Wohin als Rentner auswandern? Diese Liste überrascht!

Die Studie stammt von der Everly Life Insurance Company aus Wisconsin und richtet sich primär an ein US‑Publikum. Bewertet wurden Faktoren wie Lebenshaltungskosten, Gesundheitssystem, Klima und Willkommenskultur. Das ist ein nützlicher Startpunkt – vor allem, wenn du dein Leben im Ruhestand bewusster, günstiger und sonniger gestalten willst.

Gleichzeitig gilt: Eine globale Liste ist nie eins zu eins auf deine persönliche Situation übertragbar. Aufenthaltsrecht, Steuern, Krankenversicherung, Sprachbarrieren, geopolitische Risiken und sogar die Verfügbarkeit von Pflege spielen eine große Rolle – und sind teils von Land zu Land komplett unterschiedlich.

Kurz: Die Top 10 sind eine interessante Inspiration. Deine Entscheidung sollte aber auf deinem individuellen Profil basieren: Art der Rente (gesetzlich, betrieblich, privat), Vermögen, Gesundheitsstatus, Familienplanung, gewünschte Lebensweise – und deinem Sicherheitsgefühl.

Die Studie im Überblick

• Quelle: Everly Life Insurance Company (USA), geprüft wurden 137 Länder.

• Kriterien: Lebenshaltungskosten, Gesundheitssystem, Klima, Willkommenskultur u. a.

• Zielgruppe: Vor allem amerikanische Rentner – das beeinflusst Auswahl und Gewichtung.

• Vorsicht: Aufenthaltsrecht, Steuern und geopolitische Lage wurden nicht umfassend bewertet.

Die Top 10 Auswanderungsländer für Rentner (laut Studie)

10) Italien

Italien ist und bleibt ein Sehnsuchtsort: mediterranes Klima, großartige Küche, reiche Kultur und herzliche Menschen. Besonders spannend für Ruheständler ist der Süden: Immobilien sind dort oft erstaunlich günstig, das Leben vielerorts preiswerter als in Norditalien – und es gibt ein steuerliches Highlight. Ziehst du in eine Gemeinde mit weniger als 20.000 Einwohnern im Süden, kannst du als ausländischer Rentner auf deine im Ausland erzielten Einkünfte (einschließlich Kapitalerträge und Renten) pauschal nur 7 % Steuern zahlen. Das ist attraktiv, wenn deine Haupteinkünfte aus dem Ausland stammen. Die Gesundheitsversorgung ist solide, privat oft sehr gut. Und ja, die Erzählungen über „Blue Zones“ sind populär – entscheidend bleibt am Ende aber, wie gut du dich in deinem konkreten Ort versorgst und integrierst.

9) Malta

Die kleine Mittelmeerinsel punktet mit vielen Sonnentagen, Englisch als Amtssprache und überraschend guter medizinischer Versorgung. Lebenshaltungskosten können – je nach Wohnort – moderat sein, wobei Mieten in beliebten Gegenden angezogen haben. Steuerlich ist Malta für internationale Rentner interessant: Mit Non‑Dom‑Status werden ausländische Einkünfte, die nicht nach Malta überwiesen werden, nicht besteuert; für bestimmte Renteneinkünfte kann eine pauschale Besteuerung von etwa 15 % in Frage kommen. Nachteile? Malta ist dicht besiedelt, laut, im Sommer sehr heiß und trocken. Wer Natur und Ruhe sucht, sollte genau hinsehen – oder bewusst auf Gozo ausweichen.

8) Ungarn

Ungarn lockt mit niedrigen Lebenshaltungskosten, günstigen Immobilien und viel Lebensqualität – ob in Budapest, historischem Kurort oder am Balaton. Politisch polarisiert das Land, was manchen stört, andere wiederum anzieht. Steuerlich gibt es interessante Modelle. Kritisch ist die Gesundheitsversorgung: Während private Angebote in Budapest ordentlich sind, berichten Auswanderer von Engpässen und Qualitätsunterschieden im öffentlichen System. Hier gilt ganz klar: Vorab persönlich prüfen, private Absicherung einplanen und einen guten Plan für den Ernstfall haben.

7) Litauen

Naturnah, sicherer Alltag, freundliche Menschen, gute Basisversorgung und vergleichsweise günstige Kosten – so die Pluspunkte. Dennoch bleibt die geopolitische Lage ein Thema: Als baltischer Staat an der NATO-Ostflanke steht Litauen im Schatten der Spannungen mit Russland. Ob du dich damit wohlfühlst, ist eine höchst persönliche Entscheidung. Wer Ruhe, Wälder und einen klar strukturierten Alltag schätzt, kann Litauen attraktiv finden – vorausgesetzt, das Sicherheitsgefühl passt.

