Bundestagswahl 2021 - Mögliche Koalitionen und Folgen für die Steuerpolitik

Deutschland hat gewählt – wie geht’s weiter? Welche Koalition wird sich bilden, und was bedeutet das für mich? Welche Veränderungen stehen an?

Die anstehende Wegzugsteuer

Veränderung ist bekanntlich das einzig Konstante im Leben, fangen wir mit dem nächstliegenden an: die Wegzugsteuer, die kommt zum 01. Januar 2022 und ist zu bezahlen auf Anteile von inländischen und ausländischen Kapitalgesellschaften von über 1%. Das Unternehmen wird zwar nicht verkauft, aber das Finanzamt bestimmt einen fiktiven Veräußerungswert und multipliziert, grob gesagt, den Gewinn mit 13 bis 16, so dass eine Firma mit 100.000 € Gewinn dann zwischen 1.300.000 € und 1.600.000 € wert wäre. Und das wird dann besteuert.

Interessant ist, dass der Europäische Gerichtshof vor einigen Jahren genau diese Wegzugsteuer als nicht mit dem EU-Recht vereinbar definiert. Aber warum soll man es nicht nochmal versuchen?

Vermögensteuer

Die Vermögensteuer soll wiederkommen. Die Grünen wollen sie ab 2 Millionen Euro Vermögen, Betriebsvermögen sollen begünstigt werden. Die SPD will die Vermögensteuer für sehr hohe Vermögen, legt sich aber betraglich nicht fest. Die FDP hat keine Vermögensteuer, laut Wahlversprechen, dass keine Steuererhöhung kommen wird, aber wahrscheinlich wird die FDP eine solche nicht komplett verhindern können, da sie die Partei mit den wenigsten Prozentzahlen sind.

Einkommensteuer

Bezüglich der Einkommensteuer sagt die SPD, dass die Steuern für die Mehrheit sinken und die oberen 5% stärker belastet werden sollen. Der Begrenzung der steuerlichen Abzugsfähigkeit von Menschen mit Gehältern stimmen auch die Grünen zu, und sie fordern auch, dass hohe Managergehälter nicht mehr als Betriebsausgaben angerechnet werden können.

Spitzensteuersatz

Der Spitzensteuersatz für Alleinstehende soll laut der Grünen ab einem Einkommen von 100.000 € angehoben werden auf 45%, und ab einem Einkommen von 250.000 € auf 48%. Momentan fällt dieser bereits an ab 58.000 €, und viel bleibt netto dabei nicht mehr übrig.

Erbschaftsteuer

Da festgestellt wurde, dass wohl vermögende Unternehmenserben bezüglich der Erbschaftsteuer bevorzugt wurden, soll, um dieses zu verändern, in solchen Fällen für Stiftungen eine Mindestbesteuerung kommen, laut dem Parteiprogramm der SPD. Die Grünen und die SPD wollen das Ehegattensplitting für neu verheiratete Paare beenden, der Soli soll bleiben, und die Grünen wollen auch die 10.Jahres Spekulationsfrist für Immobilien abschaffen und die Steuern für Veräußerungsgewinne mit Edelmetallen, Rohstoffen und Krypto-Werten beenden. Die Finanztransaktionssteuer soll dafür sorgen, dass die Online-Giganten gerechter besteuert würden. Das sind einige der Pläne, mal sehen, was so kommt.

Auswandern aus Deutschland – persönliche Gründe sind ausschlaggebend

Steuern gibt es überall, in einigen Ländern etwas weniger als in anderen, aber wie viele Lebensbeispiele immer wieder zeigen, gibt es weit wichtigere Gründe, sein Leben zu verändern. Man muss sich überlegen, wie man leben möchte, was ist einem persönlich wichtig, wo will ich meine Kinder großziehen? Eine Familie zum Beispiel hat die Erbschaft in ein Anwesen in Irland investiert, um dort zu leben und ihre Kinder zu homeschoolen. Eine andere Dame ist in der ehemaligen DDR groß geworden, hat nach der Wende ein Unternehmen in Deutschland aufgebaut, aber da die politische Situation in Deutschland sie zu sehr an die DDR erinnert, packt sie jetzt mit 69 Jahren ihre Koffer und geht in die USA. Steuern sind nicht ausschlaggebend.

Geld alleine macht nicht glücklich, und daher ist es nicht ratsam, nur aufgrund steuerlicher Vorteile und Vergünstigungen den Ort zu verlassen, an dem man doch eigentlich glücklich ist und gerne lebt. Wer allerdings schon länger mit dem Gedanken spielt und den Wunsch hat, in einem anderen Land zu leben, und sowieso von überall aus arbeiten kann, für den könnte jetzt das Ergebnis der Wahl der Auslöser sein, sich auf den Weg zu machen.

Malta – eine wunderschöne Mischung

Da wie gesagt Schönheit im Auge des Betrachters liegt, werden nicht alle in dasselbe Land auswandern, sondern wer Sonne und eine Mischung zwischen Italien und einem arabischen Land liebt, würde vielleicht Malta wählen. Malta ist der Dauerbrenner, liegt in der EU und Schengen, und es gibt täglich einige Flüge nach Deutschland.

Spanien als Option

Spanien, das Traumland der Deutschen bietet neben viel Sonne und Wärme das steuerlich attraktive Beckham-Law, bei dem man fünf Jahre lang in Spanien leben kann ohne ausländische Einkünfte versteuern zu müssen. Näheres dazu in unserer Podcast Episode 04.

Oder lieber etwas weiter weg?

Mehr Sonne zu guten Konditionen gibt es in Ländern wie Dubai, den Bahamas, Französisch-Polynesien, Tahiti. Wer nicht ganz so weit weg ziehen möchte von Europa, sondern vielleicht eher nach Großbritannien, der benötig für eine vierköpfige Familie für Visum, Pflichtkosten für das Gesundheitswesen, etc., schnell auf Kosten von 20.000-25.000 £.

Von Deutschland in die Welt

Einer Steuerpflicht im jetzigen Wohnsitzland kann man nur entgehen kann, wenn man auch wirklich umzieht und nicht nur so tut als ob. Dieser Podcast weckt das Fernweh und öffnet die Perspektiven, denn es bieten sich mehr Möglichkeiten, als es auf den ersten Blick scheint.

 
 

Timestamps

00:18   -   Begrüßung und Einleitung

00:46   -   Grundlagen

03:51   -   Volksabstimmung in Berlin

06:48   -   Welche Koalition könnte zustande kommen?

08:18   -   Klimapolitik

10:49   -   Pläne in Wahlprogrammen zur Vermögensteuer

14:22   -   Pläne der Parteien zur Einkommensteuer und anderen Steuern

21:38   -   Verschärfung der Wegzugsteuer ab 01.01.2022 – was gibt es zu beachten?

25:00   -   Für wen ist es gerade jetzt attraktiv, in ein anderes Land zu gehen?

29:34   -   Reisende soll man nicht aufhalten

32:30   -   Die einzige Möglichkeit, steuerlich etwas zu bewegen

34:15   -   Perspektive Ausland – Ziele und Lebensbeispiele

42:02   -   Abschließende Gedanken

Mitschrift zu Folge 5 Perspektive Ausland

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:18 - Begrüßung und Einleitung

Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Sauerborn, außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London.

Das Thema der heutigen Folge ist die Bundestagswahl 2021. Wir sprechen über die Ergebnisse, die Wahlprogramme der verschiedenen Parteien und die Änderungen, die sich im Bereich auf Steuern dazu ergeben.

00:46 - Grundlagen

Magnus: So, Deutschland hat gewählt.

Sebastian: Absolut, Deutschland hat gewählt, war doch ein spannender Abend gestern, wobei ja die ersten Hochrechnungen sich doch dann relativ schnell auch als endgültiges Endergebnis bewahrheitet hatten. Man war sich nicht so sicher, was mit Der Linken passiert, aber die haben es ja dann nicht geschafft, zumindest nicht über die 5% Hürde zu kommen. Die haben aber, glaube ich, doch irgendwie 40 Mandate, die sie über dieses komplizierte deutsche Wahlsystem ja bekommen haben. Ich hatte gestern auch über BBC so eine Berichterstattung angeschaut und da musste dann erstmal der Korrespondent der BBC in Berlin der Moderatorin erklären, wie das doch alles funktioniert in Deutschland mit dem Wahlsystem, weil das hatte sie nicht verstanden. Ich glaub‘, es gab nie so viele Parteien im Bundestag wie dieses Mal, ja, …

Magnus: Ja, weil die SSW noch dazugekommen sind.

