Singapur: Niedrige Steuern und hohe Lebensqualität

Zu Gast: Henning Schwarzkopf

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Singapur ist für seine hohe Lebensqualität, den spannenden Mischmasch an asiatischen Kulturen, der sich in der Bevölkerung vereint und für seine günstige geografische Lage bekannt. Unternehmer lockt das Land außerdem mit günstigen Steuern.

Vor allem, seitdem es in Hongkong schwieriger geworden ist, Unternehmen zu gründen, entscheiden sich immer mehr Menschen für einen Unternehmenssitz in Singapur. Dies hat sich in den vergangenen Jahren deutlich im wirtschaftlichen Aufschwung des Landes widergespiegelt. Doch auch als Auslandswohnsitz bietet Singapur Vorteile.

Was das Land so attraktiv macht und welche Möglichkeiten Singapur bietet, verrät im aktuellen Podcast der Hamburger Rechtsanwalt Henning Schwarzkopf. Neben seinem Sitz in Hamburg hat er eine Repräsentanz in Singapur. Außerdem bringt er eine interessante Mischung an Kenntnissen und Erfahrungen mit sich, denn er ist auch im französischen Recht bewandert. 

Besuchermagnet und Schmelztiegel der Kulturen

Singapur landete im letzten MasterCard Index of Global Destination Cities auf Platz fünf der meistbesuchten Städte. Rund 14,7 Mio. Besucher verzeichnete das Land im Jahr 2021 und lief damit Destinationen wie New York, Istanbul und Tokio den Rang ab.

Singapur ist bei Besuchern und Einheimischen gleichermaßen als Schmelztiegel asiatischer Kulturen beliebt. Einer der kleinsten Staaten der Welt, bietet das Land auf wenig Raum gleichwohl viele Highlights. Dazu gehören zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten, eine ausgezeichnete Infrastruktur, eine wunderschöne Natur und viele Sehenswürdigkeiten. 

Ein beliebter Anziehungspunkt ist beispielsweise das Sentosa Island, eine vor der Küste Singapurs gelegene Insel, die mit zahlreichen Freizeitaktivitäten aufwartet. Zu finden sind hier unter anderem der größte Virtual Reality Themenpark Südostasiens, ein Schmetterlingspark, ein Mega Adventure Park sowie viele weitere Vergnügungsmöglichkeiten. 

Strikt und sauber

Singapur ist außerdem für seine Sauberkeit bekannt. Damit verbunden sind allerdings auch hohe Bußgelder. “The fined City” ist nicht umsonst ein Spitzname, der dem Land gern verpasst wird. Wer hier Zigarettenkippen auf die Straße wirft oder es auf öffentlichen Toiletten versäumt, die Spülung zu betätigen, muss mit empfindlichen Strafen rechnen. Allein für das Essen und Trinken in öffentlichen Verkehrsmitteln beispielsweise werden schon 500 SGD (knapp 350 EUR) fällig. 

Die rigiden Strafen bei Fehlverhalten resultieren allerdings auch in einer hohen Sicherheit. So ist die Kriminalitätsrate hier besonders gering. Experten führen dies jedoch nicht allein auf die Sicherheitsmaßnahmen, sondern auch auf die gezielte Förderung sozioökonomisch günstiger Zustände, zum Beispiel eine wettbewerbsfähige Wirtschaft mit entsprechend hohen Gehältern, zurück. 

Einreise nach Singapur

Die Einreise nach Singapur ist für deutsche, österreichische und Schweizer Staatsangehörige für einen Zeitraum von bis zu 90 Tagen ohne Visum möglich. Sie benötigen lediglich einen Reisepass, der nach der Einreise noch mindestens sechs Monate Gültigkeit hat.

Diese Gesamtdauer von drei Monaten ist auch für die meisten Unternehmer, die einen Unternehmenssitz in Singapur betreiben und während des Jahres mehrfach einreisen, ausreichend. Wer als leitender Geschäftsführer bei der eigenen Gesellschaft angestellt oder aber für ein Unternehmen in Singapur tätig ist, kann zudem ein Arbeitsvisum erhalten.

Wer länger in Singapur bleiben möchte, erhält hierzu als sogenannter „Permanent Resident“ die Möglichkeit. Dieser Aufenthaltsstatus gewährt eine Aufenthaltserlaubnis von fünf Jahren und bringt außerdem Vorteile beim Immobilienerwerb mit sich. Auswanderer mit Familienangehörigen sollten allerdings beachten, dass die Söhne der Permanent Residents automatisch verpflichtet sind, den zwei Jahre langen Militärdienst in Singapur zu leisten.

Was Singapur für Unternehmer interessant macht

In Singapur gibt es mittlerweile mehr als 10.000 europäische Unternehmen. Über 2.000 deutsche Unternehmen, darunter Bauer, Lufthansa und Schaeffler, sind in dem Land aktiv. Somit ist Singapur in den vergangenen Jahren, unter anderem auch angetrieben durch das 2019 mit der EU geschlossene Freihandelsabkommen, für viele Unternehmer zur Alternative zu Hongkong geworden.

Niedrige Steuern und Doppelbesteuerungsabkommen

Singapur hat Doppelbesteuerungsabkommen mit zahlreichen Ländern, darunter Deutschland, Österreich und die Schweiz abgeschlossen. Davon profitieren beispielsweise Unternehmer, die in Deutschland wohnen, aber ein Gehalt aus einer geschäftsführenden Tätigkeit in Singapur beziehen und somit nicht in Deutschland doppelt besteuert werden.

Hinzu kommen günstige Einkommens- und Unternehmenssteuern. 

  • Die Körperschaftsteuer hat Singapur in den vergangenen Jahren stetig gesenkt. Mittlerweile liegt der Satz bei 17 %, die pauschal erhoben werden.

  • Für neu gegründete Unternehmen gibt es innerhalb der ersten drei Jahre starke Steuervergünstigungen und eine teilweise Steuerbefreiung. Gewinne, die nicht in Singapur entstehen und nicht hierhin überwiesen werden, fallen nicht unter die Körperschaftsteuer. 

  • Die Einkommensteuer liegt je nach Höhe des Einkommens zwischen 0 und 22 %. Eine Besteuerung erfolgt erst ab einem Einkommen in Höhe von umgerechnet rund 13.980 EUR. Dieses Einkommen bleibt also steuerfrei. Der Höchstsatz von 22 % wird erst ab einem Einkommen von umgerechnet 224.000 EUR fällig. 

