänien sind und eine dementsprechende Größe haben, aber auch neue, kleine und mittelständische.
Die Großen sind schon lange dort
Oftmals scheint es so, als wäre Osteuropa wie auch Firmengründung in Rümänien das bestgehütete Geheimnis, aber viele der Global Players sind bereits seit vielen Jahren dort ansässig. Interessant ist, dass in den letzten Jahren kleine und mittelständische Unternehmen, vor allem aus neueren Bereichen wie IT sich in Rumänien niederlassen wollen, weil die Bedingungen dort relativ günstig sind.
IT Hotspots und bestes Internet in Rumänien
Nicht nur Bukarest ist heiß begehrt, auch Städte wie Kluž, gerade im IT Bereich ein mittlerweile weltweit anerkannter Ort, Timisoara und Brașov sind mittlerweile wirkliche Hotspots geworden, was die Wirtschaft anbetrifft. Rumänien hat eines der schnellsten Internet-Netze weltweit (Glasfaser ist dort überall). Einige Städte haben relativ früh verstanden, wie man Investoren heranzieht, und mittlerweile entwickelt sich Rumänien als guter Kandidat für Nearshoring, Outsourcing, etc. Das Land ist daran interessiert, auf internationalem Gebiet als konkurrenzfähiger Partner da zu stehen.
Das Mikrounternehmen – eine vorteilhafte, steuerliche Betrachtungsweise
Ein Mikrounternehmen ist kein eigenes Unternehmen, also keine Rechtsform wie GmbH oder AG, sondern eine rein steuerliche Betrachtungsweise. Wenn der Jahresumsatz eines Unternehmens geringer als 1.000.000 € ist, wird dieser mit 3% besteuert, wenn das Unternehmen keine Mitarbeiter hat. Beschäftigt es jedoch Mitarbeiter, trifft der Steuersatz von 1% zu. Es können keine Ausgaben abgesetzt werden, der Umsatz wird besteuert, wobei es natürlich Unterschiede und Voraussetzungen und Nuancen gibt, aber im Großen und Ganzen kann man die Sache so sehen.
Um die Körperschaftsbesteuerung zu erzielen, muss man ein relativ hohes Stammkapital haben und bestimmte Voraussetzungen erfüllen, aber im Großen und Ganzen ist die Mikrounternehmenseigenschaft automatisch mit der Gründung verbunden, so lange man unterhalb der 1.000.000 € Jahresumsatz bleibt. Für Unternehmen mit hohen Kosten für Produktionsmaterial, Personal und Maschinen ist dieses Konzept, nichts absetzen zu können, nicht so interessant, eher aber schon für Dienstleister mit einem geringeren Kostenaufwand. Die Unternehmen bezahlen dieses Mikrounternehmenssteuer als Alternative zur Körperschaftsteuer, aber eine zusätzliche Gewerbesteuer wie in Deutschland gibt es in Rumänien nicht.
Internationale Versteuerung
Es gibt auf Jahresbasis zu bezahlende lokale Steuern auf Fahrzeuge, Grundstücke, etc., aber da Herr Weident Jurist und kein Steuerberater ist, hält er sich mit detaillierter Information bezüglich der Versteuerung in Rumänien im internationalen Bereich etwas zurück und verweist auf seine Kollegen, aber im Groben könne man sagen, dass die Ermittlung von Steuern und die Erfassung von Einkünften aus dem Ausland auf EU-Recht angepassten Regelungen.
Die Repräsentanz in Rumänien – eine interessante Möglichkeit
Die Form der Repräsentanz mit einer Flat-Tax von 4.000 € in Rumänien ist relativ einmalig, obwohl für die allermeisten Unternehmer nicht von Interesse, denn die Repräsentanz hat eine große Hürde, sie darf keine Handelstätigkeiten durchführen. Sie darf an sich nur repräsentieren, was bedeutet, sie kann Messen besuchen, Marktstudien machen und ähnliches, was interessant sein kann, um sich umzuschauen und den Markt zu testen. Es kann dazu dienen, das Risiko einer steuerlichen Betriebsstätte zu minimieren, wenn man aber tatsächlich in Rumänien geschäftlich tätig werden will, ist die Repräsentanz an sich nicht das Richtige.
Einkommensteuer
Die Einkommensteuer in Rumänien ist nicht progressiv wie in Deutschland, sondern beträgt 10%, unabhängig von der Einkommensgrenze, aber man diskutiert schon lange, ob die früher geltende Grenze von 16% für Besserverdiener wieder eingeführt wird. Zudem ist interessant, dass bestimmte Gruppen von Arbeitnehmern von der Einkommensteuer befreit sind, wie z.B. Softwareentwickler und damit verwandte Berufe und Mitarbeiter im Bereich R&D (Forschung und Entwicklung). Seit fast zwei Jahren gibt es eine Regelung, wonach Vergünstigungen, damit auch eine Steuerbefreiung für Mitarbeiter im Baubereich gilt, womit auch der Bausektor in Rumänien recht attraktiv sein kann. Inwieweit dieses für Unternehmen aus Deutschland oder anderen Ländern wie Irland oder Österreich zutrifft, muss man sehen, aber o.g. Steuervorteile gibt es.
Der Tätigkeiten Katalog (CAEN-Codes/NACE-Codes)
In Rumänien gibt es für sämtliche Tätigkeiten einen Katalog an Codes (CAEN-Codes), und für jede Tätigkeit, die man grundsätzlich durchführen kann und durchführt, muss der entsprechende Code angegeben werden. Auf Grundlage dieser Angaben erfolgt auch die Genehmigung des Betriebes. Es gibt bestimmte Codes, die das Steuergesetzbuch als "zum Bausektor gehörend" definiert. Der Arbeitgeber muss einen bestimmten Anteil des Jahres- oder Monatsumsatzes aus diesen Tätigkeiten heraus erzielt haben, was zwar nicht einfach, aber dennoch nachprüfbar ist. Wenn dem so ist, dann sind die Mitarbeiter zu etwas höherem Grundgehalt berechtigt, und dazu aber auch zu Steuerfreiheit. Diese Codes gibt es auch auf europäischer Ebene, die sogenannten NACE-Codes, werden aber von den meisten europäischen Staaten nicht so verwendet.
Dividendenbesteuerung
Bezüglich der Dividendenbesteuerung gibt es bei ansässigen natürlichen Personen eine Steuer von 5%, und die wird als Quellensteuer einbehalten. Bei der Besteuerung von Dividendenausschüttungen im internationalen Bereich gibt es natürlich mit fast jedem Staat ein Doppelbesteuerungsabkommen. Sobald man in Rumänien ein steuerliches Ansässigkeitszertifikat aus dem Heimatstaat vorlegen kann, wird das Doppelbesteuerungsabkommen auch ohne Probleme angewendet, und da kann es zu Reduzierungen, sogar bis auf null kommen. Natürlich gibt es die Mutter-Tochter-Richtlinie, wenn die Haltefrist und der Anteil vorhanden und erfüllt sind, gibt es da keine Steuer auf die Gewinne, die von der Tochter zur Mutter fließen.
Sich in Rumänien niederlassen
Sich als EU-Staatsbürger in Rumänien niederzulassen bringt keine besonderen Hindernisse mit sich. Wenn man länger als die bekannten 90 Tage bleiben und ein Business betreiben möchte, muss man einen der gesetzlichen Gründe angeben, und in einem relativ unbürokratischen Verfahren hat man dann auch relativ kurzfristig ein sogenanntes Eintragungszertifikat (Nachweis für dauerhaften Aufenthalt), und man bekommt damit seine rumänische Personenkennzahl, die zugleich die Einkommensteuernummer ist. Wie man sich aufstellt, ob man ein Unternehmen gründet oder sich als Kaufmann oder Freelancer niederlässt, sollte man sich vorher überlegen und kann dieses vom Ausland aus erledigen, ohne nach Rumänien reisen zu müssen. Das kann von Herrn Weident, bzw. der Kanzlei Stalfort übernommen werden.
Das notwendige Eintragungszertifikat erhält man normalerweise innerhalb einer Woche, wenn man nachweisen kann, dass alle Voraussetzungen erfüllt sind (Wohnung und entsprechende Nachweise, Unternehmen existiert oder ist eingetragen). Das bezieht sich auf EU-Bürger, bei Dritt-Staaten muss man sich auf einen längeren Zeitraum einstellen.
Wo soll ich mich in Rumänien niederlassen?
Die meisten Leute, die nach Rumänien ziehen, gehen in die größeren Städte, vor allem, wenn sie dorthin entsandt werden. Bukarest hat eine sehr schöne Altstadt, ein großes Angebot and Ausgehvierteln, und auch das Kulturangebot erweist sich einer europäischen Hauptstadt als würdig. In den kleineren Städten ist davon weniger zu finden, aber dennoch haben sie alles, was man zum Leben braucht. So z.B. Kluž, ein IT-Hotspot, in dem sich sehr viele niedergelassen haben, die speziell IT-Leistungen erbringen. In Städten wie Timișoara, Sibiu oder Brașov ist sehr viel (auch deutsche) Wirtschaft ansässig.
Da die Arbeitslosigkeit in Rumänien recht gering ist, sollte man, wenn viel Arbeitskraft benötigt wird, bei seiner Standortwahl für sein Unternehmen darauf achten, dass in Städten, wo z.B. bereits Continental mit 5.000 Ingenieuren sitzt, es schwierig sein kann, dort noch gute zu finden. Selbstverständlich gibt es noch weitere große Unternehmen, die Konkurrenz zwischen den Arbeitgebern ist vorhanden.
Rumänische Gehälter
Bei den Durchschnittslöhnen kommt es selbstverständlich darauf an, um welchen Bereich es sich handelt, aber um es einfach zu machen, kann man sagen, dass eine kaufmännische, studierte Kraft mit Deutsch oder weiteren Fremdsprachen einen monatlichen Nettolohn von ca. 1.000 € bis 1.200 € erhält, was für den Arbeitgeber ca. 1.900 € bedeutet.
Mietpreise in Rumänien
Die Mietkosten für eine Zweizimmerwohnung auf deutschem Niveau belaufen sich auf ca. 500 € bis 800 € (nach oben sind auch in Rumänien keine Grenzen gesetzt), und auch Büros sind gut anzumieten, wobei da die Mieten nicht sehr stark von deutschen Preisen entfernt sind.
Die deutschsprachige Community
In Siebenbürgen gibt es immer noch eine deutsche Minderheit, die früher extrem stark war. Es waren sehr viele Leute in Rumänien, die Jahrhunderte Traditionen in der deutschen Sprache und Denkweise hatten, auch wenn sie ursprünglich Österreich-Ungarn waren. Die deutsche, bzw. die deutschsprechende Community in Rumänien kennt sich und ist gut verlinkt. In den meisten Städten gibt es auch einen deutschsprachigen Wirtschaftsclub, der Veranstaltungen durchführt und recht aktiv ist, ein sehr aktives Netzwerk.
Digitale Nomaden in Siebenbürgen
Zwischen Stadt und Land gibt es ein ziemlich starkes Gefälle. Während man in den Städten selbstverständlich mit Englisch zurechtkommt, sieht auf dem Land noch vieles wie vor 70-100 Jahren aus – für die meisten ein recht ungewohntes Leben. Allerdings zeigt das vergangene Jahr, seitdem die Pandemie unsere Leben verändert hat, dass eine Welle von Leuten nach Rumänien gekommen ist und sich gerade in den abgelegen Siebenbürgischen Dörfer in Pensionen und ähnlichem niedergelassen hat, um von dort aus zu arbeiten.
Die Gastfreundschaft der Rumänen
In Rumänien ist man grundsätzlich immer willkommen, die Rumänen haben eine sehr große Gastfreundschaft, und auch wenn man die Sprache nicht gut spricht, braucht man sich nicht zu schämen, sie dennoch zu sprechen, denn man wird nicht ausgelacht werden. Die Rumänen kennen keine Schadenfreude.
Bei telefonischer Kontaktaufnahme mit der Kanzlei wird man in deutscher Sprache begrüßt und dann an Herrn Weident oder einen anderen der 20 Anwälte weitergeleitet, und ein deutschsprachiger Newsletter zu Rumänien kann über die Webseite angefordert werden.
Kontaktdaten und Links:
Christian Weident
Homepage: www.stalfort.ro
E-Mail: bukarest@stalfort.ro
Telefon: +40 21 301 03 53
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Timestamps
00:18 - Begrüßung und Einleitung – Herr Weident stellt sich vor
01:34 - Für wen ist Rumänien interessant?
08:32 - Das Mikrounternehmen
12:53 - Die Repräsentanz
14:55 - Einkommensteuer in Rumänien
18:03 - Dividendenbesteuerung
19:58 - Was ist zu beachten, wenn ich mich in Rumänien niederlassen möchte?
22:47 - Lifestyle in Rumänien und deutsche Communities
30:10 - Durchschnittslöhne in Rumänien mit Rechenbeispiel
34:27 - Make a long Story short - Kurze Fragen, kurze Antworten
37:54 - Kontaktdaten Christian Weident, Verabschiedung und Abspann
Mitschrift zur Folge 8 von Perspektive Ausland
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung und Einleitung – Herr Weident stellt sich vor
Magnus: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Magnus Sauerborn, außerdem ist mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute sprechen wir mit dem Anwalt Christian Weident. Er stellt sich uns gleich einmal vor und erzählt uns, was ihn nach Rumänien geführt hat.
Christian Weident: Guten Tag erstmal in die Runde und auch an alle Zuseher und Zuhörer. Mein Name ist Christian Weident, ich bin Managing Partner bei der Kanzlei Stalfort - Legal Tax Audit, wie der Name schon sagt, etwas mehr als nur eine Anwaltskanzlei, mit Sitz in Rumänien. Wir haben drei Büros in Rumänien, das Hauptbüro, was die Tätigkeit dann betrifft ist in Bukarest, da sitze ich auch, mittlerweile seit 16 Jahren. Das ganze liegt daran, dass ich zwar Deutscher bin, aber auch etwas Background in Rumänien habe, also zu Kulturen und auch zu beiden Rechtskreisen Zugang habe, die, wie das Leben manchmal so spielt, hat's mich irgendwann nach Bukarest verschlagen, um zu sehen, ob es nicht Möglichkeiten gibt, sich im internationalen Wirtschafts-Beratungsumfeld eben in Rumänien zu betätigen, und das hat sich als relativ erfolgreich herausgestellt.
01:34 - Für wen ist Rumänien interessant?
Magnus: Das hört sich auf jeden Fall schon mal interessant an. Ähm, wir haben ja jetzt schon in den letzten Folgen zum Beispiel über Bulgarien gesprochen, haben gehört, okay, Osteuropa ist ja interessant, besonders seit eben 2008, wo auch Rumänien ja der EU beigetreten ist. Können Sie uns vielleicht mal so skizzieren, für welche Unternehmer ist denn Rumänien grundsätzlich interessant? Wer macht sich Gedanken darüber? Was sind das für Menschen, die Sie kontaktieren?
Christian Weident: Zunächst mal kontaktieren uns als Wirtschaftskanzlei, die ja mittlerweile auch schon seit fast 25 Jahren in Rumänien ist, Unternehmen aller Größe. Wir haben auch ein relativ großes Portfolio an Unternehmen, die schon lange hier sind und die auch entsprechend groß sind, aber es kommen immer wieder auch neue, ich sage jetzt mal kleine und auch mittelständische Unternehmen dazu. Also, wir haben zu tun mit relativ vielen Personen, die hier Unternehmen gründen wollen, wir haben zu tun mit Unternehmensgruppen, unser größter Mandant hat hier 22.000 Mitarbeiter in Rumänien sitzen. Es ist eigentlich alles vorhanden. Natürlich muss man sagen, dass die großen, die Global Players, schon lange hier sind, das ist nichts Neues, und da gibt's auch immer relativ wenige neue hinzukommende Unternehmen. Was ich in letzter Zeit immer öfter feststelle ist, dass sich kleine und mittelständische Unternehmen, vor allem aus so neueren Bereichen wie IT hier in Rumänien niederlassen wollen, weil die Bedingungen relativ günstig sind. Es gibt also einige Bereiche, die das relativ spannend und interessant sind.
Magnus: Gibt's da eine Schnittmenge zu Dir, Sebastian, zu Deinen Mandanten, wo Du siehst, okay, das sind auch ähnliche Interessen, die da dahinterstehen?
Sebastian: Ja, absolut, also, ich meine, wir haben jetzt schon eine Reihe von Mandanten gehabt, die schon vor einiger Zeit, oder sagen wir mal, seit 2018, besser gesagt, nach Rumänien umgezogen sind. Gerade in dem IT-Bereich, wie es Herr Weident schon angesprochen hat, es ist eben oftmals so, meiner Meinung nach, dass Osteuropa so das bestgehütete Geheimnis ist, gerade wenn es jetzt auch um steuergünstige Strukturen geht. Natürlich sind Steuern alleine nie das alleinige Kriterium, ist ja völlig klar, aber man hat eben, wenn man nach Rumänien geht, gerade in einer Stadt wie Bukarest, ja tatsächlich alles geboten: gute Lebensqualität, relativ günstige Lebenshaltungskosten, gut, jetzt sind wir, waren wir alle hier im Lockdown, aber grundsätzlich natürlich, Restaurants, Unterhaltung und so weiter, Unternehmen, eben dann auch hochqualifizierte Mitarbeiter, ist ja gerade für jemanden, der jetzt in der IT-Branche ist, zum Beispiel, und der jetzt sowieso dynamisch und flexibel ist, der jetzt nicht notwendigerweise in München oder Berlin wohnen muss, sondern der auch absolut in Bukarest zum Beispiel wohnen kann, sehr interessante Kombination.
Magnus: Also alles, was das Leben schön macht, kann ich auch in Bukarest finden.
Sebastian: Auch was die Mandanten mir so wiedergeben, ja, also, eben, die sind da sehr glücklich, die sind da sehr zufrieden, auch die Familie ist dort sehr glücklich, also deswegen, und natürlich, man ist also relativ schnell auch mit dem Auto dann natürlich in Deutschland und anderen Ländern, also relativ schnell, ist ja klar, ist kein Katzensprung, aber Deutschland und Österreich und so, alles sehr interessant.
Christian Weident: Da hätte ich noch eine Anmerkung, erstens spielt sich nicht das gesamte Leben in Bukarest ab, wir haben hier einige Hotspots, was die Wirtschaft anbetrifft, ich nenne zum Beispiel Kluž, gerade im IT Bereich ein mittlerweile weltweit anerkannter Ort. Wir haben Orte wie Timisoara, wie Brașov, die mitten, zumindest Brașov, mitten im Land liegen und mittlerweile wirkliche Hotspots geworden sind.
Magnus: Kommt das durch die Infrastruktur, dass dort, was weiß ich, Glasfaser so gut die Anbindung ist, oder ist es grundsätzlich in Rumänien überall so?
Christian Weident: Ähm, ich würde das gar nicht so sehr auf IT beziehen, was die Glasfaser anbetrifft, ist die überall in Rumänien, wir haben eins der schnellsten Internetnetze weltweit, ...
Magnus: Vorsprung zu Deutschland auf jeden Fall gegeben.
Christian Weident: Mit Abstand, das kann ich aus persönlicher Erfahrung absolut berichten. Also, wir sind hier wirklich gut aufgestellt, was das anbetrifft, aber das ist nicht alles. Die, einige Städte haben sich, ich sag' mal, herausgeputzt, haben auch relativ früh verstanden, wie man Investoren heranzieht, und mittlerweile ist ganz Rumänien dabei, das war das zweite, was ich vorher noch anmerken wollte, sich so ein bisschen als guter Kandidat für Nearshoring, Outsourcing, allerlei solcher Dinge, ich sag' mal, herauszuputzen. Man möchte hier auch Investoren heranziehen, es gibt zur Zeit einen ganzen Maßnahmenplan, den Rumänien mit der EU zur Zeit abspricht, natürlich auch zum Stichwort Fördermittel, denn nach Covid bekommt ja jedes Land relativ viel Mittel, und da ist Rumänien relativ stark dran interessiert, sozusagen, kürzere Lieferketten aufbauen zu können, und als international, auf internationalem Gebiet, konkurrenzfähiger Partner da zu stehen.
Sebastian: Vielleicht noch eine Sache, die, ähm die vielleicht noch interessant ist, zum Thema Rumänien, da können Sie noch ganz kurz drauf eingehen - ich hab zum Beispiel mehrere persönliche Freunde, die leben dann in Moldawien. Ähm, und soweit ich von denen weiß, obwohl die sich als eigenes Volk sehen, haben die ja alle auch rumänische Pässe, ja, wenn ich das richtig verstanden habe, vielleicht können Sie die Situation und die Zusammenhänge mit Moldawien nochmal kurz erläutern, weil es oftmals vielen außerhalb, sagen wir mal, dieses Ortes, oder dieser Gegend, nicht ganz klar ist.
Christian Weident: Also, es gibt in Rumänien einen Landstrich, der heißt Moldau, das meinen Sie aber nicht, sondern Sie meinen den Staat Moldawien, der ist im Nord-Osten, oder ich sag' mal im Norden Rumäniens, ähm, hat als Amtssprache auch Rumänisch, hat eine starke und große rumänische Minderheit, ist aber nicht Rumänien, ist nicht EU, und ist sehr stark von Russland und von dortigen, ich sag' jetzt mal, Kräften auch kontrolliert. Also, da gibt es vieles, was man in Rumänien so hört, und so wie das sich hier darstellt, ist Moldawien so ein bisschen ein Hotspot, wo sich auch die Interessen der EU/Nato und Russland auf der anderen Seite so ein bisschen bekämpfen. Ist sicher nicht unsicher, um dort zu leben, aber es ist ein ganz anderes Kapitel, wenn man dort Business machen will, als wenn man das in Rumänien, und damit in der EU macht. Keine Frage.
Magnus: Also für Rumänien würde der große Sicherheitsfaktor in dem Moment dann sprechen.
Christian Weident: Ähm, der tatsächliche Sicherheitsfaktor, und vor allem auch der Rechtssicherheitsfaktor, wir haben hier EU Recht seit 2007, und da kann man sich im Zweifel auch drauf verlassen. Richtig.
08:32 - Das Mikrounternehmen
Magnus: Für Unternehmer, die es ins Ausland zieht, spielen neben dem Lifestyle im jeweiligen Land auch steuerliche Rahmenbedingung eine bedeutende Rolle. Seit 2018 hat sich da im Bereich der Mikrounternehmen einiges verändert. Herr Weident erklärt uns, warum gerade Rumänien deshalb recht interessant ist und wie die steuerlichen Bedingungen dort ausgestaltet sind.
Christian Weident: Es ist so, dass in Rumänien vor einiger Zeit schon die, das Konzept des Mikrounternehmens eingeführt hat, und das ist kein eigenes Unternehmen, das ist also keine Rechtsform, wie z.B. GmbH oder Aktiengesellschaft oder ähnliches, sondern das ist eine rein steuerliche Betrachtungsweise. Ein Unternehmen, das frisch gegründet ist, aber auch ein Unternehmen, das schon längere Zeit existiert, ist von Haus aus ein Mikrounternehmen, wenn sein Umsatz geringer ist als 1.000.000 Euro pro Jahr, und wenn es Mitarbeiter hat, kann es besonders günstige Steuerbedingungen haben, genießen. Das heißt, die Steuer wird berechnet auf den Umsatz, ich sag' jetzt einfach mal grob, die Einnahmen, ich habe also keine Möglichkeit, Ausgaben abzusetzen und damit nur einen Gewinn, also die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben darstellend zu besteuern, sondern es wird praktisch der Umsatz besteuert. Dafür, mit sehr geringen Sätzen, 3%, wenn das Unternehmen keine Mitarbeiter hat, und 1% wenn Mitarbeiter existieren. Natürlich gibt's da Unterschiede und Voraussetzungen und Nuancen, aber das ist im Großen und Ganzen das, der Hintergrund.
Magnus: Ist aber eine Besteuerung auf Ebene der Körperschaft, also, ja, ...
Christian Weident: Richtig, ja, das ist die Unternehmenssteuer, das ist praktisch wie die Alternative zu der normalen Körperschaftsteuer, die das Unternehmen, wenn es kein Mikrounternehmen wäre im steuerlichen Sinn, bezahlen müsste.
Magnus: Und nochmal, das gilt für alle Unternehmer, die einen Umsatz unter 1.000.000 Euro haben.
Christian Weident: Genau, es gibt Möglichkeiten, auch die Körperschaftsbesteuerung zu erzielen, dafür muss man relativ hohes Stammkapital haben und bestimmte Voraussetzungen erfüllen, aber im Großen und Ganzen ist die Mikrounternehmenseigenschaft automatisch mit der Gründung verbunden, wenn man frisch auf dem Markt ist, und so lange man unterhalb der Million Euro bleibt, genauso. Sehr praktisch für bestimmte Unternehmen, nicht unbedingt besonders praktisch für andere Unternehmen.
Sebastian: Ja, ja, das macht absolut Sinn, ja, kann ich mir vorstellen, also wenn jemand hohe Unkosten hat, Produktionsmaterial und so was, dann ist es natürlich schwierig.
Christian Weident: Wenn ich jetzt eine Fabrik mit 500 Menschen und teuren Robotern hinstellen will, dann ist es nicht so interessant, nichts absetzen zu können. Wenn ich allerdings ein Dienstleister bin und im Grunde nur einen Schreibtisch und einige Rechner benötige, dann sieht die Sache wieder ganz anders aus.
Magnus: Also hört sich für mich schon wieder stark nach dem digitalen Nomaden an, für den das Ganze hier reizvoll sein könnte.
Christian Weident: Grundsätzlich ja, wir haben aber einige Bereiche, in denen das interessant sein kann. Wir haben ja auch bestimmte Steuervorteile auf der Ebene der natürlichen Person.
Magnus: Kommen wir gleich noch zu. Genau, es wäre vielleicht noch interessant, was neben diesen ein oder drei Prozent, je nachdem, ob ich Angestellte hab oder nicht, was noch zusätzlich für eine Steuerlast auf mich zukommt, auch was Einkünfte aus dem Ausland anbelangt, können Sie dazu noch was sagen?
Christian Weident: Also, die Unternehmen bezahlen natürlich diese Mikrounternehmenssteuer, als Alternative zur Körperschaftsteuer, zusätzlich gibt es keine Gewerbesteuer, wie man sie in Deutschland kennen würde, und es gibt lokale Steuern, die man auf Fahrzeuge, Grundstücke und ähnliches auf Jahresbasis bezahlt, die Ermittlung von Steuern und die Erfassung von Einkünften aus dem Ausland, die basieren auf, ich sage jetzt mal, im Groben auf EU-Recht angepassten Regelungen. Da muss ich jetzt auch sagen, dass mir persönlich Details dazu fehlen, wir haben Steuerberater im Haus, ich selbst bin Jurist und wage mich bis zu einer gewissen Entfernung aufs Eis, weiter möchte ich zu dem Steuerthema, gerade wenn es international wird, nicht persönlich beraten, sondern da kann ich auf meine Kollegen verweisen.
12:53 - Die Repräsentanz
Magnus: Okay, weil ich habe noch von der Besteuerung von der Repräsentanz gelesen, so eine Flat-Tax von 4.000 € pro Jahr, die fällig wird, ...
Christian Weident: Ja, das kann ich Ihnen jedenfalls beantworten, das ist interessant, aber die Repräsentanz ist für die allermeisten, für die allermeisten Unternehmer nicht von Interesse, denn die Repräsentanz hat eine große Hürde, sie darf keine Handelstätigkeiten durchführen. Darf an sich nur repräsentieren, das heißt, sie kann Messen besuchen, sie kann Marktstudien machen und ähnliches, so was kann interessant sein, wenn man sich mal umschauen will, ob man einen Markteinstieg eventuell im Vertriebsbereich oder so ähnlich planen möchte und vielleicht einen Mitarbeiter einstellen will oder zwei, um den Markt zu testen, und das kann dazu dienen, das Risiko einer steuerlichen Betriebsstätte zu minimieren, aber, wenn man tatsächlich hier in Rumänien Business betreiben will, ist die Repräsentanz an sich nicht das Richtige.
Magnus: Sebastian teilt mit uns daraufhin, ob zu Repräsentanz ein Pendant in einem anderen Land zu finden ist.
Sebastian: Ähm, also normalerweise ist das mit der Repräsentanz, also, ich glaube, was hier jetzt in Rumänien relativ einmalig ist, dass da so ganz klar 4.000 € die Repräsentanz pro Jahr besteuert, das gibt es in den meisten anderen Ländern meines Wissens nicht, so eine klare Abgrenzung und Regelung, also wo wir ganz normal natürlich ermitteln, gibt's hier eine Betriebsstätte, oder nicht, im Inland, und wenn sich die inländische Betriebsstätte ergibt, dann würden die der Betriebsstätte zugewiesenen Gewinne dort eben dann besteuert werden, ja, das mit der Repräsentanz war mir jetzt eine neue Regelung, das war jetzt nochmal interessant, dass Sie das jetzt geklärt haben. Also, wie gesagt, auch aus meiner Sicht ist ja eine Repräsentanz eben keine Niederlassung, sondern eben eine Repräsentanz, und da darf im Grunde nur sehr wenig nur passieren. Also, im Grunde genommen, es darf ja genau keine Betriebsstätte sein, wie Sie schon richtig festgestellt haben, und insofern, ja, ist es gut, dass wir das geklärt haben, im Grunde ist für die meisten nicht relevant.
14:55 - Einkommensteuer in Rumänien
Magnus: Also, wir haben sozusagen steuerlich mal die Ebene des Unternehmens kann man einen Haken dahinter machen, Check sozusagen, aber dann ist ja doch auch immer, wenn ich ins Ausland ziehe auch meine persönliche Besteuerung als Person relevant. Wie ist denn dort die Regelung in Rumänien?
Christian Weident: Also, die derzeitige Höhe der Einkommensteuer beträgt 10%, sehr attraktiv aus meiner Sicht, ...
Magnus: Hört sich schon mal gut an, ja.
Christian Weident: Und das Beste kommt noch, sie ist auch nicht progressiv. Das heißt, die gilt unabhängig von der Einkommensgrenze, man diskutiert schon lange, ob man das leicht ändern sollte, aber das Ganze wird sich, orientiert sich mehr so daran, dass man die früher geltende Grenze von 16% wieder für Besserverdiener einführt, also immer noch weit davon entfernt, was wir als Deutsche so an hohen Steuersätzen gewohnt sind. Und, was besonders interessant ist, auch hier wiederum, unterstreiche ich mal die Attraktivität von Rumänien für den IT Bereich. Es gibt bestimmte Gruppen von Arbeitnehmern, die von der Einkommensteuer befreit sind. Dazu gehören zum einen Softwareentwickler und damit verwandte Berufe, bezahlen Null Einkommensteuer, Mitarbeiter im Bereich R&D, also Forschung und Entwicklung, und es gibt seit einiger Zeit, sein anderthalb bis zwei Jahren eine Regelung, wonach Vergünstigungen, damit auch eine Steuerbefreiung für Mitarbeiter im Bau Bereich gilt. Das heißt, dass unter Umständen auch der Bausektor hier in Rumänien recht attraktiv sein kann. Inwieweit das nun für ein Unternehmen aus Deutschland oder woanders der Fall ist, das muss man sehen, aber diese Steuervorteile gibt es.
Magnus: Und die muss ich gegenüber den rumänischen Finanzbehörden qualifizieren, oder wie weise ich das nach?
Christian Weident: Es gibt in Rumänien für sämtliche Tätigkeiten eine Regelung, einen Katalog an Codes, sogenannten CAEN-Codes, die gibt es aber auch auf europäischer Ebene, die sogenannten NACE-Codes, die werden nur von den meisten europäischen Staaten, die ich kenne, nicht so verwendet. Und in Rumänien muss für jede Tätigkeit, die man grundsätzlich durchführen kann und auch die man durchführt als Gesellschaft die Handelsregister der entsprechende Code angegeben werden. Auf Grundlage dieser Angaben erfolgt auch die Genehmigung des Betriebes an sich, also das Recht überhaupt zu handeln. So, und jetzt gibt es bestimmte Codes, die das Steuergesetzbuch als "zum Bausektor gehörend" definiert, und dann muss praktisch der Arbeitgeber einen bestimmten Anteil des Jahresumsatzes oder Monatsumsatzes, je nach dem, eben aus diesen Tätigkeiten heraus erzielt haben. Das ist also nachprüfbar, wenn gleich überhaupt nicht einfach, aber sollte das so sein, dann sind die Mitarbeiter berechtigt, zu etwas höherem Grundgehalt, und dazu aber auch zu Steuerfreiheit.
Magnus: Okay, hört sich sehr interessant an.
18:03 - Dividendenbesteuerung
Sebastian: Also, wir hatten vorhin jetzt mal gesprochen von der günstigen Unternehmensbesteuerung, es wäre vielleicht hier noch gut darüber zu sprechen, wie dann Dividenden besteuert werden, zum einen Mal im Rahmen der Quellensteuer vielleicht bei der Gesellschaft, die möglicherweise fällig werden, und dann noch weitere Steuern auf Dividenden, die vielleicht bezahlt werden müssen, beziehungsweise, wie das Ganze, ich mein, wir haben natürlich dann die EU Mutter-Tochter-Richtlinie, wenn Gesellschaften, wenn es eine Holding-Gesellschaft gibt im Ausland, aber da vielleicht nochmal die Frage interessant, wie sieht es aus mit Quellensteuern bei Nicht-EU-Gesellschaften, bei Muttergesellschaften, die nicht aus der EU sind, z.B. GBR, aber vielleicht können wir da nochmal was zu sagen.
Christian Weident: Also, was die Dividendenbesteuerung anbetrifft gibt es zunächst mal bei ansässigen natürlichen Personen eine Steuer von 5%, das ist mein Kenntnisstand zur Zeit, und der wird als Quellensteuer einbehalten. Was die Besteuerung von Dividendenausschüttungen im internationalen Bereich anbetrifft, haben wir natürlich mit fast jedem Staat, aus dem jetzt, sag' ich mal, interessierte Zuhörer kommen könnten, ein Doppelbesteuerungsabkommen, da gibt es Sonderregelungen. Sobald man in Rumänien ein steuerliches Ansässigkeitszertifikat aus dem Heimatstaat vorlegen kann, wird das Doppelbesteuerungsabkommen auch ohne Probleme angewendet. Und da kann es zu Reduzierungen, oder auch zur Reduzierung bis auf null kommen. Natürlich gibt es die Mutter-Tochter-Richtlinie, wenn eine, wenn die Haltefrist und der Anteil vorhanden sind und erfüllt sind, gibt es da keine Steuer auf die Gewinne, die von einem Unternehmen sozusagen, von der Mutter zur Tochter, äh, von der Tochter zur Mutter fließen, Entschuldigung.
19:58 - Was ist zu beachten, wenn ich mich in Rumänien niederlassen möchte?
Magnus: Kommen wir nun zu einem konkreten Ansatz. Herr Weident erläutert, was genau beachtet werden muss, wenn man sich in Rumänien niederlassen möchte.
Christian Weident: Ja, zunächst muss ich mich als natürliche Person hier mal anmelden, und sobald ich hier bin, ist das erforderlich, da gibt es, zumindest für EU-Staatsbürger keine besonderen Hindernisse, Einreise ist problemlos, Aufenthalt von bis zu 90 Tagen ebenso, anschließend, wobei in der Praxis eigentlich eher zu Beginn, wenn man längerfristig dableiben möchte und auch Business betreiben will, muss man einen der gesetzlichen Gründe angeben, warum man den Aufenthalt über diese 90 Tage hinaus verlängert. In einem relativ unbürokratischen Verfahren hat man dann relativ kurzfristig ein sogenanntes Eintragungszertifikat, also ein bestimmtes, einen bestimmten Nachweis, der belegt, dass man hier dauerhaften Aufenthalt hat, man bekommt damit auch eine rumänische Personenkennzahl, die zugleich die Einkommensteuernummer ist. Dann hat man die Anmeldung im Großen und Ganzen erledigt. Zuvor wird man natürlich sich überlegen müssen, wie man sich aufstellt - gründe ich ein Unternehmen oder lasse ich mich als Kaufmann, als Freelancer im Handelsregister eintragen? Das sollte natürlich vorher geklärt werden, und das kann man aber auch vom Ausland aus machen, also z.B. können wir das erledigen, ohne dass jemand nach Rumänien anreist. Unternehmensgründung ist da nicht das große Problem.
Magnus: Auf welchen zeitlichen Ablauf muss ich mich da einstellen? Ich hatte neulich wieder einen Freund, der hat, konnte zwar online, man höre und staune, beim deutschen Finanzamt eine Steuernummer beantragen, aber ich habe glaube ich vor sieben Wochen mit ihm gesprochen, habe ihn das erste Mal gestern wieder getroffen, und der hatte immer noch keine Steuernummer. Also, ich weiß nicht, ob es an Corona lag, aber muss ich mich auch in Rumänien auf ähnliche Zeitabläufe einstellen, oder wie ist das?
Christian Weident: Also, wenn die Voraussetzungen geschaffen sind, also praktisch das Unternehmen existiert oder die Eintragung ist durchgeführt worden und man kommt hierher und kann praktisch nachweisen, dass die Voraussetzungen erfüllt sind. Man hat also einen Ort, an dem man wohnt, man hat ein oder zwei Dokumente, die diese Voraussetzungen nachweisen, dann stellt man am gleichen Tag den Antrag bei der Behörde, und als natürliche Person hat man normalerweise innerhalb von einer Woche dieses Eintragungszertifikat. Aber wie gesagt, das betrifft nur die Registrierung des Aufenthalts, und wir reden hier von EU-Mitgliedsstaaten-Bewohnern, und nicht bei Dritt-Staaten. Bei Dritt-Staaten muss man sich auf mehrere Monate einstellen, das ist keine Frage.
22:47 - Lifestyle in Rumänien und deutsche Communities
Magnus: Ja, da sind andere Themen nochmal relevant. Also, jetzt habe ich den bürokratischen Teil hinter mich gebracht, jetzt wollen wir mal konkret über den Lifestyle in Rumänien sprechen. Sie haben vorhin ja schon paar Orte angesprochen. Für die Menschen, die Sie jetzt betreut haben, die nach Rumänien kommen, gehen die meisten dort tatsächlich nach Bukarest, also in die Hauptstadt, und vielleicht im zweiten Schritt, wohin geht man, und wie ist der Lifestyle?
Christian Weident: Das ist eine spannende Frage. Die meisten gehen mit Sicherheit in die größeren Städte, das ist so, zunächst mal machen das viele, weil sie hierher entsandt werden, als Expats unterwegs sind und hier schlicht und ergreifend arbeiten, da kann man es sich ja auch nicht aussuchen. Wer jetzt als Unternehmer oder als Nomade, oder wie man es auch nennen will, hierherkommt, der hat natürlich die Wahl. Die großen Städte sind sehr interessant, weil die erstens urban sind, von der Infrastruktur her grundsätzlich in Ordnung sind, natürlich nicht ganz so perfekt funktionierend und nicht immer auch so aufgeräumt, wie man es aus Deutschland kennt, aber die meisten gehen ja gerade deswegen aus Deutschland weg, ...
(Sebastian und Magnus lachen)
Christian Weident: Allerdings ist ansonsten da, was man braucht. Also, ich kann jetzt z.B. von Bukarest berichten, es gibt hier eine sehr schöne Altstadt, es gibt eine Fußgängerzone mit extrem vielen Kneipen und Weggehvierteln, es gibt eine U-Bahn, es gibt viele Straßen, die zugegebenermaßen ziemlich befahren sind, es gibt Weltklasse Internet, und Sie haben ein Kulturangebot, das sich einer europäischen Hauptstadt absolut als würdig erweist. Das ist nicht das Problem. Die kleineren Städte haben davon etwas weniger, sie haben aber trotzdem alles, was man zum Leben an sich braucht, es gibt speziell als Beispiel Kluž, das ist ein IT-Hotspot, in dem sich sehr viele niedergelassen haben, die speziell eben IT-Leistungen erbringen, und sie haben andere Städte, in denen sehr viel Wirtschaft, auch sehr viel deutsche Wirtschaft ansässig ist, z.B. Timișoara oder Sibiu oder auch Brașov im Zentrum des Landes.
Magnus: Dabei bilden sich auf verschiedene Arten deutsche Communities, wo man sich mit Gleichgesinnten treffen und austauschen kann.
Christian Weident: In Siebenbürgen ist es ja grundsätzlich so, dass immer noch eine deutsche Minderheit existiert, die ja früher extrem stark war, es waren sehr viele Leute hier in Rumänien auch zu Kommunismus-Zeiten, die Jahrhunderte Traditionen in der deutschen Sprache und deutschen Denkweise hatten, auch wenn sie eigentlich Österreich-Ungarn waren ursprünglich, diese Zahl hat sich natürlich etwas verringert, aber es kommen relativ viele neue Deutsche hinzu, und mir ist aufgefallen, dass hier relativ viel verlinkt ist, also die deutsche, oder die deutschsprechende Community in Rumänien kennt sich irgendwie, und der Bekanntheitsgrad und auch die Verlinkung ist natürlich größer, wenn man auf lokale Ebene geht, denn da sieht man sich öfter mal, es gibt in den meisten von den Städten, wie ich erzählt habe, auch einen deutschsprachigen Wirtschaftsclub, der Veranstaltungen durchführt, und der natürlich auch als Austauschplattform vorhanden ist. Es gibt in Rumänien landesweit eine gut funktionierende AHK, also eine Deutsch-Rumänische-Industrie- und Handelskammer, die auch relativ aktiv ist, was die Wirtschaft anbetrifft, und ...
Magnus: Also sehr aktives Netzwerk, kann man sagen.
Christian Weident: Würde ich sagen, richtig. Generell gibt es auch in größeren Städten zumindest auch bestimmte Viertel oder Gegenden, in denen vermehrt Expats wohnen.
Magnus: Und dort wird auch vermehrt Englisch gesprochen?
Christian Weident: Richtig, genau.
Magnus: Ist Englisch allgemein eine Sprache, mit der ich in Rumänien gut durchkomme?
Christian Weident: Ja, das ist richtig, würde ich so sagen, jedenfalls in den Städten. Ich wollte vorhin noch ein wenig abschweifen, und zwar mit dem Land. Es gibt ein ziemlich starkes Gefälle zwischen Städten und dem Land, vieles sieht auf dem Land noch aus wie vor 50, 70 oder wie vor 100 Jahren, teilweise natürlich, was nicht unbedingt ein großes Problem darstellt, sondern halt ein anderes Leben ist. Es gibt gerade, seit die Pandemie aufgekommen ist, eine Welle von Menschen, die nach Rumänien kommen, und die sich speziell ganz weit abgelegen in kleine Siebenbürgische Dörfer niederlassen, in kleinen Pensionen und ähnlichen, und schlicht und ergreifend von dort arbeiten. „Work from anywhere“ ist das Stichwort, das ist ja mittlerweile in aller Munde, und das geht hier auch sozusagen aus dem Gemüsegarten.
Magnus: Ist ja sehr interessant, cool.
Sebastian: Ähm, wenn ich jetzt, ich meine als Unternehmer umzuziehen ist ja dann immer auch ein wichtiger Punkt sozusagen, was ein guter Unternehmensstandort ist, im Sinne von wo gibt es Infrastruktur, wo bekomme ich Büros. Wir haben zum Beispiel schon erlebt, dass es ja, wobei das sich jetzt hier um Rumänien geht, aber es gibt ja so manche Städte, da gibt es nur große Büros und keine kleinen oder umgekehrt, ist die gleiche Situation, natürlich die Frage, wie sieht es mit Mitarbeitern aus, dann gibt es natürlich sicherlich auch ein Lohngefälle, sagen wir mal, von Bukarest zu kleineren Städten, aber möglicherweise dann weniger qualifizierte Kandidaten, vielleicht können Sie dazu noch ein bisschen was erzählen, also, jetzt, sagen wir mal als Unternehmer, Infrastruktur, Büro, Mitarbeiter, diese ganzen Themenkomplexe.
Christian Weident: Also hier kann ich im Grunde grob zusammenfassen und sagen, jeder Standort hat seine Vor- und Nachteile, völlig klar. Wir haben Bukarest, Timișoara, Sibiu, Brașov und andere Städte, die sich sehr stark herausgeputzt haben, wo schon sehr viel Industrie und Wirtschaft auch aus dem Ausland vorhanden ist, dort sind natürlich die Bedingungen für die Niederlassung an sich insofern gut, als dass das Verhältnis zu den Behörden problemlos klappt, man ist kein Neuankömmling mehr, man muss hier keine Pionierarbeit mehr leisten. Selbstverständlich ist es ein großes Problem, gerade im höherstelligen Bereich Mitarbeiter zu finden. Die Arbeitslosigkeit in Rumänien ist nicht gerade hoch, wer jetzt eine arbeitsintensive, oder menschenarbeitsintensive Tätigkeit starten will, der sollte sich nicht unbedingt dort niederlassen, wo es kaum noch Mitarbeiter gibt, diese Städte gibt es, das ist so. Ich kann zum Beispiel erwähnen, das ist auch nichts inoffizielles, dass z.B. Continental ein R&D Zentrum hat, in dem 5.000 Ingenieure sitzen. Bei dem Standort, bei dem die unterwegs sind, ist natürlich schwierig, einen guten Ingenieur zu finden, da brauchen wir uns die Frage nicht stellen. Da sind natürlich auch andere Unternehmen außer Continental. Die Konkurrenz zwischen den Arbeitgebern ist vorhanden.
30:10 - Durchschnittslöhne in Rumänien mit Rechenbeispiel
Magnus: Wie sind denn die Durchschnittslöhne in Rumänien?
Christian Weident: Das kommt stark drauf an, in welchem Bereich Sie sind. Sie sind natürlich niedriger als in Deutschland, sie sind aber in einigen Bereichen schon relativ weit vorangeschritten. Sie sind immer noch auf dem günstigen Niveau im Vergleich zu dem, was Sie in Deutschland machen würden. Wir haben immer noch Unternehmen, die Standorte nach Rumänien verlagern und hier auch produzieren. Was mir aber in letzter Zeit aufgefallen ist, mit in letzter Zeit meine ich so die letzten zehn Jahre, ist, dass sich Rumänien so ein bisschen von der verlängerten Werkbank für die deutschen Unternehmen gemausert hat, in einem Land, in dem auch Qualitätsstandorte existieren.
Magnus: Hierbei ist es interessant, einen konkreten Fall durchzuspielen. Ein digitaler Nomade möchte von der 1% Besteuerung profitieren und sucht nach einer kaufmännischen Fachkraft. Mit wieviel ist dabei für den Lohn, die Büroräume und seine Mietkosten zu rechnen?
Christian Weident: Gehen wir mal von z.B. Kluž aus oder Bukarest, da nimmt sich die Immobilienlage und auch die Gehaltslage inzwischen gar nicht mehr viel, also das ist praktisch das gleiche Niveau. Für eine, für ein Gehalt einer kaufmännischen Kraft, die vielleicht Deutsch kann, müsste man mit 1.000 € bis 1.200 € aus meiner Sicht netto im Monat rechnen, das ist, wenn man es von Netto auf die Komplettkosten rechnen will, ungefähr mal 1,6 oder 1,7 zu nehmen, ...
Magnus: Also 1.900 € roundabout ungefähr.
Christian Weident: Unter zwei, das ist dann aber eine kaufmännische Kraft, die studiert hat und die Fremdsprachen kann. Kann man im kleinen Bereich, und auch wenn man die Ansprüche vielleicht nicht extrem hoch setzt, auch deutlich günstiger. Eine Miete wird sich im geringeren dreistelligen Eurobereich aufhalten. Auch hier kann man natürlich ein Penthouse für 5.000 € im Monat und auch viel mehr haben, ich sag' mal, für vernünftigen Wohnraum, zwei Zimmer auf deutschem Niveau, wenn man das so als Beispiel her nimmt, hat man zwischen 500 € und 800 €, vielleicht auch mal 1.000 € rechnen müssen, wenn es sehr, sehr gut, luxuriös und mit allem Drum und Dran sein soll. Büroräume kriegen Sie hier auch in verschiedenen Größen, logischerweise seit Corona auch etwas günstiger und eher, das war früher durchaus ein Problem. Ganz konkreten Mietspiegel haben wir dazu leider nicht vorliegen, aber die Miete ist nicht sehr stark entfernt von deutschen Preisen, das ist zumindest meine Auffassung, also das ist bei uns relativ hoch. Allerdings haben Sie dafür auch Büros, die neu gebaut sind und gut funktionieren. Das kleinere ist, eben einfach ein Apartment zu benutzen, das machen ja auch nicht gerade wenige, bzw. Häuser, in denen Zimmer auch für solche Zwecke verfügbar sind. Hinzuweisen wäre noch auf die Tatsache, dass in einigen großen Städten, vor allem in Bukarest Shared-Office-Spaces mittlerweile existieren. Man kann sich also hier auch zusammen mit anderen in Großräumen, bzw. in sehr gemütlich gestalteten gemeinsamen Flächen aufhalten und von dort aus arbeiten.
Sebastian: Vorhin hatte ich es ja gesagt, dass Osteuropa das bestgehütete Geheimnis ist, also offensichtlich, ja, Rumänien ist gar kein Geheimnis mehr, der Arbeitsmarkt ist leergefegt, ja, also, es ist schon ziemlich schwierig. Ist schon positiv, dass es so gut läuft, ja, also, das hört man ja gerne, gerade so, ich finde immer noch gerade bei den neuen EU Mitgliedern, ja, wenn es dann so positiv läuft und so, das ist dann eine Bestätigung, dass man strategisch als Land die richtige Entscheidung getroffen hat.
Christian Weident: Natürlich kann ich Ihnen eine Stunde über negative Dinge erzählen, das ist ja nicht der Sinn der Sache.
Sebastian: Ja, ja, nein, natürlich, negative Dinge gibt es überall, ja, klar.
Christian Weident: Ich bin aber hundertpro überzeugt von dem, was ich gesagt habe, das kann ich Ihnen mitteilen.
Magnus: Sehr gut.
Sebastian: Klingt sehr gut, ja.
34:27 - Make a long story short - Kurze Fragen, kurze Antworten
Magnus: Kommen wir nun zu unserer Kategorie "Make a long Story short". Ich stelle eine Frage, die möglichst kurz und knackig beantwortet wird.
Magnus: Es geht los: Diesen Ort in Rumänien sollte ich auf jeden Fall besuchen.
Christian Weident: Das Donaudelta.
Magnus: Und wenn ich in Rumänien bin, welches Essen muss ich auf jeden Fall gegessen haben?
Christian Weident: Sarmale, das sind Krautwickel, unglaublich lecker.
Magnus: Okay. Worauf sind die Rumänen besonders stolz?
Christian Weident: Auf ihre Gastfreundschaft und auf die fehlende Schadenfreude, die gibt es hier nicht, Sie werden hier grundsätzlich willkommen sein.
Magnus: So kann ich als Deutscher einen Rumänen oder eine Rumänin beeindrucken?