Sebastian: Ja, genau, da ist doch ein bunte Vielfalt hier an politischen Meinungen vertreten, die großen Parteien natürlich, praktisch boten gleich auf, wobei dann doch noch die SPD hier 2% fast die CDU überholt hat, aber ich glaub‘ die CDU war schon glücklich, dass sie da nicht unter 20% gekommen sind, nachdem was ja dort prognostiziert worden war.

Magnus: Ja, Herr Laschet hat ja im Großton der Überzeugung erstmal angekündigt, die Regierung bilden zu wollen, jetzt muss man mal schauen, es gibt natürlich, die Gegner sagen, mit 10% Minus ist der Weg in die Opposition geebnet, die Stammwählerschaft sagt natürlich, hoffentlich kommt das irgendwie zu einer Regierung unter der Führung der CDU.

Sebastian: Ich hatte gestern in den Welt-Nachrichtensender reingeschaut, und da war dann der Chefredakteur der Welt am Sonntag einer der Gäste und der war der Meinung, dass für die Grünen spezifisch eine Regierungsbeteiligung mit der CDU sich positiver auf das Profil auswirken könnte, weil sie dann die einzige Links-Partei sind, ja.

Magnus: Ja.

Sebastian: Und so können alle, sagen wir mal, Linken oder, sagen wir mal, arbeitnehmerfreundlichen Maßnahmen und alles weitere in dem Bereich dann ihnen zugeschrieben werden, weil die waren ja doch in der Koalition mit der SPD damals unter Gerd Schröder nicht besonders glücklich, ja, weil ja im Grunde die ganzen Lorbeeren die SPD mehr oder weniger eingeheimst hatte.

Magnus: Agenda 2010 lässt grüßen.

Sebastian: Genau, also jetzt bei den Grünen blieb dann nur das Negative dann hängen, ja.

Magnus: Ja.

Sebastian: Und insofern, das wäre natürlich bei einer CDU-Regierung nicht, naja, auf keinen Fall der Fall. Und ich glaub‘, die meisten Deutschen haben ja befürchtet, dass es zu Rot, und nicht die meisten, aber doch einige hatten befürchtet, dass es zu Rot-Rot-Grün kommt.

Magnus: Gut, das wäre ja sozusagen fast schon eine Eruption gewesen, die uns dann hier bevorgestanden hätte in Deutschland, unter Umständen, wenn die Linken mit dabei gewesen wären.

Sebastian: Ja, absolut, klar. Ich mein‘ grundsätzlich muss natürlich, grundsätzlich muss man natürlich sehen, dass hier die, ich glaube so die, wie soll ich sagen, die, ähm, dass so die, dass so eine Regierungsbeteiligung der AfD grundsätzlich ausgeschlossen wird, ist gut. Es müsste natürlich genau so auch bei der Linken eigentlich sein.

Magnus: Ja, absolut.

Sebastian: Also, immerhin, in der AfD sind keine Ex-Naz drin, in den Linken, da sind ja noch zig SED-Funktionäre drin. Also wenn jemand Diktatur hier tatsächlich praktiziert hat und noch am Leben ist, ja, dann sind’s die, ja.

03:51 - Volksabstimmung in Berlin

Magnus: Ich gehe nun genauer auf die Volksabstimmung in Berlin ein und diskutiere mit Sebastian die Hintergründe und mögliche Folgen dieses Beschlusses.

Magnus: Gut, es war ja in Berlin gleichzeitig gestern zur Bundestagswahl noch die Wahl für’s Abgeordnetenhaus und für, ähm, eine Volksabstimmung, die zum Inhalt hatte, ob die großen Wohnungsbaugesellschaften verstaatlicht werden sollen, also private Eigentümer enteignet werden sollen, und diese Volksabstimmung hat dann eine Mehrheit bekommen, irgendwo über 50% auf jeden Fall, d.h. das Volk hat entschieden, das Berliner Volk, dass die Verstaatlichungen von Wohnungsbaugesellschaften soweit politisch legitimiert sind. Das ist natürlich spannend, was die Regierungsparteien daraus machen. Am Anfang sah es so aus, dass die Grünen die Mehrheit haben, jetzt Franziska Giffey unter der SPD. Bleibt natürlich abzuwarten, ähm, inwiefern die Linke in der Regierung dort beteiligt wird und inwiefern sie dann dort auch das Programm durchsetzt, auf Berlin bezogen.

Sebastian: Ja, das würd‘ mich ja freuen, wenn ich diese Wohnungsbaugesellschaften wäre, weil dann kann ich garantiert ja hier einen hohen Preis durchsetzen (lacht). Die ganzen Investoren werden sich ja freuen, gut, wem es natürlich langfristig wert danach ist, ist mir schon klar, ja.

Magnus: Aber da stellt sich die Frage, ob die Vorausschau gewesen wäre für eine Rot-Rot-Grüne Regierung auf Bundesebene.

Sebastian: Ja, klar, also die Frage ist ja schon mal überhaupt, ich meine, Du kannst ja vieles Volk fragen, wenn Du das Volk fragst, ob Kinderschänder hingerichtet werden sollen, wird auch die Mehrheit entscheiden, ja, oder ob Minarette verboten werden sollen oder auch die Minarette in der Schweiz, die mal abstimmen haben lassen, ich mein, man kann ja viel entscheiden, ja. Die Frage ist ja, ob’s rechtmäßig ist, es macht schon anheim nicht rechtmäßig, nur weil eine Mehrheit sich dafür entscheidet, ja, also es scheint mir so, dass das doch der Rechtsweg vorprogrammiert ist.

Magnus: Ja.

Sebastian: Aber genau, man muss natürlich, ich denke, was sich auf jeden Fall zeigt, ist natürlich, es ist natürlich schon objektiv so, dass natürlich jetzt hier auch zur Zeit der Pandemie, oder vielleicht auch schon davor, aber die Zeit, die ganze Pandemie hat das Ganze jetzt nochmal hier letztlich auf den Punkt gebracht und auch nochmal verschärft, dass da eine große Ungleichheit natürlich, ähm, entsteht. Die Schere zwischen reich und arm geht immer weiter auf, äh, das heißt natürlich schon, viele frustriert, die mehr oder weniger von den, was weiß ich, die z.B. keine Aktien haben, äh, die jetzt nicht hier profitiert haben von steigenden Aktien der letzten Jahre, die keine Investition haben, die nicht, die jetzt nicht vom, von der Wertsteigerung von Immobilien profitiert haben und auf der anderen Seite gibt’s ja doch die Vermögenden, äh, deren Vermögen ja fraglos in Deutschland wie auch in anderen Länder, wie in den USA, stark angestiegen ist, ja, und da macht sich halt so ein gewisser Unmut schon breit auf Grund, das ist halt ein Nährboden für Populisten, das ist ja völlig klar, ein Populist muss sowohl für rechts als auch für links, ja, und das ist halt im Grunde genommen, ähm, muss man damit verantwortungsvoll umgehen, ja, ähm, als Politiker.

06:48 - Welche Koalition könnte zustande kommen?

Magnus: Um genauer auf verschiedene Szenarien eingehen zu können, stellt sich nun erst einmal die Frage, welche Koalition zustande kommen könnte.

Sebastian: Also, man muss jetzt ja mal sehen, was jetzt passiert, ja, also, sei es, wir haben jetzt im Grunde ja drei verschiedene Möglichkeiten, ja, äh, also oder drei wahrscheinliche, eine von drei Möglichkeiten: Große Koalition, dann gibt’s die Ampel, und dann gibt’s die Jamaica, ähm, die CDU wär natürlich Jamaica. Die SPD will die Ampel, die Große Koalition will glaub‘ ich niemand, und ich glaube auch, im Volk ist auch die Große Koalition nicht weiter gewollt, ja, es ist gewollt, dass jetzt hier ein Wechsel passiert, glaube ich, so dass die Große Koalition …

Magnus: Der Großen Koalition überdrüssig.

