Homeschooling und Freilernen in Bolivien

Chancen, Gesetze und Tipps für deutschsprachige Familien

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Bolivien entwickelt sich zunehmend zu einem attraktiven Ziel für deutschsprachige Auswandererfamilien, die alternative Bildungswege für ihre Kinder suchen. Das südamerikanische Land bietet niedrige Lebenshaltungskosten und eine reiche kulturelle Vielfalt.

Auch flexible Bildungsmöglichkeiten abseits der strengen Schulpflicht, wie sie in Deutschland herrscht, sind gegeben.

Homeschooling und Freilernen sind in Bolivien grundsätzlich möglich und bieten Auswandererfamilien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz interessante Alternativen zum traditionellen Schulsystem. Die rechtlichen Rahmenbedingungen unterscheiden sich deutlich von den restriktiven Regelungen in Deutschland, wo Hausunterricht weitgehend verboten ist.

Familien, die diesen Schritt wagen, stehen vor praktischen Fragen zur Umsetzung, rechtlichen Absicherung und sozialen Integration ihrer Kinder. Von der Wahl geeigneter Lernmaterialien über den Aufbau von Netzwerken bis hin zur langfristigen Bildungsplanung gibt es verschiedene Aspekte zu berücksichtigen.

Überblick: Homeschooling und Freilernen in Bolivien

Bolivien bietet deutschen, österreichischen und schweizerischen Auswandererfamilien flexible Bildungsalternativen außerhalb des traditionellen Schulsystems. Das Land verfügt über eine weniger restriktive Gesetzgebung bezüglich alternativer Bildungsformen.

Es zeigt wachsende Akzeptanz für individualisierte Lernansätze.

Rechtlicher Rahmen in Bolivien

Die bolivianische Verfassung garantiert das Recht auf Bildung, ohne eine strenge Anwesenheitspflicht in staatlichen Schulen zu verlangen. Familien können alternative Bildungswege wählen, sofern sie grundlegende Bildungsstandards erfüllen.

Wichtige rechtliche Aspekte:

  • Keine explizite Schulpflicht wie in Deutschland

  • Bildungspflicht statt Anwesenheitspflicht

  • Möglichkeit privater Bildungsformen

Die lokalen Bildungsbehörden verlangen meist eine Anmeldung der Kinder im Bildungssystem. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig den Besuch einer traditionellen Schule.

Eltern müssen nachweisen können, dass ihre Kinder eine angemessene Bildung erhalten. Regelmäßige Prüfungen oder Leistungsnachweise können erforderlich sein.

Homeschooling vs. Freilernen: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Homeschooling in Bolivien folgt strukturierten Lehrplänen und festen Lernzielen. Eltern oder private Tutoren unterrichten nach vorgegebenen Curricula.

Freilernen ermöglicht selbstbestimmtes Lernen ohne feste Struktur. Kinder folgen ihren natürlichen Interessen und lernen aus alltäglichen Erfahrungen.

Aspekt

Struktur

Prüfungen

Materialien

Homeschooling

Fester Lehrplan

Regelmäßige Tests

Lehrbücher erforderlich

Freilernen

Flexible Inhalte

Bedarfsabhängig

Vielfältige Ressourcen

Beide Ansätze sind in Bolivien grundsätzlich möglich. Die Wahl hängt von familiären Präferenzen und den Anforderungen der lokalen Behörden ab.

Aktuelle Trends und Entwicklungen

Die Corona-Pandemie hat alternative Bildungsformen in Bolivien verstärkt. Viele Familien entdeckten Vorteile des häuslichen Unterrichts und setzen diese fort.

Radio-Homeschooling-Programme erreichen über 25.000 Schüler in ländlichen Gebieten Boliviens. Diese Initiative zeigt die wachsende Akzeptanz alternativer Bildungsmethoden.

Online-Plattformen und digitale Lernressourcen werden zunehmend verfügbar. Deutsche, österreichische und schweizerische Familien können ihre Muttersprache und Kultur durch internationale Online-Schulen erhalten.

Die Expatriate-Community wächst stetig. Bildungsnetzwerke und Unterstützungsgruppen für deutschsprachige Familien entstehen in größeren Städten wie Santa Cruz und La Paz.