Für Unternehmer ebenfalls vorteilhaft ist der freundliche Umgang mit den Behörden. Singapurs Wirtschaftspolitik ist auf Wachstum ausgerichtet. Daher gibt es nicht nur Steuererleichterungen für Start-ups, sondern auch die Kommunikation mit den Behörden, darunter die Finanzbehörden, ist durch Entgegenkommen gekennzeichnet.

Hohe Lebenshaltungskosten in Singapur sorgen allerdings dafür, dass das Gehaltsniveau ebenfalls verhältnismäßig hoch und ungefähr mit europäischen Gehältern, wie man sie aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich kennt, vergleichbar sind.

Dafür bietet Singapur jedoch Arbeitskräfte, die für ihre hohe Einsatzbereitschaft bekannt sind und für Einwanderer einen hohen Lebensstandard.

Kontaktdaten und Links

Henning Schwarzkopf

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Telefon: +49-40-32 43 33

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Timestamps

00:01:11 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung von Henning Schwarzkopf 

00:08:44 - Was macht Singapur für Unternehmer interessant?

00:13:57 - Hongkong - nur einen Katzensprung von Singapur entfernt

00:15:14 - Welche Rechtsformen gibt es in Singapur?

00:21:30 - Diese Branchen nutzen einen Unternehmenssitz in Singapur

00:23:19 - Ein Bein in Europa, eines in Singapur

00:27:24 - Günstige Unternehmens- und Einkommensteuern

00:31:08 - Wie einfach ist die Eröffnung und der Betrieb einer Zweigstelle in Singapur?

00:32:47 - Hohe Lebenshaltungskosten - hohes Gehaltsniveau

00:33:41 - Einreise nach und Ausreise aus Singapur

00:36:28 - Die Entsendung von Mitarbeitern: Einfach, aber nicht billig

00:39:40 - Singapur: “The fined City”

00:43:52 - Bestehende Testatpflicht für Unternehmen

00:46:07 - Schmelztiegel asiatischer Kulturen

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 68: Singapur: Niedrige Steuern und hohe Lebensqualität

Zu Gast: Henning Schwarzkopf

Perspektive Ausland: Perspektive Ausland - der Podcast für Unternehmer und Freiberufler, die es ins Ausland zieht. Egal, ob Steuerplanung, Auslandsfirmen, Gründung oder Lifestyle-Fragen - hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Tàborek und Sebastian Sauerborn.

00:01:11 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung von Henning Schwarzkopf

Daniel: Wir sprechen jede Woche über interessante Themen für Unternehmer, Freiberufler, Privatiers, die ihren Lebensmittelpunkt ins Ausland verlegen wollen oder im Ausland Unternehmen gründen wollen. Heute haben wir einen sehr interessanten Gast eingeladen, der selbst der beratende Experte in mehr als einem Land ist. Ich sage nur Monaco, Frankreich, Singapur. Eine sehr interessante Kombination übrigens, darüber müssen wir dann auch noch sprechen. Herr Rechtsanwalt Henning Schwarzkopf: herzlich willkommen bei uns auf unserem Kanal! Stellen Sie sich doch am besten unseren Zuschauern und Zuhörern einmal selbst vor.

Henning Schwarzkopf: Ja, guten Morgen! Vielen Dank für die Gelegenheit, mich hier kurz vorstellen zu dürfen. Mein Name ist Henning Schwarzkopf. Ich bin Hamburger Rechtsanwalt und zusätzlich ein französischer Rechtsanwalt. Ich bin bei den Kammern in Hamburg zugelassen und bei der Kammer an Gras in Südfrankreich. Ich bin, glaube ich, einer von nur zwei Anwälten, die sowohl in Deutschland als auch in Südfrankreich zugelassen sind. Ich bin in Hamburg aufgewachsen, habe hier studiert und meine Referendarzeit hier gemacht, teilweise auch in den USA, in San Francisco. Ich habe dann in den USA nochmal Jura studiert an der University of Miami, habe dort einen Masters Degree abgelegt, dann für mehrere Jahre in einer deutschen Kanzlei gearbeitet beziehungsweise in deren Repräsentanz in Miami. Ich habe dort deutsche Mandanten betreut. Danach bin ich dann nach Monaco gegangen, war dort Syndikus in einer schweizerischen Treuhandfirma in Monaco und habe dort weltweit Rechtsprobleme betreut. Wir haben internationale Klientel gehabt, die wir betreut haben, angefangen bei Erdölexplorationen in Texas über Shopping Center in Hongkong und dann bin ich wieder zurück nach Hamburg gegangen, hab mich dann hier selbstständig gemacht und hab seitdem deutsche Mandanten beraten bei ihren Auslands-Investments vor dem Hintergrund meines deutschen Jura-Studiums und meiner Erkenntnisse im angelsächsischen Recht, vor allen Dingen in Amerika. Vor ungefähr 15 Jahren verschlug es mich durch private und berufliche Zufälle nach China, nach Shanghai, und ich habe dort das enorme Potential Chinas entdeckt. Shanghai ist auch Partnerstadt von Hamburg und insofern habe ich, nachdem ich die Chancen erkannt hatte, gedacht, das müsste man noch ausbauen. Einige Mandanten haben auch gesagt: “Wenn Sie uns da weiter betreuen könnten, würden wir das sehr begrüßen”. Dann habe ich einen Crashkurs gemacht im chinesischen Recht und im Geschäftsleben in Shanghai. Darauf aufbauend habe ich eine Hongkong-Gesellschaft gegründet, um deutsche Mandanten dort zu betreuen, direkt vor Ort. Ich spiegele das sozusagen: Ich bin sowohl in Deutschland als auch in Hongkong gewesen. Das haben die Mandanten begrüßt, weil sie mich auch in Hamburg gut erreichen und schnell erreichen konnten und dann mal wieder in Hongkong. Das war immer sehr gut. Meine Mandanten sind im Grunde Mittelständler. Es sind mittelständische Unternehmen, was sich auch bei meinen Kosten auswirkt. Ich habe also nicht die hohen Honorare, die Großkanzleien haben, sondern ich bin kostengünstiger, kann mitunter schneller agieren und sofern denn schwierige Sachverhalte zu beurteilen sind, hole ich mir langjährige Kooperationspartner von anderen Kanzleien herein, die sowohl in Hamburg sind als auch vor Ort.

Sebastian: Und sprechen Sie auch Chinesisch?

Henning Schwarzkopf: Ein bisschen. Ich habe es versucht, aber das ist sehr schwierig. Also die Umgangssprache funktioniert, weil ich da sehr häufig war.