Christian Weident: Ein paar Worte in rumänischer Sprache sagen, wie gesagt, es gibt keine Schadenfreude, man wird niemals ausgelacht werden.
Magnus: Können Sie vielleicht hier schon einen ganz kurzen Sprachkurs geben? Ein Satz, den ich vielleicht können sollte?
Christian Weident: Also Guten Tag heißt "Bună ziua", würde ich sagen, "Vrem să bem un suc?" - Wollen wir einen Saft zusammen trinken?
Magnus: Vrem să bem un suc. Ist die perfekte Überleitung zu meiner nächsten Frage: Rumänisches Bier und rumänischer Wein, wovon sollte ich besser die Finger lassen?
Christian Weident: Von keinem von beiden! Ich bin als Deutscher natürlich, äh, als Deutscher tu' ich mir schwer zu sagen, rumänisches Bier ist gut, aber es gibt hier mittlerweile gutes, und vor allem gibt es mittlerweile sehr gutes Craft Bier. Aber der Wein ist unschlagbar.
Magnus: Also vielleicht doch noch ein gehütetes Geheimnis.
Christian Weident: Mittlerweile ist Rumänien glaube ich Platz sechs oder sieben, was in der EU die Weinproduktion anbetrifft.
Magnus: Okay, Wahnsinn. Die Frage haben Sie vorhin schon beantwortet, ich stelle sie trotzdem nochmal: spricht man in Rumänien Englisch?
Christian Weident: Ja.
Magnus: Und, nächste Frage: Diesen Fehler sollte man in Rumänien auf jeden Fall vermeiden?
Christian Weident: In Rumänien sollte man nicht ankommen und deutsche Standards erwarten, und man sollte auch nicht versuchen, Rumänien zu Deutschland zu machen, sondern man sollte akzeptieren, dass hier Dinge anders laufen.
Magnus: Warum Rumänien und nicht Bulgarien?
Christian Weident: Rumänien ist näher an den westlichen Staaten als Bulgarien, allein schon wegen der Sprache, ist eine lateinische Sprache, was hier eine Seltenheit ist. Rumänien ist, was die Kultur anbetrifft, zu mehr als der Hälfte jahrhundertelang Österreich-Ungarn gewesen, was sich hier auch widerspiegelt, in allen möglichen Aspekten, und man spricht viel besser Fremdsprachen und ist viel aufgeschlossener.
Magnus: Gibt es in Rumänien noch Probleme mit Korruption?
Christian Weident: Es gibt sie, es gibt weniger. Unsere Erfahrung seit 20 Jahren in Rumänien ist, dass es auch ohne geht. Die Voraussetzung ist, dass man aber akribisch die Voraussetzungen dafür schafft, dass man schlicht und ergreifend in Ordnung ist.
Magnus: Okay. Sind ausländische Unternehmen in Rumänien akzeptiert?
Christian Weident: Ja, es gibt vor allem bei der Bevölkerung zum Großteil eine klare Akzeptanz. Es gibt immer auch gegenteilige Stimmen, es wurde auch von der Regierung, die zur Zeit nicht mehr an der Macht ist, eine Zeit lang versucht, dagegen zu schießen, bzw. verbal darauf aufmerksam zu machen, aber ohne großen Erfolg, denn die ausländische Wirtschaft hat hier sicher den Großteil sämtlicher Mitarbeiter und der Wirtschaft, ich sag' jetzt nicht kontrolliert, sondern macht den Großteil aus.
37:54 - Kontaktdaten Christian Weident, Verabschiedung und Abspann
Magnus: Ja, Herr Weident, von den Fragen, wer ist es gewesen, vielleicht können Sie noch einmal kurz sagen, wie man Sie erreichen könnte, wenn ich jetzt als Unternehmer nach Rumänien komme, oder auch als Privatperson, und dabei Ihre Dienstleistung in Anspruch nehmen will?
Christian Weident: Sehr gerne natürlich, als allererstes kann ich auf unsere Webseite verweisen: www.stalfort.ro. Bevor ich Ihnen meine Email-Adresse gebe, die ich buchstabieren müsste, wäre es sinnvoll zu sagen, die beste Adresse ist bukarest@stalfort.ro, die wird weitergeleitet. Sie können auch jederzeit bei uns anrufen, Sie werden von unserem Office in deutscher Sprache begrüßt und auch an mich oder an einen der anderen von unseren 20 Anwälten weitergeleitet. Wir können Ihnen da grundsätzlich helfen. Was ich auch anbieten kann, ist ein deutschsprachiger Newsletter zu Rumänien, den schicken wir sehr gerne heraus, dazu müssten wir aber entweder über unsere Website oder direkt auf Anfrage eine Zustimmung zur Aufnahme in den Verteiler bekommen.
Magnus: Wunderbar.
Sebastian: Eine Sache muss ich ja noch fragen, also Magnus, ich hatte ja schon gedacht, dass eine Deiner Fragen darauf abzielt, wie viele Ihrer Mandanten, Herr Weident, Sie auf Graf Dracula und Transsilvanien ansprechen?
Magnus: Ja, das stimmt natürlich.
Christian Weident: Also, ich muss sagen, die allermeisten, die absolut allermeisten Mandanten kommen zu uns, nachdem sie sich Rumänien schon mal ein bisschen angeschaut oder darüber gelesen haben. Es ist erstaunlich wenig, aber das Schloss steht hier, also die alte Burg steht hier nicht weit weg von Bukarest, die ist auch relativ interessant, die kann man besuchen, das ist nett, ansonsten ist aber Dracula nicht wirklich präsent, nein, kann man nicht sagen.
Sebastian: Interessant, na, sehen Sie mal.
Magnus: Gut, nachdem wir jetzt die tatsächlich wichtigste Frage auch geklärt haben, bleibt mir an der Stelle nicht viel mehr zu sagen als: Herr Weident, herzlichen Dank für die Zeit, die Sie sich genommen haben, es war sehr interessant, wir haben viel gelernt, ich bin besonders erstaunt über die Infrastruktur und wie positiv Rumänien sich entwickelt hat, und danke Ihnen herzlich für das Gespräch.
Christian Weident: Sehr gerne! Herzliche Grüße - bis dann!
Magnus: Das war Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Bis zur nächsten Folge.
Ressourcen:
Sebastian Sauerborn: LinkedIn
Christian Weident:
STALFORT Legal. Tax. Audit.
Bistrița, Bucharest und Sibiu (Rumänien)
Krypto und die Steuern
Erfahren Sie alles über Kryptowährungen und Steuern. Unser Artikel beleuchtet die rechtlichen Aspekte und gibt wertvolle Tipps für Trader und Juristen im Jahr 2023.
Zu Gast: Lars Kelterborn
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Das Thema Kryptowährungen bewegt nicht nur die Trader, sondern auch die Juristen, da es noch relativ junges und somit ein sehr progressives Rechtsfeld ist.
Die weit verbreitete Annahme macht die Runde, dass, wenn ich Kryptowährung kaufe, nach einem Jahr alles steuerfrei ist, aber dem ist leider nicht ganz so. Viele, meist gerade erwachsen gewordene Leute, die noch nicht viel mit Steuern in Berührung gekommen sind und jetzt durch Krypto-Trading ein recht volles Wallet auf dem Bildschirm sehen und glauben, alles sei alles einfach so steuerfrei, für die gibt es heute viel Interessantes zu lernen, und Herr Kelterborn erklärt den Sachverhalt steuerzahlerfreundlich und bringt Licht ins Dunkel der weit verbreiteten Mythen und Halbwahrheiten.
Welche Spekulationsfrist gilt?
Sehr interessant sind die einjährige und die zehnjährige Spekulationsfrist. Angenommen, jemand kauft am 01.01 Bitcoins, lässt diese einfach in seinem Wallet und verkauft sie dann am 02.01 des Folgejahres, womit das eine Jahr rum wäre und man sagen könnte, dass es steuerlich nicht mehr relevant sei, weil die dort geltende Spekulationsfrist von einem Jahr abgelaufen ist. Hat diese Person nun aber die Bitcoins unterjährig noch verwendet, wie z.B. Lending und Staking (einfach ausgedrückt, hat seine Bitcoins verliehen und bekommt dafür etwas zurück), fängt die Diskussion an, ob dann nicht mehr die einjährige, sondern die zehnjährige Spekulationsfrist gilt.
Den Hintergrund zur Entstehung des §23 des Einkommensteuergesetzes verstehen!
Die Finanzverwaltung argumentiert da selbstverständlich zu den eigenen Gunsten, dass bei einer solchen Nutzung, wenn die Kryptowährung dazu verwendet wird, um weitere Einnahmen zu generieren, sich die Spekulationsfrist auf zehn Jahre verlängert. Herr Kelterborn bringt unsere Aufmerksamkeit auf §23 des Einkommensteuergesetzes, welches dieses aber seines Erachtens aber so nicht hergibt. Schaut man sich den Hintergrund zur Entstehung des o.g. Paragraphen an, wird man sehen, dass es dabei um ganz andere Sachverhalte ging, um ganz andere Wirtschaftsgüter. So streiten hier die besseren Gründe dafür, dass bei ganz normalem Lending und Staking es nicht zur Zehnjahresfrist führt. In solchen Fällen muss man dann aber dem Finanzamt den Sachverhalt darlegen und mitteilen, wie man rechtlich zu einer anderen Lösung kommt. Es ist ratsam, das Gesetz zu kennen und zu verstehen.
Tausch oder Kauf? Dementsprechende steuerliche Konsequenzen
Allerdings kann man seine Kryptowährung nicht einfach ein ganzes Jahr lang in andere Coins tauschen, solange es dieses eine besagte Jahr in Krypto ist, und danach tauscht man seine Coins in Fiat-Währung, weil man meint, man wäre dann ja außerhalb der Spekulationsfrist. Aus deutscher Sicht ist das nicht so. Es wird zwar nicht jeder Kauf- und Verkauf angeschaut, aber es wird separat analysiert, ob eine steuerliche Konsequenz daraus entsteht oder nicht. Wenn man z.B. Ether gegen Bitcoin tauscht, dann ist dieser Tausch wie eine Anschaffung und wie eine Veräußerung, und das hat steuerliche Relevanz.
Auch wenn der Arm der Finanzverwaltung nicht überall hinreicht, er kommt dennoch relativ weit, so dass man nicht einfach sagen kann, die bekommen ja von dem, was auf Exchange-Plattformen oder Krypto-Börsen passiert, nichts mit. Auch Amazon, obwohl deren Sitz nicht in Deutschland ist, musste bereits Daten ausgeben.
Privat und gewerblich traden
Die Grenze zwischen privat und gewerblich traden ist fließend und muss immer für den Einzelfall entschieden werden. Was man in der Beratung berücksichtigen kann und muss ist die Historie, was die Erfahrung sagt. Allein ein hoher Umfang, bzw. ein großes Ausmaß führt nicht zur Gewerblichkeit, dafür braucht es in der Regel noch Räumlichkeiten und etwas Personal, oder man macht es für Dritte, um einige Parameter zu nennen, die es zu beachten gibt. Wenn jemand aber wirklich nur für sich alleine tradet, dann ist diese Person in der Regel nicht gewerblich.
Weiter interessante Länder für Krypto
Die Schweiz scheint als Wohnsitzland, wenn es um Kryptowährung geht, recht vorteilhaft zu sein, und in dem Kanton Zug kann man seine Steuern mit Kryptowährung bezahlen. Auch Malta und Portugal haben eine interessante Gesetzgebung, Frankreich hat zwar keine Null-Besteuerung auf Kryptowährungen, aber vergünstigte Steuersätze, und in Großbritannien können mit dem London-Status ausländische Erträge für Ausländer steuerfrei sein. Wenn man etwas weiter in die Ferne schweifen möchte, wären Singapur, Dubai, Panama und die Philippinen selbstverständlich weiter Ziele, und in El Salvador sind Kryptowährungen mittlerweile schon akzeptierte Zahlungsmittel.
Viele Deutsche wollen immer wieder weg von Deutschland, aber immer wieder hört man auch Erlebnisberichte, dass es sie nach einer gewissen Zeit doch wieder in die Heimat treibt und die einst so hohen Steuersätze sich dann gar nicht mehr so schlimm anfühlen.
Die Zelte in Deutschland abbrechen
Aber, wie gesagt, das wird immer wieder betont, die Zelte abzubrechen bedeutet, die Zelte abzubrechen, wirklich zu gehen und sich keine Hintertür offen zu lassen, wenn man steuerlich wirklich einen anderen Weg gehen möchte. Ob zum Beispiel Irland für Sie eine gute Wahl wäre, erfahren Sie in unserer Folge über die Firmengründung in Irland.
Herr Kelterborn ist mit LHP Luxem Heuel Prowatke in Köln (An der Pauluskirche 3-5) und in Zürich (Tödistraße 53) vertreten, und ein Beratungstermin kann virtuell oder selbstverständlich auch persönlich wahrgenommen werden. Und – es kann in Bitcoin oder in Ether bezahlt werden!
Kontaktdaten und Links:
Lars Kelterborn
Homepage: www.lhp-rechtsanwaelte.de
E-Mail: info@lhp-rechtsanwaelte.de
Telefon Köln: +49 221 39 09 770
Telefon Zürich: +41 44 212 3535
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Timestamps
00:18 - Begrüßung und Einleitung
00:48 - Herr Kelterborn stellt sich vor – und was kann ich von dieser Episode erwarten?
04:30 - Was ist ein Krypto-Trader und was macht er mit Kryptowährung?
09:27 - Wohnsitz Deutschland und Einkünfte aus Kryptowährungen – was ist steuerlich zu beachten?
12:06 - Interessantes Beispiel
13:28 - Unterjähriges Trading mit der Kryptowährung
17:18 - Mit Kryptowährungen hauptberuflich oder gewerblich traden
19:13 - Gut zu wissen
25:04 - Noch etwas zu den deutschen Begebenheiten und Perspektive Ausland
29:38 - Welche Länder kommen in Frage, wenn ich mit Krypto traden möchte?
33:58 - Make a long story short – Kurze Fragen, kurze Antworten
39:40 - Kontaktdaten Herr Lars Kelterborn und Verabschiedung
Mitschrift zu Folge 7 Perspektive Ausland: Krypto und die Steuern
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung und Einleitung
Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Sauerborn, außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London.
Heute sprechen wir mit dem Experten Lars Kelterborn über Krypto-Recht und welche Hürden und Regelungen dabei zu beachten sind. Herr Kelterborn stellt sich uns zunächst vor, erzählt von seinem Werdegang und wo sein Arbeitsschwerpunkt liegt.
00:48 - Herr Kelterborn stellt sich vor – und was kann ich von dieser Episode erwarten?
Lars Kelterborn: Vielen Dank, Herr Sauerborn, ich bin Gesellschafter-Partner hier bei LHP Luxem Heuel Prowatke, wir haben Büros in Köln und in Zürich, ich war in meinen ersten Leben Finanzbeamter, zwölf Jahre lang, hab‘ „nebenbei“ in Anführungszeichen Jura studiert, habe dann nach dem zweiten Staatsexamen den Staatsdienst verlassen, bin seit über zehn Jahren Anwalt und seit über fünf Jahren hier Partner. Ich verantworte das internationale Steuerrecht in der Kanzlei und das Thema Kryptowährungen, damit haben wir, ja, vergleichsweise zeitig angefangen, schon 2016, und seitdem bewegt uns das und hält uns teilweise in Atem, also nicht nur die Mandanten, sondern auch uns, und es ist ein sehr progressives Rechtsfeld, d.h. da ist sehr viel im Fluss, das macht die Sache so spannend, auch für uns Juristen, und ich freue mich, dass ich heute die Gelegenheit habe, hier mit Ihnen zusammen ein paar Sachen an zu disputieren.
Magnus: Wunderbar, vielen Dank. Bevor wir gleich thematisch voll reingehen, Sebastian, wir haben ja bei der redaktionellen Vorarbeit bisschen darüber gesprochen, und da hast Du gesagt: „Kryptowährungen, Krypto-Trader, total wichtiges Thema.“ Wie bist Du darauf gekommen und was bewegt Dich dazu, zu sagen, ja, da sollten wir unbedingt eine Folge zu machen.
Sebastian: Genau, das ist absolut so, also wir haben natürlich eine größere Anzahl von Mandanten, die dieses Thema umtreibt, ist ja ganz klar, und vor allen Dingen, die Kryptowährungen, die gehen ja immer so ein bisschen rauf und runter, und man kann schon immer sehen, wenn wir jetzt wieder, so wie jetzt eine Phase haben, wo das doch sehr gut läuft und wo die Werte doch sehr nach oben schießen, beschäftigen sich doch etliche Mandanten auch gerade in Deutschland steuerpflichtige Personen mit der Idee, naja, würde es nicht Sinn machen, wenn ich praktisch den Tagesberuf sausen lasse und sozusagen meine nebenberufliche Krypto-Tätigkeit vollberuflich ausübe, aber das dann natürlich nicht in Deutschland, weil da ist es möglicherweise steuerlich uninteressant, sondern dann mich eben ins Ausland irgendwo hin begebe, und das ist sozusagen die Ausgangslage und wir wollen jetzt im Grunde vor allen Dingen mit Ihnen, Herr Kelterborn, darüber sprechen, weil es gibt ja doch tatsächlich einige ungeklärte Fragen, da halten sich noch einige Mythen um die Frage der Besteuerung von solchen Erträgen aus Kryptowährungen. Also jeder weiß ja so ungefähr, naja, so nach einem Jahr ist es irgendwie steuerfrei, aber da ist dann die Frage, wenn ich jetzt unterjährig hier von einer Kryptowährung in die andere wechsele, ist das dann ein steuerlicher Event, und was passiert dann bei einem Jahr, wie wird das genau versteuert? Also da gibt es etliche Fragen, da gibt es natürlich dann noch Fragen mit dem Umzug ins Ausland, gut, wir brauchen jetzt nicht groß Wegzugsteuer besprechen, das ist ein ganz anderer Themenkomplex, aber wie einfach ist es tatsächlich, und wie lässt sich das machen? Und mal angenommen, ich habe jetzt Kryptowährung und das Depot, oder das Wallet, ist stark im Wert gestiegen, und ich ziehe dann ins Ausland, und z.B. was passiert dann so, das sind so die Fragen, mit denen werden wir relativ häufig konfrontiert und deswegen, denke ich, ist es sehr gut, dass mal hier mit einem Experten zu besprechen.
Magnus: Wunderbar, Herr Kelterborn nickt schon, ich denke, das geht so ein bisschen in die Bestätigung, dass Sie auch ähnliche Anfragen bekommen oder auf jeden Fall den Personenkreis, von dem wir gerade sprechen, dass Sie den kennen. Äh, Basti, ich nehme so ein bisschen mit, das sind die Leute, die wie die Jungfrau zum Kinde, so ein bisschen zum Erfolg gekommen sind, vielleicht vorher noch einen ganz normalen Bürojob, nine-to-five-job gemacht haben und sich jetzt auf einmal mit ein bisschen Wohlstand konfrontiert sehen und da jetzt eine Frage der Besteuerung haben. Um es begrifflich ein bisschen zu klären, Herr Kelterborn, können Sie vielleicht mal sagen, was sind das für Menschen, was ist ein Krypto-Trader, Kryptowährung ist ja oft irgendwie noch Bitcoin, hört sich irgendwie anrüchig an. Vielleicht können wir den Zuhörern dort einmal erstmal eine Begriffsklärung machen, wer ist ein Krypto-Trader und was macht der mit Kryptowährung?
04:30 - Was ist ein Krypto-Trader und was macht er mit Kryptowährung?
Lars Kelterborn: Ja, sehr, sehr gerne. Bevor ich anfange, das hängt natürlich davon ab, wie tief die Leute und Ihre Zuhörer in diesem Thema drin sind. Wenn man mit der Kryptowährung noch nicht in Berührung gekommen ist, dann ist das natürlich alles ganz, ganz neu, und dann ist das in der Tat etwas, das kennt man nicht, das wird in der Presse, na, ich würde sagen, wenn ich alles zusammennehme, dann eher tendenziell negativ disputiert, wir haben die Notenbanken, denen ist das alles gar nicht recht, wir haben die normalen Standardbanken, wie wir sie alle kennen, denen ist das auch nicht so unrecht. Warum, das wäre auch nochmal ein Thema für ein eigenes Event hier im Podcast, aber in aller Regel sind das Leute, die bei uns auftauchen, die sind tendenziell eher ein bisschen jünger. Ich bin Anfang vierzig, die sind noch einen ganzen Teil jünger als ich, teilweise gerade Erwachsene, also 18+, und die sind sehr technikaffin, d.h. das sind Menschen, die sehr tief in den Sphären des Internets unterwegs sind, die technisch sehr gebildet sind, sehr viel gebildeter als ich es bin, also ich weiß was eine Blockchain ist, und ich weiß auch, wie das funktioniert und was da passiert, das muss ich auch wissen, damit ich es steuerlich einordnen kann, aber ich erreiche nicht diese Tiefen, die unsere Mandanten dort technisch einfach haben. Muss ich auch nicht, ich muss es einordnen können, und das schaffe ich mit den Kenntnissen normalerweise immer ganz gut. So, das sind aber eben auch Leute, die mit Steuerthemen in aller Regel noch nicht so viel zu tun hatten in der Vergangenheit, ob ihres meist verhältnismäßig jungen Alters und die informieren sich. Das Netz ist ja, was Information angeht, unerschöpflich, und dann kommen die zu uns im Rahmen der Erstberatung, und dann werde ich natürlich mit ganz viel Ansichten und Halbwissen konfrontiert, ich bin immer ganz erstaunt, wo das herkommt.
Magnus: Können wir da noch kurz eingreifen, also, was haben die konkret gemacht, muss ich mir das wie einen Aktienhandel vorstellen, die haben ja sozusagen sich irgend so eine Kryptowährung gekauft, haben das in ihrem Wallet und haben es jetzt eine gewisse Zeit gehabt und verkauft, der Preis ist gestiegen.
Lars Kelterborn: Genau, das sind die ganz einfachen Sachverhalte, mit denen wir hier konfrontiert sind, das ist der Klassiker, das sind sicherlich die meisten, und dann hat man natürlich, wir haben auch ICO’s begleitet und haben Leute hier in die Steuerehrlichkeit geführt, die vor vielen Jahren schon ICO’s gehabt haben, sehr, sehr reich geworden sind, dann wird es natürlich komplizierter, das sind wirklich Menschen, die sind extrem, extrem gebildet, was diese technischen Vorgänge angeht, die programmieren selber. Und dann habe ich aber natürlich auch, in Anführungszeichen, „den ganz normalen Händler“, der mit Kryptowährungen umgeht wie mit Aktien oder Anleihen, ganz wichtig.
Magnus: Dazu teilt Sebastian seine Erfahrungen, inwieweit sich sein Mandantenstamm mit dem von Herrn Kelterborn ähnelt, wenn es um Krypto-Angelegenheiten geht.
Sebastian: Ja, absolut, also, eben, die oftmals so die technische Affinität oftmals IT-Leute oder auch so Leute, die mit digitalem Marketing usw. sich beschäftigen, ja, absolut, das sind oftmals die, meistens Männer, muss ich sagen, oder ausschließlich Männer eigentlich, ähm, und das sind genau die dort dann mit solcher Fragestellung kommen. Und oftmals natürlich, wie gesagt sehr junge Leute, also ich kann genau die Ansicht teilen von Herrn Kelterborn, also wir haben da oftmals Personen, die sind 19 oder 20 Jahre alt und haben da dann ein Wallet mit zwei Millionen rumliegen oder so, ja.
Magnus: Dann kommt der 18-19-jährige, steuerlich noch Unerfahrene, hat wahrscheinlich noch nie eine Einkommensteuererklärung machen müssen oder gemacht, kommt zu Ihnen, Herr Kelterborn, und was müssen Sie ihm dann sagen?
Lars Kelterborn: Ja, dann hör‘ ich mir natürlich erstmal die Geschichte an und dann hör‘ ich mir meistens, sehr oft sogar an, dass das alles ja gar nicht steuerpflichtig sei, und dann stelle ich meistens fast immer die Rückfrage: „Wenn das ja alles nicht steuerpflichtig ist, was machen Sei bei mir?“. Ja, dann zeigt sich, dass die Leute sich sehr stark eingelesen haben in die Thematiken und …
Magnus: Hier erwähnt Herr Kelterborn einen ganz wichtigen Punkt.
Lars Kelterborn: Jeder liest gerne das, was er hören möchte, und ich bin da meistens in der Position, dass ich viele schlechte Nachrichten habe.
Magnus: Also was ist jetzt, ich habe jetzt so ein bisschen recherchiert, was ist so der Klassiker, einjährige Haltefrist, ist danach steuerfrei, oder mit was werden Sie konfrontiert?
Lars Kelterborn: Auch gar nicht steuerfrei, also überhaupt nicht.
Magnus: Also, egal wie lange.
Lars Kelterborn: Genau, das ist alles steuerfrei, weil das sind ja keine Wirtschaftsgüter, und das sind auch keine Währungen und, wie gesagt, da werden meisten sehr, sehr viele Dinge durcheinandergeworfen und es wird sich dann das rausgepickt, was einem am besten passt, und dass das nicht steuerfrei ist, das hält man natürlich ab. Ich habe auch selber Kryptowährungen bei mir privat, und das würde mich natürlich auch freuen, wenn die Gewinne steuerfrei wären, auch unterjährig, aber da kommen wir jetzt noch zu, so ist es leider nicht.
09:27- Wohnsitz Deutschland und Einkünfte aus Kryptowährungen – was ist steuerlich zu beachten?
Magnus: Genau, dann wollen wir doch hier konkret einsteigen und mal ins Eingemachte gehen. Wenn wir jetzt Einkünfte in Deutschland uns anschauen, wenn ich in Deutschland lebe, aus Kryptowährungen Einkünfte erziele, was ist dort steuerlich zu beachten?
Lars Kelterborn: Also, ähm, wann immer das bei den Usern eintritt, wann immer sie mit Kryptowährungen handeln, sollten sie sich Rechtsrat suchen von einem Steuerberater oder von einem Steueranwalt, der da erfahren ist. Sie selber, sie trifft nur als Steuerpflichtiger eine Steuererklärungspflicht und inwieweit diese Steuererklärungspflicht zu erfüllen ist aufgrund des Handelns mit Kryptowährungen, werden sie nicht abschließend beurteilen können. Leider ist die Rechtsprechung in dem Punkt so, dass die (unverständlich)-artig sagt, das Steuerrecht ist kompliziert, lieber Steuerpflichtiger, und nun musst Du mitnichten alles wissen. Das musst Du wirklich nicht, d.h. mit anderen Worten, Du darfst Fehler machen, darfst auch Sachen vergessen, …
Magnus: Hierbei ist jedoch ein großes ABER ganz besonders zu beachten.
Lars Kelterborn: Ähm, wenn Du das nicht weißt, wir erwarten nicht, dass Du das weißt, so bist Du doch verpflichtet, einen Experten zu ziehen, wenn Du strafrechtlich, wohl bemerkt, nicht belangt werden möchtest. Also das ist die Rechtsprechung, die ständige.
Magnus: Es will ja in der Regel niemand strafrechtlich belangt werden.
Lars Kelterborn: Ja, aber da läuft es dann eben hinaus, wenn ich mit meinem Halbwissen, selbst wenn ich, äh, ja, wenn ich davon ausgehe, dass das nicht steuerpflichtig ist, dann bin ich aber nicht gefeit vor strafrechtlichen Ermittlungsmaßnahmen.
Magnus: Kommt der alte Spruch zum Tragen: „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“.
Lars Kelterborn: Genauso ist es, genauso ist es, so, und da muss man die Mandanten eben aufklären, wie das funktioniert, Einkünfte aus Kapitalvermögen, Einkünfte aus Spekulationsgeschäften, da haben wir verschiedene Nummern im Einkommensteuergesetz, und da kann man dann auch in die Diskussion einsteigen, das ist immer schön, dass die meisten Mandanten sich da schon vorgebildet haben, das ist richtig, Kryptowährungen sind eben keine klassischen Währungen, und es ist eben auch kein Kapitalvermögen, deshalb sind wir bei einer anderen Hausnummer unterwegs, im §23 des Einkommensteuergesetzes. Und gleichwohl ist es so, dass jedenfalls die herrschende Meinung davon ausgeht, dass Krypto-Trading, jedenfalls innerhalb der Jahresfrist steuerlich relevant ist. Wir haben da eine Freigrenze, die ist relativ lächerlich für Krypto erfahrene Leute, …
Magnus: 600 € waren das, glaube ich, ja.
Lars Kelterborn: Genau, genau, so, und das sind Freigrenzen, sobald das überschritten ist, ist das alles steuerpflichtig. Ja, so, und das muss man wissen, und dann ist man insoweit natürlich auch erklärungspflichtig.
12:06 - Interessantes Beispiel
Magnus: Okay, aber wenn wir uns jetzt einen konkreten Fall überlegen, eben der 19-jährige Peter hat irgendwie in einem Jahr 20.000 € in Bitcoin gehabt, der Bitcoin ist durch die Decke gegangen und der ist jetzt auf einmal, ein Jahr später, er hat ein Jahr lang nicht draufgeschaut, was weiß ich, Hunderttausend wert. Und jetzt verkauft er das wieder, wie wäre das steuerlich zu beurteilen?
Lars Kelterborn: Wenn dieser Fall genau so ist, wie Sie ihn geschildert haben, er hat es erworben am 01.01. und verkauft am 02.01. des Folgejahres, dann ist das eine Jahr rum, und dann sagt man, dass das steuerlich nicht mehr relevant ist, weil diese Spekulationsfrist, die dort gilt von einem Jahr, eben abgelaufen ist. Es sei denn, dann weiß ich nicht, ob die Frage von Ihnen da in diese Richtung geht, ich möchte es aber ergänzen, es sei denn, er hat dieses Kryptowährung, diesen Bitcoin, wenn wir bei dem Beispiel bleiben, die Bitcoins noch verwendet, da kann man ja verschiedene Sachen machen, Lending, Staking, also untechnisch gesprochen, man kann seine eigenen Kryptowährungen ja verleihen, bekommt dann dafür etwas zurück, so und da fängt die Diskussion an, ob das dann dazu führt, dass nicht mehr die einjährige Spekulationsfrist gilt, sondern die zehnjährige.
13:28 - Unterjähriges Trading mit der Kryptowährung
Magnus: Dann geht Herr Kelterborn noch darauf ein, inwieweit sich der Sachverhalt ändert, wenn unterjährig mit der Kryptowährung getradet wird.
Lars Kelterborn: Von der steuerlichen Würdigung wird eben die Kryptowährung dazu verwendet, weitere Einnahmen zu generieren, so, und da muss man aufpassen, und da unterscheidet sich die Auffassung meiner Kollegen, die der Literatur, von den Stimmen, die man aus der Finanzverwaltung so hört. Die Finanzverwaltung argumentiert natürlich fast immer pro-fiskatisch, d.h. würden sich natürlich freuen, wenn bei einer solchen Nutzung dann die Spekulationsfrist auf zehn Jahre sich verlängert. Das gibt die Regelung im §23 unseres Erachtens aber nicht her. Also, man muss die Entstehungsgeschichte sich dort angucken, dieser besondere Teil dort im Gesetz, der ist für was ganz anderes gemacht worden, ja, und zwar geht es darum, dass man wirklich, ja, wirtschaftlich sehr intensiv mit den Dingen dann umgeht, die verleiht. Also, es ging darum, zu vermeiden, dass Leute die Spekulationsfrist von einem Jahr dann umgehen. Das waren aber ganz andere Sachverhalte, da ging es um ganz andere Wirtschaftsgüter, so dass hier auch meiner Auffassung nach, die besseren Gründe dafür streiten, dass, wenn ich ganz normales Lending, Staking betreibe, dass das nicht dazu führt, dass die Zehnjahresfrist greift. Das Problem ist einfach auf der ersten Stufe, ich muss den Sachverhalt dem Finanzamt mitteilen, also, ich kann mich jetzt nicht, und das raten wir auch allen unseren Mandanten, und da sind wir, unterscheiden wir uns vielleicht auch vom „normalen Steuerberater“ in Anführungszeichen, weil wir eben auch sehr viel Strafrecht machen, und ich habe einfach die Pflicht als Steuerpflichtiger, ich muss den Sachverhalt liefern. Wenn ich rechtlich zu einer anderen Lösung komme, dann ist das völlig in Ordnung, das kann ich und sollte ich dem Finanzamt natürlich auch mitteilen, wie ich rechtlich zu einer anderen Lösung komme. Ich kann aber nicht sagen als Steuerpflichtiger, ich war beim Herrn Kelterborn, oder bei Kollegen, die das auch sehr gut machen, habe mich beraten lassen und die haben gesagt, die besseren Gründe streiten dafür, dass die Zehnjahresfrist nicht gilt und wende mich nicht an das Finanzamt. Das reicht nicht, ja, sondern Sachverhalt offenlegen, liebes Finanzamt, hier habe ich zehn Bitcoin, die habe ich verliehen, dafür habe ich das und das bekommen, äh, und ich bin der Auffassung, dass das aufgrund des Ablaufs der Spekulationsfrist von einem Jahr, dass das nicht steuerpflichtig ist, wenn man später dann verkauft.
Magnus: Ist das bei Ihnen konkret schon so vorgefallen, hatten Sie die Fälle, wo die Offenlegung stattgefunden hat, und hat das Finanzamt dann in Ihrer Beratung gefolgt, ist es Ihrer Beratung gefolgt?
Lars Kelterborn: Es ist uneinheitlich, also die, das sind ja ganz klassische Sachverhalte, also die heute zuhören, die in der Welt so ein bisschen drin sind, die wissen, dass sind so ganz klassische profane Sachverhalte, man hat diese Kryptowährungen und, ja, hält die meistens nicht nur aus, sondern macht damit auch etwas. Ähm, das ist typischerweise so, ganz, ganz häufig jedenfalls, nicht immer, aber häufig, und dann wird das von uns so deklariert, und die Finanzverwaltung ist da deutlich besser geworden in den letzten zwei Jahren, das muss man sagen, hat auch natürlich die Wissen-Probate enorm zugenommen und, ja, die Begehrlichkeiten aufgrund der Kursexplosionen natürlich auch, und von daher, je nach dem, auf welchen Finanzbeamten man da trifft, diskutiert man schon auf Augenhöhe, in der Regel ist das aber nicht der Fall, also das ist schon noch die Ausnahme.
17:18 - Mit Kryptowährungen hauptberuflich oder gewerblich traden
Sebastian: Herr Kelterborn, wenn die einjährige Spekulationsfrist, wie würde sich das verändern, naja, ich kann zwar jetzt nicht konkret mir vorstellen, dass das tatsächlich so passieren würde, aber jetzt mal theoretisch, ähm, gibt es da einen Unterschied in der Behandlung, wenn jemand jetzt hier hauptberuflich oder gewerblich mit Kryptowährungen handelt, auch wenn es nur das eigene Vermögen ist, jetzt nicht für Dritte oder so, oder gibt’s, würde das gleich behandelt werden?
Lars Kelterborn: Da muss ich unterscheiden, ob ich im Rahmen der privaten Vermögensverwaltung unterwegs bin oder ob ich tatsächlich gewerblich tätig bin, das ist eine Abgrenzung, die ist sehr fließend, also das ist dann in der Beratung für uns auch immer schwierig, weil wir den Mandanten leider nicht sagen können, das ist schwarz und das ist weiß. Übergänge sind sehr fließend, das sind immer Einzelfall-Entscheidungen, auch was der Bundesfinanzhof, das höchste Steuergericht dazu gesagt hat, das sind immer nur Einzelfallbetrachtungen. Was man da in der Beratung ja berücksichtigen kann und berücksichtigen muss, ist natürlich aus der Historie, das, was die Erfahrung gesagt hat, z.B. zu Aktienhändlern oder zu Leuten, die so mit Währungen oder mit Edelmetallen handeln, so, und das Handeln an sich, selbst wenn es einen sehr hohen Umfang hat, ein sehr hohes Ausmaß hat, das alleine führt nicht zu Gewerblichkeit. Für eine Gewerblichkeit brauche ich in der Regel noch einiges mehr. Ich brauche in der Regel Räumlichkeiten, ich habe in der Regel zumindest eine ganz kleine Personalecke, ich mache das als gewerblicher Aktienhändler, oder Metallhändler, mache ich das nicht nur für mich alleine, sondern ich mache es auch für Dritte. So, das sind alles so ein paar Parameter, die ich gerade benannt habe, die dann abzuklopfen sind, und wenn ich wirklich nur für mich alleine trade, dann biete ich in der Regel nicht gewerblich.
Magnus: Okay.
19:13 - Gut zu wissen
Magnus: Um hier noch klarer zu werden, plaudert Herr Kelterborn aus dem Nähkästchen und verdeutlicht so, mit welchen Halbwahrheiten und Kundenmeinungen er teilweise konfrontiert wird.
Lars Kelterborn: Klassischer Weise dann die Identifikation der jeweiligen Kryptowährung bei der Ermittlung des Veräußerungsgewinnes. Also, wenn ich zehn Bitcoins oder Ether, oder was auch immer habe und verkaufe davon fünf, die zehn habe ich aber nicht zum gleichen Zeitpunkt erworben, sondern unterschiedlich, sukzessive hintereinander weg, da muss man ja immer fragen, ja welche verkaufe ich denn, welche habe ich denn da verkauft, wenn ich die Jahresfrist prüfe, und da, die Verwaltungsauffassung sagt FIFO. Was heißt FIFO? First-In-First-Out, also den Coin, den ich zuerst gekauft habe, den verkaufe ich auch wieder. Mit FIFO kommen Sie bei der Finanzverwaltung eigentlich immer weiter, aber das ist Verwaltungsauffassung, dass das so gemacht wird, das ist bei Aktien, bei Aktien wird das ähnlich gemacht, ähm, FIFO ist nur nicht immer vorteilhaft. Man muss sich vorstellen, je nachdem wie die Kursentwicklung ist, ähm, kann das eben auch nachteilig sein, so, und da muss man gucken, gibt es da einen Ausweg? Und ein Ausweg, das ist aber alleine auch nicht gefestigte Rechtsprechung, äh, das ist auch teilweise Literaturmeinung, und wenn man das Gesetz liest und versteht, was die Intention, der Telos ist, dann meine ich, muss das auch so sein. Wann immer ich ein Gut identifizieren kann, und zwar genau identifizieren kann, dann weiß ich natürlich auch, das habe ich dann gekauft, und das habe ich dann verkauft. Ich mache ein Beispiel, wenn ich, ähm, wenn ich 50 Daimler kaufe, das sind keine Namensaktien, ganz normal Dax Blue Chips, kaufe ich, die gehen in mein Depot, die 50 Daimler und dann verkaufe ich 25. Ich weiß nicht, welche 25 von den 50 ich verkaufe, weil, das sind keine Namensaktien, sind in der Sammelverwahrung, die sind da drin, und ich weiß es einfach nicht. Ich kann sie nicht identifizieren, deshalb wird man da sagen müssen, bei dem Beispiel, das ist First-In-First-out, das wird man da so machen können. Bei Kryptowährungen kann es anders sein, das ist allerdings dann sehr aufwendig, ich meine, wir wissen ja, wenn ich einen Coin kaufe oder den Bruchteil eines Coins, dann kann ich das genau zuordnen, ich kann es genau identifizieren, und den Verkauf kann ich natürlich auch genau identifizieren. Die Dokumentation ist immer sehr aufwendig.
Magnus: Das heißt, manchmal bin ich halt dann Last-In-First-Out, quasi weil das dann vorteilhaft ist.
Lars Kelterborn: Genau, genau, und wenn ich das identifizieren kann, dann meinen wir jedenfalls, da ist jetzt aber auch nicht Rex Kelterborn, meine private Meinung, damit stehe ich nicht alleine, sondern das wird von vielen so vertreten, und das macht ja auch Sinn, weil ich kann es nun mal genau identifizieren, oder wenn Sie jetzt wirklich große Trader nehmen, die haben verschiedene Ledger, verschiedene Wallets und wenn man das dann wirklich dort so trennen kann, dass eine genaue Identifikation möglich ist, dann bin ich mir relativ sicher, dass man auch von dieser FIFO Methode abweichen darf.
Sebastian: Aber es ist schon so, das Verständnis zu haben, dass man jetzt hier sagen kann, naja, gut, also jetzt mal so ganz platt gesagt, ich lass‘ das jetzt einfach ein Jahr in Krypto, auch wenn ich das jetzt umtausche, in verschiedene Coins und so weiter, Hauptsache, das ist ein Jahr in Krypto und danach bin ich außerhalb der Spekulationsfrist. Ist auf jeden Fall falsch, ja, aus deutscher Sicht, denn es ist, es wird jetzt nicht jeder Kauf und Verkauf separat angeschaut, das muss separat analysiert werden, ob hier eine steuerliche Konsequenz daraus entsteht oder nicht. Man kann auf keinen Fall sagen, ich kann ein Jahr munter traden, solange ich das nicht in Fiat umtausche, ist es sozusagen, bin ich auf der sicheren Seite und dann ein Jahr nach dem ersten Trade kann ich dann den ganzen Wallet mehr oder weniger in Fiat umtauschen, das ist steuerfrei, das ist auf keinen Fall so, das ist korrekt.
Lars Kelterborn: Vielen Dank, Sebastian, für den Hinweis, ähm, das ist vielleicht eben nicht so deutlich geworden. Das sind dann Tauschvorgänge, also das machen sich die Trader in der Tat, das machen die sich gar nicht bewusst, also das hat mit Ankauf und Verkauf im (unverständlich)-sinne nichts zu tun, das ist ein Tausch, wenn ich Ether gegen Bitcoin tausche oder (unverständlich) oder suchen Sie sich was aus, ähm, dann ist dieser Tausch, das ist wie eine Anschaffung und wie eine Veräußerung, das hat steuerliche Relevanz, in der Tat.
Magnus: Okay.
Sebastian: Genau, das ist nämlich tatsächlich also eins, also nach meiner Erfahrung, zumindest Leute, mit denen ich rede, ein weitverbreiteter Mythos, weil die Leute sich im Grunde genommen nicht klar sind, dass das wie, als Sie vorhin von Daimler gesprochen haben, wie der Aktienverkauf ist, ja, also wenn ich Aktien verkaufe, dann ist jeder Verkauf, also jeder Trade letztlich hat möglicherweise steuerliche oder jetzt, wird aller Wahrscheinlichkeit nach, steuerliche Konsequenzen haben, und ist zu dem Zeitpunkt auch dann zu versteuern, und da denke ich ja immer an Uli Hoeneß, der dieses Depot hatte, was dann einfach gedreht ist, und der hat einfach am Ende des Jahres keine Abrechnung gemacht. Zwar hat er dann über mehrere Jahre lang keinen großen Gewinn gemacht mit dem Depot, aber natürlich, wenn man das immer zum 31.12. analysiert hätte, was er dort an potentiellen Erlösen gemacht hat, die dann wieder re-investiert worden sind, ja, weil natürlich die Gewinne, und das, was er ja dann an Steuern hinterzogen hat, ganz erheblich, ja, weil das natürlich alles steuerliche Events sind.
Lars Kelterborn: Ja, das ist hundertprozentig so, da brauch‘ ich gar nichts hinzufügen, äh, 100% d’accord.
25:04 - Noch etwas zu den deutschen Begebenheiten und Perspektive Ausland
Magnus: Bevor wir nun die Perspektive ins Ausland einnehmen, will Herr Kelterborn uns noch etwas zu den deutschen Begebenheiten sagen.
Lars Kelterborn: Ja, ähm, ganz kurz vielleicht, dass sich alle bewusst sind, dass wir hier, auch was die Rechtsprechung angeht, noch ganz am Anfang stehen. Ich habe ja eingangs beschrieben, das sind sehr dynamische Prozesse, auch in der Beratung, im rechtlichen Umfeld, ähm, da wird viel geschrieben, da passiert viel, bis das nun mal bei den Gerichten liegt, dauert es eine Weile, und bis es dann beim Bundesfinanzhof, unserem höchsten Steuergericht in Deutschland liegt, wird es noch sehr viel länger dauern. Also wir vermuten, dass die Anzahl der Verfahren, also allein wir führen ganz, ganz viele Einspruchsverfahren gegen die Art der Besteuerung von Kryptowährungen für unsere Mandanten, einfach weil wir dort auch Rechtssicherheit haben wollen und die Rechtsprechung haben wollen, dass die Gerichte dort für die Zukunft so ein Stück weit auch den Weg weisen und die Finanzverwaltung dann auch hoffentlich in die Schranken weisen, und das dauert leider noch eine Weile, bis wir da mal die ersten Teilerfahrungen sehen werden.
Magnus: Okay, aber da wissen wir ja von Deutschland, dass es nicht unbedingt bürokratiearm oder wahnsinnig steuerfreundlich handelt, das bleibt abzuwarten, vor allem wahrscheinlich einerseits, was seitens der Ministerien kommt und dann auch in Punkto Rechtsprechung noch an Klärung bringt. Gut, äh, Sebastian, jetzt haben wir ja, hast Du ja schon erzählt von Mandanten, die auf Dich zukommen, über eine Auswanderung nachdenken, Deutschland ist da vielleicht nicht das Land, wo Milch und Honig fließt, wir hören von El Salvador, wo Kryptowährung mittlerweile schon akzeptierte Zahlungsmittel sind. Herr Kelterborn, aus Ihrer Perspektive, wenn ich jetzt bisher in Deutschland gelebt habe, Einkünfte aus Kryptowährungen erzielt habe, inwiefern ändert sich das ganze Szenario, wenn ich ins Ausland ziehe?
Lars Kelterborn: Ja, da muss man auch wieder steuerlich viele Dinge beachten, zu allererst muss ich immer gucken, bin ich, was wir eben geschildert haben und was wir versucht haben abzugrenzen, bin ich als Privater im Rahmen der privaten Vermögensverwaltung mit meiner Kryptowährung unterwegs oder ist es schon so, dass ich ein gewerblicher Händler bin, oder habe ich es vielleicht auch, was viele gemacht haben, habe ich sogar in einer vermögensverwaltenden Gesellschaft drin, einer vermögensverwaltenden GmbH oder was auch immer. Ähm, das ist ein ganz großer Unterschied. Als Privatperson ohne Gesellschaftsform, ohne alles, wenn ich Trader bin, sonst nichts mache, vielleicht noch studiere, äh, oder „nur Arbeitnehmer“ bin, in Anführungszeichen, ohne dass damit eine Wertung verbunden ist, dann ist der Wegzug steuerrechtlich sehr viel leichter zu bewerkstelligen, in Verbindung so mit Kryptowährungen, als wenn ich jetzt wirklich als Gewerbetreibender aufgrund des Umfangs oder Intensität dort unterwegs bin oder gar, wenn ich so eine Gesellschaft habe. Als Privatperson komme ich in der Regel, wenn ich sonst nichts habe, wenn ich wirklich nur mein Trading habe, dann kann ich hier die Zelte einpacken, und Zelte einpacken heißt dann aber auch wirklich, und das schreibe ich jedem Mandanten ins Hausaufgabenbuch, Zelte einpacken heißt, alles wird hier abgebrochen, also nicht nur abmelden, sondern tatsächlich Wohnung aufgeben, äh, und auch die letzte Zahnbürste bei der Freundin und bei Papa und Mama einpacken. Ja, also, das ist immens wichtig, das würde man vergessen, ja, wenn es dann zum Schmur kommt, das wissen wir ja, wie bequem das ist, wenn man noch so einen kleinen Anker hat, äh, wo man gerne und, ja, vielleicht nicht häufig, aber ab und zu mal im Jahr zurückkommt. Aber das kann fatale Folgen haben, und auch da habe ich eben sehr, sehr häufig mit Steuerstrafverfahren, die gibt’s da, zu tun.
Magnus: Das heißt, selbst die Einzimmerwohnung in München, Köln oder Berlin kann dann sich sehr negativ auswirken.
Lars Kelterborn: Ja, da haben wir ja ganz viele Prominente Beispiele in Deutschland, denen das schon so ergangen ist, das hat gar nichts mit Kryptowährung zu tun, sondern, das ist der Wohnsitz, der §8 in der Abgabenordnung, der sagt, was ein Wohnsitz ist und daran hängen eben steuerliche Pflichten, und da steht nicht drin, dass ich 180 Tage im Jahr hier sein muss, da steht auch nicht drin, dass ich 100 Tage hier sein muss, es reicht, wenn Sie so wollen, ein Tag, also wenn ich eine Wohnung gemietet oder Eigentum habe, oder einen gewöhnlichen Aufenthalt, äh, und ich halte diese Wohnung vor, weil ich auch vorhabe, dorthin zurückzukehren, dann reicht, dann kann ein Tag wirklich reichen.
29:38 - Welche Länder kommen in Frage, wenn ich mit Krypto traden möchte?
Magnus: Nun teilt Sebastian seine Einschätzung mit uns, welche Länder in Frage kommen, wenn man mit Krypto traden möchte.
Sebastian: Äh, mein Wissen ist jetzt diesbezüglich nur oberflächlicher Natur, ja, ähm, aber, also, mir hat ein anderer gesagt, dass z.B. die Schweiz als Wohnsitzland diesbezüglich vorteilhaft ist, weil dort, soweit ich das verstanden habe, jegliche Besteuerung im Grunde entfällt. Dann gibt’s natürlich auch Länder, weiter weg, wie Singapur, die möglicherweise interessant sind, ähm, Portugal hat glaub‘ ich eine interessante Gesetzgebung, Malta hat eine interessante Gesetzgebung, ähm, über Dubai usw. brauchen wir jetzt hier gar nicht sprechen, über diese Länder, sondern etwas realistisch, innerhalb von Europa, ähm, soweit ich weiß, die Schweiz. Ich weiß, dass Frankreich zwar keine Null-Steuer, keine Nullbesteuerung auf Kryptowährungen hat, aber glaub‘ ich vergünstigt hier besteuert Erträge aus Kryptowährung. Also es gibt da schon einige Ansatzpunkte, wobei man eben auch immer, ähm, genau diese Dinge dann anschauen muss. Also wir in Großbritannien, z.B., wo es ja auch die Remittance-Basis gibt, den London-Status, d.h. ausländische Erträge für Ausländer steuerfrei sein können, unter bestimmten Voraussetzungen, sind Kryptowährungen explizit von ausgeschlossen, ja, ähm, also, d.h., sag‘ ich mal, die üblichen Verdächtigen kommen ja nicht immer dann, also die üblichen Länder, die man normalerweise anstreben würde, es sind ja nicht immer, die kommen ja nicht immer in Frage, aber sicherlich für viele Deutsche, die Schweiz ist natürlich naheliegend, ähm, und man kann ja auch in die Schweiz umziehen als EU-Bürger, zumindest, es ist nicht ganz so einfach, man muss dann dort eine Anstellung haben, usw., also muss man sich überlegen, im Zweifelsfall eine Gesellschaft gründen, also es ist ein bisschen kompliziert, sich dann dort anstellen lassen, ja, aber sicherlich die Schweiz ist ein interessanter Kandidat, soweit ich weiß.