Erfahrungen deutschsprachiger Auswanderer

Deutschsprachige Familien in Bolivien stehen vor spezifischen Herausforderungen beim Homeschooling, können aber von der flexiblen Gesetzeslage profitieren. Die Erfahrungen zeigen typische Anfangsschwierigkeiten und bewährte Strategien für erfolgreiche Bildungswege.

Herausforderungen für Familien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz

Die Sprachbarriere stellt oft die größte Hürde dar. Behördengänge und Gespräche mit lokalen Bildungseinrichtungen erfordern Spanischkenntnisse oder Dolmetscher.

Kulturelle Unterschiede im Bildungsverständnis können zu Missverständnissen führen. Bolivianische Behörden verstehen das deutsche Konzept der strikten Schulpflicht oft nicht.

Die rechtliche Unsicherheit belastet viele Familien anfangs. Ohne klare deutschsprachige Informationen fühlen sich Eltern oft überfordert.

Materialverfügbarkeit bereitet praktische Probleme. Deutsche Schulbücher sind teuer und schwer erhältlich.

Internetverbindungen für Online-Ressourcen können in ländlichen Gebieten instabil sein. Die soziale Isolation der Kinder beschäftigt viele Eltern.

Der Aufbau sozialer Kontakte außerhalb traditioneller Schulstrukturen erfordert mehr Initiative.

Erfolgsfaktoren für einen gelungenen Bildungsstart

Frühzeitige Planung vor der Auswanderung erleichtert den Übergang erheblich. Familien sollten bereits in Deutschland Materialien sammeln und Konzepte entwickeln.

Der Kontakt zu anderen Homeschooling-Familien vor Ort schafft wichtige Netzwerke. Diese Familien teilen Erfahrungen und praktische Tipps.

Flexibilität beim Lehrplan ermöglicht die Integration lokaler Gegebenheiten. Viele Familien kombinieren deutsche Bildungsstandards mit bolivianischer Kultur und Geschichte.

Die schrittweise Integration in die lokale Gemeinschaft hilft bei der Akzeptanz. Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen und Sportvereinen öffnet Türen.

Digitale Ressourcen aus dem deutschsprachigen Raum ergänzen den Unterricht effektiv. Online-Plattformen bieten Zugang zu aktuellen Materialien und Methoden.

Erfahrungsberichte aus der Praxis

Familie Weber aus München berichtet von anfänglichen Schwierigkeiten mit lokalen Behörden. Nach sechs Monaten fanden sie Unterstützung durch andere deutsche Familien in La Paz.

Die österreichische Familie Müller nutzt eine Mischform aus deutschem Online-Unterricht und lokalen Aktivitäten. Ihre Kinder lernen vormittags nach österreichischem Lehrplan und nachmittags Spanisch mit Nachbarskindern.

Eine Schweizer Familie in Santa Cruz organisiert Lerngruppen mit anderen europäischen Familien. Jeden Donnerstag treffen sich die Kinder für gemeinsame Projekte und sozialen Austausch.

Viele Familien berichten von positiven Veränderungen nach dem ersten Jahr. Die Kinder entwickeln oft bessere Spanischkenntnisse als erwartet und zeigen mehr Selbstständigkeit beim Lernen.

Rechtliche Aspekte für Expats

Auswanderer müssen spezifische rechtliche Bestimmungen beachten, wenn sie in Bolivien Homeschooling praktizieren möchten. Die Anerkennung von Bildungsabschlüssen, lokale Meldepflichten und behördliche Anforderungen bilden das rechtliche Fundament.

Anerkennung von Bildungsabschlüssen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Die Anerkennung bolivianischer Bildungsabschlüsse in den deutschsprachigen Ländern erfordert eine sorgfältige Planung und Dokumentation. Familien sollten sich frühzeitig über die Anerkennungsverfahren informieren.

Deutschland erkennt ausländische Abschlüsse über die Kultusministerkonferenz an. Die Zeugnisanerkennungsstelle des jeweiligen Bundeslandes prüft die Gleichwertigkeit bolivianischer Abschlüsse.

Österreich führt die Nostrifizierung über das Bundesministerium für Bildung durch. Private Homeschooling-Abschlüsse müssen durch anerkannte Prüfungen legitimiert werden.

Die Schweiz handhabt Anerkennungen kantonal unterschiedlich. Das Staatssekretariat für Bildung koordiniert die Bewertung ausländischer Qualifikationen.