Daniel: Sind Sie denn schon mal zum Seegurke-Essen eingeladen worden?

Henning Schwarzkopf: Nein, aber ich habe Quallen gegessen und habe das dann gleich wieder zurückgegeben, also Seegurken noch nicht. Ich habe alles Mögliche schon da gegessen, aber irgendwie sind mir die französische, italienische und natürlich die deutsche Küche dann doch wesentlich lieber.

Daniel: Zu dieser interessanten Kombination, die ja schon angesprochen wurde: Sie sind auch für Monaco Experte, für Südfrankreich und für Singapur bzw. China. Wie kommt es zum Abstecher nach Monaco und Südfrankreich? Das interessiert vielleicht auch unsere Zuschauer und Zuhörer.

Henning Schwarzkopf: Ja, das ist richtig, das habe ich eben ausgelassen. Ich habe, wie ich eben sagte, in Monaco gearbeitet, in einer Treuhand-Gesellschaft. Jahre später erhielt ich das Angebot eines befreundeten Seerechtlers und Yachtkapitäns in Südfrankreich. Der bot mir an, sein Büro in Südfrankreich mitzubenutzen und ihn in Yachtfragen mit zu beraten. Ich selbst bin Hochseesegler, ich bin mehrere Jahre sehr aktiv Regatten gesegelt und habe auch während meine Studiums als Wahlpflichtfach sowohl im ersten als auch im zweiten Examen Seerecht gehabt. Das ist nachher ein bisschen zurückgegangen, weil sich damals eine Schifffahrtskrise andeutete, aber ich habe das Segeln und das Recht im Zusammenhang mit Yachten, also Ankauf, Verkauf, Registrierung von Yachten immer weiter betrieben. Durch diese Möglichkeit, in Südfrankreich zu arbeiten, stellte sich dann auch die Möglichkeit, dort die Anwaltszulassung zu bekommen als deutscher Rechtsanwalt. Das habe ich wahrgenommen und hab mich dann zulassen lassen in Gras. Ich hatte immer schon aufgrund meiner Beziehung und meiner Tätigkeit damals, enge Beziehungen zum Monaco. Ich bin Mitglied im Deutschen Club in Monaco. Meine Mandanten sind dort Deutsche. Ich berate dort in Südfrankreich Deutsche, die dort ihren Wohnsitz haben in allen möglichen rechtlichen Bereichen, auch in der Nachlassplanung, was für Leute dort sehr wichtig ist, aber eben auch im Yacht-Bereich, weil viele auch Yachten haben oder erwerben. Da ist dann die Frage, wo registriert man das? Registriert man das in Malta oder in anderen Ländern? Welche Probleme oder Möglichkeiten treten auf bei Vercharterung von Yachten, wie versuche ich, die Mehrwertsteuer zu minimieren und so weiter. Das sind Fragen, die da erscheinen.

00:08:44 - Was macht Singapur für Unternehmer interessant?

Daniel: Spannende Themen! Das bietet ja schon genug Stoff für einen extra Podcast, darüber müssen wir sowieso noch einmal sprechen. Wir wollen über Singapur sprechen. Warum könnte Singapur ein interessanter Standort sein? Warum sollte dort jemand, der aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz kommt, seinen Wohnsitz hin verlegen und vielleicht auch seine geschäftlichen Aktivitäten hin verlegen. Es gibt ein enormes Interesse an der ganzen Region. Es war auch vor kurzem diese Asien-Konferenz, die auch einiges an Aufmerksamkeit nach sich gezogen hat, wobei unsere politischen Vertreter, soweit ich das gesehen hab, nicht physisch, sondern nur per Zuschaltung anwesend waren, zum Beispiel Herr Habeck. Aber es gibt 2.000 Unternehmen in Singapur. Es muss also Gründe geben, weshalb dieses Land interessant ist.

Sebastian: Herr Schwarzkopf, es wäre vielleicht noch interessant ein bisschen die Entwicklung zu schildern, wie Sie sie erlebt haben, von Hongkong weg hin zu Singapur. Da hat ja schon ein enormer "Shift" stattgefunden in den letzten zehn Jahren. Das wäre sicherlich auch interessant, wenn Sie das in Ihrer Beschreibung mit zusammenfassen könnten.

Henning Schwarzkopf: Hongkong war hochinteressant und eigentlich habe ich Hongkong immer den Vorzug gegeben, sicherlich auch darauf beruhend, dass Hongkong in unmittelbarer Nähe zu bzw. Bestandteil von China ist und man nur eine halbe Stunde mit der Bahn fahren muss und dann ist man schon in der Volksrepublik China in Shenzhen. Hongkong zeichnete sich dann durch eine sehr flexible und sehr leichte Handhabung von Firmengründung, von Verwaltung von Gesellschaften aus, ein sehr offenes Land, wie die Banken immer sagten: We have an open door policy. Jeder wurde dort gerne angenommen und insofern war Hongkong sehr beliebt. Hongkong hatte allerdings immer gerade für Deutsche unter den Unternehmern den Nachteil, dass Hongkong kein Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland hatte. Worauf wir vielleicht auch nochmal eingehen müssen: In Hongkong gibt es keine Steuern, es werden keine Steuern veranlagt für Geschäfte, die von außerhalb kommen. Das ist ja bei vielen deutschen Unternehmern der Fall gewesen, die haben in der Volksrepublik China gekauft und hier in Deutschland weiterverkauft. Aber es wurde dann immer restriktiver in Hongkong. Die Banken wurden immer schwieriger, so dass es praktisch unmöglich wurde, dort ein Konto zu eröffnen. Das hat mich dann veranlasst mich doch nach Singapur zu orientieren, denn ich hätte weiterhin sehr viele Hongkong-Gesellschaften gründen können, aber ich konnte den Leuten nicht sagen: Ich gründe eine Gesellschaft und dann können Sie loslegen, weil ich nie ein Konto für die Leute bekommen könnte. Ich konnte mein Versprechen sozusagen nicht erfüllen und das wollte ich nicht. Insofern habe ich mich noch vor dieser Verschärfung der Gesetze in Hongkong nach Singapur umorientiert. Singapur ist etwas komplizierter bei der Firmengründung Hongkong. Hongkong war sehr einfach. Eine Hongkong-Gesellschaft habe ich vor dem Computer von Hamburg, oder wo immer ich gerade war, aus gegründet. Der Mandant muss ja dann einmal herüber fahren zur HSBC, musste sich kurz vorstellen, das war immer die strengste Auflage. Er musste einmal hingehen, damit die Bank ihn einmal sieht und dann war im Grunde innerhalb von 10 Minuten das Konto eröffnet. Das hat sich verschärft. Hongkong ist immer noch interessant für Leute, die mit China zu tun haben, die unmittelbar mit China handeln wollen, weil es ein Abkommen gibt zwischen der Volksrepublik China und Hongkong, aber Sie haben heutzutage die gleichen Bedingungen in Singapur. Mein Partner in Singapur, das ist ein Singapurer chinesischer Abstammung. Er spricht genauso Chinesisch wie ein Chinese, nicht er, aber seine Eltern sind in Shanghai geboren. Also, man kommt dort genau so weit.