Sebastian: Ja, also ich würde sagen, falls sich die in den Dreier-Gremien nicht einigen werden, wird’s zur Großen Koalition kommen, ja, ähm, …

Magnus: Oder zu Neuwahlen.

Sebastian: Oder zu Neuwahlen, ja klar, natürlich, kann auch passieren, klar. Ähm, aber momentan würde ich sagen, da ja die SPD die stärkste Partei ist, würde ich ja dazu tendieren, dass es zu einer Ampel kommt, ähm, Jamaica unter der Führung der CDU halte ich für völlig abwegig, ähm, aber gut, ist außer, natürlich, es gibt so strategische Aspekte, wie die ich vorhin erwähnt hatte mit den Grünen, dass die sich hier profilieren wollen, klar, aber ich halte für das wahrscheinlichste Ergebnis dann der Koalitionsverhandlung eine Ampel aus SPD, Grünen und FDP, wobei ich mir nicht sicher bin, wie die FDP das mit ihrem Programm vereinnahmen kann.

08:18 - Klimapolitik

Magnus: Das Gespräch kommt dann auf die Klimapolitik und die verschiedenen Parteien zu sprechen.

Sebastian: Ich denke, wir haben definitiv große Deckungsgleichheit bei allen Parteien was das Thema Klimawandel anbelangt, ich glaube auch nicht, dass das nur noch eine Frage ist von Grün oder Nicht-Grün, ich glaub‘ jeder vernünftig denkende Mensch weiß, dass da Handlungsbedarf ist. Ich weiß auch ehrlich gesagt gar nicht, ob jetzt z.B. bei Elektrofahrzeugen wirklich jetzt, ob man jetzt hier wahnsinnig Grün sein muss, um zu sehen, dass das die Zukunft ist, ich meine, das ist ja klar, wer will länglich Dreckschleudern drumrum haben, die die Luft verpesten? Will ja keiner haben, das ist ja total normal.

Magnus: FDP und Grüne, spannend wird es eben, die FDP will ja mehr über Anreize von Innovation schaffen und ich glaub‘ bei den Grünen geht’s potentiell ja eher über Verbote oder feste Gesetze, die irgendwelche Dinge verbieten. Also klassischerweise der Verbrennungsmotor musste ja verboten werden, oder die FDP würde jetzt sagen, hab‘ ich genug Anreize, dass einfach die neuen Technologien sowieso kommen.

Sebastian: Nö, nö, also ich würde den auch verbieten, den Verbrennungsmotor, ja, völlig klar. Ich kann verbieten. Man sieht ja, wie stark die Auto-Lobby ist, ich glaub‘ nicht, dass das funktionieren wird, ja, aber ähm, man kann schon, also ja, ich denke, das wird man, das wird man schon verbieten, wie gesagt, das Umweltthema ist eigentlich das Thema, wo es am wenigsten Diskrepanzen wirklich gibt. Natürlich die FDP vertritt natürlich viele, äh, viele Unternehmer in gewisser Weise und da wird sie natürlich schauen müssen, ähm, wie das viele Unternehmen betrifft. Natürlich muss man sich um Zeiträume einigen. Passiert das 2030, 35 oder was auch immer, ist ganz klar, ja, aber, ähm, auch so Dinge wie jetzt hier Industrielle Landwirtschaft und so und Tierschutz, dass da bestimmte Vorkehrungen getroffen werden und dort Missbräuchen, dass dort Missbräuche Hemmschwellen, ist ja völlig klar.

Magnus: Ich glaub‘, die FDP hat ein geringes Problem, oder ein Problem, ähm, was sie jetzt im Prinzip versuchen zu lösen, nämlich dass sie, wenn sie mit der SPD koalieren, so ein bisschen ihre Stammwählerschaft vergraulen und die ganzen FDP-Wähler hätten natürlich lieber Jamaica, aber deswegen kommt’s mir schon sehr auffällig vor, wie Christian Lindner auch die ganze Zeit sagt, er hätte lieber Jamaica, so dass er dann im Fall einer Ampel auch sagen, kann, ja, wir haben alles versucht, aber wir müssen den Willen des Wählers natürlich auch berücksichtigen, wenn es dann doch zur Ampel kommen sollte.

Sebastian: Ja, er könnte ja auch immer sagen, nur wegen der FDP war es nicht so schlimm gekommen, wie es eigentlich hätte kommen sollen, ja, kommen können, ja, also insofern, ähm, da kann er sich schon rausreden.

10:49 - Pläne in Wahlprogrammen zur Vermögensteuer

Magnus: Daraufhin frage ich Sebastian nach den Plänen in den Wahlprogrammen der einzelnen Parteien zum Thema der Vermögensteuer, da einige befürchten, dass die Vermögensteuer, die vor Corona im Gespräch war, nun eingeführt werden könnte.

Sebastian: Also die Grünen sagen Vermögensteuer ab 2 Millionen Vermögen, wobei Betriebsvermögen, ähm, begünstigt werden sollen, die SPD sagt Vermögensteuer ja, aber nur auf sehr hohe Vermögen, legt sich aber nicht auf eine bestimmte Grenze fest, natürlich die FDP hat keine Vermögensteuer, ähm, da kommen wir nachher nochmal drauf, was die FDP plant, ja. Mit der Vermögensteuer, das muss man sich, ähm, natürlich gut überlegen, das ist klar, die Vermögensteuer ist ja im Prinzip sowieso schon, die ist ja momentan einfach nur außer Kraft gesetzt, gibt’s sowieso schon. Ob die wirklich was bringt oder nicht, wird man sehen müssen. Andere Länder haben sie ja auch, ist nicht unbedingt sehr effizient, es gab ja einen bestimmten Grund, warum die außer Kraft gesetzt wurde, ähm, das hat natürlich mit dem Spitzensteuersatz zu tun, ähm,

Magnus: Aber die 2 Millionen hören sich nicht nach so viel an jetzt auf den ersten Blick, oder? Weil, wenn ich jetzt von Betriebsvermögen ausgehe in irgendeiner Form, oder wenn ich ein Gebäude habe, was schnell einen gewissen Wert hat, kann ich ja schnell über diese Grenze von 2 Millionen Euro kommen.

Sebastian: Ja, absolut, sehr schön, also ich meine, wir wissen ja anderer Stelle, wenn wir über die Wegzugsteuer sprechen, zum Beispiel, das Finanzamt eine Gesellschaft bewertet für die Wegzugsteuer mit dem 16fachen des Jahresgewinnes, also wer hier eine GmbH hat, die über 125.000 € Gewinn macht, da dann die 2 Millionen, ähm, d.h. wenn ich davon dann jedes Jahr 1% bezahlen muss, zahle ich jedes Jahr mal eben 20.000 € extra, ja, was natürlich wahnsinnig ist, ja. Gut, es steht hier, Betriebsvermögen soll ausgenommen werden, muss man jetzt natürlich wissen, was damit gemeint ist, also, ich meine, was ist Betriebsvermögen, was ist eine GmbH, die kein Vermögen hat, aber einfach einen Gewinn macht, ja, hat die Betriebsvermögen oder nicht, ja? Äh, das müsste man natürlich sich dann, sich dann natürlich mal anschauen, sind natürlich ganz erhebliche Werte, ähm, natürlich kann da auch die Lösung drin liegen, z.B. dass man sagt, man gibt bestimmtes Vermögen, wie z.B. jetzt Immobilien in Gesellschaften rein, da muss man natürlich dann sehen, wie das genau interpretiert wird, ähm, aber wir haben definitiv Mandanten, die das gemacht haben, ja, die das schon lange vor der Wahl jetzt gemacht haben, wie z.B. Immobilienvermögen in Kapitalgesellschaften hineinverschoben haben aus dem Grund.