Magnus: Ja, also, wir kommen immer wieder so ein bisschen zu der Frage zurück, äh, ist mir eben wirklich dieser radikale Lebenswandel, möchte ich den gehen, möchte ich in Deutschland alle Zelte abbrechen, und fühle ich mich in einem anderen Land auch wirklich so wohl, wie ich mir das vorstelle? Also, da gibt es ja auch immer wieder Fälle, wo ich sozusagen erstmal ins Ausland gehe, aber nach einer gewissen Zeit merke, okay, mit der Mentalität komme ich nun doch nicht klar, und komme wieder zurück, was sich natürlich auch wieder steuerlich auswirkt.
Lars Kelterborn: Kann ich gerne aus der Erfahrung berichten, klassischerweise die Schweiz, natürlich, weil das ist, der Sprachraum, der ist nicht unbekannt, und, ähm, das Umfeld, das steuerliche Umfeld, das unternehmerische Umfeld ist in der Schweiz natürlich im Allgemeinen freundlicher als in Deutschland. Der Kanton Zug is ja bekanntermaßen so ein bisschen Vorreiter für die Krypto-Welt, man kann im Kanton Zug, das habe ich kürzlich gelesen, seine Steuern in Kryptowährungen, die akzeptieren Ether und Bitcoin, meine ich, also das zeigt, dort ist das Thema relativ weit, kann ich mir bei einer deutschen Finanzverwaltung jetzt erstmal in absehbarer Zukunft nicht vorstellen, äh, also, dort ist das Umfeld sehr freundlich, weshalb viele Mandanten auch in die Schweiz gehen. Im Übrigen kann ich das auch von Sebastian Sauerborn bestätigen, die üblichen Verdächtigen bei (unverständlich) sehr, sehr häufig, dann hier in Europa Malta, Zypern, Portugal auch, ja, also Portugal sehr häufig sogar, und Panama habe ich ein paar Leute, Philippinen, ähm, ja, das sind so die Länder, die ausgewählt werden, und, in der Tat, auch das kann ich bestätigen, viele, nicht alle, aber viele kommen nach einer gewissen Zeit wieder zurück nach Deutschland. Wer mal im Ausland gelebt hat, ich habe auch eine Zeit lang in den USA gelebt, der weiß dann, und merkt auf einmal, wie ein Deutscher ist und was er hier alles vermisst, dann sind unsere zugegebenermaßen ziemlich hohe Steuern, ja, auf einmal werden sie als erträglicher empfunden, äh, also das ist so meine Erfahrung.
33:58 - Make a long story short – Kurze Fragen, kurze Antworten
Magnus: Kommen wir nun zu unserer Kategorie „Make a long story short“. Ich stelle Fragen, die möglichst kurz und knackig beantwortet werden.
Magnus: Erste Frage: Würden Sie sagen, Deutschland ist im internationalen Vergleich ein Krypto freundliches Land?
Lars Kelterborn: Das würde ich neutral bewerten wollen.
Magnus: Okay, wir machen hier mal weder Plus noch Minus. Aus Ihrer Sicht – sind Kryptowährungen das Geld der Zukunft?
Lars Kelterborn: Das ist jetzt aber eine ganz persönliche Meinung, da antworte ich eher als Person und nicht als Rechtsanwalt, ähm, das glaube ich schon, weil ich von der Technik und von der Idee, die dahinter steckt und von den Möglichkeiten, die man damit hat, davon bin ich überzeugt und es zeigt ja auch sehr, sehr deutlich, wenn die Zentralbanken und die Regierungen dagegen schießen, das zeigt immer, die nehmen das Thema sehr ernst, äh, und wenn man jetzt liest, dass China an einer eigenen Kryptowährung arbeitet, dann ist das ja eigentlich nur der Beweis, dafür, dass das eine Technologie ist, die ganz, ganz viele Vorteile bietet, und ich halte das für eine Technologie der Zukunft, ja.
Magnus: Wir bleiben auf der persönlichen Ebene – haben Sie selbst in Kryptowährungen investiert?
Lars Kelterborn: Ja, habe ich eben schon angedeutet, ich habe auch einige Kryptowährungen, die ich privat halte, ja.
Magnus: Okay. Wir gehen wieder etwas ins profanere – kann das Finanzamt überhaupt kontrollieren, was auf Exchange-Plattformen oder Krypto-Börsen passiert?
Lars Kelterborn: Ja, auch da habe ich meistens schlechte Nachrichten für die Mandanten, also der Arm der Finanzverwaltung, der deutschen Finanzverwaltung ist relativ weit. Er reicht nicht überall hin, aber wenn man jetzt auf einer chinesischen Exchange handelt, da gibt es ja auch größere, oder auch Börsen, die dort angesiedelt sind, da muss man sich immer fragen, ob man dem Börsenstandort China mehr traut, als dass man Angst vor der deutschen Finanzverwaltung hat. Da muss man eine Abwägung machen. Ähm, was aber regelmäßig möglich ist, sind Auskunfts-Ersuchen, also wenn die Exchange hier in Deutschland ist, dann sowieso, natürlich, aber auf EU-Ebene haben wir auch ganz, ganz weite Zugehörigkeiten und in vielen Doppelbesteuerungsabkommen sind, ist der Informationsaustausch auch vorgesehen, und dort haben wir aus der digitalen Welt sehr, sehr viele Beispiele, können Sie Ebay nehmen oder andere Dinge, wo man auch sagen würde, kriegt die deutsche Finanzverwaltung nie Daten. Ja, doch, man hat sie bekommen, es gibt Rechtsprechungen, selbst auch Amazon, die mit ihrer Zentrale in Luxemburg sitzen, also nicht in Deutschland, auch da mussten Daten ausgegeben werden, ja, also man sollte sich da nicht zu sicher fühlen.
Magnus: Nächste Frage geht auch ein bisschen in Richtung Finanzamt, wenn die denn, wenn irgendwann vielleicht Blockchain stärker etabliert ist, glauben Sie daran, dass das Finanzamt selbst die Blockchain auch als Chance begreifen kann, im Sinne einer lückenlosen Nachverfolgung, weil ja die Transaktionen gespeichert sind, und dass sie, die Finanzbehörden das entsprechend nutzen werden?
Lars Kelterborn: Ja, da sind natürlich ganz, ganz viele Hürden wären da noch zu nehmen, ob das soweit kommt, also kurzfristig glaube ich das nicht, mittelfristig bin ich skeptisch, ähm, die Technologie als solche, das kann ich mir schon vorstellen, dass die Finanzverwaltung die dann auch nutzt, ähm, ob das im Zusammenhang mit Kryptowährungen dazu führt, dass wir alle gläsern werden, ähm, das weiß ich nicht, aber das möchte ich nicht ausschließen. Ich mache meinen Job ja jetzt auch schon relativ lange, als ich angefangen habe, gab es die Nummern-Konten in Ländern wie Liechtenstein und der Schweiz, und dann gab’s da eben auch, da gab es keine persönlichen Daten, da hatte ich nur meine Nummer, und hatte Zugriff auf das Konto, und wenn ich da jetzt mal ein Gleichnis zur heutigen Krypto-Welt ziehe, da gibt es ja auch nur Nummern, da weiß keiner, dass ich das bin. Ähm, aber, es ist ja, wenn man es wollen würde, dann könnte man es natürlich zuordnen, so, da ist einfach die Frage, was die Staaten letztlich wollen und was sie machen werden, aber die Geschichte lehrt uns, dort, wo viel Geld verdient wird, sind die Begehrlichkeiten des Fiskus sehr, sehr groß, und man hätte nie gedacht, dass die Schweiz dort als Finanzplatz mal so unter Druck gerät und, ja, eine 180-Grad-Drehung hinlegen muss, weshalb ich bei Kryptowährungen das nicht ausschließen möchte, aber ich sehe es nicht kurzfristig und auch nicht mittelfristig.
Magnus: Okay. Perfekte Überleitung zu meiner nächsten Frage: Glauben Sie daran, dass Einkünfte aus Kryptowährungen in Deutschland in Zukunft wie Kapitaleinkünfte besteuert werden? Wir hatten ja schon über Perspektiven gesprochen, was die Besteuerung anbelangt.
Lars Kelterborn: Also ich bin überzeugt davon, dass unser Fiskus das möchte, man wird die Regierung, also unser Gesetzgeber, unser Parlament, so denn die rechtlichen Vorgaben dann vielleicht nicht reichen, wird man das sicherlich anpassen, oder versuchen, anzupassen, äh, weil das einfach, das hat man ja gesehen in den letzten Jahren, da wird sehr, sehr viel Geld verdient, und da möchte der Fiskus natürlich partizipieren, das ist ganz klar, das ist auf der anderen Seite, zur Ehrenrettung des Fiskus, muss ich natürlich auch sagen, ja, wir haben ja den Gleichheits-Grundsatz, und wir wollen und müssen in der Besteuerung natürlich auch gleich behandelt werden, äh, und das Leistungsfähigkeitsprinzip, wer viel Geld verdient, der soll natürlich auch Steuern zahlen, also das soll man bitte immer nicht vergessen, aber bis wir da wirklich Rechtssicherheit haben, ich habe es ja schon angedeutet, da brauchen wir Rechtsprechung dazu, und bis dahin wird das ein sehr streitiges Thema bleiben.
39:40 - Kontaktdaten Herr Lars Kelterborn
Magnus: Okay, wunderbar. Wenn man jetzt Sie erreichen möchte, ähm, als selber Krypto-Trader, können Sie vielleicht nochmal Ihre Kontaktdaten durchgeben, und auf welchem Wege man Sie am besten erreicht.
Lars Kelterborn: Genau, also am besten hier in Köln, wir sind gerade in neue große Räumlichkeiten gezogen, An der Pauluskirche 3-5. Wenn Sie LAP Rechtsanwälte Steuerberater googeln, dann werden Sie uns finden, und dann können wir per Zoom, per Telefon, per Skype oder auch gerne persönlich, hier in Köln oder unserem Office in Zürich, in der Tödistraße, können wir einen Termin machen, und dann setzen wir uns zusammen, und Sie dürfen uns sogar in Bitcoin oder in Ether bezahlen, also wir akzeptieren auch Kryptowährungen.
Magnus: Sehr gut, das hört sich doch schon mal gut an. Dann bleibt mir nicht mehr viel zu sagen, außer Vielen Dank, Herr Kelterborn, für die Zeit, die Sie sich genommen haben, es war ein sehr interessanter Einblick, den wir heute bekommen haben, auf jeden Fall auf deutscher Ebene, und ich sage herzlichen Dank.
Lars Kelterborn: Ja, vielen Dank Ihnen, dass ich die Möglichkeit hatte, und, ja, mir hat es Spaß gemacht, das ist beruflich und privat für mich auch ein tolles Thema, das mach‘ ich immer sehr, sehr gerne
Magnus: Das war Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Bis zur nächsten Folge.
Ressourcen:
Sebastian Sauerborn: LinkedIn
Lars Kelterborn:
Kanzlei Luxem Heuel Prowatke
Köln (Deutschland)
One Stop Shop
Erfahren Sie, wie der One Stop Shop (OSS) seit dem 01.07.2021 die Erhebung der Umsatzsteuer in der EU vereinfacht, indem alle bürokratischen und steuerlichen Schritte zentralisiert werden.
Zu Gast: Dr. Roger Gothmann
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Der OSS (One-Stop-Shop) ist zum 01.07.2021 online gegangen, eine zentrale Stelle, bei der alle bürokratischen und steuerlichen Schritte zusammenlaufen. Diese soll die Erhebung der Umsatzsteuer innerhalb der EU vereinfachen.
Was ist ein OSS - One Stop Shop
Der OSS soll zum einen den Umsatzsteuerbetrug bei Lieferungen aus Drittstaaten vorbeugen und zum anderen die Umsatzsteuer-Abfuhr vereinfachen, so dass Händler sich nicht mehr in jedem Land steuerlich registrieren müssen, was immerhin mit enormem Zeitaufwand, sprachlichen Barrieren und auch Kosten verbunden ist. Die Abgabetermine in den unterschiedlichen Ländern sind nicht einheitlich geregelt, und wie man schon bei Taxdoo-Kunden sehen kann, sie haben im Durchschnitt Steuerpflichten in sieben anderen EU-Staaten – man kann sich vorstellen, was das bedeutet.
Mit diesen ganzen Steuerpflichten müssen sie sich jetzt nicht mehr lokal registrieren, sondern sie können jetzt ihre Umsätze, die sie im Ausland erzielen, über ihren OSS, den sie in einem Land ihrer Wahl registrieren können, zentral erklären. Nebenbei bemerkt schneiden da die baltischen Länder bezüglich behördlicher Effizienz wohl recht gut ab.
Lieferschwellen
Bisher gab es die sogenannten nationalen Lieferschwellen, die, in wenige Worte gefasst, bei 100.000 € pro Jahr lagen, aber von den einzelnen Mitgliedstaaten individuell bis auf 35.000 € abgesenkt werden konnten, was mittlerweile auch fast alle EU-Staaten gemacht haben. Jetzt gibt es nur einen globalen Schwellenwert von 10.000 € pro Jahr, was bedeutet, erst wenn ich bei meinen grenzüberschreitenden Warenverkäufen über diesen Wert komme, bin ich mit jedem Paket, das ich egal in welchen EU-Staat versende, immer im Bestimmungsland steuerpflichtig.
Vereinfachung durch elektronische Schnittstellen bei Sendungen aus Drittländern
Bei Sendungen aus Drittländern in die EU ist zu beachten, dass ab dem ersten Cent immer Umsatzsteuer im Bestimmungsland fällig. Diese Durchführung wird vereinfacht, wenn diese Verkäufe über einen Marktplatz wie Amazon laufen, denn da wird ein bestimmter Teil der Steuerpflichten auf die Marktplätze selber übertragen, so dass diese einen Großteil der Umsatzsteuer für Drittlands-Händler direkt abführen und dem Marktplatz-Händler nur noch den Netto-Betrag auszahlen. Dieses gilt für alle elektronischen Schnittstellen, womit in der Regel ein solcher Marktplatz gemeint ist, die bezüglich mindestens einer der drei Kriterien (Zahlungskonditionen, Retouren-Konditionen, Artikellistung-Kondition) irgendwelche Vorgaben machen, sei es auch nur ein Minimum. Marktplätze, wie z.B. Shopify, auf den ersten Blick eine elektronische Schnittstelle, machen dem Händler bezüglich der o.g. Kriterien keinerlei Vorgaben und fallen somit nicht darunter.
Vorteile des IOSS
Die Einfuhrumsatzsteuer, eine Art Umsatzsteuer, die entsteht, wenn Produkte aus Dritt-Staaten eingeführt werden. Bestimmte Produkte bis zu einem Sachwert von 150 € kann ich über den IOSS melden, was bedeutet, dass keine Einfuhrumsatzsteuer anfällt, und weil diese Transaktionen auch vom Zoll befreit sind, verläuft die Bearbeitung schneller, wovon Händler und Kunde selbstverständlich profitieren. Unabhängig davon aber entsteht im Nachgang noch die Umsatzsteuer beim Verkauf an den Endverbraucher.
Fulfillment
Bei einem klassischen „Fulfillment-Fall“ liegt die Ware des Händlers in einem ausländischen Warenlager und wird dort lokal an den Endverbraucher verkauft, d.h. dieser lokale Verkauf muss weiterhin lokal über die Umsatzsteuererklärung deklariert werden, auch die Warenbewegung vorher dorthin muss lokal gemeldet werden, das nennt sich Innergemeinschaftliches Erbringen/Erwerben, was ebenfalls umsatzsteuerlich relevant ist.
Drop Shipping
Bei Drop-Shipping ist jetzt die Frage: wer ist für die sogenannte bewegte Lieferung zuständig? Die Vereinfachung im OSS oder IOSS gilt nur für die bewegte Lieferung, aber was ist mit der Unbewegten? Beauftragt der Händler, der in der Mitte steht, den Spediteur, die Ware an den Endverbraucher zu liefern, wird der auch von seinem OSS/IOSS profitieren. Hält er sich da aber komplett raus, ist er immer unmittelbar im Bestimmungsland steuerpflichtig, weil er diese sogenannte unbewegte Lieferung ausführt. Zusammengefasst: die Lieferung ist steuerpflichtig, wo die bewegte Lieferung, also die Lieferung des Suppliers, endet, d.h. Drop-Shipper werden von der Vereinfachung ab 01.07. nicht profitieren; sie werden in jedem EU-Staat lokal steuerpflichtig sein, wenn sie auch nur ein Produkt versenden.
Was macht Taxdoo?
Taxdoo versteht sich als Compliance Plattform für den Bereich E-Commerce mit Schwerpunkt Umsatzsteuer. Sie können Transaktionen im E-Commerce Bereich automatisch über Schnittstellen beziehen, umsatzsteuerlich bewerten, und wenn eine Steuerpflicht im Ausland besteht, diese direkt im Ausland bei den Finanzbehörden melden. Mittlerweile sind sie auch dazu übergegangen, diesen Service für Marktplätze selber anzubieten. Im Rahmen dieser One-Stop-Shops werden auch die Marktplätze zunehmend mehr Steuerpflichten bekommen, die früher dem Online-Händler oblagen. Auch dazu bietet Taxdoo Lösungen an. Zu erreichen ist Taxdoo unter taxdoo.com und es können Live-Demos in unterschiedlichen Sprachen gebucht werden.
Vorteile von Taxdoo
Bei Amazon kann Taxdoo zum Zeitpunkt des Verkaufs nicht eingreifen, falls der Händler einen inkorrekten Steuersatz hinterlegt hat. In dem Fall würde Taxdoo dann im Nachgang korrigierend eingreifen, aber beim Shop-System, wie z.B. dem Presta-Shop kann Taxdoo bereits zum Zeitpunkt des Verkaufs bereits zum korrekten Steuersatz übergehen. Und diese Steuersätze sind recht komplex, wenn man bedenkt, dass Kinderbekleidung in einem Land mit 0%, dieselben Artikel in einem anderen Land mit 27% versteuert werden, nur als kleine Nebenbemerkung zu den steuerlichen Herausforderungen.
Kontaktdaten und Links:
Dr. Roger Gothmann
Homepage: www.taxdoo.com
E-Mail: info@taxdoo.com
Telefon: +49 40 3688 145-0
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Italien – Wein, Sonne, wenig Steuern
Firma in IRLAND gründen –Steuern niedrig, Hürden hoch
Dubai - sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht
Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Geld ins Ausland senden
Auswandern nach Rumänien: Alles was du wissen musst
Timestamps
00:00 - Intro
00:18 - Begrüßung und Einleitung
00:50 - Roger stellt sich und Taxdoo kurz vor
03:33 - OSS und die neuen Regeln
05:18 - FBA – Fulfillment bei Amazon kurz erklärt
08:33 - Rundumschlag über die Thematik des OSS
10:40 - Vereinfachung durch den OSS
14:35 - Lieferschwellen
17:50 - Wie hilft Taxdoo?
22:17 - Anmeldung und Ablauf OSS
23:43 - Rahmenbedingungen bei Sendungen aus Drittländern
25:45 - Wer fällt darunter?
26:26 - IOSS Import-One-Stop-Shop
28:20 - Was in Richtung Import beim OSS relevant ist
30:34 - Drop-Shipping und die Änderung ab 01.07.
34:15 - Gesamtbewertung von Roger zu OSS und IOSS
35:27 - Wie kann Taxdoo helfen, und wie kann ich Taxdoo finden?
36:26 - Eine wichtige Frage und Verabschiedung
Mitschrift zu Folge 6 von Perspektive Ausland
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung und Einleitung
Magnus: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Sauerborn, außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London.
Magnus: Heute sprechen wir über die Umsatzsteuer, bzw. welche Rolle One-Stop-Shops dabei spielen. Dafür begrüßen wir heute Dr. Roger Gothmann, der sich uns gleich einmal vorstellt und erzählt, was ihn zu diesem Thema gebracht hat und wie er jetzt mit unseren Steuern in Verbindung steht.
00:50 - Roger stellt sich und Taxdoo kurz vor
Roger: Ja, vielen Dank Magnus, vielen Dank Sebastian, dass ich heute bei euch zu Gast sein darf. Genau, ganz kurz zu mir, man kann es eigentlich in einem Satz zusammenfassen, seit dem Abitur habe ich mich eigentlich nur mit Umsatzsteuer beschäftigt, die etwas längere Fassung ist, ich hab‘ angefangen auf Seiten der, des Finanzamtes als Umsatzsteuersonderprüfer im schönen beschaulichen Mecklenburg Vorpommern, hab's da so anderthalb Jahre ausgehalten, dann hatte man eigentlich fast alles gesehen, ich bin dann für ungefähr zehn Jahre dann noch ans Bundeszentralamt für Steuern nach Bonn gewechselt, habe da mitgeholfen, diesen Umsatzsteuer-Amtshilfeaustausch mit zu koordinieren, also Information bezüglich Umsatzsteuer zwischen verschiedenen EU Staaten mit zu koordinieren, hab‘ das dann auch für zehn Jahre gemacht, bin dann wieder zurück nach Hamburg gegangen, hab‘ dann dort promoviert, und hab‘ da meine beiden Co-Founder kenngelernt, den Matthias und den Christian, und da ist quasi auch die Idee zu Taxdoo entstanden. Was machen wir bei Taxdoo? Wir sind mittlerweile ein Team von knapp 110 Leuten, und wir verstehen uns als Compliance Plattform für den Bereich E-Commerce. Und der Schwerpunkt ist natürlich Umsatzsteuer, d.h. wir können Transaktionen im E-Commerce Bereich, sei es, sie passieren auf Amazon, auf Ebay, oder auch in einem Webshop, wir können sie uns automatisch über Schnittstellen beziehen, wir können sie umsatzsteuerlich bewerten, und wenn eine Steuerpflicht im Ausland besteht, und das ist ja heute auch das Thema des heutigen Podcast, dann können wir diese Transaktion auch direkt im Ausland bei den Finanzbehörden melden. Das war bislang so überhaupt kein Geschäftsfeld. Mittlerweile sind wir auch dazu übergegangen, und das wird die Reform, über die wir heute reden auch zeigen, auch diesen Service für Marktplätze selber anzubieten, also Amazon und Co., d.h. wir werden sehen, dass im Rahmen dieser One-Stop-Shop, oder dieses E-Commerce Package auch die Marktplätze zunehmend mehr Steuerpflichten bekommen, die früher den Onlinehändlern oblagen, und dafür bieten wir mittlerweile auch Lösungen an.
Magnus: Genau, wunderbar, also wir gehen da auch in die Themen ja heute rein. Als Sebastian gesagt hat, äh, Magnus, wir sollten unbedingt eine Folge über One-Stop-Shop und Umsatzsteuerrecht allgemein machen, habe ich erstmal gedacht, okay, jetzt nicht das sexyste Thema, was es so gibt, aber es ist ja tatsächlich so, haben wir auch in unseren Podcast-Folgen immer wieder gemerkt, es gibt natürlich viele Unternehmer, die auch im E-Commerce Bereich aktiv sind, die sich dann damit auseinandersetzen. Sebastian, vielleicht kannst Du ein Wort dazu sagen, inwiefern Umsatzsteuer denn bei Deinen Mandanten oder den Personen, die bei Dir anfragen, immer wieder ein Thema ist.
Sebastian: Ja, ist natürlich absolute, natürlich immer ein Riesenthema die Umsatzsteuer, das ist ja ganz klar, und da natürlich auch hier auf verschiedenen Ebenen. Wir haben ja, unsere Mandanten sind hauptsächlich deutschsprachige Mandanten, die im Ausland leben und in Auslandsgesellschaften sitzen und damit Dienstleistungen erbringen oder E-Commerce, oder die E-Commerce-Business betreiben, das sind viele Mandanten z.B. in den USA oder auch in anderen europäischen Ländern,
03:33 - OSS und die neuen Regeln
Magnus: Sebastian lenkt dann auch gleich das Thema von Umsatzsteuer zu One-Stop-Shop und den neuen Regeln, die diese betreffen.
Sebastian: Und jetzt ist ja tatsächlich, wir nehmen das jetzt hier gerade auf, Anfang Juli, jetzt ist ja tatsächlich seit Anfang diesen Monats hier dieser OSS, dieser One-Stop-Shop online gegangen, wir kennen das ganze ja schon so ein bisschen von digitalen Dienstleistungen her schon seit fünf Jahren, wo es ja auch einen One-Stop-Shop gab, wenn man jetzt, was weiß ich, jetzt Software oder so was online verkauft hat, also ist man ja schon jetzt mit vertraut. Jetzt gilt das ganze natürlich auch für physikalische Güter. Ich lass das gleich jetzt mal am besten mal den Roger ein bisschen zusammenfassen, was da gilt, ist auf jeden Fall eine Riesenänderung, ja, das ist ja ganz klar, es ist verspätet eingeführt worden, wegen Corona, ja, aber ist auf jeden Fall auf verschiedenen Ebenen eine Riesenänderung. Und deswegen bin ich froh, dass wir heute darüber sprechen, also wie gesagt, es betrifft viele Leute, aber auch gerade Leute, die neu beginnen möchten. Es sind ja gerade viele dabei, z.B. so ein FBA Business oder so bei Amazon zu starten, ja. Äh, und die haben sich vielleicht zuletzt mit dem Thema vor zwei Jahren auseinandergesetzt, ja, und da ist jetzt auf jeden Fall sehr viel passiert, deswegen ist es auf jeden Fall sinnvoll, sich zum jetzigen Zeitpunkt damit neu zu befassen.
Magnus: Sebastian, da nimmst Du meinen Einstieg quasi von der Zunge. Ich möchte nochmal fragen, wenn wir jetzt mal vielleicht ausgehen von einem Unternehmer, der vor Corona gesagt hat, okay, ich will jetzt ein FBA Business vielleicht aufsatteln, will das ganze machen, sich dann hat irgendwie Unterstützung geholt, genau, vor anderthalb Jahren oder so was, das ganze über Corona hat liegenlassen, jetzt wieder starten möchte, dann können wir auf jeden Fall schon mal sagen, das, was er damals an Information hatte, ist im Prinzip alles hinfällig und jetzt muss er nochmal neu überlegen. Roger, könntest Du das so bestätigen?
05:18 - FBA – Fulfillment bei Amazon kurz erklärt
Roger: Ähm, das kann ich eigentlich so unterstreichen, in der Tat, wir können ja nochmal ganz kurz sagen, was heißt denn dieses FBA, und FBA sagt, und dieses Kürzel steht ja für "Fulfillment bei Amazon", d.h. ich verkaufe meine Produkte über den Marktplatz Amazon, der mittlerweile ja schon, ich will nicht sagen, eine Pole-Stellung hat, aber schon eine sehr dominante Stellung hat, der mit Abstand größte Marktplatz, zumindest hier in Europa. Und was macht Amazon, bzw. was hat diese Vormarschstellung untermauert? Äh, einfach der Aspekt, dass Amazon nicht nur seine Reichweite zur Verfügung stellt, also den Marktplatz selber, da tritt Amazon ja nur als Vermittler auf, sondern auch diese gesamte Logistik dahinter abbildet. Das bedeutet, ich als Händler muss mir nur noch überlegen, welche Produkte will ich verkaufen, source die vielleicht in China oder bei irgendeinem Supplier in Europa, schicke sie dann zu Amazon, und Amazon disponiert sie dann europaweit in verschiedenen ausländischen Warenlagern, so dass sie dann nach Möglichkeit schon am nächsten Tag, wenn der Kunde das Produkt bestellt, auch direkt beim Kunden sind.
Magnus: Somit muss der Händler selbst kein eigenes Lager mehr zur Verfügung stellen, sondern kann von den Vorteilen von Amazon profitieren.
Roger: Absolut, nä, und das führt natürlich auch dazu, dass auch viele junge Unternehmen gerade in diesen Markt strömen, weil halt die Investitionskosten, gerade zu Beginn, dadurch, dass Amazon ja viel abnimmt, eben sehr gering sind. Das heißt, ich kann quasi auf Knopfdruck, das sag' ich immer so gerne auf Knopfdruck auf die Logistik-Infrastruktur eines großen Handelskonzerns zurückgreifen, aber, und das ist ja auch der Punkt, der heute im Fokus steht, ich müsste, um das Ganze auch steuerlich abbilden zu können, eine Konzernsteuerabteilung fast unterhalten können, und das macht das ganze eben so komplex.
Magnus: Okay.
Sebastian: Und vielleicht noch eine Sache, wie soll ich sagen, ja genau, also, Amazon ist natürlich ein Riesenthema, ich weiß, eines, dass Amazon, ähm, was E-Commerce-Markt in Europa, ich weiß es aus den USA, da sind es über 50%, ja, also d.h. jeder über die Hälfte allen Umsatzes, E-Commerce allgemein USA oder über Amazon abzuwickeln ist natürlich schon wahnsinnig, ist, ja. Aber es gibt ja auch Leute, die jetzt außerhalb von Amazon, z.B. gerademal Drop-Shipping und so was anbieten. Drop-Shipping ist jetzt ja auch so‘ne Sache, die jetzt ja in den letzten, ja, also ist ja nichts neues jetzt natürlich, aber ist in den letzten zehn Jahren stark gekommen ist, wo man also z.B. sagt, also naja, ich hab' irgendwie ein paar Facebook Kampagnen, verkauf, was weiß ich, so irgendwelche Gadgets, was weiß ich, so elektrischer Schraubenzieher oder so was, ja, oder elektrischer Korkenzieher oder so 'ne Sachen, dann wird das direkt von China an den Kunden geschickt, der irgendwo in Deutschland ist, ja. Äh, war schon davor umsatzsteuerlich für manche abenteuerlich, die gesagt haben, naja, okay, muss gar keine Umsatzsteuer berechnen oder so ein Quatsch, ja, und jetzt ist es nochmal schwieriger geworden, ist dann nochmal ein weiterer Aspekt, der neben Amazon, FBA auch nochmal ein wichtiges Thema sein sollte heute.
Magnus: Das heißt für die gilt natürlich genauso jetzt die neue Regelung dieses One-Stop-Shop jeder Art von Drop-Shipping oder Onlinehandel oder auch normaler Handel im Prinzip, wenn ich in einem anderen Land tätig werde, dass ich dann umsatzsteuerpflichtig bin, auch als Ausländer.
Sebastian: Ja, und da, da gab’s ja immer sehr viel Missbrauch, äh, sagen wir jetzt mal hier, ohne bestimme Länder hier besonders hervorheben zu wollen, aber dass dort einfach viel Umsatzsteuerbetrug begangen wurde. Und deswegen wurde des jetzt sogar so geregelt, aber wie gesagt, da wird sicher der Roger jetzt gleich dazukommen, aber auch dass jetzt bei Importen außerhalb der EU, muss die Umsatzsteuer im Vorfeld letztlich schon bezahlt werden, zumindest bei kleineren Produkten, um dem im Grunde vorzubeugen. Also im Grunde so, ist das der Themenbereich, den wir heute mal besprechen wollen.
08:33 - Rundumschlag über die Thematik des OSS
Magnus: Um also diese einzelnen Regelungen und Änderungen zu verstehen, gibt uns Roger einen Rundumschlag über die Thematik des One-Stop-Shops.
Roger: Gerne, also die Reform an sich, die wir ja zum 01.07. gesehen haben, die ja eigentlich zum 01.01 dieses Jahres kommen sollte, aber dann ja nochmal um in halbes Jahr verschoben worden ist, hat eigentlich ja zwei Beweggründe. Der eine Grund ist, Sebastian hat das ja gerade angesprochen, dieser massive Umsatzsteuerbetrug bei Lieferungen aus Drittstaaten, das ist nicht nur China, das sind auch andere Drittstaaten, können wir ja gleich noch drüber reden, aber der zweite Grund, und da standen ja die redlichen Unternehmer immer im Fokus, die in Europa sitzen und auch gerne ihre Umsatzsteuer abführen, die hatten eben folgende Herausforderung. Das heißt, wenn sie ihre Produkte grenzüberschreitend verkauft haben, und das geht ja mittlerweile aufgrund der Reichweite der Marktplätze extrem schnell, aber auch wenn ich ein Händler bin, der nur da in seinem Shopify Shop verkauft, kann ich über gezielte Kampagnen auch eine enorme Reichweite aufbauen. Die hatten eben die Herausforderung, dass das europäische Umsatzsteuerrecht sagt, äh, eigentlich musst Du jeden Verkauf, der grenzüberschreitend stattfindet, an Privatpersonen, und das ist ja noch der Hauptteil des E-Commerce, immer im Bestimmungsland versteuern. Na, das bedeutet, wenn ich meine Produkte z.B. aus deutscher Sicht nach Frankreich verkaufe, muss ich mir Gedanken darüber zu machen, wie ich die Umsatzsteuer dann in Frankreich abführe. Und da, das war bislang so regelt, ich muss mich als Unternehmer an das dort zentral zuständige Finanzamt in Frankreich wenden, musste mich dort steuerlich registrieren, auf französischen Anmeldebögen und muss dann dort meine französische Steuermeldung abgeben.
Magnus: Ich muss mich also in den Ländern immer gut auskennen, die Sprache sprechen können oder das Geld haben, einen Fachanwalt bezahlen zu können.
Roger: Exakt. Und wenn ich da vielleicht nur für einen Staat gemacht hatte, könnte man das vielleicht noch handeln, aber wir wissen ja alle, der E-Commerce boomt, die Reichweiten boomen, das bedeutet, wir sehen es uns bei uns bei Taxdoo, im Durchschnitt hat ein Kunde bei uns Steuerpflichten in sieben anderen EU-Staaten, d.h. er müsste das mal sieben machen, und das große Problem ist, dieses ganze Verfahrensrecht, also wann gebe ich wo wie eine Umsatzsteuererklärung ab, ist leider nicht harmonisiert, also d.h. das ist wirklich ein Wildwuchs, und das war natürlich am Ende des Tages auch eine Barriere, oder ist eine Barriere gerade in einem Binnenmarkt wie der EU, den es ja eigentlich gar nicht geben soll.
10:40 - Vereinfachung durch den OSS
Magnus: Genau diese Barriere soll durch den One-Stop-Shop vereinfacht werden.
Roger: Das heißt, ich muss mich jetzt nicht mehr lokal registrieren, sondern ich kann quasi meine Umsätze, die ich jetzt in Frankreich erziele, die ich jetzt vielleicht in Polen erziele, dann in meinem Sitzstaat, z.B. Deutschland über den One-Stop-Shop zentral erklären. Allerdings, und äh, da sag' ich mal so gerne, hat mittlerweile auch die Technologie die Reglatorik wieder überholt, dass nur für bestimme Transaktionsarten, ja, d.h. wenn ich jetzt ein Online-Händler bin, der nur ein Zentrallager in Deutschland hat und von dort aus grenzüberschreitend verkauft, habe ich eine Vereinfachung, ich muss mich nicht mehr in diversen EU-Staaten steuerlich registrieren, sondern mache das über den One-Stop-Shop. Wenn ich aber in diesen Bereich für Fulfillment-bei-Amazon komme, dann muss ich mir Gedanken machen über zweigleisige Compliance-Struktur, ja, da können wir gleich nochmal drüber reden.
Magnus: Okay, aber das heißt, erstmal können wir festhalten, die Idee davon war, eine Vereinfachung zu erreichen, was sich ja erstmal sehr positiv anhört, oder?
Sebastian: Und vielleicht man sollte hier noch eben einfügen, dass diese Idee ja letztlich für digitale Dienstleistungen, für digitale Produkte jetzt schon seit glaub' ich 2015 oder so, ja, Recht und Gesetz ist, und dass dort auch schon ein Mini-Online-Shop, One-Stop-Online-Shop gibt und die Erfahrung eigentlich sehr positiv gewesen sind, ja. Und das hat den Gesetzgeber meiner Meinung nach weiter motiviert, okay, wir machen das jetzt auch für physikalische Produkte, weil es im Grunde so gut gelaufen ist, für digitale Produkte.
Magnus: D.h. Du hast auch Mandanten, Sebastian, die, äh, den One-Stop-Shop anwenden für digitale Dienstleistungen.
Sebastian: Ja, absolut, also wie gesagt so Software ist so das Klassische, wenn man irgendwelche Downloads bestellt oder irgendwelche Hostings oder irgendwelche automatisierten eben automatisierte, digitalisierte, da gibt’s ja so Produkte, wo jetzt kein, wo jetzt im Grunde relativ wenig Mitgliedschaften bei irgendwas, alle solche Sachen, sind wir alle von betroffen, auch schon heute.
Magnus: Gut, dann hört sich diese Vereinfachung ja erstmal sehr schön an, könnten alle jubeln, Roger, gibt's denn Grund durchgängig zu jubeln oder gibt's auch das eine oder andere neue Änderung, wo man sagen muss, okay, da werden manche Unternehmer vielleicht nicht ganz glücklich mit sein.
Roger: Ja, das ist eben die Herausforderung, nä, ich mein, diese Gesetzesreform braucht natürlich enormen Vorlauf, enormen zeitlichen Vorlauf, weil wann immer wir in der Europäischen Union unser Umsatzsteuerrecht ändern, müssen alle EU-Staaten einstimmig zustimmen. Naja, d.h. man kann sich vorstellen, wie lange dieser Abwägungsprozess, dieser Abstimmungsprozess ist, äh, d.h. wir haben schon viele, viele Jahre Vorlauf, und als diese Gesetzesinitiative aufkam, sah der Online-Handel noch ganz anders aus. Ja, da hatten wir vielleicht die Ebay-Seller, die haben ihre Produkte aus einem Zentrallager heraus verschickt, europaweit, die hatte man im Fokus, aber man hatte natürlich nicht im Fokus diese Cross-Border-Fulfillment-Strukturen. Das kann Fulfillment bei Amazon sein, das kann aber mittlerweile auch Zalando Fulfillment sein, also Zalando zieht da auch gerade stark nach, aber auch Ebay mittlerweile, mit Cross-Border-Fulfillment-Strukturen, d.h. mit Warenlagern im EU-Ausland. Und wann immer ich diese Warenlager nutze, damit meine Produkte natürlich möglichst schnell beim Endverbraucher sind, was ja auf dem Marktplatz immer, sag‘ ich mal, die beste Option ist, deswegen sag' ich jetzt mal, verkauft ja auf dem Marktplatz Amazon sehr pro-aktiv an die Händler, nutzt das doch bitte, ja, äh, bin ich natürlich aus diesem One-Stop-Shop-Verfahren wieder zum Stück raus, weil über den One-Stop-Shop kann ich eben nur Fernverkäufe melden, d.h. Verkäufe aus einem EU-Staat in einen anderen EU-Staat an Endverbraucher. Wenn ich aber jetzt so einen klassischen FBA Fall oder Zalando-Fulfillment-Fall vor Augen habe, da liegt meine Ware ja dann vielleicht in einem Warenlager in Italien und wird dort lokal dann an den Endverbraucher verkauft, d.h. diesen lokalen Sale, diesen lokalen Verkauf, den muss ich weiterhin lokal über eine lokale italienische Umsatzsteuererklärung deklarieren und selbst diese Warenbewegung vorher dorthin nach Italien muss ich auch lokal melden, das nennt man Innergemeinschaftliches Erbringen, bzw. Innergemeinschaftliches Erwerben, ja, auch das ist umsatzsteuerlich relevant und muss lokal gemeldet werden.
14:35 - Lieferschwellen
Magnus: Okay, also da hören wir schon mal einen wesentlichen Stolperstein, der wahrscheinlich doch viele Unternehmer trifft, wenn ich dann über FBA oder andere Varianten im Ausland aktiv bin und dort die Varianten nutze. Jetzt gab es ja vorher immer, oder habe ich gehört, immer die attraktiven Lieferschwellen, wo ich gesagt habe, ah ja, da falle ich ja nicht drunter - hat sich da auch irgendwas getan?
Roger: Genau, die Lieferschwellen sollten ja eigentlich unsere heißgeliebten kleinen mittleren Unternehmer, also unsere SMI ein bisschen beschützen, weil das Umsatzsteuerrecht, das ja noch weitgehend auf dem Stand von 1993 ist, hat ja dieses Bestimmungslandprinzip in sich, d.h. grundsätzlich soll jede grenzüberschreitende Transaktion immer im Bestimmungsland der Umsatzsteuer unterliegen. Damit jetzt nicht wirklich jedes kleine Unternehmen sich im Ausland registrieren muss, was ja oft mit Kosten verbunden ist, hat man gesagt, bis zu einer bestimmten Grenze an Umsätzen, könnt Ihr eure Umsätze weiterhin bei Euch im Sitzstaat versteuern. Ja, und diese Grenze, das waren eben diese Lieferschwellen. Man hat damals angefangen mit 100.000 €, das war der Default pro Jahr pro Staat, und wenn ein Mitgliedsstaat gesagt hat, diese Grenze ist mir zu hoch, da verliere ich zu viel an Umsatzsteuer, also aus Empfängerlandsicht, je höher die Grenze, desto weniger Umsatzsteuer nimmt der Staat ja ein, hatte er das Recht, diese Grenze auf 35.000 € netto pro Kalenderjahr abzusenken. Und das haben mittlerweile fast alle EU-Staaten gemacht, und ich würde mal sagen, ein Händler, der vielleicht einen Jahresumsatz von einer halben Million hat, was glaub' ich nicht viel ist für einen Online-Händler, der hat in der Regel vorher schon drei, vier Lieferschwellen überschritten gehabt.
Magnus: Diese Lieferschwellen fallen also gänzlich weg und werden durch den globalen Schwellenwert ersetzt, der Mikrounternehmen schützen soll.
Roger: Und zwar gibt es dann keine nationalen Lieferschwellen mehr, sondern nur einen globalen Schwellenwert von 10.000 € pro Jahr, d.h. wenn ich grenzüberschreitend Waren im Wert von weniger als für 10.000 € netto, egal in welchen EU-Staat verkaufe, kann ich es weiterhin bei mir im Sitzstaat versteuern, wenn ich über diese 10.000 € komme, bin ich quasi mit jedem Paket, das ich egal in welchen EU-Staat ich versende, sei es nach Malta, sei es nach Rumänien oder Lettland, immer im Bestimmungsland steuerpflichtig.
Sebastian: Diese Etsy-Shops, die so handgemachte Sachen verkaufen oder so, ja, wo es ja also durchaus möglich ist, dass man sehr, sehr geringe Umsätze hat.
Magnus: Wobei wir aber eher so im Bereich die Liebhaberei quasi stecken.
Sebastian: Ja ja, würde ich sagen, also ja, ist mein Eindruck, ja.
Magnus: Äh, und wie ist das insgesamt mit der, werden die einzelnen Transaktionen dann auch nachverfolgt, oder wie funktioniert das, weißt Du da was zu, Roger?
Roger: Ich muss mir natürlich dann auch Gedanken machen, welche Transaktion geht wohin, ist natürlich aus Händlersicht zum einen natürlich schon eine gewisse Herausforderung, weil viele Händler das über ihr IT System teilweise gar nicht abbilden können, also ich kenne viele Amazon-Seller, die kriegen einmal monatlich diese Auszahlung von Amazon, verbuchen die in Gänze, ja, d.h. die schauen sich gar nicht an, welche Transaktion ist jetzt nach Rumänien gegangen, oder nach Lettland gegangen, ja, ist schon eine große Herausforderung auf Händler-, aber auch auf Steuerberater-Seite, wenn ich als Steuerberater noch die Buchhaltung laufend übernehme und wird das Ganze, sag‘ ich mal, auch von Seiten der Finanzverwaltung überwacht, ja, grundsätzlich natürlich auch, weil, was wir auch sehen, ist, ist auch eine zunehmende Haftung auch der Marktplätze für nicht abgeführte Umsatzsteuer. Ja, da sehen wir, sage ich mal, Bewegung drin, wenn wir vielleicht gleich noch über Händler aus Drittstaaten reden, da ist es sogar noch krasser, da sind ja die Marktplätze sogar in der Steuerpflicht.
Magnus: Mhm, das heißt, die versuchen sich dort teilweise auch abzusichern.
Roger: Ja.
17:50 - Wie hilft Taxdoo?
Magnus: Um den Ablauf des ganzen Prozesses verdeutlichen zu können, lenkt Sebastian das Gespräch in einen konkreten Kontext.
Sebastian: Wenn man sich mal vorstellt, jemand hat jetzt irgend so ein System -Shopify oder sonst irgendwas, oder Woo-Commerce, und der hat jetzt einen relativ, also mal einen relativ kleinen Handel, ja, wie der Roger schon sagte, 500.000-1.000.000 und verkauft in alle EU-Länder, ja, mittlerweile ist mein Verständnis so, dass die meisten E-Commerce Plattformen, Amazon ja sowieso, aber auch die eigenen Online-Shops ja die Funktionalität, ja sagen wir mal die Berechnung der Steuer sowieso abdecken. Ja, d.h. da kann man irgend so eine Einstellung machen, dann berechnen die die Steuer, und dann hat man im Grunde dann am Ende, vermute ich, bin mir jetzt nicht sicher, kannst es vielleicht gleich nochmal klarstellen, Roger, irgendeinen Report wo steht, pro Land, so und so viele Umsatzsteuer ist jetzt abzuführen, und dann muss ich das dort irgendwie einpflegen und halt dann den entsprechenden Betrag, vermute ich mal, bezahlen. Ja, wäre gut, wenn Du dazu was sagen kannst, Roger, dann kannst Du da mal erklären, wozu Eure Software oder Eure Dienstleistung dann hier mit einfließt, ob das über API integriert wird in die E-Commerce Plattform wie Amazon oder wie das funktioniert.
Roger: Ja, genau, Sebastian, Du hast eben da einen wichtigen Punkt angesprochen, d.h. ja, es gibt die großen Marktplätze Amazon, Ebay, Zalando, die übernehmen dann auch die Steuerberechnung, wenn man das möchte, allen voran also Amazon über diesen sogenannten Steuerberechnungsservice, die muss der Händler aber buchen, und dann kann ich quasi in den Transaktionsdaten ja sehen, welcher Steuersatz wurde jetzt angewendet für meine Lieferung nach Rumänien, oder für meine Lieferung nach Frankreich, und kann mir dann auch diese Daten nehmen und dann quasi entsprechend zu Hause aufschlüsseln, sag ich so eine Software wie Taxdoo oder ich mach's auch irgendwie selber mit Excel, wie auch immer, und kann die Daten dann quasi ja über diesem One-Stop-Shop-Portal eben auch entsprechend melden. Sag' ich mal alle mittleren Marktplätze oder auch viele Shop-Systeme oder auch ERP-Systeme, die haben ja natürlich nicht so eine ausgefeilte Umsatzsteuerlogik, d.h. da muss ich oftmals auch selber überlegen, welcher Steuersatz greift denn, wenn ich jetzt Kinderschuhe nach Irland verkaufe. Ja, da ist nämlich Kinderbekleidung z.B: mit 0% Steuersatz, einer Zero-Rate versteuert, wohingegen das ganze vielleicht, wenn ich das nach Ungarn verschicke, mit 27% versteuert wird. Da fangen dann schon so die großen Herausforderungen an. D.h. wir haben natürlich in Europa dieses Steuersatz-Wirr-Warr, wir haben eine enorme Bandbreite an den Standardsteuersätzen, dann haben wir noch ermäßigte Steuersätze, und wenn ich quasi unterhalb dieser großen Plattform agiere, was ja viele Händler machen, weil sie sich ja auch breit aufstellen, keiner will ja nur komplett abhängig sein von Amazon oder Ebay oder Zalando, dann fangen da eben schon die Herausforderungen an.
Magnus: An dieser Stelle kann Taxdoo die Händler unterstützen.
Roger: Wir können bei Taxdoo, über EPI’s, die wir zu den Marktplätzen, zu IP Systemen haben, uns natürlich alle Transaktionsdaten ziehen, wir bewerten sie auch nochmal gesondert, können sagen welcher Steuersatz greift für welches Produkt und welchen EU-Staat und können dann natürlich entscheiden, muss das ganze lokal gemeldet werden, weil es vielleicht aus dem lokalen Fulfillment-Center heraus passiert ist, dann machen wir das automatisiert, und die restlichen Transaktionen, diese Fernverkäufe, können wir dann quasi über eine One-Stop-Shop-Schnittstelle an den One-Stop-Shop melden, sei es in Deutschland oder jedem anderen EU-Staat.
Magnus: Und das passiert automatisiert?
Roger: Genau, das passiert automatisiert?
Sebastian: Und Euer System ermöglicht es dem Online-Händler praktisch zum Zeitpunkt des Verkaufs schon die Umsatzsteuer zu berechnen, korrekt? Oder ist das alles im Nachhinein basierend auf historischen Daten?
Roger: Bei Amazon ist es natürlich so, da kann man zum Zeitpunkt des Verkaufs nicht eingreifen, das ist ein geschlossenes System, d.h. da würden wir dann gerade im Nachgang korrigierend eingreifen, wenn wir feststellen, okay, dieses Produkt wurde vielleicht falsch versteuert, weil der Händler auch vielleicht einen falschen Steuersatz bei Amazon hinterlegt hat, das ist grundsätzlich auch möglich. Bei dem Shop-System, wie z.B. Presta-Shop, da arbeiten wir in der Tat mit Plug-Ins und können quasi zum Zeitpunkt des Verkaufs eben auch zum korrekten Steuersatz übergehen.
Sebastian: Was dann sicherstellt, und das ist ja eben für den Händler immer am schlimmsten, wenn er jetzt irgendwie keine Steuer abführt obwohl er hätte abführen müssen, ja, und wird nimmt dem Kunden selbst dann keine Umsatzsteuer ab und stellt hinterher fest, oh, mein Gott, ich muss jetzt ja hier hinterher nachzahlen und hab' eigentlich die Umsatzsteuer gar nicht eingenommen erst und bin dann damit im Minus, sagen wir es mal so, ja.
Sebastian: Und macht Ihr das auch eigentlich "nur", also in Anführungszeichen, "nur" in der Europäischen Union oder auch in den USA mit Sales Tax?
Roger: Ne, wir bieten den Service z.Z. nur für die Europäischen Union und für Großbritannien und jetzt in den ersten Zügen schon für die Schweiz an, nä, also EU plus UK und Schweiz.
22:17 - Anmeldung und Ablauf OSS
Magnus: Okay, ich glaub' wir müssen hier zwei grundlegende Fälle ein bisschen unterscheiden, Roger, Du hattest es schon angesprochen, mit Drittland, wenn wir jetzt vielleicht erstmal den einfacheren Fall wählen und sagen wir sind irgendwie in der EU, wir haben einen Unternehmer, der ist in einem EU Land mit seiner Gesellschaft ansässig, was weiß ich, Malta, wo auch immer, und verschickt eben aber auch in andere EU-Länder, wie wäre das konkrete Vorgehen jetzt beim One-Stop-Shop von der Anmeldung bis zum Ablauf, kannst Du dazu was sagen, bevor wir dann im zweiten Schritt uns auch Drittländer anschauen.