Expats sollten während des Homeschoolings regelmäßig Leistungsnachweise sammeln. Dokumentierte Lernfortschritte und externe Prüfungen erleichtern spätere Anerkennungsverfahren.

Schulpflicht und Meldepflichten in Bolivien

Bolivien praktiziert eine flexible Handhabung der Bildungspflicht, die Homeschooling grundsätzlich ermöglicht. Familien müssen jedoch bestimmte administrative Schritte befolgen.

Die Registrierung beim örtlichen Bildungsministerium ist erforderlich. Eltern müssen einen formellen Antrag auf häuslichen Unterricht stellen und ihre Qualifikation als Lehrende nachweisen.

Regelmäßige Meldungen über den Lernfortschritt sind vorgeschrieben. Diese erfolgen meist halbjährlich durch standardisierte Formulare oder Berichte.

Prüfungen können von lokalen Bildungsbehörden verlangt werden. Die Teilnahme an staatlichen Leistungskontrollen sichert die offizielle Anerkennung des Bildungsweges.

Die Meldepflichten variieren je nach Department. La Paz und Santa Cruz haben unterschiedliche Anforderungen an die Dokumentation und Berichterstattung.

Behördliche Anforderungen für Auswanderer

Ausländische Familien müssen zusätzliche behördliche Schritte beachten, die über die regulären Homeschooling-Bestimmungen hinausgehen. Der Aufenthaltsstatus beeinflusst die Bildungsrechte direkt.

Aufenthaltstitel müssen gültig sein und Bildungsaktivitäten abdecken. Temporäre Visa können Einschränkungen bei der Schulanmeldung mit sich bringen.

Dokumente wie Geburtsurkunden, Impfnachweise und bisherige Schulzeugnisse müssen apostilliert und übersetzt vorliegen. Die deutsche Botschaft in La Paz kann bei der Beglaubigung unterstützen.

Steuerpflicht kann bei längerem Aufenthalt entstehen. Dies beeinflusst auch die Finanzierung von Bildungsmaterialien und externen Kursen.

Regelmäßige Konsultationen mit Rechtsberatern werden empfohlen. Bolivianisches Bildungsrecht ändert sich häufig, was kontinuierliche Überwachung der Bestimmungen erfordert.

Praktische Umsetzung von Homeschooling in Bolivien

Die Umsetzung von Homeschooling in Bolivien erfordert eine durchdachte Herangehensweise bei der Curriculum-Auswahl und der Beschaffung geeigneter Lernmaterialien. Online-Plattformen bieten deutschsprachigen Familien flexible Lösungen für die Bildung ihrer Kinder.

Curriculumswahl und Bildungskonzepte

Deutsche Auswandererfamilien können zwischen verschiedenen Bildungskonzepten wählen. Das deutsche Fernschulsystem bietet strukturierte Lehrpläne, die den Standards der Heimatländer entsprechen.

Verfügbare Optionen:

  • Deutsche Fernschulen mit staatlicher Anerkennung

  • Österreichische Externistenprüfungen

  • Schweizer Bildungspläne für Privatunterricht

  • Internationale Curricula (IB, Cambridge)

Viele Familien kombinieren formelle Strukturen mit freieren Lernansätzen. Die Flexibilität ermöglicht es, bolivianische Kultur und Sprache in den Unterricht zu integrieren.

Eine frühzeitige Entscheidung über Rückkehrpläne beeinflusst die Curriculum-Wahl erheblich. Bei geplanter Rückkehr nach Deutschland sollten Familien auf anerkannte Fernschulprogramme setzen.

Lernmaterialien und Ressourcen vor Ort

In größeren bolivianischen Städten wie La Paz und Santa Cruz finden Familien grundlegende Schulmaterialien. Spezialisierte deutsche Lernmittel sind jedoch begrenzt verfügbar.

Lokale Beschaffungsmöglichkeiten:

  • Buchhandlungen in städtischen Gebieten

  • Internationale Schulen als Materialquelle

  • Deutsche Gemeinschaften und Expat-Netzwerke

  • Bibliotheken in größeren Städten

Familien sollten Lernmaterialien bereits vor der Auswanderung beschaffen oder regelmäßige Lieferungen aus dem Heimatland organisieren. Der Import kann durch Zollbestimmungen verzögert werden.