Magnus: Und das heißt, Du würdest das auf jeden Fall für wahrscheinlich halten, dass irgendeine Form von Vermögensabgabe möglich ist und die FDP da, sozusagen ihr Wahlversprechen, dass keine Steuererhöhung kommen wird, nicht wahr machen kann?

Sebastian: Äh, ich kann das nicht sehen, dass die FDP hier Steuererhöhung vermeiden kann. Wir kommen ja gleich noch den anderen Steuern, die geplant sind, ja. Äh, also ich denke, ähm, das mit der Vermögensteuer wird auf jeden Fall, wird auf jeden Fall kommen. Das ist ja auch so ein ganz, wir haben vorhin von Populismus gesprochen, ja, und das ist ja alles, was das ist, ja, wenn man sich hier anschaut, wie die Vermögensteuer generiert wird und wieviel das ist, dann gäbe es sicherlich einfachere Wege, die, das Geld zu finden, ja, weil da geht es ja einfach um Populismus, um hier der breiten Masse das Gefühl zu geben, dass die Reichen auch, dass die Reichen auch ihren Beitrag bezahlen.

Magnus: Gut, es ist ja glaub‘ ich dann noch eine Frage, wie man das Kind nennt, aber Du würdest schon konkret davon ausgehen, es wird eine Vermögensteuer, die auch so, …

Sebastian: Ja, ja, ich glaub‘, das kommt, es wurde schon so lange davor jetzt hier angekündigt, ich glaub‘, das kommt auf jeden Fall.

14:22 - Pläne der Parteien zur Einkommensteuer

Magnus: Auch zur Einkommensteuer äußern sich die Parteien in ihren Wahlprogrammen. Und auch diese Pläne werden von uns diskutiert.

Sebastian: Ähm, so andere Steuern, die jetzt hier angesprochen werden, sind so Einkommensteuer, also die SPD sagt, die Steuern sollen für die Mehrheit sinken, ähm, die oberen 5% sollen stärker belastet werden, absolute Spitzenverdiener sollen 3% mehr bezahlen als bisher, also das sind, ähm, 250.000 € für Alleinstehende, für Singles, 500.000 € für Paare, die sollen weiterhin die oberen 10% des Interwell, den Soli bezahlen. Steuerliche Abzugsfähigkeit von Menschen mit Gehältern soll begrenzt werden, das gleiche schlagen auch, stellen auch die Grünen vor, die sagen auch, dass hohe Managergehälter nicht mehr als Betriebsausgaben angerechnet werden können. Die Grünen wollen den Spitzensteuersatz moderat anheben ab einem Einkommen von 100.000 €, ähm, für Alleinstehende auf 45%. Und ab einem Einkommen ab 250.000 € auf 48%. Momentan ist ja der Spitzensteuersatz, fällt an bei, ab 58.000 €. Ähm, ich muss immer schmunzeln bei den Grünen, weil die Grünen sagen ja immer, oder ab und zu mal, wir wollen jetzt auch besteuern nach Nationalität, so wie die Amerikaner. Bei den Amerikanern gilt der Spitzensteuersatz von 37% ab einem Einkommen von 500.000.

Magnus: Das ist dann doch ein beträchtlicher Unterschied.

Sebastian: Ja, genau, und hier ab, heutzutage ab 58.000 der Spitzensteuersatz, ja, also, ich meine, was hat Du im Monat dann netto? Also nicht besonders viel, jedenfalls.

Magnus: Gut, das wäre auch meine Frage, also, bei Spitzensteuersätzen ist ja immer die Frage: wie viele Menschen betrifft das alles? Ähm, und ich sag‘ mal Stammwählerschaft von der SPD und Grünen, kann man vielleicht sagen, wäre ein Großteil erstmal nicht betroffen, aber bei solchen Zahlen muss man ja schon sagen, dass ich dann früher darunter falle, als es auf den ersten Blick den Anschein macht, also, dass dann doch mehr eine höhere Steuerlast haben als man zuerst denkt.

Sebastian: Ja, wobei wir, ich denke wir sprechen bei, ähm, bei 100.000 € und mehr, sprechen wir von relativ wenig, von relativ wenigen Leuten, ja, also wir sprechen von einem kleinen Millionen Betrag vielleicht von Steuerzahlern. Ja, so die Steuerpyramide in Deutschland, wenn man sich das anschaut, die ist oben extrem dünn, das ist schon fast eine Nadel.

Magnus: Wobei man ja schon sagen muss, beim oberen Binnenbereich wird die FDP ja zentral wichtige Wähler haben, d.h. die werden ja irgendwo ja das Zünglein an der Waage auch sein, bzw. die Frage wird sein, wie weit können die sich aus dem Fenster lehnen oder nicht?

Sebastian: Absolut, ja, wobei, wie gesagt, ich, ähm, ich sehe, die FDP wird halt bei einigen der Dinge wohl, ähm, dann das Zünglein an der Waage sein, aber die wird auf keinen Fall hier Steuererhöhungen, meiner Meinung nach komplett, verhindern können.

Magnus: Ja. Einfach, weil sie mit, wieviel Prozent waren es jetzt? 11,5% glaube ich, in diesem Dreierbündnis die mit den wenigsten Prozentzahlen sind.

Sebastian: Naja, ich denke, weil ansonsten, ähm, weil ansonsten werden die ganzen Gespräche, ansonsten werden die ganzen Gespräche scheitern. Dann wird man halt sagen, okay, dann wird da die SPD die Große Koalition anstreben oder so was.

Magnus: Mhm. Wobei das die Frage ist, ob sie da, ja, nur unter einer Kanzlerschaft von Olaf Scholz.

Sebastian: Ja klar, klar, natürlich. Ja gut, ich glaube, dass, dadurch, dass die SPD die stärkste Partei ist, ähm, wird daran sich nichts ändern, der wird auf jeden Fall, der wird auf jeden Fall Kanzler werden, das würd‘ mich jetzt wundern, wenn es dort nicht zu einer Lösung kommen würde.

Magnus: Okay.

Sebastian: Also, das heißt, gut, nun sind ja Unternehmer von der Einkommensteuer letztlich nicht unbedingt so stark betroffen, ähm, weil ja man oft auch diesen Punkt letztlich steuern kann über das Gehalt, über das Gehalt, das man zahlt, dann hat man Unternehmensgewinne, Gewerbeeinkünfte, usw., ähm, die ja dann möglicherweise, sicherlich gibt es da auch zum Teil bei Personengesellschaften oder Einzelunternehmen eine Einkommensteuer zu bezahlen, aber man hat, z.B. wenn man eine GmbH hat und sich selbst anstellt, natürlich einen gewissen Spielraum um zu sehen, wie viel man sich genau jetzt bezahlt oder nicht. Ähm, also, da wird man dann gewisse Stellschrauben finden können.

Magnus: Aber auch andere Steuern und Regelungen werden in den Wahlprogrammen adressiert. Diese fasst Sebastian kurz zusammen.

Sebastian: Es sind jetzt ja noch andere Dinge hier, die jetzt hier beschlossen worden waren, ähm, oder die im Wahlprogramm zumindest drinstehen. So will z.B. die SPD jetzt nochmal weiter an der Erbschaftsteuer irgendwas drehen, weil, es wurde festgestellt, dass vermögende Unternehmenserben bevorzugt würden. Jetzt wird also, soll eine Mindestbesteuerung in solchen Fällen, inklusive auch für Stiftungen dann hier entsprechend eingeführt werden, laut dem Parteiprogramm der SPD. Die Grünen, wie gesagt, sagen jetzt natürlich auch, Vermögensteuer haben wir schon besprochen. Frage ist ja auch bei den Parteien das Ehegatten-Splitting, also sowohl SPD als auch die Grünen wollen das für neu verheiratete Paare dann beenden. Und den Solidaritätszuschlag haben wir schon besprochen, wollen auch die Grünen weiter behalten. Abgeltungsteuer haben wir jetzt noch gar nicht besprochen, aber Abgeltungsteuer ist natürlich auch ein Thema, was laufend diskutiert wird. Dann eben wollen die Grünen auch die 10-Jahres Spekulationsfrist für Immobilien abschaffen, ebenso auch die Veräußerungsgewinne, oder die Steuern für Veräußerungsgewinne mit Edelmetallen, mit Rohstoffen, mit Krypto-Werten beenden.