Roger: Genau, bei Händlern mit Sitz in der EU, die müssen natürlich schauen, okay, komm' ich jetzt über diese 10.000 € Grenze, wo natürlich, sag‘ ich mal alle, die keine Liebhaberei betreiben, relativ schnell darüber kommen, äh, die sollten sich natürlich dann auch relativ schnell und fristgerecht für den One-Stop-Shop registriert haben und die brauchen dann natürlich auch entsprechende Prozesse im Hintergrund, die, sag‘ ich mal feststellen, welche Transaktion kann über den One-Stop-Shop gemeldet werden, welcher Steuersatz ist anzuwenden und welche Transaktion muss ich vielleicht noch weiterhin lokal melden, weil es z.B. über Amazon FBA oder Zalando-Fulfillments läuft.
Magnus: Und diese Meldung, kann ich die noch selber machen oder brauche im Grunde da auch schon irgendwie Unterstützung von Experten, die das machen?
Roger: Beim One-Stop-Shop hängt's natürlich immer, sag‘ ich mal, von der Transaktionsanzahl ab, d.h. wenn ich, sag' ich jetzt mal ein mittlerer Händler bin, der vielleicht nur ein paar hundert Transaktionen hat, kann ich mir dann auch selber, sag' ich mal, vielleicht einen Excel Makro zusammenbauen, bei den größeren Händlern Richtung 1.000, 10.000 oder Million Transaktionen brauch' ich sicherlich irgendwie einen automatisierten Prozess.
Magnus: Okay.
23:43 - Rahmenbedingungen bei Sendungen aus Drittländern
Magnus: Das heißt, in der EU wäre das alles ein bisschen klarer, ein bisschen einfacherer, aber wenn wir jetzt eben z.B. in Richtung Drittland gehen, wenn wir z.B. einen US-Unternehmer haben, der in die EU liefern möchte, was ändert sich hier, was sind da die großen, wichtigen Rahmenbedingungen, die er kennen sollte?
Roger: Genau, das wichtigste, das hatte Sebastian ja schon zu Beginn angesprochen, früher war es ja so, dass man gerade so diese kleinen Betragszahlen, also bis 22 € war der Betrag in Deutschland, da ist man eigentlich davon ausgegangen, da fällt gar keine Umsatzsteuer an, was aber eigentlich ein Trugschluss war, aber ich will das Fass jetzt nicht auch noch aufmachen, aufmachen, d.h. da ist dem Fiskus nicht nur in Deutschland, sondern europaweit sehr, sehr viel Umsatzsteuer durch die Lappen gegangen. Das waren natürlich Händler aus Drittstaaten, das kann USA gewesen sein, natürlich auch in großem Maße auch aus China, gar keine Frage, und da sag' ich mal wird es zum 01.07. so sein, dass ab dem ersten Cent bei Lieferungen aus Drittstaaten immer Umsatzsteuer anfällt, das ist ganz wichtig, ja. Das ist der eine Aspekt, und Händler aus Drittstaaten müssen dann in der Tat schauen, was sind ihre Vertriebskanäle. Wenn sie über ihren eigenen Webshop in die Europäische Union verkaufen, dann müssen sie sich selber Gedanken machen, wie führe ich jetzt meine Umsatzsteuer im entsprechenden Bestimmungsland ab, wenn noch ein Marktplatz dazwischengeschaltet ist, dann wird der unter gewissen Konditionen die Umsatzsteuer abführen müssen für den Händler aus China oder aus den USA. Ja, d.h. das ist so eine Art Betrugsmechanismus, weil die Händler kriegt man ja nicht gegriffen, es gibt ja kein Amtshilfeabkommen zwischen der EU und China, d.h. da überlagert man oder da überträgt man einen bestimmten Teil der Steuerpflichten auf die Marktplätze selber. D.h. Amazon und Co. werden einen Großteil der Umsatzsteuer eben für Drittlands-Händler direkt abführen.
Magnus: Und wie kann Amazon sicherstellen, dass sie sozusagen die Umsatzsteuer dann auch bekommen?
Roger: Äh, weil sie ja quasi Herr der Daten sind. D.h. ich rede hier über einen geschlossenen Kreislauf. Wenn ich jetzt im Bereich FBA bin, dann liegt ja die Ware direkt bei Amazon, Amazon kann ja das ganze Inventar überblicken, Amazon weiß ja wo geht welches Produkt hin, und Amazon nimmt ja sogar das Geld ein, d.h. aus diesem Bruttobetrag muss Amazon dann eben den entsprechenden Steuerbetrag einbehalten, ans Finanzamt abführen und leitet dann nur noch den Nettobetrag an den Händler ab.
25:45 - Wer fällt darunter?
Magnus: Je nach dem ist dieses Prozedere bei anderen Drop-Shipping Plattformen ähnlich.
Roger: Genau, also die Frage ist immer: wer fällt darunter? Der Gesetzgeber sagt: alle elektronischen Schnittstellen. Da gibt es quasi dann drei Kriterien, und davon muss mindestens ein Kriterium erfüllt sein. Und zwar muss diese Schnittstelle, also mit Schnittstelle ist in der Regel so ein Marktplatz gemeint, entweder die Zahlungskonditionen festlegen, entweder die Retouren-Konditionen festlegen oder auch festlegen, wie Artikel gelistet werden dürfen. Das heißt, so ein Shopify-Shop ist ja auf den ersten Blick auch erstmal eine elektronische Schnittstelle, macht aber gar keine Vorgaben, da bin ich als Händler komplett frei. Der fällt nicht darunter, aber natürlich jeder Marktplatz, der, sag‘ ich mal nur ein Minimum an Vorgaben macht.
26:26 - IOSS Import-One-Stop-Shop
Magnus: Okay, und gibt's da, wenn ich jetzt nur einen Shopify-Shop vielleicht hab', in Anführungsstrichen, gibt's da gewisse Vorgaben, zu welchem Zeitpunkt ich die Umsatzsteuerzahlungen zu leisten habe, schon im Voraus oder gibt es da keine konkreteren Regelungen?
Roger: Das hängt davon ab, und da kommen wir jetzt quasi schon zum Import-One-Stop-Shop, d.h. für bestimmte Produkte bis zu einem Sachwert von 150 €, die kann ich zukünftig, sag‘ ich mal, über den sogenannten Import-One-Stop-Shop melden. Was ist da die Vereinfachung? Die Vereinfachung ist, dass wenn ich diesen Import-One-Stop-Shop nutze, keine Einfuhrumsatzsteuer anfällt. Also Einfuhrumsatzsteuer ist auch so eine Art Umsatzsteuer, die entsteht immer dann, wenn Produkte aus Dritt-Staaten eingeführt werden. Unabhängig davon entsteht quasi im Nachgang auch noch einmal Umsatzsteuer, beim Verkauf an den Endverbraucher. Wenn ich jetzt aber diesen Import-One-Stop-Shop nutze, dann sind diese Transaktionen von der Einfuhrumsatzsteuer befreit, d.h. ich spar mir diesen Financial Gap, weil bei der EUS ist es so, also Einfuhrumsatzsteuer, die führ' ich erst ab beim Grenzübertritt und kann sie mir dann, weil ich ja Unternehmer bin und durch Umsatzsteuer nicht belastet werden darf, später vom lokalen Finanzamt wieder zurückholen und führe dann quasi in einem dritten Schritt Umsatzsteuer ab. Merkt man, macht eigentlich gar keinen Sinn, so ne Null da im Spiel, aber ich hab' ne Liquiditäts-Gap. Wenn ich diesen Import-One-Stop-Shop nutze, ist quasi diese Transaktion von der Einfuhrumsatzsteuer befreit. Und bei diesen Transaktionen ist es so, die muss ich monatlich melden, und hab' dann quasi noch einen Monat Zeit, diese Umsatzsteuer zu bezahlen über den Import-One-Stop-Shop. Gilt aber wie gesagt nur für Transaktionen bis 150 €, weil auch nur diese Transaktionen dann vom Zoll noch befreit sind.
Magnus: Okay, Sebastian, ...
Sebastian: Das führt dann auch zu einer schnelleren Bearbeitung, sag' ich jetzt mal, bei der Warenlieferung, bei der Verzollung, ja, weil eben dieses ganze Thema im Grunde schon, also ich mein' die Compliance ist mehr oder weniger schon vorgelagert und wird nicht dann beim Zoll erst, muss nicht beim Zoll erst geregelt werden.
28:20 - Was in Richtung Import beim OSS relevant ist
Magnus: Genau Sebastian, vielleicht kannst Du noch ein bisschen konkretisieren, was in Richtung Import beim One-Stop-Shop noch relevant ist, auch für Deine Mandanten.
Sebastian: Wir haben auf jeden Fall jetzt also auch Mandanten aus den USA, die von den USA aus nach Europa geschickt haben oder verschicken werden. Eben, bisher war es dort auch so, da gab es, es gab verschiedene Modelle, man konnte zum einen sagen, naja, also der Kunde kümmert sich einmal um die Einfuhrumsatzsteuer und zumal macht ja auch DHL und UPS machen eigentlich dann das ganze Handling, und letztlich braucht dann der Händler gar nicht sich da so groß darum zu kümmern. Ähm, ist das nach wie vor noch möglich, dass man das mehr oder weniger einfach an UPS und DHL delegieren kann und dann muss der Kunde sich um die Einfuhrumsatzsteuer bezahlen, bzw. die Verzollung, oder kann das nicht mehr gemacht werden, Roger?
Roger: Doch, äh, da wird es noch ein besonderes Verfahren geben, das ist quasi den Logistiker mit einspannend. Das ist allerdings zukünftig, oder ja mittlerweile schon, mit relativ hohen Haftungsrisiken verbunden, dass ich mir gar nicht so sicher bin, wie das in der Praxis jetzt umgesetzt werden wird, ob das noch so die große Nachfrage jetzt gibt. Wird sich über die nächsten Wochen jetzt zeigen.
Sebastian: Also wir haben auf jeden Fall etliche Mandanten, die jetzt auch schon im Vorfeld jetzt gar nicht unbedingt erst bei der Einführung hier von IOSS oder OSS bei Amazon früher gehandelt hatten, die mussten jetzt ja schon letztes Jahr im Grunde anfangen, sich eine Umsatzsteuernummer in der EU zu besorgen, äh, ansonsten hat Amazon die gesperrt, ja, also d.h. die konnten da gar nicht mehr auf Amazon verkaufen, wenn die aus einem Dritt-Staat-Land kommen, also das ist auf jeden Fall, äh, das ist auf jeden Fall dort schon passiert. Jetzt mit dieser weiteren Einschränkung hier, ich glaub', dass das von den meisten als etwas Positives gesehen wird. Wir hatten z.B. einen Mandanten, die haben solche, die haben so Druckerpatronen verkauft in Deutschland, ja, also, komplett legitim, äh, und die sind nicht untergegangen, ja, aber die sind fast untergegangen durch der Chinesen, die ja einfach die Sachen dort erstens mal gefälscht und zweitens mal komplett ohne Umsatzsteuer, d.h. 20% günstiger letztlich verkauft haben, ja, also ich glaub' dieses Änderung wird eigentlich von den meisten Mandanten von uns, die in dem Bereich tätig sind, auf jeden Fall begrüßt.
30:34 - Drop-Shipping und die Änderung ab 01.07.
Sebastian: Was nochmal interessant wäre, wäre jetzt nochmal hier zu klären, wie das denn jetzt funktioniert konkret, wenn ich jetzt bei Amazon oder aber über den einen Online-Shop, sondern beim Drop-Shipping letztlich. Drop-Shipping ist ja letztlich ein Streckengeschäft, ja, d.h. ich hab' letztlich zwei Transaktionen, einmal die Transaktion, wo ich als Händler beim Verkäufer aus China, sagen wir mal, den vorhin schon angesprochenen elektrischen Korkenzieher bestelle, und die zweite Transaktion ist, dass der das dann liefert letztlich an den Kunden in Deutschland, aber ich als Händler mit der Ware nie etwas zu tun habe, also ich hab' eine Facebook-Kampagne, verkauf' das Zeug dadrüber, nehm' das Geld ein, was hat sich denn jetzt dort bezüglich diesem Geschäftsmodell geändert?
Roger: Genau, da muss man jetzt genau hingucken und sagen, okay, wer ist denn jetzt für die sogenannte bewegte Lieferung verantwortlich, nä? Bei Drop-Shipments hab' ich immer so eine Lieferkette: Supplier -> Händler -> Endverbraucher, ja, und die Ware geht ja eigentlich unmittelbar vom Supplier an den Endverbraucher. Und, sag' ich mal, diese große Vereinfachung, One-Stop-Shop oder Import-One-Stop-Shop, die gilt natürlich nur für die bewegte Lieferung. In dieser Lieferkette gibt es aber eine sogenannte unbewegte und eine bewegte Lieferung, und die große Frage ist jetzt, wer beauftragt den Spediteur? Ist es der Supplier oder ist es der Händler, der in der Mitte steht. Wenn es der Händler selber macht, also sprich, den Spediteur beauftragt, die Ware an den Endverbraucher zu liefern, dann wird der in der Regel auch von seinem One-Stop-Shop oder seinem Import-One-Stop-Shop profitieren. Wenn er sich da komplett raushält, und das machen ja auch gerade viele, viele junge Dropshipper, die sagen, ich will quasi nur auf Knopfdruck meine Umsätze generieren, damit gar nichts zu tun haben, da wird es in der Tat so sein, die werden immer unmittelbar im Bestimmungsland steuerpflichtig sein, weil sie diese sogenannte unbewegte Lieferung ausführen. Ja, weil die Lieferung ist dort steuerpflichtig, wo die bewegte, also Lieferung des Suppliers endet. D.h. die werden von dieser ganzen Vereinfachung, die wir jetzt zum 01.07. sehen, gar nicht profitieren, sondern, weil sie in jedem EU-Staat lokal steuerpflichtig sein, dass sie auch nur ein Produkt versenden. Ich glaube, das ist vielen gar nicht bewusst.
Sebastian: Also interessant, ja, nee, interessant, das heißt, und das war bisher aber auch schon so, oder, das ist jetzt nicht etwas Neues, nur dass sie bisher, bisher hatten wir die Lieferschwellen.
Roger: Genau, wir hatten bisher die Lieferschwellen, oder wir hatten auch diese Kleinbetrags-, sag' ich mal, Regelung, ...
Sebastian: Ah, ja, ja.
Roger: Wo ja dann auch faktisch die Finanzbehörden bei uns in Deutschland hatten, die hatten gar keine Motivation die Fälle aufzugreifen oder konnten es auch gar nicht, weil das waren Massendaten, ja, und das fällt jetzt weg, d.h. es steht jetzt immer ab dem ersten Cent Umsatzsteuer an.
Sebastian: Also, mal angenommen, ich hab' jetzt so'n Drop-Shipping Business in Deutschland, ich hab' den Kunden in Italien, der da bestellt, das bedeutet die müssen dann im Grunde genommen italienische Umsatzsteuer berechnen, …
Roger: Ja.
Sebastian: …ähm, und dann wird der chinesische Händler, der kann dann über den IOS, letztlich die Einfuhrumsatzsteuer, IOSS meine ich, die Einfuhrumsatzsteuer dann regeln, äh, und das nach Italien schicken.
Roger: Exakt, genau. Nä, also wenn er quasi den Spediteur beauftragt, die bewegte Lieferung tätig, dann könnte er diese Vereinbarung so eben nutzen, Wenn man sich vor Augen führt, ich weiß nicht, wir kennen also diesen Marktplatz „Wish“ aus China, da kommen also diese Ein-Euro-Artikel her, wo man dann 14 Tage darauf wartet, äh,
Magnus: Da sag' ich lieber nicht, was meine Frau da schon alles bestellt hat!
Sebastian: (lacht)
Roger: Und ich würde mal behaupten, und damit lehn' ich mich wahrscheinlich nicht zu weit aus dem Fenster, dass nur 90-95% dieser Artikel niemals auch nur, sag' ich mal, auch nur einen Cent Umsatzsteuer irgendwie abgeführt haben über diese Lieferung, äh, und das Geschäft müsste faktisch jetzt zum Erliegen kommen, wenn man jetzt nicht dafür sorgt, da umsatzsteuerpflichtig compliant zu werden.
Magnus: Ich hoffe, ich hoffe, es ist so.
Sebastian: Weil im Grunde jetzt gibt's jetzt diese Grenze nicht mehr, diese Freigrenze für 22 €, sondern es heißt, die müssen jetzt im Grunde sofort auch schon für Ein-Euro-Produkte letztlich die Umsatzsteuer bezahlen, abführen.
34:15 - Gesamtbewertung von Roger zu OSS und IOSS
Magnus: Um das Thema noch einmal abzurunden, gibt uns Roger nochmal eine Gesamtbewertung, wie er zu OSS und IOSS steht.
Roger: Ich seh's mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge, ich seh' es deswegen mit einem lachenden Auge, weil ich glaube, wir bekommen mit einem Level-Playing-Field, also gleiche Regeln für alle, sei es aus China, aus USA, aus Europa, damit deutlich weiter voran, Sebastian hat es ja vorhin schon angesprochen, ja, also es gibt viele Produkte, da konkurrieren wirklich redliche Händler mit unredlichen Händlern aus Drittstaaten, die nicht greifbar sind, da sehen wir, oder sehe ich, sehen wir glaub‘ ich alle, auch erhebliche Fortschritte, ähm, was, sage ich mal, diese neuen Logistikstrukturen betrifft, sei es Fulfillments bei Amazon, sei es Zalando Fulfillments, oder was auch immer, da wird's für die Händler doch deutlich komplexer. Nä, das heißt, die müssen sich wirklich so 'ne zweigleisige Compliance-Struktur aufbauen mit lokalen Teil-Links, überall da, wo es ein Warenlager gibt, plus dann mal so'n One-Stop-Shop Compliance Struktur, das heißt, für die wird's schwieriger, aber im ich glaube un Großen und Ganzen brauchen wir diese Reform, sie muss noch weiterentwickelt werden. Ja, das heißt, wir müssen auch immer dazu übergehen, dass man diese ganzen Fulfillment-Transaktionen auch noch über den One-Stop-Shop abbilden kann, das wird sicher im nächsten Jahr nicht kommen, aber es steht auf der Agenda der EU-Kommission.
35: 27 - Wie kann Taxdoo helfen, und wie kann ich Taxdoo finden?
Magnus: Und vielleicht kannst Du mir noch sagen, wo kann jetzt Taxdoo hier helfen, wie kann man Euch finden und was ist konkret Eure Lösung, die Ihr anbietet?
Roger: Genau, unsere Lösung ist quasi, wir bieten das zum einen sogar für Marktplätze an, d.h. wenn irgendwo ein kleiner, mittlerer oder ein sehr großer Marktplatz irgendwo existiert, der sich überlegt, wie kann ich jetzt die Umsatzsteuer für Händler aus Drittstaaten berechnen und abführen, dann sind wir die Lösung dafür, aber auch für Händler, die eben, ja, ihre One-Stop-Shop Umsätze melden wollen und nicht wissen, wie sie das aufschlüsseln, welcher Steuersatz greift, oder noch zusätzlich über Amazon verkaufen, dann machen wir das alles automatisiert, aus einer Hand, aus lokalen Teil-Links und OSS-Schnittstelle, und wie findet man uns? Einfach auf taxdoo.com, Taxdoo mit Doppel-O, dot com, gehen, man kann eine Life-Demo buchen, auf Deutsch, auf Englisch, auf Spanisch, Französisch und Italienisch und, äh, und kann uns dann auch relativ schnell plug- und play-mäßig an sein EIP System oder auch unseren Marktplatz anspielen.
Magnus: Cool, da bin ich mir sicher, dass sich der eine oder andere an Euch wenden wird.
Sebastian: Das glaub' ich auch, ja.
36:26 - Eine wichtige Frage und Verabschiedung
Magnus: Zum Schluss stellt Sebastian noch eine Frage, die für viele Zuhörer interessant sein könnte.
Sebastian: Wenn ich jetzt eine Drittstaaten-Gesellschaft habe, dann habe ich ja die Möglichkeit, mich in irgendeinem Land der EU für die Umsatzsteuer zu registrieren, und dann den dortigen I oder den dortigen OSS dort dann zu nutzen. Wie gesagt, gibt's bisher auch schon für die digitalen Produkte, ja, war da genau das gleiche Ding. Jetzt eine Frage, die immer wieder mich Mandanten stellen, die in der Situation sind: welches Land in der EU ist das unternehmerfreundlichste, wo sollte man sich registrieren für die Umsatzsteuer, wo ist das Handling am einfachsten?
Roger: Das ist eine gute Frage, äh, ich kann sagen, welche Staaten es nicht sind, also äh, aus umsatzsteuerlicher Sicht immer so die Endgegner Italien und Spanien, also, das ist wirklich ein bürokratischer Dschungel ohne Ende. Also, ich will ja niemanden bashen oder so, aber das ist echt eine Herausforderung, ...
Magnus: Ich meinte immer schon, in Deutschland wären die schlimmen Bürokraten.
Roger: Ja, ist Deutschland vielleicht sogar noch Vorreiter, aber die baltischen Staaten, ja, Island, Lettland, die sind da wirklich sehr, sag‘ ich mal, effizient aufgestellt, was so Behördenstrukturen betrifft, die würde ich vielleicht sogar dann präferieren.
Sebastian: Und Ihr, Ihr würdet auch mit Händlern aus Drittstaaten zusammenarbeiten, oder ist Eure Lösung nur für europäische Unternehmen geeignet?
Roger: Nein, also, wir können auch unsere Lösung auch für Händler aus Drittstaaten anbieten, definitiv, ja.
Magnus: Okay, von meiner Seite, meine Fragen sind alle abgearbeitet. Sebastian?
Sebastian: Ja, meine auch, war sehr gut, sehr interessant.
Magnus: Wunderbar, Roger, dann bleibt mir ja an der Stelle nicht mehr viel zu sagen als vielen herzlichen Dank, Du hast einen super Einblick gegeben in ein Thema, was sich für mich erstmal trocken angehört hat, aber dann doch recht lebhaft und plastisch wurde - vielen Dank dafür. Ich denke, Du hast einigen Zuhörern helfen können und wie man Dich erreicht, haben wir ja jetzt rausgefunden, und wie Taxdoo da eine Hilfe sein kann.
Roger: Vielen Dank Magnus, und vielen Dank Sebastian, dass ich zu Gast sein durfte.
Magnus: Das war Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Bis zur nächsten Folge.
Bundestagswahl 2021 - Mögliche Koalitionen und Folgen für die Steuerpolitik
Deutschland hat gewählt – wie geht’s weiter? Eine der anstehenden Änderungen ist die Wegzugsteuer, aber wie es nunmal so ist, wird es nicht nur ein neues Steuergesetz, bzw. nur eine Änderung geben. Ein kleiner Einblick und eine kleine Weltreise stehen heute auf dem Plan
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Deutschland hat gewählt – wie geht’s weiter? Welche Koalition wird sich bilden, und was bedeutet das für mich? Welche Veränderungen stehen an?
Die anstehende Wegzugsteuer
Veränderung ist bekanntlich das einzig Konstante im Leben, fangen wir mit dem nächstliegenden an: die Wegzugsteuer, die kommt zum 01. Januar 2022 und ist zu bezahlen auf Anteile von inländischen und ausländischen Kapitalgesellschaften von über 1%. Das Unternehmen wird zwar nicht verkauft, aber das Finanzamt bestimmt einen fiktiven Veräußerungswert und multipliziert, grob gesagt, den Gewinn mit 13 bis 16, so dass eine Firma mit 100.000 € Gewinn dann zwischen 1.300.000 € und 1.600.000 € wert wäre. Und das wird dann besteuert.
Interessant ist, dass der Europäische Gerichtshof vor einigen Jahren genau diese Wegzugsteuer als nicht mit dem EU-Recht vereinbar definiert. Aber warum soll man es nicht nochmal versuchen?
Vermögensteuer
Die Vermögensteuer soll wiederkommen. Die Grünen wollen sie ab 2 Millionen Euro Vermögen, Betriebsvermögen sollen begünstigt werden. Die SPD will die Vermögensteuer für sehr hohe Vermögen, legt sich aber betraglich nicht fest. Die FDP hat keine Vermögensteuer, laut Wahlversprechen, dass keine Steuererhöhung kommen wird, aber wahrscheinlich wird die FDP eine solche nicht komplett verhindern können, da sie die Partei mit den wenigsten Prozentzahlen sind.
Einkommensteuer
Bezüglich der Einkommensteuer sagt die SPD, dass die Steuern für die Mehrheit sinken und die oberen 5% stärker belastet werden sollen. Der Begrenzung der steuerlichen Abzugsfähigkeit von Menschen mit Gehältern stimmen auch die Grünen zu, und sie fordern auch, dass hohe Managergehälter nicht mehr als Betriebsausgaben angerechnet werden können.
Spitzensteuersatz
Der Spitzensteuersatz für Alleinstehende soll laut der Grünen ab einem Einkommen von 100.000 € angehoben werden auf 45%, und ab einem Einkommen von 250.000 € auf 48%. Momentan fällt dieser bereits an ab 58.000 €, und viel bleibt netto dabei nicht mehr übrig.
Erbschaftsteuer
Da festgestellt wurde, dass wohl vermögende Unternehmenserben bezüglich der Erbschaftsteuer bevorzugt wurden, soll, um dieses zu verändern, in solchen Fällen für Stiftungen eine Mindestbesteuerung kommen, laut dem Parteiprogramm der SPD. Die Grünen und die SPD wollen das Ehegattensplitting für neu verheiratete Paare beenden, der Soli soll bleiben, und die Grünen wollen auch die 10.Jahres Spekulationsfrist für Immobilien abschaffen und die Steuern für Veräußerungsgewinne mit Edelmetallen, Rohstoffen und Krypto-Werten beenden. Die Finanztransaktionssteuer soll dafür sorgen, dass die Online-Giganten gerechter besteuert würden. Das sind einige der Pläne, mal sehen, was so kommt.
Auswandern aus Deutschland – persönliche Gründe sind ausschlaggebend
Steuern gibt es überall, in einigen Ländern etwas weniger als in anderen, aber wie viele Lebensbeispiele immer wieder zeigen, gibt es weit wichtigere Gründe, sein Leben zu verändern. Man muss sich überlegen, wie man leben möchte, was ist einem persönlich wichtig, wo will ich meine Kinder großziehen? Eine Familie zum Beispiel hat die Erbschaft in ein Anwesen in Irland investiert, um dort zu leben und ihre Kinder zu homeschoolen. Eine andere Dame ist in der ehemaligen DDR groß geworden, hat nach der Wende ein Unternehmen in Deutschland aufgebaut, aber da die politische Situation in Deutschland sie zu sehr an die DDR erinnert, packt sie jetzt mit 69 Jahren ihre Koffer und geht in die USA. Steuern sind nicht ausschlaggebend.
Geld alleine macht nicht glücklich, und daher ist es nicht ratsam, nur aufgrund steuerlicher Vorteile und Vergünstigungen den Ort zu verlassen, an dem man doch eigentlich glücklich ist und gerne lebt. Wer allerdings schon länger mit dem Gedanken spielt und den Wunsch hat, in einem anderen Land zu leben, und sowieso von überall aus arbeiten kann, für den könnte jetzt das Ergebnis der Wahl der Auslöser sein, sich auf den Weg zu machen.
Malta – eine wunderschöne Mischung
Da wie gesagt Schönheit im Auge des Betrachters liegt, werden nicht alle in dasselbe Land auswandern, sondern wer Sonne und eine Mischung zwischen Italien und einem arabischen Land liebt, würde vielleicht Malta wählen. Malta ist der Dauerbrenner, liegt in der EU und Schengen, und es gibt täglich einige Flüge nach Deutschland.
Spanien als Option
Spanien, das Traumland der Deutschen bietet neben viel Sonne und Wärme das steuerlich attraktive Beckham-Law, bei dem man fünf Jahre lang in Spanien leben kann ohne ausländische Einkünfte versteuern zu müssen. Näheres dazu in unserer Podcast Episode 04.
Oder lieber etwas weiter weg?
Mehr Sonne zu guten Konditionen gibt es in Ländern wie Dubai, den Bahamas, Französisch-Polynesien, Tahiti. Wer nicht ganz so weit weg ziehen möchte von Europa, sondern vielleicht eher nach Großbritannien, der benötig für eine vierköpfige Familie für Visum, Pflichtkosten für das Gesundheitswesen, etc., schnell auf Kosten von 20.000-25.000 £.
Von Deutschland in die Welt
Einer Steuerpflicht im jetzigen Wohnsitzland kann man nur entgehen kann, wenn man auch wirklich umzieht und nicht nur so tut als ob. Dieser Podcast weckt das Fernweh und öffnet die Perspektiven, denn es bieten sich mehr Möglichkeiten, als es auf den ersten Blick scheint.
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Timestamps
00:18 - Begrüßung und Einleitung
00:46 - Grundlagen
03:51 - Volksabstimmung in Berlin
06:48 - Welche Koalition könnte zustande kommen?
08:18 - Klimapolitik
10:49 - Pläne in Wahlprogrammen zur Vermögensteuer
14:22 - Pläne der Parteien zur Einkommensteuer und anderen Steuern
21:38 - Verschärfung der Wegzugsteuer ab 01.01.2022 – was gibt es zu beachten?
25:00 - Für wen ist es gerade jetzt attraktiv, in ein anderes Land zu gehen?
29:34 - Reisende soll man nicht aufhalten
32:30 - Die einzige Möglichkeit, steuerlich etwas zu bewegen
34:15 - Perspektive Ausland – Ziele und Lebensbeispiele
42:02 - Abschließende Gedanken
Mitschrift zu Folge 5 Perspektive Ausland
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung und Einleitung
Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Sauerborn, außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London.
Das Thema der heutigen Folge ist die Bundestagswahl 2021. Wir sprechen über die Ergebnisse, die Wahlprogramme der verschiedenen Parteien und die Änderungen, die sich im Bereich auf Steuern dazu ergeben.
00:46 - Grundlagen
Magnus: So, Deutschland hat gewählt.
Sebastian: Absolut, Deutschland hat gewählt, war doch ein spannender Abend gestern, wobei ja die ersten Hochrechnungen sich doch dann relativ schnell auch als endgültiges Endergebnis bewahrheitet hatten. Man war sich nicht so sicher, was mit Der Linken passiert, aber die haben es ja dann nicht geschafft, zumindest nicht über die 5% Hürde zu kommen. Die haben aber, glaube ich, doch irgendwie 40 Mandate, die sie über dieses komplizierte deutsche Wahlsystem ja bekommen haben. Ich hatte gestern auch über BBC so eine Berichterstattung angeschaut und da musste dann erstmal der Korrespondent der BBC in Berlin der Moderatorin erklären, wie das doch alles funktioniert in Deutschland mit dem Wahlsystem, weil das hatte sie nicht verstanden. Ich glaub‘, es gab nie so viele Parteien im Bundestag wie dieses Mal, ja, …
Magnus: Ja, weil die SSW noch dazugekommen sind.
Sebastian: Ja, genau, da ist doch ein bunte Vielfalt hier an politischen Meinungen vertreten, die großen Parteien natürlich, praktisch boten gleich auf, wobei dann doch noch die SPD hier 2% fast die CDU überholt hat, aber ich glaub‘ die CDU war schon glücklich, dass sie da nicht unter 20% gekommen sind, nachdem was ja dort prognostiziert worden war.
Magnus: Ja, Herr Laschet hat ja im Großton der Überzeugung erstmal angekündigt, die Regierung bilden zu wollen, jetzt muss man mal schauen, es gibt natürlich, die Gegner sagen, mit 10% Minus ist der Weg in die Opposition geebnet, die Stammwählerschaft sagt natürlich, hoffentlich kommt das irgendwie zu einer Regierung unter der Führung der CDU.
Sebastian: Ich hatte gestern in den Welt-Nachrichtensender reingeschaut, und da war dann der Chefredakteur der Welt am Sonntag einer der Gäste und der war der Meinung, dass für die Grünen spezifisch eine Regierungsbeteiligung mit der CDU sich positiver auf das Profil auswirken könnte, weil sie dann die einzige Links-Partei sind, ja.
Magnus: Ja.
Sebastian: Und so können alle, sagen wir mal, Linken oder, sagen wir mal, arbeitnehmerfreundlichen Maßnahmen und alles weitere in dem Bereich dann ihnen zugeschrieben werden, weil die waren ja doch in der Koalition mit der SPD damals unter Gerd Schröder nicht besonders glücklich, ja, weil ja im Grunde die ganzen Lorbeeren die SPD mehr oder weniger eingeheimst hatte.
Magnus: Agenda 2010 lässt grüßen.
Sebastian: Genau, also jetzt bei den Grünen blieb dann nur das Negative dann hängen, ja.
Magnus: Ja.
Sebastian: Und insofern, das wäre natürlich bei einer CDU-Regierung nicht, naja, auf keinen Fall der Fall. Und ich glaub‘, die meisten Deutschen haben ja befürchtet, dass es zu Rot, und nicht die meisten, aber doch einige hatten befürchtet, dass es zu Rot-Rot-Grün kommt.
Magnus: Gut, das wäre ja sozusagen fast schon eine Eruption gewesen, die uns dann hier bevorgestanden hätte in Deutschland, unter Umständen, wenn die Linken mit dabei gewesen wären.
Sebastian: Ja, absolut, klar. Ich mein‘ grundsätzlich muss natürlich, grundsätzlich muss man natürlich sehen, dass hier die, ich glaube so die, wie soll ich sagen, die, ähm, dass so die, dass so eine Regierungsbeteiligung der AfD grundsätzlich ausgeschlossen wird, ist gut. Es müsste natürlich genau so auch bei der Linken eigentlich sein.
Magnus: Ja, absolut.
Sebastian: Also, immerhin, in der AfD sind keine Ex-Naz drin, in den Linken, da sind ja noch zig SED-Funktionäre drin. Also wenn jemand Diktatur hier tatsächlich praktiziert hat und noch am Leben ist, ja, dann sind’s die, ja.
03:51 - Volksabstimmung in Berlin
Magnus: Ich gehe nun genauer auf die Volksabstimmung in Berlin ein und diskutiere mit Sebastian die Hintergründe und mögliche Folgen dieses Beschlusses.
Magnus: Gut, es war ja in Berlin gleichzeitig gestern zur Bundestagswahl noch die Wahl für’s Abgeordnetenhaus und für, ähm, eine Volksabstimmung, die zum Inhalt hatte, ob die großen Wohnungsbaugesellschaften verstaatlicht werden sollen, also private Eigentümer enteignet werden sollen, und diese Volksabstimmung hat dann eine Mehrheit bekommen, irgendwo über 50% auf jeden Fall, d.h. das Volk hat entschieden, das Berliner Volk, dass die Verstaatlichungen von Wohnungsbaugesellschaften soweit politisch legitimiert sind. Das ist natürlich spannend, was die Regierungsparteien daraus machen. Am Anfang sah es so aus, dass die Grünen die Mehrheit haben, jetzt Franziska Giffey unter der SPD. Bleibt natürlich abzuwarten, ähm, inwiefern die Linke in der Regierung dort beteiligt wird und inwiefern sie dann dort auch das Programm durchsetzt, auf Berlin bezogen.
Sebastian: Ja, das würd‘ mich ja freuen, wenn ich diese Wohnungsbaugesellschaften wäre, weil dann kann ich garantiert ja hier einen hohen Preis durchsetzen (lacht). Die ganzen Investoren werden sich ja freuen, gut, wem es natürlich langfristig wert danach ist, ist mir schon klar, ja.
Magnus: Aber da stellt sich die Frage, ob die Vorausschau gewesen wäre für eine Rot-Rot-Grüne Regierung auf Bundesebene.
Sebastian: Ja, klar, also die Frage ist ja schon mal überhaupt, ich meine, Du kannst ja vieles Volk fragen, wenn Du das Volk fragst, ob Kinderschänder hingerichtet werden sollen, wird auch die Mehrheit entscheiden, ja, oder ob Minarette verboten werden sollen oder auch die Minarette in der Schweiz, die mal abstimmen haben lassen, ich mein, man kann ja viel entscheiden, ja. Die Frage ist ja, ob’s rechtmäßig ist, es macht schon anheim nicht rechtmäßig, nur weil eine Mehrheit sich dafür entscheidet, ja, also es scheint mir so, dass das doch der Rechtsweg vorprogrammiert ist.
Magnus: Ja.
Sebastian: Aber genau, man muss natürlich, ich denke, was sich auf jeden Fall zeigt, ist natürlich, es ist natürlich schon objektiv so, dass natürlich jetzt hier auch zur Zeit der Pandemie, oder vielleicht auch schon davor, aber die Zeit, die ganze Pandemie hat das Ganze jetzt nochmal hier letztlich auf den Punkt gebracht und auch nochmal verschärft, dass da eine große Ungleichheit natürlich, ähm, entsteht. Die Schere zwischen reich und arm geht immer weiter auf, äh, das heißt natürlich schon, viele frustriert, die mehr oder weniger von den, was weiß ich, die z.B. keine Aktien haben, äh, die jetzt nicht hier profitiert haben von steigenden Aktien der letzten Jahre, die keine Investition haben, die nicht, die jetzt nicht vom, von der Wertsteigerung von Immobilien profitiert haben und auf der anderen Seite gibt’s ja doch die Vermögenden, äh, deren Vermögen ja fraglos in Deutschland wie auch in anderen Länder, wie in den USA, stark angestiegen ist, ja, und da macht sich halt so ein gewisser Unmut schon breit auf Grund, das ist halt ein Nährboden für Populisten, das ist ja völlig klar, ein Populist muss sowohl für rechts als auch für links, ja, und das ist halt im Grunde genommen, ähm, muss man damit verantwortungsvoll umgehen, ja, ähm, als Politiker.
06:48 - Welche Koalition könnte zustande kommen?
Magnus: Um genauer auf verschiedene Szenarien eingehen zu können, stellt sich nun erst einmal die Frage, welche Koalition zustande kommen könnte.
Sebastian: Also, man muss jetzt ja mal sehen, was jetzt passiert, ja, also, sei es, wir haben jetzt im Grunde ja drei verschiedene Möglichkeiten, ja, äh, also oder drei wahrscheinliche, eine von drei Möglichkeiten: Große Koalition, dann gibt’s die Ampel, und dann gibt’s die Jamaica, ähm, die CDU wär natürlich Jamaica. Die SPD will die Ampel, die Große Koalition will glaub‘ ich niemand, und ich glaube auch, im Volk ist auch die Große Koalition nicht weiter gewollt, ja, es ist gewollt, dass jetzt hier ein Wechsel passiert, glaube ich, so dass die Große Koalition …
Magnus: Der Großen Koalition überdrüssig.
Sebastian: Ja, also ich würde sagen, falls sich die in den Dreier-Gremien nicht einigen werden, wird’s zur Großen Koalition kommen, ja, ähm, …
Magnus: Oder zu Neuwahlen.
Sebastian: Oder zu Neuwahlen, ja klar, natürlich, kann auch passieren, klar. Ähm, aber momentan würde ich sagen, da ja die SPD die stärkste Partei ist, würde ich ja dazu tendieren, dass es zu einer Ampel kommt, ähm, Jamaica unter der Führung der CDU halte ich für völlig abwegig, ähm, aber gut, ist außer, natürlich, es gibt so strategische Aspekte, wie die ich vorhin erwähnt hatte mit den Grünen, dass die sich hier profilieren wollen, klar, aber ich halte für das wahrscheinlichste Ergebnis dann der Koalitionsverhandlung eine Ampel aus SPD, Grünen und FDP, wobei ich mir nicht sicher bin, wie die FDP das mit ihrem Programm vereinnahmen kann.
08:18 - Klimapolitik
Magnus: Das Gespräch kommt dann auf die Klimapolitik und die verschiedenen Parteien zu sprechen.
Sebastian: Ich denke, wir haben definitiv große Deckungsgleichheit bei allen Parteien was das Thema Klimawandel anbelangt, ich glaube auch nicht, dass das nur noch eine Frage ist von Grün oder Nicht-Grün, ich glaub‘ jeder vernünftig denkende Mensch weiß, dass da Handlungsbedarf ist. Ich weiß auch ehrlich gesagt gar nicht, ob jetzt z.B. bei Elektrofahrzeugen wirklich jetzt, ob man jetzt hier wahnsinnig Grün sein muss, um zu sehen, dass das die Zukunft ist, ich meine, das ist ja klar, wer will länglich Dreckschleudern drumrum haben, die die Luft verpesten? Will ja keiner haben, das ist ja total normal.
Magnus: FDP und Grüne, spannend wird es eben, die FDP will ja mehr über Anreize von Innovation schaffen und ich glaub‘ bei den Grünen geht’s potentiell ja eher über Verbote oder feste Gesetze, die irgendwelche Dinge verbieten. Also klassischerweise der Verbrennungsmotor musste ja verboten werden, oder die FDP würde jetzt sagen, hab‘ ich genug Anreize, dass einfach die neuen Technologien sowieso kommen.
Sebastian: Nö, nö, also ich würde den auch verbieten, den Verbrennungsmotor, ja, völlig klar. Ich kann verbieten. Man sieht ja, wie stark die Auto-Lobby ist, ich glaub‘ nicht, dass das funktionieren wird, ja, aber ähm, man kann schon, also ja, ich denke, das wird man, das wird man schon verbieten, wie gesagt, das Umweltthema ist eigentlich das Thema, wo es am wenigsten Diskrepanzen wirklich gibt. Natürlich die FDP vertritt natürlich viele, äh, viele Unternehmer in gewisser Weise und da wird sie natürlich schauen müssen, ähm, wie das viele Unternehmen betrifft. Natürlich muss man sich um Zeiträume einigen. Passiert das 2030, 35 oder was auch immer, ist ganz klar, ja, aber, ähm, auch so Dinge wie jetzt hier Industrielle Landwirtschaft und so und Tierschutz, dass da bestimmte Vorkehrungen getroffen werden und dort Missbräuchen, dass dort Missbräuche Hemmschwellen, ist ja völlig klar.
Magnus: Ich glaub‘, die FDP hat ein geringes Problem, oder ein Problem, ähm, was sie jetzt im Prinzip versuchen zu lösen, nämlich dass sie, wenn sie mit der SPD koalieren, so ein bisschen ihre Stammwählerschaft vergraulen und die ganzen FDP-Wähler hätten natürlich lieber Jamaica, aber deswegen kommt’s mir schon sehr auffällig vor, wie Christian Lindner auch die ganze Zeit sagt, er hätte lieber Jamaica, so dass er dann im Fall einer Ampel auch sagen, kann, ja, wir haben alles versucht, aber wir müssen den Willen des Wählers natürlich auch berücksichtigen, wenn es dann doch zur Ampel kommen sollte.
Sebastian: Ja, er könnte ja auch immer sagen, nur wegen der FDP war es nicht so schlimm gekommen, wie es eigentlich hätte kommen sollen, ja, kommen können, ja, also insofern, ähm, da kann er sich schon rausreden.
10:49 - Pläne in Wahlprogrammen zur Vermögensteuer
Magnus: Daraufhin frage ich Sebastian nach den Plänen in den Wahlprogrammen der einzelnen Parteien zum Thema der Vermögensteuer, da einige befürchten, dass die Vermögensteuer, die vor Corona im Gespräch war, nun eingeführt werden könnte.
Sebastian: Also die Grünen sagen Vermögensteuer ab 2 Millionen Vermögen, wobei Betriebsvermögen, ähm, begünstigt werden sollen, die SPD sagt Vermögensteuer ja, aber nur auf sehr hohe Vermögen, legt sich aber nicht auf eine bestimmte Grenze fest, natürlich die FDP hat keine Vermögensteuer, ähm, da kommen wir nachher nochmal drauf, was die FDP plant, ja. Mit der Vermögensteuer, das muss man sich, ähm, natürlich gut überlegen, das ist klar, die Vermögensteuer ist ja im Prinzip sowieso schon, die ist ja momentan einfach nur außer Kraft gesetzt, gibt’s sowieso schon. Ob die wirklich was bringt oder nicht, wird man sehen müssen. Andere Länder haben sie ja auch, ist nicht unbedingt sehr effizient, es gab ja einen bestimmten Grund, warum die außer Kraft gesetzt wurde, ähm, das hat natürlich mit dem Spitzensteuersatz zu tun, ähm,
Magnus: Aber die 2 Millionen hören sich nicht nach so viel an jetzt auf den ersten Blick, oder? Weil, wenn ich jetzt von Betriebsvermögen ausgehe in irgendeiner Form, oder wenn ich ein Gebäude habe, was schnell einen gewissen Wert hat, kann ich ja schnell über diese Grenze von 2 Millionen Euro kommen.
Sebastian: Ja, absolut, sehr schön, also ich meine, wir wissen ja anderer Stelle, wenn wir über die Wegzugsteuer sprechen, zum Beispiel, das Finanzamt eine Gesellschaft bewertet für die Wegzugsteuer mit dem 16fachen des Jahresgewinnes, also wer hier eine GmbH hat, die über 125.000 € Gewinn macht, da dann die 2 Millionen, ähm, d.h. wenn ich davon dann jedes Jahr 1% bezahlen muss, zahle ich jedes Jahr mal eben 20.000 € extra, ja, was natürlich wahnsinnig ist, ja. Gut, es steht hier, Betriebsvermögen soll ausgenommen werden, muss man jetzt natürlich wissen, was damit gemeint ist, also, ich meine, was ist Betriebsvermögen, was ist eine GmbH, die kein Vermögen hat, aber einfach einen Gewinn macht, ja, hat die Betriebsvermögen oder nicht, ja? Äh, das müsste man natürlich sich dann, sich dann natürlich mal anschauen, sind natürlich ganz erhebliche Werte, ähm, natürlich kann da auch die Lösung drin liegen, z.B. dass man sagt, man gibt bestimmtes Vermögen, wie z.B. jetzt Immobilien in Gesellschaften rein, da muss man natürlich dann sehen, wie das genau interpretiert wird, ähm, aber wir haben definitiv Mandanten, die das gemacht haben, ja, die das schon lange vor der Wahl jetzt gemacht haben, wie z.B. Immobilienvermögen in Kapitalgesellschaften hineinverschoben haben aus dem Grund.
Magnus: Und das heißt, Du würdest das auf jeden Fall für wahrscheinlich halten, dass irgendeine Form von Vermögensabgabe möglich ist und die FDP da, sozusagen ihr Wahlversprechen, dass keine Steuererhöhung kommen wird, nicht wahr machen kann?
Sebastian: Äh, ich kann das nicht sehen, dass die FDP hier Steuererhöhung vermeiden kann. Wir kommen ja gleich noch den anderen Steuern, die geplant sind, ja. Äh, also ich denke, ähm, das mit der Vermögensteuer wird auf jeden Fall, wird auf jeden Fall kommen. Das ist ja auch so ein ganz, wir haben vorhin von Populismus gesprochen, ja, und das ist ja alles, was das ist, ja, wenn man sich hier anschaut, wie die Vermögensteuer generiert wird und wieviel das ist, dann gäbe es sicherlich einfachere Wege, die, das Geld zu finden, ja, weil da geht es ja einfach um Populismus, um hier der breiten Masse das Gefühl zu geben, dass die Reichen auch, dass die Reichen auch ihren Beitrag bezahlen.
Magnus: Gut, es ist ja glaub‘ ich dann noch eine Frage, wie man das Kind nennt, aber Du würdest schon konkret davon ausgehen, es wird eine Vermögensteuer, die auch so, …
Sebastian: Ja, ja, ich glaub‘, das kommt, es wurde schon so lange davor jetzt hier angekündigt, ich glaub‘, das kommt auf jeden Fall.
14:22 - Pläne der Parteien zur Einkommensteuer
Magnus: Auch zur Einkommensteuer äußern sich die Parteien in ihren Wahlprogrammen. Und auch diese Pläne werden von uns diskutiert.
Sebastian: Ähm, so andere Steuern, die jetzt hier angesprochen werden, sind so Einkommensteuer, also die SPD sagt, die Steuern sollen für die Mehrheit sinken, ähm, die oberen 5% sollen stärker belastet werden, absolute Spitzenverdiener sollen 3% mehr bezahlen als bisher, also das sind, ähm, 250.000 € für Alleinstehende, für Singles, 500.000 € für Paare, die sollen weiterhin die oberen 10% des Interwell, den Soli bezahlen. Steuerliche Abzugsfähigkeit von Menschen mit Gehältern soll begrenzt werden, das gleiche schlagen auch, stellen auch die Grünen vor, die sagen auch, dass hohe Managergehälter nicht mehr als Betriebsausgaben angerechnet werden können. Die Grünen wollen den Spitzensteuersatz moderat anheben ab einem Einkommen von 100.000 €, ähm, für Alleinstehende auf 45%. Und ab einem Einkommen ab 250.000 € auf 48%. Momentan ist ja der Spitzensteuersatz, fällt an bei, ab 58.000 €. Ähm, ich muss immer schmunzeln bei den Grünen, weil die Grünen sagen ja immer, oder ab und zu mal, wir wollen jetzt auch besteuern nach Nationalität, so wie die Amerikaner. Bei den Amerikanern gilt der Spitzensteuersatz von 37% ab einem Einkommen von 500.000.
Magnus: Das ist dann doch ein beträchtlicher Unterschied.
Sebastian: Ja, genau, und hier ab, heutzutage ab 58.000 der Spitzensteuersatz, ja, also, ich meine, was hat Du im Monat dann netto? Also nicht besonders viel, jedenfalls.
Magnus: Gut, das wäre auch meine Frage, also, bei Spitzensteuersätzen ist ja immer die Frage: wie viele Menschen betrifft das alles? Ähm, und ich sag‘ mal Stammwählerschaft von der SPD und Grünen, kann man vielleicht sagen, wäre ein Großteil erstmal nicht betroffen, aber bei solchen Zahlen muss man ja schon sagen, dass ich dann früher darunter falle, als es auf den ersten Blick den Anschein macht, also, dass dann doch mehr eine höhere Steuerlast haben als man zuerst denkt.
Sebastian: Ja, wobei wir, ich denke wir sprechen bei, ähm, bei 100.000 € und mehr, sprechen wir von relativ wenig, von relativ wenigen Leuten, ja, also wir sprechen von einem kleinen Millionen Betrag vielleicht von Steuerzahlern. Ja, so die Steuerpyramide in Deutschland, wenn man sich das anschaut, die ist oben extrem dünn, das ist schon fast eine Nadel.
Magnus: Wobei man ja schon sagen muss, beim oberen Binnenbereich wird die FDP ja zentral wichtige Wähler haben, d.h. die werden ja irgendwo ja das Zünglein an der Waage auch sein, bzw. die Frage wird sein, wie weit können die sich aus dem Fenster lehnen oder nicht?
Sebastian: Absolut, ja, wobei, wie gesagt, ich, ähm, ich sehe, die FDP wird halt bei einigen der Dinge wohl, ähm, dann das Zünglein an der Waage sein, aber die wird auf keinen Fall hier Steuererhöhungen, meiner Meinung nach komplett, verhindern können.
Magnus: Ja. Einfach, weil sie mit, wieviel Prozent waren es jetzt? 11,5% glaube ich, in diesem Dreierbündnis die mit den wenigsten Prozentzahlen sind.