Daniel: Man hat aber das Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Singapur und Deutschland, was das Ganze wesentlich erleichtert und der Bankzugang ist sehr einfach.

00:13:57 Hongkong - nur einen Katzensprung von Singapur entfernt

Sebastian: Interessant! Nochmal kurz zur geografischen Orientierung: Wie weit ist Hongkong von Singapur weg? Wie weit ist das auseinander?

Henning Schwarzkopf: Man fliegt ungefähr, ich glaube, anderthalb Stunden. Also es ist nicht so weit. Man fliegt da bequem hin. Es gibt sehr viele Flüge mit Singapore Airlines, Cathay Pacific und den örtlichen Gesellschaften. Das ist sehr einfach. Das ist ein Flug wie von Hamburg nach Nizza.

Sebastian: Es ist also in der gleichen Region, in der Nähe. Das heißt, man könnte auch bei einer Reise mal beide Länder besuchen, wenn man sich das mal anschauen möchte oder sich möglicherweise mit Geschäftspartnern treffen möchte. Es gibt ja auch viele Mandanten, die heute in Hongkong zu tun haben, weil sie mit China Geschäfte machen und sich vielleicht überlegen, dass sie jetzt andere Regionen in Asien, zum Beispiel Singapur, weiter bearbeiten wollen. Da kann es dann Sinn machen, von Hongkong aus beim nächsten Besuch nach Singapur zu fliegen und sich das vor Ort anzuschauen.

Henning Schwarzkopf: Ja natürlich!

00:15:14 - Welche Rechtsformen gibt es in Singapur?

Sebastian: Wie Sie gesagt haben, das lässt sich gut erreichen. Können Sie vielleicht etwas zu den Rechtsformen in Singapur etwas erzählen, die es dort so gibt und die man dort kennt? Ist es so wie in den angelsächsischen Ländern, dass es eine Limited und dann vielleicht noch eine Public Limited usw. gibt?

Henning Schwarzkopf: Ja, das ist genau so. Sowohl Singapur als auch Hongkong beruhen auf dem britischen Recht. Beide waren sie verwaltet worden von England und waren Kronkolonien. Beide hatten sie das britische Recht und das wirkt sich auf das Gesellschaftsrecht aus. Beide sind sie im Grunde rechtlich gleich strukturiert und bei beiden gibt es die gleichen Rechtsformen. Bei beiden gibt es die Private Limited Company. Das ist die Gesellschaft, die üblicherweise von deutschen Unternehmen genutzt wird. Es gibt dann noch die Public Company, aber das ist ein anderes Thema für einen Börsengang in Singapur. Der ist vielleicht in Hongkong sogar noch etwas besser, aber damit sprechen Sie Großunternehmen an oder Unternehmen, die an die Börse gehen wollen, mit einem sehr viel höheren Aufwand. Der durchschnittsdeutsche Unternehmer gründet seine Private Limited Company und die ist genauso leicht zu errichten wie in Hongkong. Sie hat die übliche Struktur. Sie hat also Gesellschafter und so genannte Direktoren. Britische oder Angelsächsische haben nicht diese Dreifach-Lage zwischen Gesellschafter, Aufsichtsrat, Direktoren, sondern hier sind es Gesellschafter und Direktoren. In Singapur gibt es die einzige Beschränkung bei den Direktoren. Einer der Directors muss ein Einheimischer sein. Das war in Hongkong ganz einfach. In Hongkong konnten Ausländer eine Gesellschaft gründen, sich selbst zum Director machen und damit war die Gesellschaft handlungsfähig. In Singapur brauchen Sie noch diesen Einheimischen als Director. Das ist eher eine formale Anforderung, denn viele Leute sagen erst: Dann habe ich dort einen Singapurer drin und ich habe dann eigentlich gar nichts mehr zu sagen. Ich bin zwar Gesellschafter, aber letztlich liegt die Geschäftsführung dann bei dem einheimischen Director. Ja, das ist zwar so, aber den kann man einerseits beschränken, indem man Ausländer als zusätzliche Direktoren nimmt oder intern in der Satzung, die man dem Singapurer gibt, bestimmte Beschränkungen einführt. Er muss sozusagen nur auf dem Papier Director sein.

Sebastian: Sie würden wahrscheinlich sowieso einem Mandanten aus Deutschland zum Beispiel raten, dass er dort in irgendeiner Weise Substanz hat, so dass dann die Betriebsstätte der Gesellschaft nicht in Deutschland ist? Denn das würde ja in Deutschland in den Augen des Finanzrahmens wahrscheinlich sonst zu Problemen führen, oder es müsste die Besteuerung in Deutschland liegen, man müsste die Gewinne in Deutschland dann versteuern oder so. Grundsätzlich ist es, auch jenseits von einem pro forma Director, ja immer sinnvoll, dass man auch lokal irgendwas hat. Sonst ist es eine reine Briefkastengesellschaft.