Magnus: Das heißt, was bisher steuerfrei war, nach der Frist, wird dann voll steuerpflichtig zum Einkommensteuersatz oder Kapitalertragsteuer, je nach dem.

Sebastian: Genau, ja. Gut, das wird, denk‘ ich mal, letztlich wird nicht alles so kommen. Natürlich gibt’s dann auch noch die Finanztransaktionssteuer, die beschlossen werden soll, dass Online-Unternehmen, also wir reden jetzt von den Online-Giganten, gerechter besteuert werden sollen, Digitalsteuer usw. Ich meine, das sind ja schon lange Forderungen der SPD und der Grünen auch.

Magnus: Was siehst Du da für eine Reaktion, also ich meine, wenn wir jetzt mal das Szenario weiterspielen von der Ampel-Koalition jetzt wird Olaf Scholz versuchen, möglichst schnell Koalitionsverhandlungen anzustreben, diese dann in eine erfolgreiche Regierung umzubilden, ähm, so dass die neue Regierung im Dezember, spätestens im Januar in Kraft tritt. Was denkst Du, mit welchem Tempo man sich darauf einstellen muss, dass dort Änderungen auf einen zukommen?

Sebastian: Wir haben jetzt schon auf jeden Fall ja Änderungen gerade jetzt hier auch unsere Zuhörerschaft betreffend ab Anfang nächsten Jahres, und da geht es ja um die Wegzugsteuer. Die wird auf jeden Fall verschärft, nächsten Jahres, hat mit der Wahl nichts zu tun, da geht es letztlich, Teil der Anti-Tax-Avoidance-Direktive der EU, die zunächst eigentlich nur Betriebsvermögen anbelangt, also eine sogenannte Entstrickung eigentlich, aber da haben die Deutschen dann, übereifrig wie sie sind, auch noch gleich die Wegzugsteuer dann verschärft.

21:38 - Verschärfung der Wegzugsteuer ab 01.01.2022 – was gibt es zu beachten?

Magnus: Diese Neuerungen gelten auf jeden Fall ab nächstem Jahr. Dabei gibt es einiges zu beachten.

Sebastian: Da sind einige eklatante Änderungen drin enthalten, so dass z.B. eine EU-Wegzugsteuer, dass man die Wegzugsteuer nicht stunden kann und sie ist auch schon gültig, wenn man sieben Jahre in Deutschland, wenn man in den letzten zehn Jahren unbefristet in Deutschland steuerpflichtig war, nicht wieder davor vor, nicht nach zehn Jahres erst.

Magnus: Das heißt, wenn ich dann ab 01. Januar sozusagen auch in ein anderes EU-Land umziehe, kann es sein, dass ich der Wegzugsteuer unterliege und dort Steuern bezahlen muss.

Sebastian: Genau, also Wegzugsteuer ist ja zu bezahlen auf Anteile von inländischen und ausländischen Kapitalgesellschaften über 1%. Dort wird ein sogenannter fiktiver Veräußerungserlös dann bewertet oder gefunden, definiert dann vom Finanzamt, …

Magnus: Weil die Firma ja eigentlich weiter besteht, einfach im …

Sebastian: Genau, man verkauft sie ja nicht, aber es wird ein fiktiver Veräußerungserlös vom Finanzamt bestimmt. Wir hatten ja vorhin schon besprochen, sagen wir mal ganz grob Gewinn mal 13, zwischen 13 und 16. Ja, d.h. eine Firma mit 100.000 € Gewinn ist 1,3 Millionen wert oder 1,6 Millionen. Ähm, und mal angenommen, man hat jetzt diese Gesellschaft gegründet mit 25.000 € Stammkapital, dann ist es nach Teileinkünfte-Verfahren zu besteuern, d.h. 60% des Erlöses mit Einkommensteuer. Da bin ich also schnell bei einer kleinen Firma mit 100.000 € Gewinn bei 400.000 € oder so.

Magnus: Okay. Eklatante Einschnitte, die hier bevorstehen.

Sebastian: So, die gibt’s jetzt natürlich auch schon, also wenn man innerhalb der EU, also, man muss dazu sagen, dass der Europäische Gerichtshof diese Wegzugsteuer dann als nicht mit dem EU-Recht vereinbar definiert hat, deswegen konnte diese Steuer dann gestundet werden, wenn man innerhalb der EU umzieht. Mir ist jetzt ehrlich gesagt nicht klar, warum die Bundesregierung jetzt entschieden hat, gegen den Entscheid des Europäischen Gerichtshofes vor einigen Jahren jetzt wieder die gleiche Steuer auf die gleiche Weise einzuführen. Ich denke, die probieren es einfach nochmal.

Magnus: Aber kann man auch den Rechtsweg dann schon wieder relativ sicher angehen.

Sebastian: Nur, also nur, natürlich, das Finanzamt wird Dir sagen, okay, na ja, mach mal Deinen Rechtsweg, aber zahl‘ trotzdem erstmal. Was man da natürlich tun kann, ist, man kann es in sieben Raten bezahlen, diese Wegzugsteuer, das kann man natürlich machen, also mal angenommen, man schuldet 400.000 €, dann zahlt man das in sieben Raten ab. So aber das eigentlich Wichtige ist ja, diese Wegzugsteuer kommt auf jeden Fall, und das heißt, dass wenn jetzt im Grunde genommen bis Ende des Jahres eine Regierung steht oder noch keine Regierung steht, wenn man umziehen will und man hat natürlich Kapitalgesellschaften, ist an Kapitalgesellschaften beteiligt, dann ist auf jeden Fall der Zeitpunkt jetzt. Ja, noch im Laufe dieses Jahres, ähm, weil danach wird alles andere schwierig. Also das heißt selbst, es ist halt leider so, dass man nicht immer genau weiß, wie jetzt hier sich die Politiker entscheiden und wie es genau dann auch passieren wird, aber notfalls muss man eben dort eine Entscheidung treffen, eben auf Annahmen dieser Entscheidung treffen, ja. Mir ist natürlich klar, dass keiner, der jetzt glücklich ist, der Familie hat, der sich arrangiert hat mit der Situation, ähm, dass der jetzt dort aus Deutschland weggehen wird, ist ja völlig klar, das wird ja nicht passieren, also ich kann mir nicht vorstellen, dass es jetzt wegen der Wahl zu einem Exodus kommt, das halte ich für völlig, das halte ich für völlig unrealistisch.

25:00 - Für wen ist es gerade jetzt attraktiv, in ein neues Land zu gehen?

Magnus: Das heißt, über wen sprechen wir, der jetzt darüber nachdenken könnte, oder für den es vielleicht gerade jetzt attraktiv sein könnte, nochmal in ein anderes Land zu gehen?

Sebastian: Also, wir sprechen jetzt konkret, denke ich, von Personen, die vor allem jetzt während der Corona-Krise im Grunde verstanden haben, dass es völlig egal ist, von wo aus sie arbeiten, wo sie leben, äh, es wird heutzutage nicht mehr erwartet von Kunden oder Geschäftspartner, dass man vor Ort ist in Deutschland, man kann von überall aus arbeiten, ja. Das heißt, diese Hyper-Mobilität sozusagen, die ist jetzt mehr oder weniger salonfähig geworden, ja. Früher war das ja immer so, dass man relativ schnell gefragt hat, wenn jemand so arbeitet, der kann sich nicht mal ein Büro leisten. Ähm, das hat sich jetzt heute komplett verändert, d.h. es ist jetzt mehr oder weniger angebracht und rational, wenn man virtuell arbeitet, hier mit Zoom. Und diese Personen, die das verstanden haben, die sagen sich natürlich, na ja, wenn ich das sowieso machen kann, ähm, was hält mich dann noch. Das ist jetzt kein Problem, was spezifisch mit Deutschland oder so was zu tun hat. Also ich kann Dir sagen, ich hatte jetzt letzte Woche mit jemandem gesprochen, ein Mandant von mir, ein Deutscher, der lebt in Großbritannien allerdings, der hatte sein eigenes Start-Up gegründet, das ist dann während Corona, musste er das schließen und hat dann bei einem anderen Start-Up angefangen als ein wichtige Angestellter, auf Freelance-Basis, ich glaub‘ im Softwarebereich. Dieses Start-Up wiederum hat eine virtuelle Event-Software entwickelt, ja, die war natürlich dann total im Trend, wegen Corona, während Corona. Das Unternehmen ist jetzt 8 Milliarden wert, und er hat da ein paar Aktien. Ähm, wohnt aber wie gesagt in Großbritannien, das Unternehmen ist aber nicht Britisch. Ähm, aber das hat persönliche Hintergründe, dass er in Großbritannien wohnt. So, ähm, der sagt sich jetzt natürlich, was soll ich jetzt hierbleiben? Der zieht jetzt irgendwo hin, Cayman Islands oder so was, oder irgendwo in die Karibik, ja, zieht da hin, keine Steuern und ist dann sowieso in der gleichen Zeitzone, passt eben noch gut, und wenn das ganze Ding dann an die Börse geht und er die Anteile verkaufen kann, dann ist es komplett steuerfrei.