6) Kanada

Aus Sicht vieler Europäer ist diese Platzierung überraschend. Kanada hat ohne Frage eine hohe Lebensqualität und ein leistungsfähiges Gesundheitssystem. Aber: Der Zugang zum Aufenthaltsrecht ist für reine Ruheständler schwierig, Immobilien sind teuer, Lebenshaltungskosten hoch. Für US‑Rentner ist Kanada sprachlich wie kulturell nahe und liegt „um die Ecke“ – das erklärt den Listenplatz. Für deutsche Rentner ist Kanada meist nur dann realistisch, wenn es starke familiäre Bindungen oder besondere Qualifikationen gibt.

5) Australien

Sonnig, sicher, top organisiert – und dennoch für Rentner schwer erreichbar. Die Hürden beim Aufenthaltsrecht sind hoch, die Kosten (vor allem in Städten) sehr stattlich, Immobilienpreise oft astronomisch. Die medizinische Versorgung ist hervorragend, das Leben angenehm – aber die Eintrittskarte in dieses Leben ist in der Praxis für Ruheständler meist schwer zu bekommen. Als Traumziel für Langzeitreisen und Überwinterungen bleibt Australien natürlich ein Hit.

4) Spanien

Hier wird es für viele greifbar: Spanien ist seit Jahrzehnten eines der beliebtesten Ziele für Ruheständler aus Europa. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, es gibt eine riesige Auswahl an Immobilien, dazu ein gutes Gesundheitssystem und sehr unterschiedliche Regionen – vom grünen Norden bis zur sonnenverwöhnten Mittelmeerküste und den Kanaren. Der „goldene“ Aufenthaltstitel ist zwar eingestellt, doch für EU‑Bürger ist die Niederlassung ohnehin unproblematisch, und auch Drittstaatsangehörige finden passende Wege. Wer Klima, Kulinarik und eine lebendige Expat‑Community schätzt, fühlt sich hier schnell zuhause.

2) Portugal

Portugal hat sich in den letzten Jahren zum Ruhestandsklassiker entwickelt: mildes Klima, freundliche Menschen, überschaubare Kosten, schöne Küsten und ein verlässliches Gesundheitssystem. Das ehemalige NHR‑Steuerregime ist ausgelaufen, der Nachfolger („NHR 2.0“) ist für Rentner deutlich weniger attraktiv. Trotzdem bleiben Pluspunkte, etwa die fehlende Erbschaft- und Schenkungssteuer innerhalb der engen Familie. Wer gerne etwas ruhiger lebt als im oft trubeligen Spanien, findet in Portugal viele ideale Orte – vom Alentejo bis nach Nordportugal.

1) Estland

Digital, geordnet, naturnah – Estland überrascht viele auf Platz 1. Das Land bietet hohe Lebensqualität, solide medizinische Versorgung, eine aktive Zivilgesellschaft und überschaubare Lebenshaltungskosten. Für naturverbundene Menschen ist die Mischung aus Ostsee, Wäldern und moderner Infrastruktur verlockend. Doch auch hier gilt: Die geopolitische Lage an der NATO‑Außengrenze ist ein Faktor, den du bei deiner Entscheidung bedenken solltest.

Hinweis: In dem öffentlich diskutierten Material zur Studie wird Platz 3 nicht genannt. Das ändert nichts am Erkenntniswert der Liste – zeigt aber, dass Medienberichte und Studienzusammenfassungen Lücken haben können.

Was die Studie ausblendet – und warum es für dich wichtig ist

• Aufenthaltsrecht: Kanada, Australien (aber auch UK oder Neuseeland) sind für reine Ruheständler schwer zugänglich. Ohne passende Visa‑Option wird der Traum schnell zur Sackgasse.

• Geopolitik und Sicherheit: Gerade im Baltikum sollte dein persönliches Sicherheitsgefühl Teil der Standortwahl sein. Studien werten das selten angemessen.

• Mikrolage schlägt Makroliste: Innerhalb eines Landes gibt es riesige Unterschiede. Ein kleiner Ort in Apulien ist ein anderes Leben als Barcelona oder Malta‑Stadt.

• Gesundheit im Alltag: Offizielle Rankings sind das eine. Wartezeiten, Sprachbarrieren und die Dichte guter Ärzte in deiner Region sind das andere.

Steuern im Ruhestand: Chancen und Stolperfallen

Beim Thema Steuern trennt sich die schöne Idee vom belastbaren Plan. Drei Punkte solltest du zwingend prüfen:

1) Wo wird deine Rente besteuert?

Als in Deutschland versteuerter Rentner im Ausland bist du häufig beschränkt steuerpflichtig. Das bedeutet: Der deutsche Grundfreibetrag greift in der Regel nicht – die Steuer kann ab dem ersten Euro anfallen. Unter bestimmten Voraussetzungen kannst du beantragen, wie unbeschränkt steuerpflichtig behandelt zu werden (Stichwort 90‑%‑Regel); dann kann sich die Situation verbessern. Doppelbesteuerungsabkommen und die Art deiner Rente (gesetzlich, betrieblich, privat) spielen eine große Rolle. Kläre das im Einzelfall – idealerweise schriftlich.

2) Länder mit besonderen Rentenregeln

• Italien: In ausgewählten Gemeinden im Süden (unter 20.000 Einwohner) pauschal 7 % auf ausländische Einkünfte, auch auf Renten – ein mögliches Ass im Ärmel.

