Papiertiger? Wie die erweiterte Steuerpflicht dich im Ausland ruiniert

Du hast Deinen Wohnsitz in Deutschland aufgegeben, bist ausgewandert und denkst, das Finanzamt hat nichts mehr mit Dir zu tun?
Dann solltest Du die erweiterte beschränkte Steuerpflicht kennen – eine Regelung, die dafür sorgt, dass Deutschland auch nach Deiner Auswanderung noch bis zu zehn Jahre lang Steuern von Dir verlangen kann.

Im Video erklärt ein Steuerexperte, warum diese Vorschrift kein Papiertiger, sondern für viele Auswanderer ein echtes Risiko ist – besonders für Unternehmer, Investoren und Krypto-Trader.

Was bedeutet „erweiterte beschränkte Steuerpflicht“?

Normalerweise endet mit Deinem Wegzug aus Deutschland die unbeschränkte Steuerpflicht – Du zahlst dann nur noch Steuern auf Einkünfte, die aus Deutschland stammen (z. B. Mieteinnahmen, Renten, Zinsen).

Die erweiterte beschränkte Steuerpflicht (§ 2 AStG) geht aber einen Schritt weiter:
Sie erweitert diesen Einkünftekatalog. Das heißt:

Auch wenn Du im Ausland lebst, kann Deutschland noch weitere Einkünfte besteuern – etwa Gewinne aus deutschen Aktien, Kryptogewinne oder Einkünfte aus einer ausländischen Firma ohne Betriebsstätte.

Und das gilt bis zu 10 Jahre nach Deinem Wegzug.

Wer ist betroffen?

Du fällst unter die erweiterte beschränkte Steuerpflicht, wenn:

  1. Du deutscher Staatsbürger bist,

  2. Du in den letzten 10 Jahren vor Deinem Wegzug mindestens 5 Jahre in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig warst,

  3. Du weiterhin wirtschaftliche Interessen in Deutschland hast (z. B. Vermögen, Beteiligungen, Kryptos, Zinsen, Firmengewinne ohne Betriebsstätte).

Selbst ein amerikanisches LLC-Unternehmen, das keine feste Betriebsstätte hat, kann dazu führen, dass Du weiterhin in Deutschland steuerpflichtig bleibst – weil diese Einkünfte als „betriebsstättenlos“ gelten.

Beispiel: Kryptogewinne nach dem Wegzug

Besonders heikel ist das Thema Kryptowährungen.
Da Krypto-Vermögen keinem bestimmten Land zugeordnet werden kann, betrachtet Deutschland es als inländisches Interesse.

Das bedeutet:
Wenn Du innerhalb der 10-Jahres-Frist nach Deinem Wegzug Kryptos verkaufst, kann Deutschland darauf Steuern erheben – selbst wenn Du längst im Ausland lebst.

Doppelbesteuerungsabkommen – Schutz oder Trugschluss?

Viele glauben, dass ein Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) automatisch schützt.
Das stimmt nur teilweise.

Ziehst Du in ein Land mit DBA (z. B. Malta, USA, Irland), bist Du grundsätzlich besser geschützt.
Aber: Einige Abkommen enthalten sogenannte „Subject-to-Tax“-Klauseln (Rückfallklauseln).
Diese besagen:

Wenn Du bestimmte Einkünfte in Deinem neuen Wohnsitzland nicht versteuerst, darf Deutschland sie trotzdem besteuern.

Beispiel:
Ein Deutscher zieht nach Großbritannien und nutzt dort das frühere „Remittance Basis“-System.
Versteuert er seine Kapitalerträge nicht in UK, darf Deutschland trotzdem zugreifen.

Was bedeutet das in der Praxis?

Wenn Du unter die erweiterte beschränkte Steuerpflicht fällst, musst Du:

  • weiterhin jedes Jahr eine Steuererklärung in Deutschland abgeben,

  • Deine weltweiten Einkünfte offenlegen,

  • und Dich an deutsche Spekulationsfristen (z. B. bei Krypto) halten.

Das kann schnell kompliziert – und teuer – werden.

Wie Du die erweiterte Steuerpflicht vermeiden kannst

Der Experte im Video gibt folgende Tipps:

  1. Ziehe in ein Land mit Doppelbesteuerungsabkommen, das keine Rückfallklausel enthält (z. B. Malta oder Irland).

  2. Vermeide wirtschaftliche Interessen in Deutschland, etwa Immobilien, Depots oder Kryptos, die in Deutschland steuerlich relevant sind.

  3. Plane Deinen Wegzug frühzeitig – steuerliche Beratung vor dem Umzug ist entscheidend.

  4. Halte Dich an die 10-Jahres-Frist – danach endet die erweiterte beschränkte Steuerpflicht endgültig.

Fazit: Kein Mythos – sondern Realität

Die erweiterte beschränkte Steuerpflicht ist kein Papiertiger, sondern für viele Auswanderer ein echtes Risiko.
Wer unvorbereitet Deutschland verlässt, kann sich schnell in einem steuerlichen Albtraum wiederfinden – mit Nachzahlungen, Bußgeldern und zusätzlicher Bürokratie.

Mit der richtigen Planung lässt sich das vermeiden – aber nur, wenn Du die Regeln kennst.

Tipp

Wenn Du planst auszuwandern, informiere Dich frühzeitig über:

  • Doppelbesteuerungsabkommen,

  • Wegzugsbesteuerung,

  • und die erweiterte beschränkte Steuerpflicht.

👉 Video ansehen: Ist die erweiterte beschränkte Steuerpflicht nur ein Papiertiger? (YouTube)

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