Magnus: Das heißt, wir reden jetzt nicht über irgendjemand, der, was weiß ich, ein Möbelhaus hat und dort klassischer Unternehmer in Deutschland ist mit einer Basis dort, sondern wir reden über digitale Nomaden, die wirklich von egal wo arbeiten, vielleicht eben Dienstleister sind und ihre Tätigkeit von jedem Ort der Welt durchführen können.

Sebastian: Ja, nicht nur digitale Nomaden, aber das ist sicherlich, das ist sicherlich ein großer Teil davon. Also, wie gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, dass es besonders viele Leute gibt, die jetzt von heute auf morgen einfach die Koffer packen und gehen – das geht ja schon gar nicht mit Familie usw., wird keiner machen. Es ist natürlich auch so, dass viele Unternehmer, ähm, die jetzt, ja, gut verdient haben in Deutschland schlicht und ergreifend die Steuern, sag‘ ich jetzt mal, einfach als Teil der Betriebsausgaben mit einkalkulieren, ja. Wer jetzt erfolgreich ist und sagt, okay, dann muss ich halt 10% mehr verdienen oder muss die Preise, die Preise steigen dann, oder was auch immer, ja, ich meine, ich glaube nicht, dass es hier jetzt zur Steuerflucht kommt, also das wird es nicht geben, ähm, und wie gesagt, ich glaube nicht, dass es auf Deutschland beschränkt ist das Problem, aber es gibt natürlich eine Gruppe von Personen, die gerade jetzt auch vielleicht jüngere Leute, die jetzt neue Start-Ups machen usw., die sich natürlich überlegen, warum soll ich das noch hier weiter machen, ähm, und da geht’s nicht mal nur um Steuern, da geht’s um ganz andere Themen ja auch, Lebensstil, gutes Wetter, mal was anderes machen, usw., ähm, also, …

Magnus: Wer liegt nicht gerne am Meer unter Palmen?

Sebastian: Na ja, genau, bei den wenigsten Menschen ist Steuer eigentlich die einzige Motivation im Leben, ja, weil, ähm, das würde einen auf Dauer ja auch unglücklich machen. Ähm, weil niemand möchte, wenn er sich irgendwo wohlfühlt, sagen, okay, ich muss jetzt nach fünf Monaten und 25 Tagen wieder die Koffer packen und gehen, weil sonst werde ich hier steuerpflichtig, ja. Aber es ist eben so, dass wir jetzt, glaube ich, gerade momentan so ein Gesamtgemisch haben, ja, durch Corona, durch dieses Remote-Arbeiten, und jetzt kommt die Sache mit den Wahlen dazu, ähm, wo man eben doch relativ sowieso schon, ähm, ich will nicht sagen auf der Flucht ist, aber zumindest gedanklich schon vielleicht sowieso schon weg ist, ja, und auch sozusagen ein bisschen die Verbindung verloren hat so zum Arbeitsplatz, zu den Kollegen usw., also wenn man sowieso isoliert auch gearbeitet hat.

29:34 - Reisende soll man nicht aufhalten

Magnus: Um das Thema Wegzugsteuer etwas zusammenzufassen, habe ich folgendes zu sagen.

Magnus: Das heißt, wir können festhalten, wir haben eine Reihe von Argumenten, es gibt verschiedene Gründe, warum ich vielleicht nicht mehr in Deutschland leben möchte und jetzt kommt mit der Wegzugsteuer z.B. ein Grund, oder aber auch mit einer möglichen Ampel-Koalition und den Folgen, die sich daraus für mich ergeben. Ein weiterer Grund neben vielen anderen hinzu, warum ich vielleicht jetzt im Ausland leben möchte.

Sebastian: Oder nicht mal ein Grund, ich glaub‘ einfach, ein Auslöser.

Magnus: Okay.

Sebastian: Also, deswegen ist halt, warum ich es jetzt mache und nicht in einem Jahr. Vielleicht würde ich auch sonst sagen, okay, ich schieb‘ das einfach nochmal hinaus, ja, ähm, aber ich glaube schon, dass jetzt definitiv ein Trend erkennbar ist, gerade hier, verstärkter Trend, ähm, und das wird ja auch von den Parteien aufgegriffen. Ich mein‘, die Grünen sagen nicht zu Unrecht, dass man hier besteuern will nach Nationalität, ja, weil das ist ja dann das Einzige, was dann am Ende noch bleibt. Also im Grunde ist das die ultimative, die nukleare Option dann, ja, the Nuclear Option.

Magnus: Gut, ich glaub‘ aber auch politisch ist ja da, also auch bei den Parteien, geht ja, es geht ja das Sprichwort „Reisende soll man nicht aufhalten“, also ich glaub‘, das kann man im Grunde dort auch sagen, und wenn das jetzt der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, ist, ähm, dann ist es vielleicht so, aber nach dem wäre es wahrscheinlich auch weniger sinnvoll, ob jetzt Jamaica oder Ampel, nicht gut, seine Politik danach auszurichten.

Sebastian: Ja, ich glaube auch gar nicht, dass das mit dem EU-Recht vereinbar wäre, ja, denn wir haben ja doch schon die, also ich meine, es ist ja auch definitiv gemäß EU-Recht so gewollt, dass tatsächlich jeder innerhalb der EU barrierefrei umziehen kann und auch tatsächlich sagen kann, was auch immer er für Gründe hat, ja, ob’s das schöne Wetter ist und niedrige Steuern sind, ob das für seine Branche ein besonders geeigneter Standort ist, also das ist genau gemeint mit Freiheit. Freiheit heißt ja keine Freiheit, und dann gibt’s ja dafür Rechte.

Magnus: Ja, also eben, wir reden über Niederlassungsfreiheit hier.

Sebastian: Wir reden über Niederlassungsfreiheit, ähm, und das geht ja umgekehrt auch für Deutschland, ja, also ich meine, ähm, und da ist jeder Staat natürlich auch gefragt, hier ein gewisses Umfeld zu schaffen, ähm, was positiv ist, ja, also deswegen, ich denke, wie gesagt, dass diese Wahl jetzt hier kein, ähm, keine Steuerflucht auslösen wird, weil wie gesagt, die wenigsten wollen auf der Flucht sein, also niemand will eigentlich von irgendwas wegrennen, aber natürlich, wenn ich mich entschieden habe, sowieso wegzuziehen, dann kann ich ja auch sagen, okay, also, ich mein‘ ich hätte es vielleicht erst nächstes Jahr gemacht, warum mach ich es nicht jetzt. Ich glaub, das ist einfach hier, ähm, dass das einfach hier ein Trend ist und wie gesagt, dass dadurch wie Corona ja auch viele existierende Trends ja auch beschleunigt hat, ja, geht das im Grunde genau diese Wahl in die gleiche Richtung, da werden einfach bestehende Trends beschleunigt und man zieht halt eher um, als man gedacht hat.

32:30 - Die einzige Möglichkeit, steuerlich etwas zu bewegen

Magnus: Hier zeigt Sebastian noch einen weiteren wichtigen Aspekt auf.