Henning Schwarzkopf: Das ist genau richtig. Sie müssen dort eine Betriebsstätte haben, denn wenn wenn man unterstellen kann, dass alles in Deutschland entschieden wird, dann ist die Gesellschaft hier unbeschränkt steuerpflichtig und dann hat man diese gesamten Vorteile, die man in Singapur steuerlich hat, zunichte gemacht. Also das ist ganz klar. Man muss drüben wirklich jemanden haben, so dass man dort dann geschäftlich tätig ist. Es gibt da ganz interessante Konstruktion, mit denen man auch seine deutschen Steuern deutlich reduzieren kann, indem ein deutscher Unternehmer dort eine Gesellschaft gründet, sich selbst zum Director einsetzt und nicht so häufig, aber einige Male im Jahr dort nach Singapur hinfährt. Dann kann er für seine Tätigkeit ein Gehalt aus Singapur erhalten. Das wird dann aufgrund seiner Tätigkeit, weil er da hinfährt, in Singapur besteuert und dank des Doppelbesteuerungsabkommens kann er dann diese günstige Besteuerung seines Gehaltes - es steht ihm auch frei, wie hoch das ist - das kann er nach Deutschland übertragen, ohne dass das hier nochmal besteuert wird. Das ist jetzt ganz grob geschildert, das muss man noch in Einzelheiten ausfeilen, aber es gibt da ganz interessante steuerliche Konstruktionen, legale steuerliche Konstruktionen. Sebastian: Das ist ein sehr interessanter Punkt! Das ist ja genau der Vorteil des Doppelbesteuerungsabkommens. Da gibt es in Deutschland immer einen Progressionsvorbehalt, aber immerhin muss man dann wenigstens die im Ausland bereits versteuerten Gelder nicht nochmal versteuern. Natürlich muss man sie angeben in der Steuererklärung, unter Angabe der lokal bezahlten Steuer, aber das ist auf jeden Fall ein Vorteil, da haben Sie recht. Die Mandanten, die Sie betreuen, für was nutzen sie denn zum Beispiel solch eine Singapur- Gesellschaft? Was für eine Art von Geschäften machen sie in Asien?

00:21:30 - Diese Branchen nutzen einen Unternehmenssitz in Singapur

Henning Schwarzkopf: Das ist völlig unterschiedlich. Das ist wirklich die volle Palette, die wir haben. Wir hatten kürzlich mal einen Unternehmer, einen Deutschen türkischer Abstammung, der macht Verpackungen für alle Mögliche, für Fast-Food-Läden oder so, solche Pappschalen, in die ein Burger oder ein Döner oder so etwas gepackt wird. Das hat er gesourced, also den Einkauf in Vietnam gemacht und hat den Einkauf über seine Singapur-Gesellschaft abgewickelt. Das ist ein Fall. Dann ist einer ein Yacht-Designer, er entwirft Yachten, die in China gebaut werden und liefert seine Leistung dann an eine chinesische Werft. Er sitzt in Deutschland und hat eine Singapur-Gesellschaft dafür errichtet. Also, das sind völlig unterschiedliche Sachen. Dann hatte ich ein Architekturbüro, die mit einem chinesischen großen Architekturbüro zusammengearbeitet und sich von Hongkong nach Singapur verlagert haben, eben auch wegen der Bankverbindung usw. Also es gibt unterschiedliche Bereiche.

Sebastian: Also Sie können im Grunde sagen, die Singapur-Gesellschaft ist eine Art "Allzweckwaffe". Wenn man in Asien Geschäfte macht, egal welcher Art, dann ist Singapur eine gute Basis, mittlerweile die bessere Basis als Hongkong.

Henning Schwarzkopf: Ja, das kann man so deutlich sagen.

00:23:19 - Ein Bein in Europa, eines in Singapur

Daniel: Ich habe noch eine Frage dazu. Steuerlich war für mich überraschend, dass Singapur zu den wenigen Ländern gehört, die ihre offizielle Körperschaftsteuer gesenkt haben, von 25 bis 26 % auf mittlerweile nur noch 17 %, wenn das noch aktuell ist. Jene, die ihre Geschäftsaktivitäten nach Singapur verlagern, als Allzweck-Waffe sozusagen, die ein Unternehmen dort gründen, ziehen die um? Verlegen Ihre Mandanten in der Regel auch ihren Lebensmittelpunkt dorthin? Oder wie läuft das dann ab? Wie häufig kommt es vor, dass jemand auch sagt: Ich ziehe jetzt mit Familie, Hund, Katze, Maus, Hund, Katze, Pferd etc. lieber nach Singapur?

Henning Schwarzkopf: Selten. Die meisten meiner Mandanten bleiben in Deutschland oder in Europa. Ich habe auch einige französische Mandanten noch von meiner Tätigkeit in Südfrankreich, die bleiben eigentlich alle in Europa, das muss man sagen. Sie nutzen dann diese interessante Möglichkeit, dort tätig zu werden und reisen mehrfach im Jahr rüber. Das muss man als Unternehmer sowieso, wenn man mit Geschäftspartnern zu tun hat, aber der Lebensmittelpunkt bleibt weiterhin in Europa, wobei man sagen muss, Singapur ist auch ein interessanter Punkt, um dort seinen Lebensmittelpunkt hin zu verlegen. Vielleicht, weil es eben zentraler liegt als Hongkong. Singapur liegt im Zentrum von Südostasien und ist Teil von Malaysia. Sie fahren anderthalb Stunden, dann sind Sie in Malaysia und glaube in 5 Stunden mit dem Auto sind Sie in Kuala Lumpur, was auch eine sehr interessante Stadt ist. Sie sind dort richtig im Zentrum von Südostasien, wenn sie dort leben. Das ist eine wunderschöne Stadt mit Stränden und dem Sentosa Island, einer Art Miami Beach davor gelegen, Bali ist 2 Stunden Flug entfernt.

Daniel: Aber Sie haben ja gesagt, die meisten Ihrer Mandanten kleben sozusagen noch im alten Europa fest. Sind das Mandanten, die aus dem deutschsprachigen Bereich kommen? Wohnen sie in Deutschland oder wohnen sie zum Beispiel in anderen europäischen Ländern und verwalten von dort ihre Geschäfte mit der Firma in Singapur?

Henning Schwarzkopf: Ja, die habe ich relativ selten. Also ich habe eigentlich die klassischen Unternehmer, die noch ein Unternehmen haben oder einen Handelsbetrieb hier, oder die Dienstleistungen erbringen, Coaches, die hier ihre Coach-Sessions machen, wobei sie das ja überall machen können, aber hier immer noch ihren Lebensmittelpunkt haben. Ich habe kaum Leute, die in der Welt rumreisen. Ich hatte mal so einen Internet-Unternehmer, der hat Werbebanner oder so etwas beworben und angeboten und das konnte er offenbar überall in der Welt machen. Der ist dann glaube ich irgendwo auf die Philippinen umgezogen und hat das von da gemacht, das ist aber selten. Die meisten sind deutsche Unternehmer. Aber vielleicht ist das auch bei mir ein Altersgrund, ich bin nicht so in der Szene der jungen Startup-Unternehmer drin, die noch viel mehr durch die Gegend ziehen und die Möglichkeiten des Internets nutzen.

00:27:24 - Günstige Unternehmens- und Einkommensteuern

Sebastian: Jetzt mal zur Einkommensteuer usw. Wo liegt denn die Bandbreite in Singapur?