Praktische Materialien wie Laborausstattung oder technische Geräte sind in ländlichen Gebieten schwer erhältlich. Eine vorausschauende Planung reduziert spätere Beschaffungsprobleme erheblich.

Online-Lernplattformen für deutschsprachige Kinder

Deutsche Online-Schulen bieten vollständige Bildungsprogramme mit direkter Betreuung durch qualifizierte Lehrkräfte. Die Internetverbindung in bolivianischen Städten unterstützt diese digitalen Lösungen.

Empfohlene Plattformen:

  • ILS und sgd: Etablierte deutsche Fernschulanbieter

  • Flex-Fernschule: Spezialisiert auf Auslandsschüler

  • Deutsche Online-Akademie: Flexible Kursgestaltung

  • Österreichische Fernlehre: Für österreichische Familien

Die monatlichen Kosten bewegen sich zwischen 150 und 400 Euro pro Kind. Technische Anforderungen umfassen einen Computer und stabile Internetverbindung mit mindestens 10 Mbit/s.

Zeitzonenunterschiede zu Europa können bei Live-Unterricht problematisch werden. Viele Anbieter bieten jedoch asynchrone Lernmodule und Aufzeichnungen für maximale Flexibilität.

Gemeinschaft und Netzwerkbildung

Deutschsprachige Homeschooling-Familien in Bolivien profitieren von organisierten Lerngruppen und der Vernetzung mit etablierten Communities. Der Austausch mit lokalen und internationalen Bildungsgemeinschaften erweitert die verfügbaren Ressourcen erheblich.

Bildung von Lerngruppen für deutschsprachige Familien

Deutschsprachige Familien in bolivianischen Städten wie La Paz und Santa Cruz bilden regelmäßig kleine Lerngruppen. Diese Kooperationen entstehen oft über deutsche Schulen, Kulturvereine oder Expatriate-Communities.

Typische Gruppengrößen umfassen 3-6 Familien mit ähnlich alten Kindern. Die Familien teilen sich Unterrichtsverantwortung in verschiedenen Fächern auf.

Organisationsmodelle:

  • Rotierendes System zwischen Familienhäusern

  • Gemeinsame Anmietung von Unterrichtsräumen

  • Nutzung von Räumen in deutschen Kulturzentren

Die Kostenaufteilung erfolgt meist gleichmäßig zwischen den teilnehmenden Familien. Gemeinsame Materialanschaffung und geteilte Lehrkräfte reduzieren die individuellen Ausgaben.

Regelmäßige Aktivitäten umfassen Exkursionen zu historischen Stätten, naturwissenschaftliche Projekte und kulturelle Veranstaltungen. Deutsche Feiertage und Traditionen werden gemeinsam gepflegt.

Austausch mit lokalen und internationalen Homeschooling-Communities

Bolivianische Homeschooling-Familien organisieren sich hauptsächlich in städtischen Gebieten. Der Kontakt erfolgt über soziale Medien und lokale Bildungsgruppen.

WhatsApp-Gruppen und Facebook-Communities dienen als primäre Kommunikationskanäle. Regelmäßige Treffen finden monatlich in verschiedenen Stadtteilen statt.

Internationale Online-Plattformen verbinden deutschsprachige Familien weltweit. Diese Netzwerke bieten Curriculum-Empfehlungen und methodische Unterstützung.

Austauschformate:

  • Gemeinsame Sportaktivitäten und Ausflüge

  • Tauschbörsen für Lehrmaterialien

  • Koordinierte Online-Kurse zwischen Ländern

Deutsche Kulturorganisationen in Bolivien unterstützen Bildungsinitiativen durch Räumlichkeiten und Kontakte. Die Zusammenarbeit erleichtert den Zugang zu deutschsprachigen Ressourcen.

Erfahrene Familien fungieren als Mentoren für Neuankömmlinge. Sie teilen praktische Tipps zur Behördenkommunikation und lokalen Bildungsressourcen.

Soziale Integration von Kinder

Kinder von deutschen, österreichischen und Schweizer Auswandererfamilien müssen sich an die bolivianische Gesellschaft anpassen. Der Spracherwerb und die kulturelle Eingliederung bilden dabei die Grundlage für erfolgreiche soziale Kontakte.