Sebastian: Man muss halt auf der anderen Seite sagen, dass im Grunde genommen der Umzug, und das ist ja in gewisser Weise ja ein Mantra, was wir immer und immer wiederholen auch, und so ein bisschen auch wie eine kaputte Schallplatte klingen, der Umzug ist halt nun mal die einzige Lösung, die einzige Möglichkeit, wirklich steuerlich etwas zu bewegen. Die wenigsten sind in der Lage, jetzt hier zu sagen, sie gründen jetzt irgend so eine Gesellschaft, stellen da zehn Leute an, stellen da einen Geschäftsführer an, der 100.000 € im Jahr verdient, z.B. im Malta oder so, was ja letzt die Voraussetzungen sind für so eine Auslandsstruktur, überhaupt im Rahmen der Niederlassungsfreiheit ja akzeptiert werden würde vom Finanzamt. So, die wenigsten haben die Möglichkeit, dieses zu tun und, ich meine, solche Schein-Konstrukte, von wegen wie Treuhänder oder ich setz‘ da irgendwas Virtuelles auf, das ist ja absolut der Stunt, nicht, und auf keinen Fall zu empfehlen, weil es sehr empfindlich geahndet wird. Also ist rechtswidrig, schlicht und ergreifend rechtswidrig, und das kann man niemandem empfehlen, das zu machen. Natürlich als großes Unternehmen, wir wissen ja z.B. Lufthansa hat in Malta eine Gesellschaft, die dort Flugzeuge repariert und wartet, ja. Ich glaub‘, die haben dort, soweit ich es weiß, 200 Mitarbeiter oder sogar mehr. Das ist natürlich was anderes, ja, wenn ich das kann, dann ist natürlich der Umzug nicht notwendig, ja, aber in allen anderen Fällen ist der Umzug die einzige Möglichkeit eigentlich, an der Steuerbelastung signifikant was dran zu verbessern.

Magnus: Logisch.

Sebastian: Also, wirklich jetzt 80% oder so zu sparen, ohne das geht’s einfach nicht, ja.

34:15 - Perspektive Ausland – Ziele und Lebensbeispiele

Magnus: Jetzt heißt ja der Podcast nicht ohne Grund Perspektive Ausland, vielleicht können wir jetzt so im Anschluss ein bisschen Perspektive auch bieten und vielleicht über einzelne Länder auch sprechen. In den Show-Notes seht Ihr dazu auch die einzelnen Verlinkungen zu den Folgen, die wir schon gemacht haben. Sebastian, kannst Du vielleicht mal sagen, wenn ich mich jetzt auf den Weg gemacht hab‘, entschieden hab‘, okay, ich möchte Deutschland verlassen, ob jetzt wegen der Bundestagswahl oder aus welchen Gründen auch immer, welche Perspektive siehst Du denn im Ausland, welche Länder wären denn attraktiv für mich als Unternehmer?

Sebastian: Also, wir hatten ja vorhin schon gesagt, dass niemand allein aus steuerlichen Gründen umzieht und auch nicht umziehen soll, denn es wird auf Dauer niemanden glücklich machen. Es hat ja keinen Sinn zu sagen, ich zahl‘ weniger Steuern aber bin todunglücklich, das bringt ja niemandem was. Das heißt, man muss sich zunächst mal selbst genau prüfen, was denn die eigentlichen Präferenzen eigentlich sind, welche Lebensvorstellung man hat, ähm, und das fängt natürlich bei Dingen an wie Wetter, Kultur, usw., denn wie gesagt, wenn man ins Ausland umzieht, dann muss man tatsächlich umziehen, man entkommt einer Steuerpflicht nicht, wenn man nur so tut als ob. Da gibt’s ja viele Prominente, die es versucht haben und dann große Probleme hinterher bekommen haben.

Magnus: Was ja auch richtig ist.

Sebastian: Also, genau, das heißt, die erste Frage ist mal, was, wo gefällt’s mir überhaupt? Man muss natürlich sehen, dass es ganz nett ist in manchen Ländern mal Urlaub zu machen, ja, ob es dann wirklich gut ist, da zu leben, das steht auf einem ganz anderen Blatt geschrieben.

Magnus: Dann teilt Sebastian noch konkrete Beispiele mit uns, auf deren Vor- und Nachteile wir näher eingehen.

Sebastian: Aber, ähm, wir haben natürlich, ganz klar, ein heißer Kandidat ist natürlich immer Malta, in der Europäischen Union, auch innerhalb von Schengen, d.h. man kann da ohne Weiteres ein- und ausreisen, es ist gut zu erreichen von überall. Ich glaub‘, da gibt’s alleine 10 oder 15 Flüge von Deutschland jeden Tag, mindestens, aber man muss natürlich sehen, und Du weißt das selbst, Du hast auch relativ viel Zeit auf Malta verbracht, ist natürlich jetzt nicht so schön wie Mallorca, zum anderen, und natürlich sehr eigen, das erinnert einen eher an den Mittleren Osten, ja, ähm, als jetzt …

Magnus: Für mich war das immer so eine Mischung aus Italien und irgendwo ein arabisches Land dort, sowohl von der Mentalität auch, als auch von der Sprache, genau, und das kann man jetzt lieben, jetzt haben wir ja noch einen Bruder, der auch dort sehr gerne lebt und auch die Sonne so sehr liebt, aber eben, es ist eine Geschmacksfrage. Mir wurd’s dann irgendwann schnell zu eng auch.

Sebastian: Ja, ja, es ist beengt, es gibt auch, also ich meine, ähm, Du kannst da zwar jede Menge Geld verdienen, steuerfrei, aber wie willst Du es ausgeben? Ja, da gibt es ja nichts zum ausgeben weiter. Die Shopping-Möglichkeiten sind begrenzt, die Restaurants sind bescheiden, ein teures Auto fahren bringt ja auch nichts, weil das wird kaputt gefahren, die Straßen sind viel zu eng, ja, klar, kannst Dir ein Haus kaufen, weil das jeder macht, deswegen sind die Immobilienpreise total versoffen, und abartig hoch. Also, das muss man natürlich wissen, ob man das will. Nichts desto trotz, wir haben vielen Mandanten geholfen, dorthin umzuziehen, also insofern, das ist natürlich absolut auch lebenswert und ein schöner Fleck. Aber eben eigen und man muss wissen, ob man sich es vorstellen kann. Jetzt haben wir vorhin gesprochen von Mallorca. Also, wie gesagt, Spanien hat natürlich die Möglichkeit, dort fünf Jahre lang zu leben, ohne dass man ausländische Einkünfte versteuern muss unter dem sogenannten Beckham-Law. Jeder kann sich glaub‘ ich vorstellen in Mallorca zu leben, ist ganz klar. Es ist gewiss in gewisser Weise kompliziert, man muss da irgendwie Firmenstruktur haben in Spanien und eben im Ausland. Einfach sind diese Sachen alle nicht, aber natürlich, wenn man den Süden mag, dann ist es absolut zugänglich.

Magnus: Du hast ja auch eine tolle Folge gemacht mit einer Anwältin aus Spanien, Svenja Werner, sehr zu empfehlen, unten in den Show-Notes.

Sebastian: Genau, es gibt natürlich dann auch die üblichen Kandidaten in Übersee, kennt ja jeder, Dubai oder jetzt auch die Bahamas z.B. Interessant ist z.B. sicherlich auch Französisch-Polynesien, Tahiti, weil das gehört zu der EU dazu, da kann jeder hinziehen, ja, da braucht mein kein Visum, auch keine Steuern, aber wie gesagt, ist natürlich auch wahnsinnig weit ab vom Schuss, muss man sich überlegen, ähm, ob man so was machen will. Und dann gibt’s natürlich in Europa noch die Britischen Inseln, sowohl Irland als auch Großbritannien selbst. Großbritannien ist halt jetzt leider so, dass, wie gesagt die Visa-Frage hier relativ kompliziert geworden ist. D.h. es gibt für EU-Bürger hier keine einfache Möglichkeit mehr, ein Visum zu bekommen. Wir haben neulich einem Deutschen geholfen dabei, hier einen Anwalt zu finden, der das macht. Da waren dann alleine die Anwaltsgebühren, um das Visum zu besorgen, ähm, 7.000 £. Dazu muss man dann an die NHS bezahlen, das Gesundheitswesen, pro Familienmitglied 3.000 £, ja, das waren also nochmal 12.000 £, ähm, und dann nochmal Visagebühren an den Staat, also nochmal 1.000 £. Also alleine um dahin zuziehen mit einer Familie mit vier Personen, locker mal 20.000-25.000 £(Pfund!).