Henning Schwarzkopf: In Singapur gibt es grundsätzlich die Körperschaftsteuer, der Satz liegt bei 17%, aber 17% fallen erst an, wenn sie ungefähr einen Gewinn von 200.000 € machen. Darunter sind sogenannte 9,5%, das ist ein niedriger Satz bis dahin, aber Sie haben in Singapur einen Riesenvorteil, dass Sie die ersten 3 Jahre keine Steuern bezahlen müssen. Sie müssen eine Erklärung abgeben, man muss jedes Jahr einen Annual Report abgeben gegenüber dem Handelsregister, in dem man angeben muss, wie die momentanen Verhältnisse sind, wer ist Gesellschafter, wer Direktor, aber man hat im Grunde 3 Jahre steuerfrei in Singapur. Das ist ein großer Vorteil und Singapur bietet zahlreiche Gründerhilfen Vergünstigungen für neu gegründete Unternehmen an, also steuerlich ist es sehr, sehr interessant. Und Singapur hat dieses Territorialsteuerprinzip, sodass nur dort besteuert wird, wo die Gewinne anfallen und im Umkehrschluss, wenn die Gewinne nicht in Singapur entstehen, sondern außerhalb von Singapur, dann besteuert Singapur nichts.

Sebastian: Ist es das Gleiche wie in Hongkong?

Henning Schwarzkopf: Ja, das ist immer das Gleiche.

Sebastian: Und die Einkommensteuer? Sie haben vorhin gesprochen von dem deutschen Geschäftsführer, der dort ab und zu hinreist und dann Gehalt bekommt, wo liegt die Einkommensteuer ungefähr?

Henning Schwarzkopf: Die liegt auch so bei ungefähr 15 %.

Sebastian: Was ja schon attraktiv ist. Wenn ich Geschäftsführer bei solch einer Gesellschaft bin und könnte mir ein hohes Gehalt ausbezahlen, beispielsweise im sechsstelligen Bereich, dann ist 15% zu bezahlen doch eine attraktive Option. Das macht auf jeden Fall Sinn. Wenn Sie an Ihre Mandanten denken: Das Zusammenspiel noch mit dem deutschen Finanzamt, mit Singapur-Gesellschaft, natürlich immer unter der Annahme, dass Sie alles korrekt machen, klappt das problemlos? Wird das akzeptiert? Oder gibt es da beim Finanzamt viele Fragen? Ich rede natürlich von solchen Fällen, wie wir sie vorhin besprochen haben, bei denen man einen guten Grund hat, in Asien Geschäfte zu machen und nicht einfach nur eine Singapur-Gesellschaft gründet, um Steuern zu sparen.

Henning Schwarzkopf: Ich muss sagen, dass ich noch von keinen Schwierigkeiten erfahren habe. Wenn man das sauber belegen kann, die Firmengründung sauber macht, man alle Erklärungen in Singapur abgegeben hat, dass man sagen kann, ich habe da Leute, ich hab da ein Büro, ich habe ein richtiges Büro und nicht ein Büro, was bei allen möglichen Firmengründern auf der Liste steht, da habe ich noch von keinem gehört, bei dem das irgendwie angezweifelt wurde. Entscheidend ist natürlich, dass Sie wirklich Ihre Hausarbeiten gut machen, dass Sie dies alles sehr gut dokumentieren, Ihre Reisen dokumentieren, Ihre Entscheidungen dokumentieren und die Infrastruktur in Singapur auch darstellen können, das ist das A und O und dann dürfte es keine Probleme geben.

00:31:08 - Wie einfach ist die Eröffnung und der Betrieb einer Zweigstelle in Singapur?

Sebastian: Und ist es , wenn man daran denkt, ein Büro zu eröffnen, vielleicht ein kleines oder größeres Team aufzubauen, ist es dort einigermaßen einfach Personal zu finden vor Ort oder stellt einen das vor große Herausforderungen?

Henning Schwarzkopf: Das ist relativ einfach zu finden. Sie können ja auch ein Büro mieten, meinetwegen bei seinem Büro-Service-Provider, also ein Zimmer mieten und da je nach Größe des Unternehmens ein oder zwei Mitarbeiter hinsetzen. Das ist im Moment bisher kein Problem gewesen. Singapurer arbeiten sowieso quasi rund um die Uhr und scheuen sich nicht, bis abends um 8 h oder um 9 h dort zu arbeiten. Möglicherweise haben sie vielleicht 2 oder 3 Jobs. Ich bin da sehr gut vernetzt, weil ich diesen einheimischen Partner habe vor Ort, den ich seit vielen Jahren kenne, der das mit betreut und der auch rund um die Uhr arbeitet. Immer, wenn ich dem mal an den Abendstunden meiner Zeit eine E-Mail schicke und denke, dass der müsste doch jetzt eigentlich schlafen durch die Zeitverschiebung, dann antwortet er und das ist häufig so. Das ist unglaublich, wie aktiv die Leute sind. Aber um auf ihre Frage zurückzukommen: Es ist jetzt im Moment kein Problem, das man da Leute findet, die dort Sekretärsarbeiten machen oder Invoicing, also Rechnungen verschickt an Unternehmen, mit denen man zu tun hat und so. Das geht relativ einfach.

00:32:47 - Hohe Lebenshaltungskosten - hohes Gehaltsniveau

Sebastian: Und das Gehaltsniveau? Wir wissen aus Hongkong zum Beispiel, dass Hongkong doch ein sehr hohes Gehaltsniveau hat. Mir hat mal einer gesagt, das muss ich mir ungefähr wie in der Schweiz vorstellen. Ist es in Singapur ähnlich hoch? Ist das eine typische Hochpreis-Jurisdiktion oder wie ist das dort?

Henning Schwarzkopf: Generell sind die sehr hoch, die Gehälter. Singapur hat weltweit mit die höchsten Lebenshaltungskosten und insofern ist das Gehaltsniveau sehr hoch. Nun ist immer die Frage, für welchen Job sucht man Leute? Ist das eine Sekretärin? Sie müssen der Einfachheit halber damit rechnen, dass Sie das gleiche Gehaltsniveau haben wie in Deutschland.

Sebastian: Ok.

00:33:41 - Einreise nach und Ausreise aus Singapur

Daniel: Sie haben vorhin erwähnt, dass die Mandanten, die Sie betreuen, weitgehend in Europa und in Deutschland ihren Wohnsitz haben und mehrmals im Jahr dahin reisen. Wie ist das mit der Ein- und Ausreise? Wie einfach oder schwer ist es? Braucht man spezielle Visa? Wie lange steht man da Schlange, bis man im Lande ist? Wie kann man sich die Kontrollen vorstellen?

