Auswandern nach Andorra - Steuerparadies mit hoher Lebensqualität

Zu Gast: Patrick Mueller

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In der Welt der kleinen Staaten nimmt Andorra eine besondere Position ein. Gelegen in den Pyrenäen, mag es zwar geografisch begrenzt sein, verfügt aber über große steuerliche Vorteile für Unternehmer, Freiberufler und jene, die ihren Wohnsitz verlagern wollen. Eine niedrige Mehrwertsteuer von bis zu maximal 4,5% und andere attraktive steuerliche Regelungen machen das Fürstentum zu einem interessanten Standort für Unternehmer und zu einem begehrten Ziel für Auswanderer.

Die Beliebtheit von Andorra ist in den vergangenen zwei bis drei Jahren deutlich gestiegen, wie der Rechtsanwalt Patrick Mueller, der bereits seit über zwölf Jahren in Andorra wohnt und Mandanten bei der Wohnsitzverlagerung in das Land unterstützt, erklärt. Dabei spielen nicht nur steuerliche Anreize eine Rolle. Je nach Lebenssituation und persönlichen Prioritäten spielen für viele Auswanderer auch die hohe Sicherheit, die ausgezeichneten Lebensbedingungen und die Entscheidung Andorras, nicht EU-Land zu werden, eine große Rolle.

Key Takeaways

  • Andorra bietet steuerliche Anreize mit niedriger Mehrwertsteuer.

  • Neuerungen verstärkten die Attraktivität für Wohnsitzverlagerungen.

  • Ein anstehendes Referendum entscheidet über einen Assoziierungsvertrag mit der EU, Andorra wird jedoch kein EU-Mitglied.

Andorra - der größte der sechs Zwergstaaten in Europa

Auf der Landkarte wirkt Andorra winzig, doch es ist der größte der sechs europäischen Zwergstaaten. Eingebettet in den Pyrenäen, zwischen Frankreich und Spanien gelegen, bietet Andorra die Nähe zu vielen weiteren europäischen Ländern, ohne selbst EU-Mitglied zu sein. Gleichwohl ist der Euro gesetzliche Währung, was den Zahlungsverkehr vereinfacht. 

Künftig soll in Andorra darüber hinaus über einen Assoziierungsvertrag mit der EU entschieden werden. Während die Verhandlungen mit der EU diesbezüglich bereits seit zwei Jahren laufen, ist ein entsprechendes Referendum für Anfang 2025 geplant. Die Zustimmung der Bevölkerung zum Assoziierungsvertrag gilt allerdings als gering und derzeit scheint eine Ablehnung im Rahmen des Referendums als wahrscheinlich. 

Der Assoziierungsvertrag sieht keineswegs den Beitritt Andorras zur EU vor, sondern vielmehr die Akzeptanz bestimmter Regeln der EU mit klaren Grenzen seitens Andorras. Zu den Abdeckungen zählen unter anderem:

  • EZB-Anbindung: Das Bankensystem erhält Zugang zur EZB.

  • Zollunion: Der Ausbau der Zollunion wird fortgesetzt.

  • Roaming: Binnen zwei Jahren sollen Roaming-Gebühren abgeschafft werden

  • Immigration und Einwanderung: Andorra behält das Recht auf Anwendung bestimmter Quoten.

  • Niederlassungsfreiheit: Hier gibt es weiterhin gewisse Beschränkungen.

Mit Abschluss des Assoziierungsvertrages würde Andorra also kein EU-Mitglied werden und die Einzigartigkeit des Landes bleibt auch im Fall einer positiven Entscheidung beim geplanten Referendum gewahrt.

Steuerliche Vorzüge als Wohnsitz oder Unternehmenssitz

Ein Pluspunkt in Andorra ist für Auswanderer nach wie vor das attraktive Steuersystem. Dahingehend haben sich die Rahmenbedingungen innerhalb der vergangenen zwei Jahre nur wenig geändert, wie Steuerfachanwalt Patrick Müller betont. 