Magnus: Das heißt, der Brexit zeigt hier ganz klar seine Wirkung.

Sebastian: Genau, also d.h. das ist so ohne Weiteres nicht einfach möglich, ist natürlich machbar, aber Irland ist natürlich, Irland ist mit Dublin natürlich absolut eine Möglichkeit. Auch dort die gleiche Sache wieder, ich meine, in Irland regnet es jetzt nun wirklich jeden Tag, ja, also in England ist das Wetter immer besser als ihr Ruf, aber in Irland definitiv nicht, ja, also, d.h. man muss es mögen. Nichtsdestotrotz, also wir haben einen Mandanten, der hat ein Start-Up gegründet dort und ist im letzten Monat dorthin umgezogen. Ist halt eine große Stadt, Dublin, ja, also, hat einen Charme, ist halt international, gibt’s viele Amerikaner, gibt’s viele andere Europäer, ist ein guter Vibe, ja. Nicht so beengt, sag‘ ich mal, wie jetzt Malta zum Beispiel.

Magnus: Das heißt, wir können eigentlich mal so ein Zwischenfazit machen und bei jedem Land so ein bisschen sagen, ich muss dafür gemacht sein, also eben wie ich in Malta dafür gemacht sein muss, muss ich in Irland mit dem Regen kein Problem haben und eben nicht erwarten, dass ich vielleicht in ein zweites Deutschland komme, sondern mich ganz klar auf Veränderungen einstellen, aber es gibt ja genug Unternehmer oder genug Menschen, die gerade auch das lieben, Fernweh haben, äh, und die neue Kultur total gerne aufsaugen.

Sebastian: Genau, also auch da wiederum, man darf diese steuerlichen Vorteile, die sind zwar wichtig, natürlich, aber die darf man jetzt nicht überbewerten. Wir haben z.B. einen anderen Mandanten, der, er und seine Frau, die hatten dort einen größeren Betrag geerbt, ähm, und die sind nach Irland umgezogen, weil sie eben Verfechter des Homeschooling waren, ja, und das ist dort legal und sie wollten ihre Kinder unbedingt homeschoolen, sie haben dann dort ein ländliches Anwesen, also ein Farm gekauft, ähm, und leben jetzt da und homeschoolen die Kinder, ja, hatte also gar keine steuerlichen Motive, das Geld wurde eh in Deutschland versteuert, das war komplett versteuert, komplett clean, die hätten auch in Deutschland bleiben können, ähm, hätte sie auch nicht mehr gekostet, ja, aber eben, also deswegen will ich sagen, ist diese steuerlichen Motive, den Menschen treiben andere Dinge um, oftmals ist das dann auch nur ein positiver Mitnahme-Effekt, die wollten einfach weg aus einem ganz anderen Grund. Hatte jetzt mit Steuern überhaupt nichts zu tun. Aber natürlich, wenn ich sag‘, jetzt mach ich’s eh, dann kann ich auch sehen, wie kann hier mein Kapital, meine Kapitalerträge im Ausland verdienen, muss dann in Irland keine Steuern bezahlen, ist ja klar. Und wenn ich 10 Millionen hab‘, äh, und die lege ich gut an, dann mach‘ ich jedes Jahr eine Million, die steuerfrei zu machen, oder hier, wie die Grünen sagen, dann 48% drauf zu bezahlen, ist natürlich ein Unterschied.

Magnus: Also im Prinzip so ein bisschen das Mantra, was wir auch in unserer Folge mit Benno in der Schweiz hatten, ähm, man muss das Leben woanders genießen und wir hatten es heute schon mal, es reihen sich Gründe auf und der steuerliche Grund ist dabei einer von vielen anderen.

42:02 - Abschließende Gedanken

Magnus: Gegen Ende teilt Sebastian noch einmal seine abschließenden Gedanken zu den Gründen, warum ein Wegzug bei Interessenten aus Deutschland stattfinden könnte.

Sebastian: Also, ich sag‘ formal, ich halte jetzt so eine Wahl für einen Auslöser, dass man sagt okay, also jetzt machen wir’s, fertig, Punkt. Äh, wir wollten schon lange nach Irland ziehen, das Homeschooling war uns schon immer wichtig, jetzt sind die Kinder fünf und sechs Jahre alt, jetzt haben wir diese Wahl, jetzt trennen wir uns vom Arbeitsgeber. So nach dem Motto, das halte ich für durchaus vorstellbar.

Magnus: Und dann kann man auch sagen, wäre vielleicht jetzt ein guter Zeitpunkt.

Sebastian: Ja ja, genau, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, wir wollen das sowieso machen, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, bevor da weitere steuerliche Probleme auch hinzukommen, ja, ähm, und dann ist es weg, und dann hat man etwas gemacht.

Magnus: Weil man vielleicht ja auch sagen muss, ich meine, so ein Umzug braucht ja eine gewisse Zeit, das ganze sowohl zu planen als auch bürokratisch vorzubereiten, ist ja nicht von einem Tag auf den anderen gemacht.

Sebastian: Absolut, ja, es braucht mehrere Monate in der Regel, genau, und gerade wenn man was kauft, man muss das richtige Anwesen finden und so, ist ganz klar. Genau, und das ist wieder, das ist ein gerade guter Punkt, den Du gerade eben genannt hast, also es ist ja definitiv nicht so, dass man sich so einfach abmeldet und irgendwo wieder ankommt, man muss ankommen, man muss wohnen, man muss möglicherweise eine Gesellschaft gründen, sich steuerlich anmelden, usw. Also, d.h. die Empfehlung, wenn jemand sowieso wegwill, dann soll er sich jetzt intensiv damit befassen, in welches Land, welches Land für ihn passt, um jetzt, jetzt, nicht im November oder Dezember damit anfangen, sich konkret damit zu befassen, denn es wird dann knapp werden. Also jetzt sind es noch vier bis fünf Monate Zeit, die kann man noch nutzen, und es wird dann, es wird dann sehr eng werden, wenn man damit später anfängt, d.h. also, wenn man sich tatsächlich damit auseinandergesetzt hat und so die Wahl hat dann den letzten Push gegeben, dann sollte man sich jetzt damit auseinandersetzen, ähm, Beratungsgespräch auf unserer Webseite buchen, ähm, sich mit den einzelnen Ländern befassen, sich mit seiner Familie, Ehepartner, Ehepartnerin, Kindern überlegen, was kommt für uns in Frage. Also, ich meine, wir haben auch Mandanten, z.B. die jetzt gerade in die USA umziehen, auch wiederum keine steuerliche Konsequenz, keine steuerlichen Überlegungen, ist ja nicht besonders steuergünstig in den USA, aber die einfach sagen, was weiß ich, ich mag den politischen Trend nicht. Wir haben eine Mandantin, die hat früher in der DDR gelebt, kam dann nach der Wende nach Deutschland, hat ein Unternehmen aufgebaut und sieht jetzt die Ideen, die da suggeriert werden und sagt sich, das erinnert mich zu sehr an die DDR, ich will weg. Die ist jetzt, die will jetzt nach Texas umziehen und ist schon 69.

Magnus: Okay, Wahnsinn, ja.

Sebastian: Ja, also, wie gesagt, steuerlich, klar, es drückt sich so in Steuern aus, ja, aber da geht es ja eher um andere Motive und Motivation, die dem zu Grunde liegt.

Magnus: Das waren unsere Gedanken und Einschätzungen zu den Neuerungen im Bereich der Steuern, die durch die Bundestagswahl stattfinden könnten. Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

Ressourcen:

Sebastian Sauerborn: LinkedIn

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