Sebastian: Naja, ich denke, weil ansonsten, ähm, weil ansonsten werden die ganzen Gespräche, ansonsten werden die ganzen Gespräche scheitern. Dann wird man halt sagen, okay, dann wird da die SPD die Große Koalition anstreben oder so was.
Magnus: Mhm. Wobei das die Frage ist, ob sie da, ja, nur unter einer Kanzlerschaft von Olaf Scholz.
Sebastian: Ja klar, klar, natürlich. Ja gut, ich glaube, dass, dadurch, dass die SPD die stärkste Partei ist, ähm, wird daran sich nichts ändern, der wird auf jeden Fall, der wird auf jeden Fall Kanzler werden, das würd‘ mich jetzt wundern, wenn es dort nicht zu einer Lösung kommen würde.
Magnus: Okay.
Sebastian: Also, das heißt, gut, nun sind ja Unternehmer von der Einkommensteuer letztlich nicht unbedingt so stark betroffen, ähm, weil ja man oft auch diesen Punkt letztlich steuern kann über das Gehalt, über das Gehalt, das man zahlt, dann hat man Unternehmensgewinne, Gewerbeeinkünfte, usw., ähm, die ja dann möglicherweise, sicherlich gibt es da auch zum Teil bei Personengesellschaften oder Einzelunternehmen eine Einkommensteuer zu bezahlen, aber man hat, z.B. wenn man eine GmbH hat und sich selbst anstellt, natürlich einen gewissen Spielraum um zu sehen, wie viel man sich genau jetzt bezahlt oder nicht. Ähm, also, da wird man dann gewisse Stellschrauben finden können.
Magnus: Aber auch andere Steuern und Regelungen werden in den Wahlprogrammen adressiert. Diese fasst Sebastian kurz zusammen.
Sebastian: Es sind jetzt ja noch andere Dinge hier, die jetzt hier beschlossen worden waren, ähm, oder die im Wahlprogramm zumindest drinstehen. So will z.B. die SPD jetzt nochmal weiter an der Erbschaftsteuer irgendwas drehen, weil, es wurde festgestellt, dass vermögende Unternehmenserben bevorzugt würden. Jetzt wird also, soll eine Mindestbesteuerung in solchen Fällen, inklusive auch für Stiftungen dann hier entsprechend eingeführt werden, laut dem Parteiprogramm der SPD. Die Grünen, wie gesagt, sagen jetzt natürlich auch, Vermögensteuer haben wir schon besprochen. Frage ist ja auch bei den Parteien das Ehegatten-Splitting, also sowohl SPD als auch die Grünen wollen das für neu verheiratete Paare dann beenden. Und den Solidaritätszuschlag haben wir schon besprochen, wollen auch die Grünen weiter behalten. Abgeltungsteuer haben wir jetzt noch gar nicht besprochen, aber Abgeltungsteuer ist natürlich auch ein Thema, was laufend diskutiert wird. Dann eben wollen die Grünen auch die 10-Jahres Spekulationsfrist für Immobilien abschaffen, ebenso auch die Veräußerungsgewinne, oder die Steuern für Veräußerungsgewinne mit Edelmetallen, mit Rohstoffen, mit Krypto-Werten beenden.
Magnus: Das heißt, was bisher steuerfrei war, nach der Frist, wird dann voll steuerpflichtig zum Einkommensteuersatz oder Kapitalertragsteuer, je nach dem.
Sebastian: Genau, ja. Gut, das wird, denk‘ ich mal, letztlich wird nicht alles so kommen. Natürlich gibt’s dann auch noch die Finanztransaktionssteuer, die beschlossen werden soll, dass Online-Unternehmen, also wir reden jetzt von den Online-Giganten, gerechter besteuert werden sollen, Digitalsteuer usw. Ich meine, das sind ja schon lange Forderungen der SPD und der Grünen auch.
Magnus: Was siehst Du da für eine Reaktion, also ich meine, wenn wir jetzt mal das Szenario weiterspielen von der Ampel-Koalition jetzt wird Olaf Scholz versuchen, möglichst schnell Koalitionsverhandlungen anzustreben, diese dann in eine erfolgreiche Regierung umzubilden, ähm, so dass die neue Regierung im Dezember, spätestens im Januar in Kraft tritt. Was denkst Du, mit welchem Tempo man sich darauf einstellen muss, dass dort Änderungen auf einen zukommen?
Sebastian: Wir haben jetzt schon auf jeden Fall ja Änderungen gerade jetzt hier auch unsere Zuhörerschaft betreffend ab Anfang nächsten Jahres, und da geht es ja um die Wegzugsteuer. Die wird auf jeden Fall verschärft, nächsten Jahres, hat mit der Wahl nichts zu tun, da geht es letztlich, Teil der Anti-Tax-Avoidance-Direktive der EU, die zunächst eigentlich nur Betriebsvermögen anbelangt, also eine sogenannte Entstrickung eigentlich, aber da haben die Deutschen dann, übereifrig wie sie sind, auch noch gleich die Wegzugsteuer dann verschärft.
21:38 - Verschärfung der Wegzugsteuer ab 01.01.2022 – was gibt es zu beachten?
Magnus: Diese Neuerungen gelten auf jeden Fall ab nächstem Jahr. Dabei gibt es einiges zu beachten.
Sebastian: Da sind einige eklatante Änderungen drin enthalten, so dass z.B. eine EU-Wegzugsteuer, dass man die Wegzugsteuer nicht stunden kann und sie ist auch schon gültig, wenn man sieben Jahre in Deutschland, wenn man in den letzten zehn Jahren unbefristet in Deutschland steuerpflichtig war, nicht wieder davor vor, nicht nach zehn Jahres erst.
Magnus: Das heißt, wenn ich dann ab 01. Januar sozusagen auch in ein anderes EU-Land umziehe, kann es sein, dass ich der Wegzugsteuer unterliege und dort Steuern bezahlen muss.
Sebastian: Genau, also Wegzugsteuer ist ja zu bezahlen auf Anteile von inländischen und ausländischen Kapitalgesellschaften über 1%. Dort wird ein sogenannter fiktiver Veräußerungserlös dann bewertet oder gefunden, definiert dann vom Finanzamt, …
Magnus: Weil die Firma ja eigentlich weiter besteht, einfach im …
Sebastian: Genau, man verkauft sie ja nicht, aber es wird ein fiktiver Veräußerungserlös vom Finanzamt bestimmt. Wir hatten ja vorhin schon besprochen, sagen wir mal ganz grob Gewinn mal 13, zwischen 13 und 16. Ja, d.h. eine Firma mit 100.000 € Gewinn ist 1,3 Millionen wert oder 1,6 Millionen. Ähm, und mal angenommen, man hat jetzt diese Gesellschaft gegründet mit 25.000 € Stammkapital, dann ist es nach Teileinkünfte-Verfahren zu besteuern, d.h. 60% des Erlöses mit Einkommensteuer. Da bin ich also schnell bei einer kleinen Firma mit 100.000 € Gewinn bei 400.000 € oder so.
Magnus: Okay. Eklatante Einschnitte, die hier bevorstehen.
Sebastian: So, die gibt’s jetzt natürlich auch schon, also wenn man innerhalb der EU, also, man muss dazu sagen, dass der Europäische Gerichtshof diese Wegzugsteuer dann als nicht mit dem EU-Recht vereinbar definiert hat, deswegen konnte diese Steuer dann gestundet werden, wenn man innerhalb der EU umzieht. Mir ist jetzt ehrlich gesagt nicht klar, warum die Bundesregierung jetzt entschieden hat, gegen den Entscheid des Europäischen Gerichtshofes vor einigen Jahren jetzt wieder die gleiche Steuer auf die gleiche Weise einzuführen. Ich denke, die probieren es einfach nochmal.
Magnus: Aber kann man auch den Rechtsweg dann schon wieder relativ sicher angehen.
Sebastian: Nur, also nur, natürlich, das Finanzamt wird Dir sagen, okay, na ja, mach mal Deinen Rechtsweg, aber zahl‘ trotzdem erstmal. Was man da natürlich tun kann, ist, man kann es in sieben Raten bezahlen, diese Wegzugsteuer, das kann man natürlich machen, also mal angenommen, man schuldet 400.000 €, dann zahlt man das in sieben Raten ab. So aber das eigentlich Wichtige ist ja, diese Wegzugsteuer kommt auf jeden Fall, und das heißt, dass wenn jetzt im Grunde genommen bis Ende des Jahres eine Regierung steht oder noch keine Regierung steht, wenn man umziehen will und man hat natürlich Kapitalgesellschaften, ist an Kapitalgesellschaften beteiligt, dann ist auf jeden Fall der Zeitpunkt jetzt. Ja, noch im Laufe dieses Jahres, ähm, weil danach wird alles andere schwierig. Also das heißt selbst, es ist halt leider so, dass man nicht immer genau weiß, wie jetzt hier sich die Politiker entscheiden und wie es genau dann auch passieren wird, aber notfalls muss man eben dort eine Entscheidung treffen, eben auf Annahmen dieser Entscheidung treffen, ja. Mir ist natürlich klar, dass keiner, der jetzt glücklich ist, der Familie hat, der sich arrangiert hat mit der Situation, ähm, dass der jetzt dort aus Deutschland weggehen wird, ist ja völlig klar, das wird ja nicht passieren, also ich kann mir nicht vorstellen, dass es jetzt wegen der Wahl zu einem Exodus kommt, das halte ich für völlig, das halte ich für völlig unrealistisch.
25:00 - Für wen ist es gerade jetzt attraktiv, in ein neues Land zu gehen?
Magnus: Das heißt, über wen sprechen wir, der jetzt darüber nachdenken könnte, oder für den es vielleicht gerade jetzt attraktiv sein könnte, nochmal in ein anderes Land zu gehen?
Sebastian: Also, wir sprechen jetzt konkret, denke ich, von Personen, die vor allem jetzt während der Corona-Krise im Grunde verstanden haben, dass es völlig egal ist, von wo aus sie arbeiten, wo sie leben, äh, es wird heutzutage nicht mehr erwartet von Kunden oder Geschäftspartner, dass man vor Ort ist in Deutschland, man kann von überall aus arbeiten, ja. Das heißt, diese Hyper-Mobilität sozusagen, die ist jetzt mehr oder weniger salonfähig geworden, ja. Früher war das ja immer so, dass man relativ schnell gefragt hat, wenn jemand so arbeitet, der kann sich nicht mal ein Büro leisten. Ähm, das hat sich jetzt heute komplett verändert, d.h. es ist jetzt mehr oder weniger angebracht und rational, wenn man virtuell arbeitet, hier mit Zoom. Und diese Personen, die das verstanden haben, die sagen sich natürlich, na ja, wenn ich das sowieso machen kann, ähm, was hält mich dann noch. Das ist jetzt kein Problem, was spezifisch mit Deutschland oder so was zu tun hat. Also ich kann Dir sagen, ich hatte jetzt letzte Woche mit jemandem gesprochen, ein Mandant von mir, ein Deutscher, der lebt in Großbritannien allerdings, der hatte sein eigenes Start-Up gegründet, das ist dann während Corona, musste er das schließen und hat dann bei einem anderen Start-Up angefangen als ein wichtige Angestellter, auf Freelance-Basis, ich glaub‘ im Softwarebereich. Dieses Start-Up wiederum hat eine virtuelle Event-Software entwickelt, ja, die war natürlich dann total im Trend, wegen Corona, während Corona. Das Unternehmen ist jetzt 8 Milliarden wert, und er hat da ein paar Aktien. Ähm, wohnt aber wie gesagt in Großbritannien, das Unternehmen ist aber nicht Britisch. Ähm, aber das hat persönliche Hintergründe, dass er in Großbritannien wohnt. So, ähm, der sagt sich jetzt natürlich, was soll ich jetzt hierbleiben? Der zieht jetzt irgendwo hin, Cayman Islands oder so was, oder irgendwo in die Karibik, ja, zieht da hin, keine Steuern und ist dann sowieso in der gleichen Zeitzone, passt eben noch gut, und wenn das ganze Ding dann an die Börse geht und er die Anteile verkaufen kann, dann ist es komplett steuerfrei.
Magnus: Das heißt, wir reden jetzt nicht über irgendjemand, der, was weiß ich, ein Möbelhaus hat und dort klassischer Unternehmer in Deutschland ist mit einer Basis dort, sondern wir reden über digitale Nomaden, die wirklich von egal wo arbeiten, vielleicht eben Dienstleister sind und ihre Tätigkeit von jedem Ort der Welt durchführen können.
Sebastian: Ja, nicht nur digitale Nomaden, aber das ist sicherlich, das ist sicherlich ein großer Teil davon. Also, wie gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, dass es besonders viele Leute gibt, die jetzt von heute auf morgen einfach die Koffer packen und gehen – das geht ja schon gar nicht mit Familie usw., wird keiner machen. Es ist natürlich auch so, dass viele Unternehmer, ähm, die jetzt, ja, gut verdient haben in Deutschland schlicht und ergreifend die Steuern, sag‘ ich jetzt mal, einfach als Teil der Betriebsausgaben mit einkalkulieren, ja. Wer jetzt erfolgreich ist und sagt, okay, dann muss ich halt 10% mehr verdienen oder muss die Preise, die Preise steigen dann, oder was auch immer, ja, ich meine, ich glaube nicht, dass es hier jetzt zur Steuerflucht kommt, also das wird es nicht geben, ähm, und wie gesagt, ich glaube nicht, dass es auf Deutschland beschränkt ist das Problem, aber es gibt natürlich eine Gruppe von Personen, die gerade jetzt auch vielleicht jüngere Leute, die jetzt neue Start-Ups machen usw., die sich natürlich überlegen, warum soll ich das noch hier weiter machen, ähm, und da geht’s nicht mal nur um Steuern, da geht’s um ganz andere Themen ja auch, Lebensstil, gutes Wetter, mal was anderes machen, usw., ähm, also, …
Magnus: Wer liegt nicht gerne am Meer unter Palmen?
Sebastian: Na ja, genau, bei den wenigsten Menschen ist Steuer eigentlich die einzige Motivation im Leben, ja, weil, ähm, das würde einen auf Dauer ja auch unglücklich machen. Ähm, weil niemand möchte, wenn er sich irgendwo wohlfühlt, sagen, okay, ich muss jetzt nach fünf Monaten und 25 Tagen wieder die Koffer packen und gehen, weil sonst werde ich hier steuerpflichtig, ja. Aber es ist eben so, dass wir jetzt, glaube ich, gerade momentan so ein Gesamtgemisch haben, ja, durch Corona, durch dieses Remote-Arbeiten, und jetzt kommt die Sache mit den Wahlen dazu, ähm, wo man eben doch relativ sowieso schon, ähm, ich will nicht sagen auf der Flucht ist, aber zumindest gedanklich schon vielleicht sowieso schon weg ist, ja, und auch sozusagen ein bisschen die Verbindung verloren hat so zum Arbeitsplatz, zu den Kollegen usw., also wenn man sowieso isoliert auch gearbeitet hat.
29:34 - Reisende soll man nicht aufhalten
Magnus: Um das Thema Wegzugsteuer etwas zusammenzufassen, habe ich folgendes zu sagen.
Magnus: Das heißt, wir können festhalten, wir haben eine Reihe von Argumenten, es gibt verschiedene Gründe, warum ich vielleicht nicht mehr in Deutschland leben möchte und jetzt kommt mit der Wegzugsteuer z.B. ein Grund, oder aber auch mit einer möglichen Ampel-Koalition und den Folgen, die sich daraus für mich ergeben. Ein weiterer Grund neben vielen anderen hinzu, warum ich vielleicht jetzt im Ausland leben möchte.
Sebastian: Oder nicht mal ein Grund, ich glaub‘ einfach, ein Auslöser.
Magnus: Okay.
Sebastian: Also, deswegen ist halt, warum ich es jetzt mache und nicht in einem Jahr. Vielleicht würde ich auch sonst sagen, okay, ich schieb‘ das einfach nochmal hinaus, ja, ähm, aber ich glaube schon, dass jetzt definitiv ein Trend erkennbar ist, gerade hier, verstärkter Trend, ähm, und das wird ja auch von den Parteien aufgegriffen. Ich mein‘, die Grünen sagen nicht zu Unrecht, dass man hier besteuern will nach Nationalität, ja, weil das ist ja dann das Einzige, was dann am Ende noch bleibt. Also im Grunde ist das die ultimative, die nukleare Option dann, ja, the Nuclear Option.
Magnus: Gut, ich glaub‘ aber auch politisch ist ja da, also auch bei den Parteien, geht ja, es geht ja das Sprichwort „Reisende soll man nicht aufhalten“, also ich glaub‘, das kann man im Grunde dort auch sagen, und wenn das jetzt der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, ist, ähm, dann ist es vielleicht so, aber nach dem wäre es wahrscheinlich auch weniger sinnvoll, ob jetzt Jamaica oder Ampel, nicht gut, seine Politik danach auszurichten.
Sebastian: Ja, ich glaube auch gar nicht, dass das mit dem EU-Recht vereinbar wäre, ja, denn wir haben ja doch schon die, also ich meine, es ist ja auch definitiv gemäß EU-Recht so gewollt, dass tatsächlich jeder innerhalb der EU barrierefrei umziehen kann und auch tatsächlich sagen kann, was auch immer er für Gründe hat, ja, ob’s das schöne Wetter ist und niedrige Steuern sind, ob das für seine Branche ein besonders geeigneter Standort ist, also das ist genau gemeint mit Freiheit. Freiheit heißt ja keine Freiheit, und dann gibt’s ja dafür Rechte.
Magnus: Ja, also eben, wir reden über Niederlassungsfreiheit hier.
Sebastian: Wir reden über Niederlassungsfreiheit, ähm, und das geht ja umgekehrt auch für Deutschland, ja, also ich meine, ähm, und da ist jeder Staat natürlich auch gefragt, hier ein gewisses Umfeld zu schaffen, ähm, was positiv ist, ja, also deswegen, ich denke, wie gesagt, dass diese Wahl jetzt hier kein, ähm, keine Steuerflucht auslösen wird, weil wie gesagt, die wenigsten wollen auf der Flucht sein, also niemand will eigentlich von irgendwas wegrennen, aber natürlich, wenn ich mich entschieden habe, sowieso wegzuziehen, dann kann ich ja auch sagen, okay, also, ich mein‘ ich hätte es vielleicht erst nächstes Jahr gemacht, warum mach ich es nicht jetzt. Ich glaub, das ist einfach hier, ähm, dass das einfach hier ein Trend ist und wie gesagt, dass dadurch wie Corona ja auch viele existierende Trends ja auch beschleunigt hat, ja, geht das im Grunde genau diese Wahl in die gleiche Richtung, da werden einfach bestehende Trends beschleunigt und man zieht halt eher um, als man gedacht hat.
32:30 - Die einzige Möglichkeit, steuerlich etwas zu bewegen
Magnus: Hier zeigt Sebastian noch einen weiteren wichtigen Aspekt auf.
Sebastian: Man muss halt auf der anderen Seite sagen, dass im Grunde genommen der Umzug, und das ist ja in gewisser Weise ja ein Mantra, was wir immer und immer wiederholen auch, und so ein bisschen auch wie eine kaputte Schallplatte klingen, der Umzug ist halt nun mal die einzige Lösung, die einzige Möglichkeit, wirklich steuerlich etwas zu bewegen. Die wenigsten sind in der Lage, jetzt hier zu sagen, sie gründen jetzt irgend so eine Gesellschaft, stellen da zehn Leute an, stellen da einen Geschäftsführer an, der 100.000 € im Jahr verdient, z.B. im Malta oder so, was ja letzt die Voraussetzungen sind für so eine Auslandsstruktur, überhaupt im Rahmen der Niederlassungsfreiheit ja akzeptiert werden würde vom Finanzamt. So, die wenigsten haben die Möglichkeit, dieses zu tun und, ich meine, solche Schein-Konstrukte, von wegen wie Treuhänder oder ich setz‘ da irgendwas Virtuelles auf, das ist ja absolut der Stunt, nicht, und auf keinen Fall zu empfehlen, weil es sehr empfindlich geahndet wird. Also ist rechtswidrig, schlicht und ergreifend rechtswidrig, und das kann man niemandem empfehlen, das zu machen. Natürlich als großes Unternehmen, wir wissen ja z.B. Lufthansa hat in Malta eine Gesellschaft, die dort Flugzeuge repariert und wartet, ja. Ich glaub‘, die haben dort, soweit ich es weiß, 200 Mitarbeiter oder sogar mehr. Das ist natürlich was anderes, ja, wenn ich das kann, dann ist natürlich der Umzug nicht notwendig, ja, aber in allen anderen Fällen ist der Umzug die einzige Möglichkeit eigentlich, an der Steuerbelastung signifikant was dran zu verbessern.
Magnus: Logisch.
Sebastian: Also, wirklich jetzt 80% oder so zu sparen, ohne das geht’s einfach nicht, ja.
34:15 - Perspektive Ausland – Ziele und Lebensbeispiele
Magnus: Jetzt heißt ja der Podcast nicht ohne Grund Perspektive Ausland, vielleicht können wir jetzt so im Anschluss ein bisschen Perspektive auch bieten und vielleicht über einzelne Länder auch sprechen. In den Show-Notes seht Ihr dazu auch die einzelnen Verlinkungen zu den Folgen, die wir schon gemacht haben. Sebastian, kannst Du vielleicht mal sagen, wenn ich mich jetzt auf den Weg gemacht hab‘, entschieden hab‘, okay, ich möchte Deutschland verlassen, ob jetzt wegen der Bundestagswahl oder aus welchen Gründen auch immer, welche Perspektive siehst Du denn im Ausland, welche Länder wären denn attraktiv für mich als Unternehmer?
Sebastian: Also, wir hatten ja vorhin schon gesagt, dass niemand allein aus steuerlichen Gründen umzieht und auch nicht umziehen soll, denn es wird auf Dauer niemanden glücklich machen. Es hat ja keinen Sinn zu sagen, ich zahl‘ weniger Steuern aber bin todunglücklich, das bringt ja niemandem was. Das heißt, man muss sich zunächst mal selbst genau prüfen, was denn die eigentlichen Präferenzen eigentlich sind, welche Lebensvorstellung man hat, ähm, und das fängt natürlich bei Dingen an wie Wetter, Kultur, usw., denn wie gesagt, wenn man ins Ausland umzieht, dann muss man tatsächlich umziehen, man entkommt einer Steuerpflicht nicht, wenn man nur so tut als ob. Da gibt’s ja viele Prominente, die es versucht haben und dann große Probleme hinterher bekommen haben.
Magnus: Was ja auch richtig ist.
Sebastian: Also, genau, das heißt, die erste Frage ist mal, was, wo gefällt’s mir überhaupt? Man muss natürlich sehen, dass es ganz nett ist in manchen Ländern mal Urlaub zu machen, ja, ob es dann wirklich gut ist, da zu leben, das steht auf einem ganz anderen Blatt geschrieben.
Magnus: Dann teilt Sebastian noch konkrete Beispiele mit uns, auf deren Vor- und Nachteile wir näher eingehen.
Sebastian: Aber, ähm, wir haben natürlich, ganz klar, ein heißer Kandidat ist natürlich immer Malta, in der Europäischen Union, auch innerhalb von Schengen, d.h. man kann da ohne Weiteres ein- und ausreisen, es ist gut zu erreichen von überall. Ich glaub‘, da gibt’s alleine 10 oder 15 Flüge von Deutschland jeden Tag, mindestens, aber man muss natürlich sehen, und Du weißt das selbst, Du hast auch relativ viel Zeit auf Malta verbracht, ist natürlich jetzt nicht so schön wie Mallorca, zum anderen, und natürlich sehr eigen, das erinnert einen eher an den Mittleren Osten, ja, ähm, als jetzt …
Magnus: Für mich war das immer so eine Mischung aus Italien und irgendwo ein arabisches Land dort, sowohl von der Mentalität auch, als auch von der Sprache, genau, und das kann man jetzt lieben, jetzt haben wir ja noch einen Bruder, der auch dort sehr gerne lebt und auch die Sonne so sehr liebt, aber eben, es ist eine Geschmacksfrage. Mir wurd’s dann irgendwann schnell zu eng auch.
Sebastian: Ja, ja, es ist beengt, es gibt auch, also ich meine, ähm, Du kannst da zwar jede Menge Geld verdienen, steuerfrei, aber wie willst Du es ausgeben? Ja, da gibt es ja nichts zum ausgeben weiter. Die Shopping-Möglichkeiten sind begrenzt, die Restaurants sind bescheiden, ein teures Auto fahren bringt ja auch nichts, weil das wird kaputt gefahren, die Straßen sind viel zu eng, ja, klar, kannst Dir ein Haus kaufen, weil das jeder macht, deswegen sind die Immobilienpreise total versoffen, und abartig hoch. Also, das muss man natürlich wissen, ob man das will. Nichts desto trotz, wir haben vielen Mandanten geholfen, dorthin umzuziehen, also insofern, das ist natürlich absolut auch lebenswert und ein schöner Fleck. Aber eben eigen und man muss wissen, ob man sich es vorstellen kann. Jetzt haben wir vorhin gesprochen von Mallorca. Also, wie gesagt, Spanien hat natürlich die Möglichkeit, dort fünf Jahre lang zu leben, ohne dass man ausländische Einkünfte versteuern muss unter dem sogenannten Beckham-Law. Jeder kann sich glaub‘ ich vorstellen in Mallorca zu leben, ist ganz klar. Es ist gewiss in gewisser Weise kompliziert, man muss da irgendwie Firmenstruktur haben in Spanien und eben im Ausland. Einfach sind diese Sachen alle nicht, aber natürlich, wenn man den Süden mag, dann ist es absolut zugänglich.
Magnus: Du hast ja auch eine tolle Folge gemacht mit einer Anwältin aus Spanien, Svenja Werner, sehr zu empfehlen, unten in den Show-Notes.
Sebastian: Genau, es gibt natürlich dann auch die üblichen Kandidaten in Übersee, kennt ja jeder, Dubai oder jetzt auch die Bahamas z.B. Interessant ist z.B. sicherlich auch Französisch-Polynesien, Tahiti, weil das gehört zu der EU dazu, da kann jeder hinziehen, ja, da braucht mein kein Visum, auch keine Steuern, aber wie gesagt, ist natürlich auch wahnsinnig weit ab vom Schuss, muss man sich überlegen, ähm, ob man so was machen will. Und dann gibt’s natürlich in Europa noch die Britischen Inseln, sowohl Irland als auch Großbritannien selbst. Großbritannien ist halt jetzt leider so, dass, wie gesagt die Visa-Frage hier relativ kompliziert geworden ist. D.h. es gibt für EU-Bürger hier keine einfache Möglichkeit mehr, ein Visum zu bekommen. Wir haben neulich einem Deutschen geholfen dabei, hier einen Anwalt zu finden, der das macht. Da waren dann alleine die Anwaltsgebühren, um das Visum zu besorgen, ähm, 7.000 £. Dazu muss man dann an die NHS bezahlen, das Gesundheitswesen, pro Familienmitglied 3.000 £, ja, das waren also nochmal 12.000 £, ähm, und dann nochmal Visagebühren an den Staat, also nochmal 1.000 £. Also alleine um dahin zuziehen mit einer Familie mit vier Personen, locker mal 20.000-25.000 £(Pfund!).
Magnus: Das heißt, der Brexit zeigt hier ganz klar seine Wirkung.
Sebastian: Genau, also d.h. das ist so ohne Weiteres nicht einfach möglich, ist natürlich machbar, aber Irland ist natürlich, Irland ist mit Dublin natürlich absolut eine Möglichkeit. Auch dort die gleiche Sache wieder, ich meine, in Irland regnet es jetzt nun wirklich jeden Tag, ja, also in England ist das Wetter immer besser als ihr Ruf, aber in Irland definitiv nicht, ja, also, d.h. man muss es mögen. Nichtsdestotrotz, also wir haben einen Mandanten, der hat ein Start-Up gegründet dort und ist im letzten Monat dorthin umgezogen. Ist halt eine große Stadt, Dublin, ja, also, hat einen Charme, ist halt international, gibt’s viele Amerikaner, gibt’s viele andere Europäer, ist ein guter Vibe, ja. Nicht so beengt, sag‘ ich mal, wie jetzt Malta zum Beispiel.
Magnus: Das heißt, wir können eigentlich mal so ein Zwischenfazit machen und bei jedem Land so ein bisschen sagen, ich muss dafür gemacht sein, also eben wie ich in Malta dafür gemacht sein muss, muss ich in Irland mit dem Regen kein Problem haben und eben nicht erwarten, dass ich vielleicht in ein zweites Deutschland komme, sondern mich ganz klar auf Veränderungen einstellen, aber es gibt ja genug Unternehmer oder genug Menschen, die gerade auch das lieben, Fernweh haben, äh, und die neue Kultur total gerne aufsaugen.
Sebastian: Genau, also auch da wiederum, man darf diese steuerlichen Vorteile, die sind zwar wichtig, natürlich, aber die darf man jetzt nicht überbewerten. Wir haben z.B. einen anderen Mandanten, der, er und seine Frau, die hatten dort einen größeren Betrag geerbt, ähm, und die sind nach Irland umgezogen, weil sie eben Verfechter des Homeschooling waren, ja, und das ist dort legal und sie wollten ihre Kinder unbedingt homeschoolen, sie haben dann dort ein ländliches Anwesen, also ein Farm gekauft, ähm, und leben jetzt da und homeschoolen die Kinder, ja, hatte also gar keine steuerlichen Motive, das Geld wurde eh in Deutschland versteuert, das war komplett versteuert, komplett clean, die hätten auch in Deutschland bleiben können, ähm, hätte sie auch nicht mehr gekostet, ja, aber eben, also deswegen will ich sagen, ist diese steuerlichen Motive, den Menschen treiben andere Dinge um, oftmals ist das dann auch nur ein positiver Mitnahme-Effekt, die wollten einfach weg aus einem ganz anderen Grund. Hatte jetzt mit Steuern überhaupt nichts zu tun. Aber natürlich, wenn ich sag‘, jetzt mach ich’s eh, dann kann ich auch sehen, wie kann hier mein Kapital, meine Kapitalerträge im Ausland verdienen, muss dann in Irland keine Steuern bezahlen, ist ja klar. Und wenn ich 10 Millionen hab‘, äh, und die lege ich gut an, dann mach‘ ich jedes Jahr eine Million, die steuerfrei zu machen, oder hier, wie die Grünen sagen, dann 48% drauf zu bezahlen, ist natürlich ein Unterschied.
Magnus: Also im Prinzip so ein bisschen das Mantra, was wir auch in unserer Folge mit Benno in der Schweiz hatten, ähm, man muss das Leben woanders genießen und wir hatten es heute schon mal, es reihen sich Gründe auf und der steuerliche Grund ist dabei einer von vielen anderen.
42:02 - Abschließende Gedanken
Magnus: Gegen Ende teilt Sebastian noch einmal seine abschließenden Gedanken zu den Gründen, warum ein Wegzug bei Interessenten aus Deutschland stattfinden könnte.
Sebastian: Also, ich sag‘ formal, ich halte jetzt so eine Wahl für einen Auslöser, dass man sagt okay, also jetzt machen wir’s, fertig, Punkt. Äh, wir wollten schon lange nach Irland ziehen, das Homeschooling war uns schon immer wichtig, jetzt sind die Kinder fünf und sechs Jahre alt, jetzt haben wir diese Wahl, jetzt trennen wir uns vom Arbeitsgeber. So nach dem Motto, das halte ich für durchaus vorstellbar.
Magnus: Und dann kann man auch sagen, wäre vielleicht jetzt ein guter Zeitpunkt.
Sebastian: Ja ja, genau, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, wir wollen das sowieso machen, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, bevor da weitere steuerliche Probleme auch hinzukommen, ja, ähm, und dann ist es weg, und dann hat man etwas gemacht.
Magnus: Weil man vielleicht ja auch sagen muss, ich meine, so ein Umzug braucht ja eine gewisse Zeit, das ganze sowohl zu planen als auch bürokratisch vorzubereiten, ist ja nicht von einem Tag auf den anderen gemacht.
Sebastian: Absolut, ja, es braucht mehrere Monate in der Regel, genau, und gerade wenn man was kauft, man muss das richtige Anwesen finden und so, ist ganz klar. Genau, und das ist wieder, das ist ein gerade guter Punkt, den Du gerade eben genannt hast, also es ist ja definitiv nicht so, dass man sich so einfach abmeldet und irgendwo wieder ankommt, man muss ankommen, man muss wohnen, man muss möglicherweise eine Gesellschaft gründen, sich steuerlich anmelden, usw. Also, d.h. die Empfehlung, wenn jemand sowieso wegwill, dann soll er sich jetzt intensiv damit befassen, in welches Land, welches Land für ihn passt, um jetzt, jetzt, nicht im November oder Dezember damit anfangen, sich konkret damit zu befassen, denn es wird dann knapp werden. Also jetzt sind es noch vier bis fünf Monate Zeit, die kann man noch nutzen, und es wird dann, es wird dann sehr eng werden, wenn man damit später anfängt, d.h. also, wenn man sich tatsächlich damit auseinandergesetzt hat und so die Wahl hat dann den letzten Push gegeben, dann sollte man sich jetzt damit auseinandersetzen, ähm, Beratungsgespräch auf unserer Webseite buchen, ähm, sich mit den einzelnen Ländern befassen, sich mit seiner Familie, Ehepartner, Ehepartnerin, Kindern überlegen, was kommt für uns in Frage. Also, ich meine, wir haben auch Mandanten, z.B. die jetzt gerade in die USA umziehen, auch wiederum keine steuerliche Konsequenz, keine steuerlichen Überlegungen, ist ja nicht besonders steuergünstig in den USA, aber die einfach sagen, was weiß ich, ich mag den politischen Trend nicht. Wir haben eine Mandantin, die hat früher in der DDR gelebt, kam dann nach der Wende nach Deutschland, hat ein Unternehmen aufgebaut und sieht jetzt die Ideen, die da suggeriert werden und sagt sich, das erinnert mich zu sehr an die DDR, ich will weg. Die ist jetzt, die will jetzt nach Texas umziehen und ist schon 69.
Magnus: Okay, Wahnsinn, ja.
Sebastian: Ja, also, wie gesagt, steuerlich, klar, es drückt sich so in Steuern aus, ja, aber da geht es ja eher um andere Motive und Motivation, die dem zu Grunde liegt.
Magnus: Das waren unsere Gedanken und Einschätzungen zu den Neuerungen im Bereich der Steuern, die durch die Bundestagswahl stattfinden könnten. Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
Ressourcen:
Sebastian Sauerborn: LinkedIn
Beckham Law in Spanien
Erfahren Sie alles über das Beckham Law in Spanien in unserer neuesten Podcast-Episode. Rechtsanwältin Svenja Werner erklärt die steuerlichen Vorteile für Expats und gibt wertvolle Tipps für Deutsche in Spanien. Hören Sie jetzt rein!
Zu Gast: Rechtsanwältin Svenja Werner
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
In dem heutigen Podcast (Episode #EP04) sprechen wir mit unserem Gast, der deutschen Rechtsanwältin Frau Svenja Werner, die in Deutschland studiert hat und seit mittlerweile elf Jahren in Spanien lebt und in Ihrer Kanzlei Privatpersonen bei ihren steuerlichen Fragen zu Seite steht.
Was ist das Beckham Law?
Wir beschäftigen uns heute über mit dem umgangssprachlich genannten Beckham Law, welches ein wichtiger Bestandteil des spanischen Steuerrechtes ist und, wie der Name den meisten von uns sicherlich schon sagt, etwas mit dem weltbekannten Fußballer David Beckham zu tun hat. Es war ursprünglich dafür gedacht, dass die Sportler nicht gleich die Hälfte ihres Einkommens wieder abgeben müssen, sondern etwas weniger – man hat sie im Prinzip gleichgestellt mit Nicht-Ansässigen, so dass diese dann anstelle der ca. 44-48% nur etwa 19% oder 24% Steuern zahlen brauchen, um es kurz zu sagen.
Für wen ist das Beckham Law interessant?
Das Beckham Law ist für den klassischen Expat gedacht, der als Angestellter eines Unternehmens vorübergehend ins Ausland gesandt wird. Ein Beckham Anwender ist so etwas wie ein Nicht-Ansässiger, obwohl er hier wohnt, wird er behandelt als wäre er nicht da und zahlt weniger Steuern.
Voraussetzungen für das Beckham Law
Dieser Status kann beantragt werden und wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, wird dieser Antrag auch genehmigt. Die Voraussetzungen sind lediglich, dass man die letzten zehn Jahre nicht in Spanien gelebt hat (nicht angemeldet war), einen Arbeitsvertrag annimmt oder Verwalter (Administrador, entspricht dem Geschäftsführer) in einem spanischen Unternehmen wird. Zu beachten ist, dass man keine Einkünfte in Spanien erzielt, die als Einkünfte aus einer Betriebsstätte in Spanien gewertet werden könnten. Und genau dieser letzte Punkt kann tückisch sein, denn um aus dem System nicht ausgeschlossen zu werden, darf man kein Unternehmen gründen oder eine Aktivität anfangen, wo man eine feste Geschäftseinrichtung hat. Man darf zwar nicht Geschäftsführer eines spanischen Unternehmens sein, aber bis zu 25% darf man daran beteiligt sein.
Anmeldefristen beachten
Zu beachten ist auch, dass die Anmeldung innerhalb der ersten sechs Monate nach Arbeitsbeginn erfolgt, damit diese nicht abgelehnt wird. Dann kann das Beckham Law ab dem Jahr des Umzuges, also das erste Jahr, in dem man mehr als sechs Monate in Spanien verbringt, plus weitere fünf Jahre genutzt werden. Der Vorteil ist, dass nur die spanischen Sachen versteuert werden müssen und nicht das, was man im Ausland hat.
Vermögensteuer
Die spanische Vermögensteuer gibt es auch unter Beckham Law. Das betrifft mein spanisches Vermögen. Habe ich allerdings eine Villa in Spanien und gewisse Unternehmensbeteiligungen und komme je nach Region über gewisse Grenzen, greift auch die Vermögensteuer.
Sozialversicherungsbeiträge
Die Sozialversicherungsbeiträge in Spanien werden prozentual von einer Bemessungsgrundlage berechnet: für Arbeitgeber ca. 30% und für Arbeitnehmer ca. 5%. Diese Bemessungsgrundlage im Fall von Angestellten liegt zwischen ca. 900 € und 4.070 €, so dass sich die jährlichen Sozialversicherungsbeiträge für Arbeitgeber auf ca. 14.400 € maximal belaufen und für Arbeitnehmer auf ca. 3.000 € maximal.
Ein Leben in Spanien
Wie schön, dass es nicht nur Steuern und Regelungen gibt im Leben, sondern auch Sonne und Palmen. Deshalb lieben vor allem die Deutschen Spanien so sehr und wandern auch deswegen gerne dorthin aus.
Schule in Spanien
Das Schulsystem in Spanien hat sich in den vergangenen Jahren verbessert. Wo Englisch vor einigen Jahren noch nicht sehr verbreitet war, hat es mittlerweile schon sehr aufgeholt. Selbstverständlich gibt es deutsche Schulen in Madrid und viele Deutsche, die nur für zwei bis drei Jahre in Spanien leben und das Deutsch- und Englisch Niveau ihrer Kinder hoch halten wollen, melden diese oftmals an Privatschulen an.
Mietpreise in Spanien
Die Mieten in Madrid sind erwartungsgemäß hoch, etwa 1.000 € für gut 80m2, aber Lebensmittel und Nachmittagsaktivitäten sind voll erschwinglich. Was in Deutschland aber in Spanien ganz üblich ist, dass man eine Putzfrau hat.
Ein Stück deutsche Heimat in Spanien
Wer Deutschland und Spanien liebt, findet in Spanien immer ein Stück Heimat, denn es gibt dort auch oftmals ein Oktoberfest und den ersehnten Weihnachtsmarkt, wo man seine heiß geliebte Bratwurst findet und genießen kann. In einer deutschen Community, die über Facebook und ähnliches gefunden werden kann, oder die Webseite „Madrid für Deutsche“ kann man sich auch im sonnigen Spanien treffen und austauschen kann.
Das sind die Spanier
Für viele Deutsche ein Problem, aber wenn man dort lebt, gewöhnt man sich daran und verändert sich – Spanier sind nicht so pünktlich wie die Deutschen, aber da dieses ein bekannter Punkt ist, sollte dieses einen auch nicht ärgern, wenn es dann auftritt.
Bei all den schönen sonnigen Punkten ist es aber wichtig, die Spanier nicht zu unterschätzen, denn ihnen ist bewusst, dass einige reiche Ausländer es wohl gerne versuchen, das System zu umgehen, wie die Beispiele von Sebastian am Ende des Podcasts aufzeigen.
Kontaktdaten und Links:
Svena Werner
Homepage: www.svenjawerner.com
E-Mail: svenja@svenjawerner.com
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Timestamps
00:00 - Intro
00:17 - Begrüßung und Einleitung
00:54 - Frau Werner stellt sich und ihre Kanzlei vor
03:36 - Für wen ist Spanien interessant?
05:27 - Beckham Law
09:55 - Was bei Beckham Law zu beachten ist
13:37 - Vermögensteuer
15:38 - Sozialversicherungsbeiträge in Spanien
17:58 - Spezielle Fälle im Beckham Law
20:55 - Beckham Law Status beantragen – Ablauf und Dauer
23:00 - Lifestyle in Spanien
24:44 - Das Schulsystem in Spanien
26:08 - Typisch Deutsch
27:22 - Volle Kirchen in Spanien
27:38 - Make a Long Story Short – Kurze Fragen, Kurze Antworten
30:57 - Kontaktdaten und Verabschiedung Frau Werner
31:54 - Sebastian und Magnus nach dem Gespräch
35:05 - Achtung Kontrolle – auch in Spanien
37:29 - Verabschiedung und Abspann
Mitschrift zu Folge 4 von Perspektive Ausland
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:17 - Begrüßung und Einleitung
Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Sauerborn, außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London.
Heute sprechen wir über Spanien und welche steuerlichen Besonderheiten dieses Land mit sich bringt. Dafür begrüßen wir heute Frau Svenja Werner bei uns, sie lebt schon lange in Spanien und arbeitet dort als Anwältin. Frau Werner, können Sie sich bitte kurz selbst vorstellen und uns erzählen, wie es dazu kommt, dass Sie heute in Spanien leben.
00:54 - Frau Werner stellt sich und ihre Kanzlei vor
Svenja Werner: Ja, gerne, also, ich sitze in Spanien, ganz genau, in Madrid, in der Hauptstadt, und bin jetzt hier seit 11 Jahren insgesamt. Eigentlich ganz klassisch, also ich habe in Deutschland in Frankfurt am Main studiert, Jura und VWL, und habe dann ein Erasmus-Auslandsjahr in Madrid gemacht, und ja, das ist halt natürlich super hier, dann habe ich ja meinen Mann kennengelernt jetzt und deswegen bin ich dann nach dem Studium auch wieder hier zurückgekommen und habe mich jetzt hier ganz fest angesiedelt, genau.
Magnus: Das heißt, Sie haben eine Kanzlei in Spanien, wo Sie Ihren Mandanten bei steuerlichen Fragen, bei Rechtsfragen beiseite stehen.
Svenja Werner: Genau, also insbesondere steuerlichen Sachen für Privatpersonen, hauptsächlich Ausländer, also, sowohl Ausländer im Ausland, die in Spanien z.B. eine Immobilie haben oder sonstiges, eine Erbschaft anmelden müssen oder so was, ja, und hier in Spanien auch Ausländer, halt ihre, die bei ihrer Einkommensteuermeldung nicht wissen, wie sie das angeben sollen, weil die haben dann ja meistens auch noch Sachen im Ausland und bekommen daher Einkünfte oder sie wollen nur eine bestimmte Zeit hier bleiben und dann halt nichts falsch machen, genau, alle haben immer Angst vor dem Finanzamt.
Magnus: Okay, wir sehen es also nicht nur in Deutschland, wenn man Hilfe bei der Steuererklärung braucht, sondern durchaus auch in Spanien.
Svenja Werner: Ne, ne, ne. Vor allem erstmal die sprachliche Barriere, ist halt erstmal ziemlich hoch.
Magnus: Das glaube ich. Aber insofern sind Sie ein wunderbarer Gast, denn Sebastian hat in seinem Kanzleialltag auch immer wieder Leute, die verschiedene Fragen umtreiben, Unternehmer, die ins Ausland ziehen wollen. Sebastian, vielleicht kannst Du mal kurz erläutern, was für Mandanten Dich kontaktieren und Interesse haben.
Sebastian: Absolut, also das Thema Spanien, Frau Werner, ist natürlich hier sehr interessant, denn wie gesagt, wir haben relativ viele Mandanten, die an Spanien im Grundsatz interessiert sind. Ich mein, wir haben ja eine sehr starke Präsenz in Malta und dann auch in Ländern, in den angelsächsischen Ländern wie Großbritannien und England. Malta ist schön, ich meine, ich habe selbst mal da gewohnt, aber speziell, das erinnert eher an Beirut, finde ich so, also ist jetzt nicht so der liebliche Mittelmeer Hotspot, ja. Deswegen ist natürlich von der Attraktivität her Spanien höchst attraktiv, das wissen wir ja sowieso alle, Spanien ist das Lieblingsland der Deutschen, Mallorca ganz speziell aber auch andere spanische Flecken an der Sonne. Es würden viele gerne nach Spanien umziehen und insofern gibt es da natürlich auch ein großes Interesse dran, dort die entsprechenden steuerlichen Vorteile zu nutzen.
03:36 - Für wen ist Spanien interessant?
Magnus: Passend dazu wäre es gleich interessant zu erfahren, wie der typische Mandant aussieht, also für wen es interessant ist in Spanien Fuß zu fassen.
Svenja Werner: Ja, die Leute, die eigentlich nach Spanien kommen, die kommen hauptsächlich nicht, weil sie hier so super steuerliche Bedingungen jetzt erwarten oder nutzen wollen, sondern die kommen halt wirklich genau aus dem Grund: Wetter, lockere Lebensatmosphäre, ja, irgendwie so Urlaubsstimmung für immer, ja so nach dem Motto. Also die meisten eigentlich, die zu mir kommen, das sind Leute, die, ja, hier arbeiten wollen, also erstmal quasi kommen und etwas gründen wollen, entweder ein Unternehmen oder die sich selbständig machen wollen, oder auch Leute, die jetzt eine Immobilie kaufen wollen, die was vermieten wollen, das ist eigentlich so das typische. Oder auch Arbeitnehmer, also die von internationalen Unternehmen angestellt werden und dann eben was von Beckham Law schon mal was gehört haben oder halt eben fragen, wie können sie das jetzt machen mit ihrer Familie, und sollen sie sich da jetzt abmelden aus Deutschland oder nicht, oder was hat das alles für Auswirkungen, wenn sie es nicht machen, oder wenn sie es machen.
Magnus: Genau, also sowohl Angestellte, kann so man sagen, als auch Unternehmer, die entweder in Spanien etwas gründen wollen, oder es gibt auch Unternehmer, die schon Unternehmen haben, mit dem sie nach Spanien ziehen möchten?
Svenja Werner: Gibt’s auch, ja, aber ich muss sagen, also ich, ich jetzt persönlich betreue eher Privatpersonen, also das heißt, die Unternehmen, wenn jemand ein Unternehmen gründen will oder mit dem Unternehmen überlegt halt hier herzukommen, zu expandieren, dann empfehle ich Bekannte aus meinem Kontaktkreis, sowohl für Deutschland als auch für Spanien, weil also da habe ich jetzt nicht die Mitarbeiter oder so um so Unternehmen da täglich zu betreuen.
05:27 - Beckham Law
Magnus: Okay, und was sind das da für Privatpersonen, wo Sie sagen, das ist sehr attraktiv, Sie hatten Beckham Law jetzt gerade schon angesprochen - ist das, was viele Ausländer reizt an Spanien?
Svenja Werner: Also, schon, also sagen wir es mal so, vom Steuersatz her oder vom Geld her lohnt sich das halt für Leute, die, sage ich jetzt mal, wenn man Single ist …
Magnus: Alleinstehend, Single, der digitaler Nomade.
Svenja Werner: Ja, genau, da lohnt sich das, sage ich mal, ab ungefähr 60.000 € brutto Jahresgehalt oder Einkünfte, …
Magnus: Weil es vorher zu aufwendig ist, oder warum?
Svenja Werner: Nee, weil der Steuersatz ist ja progressiv und da, wenn man weniger hat, dann im Prinzip ist die normale Einkommensteuer günstiger, oder man spart jedenfalls nichts. Und ab dem geht‘s dann halt hoch, ziemlich schnell, in Spanien auch, bis auf, sagen wir mal 44-48% also maximal, und dann, ja, je mehr man halt verdient, desto mehr lohnt sich das. Und es gibt halt noch andere Leute, die das halt nicht wegen dem Geld nutzen, sondern weil das die anderen steuerlichen Verpflichtungen vereinfacht. Also, weil man dann halt nur mit den spanischen Sachen besteuert wird und nicht noch alles angeben muss, was man irgendwo im Ausland hat, das ist halt der andere Vorteil. Wenn man jetzt zum Beispiel plant, ich bin eh nur zwei, drei Jahre hier, dann hat man halt nicht die Lust, jetzt da alles offen zu legen und alles da anzuführen und da ist es manchmal dann einfacher, das zu nutzen, auch wenn es jetzt einem vielleicht gerade nicht geldmäßig da super toll was spart.
Magnus: Ist es bei Deinen Mandanten ähnlich, Sebastian?
Sebastian: Absolut, ja, also wir haben eine Reihe von Mandanten, die Beckham Law nutzen in Spanien. Also wenn ich es richtig verstanden habe, glaube ich, dann ist der Steuersatz auf den spanischen Einkünften, liegt glaube ich bei 20% oder?
Svenja Werner: 24.
Sebastian: 24%, und es ist maximal nutzbar für fünf Jahre.
Svenja Werner: Sechs, sechs insgesamt. Das erste Jahr im Umzug, also das erste Mal, wo man über die Hälfte des Jahres hier verbringt, plus fünf. Genau.
Sebastian: Und was Sie jetzt gerade angesprochen haben zu den Auslandseinkommen, da reden wir jetzt hauptsächlich von passiven Einkünften, also von Einkünften wie was weiß ich, Dividendenerträge, Zinserträge, usw., die da dann nicht angegeben und dann natürlich auch nicht versteuert werden müssen in Spanien.
Svenja Werner: Ja. Das ist insbesondere auch interessant, weil hier gibt es keinen Freibetrag, dann sagen die Leute, soll ich da auch die 3 € angeben, die ich da an Zinsen habe? (lacht) Theoretisch ja.
Magnus: Das Beckham Law ist ein wichtiger Bereich im spanischen Steuerrecht, und gerade für Expats interessant. Woher kommt denn eigentlich der Name Beckham und unter welchen Bedingungen genau findet es für Ausländer Anwendung?
Svenja Werner: Okay, also der Name erstmal kommt von dem Fußballer, …
Magnus: David Beckham.