Geringe Mehrwertsteuer und günstige Unternehmens- und Einkommenssteuern

Allein schon die Mehrwertsteuersätze in dem Land sind beeindruckend niedrig. Hier finden Sie einen regulären Mehrwertsteuersatz von 4,5%. Darüber hinaus gilt auf bestimmte Produkte und Dienstleistungen, beispielsweise im Gesundheitssektor, ein gesenkter Steuersatz von nur 1%.

Die Unternehmensbesteuerung liegt bei einer Höhe von maximal 10 %. Dies ist auch das Maximum für die Einkommensbesteuerung. Für diese gelten darüber hinaus die folgenden Grenzen: 

  • Einkommen in Höhe von bis zu 24.000 Euro pro Jahr gelten als Freibetrag und werden nicht besteuert.

  • Für 24.000 Euro bis 40.000 Euro jährlich fallen Steuern in Höhe von 5 % an. 

  • Einkommen ab 40.000 Euro wird mit 10 % besteuert. 

Darüber hinaus sind Doppelbesteuerungsabkommen mit zahlreichen Ländern vorhanden und ihre Anzahl wächst stetig. Aktuell verfügt Andorra über 16 Doppelbesteuerungsabkommen, wobei Deutschland sich noch nicht darunter befindet.

Im Bereich der Immobilienveräußerung wurden Anpassungen vorgenommen. Beim Verkauf von Immobilien greift jetzt ein Koeffizient, der es Ihnen ermöglicht, Gewinne noch interessanter zu gestalten. Dies stellt eine positive Entwicklung dar, die Ihre Entscheidung für den Immobilienmarkt in Andorra beeinflussen könnte.

Wohnsitzverlagerung nach Andorra

In den vergangenen Jahren hat es einen deutlichen Anstieg an neuen Residenten in Andorra gegeben, bedingt durch die Pandemie und die wachsende Bekanntheit des Landes als Wohnsitz.

Wer sich hier niederlassen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten hinsichtlich einer Aufenthaltsgenehmigung. 

Unternehmensgründung in Andorra

Ein Weg zur sogenannten “aktiven Residenz” führt über eine Firmengründung in Andorra. Hierbei gab es in der jüngeren Vergangenheit eine Änderung. Früher war in diesem Fall eine Kaution in Höhe von 15.000 Euro fällig. Dieser Betrag wurde auf nunmehr 50.000 Euro angehoben. 

Weitere Voraussetzung für den Erhalt der Aufenthaltsgenehmigung im Fall einer Unternehmensgründung ist, dass der Resident mindestens 35 % am betreffenden Unternehmen hält. Darüber hinaus werden Beiträge zur Sozialversicherung in Höhe von derzeit 502 Euro fällig. Abgedeckt ist damit unter anderem die Krankenversicherung.

Unerlässlich für die Residenz ist der physische Aufenthalt in Andorra an über 183 Tagen im Jahr. Dieser wird von der Einwanderungsbehörde streng geprüft. Daher eignet sich Andorra nur für Auswanderer, die tatsächlich ihren Lebensmittelpunkt dorthin verlagern möchten.

Investition in Andorra

Eine weitere Möglichkeit, die Residenz in Andorra zu erhalten, bietet eine Investition. Auch diesbezüglich gab es in der jüngsten Vergangenheit Änderungen. So beträgt die Mindestsumme, die hierfür erforderlich ist, nunmehr 600.000 Euro (vormals 400.000 Euro). 

Sie haben dabei die Wahl, ob Sie in Ihr eigenes Portfolio investieren oder sich für lokale Anlagen entscheiden. 

Hohe Sicherheit und Lebensqualität

Nicht nur für Unternehmer und Investoren ist Andorra ein Land, das Vorzüge bietet. Besonders gut ist es auch für Familien geeignet. Zu den Vorteilen, die Auswanderer hier vorfinden, gehören: 

  • eine hohe Sicherheit, 

  • ein ausgezeichnetes Bildungssystem mit andorranische, internationalen, spanische, englischen und britischen Schulen, 

  • eine gute Gesundheitsversorgung mit Anbindung an das Krankenversorgungssystem in Frankreich und Spanien,

  • vielfältige Sport- und Freizeitangebote. 

Dies sind nur einige der Aspekte, die Auswanderer nach Andorra locken und das Land für Menschen in verschiedenen Lebenssituationen attraktiv machen.

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