• Malta: Non‑Dom‑Regime (Remittance‑Basis); für bestimmte Rentenmodelle kann eine pauschale Besteuerung um 15 % relevant sein. Details hängen von Status und Zuzugsprogramm ab.

• Portugal: Das alte NHR ist beendet; der Nachfolger bringt Rentnern deutlich weniger Vorteile. Dennoch bleibt Portugal insgesamt steuerlich planbar und erbschaftsteuerlich familienfreundlich.

3) Erbschaft und Nachlass

• Deutschland: Ziehst du weg, bleibst du als Deutscher noch fünf Jahre unbeschränkt erbschaftsteuerpflichtig. Das kann die Nachlassplanung stark beeinflussen.

• Länderunterschiede: Italien hat sehr niedrige Erbschaftsteuern; Kanada, Australien und Portugal erheben innerhalb der engen Familie teils keine Erbschaft‑/Schenkungssteuer. Prüfe immer die Details und die Wechselwirkungen mit deutschem Recht.

Krankenversicherung und Versorgung – der häufigste blinde Fleck

Viele planen Klima und Kosten – und vergessen die Krankenversicherung. Das rächt sich. Frage dich:

• Wo bist du versichert? In Deutschland (gesetzlich/privat) oder im Zielland? Gibt es Anspruch auf Leistungen über europäische Abkommen? Welche Nachweise brauchst du?

• Wie gut ist die Versorgung in deiner konkreten Region? Gibt es englisch- oder deutschsprachige Ärzte? Wie sind Wartezeiten und Notfallversorgung?

• Brauchst du eine zusätzliche private Auslandskrankenversicherung oder eine lokale private Police? Achte auf Alterungsrückstellungen, Vorerkrankungen und Beitragsentwicklung.

• Pflegefallplanung: Wie sähe Betreuung im Ernstfall aus? Gibt es Einrichtungen, die deinen Standards genügen? Hast du Familie oder ein Netzwerk vor Ort?

Checkliste: So kommst du vom Traum zum tragfähigen Plan

• Probewohnen: Verbringe mehrere Wochen in zwei bis drei Wunschorten – auch außerhalb der Saison.

• Aufenthaltsrecht klären: Welche Visa/Residence‑Programme gibt es speziell für Rentner? Welche Einkommens‑/Vermögensnachweise sind nötig?

• Steuerstatus prüfen: Art deiner Rente, DBA‑Regeln, beschränkte/unbeschränkte Steuerpflicht, Quellensteuern. Dokumentiere alles schriftlich.

• Krankenversicherung regeln: Leistungsumfang, Nachweise, Zusatzpolicen, Pflegeplanung.

• Budget realistisch kalkulieren: Miete/Eigentum, Nebenkosten, Strom/Wasser, Mobilität, Versicherungen, private Medizin, Reisen zur Familie.

• Nachlass und Vollmachten: Testament, Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung – abgestimmt auf Deutschland und das Zielland.

• Community und Infrastruktur: Gibt es ein Netzwerk vor Ort? Vereine, Expat‑Gruppen, Ärzte, Apotheken, Supermärkte, ÖPNV.

• Plan B: Was, wenn sich Rahmenbedingungen (Gesundheit, Politik, Finanzen) ändern? Halte Umzugskasse und Exit‑Strategie bereit.

Praktischer Tipp: Das Finanzamt Neubrandenburg (Rentenempfänger im Ausland) ist für viele steuerliche Fragen von Rentnern mit Auslandsbezug zuständig. Eine schriftliche Anfrage zu deiner individuellen Situation liefert oft überraschend klare Antworten. Parallel lohnt sich eine unabhängige Beratung durch auf Auswanderung und Ruhestand spezialisierte Kanzleien.

Fazit: Liste als Inspiration, Planung als Schlüssel

Die Top‑10 der Everly‑Studie liefert spannende Impulse – von mediterranen Klassikern wie Spanien, Portugal und Italien bis zu Überraschungen wie Estland und Litauen. Entscheidend wird jedoch, wie gut ein Land zu dir, deiner finanziellen und gesundheitlichen Situation und deinem Sicherheitsgefühl passt. Wenn du Steuern, Aufenthaltsrecht und Krankenversicherung sauber regelst und deinen Wunschort gründlich testest, steht einem erfüllten, entspannten Ruhestand im Ausland wenig im Weg.

Mein Vorschlag: Nimm die Liste als Landkarte, nicht als Navigationsgerät. Wähle zwei Favoriten, probewohne, kläre Steuern und Versicherung schriftlich – und triff dann eine bewusste Entscheidung. Wenn du möchtest, hol dir professionelle Unterstützung für die Steuer‑ und Nachlassplanung. So wird aus dem Traum ein belastbarer Plan. Und jetzt: Welches Land spricht dich am meisten an – und warum? Teile deine Gedanken, Fragen und Erfahrungen gerne in den Kommentaren und starte den nächsten konkreten Schritt in Richtung deiner persönlichen Freiheit.

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