Svenja Werner: Genau, aber jetzt inzwischen gilt es nicht mehr für Sportler, also die verdienen wahrscheinlich zu viel und das ist dann für das Finanzamt zu nachteilig. Das ist quasi dafür gedacht gewesen, dass sie nicht die Hälfte ihres Einkommens direkt abgeben müssen, sondern bisschen weniger, und dann hat man die im Prinzip gleichgestellt mit Nicht-Ansässigen. Also wenn man in Spanien nicht ansässig ist, also z.B. der typische Deutsche, der hier ein Ferienhaus hat und das vielleicht mal vermietet oder so, der zahlt auf die Mieteinnahmen Einkommensteuer für Nicht-Ansässige und das sind normalerweise 24% und mit Deutschland oder EU-Ausland 19%. Also der Sinn von diesem Beckham Law ist halt, hochverdienende Spezialkräfte anzulocken, also Arbeitnehmer, die spezialisiert sind und die halt auch gut verdienen, und dass die nicht gleich einen Schock kriegen, wenn sie hier ihre Steuererklärung abgeben müssen. Und dann also, im Prinzip die Voraussetzungen sind, dass man die letzten zehn Jahre nicht in Spanien gelebt hat, also nicht angemeldet war, dass man einen Arbeitsvertrag annimmt oder Verwalter, Administrador, das ist so was wie Geschäftsführer, so ähnlich, in einem spanischen Unternehmen wird und dass man keine Einkünfte erzielt in Spanien, die als Einkünfte aus einer Betriebsstätte in Spanien gewertet werden könnten. Also man muss aufpassen, wenn man da in diesem Beckham Law ist, dass man jetzt nicht irgendwie selber Unternehmen gründet in Spanien oder ja, irgendwelche Aktivitäten halt anfängt, wo man eine feste Geschäftseinrichtung hat, und dann ist man wie eine Betriebsstätte und dann wird man da ausgeschlossen aus dem System.
09:55 - Was bei Beckham Law zu beachten ist
Magnus: Genau das wird für Unternehmer, die eine eigene Firma betreiben schwierig, weil diese eine Betriebsstätte auslösen könnten.
Svenja Werner: Ja, das ist ja genau das Problem, das viele Leute hören: „Oh, cool, Beckham Law, das mache ich, ich gründe ein Unternehmen in Spanien und dann lohnt sich das.“ Und das ist eben genau nicht möglich.
Sebastian: Genau, und da nehmen Sie mir die Worte aus dem Mund, ja.
Svenja Werner: Das ist immer echt super, also ich sage dann also entweder sie müssen sich noch ein paar Homepages suchen, weil wenn man halt an dem Unternehmen beteiligt ist, darf man halt maximal 25% daran beteiligt sein und drüber nicht. Also vier Freunde, ja, können sich hier in Spanien ein Unternehmen zusammen gründen und dann je nachdem, aber das ist dann halt deswegen, man kann nicht in Spanien ein Unternehmen gründen und darüber entweder Geschäftsführer die Beckham Law nutzen und man kann sich auch nicht selbst anstellen und damit das nutzen. Also es muss zwischen dem Unternehmen und der Person eine Trennung bestehen.
Sebastian: Ja, genau, also wie Sie schon gesagt haben, viele unserer Mandanten sind Unternehmer, die stellen sich dann vor, okay, ich gründe da mal eben eine Firma und bin dann dort mehr oder weniger angestellt, genau, als Geschäftsführer und dann wird es funktionieren, und das ist eben genau der Punkt, der halt nicht funktioniert, also wie Sie schon gesagt haben, also man darf, man muss zum einen höchstens 25% Beteiligung haben am Unternehmen und zum anderen muss man auch, muss jemand anderes die Unternehmensleitung haben, man darf tatsächlich nur Angestellter sein bei dem Unternehmen. Gibt es hinsichtlich des Gehaltes ein gewisses Mindestgehalt, was da erfüllt werden muss oder spielt das keine Rolle?
Svenja Werner: Nee.
Magnus: Also quasi nur die 60.000 €, ab denen es sich lohnt, die Sie vorhin genannt haben.
Svenja Werner: Genau, aber ich kann auch weniger verdienen. Also, ich meine, der Steuersatz hier geht los bei 19%, ja, also so ein Riesenunterschied ist das jetzt auch nicht, wenn man jetzt nur ein Jahr hier ist oder zwei und sich denkt, okay, aufgrund der anderen Vereinfachungen nutze ich das jetzt einfach und, keine Ahnung, also, ich meine, je nachdem, was man..
Magnus: Und gibt es eine Mindestanzahl an Tagen, die ich in Spanien sein muss, damit es Anwendung findet oder wie ist das?
Svenja Werner: Sie müssen schon hier herziehen, also man kann das jetzt nicht nutzen und in Wirklichkeit woanders sein. Also, oder sagen wir mal so, dann bringt es eben nichts, weil meistens …
Magnus: Es gibt ja auch die digitalen Nomaden, die ja an keinem Ort der Welt quasi länger sind, die ja durchaus ihren ersten Wohnsitz in Spanien haben könnten, aber einfach so viel rumreisen oder von überall aus arbeiten können.
Svenja Werner: Naja, dann brauchen Sie sich ja überhaupt, dann würde ich ja lieber, dann brauchen Sie gar keine Beckham Law, weil dann haben Sie ja ganz normalen Nicht-Ansässigen Status und zahlen so sowieso maximal 24%.
Magnus: Okay.
Svenja Werner: Also, wenn man jetzt digitaler Nomade ist und nirgendwo ansässig ist, dann 24%, also genau wie bei Beckham. Und wenn ich aber im EU-Ausland irgendwo eine Ansässigkeit habe, dann kann ich direkt als Nicht-Ansässiger die 19% nutzen, ist sogar noch günstiger, also würde ich dann nicht auf Krampf irgendwie das Beckham anmelden, aber was noch super wichtig ist, weil Sie vorher gesagt haben, sechs Monate muss man hier sein, die Anmeldung muss man machen, innerhalb von sechs Monaten, also das ist eine Ausschlussfrist. Also wenn man hier anfängt zu arbeiten, das wichtige ist der Arbeitsstart, sechs Monate, danach wird’s abgelehnt und man darf halt auch nicht, z.B. ich kann nicht heute kommen und im Juni fange ich an zu arbeiten und sage: „Ah ja, ich bin ja wegen dem Job hergekommen“, dann sagen die, Du bist ja ein bisschen, also man muss aufgrund der Arbeit nach Spanien ziehen, also ich kann natürlich herkommen und nächsten Monat anfangen zu arbeiten, aber das ist keine, es gibt da keine genaue Tagesregelung, aber ich würde jetzt nicht Monate da warten und da so rumgucken.
13:37 - Vermögensteuer
Magnus: Das Beckham Law ist also gerade für den klassischen Expat gedacht, der als Angestellter eines Unternehmens vorübergehend ins Ausland gesandt wird. Dafür lohnt es sich auch, während bei anderen Angelegenheiten die ganze Sache komplizierter werden kann.
Sebastian: Frau Werner, ich hatte mal von einem deutschen Anwalt gehört, vielleicht habe ich das auch falsch verstanden, der mir gesagt hat, dass es also eins der Einschränkungen oder Probleme ist, wenn man Einkünfte aus Immobilien hat im Ausland, z.B. Veräußerungserlöse, usw., oder grundsätzlich sowieso Immobilienvermögen hat, dass es da eine Art, auch mit Beckham Law so eine Art Vermögensteuer oder so was gibt, ist das korrekt?
Svenja Werner: Also Vermögensteuer gibt’s und die gibt es auch unter Beckham Regelung, aber genau wie für alle anderen Nicht-Ansässigen. Also, man muss sich immer vorstellen, der Beckham-Anwender ist so etwas wie ein Nicht-Ansässiger, obwohl er hier wohnt, wird er behandelt als wäre er nicht da. Und die Vermögensteuer, in Spanien gibt’s quasi zwei Möglichkeiten, unter die man, darunter fallen kann. Also entweder, weil man in Spanien ansässig ist, dann ist man mit seinem Weltvermögen ja, dran, sage ich mal. Wenn man aber nicht ansässig ist oder Anwender von der Beckham Regelung, dann ist man nur mit seinem Immobilienvermögen, oder mit seinem Vermögen insgesamt, Entschuldigung, in Spanien, unterfällt man der Regelung. Also auch wenn ich Beckham Law Anwender bin, aber ich bin in Spanien und habe da eine Villa und hab‘ keine Ahnung wie viel Unternehmensbeteiligung an spanischen Unternehmen. Wenn ich da drüber komme über die Grenzen, je nach Region ist das sehr unterschiedlich, bin ich trotzdem auch vermögensteuerpflichtig, das stimmt.
Sebastian: Okay, aber nur für spanische Immobilien, nicht für ausländische Immobilien. Jetzt hatten Sie ja vorhin gesagt, dass der Steuersatz bei 24% liegt, jetzt bin ich ja angestellt und zahle dann 24%, wie hoch sind die Sozialversicherungsbeiträge für Arbeitnehmer und was sind die Arbeitgeberbeiträge?
15:38 - Sozialversicherungsbeiträge in Spanien
Svenja Werner: Also die Sozialversicherungsbeiträge sind gestaffelt, also das ist so geregelt, es gibt eine Bemessungsgrundlage, und dann darauf werden die Prozente gezahlt. Und im Fall von Angestellten geht das, zwischen 900 € sag‘ ich mal im Monat Bemessungsgrundlage bis maximal 4.070 €, und darauf zahlt der Arbeitgeber ungefähr so 30% und der Arbeitnehmer 5% oder ja, also sagen wir mal so, der Arbeitgeber, also wenn ich jetzt mir überlege, wieviel mein Mitarbeiter verdienen soll oder verdienen wird, plus 30% muss ich an Sozialabgaben rechnen, aber es ist nach oben ja gedeckelt. Das heißt egal jetzt, ob der also so super extrem viel verdient oder nicht, maximal, ungefähr, wieviel hab‘ ich gesagt, 4.000 € und 30%, das sind 1.200 € ungefähr, davon sind so das Maximum an Monatsbeiträgen für Sozialversicherung. Und der Arbeitnehmer zahlt halt weniger, 5%, also wieviel ist das, maximal 300 € sagen wir mal im Monat. Also ich sag mal 3.000 € ist so das Maximum ungefähr, was der Arbeitnehmer zahlt und der Arbeitgeber halt 14.400 € immer. Im Jahr.
Magnus: Dabei ist aber zu beachten, dass beim Beckham Law nichts dergleichen abzugsfähig ist.
Svenja Werner: Also der Bruttolohn ganz zur Zeit easy die Berechnung, eigentlich, wenn man halt einen Taschenrechner bei der Hand hat, Brutto mal 24%, muss man zahlen. Also, da kann man auch nicht die Sozialabgaben abziehen, was man jetzt z.B. schon kann, wenn man nur Nicht-Ansässiger ist und im EU-Ausland. Also, es ist ein bisschen kompliziert, sagen wir mal so. Wenn ich jetzt jemandem empfehlen würde, er will Beckham Law nutzen, dann würde ich ihm sagen, kommen Sie am besten sozusagen, sagen wir mal im August nach Spanien, ja, dann mach ich die Anmeldung und dann gilt das erst ab dem Folgejahr. Und in dem Jahr aber, wo ich aber hergekommen bin, die paar Monate bin ich Nicht-Ansässiger und zahle nur 19%, wenn ich im EU-Ausland vorher war. Wenn ich natürlich aus inzwischen jetzt England komme oder sonst wo her, Nicht-EU, dann zahle ich sowieso die 24%, egal ob ich jetzt im Januar herkomme oder im April oder im September.
17:58 - Spezielle Fälle im Beckham Law
Magnus: Sebastian fragt bei Frau Werner nach ein paar spezielleren Fällen, die aber für einige unserer Hörer interessant sein könnten.
Sebastian: Mal angenommen, jemand nimmt da den Status in Anspruch und besitzt noch irgendwie ein ausländisches Unternehmen oder so, ja, wenn und ist dort möglicherweise Hauptgesellschafter und möglicherweise auch Geschäftsführer, äh, wenn der dann für dieses ausländische Unternehmen, sein eigenes ausländisches Unternehmen von Spanien aus auf spanischem Boden tätig wird und das Tagesgeschäft leitet, führt das zu einem Problem? Oder ist das egal? Wird das relativ genau genommen oder ist das egal Ihrer Erfahrung nach?
Svenja Werner: Ich habe eher die Erfahrung, dass nicht Spanien in dem Fall das Problem ist, sondern z.B. Deutschland, also, weil das dann halt immer quasi dem Unternehmer, der hier mit Beckham Regelung sitzt, nichts mehr nützt, wenn er aus Deutschland quasi das Geld bekommt, weil dann trotzdem Deutschland das besteuert. Aber Spanien, also ich hab‘ aus meiner Erfahrung jetzt noch nicht gesehen, dass die da jetzt Nachforschungen anstellen oder genaue Aufschlüsselungen haben wollen, wovon die Leute jetzt, also was die noch so alles bekommen an Geld.
Sebastian: Ja, weil Sie hatten ja vorhin gesagt, der darf unternehmerisch nicht tätig werden und keine Betriebsstätte auslösen, ja, d.h. wenn ich mir so vorstelle, ein Ort der Leitung ist ja letzten Ende eine Betriebsstätte, wenn ich da Geschäftsführer bin, wird eine leitende Betriebsstätte möglicherweise ausgelöst und da dachte ich mir, dass ich dann potentiell ein Problem haben könnte in Spanien, ja,
Svenja Werner: Also das ist auf jeden Fall haben Sie da Recht mit der Betriebsstätte muss man halt immer gucken nach dem, also, genau, dem Ort der Leitung, Geschäftsräume, wenn hier die ganzen Versammlungen stattfinden von den Organen von der Leitung und man muss immer in dem jeweiligen Doppelbesteuerungsabkommen schauen, was als Betriebsstätte genau definiert ist, …
Sebastian: Also das muss man im Vorfeld prüfen, das müssen wir uns noch mal etwas genauer anschauen, nicht, dass es zu Problemen kommt. Und der andere Teil, was Sie ja gerade eben gesagt haben, ist natürlich für Deutsche in Deutschland oder Personen, die deutsche Einkünfte haben, ob es jetzt Dividenden sind oder sonst was auch immer, ein ganz wichtiger Punkt, wie Sie gesagt haben, und das gleiche kennen wir übrigens aus Großbritannien, usw. weil das ist im Doppelbesteuerungsabkommen definiert, dass wenn im Wohnsitzstaat der Person das Einkommen aus irgendeinem Grund nicht besteuert wird, dass dann das Besteuerungsrecht in Deutschland fällig wird, also das heißt, wenn jetzt jemand also jemand z.B. eine GmbH besitzt in Deutschland und von dort Gewinnausschüttungen bekommt, sind die ja normalerweise dort zu besteuern, ähm, am Wohnsitzland zu besteuern, aber wenn jetzt z.B. Spanien sagt, ich will dafür keine Steuern haben, das ist freigestellt, fällt das Besteuerungsrecht an Deutschland zurück. D.h., wenn es überhaupt geht, noch, muss man da eine gewisse möglicherweise eine Holding oder so was, die keine Quellensteuer einbehält in der EU könnte man das eliminieren.
20:55 - Beckham Law Status beantragen – Ablauf und Dauer
Sebastian: Ja, äh, ein weiterer Punkt generell ist ja noch, Sie hatten ja vorhin gesagt, der Status muss beantragt werden, mal angenommen, die Formalitäten, von denen Sie jetzt gesprochen haben, d.h. die Antragsfrist wird eingehalten, der ist nicht Geschäftsführer, der ist nicht dort maßgeblich beteiligt am Unternehmen, mehr als 25%, wird das einfach so genehmigt oder ist das ein Kampf, das durchzubringen?
Svenja Werner: Eigentlich wird das genehmigt, ja, das ist nur eine Frage, wann, also ich meine jetzt eigentlich laut Gesetz soll man in 10 Tagen Rückmeldung bekommen, das habe ich hier noch nie erlebt, ja, aber also sagen wir mal, es kommt auf die Region an, habe ich so den Eindruck in Spanien, manche sind schneller. Also normalerweise ungefähr ein bis zwei Monate würde ich schätzen dauert das, bis man vom Finanzamt, dann kriegt man dann einen Brief per Einschreiben und da steht das dann drin, weil normalerweise ist das nicht so, dass man das beantragt und die, quasi, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind ablehnen können, sondern das heißt dann eigentlich direkt schon, dass das Zertifikat, das man da kriegt, ist eigentlich schon das Zertifikat, dass man diese Option genutzt hat oder dass man sich dafür angemeldet hat und eigentlich ist das Formular, besteht darin dass man sagt ich erfülle die Bedingungen, ja, und dann hängt man halt die Sachen an, um das zu belegen, und dann wollen die halt noch so ein Zertifikat haben von dem Arbeitgeber, dass man da wirklich beschäftigt ist, obwohl man auch schon den Arbeitsvertrag anhängt, aber trotzdem noch zusätzlich, ja, also im Prinzip, wenn man die Sachen da anhängt und alles so zeitmäßig übereinstimmt, dann ist das nicht, dann wird das nicht abgelehnt, sondern einfach nur kann es schon ein wenig länger dauern, bis man die Nachricht bekommt und dann, wenn man das halt hat, muss man das seinem Arbeitgeber geben, diesen Zettel, damit er halt auch weiß, dass er jetzt diese 24% nur noch einbehalten muss.
Magnus: Ausnahmsweise mal ein Brief vom Finanzamt, über den man sich freut.
Svenja Werner: Genau, genau, eigentlich sitzt man da und, aah, …Man kann es auch online einsehen, also, wenn man sich da angemeldet hat.
23:00 - Lifestyle in Spanien
Magnus: Kommen wir nun zum Lifestyle in Spanien. Spanien ist seit Jahren das beliebteste Urlaubsland der Deutschen, aber dennoch gibt es im Alltag und auch in der Mentalität bestimmt einige Unterschiede. Was ist für Expats für den Bereich Wohnungssuche, Lebenshaltungskosten, Kulturangebote oder Familienangelegenheiten, wie dem Schulbesuch wichtig zu wissen?
Svenja Werner: Also ja, ich bin ja jetzt in der Hauptstadt, also Madrid, und natürlich Madrid und Barcelona sind, glaube ich, die teuersten Städte jetzt für Miete und Lebenshaltungskosten allgemein.
Magnus: Also die klassische 2-3 Zimmer Wohnung, 80 m2, wo liegen wir da in Madrid?
Svenja Werner: Kommt drauf an, wo Sie wohnen. Also momentan ist es auch wirklich teuer, also da zahlen Sie schon so, also, ich würde mal sagen unter 1.000 € kriegt man nichts mehr, also, plus Nebenkosten und das, ich meine, das geht eigentlich, ich habe da keinen Vergleich, also wie es jetzt da in Deutschland wäre, aber, also, keine Ahnung, also die Leute, die ich da so berate, also, da krieg ich immer so: „Wow“, keine Ahnung, so 2.000 € Miete im Monat, ähm ja, ist natürlich hart, ansonsten muss ich sagen, von Lebensmittel und keine Ahnung, und solchen Kosten, die man ja auch immer hat, das würde ich sagen, ist vielleicht ein bisschen günstiger in Spanien als jetzt noch in Deutschland, also ist nun auch nicht wirklich super billig, aber ich meine, man kann also, wenn man als Expat kommt und ein ordentliches, normales Gehalt hat, wie ein Expat meistens hat, weil sonst zieht er ja nicht ins Ausland, dann kann man hier sehr gut leben davon. Das ist total normal und verbreitet, keine Ahnung, also dass man eine Putzfrau hat oder dass die Kinder nachmittags von irgendeiner Nanny abgeholt werden oder betreut werden, Nachmittagsaktivitäten, also das ist alles, kann man sich wirklich super gut leisten.
24:44 - Das Schulsystem in Spanien
Magnus: Gehen die Kinder von den Expats meistens auf eine Privatschule oder sind die staatlichen Schulen in Spanien, dass man die dorthin schicken kann, haben Sie da Erfahrung?
Svenja Werner: Ja, die kann man, also kann man schon dahin schicken. Die meisten aber, also das hat sich, würde ich mal sagen, auch schon verbessert. Also wie gesagt, ich bin ja schon vor 10 Jahren, vor 11 Jahren gekommen und da gab’s z.B. Englisch, war da noch super nicht verbreitet und inzwischen hat es schon sehr aufgeholt auch im Schulsystem würde ich sagen, ähm, aber wer jetzt nur ein paar Jahre hier ist, glaube ich, da haben die Leute, schicken die dann eher auf eine Privatschule oder zumindest, es gibt hier drei Schultypen sag ich mal, staatlich, halb-staatlich und privat und wer jetzt Wert drauf legt oder genau weiß, er zieht in einem Jahr oder in zwei, drei Jahren wieder zurück, und dann will der, dass das Englischniveau oder das Deutschniveau perfekt ist, dann schickt er die dann schon auf die Deutsche Schule oder ja irgend so eine Private School, ja. Aber ansonsten hier das eigentlich nervigste am Schulsystem ist, würde ich mal sagen, ist die Anmeldung, weil normalerweise in Spanien hat man ja so das Vorurteil, dass alle immer zu spät sind, ist ja auch so, aber bei den Schulen muss man, also, keine Ahnung, so ungefähr, man muss das Kind schon anmelden, da kommt’s gerade auf die Welt, ja also so, ein bisschen übertrieben, aber jetzt ist z.B. gerade die Anmeldung für September, ja, und da muss man, …
Magnus: Also fast schon deutsch, könnte man sagen.
Svenja Werner: Ja, genau.
26:08 - Typisch Deutsch
Magnus: Passend zu Thema „Typisch Deutsch“ – gibt es in Spanien eine Expat Community um andere Deutsche treffen zu können und sich austauschen zu können? Oder ist man eher froh, möglichst weit weg von allen Deutschen und ihren Angelegenheiten zu sein?
Svenja Werner: Nein, ich würd‘ schon sagen, es gibt eine deutsche Community und auch wenn jetzt nicht gerade Corona ist, dann gibt es auch Treffen, ja, also hauptsächlich würde ich mal sagen so über die normalen Plattformen, keine Ahnung, also Facebook-Gruppen, es gibt hier so eine Internetseite „Madrid für Deutsche“, da ist auch so ein Stammtisch, sage ich mal, dann gibt’s ja hier Madrid, ich rede jetzt nur von Madrid, weil ich jetzt in anderen Städten das nicht so genau weiß, und dann gibt’s noch die Kirche, also die deutsche, die evangelische und auch eine katholische Kirche, deutsch, in Madrid und da ist auch dann so was wie Weihnachten, Weihnachtsmarkt und Oktoberfest und so was. Also das ist immer ganz nett, auch mal irgendwie mal so Deutsch zu reden und mal irgendwie eine Bratwurst zu essen.
Magnus: Das glaub‘ ich gern. Hört man immer wieder gern, dass die gute deutsche Bratwurst doch im Ausland vermisst wird.
Svenja Werner: Ja.
27:22 Volle Kirchen in Spanien
Magnus: Ich glaub‘ die Spanier sind im Glauben nochmal anders verwurzelt als man das in Deutschland kennt, oder spielt das eine wichtigere Rolle?
Svenja Werner: Ja, schon, ja ja, auf jeden Fall. Also hier, wenn man in die Kirche geht, ist sie voll, das ist so auch überraschend, also würde ich jetzt mal so aus deutscher Sicht sagen.
27:38 - Make a Long Story Short – Kurze Fragen, Kurze Antworten
Magnus: Jetzt noch meine Lieblingskategorie: Make a long story short, ich stelle Fragen, die Sie möglichst kurz und knackig beantworten. Erste Frage: Was macht Spanien besonders reizvoll?
Svenja Werner: Ja das Wetter natürlich. Sonne, Licht, viel Licht vor allen Dingen. Nicht nur Sonne, also heute z.B., ich meine, hier ist es bewölkt heute, ausnahmsweise, und trotzdem ist es so hell, dass ich die Vorhänge zuziehen muss.
Magnus: Hört sich gut an. Und jetzt vielleicht im Vergleich zu anderen südeuropäischen Ländern – Italien, Portugal, warum ist Spanien das beste südeuropäische Land?
Svenja Werner: Italien habe ich jetzt ehrlich gesagt keinen Vergleich, ähm, ich finde einfach es ist trotzdem am, wie soll man das jetzt sagen, am, noch am deutschesten vielleicht, kann man so sagen, noch am organisiertesten von den Ländern, sagen wir es mal so.
Magnus: Okay. Was sollte ich als Deutscher auf jeden Fall über die Spanier wissen? Oder worauf soll ich mich einstellen?
Svenja Werner: Dass sie super schnell reden, also, wer es mit Spanisch versucht, der muss erstmal sich dran gewöhnen, auch wenn man sagt: „Bitte langsam“, und trotzdem super schnell geredet wird und dass sie, okay jetzt schon, aber eigentlich nie Abstand halten, also man kommt immer so wuuh, also, der Abstand, …
Magnus: Eine Frage: Stimmt das Vorurteil, dass Spanier gerne zu spät kommen?
Svenja Werner: Ja.
Magnus: Also das muss man einfach aushalten.
Svenja Werner: Ja, ich weiß nicht, ich bin schon so dran gewöhnt, ich bin ja auch schon überall so spät (lacht). Das einzige wo man nicht zu spät kommen darf ist im Kino und wie gesagt und bei öffentlichen Ämtern, da kriegt man zehn Minuten und auch beim Arzt, also wenn man da zu spät kommt, äh, hat man Pech gehabt, ja.
Magnus: Okay, also, das merken wir uns auf jeden Fall. Bin ich als deutscher Unternehmer, oder als Expat in Spanien als Expat angesehen? Wie ist es, wenn ich dort als Deutscher lebe?
Svenja Werner: Ja, also Deutschland ist immer super als Herkunft.
Magnus: Was ist Ihr Lieblingsessen in Spanien? Ich kenne Patatas Bravas, die ich im Urlaub gerne gegessen habe, aber das ist ja bestimmt nicht die Nummer eins.
Svenja Werner: Also ich esse gerne Chipirónes, das sind so kleine Tintenfischchen, so gebraten. Also hier allgemein Meeresfrüchte und Fisch ist total super, auch so Muscheln und alles, ich weiß gar nicht, wie das auf Deutsch heißt, ja, mein Schwager würde mich wahrscheinlich umbringen, ja, aber ich kann die Fischnamen eher auf Spanisch als auf Deutsch, also, von daher sowas würde ich auf jeden Fall mal empfehlen und einfach Menu del Dia, also Tagesmenü einfach mal ausprobieren, schmeckt immer eigentlich gut.
Magnus: Was waren Deine Lieblingstapas, Basti?
Sebastian: Also ich habe ja den spanischen Schinken, da gibt’s ja verschiedene Qualitätsstufen, Bellota ist die beste, das sind diese schwarzen Schweine, die Eicheln, zumindest für einen Teil ihrer Lebenszeit, die fressen ausschließlich Eicheln, dann wird das für ein Jahr lang gereift, also das ist sehr dunkelrot, also das finde ich wirklich hervorragend, ja.
Magnus: Nächste Frage: Hätte es das Beckham Law auch ohne David Beckham gegeben?
Svenja Werner: Wahrscheinlich nicht.
Magnus: Also können wir dem Fußballer in der Hinsicht danken.
Svenja Werner: Ja, auf jeden Fall.
Magnus: Und dann schon meine letzte Frage: Steuern oder Lifestyle, was macht Spanien attraktiver?
Svenja Werner: Der Lifestyle, definitiv.
30:57 - Kontaktdaten und Verabschiedung Frau Werner
Magnus: Gut, Frau Werner, wir sind am Abschluss, ähm, jetzt würde ich noch gerne, dass Sie vielleicht ihre Kontaktdaten einmal durchgeben, wenn man Sie als deutscher Expat oder Unternehmer finden möchte, wie wird man auf Sie aufmerksam?
Svenja Werner: Ja, man kann einfach im Internet Svenja Werner mal googeln, oder genau, meine Homepage heißt also www.svenjawerner.com oder per Email mich einfach anschreiben svenja@svenjawerner.com genau, und da auf meiner Homepage stehen auch meine Kontaktdaten nochmal drauf. Oder einfach nach, keine Ahnung, Einkommensteuer Spanien oder so was suchen, als Artikel, und da sind meine Blogartikel auch manchmal gleich.
Magnus: Perfekt, ich danke Ihnen recht herzlich, wir sind jetzt alle ein bisschen klüger, wissen jetzt, dass David Beckham sein eigenes Steuerrecht in Spanien hat, was er nicht mehr anwenden kann, aber was natürlich trotzdem …
Svenja Werner: Was natürlich offiziell nicht so heißt, aber gut.
Magnus: Aber unter dem es jeder kennt.
31:54 - Sebastian und Magnus nach dem Gespräch
Magnus: Nach dem Gespräch habe ich mich noch einmal mit Sebastian zusammengesetzt, um die wichtigsten Aspekte, die Frau Werner erwähnt hat, zusammen zu fassen und in einen Kontext einzuordnen.
Sebastian: Also Frau Werner in Spanien, sehr interessant, man kann nicht stark genug betonen, was Spanien gerade Deutschen bedeutet, ja, also eine Möglichkeit in Spanien zu wohnen und hier sehr begünstigt Steuern bezahlen zu können ist für viele Deutsche ein absoluter Traum.
Magnus: Das Leben unter Palmen.
Sebastian: Genau, und äh, man muss ja doch immer sagen, dass Spanien ja doch sehr viel attraktiver ist als die anderen Länder im Mittelmeer, mit denen wir uns ja oft hier beschäftigen, z.B. jetzt hier Malta oder Zypern, ich glaub, kann man objektiv so sagen, das ist einfach so, und natürlich ist Spanien für viele grundsätzlich Traumdestination. Wo ich ganz wichtig hervorheben muss ist eben die Tatsache, dass man auf jeden Fall Hilfe dabei braucht, denn man darf ja nicht in Spanien selbst unternehmerisch tätig werden oder als Geschäftsführer einer spanischen Gesellschaft arbeiten, d.h. man muss auf jeden Fall jemanden haben, der entweder als Vertrauensperson eine solche spanische Gesellschaft gründet oder aber einen Dienstleister verwendet, der eine entsprechende Dienstleistung anbietet, Gründung einer Gesellschaft, die dieser dann auch hält, wo man angestellt ist.
Magnus: Weil es klassischer weise eher für Expats in der Form gedacht war.
Sebastian: Genau, es ist eben doch konzipiert für Angestellte und nicht für Unternehmer. Und es ist natürlich aber, also die Mandanten, die das nutzen von uns sind alle unternehmerisch davor tätig gewesen, ja, d.h. es ist natürlich wichtig, dass die sich an die Regeln genau halten, die Regeln auch genau kennen und es ist natürlich nicht nur die Sache mit der Spanischen Gesellschaft zu beachten, sondern es ist auch zu beachten, dass man eben jetzt keine Auslandsgesellschaft von Spanien aus führen kann.
Magnus: Jetzt muss ich vielleicht von vornhinein gleich mal überlegen, also es bringt nichts, wenn ich erstmal hinzieh und dann anfang‘ zu planen, sondern, …
Sebastian: Ja, also das heißt, wenn man, angenommen, ähm, ich hab‘ zwar so ne Gesellschaft auf Malta oder so was, ja, wenn ich, also ich zieh‘ nach Spanien um die Gesellschaft auf Malta dann ist das natürlich ein Problem, wenn ich bei dieser Gesellschaft Geschäftsführer bin. Und dann z.B. sage das Einkommen aus dieser maltesischen Gesellschaft, die Dividende, kommt mir steuerfrei zu Gute. Das wäre ein Problem, denn ich bin ja dann für die Gesellschaft jetzt geschäftsführend als Geschäftsführer in Spanien tätig. D.h. es muss da nun doch eine passive Einkommensstruktur vorhanden sein, damit das ganze funktioniert. Das heißt man braucht auch einen konkreten Geschäftsführer dann bei der Auslandsgesellschaft, der die Geschäfte tatsächlich leitet. Wenn ich das von Spanien aus mache, dann eine Betriebsstätte in Spanien auslöse, dann stellt es grundsätzlich ein Problem dar.
Magnus: Aber das heißt, wenn ich sozusagen nicht Geschäftsführer bin, sondern in Anführungsstrichen „normaler Angestellter“ dann kann ich entsprechend auch in Spanien leben und die Beckham Law nutzen.
Sebastian: Genau, also ich darf vor allen Dingen kein Geschäftsführer sein in meiner Auslandsgesellschaft, ja, und in der spanischen Gesellschaft sowieso nicht.
35:05 - Achtung Kontrolle – auch in Spanien
Sebastian: So, eins muss man wissen mit Spanien ja, es gibt Punkte in Spanien, in Mallorca, die sehr genau kontrolliert werden. Also ich kannte ein Beispiel, da hat eben ein Mandant mit Beckham Law hat er die ganzen Auslandsgesellschaften, äh, und der hat eben für diese Auslandsgesellschaften leitend gearbeitet, ja, von Spanien aus, natürlich, von sich zu Hause aus, natürlich nicht in der Öffentlichkeit, aber die spanischen Steuerbehörden sind irgendwie drauf gekommen, ich weiß nicht, ob irgendjemand ihn dort angezeigt hat, und die haben den dann auseinandergenommen, die Behörden, das heißt, sie haben dann anhand von den IP Adressen, Blogs des Internetproviders bewiesen, dass er, welche Trades usw., und welche Entscheidungen er getroffen hat, in der Auslandgesellschaft, …
Magnus: Das hört sich fast schon ein bisschen wie CIA an.
Sebastian: Ja ja, und dann haben die den drangenommen.
Sebastian: Andere Beispiele, das ist jetzt nicht unbedingt Beckham Law aber ich meine, wenn man sein Auto nach Mallorca bringt, ja dann muss man da auch Luxus-Steuer bezahlen, wenn es bestimmte Autos sind, und da liegt es tatsächlich, kenne ich Mandanten, die haben einen Porsche aus Deutschland mitgebracht und da lag letztlich die Polizei ein halbes Jahr auf der Lauer, hat jeden Tag Fotos gemacht und nach sechs Monaten haben sie ihm das Auto weggenommen und haben gesagt, okay, kannst jetzt 100.000 € Strafe bezahlen, dann kriegst Du das Auto zurück, ansonsten ist es weg.
Magnus: Halleluja.
Sebastian: Also, deswegen, die sind schon, was Ausländer, würde ich sagen, betrifft, insbesondere in solchen Gegenden wie Mallorca, glaube ich, sehr sensibilisiert, ja, sagen wir mal sensibilisiert im Hinblick auf Reiche Ausländer, die hier gerne versuchen wollen vom System zu profitieren ohne die entsprechenden Steuern dafür zu bezahlen.
Magnus: Jetzt haben die sechs Monate gewartet, äh, weil es quasi dann heißt, der ist hier nicht nur zu Besuch oder?
Sebastian: Genau, haben die natürlich dann sechs Monate Fotos gehabt, die nachweisen, natürlich genau, die konnten dann sagen, na ja, also offensichtlich warst Du nicht im Urlaub, weil sonst, ja, wer geht schon sechs Monate lang. Also man darf hier nicht jetzt den Eindruck haben, dass die Spanier naiv sind, was Ausländer angelangt, und man muss dort das also wirklich so aufsetzen, dass das steuerlich wirklich 100% wasserdicht ist, dass man hauptsächlich passive Einnahmen hat aus dem Ausland und im Grunde genommen sich nicht dazu verleiten lässt hier selbst gewerbemäßig tätig zu werden.
37:29 - Verabschiedung und Abspann
Magnus: Das war Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Bis zur nächsten Folge.
Ressourcen:
Sebastian Sauerborn: LinkedIn
Svenja Werner:
Rechts- und Steuerberatung Svenja Werner
Madrid (Spanien)
Stiftung in Liechtenstein
Erfahren Sie alles über Stiftungen in Liechtenstein von Dr. Oliver Nesensohn, Rechtsanwalt und Mitbegründer der Kanzlei LNR. Unsere Expertise umfasst Stiftungen, Trusts, Wirtschafts- und Steuerrecht sowie die Gründung und Verwaltung von Rechtsträgern.
Zu Gast: Rechtsanwalt Dr. Oliver Nesensohn
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Unser heutiger Gast, Herr Dr. Oliver Nesensohn ist Rechtsanwalt und Mitbegründer der Kanzlei LNR – Lorenz Nesensohn Rabenser in Liechtenstein und ausgewiesener Experte, nicht alleinig für alle Fragen bezüglich einer Stiftung in Liechtenstein, denn der Schwerpunkt der Anwaltskanzlei LNR liegt bei Stiftungen, Trusts, Wirtschaftsrecht, Steuerrecht und der Gründung und Verwaltung von verschiedensten Rechtsträgern.
Warum eine Stiftung, und warum in Liechtenstein?
Eine Stiftung ist ein sehr gutes Instrument zur Nachlassplanung, da man genau festlegen kann, was mit dem Vermögen passieren soll, oder was eben nicht, und im Gegensatz zum Trust kann sich der Stifter ein Kontrollrecht, ein unmittelbares Instruktionsrecht vorbehalten.
Bisher wurde eine Stiftung in Liechtenstein meist mit Steuerhinterziehung in Verbindung gebracht, aber das ist mittlerweile Vergangenheit, denn sogar aus EU-Sicht ist Liechtenstein kein Tax Haven mehr, sie sind weißgelistet.
Die Hauptaufgabe der Stiftung ist die Vermögenserhaltung, Vermögensweitergabe und die Asset Protection.
Die Handhabung der Schenkungsteuer in Liechtenstein
Interessant ist es beim Übertragen von Allgemeinvermögen in die Liechtensteiner Stiftung, da hängt es selbstverständlich davon ab, wo man steuerpflichtig ist, denn eine widerrufliche Schenkung von Deutschland aus könnte steuerfrei sein, je nachdem wie die Stiftung ausgestaltet ist. Wenn die entsprechende Stiftung intransparent und eine Ermessensstiftung ist, befindet man sich in der schlechtesten Schenkungsteuerklasse.
Man kann dazu keine pauschale Antwort geben, es hängt ganz von dem Land ab, in dem man sich aufhält, und von der persönlichen Steuersituation. Die Schenkungsteuerpflicht bezieht sich für deutsche Staatsbürger nicht nur auf ihren Wohnsitz, der sich im Ausland befinden kann, sondern hängt auch ein bisschen an ihrer Staatsbürgerschaft.
Die Liechtensteiner Stiftung für in den USA lebende Deutsche
Wenn es um Asset Protection geht, ist eine Liechtensteiner Stiftung für in den USA lebende Deutsche in Bezug auf Asset Protection von Vorteil, denn Primitive Damages sind in Liechtenstein nicht vollstreckbar, und wenn man einen amerikanischen Titel hat, müssten die jeweiligen Rechtsstreitigkeiten wieder von vorne beginnen. Liechtenstein hat nur mit der Schweiz und Österreich Vollstreckungsübereinkommen.
Der Nachteil wäre, dass das Reporting, wie bei allen Auslandsbeziehungen, aus Sicht der USA wesentlich aufwendiger ist. Bei Scheidungen oder Schadensersatzklagen ist hier der Vermögensschutz deutlich verbessert.
Erbschaftsteuer für eine Generation überspringen
Wenn man eine Liechtensteiner Stiftung aus den USA heraus gründet, ist das ein Null-Event (Grantor Trust), das Vermögen und Einkommen wird dem US-Stifter sowieso zugerechnet, und mit der Stiftung könnte man es legal schaffen, z.B. der Erbschaftsteuer zwar nicht auf ewig zu entkommen, aber sie zumindest für eine Generation zu überspringen.
Vorteil der Liechtensteiner Stiftung gegenüber dem Trust
Wenn es um wirklichen Vermögensschutz geht, raten selbst einige US Berater eher dazu, eine Stiftung oder einen Trust offshore zu gründen, auch für Erstvermögen, weil US-Gerichte dort keine Befugnis haben und es viel schwerer ist, in einem Haftungsfall an das Vermögen heranzukommen.
Hat man einen Trust, es wird geklagt, und es liegt ein Titel vor, dann sind die US-Trustees ganz schnell dabei, das Vermögen rauszugeben, also die wirkliche Sicherung ist da nicht unbedingt gegeben.
Die steuerliche Belastung für eine Stiftung in Liechtenstein
Die BVS ist die klassische Stiftung mit Bankkonto, der Klient darf an der Stiftungsverwaltung nicht beteiligt sein, die Stiftung darf keine verzinslichen Darlehen oder Darlehen an Dritte gewähren, sie muss keine Steuererklärung abgeben, keine Bilanz einreichen und wird jährlich mit lediglich CHF 1.800 besteuert, unabhängig von den Gewinnen, und sie darf nicht an Doppelbesteuerungsabkommen teilnehmen.
Die regulär besteuerte Stiftung kann bei Doppelbesteuerungsabkommen partizipieren und unterliegt im Prinzip einem 12,5%igen Erwerbssteuersatz. Die Bemessungsgrundlage für diesen Steuersatz ist der Basisansatz, aber z.B. Kapitalgewinne und ausländische Liegenschaftsverträge fallen nicht in diese Bemessungsrundlage hinein. Zinserträge, Kapitalgewinne aus Wechselkurzgewinnen oder Goldverkäufen wären steuerpflichtig, aber bei dem Liechtensteiner (grob gerechneten) 4%igen Eigenkapitalzinsabzug, was bei 1 Million schon 40.000 pauschal abgezogene Kosten wären, kann man diese beispielsweise durch Währungsgewinne wettmachen, denn in dem Umfang würden diese nicht besteuert.
Vermögenshöhe und Eröffnungskosten bei Gründung einer Liechtensteiner Stiftung
Die Gründung lohne sich aufgrund des regulatorischen Aufwandes ab etwa 5 Millionen, so Herr Dr. Nesensohn.
Für die Gründung mit Nebenkosten, Reportings, Verwaltung, etc. muss man mit mindestens ca. CHF 6.500 netto plus weitere Kosten rechnen und darf dabei die vierteljährlichen Zusatzkosten für die Leistungen des Anwalts nicht vergessen.
Die Liechtensteiner Stiftung und ihr Sichtschutz
Das Eigentümerregister wurde vom EU Parlament erfunden, und das gibt es auch in Liechtenstein, wurde allerdings nicht in allen Staaten gleich durchgesetzt, so dass in Liechtenstein der Einblick in dieses Register größtenteils aktuell noch auf die Strafverfolgungsbehörde, die FIU (Financial Intelligence Unit) und die Steuerverwaltung, und in einigen Ausnahmefällen die Banken beschränkt ist.
Die Liechtensteiner Stiftung als Schutz vor einer eventuellen Corona-Vermögenssteuer?
Die Liechtensteiner Stiftung kann auch für Deutsche Schutz vor einer eventuellen Corona-Vermögenssteuer bieten, was aber auch davon abhängt, wie aggressiv das Heimatland solches dann verfolgt.
In einer Liechtensteiner Stiftung, die transparent aufgesetzt ist und das Vermögen nicht den Gründern zuzurechnen ist, aufgrund einer rechtlichen Fiktion, ist das Vermögen eigentlich sich.
Kontaktdaten und Links:
Rechtsanwalt Herr Dr. Oliver Nesensohn
Homepage: www.lnr-law.com
Email: o.nesensohn@lnr-law.com
Telefon: +423 239 9696
Mobil: +41 79 963 8878
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Wie man's richtig macht: USA Unternehmensgründun
Auswandern in die USA: Auf ins Land der unbegrenzten Freiheit!
Die überdachende Besteuerung bei Umzug von Deutschland in die Schweiz
Ruhestand in der Schweiz: Ein Paradies für deutsche Rentner
Quellensteuer Schweiz: Was Deutsche in der Schweiz wissen müssen
Timestamps
00:00 - Intro
00:50 - Oliver stellt seinen Werdegang vor
02:57 - Über die Zukunft der Liechtensteiner Stiftung
04:32 - Über den Sinn und Zweck von Stiftungen
05:27 - Veränderungen von Stiftungen in den letzten 10 bis 15 Jahren
06:14 - Die Rolle Liechtensteins
08:46 - Der Ruf Liechtensteins im Wandel
09:47 - Über den Unterschied von Trusts und Liechtensteiner Stiftungen
12:59 - Beispiele zur Unterscheidung von Trusts und Liechtensteiner Stiftungen
15:08 - Die Handhabung der Schenkungsteuer in der Liechtensteiner Stiftung
15:58 - Wie sinnvoll ist die Liechtensteiner Stiftung für in den USA lebende Deutsche?
17:37 - Vorteil der Liechtensteiner Stiftung gegenüber dem Trust
18:46 - Die steuerliche Belastung für eine Stiftung in Liechtenstein
21:28 - Über die Vermögenshöhe bei der Gründung einer Liechtensteiner Stiftung
22:00 - Der Stellenwert der Transparenz einer Liechtensteiner Stiftung
22:50 - Die Liechtensteiner Stiftung und ihr Sichtschutz
24:42 - Der Weg Luxemburgs
25:17 - Über die Angst, die Kontrolle über das Vermögen zu verlieren
26:46 - Die Wichtigkeit des Vertrauensverhältnis auf beiden Seiten
28: 53 - Die Handhabung der Vermögenssteuer
30:21 - Die Sicherheit einer Liechtensteiner Stiftung
31:33 - Über die Eröffnungskosten einer Liechtensteiner Stiftung
32:55 - Kontaktdaten bei Interesse an einer Liechtensteiner Stiftung
33:57 - Die Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte
Mitschrift zu Episode 3 von Perspektive Ausland
Zu Gast: Rechtsanwalt Dr. Oliver Nesensohn
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
Magnus: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Sauerborn, außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute ist unser Gast Dr. Oliver Nesensohn. Er ist Rechtsanwalt und ausgewiesener Experte und kann uns somit einiges über Steuerangelegenheiten, insbesondere der Stiftung in Liechtenstein erklären. Er stellt sich und seinen Werdegang zunächst einmal vor.
00:50 - Herr Dr. Nesensohn stellt seinen Werdegang vor
Dr. Nesensohn: Ja, also ich bin Österreicher, geboren gerade an der Grenze über dem Bodensee in Bregenz, war dann im Studium in Innsbruck und von Innsbruck aus ging ich nach Wien, von Wien wieder zurück nach Innsbruck, hatte dort meine Konzidentenzeit, bin dann von dort nach New York gegangen, an die NYU, habe dort studiert, bin zurück nach Wien, habe dann meine Anwaltsprüfung nach einer Praxiszeit in Wien gemacht, und nach der Anwaltsprüfung bin ich dann nach Liechtenstein gezogen und bin dort einer großen Kanzlei beigetreten. Ich wurde dann dort Partner im Jahr 2004, und 2007 habe ich dann mit zwei anderen Partnern zusammen unsere Kanzlei LNR gegründet, und seit 2007 sind wir in dieser Konstellation tätig. Wir haben zwei angestellte Rechtsanwälte und unser Schwerpunkt liegt 50/50 auf, ich will immer sagen, Streitigenhausen im weitesten Sinne im Umfeld von Stiftungen, Trusts, Wirtschaftsrecht, Steuerrecht, und die andere Hälfte ist das Gründen und Verwalten von verschiedensten Rechtsträgern. Je länger, desto mehr in Liechtenstein, früher waren wir mehr oder weniger weltweit tätig, die Offshore-Aktivitäten haben wir im Prinzip eingestellt aus ganz besonderen Konstellationen, aber im Wesentlichen beschränken wir uns heute auf Liechtenstein.
02:57 - Über die Zukunft der Liechtensteiner Stiftung
Magnus: Okay, vielen Dank für das kurze Intro. Heutiges Thema ist ja im Wesentlichen die Stiftung von Liechtenstein. Bei meiner Recherche vorab für den Podcast bin ich auf interessante Zahlen gestoßen, nämlich 2007/2008 war wohl so ein Peak, was die Anzahl der Stiftungen in Liechtenstein anbelangt, damals gab es 50.000, wenn ich richtig recherchiert habe, und seitdem werden jedes Jahr wesentlich mehr gelöscht, durchschnittlich 4.300 Löschungen pro Jahr, so dass, wenn der Trend anhalten würde, bald gar keine Liechtenstein-Stiftung mehr existieren würde. Deswegen meine Eingangsfrage: Ist denn die Liechtensteiner Stiftung überhaupt noch eine Form, die Zukunft hat, die sinnvoll sein kann?
Dr. Nesensohn: Ich glaube eigentlich, heute aktueller, denn je, die Zahlen stimmen, die Sie nennen, Sie haben sich jetzt auf die Stiftungen beschränkt, da haben wir natürlich noch andere Rechtsträger, ich glaube zum Höhepunkt hatten wir 87.000 in Liechtenstein, heute sind es, wenn ich richtig informiert bin 13.000. Ob die Tendenz der Löschungen so anhält, glaube ich ehrlich gesagt nicht, die Zahl ist aber auch nicht besonders interessant, weil heute hat eine Stiftung ganz andere Funktionen als früher, nicht rechtlich, aber ihr Einsatz ist halt wesentlich anders. Früher, mit früher meine ich jetzt 2001, zum Höhepunkt der Internetbubble, als die Gier, würde ich sagen, richtig groß war, waren Liechtensteiner Stiftungen nichts anderes als eine andere Form vom Bankkonto, hauptsächlich fokussiert auf Steuerersparnisse und auch Verstecken. Also ich glaube im Gegenteil, weil die Offshore-Jurisdiktionen leiden wirklich, die sind heute fast nicht mehr zu gebrauchen, allein schon aus Sorgfaltsgründen, und weil einem jede Bank solche Schwierigkeiten macht, und irgendwo in der Struktur eine [unverständlich] vorkommt, dass es wirklich schwierig ist. Und Liechtenstein hat den Vorteil, dass es eben in EWR ist und im Zollvertragen mit der Schweiz, wir sind mitten in Europa und sind sogar aus EU-Sicht kein Tax Haven mehr, also wir sind aus EU-Sicht weißgelistet, und immer mehr Jurisdiktionen in der EU übernehmen das auch, und man muss sich ehrlicherweise verabschieden vom Null-Prozent-Steuersatz, das ist kein Konzept mehr. Und Verstecken gar kein Modell mehr.
04:32 - Über den Sinn und Zweck von Stiftungen
Magnus: Aber was ist eine Stiftung eigentlich genau, und was macht sie aus?
Dr. Nesensohn: Ja, also aus meiner Sicht, die Stiftung das stärkste Instrument für die Nachlassplanung, das ist eine juristische Person, die man sich so vorstellen kann, dass der Gründer einen Teil seines Vermögens einem speziellen Zweck widmet, und diese Widmung ist so stark, dass sie die Form einer juristischen Person annehmen kann. Und diese juristische Person, die Stiftung hat die Aufgabe, diesen Zweck zu erfüllen. Der Zweck kann darin liegen, dass es die Unterstützung der Familie ist, dass das der Zusammenhalt einer Kunstsammlung, eines Unternehmens, gemeinnützig, da sind die Zwecke relativ weit, so lang sie legal sind. Was die Stiftung nicht kann, ist Kommerzgeschäfte betreiben, aber ansonsten bewegen wir uns zwischen Familienstiftung und Unternehmensstiftung und gemeinnützigen Stiftungen.
