DDR 2.0? – Kommt das Verbot, Deutschland zu verlassen?
Kaum ein Thema polarisiert so sehr wie die Entscheidung, Deutschland den Rücken zu kehren. Die Angst davor, dass das Auswandern bald verboten werden könnte, geistert durch YouTube-Videos, Foren und Zeitungsartikel. Doch was ist wirklich dran an den Gerüchten, dass in Deutschland ein Auswanderungsverbot oder massive Hürden bevorstehen?
In diesem Blogpost räumen wir mit Halbwahrheiten auf, schauen uns die Fakten rund um die sogenannte Wegzugssteuer an und geben praktische Tipps, wie du deinen Umzug ins Ausland ohne böse Überraschungen gestalten kannst.
Gerüchteküche: Wird Auswandern bald verboten?
Viele Videos und Beiträge im Netz schlagen Alarm: Auswanderung soll angeblich bald verboten, erschwert oder gar unter Strafe gestellt werden, ähnlich wie es früher in der DDR war. Häufig beruhen diese Aussagen aber auf keinerlei belastbaren Quellen oder Gesetzestexten. Stattdessen handelt es sich oft um reißerische Clickbait-Behauptungen, die bei genauerem Hinsehen nicht haltbar sind.
Tatsächlich gibt es keine aktuellen oder geplanten gesetzlichen Initiativen, die das Auswandern aus Deutschland verbieten oder auch nur nennenswert erschweren. Die Angst, dass plötzlich eine Mauer errichtet wird oder Republikflucht kriminalisiert wird, ist also unbegründet. Anders als in Österreich, wo die Regelungen zur Wegzugsbesteuerung für private Vermögen wesentlich strenger sind, lässt sich Deutschland bislang nicht zu solchen Schritten hinreißen.
Was steckt wirklich hinter der deutschen Wegzugssteuer?
Ein zentraler Begriff in der Diskussion ist die Wegzugssteuer. Viele, die mit dem Gedanken spielen auszuwandern, fürchten, dass der deutsche Fiskus bei einem Umzug ins Ausland zuschlägt – egal, ob sie Unternehmer*in, Investor*in oder Freelancer*in sind.
Doch in Wahrheit trifft diese Steuer nur eine Minderheit. Sie wird fällig, wenn du an einer Kapitalgesellschaft (wie einer deutschen GmbH, einer britischen Limited oder einer amerikanischen Corporation) zu mindestens 1% beteiligt bist oder seit 2025 mehr als 500.000 Euro in einen einzigen ETF oder Fond investiert hast. Der Großteil der Auswandernden – darunter viele Selbstständige, Angestellte, Immobilienbesitzer oder Privatanleger – sind von der Wegzugssteuer nicht betroffen. Auch Gold, Krypto oder Immobilien unterliegen dieser nicht.
Was hat sich 2025 geändert?
Seit 2025 gibt es eine Verschärfung: Wer mindestens 500.000 Euro in denselben ETF oder einen anderen Fonds eingezahlt hat, könnte nun von der Wegzugssteuer erfasst werden. Wiederum gilt: Es spielt keine Rolle, wie viel der ETF heute wert ist - entscheidend ist die Einzahlungssumme. Viele Anleger*innen müssen sich also trotzdem keine Sorgen machen, da nur sehr wenige diese Beträge auch tatsächlich erreicht haben.
Ein Blick nach Österreich zeigt übrigens, wie hart eine verschärfte Wegzugsbesteuerung tatsächlich greifen kann: Dort müssen Wertsteigerungen von Aktien oder ETFs bereits beim reinen Wegzug ins Ausland versteuert werden, sogar ohne Verkauf der Wertpapiere. In Deutschland ist das bislang zum Glück nicht der Fall.
Was ist mit Unternehmern und Freiberuflern?