Spracherwerb und kulturelle Eingliederung

Spanisch ist die wichtigste Amtssprache in Bolivien. Kinder benötigen mindestens 6-12 Monate intensive Sprachpraxis für grundlegende Kommunikation.

In ländlichen Gebieten sprechen viele Menschen zusätzlich Quechua oder Aymara. Diese indigenen Sprachen können für Kinder besonders in abgelegenen Regionen relevant werden.

Bolivianische Familien pflegen enge soziale Bindungen. Kinder wachsen oft mit Großfamilien auf und lernen früh Verantwortung zu übernehmen.

Kulturelle Unterschiede zeigen sich in:

  • Pünktlichkeitsverständnis (flexiblere Zeitauffassung)

  • Hierarchische Respektstrukturen

  • Religiöse Traditionen (katholische und indigene Elemente)

Lokale Feste wie Karneval oder Alasitas bieten Kindern Gelegenheiten zur kulturellen Teilhabe. Diese Veranstaltungen erleichtern das Verständnis für bolivianische Traditionen erheblich.

Freizeitmöglichkeiten und soziale Aktivitäten

Bolivianische Kinder verbringen viel Zeit im Freien. Fußball ist der beliebteste Sport und schafft schnell Kontakte zu Gleichaltrigen.

In städtischen Gebieten wie La Paz oder Santa Cruz gibt es:

  • Sportvereine

  • Musikgruppen

  • Jugendorganisationen

  • Kulturzentren

Ländliche Regionen bieten weniger organisierte Aktivitäten. Kinder helfen häufig bei familiären Arbeiten mit und lernen dabei traditionelle Fertigkeiten.

Herausforderungen für europäische Kinder:

  • Unterschiedliche Sicherheitsstandards

  • Begrenzte Infrastruktur in abgelegenen Gebieten

  • Wirtschaftliche Unterschiede zwischen Familien

Kirchengemeinden organisieren oft Jugendgruppen. Diese bieten strukturierte soziale Kontakte und unterstützen die Integration in die Gemeinschaft.

Vorteile und Herausforderungen beim Freilernen

Individuelle Förderung und Selbstbestimmtes Lernen

Kinder können beim Freilernen ihren natürlichen Lernrhythmus befolgen. Sie entwickeln Themen nach eigenen Interessen und ohne zeitliche Vorgaben.

Flexible Lerngeschwindigkeit ermöglicht es begabten Kindern, schneller voranzuschreiten. Gleichzeitig haben andere mehr Zeit für schwierige Konzepte.

Die intrinsische Motivation bleibt erhalten, da Lerninhalte aus echter Neugier entstehen. Kinder wählen Projekte selbst aus und arbeiten mit höherem Engagement daran.

Praktische Lebenserfahrungen ersetzen theoretischen Unterricht. In Bolivien können Familien lokale Märkte, Handwerksbetriebe oder Naturphänomene direkt erforschen.

Die individuelle Betreuung durch Eltern oder Tutoren passt sich den spezifischen Bedürfnissen jedes Kindes an. Lernschwierigkeiten werden sofort erkannt und bearbeitet.

Mögliche Schwierigkeiten für Eltern und Kinder

Eltern tragen die vollständige Verantwortung für die Bildung ihrer Kinder. Dies erfordert erhebliche zeitliche und emotionale Ressourcen.

Fehlende pädagogische Ausbildung kann zu Wissenslücken führen. Besonders in höheren Klassenstufen stoßen Eltern an ihre fachlichen Grenzen.

Die soziale Isolation stellt eine bedeutende Herausforderung dar. Kinder haben weniger regelmäßigen Kontakt zu Gleichaltrigen als in traditionellen Schulen.

Strukturmangel kann problematisch werden, wenn Kinder klare Rahmen benötigen. Nicht alle Kinder entwickeln selbstständig effektive Lerngewohnheiten.

Die Anerkennung von Abschlüssen bleibt ungeklärt. Familien müssen alternative Wege für formale Qualifikationen finden, besonders für weiterführende Bildung oder Berufsausbildung.

Finanzielle Belastungen entstehen durch Lernmaterialien, Tutoren oder spezialisierte Programme. Ein Elternteil muss oft berufliche Einschränkungen hinnehmen.