05:27 - Veränderungen von Stiftungen in den letzten 10-15 Jahren
Magnus: Wir hatten ja jetzt schon ein bisschen die Historie von Stiftungen angesprochen, dass die mit der Internetbubble vielleicht noch ein bisschen populärer waren, ich glaube es ist spätestens, seit dem Fall Zumwinkel hat sich da einiges getan, was bestimmt auch mit der Anzahl der vielen Löschungen einhergeht. Können Sie vielleicht da bisschen was sagen, wie sich das Ansehen von Stiftungen eben die letzten 10-15 Jahre verändert hat?
Sebastian: Und ich würde vielleicht sagen, insbesondere auch vor dem Hintergrund jetzt von Liechtenstein, weil, ich meine, Liechtenstein hat ja schon sehr weit aufgeholt, auch was jetzt Kooperation, Transparenz, usw. anbelangt, früher war das ja alles immer ja, gerade im Hinblick auf Deutschland mit viel Geheimnistuerei, und da ist ja doch sehr viel passiert in Liechtenstein, ich glaube, das wäre auch nochmal gut, darauf einzugehen.
06:14 - Die Rolle Liechtensteins
Dr. Nesensohn: Liechtenstein war ja nach dem Ersten Weltkrieg ein sehr, sehr armes Land und hat dann in Errangelung von Rohstoffen ein Modell entwickelt und gesucht, was kann Liechtenstein anbieten, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Dann hat man sich bei verschiedensten Jurisdiktionen bedient und hat als erstes kontinentales Land 1926 den englischen Trust übernommen, und zum gleichen Zeitpunkt auch die Stiftung. Und das Geschäft kam so richtig ins Laufen durch den Zweiten Weltkrieg, als Not am Mann war, das Vermögen in Sicherheit zu bringen. Und ich würde mal sagen, der Urtrieb des Sparstrumpfes, von dem niemand weiß, unter der Matratze, ist ein starker Antrieb für die Stiftung gewesen. Das ist über die Zeit durch Steuertransparenz in der Form abhanden gekommen, weil es kein Geheimnis vor der Finanz mehr gibt, vor der Ehefrau vielleicht noch, aber vor der Finanz nicht, und über das Jahr 2001, als die Gewinne aus der Bubble nur so sprudelten, war das Hauptmotiv die Steuervermeidung, die ist da, ja, als, will ich mal sagen, international abhanden gekommen, heute haben wir völlige Transparenz, 2008 der Fall Zumwinkel war ein signifikanter Auslöser für den Paradigmenwechsel in Liechtenstein, formalisiert durch die Liechtensteiner Erklärung der HET, und damit des Fürstenhauses, als Liechtenstein im Prinzip proaktiv gesagt hat, wir warten jetzt nicht mehr und halten unser Modell so lange aufrecht, bis es uns abgedreht wird, sondern wir gehen jetzt proaktiv nach vorne, [verzerrt und unverständlich] halten uns an die Regeln und versuchen, unsere Nische dort zu finden, und das unterscheidet Liechtenstein wesentlich von meines Wissens, sämtlichen anderen Offshore-Jurisdiktionen, die versucht haben, das Modell so lang wie möglich vorzuspielen, während Liechtenstein sich aktiv eingebracht hat in die Onshore-Welt, und im Zuge dessen auch Doppelbesteuerungsabkommen gewährt bekommen hat. Das trifft jetzt auf Offshore-Jurisdiktionen auch nicht zu, aber Liechtenstein ist heute gar nicht mehr so schlecht vernetzt mit Doppelbesteuerungsabkommen, weil sie auch zeigt, dass die Jurisdiktion durchaus als vertrauenswürdig wahrgenommen wird. Heute haben wir internationalen Informationsaustausch, FATCA, CRS, Doppelbesteuerungsabkommen, also wenn Lichtenstein Geld verstecken will vor der Steuer, ist hier sicher nicht mehr wichtig.
08:46 - Der Ruf Liechtensteins im Wandel
Magnus: Liechtenstein hat sich also sehr bemüht, seinen Ruf zu ändern und eher für transparente Vermögenssicherung zu stehen.
Dr. Nesensohn: Ja,der Nebeneffekt des Ganzen, dass der Steuernehmer nicht mehr im Vordergrund stand, ist, dass die Liechtensteiner Stiftung sich ihrem ureigensten Zweck widmen kann, das ist der Vermögensschutz, und das ist die Nachfolgeplanung. Und das steht heute wesentlich im Vordergrund bei Stiftungsgründern, und ich spreche mit Klienten, da geht es nicht mehr um die Steuervermeidung, da geht es nur darum, dass man sich steuerlich keinen mordsmäßigen Nachteil einhandelt, aber im Wesentlichen geht es um Vermögenserhaltung und Vermögensweitergabe und um Asset Protection, und Dank der Regulatoren, die wir heute haben, würde ich auch sagen, ein guter Teil ist auch Good-Housekeeping, weil ja das Ganze Reporting, das liege dann bei der Stiftung und nicht mehr bei der Privatperson, und das ist dann gar nicht zu unterschätzen, der Aufwand, den man da betreiben muss.
09:47 - Über den Unterschied von Trusts und Liechtensteiner Stiftungen
Magnus: Sebastian, was sind in Deinem Alltag Fälle, wo Du konkret auf eine Stiftung angesprochen wirst? Was sind das für Mandanten, die sich hier interessieren?
Sebastian: Ich kann Herrn Dr. Nesensohn so nur zustimmen. Wir haben auch vielfach Mandanten, die das Thema Stiftung interessiert. Insbesondere geht es eben um Nachlassplanung, sage ich jetzt mal, wir haben durchaus auch Mandanten, die z.B. in Deutschland eine Familienstiftung gegründet haben, klar, wie gesagt, also Steuertransparenz ist ja sowieso gegeben, warum soll ich eine Stiftung in Liechtenstein gründen, und warum nicht z.B. eine Familienstiftung in Deutschland, und dann haben wir natürlich Mandanten, gerade auch jetzt deutschsprachige Mandanten, die im angelsächsischen Raum mittlerweile ansässig sind, wo ja der Trust, der ja grundsätzlich was anderes ist, als eine Stiftung, die vorherrschende Form letztlich für Nachlassplanung, sage ich mal, ist, Vermögensstrukturierung. Jetzt lassen sich Trusts per se natürlich mit kontinental-europäischem Vermögen nur bedingt kombinieren, d.h. da wäre dann auch noch eine weitere Frage, ist die Familienstiftung, in Kombination, Entschuldigung, die Liechtensteiner Stiftung, in Kombination mit einem Trust sinnvoll, oder sogar anstatt eines Trusts sinnvoll, für in angelsächsischen Ländern und in den USA lebende Personen, die z.B. Vermögensbeteiligung in Kontinentaleuropa haben und das entsprechend strukturieren wollen?
Dr. Nesensohn: Wir haben überhaupt keine Berührungsängste mit dem Trust, wir haben ja selber den Trust in unserem Rechtsbestand, und die Entscheidung Trust oder Stiftung richtet sich eigentlich hauptsächlich danach, zum ersten Mal, was hat der Klient für einen Background, kommt er aus dem angelsächsischen Bereich, dann muss man ihm den Trust nicht lange erklären, da weiß er, was das ist, umgekehrt kontinentaleuropäisch, römisch-rechtlicher Hintergrund ist die Stiftung leicht zu erklären, der Trust eher weniger, beides hat Vor- und Nachteile, ein Trusteewechsel kann recht aufwendig sein, weil der Trustee der rechtliche Eigentümer ist, wenn der im Grundbuch ist, und Sie haben einen neuen Trustee, dann müssen Sie eine Grundbuchsberechtigung vornehmen, genauso bei einem Kontowechsel muss ein neues Konto eröffnet werden, ist heute auch nicht mehr ganz so einfach, eine Kontoeröffnung, letztendlich hängt es aber davon ab, wo muss man den Trust ordentlich deklarieren, steuerlich, wenn ich eine Diskussion habe mit HMRC, wo ich ein halbes Jahr brauche, zu erklären, dass die Stiftung keine Corporation ist, oder das Gleiche auch in den USA, dann wähle ich von vornherein den Trust, weil das Thema dann schon durch ist, die verstehen das. Im Endeffekt, man kann das Gleiche erzielen mit beiden, hat aber beides seine Vor- und Nachteile, hängt davon ab, vom persönlichen und vom steuerlichen Umfeld. Zum Trust in Liechtenstein kann man noch sagen, der ist hier steuerpflichtig mit der Minimalsteuer, muss keine Steuererklärung abgeben, und ja, seit 1800 Schweizer Franken schleppt, egal, welche Gewinne er erzielt, bei der Stiftung ist das anders, je nachdem, wie sie ausgestaltet ist, muss sie eine Steuererklärung abgeben und wird über die 1800 hinaus unter Umständen steuerpflichtig, hängt ein bisschen von der Planung ab, wie man das aufsetzt.
12:59 - Beispiele zur Unterscheidung von Trusts und Liechtensteiner Stiftungen
Magnus: Um die Unterscheidung von Trust und der Liechtensteiner Stiftung besser zu verstehen, gehen wir noch auf konkrete Beispiele ein.
Dr. Nesensohn: Wenn Sie in England bleiben oder Vermögen bringen, ist das in England laufend besteuert werden muss, wie die Gelegenschaften, würde ich jedenfalls den Trust empfehlen, die Frage ist, ob der Liegenschaft der Trust direkt fällt, oder ob das durch eine Underline-Corporation passiert.
Magnus: Die Auffassung würdest Du so teilen, Sebastian?
Sebastian: Ja, genau, ich mein, die Realität ist eben, ich kann jetzt mal ein konkretes Beispiel sagen von einem Mandanten, der ist schon vor ein paar Jahren von Deutschland weggezogen nach Osteuropa und hat noch Beteiligungen in Deutschland, hat das alles also auch sauber gemacht, auch so mit Wegzugsteuer usw., also alles geregelt, überlegt sich jetzt, nach Dubai umzuziehen, und überlegt sich jetzt im Grunde genommen, langfristig, ob es jetzt Sinn macht für ihn, z.B. eine Stiftung zu gründen in Liechtenstein, dort seine ganzen Beteiligungen mit rein zu legen, ich denke die Beteiligungen haben einen Wert von, sagen wir mal, 20 Millionen. Dort gibt es jetzt für ihn keine kurzfristigen Gesichtspunkte oder Optimierungspotenziale, sondern es geht bei ihm jetzt um die langfristige Planung, also ist noch ein recht junger Mann, vielleicht jünger als 50. Es geht halt vor Allem um die Frage, das Vermögen langfristig anzulegen, oder langfristig zu planen, und dann natürlich auch mit dem Gesichtspunkt, möglicherweise in fünf Jahren nach Dubai dann nach Deutschland zurückzukehren. Hier ist möglicherweise die Stiftung z.B. ein ganz interessanter Aspekt, denke ich.
Dr. Nesensohn: Ja, auf jeden Fall, wenn er nach Deutschland zurückkehrt, ist die Stiftung wahrscheinlich idealer als ein Trust, weil der Trust für Deutschland auch immer noch, trotz Hagel-Wein-Kommen steuerlich zumindest ein Mysterium ist, bzw. steuerlich oft einmal einfach ignoriert wird. Das sehen wir auch in Monaco z.B., da hat man mit der Stiftung ein geringeres Anerkennungsproblem, aus Pflichtteilsüberlegensansprüchen, als mit dem Trust, im Sinne von Recognition ist der Trust im angelsächsischen Raum zu Haus, und die Stiftung im kontinentaleuropäischen, und genauso handhaben es auch die Behörden, also wirklich im Individualfall schauen, das Ziel kann man mit beiden erreichen, es sind nur unterschiedliche Wege.
15:08 - Die Handhabung der Schenkungsteuer in Liechtenstein
Magnus: Wie ist es, wenn ich Allgemeinvermögen in die Liechtensteiner Stiftung übertrage, fällt dann Schenkungsteuer an, oder was ist damit?
Dr. Nesensohn: Hängt davon ab, wo Sie steuerpflichtig sind. Wenn Sie das aus Deutschland heraus machen, dann wäre das eine Schenkung, hängt wiederum davon ab, wie die Stiftung ausgestaltet ist, wenn die Schenkung, sage ich, widerruflich ist, dann könnte das steuerneutral sein, wenn Sie es an eine Stiftung geben, die jetzt intransparent ist und eine Ermessensstiftung ist, dann haben Sie Schenkungsteuerklasse die schlechteste, aber das hängt ganz von dem Land ab, in dem Sie sich aufhalten und von Ihrer persönlichen Steuersituation. In Deutschland ist das etwas speziell, weil Sie die Schenkungsteuerpflicht hängt auch ein bisschen an Ihrer Staatsbürgerschaft, selbst wenn Sie wegziehen.
15:58 - Wie sinnvoll ist die Liechtensteiner Stiftung für in den USA lebende Deutsche?
Magnus: Okay, ich würde gern vielleicht noch einen anderen Themenbereich mit anreißen. Sebastian, Du hast ja auch immer wieder mit Unternehmern zu tun, die in den USA leben, sei es über Green Card oder über ein entsprechendes Visum. Wenn ich bei denen jetzt den Vermögensschutz in den Fokus richte, Herr Dr. Nesensohn, würden Sie sagen, hier ist die Liechtensteiner Stiftung auch ein sinnvolles Modell, wenn ich als Deutscher in den USA lebe?
Dr. Nesensohn: Im Sinne von Asset Protection jedenfalls, wenn Sie an das Schadenersatzrecht in den USA denken, Primitive Damages sind in Liechtenstein nicht vollstreckbar, Liechtenstein hat überhaupt keine Vollstreckungsübereinkommen, außer mit der Schweiz und mit Österreich, sie müssten also hier den jeweiligen Rechtsstreit wieder von vorne beginnen, also wenn Sie einen amerikanischen Titel haben. Der Nachteil der Liechtensteiner Stiftung mit den USA ist, dass das Reporting, wie bei allen Auslandsbeziehungen aus Sicht der USA ein wesentlich aufwendiger ist. Also das wird buchhalterisch und steuererklärungsmäßig aufwendig, aber das ist dann auch der einzige Nachteil, muss ich sagen. Also im Sinne von Scheidungen oder Schadenersatzklagen ist hier der Vermögensschutz deutlich, deutlich verbessert. Wenn Sie aus den USA heraus gründen, ist das ein Null-Event, weil die USA durchschauen, das nennt sich dann Grantor Trust, d.h. das Vermögen und das Einkommen wird dem US-Stifter sowieso zugerechnet, also steuerlich ist das ein Null-Event. Und in den USA, das US-Steuersystem erlaubt relativ viel Tarnungsfreiheit, die wissen jedenfalls mehr als die europäischen, und sie könnten es mit der Stiftung völlig legal schaffen, z.B. die Erbschaftsteuer für eine Generation zu überspringen. Die haben einen Aufschub, da sparen Sie es natürlich nicht auf ewig, aber einen Aufschub könnten Sie erzielen.
17:37 - Vorteil der Liechtensteiner Stiftung gegenüber dem Trust
Magnus: Ist ja durchaus was, was interessant ist, Sebastian, oder für die Unternehmer, die Du in den USA betreust.
Sebastian: Ja, absolut, wie gesagt, natürlich in den USA ist ja mit den Trusts immer so erfreusam, aber wie Herr Dr. Nesensohn schon gesagt hat, also ich meine, wenn man es sich mal ganz konkret anschaut, ja, wenn man das Thema Vermögensschutz nimmt und man hat einen Trust und es wird geklagt, und es liegt ein Titel vor, dann sind die US-Trustees die ersten, die sofort das Vermögen rausgeben, nach Erfahrungsberichten, so die ich gehört habe, also die Sicherung ist, die ist nur, sagen wir mal, gedacht, also, die ist nicht wirklich vorhanden, ja, das ist so ein bisschen so eine Phantasie, ja. Wir kennen in der Tat viele US, oder nicht viele, aber einige US Berater, die sogar sagen, dass es besser ist, womöglich Stiftungen oder Trusts offshore zu gründen, oder eben eine Stiftung in Liechtenstein, z.B., auch für Erstvermögen, weil das tatsächlich dann die gewisse Undurchlässigkeit im Sinne von Vermögensschutz auch generiert, weil eben US-Gerichte dort letztlich keine Befugnis haben, ja, dass es entsprechend keine Vereinbarung gibt, und das ist dann viel schwerer, an das Vermögen in einem Haftungsfall oder so dann ranzukommen.
18:46 - Die steuerliche Belastung für eine Stiftung in Liechtenstein
Magnus: Daraufhin geht Herr Dr. Oliver Nesensohn noch einmal genauer auf die steuerliche Belastung für eine Stiftung in Liechtenstein ein.
Dr. Nesensohn: Ja, aus Steuersicht haben wir zwei Kategorien von Stiftungen. Das eine ist die BVS, d.h. das ist die [unverständlich] Struktur, das ist die klassische Stiftung mit einem Bankkonto, der Klient darf nicht beteiligt sein in der Stiftungsverwaltung und die Stiftung darf auch keine verzinslichen Darlehen oder Darlehen an Dritte gewähren, das sind so die groben Kriterien, und wenn man diese Voraussetzung erfüllt, gilt man als BVS, das hat den Vorteil, dass man keine Steuererklärung abgeben muss, keine Bilanz einreichen muss, und lediglich mit 1.800 Franken pro Jahr besteuert wird, egal wieviel Gewinne die Stiftung macht. Die BVS darf nicht an Doppelbesteuerungsabkommen teilnehmen, die qualifiziert dafür nicht. Die andere, die regulär besteuerte Stiftung, die unterliegt im Prinzip einem 12,5%igen Erwerbssteuersatz, hat aber den Vorteil, dass sie bei Doppelbesteuerungsabkommen partizipieren kann, z.B. die Schweiz hat 35% Quellensteuer, da kommt man mit einer regulär besteuerten Liechtensteiner Stiftung, so sie denn intransparent ist, auf gut 5% herunter, das macht einen Unterschied aus. Und 12,5% Erwerbssteuer, das ist einmal der Basisansatz, jetzt ist aber die Bemessungsgrundlage für diese Steuer ist relativ ausgedünnt, d.h. Kapitalgewinne und ausländische Liegenschaftserträge fallen nicht in diese Bemessungsgrundlage hinein, d.h. die bleiben steuerfrei und außenvor. Zinserträge wären steuerpflichtig, Kapitalgewinne aus Wechselkursgewinnen oder aus Goldverkäufen, die wären voll steuerpflichtig, aber Liechtenstein kennt einen 4%igen Eigenkapitalzinsabzug, d.h. wenn die Stiftung ein Kapital von 1 Million hat, würden fiktiv Kosten von 4% abgezogen werden. Die 4% stimmen nicht ganz genau, das ist eine Formel, die wird ein bisschen adjustiert, also das führt hier zu weit in der Diskussion, gehen wir jetzt mal von einem 4% Eigenkapitalzinsabzug aus, d.h. bei 1 Million haben Sie jedenfalls einmal schon 40.000 Kosten, die Sie durch, von mir aus, Währungsgewinne wettmachen können, also in diesem Umfang würden Währungsgewinne auch nicht besteuert werden, und sämtliche Dividenden und Kapitalerträge auf Wertstiften, die blieben sowieso steuerfrei. Also nicht die Besteuerung, man kann ein bisschen damit jonglieren, natürlich über die Vermögensverwaltungen, und auch so, ofteinmal auf die 1800 Steuer herunterkommen.
21:28 - Über die Vermögenshöhe bei der Gründung einer Liechtensteiner Stiftung
Magnus: Wichtig dabei ist die Vermögenshöhe zu kennen, ab der es erst Sinn gibt, eine Liechtenstein Stiftung zu gründen.
Dr. Nesensohn: Ja, ich würde sagen, so Daumen mal Pi, würde ich das bei 5 Millionen ansiedeln, weil der regulatorische Aufwand in den letzten Jahren ist so gestiegen, dass die alte 1 Million fairer Weise nicht verkauft werden sollte, darauf man für FATCA, und für CRS und die lokalen Reportings, dass es unter 5 Millionen keinen Sinn mehr macht.
22:00 - Der Stellenwert der Transparenz einer Liechtensteiner Stiftung
Magnus: Dann lenkt Sebastian das Gespräch noch einmal zum Thema der Transparenz einer Liechtensteiner Stiftung.
Sebastian: Was ja heutzutage doch für viele Mandanten Thema ist, ist ja jetzt so Thema wie Transparenz, alles ist immer öffentlich, jede Information, jetzt gibt es Transparenzregister in allen Ländern nach der Anti Money Laundering Direktive der EU, es geht jetzt gar nicht hier um gegenüber Behörden usw. und gegenüber der Steuer nicht transparent zu sein, aber neulich kam ein Mandant zu mir und hat gesagt, jetzt weiß ja sogar der Nachbar, wieviel er genau verdient, er muss ja einfach nur in Handelsregister reinschauen. Bietet eine Stiftung hier die Möglichkeit gegenüber der Öffentlichkeit einen gewissen Sichtschutz zu bieten, natürlich, wie gesagt nicht gegenüber Behörden oder Banken oder so was, aber gegenüber der Öffentlichkeit, kann da eine Stiftung ein effektiver, sage ich mal Sichtschutz sein?
22:50 - Die Liechtensteiner Stiftung und ihr Sichtschutz
Dr. Nesensohn: Ja, wir haben ja auch das Eigentümerregister, das ist ja diese Erfindung des EU Parlaments, die gilt auch hier in Liechtenstein, allerdings haben die Staaten das nicht alle gleich umgesetzt, und Liechtenstein ist hier am unteren Ende geblieben, d.h. das Register gibt's, sukzessive dürfen auch immer mehr Personen Einsicht nehmen, heute sind das die Strafverfolgungsbehörden, die FMA, die FIU, also die Financial Intelligence Unit und die Steuerverwaltung. Hinzu kommen jetzt die Banken, wenn sie dies zu Sorgfaltsrestrikten benötigen. Der Zugriff auf diese Daten ist etwas beschränkt in Liechtenstein, wird sich aber auch über die Zeit so entwickeln, dass dann letztendlich jeder hineinsehen kann. Was in Liechtenstein im Register aber ersichtlich ist für eine Stiftung, das ist, bis zum heutigen Tage sind das, also ich rede jetzt von einer Ermessensstiftung, nicht von einer durchsichtigen, der Begünstigtenberechtigten, sondern von einer wirklichen Ermessensstiftung, das wären nur die Organe, als die Personen, die Kontrolle haben, das wurde mit 01.04.2021 jetzt geändert, wir müssen jetzt auch den Stifter eintragen ins Register, allerdings ist die Information über den Stifter nicht zugänglich, d.h. den Strafverfolgungsbehörden ja, aber die Banken, z.B. nicht, und die Öffentlichkeit in weiterer Folge auch nicht. Ob das in Zukunft auf alle Ewigkeit so haltbar ist, kann ich nicht sagen, aber status quo sieht man den Stifter nicht, nach wie vor sieht man nur die Organe bei Ermessensstiftungen.
Sebastian: Ja, gut, das ist halt so eine Sache, das ist halt einfach, das ist halt so ein Thema, da muss man einfach lernen, damit zu leben, ja, wie man so schön sagt. Wichtig, gegen den Strom zu schwimmen.
24:42 - Der Weg Luxemburgs
Dr. Nesensohn: Luxemburg ist einen anderen Weg gegangen, die haben gesagt, wir machen da sowieso alles öffentlich, da machen wir keine Hindernisse, aber wir sind relativ großzügig, wenn Klienten sagen, wir haben spezielle Gründe, warum wir nicht wollen, dass wir öffnen die Hauptscheine. Wie das die Luxemburger dann in der Praxis im Detail handhaben, weiß ich nicht, aber das ist der Ansatz Luxemburgs gewesen. Liechtenstein, Luxemburg haben das gemeinsam begonnen, eigentlich auf der Schiene Liechtenstein zu spielen, dann ist Luxemburg ausgeschert und Liechtenstein ist jetzt im Prinzip allein im Interesse an diesen Handhabungen, aber noch ist's restriktiv.
Sebastian: Interessant.
25:15 - Über die Angst, die Kontrolle über das Vermögen zu verlieren
Magnus: Wie begegnen Sie der Sorge, wenn ein Stiftungsgründer Angst hat, dass er die Kontrolle über sein Vermögen verlieren würde?
Dr. Nesensohn: Ja, provokant formuliert, würde ich sagen, die Sorge ist berechtigt, das ist ja auch das Ziel, das Ziel [unverständlich] verfolgt. An die Erben gerichtet, würde ich sagen, die Stiftung ist der natürliche Feind der Erben, weil sie verhindert, dass die Erben unter Umständen nicht alle sofort bekommen, hängt davon ab, was der Stifter vorsieht, aber in der Stiftung haben wir endlich Spieldaten von der Totalkontrolle des Gründers bis zur Aufgabe jeglicher Kontrolle, also das hängt ganz von der Ausgestaltung ab. Im Gegensatz zum Trust kann sich der Stifter ein Kontrollrecht, ein unmittelbares Instruktionsrecht vorbehalten, deswegen ist die Stiftung trotzdem eine Stiftung, der Trust hätte damit ein Existenzproblem. Also, wir können 100% Kontrolle bis zu 0 sämtliche Spielarten haben. In der Praxis wird oft gewählt, dass sich der Gründer, oder auch ein Vertrauter des Gründers als Protektor ein Abrufungsrecht des Stiftungsrates vorbehält, das führt in den meisten Fällen, zumindest nach CAS, nicht zur Kontrolle über die Stiftung per Definitionen, weil er sich das Vermögen nicht unmittelbar selbst aneignen kann, aber faktisch kann das natürlich zur Kontrolle führen.
26:46 - Die Wichtigkeit des Vertrauensverhältnisses auf beiden Seiten
Magnus: Wie siehst Du das, Sebastian, wenn Mandanten bei Dir einen Trust gründen möchten?
Sebastian: Es ist dann immer ein wichtiger Vertrauenspunkt, es gibt auch, leider muss man sagen, in jeder Branche schwarze Schafe, natürlich, die meisten machen dann schlechte Erfahrungen, aber gut, es ist eben so, wie es ist, also wenn man nicht in der Lage ist, entsprechend erstens zu vertrauen, zweitens einen professionellen Anbieter zu suchen, drittens die Dinge so aufzusetzen, dass sie dann auch funktionieren, dann kann man halt solche Instrumente auch nicht nutzen, das ist halt einfach so, wenn man da zu sehr paranoid ist und so, dann geht das einfach nicht, dann muss man halt damit leben.
Dr. Nesensohn: Ich glaube, es ist ganz wesentlich, dass die Stiftung oder der Trust so aufgesetzt wird, dass er seine Funktion erfüllen kann, und zwar unabhängig davon, wer im Organ sitzt, das ist die Grundvoraussetzung. Und über die Jahre hinweg bildet sich auch ein Vertrauensverhältnis auf beiden Seiten, man sieht, passt man zum Klienten und umgekehrt. Und wenn nicht, dann muss man das zurechtrücken. Aber wesentlich ist, dass das Setup funktioniert, egal ob mich morgen ein Auto überfährt oder nicht, und das schafft auch Vertrauen und, ja ohne Vertrauen geht es sowieso nicht, aber das Vertrauen ist gegenüber der zweiten Generation nicht unbedingt gegeben, weil die zweite Generation sieht einen vielleicht auch ein bisschen als Gegner, zumindest am Anfang, bis man sich aneinander gewöhnt sind, weil jetzt stirbt er, der Papa, und dann kommen die, und dann muss man ihnen sagen, ja, es ist leider, schauen Sie, wir haben's, Sie bekommen jetzt einmal die nächsten fünf Jahre nur den Income. Und der hat vielleicht schon große Pläne gehabt, kommt nicht besonders gut an, und dann werden die unterschiedlichsten Vorschläge gemacht, also, man muss eigentlich immer abwehren. Also, ist schwierig, aber deshalb muss auch die Dokumentation belastbar sein, das nimmt einem auch den Druck, natürlich, weil man dann sagen kann, das ist so vorgesehen vom Stifter, ja, müssen wir halt umsetzen.
28:53 - Die Handhabung der Vermögenssteuer
Magnus: Ein Thema würd' mich aktuell noch interessieren, jetzt ist ja hier große Corona-Pandemie, vor der Kamera müssen wir zum Glück noch nicht mit Maske sitzen, aber viele Unternehmer, viele Vermögende haben Angst vor einer Corona-Vermögenssteuer. Jetzt können wir alle nicht in die Glaskugel schauen, aber würden Sie die Liechtenstein Stiftung als Schutz vor solch einer Maßnahme sehen, vor einer Corona-Vermögenssteuer?
Dr. Nesensohn: Primär ist das schon, hängt immer davon ab, wie aggressiv das Heimatland das dann verfolgt, unter uns gesagt ist der Schwachpunkt des Stiftung und der Struktur der Klient selbst, weil er sich exponiert in dem Land, in dem ihm die Steuerschraube angesetzt wird, dass Deutschland z.B. eine Vermögenssteuer in Liechtenstein gegen Stiftungen durchsetzt, nur weil wir einen deutschen Steuerpflichtigen als Gründer haben, das sehe ich nicht, da wird halt der Druck auf den deutschen Steuerpflichtigen ausgesetzt, sondern wahrscheinlich in einer gesetzlichen Fiktion angenommen, das Vermögen ist ihm sowieso zuzurechnen, dann ist natürlich schwierig, wenngleich Deutschland auf sein deutsches Vermögen nicht darauf das liechtensteinische, das können Sie nicht.
Sebastian: Also hier ist sicherlich auch ein Grund, dann zu sagen, warum z.B. jetzt die Stiftung in Liechtenstein besser ist als vielleicht eine Stiftung in Deutschland, soweit ich das weiß, wobei ich nicht sicher bin, ob das korrekt ist, aber mir hat mal jemand gesagt, dass z.B. das Vermögen in einer deutschen Stiftung erst geschützt ist nach einem Jahr, aber davor immer noch ggf. rückabgewickelt und darauf zugegriffen werden kann.
30:21 - Die Sicherheit einer Liechtensteiner Stiftung
Dr. Nesensohn: Ja gut, wir haben auch ein Anfechtungsrecht, was weiß ich, wenn jetzt einer sehenden Auges seine Gläubiger benachteiligt, dann kann natürlich die Zuwidmung an die Stiftung auch für eine gewisse Zeit angefochten werden. Aber nicht einfach nur so, dass man standardmäßig ein Jahr lang hält das Ganze sowieso nicht und kann jederzeit rückabgewickelt werden, das gibt es also nicht. Im Sinne von Vermögenssteuer, wenn die Stiftung transparent aufgesetzt ist und das Vermögen nicht den Gründern zuzurechnen ist, aufgrund einer rechtlichen Fiktion, dann sollte das Vermögen eigentlich sicher sein. Also, in Ihrem ursprünglichem Fall ein schon lange aus Deutschland Weggezogener gründet eine Stiftung aus Dubai und zieht dann nach Deutschland zurück, und wenn das eine Ermessensstiftung ist, dann sehe ich nicht, wie Deutschland argumentieren kann, dass dieses Vermögen hinzuzurechnen ist, und deshalb mit der Vermögenssteuer besteuert werden sollte.
31:33 - Über die Eröffnungskosten einer Liechtensteiner Stiftung
Magnus: Okay, dann vielleicht zum Abschluss eine Frage, die unsere Zuhörer interessieren könnte, bevor Sie jetzt gleich, Herr Dr. Nesensohn kontaktieren würden, mit welchen Kosten muss ich denn für den Aufsatz einer Stiftung rechnen, und was ist der jährliche Unterhalt, in etwa so eine Hausnummer.
Dr. Nesensohn: Ja, also die Hausnummer ist, wir fangen für die Gründung so bei CHF 5.000 an, für unsere Kosten, da müssen Sie mit Nebenkosten von ca. CHF 1.000 für die Behörden rechnen, wir haben 7,7% Mehrwertsteuer, die kommt obendrauf, und jährlich wäre das auch das Gleiche für die Verwaltung, dazu kommen ca. 1.200 für die verschiedenen Reportings und die FATCA, CRS und Sorgfalt, also sind wir so bei 6.500 netto, je nachdem, ist es eine BVS, brauchen Sie eine gute Bilanz dazu, bei einem Einstieg sind die Bankkonto, sage ich mal, Daumen mal Pi bewegen wir uns so bei zwischen CHF 1.500 und CHF 2.000 , und dann haben wir natürlich Zusatzkosten, die rechnen wir als Anwälte, bzw. im Sinne von stundenmäßigen Aufwendungen ab, da gibt es vierteljährlich ein Leistungsjournal, da sieht man genau, was wofür bezahlt wird, und das richtet sich halt nach dem Aufwand logischerweise, wenn wir reisen müssen, kommt in letzter Zeit wenig vor, aber wenn wir Verträge aushandeln, Liegenschaften kaufen, Unternehmen kaufen oder verkaufen, bei Statuten, Statuten ändern, alles mögliche, das käme halt dann obendrauf.
Magnus: Wunderbar, vielleicht können Sie noch kurz sagen, wie man Sie erreichen könnte, wenn man jetzt an einer Liechtenstein Stiftung interessiert ist.
32:55 - Kontaktdaten bei Interesse an einer Liechtensteiner Stiftung
Dr. Nesensohn: Ja, ich bin sowohl telefonisch wie auch per E-Mail im Prinzip rund um die Uhr erreichbar, telefonisch nicht ganz rund um die Uhr, aber meine Telefonnummer wäre hier im Büro 00423 239 9696, meine Mobilnummer ist 0041 79 963 8878, und meine E-Mail-Adresse wäre o.nesensohn@lnr-law.com. Unsere Website wäre auch www.lnr-law.com
Sebastian: Wunderbar, Herr Dr. Nesensohn, herzlichen Dank für die ausführlichen Informationen, das war sehr interessant, haben wir einiges hier gelernt über die Stiftung in Liechtenstein, sehr interessantes Thema.
33:57 - Die Zusammenfassung der wichtigsten Punkte
Magnus: Nach dem Gespräch habe ich mich noch einmal mit Sebastian zusammengesetzt, um die wichtigsten Aspekte, die Herr Dr. Nesensohn erwähnt hat, zusammenzufassen und in einen Kontext einzuordnen.
Sebastian: Ja, sehr interessantes Gespräch mit dem Herrn Dr. Nesensohn in Liechtenstein, jetzt ist natürlich klar, dass so eine Stiftung schon nochmal für viele Unternehmer da eine ganz andere Kategorie ist und auch eine ganz andere Hausnummer ist und für viele wahrscheinlich auch schlicht und ergreifend nicht möglich, bzw. nicht nötig ist.
Magnus: Weil die Zielsetzung eine andere ist, oder warum meinst Du?
Sebastian: Ja, weil einfach sich das in der Praxis wahrscheinlich jetzt gar nicht groß tatsächlich so umsetzen lässt, also so, dass man jetzt wirklich dort profitieren könnte. Es fängt ja schon damit an, die wenigsten von uns in der glücklichen Lage sind, ein Vermögen zu haben und 5 Millionen, was Herr Dr. Nesensohn als den Minimaleinstieg für die Stiftung genannt hat.
Magnus: Weil die entsprechende Verwaltung aufwendig ist, die man berücksichtigen muss.
Sebastian: Ja, genau. Viele Unternehmer machen sich natürlich jetzt hier auch gerade wegen Corona Gedanken dazu, wie Vermögen geschützt werden kann. Natürlich grassiert die Angst vor einer Vermögenssteuer, es gibt ja in Deutschland doch ein sehr großzügiges Modell, das nach zehn Jahren beim Verkauf von Immobilienbesitz man sich außerhalb der Spekulationsfrist befindet und dafür Immobilien insofern steuerfrei verkauft werden können. Es ist offensichtlich im Gespräch bei deutschen Parlamentariern, dass diese Frist abgeschafft, oder zumindest abgeschwächt wird, was dann bedeutet, wenn man Immobilien verkauft, nach zehn Jahren die nur noch zum Teil steuerfrei verkauft werden können, bzw. dass die zehn Jahre verlängert werden auf 15 Jahre, oder was auch immer.
Magnus: Und dann zum individuellen Einkommensteuersatz versteuert werden müssen.
Sebastian: Ja, oder Kapitalertragsteuersatz, das ist, wie gesagt, ich habe da keine zusätzliche Information, aber ich habe andere, die haben mir, ich meine, wir kennen Parlamentarier, wo das so diskutiert wird, keine Ahnung, also, ich meine, ich weiß nicht wie das ist, aber ...
Magnus: Wir wissen auf jeden Fall, Corona kostet viel Geld.
Sebastian: Genau, und insofern würde man sich dort auf jeden Fall Gedanken dazu machen, wie man Vermögen schützen kann, Stiftung ist eine Sache, ich meine jetzt gerade hier bei den Immobilien gibt es natürlich auch andere Lösungen, also wir haben Mandanten, die haben größere Immobilienvermögen gehabt, die haben dann diese schlicht und ergreifend in eine Kapitalgesellschaft verpackt und haben dann die mit Schulden beladen, die Kapitalgesellschaft. Insofern ist das dann auch, dann sind die Immobilien auch wertlos, dann gibt es keine Vermögenssteuer. Die Frage stellt sich einfach, ohne die Stiftung kann möglicherweise hier ein geeignetes Instrument sein, vornehmlich natürlich aber ist die Stiftung im Hinblick auf die Nachlassplanung interessant, Erbschaftsteuer ist ein Punkt, aber was Herr Dr. Nesensohn ja sehr eindrücklich auch berichtet hat, ist, dass man ja im Grunde genommen steuern kann, was mit dem Vermögen passiert. Und vor allem, wenn man jetzt Projekte hat oder Unternehmen aufgebaut hat und möchte nicht, dass das die Nachkommen zerfleddern, man möchte das nicht vererben, man möchte nicht, dass das rausgeholt, man möchte nicht, dass es verkauft wird, sondern man möchte es weiter behalten.
Magnus: Wenn mein Lebenswerk erhalten bleiben soll.
Sebastian: Ja, genau, ich meine unter dem Gesichtspunkt finde ich die Stiftung interessant. Ob jetzt damit Erbschaftsteuer gespart werden wird oder nicht ist mir eh egal, ich bin ja eh dann tot, ...
Magnus: Aber das heißt, ich kann in den Stiftungszweck einfach reinschreiben, dieses und jene Bedingung muss erfüllt werden.
Sebastian: Ja, ich kann da reinschreiben, dass der Gewinn des Unternehmens dazu verwendet wird, hauptsächlich das Unternehmen zu erhalten und dass meine Nachkommen jeden Monat € 5.000 erhalten, solange das Unternehmen es finanzieren kann, aber das Unternehmen als solches weiter bestehen bleibt.
Magnus: Das heißt, auch wenn derjenige, der erbt, eigentlich überhaupt keinen Bezug zum Unternehmen hat, sein Lebensunterhalt ist gesichert, aber der kann die Firma nicht verkaufen.
Sebastian: Genau, er hat da keinerlei Einfluss drauf, außer dass er sagen kann, er hat jetzt dort, also was halt der Stifter festlegt. D.h. der Stifter beauftragt ja ein Unternehmen, wie einen Treuhänder, wie einen Herrn Dr. Nesensohn damit, das Ganze zu verwalten, und der ist dann, so lange wie die Stiftung festschreibt, für eine Generation, für zehn Jahre, für hundert Jahre dafür verantwortlich, dass entsprechend dann der Stiftungszweck erfüllt wird.
Magnus: Ja, da fand ich interessant, wie er auch gesagt hat, dass die Beziehung zu dem Verwalter auf jeden Fall passen muss, zwischen Mandant und Stiftungsverwalter.
Sebastian: Das heißt, wir haben ja auch in Deutschland doch jetzt etliche Unternehmen, Industrieunternehmen, die vor 150 Jahren oder so gegründet wurden, so die traditionellen Thyssen, Krupp usw., die ja alle auch in Familienstiftungen eingegliedert wurde, in Deutschland, nicht jetzt in Liechtenstein, aber genau aus dem Zweck, weil ich meine, jeder weiß ja, wie das mit den Erben ist, und dass die im Grunde die Tendenz haben, die Sachen zu ruinieren, weil sie gar nicht, weil sie nur aufs Geld scharf sind und jetzt sich gar nicht dafür interessieren, was derjenige dort aufgebaut hat. Und dort kann ich natürlich dann bestimmen, dass das genau nicht passiert. Und vor dem Hintergrund finde ich eine Stiftung interessant, alle anderen Punkte, wie jetzt da Steuern sparen oder zu sagen, naja gut, ist interessant Erbschaftsteuer zu sparen, das ist interessant natürlich, weil das nicht weitergegeben werden kann. Aber jetzt irgendwie zu sagen, dass man da was versteckt, oder dass das wie eine private Geldbörse ist, das finde ich alles, ich glaube, das ist nicht mehr zeitgemäß, heutzutage funktioniert das nicht. Und ich meine, man hat ja den Vorteil, wie gesagt, dass Liechtenstein jetzt gerade mit Deutschland sehr gut zusammenarbeitet. Das ist natürlich hier ein Vorteil, weil früher konnte ich sagen, okay, ich kann auf keinen Fall irgendwas in Liechtenstein machen, weil Du stehst sofort unter Verdacht, hier nicht mit offenen Karten zu spielen. Mittlerweile kann ich das ja ohne Weiteres machen, und ich kann also mir diese Qualität der Dienstleister und die lange Historie, die in Liechtenstein vorhanden ist, was Stiftungen betrifft, zu Nutzen zu machen, ohne fürchten zu müssen, dass ich dort angesschenchwärzt werde. Und das ist eigentlich für mich und unsere Mandanten eigentlich der entscheidende Vorteil, meiner Meinung nach, also bleibende Werte zu schaffen. Mit deutschsprachiger Betreuung und einem sehr hohen professionellen Standard. Jetzt gibt es da ein paar steuerliche Vorteile, aber ich glaube nicht, dass die im Vordergrund stehen dürfen.
Magnus: Genau, also primär Vermögensschutz langfristig und den Nachlass in irgendeiner Form zu organisieren.
Das war Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Bis zur nächsten Folge.
Ressourcen:
Sebastian Sauerborn: LinkedIn
Dr. Oliver Nesensohn:
Kanzlei LNR Rechtsanwälte
Vaduz (Fürstentum Liechtenstein)
Leben & Arbeiten in Bulgarien
Bei Bulgarien denken wohl die meisten erst an Korruption und Bananenrepublik – wie kann man da nur leben! Offensichtlich wohl doch recht gut, denn die Anfragen von Unternehmer, Selbständigen und digitalen Nomaden bezüglich Bulgarien steigen. Es scheint, als hätte Bulgarien einiges zu bieten.
Zu Gast: Rechtsanwalt Konstantin Ruskov
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
In dem heutigen Podcast (Episode #EP02) sprechen wir mit unserem Gast, Herrn Konstantin Ruskov, einem erfolgreichen Rechtsanwalt mit umfassender Lebens- und Berufserfahrung als in Deutschland und Bulgarien unter anderem über die steuerlichen Rahmenbedingungen in dort. Bulgarien ist 2007 der EU beigetreten und wird immer mehr ein attraktives Zielland für viele Unternehmer.
Digitale Nomaden und Mandanten aus aller Welt
Herr Ruskov ist gebürtiger Bulgare, hat sein Jurastudium in Leipzig sehr erfolgreich absolviert und schon während seines Studiums dort in einer großen Kanzlei wertvolle Erfahrungen im Insolvenz- und Wirtschaftsrecht sammeln können. Seit 2009 ist er wieder in Bulgarien und leitet dort seine wachsende Anwaltskanzlei mit aktuell 20 Mitarbeitern. Viele digitale Nomaden, z.B. aus Deutschland und Österreich, und mittlerweile auch aus Russland, China und den USA holen sich bei ihm Rat.
Bulgarien als potentieller Unternehmensstandort
Für kleinere Unternehmer eignet sich Bulgarien recht gut, denn aufgrund der niedrigen Investitionskosten, wie z.B. relativ niedrige Gehälter und Mieten, und dem relativ einfach gestrickten Flat Tax System von 10% ist Bulgarien vor allem für Investoren aus der IT Branche ein attraktives Ziel, was an der kürzlich hohen Anfrage von Krypto- und Aktienhändlern zu sehen ist. Lediglich größere Investoren machen noch einen Bogen um Bulgarien, denn die schleppenden Verwaltungsverfahren und der nicht einfache Aufbau einer Fabrik oder Halle lassen das vorhandene Interesse leider schnell wieder schwinden. Die Bürger Bulgariens aber wollen Veränderung und gehen auf die Straße, was den diesjährigen Wahlergebnissen zu entnehmen ist, denn die Regierung der vergangenen zehn Jahre hat schlechter abgeschnitten als bisher. Wahrscheinlich wird noch etwas Zeit vergehen, bis sich die Lage ändert, aber Veränderung geschieht nicht über Nacht.
Korruption nicht überall
Bei Bulgarien denken viele auch immer wieder an Korruption, das leidige Thema, aber obwohl es sie dort vor allem bei größeren Investitionen immer noch gibt, kann man, wie man vielleicht denkt, durch einen entsprechenden Schein unter seinem Antrag bei der Anmeldung außer einem Strafverfahren wegen Bestechung wenig erreichen.
Maximal 10% Flat Tax Einkommensteuer
Noch ein Wort zu dem Flat Tax System, denn zu den nur 10% Einkommensteuern kommen für Selbständige auch noch die attraktiven pauschalen 25% Ausgaben, die angerechnet werden, ob sie anfallen oder nicht. Somit beläuft sich der gesamte Steuersatz auf lediglich 7,5%, was schon ein wesentlicher Unterschied zu anderen Ländern ist.
Bulgarisches Bankwesen
Selbstverständlich sind die Banken auch ein Thema, denn ein Konto wird benötigt, und die Eröffnung ist auch in Bulgarien, wie fast überall, nicht so ganz einfach. Ein bulgarisches Konto ist zudem erforderlich, denn Sozialabgaben, Versicherungen, Steuer, etc. können nur durch ein bulgarisches Konto bezahlt werden. Zahlungen von einem ausländischen Konto werden nicht anerkannt.
Lebenshaltungskosten Bulgarien
Neben der Anmeldung und einem Bankkonto darf man seine Unterkunft nicht vergessen, und eine solche ist mit ca. 500 € für etwa 90 m2, recht gut möbliert in Sofia, nahe am Stadtzentrum, nun wirklich nicht überteuert. Wer sucht, der wird auch finden, denn es gibt viele Anbieter im Netz.
Ein Leben in Bulgarien
Herr Ruskov sagt es so schön, wenn man in Bulgarien nicht alleine sein möchte, dann muss man es auch nicht. Wer als Deutscher Kontakt zu anderen Deutschen wünscht, wird über ausreichend Netzwerke fündig und kann sich regelmäßig treffen und austauschen. Wer darüber hinaus bulgarisch lernt, wird auch unter den Einheimischen Kontakte finden. Selbstverständlich gibt es dort auch deutsche Schulen und eine gute Anzahl an täglichen Flugverbindungen in die Heimat, es ist für alles gesorgt.
Kontaktdaten und Links:
Konstantin Ruskov
Homepage: www.ruskov-law.eu
Email: office@ruskov-law.eu
Telefon: Leipzig: +49 341 392 83 40
München: +49 89 21 55 07 31
Sofia/Bulgarien. +359 2 868 45 99
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Timestamps
00:00 - Intro
00:18 - Begrüßung und Einleitung
00:48 - Vorstellung Rechtsanwalt Konstantin Ruskov
02:35 - Bulgarien ist keine Bananenrepublik mehr
03:13 - Die Kanzlei und der Wirkungskreis von Herrn Ruskov
03:53 - Bulgarien als neuer potentieller Lebens- und Unternehmensmittelpunkt
08:11 - Flat Tax System in Bulgarien und die Anrechnung der Ausgaben
12:05 - Als digitaler Nomade nach Bulgarien – Anmeldung, Wohnung, Konto
15:56 - Korruption in Bulgarien
17:43 - Digitalisierung in Bulgarien
18:19 - Besteuerung in der Crypto und Trading Branche
22:04 - Aufbau einer Gesellschaft aus dem Ausland mit inländischem Geschäftsführer
24:17 - Unterkunft finden in Bulgarien
25:57 - Sofia als Ort für Unternehmer
27:17 - Leben und Lifestyle in Bulgarien
29:00 - Umzug mit der Familie – Kinderbetreuung und Schulen
30:13 - Flugverbindungen von und nach Sofia
31:33 - Bulgarischer Wein
31:47 - Make a Long Story Short – Kurze Fragen, Kurze Antworten
33:34 - Kontaktdaten Konstantin Ruskov und Verabschiedung
34:06 - Digitale Nomaden und Steuerpflicht
44:33 - Verabschiedung und Abspann
Mitschrift zur Folge 2 von Perspektive Ausland
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung und Einleitung
Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Sauerborn, außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London.
Heute sprechen wir über Bulgarien, das Leben dort und natürlich auch über die steuerlichen Rahmenbedingungen. Dazu haben wir den Anwalt Konstantin Ruskov zu Gast. Er stellt sich zunächst vor, erzählt uns seinen Werdegang und was ihn an Bulgarien gereizt hat.
00:48 - Vorstellung Rechtsanwalt Konstantin Ruskov
Kontantin Ruskov: Hallo an alle Zuschauer, was mich an Bulgarien so gereizt hat, ja natürlich, ich bin in Bulgarien geboren und aufgewachsen, ich bin Bulgare.
Sebastian: Ist ein guter Grund, ja.
Magnus: Der geht auf jeden Fall für alle.
Konstantin Ruskov: Allerdings dann bin ich mit 19 Jahren nach Leipzig gegangen, um dort Jura zu studieren, hat sich im Nachhinein als eine sehr gute Entscheidung herausgestellt. Der Anfang war natürlich nicht sehr einfach, speziell in Deutschland Recht zu studieren, und noch dazu in Sachsen, gar nicht so leicht.
Sebastian: Man versteht ja auch niemanden, das ist das Problem (lacht).
Konstantin Ruskov: Ich war ein fleißiger Student, ich war fleißig genug, um beide Staatsexamina zu bestehen ohne nachholen zu müssen, was dazu geführt hat, dass ich 2016 mit dem zweiten Staatsexamen fertig war, und ich hatte schon fünf Jahre lang davor bei einer großen Kanzlei in Leipzig, die sich mit Insolvenzrecht beschäftigt hat einige Erfahrung im Wirtschaftsrecht gesammelt und dann im Jahr 2007 so in einer Art leicht geistiger Umnachtung, am Anfang war es nicht nur einfach, habe ich mich entschlossen, mich selbständig zu machen. Zwei Jahre lang war ich alleine im Einzelhandel in Leipzig, das war keine so schöne Zeit in meinem Leben. Dann habe ich gesehen, dass fast jeder, der mich aufsucht, hat irgendwie bald damit verbunden, dass ich Bulgare bin und natürlich, dass ich irgendwas in Bulgarien mach. Es war damals noch so, es ist manchmal immer noch so, viele in Deutschland, wenn sie Bulgarien hören, denken sie, Bulgarien ist ein Dritte Welt Staat, eine Bananenrepublik.