Henning Schwarzkopf: Man kann nicht mehr sagen, es ist wie in Europa, nach Schengen, aber Sie reisen rüber, sie brauchen kein Visum für Singapur. Sie kommen am Flughafen an, da ist meistens eine kleine Schlange, je nachdem, wie viele Flugzeuge ankommen, und da kommen relativ viele an aus allen möglichen asiatischen Ländern. Der Flughafen ist, glaube ich, einer der größten der Welt. Ich habe da noch nie länger als 10 Minuten gewartet. Man steht in der Schlange und kann einreisen. Ich glaube, 3 Monate kann man sich ohne Aufenthaltsgenehmigung aufhalten, das Einreisen ist ganz, ganz einfach. Wenn sie häufiger kommen, dann können Sie sogar noch an einem computerisierten automatisierten Programm teilnehmen. Das ist in Hongkong ähnlich, aber in Singapur ist es ganz einfach. Was auch interessant ist für deutsche Mandanten, ist dort eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis zu bekommen. Das ist auch durchaus möglich und nicht so schwierig. Wenn Sie die haben, dann haben Sie Ihre Steuervorteile, dann haben Sie die Möglichkeit, Ihre Tätigkeit durch ein örtliches Gehalt noch zu strukturieren und zu belohnen, was Sie dann auf Deutschland durch das Doppelbesteuerungsabkommen übertragen können. Das ist relativ einfach. Die Singapurer sind daran interessiert, dort Unternehmer anzuziehen und sind sehr hilfreich und sehr umgänglich. Das fängt schon bei der Einreise an. Die Zollbeamten sind recht freundlich, bis hin zur gesamten Bürokratie.

Sebastian: Das heißt, wenn ich dieses Modell umsetzen will, von dem Sie gesprochen habe, ich lebe in Deutschland, beziehe ein Gehalt aus Singapur und bin dort regelmäßig, dann brauche ich in Singapur auch eine Arbeits- und Niederlassungserlaubnis, damit ich mich entsprechend anstellen kann bei der eigenen Gesellschaft?

Henning Schwarzkopf: Das ist richtig, ja genau.

Sebastian: Okay.

Henning Schwarzkopf: Dafür haben ich und mein Partner die Kontakte zu Kollegen, die das vor Ort händeln oder wir machen das, weil mein Partner dort ist, das ist relativ einfach.

00:36:28 - Die Entsendung von Mitarbeitern: Einfach, aber nicht billig

Sebastian: Wenn ich jetzt zum Beispiel die folgende Situation habe: Ich habe ein deutsches Unternehmen und ich möchte jetzt dorthin jemanden von meinen Mitarbeitern entsenden, der das dort aufbaut, ist es schwierig für einen Mitarbeiter dort eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen?

Henning Schwarzkopf: Auch nicht, wenn Sie einen Businessplan vorlegen und das Unternehmen hat vielleicht schon ein paar Monate existiert, da sind schon ein paar Zahlungen eingegangen und wir machen einen entsprechenden Anstellungsvertrag, der geht rüber, damit die Zahlungen sich noch erhöhen und das Geschäft sich ausweitet, dann ist das überhaupt gar kein Problem. Wo es schwierig wird, ist natürlich bei der Wohnung. Wohnungen sind sehr teuer, zwar nicht besonders schwierig zu finden, aber sie sind sehr, sehr teuer. Die Kosten, die damit verbunden sind, sind hoch, aber das ist, als ob Sie nach Frankreich ziehen oder nach Paris oder London. Das ist ungefähr das Preisniveau.

Sebastian: Nicht so teuer wie Monaco.

Daniel: Allerdings, ich habe das gerade mal nachgeguckt, für ein Bier am Flughafen nach dem heutigen Kurs zum Euro müsste ich 14,11 € bezahlen. Und die Autos sind wohl auch sehr teuer in Singapur, also ein Golf mit 1,4-Liter-Motor, ich wusste gar nicht, dass es so etwas noch gibt, kostet 93.000 €. Das muss man sich halt gut überlegen, wenn man seinen Lebensmittelpunkt dahin verlegt.

Henning Schwarzkopf: Die sind extrem teuer, das muss man wirklich sagen, das wundert mich immer wieder. Trotzdem ist es voll auf den Straßen und das zeigt natürlich auch das hohe Gehaltsniveau der Einheimischen, aber der deutsche Expat, der kauft sich ja kein Auto, der leiht sich dann eines. Das ist ja auch relativ klein, nicht wie zum Beispiel in Hamburg, wenn ich in Pinneberg wohne und in die Innenstadt fahre, dann ist es schon besser, wenn ich ein Auto habe, oder in Paris und irgendeinem Vorort. Also man lebt in Singapur und man nimmt sich ein Taxi und fährt mit dem Taxi ins Büro. Und am Wochenende, dann fährt man nach Sentosa Island, da fährt man eine halbe Stunde rüber, und dann sind Sie am Strand, da brauchen Sie auch kein eigenes Auto. Die Frage des Autos ist dort eine sehr große Prestigefrage. Mein Partner vor Ort, der hat also alle 2 bis 3 Monate ein neues Auto. Er hat dann einmal sehr viel investiert und dann hat er das wieder weiterverkauft. Mal kommt er dann mit einem Land Rover an, mal mit einem Range Rover und dann hat er wieder einen anderen BMW. Das ist also ein bisschen Prestigesache, das ist überhaupt keine Notwendigkeit.

00:39:40 - Singapur: “The fined City”

Sebastian: Jetzt haben Sie gerade eben, als Sie von der Arbeitserlaubnis gesprochen haben, geschildert, dass die Behörden offen und pragmatisch sind. Kann man das auch für die Finanzbehörden sagen? Sind die auch relativ unkompliziert, oder haben Sie Mandanten, die dort Probleme mit der Steuerbehörde hatten?

Henning Schwarzkopf: Bisher nicht, bisher hatte ich noch keine Probleme und man ich muss sagen, dass die zwar streng sind und es genau nehmen, aber wenn man sich an die Vorschriften hält und nicht irgendwie rumtrickst, trifft man auf freundliche, auf entgegenkommende Beamte, die auch immer versuchen, dem Steuerpflichtigen oder dem Bürger entgegenzukommen und auf seine Bedürfnisse in gewissem Umfang einzugehen. Es ist ein angenehmer Umgang mit den Behörden. Man muss gleichwohl wie eigentlich überall in der Welt, in Deutschland natürlich auch, an Gesetz und Ordnung halten. In Singapur sind natürlich in vielen Bereichen die Strafen extrem hoch und es gibt so ein geflügeltes Wort: Singapore is the fined City. "Fine" hat ja 2 Bedeutung: fein und Strafgebühr. Insofern gibt es für alles, was ein bisschen außerhalb von Gesetz und Ordnung steht, eine "fine", eine Strafe, aber insgesamt sind sie entgegenkommender als in Europa.