Langfristige Perspektiven

Homeschooling-Familien in Bolivien müssen frühzeitig die beruflichen und akademischen Zukunftswege ihrer Kinder planen. Die Anerkennung von Bildungsabschlüssen und der Zugang zu internationalen Studienprogrammen erfordern strategische Vorbereitung.

Zukunftschancen und Rückkehrmöglichkeiten

Homeschooling-Absolventen aus Bolivien stehen vor spezifischen Herausforderungen bei der Rückkehr nach Deutschland, Österreich oder die Schweiz. Die Anerkennung bolivianischer Bildungsabschlüsse variiert zwischen den Ländern erheblich.

Deutschland erkennt bolivianische Sekundarschulabschlüsse nur mit zusätzlichen Qualifikationen an. Homeschooler benötigen oft eine Externenprüfung oder das Studienkolleg.

Österreich verlangt eine Nostrifizierung ausländischer Abschlüsse. Der Prozess dauert mehrere Monate und erfordert umfangreiche Dokumentation.

Die Schweiz behandelt bolivianische Abschlüsse als gleichwertig, wenn sie den kantonalen Standards entsprechen. Eine Bewertung durch die EDK ist erforderlich.

Berufliche Perspektiven in Bolivien selbst entwickeln sich positiv. Der Tourismus- und IT-Sektor bietet deutschsprachigen Jugendlichen gute Chancen.

Internationale Studienzugänge für Homeschooler

Internationale Universitäten akzeptieren Homeschooling-Abschlüsse unter bestimmten Voraussetzungen. Online-Schulen mit akkreditierten Abschlüssen erleichtern den Hochschulzugang erheblich.

Die IB-Prüfung (International Baccalaureate) gilt als Goldstandard für Homeschooler. Prüfungszentren in La Paz und Santa Cruz bieten diese Option an.

Amerikanische Universitäten zeigen sich besonders offen für Homeschooler. Das SAT oder ACT kann Bildungslücken kompensieren.

Deutsche Hochschulen verlangen meist das Abitur oder eine gleichwertige Qualifikation. Studienkollegs bieten einen alternativen Weg für Homeschooler ohne anerkannten Abschluss.

Portfolio-basierte Bewerbungen gewinnen an Bedeutung. Dokumentierte Projekte, Praktika und außerschulische Aktivitäten können fehlende formale Abschlüsse ausgleichen.

Frühzeitige Planung ab dem 14. Lebensjahr ist entscheidend. Die Wahl der richtigen Prüfungen und Zertifikate bestimmt die späteren Studienmöglichkeiten.

Ressourcen und weiterführende Informationen

Familien, die nach Bolivien auswandern möchten, sollten sich umfassend über die rechtlichen Rahmenbedingungen informieren. Die bolivianische Verfassung und das Bildungsgesetz bilden die Grundlage für alle Bildungsentscheidungen.

Wichtige Anlaufstellen:

  • Deutsche Botschaft in La Paz

  • Österreichische Honorarkonsulate

  • Schweizer Vertretung in Bolivien

  • Bolivianisches Bildungsministerium

Online-Ressourcen bieten wertvolle Informationen für Freilerner-Familien. Deutsche Plattformen wie die Freilerner-Solidargemeinschaft e.V. unterstützen mit Erfahrungsaustausch und praktischen Tipps.

Hilfreiche Webseiten:

  • Bildung Weltweit (Deutscher Bildungsserver)

  • Freilerner-Communities in sozialen Netzwerken

  • Expat-Foren für Bolivien

Rechtliche Beratung ist vor der Auswanderung empfehlenswert. Spezialisierte Anwälte können über Aufenthaltsbestimmungen und Bildungsvorschriften aufklären.

Die Dokumentation der Lernfortschritte wird wichtiger, wenn Familien später zurückkehren möchten. Portfolios und Lerntagebücher helfen bei der Anerkennung von Bildungsleistungen.

Praktische Materialien:

  • Curriculum-Guides verschiedener Länder

  • Online-Lernplattformen in deutscher Sprache

  • Internationale Fernschulen

Vernetzung mit anderen deutschsprachigen Familien in Bolivien erleichtert den Alltag. Lokale Gruppen organisieren gemeinsame Aktivitäten und teilen Erfahrungen über alternative Bildungswege.

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