02:35 - Bulgarien ist keine Bananenrepublik mehr
Magnus: Genau, da muss man vielleicht mal einhaken, Bulgarien ist 2007 der EU beigetreten,
Kontantin Ruskov: Bulgarien ist 2007 der EU beigetreten. Meine persönliche Meinung ist, Bulgarien hat in sehr, sehr vieler Hinsicht nachzuholen, aber eine Bananenrepublik ist es nicht mehr. Das heißt, die EU Gesetzgebung greift, das Europäische Steuerrecht greift, Personenverkehr, Finanzverkehr, Dienstleistungsfreiheit, all das ist unproblematisch.
Magnus: Aber das heißt, jetzt im Moment sitzen Sie in Bulgarien, während wir sprechen.
03:13 - Die Kanzlei und der Wirkungskreis von Herrn Ruskov
Konstantin Ruskov: Ich bin in Sofia, ja. Ich bin 2009 insgesamt nach Bulgarien zurückgekehrt, alleine, und von da an ging es bergauf. Ich habe zur Zeit 20 Mitarbeiter - Anwälte, Juristen, Steuerberater, Buchhalter. Die Kanzlei ist zu einem Großteil auf das Wirtschaftsrecht ausgerichtet, über die Hälfte der Leute sind von der Steuerabteilung, fast alle unsere Mandanten sind Ausländer, also in Bulgarien Ausländer, sehr viele kommen aus Deutschland, Österreich, aber wir haben inzwischen Mandanten aus Russland, China, USA, …
03:53 - Bulgarien als neuer potentieller Lebens- und Unternehmensmittelpunkt
Magnus: Auch Sebastian wird von Mandanten immer wieder auf Bulgarien als neuer, potentieller Lebens- und Unternehmensmittelpunkt angesprochen.
Sebastian: Interessanterweise hatte ich jetzt die letzte Woche ein Telefonat mit einem Mandanten aus Deutschland, der nach Bulgarien umgezogen ist, schon vor fünf Jahren, und ja, der hat sehr gute Erfahrungen da gemacht, dem gefällt es da sehr gut, er hat den Umzug nicht bereut, er hat auch keinen Bulgarischen Hintergrund oder so, doch, ich glaub‘ seine Frau ist von Bulgarien, aber ja, ich meine, wir werden sicher darauf zu sprechen kommen. Herr Ruskov, in Bulgarien gibt es ja interessante, was Körperschaften betrifft, interessante steuerliche Modelle, und einen relativ geringen Körperschaftsteuersatz und es zieht natürlich viele Leute an, und insofern ist natürlich Bulgarien sicherlich auf dem Radar generell bei Unternehmern, die international tätig sind.
Magnus: Herr Rustov, können Sie den typischen Mandanten mal skizzieren, den Sie haben, der Sie anspricht, der sagt, ich möchte entweder eine Gesellschaftsform in Bulgarien gründen oder auch selbst meinen Lebensmittelpunkt nach Bulgarien verwandeln?
Konstantin Ruskov: Kann ich, natürlich, aber vorab möchte ich auch ein bisschen ausholen. Bulgarien ist in jeder Hinsicht noch nicht ganz in die EU gelangt, wir haben bedauerlicherweise großen Nachholbedarf in Rechtstaatlichkeit, die Gerichte funktionieren nicht immer so gut, meiner Meinung nach besser als ihr Ruf ist, dafür ist die Verwaltung nicht so toll. Die Strafverfolgungsbehörden sind nicht so toll, was dazu führt, dass vor allem größere Mandanten, also größere Investoren, die in letzter Zeit in Bulgarien wirklich was großes und auf Dauer aufbauen möchten, relativ rar sind in den letzten Jahren, denn für sie gestaltet sich eine Investition in Bulgarien als langfristig schwierig, und ich kann es auch teilweise nachvollziehen.
Magnus: Aber das heißt, sie kommen am Anfang vielleicht noch mit einem gewissen Interesse hin und werden dann schnell desillusioniert, oder woran liegt es?
Konstantin Ruskov: Vor allem. Die Verwaltungsverfahren ziehen sich manchmal sehr, sehr, sehr lange. Vor allem in der Provinz hat man oft schlechte Erfahrung, sammeln die mit schlechtem Management in der Verwaltung, wen sie z. B. eine Fabrik oder eine Halle oder ein Werk aufbauen möchten. Manche haben Probleme einfach mit korrupten Umgangsformen und deshalb ist für sie speziell, äh, sie lassen es sein, sie machen einfach einen weiten Weg um Bulgarien, immer noch, was mir natürlich nicht gefällt. Dafür gehen ja auch hier die Leute auf die Straße, dafür haben wir auch letzte Woche eine Parlamentswahl, wo die derzeitige Regierung, die die letzten zehn Jahre regiert hat, nicht so toll abgeschnitten hat, was mich natürlich nicht so sehr freut, aber bis sich die Lage bessert, und ob, wird meiner Meinung nach noch einige Zeit vergehen. Aber dafür für kleinere Unternehmer eignet sich Bulgarien eigentlich ziemlich gut. In letzter Zeit, erstaunlicher Weise, haben wir viele Anfragen von Cryptohändlern und Aktienhändlern, die dann nach Bulgarien umziehen möchten, weil bei Aktien, wenn jemand auf der Börse mit Aktien handelt, der wird in Bulgarien mit 10% Einkommensteuer besteuert, und das ist alles. Also, wie gesagt, das Bulgarische Steuerrecht ist eigentlich ziemlich einfach gestrickt, man bezahlt einfach 10% Einkommensteuer, man bezahlt 10% Körperschaftsteuer bei Gesellschaften und es ist eine Flat Tax, das heißt, man bezahlt nur 10%, und mehr ist da nicht drin. Natürlich, vor allem für solche Investoren, also z.B. aus der IT Branche, die sich in Bulgarien niederlassen, die mieten sich also hier ein, die Gehälter der IT Ingenieure sind in Bulgarien im Vergleich zu Deutschland immer noch um etwa 25% niedriger und wenn man die Lohnnebenkosten dazurechnet, die in Bulgarien auch geringer sind, sind die Investitionskosten dann doch etwas wenig geringer, also nicht besser aber ziemlich gering im Vergleich zu Deutschland.
08:11 - Flat Tax System in Bulgarien und die Anrechnung der Ausgaben
Magnus: Es wird oft erwähnt, dass in einem Flat Tax System in Bulgarien die Ausgaben quasi nicht angerechnet werden. Herr Ruskov erklärt uns, was es damit auf sich hat.
Konstantin Ruskov: Das stimmt, und das stimmt nicht. Das hängt davon ab, welche Rechtsform man wählt. Also wenn man eine Gesellschaft gründet, also eine GmbH zum Beispiel, dann wird der Gewinn besteuert. Der Gewinn sind Einnahmen minus Ausgaben. Die Ausgaben werden reingerechnet. Und auf den Gewinn bezahlt man 10% Körperschaftsteuer. Einzig im Vergleich zu Deutschland ist, dass manche Ausgaben, die man aus Deutschland kennt, wie zum Beispiel Werbekosten, Geschäftshaltung, sie dürfen in Bulgarien nicht berechnet werden, aber das sind in der Regel alles kleinere Beträge, ansonsten natürlich Miete, Gehälter, Strom, all das was mit der Gesellschaft zu tun hat, das wird natürlich mit einberechnet. Aber man hat auch die Möglichkeit, sich als einen Selbständigen anzumelden, das heißt also als Freiberufler. Das nutzen viele Leute aus der IT Branche, IT Ingenieure, und wenn diese sich als Selbständige anmelden, dann haben sie auch eine Einkommensteuer von 10%. Allerdings ist hier das Steuerrecht sehr vereinfacht und bei ihnen werden die Geschäftsausgaben nicht anerkannt, das bedeutet, sie bezahlen 10% Einkommensteuer auf ihre Nettoeinnahmen, das bedeutet, wenn sie 100.000 € Einnahmen haben im Jahr, werden diese Hunderttausend grundsätzlich mit 10% besteuert. Allerdings sagt das Steuerrecht, als Ausgleich werden bei der Steuerberechnung 25% der Einnahmen automatisch als Ausgaben anerkannt, egal ob diese anfallen oder nicht anfallen. Und speziell bei Freiberuflern sind die Ausgaben doch eher gering, also weniger als die 25%, eine einfache Rechnung: wenn jemand 100.000 € Einnahmen hat im Jahr, dann werden ihm 25% pauschal als Ausgaben anerkannt und die restlichen 75.000 € werden dann mit 10% besteuert. Und der gesamte Steuersatz würde dann 7.500 € im Jahr betragen.
Magnus: Das ist dann schon ein wesentlicher Unterschied jetzt beispielsweise zu Großbritannien, oder Sebastian, was Du von London, etc. her kennst, da erlebst Du ja andere Sachen oder eine andere Zielsetzung. Kannst Du dazu was sagen?
Sebastian: Absolut, also ich meine, klar, in den ganzen traditionellen, sag ich jetzt mal, Ländern wie jetzt UK oder auch Irland und so weiter ist natürlich beim Freiberuflerstatus oder beim Selbständigen Status werden ganz normal die Kosten, die Geschäftsausgaben in Anrechnung gebracht und dann werden daraufhin natürlich Steuern bezahlt. Die Steuersätze sind natürlich deutlich höher als die 10%, ja, was Herr Ruskov jetzt gesagt hat, laufen ja dann im Endeffekt die Steuersätze eher darauf hinaus, dass es letztlich 10% auf 75% sind. Also im Grunde genommen sind 7,5%, wenn man den Umsatz berechnet, um es einfach zu machen,
Magnus: Aber das betrifft, wie ich den Herrn Ruskov verstanden habe, im Grunde genommen ja Personen, Herr Ruskov, die dann in Bulgarien leben und dort vor Ort arbeiten und die Tätigkeit dort erbracht wird, korrekt?
Konstantin Ruskov: Äh, jein, also grundsätzlich müssen sie in Bulgarien gemeldet sein, allerdings, wir haben auch hier einige, also nicht wenige Mandanten, die sind digitale Nomaden. Sie lassen sich in Bulgarien nieder, ansonsten schwärmen sie durch die Welt rum, also wir haben Mandanten, die sind of in Thailand, oft auf Bali, oft in Spanien. Wichtig für sie ist nur, dass sie sich nirgendwo mehr als sechs Monate im Jahr niederlassen um dann nicht automatisch dort steuerpflichtig zu werden.
12:05 - Als digitaler Nomade nach Bulgarien – Anmeldung, Wohnung, Konto
Magnus: Um einen konkreten Zugang zu diesem Thema zu bekommen, erläutert uns Herr Ruskov die einzelnen Schritte, die ein digitaler Nomade durchlaufen muss, wenn er nach Bulgarien ziehen möchte und oder dort eine Gesellschaft gründen will.
Konstantin Ruskov: Naja, das erste, was wir unsern Mandanten fragen ist natürlich, welche Rechtsform wollen Sie denn haben. Erstens, wenn er natürlich alleine arbeitet, am Computer, keine Ausgaben hat oder nur sehr geringe Ausgaben hat und auch sein Haftungsrisiko gering ist, rate ich ihm nur, sich als Selbständigen anzumelden. Selbständigen Anmeldung ist etwas schwieriger, weil wie gesagt, die Verwaltung ist ein bisschen schleppend in Bulgarien, er muss sich erstmal eine Wohnung suchen, wo er diese anmietet.
Magnus: Also, wenn ich nicht in Bulgarien wohne, kann ich nicht in Bulgarien selbständig werden, also nur eine Kapitalgesellschaft.
Konstantin Ruskov: Naja, sie müssen nicht unbedingt die ganze Zeit in Bulgarien wohnen, aber Sie brauchen schon eine Wohnung.
Magnus: Aber das betrifft jetzt nur die Rechtsform des Selbständigen, was in Deutschland sozusagen der Einzelunternehmer wäre.
Konstantin Ruskov: Richtig. Und dann muss der Einzelunternehmer zum Migrationsbüro gehen, zur Migrationsbehörde, also zum Ausländeramt, wo er sich dann anmeldet.
Magnus: Also für EU Bürger kein Problem.
Konstantin Ruskov: Für EU Bürger grundsätzlich kein Problem, aber erstens, man muss einmal hingehen, z.B. in Sofia, um den Antrag zu stellen. Derzeit, vor allem wegen Corona, in Coronazeiten muss man mit bis zu drei Stunden Wartezeit rechnen, bis man an die Reihe kommt. Dann stellt man den Antrag, über diesen Antrag wird dann entschieden. Dann, die Person muss zwei, drei Tage später noch einmal hingehen, um den Bescheid dort abzuholen dann muss er sich dort ein Foto machen lassen, und danach, eine Woche später muss die Person noch einmal hingehen, zur Migrationsbehörde, um seinen Bulgarischen Personalausweis zu holen. Dieser Personalausweis ist wichtig, denn damit können sie sich dann im Register der Selbständigen anmelden, was eigentlich sehr einfach ist, und zweitens, er kann dann als Steuerinländer dann ein Konto eröffnen, bei einer Bank, was dann natürlich wesentlich einfacher ist, weil, weil als Steuerinländer muss man dann nicht alle Bankprüfungen machen. Bis vor zwei Jahren war es für jeden sehr einfach ein Konto zu eröffnen, dann hat Bulgarien die Maßnahmen zur Bereinigung von Geldwäsche eingeführt, und die sind sehr restriktiv geworden, das heißt jeder, der in Bulgarien wohnt hat Schwierigkeiten, ein Bankkonto zu eröffnen, egal ob er Selbständiger ist oder eine Kapitalgesellschaft eröffnen möchte.
Magnus: Okay, Sebastian, wie sind bei Dir die Erfahrungen, was Kontoeröffnungen anbelangt? Du hast ja auch mit vielen Menschen zu tun, die Unternehmen gründen, und da ist ein Bankkonto ja immer einer der ersten Punkte, die wichtig sind. Was erlebst Du da im Arbeitsalltag?
Sebastian: Ja, absolut, was Herr Ruskov sagt, das ist natürlich heutzutage überall ein Problem und es ist gut zu wissen, dass es auch in Bulgarien ein Problem ist. Kontoeröffnung ist generell schwierig und wird immer schwieriger in gewisser Weise und wie gesagt ohne Wohnsitz in dem Land ist es praktisch unmöglich. Man muss natürlich sagen, Herr Ruskov, man kann natürlich solche Onlinebanken verwenden wie Revolut oder TransferWise oder so, aber wer eine traditionelle Bank will, der hat, glaube ich, überall zu kämpfen. Bulgarien, Großbritannien, Irland, Malta, ist es sehr schwierig und wird immer schwieriger.
Konstantin Ruskov: Wir raten unseren Mandanten auch durchgehend TransferWise und so zu nutzen, aber zum Beispiel, es gibt hier die Besonderheit in Bulgarien, die Sozialabgaben und Versicherung, Steuerbeiträge, können nur durch ein bulgarisches Konto bezahlt werden, weil es gibt da gewisse Zahlungssysteme, und wenn jemand von einem ausländischen Konto überweist, dann wird die Zahlung nicht anerkannt. Früher oder später kommt niemand drumhin, muss er ein Konto in Bulgarien eröffnen.
15:56 - Korruption in Bulgarien
Magnus: Jetzt möchte ich noch ein wenig den Finger in die Wunde legen, Herr Ruskov, jetzt haben sie ja schon angesprochen, dass Bulgarien immer wieder einen zweifelhaften Ruf hat und dort auch die Rechtschafflichkeit in Frage gestellt wird, und Sie haben grob ja schon aufgezeigt, wie der Prozess dauert, wenn ich mich niederlassen möchte und eine Gesellschaft dort gründen möchte. Ist Korruption da nach wie vor ein Thema, also sowohl im negativen Sinne der Bewertung aber als auch im positiven Sinne dass ich sage, okay, wenn ein Geldschein unter dem entsprechenden Formular ist, geht es schneller, oder wie muss ich mir das vorstellen?
Konstantin Ruskov: Nein, definitiv nicht. Also wenn wir von Korruption reden, dann sehr oft inzwischen in Bulgarien nur auf dem höheren Bereich, bei höheren Investitionen, bei gewissen Voraussetzungen. Meine persönliche Erfahrung ist in der kleinen Verwaltung, wo jeder jeden Tag seine Erfahrungen sammelt, findet man eigentlich keine Korruption mehr. Das bedeutet, wenn man schlechte Erfahrungen mit der Verwaltung sammelt, dann nur, weil die Mitarbeiter entweder keinen Bock haben und schlecht geschult sind. Meine persönliche Erfahrung mit den Migrationsbehörden in Sofia, die arbeiten eigentlich ziemlich gut, die Mitarbeiter dort sind gut geschult, allerdings, wenn man dort hingeht, das Gebäude ist klein, die Ausstattung ist schlecht, das sind aber organisatorische Fehler, nicht Fehler der Personen, die dort arbeiten und auch mit einem Schein kann man die Sachen nicht verbessern oder schneller machen. Das einzige, was man sich einhandelt würde, wird ein Strafverfahren wegen Bestechung sein.
Magnus: Okay, das will man ja tunlichst vermeiden.
Konstantin Ruskov: Also so schlimm ist es nicht. Wie gesagt, der Ruf Bulgariens ist inzwischen manchmal schlechter als er ist.
17:43 - Digitalisierung in Bulgarien
Magnus: Mit diesem Vorurteil kann also aufgeräumt werden. Was den einen oder anderen auch noch überraschen könnte, ist die fortgeschrittene Digitalisierung in Bulgarien.
Konstantin Ruskov: Ich muss ehrlich gesagt sagen, in manchen Bereichen ist Bulgarien weiter als Deutschland. In jeder Hinsicht lässt sich mit den Behörden inzwischen online kommunizieren, wo man in Deutschland noch Post benutzt. Und auch, was erstaunlich ist, z.B. das Internet hier in Sofia und im gesamten Bulgarien ist immer noch viel, viel besser als in Deutschland. Erstaunlich, aber so ist es.
18:19 - Besteuerung in der Crypto und Trading Branche
Magnus: Dann lenkt Sebastian das Gespräch in Richtung der Crypto und Trading Branchen, die steuerlich gar nicht so einfach aufgestellt sind.
Sebastian: Zum Beispiel, wir haben viele Mandanten die im Grunde Trader sind, die mit dem eigenen Vermögen traden, jetzt nicht natürlich für Dritte eine Vermögensverwaltung machen, sondern Aktien haben, ETS haben, Währungen haben oder eben natürlich heutzutage auch Crypto haben und es ist ja jetzt, Sie haben es vielleicht mitbekommen jetzt in Deutschland vor allen Dingen hat sich der Derivate Bereich für die steuerliche Situation doch deutlich verschlechtert, weil jetzt Verluste nur noch bis zu € 10.000 angerechnet werden können, die sind ja oftmals, also die Buchverluste sind ja im Derivaten Bereich enorm, das ist ja man zahlt im Grunde Steuern auf Gewinne, die man nicht erwirtschaftet hat und deswegen sind jetzt natürlich viele, die keine Gesellschaft gründen wollen auf der Suche nach alternativen Wohnsitzen. Können Sie vielleicht mal über Ihre Personen sprechen, die im allgemeinen traden, vielleicht Crypto machen, wie die jetzt steuerlich gestellt sind in Bulgarien.
Konstantin Ruskov: Genau das gleiche, 10% Einkommensteuer, wobei die 10% auf den Gewinn, der erwirtschaftet wird, und Verluste werden voll anerkannt. Das bedeutet, wenn jemand im Jahr 50.000 € Verlust mit Aktienhandel gemacht hat und 100.000 € Gewinn, dann wird sein Gesamtgewinn von 50.000 € mit 10% besteuert. und der ist dann, wie gesagt, 10%. Die Person kann auch eine Kapitalgesellschaft gründen, diese Kapitalgesellschaft mit Kapital ausstatten, und dann über diese traden, und da werden die Gewinne, die Verluste sogar bis zu fünf Jahren rückwirkend anerkannt, vielleicht wenn die Person im letzten Jahr 100.000 € Verlust gemacht hat und in diesem Jahr 200.000 € Gewinn, dann kann er den Verlust vom letzten Jahr anerkennen lassen und die restlichen 100.000 € mit 10% Körperschaftsteuer in Bulgarien besteuern. Was danach als zusätzliche Steuer hinzukommt, diese 100.000 € verbleiben dann nach Steuern und werden dann 90.000 € und bleiben dann als Gewinn der Gesellschaft und wenn er an dieses Geld rankommen möchte, muss er sich eine Rente ausschütten lassen, die Quellensteuer beträgt in Bulgarien 5%, das bedeutet, die 90.000 € werden mit 4-5%, also mit 4.500 € besteuert, der Gesamtsteuersatz liegt dann bei 14,5%
Magnus: Und die Quellensteuer muss jeder bezahlen oder ist das durch ein Doppelbesteuerungsabkommen möglicherweise zu umgehen?
Konstantin Ruskov: Das hängt davon ab, wo die Person seinen Wohnsitz hat. Also wenn die Person in Bulgarien seinen Wohnsitz hat, dann wird hier in Bulgarien mit 5% besteuert. Wenn die Person in Deutschland seinen Wohnsitz hat, dann fällt die deutsche Kapitalertragsteuer an, die beträgt 25%. Wenn die Person in einem Land sitzt, wo es keine Kapitalertragsteuer gibt, also Null ist, na ja, dann muss man sich das Doppelbesteuerungsabkommen ansehen, aber in den meisten Fällen sind die 5% in Bulgarien schon pflichtig.
Magnus: Okay, hab verstanden. ….
Sebastian: Jetzt sicherlich, in Bulgarien, wird ja auch die Tochter Richtlinie gelten, d.h. bei ausländischer Holdinggesellschaft, zumindest in der EU wird es wahrscheinlich keine Quellensteuer geben, ja?
Konstantin Ruskov: Wirklich?
Sebastian: Bezieht sich das jetzt nur auf, oder gibt es da auch außerhalb der EU eine Tochterrichtlinie, gewisse Möglichkeiten, d.h. wenn die Muttergesellschaft in einem Nicht-EU-Land ist, gilt dann auch Quellensteuerfreiheit bei juristischen Personen oder wird die Quellensteuer dann fällig werden?
Konstantin Ruskov: Also in aller Regel wird die Quellensteuer fällig werden, allerdings man muss sich da in jedem Land das Quellensteuerbesteuerungsabkommen ansehen, ich kann Ihnen da keine pauschale Antwort geben.
Sebastian: Okay, also z.B. in Großbritannien ist das so, dass die gar keine Quellensteuer haben, d.h. auch wenn jetzt z.B. die Muttergesellschaft eine Offshore Gesellschaft ist oder sonst was, da ist kein Quellensteuerabzug.
22:04 - Aufbau einer Gesellschaft aus dem Ausland mit inländischem Geschäftsführer
Sebastian: Eine andere Frage war folgendes, jetzt bei der Gesellschaftsgründung ist ja doch wenigstens, also ich sage jetzt mal, wenn der Eigentümer oder der wirtschaftlich Berechtigte nicht in Bulgarien wohnt ist ja doch der Aufbau von Substanz sehr wichtig gegenüber den einheimischen Steuerbereichen, sag ich jetzt mal, also jetzt mal angenommen ich wohne in Großbritannien und ich möchte eine Gesellschaft gründen, muss ich ja meinem Steuerberater zeigen, dass ich die Gesellschaft in Großbritannien nicht leite im Tagesgeschäft, weil ansonsten wird ja eine Betriebsstätte ausgelöst. In Deutschland gilt es in ganz besonderer Weise, also das ist dort besonders streng geregelt. Wie kann man sich das vorstellen, wie schwierig ist es z.B. einen Geschäftsführer auf Teilzeitbasis anzustellen, der nicht nur einfach ein Nominee Director, Treuhand Director ist, sondern tatsächlich irgendwo, also zumindest auch nur auf Teilzeitbasis mitarbeitet. Ist das etwas, was Sie typischerweise mit einrichten können, oder vermitteln können, wie kann ich mir das vorstellen?
Konstantin Ruskov: Also wir vermitteln das nicht, weil meine Erfahrung zeigt mir aus der Vergangenheit, egal was man tut, man macht immer etwas falsch. Ich sage der Person immer die beste Lösung ist, Sie bauen was selber auf, Sie suchen sich jemanden und Sie vertrauen dieser Person. Man kann das natürlich regeln, z.B. wenn man die Gesellschaft gemeinsam vertritt, diese Person in Bulgarien wird mit gewissen Vollmachten ausgestattet und das heißt, es ist mit Kosten verbunden. Deshalb, ich rate allen unseren Mandanten, wenn es geht, ziehen Sie nach Bulgarien. Bulgarien wird keine Probleme machen, aber ihr Heimatland kann Probleme machen. Das bedeutet entweder sie bauen was auf oder sie ziehen selber um. Eine Zwischenmischung ist immer gefährlich.
Magnus: Um das Gehalt für einen solchen Geschäftsführer zu ermitteln sind folgende Kriterien besonders wichtig.
Konstantin Ruskov: Naja, erstens, Sie müssen zuerst einmal sehen, spricht diese Person Englisch oder Deutsch? Spricht sie eine Fremdsprache, steigen die Gehälter auf einmal. Und eine Person, der Sie einigermaßen vertrauen, die den Job macht, die einige Verpflichtungen auszufüllen hat, also, man muss mit mindestens € 1.000,- Netto-Gehalt rechnen, mit Lohnnebenkosten kommt das auf etwa € 1.500,- und natürlich von da ab sind nach oben keine Grenzen gesetzt.
24:17 - Unterkunft finden in Bulgarien
Sebastian: Und jetzt man angenommen, man würde jetzt überlegen, selbst nach Bulgarien umzuziehen, wo muss man so ungefähr für eine Mietswohnung, also eine anständige Wohnung, die so relativ hochwertig ist, sagen wir mal eine 2-3 Zimmer Wohnung, wo liegt das so monatlich?
Konstantin Ruskov: Ach, das ist auch hier sehr unterschiedlich, also wie gesagt in Sofia, nicht weit vom Zentrum, eine einigermaßen möblierte Wohnung mit 90 m2 können Sie schon für € 500,- mieten.
Sebastian: Also, gibt’s sehr günstig, ja
Konstantin Ruskov: Es gibt genügend Anbieter im Netz, natürlich, Sie müssen wissen, manche verlangen auch zu viel, weil sie auf ausländische Mieter spekulieren. Der Mandant, der muss einfach etwas mehr suchen, und wer sucht, der findet auch.
Magnus: Sind Sie da unterstützend auch tätig?
Konstantin Ruskov: Wir nicht, weil, ich muss ganz ehrlich sagen, wir betreuen als Kanzlei inzwischen mehr als 250 Mandanten, nur die Buchhaltung und es werden von Tag zu Tag immer mehr. Gleichzeitig die Anwaltskanzlei betreut auch hunderte Mandanten, ich versuche den Mandanten immer zu sagen, bitte wendet Euch an uns hier nicht für jeden Kleinkram. Ein Mandant wollte letzte Woche von uns, dass wir für ihn einen Impftermin organisieren, wir haben ihm gesagt hier ist die Webseite, die ist auch auf Englisch, und das hat er dann gemacht. Und speziell um solche Sachen muss der Mandant sich selber kümmern, aber es gibt genügend Webseiten, die sind auf Englisch, die Büros hier in Sofia und Umgebung anbieten, der Kunde kann dann auch mit Englisch ganz gut zurechtkommen.
25:57 - Sofia als Ort für Unternehmer
Magnus: Somit scheint Bulgarien für Expats gut geeignet zu sein, auch ohne die Sprache zu beherrschen. Oft zieht es Einwanderer in die Hauptstädte der neuen Heimat. Ist Sofia also auch der Ort, um sich als Unternehmer in Bulgarien zu platzieren?
Konstantin Ruskov: Also, so lange es sich nicht um Produktion handelt, das heißt, ist Sofia die Stadt, wo sich die meisten niederlassen. Allerdings haben wir auch inzwischen Mandanten, auch aus der IT Branche oder auch aus so Branchen wie das Bloggen, weil dort die IT Infrastruktur nicht schlecht ist und die Gehälter teilweise bis zu 30% günstiger sind als in Sofia. Und man findet dort auch deutschsprachige und auch englischsprachige Mitarbeiter.
Magnus: Das heißt, dort qualifiziertes Personal zu finden ist kein Problem.
Konstantin Ruskov: Nein, naja, kein Problem ist noch immer eine Frage des Preises, aber wie gesagt, im IT Bereich finden Sie hier viele Leute.
Magnus: Welche Infrastruktur brauche ich, wenn ich nur die Gesellschaft in Bulgarien gründen möchte, was muss ich dort vor Ort vorhalten?
Konstantin Ruskov: Naja, Sie brauchen eine Adresse. Natürlich müssen Sie sich Gedanken darüber machen, wollen Sie Personal anstellen, möchten Sie Büroräume haben, oder sind Sie alleine, und wenn Sie alleine sind, dann können Sie auch die Gesellschaft unter Ihrer Adresse, also wo Sie wohnen, dort ihren Sitz anmelden, das stellt in Bulgarien kein Problem dar.
27:17 - Leben und Lifestyle in Bulgarien
Magnus: Kommen wir jetzt zum Leben in Bulgarien und dem Lifestyle, der einen erwartet, wenn man seinen Lebensmittelpunkt dorthin verlegt.
Magnus: Ich weiß noch, Sebastian, als wir in Leipzig zusammen waren, Mädler-Passage, Auerbachs Keller zusammen besucht haben, dort Essen waren, das war ja durchaus schön, und jetzt, wenn ich mir als Ur-Deutschen den Kontrast zu Bulgarien vorstelle, auf was muss ich da einstellen? Wie würden Sie denn den Lifestyle dort beschreiben?
Konstantin Ruskov: Also auf den ersten Blick, wenn man von West-Europa kommt, dann kann Sofia einem schon einen Schreck einjagen, die Stadt ist wirklich nicht schön. Viele Gebäude kommen noch aus kommunistischen Zeiten, …
Magnus: Schönheit liegt ja immer im Auge des Betrachters.
Konstantin Ruskov: Richtig, aber inzwischen ist Sofia doch viel näher an Europa rangekommen, der Ausländeranteil ist stark gewachsen, wir haben sehr viele Deutsche, die in Sofia wohnen, viele Freiberufler, viele aus dem IT Bereich. Sofia hat ein sehr gutes Nachtleben, die Küche ist inzwischen sehr, sehr gut.
Magnus: Organisieren sich die Expats untereinander, also dass es dort regelmäßig Treffen und Austausch gibt?
Konstantin Ruskov: Ja, natürlich, es gibt mehrere Gruppen wie z.B. Facebook, Deutscher Stammtisch, Stammtisch in der Kneipe, man versammelt oder man hat sich versammelt, da gibt es noch einige. Jetzt fallen mir die Namen nicht ein, aber es gibt einige Netzwerke, wo man einfach hingehen kann, die sind mit der Zeit wirklich gewachsen.
Magnus: Folgender Satz fasst das Expat Leben in Bulgarien also schön zusammen:
Konstantin Ruskov: Man ist hier nicht alleine, wenn man nicht alleine sein möchte.
Magnus: Von der Englischsprachigkeit her von der Bevölkerung, die verstehen einen, wenn ich Englisch spreche, oder wie muss ich da, auf was muss ich mich da einstellen?
Konstantin Ruskov: Also speziell in Sofia kommen Sie gut zurecht.
29:00 - Umzug mit der Familie – Kinderbetreuung und Schulen
Magnus: Okay, Können Sie mal noch was, wenn ich mit der Familie kommen möchte, dort, was die Kinderbetreuung anbelangt, schulisches Angebot, oder haben Sie den Fall quasi nie?
Konstantin Ruskov: Haben wir, in Sofia gibt es inzwischen mehrere Privatschulen mit deutschen Lehrern. Die Deutsche Botschaft hat eine eigenständige deutsche Schule, speziell für Deutsche, die mit ihren Kindern in Bulgarien leben. Es gibt auch einige Kindergärten und auch einige andere Privatschulen, das heißt ein schulisches Angebot ist hier vorhanden. Wie die Qualität ist, kann ich nicht sagen, ich habe da keine Erfahrung.
Magnus: Wie erlebst Du das, Sebastian, kommen bei Dir meisten Menschen in die Beratung, die mit Familie irgendwo hin möchten oder was ist bei Dir wichtig?
Sebastian: Absolut kommt das vor. Ich hatte jetzt, wie gesagt, erst letzte Woche mit jemandem gesprochen, der in Sofia tatsächlich lebt mit Familie, der hat da Kinder usw., also genau, ich denke, das ist in jedem Staat, in jedem Land muss man sich dazu Gedanken machen, Privatschulen oder staatliche Schulen. Wir hatten ja letztlich über die Schweiz gesprochen, da sind die privaten Schulen jetzt wahrscheinlich eher nicht notwendig, weil die staatlichen Schulen so gut sind. In anderen Ländern, jetzt gerade wenn es um deutsche Betreuung geht, ist natürlich dann möglicherweise eine deutsche Schule auch gefragt.
30:13 - Flugverbindungen von und nach Sofia
Magnus: Herr Ruskov, Flughäfen gibt es in Sofia wahrscheinlich, wohin fliegen die Flieger, wie ist die Verbindung nach Europa?
Konstantin Ruskov: Also Sofia hat einen Flughafen, der Flughafen ist eigentlich ziemlich nah vom Stadtzentrum, bis zum Flughafen kommt man mit der U-Bahn in 20 Minuten. Es fliegen von Sofia keine Interkontinentalflüge, d.h. man musss, wenn man von hier irgendwo weit wegfliegen möchte, dann immer umsteigen, ob Istanbul, Bukarest oder Frankfurt. Allerdings von Sofia nach Europa, jeden Tag, also ich glaube alleine bis nach Deutschland, sind mindestens 15 Verbindungen vorhanden. Was Reiseangebote angeht, ich persönlich mag Sofia, man kann hier für das Wochenende nicht weit einen Tag irgendwo rausfahren, es hat Botanik, schöne Flecken, viel Gebirge, die Angebote sind eigentlich ziemlich gut. Jeder, der was sucht, der wird auch finden. Und für den Sommer, das Schwarze Meer ist in drei Stunden mit der Autobahn zu erreichen. Ich persönlich mag mehr Griechenland, und von Sofia bis nach Griechenland, bis nach Thessaloniki sind es 3 bis 4 Stunden mit dem Auto.
Magnus: Der Strand ist also nicht all zu weit.
Konstantin Ruskov: Gar nichts ist nicht weit. Ich persönlich mag es sehr, das Leben in normalen Zeiten hier.
31:33 - Bulgarischer Wein
Magnus: Und wie ist der Bulgarische Wein? Dort wird doch Wein angebaut, oder?
Konstantin Ruskov: Ich mag lieber Neuseeländisch.
Sebastian: (lacht)
Konstantin Ruskov: Beim Bulgarischen tut mir der Kopf arg weh.
31:47 - Make a Long Story Short – Kurze Fragen, Kurze Antworten
Magnus: Okay, Herr Ruskov, wir sind langsam am Ende angelangt, wir kommen zu meiner Lieblingskategorie „Make a Long Story Short“, wo ich Ihnen kurze Fragen stelle und Sie möglichst kurz darauf antworten.
Magnus: Die erste Frage: Die drei schönsten Dinge an Bulgarien?
Konstantin Ruskov: Die Natur, die niedrigen Steuern und, hm, …
Magnus: Jetzt können ja nur die Frauen kommen,
Sebastian: Ja, der Wein, der Wein ist ja nicht gut, das wissen wir schon.
Konstantin Ruskov: Das Essen hier ist nicht schlecht.
Magnus: Das ist gleich schon meine nächste Frage, perfekte Überleitung, was muss ich in Bulgarien auf jeden Fall einmal gegessen haben?
Konstantin Ruskov: Schopska Salata – Salat.
Magnus: Worauf sind die Bulgaren besonders stolz?
Konstantin Ruskov: Auf ihre Geschichte. Leider. Sie gucken zu stark auf die Vergangenheit anstatt in die Zukunft zu blicken.
Magnus: Interessant. Spricht man in Bulgarien Englisch?
Konstantin Ruskov: Speziell in Sofia, ja. Oft.
Magnus: Diesen Fehler sollte ich, wenn ich nach Bulgarien komme, auf jeden Fall vermeiden.
Konstantin Ruskov: Wenn man landet, nicht in das falsche Taxi einsteigen.
Magnus: Sonst wird es teuer.
Konstantin Ruskov: Viel teurer als es eigentlich notwendig ist: vom Flughafen bis zum Stadtzentrum fünf oder sechs Euro.
Magnus: Sind ausländische Unternehmen in Bulgarien akzeptiert?
Konstantin Ruskov: Oh ja, definitiv, denn die gelten als die besseren Arbeitgeber, die zahlen pünktlich Steuern und die bescheißen ihre Arbeitnehmer nicht.
Magnus: Wie sind die wirtschaftlichen Aussichten in Bulgarien für die Zukunft?
Konstantin Ruskov: Makroökonomisch kann ich nicht sagen, mikroökonomisch, wer gebildet ist, wer Fremdsprachen spricht, der kann in Bulgarien was Anständiges aufbauen.
Magnus: Gibt es in Bulgarien noch Korruption?
Konstantin Ruskov: Gibt es, bedauerlicherweise.
Magnus: Das wär’s von meiner Seite, Herr Ruskov, jetzt können Sie vielleicht noch Ihre Kontaktdaten kurz durchgeben, wenn jemand nach Bulgarien ziehen möchte, sei es persönlich oder mit dem Unternehmen, wie kann man Sie erreichen?
33:34 - Kontaktdaten Konstantin Ruskov und Verabschiedung
Konstantin Ruskov: Wir sind eigentlich im Internet sehr gut präsent, wir haben eine sehr übersichtliche Webseite, man muss nur einfach Ruskov Bulgarien, Rechtsanwalt Bulgarien, Steuerberater Bulgarien, Steuerrecht Bulgarien, einfach googeln, und wir kommen da eigentlich ganz hoch. Man findet uns leicht, speziell im Netz.
Sebastian: Wunderbar, Herr Ruskov, es hat mich sehr gefreut, und wenn wir Mandanten haben in Zukunft, die an Bulgarien interessiert sind, weiß ich, wohin ich sie schicken muss.
Konstantin Ruskov: Es freut mich sehr, ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft und bleiben Sie gesund.
34:06 - Digitale Nomaden und Steuerpflicht
Magnus: Nach dem Gespräch habe ich mich noch einmal mit Sebastian zusammengesetzt, um die wichtigsten Aspekte, die Herr Ruskov erwähnt hat, zusammenzufassen und in einen Kontext einzuordnen.
Magnus: Naja, Bulgarien ist ja doch für einige Unternehmer interessant, ich glaube ein paar Sachen muss man beachten, wenn man jetzt mit dem Gedanken spielt, entweder selbst nach Bulgarien zu ziehen oder dort ein Unternehmen zu gründen. Was sind für Dich die Hauptsachen, die man nochmal ansprechen sollte?
Sebastian: Also das wichtigste, was ich nun doch nun wirklich sehr interessant fand ist das ganze Thema digitale Nomaden. Wir haben ja bei digitalen Nomaden die Situation, dass jemand, der jetzt tatsächlich nirgendwo wohnt auch eigentlich nirgendwo steuerpflichtig ist, außer er ist jetzt irgendwie Amerikaner. Es gibt ja im Deutschen das schöne alte Lied, was ja heute nicht mehr ganz politisch korrekt ist, vom Zigeunerleben, und schon da kommt ja drin vor, „wir müssen dem Kaiser kein Zins geben“: Da steht es ja schon drin geschrieben, und so ist es nun tatsächlich auch, was natürlich bedingt, dass man keinen Wohnsitz hat, dass man sich nicht aufhält, zu lange, usw.
Magnus: Auch wenn es dem Zigeunern passt, muss er nicht unbedingt in Bulgarien leben.
Sebastian: Genau, allerdings ist bei dem digitalen Nomadenstatus das Problem, dass es natürlich seitens Behörden, seitens von Banken ja nicht tatsächlich anerkannt wird. Wenn Du keinen Wohnsitz hast, keine Steuernummer nachweisen kannst, dann kannst Du natürlich heutzutage bei keiner Bank mehr ein Konto bekommen.
Magnus: Ja, Bankkonto ist so das zentrale Thema, um das es sich immer wieder dreht, in allen unseren Folgen.
Sebastian: Ja, natürlich, und das Thema Steuerbehörden. Möglicherweise muss man den gegenüber den deutschen Behörden nachweisen, dass man irgendwo Einkommensteuermäßig registriert ist, wenn man von Deutschland weggeht. Wenn man einfach so geht, wenn man sagt, ich bin Nomade, ich zieh dann einfach so um, dann kann es einem auch passieren, dass man mehr oder weniger als jemand interpretiert wird, der eine Weltreise macht. Wer eine Weltreise macht, der bleibt ja nach wie vor in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig. Wenn ich jetzt sage, ich gehe jetzt für ein Jahr auf Kreuzfahrt, dann bin ich ja deswegen nicht mehr in Deutschland nicht steuerpflichtig. Und deswegen ist es eben wichtig, dass man entsprechend nachweisen kann, erstens natürlich eine richtige Wohnung, nicht irgendwie nur so einen Briefkasten, eine steuerliche Registrierung, möglicherweise steuerliche Handelskammerbescheinigung, und das gleiche natürlich auch gegenüber Banken zeigen kann, Banken und Behörden. Ähm, deswegen haben die meisten digitalen Nomaden heute keine andere Alternative als zu sagen, sie suchen sich irgendwo ein Wohnsitzland aus, in dem sie sich dann registrieren, wo sie ihre einzige Wohnung weltweit haben, äh, wo sie dann ganz normal steuerlich erfasst sind, möglicherweise auch Steuern bezahlen auf ein kleines Gehalt oder auch auf ein geringes Einkommen und entsprechend diese Nachweise dann dafür vorweisen können gegenüber Banken und Behörden.
Magnus: So, das könnte Bulgarien sein.
Sebastian: Genau, es könnte Bulgarien natürlich wunderbar sein, wenn man es sich überlegt, Malta könnte es natürlich auch sein, aber wenn ich mir jetzt überlege, für digitale Nomaden liegt das Einkommen so, sagen wir mal, bei 100.000 €, ja, 100.000 € -150.000 €, wenn ich mich da natürlich als Selbständiger melde und keine Firma, keine Kapitalgesellschaft gründen muss, in Malta brauche ich ja zig Sachen. In Malta kann ich drei Gesellschaften gründen: Operative Gesellschaft, Holding Gesellschaft, Malta Ausländische Holding Gesellschaft, habe ich drei, drei Gesellschaften. Auch wenn 100.000 € -150.000 € natürlich ein sehr attraktives Einkommen sind, wenn ich dann erstmal hohe Ausgaben, Firmenkosten habe, dann kann ich auch gleich hier die Steuern bezahlen.
Magnus: Flat-Tax klingt ja sehr interessant, aber wie ist das mit den Ausgaben, kann ich die voll umfänglich geltend machen?
Sebastian: Also Herr Ruskov hatte ja gesagt, dass in Bulgarien 25% bei Freelancern pauschal als Unkosten geltend gemacht werden können, also 25% des Umsatzes und das ist natürlich sehr attraktiv, auch wenn dann detailliert keine weiteren Unkosten mehr geltend gemacht werden können also Betriebsausgaben, denn das bedeutet konkret, dass bei 100.000 € Umsatz ich letztlich 10% Steuern bezahlen muss auf 75.000 €.
Magnus: Genau.
Sebastian: Also das heißt, ich habe dann eine Gesamtbesteuerung von 7,5%
Magnus: Und für alle weiteren Einkünfte war es teilweise glaube ich dann noch höher, ich glaube 40%.
Sebastian: Genau, und wenn ich irgendwelche Einkünfte habe, also jetzt z.B. Tantiemen, Royalties, usw., dann sind es sogar 40%, die ich geltend machen kann, das heißt dann da konkret wäre dann konkret der Steuerabzug 6%. Und das sind natürlich sehr interessante Zahlen, aber das ganze hat einen anderen Vorteil, denn der London Status, den es ja in Großbritannien, Malta und Zypern gibt und auch übrigens in Spanien mit dem Beckhams-Law-Status, der nimmt ja letztlich Einkommen ganz aus von der Steuer, da heißt Exempt Stativ. Das bedeutet also, dass die Einkünfte komplett von der Steuer befreit sind. Dies führt aber zunehmend zu Problemen, ja, denn wenn ich nicht nachweisen kann, dass ich zumindest eine kleine Steuer bezahlt habe auf Einkünfte, könnte es mir passieren, dass dann bestimmte Fall-Weg Klausen von Doppelbesteuerungsabkommen geltend gemacht werden könnten, die dann dazu führen, dass im Ursprungsland Steuern zu bezahlen sind. Ich gebe Dir ein Beispiel …
Magnus: Genau, ich wollte gerade sagen, jetzt wird es schon wieder sehr technisch. Bei Steuern müssen schon sehr genau sein, aber ausgehend von unserem Digitalen Nomaden mit € 100.000 Einkommen.
Sebastian: Ich gebe Dir ein Beispiel, ich bin ein digitaler Nomade, ich habe einen Wohnsitz zum Beispiel in Malta, habe aber in Malta keine Gesellschaft, sondern bin dort als Freelancer angemeldet, stelle jetzt eine Rechnung nach Deutschland und stelle in Deutschland in Rechnung, was weiß ich was, € 15.000 für Programmierung und Softwareentwicklung und mal angenommen ich bin digitaler Nomade und ich sitze in Peru und haben diesen Code dort geschrieben, okay, innerhalb von 10 Tagen habe ich den geschrieben, in Peru, und ich schreibe jetzt eine Rechnung als Maltesischer Freelancer mit meiner maltesischen Adressen und Steuernummer usw. Aus maltesischer Sicht alles in Ordnung, denn ich habe ja diese Leistung nicht in Malta tatsächlich erbracht, sondern ich habe sie außerhalb von Malta erbracht, deshalb sind sie in Malta von der Steuer komplett ausgenommen, in Malta steuerfrei, ich stelle aber eine Rechnung an den deutschen Kunden und der deutsche Kunde bezahlt die auch. Streng genommen, und wenn jetzt irgendwann mal jemand danach fragt, dann sind diese Einkünfte in Deutschland zu versteuern, denn ich bezahle ja darauf in Malta keine Steuern auf dieses Honorar, das ich für die Softwareentwicklung erhalten habe.
Magnus: Das heißt, auch wenn ich mich in Deutschland quasi abgemeldet habe, ich sage, ich lebe jetzt in Malta, habe dort wenigstens eine Wohnung, kann es sein, dass das deutsche Finanzamt kommt und sagt: „Stop, hierfür musst Du jetzt Steuern in Deutschland bezahlen.“
Sebastian: Genau, weil ich keine in Malta bezahlt habe, weil die Maltesen, das maltesische Finanzamt sagt, Du brauchst keine Steuern bezahlen, ich will Deine Steuern nicht, Du hast die Dienstleistung nicht in Malta erbracht, sondern außerhalb von Malta, es gibt keinen Grund, warum Malta hier Steuern erhebt. Anders natürlich bei einer Maltesischen Gesellschaft, ganz klar, denn bei einer maltesischen Gesellschaft wird hier Steuer in jedem Fall in Malta fällig, auch wenn es nur 5% sind, wir reden jetzt hier konkret von Freelancern. In Bulgarien habe ich das Problem nicht, denn in Bulgarien werden ja die Einkünfte versteuert, wenn auch nur sehr gering, nämlich mit den 7,5%, damit erfülle ich also die Anforderungen des Doppelversteuerungsabkommens und solche Regressforderungen, wie die, wie wir geradeben besprochen haben, seitens des Finanzamtes, würden da nie zum Tragen kommen.
Magnus: Das heißt, wenn mir Sofia gefällt, und wie Herr Ruskov gesagt hat, die Anmeldung vielleicht ein wenig länger dauert als Selbständiger, ist das durchaus eine gute Variante.
Sebastian: Genau, also für digitale Nomaden finde ich das eine sehr interessante Variante. Natürlich, wie gesagt, in Malta ist dann die Kapitalgesellschaft natürlich sehr viel interessanter, Körperschaftsteuer nur 5%. Das heißt, wenn ich dann in einen Umsatz- und Gewinnbereich komme, wo die dann Differenz zwischen Bulgarien, sagen wir mal die 2,5% und Malta 5% so groß sind, dass mich die Firmengründung letztlich weniger kostet, oder aber ich auf Grund von Haftungsüberlegungen einen Haftungsmantel benötige, also eine Kapitalgesellschaft benötige, und nicht als Selbständiger arbeiten möchte, das ist ja nochmal ein anderer Grund, manchmal will ich ja nicht als Selbständiger arbeiten, denn dann bin ich ja voll haftbar, dann ist natürlich Malta der interessantere Standort. Aber wie gesagt, so jetzt für Selbständige klingt es doch sehr interessant mit Bulgarien. Das finde ich das entscheidende, wie gesagt bei der Kapitalgesellschaft in Bulgarien, okay, 10%, da haben wir aber dann aber relativ strenge Quellensteuerbestimmungen, d.h. da werden nochmal 5% fällig. Natürlich, wenn dort eine Kapitalgesellschaft als Holdinggesellschaft der bulgarischen Gesellschaft dahinter geschaltet ist, dann kommen die nicht zum Tragen, aber ansonsten sind 10% es ist nicht wahnsinnig, viel, das ist klar, aber muss man sehen, ob sich das dann lohnt, oder ob man das gleiche in Malta macht oder dann lieber nach Irland geht, das dieselbe Situation, nach außen hin optisch zumindest besser, das sind 12,5%, ist dann zu überlegen.
Magnus: Das heißt, wir können es irgendwie mit der Kernfrage zusammenfassen, was für eine Körperschaft ich möchte oder was für eine Rechtsform ich sein möchte, möchte ich eben eine juristische Gesellschaft vorne ran gehängt oder möchte ich selbständig oder Freiberufler sein.
Sebastian: Genau, also grundsätzlich finde ich, ist das gerade für Freiberufler und Selbständige sehr interessant. Und vor allen Dingen eben auch von der Tatsache, dann ist das auch versteuert, dann kann keiner mehr sagen, das ist ein unversteuertes Einkommen, ist versteuer, Steuer ist deklariert und ist letztlich dann unangreifbar im Rahmen von Doppelversteuerungsabkommen, usw.
Magnus: Dann konnte Herr Ruskov uns hier eine schöne Möglichkeit aufzeigen.
44:33 - Verabschiedung und Abspann
Magnus: Das war Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Bis zur nächsten Folge.
Ressourcen:
Sebastian Sauerborn: LinkedIn
Konstantin Ruskov:
Kanzlei Ruskov und Kollegen
München / Leipzig (Deutschland) und Sofia (Bulgarien)