Besonders häufig kursieren Unsicherheiten bei Unternehmer*innen, Selbständigen und Freiberuflern. Hier gilt: Wer ein Einzelunternehmen führt oder Freiberufler ist, hat grundsätzlich nichts mit der Wegzugsbesteuerung nach §6 AStG zu tun. Es gibt allerdings die sogenannte Entstrickungsbesteuerung, wenn ein Betrieb oder ein Unternehmen ins Ausland verlegt wird. Wer jedoch keine hohen Gewinne macht, wird auch hier meistens geschont – zum Beispiel durch Berücksichtigung eines Unternehmerlohns bei der Unternehmensbewertung. Hier lohnt sich der Rat einer spezialisierten Steuerberatung, um vermeidbare Steuerfallen zu umgehen.
Keine Panikmache – aber Augen auf bei Gesetzesänderungen
Der Staat plant tatsächlich immer mal wieder neue steuerliche Maßnahmen, um die Abwanderung von Wohlhabenden zu verhindern oder zu monetarisieren. Prinzipiell könnte Deutschland das österreichische Modell übernehmen oder gar – wie die USA – die Besteuerung an die Staatsbürgerschaft knüpfen. Aktuell gibt es aber keine konkreten Pläne oder Gesetzesvorhaben, die dies zeitnah umsetzen würden.
Dennoch solltest du als potenzieller Auswanderer aufmerksam bleiben. Wer Vermögenswerte im In- oder Ausland hält, sollte regelmäßig prüfen, welche Steuergesetze und -auswirkungen für seinen individuellen Fall gelten. Und: Vertraue lieber geprüften Quellen, Gesetzestexten oder der Expertenmeinung eines Steuerberaters als reißerischen YouTube-Videos, die nur Klicks generieren wollen.
Warum verlagern trotzdem viele ihr Vermögen?
Zahlreiche Leistungsträger entscheiden sich trotzdem, ihr Vermögen oder Immobilien in Deutschland zu verkaufen, um steuerlichen Risiken zu entgehen und klare Verhältnisse zu schaffen. Doch ein Verkauf ist keineswegs zwingend. Es gibt vielfältige Strategien, wie du deinen Auslandsumzug gemäß deinen Zielen und deiner Vermögensstruktur gestalten kannst, ohne dein gesamtes deutsches Vermögen auflösen zu müssen.
Weniger Steuern, mehr Freiheit? Chancen und Risiken des Auswanderns
Viele entscheiden sich bewusst für ein Leben außerhalb Deutschlands. Sie suchen bessere steuerliche Bedingungen, ein angenehmeres Lebensumfeld oder wollen einfach kein Teil eines Systems mehr sein, das sie als ungerecht oder ineffizient empfinden. Die Auswahl an attraktiven Auswanderungsländern innerhalb und außerhalb Europas ist groß – von Italien über Spanien bis Dubai oder Thailand.
Die Entscheidung zum Auswandern ist nie leichtfertig – und sollte sie auch nicht sein. Ein sorgfältig vorbereiteter Plan, rechtliche Beratung und der Austausch mit erfahrenen Beratern sind der Schlüssel, um Stolperfallen zu vermeiden und wirklich Freiheit und steuerliche Vorteile zu genießen.
Fazit: Lass dich nicht von Angst oder Gerüchten lenken!
Das Auswandern aus Deutschland wird nicht verboten, zumindest ist davon derzeit keine Rede oder entsprechende Gesetzgebung auf dem Weg. Die Wegzugssteuer greift nur in wenigen Ausnahmefällen, und eine generelle Steuerpflicht für deutsche Staatsbürger im Ausland ist bislang Zukunftsmusik. Trotzdem solltest du dich gründlich informieren, mit echten Experten sprechen und unseriöse Quellen kritisch prüfen.
Wenn du wirklich überlegst, Deutschland zu verlassen, nutze seriöse Beratungsangebote, lies die relevanten Gesetzestexte und sprich mit einem international erfahrenen Steuerberater oder Anwalt. So wirst du den Schritt in die neue Freiheit bestens vorbereitet gehen – und sparst am Ende nicht nur Steuern, sondern auch jede Menge Nerven.