Sebastian: Wenn man als deutscher Unternehmer nach Singapur geht, weiß man ja, wie man saubere Buchungen macht und ich denke, wenn man da die Regeln kennt, die man aus Deutschland gewohnt ist und die Ordnung, die man ja auch in Deutschland haben muss in den Papieren und in den Unterlagen, wird es nicht strenger sein als in Deutschland.

Henning Schwarzkopf: Nein, nein.

Sebastian: Man ist ja auch in Deutschland einiges gewöhnt. Ich denke, da ist man gut vorbereitet und abgehärtet, schlimmer kann es nicht werden.

Henning Schwarzkopf: Nein, und es ist ja auch im eigenen Interesse. Es gibt sicherlich Leute, die immer schlauer sind als andere und meinen, sie können einen Sonderweg beschreiten und können irgendwelche Tricks anwenden, um noch mehr rauszuholen für sich, die dann ihr blaues Wunder erleben werden oder ihre Nachteile dadurch haben. Aber man geht ja rüber, um die Vorteile, die Singapur ganz klar bietet, in vollem Umfang in Empfang zu nehmen. Da bringt es ja nichts, wenn man versucht, sie auszutricksen und das fliegt dann wahrscheinlich zurück.

Daniel: Ja.

Henning Schwarzkopf: Und dann hängt es natürlich auch davon ab, welchen Berater Sie haben. Man muss dann natürlich sehen, dass man da einen vernünftigen Berater, der einen durch die dortigen Vorschriften begleitet und einem sagt, wie es geht, und das ist ja auch nicht so besonders schwierig. Berater gibt es wie Sand am Meer, wie man so sagt. Bei uns, bei meinem Partner und mir, ist es so, dass wir die Leute vor Ort auf Deutsch beraten. Ich bin deutscher Anwalt und unterliegende hier natürlich auch gewissen Anforderungen und natürlich der Haftung, auf die ich auch achten muss, wenn ich Auskünfte über das dortige Recht gebe. Mein Partner spricht kein Deutsch, aber er hat lange auch in Europa gelebt. Wir kennen uns dort natürlich aus und der deutsche Mandant hat mich eben in Hamburg mit meiner vollen Anwaltshaftung und vor Ort hat er entsprechende Kollegen, die da tätig sind.

00:43:52 - Bestehende Testatpflicht für Unternehmen

Sebastian: Eine Sache, die vielleicht noch wichtig zu erwähnen ist, dass man bei Gesellschaften in Singapur testatpflichtig ist, oder?

Henning Schwarzkopf: Das hab ich noch nicht gehört, nein.

Sebastian: So wie in Hongkong? Ist da nicht ein Wirtschaftsprüfer notwendig?

Henning Schwarzkopf: Ja, das ist klar. Einmal im Jahr, da haben sie völlig recht.

Sebastian: Also es reicht nicht ein einfacher Steuerberater, es muss immer der Wirtschaftsprüfer nochmal über alles drüber gehen und jeden Beleg umdrehen. Das ist ein bisschen übertrieben gesagt, aber das ist ein bisschen mehr Aufwand als vielleicht in anderen Ländern. Wir kennen das auch aus Malta, da ist auch ein Wirtschaftsprüfer dran, das ist das Gleiche.

Henning Schwarzkopf: Ja, das ist das Audit im Englischen. In der Praxis ist es ja auch häufig so, dass der Steuerberater, der Buchhalter sozusagen, in einem Büro sitzt und im gleichen Büro sitzt, bei PwC oder bei anderen, der Wirtschaftsprüfer, der das Testat erteilt. Also da gibt es schon eine gewisse Zusammenarbeit, nicht, um die Zahlen zu schönen, aber so, dass man sich nicht auf die Suche begeben muss, um einen Wirtschaftsprüfer ausfindig zu machen.

Daniel: Ja. Klasse! Das waren doch wirklich geballte Informationen, sehr, sehr interessant. Es ist wirklich sehr angenehm, mit jemandem darüber zu sprechen, der sich da auskennt und aus dem Erfahrungsschatz plaudern kann. Vielleicht noch eine kleine Abschlussfrage an Sie, da Sie diese Länder so gut kennen schon seit vielen Jahren, wenn Sie sich jetzt selbst zur Ruhe setzen würden, würden Sie dann lieber nach Monaco, nach Südfrankreich oder nach Singapur auswandern oder sagen Sie: "Ich bleibe in Hamburg."?

00:46:07 - Schmelztiegel asiatischer Kulturen

Henning Schwarzkopf: Hamburg ist meine Heimatstadt. Ich sage immer, Hamburg ist meine Perle, das alte HSV-Lied, hier sind viele Freunde von mir. Ich neige aber mehr zu Südfrankreich, rein klimatisch. Ich habe auch lange Jahre in Miami gelebt, ich bin also auf die Wärme bezogen und ich muss sagen, Südfrankreich ist für mich eigentlich ideal, denn Südfrankreich bietet diese fantastische Natur. Es bietet das Wasser zum Segeln, für mich ideal. Man ist gleich in Europa und Europa ist auch sehr interessant, aber Singapur steht dem nicht um vieles nach. Singapur ist schon fantastisch. Eben durch die Nähe zu interessanten Regionen und Ländern, Bali. Und auch die Stadt selbst, dieses quirlige Asiatische. Das ist schon auch sehr interessant und in Singapur sind 75% chinesischer Abstammung, 13% sind, glaube ich, Malaien, dann haben Sie Inder. Sie haben also all das kombiniert in einer Stadt, das ist schon fantastisch. Man lebt dort wirklich so eine Multikulti-Gesellschaft in angenehmer Umgebung. Also auf nach Singapur!

Daniel: Vielen Dank! Das war wirklich ein sehr schönes Gespräch! Wir danken Ihnen sehr, Herr Schwarzkopf! Bis bald!

Henning Schwarzkopf: Dankeschön, vielen Dank für die Gelegenheit!

Perspektive Ausland: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn ihr keines unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren-Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

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